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http://www.archive.org/details/anzeiger1910germuoft
Anzeiger
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEÜMS.
HERAUSGEGEBEN VOM DIREKTORIUM.
JAHRGANG 1909.- \Ö
NÜRNBERG.
VERLAGSEIQENTUM DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
1909. -
12. . ^ . S''
riV, i M. Z, Jamiar— Jviiii.
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
Mit der Zeitschrift unseres Museums ist vom gegenwärtigen Jahrgang an
nach dem Beschlüsse des Verwaltungsausschusses insofern eine Um-
wandlung vorgenommen worden, als der „Anzeiger" nunmehr getrennt von
den „Mitteilungen" zur Ausgabe gelangt und etwas eingehender als bisher,
namentlich auch unter Beigabe einzelner Abbildungen über die Neuerwer-
bungen berichten soll. Er wird auch weiterhin vierteljährlich und zwar im
allgemeinen Ende April, Juli, Oktober und Januar erscheinen. Zugleich mit
der letzten Nummer eines jeden Jahrgangs des „Anzeigers" sollen in der
Regel die „Mitteilungen" als ein Jahresheft von etwa 10 Druckbogen aus-
gegeben werden. Sie werden, wie bisher, bestrebt sein, im Anschluß an die
reichen Schätze, die das Germanische Museum in allen seinen Abteilungen
birgt, oder auch nur aus den Interessenkreisen der Anstalt, also wesentlich
aus den Gebieten der deutschen Kunst- und Kulturgeschichte, größere und
kleinere Aufsätze darzubieten, die sich weniger die lediglich museologische
als eindringende fachwissenschaftliche Verarbeitung des Materials zur Aufgabe
setzen. Das Hauptaugenmerk wird dabei der Veröffentlichung von Denk-
mälern und der Erschließung von Quellen zugewandt bleiben.
Die Schriftleitung des „Anzeigers" und der „Mitteilungen" hat der neu-
ernannte II. Direktor des Museums, Dr. Theodor Hampe, übernommen.
Das Direktorium.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
VERWALTUNGS-AUSSCHUSS.
Gemäß den Beschlüssen des Verwaltungsausschusses vom vorigen Jahre hat am 11. Januar
1909 eine außerordentliche Versammlung desselben stattgefunden, in welcher
über die Neuregelung der Gehalte beraten wurde.
An der Versammlung nahmen außer den beiden Direktoren des Museums und dem
Herrn Oberregierungsrat Dr. Winterstein als Vertreter der Königl. Bayerischen Staats-
regierung folgende Mitglieder des Verwaltungsausschusses teil, nämlich die Herren Kunstschul-
direktor B rochier, Nürnberg; Geh. Kommerzienrat von Gerngros, Nürnberg; Justiz-
rat Freiherr von K r e ß, Nürnberg; Geheimrat Dr. von Laubmann, München; Direktor
Professor Dr. L i c h t w a r k, Hamburg; Archivrat Dr. M u m m e n h o f f, Nürnberg; Geheimrat
— 2 —
Direktor Dr. von R e b e r, München; Oberbürgermeister Geh. Hofrat Dr. von Schuh,
Nürnberg; Regierungsrat Freiherr von T u c h e r, Nürnberg und Rittergutsbesitzer Freiherr
von Tue her, Nürnberg.
Es wurde beschlossen, die Gehalte der Beamten denen der entsprechenden Kategorien
der bayerischen Staatsbeamten, die des Aufsichtspersonals denen der Klassen 24 und 28 der Ge-
haltsordnung für die bayerischen Staatsbeamten gleichzustellen. Die daraus sich ergebenden
Mehrungen wurden mdes vorerst nicht als integrierende Teile der Gehalte, sondern nur als außer-
ordentliche Zulagen in widerruflicher Weise gewährt.
Am 4. und 5- Juni hielt dann der Verwaltungsausschuß im Sitzungssaale des Museums seine
ordentliche Jahresversammlung ah. An den Beratungen nahmen teil außerdem I. Direktor
des Museums der Geheime Oberregierungsrat Dr. G a 1 1 e n k a m p vom Reichsamt des Innern
als Vertreter der Reichsregierung, Ministerialrat Dr. W i n t e r s t e i n als Vertreter der baye-
rischen Staatsregierung, Oberbürgermeister Geheimer Hofrat Dr. von Schuh als Vertreter
der Stadt Nürnberg und von den Mitgliedern des Verwaltungsausschusses: Generaldirektor der
Königl. Preuß. Museen Geheimrat Dr. B o d e, Berlin; Kunstgewerbeschuldirektor B r o c h i e r,
Nürnberg; Geheimrat von Gerngros, Nürnberg; Generalkonservator Dr. Hager, Mün-
chen; Geheimrat Prof. Dr. von H e i g e 1, Exzellenz, München; Wirkl. Geheimer Rat Dr. von
H o 1 1 e b e n, Exzellenz, Berlin; Justizrat Freiherr von K r e ß, Nürnberg; Kaufmann und
Handelsrichter L a m p s o n, Berlin; Geheimrat Dr. von L a u b m a n n, München; Archivrat
Dr. Mummen hoff, Nürnberg; Geheimrat Prof. Dr. von R e b e r, München; Lyzealpro-
fessor Dr. Schröder, Dillingen; Rittergutsbesitzer Freiherr von Tucher, Nürnberg;
Regierungsrat Freiherr von Tucher, Nürnberg; Geheimrat Prof. Dr. Wagner, Karlsruhe.
In der Sitzungam4. Juni wurde als erster Punkt der Tagesordnung von Direktor
v. B e z o 1 d der Bericht über die Verwaltung erstattet. Direktor v. B e z o 1 d gedachte zu-
nächst des im Frühjahr verstorbenen ältesten Mitglieds des Verwaltungsausschusses, Professors
Alwin Schultz, und des an das bayerische Nationalmuseum berufenen II. Direktors
Dr. H a n s S t e g m a n n.
In den Sammlungen sind die Arbeiten zur Verbesserung der Aufstellung vorläufig zum
Abschluß gekommen, weil mit der in einigen Jahren bevorstehenden Erweiterung des Museums
ohnehin weitgehende Verschiebungen stattfinden müssen. Der neue Katalog der Gemälde ist
erschienen, der Katalog der Skulpturen ist im Manuskript fertig, mit den Vorarbeiten für einen
Katalog der Waffen soll begonnen werden.
Der Ankauf der Beckh'schen Fabrik ist, nachdem die Besitzer den Preis auf 1 200 000 Mk.
verringert hatten, vom K. Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten
genehmigt worden. Über die Finanzierung des Kaufs kann ein fester Plan noch nicht aufgestellt
werden, doch ist die Durchführung gesichert und es sind, dank den Bemühungen der Herren
Geh. Hofrat Oberbürgermeister Dr. v. Schuh und Geh. Kommerzienrat Ritter von Gern-
gros, schon bedeutende Summen für denselben gezeichnet worden.
Es wurde ferner über die vorläufige Regelung der Gehalte der Beamten und Bediensteten
berichtet. Endlich wurde ein vom Lokalausschuß aufgestelltes Statut für die Pensionsverhält-
nisse der Beamten vorgelegt.
An Stelle von Professor Alwin Schultz wurde der Direktor des Museums für Kunst und
Gewerbe in Hamburg, Prof. Dr. J u s t n s B r i n c k m a n n , zum Mitgliede des Verwaltungs-
ausschusses gewählt.
Den zweiten Punkt der Tagesordnung bildete der von Direktor v. B e z o 1 d erstattete
Bericht über die Rechnungen für das Jahr 1908 und der Revisionsbericht, welchen Ritterguts-
besitzer Frhr. v. T u c h e r gab. Im Anschluß an diese Berichte wurde die Notwendigkeit einer
stärkeren Propaganda für das Museum betont.
Es folgte sodann eine Vorbesprechung über das Pensionsstatut und die Wahl der Kom-
missionen, welche am Nachmittag die einzelnen Zweige der Verwaltung zu prüfen hatten.
In der Sitzung am 5. Juni wurde zuerst die Frage der Pensionsrechte der Beamten
besprochen. Da der Vertreter des bayerischen Staatsministeriums, Ministerialrat Dr. Winter-
stein erklärte, die Regelung könne erst nach der definitiven Regelung der Gehaltsverhältnisse
erfolgen, so wurde beschlossen, das Pensionsstatut mit einigen Änderungen dem Ministerium ohne
weiteren Antrag zur Kenntnisnahme und vorläufigen Prüfung vorzulegen.
Es folgten die Berichte der Kommissionen. Geheimrat von Reber
berichtete für die Kommission, welche die neuen Erwerbungen und die Verwal-
tung der kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen zu prüfen
hatte. Die Erwerbungen wurden als sehr erfreulich und als wirkliche Bereicherungen der Samm-
lungen anerkannt. Da beunruhigende Mitteilungen über den Zustand der Gemäldegalerie ver-
breitet worden waren, wurde diese besonders genau besichtigt. Direktor von Bezold besprach
und zeigte die bemängelten Zustände. Von den Mitgliedern der Kommission wurde dabei ,,der
Zustand der Gemälde als keineswegs bedrohlich" bezeichnet, wie auch von Verschimmelung keine
Spur gefunden wurde. Die Heizung zeigte seit der neuen Einrichtung keine anderen Einwirkungen
als überall. Die Kommission sprach sich dahin aus, daß keineswegs Gefahr auf Verzug bestehe
und daß es genüge, wenn allmählich die vorhandenen Schäden gebessert würden.
Die gleiche Kommission prüfte auch die Erwerbungen für das Kupferstich-
kabinett. In ihrem Namen berichtete Generalkonservator Dr. Hager. Auch hier fanden
die Ankäufe die Billigung der Kommission und wurde die gute Qualität der Abdrucke anerkannt.
Den Bericht der Bibliothekkommission gab Geheimrat von L a u b m a n n.
Es wurde ein erfreuliches Fortschreiten auf den Bahnen, welche Direktorium und Verwaltungs-
ausschuß seit Jahren vorgezeichnet haben, festgestellt. Der Berichterstatter beantragte, das
Personal durch einen Volontär zu vermehren und den Etat um lOOO Mk. für Buchbinderarbeiten
zu erhöhen.
Dem ersten Antrag ist inzwischen entsprochen worden, der zweite wurde bei der Etats-
beratung in der Weise angenommen, daß beschlossen wurde, Überschüsse in den Einnahmen des
Hauptmuseumsfonds, welche 1910 nach Tilgung der Bauschuld bleiben, bis zu 1000 Mk. der Bi-
bliothek zuzuweisen.
Den Bericht der Archivkommission erstattete Archivrat M u m m e n h o f f .
Die Erwerbungen und Geschenke waren zahlreich, aber nicht bedeutend. Die Arbeiten haben
sich sehr gemehrt, sodaß, bei allem Fleiß des Archivars, die Rückstände nicht ganz aufgearbeitet
werden konnten und auch hier eine weitere Hilfskraft erwünscht ist.
In dem Bericht über die Protokolle des Lokalausschusses erkannte
Geheimrat Wagner die Sorgfalt an, mit welcher dieser seines Amtes gewaltet habe.
Die Etats wurden nach den Vorschlägen des Direktoriums angenommen.
Über die Wahl des II. Direktors hatte am 4. Juni eine Vorbesprechung statt-
gefunden. Die am 5. vorgenommene Wahl fiel einstimmig auf den Konservator des Museums
Dr. T h e o d 0 r H a m p e.
Personalien.
Am 10. März dieses Jahres starb in München Prof. Dr. Alwin Schultz im 71. Lebens-
jahre. Bis 1903 Professor an der deutschen Universität in Prag, zuvor Universitätsprofessor in
Breslau, gehörte er dem Verwaltungsausschusse des Germanischen Museums seit dem Jahre 1870
an. Durch sein reiches kunst- und kulturgeschichtliches Wissen, das er in uneigennützigster Weise
in den Dienst unserer Anstalt stellte, und durch seinen umsichtigen Rat im Plenum wie in den
Kommissionssitzungen hat er stets in hohem Maße zur Förderung des Museums und seiner Be-
strebungen beigetragen und dem regen Interesse, das er an dem Gedeihen und Wachsen der An-
stalt nahm, noch zuletzt ein bleibendes Denkmal gesetzt, indem er seinen gesamten wissenschaft-
lichen Apparat, sein reichhaltiges Bilderrepertorium und seine Kostümbildersammlung (zusammen
310 Mappen und Kapseln), seine wohlgeordnete wissenschaftliche Korrespondenz, die Handexem-
plare mehrerer seiner größeren Werke und kleineren Schriften, dazu noch einige Kunstgegen-
stände dem Germanischen Museum testamentarisch vermacht hat. In unserem Gedenken und
der Dankbarkeit vieler, die jene Sammlungen mit Freude und Frucht benutzen werden, wird
der Verstorbene allezeit fortleben.
An seiner Stelle wurde, wie bereits berichtet, Direktor Dr. Justus Brinckmann
in Hamburg zum Mitgliede des Verwaltungsausschusses gewählt.
— 4 —
Bei seiner Rückiiehr von Nürnberg, wo er an den Verhandlungen des Verwaltungsausschusses
noch regsten Anteil genommen hatte, verschied am Abend des 5- Juni in München Geheimrat
Dr. Georg von L a u b m a n n, Direktor der Hof- und Staatsbibliothek. Er gehörte dem
Verwaltungsausschusse als von der Königl. Bayerischen Staatsregierung ernanntes Mitglied seit
1895 an und hat sich als unermüdlicher Förderer aller wissenschaftlichen Bestrebungen unserer
Anstalt, wie insbesondere auch als von warmem Interesse beseeltes, überaus tätiges Mitglied der
vom Verwaltungsausschuß jeweils gewählten Bibliothekskommission, als deren Referent er wirkte,
dauernde Verdienste um das Germanische Museum erworben. Unsere Dankbarkeit folgt ihm
über das Grab hinaus.
Mitte Januar trat der II. Direktor Dr. Hans Steg mann aus dem Verbände des
Germanischen Museums aus, um der an ihn ergangenen ehrenvollen Berufung zum Direktor des
Bayerischen Nationalmuseums in München Folge zu leisten. Die Wahl des bisherigen Konser-
vators und Bibliothekars Dr. T h. H a m p e zum II. Direktor hat unterm 26. Juni die Bestäti-
gung durch Seine Königliche Hoheit den Prinzregenten gefunden. Am 1. Juli wurde der neu
ernannte II. Direktor in sein Amt eingeführt und verpflichtet. Er wird, unter eigener Verant-
wortung, die Oberleitung der Bibliothek beibehalten.
Dr. Edwin R e d s 1 0 b, Praktikant an den kunst- und kulturgeschichtlichen Samm-
lungen, schied am 1. April aus seiner Stellung, da er als Direktorialassistent am städtischen Suer-
mondt-Museum nach Aachen berufen worden war.
Der Praktikant an der Bibliothek, Dr. Hubert S t i e r 1 i n g, verließ unsere Anstalt
am 15. April, um bei dem Museum für Hamburgische Geschichte in Hamburg als Hilfsarbeiter
einzutreten. An seiner Stelle wurde Dr. August Neuhaus aus Geseke in Westfalen, der
bereits seit einem halben Jahre in der Bibliothek und am Archiv als Volontär tätig gewesen war,
vom Direktorium als Praktikant aufgenommen.
STIFTUNGEN.
Der verstorbene Freiherr Thomsen von Biel auf Kalkhorst hat mit Testament
vom 31. Januar 1886 und Nachtrag hierzu dem Germanischen Museum ein Legat von 10 000 M.
vermacht mit der Bestimmung, daß die Zinsen aus diesem Kapital an das Museum abzugsfrei zu
zahlen sind, solange der Vorstand des Museums der Verpflichtung, dem Inhaber des von Biel-
Kalkhorst'schen Fideikommisses beim Ankauf etc. von Gegenständen aus der Kunstindustrie
mit Rat und Tat beizustehen, nachkommt.
Nach Abzug der Erbschaftssteuer, die nach der Mecklenburgischen Erbschaftssteuerord-
nung 8 Vo betrug, fiel dem Museum die Legatsumme von 9200 Ji zu, deren Zinsen zur Vermeh-
rung der Sammlungen Verwendung finden werden.
Der Arzt Dr. Franz Schröter in Charlottenburg stiftete einen Beitrag von 100 JL
NEUANOEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
An die Spitze derselben dürfen wir Se. Majestät König Friedrich August von
Sachsen stellen. Höchstweicher den Jahresbeitrag zu 600 .IL, dessen Bewilligungsfrist abgelaufen
war, für die nächsten 3 Jahre weiter zu bewiUigen geruhte.
Von Standesherren: Joachim Graf und Herr von Schönburg- Glauchau, Erlaucht, 200 JL;
Friedrich Graf zu Rechtern- Limpurg u. Speckfeld. Erlaucht, in Mkt. Einersheim 10 M.
Von Gemeinden: Agatharied 5 JL-, Algringen 5 JL; Altenstadt 2 JL; Annweiler 5 JL; Aue i. S.
15 Ji; Balingen 2.iL; Bielschowitz 5 .11.; Bingerbrück 5 Ji; Blasewitz 10 .«.; Chorzow 5 JL; Fürsten-
feldbruck 5 Ji; Orünstadt 10 Ji; Kiippersteg 5 JL; Neugersdorf 5 Ji; Nienburg a. S. 6 Ji;
Rochlitz 6 .Ä; Saarau 5 Ji; Siegen 10 Ji; Sindelfingen 10 Ji; Steinau a. 0. 3 J<--; Stralau 10 .<t;
Tegel 5 Ji; Tempelburg 3 -<t; Tennstedt 3 Ji; Tharandt 5 Ji; Themar 5 Ji; Tiegenhof 3 -Ä;
Tölz W Ji; Trachenberg i. Schi. 2 Ji; Trebnitz 5 JL; Treuchtlingen 5 Ji; Treuenbritzen 6 A;
Triebes 3 Ji; Ueberlingen 10 Ji; Ueckermünde 5 Ji; Uetersen 10 Ji; Unsernherrn 3 Ji; Unterm-
haus 5 Ji; Vallendar 5 Ji; Vegesack 5 .'t; Vohenstrauß 5 Ji; Waren 10 Ji; Waldkirch 5 '<t;
Wanzleben 3 .«.; Weferlingen 3 -« ; Weilburg 3 Ji; Weilheim 5 JL; Weißwasser 6 Ji; Wessel-
buren 2 A; Westeregeln 5 « ; Westerhausen 3 A; Westerhüsen 5 JL; Wetter (Ruhr) 5 jl; Wiebels-
— 5 —
kirchen 3 X; Wiesdorf 5 .<t; Wiesloch 5 't; Bad Wildungen 10 X; Wilhelmsburg a. E. 10 .IL;
Wilhelmshaven 10 .«t; Wipperfürth 3 't; Wörishofen 5 't; Würselen 5 't; Zehlendorf 20 .»t;
Zirndorf 10 .((.; Zuffenhausen 5 't; Zülpich 3 't; Zwiesel 3 •«'
Von Bayer. Distriktskassen: Auerbach 5 A; Burglengenfeld 20 .ft; Rain 5 M
Von würltembergischen Oberämtern: Vaihingen 15 Ji.
Von Vereinen: Arnstadt. Museumsgesellschaft 5 •'t; St. Johann a. Saar. Volksbildungs-
verein 10 ^
Von studentischen Korporationen: ' Freiburg i. B. Corps Rhenania 20 .iL; Suevia 20 .IL;
München. Akademischer Verein für bildende Kunst E. V. 15 .<t; Corps Bavaria 25 -iL; Corps
Vitruvia 15 .K. ; Würzburg. Corps Nassovia 10 .IL; Landsmannschaft Teutonia 20 .iL
Von Privaten: Abensberg. Alax Enzinger, Privatier 1 A; Amberg. Bachmann, Bau-
unternehmers-Witwe 5 .IL; Apolda. M. Ehrhardt, Maurermeister (bisher 2 .iL) 3 .K; Dr. med.
Lilie, Sanitätsrat, 3 •"• ; Aussee. Alfred Sahger, K. K. Salinen- Hauptkassa-Offizial 10 .K;
Bamberg. Hch. Uhlfelder, Kaufmann 2 .«.; Berlin. A. v. Beckerath. Rentner 20 Jt; Dr. Erich
Kunheim, Kommerzienrat 20 .u.; Max Lust, Kaufm. 20 .IL; Dr. Max Pieper in Wilmersdorf 3 M;
Fräulein Wienecke 3 .fi; Karl Zürcher 3 ^*i-; Bochum. Professor Dr. Steffen 1 .K; Bremen.
Georg Riesch, Kaufmann 5 ^t; Darmstadt. Professor Dr. Bader, Bibliothekar 3 -'t; Dir.
Ewald, Staatsminister, Excellenz 10 .iL; Dr. Osann, Rechtsanwalt 3 M.; Dr. Schlapp, Zahn-
arzt 5 .(L; Dresden. Dr. Georg Beutel, Archivar 5 -'t; Dr. Domsch, Finanz- Asesssor 3 -<t;
Dr. phil. Alfred Meiche 5 .iL; Erlangen. Georg Wedel, Bäckermeister 2 .IL; Essen. Hüter,
Land- Bauinspektor 5 .iL; Feuchtwangen. Karl Butry, K. Bezirksamts-Assessor 2 .IL; Johann
Hörmann, Kgl. Notar 2 .iL; Freudenstadt. Caspar, Finanzamtmann 1 JL; Friedland i/M,
Graf L. v. Bernstorff auf Beseritz 10 .iL; Fürth i. B. Hans Baumeister, Privatier 3 .IL;
Friedrich Berger, K. Reallehrer 4 .iL; Dr. Franz Fischer, K. Reallehrer 1 JL; Diplom- Inge-
nieur Ludwig Frank, Realschulassistent 1 .iL; Joseph Hannwacker, K. Reallehrer 3 .ft; Leon-
hard Hartmann, Friseur 2 .iL; Th. Helmreich, K. Gymnasiallehrer 10 .((.; K. Geh. Kommerzien-
rat Heinrich Hornschuch 10 A; Emmy Humbser 10 .iL; Joseph Kuffler, Stadtkaplan 3 .iL; Dr.
Bruno Lebermann, K. Reallehrer 2 A; Karl Malter, K. Landgerichtsrat 2 .K; Jos. Anton Müller,
K. Postmeister 6 >«.; Babette Schmid, Sprachlehrerin 2 .iL; Friedr. Strößenreuther, K. I. Staats-
anwalt 3 •«■; Fürth a. W. Hader, Kgl. Oberamtsrichter 2 .ü; Görlitz. Baum, Landgerichtsrat 1 JL;
Kämpffer, Baumeister 1 Jt; Halle a. S. Dr. Kurt Zoege von Manteuffel 3 •«■; Hanau. Aug.
Hahne, Stadtschulinspektor 3 .iL; Heldburg. Freiherr von Burgh, Kammerherr auf Schönfeld
6 JL; Graf von Hagen, Oberleutnant in Beriin 6 JL; Dr. med. Lejeune, gen. Jung, prakt. Arzt
1 .IL; Sperie, Rittergutsbesitzer in Haubinda 3 ■«■; Storandt, Pfarrer in Gellershausen 2 JL;
Hermannstadt. Dr. Wilhelm Brückner jun., Rechtsanwalt 2 Kr.; Dr. August Gmeiner, Rechts-
anwalt 2 Kr.; Höchstadt a. A. Fuchs, Rechtspraktikant 1 .((.; Schlegel, Bezirksgeometer 1 .«t;
Hof. Mechan. Weberei Gebrüder Rammensee 10 .u.; Horb. Paul Christian, Veriagsbuchhändler
2 .IL; Gust. Fischer, Süddeutsche Marmorwerke 2 .«.; Gg. Sackmann, Zementwarenfabrik 1 .iL;
Iserlohn. Kommerzienrat R. W. Basse 5 .IL; Elisabethe Herbers, geb. Seydlitz 20 .iL; Karl Klincke,
Fabrikbesitzer 5 .«.; Kassel. Dr. med. von Christen 3 .iL; Schreinermeister Dötenbier, Stadt-
verordneter 3 .IL; Geh. Oberpostrat Hoffmann, Oberpostdirektor 3 A; Landesrat Scheel 3 f^-i
Schwarzkopf, Senatspräsident 3 .iL; Sommer, Oberiandesgerichtsrat 3 ■'t; Kari Wedemeyer,
Kaufmann 3 .K.; Kirchheimbolanden. Weiß, K. Rentamtmann 2 .« ; Konstanz. Achilles,
Leutnant 3 JL; Hofeck, Inspektor a. D. 3 -«■; Lutz, Stadtbaumeister 3 -'t; Neff, Großh. Ober-
amtmann 3 V«.; E. Rotschild, Stadtrat 3 .ü; J. Sallmann, Fabrikant 3 ^'t; Stadler, Buchdruckerei-
besitzer 3 M; Fr. Strähl, Fabrikant 3 .K.; Straub, Geh. Oberregierungsrat 3 .<t; Wendland, Bank-
vorstand 3 A; Lahr. Bacmeister, Generalmajor 2 X; Beck, Geh. Regierungsrat 2 .<t; Bender,
Professor 2 .K; Chr. Dahlinger, Fabrikant 5 -t; Fecht, Gymnasiumsdirektor 2 .fc ; Hahndorff,
Oberstleutnant 2 X; F. Itta, Apotheker 2 .iL; Paul Kramer 1 .iL; Morstadt, Zahnarzt 1 X;
H. Mutz, Gewerbeschulvorstand 2 .«t; J. Neßler, Apotheker 1 .iL; Pohlmann, Major 2 .K; Popp,
Stadtpfarrer 2 .K; von Randow, Oberst 2 .iL; Rottmund, Amtmann 2 .<t; Geh. Kommerzien-
rat Stoeßer 2 X; Strohmeyer, Rechtsanwalt 2 .K.; Langenzenn. Bitterauf, Apotheker 2 .«.;
Pickel, K. Bahnverwalter 1 .iL; Lauf. G. Haack, K. Bezirksamtmann 2 .iL; Kirchner, K. Amts-
— 6 —
richter 2 Ji; Küspert, K. Amtsrichter (bisher 1 Ji.) jetzt 2 .«.; Dr. Nägelshach, K. Bezirksamts-
Assessor 2 Jt; Dr. SchHer, K. Bezirksarzt (bisher 1 Ji) jetzt 2 Jt; Wagler, Rechtsanwalt 2 .<£;
Leipheim. Karl Geyer, Hauptlehrer (bisher 1 Ji) jetzt 2 Jt; Leipzig. Paul Dietrich, can. rer.
min., Realschuloberlehrer 2 Ji; Gotthard Krömer, stud. phil. 3 Ji; Professor Dr. Oscar Seipt
10 Ji; Marburg. Walter Kürschner, Oberlehrer 5 ,fe; Wessel, Ökonomie- Kommissär 10 Ji;
Münchaurach. Friedrich von Segnitz- Schmalfelden, Kgl. Dekan 3 Ji; Neuendettelsau.
Jusius Götz, Pfarrer, Inspektor des Bruderheims 3 vÄ.; Pfarrer Steck, Konrektor der Missions-
anstalt 1 Ji; Nürnberg Karl Bohrer, Schulverweser 3 Ji; Moritz Boscowitz, Hopfenhand-
lung 3 Ji; Adolf Dünkelsbühler 3 •'(■; Diptmar, K. Gymnasialprofessor 3 -^t; Franz Ecker,
K. Postsekretär 3 Ji; Dr. Eßlinger, Rechtsanwalt 3 Ji; Oskar Menzel, Generalmajor 3 .<t;
E. Semek, Privatiere 3 it; von Traitteur, Hauptmann lO Ji; Pappenheim. C. Däschler, Stein-
bruchbesitzer 3 Ji; Müller, Kgl. Amtsrichter 2 Ji; Dr. Singer, prakt. Arzt 3 J<-; Passau. Rud.
Artner, Dekorationsmaler 2 Ji; Gg. Berzl, K. Bahn-Oberinspektor 2 Ji; Dr. Franz Eberl, K.
Lyzeal- Professor 2 JL; H. Frank, Hilfsgeistlicher 2 Ji; J. Graßl, K. Postamtsdirektor 2 Ji;
Fr. Kalb, K. Landgerichts- Präsident 2 JL; Wilh. Kreuter, Oberrealschul- Professor 2 Ji; Freiherr
Ludwig von Neubeck, K. Direktionsrat 2 ./(. ; Frz. Neuberger, K. Amtsrichter 2 JL; Dr. Georg
Pell, K. Lyzeal- Professor 2 Ji; Dr. A. Seider, K. Lyzeal- Professor 2 Ji; Dr. Steinhuber, Kgl.
Bezirksarzt 2 .ü; Ernst Weber, K. II. Staatsanwalt 2 ./(.; Jos. Zeitler, Oberrealschul- Professor
2 .*; Pforzheim. Wilhelm Aßmus, Fabrikant, i. Fa. Fühner u. Aßmus 10 Ji; Puschendorf.
A. Raab, Kgl. Pfarrer 2 Ji; Ronneburg. Otto StöUein, Fabrikant in Neuhaus 3 Ji; Rothen-
burg 0. T. Rud. Albrecht, Kunstanstaltsbesitzer 3 JL; Stieber, rechtsk. Bürgermeister 3 .H;
St. Johann a. Saar. K. Schultheiß, Architekt 3 Ji; Schneeberg i. S. Dr. Frey, Professor (bisher
1 X 50 -5,) jetzt 2 JL; Dr. Uhlig, Professor (bisher i .«. 50 i,) jetzt 2 JL; Treuchtlingen. Joh.
Braun, Pfarrer in Gundelsheim 2 Ji; Ant. Weinbuch, K. Bahnverwalter 3 JL; Ueberlingen.
Oskar Koppel, Rechtspraktikant 2 Ji; Theodor Leutwein, Generalmajor z. D. 3 Ji; Vegesack.
Martin Bischoff in Osterholz, (statt bisher 1 Ji) 1 Jt 50 i-»; Waldhelm i S. Dr. phil. Beßler,
Oberlehrer 15 JL; Wunsiedel. Bicherl, K. Gymnasiallehrer 1 Ji; Graf, K. Landwirtschafts-
lehrer 1 Ji; Dr. Joetze, K. Rektori JL; Prell, K. Gymnasiallehrer 1 JL; Schirner, K. Reallehrer
1 Ji; Strotz, K. Postverwalter 1 JL
Einmalige Beiträge.
Von den Gemeinden: Alsdorf 10 ./(.; ßlanl<enese 10 JL; Derne 25 JL; Suderwich 10 JL;
Voerde 3 JL; Weida 5 .'<; Zirke 5 Ji
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
(1. Januar— 30. Juni.)
Unter den Neuerwerbungen, deren größten Teil das Museum auch diesmal wieder treuen
Freunden verdankt, ist ein spätmittelalterliches Reliquiarium der wertvollste
Gegenstand (Abb. 1); der als kirchliches Schaustück prunk\'oll ausgestattete kupferne Kasten
zeigt in seinem Aufbau starke Einwirkungen der gotischen Architektur. Wo das Material sichtbar
ist, trägt es Feuervergoldung; im übrigen ist der ganze Kasten wie auch der Deckel ganz von
Silberbl ch mit gepreßten pflanzlichen Ornamenten umhüllt. Originell sind seine 4 Träger: ver-
goldete Bronzefigürchen von Rittern in geschobener Eisenrüstung, die mit dem Schild zur Seite
und dem gezückten Schwert in der Rechten ihre Ehrenwache halten. Das Reliquiarium, ver-
mutlich oberdeutscher Herkunft, dürfte bald nach 1500 entstanden sein. — Ein gutes Werk der
dekorativen Plastik ist die aus Wesel stammende lebensgroße weibliche Tonfigur, die, in
wirkungsvoller, aber flüchtiger Technik hergestellt, ein Monumentalgebäude oder einen Garten
geschmückt haben wird. Gefertigt wurde sie in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts von
einem deutschen Meister, der, wie die Größe der Auffassung und die Eleganz der Faltengebung
beweist, nicht unbeeinflußt gewesen ist von der Plastik Frankreichs; vornehmlich scheinen die
7 —
Werke Fran?ois Girardons für iliii von Bedeutiiiiß: gewesen zu sein. Ein hervorragendes selbst-
ständiges Kunstwerk ist dagegen die in A b b. 2 wiedergegebene Frauenbüste von ge-
branntem Ton, angeblich Porträt einer Frau von Sinner in Bern; das charakteristische
Bildwerk, das aus der Sammlung Angst in Zürich erworben wurde, ist eine Arbeit des Württem-
bergers Valentin Sonnenschein (1739 — I8l6). — Für die an Werken des 19. Jahr-
hunderts arme Gemäldegalerie bedeuten eine hervorragende Bereicherung die lebensgroßen
Porträts des Freiherrn von Eskeles und seiner Gattin in Wien, signierte
Arbeiten des Wieners Friedrich Amerling vom Jahre 1832, mithin aus der besten Zeit
dieses bedeutendsten Schilderers de; vormärzlichen Wiens. Die mit der diesem Künstler eigenen
Treffsicherheit gemalten Bilder zeichnen sich durch vornehme Charakterisierung und künstlerisch
Abb. 1. Spätmittelalterliches Reliquiarium.
feine Koioristik aus. — V'.n entzückender Eleganz und Feinheit sind 4 Fuldaer Por-
z[e 1 1 a n f i g ü r c h e n. von denen das eine Paar, eine Dame in weißem Neglige und ein Herr
mit der Uhr in der Hand, sich noch in der Originalvitrine, einer holzgeschnitzten lackierten
Sänfte, befinden. Sie weiden um 1770 entstanden sein, während das zweite Paar, Winzer und
Winzerin, ein Jahrzehnt jünger sind. Die Nymphenburger Manufaktur ist mit einer
ausgezeichneten Arbeit um 1 760, dem Figürchen eines Rastelbinders, vertreten. —
Auch für Rechnung der besonderen Stiftungen konnten erfreuliche Erwerbungen gemacht
werden. Unter diesen zeichnen sich duich Reichhaltigkeit die für die .,Denkmäler der
Heilkunde' erworbenen Mediziner-Medaillen aus, von denen einige Stücke, z. B.
die Porträts von Kußmaul und Pettenkofer als Prachtwerke moderner Medailleurkunst bezeichnet
werden können
Eine vollständige Aufzählung der neuen Erwerbungen des letztverflossenen halben Jahres
folgt hier:
Geschenke.
Berlin. Verein für Geschichte Berlins: Bronzemedaille auf den Besuch
des deutschen Kaiserpaares im Verein für Geschichte Berlins 1908, von A. M. Wolff. — Dinkels-
bühl. Stadtbaumeister N e e s e r: Würfel aus Serpentin, 17. — 18. Jahrh. — Gürtelschnalle,
durchbrochen gearbeitet, in Gestalt eines stehenden Mannes, Bronze, Anfang des 17- Jahrh. —
Abb. 2. Frauenbüste aus gebranntem Ton von Valentin Sonnenschein.
Erlangen. Frau Professor Heerdegen: Ein Paar einkerzige Standleuchter aus Silber, Nürn-
berger Arbeit, um 1820. — Hersbruck. K o n r. Schramm: Diebslaterne aus Messingblech,
19- Jahrh. — Zwei Doppeljoche für Ochsengespann, aus Birkenholz, mit Kerbschnittverzierung. —
Lemberg. Ignaz Rapp: Ungarisches Einkronenstück, Jubiläumsmünze 1896. — München.
Dr. E. H. von Ried: Kamm aus Bein, fränkisch-merowingisch. — Vier Armbrustbolzen,
Eichenholz mit Eisenspitze, aus Bamberg, 17. — 18. Jahrh. — Eiserne Pfeilspitze, gefunden bei
Dunstelkingen (Württemberg). — Legat der Frau Generalarzt Würth: Pastellbilder von
— 9 —
Joliann Samuel Graf, Stadtapotheker in Bayreuth, und sehier Gemahlin Anna Maria geb. Herz,
Anfang des 19. Jahrb. — Nürnberg. Städtisches Bauamt: Scherbenfund, Fragmente
verschiedenartiger keramischer Erzeugnisse des 16. — 18. Jahrb., durch das Hochwasser im
Februar 1909 aus dem Bett der Pegnitz hinter dem westlichen Friedhof angeschwemmt. — t Justiz-
rat Beckh und Frau: Wasserhahn aus Bronze, patiniert, vom Hause Albrecht Dürer-Platz 4
in Nürnberg, 17. Jahrh. — Dr. von B e z o 1 d, 1. Direktor des Germ. Nationalmuseums:
österr.-ungar. Fünfkronenstück, Jubiläumsmünze 1908. — Desgl. Einkronenstück. — Frl. Auguste
Blumröder: Hellbrauner Seidendamast mit Granatapfelmuster. 17. — 18. Jahrh. — Satz
eiserner Kessel mit Deckel (4 Stück), 18. — 19- Jahrh. — Hand- Feuerspritze aus Messing, der
dunkelgebeizte Holzgriff gedrechselt und mit Kerbschnitt verziert, 18. — 19- Jahrh. — Zwei
Feuergaheln aus Eisen, mit Holzstielen, 18. — 19. Jahrh. — Zwei Handlaternen, Mitte des 19.
Jahrh. — Reisestiefelknecht, Mitte des 19- Jahrh. — Hutschachtel aus Leder, 1. Hälfte des
19. Jahrh. — Lederetui mit vier zinnernen Salbbüchsen, Mitte des 19. Jahrh. — Flasche mit
Opalisierungserscheinung am Halse, 19- Jahrh. — Gliedermann (Marionettenfigur) aus Holz,
bekleidet, 18. — 19. Jahrh. — Puppe in Gestalt eines Ritters mit Eisenharnisch, Mitte des 19-
Jahrh. — Harfe (Spielzeug) aus heibraun lackiertem Holz, mit 11 Saiten, 18. — 19. Jahrh. —
Kesselpauke (Spielzeug) mit Zubehör, 18. — 19- Jahrh. — Seidene Herrenweste, mattgrün, mit
eingewebten, schwarzgesäumten Silberstreifen und sich rankenden Blütenzweigen, 2. Hälfte des
18. Jahrh. — Seidenes Kindermieder, versteift, 2. Hälfte des 18. Jahrh. — Damenleibchen aus
weißem Schirting, Anfang des 19. Jahrh. — Umschnallhaken für Glatteis, 19. Jahrh. — Hanf-
mühle aus Holz. — Major a. D. Erdmannsdörfer: Hängeuhr aus Holz, mit hölzernem
Räderwerk, aus Schlitz in Oberhessen, 18. — 19. Jahrh. — Kienspanständer, dreibeinig, aus
gedrechseltem Holz mit eisernen Kienhaltern, aus Schlitz in Oberhessen, 19. Jahrh. — Cand.
bist. G. H o e r n e r: Bronzemedaille auf die Krönung Karls X. von Frankreich 1825, von Gat-
teaux. — Desgl. auf Gaspar Moüere in Berlin, 1843, von Brandt. — Desgl. eines italienischen
Kinderasyls mit der Widmung an die Gräfin Redern-Odescalchi, 1847, von G. Galeazzi. —
Lebensversich erungs- Bank: Bronzemedaille auf das fünfundzwanzigjährige Jubi-
läum der Nürnberger Lebensversicherungsbank 1909, von L. Chr. Lauer in Nürnberg. —
Eugen Mayr: Zwei studentische Pfeifenköpfe und ein Bierzipfel, 19. Jahrh. — Stempel-
fabrikant Müller: Lackabdrücke von zwei Medaillenstempeln auf den Frieden von Teschen,
1719- — Verein für Münzkunde: Silbermedaille auf das Hochwasser in Nürnberg 1909,
von L. Chr. Lauer. — Juwelier Tobias Todtschinder: Schloß, Karabinerhaken und
Schnallen der Koppel eines Bergmanns, 2. Hälfte des 19. Jahrh. — Ungenannt: Ver-
schiedenes Spielzeug, 19- Jahrh. — Ungenannt: Zwölf Muster von Schmuckgarnituren
(Broschen und Ohrringe) aus Schildpatt, mit Silber- und Perlmuttereinlagen, Mitte des 19- Jahrh.
— Kommerzienrat H. W engl ein, Fabrikbesitzer: Silbermedaille auf das fünfundzwanzig-
jährige Bestehen der Nad'erwaren- Fabrik H. J. Wenglein in Nürnberg. — Obersontheim. Apo-
theker Albert Betz: Pulvermühle aus der Apotheke zu Obersontheim, 18. Jahrh. —
St. Polten bei Wien: Archivar a. D. Franz Zimmermann: Drei alte siebenbürgische
Leinenstickereien. — Siebenbürgisches Pulverhorn aus Hirschhorn, gelbbraun, mit eingravierten
Ornamenten. — Siebenbürgische Brustheftel, drei silbervergoldet, zwei aus Messingblech, 17.—
19- Jahrh. — Werden a. d. Ruhr. Kommerzienrat Albert Huffmann: Jagdbüchse (Vor-
derlader), mit Perkussionsschloß, linkssichtig, von Chr. Sturm in Suhl, samt Zubehör, 1848. —
Wien-Nußdorf. K. Adolf Freiherr Bachofen von Echt, sen.: Silbermedaille
auf die goldene Hochzeit des Freiherrn K. Adolf Bachofen von Echt und seiner Gemahlin
Albertine, 1909.
D e p 0 s i t a.
Eisenstempel der Medaille auf das Hochwasser in Nürnberg, von L. Chr. Lauer, 1909. —
Sammlung älterer optischer Instrumente. — Bestecksammlung, 12 Stück, 15.— 19. Jahrh.
Ankäufe.
Vorgeschichtliche Denl<niäler. Oberarmspange aus Bronze, zu zwei Spiralen ausgeschmiedet,
graviert und punziert; in Aachen ausgegraben.
— 10 —
Bauteile. Wandbrunnen aus dem Hofe des Hauses Burjjstraße 13 in Nürnberg, Sandstein,
2. Hälfte des 16. Jahrh.
Plastik, Originale. Maria mit dem Kinde, Standfigur aus gebranntem Ton, Nachbildung
des Gnadenbildes von Altötting; oberbayerische Arbeit, Anfang des 16. Jahrh. — Frauenbüste,
freiplastisch, aus gebranntem rötlichen Ton, angeblich Bildnis einer Frau von Sinner in Bern,
Arbeit Valentin Sonnenscheins in Bern (1749 — I8l6), Ende des 18. Jahrh.
Plastik, Kopien. Relief des Jüngsten Gerichts, Gipsabguß nach dem Original aus grauem
Sandstein im Kreuzgang des Domes zu Mainz, Mitte des 13. Jahrh.
Medaillen und Plaketten. Silbermedaille, oval, auf Georg III. (1639 — 64) von Schlesien-
Brieg, 0. J. -^ Desgl. auf Johann Georg III. von Sachsen, anläßlich des Entsatzes von V/ien,
1683. — Desgl. auf Friedrich August I. von Sachsen, mit dem Abdruck des in der Schlacht bei
Zenta erbeuteten Petschafts des türkischen Großveziers, 1697. — Desgl. auf den Frieden von
Ryswyk I697. — Desgl. auf Friedrich August II. von Sachsen, anläßlich der Freiberger Huldi-
gung, 1733. — Desgl. auf Johann Adolf II. von Sachsen, anläßlich der Weißenfelser Huldigung,
1736. — Desgl., oval, auf die Geburt Josephs II., von Becker, 1741. — Desgl. auf Ernst August
von Sachsen- Weimar, anläßlich der Einverleibung Eisenachs, 1741. — Desgl. von Freiberg, auf
das Hundertjahr- Jubiläum der Befreiung von den Schweden, 1743, von Wermuth. — Zwei Silber-
medaillen auf den Frieden zu Dresden, 1745- — Silbermedaille auf die Vermählung Maximilian IIl.
von Bayern und der Maria Anna von Sachsen- Polen, 1747. — Desgl. auf Friedrich August III.
von Sachsen, anläßlich der Freiberger Huldigung, 1769, von Stockmar.
Silbermedaille auf die Sedisvakanz in Osnabrück, 1728. — Zwei Silbermedaillen auf den
Bamberger Bischof Franz Konrad von Stadion, 1753- — Silbermedaille auf das Kirchen Jubiläum
in Hirschberg, 1759- — Desgl. auf das Priesterjubiläum des Suffragans von Mainz, Christof Nebel,
1779, von P. P. Werner. — Desgl. auf den Würzburger Bischof Franz Ludwig von Erthal, anläßlich
des Jubiläums der Universität Würzburg, 1782, von Rirsing. — Desgl., oval, auf den Abt
Gaudentius von Klosterneuburg, l8l4.
Silbermedaille auf die Heuschreckenplage 1748.
Denkmäler der Heilkunde: Silberplakette des XIV. Internationalen Amerikanisten-
Kongresses in Stuttgart, mit den Bildnissen von A. von Humboldt und A. Bonpland, 1904. —
Einseitige Bronzeplakette auf den Chirurgen G. von Bergmann in Berlin, 1907, von Mayer u.
Wilhelm. — Bronzegußplakette auf A. Kußmaul, 1902, von R. Mayer. — Desgl. auf Ma.x von
Pettenkofer. o. J., von R. Mayer. — Des;l. auf J. Ph. Semmelweis, 1906, von Beränl.
Silbermedaille auf Joh. Jak. Baier, Arzt in Nürnberg, I800, von Dallinger. — Bronzemedaille
auf Theodor Billroth, Chirurgen in Wien, 1891, von St. Schwarz in Wien. — Desgl. auf Joh. Fr.
Blumenbach, Professor der Medizin in Göttingen, 1826, von Pfeuffer. — Silbermedaille auf C A.
Cothenius (17O8— 1789), Leibarzt Friedrichs des Großen, 18. Jahrh., von Abramson. — Bronze-
medaille auf J. W. Ellenberger, Generalchirurgus, 1820, von Hollenbach. — Desgl. (neuerer Ab-
guß) auf Joh. Caspar Fetz, Arzt in Feldkirch, Ende des 17. Jahrh., von J. F. Neidinger. — Silber-
medaille auf Conrad Geßner, Arzt in Zürich, 18. Jahrh., von H. J. Geßner. — Eisengußmedaille
auf Joh. Goerke, preußischen Generalstabsarzt, Anfang des 19. Jahrh. — Silbermedaille auf
denselben, 1817, von Loos. — Desgl. auf Alb. von Graefe, Ophtalmologen zu Berlin, mit einer
Widmung an Th. Leber, Ophtalmologen zu Heidelberg, 1886. — Bronzemedaille auf Alb. von
Haller, Dichter und Arzt, von Mörikofer, 18. Jahrh. — Desgl. auf die hundertjährige Gedächtnis-
feier Alb. von Hallers, 1877, von Durussel. — Eisengußmedaille auf Ernst Hörn, Geh. Medizinal-
rat in Berlin, 1. Hälfte des 19- Jahrh. — Silbermedaille auf G. J. Jänisch, Arzt in Hamburg,
Medaille der Loge Absalon, 1778. — Bronzemedaille auf Justus von Liebig, 19- Jahrh., von
Korn. — Silbermedaille auf denselben zur hundertjährigen Geburtstagsfeier, 1903, von Mayer
und Wilhelm. — Bronzemedaille auf G. A. H. Mühlenbein, Homöopath in Braunschweig, 1839- —
Silbermedaille auf Fr. Müller, Medizinalrat in Augsburg, 1902. — Desgl. auf M. von Pettenkofer,
München, 1899, von H. Hahn. — Desgl. auf Fr. W. A. Puhlmann, Militärarzt in Potsdam, 1881.
von Kulbri.:li, — Eisengußmedaille auf Joh. Ludw. Regemann, Arzt in Warschau, 18. Jahrb.,
von Holzhäuser. — Silbermedaille auf J. Chr. Reil, anläßlich der 7. Naturforscherversammlung in
Berlin, 1828. — Desgl. auf Chr. L. Roloff, preußischen Leibarzt in Berlin, 1800, von Abramson.—
— 11 —
Zinnmedaille auf Micliael Schueppach, Arzt in Langnau, 18. Jahrii. — Silbermedaille auf
Willi. Stricker, Arzt in Frankfurt a. M., 1889, von Lauer. — Desgl. auf D. de Superville,
bayreuth. Leibarzt, 1796, von Vestner. — Bronzemedaille auf Karl Vogt, Professor in Genf,
1892, von H. Bory. — Desgl. auf Jak. Waitz, gothaischen Leibarzt, und Gemahlin, 1716, von
Wermuth.
Zwei bronzene Ulrichskreuze, 17.— 18. Jahrh. — Silbermedaille auf die Schutzpocken-
impfung, gereicht von Dr. Bremer in Berlin, I8O3. — Desgl. auf den Bau der chirurgischen Klinik
in Berlin, 1819 — Desgl. auf die 7. deutsche Naturforscher- Versammlung in Berlin, 1828, von
Gube. — Desgl. auf die Naturforscher- und Ärzte-Versammlung in Jena, 1836, von Aug. Facius. —
Desgl. auf ;'ie Naturforscher-Versammlung in Wolfenbüttel, 1841, von Thies. — Desgl. auf das
zweihundertjährige Jubiläum der Errettung des Wiener Münzpersonals aus der Pestgefahr, 1879,
von Taulenhayn und Neudeck. — Bronzemedaille auf die Cholera in Hamburg, I892, von A.
Vogel. — Desgl. auf die Ausstellung für Unfall-, Schutz- und Rettungswesen in Frankfurt a. M.
Ehrenpreis der Stadt, (1901), von Kowarzik.
Goldene Prämienmedaille der mediko-chirurgischen Akademie in Wien, 19. Jahrh., von
Boehm. — Silberne Verdienstmedaille des roten Kreuzes unter Wilhelm II. und Augusta Viktoria.
Münzen. Silberner Fünfzehner, Herzog Christian von Schlesien- Wohlau, 1664. — Drei
silberne Spendepfennige von Klosterneuburg, Abt Bernh. Waitz (1629—1643), Rudolf Müller
(1643—48), Berthold Staudinger (1748—1766).
Glasmalerei. Scheibe mit dem Wappen der Familie Seuter in Lindau, 1581. — . Schweizer
Scheibe mit dem Wappen des Abtes Dominikus von Kloster Muri, 1647-
Gemälde. Zwei Ölgemälde von Fr. Amerling in Wien, Porträts des Bankiers Bernh. Frei-
herrn von Eskeles in Wien und seiner Gemahlin Cecilie, geb. Itzig, 1832.
Musikinstrumente. Violinbogen aus sog. Pferdfleischholz, mit abnehmbarem Frosch aus
Buchsbaum und aalkopfförmig zulaufendem Kopf, vermutlich Nürnberger Arbeit, 2. Hälfte des
17. Jahrh. — ■ 26 Stück Blech- und Holzblasinstrumente, vornehmlich aus der ersten Hälfte des
19. Jahrh., darunter eine D- Flöte aus der Zeit Friedrichs des Großen, vom Kgl. Hoflieferanten
J. G. Frey er in Potsdam.
Wissenschaftliche Instrumente. Sonnenuhr aus geätztem Solnhofer Stein, mit messing-
vergoldeter Zeigerplatte, 1765-
Technische Instrumente. Eisernes Schmiedehorn von 1672. — Lamettaplissierapparat,
18. Jahrh. — Überspinnmaschine für Lamettagespinste, 18. Jahrh.
Gewebe etc. Zwei goldgestickte seidene Bänder der Fahne des Volksvereins Steinbühl,
1848.
Kirchliche Geräte. Kupfernes Kastenreliquiarium, mit gepreßtem Silberblech belegt und
teilweise vergoldet, vermutlich süddeutsche Arbeit, vom Anfang des 16. Jahrh.
Hausgeräte. Hölzernes Kästchen, mit geschnittenem Leder bezogen und mit Eisen be-
schlagen, 15- Jahrh. — Zwei Figuren aus Fuldaer Porzellan, mit Kreuzmarke: Kavalier, in see-
grünem Schlafrock, auf die Taschenuhr blickend, Dame, in weißer Morgenjacke, mit dem Spiegel
in der Hand, um 1770. Dazu eine Vitrine, in Gestalt einer Sänfte aus weißlackiertem Holz mit
vergoldetem und bunt bemalten Rokokozierat. — Zwei Fuldaer Porzellanfiguren: Winzer und
Winzerin, um 178O. — Figur aus Nymphenburger Porzellan: Rastelbinder, braunschwarz be-
malt (Modell von Bastelli), um 1760. — Sechs Porzellanlich^^bilder aus der Berliner Manufaktur,
Mitte des 19- Jahrh. — 32 Schachfiguren, holzgeschnitzt, bemalt, in der Kostümierung der zweiten
Hälfte des 18. Jahrh. — Tischglocke, in Form eines Dreifußes, bronzevergoldet, mit Emailrosetten
und farbigen Steinen besetzt, englisch, Stil Louis XVI., Ende des 18. Jahrh. — Bergmann in
Festtracht, holzgeschnitzte Puppe, Anfang des 19. Jahrh. — Zwei reitende Kosaken (Spielzeug)
holzgeschnitzt, bemalt, Anfang des 19. Jahrh. — Torniquet (Spielzeug), dazu eine dunkelge-
beizte Holzpuppe, 1. Hälfte des 19- Jahrh. — Puppentheater, aus Nürnberg, um 1840. — Prunk-
wagen des mecklenburgischen Hofes, um 1840.
Tracht und Schmuck. Uniform- Frack des Hofes von Schwarzburg- Rudolstadt, 19- Jahrh.
— 12 —
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES ZENTRALMUSEUM.
Geschenke.
Kiel. Apotheker R. E. S c h m e d 1 1 o: Codex der Pharmakopoen; Hamburgische Phar-
makopoe 1845, Leipzig 1845- — Nürnberg. Frl. Auguste Blum rode r: Handapotheke,
mit dem Wappen der Erzherzoge von Österreich als Grafen von Tirol, Ende des 18. Jahrh.
Ankäufe.
Christus der wahre Apotheker, Ölgemälde auf Leinwand, 18. Jahrh. — Die Mißgeburt
von Ravenna, deutscher Holzschnitt von 1512. — Konrad von Megenbergs Buch von der
Natur, Pap.- Handschrift aus dem Ende des 15- Jahrh. Auf der Innenseite des vorderen
Deckels findet sich das schöne Wappen- Exlibris eines Angehörigen des alten elsässisch-schwei-
zerischen Adelsgeschlechts von Flachsland eingeklebt, ein handkolorierter Holzschnitt, den wir
in Originalgröße, doch hinsichtlich der Kolorierung mit leiser Abweichung*), auf Taf. I wie-
dergeben. — Benedict Victor von Fauent, New Artzney Büchlein, Franckfurt am Mayn, 1602.
— H. Deichert: Wissenschaftliche und volkstümliche Heilkunst im 16. Jahrh., Hannover 1909-
DEUTSCHES HANDELSMUSEUM.
Geschenke.
Berlin. Max Perl: Sammelband: Unpartheyische Gedancken über einige Quellen
und Wirckungen des Verfalls der ietzigen Buch- Handlung; Schweinfurth, 1733; Rechtliches und
Vernunfft-mäßiges Bedencken eines JC T. J, Der unpartheyisch ist. Von dem Schändlichen
Nachdruck andern gehöriger Bücher, 1726; Wohlgemeynte Gedancken über Führung einer
Buchdruckerey, Erfurt, 1740; Der bey Buchdruckerey Wohl unterwiesene Corrector, Franck-
furth und Leipzig, 1739; Ehren- Gedichte auf die Edle freye Kunst- Buchdruckerey, Franckfurth
und Leipzig, 1739. — Gießhübl" Sauerbrunn. Heinrich Mattoni, A.-G. : 2 Stamm- und
2 Prioritätsaktien des Aktienbräuhauses Schlackenwerth bei Karlsbad.
Ankäufe.
Münzwage in Holzetui, Anfang des 19. Jahrh., von Jecker in Paris.
KUPFERSTICHKABINET.
(1. Januar bis 30. Juni.)
Unter den Neuerwerbungen des verflossenen Halbjahres befinden sich viele, deren Wert
ein mehr als alltäglicher ist. Manche sind auch als gesuchte Seltenheiten geschätzt, andere
stehen direkt als Unica da. So kommt z. B. dem kleinen Blättchen des Jakobus major (100 : 55 mm)
vom Monogrammisten WZ eine besondere Bedeutung zu (A b b. 3)**). Es wurde auf der
28. Kunstauktion von Gilhofer & Ranschburg in Wien erworben. Die Technik verrät Geübtheit
und Sicherheit. Auch in künstlerischer Beziehung ist es eine achtbare Leistung. Es wird ver-
mutet, daß sein Verfertiger mit dem Meister W^ identisch ist, der nach Lehrs in den Nieder-
landen ungefähr dieselbe Stellung einnimmt wie der Meister E S in Süddeutschland. Jeden-
falls gehört er der niederländischen Schule an. Vielleicht war er ein Goldschmied am Hofe Karls
des Kühnen. Die Annahme, daß er ein Mitglied der berühmten Künstlerfamihe der Sluter war,
hat viel für sich, doch möchten wir sie nicht als eine unumstößliche hinstellen. Der Bischofsstab
von Israel von Meckenem (Geisberg 450) fehlte uns bislang in unserer Sammlung. Er
stammt aus der Sammlung von Lanna in Prag. Zwar ist er silhouettiert und an Stelle der Dar-
*) Ein bei den Steinen der Krone, einzelnen Teilen des wohl auf einen Geistlichen
deutenden Nebenwappens u. s. w. zur Verwendung gekommenes Braunrot konnte bei dem
gewählten Rfeproduktionsverfahren nicht berücksichtigt werden.
**) Das Klischee zu dieser Abbildung wurde uns in dankenswerter Weise von Joseph
Baer & Co. in Frankfurt a. M. zur Verfügung gestellt.
13
Stellung der heiligen Jungfrau ein Stück des
Bischofsstabes von Schongauer eingesetzt. Dafür
aber kostete er uns nur 105 Mark und ist im üb-
rigen tadellos erhalten. Entstanden ist er etwa
ums Jahr 1500. Seltener noch ist die große
Monstranz von Wenzel von 0 1 m ü t z, die
mit der Sammlung von Lanna bei Gutekunst
in Stuttgart zur Versteigerung kam. Herr Kgl.
Hofkunsthändler Louis Gerhard Meder in Berlin
hatte die Güte, sie für sich zurückzukaufen, weil
er hörte, daß wir uns dafür interessierten, und sie
uns in liberaler Weise zum Geschenk zu machen,
das gern akzeptiert wurde. Sie ist nur in wenigen
Exemplaren (Lehrs 80) bekannt. Auch sie ist sil-
houettiert und aufgezogen. Der Abdruck ist durch
große Reinheit und Klarheit ausgezeichnet.
Was an Inkunabeln des Holzschnitts er-
worben wurde, rührt meist aus der Sammlung des
Prof. W. L. Schreiber her, des bekannten Ver-
fassers des ,, Manuel de la Gravüre sur bois et sur
m^tal au XV*' siecle". Aus ihr stammen die drei
Holzschnitte, von denen nun in Kürze die Rede
sein soll:
1. Ein breitrandiger, in Grün, Blau, Rot und
Rosa kolorierter Abdruck eines um 1470 in
Augsburg entstandenen Reiberdrucks, den Schrei-
ber unter Nr. 1059 beschreibt. Unser Exemplar
hat diesem gegenüber den Vorzug, daß die In-
schrift innerhalb der Einfassung deutlich und klar
zum Vorschein tritt, was bei jenem nicht der Fall
ist. Es ist eine Darstellung der Maria mit dem
Kinde, die en face auf einem gotischen Thronsessel
sitzt, in der Rechten eine Frucht, nach welcher das Kind greift
und kernig.
2. Ein ikonographisch außerordentlich interessanter Holzschnitt, der um 1480, und zwar
ebenfalls in Augsburg entstanden ist. Unten in der Mitte des Bildes sitzt in einem Gemach ein
Kirchenvater und demonstriert aus einem Buch. Von links her tritt die heil. Barbara mit zwei
Begleiterinnen, von rechts her St. Lorenz mit zwei Märtyrern heran. Darüber thront zwischen
Maria und Johannes Baptista Gott Vater mit Lamm und Taube. Das Blatt, dessen Ausführung
eine sehr präzise ist, ist in Grün, Braun, Blaß-Braun, Blaß-Gelb und Grau koloriert. Außer diesem
Exemplar ist nur noch ein zweites bekannt (Schreiber 1878).
3. Ein kleiner Holzschnitt, in dem wir einen Neujahrsglückwunsch zu sehen haben und der
gegen Ende des 15. Jahrhunderts im westlichen Schwaben entstanden sein dürfte. In einer flach-
bogigen Umrahmung steht in einer Mandorla auf dem Kopf eines Vogels, der auf einem Ast sitzt,
das Christkind. In der Rechten hält es den Reichsapfel, auf der Linken einen Vogel. Über ihm
schwebt ein Schriftband mit der Aufschrift: „Eyn new gütt iar". Ein Rankenbaldachin schließt
das Bildchen nach oben im flachen Halbrund ab. Auf der Rückseite Christus am Kreuz mit Maria
und Johannes und drei blutauffangenden Engeln (Schreiber 792).
Unter den Holzschnitten der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts, die wir erwarben, verdient
zunächst das Porträt Martin Luthers von Lucas C r a n a c h d. Ä. (P. 199) hervorgehoben zu
werden. Es ist nicht nur ein wirklich gutes Bildnis des Reformators, sondern auch in seiner Durch-
führung ein Meisterwerk. Prächtig und warm im Ton wirken die beiden Clair-obscur- Schnitte
von Hans Baidung Grien B. 3 und P. 70, von denen das größere Blatt der Verführung
des ersten Menschenpaares zu den besten des Meisters gehört. Als eine Seltenheit gilt das aus
acht (!) Einzelschnitten zusammengesetzte Abendmahl von Hans Leonhard Schäuffelein
Abb. 3. Monogratnmist WZ: Jakobus major.
Kupferstich.
Der Schnitt ist derb
— 14 —
(B. 26), das im ganzen bei seiner kräftigen Zeichnung fast wie ein Gemälde wirkt und der hohen
Kompositionsgabe seines Urhebers ein glänzendes Zeugnis ausstellt. Weiter heben wir ein auch
in kulturgeschichtlicher Beziehung bedeutsames Blatt von Urs Graf (B. 16) heraus, das zwei
Landsknechte und eine Frau bei einem Baume zeigt, auf dem ein Totengerippe mit Stundenglas
sitzt (A b b. 4) *). Bei der feinen Ausprägung der Linien ist es einer Federzeichnung nicht un-
ähnlich. Ein Abdruck von ausnehmend großer Schärfe ist die ebenfalls aus der Sammlung
von Lanna erworbene Enthauptung Johannis des Täufers (B. 52) von Albrecht Alt-
dorfer, ein Blatt von großer Anmut in der kompositioneilen Durchführung (Abb. 5).
Unter den Handzeichnungen nimmt eine solche von Hans Sebald Beham den
ersten Platz ein. Es ist eine flott ausgeführte Federzeichnung, die mit Tusche angelegt ist und
St. Jakobus den Älteren in ganzer Figur zeigt. Rechts unten das Monogramm und die Jahrzahl
1521. Die Zeichnung hat eine Höhe von 25 cm und eine Breite von 15 cm.
Geschenke.
Arnhem (Holland). A. A. VorstermannvanOyen: Exlibris desselben. — Bar-
celona. Santiago RosalCamprodön: Die beiden Exlibris desselben, gezeichnet von
S. Rosal und M. de Casademunt. — Berlin. Hermann L. Gelder: 1. Exlibris desselben,
gezeichnet von H. Schimpke, in zwei Ausfertigungen; 2. Exlibris L. Gelder, in zwei Ausfertigungen.
Kgl. Hofkunsthändler Louis Gerhard Meder: Große Monstranz von Wenzel von Olmütz,
Lehrs 80. Früher Abdruck, silhouettiert und aufgezogen.' Aus der Sammlung von Lanna. Verein
f ü r O r i gi n al r a d i er u n g: Heft XXllI (19O8) der Vereinspublikation mit Originalradie-
rungen von E. Eltze, Ph. Franck, H. Koenemann, A. Schlabitz, B. Schuhmacher und Herm.
Struck. Walther von zur Westen: Neujahrsglückwunsch für 1909. — Berlin- Schoene-
berg. Paul Otto Moßner, Hauptmann und Kompagnie-Chef: Exhbris desselben, gezeichnet
von G. Otto, 1899- — Bern. W. Lauterburg: Fünf Blatt Buntpapiere, blau mit Gold-
pressung, von Paul Reymund in Nürnberg. 18. Jahrhundert. — Beverly (Frankreich). Lily
von Frischin g: Exlibris derselben. — Büdingen. Regierungsassessor Rudolf Schäfer:
1. Die beiden Exlibris desselben; 2. Exlibris Mathilde von Hessert und Sigillum gentis Schäfer
in Höchst; 3- Exlibris Minna Hessert, gezeichnet von H. Scholl-Darmstadt. — Cannstadt. Max
Suttau: Exlibris des Kaisers Maximilian von Mexiko. — Charlottenburg. Frau Lily
Braun: Exlibris derselben, von Hermann Struck gezeichnet. — Coblenz. Dr. Reimer, Pfleger
des Germanischen Museums: Sammlung von 85, zumeist kolorierten Guckkastenbildern mit
Stadtansichten. Prospekten und Darstellungen historischen Inhalts. 2. Hälfte des 18. Jahrh.
— Darmstadt. Cand. math. Hermann Schott: Exlibris desselben, gezeichnet von Hermann
Pfeiffer in Darmstadt 1908. — Erlangen. Dr. med. Josef Klüber, K. Anstaltsarzt an der
Kreis-Irrenanstalt: 1. Die sämtlichen Exlibris des Geschenkgebers, 18 Bll. ; 2. Sieben künst-
lerische Glückwunschkarten des Geschenkgebers; 3- Zwei Exlibris der Kreis- Irrenanstalt Erlangen;
4. Exlibris Th. Kolde in Erlangen. — Forst (Lausitz). Kurt Avellis: Exlibris desselben,
1908 von Fidus gezeichnet. — Frankfurt a. 0. Reg.- und Baurat Hesse: 10 Bogen Bunt-
papiere aus dem Ende des 18. und der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. — Goslar. A. Bor-
chers: Photographie des Marktbrunnens in Goslar. — Schloß Oottlieben (Thurgau, Schweiz):
M. Baron Fabrice: 1. Exlibris Max v. Fabrice, gezeichnet von Walther Stierljkopf-Ber-
lin; 2. Exlibris llma v. Fabrice-Almäsy, gezeichnet von Halm-Nicolai. — Hersbruck. K 0 n r a d
Schramm: „Geometrischer Grund- Riß über die Wiese hinter dem Fichtach am Grissbach
gelegen, die Sprickerin genant, P. T. Hern Christoph Moritz Schenck, Stadtschreibern zu Herrs-
pruck . . gehörig". Handzeichnung. 18. Jahrh. — Lawrenceville (Virginia). Clifford Nickels
C a r V e r: Exlibris desselben in zwei Exemplaren. — Leipzig. Kurt Kühn: Exlibris des-
selben, gezeichnet von Otto Ubbelohde. Alfred Lorentz, Buchhandlung: Politisches
Flugblatt aus den Jahren 1848/49. Lithographie — Livorno (Italien). Dr. C Corrado
Tagiuri: Die drei Exlibris desselben. — Ludwigshafen a. Rh. Julius Fügen: Exlibris
Julius und Else Fügen, gezeichnet von O. A. Koch, Baden-Baden, 1908. Franz Gaydoul:
*) Das Klischee zu dieser Abbildung wurde uns von der Kunsthandlung H. G. Gute-
kunst in Stuttgart als Geschenk überwiesen, wofür ihr an dieser Stelle herzlicher Dank ge-
sagt sein möge.
15 —
Abb. 4. Urs Graf: Die Landsknechte und der Tod. B. 16. Holzschnitt.
— 16 —
Abb. 5. Albrecht Altdorfer: Enthauptung Johannis des Täufers. B. 52. Holzschnitt.
Exlibris Franz und Tilde Gaydoul, gezeichnet von W. Lenz-Berlin. — Mannheim. Oberstabs-
arzt a. D. Dr. R ö h r i n g: 11 Blatt Porträts aus der Galerie hervorragender Ärzte und
Naturforseher, Autotypien. — München. Ernst Ludwig von Frankenberg und
L u d w i g s d or f: Exlibris desselben in zwei Exemplaren. Ulrich Kortler, Kunstglocken-
gießerei und Metallwarenfabrikant: Photographien von Glocken in Fischen im AUgäu von 1510
und 1539 und in Oberndorf, Pfarrei Stadt Kemnath, in der Oberpfalz vom Jahre 1587-
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— 17 —
Meisenbach, Riffart h & Co.: Mustersammlung der von dieser Firma g:epflegten haupt-
säcliliclisten modernen Reprodulctionsverfahren, umfassend 33 Blätter in prachtvollen Abdrücken;
69 moderne Exlibris von verschiedenen Künstlern in verschiedenen Verfahren. — Vermächtnis
des Herrn Universitätsprofessors Dr. Alwin Schultz: Das von dem Verstorbenen im Laufe
seines Lebens zusammengebrachte Bilderrepertorium, sowie seine Kostümbildersammlung, viele
tausend Blätter in 310 Mappen und Kapseln in imp.-2o, 2" und 40. — Münster i. W.
Landes museum der Provinz Westfalen: Photographie eines Altarbildes in dessen
Besitz. — Nürnberg. Das Komitee zur Wiederherstellung des Bären-
brunnens am Platnersberg: Lichtdruck nach der von Johannes Andreas Luck-
meyer angefertigten Urkunde, die in den Grundstein des Bärenbrunnens, mit dessen Erneuerung
am 22. Alärz 1909 begonnen wurde, gelegt wurde. Eugen Mayr: 1. Sechs Silhouetten von
Studenten in Erlangen, 1851; 2. 14 Photographien Erlanger Studenten. 1854. 1855- 1858. 1859-
Friedrich Monninger: Vier Blatt Photographien vom Schlachthof in Nürnberg.
Architekt Nagel: Sechs Blatt Photographien von Empire-Öfen aus Schloß Ortenburg
in Niederbayern. Photograph Christoph Müller: Teilansicht des Südwestbaues des
Germanischen Museums. Blick von Westen auf die Galerie. Photographie. Gustav Seif-
te rl ein: 1. „Insularum Moluccarum nova descriptio". Amstelodami, apud Joannem
Janssonium. Kupferstich. 1. Hälfte 17- Jahrhundert; 2. ,,M o r a v i a marchionatvs auctore
J. A. Comenio". Amstelodami, Guiljelm. Blaeun Excudit. Kupferstich. 2. Hälfte 17- Jahr-
hundert; 3. „Bavariae pars superior". Excudentibus Haered. I. Baptistae Homanni. 1803.
Kolorierter Kupferstich; 4. ,,Italia inferior, Sicilia, Sardinia. Corsica". Tabula XI aus
Reichardi Orbis terrarum antiquus a. D. Campio editus Norimbergae 1823. E. Knittel sculps.;
5. „Neueste Post-C harte von Deutschland". Nürnberg, Verlag von Schneider & Weigel
1836, kolorierter Stich; 6. „Grundriß der Stadt Rothenburg an der Tauber, mit Bezeich-
nung aller Wohngebäude und ihrer Hausnummern". Nach Schritten aufgenommen und ge-
zeichnet vom Schullehrer und Geometer J. C E. Bauer zu Rothenburg an der Tauber. Kolo-
rierte Lithographie. 1. Hälfte 19- Jahrhundert; 7- ,, Karte der Nord & Ost See". Litho-
graphie. Verlag der Englischen Kunstanstalt von A. H. Payne, Leipzig u. Dresden, 19- Jahr-
hundert. — Paris. Henri Lenseigne: Exlibris desselben; G. Bonnet del. Clavarri sc.
— Plauen i. V. Walt her A. Müller: Exlibris desselben. — Salzburg. Frau Pepi
Junger: Drei Exlibris derselben, gezeichnet von Willi Geiger (1904), E. Bertel-Salzburg und
Dagobert Peche- Wien. Philipp Strasser: Neujahrsglückwunsch für 1908. — Schwabach.
Oberlandesgerichtsrat C. Dürig: 1. 18 Blatt Kupferstiche mit Darstellungen von Verkehrs-
straßen im Königreich Bayern. 1832; 2. Fünf Einzelkarten des Herzogtums Lothringen und der
zugehörigen Bistümer und Diöcesen. Kupferstiche. 1724 und 1725- — Stade. Frau Thea
V. Staden: Exlibris Hans Adolf von Staden und Exlibris Thea von Staden, zwei verschiedene
ExHbris W. von Staden, sämtlich gezeichnet von Theodor Herrmann. — Stuttgart. E m a n u e 1
Ludwig Oppel: Die beiden Exlibris desselben, gezeichnet von Willy Eisele- Stuttgart 1906
und Oppel- Würzburg 1908.
Ankäufe:
Kupferstiche und Radierungen. Monogrammist WZ: Jakobus major. Kleines kolo-
riertes Blättchen. — Israel von Meckenem: Der Bischofsstab. B. app. 1 39- — Albrecht
Altdorfer: Die Nonne. B. 24. Kleines Blättchen. Abdruck mit Rand. —Georg P e n c z:
Die Bekehrung des Saulus. B. 69. — Monogrammist FG: Mutius Scaevola vor Por-
senna. B. IX, S. 24, Nr. 2. — Monogrammist L: Der heil. Hieronymus in der Zelle.
Rund. Nach Dürers Holzschnitt B. 1 14. Unbeschrieben. — Unbekannter deutscher
Meister des 16. Jahrhunderts: Apollo und die neun Musen, rechts bei einem Brunnen
ein sitzendes Liebespaar, auf das Cupido einen Pfeil abschießt. Fries in der Art des Franz Brun.
12,5 cm lang. 3,4 cm hoch. Abdruck ohne Rand. — Jeremias Falck: Feldmarschall Gustav
Hörn. Brustbild in Rüstung. Nach Beck. Bl. 246. — Daniel Schultz: Der entfiederte
Pfau. Radierung. — Bernardo Beiotto: Die Ruinen des Turmes der Kreuzkirche in
Dresden. 1765. — Georg Friedrich Schmidt: 1. Frangois Le Chambrier. Brustbild.
Nach Rigaud. J. 49. 2. Hirsch Michel. Radierung. J. 144. 3- Rembrandts Mutter betend.
2
— 18 —
Radierung. J. 145- 4. Der Goldschmied Melchior Dinglinger. Radierung nach Ant. Pesne. 1769.
J. 148.
Holzschnitte. Unbekannter Meister um 147O: Maria mit dem Kinde. Kolo-
riert. Schreiber 1059- — Unbekannter Meister um 1470 — 80: Blatt aus einer Ars
moriendi. Ein im Bett liegender Sterbender wird von Dämonen gequält. Zu seinen Häupten
Gott Vater, Christus und Maria. Unten knien ein König und eine Königin. 19 cm hoch. 13 cm
breit. Abdruck mit breitem Rand auf Papier mit dem kleinen Ochsenkopf. — Unbekannter
Meister um 1480: Ein Kirchenvater und die heil. Dreieinigkeit. Koloriert. Schreiber 1878. —
Unbekannter Meister um 149O: Das Christkind in der Mandorla auf dem Kopf eines
Vogels stehend, der auf einem Ast sitzt. Schreiber 792. — Lucas Cranach d. Ä.: 1. Die
heil. Katharina mit dem Buche. B. 71. Scharf umschnitten. 2. Doktor Martin Luther. Großes
Brustbild en face linkshin. P. 199. Ohne Unterschriften. Früher reiner Abdruck auf Papier
mit der kleinen hohen Krone. — Albrecht Dürer: Christus am Kreuz mit Maria und Jo-
hannes. Oben Gott Vater mit Engeln in Wolken. An drei Seiten von einer Bordüre umschlossen.
1516. B. 56. — Hans Baidung Grien: 1. Adam und Eva, von der Schlange verführt.
B. 3. Abdruck in Clair-obscur (ausgebessert). 2. Der büßende heil. Hieronymus. P. 70. Ab-
druck in Clair-obscur. Mit ringsum angesetztem Rändchen. — Hans B u r g k m a i r d. Ä. :
1. Salomos Götzendienst. B. 4; 2. Das junge Paar und der Tod. B. 40. Abdruck in Grün mit
der Adresse des Jost de Negker in Augsburg. — Hans Leonhard Schäuffelein: Das
heil. Abendmahl. Große Darstellung in 8 Blättern (nicht neun, wie Bartsch angibt). B. 26.
In Abdrücken der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. — Albrecht Alt dorfer: Die Enthaup-
tung Johannis des Täufers. B. 52. Abdruck von großer Schärfe. — Hans H 0 1 b e i n d. J.:
45 Blatt kleine Holzschnitte, beiderseits bedruckt, alttestamentliche Darstellungen. Mit Aus-
nahme der vier fehlenden Totentanzbilder die vollständige Folge der 2., 1539 bei Melchior und
Caspar Trechsel ,,sub scuto Coloniensi" in Lyon erschienenen Ausgabe des alten Testamentes.
Pass. III, S. 360, b. — Urs Graf: Zwei Landsknechte und eine Frau bei einem Baume, auf
dem ein Totengerippe mit Stundenglas sitzt. B. 16. — Wolf H u b e r: Die Geburt Christi.
B. 1. Früher, sehr reiner Abdruck. — Melchior Lorch: Die Natur, stehende nackte Frau,
umgeben von Tieren, denen sie aus ihren Brüsten Milch spendet. B. 2. — Unbekannter
Meister der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts: Ein Gastmahl. Figurenreiche Dar-
stellung in der Art des H. L. Schäuffelein. Späterer Abdruck. — Monogrammist CE.
1561 : Die Tugenden, dargestellt durch weibliche Halbfiguren. 10 Bll. P. IV. S. 66, 6. Alt-
kolorierte Abdrücke mit Text auf der Rückseite; auf derjenigen mit der Caritas ein Ritter. —
UnbekannterMeister der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts: Dedikations-
blatt für Herzog Albrecht von Bayern, der vorn neben seinem von Löwen gehaltenen Wappen
kniet. Im Hintergrund München. In den Wolken Gott Vater mit den 24 Alten. 1574. — U n-
bekannter Meisterder 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts: Jesusknabe in ganzer
Figur mit Kreuz und Weltkugel in einem Oval mit Umschrift. Neujahrswunschkarte. In den
Ecken Blumen. — Friedrich Wilhelm Gubitz: Sammlung von 248 Holzschnittab-
drücken, zusammengetragen für Freund Wilhelm Haas in Basel in den Jahren 1805 u. ff. von
seinem Oheim Christian von Mechel, dermahlen (18O8) im Prinz Heinrichschen, nun königliciien
Palais in Berlin. Bestehend in den Hauptblättern des segnenden Heilandes und der Gräfin von
Voß (in den 7 verschiedenen Plattenzuständen), in Medaillon-Porträts, in größeren und kleineren
Titelblättern, Kalender- und Almanach- Illustrationen verschiedenster Art, Vignetten, Emblemen
und Zierstücken, teilweise in farbigem Druck mit Probezuständen.
Lithographien. 1. Inkunabeln Heß: ,, Kühner Angriff eines Wachtmeisters der
sächsischen Cüi assier- Garde auf einem französischen Mameluken Officier in den Cavallerie Ge-
fecht in Holland den Tag vor der Einahme von Paris den 30 März 1814". In Kreidemanier. I818.
2. Lithographien nach 1820. Fr. J. Lieder (178O— 1859): a) Bildnis des k. k.
Hofschauspielers C. Costenoble (1769 — 1837)- Halbfigur als Laienbruder im „Nathan d. Weise".
1827. b) Bildnis des Fürsten Fr. von Hatzfeld, preuß. Generalfeldmarschalls, 1827 Gesandten
in Wien (1756— 1827). Brustbild nach links. 1827. c) Bildnis der Fürstin Marie Antonia Metter-
nich, geb. Gräfin v. Leykam, 2. Gemahlin des Staatskanzlers Fürsten M. (18O6— 29). Hüftbild. —
— 19 —
Josef Kriehuber (1801 — 75): a) Porträt der k. k. Hofschauspielerin Amalie Haizinger
(1800—84). Brustbild nach rechts als „Maintenon". 1852. b) Porträt des k. k. Hofschau-
spielers Heinrich Anschütz (1785— 1865). Kniebild im Pelz, sitzend. 1855- c) Porträt des k. k.
Hofschauspielers Karl Fichtner (1805—73)- Kniebild. 1855- d) Porträt der Therese Peche von
Jauzat (1806—82). Kniebild. — Adolf Menzel: ,.Das entfliehende Jahr". Farbige Litho-
graphie in Federmanier. Erf. und gezeichnet von Adolf Schrödter in Düsseldorf. Darunter
16 zeiliges Gedicht. Verlag von E. H. Schröder in Berlin.
Handzeichnungen. Hans Sebald Beham: Jakobus d. Ä. Getuschte Federzeich-
nung. 1521. — Unbekannter Meister vom Anfang des 17. Jahrh.: Allegorie
der Gerechtigkeit. Auf einem Stein en face sitzende Figur. Federzeichnung. 14 cm hoch. 12,5 cm
breit. — Unbekannter Meister der 1. Hälfte des 17. Jahrh.: Merkur, Venus
und Amor. Venus auf einem von Schwänen gezogenen kleinen Wagen. Federzeichnung, in Sepia
laviert. — W e i t e r e u n b e k a n n t e M e i s t e r d e s 17. Jahrh.: a) In einem kirchlichen
Raum mit erregten Gebärden Betende. Lavierte Federzeichnung, teilweise mit Weiß gehöht.
Auf der Rückseite „Palma", b) Apollo und Daphne. Flüchtiger Entwurf in Blei. Röthel und
Tusche, c) Flora, auf einem von Schwänen gezogenen Wagen durch die Wolken fahrend, von
Engeln mit Blumen und Girlanden umspielt. Entwurf zu einem Wand- oder Deckengemälde.
Lavierte Federzeichnung, d) Sitzende Heilige mit Palmzweig. Tuschzeichnung, e) Himmel-
fahrt der Maria Aegyptiaca. Tuschzeichnung. — Samuel Bottschildt (1641 — 1707):
1. Allegorische Darstellung. In einem Rund auf Wolken ein geflügeltes Weib mit zwei Kindern.
Rötheizeichnung. Bezeichnet. 2. Allegorische Darstellung. In einem Rund auf Wolken eine
Frauengestalt, mit brennender Fackel und Urne, die ein Engel mithält und welcher Wasser ent-
strömt. Rötheizeichnung. Bezeichnet. 3. Die heil. Dreieinigkeit in Wolken, von Engeln um-
geben. Rötheizeichnung. 4. Blatt mit zwei Darstellungen: Johannes der Täufer kniend auf einer
Wolke und Maria auf der umgekehrten Mondsichel stehend. Rötheizeichnungen. — Johann
Schnai (?): Christus und Petrus auf dem Meere wandelnd. Lavierte Federzeichnung. Links
unten: „Joha Schna jun. 1669". — Unbekannte Meister vom Ende des 17-
Jahrh.: a) Zwei Blatt Entwürfe für Stuckdecken mit Gemälden. Lavierte Federzeichnungen,
b) Drei Blatt Entwürfe für gemalte Türfüllungen. Federzeichnungen, teilweise laviert, c) Orna-
mentale Entwürfe für Wand- oder Deckenmalereien. Lavierte Federzeichnungen, d) Ornamen-
tale Entwürfe für Friesmalereien. Federzeichnungen. — Unbekannter Meister vom
Anfang des 18. Jahrh.: Kleopatra. Sitzende Kniefigur. Rötheizeichnung. Links unten:
„Septembr 1710". — Unbekannte Meister des 18. Jahrh.: a) Amphitrite, von Del-
phinen getragen, sowie von Putten und Tritonen begleitet. Darstellung in einem Rund. Röthei-
zeichnung, b) Heilige Familie. Sepiazeichnung, mit Weiß gehöht, c) Himmelfahrt der Maria
Magdalena. Lavierte Federzeichnung. Entwurf zu einem Altargemälde. — Adam Sorger,
Ingenieur: Fünf Blatt Pläne des Juliusspitals in Würzburg. Prospekt und die Grundrisse des
Erdgeschosses, 1., 2. und 3. Stockwerks. Federzeichnungen mit Anwendung von Wasserfarben.
1799 und 1800. — Anselm Feuerbach: Erster Entwurf zu dessen Monumentalgemälde
„Kaiser Ludwig der Bayer empfängt die Huldigung der Nürnberger". Federzeichnung. 9,5 cm
hoch. 53 cm lang.
Historische Blätter. Neuerliche Achtserklärung Kaiser Ferdinands II. über den Pfalzgrafen
Friedrich bei Rhein und Übertragung der Exekution derselben an den Erzherzog Albrecht zu
Österreich. Mandat in Typendruck. Wien, 1. Februar 1621. — „A et ß / Vnsers ewig-verdienten
Herrn und Heylandes Jesv Christi, am Creutze gesprochene / Sieben Letzte Wort / Nebenst
einem, vor hundert Jahren fast gefertigtem, Creutz-Bilde / der Durchlauchtigsten . . . Frauen
Magdalenen Sybillen / Hertzogin zu Sachsen . . unterthänigst zugeeignet am Karfreytage des
1656. Jahres". Abdruck eines Kupferstiches der Kreuzigung von Hans Lange vom Jahre 1559
(Nagler, Alonogr. III, Nr. 1202, 1), umgeben von religiösen Gedichten von M. Johann Frentzeln
in Typendruck. Gedruckt in Leipzig von Johann Bauer. — Verordnung des Herzogs Albrecht
von Sachsen betr. Benutzung der ordentlichen Geleitsstraße von Nürnberg aus durch die Coburgi-
schen Lande. Einblattdruck. 28. Juli 1693. — Nachricht betreffend Einrichtung zweier Ordi-
nari-Land- Kutschen, die wöchentlich wechselweis von Frankfurt aus nach Wien und zurück-
fahren. Einblattdruck. 1699. — „Christliche Betrachtung / Der nichtigen Flu htigkeit / zeit-
c
2*
— 20 —
lieber / und höchsterwünschten Wichtigkeit ewiger Güter". Allegorischer Kupferstich von Joh.
Friedr. Fleischberger mit 20strophigem Gedicht in Typendruck. Zu finden bei Paulus Fürst,
Kunsthändler in Nürnberg. 17. Jahrh. — „Verzeichnuß derjenigen keyserlichen reitenden Ordi-
nari- und Extra-Posten auch Land- Kutschen und Boten / wie solche wöchentlich in der hoch-
fürstl. sächsz. Residenz-Stadt Coburg ankommen und wiederum ablauffen". Einblattdruck.
Coburg, 24. Jan. 1701. — „Verzeichnuß /wann in . . . Coburg /die Kayserl. Freye Reichs- und
Hoch-Fürstl. Sachs. Land-Posten /so reitend als fahrend /. . . ein- und ablauffen". Einblatt-
druck vom Jahre 1704. — „Fahrender Post-Cours von Nürnberg über Coburg und Cassel nach
Amsterdam". Einblattdruck. Coburg, 1. Mai 1723- — Gedicht auf Anna Maria Duscherin,
Braut des Johann Heinrich Gottfried Bieling, bei ihrem ersten Besuch der Bielingischen
Offizin. Großes Blatt in Typendruck. 1735- — Gedicht auf den ersten Besuch der Johanna
Charlotte Rauhenbuschin, Braut des Johann Heinrich Gottfried Bieling, in dessen Offizin.
Einblattdruck. 1741. — Gedicht auf die Geburt eines Söhnleins des Johann Heinrich Gott-
fried Bieling und seiner Frau Johanna Gharlotte am 18. August 1743. Einblattdruck. —
10 Nürnberger Zeitungen satirischen Inhalts aus den Jahren 1782, 1785, 1792, 1793. 1794. —
Verordnung des Herzogs Ernst Friedrich von Sachsen betr. die preußischen Deserteure. 24. Juli
1792. — ,, Nürnbergischer Banco-Pvbl. Calender. Auf das Jahr nach Christi Geburt 1802".
Kupferstich mit Typentext. — Verordnung des Divisions- Generals Canuel betr. Verpflegung
der auf Marschroute befindlichen Soldaten. Münster, 15- April 1807. — „Welche von unnere
Leut, mit eppes Geblomes u. eppes une Rarrität". Scherzblatt auf die Juden. Nürnberg bei G.
N. Renner & Schuster. Nr. 283- Lith. 1. Hälfte des 19. Jahrh. — 1038 Blatt Aquarelle von
Fr. Gaul: Figurinen und Theaterkostüme für die k. k. Hofoper und das k. k. Burgtheater in
Wien aus den Jahren 1864 — 80. Meist mit den Porträts und der Bezeichnung der mitwirken-
den Künstler.
Stadtpläne und Prospekte. „Avgvsta VindeHcorvm Augspurg". Großer Grundriß in
koloriertem Kupferstich mit gedruckter, 17 spaltiger Legende in lateinischer und deutscher
Sprache, ,, Durch Wolffgang Kilian, Burger vnnd Kupfferstecher in Augspurg geradirt vnd
verfertiget im Jahr vrsers Erlösers Jesu Christi 1626". Auf Leinwand in Rollenform. —
Passau: Große Ansicht. Nach Leonhard Abent gest. von Hogenberg. 1576. Koloriert.
Porträts. Ferdinand I., Jugendporträt als römischer König. Brustbild mit breit-
krämpigem Hut im Profil nach rechts. Holzschnitt. Späterer Abdruck. 1. Hälfte des 16. Jahrh. —
Joh. Fichard, Jurist, Syndikus zu Frankfurt a. M. Im Alter von 69 Jahren, 158I. Halb-
figur, vor einem Tisch sitzend. Martin Rota sc. DruguHn 6036. — Friedrich Wilhelm
G u b i t z. Brustbild nach links. Gezeichnet von Steffens. L. Buchhorn dir. gest. von R- Bethge.
Darunter sechsstrophiges handschriftliches Gedicht des Dargestellten vom Charfreitag 1867. —
J. N. H u m m e 1 ( Komponist). Brustbild en face. Bleistiftzeichnung. 1. Hälfte des 19- Jahr-
hunderts. — Balthasar Kaim, Zinngießer in Nürnberg. Brustbild nach rechts im Rund.
Aet. 26. Anno 1601. Heinr. Ulrich sc. — Simon K ö f f e r 1, Rechenmeister zu Nürnberg.
In ganzer Figur neben einem Postament stehend und auf diesem schreibend. Im Alter von 25
Jahren. 1570. Holzschnitt. Drugulin 10794.
Schrift und Druck. 50 Blatt Initialen aus dem Bauern- und Kinder-Alphabet von Hans
Holbein d. J.
Bilderrepertorium. i7 Blatt Photographien von Deckengemälden und Stuckdecken im
Schloß zu Lustheim, im Dom zu Freising, in der Dreifaltigkeitskirche, der S. Johann Nepomuk-
Kirche und im Bürgersaal zu München, dann in Schleißheim und im Bürgersaal S. Maria Victoria
in Ingolstadt. — Sechs Photographien von Skulpturen des Ulmer Münsters. — Vier Blatt Photo-
graphien von Holzreliefs im historischen Museum zu BaseL
Stiftungen.
Denkmäler für Heilkunde. Drei anatomische Tafeln: Knochenmann, weiblicher
und männlicher Körper. Darstellungen mit Klappbildern. Holzschnitte, altkoloriert, mit typo-
graphischem Text. Wittenberg IS83. — Anselm Boetius de Boodt, Leibarzt Kaiser
— 21 —
Rudolfs II. (t 1634). Brustbild im Oval mit Wappen. Aeg. Sadeler sc. — Fr. Jos. G a 1 1,
Arzt, Phrenologe (1758—1828). Brustbild im Oval. Bourgeois de la Richardiere sculp. Stich
in Punktiermanier. — Bildnis des Dr. Lucas Johann Boer, k. k. pens. Leib-Chirurgen
und Professors an der Universität zu Wien. Brustbild. Lithographie von Josef Kriehuber.
1830. — Bildnis des Dr. J. B r e n n e r - F e 1 s a c h, Bezirks- und Badearztes in Ischl. Brust-
bild nach links. Lithographie von Josef Kriehuber. l834. — Ansicht des alten Herkules-
bades. Große kolorierte Lithographie' von Trentsensky-Wien.
ARCHIV.
(1. Januar bis 30. Juni.)
Geschenke.
Cadolzburg. Senior W. Dietzel: Bestallung für Joh. Jul. Friedr. Schumm als Pfarrer
zu Wernsbach, d. d. Bayreuth 7. Okt. 1793- Orig. Pap. — Düsseldorf. Emil Schulte,
Papierfabrikant: Akten betr. eine zum Bau der neuen Kirche in Meiningen (Reg.-Bez. Arnsberg,
Westfalen) durch Deputierte einzusammelnde Hauskollekte 180O— 1803; Akten, das Schulwesen
in Kleisheim, Reg.-Bez. Arnsberg btr. 1804 — 13; Akten, das Apothekenwesen im Reg.-Bez. Arns-
berg btr. 1817—35; Akten in Sachen des Geistl. Fiskus gegen den Intestaterben des Pfarrers Stein-
hoff zu Esbeck bei Arnsberg. 1829— 30; Aus Akten des Königl. Land- und Stadtgerichts zu Dort-
mund. 1834. 1837. — Hersbruck. Konrad Schramm: Lehrbrief des Jos. Christoph
Frick, Chirurgen und Baders, Friedrichstadt- Dresden, für Michael Schmiedt, gebürtig von Kirchen-
sittenbach bei Nürnberg 1736, 6. Jan., Pap.; Kaufbrief für Ludwig Hagendorn, Bürger, Bierbrauer
und Bäcker zu Hersbruck über einen Stadel hinter der Mauer daselbst, 1752, 17. Mai. Orig. Pap.;
Heiratsbrief zwischen Joh. Andr. Schmid, angehendem Bürger und Spitalbader zu Hersbruck,
und Frau Barb. Helena, Witwe des Joh. Gg. Ludw. Sörgel, Bürgers und Spitalbaders zu Hers-
bruck. 1765, 7- Nov. Orig. Pap. — Nürnberg. J. R o s e n b a u m, Antiquitätenhändler:
Mahnung eines Wirts an die Landfuhrleute Fränkel und Peller in Mengen bei Scheer (württ. O. A.
Saulgau) wegen Zechschulden. Konzepte. 1801, 4. März. 1 Bl. Pap.; Zeugenverhör wegen Ein-
bruch und Diebstahlverdachts, der sich gegen die Dienstmagd Josepha Geratz richtet. (Ohne
Orts- und Zeitangabe, um 1800.) Pap.; Rechnung von Georg Flach für Philipp Carl über die
Jahre 1807—10. Orig. Pap. Gustav Seifferlein: Inventar der Dorothea Maria Sichert,
Ehefrau des Bürgers und Lochwirts Johann Sichert in Nürnberg. 178I, 25. Juli. Pap. Dr. med.
Friedrich Voit, prakt. Arzt: Vidimus des Rats zu Schweinfurt für die Erben des f Balth.
Rüeffer, Bürgers dieser Stadt, zu einer Schuldverschreibung des Markgrafen Georg Friedr. v.
Brandenburg für genannten Balth. R. über 10,000 fl. (1589, 10. März). 1619. 16. IV. Perg.; Rech-
nungen des ehem. Oberamts etc. Alsfeld (Oberhessen) 1788—1825 (Kriegskosten, Steuern).
1 Fasz. — München. Vermächtnis von f Dr. Alwin Schultz, K. K. Univ.-Prof. in Prag
i. R., zuletzt in München. Des Verstorbenen gesamte wissenschaftliche Korrespondenz. — Pilsen.
Westböhmisches Kunstgewerbe-Museum des Kaisers und Königs Franz
Josef I.: Abschrift einer auf das v. Griesbeck'sche Epitaph in Kralowitz (Böhmen) bezüglichen
und hinter demselben aufgefundenen Urkunde (1593, 28. März). — Rafhsberg bei Erlangen.
Frau Ökonomierats-Gattin Emma Beckh: Aktenstücke und Korrespondenzen in Sachen
des Germanischen Museums aus dem Nachlasse von Dr. Hermann Beckh a. d. Z. vor 1881 mit
Briefen von Hans Frhrn. v. Aufseß, Boerner (dem bek. Nürnb. Kunstkenner, 1785—1862), Crämer,
Hofrat Dr. J. S. v. Dietz, Jakob Eberhardt (Historienmaler in Nürnb.), Dr. Julius Erbstein, A. v.
Essenwein, Adolf v. Harleß, Advok. J. H. Merck- Nbg., Michelsen, R. v. Raumer, Dr. Roth-Tübingen,
C. H. Frhr. Roth von Schreckenstein, Gotth. Heinr. v. Schubert, Dr. Schwarz- Nürnberg.
Ankäufe.
Sammlung von Urkunden, das Dorf Dengling bei Regensburg und seine rechtl. Beziehungen
zur Abtei Frauenzeil betr.. Originale und Abschriften. (1353)— 1629. Im urspr. Einband; Ober-
pfälz. Urkunden und Schreiben versch. Betr., 1357 (Abschr.) bis 1808; Akten des Schuhmacher-
— 22 —
handwerks zu Cluim, 1499, 1536 (6 Sehr.); Geschäftsbrief (Handelsnachrichten) aus Venedig von
Endres Imhoff und Daniel Spengler an Peter Imhoff u. Gebrüder in Nürnberg gerichtet, 1507,
5. Nov., Orig. Pap.; Beschwerde der Stadt Auerbach (Oberpfalz) wegen des Landgerichts, bei
Kurf. Ludwig und Herz. Friedrich, vorgebracht durch den Landrichter und Pfleger zu Auerbach,
Weibrecht von Kindsperg. 1510, 12. Jan., Orig. Pap.; Burglengenfelder Gerichtsprotokolle, 1526
bis 1528, Pap. Hdschr. ; Konzept eines Schreibens des Administrators des Bistums Regensburg,
Pfalzgr. Johannes, an seinen Bruder, den Kurfürsten Ludwig V. v. d. Pfalz wegen der Regens-
burger Verhältnisse, 1528, 20. Juli, Pap. Konz. ; Wilhelm u. Ludwig, Gebr., Herzoge in Ober-
und Niederbayern: 20 Schreiben an den Richter zu Eggenfelden, Hanns Ettlinger, versch. Betr.,
dabei 3 weitere Produkte, den Eggenfelder Gerichtsbezirk betr., 1528 — 1539, Orig. Pap ; Auf-
stellungen betr. den Weinzehnten zu Mating (Bez.-A. Stadtamhof) im Schifftlberg ('/s Bischof
v. Regensburg, ^/i Kl. Prüfening) 1532, (ferner 1535: Zehnt zu Mating und Zins zu Sinching);
Akten der kurfürtsl. Regierung zu Amberg, versch. Betr., 1 532— 1749; Bitte der Anwälte und Räte
zu Burghausen an Herzog Ludwig, zwei von der Rosina Talhaimerin (c. Antonius Wiberstörffer)
benannte Zeugen verhören zu wollen etc., 1533, 7- Nov., Orig. Pap.; Bericht des Landrichters
und Pflegers zu Waldeck, Sebast. v. Giech, an den Pfalzgrafen Friedrich über den Stand der
Streitsache zwischen dem Rat und der Gemein von Kemnath einer- und ihrem Mitbürger Heinz
Roder anderseits, 1536, 4. März, Orig. Pap. (mit Einlage, dat. 1536, 11. März, Pap.); Akten Strau-
bing (Regierung) 1543 — 1719; Gegenbericht des Jörg v. Gumppenberg an den Vicarius N. N,
(i. N. seiner Scliwieger Anna Taufkircher), gegen den Pfarrherrn zu Hergerzhausen, Sigm. Krieg,
und dessen Darstellung des Verlaufs eines nächtlichen Skandals sich wendend, 1546, 13. Febr.)
Orig. Pap.; Zettel, den Zehnten zu Eckendorf bei Nabburg betr., 1. Hälfte des 16. Jahrh. ; (Fünf
Legitimationen für die beiderseitigen Anwälte in Sachen Hanns Adam Wispeck zu Velburg u.
Winckel (Pfleger zu Helfenberg; Kläger), c. Abt und Gonvent des Klosters Kastl, Eichst. Bist.
O. S. B., 1551—54, Orig. Pap.; Akten Stadt und Regierung zu Amberg, 1552—1675; Berichte
der Pfleger zu Haimburg (im jetzigen Bez.-A. Neumarkt), 1552, 24. Jan. und 1566, 26. Okt., Orig.
Pap.; Bitte der Äbtissin Anna zu Seligenporten an die Räte der Obern kurf. Pfalz in Bayern zu
Amberg, den ihr und ihrem armen Mann Linhart Bschürl (Pschirl), Müller zu Elmsdorf (zir Ell-
mannsdorf. Gem. Mühlhausen, Bez.-A. Neum.), angesetzten Rechtstag aufzuheben und nach
der von ihr zu meldenden Rückkehr ihres eben in Geschäften verreisten Richters einen neuen
Termin ihr zu bestimmen, 1555, 27. Jan., Orig. Pap.; Befehl an den Landschreiber von Eschen-
bach, Ob. -Pf., von dem, in Berücks. der Beschwerde der beiden Dorfgemeinden Pfaffenstetten
und Wölkersdorf wegen eines abgenommenen Pfandes genauere Untersuchung dieser Sache etc.
gefordert wird, 1561, 9- Nov., Pap. Konz.; Schreiben des Franz Wolf v. Baumgarten zum Frauen-
stein u. Ering an Heinrich Fronheimer zu Malching mit der Bitte um ein Zeugnis, 1564, 20. Sept.,
Orig. Pap.; Akten, Cham(Oberpf.) betr., 1567—1655 (5 Prod.); Korrespondenzen in der Chamischen
Sache, Kurf. Friedr. v. d. Pfalz, Bischof Alarkwart v. Speier, Markgraf Georg Friedr. zu Ansbach,
Albr. V. Bayern, 1567—73, Pap.; Acta betr. die Behausung zum Goliath am sog. alten Watmarkt
in Regensburg (Bischöfl. Regensb. Lehen), 1570—1778, Pap.; Verzaichnus anstendiger haupt-
summa davon .... herr Georg Ludwig Landgraue zum Leuchtenberg u. Graf zu Hals . . . den
abzins anno 71 gnedig ausrichten lassen und zum tail etliche jar anstehn plieben. (Aufgestellt vom
Oberkeller zu Grünsfeld, Gregorius Sattler), 1571; Hanns Ludwig, Herr v. u. zu Gumppenberg,
F. Pfleger zu Grandsperg (Kranzberg), an Philipp Johan, F. Rat u. Castner, auch Bartlme Heyl,
Stadt- und Landrichter zu Freising, wegen der bei seiner Verwaltung anhängig gemachten Klage
des alten Wolf Obermayr, gegen seinen Tochtermann, den jüngeren Obermair, jetzt Cammer-
bauer, bezw. wegen gerichtlicher Austragung dieser Sache, 1574, 28. VIII., Orig. Pap.; Instruktion
des Statthalters der Obern Pfalz, Pfalzgrafen Ludwig, für die kurpfälz. Räte Andres Hegner und
Andres Khödnit zur Schlichtung eines wegen der Schäferei zwischen Bürgerm. und Rat zum Thenes-
perg (Mkt. Tännesberg, Bez.-A. Vohenstrauß) und dem Pfleger daselbst entstandenen Streites,
1575, 23. Juli, Orig. Pap.; Schreiben Herzog Albrechts V. von Bayern an den Bischof Markwart
von Speyer, wegen eines von dem Dr. Ludwig Gremp zum Freudenstein verlangten Terminauf-
schubs, 1575, 30. Nov., Pap.; Schreiben des Domkapitels zu Regensburg an den Pfalzgräfl. Richter
zu Burglengenfeld, Lucas Adler, wegen der Holzwachs und des kleinen Zehnten zu Ketzdorf (=: Katz-
dorf, Bez.-A. Burglengenfeld), angefochten von Caspar Altman zu Münchshofen, bezw. vom Pfarrer
— 23 —
zu Saltendorf bei Burglengenfeld, 1578, 19- Sept., Orig. Pap.; Antwortschreiben der Regierung
zu ? (Straubing.') an die verordn. pfälz. Räte zu Neunburg vorm Wald: Ablehnung eines zur Bei-
legung von Irrungen zwischen den Ämtern Furt i. W. und Waldmünchen bestimmten Termins,
1579, 15- Mai, Pap. Konz. ; Akten wegen der Rückgabe der Furter Bürgern durch Georg Erlbeck
zu Lixenried weggetriebenen Schweine und der 30 auf dem Reißeck Erlbeckischen Untertanen
gepfändeten Ochsen, 1580; Salbuch der Felix Fraißlich'schen ewigen Stiftung zu Amberg (i486),
angelegt von Georg Fraißlich zu Regensburg, 1581, Pap. Hdschr. (76 beschr. SS.); Korrespon-
denz des Domkapitels zu Regensburg und des Stifts Niedermünster daselbst, 1585 — 88; Relation
des Leonh. Baldauf, Stadtschreibers zu Sulzbach (Ob. -Pf.) als kaiserl. Kommissärs in Sachen
Hans Endres v. Wolfstein c. Pfalz-Neuburg wegen des in Hilpoltstein in Haft sitzenden Pfarrers
bei St. Niclas zu Ebenried (Bez.-A. Hilpoltstein), Johann (auch Sebastian) Beringer, 1585 (91);
Akten, Wolf Sauerzapfs Erben (Leonh. Sauerzapf, Rentmeister zu Straubing und Hans Sauer-
zapf zu Lauf), c. Hans Merkel, Richter zu Neuburg (dann Witwe Anna Maria Merkel) und Wolf
Jacob Plech zu Amberg, betr. das Schloßgut Rosenberg (Bez.-A. Sulzbach, Oberpf.), 1585—1603;
Bestallung des Ludwig Neuchinger von Neuching als Amtmanns der Leuchtenbergischen Herr-
schaft Grünsfeld, 1588, 13. Mäiz (Pfreimd), Orig. Pap.; Vidimus von (5) Urkunden über die Finster-
mühle bei Auerbach und deren Pertinentien (1490— 1588), 1590, 9- Juni (Akten); Befehl der Pfalz-
Neuburg. Regierung zu Neuburg a. D. an die Pflegamtsverwalter zu Burglengenfeld: Lucas Adler
und Georg Reinhard Breidtschedel, die Gläubiger des Georg Sinzger (Sichinger), gewesten Wirts
zum Carlstein, zu betagen und beide Teile womöglich zu einem gütlichen Vergleich zu bestimmen,
1591, 17- Sept., Orig. Pap.; Amtliches Journal (Regensburg), Fragment, 3- Jan. bis 14. Apr. anno .>
(2. Hälfte des 16. Jahrh.), 28 Bl. in 2; Bericht des Landrichters und Pflegers zu Parkstein (Bez.-A.
Neustadt a. d. W.-N.) an den Statthalter der Oberpfalz wegen einer aufzurichtenden Ordnung
der Leinenweber im Amt Parkstein, 1602, 26. Mai, Orig. Pap.; Entschließung in Sachen des Lesche-
wiz, Zettel mit 5 Zeilen, 1604, Pap.; Quittung des Heinrich von und zu Flintzing, Hag und Pentzing,
über den Empfang von 50 Gulden Gült vom Hoch- und Domstift Freising, 1608, 29. Sept., Orig.
Pap. (in 3facher Anfertigung erhalten); Schreiben des Hans Christof v. Raindorf zu Inkofen
fürstbisch. Rats zu Freising, an Niclas Prem, F. Gerichtsschreiber und Kastenamts-Verwalter
zu Freising (Citation des Andreas Feller, jetzt in Attaching), 1615, 10. JuH, Orig. Pap., Akten
btr. die Unkosten, die dem Kloster Herrenchiemsee durch den vom Kurfürsten Maximilian v.
Bayern zwangsweise verfügten Aufenthalt des Landgrafen Wilhelm von Leuchtenberg (Pfreimdt)
daselbst erwachsen sind, 1623—25; Akten, Pflegamt und Stadt Cham btr., 1626— 61 ; Notarielle
Kopien von drei Quittungen für die fürstl. Kammer zu Neuburg a. D. (1626), 1629, 4. Febr., Pap. '
(hei den Akten eingestellt); Gültbrief für Anna Ebersberger, Bürgerin und Wittib zu Straubing,
wegen 100 fi., die HannsWierth, Bauer zu Haidenkofen (Bez.-A. Regensburg) und Barbara, seine
ehel. Hausfrau, von ihr erhalten haben, 1629, 11. Juni, Orig. Perg. ; Erneuerung der herrschaft-
lichen Zinsen zum Frauenstein (im Rheingau), 1629, Orig. Pap.- Hdschr., 64 Bl. 2; Handwerks-
buch der Büttner (?) in Forchheim 1642—87, Pap. -Hdschr. 4; Cessionsurkunde des Georg Carl,
Bürgers und Handelsmanns zu Berlin, für seinen Bruder Peter Carl, Bürger und Tuchmacher
zu Dingolfing, über des ersteren Anteil an der vom Vater ererbten Wiese, der Hutterpaigen ge-
nannt, Berlin, 1650, 8. Apr., Orig. Pap.; Kaufbrief des Domkapitels zu Freising für Christoph
Moriz Reisacher v. Kirchdorf, kurf. bayer. Obrist-Leutenant, Rat und Kastner zu Ingolstadt,
über Schloß und Hofmark Sandelzhausen (Bez.-A. Mainburg, Niederbayern), 1653, 6. Aug. (Notar-
Abschr. von 1712, 9- Dez.); Domkapitel Regensburg und kurf. Pflegamt in Cham in puncto juris
sigillandi beim Erzdechanat Cham, 1653/54 (12 Sehr.); Akten betr. die verglichene Streitsache
zwischen dem Landdechanten P. Theodor Ray bezw. P. Peter Feichtinger, O. S. B., Pfarrer zu
Floß und dem evang. (luth.) Pfarrer zu Püchersreuth (Bez.-A. Neustadt a. d. W.-N.), Joh. Gg.
Harrer, Okt. 1655; Rechnung des Verwalters der St. Martins- Pfarrkirche zu Amberg, Johann
Prändls (des Innern Rats), 1655/56, Pap. Hdschr.; Kaufbrief des Lorenz Raidt, Bürgers und In-
wohners in der Vorstadt zu Waldmünchen, für Hans Schmidt, Bürger und Schuhmacher in Wald-
münchen, über einen Acker „uf der Röhren", 1656, 23. Mai, Orig. Perg.-U.; Lagerbuch der Ge-
meinde Frauenstein, 166O, Orig. Pap. Hdschr., 76 Bl. 2; Akten Stamsried (Bez.-A. Roding), 166I
bis 1662; Akten, Bürgermeister und Rat der Stadt Waldmünchen c. Elisabeth Christoph Franckh,
Hammermeisters in der Höll, kurf. Pflegamts Waldmünchen, Eheweib, wegen eines dem Gottes-
— 24 —
hause daselbst geschuldeten Kapitals, 4 Prod., 1663; Korrespondenz der Wundärzte, Bader und
Balbierer zu Regensburg mit den ,, Kunstgenossen" zu Wien, Nürnberg, Eger, Hamburg, Leipzig,
Frankfurt, Braunschweig, Salzburg, Augsburg, Prag, Graz, Bayreuth, Castell, Neiße, Dresden,
Kempten, Riga, Windsheim, Eßlingen. Ansbach, München, Hannover, Straubing u. a., 1663 — 1798,
Pap. Akten; Akten in Sachen Bernhards v. Türling c. Georg von Murach wegen der Holzwachs
(„Aichach") am Eittenhardt, bezw. wegen des Gutes Traubenbach, 1664 — 71 ; Streitsache zwischen
dem Glashüttenmeister in der Herzogau (Kläger) und dem kurf. Pflegamt Waldmünchen wegen
Contribution und Scharwerk der Köbler oder Häusler zu Herzogau, 1669 — 1726 (9 Sehr.); Gerichts-
protokolle der Gemeinde Frauenstein (Rheingau), 1672 — 97, Orig. Pap.-Hdschr., 234 S. 2; Lehen-
Revers des Hanns Adam Wittig, Bürgers und Apothekers zu Regensburg, gegen Bischof Albr.
Siegm. V. Freising u._ Regensburg, Herzog v. Bayern, wegen der, »Behausung auf der Pretten", gegen-
über der fürstl. Residenz zu Regensburg, 1676, 9- Jan., Orig. Perg. ; Schatzungs (Lager)-Buch von
Schloßborn im Taunus, 1686, Pap. Orig. Hdschr., 229 Bl. 2; Ordnung des Markgrafen Christian
Ernst für das Handwerk der Leinenweber in Gefrees, 1693, 23. Juni, Perg.; Handwerksbuch
desselben, 1761 — 93, 2; eine größere Partie von Papieren versch. Art, auf das gleiche Handwerk
bezüglich, 1662 — 1862; Untertänigste Beschwerde und Bitte des Weberhandwerks zu Gefrees
wider das kgl. Landgericht Gefrees zu Berneck, I831, 28. Nov., 1832, Pap. Hdschr ; Rechnung
über Einnahme und Ausgabe bei dem Stadt- Weber- Vereine zu Gefrees im Jahre 1840 (1839/40
bis 1849), Pap. Hdschr.; Testament des Marx Gebisch, hochfürstl. Brandenb.-Bayreuthischen
Kammerrats und seiner Verlobten Susanna Jacobina Harsdörfferin, errichtet in Sulzbach (Ober-
pfalz), 1694, 17- Juni, Orig. Pap.; Rechnung von Wolfgang Stills sei. Erben in Regensburg für
Joh. Blunder, Maurermeister daselbst, 17OO, 23. März, Orig. Pap.; ein Faszikel oberpfälz.-bayer.
Archivalien des 17. bis 19- Jahrh., die künftig noch auseinandergenommen und einzeln für sich
behandelt werden sollen; zwei Briefe an Joh. Gg. Hörn, derzeit in Reinhausen (Bez.-A. Stadt-
amhof), von seinem Schwiegervater in Schwandorf, 1704, 20. und 23. Juni, Orig. Pap. ; Verschiedene
Schriftstücke betreffend Joh. Jac. Königshoven (geb. 1683) kais. Rat und Hofsekretär (Köln)
und seine Witwe Sophie Charlotte, 1714 — 32; Akten: Obligationen des Fürsten Anton v. Liechten-
stein betr., 1715/23; Schuldbrief der Eheleute Andres u. Eulalia Hörner zu Frauenstein im Rhein-
gau über ein Kapital von 100 fl., das sie von Frau Maria Joanna Mörzer, geb. Major, etc. empfangen
haben und mit 5 % jährl. verzinsen wollen, Ausfertigung durch das Untergericht zu Frauenstein,
1718, 1. März, Perg., dazu 5 Pap.-Urk. des 18. Jahrh. und eine solche von 18IO, 12. Nov.; Plan
zur Veranschaulichung der Grenzstreitigkeiten auf der sogen. Kaspartradt, zwischen den Grafen
Törring zu Ränkam und den Herrn v. Altersheim zu Arnschwang (Bez.-A. Cham), 172I; Akten
in Sachen des Herrn v. Cronach zu Ammerthal (Bez.-A. Amberg, Oberpfalz), 1728/29; Alter und
Neuer Grundriß des „Kollschlags" bei der Stadt Hemau (Oberpfalz), Lit. A und B, 1734, 1757;
Samuel Moyses, Schutzjud zu Schwabach, c. den Testamentserben des j Jacob v. Cronach zu
Ammerthal, Franz Marquard v. Merz (Schuldforderung btr.), Pap. -Akten, 1737/38; Die Pfarr-
kirche in der Stadt Grafenwöhr (Oberpf., bei Eschenbach): Ratificationsgesuche an den Kurf.
Kari Albrecht v. Bayern, 1737, 1- Mai: Neues Kirchengewölbe, Maurer-, Stukkatur- und Maler-
arbeit, 1739, 20. Aug., Orgelreparatur; Akten den Nachlaß des kurf. Regimentsrats und Pflegers
zu Rieden (b. Amberg), Joh. Andr. Barons von Blumenthal (auf dem Burggärtl zu Rieden) betr.,
Juni 1747; Korrespondenzen zwischen Stuttgart und Amberg, 1747—66, Pap. -Akten; Designatio
actorum: Bischof zu Brixen contra Herrn v. Berchem zu Niedertraubling (Bez.-A. Regensburg),
Mitte des 18. Jahrh.; Lehen- Revers des Joh. Gg. Leipold, Bürgers und Apothekers in Regens-
burg, gegen den Kardinal-Bischof Johann Theodor wegen der Behausung ,,an den Pretten" gegen-
über der fürstl. Residenz, 1753, 18. .Juli, Orig. Perg.; Dokumente des Kastenamt Spaltischen
Untertans Philipp Hausmann (-j- 1782) und seiner Erben zu Großweingarten, 1758—1865, Pap.-
Akten; Akten, Reichsstadt Nürnberg, c. Hofmark Hüttenbach wegen einseitiger, eigenmächtiger
Transferirung eines Gemeinteils, 1767—69; Quittung der Anna Sophia Juliana Witwe von Reden,
geb V. Haus, für ihren Schwager Gehemi. Rat v. Bremer, Exzellenz, über „abermals" ihr aus-
bezahlte zu 4 % zu verzinsende hundert Reichstaler, 1772, in der Osterwoche (Hannover), Orig.
Pap. mit aufgedr. Siegel; Frauensteiner gemeine Rechnung pro 1782, Orig. Pap. Hdschr., 90 S., 20;
Ein privates Aufschreibe- und Rechnungsbuch aus Altdorf, 1789—1837, 2; Korrespondenz des
Obristlieut. Frhrn. v. Ow (2. Feldjäger- Bataillon Graf v. Salern) zu Sulzbach i. d. Oberpfalz mit
— 25
dem Stadtgericht zu Nabhurg, wegen der Frage der Besteuerung eines beim Militär stehenden
Pupillen. 1792 (Akten); Papiere des Cammerers Bößner in Regensburg, 1793; Kollektaneen zur
Geschichte des Markts und der Pfarrei Hahnbach bei Vilseck (Oberpfalz) mit Untersuchungen
über die Getreidemaße in den Vogteien Hahnbach und Vilseck, 1821 ; Aufzeichnungen und Auf-
stellungen zur Chronologie und Kalenderrechnung ca. 1S21.
BIBLIOTHEK.
(1. Januar bis 31- März.)
Geschenke:
Arnheim. Vorsterman van Oven: Derselbe, Voor- en nageslacht van Michiel
Adriaansz de Ruyter. 1907. 8. — Augsburg. H ö f 1 e, Hofphotograph: Derselbe, Musikstücke.
Op. 1, 7 und Lieder. 1906. 4. — B. S c h m i d, Verlagsbuchhandlung: Steichele, Das Bistum
Augsburg. 56. Lief. (VII. Bd. Lief. 6). 1909. 8. — Bamberg, Fanny Herth, Hauptmanns-
witwe: Beynon, Barmhertziger Samariter. . . Basel 1686. 8. — Berlin. Richard Bong,
Verlagsbuchhandlung: Stilgebauer, Das Liebesnest. 1909- 8. — Bong & G o m p., Deutsches
Verlagshaus: Goldene Klassiker- Bibliothek. Hempels Klassiker- Ausgaben in neuer Bearbeitung
Arnims Werke, herausgegeben von Monty Jacobs. — Fouques Werke, herausgegeben von Walter
Ziesemer. — Mörikes Werke, herausgegeben von August Leffson. — Nestroys Werke, herausge-
geben von Otto Rommel. — Novalis Werke, herausgegeben von Hermann Friedemann. 8. —
R. von Deckers Verlag: Lotz, Geschichte des deutschen Beamtentums. Lief. 1 — 7- 1906.
8. — Generaldirektion der König 1. Preuß. Museen: Jahrbuch der König-
lich Preußischen Kunstsammlungen. XXX, 1. 1909. 2. — James Simon: Derselbe,
Skulpturen-Sammlung James Simon. 8. — König 1. Preuß. Ministerium der
öffentlichen Arbeiten: Feinnivellement des Rheins von Mainz bis zur niederlän-
dischen Grenze. 1908. 4. — Höhen über N. N. von Festpunkten und Pegeln an Wasser-
straßen. Heft X, XI, XII. 1908. 8. — Bericht über die Ergebnisse des Betriebes der
vereinigten preußischen und hessischen Staatseisenbahnen im Rechnungsjahr 1907- 4. —
Benoit Oppenheim: Derselbe, Originalwerke aus meiner Sammlung. 1907- 2. —
Redaktion des Handbuchs über den Königlichen Preußischen Hof
und Staat: Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr
1909. 1908. 8. — Reich samt des Innern: Posse. Die Siegel der deutschen Kaiser
und Könige von 751 bis 1806. 1. Bd. 751—1347. Dresden. 1909. 2. — Staatssekre-
tär des Innern: Sarwey und Fabricius, Der obergermanisch- raetische Limes des
Römerreiches. Lief. XXXI. 1909. 4. — Georg Stilke, Verlag: Delbrück, Das Leben
des Feldmarschalls Grafen Neidhardt von Gneisenau. Bd. 1 u. 2. 1908. 8. — Delbrück, Histo-
rische und politische Aufsätze. 2. Aufl. 1908. 8. — Dr. Südekuni: Hauptausschuß für
die staatliche Pensionsversicherung der Privatangestellten. Bericht des Hauptausschusses über
seine Tagung am 21. u. 22. November in Berlin. Hamburg 1909. 8. — Kohn, Unsere Wohnungs-
enquete im Jahre 1904. Im Auftrage des Vorstandes der Orts- Krankenkasse . . . bearbeitet
von Albrecht Kohn. 8. — Schöler, Die Brausteuervorlage und das Braun- und Malzbier-Ge-
werbe. 1908. 8. — Staudinger, Umsturz in Sicht!! Betrachtungen zur Reichtsagswahl. 1907-
8. — Ernst Wasmuth, Verlag: Dehio & Bezold, Die Denkmäler der deutschen Bildhauerkunst.
5. Lief. 1909. 2. — W ei d m a n n'sche Verlagsbuchhandlung: Deutsche Texte des Mittel-
alters, herausgegeben von der Königl. Preuß. Akademie der Wissenschaften. X, XII, XIV. 1908.
8. — Fr. W e i n i t z, Professor: Derselbe, Die alte Garnisonkirche in Beriin. 1908. 4. —
Braunsberg (Ostpr.). Bernhard Gigalski, Dr. theol., Privatdozent: Derselbe, Der Bern-
stein und seine Geschichte. 1908. 8. — Derselbe, Nicolaus Coppernicus und Allenstein. 1907.
8. — Derselbe, Die wichtigsten Schlachten des Kriegs zwischen Preußen und Frankreich im
Kriege 18O6/7 im Zusammenhang mit den vorhergehenden und den nachfolgenden Ereignissen
nebst einem Anhang, den Gefechten bei Braunsberg u. Heilsberg im Februar 1807- 1908. 8. —
Derselbe, Die Schlacht bei Tannenberg im Kriege zwischen dem Deutschen Orden und Polen am
15- Juli 1410. 1908. 8. — Derselbe, Der Weinbau im Lande des Deutschen Ordens während
— 26 —
des Mittelalters. 1908. 8.— Braunschweig. George Westermann, Verlagsbuchhandlung:
Die Bücher der Bibel. Herausgegeben von F. Rahlwes, Bd. I. 1908. 8. — Cassel. K 1 ö f f 1 e r,
Professor: Hock, Die neue Krankenpflegeanstalt „Rotes Kreuz" nebst Schwesternhaus und staat-
lich anerkannter Krankenpflegeschule. Festschrift zur Einweihungsfeier am 2. November 1908.
4. — Magistrat der Stadt Cassel: Bericht über die wichtigsten Zweige der Ver-
waltung der Residenzstadt Cassel im Etatsjahre 1907. 1909. 4. — Celle. Vaterländisches
Museum: Jahresbericht des Vaterländischen Museums in Celle für das Jahr 1907. 1908. 8. —
Clapham. W. H. J a m e s W a 1 e: Derselbe, Lancelot Blondeel, peintre 1496— l56l. 1908. 8.
5. A. — Coburg (Veste). L 0 ß n i t z e r, Major z. D. : Derselbe, Die Herzoglichen Kunstsamm-
lungen auf unserer Veste in ihrer wissenschaftlichen und örtlichen Bedeutung. S. A. 1909.
8. — Darmstadt. Zedier und Vogel: Henkelmann, Das Bauernhaus des Odenwaldes
und des südwestlichen Deutschlands. 1908. 8. — Donaueschingen. Kabinets-Sekre-
tariat Sr. Durchlaucht des Fürsten zu Fürstenberg: Dollinger, Die
Fürstenbergischen Münzen und Medaillen. 1903. 4. — Dortmund. K o e p p e n'sche Buch-
handlung: Kullrich, Bau- und Kunstgeschichtliches aus Dortmunds Vergangenheit. 1896. 8. —
Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark: Rubel,
Dortmunder Urkundenbuch. 1. 1 u. 2. II. 1 u. 2. III. 1. 1881. 1885- I890. 1894. 1908. 8. —
Dresden. Arnold, Verlag: Lehrs, Karl Stauffer-Bern. 1857 — 1891- Ein Verzeichnis seiner
Radierungen und Stiche. 1907. 4. — Düsseldorf. August Bagel, Verlag: Die Wanderer. Heraus-
gegeben von S. Rüttgers und Gustav Kneist. (III. 1. Kneist, Sage und Lied in den Ländern
am Rhein. — VII. 1. Rüttgers, Die Geschichte von den Lachstälern.) 8. — Einsiedeln.
Benziger u. Comp., Verlag: Kuhn, Allgemeine Kunstgeschichte. Lief. 43 u. 44. 1908.
4. — Erlangen. Friedrich Junge, Verlag: Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte,
herausgegeben von Theodor Kolde. XV. Bd. 3. Heft. 1909. 8. — Eßlingen. N e f f , Vertag:
Haack, Die Kunst des XIX. Jahrhunderts. 1909. 8. — Führer zur Kunst. Bd. 13, 14, 15-.
8. — Frankfurt a. M. Dr. Jassoy: Derselbe, Unsere hugenottischen Vorfahren. 1908. 8. —
Kunstgewerbemuseum: Dasselbe, Ausstellung: Schmuck und Illustration von Musik-
werken in ihrer Entwicklung vom Mittelalter bis in die neueste Zeit. 1909. 8. — Franz
Schacht, Dr. phil. : Derselbe, Die Familie Schacht. 1908. 8. — Frauenfeld (Schweiz).
Huber & C o m p., Verlag: Wörterbuch der schweizerischen Sprache. Heft LXII Bd. VI.
99 — 108. 1908. 4. — Freiburg i. B. H e r d e r'sche Verlagsbuchhandlung: Pastor, Erläu-
terungen und Ergänzungen zu Janssens Geschichte des deutschen Volkes, VI, 1,2, 3- 8. —
Schnürer, Jahrbuch der Zeit- und Kulturgeschichte. 1907. I. Jahrgang. 8. — Studien
und Darstellungen aus dem Gebiete der Geschichte, herausgegeben von Hermann Grauert,
V, 2 u. 3- 8. — Beissel, Geschichte der Verehrung Marias in Deutschland während des Mittel-
alters. 1909. 8. — Pesch, Lehrbuch der Nationalökonomie. II. Bd. 1909. 8. — Oöttingen.
Vandenhoeck & Ruprecht: Grammatiken des althochdeutschen Dialektes, 1. u.
IL Bd. 1907/09. 8. — Oroß= Lichterfelde. Stephan Kekulevon Stradonitz, Dr.
iur. et phil.: Ders., Die Wappenkunde an den Museen als Hilfsmittel kunstgeschichtlicher For-
schung. S. A. 4. — Hamburg. Dr. J u s t u s B r i n c k m a n n, Professor: Derselbe, Museum
für Kunst und Gewerbe in Hamburg. Bericht für das Jahr 1907. 1908. 8. — H a m b u r g i-
sche Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen
Gewerbe: Kowalenski, Geschichte der Hamburgischen Gesellschaft zur Beförderung der
Künste und nützlichen Gewerbe, gestiftet im Jahre 1765. Teil II, 1. 1908. 8. — Dr. Ascan
Lutte roth: Ders., Ein Ablaßbrief für den Studenten Matthias Lutteroth vom 1. Juli 1502
und die Versippung der Familie Lutteroth mit der Familie des Reformators Dr. Martin Luther.
5. A. 4. — Dr. Ascan Wilhelm Lutteroth: Aus dem Jahre 1866, von Marianne
Lutteroth geborne Goutard (1798— 1871) zu Frankfurt a. M. — Meine ersten beiden Diners bei
Bismarck 1867 u. die Annexion von Frankfurt a. M. 1866 von Dr. Christian Friedrich Lutteroth
(1822 — 1896) zu Hamburg. Herausgegeben von Ascan Wilhelm Lutteroth. 1909. 2. — Hannover.
H a h n'sche Buchhandlung: Monumenta Germaniae historica. Legum sectio III. Concilia.
Tomi II pars iL — Legum Sectio IV. Constitutiones et acta publica imperatorum et regum.
Tomi IV partis posterioris I. Hannoverae et Lipsiae. MDCCCCVIII. 4. — Willers, Neue
Untersuchungen über die römische Bronzeindustrie von Capua und von Niedergermanien beson-
— 27 —
ders auf die Funde aus Deutschland und dem Norden liin. 1907- 4. — Jena. Eugen Diederichs,
Verlag: Goethes Briefe an Charlotte von Stein. 1.— 3- Bd. Herausgegeben von J. Fränkel.
1908.8. Gustav Fischer, Verlag: Handwörterbuch der Staatswissenschaften. Herausgegeben
von C. Conrad, L. Elster, W. Lexis u. Edg. Loening. 111. Aufl. I. Bd. 1909- 8. — Regel, Thü-
ringen. Ein geographisches Handbuch. I. — 111. Teil. 1892. 1894. 1895- 1896. 8. — Inns-
bruck. W a g n e r'sche Universitäts-Buchhandlung: Atz, Kunstgeschichte von Tirol und Vor-
arlberg. II. Aufl. 1909. 8. — Forschungen zur Innern Geschichte Österreichs, herausgegeben
von Alfred Dopsch. Heft V, 1. 8. — Schissel von Fieschenberg, Die Rahmenerzählung in den
ephesischen Geschichten des Xenophon von Ephesus. 1909. 8. — v. Wieser, Die Karten von
Amerika in dem Islario General des Alfonso de Santa Cruz. 1908. 2. — Kahla i. Th. F. Beck,
Hof buchdruckerei: Beyer, Städtisches Leben im 16. Jahrhundert. Kulturbilder aus der freien
Bergstadt Schlackenwald. Wien. 1904. 8. — Karlsruhe. A r c h i v k o m m i s s i 0 n: Chronik
der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 1907. XXI II. Jahrgang. 1908. 8. —
B a d i s c h e historische Kommission: Bericht über die 27- Plenarsitzung der Badi-
schen historischen Kommission. S. A., aus der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins,
N. F. Bd. XXIV. 8. — Neujahrsblätter der Badischen historischen Kommission. 1909. 8. —
Großherzoglich badisches Landesarchiv: Inventare des Großherzoglich
Badischen Landesarchivs, III. 1908. 8. — Kirchheimbolanden. E s p e r, Regierungsrat: Eine
größere Partie von Büchern und Broschüren zur deutschen Kolonialgeschichte, zur Geschichte
der deutschen Burschenschaft, zur süddeutschen Topographie etc. — Krummau a. d. Moldau.
A. M ö r a t h, Fürstlich Schwarzenbergischer Archivdirektor: Ders., Die ,, Exlibris" und ,,Super-
libros" des Fürstenhauses Schwarzenberg und die ,,Superlibros" des Fürstenhauses Eggenberg.
S. A. 1908. 8. — Leipzig. Oscar Brandstetter, Verlagsbuchhandlung: Benndorf, 4 Tafeln
vorgeschichtlicher Gegenstände aus Mitteldeutschland. — J. Haupt, Verlag: Flugschriften aus
den ersten Jahren der Reformation. 111, 1—3. 1908. 8. — J. C. H i n r i c h s, Verlagsbuch-
handlung: Derselbe, Vierteljahrs- Katalog der Neuigkeiten des deutschen Buchhandels. 63. Jahrg.
Heft 4. Oktober bis Dezember. 1908. 8. — Philipp Reklam, Verlag: Derselbe, Universalbi-
bliothek, Nr. 4941—5023 u. 5026—5050. 8. — Adalbert von Chamissos Werke. Herausgegeben
von L. Geiger. 8. — B. G. Teubner, Verlagsbuchhandlung: Aus Natur und Geisteswelt. Bd.
182, 215, 230. 8. — Beiträge zur Kulturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance. Heraus-
gegeben von W. Goetz. 1. u. II. 1908. 8. — Preuß, Die Entwicklung des deutschen Städte-
wesens, 1. 1906. 8. — Ouellensammlungen zur deutschen Geschichte: E. Bernheim, Quellen
zur Geschichte des Investiturstreites, 1907- I- u. IL Joh. Haller, Die Quellen zur Geschichte
der Entstehung des Kirchenstaates. 1907. F. Salomon, Die deutschen Parteiprogramme. 1907.
I u. II. 8. — Lübeck. Lübcke &Nö bring, Buchhandlung: Das Museum zu Lübeck.
Festschrift zur Erinnerung an das lOOjährige Bestehen der Sammlungen der Gesellschaft zur Be-
förderung gemeinnütziger Tätigkeit. 1900. 8. — Marburg. N. G. E 1 w e r t, Verlagsbuch-
handlung: Beiträge zur deutschen Literaturwissenschaft. Herausgegeben von Ernst Elster. Nr. 1,
2, 3, 4, 5, 7, 9, 10, 11. 1907 u. 1908. 8. — Könnecke, Deutscher Literaturkalender.
Mit einer Einführung von Christian Muff. 1909- 2. — Memmingen. Otto, Verlag: Ober-
schwäbische Orts- und Flurnamen. 1906. 8. — München. Georg Hirth, Kunstverlag:
Georg Hirths Formenschatz. 32. Jahrg. 1908. Heft 1 — 12. 4. — Albert Langen, Verlag:
Björnstjerne-Björnson, Gedichte. Herausgegeben von J. Elias. 1908. 8. — Fuchs, Sittengeschichte.
Lief. 5, 7, 8, 9, 10. — Hausmann, ,,Im Tau der Orchideen". Chinesische Lieder in deutschen
Strophen. 8. — Lagerlöf, Wunderbare Reise. 11. Bd. 1909. 8. — März, Jahrg. 1907, IV. Bd.
Jahrg. 19O8, L— 111. Bd. 8. — Simplicissimus. Xll, 1 u. 2. 2. — Thoma, Der heilige Hies.
8. — Stadt-Archiv: E. von Destouches, Münchens Stadtarchiv und Stadtchronik. S. A.
München 1908. 8. — Vorstand des deutschen Werkbundes: Die Verhand-
lungen des deutschen Werkbundes zu München 1908 und Mitgliederverzeichnis. 1908. 8. —
Münster a. St. J. Z i m m e r m a n n, Pfarrer: Ders., Hausinschriften im Kreise Wetzlar. S. A.
1908. 8. — Münster i. W. Coppenra th'sche Buchhandlung: Bödiker, Das Herzogliche Haus
Arenberg. 1904. 4. — Beiträge zur Westfälischen Kunstgeschichte. Heft 1—3- 1905/6. 8. —
Nordhausen. Felix Haese, Professor: Ders., Auszug aus der Geschichte der Stadt Nord-
hausen. 1908. 8. — Nürnberg. K. Beißwange r, Verlag: Ders., Nürnberger Chronik
— 28 —
Illustrierte Monatsschrift für Nürnbergs Geschichte, Kunst und Industrie. I. Jahrg., Heft l u. 2.
1909. 8. — Max Emmerich, Hofrat: Die freie Presse. Jahrg. 1848. Nr. 10. — Die Consti-
tution. Jahrg. 1848. Nr. 11. — Geschäftsstelle der nationalliberalen
Landespartei: Dies., Korrespondenzblatt der nationalliberalen Landespartei in Bayern
r. d. Rh. IX. Jahrg. 1908. 4. — Naturhis torische Gesellsch aft: Führer durch die Son-
derausstellung der prähistorischen Abteilung des Kgl. Museums für Völkerkunde. 1908. 8. —
Heinrich Schräg, Hofbuchhandlg. : Mummenhoff, Nürnbergs Ursprung und Alter in den Dar-
stellungen der Geschichtsschreiber und im Lichte der Geschichte. 1908. 8. — Stadtmagistrat:
Ders., Voranschlag für den Gemeindehaushalt der Stadt Nürnberg für das Jahr 1909. 1909- 4. —
J. L. Stich, Buchdruckerei: von Jäger, Vierzig Spiele von Hans Sachs. 1908. 8. — Seyler,
Hauptmann a> D. : Ders., Die Houbirg und die Ringwälle der böhmischen Mark. 1909. 8. —
Nordbayerischer Verkehrsverein: Ders., Winter in Nordbayern. O. J. 8. — Ders.,
und Verschönerungsverein in Sulzbach, Sulzbach und der Oberpfälzer Jura. O. J. 8. —
Dr. Voit: Ein Konvolut hessischer Mandate aus dem 1. Viertel des 19- Jahrhunderts. 2. —
Paris. F. R. Martin-Guelliot: Derselbe, Collection de poupees en costumes populaires.
1909. 8. — Plauen i. V. Karl Alwin Knab: Beilage 1— III, zu den , .Mitteilungen für
die Familie Knab". 4. — Prag. Carl Bellmann, Verlag: Bergner, Verzeichnis der Gräf-
lich Nostitzschen Gemälde-Galerie zu Prag. 1905. 8. — Prag-Smichow. H a u f f e n, Professor:
Ders., Neue Fischart-Studien. S. A. 1908. 8. — Przemü. A. W e i 1 h e i m, K. K. Major:
Ders., Katalog einer Wiener Grillparzer-Sammlung. 1905. 8. -— Regensburg. M a n z, Ver-
lag: Herlein, Das Dorfleben in seiner geschichtlichen Entwickelung 1908. 8. — Straßburg i. E.
Schlesier & Schw ikhardt: Folz, Kaiser Friedrich IL und Papst Innocenz IV.
1244 u. 1245. 1905. 8. — Kern, Die Todtentänze zu Basel — Kienzheim — Luzern. 1900. 8. —
Müller, Die elsässischen Landstände. 1907. 8. — Stuttgart. B e 1 s e r'sche Verlagsbuchhand-
lung: von Bosse, Das deutsche Element in den Vereinigten Staaten. 19'^'9 8 — W Kohl-
hammer, Verlagsbuchhandlung: Darstellungen aus der Württembergischen Geschichte. Heraus-
gegeben von der Kommission für Landesgeschichte. I II. Bd. 1909. 8. — Steiff, Geschichtliche Lieder
und Sprüche Württembergs. Lief. 6. 1908. 8. —Carl Kr ab be, Verlag: Städte u. Landschaften.
(I. Ruederer, München. III. von Scholz, Bodensee. IV. Ernst, Harz. V. Schäfer, Niederrhein.
VI. Flake, Straßburg und das Elsaß. VII. Falke, Hamburg.) 8. — Karl Conrad Mack: Ders.,
Die Oberamts- und Seminarstadt Saulgau mit Bezirksgemeinden. 19O8. 8. — J. B. M e t z 1 e r,
Verlagsbuchhandlung: Krauß, Das Stuttgarter Hoftheater von den ältesten Zeiten bis zur Gegen-
wart. 1908. 8. — Württembergischer Geschichts- und Altertums- Verein: Ders.,
Herzog Karl Eugen von Württemberg. 12.— 14. Heft. 1909- '4. — Tetschen (Schloß) a. d. Eger.
Franz Thun, Graf: Lauger, Die Geschichte der Familie Thun im dritten Viertel des XV.
Jahrhunderts. I. Teil, 5- Heft. Wien. '1908. 4. — Tübingen. H. L a u p p, Verlag: Mystifi-
zinsky, Faust, Der Tragödie dritter Teil. VI. Aufl. 1907- 8. — Dr. Gustav Schöttle:
Ders., Das Münz- und Geldwesen der Bodenseegegenden, des Allgäus und des übrigen Ober-
schwabens im 13. Jahrhundert. S.A. 4. — Unterwindsbach (Post Hüttenbach). L. Boh-
ne r, Gutsverwalter: Nürnbergisches Kinderlehr- Büchlein. Nürnberg. 1749. 8. — Weimar.
H. Bohl au, Verlag: Zeitschrift der Savigny- Stiftung für Rechtsgeschichte. XXIX. Bd. 8. —
Dr. von den Velden: Ders., Das Kirchenbuch der französischen reformierten Gemeinde
zu Heidelberg 1569—1577 und Frankenthal in der Pfalz 1577— l59ö. 8. — Wien. Direktion
des K. K. Kriegsarchivs: Mitteilungen des K. K. Kriegsarchivs. III. Folge, 6. Bd.
1909. 8. — Veltze, Erzherzog Johanns „Feldzugserzählung". 1908. 1909. 8.— K. K. Oberst-
Kämmererstab: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiser-
hauses, XXVII, 5. 2. — Dr. G. L 0 e s c h e, Professor, K. K. Hofrat: Ders., Monumenta
Austriae Evangelica. Tübingen. 1909. 8. — Rosa Wimpffen: List, Die Rita der Ario-
Germanen. 1908. 8. — W i 1 c z e k, Graf: Ders., Meine Ansichten über Konservierung und
Restaurierung alter Kunstwerke. 1908. 8. — Ders., Erinnerungen eines Waffensamnilers.
2. Aufl. 1908. 4. — Würzburg. Gesellschaft für Fränkische Geschichte:
Neujahrsblätter. Bd. IV: Helmes, Aus der Geschichte der Würzburger Truppen (1628 — 1802).
1909. 8. — Herzers Buchhandlung (Gebrüder Perschmann): Perschmann, Das
Taubertal von Wertheim bis Rothenburg. 1907. 8. — F. Jos. Lang, Kommerzienrat: Ders.,
— 29 —
Aus Frankens Urzeit. 1905- 8. — S t ü r t z, Universitiitsdruckerei: Henner, Altfränkische
Bilder. 1909. 2. —
Ankäufe:
Aimaniich, Welt-Sitten-Statt-Marter-Calender, Gerichtet auf alle Schalt-Jahr. O. O. u.
0. J. 8. — Leonis Baptistae Alberti Florentini viri clarissimi Libri de re aedificatoria decem.
1512. 8. — Confessio fidei exhibita invictiss. Imp. Carolo V. Caesari Augustae in Comiciis
Augustae. Anno MD XXX. Vitebergae. 1540. 8. — Leon Batista Alberti, L'Architettura,
tradotta in lingua Fiorentina da Cosimo Bartoli Gentil'huomo et Accademico Fiorentino. In Firenze,
Torrentino. 1550. 2. — Policeyordnung, Des loeblichen Frenckischen Reichskraiß verainte
und verglichne Policeyordnung . . . Abgehandelt zu Nürnberg den 12 May. Anno 72. Gedruckt
zu Nürnberg 1572. 2. — Ein Tractätlein, genannt Zäch-Bruder-Spiegel. 0. O. 1654. 8. —
Recess der löblichen Meltzer-Brawer Zunft Alter Stadt Elbing. Hdschr. 1685 — 1705. 2. —
Abraham a. S. Clara, Judas der Ertz-Schelm für ehrliche Leuth. 1688. 8. — Das verfluchte
Heilige Allmosen, welches zum Deckmantel der schaendlichen Betteley, die als ein Fluch des
Landes sich täglich weiter ausbreitet, gemißbrauchet wird. 1710. 8. — Gleim, Preußische
Kriegslieder m den Feldzügen 1756 u. 1757 von einem Grenadier. Berlin (1758). 8. —
Nicolai, Friedrich, Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Rothanker. Berlin
u. Stettin. 1774. 8. — Nicolai, Ludwig Heinrich, Vermischte Gedichte. Berlin u. Stettin.
1778. 8. — Leben und Meynungen des Till Eulenspiegel. Volksroman. 1779- 8. — Rauten-
strauch, Oesterreichische Kriegslieder. Wien. 1779. 8. — Die Regierung des Hanswurstes.
Eine Komödie aus dem vorigen Jahrhundert. Salzburg. 1786. 8. — Satyren eines Kapuziners
über sein Zeitalter. Wien. 1789. 8. — Statuten der Treude, ihren Priestern u. Priesterinnen
gewidmet. 1794. 8. — Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmacks. Jahrgang 1795.
1795- 8. — Nicolai, Friedrich, Anekdoten von König Friedrich IL von Preußen, und von einigen
Personen, die um Ihn waren. Berlin u. Leipzig. 1797- 8. — Toilettenphilosophie. Neues
Krebsbüchlein für Damen. Leipzig. 1798. 8. — Nicolai, Friedrich, Der Bouillotenleuchter.
Eine Goldgrube der Pariser Damen vom Ton. Berlin. 18OO. 8. — Ernst Moritz Arndt, Der
Rhein. Teutschlands Strom aber nicht Teutschlands Grenze. Leipzig. 1813. 8. — Gräffer,
Franz. Historische Raritäten. Leipzig. 1814. 8 — Die Dichter des deutschen Volkes, Album
des Gediegensten u. Ausgezeichnetsten aus den Werken deutscher Dichter. Illustriert mit Origi-
nalzeichnungen deutscher Künstler. Berlin. 1846. 4. — Argo, Album für Kunst und Dich-
tung herausgegeben von Fr. Eggers, Th. Hosemann u. B. von Lepel. 1858 4. — Ludwig Richter,
Aus dem Volksleben Ernst und Scherz. In Holzschnitten von Ludwig Richter. Herausgegeben
von Georg Scherer. 1877. 4. — Verein Berliner Künstler, Festschrift zur Feier seines fünfzig-
jährigen Bestehens 19. Mai 1891- 4. — Johann Caspar Lavater, Physiognomische Fragmente
zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe. 1775/78. 4. Lief. 1—20. 19O8. —
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung. Archiv für Stamm- und Wappenkunde. Wappenbilder.
Serie II 32, 33. III. 73—77. IV 44—46. 8. — von Bardeleben, Die Königlich preußischen
Genealogischen Kalender von 1724 — 1850. 8. — Chur-Bayrisch-Geistlicher Calender auf das
Jahr MDCCLI III. 1754. 8. — Hochzeitsgedicht auf das Andersonsche und Mattfeldtsche Hoch-
zeitsfest. Hamburg am 13. May 1749. 2. Auf rosa Seide gedruckt. Vgl. Abb. 6 und die
Vignette am Schluß dieser Nr. des Anzeigers. — Leben und Abenteuer des schlesischen Ritters Hans
von Schweinichen. Von ihm selbst aufgesetzt und herausgegeben von Professor Büsching. Leipzig.
1823. 8. — Körner, Genealogisches Handbuch. 15. Bd. 8. — Kürschners deutscher Literatur-
Kalender auf das Jahr 1909- 8. — Pazaurek, Franz Anton Reichsgraf von Sporck, ein Mäcen
der Barockzeit, und seine Lieblingsschöpfung Kukus. 1901. 2. — Scheffner, Johann George,
Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Königsberg u. Leipzig. 1821
u. 1823. 8. — Derselbe, Nachlieferungen zu meinen Leben. Leipzig. 1884. 8. — Genealog.-
statistische Taschenbücher für 1908. ( Hofkalender, Gräfliches Taschenbuch, Freiherrliches Taschen-
buch, Uradeliges Taschenbuch, Brief adeliges Taschenbuch.) 1908. 8. — Rietstap, Armorial
general. Fase. 41, 42, 43. 4. — Weizsäcker & Desoff, Kunst und Künstler in Frankfurt a. M. im 19.
Jahrhundert. II. Bd. 1909. 8. — Wurzbach, Alfred von. Niederländisches Künstler-Lexikon.
11. Bd. 9- Lief. 1909. 8.
— 30 —
Korpsstudentische Stiftung. Christophorus Stummelius, Studentes, Comoedia de vita
Studiosorum. Coloniae. MDXCIII. 8. — Vernünftiges Studenten-Leben, welches zeiget, Was
sowol ein Candidatus Acadeniiae, als auch ein würcklicher Studiosus bey dem Anfang, Fortgang
und Ende seiner Academischen Jahre zu thun und zu lassen hat. Jena. 1726. 8. —
Denkmäler der Heill^unde. Francisci Mauriceau, Chirurg. Paris. Tractat von Kranckheiten
schwangerer und gebärender Weibspersonen. Basel. 1680. 4. — J. C W. Moehsen., Beschrei-
bung einer Berlinischen Medaillen- Sammlung, die vorzüglich aus Gedächtnis-Medaillen berühmter
Ärzte bestehet. Berlin u. Leipzig. 1773. 4. — Krauß, Anthropophyteia. V. Bd. 1908. 8. —
Sticker, Abhandlungen aus der Seuchengeschichte und Seuchenlehre. I, 1. Die Geschichte der
Pest. 1908. 8.
(1. April bis .30. Juni.)
Geschenke.
Aachen. Dr. Joseph Drecker. Professor: Derselbe, Gnomone und Sonnenuhren.
1909. 8. — Almerswind b. Schalkau (S.-M.). Rudolf von Enckevort, Kammerherr
und Oberstleutnant a. D.: Derselbe, Geschichtliche Nachrichten über die Familie von Enckevort.
1908. 8. — Barmen. Albert Molineus: Derselbe, Geschichte der Familie Molineus.
1909. 4. — Basel. G e w e r b e - M u s e u m: Jahresbericht des Gewerbe-Museums Basel,
1908. 1909- 8. — Berlin. Königliche Bibliothek: Luther, Auslegung des Römer-
briefes 1515—1516. Autograph der Kgl. Bibliothek zu Berlin Ms. theol. lat. qu. 21 in Licht-
druck, hergestellt von Ficker. 4. — Königlich Preußisches Ministerium der
öffentlichen Arbeiten: Untersuchung des Domes in Königsberg i. Pr., auf Senkungs-
erscheinungen. 1909. 8. — Königliches Ministerium für Handel und Ge-
werbe: Jahresberichte- der Königlich Preußischen Regierungs- und Gewerberäte und Berg-
behörden für 1908. 1908. 8. — Direktion des Märkischen Museums: Führer
durch das Märkische Museum. V. Aufl. 1909. 8. — Kaiserliche N 0 r m a 1 - E i c h u n g s-
k 0 m m i s s i o n: Dieselbe, Tafel zur Vergleichung der Angaben der eichfähigen Getreideprober.
1909. 8. — Generaldirektion der König 1. preußischen Museen: Jahr-
buch der Königlich preußischen Kunstsammlungen. XXX. Bd., II. Heft. 1909. 2. — Reichs-
amt des Innern: Bericht über die Tätigkeit der Provinzialkommission für Denkmalpflege
und des Provinzialkonservators in der Provinz Brandenburg in den Jahren 1904 bis 1907. 1909.
4. — F. Rathgen: Derselbe, Luftdichte Museumsschränke. S.-A. 1909- 4. — Karl
Schnabel, Verlag: Brunner, Die Lehre von den Geistigen und vom Volke. 1908. 8. —
H. J. A. Seiler: CoUoquia oder Christliche Nützhche Tischreden Doctoris Martini Lutheri.
Leipzig. 1577- 2. — Bielefeld. Velhagen und K 1 a s i n g: Künstler-Monographien,
Bd. 96: Gronau, Die Künstlerfamilie Bellini. 1909. 8. — Monographien zur Weltgeschichte
hrgg. von Heyck, Bd. 29: Luther. 1909. 8. — Bremen. G e w e r b e m u s e u m: Jahresbericht
des Vereins für niedersächsiches Volkstum. II 1907. 111 1908. 8. — Chicago. Carl Netschert:
Douai, Das republikanische A. B. C 1848. 8. — Weihnachtsgabe für deutsche Demokraten.
Herausgegeben von Gustav Liebert u. Carl Parucker. 1850. 8. — Deutsches Noth- und Hilfs-
büchlein. 1844. 8. — Schmid, Deutscher Arbeiter- Katechismus. 1848. 8. — Verfassung
des Deutschen Reichs. l849- 8. — Dorpat. Richard Hausmann: Derselbe, Über-
sicht über die archäologische Forschung in den Ostseeprovinzen im letzten Jahrzehnt. Riga.
1908. 8. — Dresden. Kgl. Sächsisches Ministerium des Innern: Bericht
der Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler im Königreich Sachsen. Tätigkeit in den
Jahren 1906, 1907 und 1908. 8. — Düsseldorf. Landes- und S t a d t - B i b 1 i o t h e k:
Dieselbe, 4. Jahresbericht 1907/8. 1908. 4 — Kunstgewerbe-Museum in Düsseldorf: Aus-
stellung von Vorbildern für kirchliche Kunst. 16. Aug. bis 30. Sept. 1908. 8. — Elberfeld.
Dr. Ernst Scheibe: Derselbe, Studien zur Nürnberger Waffenindustrie von 1450 — 1550.
1908. 8. — Essen. Verwaltung der K r u p p's c h e n B ü c h e r h a 1 1 e: Die Krupp-
sche Bücherhalle in Essen- Ruhr. S.-A. 1909. 8. — Florenz. Pas quäle Villari: Ders.,
Lamberto Loria, Come e sorto il museo di etnografia Italiana in Firenze. — Per una esposizione
di etnografia Italiana in Roma nel 1911. 1908. — Caltagirone. 1907- 8. — Frankfurt a. M
Israelitische Gemeinde Philanthropin: Programm der Realschule der Israeli.
— 31 —
tischen Gemeinde Philantlirnpin zu Frankfurt a. M. 1909. 4. — Heinricli Keller, Ver-
lag: Hottenroth, Deutsche Volkstrachten. III. 1902. 8. — Kempf, Dorfwanderungen. 1904.
8. Luthmer, Malerische Innenräume. IV. 2. — Riegel, Die bildenden Künste. IV. Aufl.
1395. 8. — Verein für das historische Museum: 31. Jahresbericht des Vereins
für das Historische Museum zu Frankfurt ' a. AI. 190S. 8. — Verein „Schnörkel":
Jahresbericht über das 22. Vereinsjahr vom 1. April 19üS bis 31- März 1909. 8. — Frauenfeld
(i. Schw.). Huber&Cie., Verlag: Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der Schweizerdeutschen
Sprache. LXill. Heft, Bd. VI. Bogen 109— 118. 1908. 4. — Halle. Buchhandlung
des Waisenhauses: Zeitschrift für deutsche Philologie. Bd. 33—40. 8. — Hamburg.
Dr. H. Stierling: Derselbe, Die Sebalduskirche in Nürnberg. Stuttgart. 1909. 8. —
Hersbruck. Konrad Schramm: Ireneus, Wasserspiegel. Eisleben. 1566. 8. — Kriegs-
und Siegeskalender auf das Jahr 1751- 8. — Marschalck, Johannes, Chymische Artzney- und
Werck-Schule. 1672. 8. — Kaiserslautern. Pfälzisches G e w e r b e m u s e u m: Be-
richt des pfälzischen Gewerbemuseums für das Jahr 1908. 1909. 8. — Karlsbad. J. H o f-
man n, Fachlehrer: Derselbe, Die Nordwestböhmische Volkstracht im XIX. Jahrhundert, unter
besonderer Berücksichtigung der des Elbogner Kreises. 1908. 4. — Karlsruhe. Direktion
der Großherzoglich Badischen Baugewerkschule: Dieselbe, Ferienarbeiten
der Gewerbe-Lehrer-Abteilung. Wintersemester 1908/9. 2. — Badische Historische
Kommission: Fünfundzwanzig Jahre der Badischen Historischen Kommission. Heidelberg.
1909. 8. — Kiel. R. E. Schmedtto. Apotheker: Hamburgische Pharmakopoe. 1845- 8. —
Kopenhagen. Dänisches N a t i o n a 1 m u s e u m: Drikkehorn og Sölvtöj fra middel-
alder og renaissance udgivet af Nationalmuseets anden afdeling ved Jörgen Olrik. Kopenhagen
1909. 2. — Kronach. H u m m e 1, Postsekretär: Heimatklänge vom Frankenwald. Gratis-
beilage zur ..Fränkischen Presse". Jahrg. I — III. 1905, 1906, 1907- 4. — Kulmbach. L. R.
S p i t z e n p f e i 1, Lehrer a. D. : Derselbe, St. Petrikirche in Kulmbach. 6 Heimatschutzkarten.
Mit Te.xt. 1909. 8. — Langebrück b. Dresden. Max Adolf Weißker: Derselbe, Bei-
träge zur Geschichte und Genealogie der Familie Weißker. II. Bd. 1909. 8. — Leipzig. F. A.
B r o c k h a u s. Verlag: Eckermann, Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines
Lebens. IX. Aufl. Neu herausgegeben von H. H. Houben. 1909. 8. — C. L. Hirsch-
feld, Verlagsbuchhandlung: Hauptwerke des Sozialismus und der Sozialpolitik. Herausgegeben
von Georg Adler. 9. Heft. Enrico Ferri, Die revolutionäre Methode. Aus dem Italienischen
übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Robert Michels. Leipzig 1908. 8. — Köhler,
Problematisches zu Friedrich List, mit Anhang: Lists Briefe aus Amerika in deutscher Über-
setzung. 1908. 8. — Lifschitz, Untersuchungen über die Methodologie der Wirtschafts-
wissenschaft. 1909. 8. — Martin, Die Zukunft Deutschlands. 1908. 8. — Saupe, Das
Erbscheinverfahren nach dem Bürgerlichen Gesetzbuche. 1908. 8. — Wolf, Die Reichs-
finanzreform und ihr Zusammenhang mit Deutschlands Volks- und Weltwirtschaft. 1909. 8. —
Friedrich Jansa, Verlag: Vom Christlichen abschied aus diesem tödlichen leben
des Eiirwürdigen Herrn Dr. Martini Lutheri, bericht durch D. Justum Jonam M. Michaelem
Celium. . . . Gedruckt zu Wittenberg durch Georgen Rhaw. Anno MD XL VI. Neudruck.
1909. 8. — Stadt Leipzig: Verwaltungsbericht des Rates der Stadt Leipzig für das Jahr
1907. 8. — Leo W ö r 1, Verlagsbuchhandlung: Illustrierter Führer durch Nürnberg.
XXVII. Aufl. 8. — Linz a. D. A. M. P a c h i n g e r: Derselbe, Krankheitspatrone auf
Heiligenbildern. S.-A. 1909. 8. — Derselbe, Aus der Kinderstube der Luftschiffahrt. 1909.
8. — Freifäulein A. von Zotel: Illustriertes Magazin begleitet von der Schnellpost der
Moden. Herausgegeben von F. A. Wiese. Jahrg. 1847 u. 1849- 8. — London. E. G. R a v e n-
stein: Derselbe, Martin Behaim, bis life and his globe. 1908. 2. — Mannheim. Ernst
Bassermann: Bassermann'sche Familien-Nachrichten. Herausgegeben von Ernst u. Kurt
Bassermann. Heft 3- 1909- 4. — Marburg. Bibliothek des Verbandes alter
Korpsstudenten: Katalog der Bibliothek des Verbandes alter Korpsstudenten. 1909.
8. — Meißen. Joseph Schattier, Architekt: Veröffentlichungen des Meißner Dom-
bauvereins. III u. IV. 1908. 4. — Metz. Museum der Stadt: Bericht über die
Sammlungen für das Rechnungsjahr 1907. Von Museumsdirektor Prof. Keane. 1909. 4. —
München. Das Großkanzleramt des Kgl. Bayer. Haus-Ritterordens
— 32 —
vom hl. Georg: Mitglieder- Verzeichnis des Königl. Bayer. Haus- Ritter-Ordens vom hl.
Georg nach dem Stande vom 22. April 1909. 8. — Direktion der Königl. Hof-
und Staatsbibliothek: Catalogus codicum manu scriptorum bibliothecae regiae Mona-
censis Tomi I. pars V: Die Sanskrit- Handschriften der Kgl. Hof- und Staats- Bibliothek in München,
beschrieben von Theodor Aufrecht. 1909- 8. — Albert Langen, Verlag: Fuchs, Illu-
strierte Sittengeschichte. Bd. I. Lief. 11—18. 4. — L e n t n e r'sche Buchhandlung:
Veröffentlichungen aus dem Kirchenhistorischen Seminar München. III. Reihe Nr. 5. 1909.
8. — Historisches Museum: Historische Ausstellung der Stadt München, veranstaltet
aus der Maillinger-Sammlung. I X. 1909. 8. — Rudolf Arthur Peltzer, Assessor
a. D. : Derselbe, Geschichte der Messingindustrie und der künstlerischen Arbeiten in Messing in
Aachen und den Ländern zwischen Maas und Rhein von der Römerzeit bis zur Gegenwart. 1909.
8. — Nachlaß Alwin Schultz: Derselbe, Das höfische Leben zur Zeit der Minnesänger.
1879/80. 8. — Derselbe, Das höfische Leben zur Zeit der Minnesänger. II. Aufl. 1889. 8. —
Derse.be, Das häusliche Leben der europäischen Kulturvölker. 1903. 8. — Derselbe, Urkundliche
Geschichte der Breslauer Maler-Innung in den Jahren 1345 — 1523. 1866. 8. — Derselbe, Die
Breslauer Maler des 16. Jahrhunderts. S.-A. 8. — Derselbe, Untersuchungen zur Geschichte
der Schlesischen Maler (1500— 1800). 1882. 8. — Derselbe, Kunst und Kunstgeschichte. 1884.
8. — Zum 25jährigen Bestehen der Modenwelt 1865— 1890. O. V. 1890. 8. — Illustrierte
Kataloge der 59- u. 63. Jahres-Ausstellung des Kunstvereins für Böhmen und Prag 1898 u. 1902.
8. — de Bruyn, Costumes civils et militaires du XVI. siecle. I872. 2. — 17 Skizzenbücher,
und Manuskripte von Alwin Schultz. — Die Dinskuren, Deutsche Kunstzeitung. V. Jahrgang.
1860. 4. — European pictures of the year. 1894. 2. — Ubiory ludu Polskiego, Zeszyt I. 2. —
Sprawozdania komisyi do Badania Historyi Sztukiw Polsce. VII, 4. 1905. 2. — Derselbe,
Die Legende vom Leben der Jungfrau Maria . . . 1878. 8. — Derselbe. Über Bau und Ein-
richtungen der Hofburgen des Xll. u. XIII. Jahrhunderts. 1862. 8. — New York. New-
York Public Library: German American Researches, The growth of the Ger-
man American Collection of the New York public library during 1906 — 1907. Deutsch-Amerika-
nische Forschungen, Wachstum und Benutzung der Deutsch-Amerikanischen Sammlung der
New York Public Library während 1906/1907 und anderes Deutsch-Amerikanisches aus der
genannten Bibliothek. 1908. 8. — Nürnberg. Marianne Meißner, Privatiere: Franz
Beier, Hector Berlioz und seine ,, Verdammung Fausts". Cassel. 1894. 8. — Calderons größte
Dramen religiösen Inhalts. Aus dem Spanischen übersetzt von F. Lorinser. Bd. VI u. VII. 1876.
8. — Carus, Mnemosyne. i848. 8. — C. W. Contessa, Schriften. Herausgegeben von
E. von Houwald. Leipzig. 1826. 8. — Dante Alighiere, Die göttliche Komödie. Aus dem
Itahenischen übersetzt und erklärt von Karl Ludwig Kannegießer. IV. Aufl. Leipzig. 1843-
8. — Die Edda, Götterlieder und Heldenlieder. Aus dem Altnordischen von Hans von Wolzogen.
O. J. 8. — Hermann Geiger, Lydia. l857- 8. — Melitta. Eine auserlesene Sammlung von
Erzählungen, Gedichten, Geschichten usw. von F. W. Jaeger. O. J. 8. — Ricordo d'ami-
cizia. Milano. O. J. 8. — C. F. Scherenberg, Gedichte. II. Aufl. 1850. 8. — Georg Scheur-
lin, Edwin 1869. 8. — Georg Scheurlin, Heideblumen. Heidelberg. 1858. 8. — R.
Töpffer, Rosa und Gertrud. Aus dem Leben eines Genfer Geistlichen. Berlin. 1846. 8. —
Georg Möring: Zwei medizinische Werke (in einem Band). Anfang des 17. Jahrh. 8. —
Nordbayerischer Verkehrsverein: Amberg und seine Umgebung. Heraus-
gegeben vom Verschönerungsverein Amberg und dem Nordbayerischen Verkehrsverein in Nürn-
berg. 1909. 8. — Nürnberg des Deutschen Reiches Schatzkästlein. Herausgegeben vom Fremden-
verkehrsverein. II. Aufl. 1909. 8. — Nürnberg, Führer und Ratgeber zur Ansiedelung. Heraus-
gegeben vom Fremdenverkehrsverein. 1909. 8. — Pilsen. Westböhmisches Kunst-
gewerbemuseum: Photographie des Epitaphium Griesbeck und der dabei gefundenen
Urkunde in Kralowitz (1593). — Plauen i. V : Gymnasium: Dasselbe, XX. Jahresbericht
des Königl. Gymnasiums zu Plauen i. V. über das Schuljahr 1 908 /l 909, mit Programm. 4. —
Prag. Adalbert Freiherr von Lanna: Derselbe, Sammlung Lanna. Prag. 1909-
2. I. Bd. — Rathsberg. Beck (Brüder): Eine Anzahl von Druckschriften betreffend die Ge-
schichte des Germanischen Museums. — Regensburg. G. Anton Weber: Dürers Italie-
nische Reise. S.-A. 8. — Schwabach. C. D ü r i g, Oberlandesgerichtsiat: Des hochlöblichen
— 33 —
Stiffts Würtzburg und Hertzogtums zu Francken Kayserliche Land-Gerichts-Ordnung. Würtz-
burg. 1 733. 2. — Stuttgart. König 1. Zentralstelle für Gewerbe und Handel:
Katalog der Bibliothek der Königlichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel. 1909. 8. —
W. K o h 1 h a m m e r, Verlag: Alberti & ,Schön, Württembergisches Adels- und Wappenbuch.
12. Heft. 1909. 4. — Königliches Landesgewerbe-Museum: Bericht über
das Jahr 1908. 8. — Münzkabinet: Deutsche Renaissance-Medaillen. Katalog der Aus-
stellung deutscher Renaissance-Medaillen. Herausgegeben von J. Ebner. 1909. 8. — Wert-
heim. Historischer Verein Alt-Wertheim: Derselbe, Jahresbericht für das
Jahr 1908. 1908. 8. — Wien. K. Ad. Freiherr von Bachofen: Derselbe, Familien-
bilder der Bachofen von Echt. 2. Mappe. 4. — Hauptleitung des Verbandes
alter Burschenschafter Österreichs: Dieselbe, Handbuch für den deutschen
Burschenschafter Österreichs. 1908. 8. — K. K. Oberst-Kämmererstab: Jahrbuch
der kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses. Bd. XXVIIl. Heft 1. 1909.
2. — Guido von List-Gesellschaft: Guido List-Bücherei. 1, 4. 1909- 2. —
Wismar. H i n s t 0 r f fsche Verlagsbuchhandlung: Schierholz, Die Örtlichkeit der Varus-Schlacht.
1908. 8, — Würzburg, Gesellschaft für fränkische Geschichte: Vierter
Jahresbericht der Gesellschaft für Fränkische Geschichte für das Jahr 1908. 8.
Ankäufe:
Statuta Capituli Munerstadt. 1460. 40. Hs. — Newe Zeyttung vnd Wunderpredigt:
Dadurch ein Arme einfaltige verachte Junckfraw, One gefehr XVII Jhar alt, alle Stende zur Busse
vnd Besserung ires sündlichen lebens vermanet hat. Geschehen zu Freibergk in .fVleißen den
17. May Anno 1560. Mit einer Vorrede Hieronimi Welleri. 1560. 80. — Valentinus Boltze,
Illuminierbuch. MDLXVI. 8. — Philemerus Irenicus Elisius, Diarium Europaeum 1659 bis 168O.
31 Bde. 8. — Historisch-politische Blätter, Bd. 1—116, mit drei Registerbänden. 8. — Mook,
Hinrichtung des Stadtesels von Nürnberg. 1872. 8. — Rahn, Geschichte der bildenden Künste
in der Schweiz. 1875/76. 8. — Keppler, Württembergs kirchliche Kunstaltertümer. Rotten-
burg, 1888. 8. — Luthmer, Der Schatz des Freiherrn Karl v. Rothschild. IL Serie. Frank-
furt, 1885- 2. — Ohlenschlager, Prähistorische Karte von Bayern. 15 Blätter mit Erläuterungen.
München, 1891- — Zell, Bauern-Häuser und volkstümliche Hausmalereien im Bayerischen Hoch-
land. Frankfurt, 1900. 2. — Pellehn, Der Pantograph, 1603— 1903- S.-A. 1903. — Corell,
Brunnen aus Tirol, Vorarlberg und Salzburg. Frankfurt, 1907. 4. ^ Hofstede de Groot, Be-
schreibung und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des
XVIII. Jahrhunderts. Eßlingen, 1907. 8. — Leisching, Figurale Holzplastik. I. Bd.: Wiener
Privatbesitz. Kirchliche und profane Schnitzwerke. 1908. 2. — Zentralblatt für kunstwissen-
schaftliche Literatur und Bibliographie. 1. Jahrg. 1908. 8. — Das Königl. Preußische Kriegs-
ministerium 1809/1909. Hrsgg. V. Kriegsministerium. 1909. 4. — Einblattdrucke des XV. Jahr-
hunderts. Hrsgg. von Paul Heitz: Clauß, Holz- und Metallschnitte des XV. Jahrh. aus den
Stadtbibliotheken zu Colmar und Schlettstadt. Straßburg, 1909. 2. — Einblattdrucke des
XV. Jahrhunderts. Hrsgg. von Paul Heitz: Schmidbauer, Einzel- Formschnitte des XV. Jahr-
hunderts in der Staats-, Kreis- und Stadtbibliothek Augsburg. Straßburg, 1909. 2. — Ex-
libris, Zeitschrift für Bücherzeichen, Bibliothekenkunde und Gelehrtengeschichte. Register zu
Bd. I — XVI (1891 — 1906). 1909. 4. — Gurlitt, Historische Städtebilder. Serie IL Bd. 5: Pots-
dam. Berlin. — Rosenberg, Geschichte der Kostüms. IL Bd. O. J. 2. — Daremberg-
Saglio, Dictionnaire des antiquitds grecques et romains d'aprds les textes et les monuments.
Paris. 1877—1909. Fase. 1— XLIL 4. — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 111:
Roch, Philipp Otto Runges Kunstanschauung. Straßburg, 1909. 8. — Viertel] ahrsschrift für
Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Hrsgg. von St. Bauer, G. von Below, L. M. Hartmann.
Bd. III, IV, V, VI, VII. 1905—1909. — Zeitschrift für Bücherfreunde. Neue Folge. I. Jahrg.
1909. 4.
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung. Ohmann, Die Anfänge des Postwesens und die Taxis.
1909. 1 Bd. 8. — Rietstap, Amorial g^neral. Fase 44 u. 45. 4. — Mitteilungen der Zentral-
stelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte. 4. Heft. 8. — Heydenreich, Familien-
geschichtliche Quellenkunde. 1909. 1 Bd. 8. — Häberle, Auswanderung und Koloniegrün-
3
34
düngen der Pfälzer im 18. Jahrhundert. 1909- l Bd. 8. — Wurmann, Sammlung aller Amts-
Siegel und Wappen der Magistrate, Bürgermeistereien und Polizeibehörden der deutschen Städte
und der meisten Landgemeinden des deutschen Reiches. Tafel 1 — 126. 1892. 4 Bde. 4. —
Oeynhausen, Geschichte des Geschlechtes von Oeynhausen. Frankfurt, 1870 — 89. 4 Bde. 8. —
Ein Convolut adeliger Stammbäume, Todesanzeigen und andere genealog. Akten aus dem 18. u.
19- Jahrh. — Genealogie der Nürnberger Patrizierfamilien Pfinzing und Löffelholz. Handschrift,
letztes Viertel des 17. Jahrh. 1 Bd. 4.
Nassauer Stiftung. Bussemaker, Archives on correspondance inedite de la maison d'Orange-
Nassau. Troisieme Serie II, quatrieme serie I. Leyden 19O8. 2 Bde. 8.
Abb. 6. Kupferstich-Vignette von J. Haas in Hamburg, 1749.
(Vgl. das S. 30 angeführte Hochzeitsgedicht.)
— 35 —
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Runge und die Romantik, Von Andreas Aubert. Verlegt bei Paul Cassirer
in Berlin. 1909. 127 S. 4°.
Der Wiederentdecker Ph. O. Runges ist Alfred Lichtwar k. Aufs Neue wies dann
die Berliner Jahrhundertausstellung auf den Künstler nachdrücklich hin. Nun, da er allgemeiner
bekannt wurde, setzte eine weitgehende Überschätzung seiner Kunst ein. Man machte aus einem
Propheten einen Messias.
Auch der Verfasser des vorliegenden Buches hat sich von einer zu hohen Bewertung Runges
nicht ganz frei gehalten. So, wenn er auf Grund des ja gewiß für jene Zeit bedeutsamen Porträts
der Eltern des Malers dem Künstler einen Stil zuschreibt, der an Rasse dem Masaccios zu vergleichen
sei. Und so, wenn er in dem Bestreben, Runge als d i e künstlerische Kraft seiner Epoche hinzu-
stellen, behauptet, „rechts und links" von ihm seien nur ,, Sekten" gewesen. Mit diesen ,, Sekten"
sind auf der einen Seite die unter Goethes Führung stehenden Weimarischen Kunstfreunde, die
für eine klassizistische Kunstanschauung Propaganda trieben, und auf der anderen die Nazarener,
deren literarischer Vorkämpfer Friedrich Schlegel war, gemeint. Außer diesen beiden
Strömungen gab es aber noch eine dritte. Und sie half, wie Runge, an ihrem Teil dazu, eine ge-
sunde, neue, einen frischen Kolorismus erstrebende Malerei vorzubereiten. Man braucht sich
daraufhin nur einmal das Schaffen der schlichten frühen Landschaftsrealisten, wie das eines Wagen
bauer und Dorner, anzusehen. Runge steht also in seinem Bemühen nicht so isoliert da, wie Aubert
annimmt.
Allein abgesehen von derartigen, den Hamburger Künstler zu hoch wertenden Ausführungen
findet sich manches feine aufhellende Wort über das Wesen und die Ziele seines Wirkens. Die
vielverzweigten Beziehungen Runges zur deutschen Romantik werden dargelegt. Namentlich
wird gezeigt, welchen Einfluß Jakob Böhmes Mystik, die der Maler aus eigener Lektüre teil-
weise kannte, die Romantik T i e c k s, mit dem er befreundet war, und die ihm durch den geist-
vollen Naturforscher Steffens vermittelte neptunische Geologie Werners auf den Ge-
fühls- und Gedankengehalt der „Tageszeiten" gehabt haben. Klar und überzeugend werden
die graziösen, eine ganze Kosmogenie enthaltenden Blätter gedeutet und mit Recht „die ausge-
prägteste romantische Dichtung der Frühromantik" genannt. Die Gefahren der in Runge glühen-
den echt romantischen Phantastik, die der Künstler auch selbst wohl erkannte, hebt Aubert ge-
bührend hervor. In unserem Maler stürmte der dichterisch schauende Seher dem gestaltenden
Künstler gewöhnlich weit voraus. Das war um so bedenklicher, als es ihm an malerischer Schulung
fehlte. Er mußte sich, wie alle seine deutschen Zeitgenossen, seine Technik selbst schaffen, sie
gleichsam neu erfinden, da die Tradition der malerischen Kultur abgebrochen war. Sein tech-
nisches Können vermochte mit seinem flugfrohen zukunftsicheren Geiste oft nicht Schritt zu
halten. Er ahnt den modernen Impressionismus bis zu einem gewissen Grade, die Freilichtmalerei
und die kommende Blüte der Landschaftsmalerei in uns heute seltsam packenden Prophetenworten
voraus, weiß aber das alles noch nicht zu verwirklichen. Heiß ringt er um eine rein auf die Farbe
und das Licht gegründete Malerei. Er studiert eifrig die Farben und konstruiert eine Farben-
kugel. Er weist auf die Lichtmaler Correggio und Rembrandt hin. Praktische Studien
gehen damit Hand in Hand. Jedes der von ihm geschaffenen Bildnisse bedeutet einen neuen
technischen Gewinn für ihn, wenn sie auch noch ganz mit den bisherigen .Mitteln der Malerei ge-
malt sind. „In der Arbeit an seiner eigenen malerischen Selbstentwickelung sieht er eine Arbeit
für die Wiedergeburt der Malerei überhaupt". Doch alle diese technischen Errungenschaften
sollten schließlich nur, so war, wie Aubert darlegt, seine Absicht, der farbigen Ausgestaltung seiner
zunächst bloß in radierten Umrißzeichnungen veröffentlichten „Tageszeiten", dem Hauptwerk
seines Lebens, zugutekommen. Jetzt aber, da er dicht davorstand, sein malerisches Programm
3»
— 36 —
„Licht, Farbe und bewegendes Leben" in die Wirklichkeit umzusetzen, riß dem erst Dreiund-
dreißigj ährigen der Tod den Pinsel aus der Hand. Runge kam über einige koloristische Vorarbeiten
für ein Blatt der ,, Tageszeiten", den ,, Morgen", nicht hinaus. Sein Leben glich, wie er selbst
vorausahnend sagt, einem ,, Akkord in einer großen Musik, der grade dann abgebrochen wird,
wann er am lautesten aufjauchzet".
Die ,, Tageszeiten" sind in Abbildungen nach den Umrißradierungen dem Buche beigegeben.
Ebenso die wertvollen Skizzen zum ,, Morgen". Weiter sehen wir in guter Reproduktion das wunder-
volle Selbstporträt der Hamburger Kunsthalle, ein anderes, mit Kohle gezeichnetes Selbstbildnis
aus Privatbesitz, das bekannte Porträt seiner Eltern, das einen Anlauf zur Freilichtmalerei nehmende
Bildnis der Hülsenbeck'schen Kinder und das als Seelenschilderung so tief ergreifende Gruppen-
bild, auf dem der Künstler sich mit seiner Frau und seinem Bruder dargestellt hat. Ein sehr guter
Gedanke war es, den ersten, mit Bleistift gemachten Entwurf zu jenem Gruppenbild in das Buch
mit aufzunehmen; man kann so den Fortschritt, der zwischen der ersten Konzeption und dem
fertigen Gemälde liegt, und damit die eminente innere Arbeit, die sich Runge seine Werke kosten
ließ, klar erkennen. Recht dankbar muß man endlich dafür sein, daß außer einigen anderen
Schöpfungen des Künstlers noch ein paar seiner reizvollen, von intensivstem Leben erfüllten Blumen-
Silhouetten abgebildet sind.
So lange wir keine umfassende Publikation besitzen, in der das Lebenswerk Runges mit
aller Vollständigkeit durch große scharfe Reproduktionen beranschaulicht und durch eine er-
schöpfende, die künstlerische Zeitgeschichte wie die persönliche Entwickelung des Malers gleich-'
mäßig berücksichtigende Analyse charakterisiert wird, werden wir ohne die feinfühlige Schilde-
rung Auberts nicht auskommen können. Dr Heinrich Höhn.
Führer durch das städtische Museum, die alte Kaiserburg und sonstige Sehenswürdigkeiten
von Eger. Von K. Rat Dr. Karl S i e g 1. Mit 8 Ansichten und 2 Plänen. Eger 1909. Ver-
lag der Stadtgemeinde. 72 S. 8.
Von diesem gediegensten Wegweiser, der dem Besucher der alten Reichsstadt sich dar-
bietet (vgl. Mitt. d. G. N.-M. 1906, 83), liegt eine sorgfältige Neubearbeitung vor. Sie hat sich
notwendig gemacht durch die vollständige Neueinrichtung des Egerer Museums, die im Laufe
des Jahres 1907 bewerkstelligt worden ist. Ein im Januar 1907 in der sog. Bürger- und Zunft-
stube entstandener Kaminbrand, der glücklicherweise rasch wieder gelöscht wurde, gab den
äußeren Anstoß. Die hierbei z. T. beschädigten, z. T. auch wohl zerstörten Gegenstände konnten
entweder restauriert oder doch in Bälde durch Zuwendungen und Ankäufe ausreichend ersetzt
werden. Noch im gleichen Jahre war es möglich geworden, vier neue Räume dem Museum anzu-
gliedern. So kann die Leitung desselben mit Genugtuung feststellen, daß die Sammlungen in
ihrem dermaligen Bestände es nun ruhig mit allen ähnlichen Provinzialmuseen aufzunehmen
vermögen.
Das mit einem wertvollen Abriß der Geschichte von Stadt und Land Eger eingeleitete
Werkchen betrachtet nicht nur in sehr eingehender Weise die vielseitigen Sammlungen im Stadt-
hause (Hausflur und Hofraum, stadtgeschichtliche, kirchliche und profane Denkmäler, Wallen-
steinzimmer, Bürger- und Zunftstube, 2. Bürgerstube, Egerländer Bauernstuben, Rechtsalter-
tümer, Kunstgewerbe und Handwerkskunst etc., auch natur- bezw. vorgeschichtliche Samm-
lungen), sein Verfasser ist auch der berufenste Interpret der alten Kaiserburg, der beste Begleiter
auf Kreuz- und Querwegen durch das alte und neue Eger, endlich ein erwünschter Berater für
Ausflüge in die großenteils recht schöne und interessante Umgebung jener Stadt. H. H.
Gefälschte Kunstwerke. Von Stephan Beiße 1. Freiburg i. B. Herde r'sche
Verlagsbuchhandlung. 1909- 175 S.
Das Schriftchen gibt in anregender Weise Aufschluß über die Preise von Kunstwerken
und Altertümern, über deren Fälschungen und über die Wege, auf welchen dieselben hergestellt
und in den Handel gebracht werden. Dem Fachmanne, der weiß, daß er bei aller Erfahrung doch
zuweilen den Fälschern zum Opfer fällt, bietet es kaum etwas Neues, wohl aber kann es angehenden
Liebhabern und Sammlern eine eindringliche Mahnung zur Vorsicht sein.
— 37 —
Meyers großes Konversations- Lexikon. Sechste gänzlich neubearbeitete und vermehrte
Auflage. Bd. XVIII— XX. Leipzig u. Wien. Bibliographisches Institut. 1907— 1908.
Lex. 8°.
Nachdem nunmehr mit den vorliegenden drei neuen Bänden das Meyersche Konver-
sationslexikon in 6. Auflage seinen Abschluß gefunden hat, bleibt uns nur noch übrig,
diesem Schluß des großen Werkes das gleiche Lob und dieselbe Anerkennung zu spenden,
die wir bei früheren Besprechungen an dieser Stelle den voraufgehenden Bänden, ihrem auf
den Stand unseres gegenwärtigen Wissens gebrachten Texte nicht minder als den reichlich
vermehrten, vortrefflichen Abbildungen gezollt haben. Auch hier wird die Hinzufügung der
Bildnistafeln (Sozialisten, Techniker), die Erneuerung und Erweiterung des Landkarten-
Apparates (Sibirien, Südafrikanischer Kriegsschauplatz 1899 — 1902, Westindien und Mittel-
Amerika etc.), die den Bestrebungen unserer Zeit Rechnnng tragende Aufnahme der beiden
lehrreichen Doppeltafeln ,, Volkstrachten" u. a. m. in hohem Grade willkommen geheißen
werden. In der Textgestaltung ist namentlich auf die raschen Fortschritte auf allen Ge-
bieten der Technik Bedacht genommen worden und haben auch sonst eine Reihe von Stich-
proben die große Zuverlässigkeit des vorgetragenen ,, allgemeinen Wissens" dargetan. Unter
den Verdienstmedaillen (Bd. XX S. 43) hätte wohl auch die neu gestiftete bayerische Luit-
poldmedaille Aufnahme verdient.
So wird Meyers Großes Konversationslexikon mit seiner sechsten Auflage die Cam-
pagne gegen Ignoranz und Unbildung siegreich fortsetzen und den bevorzugten, weithin
sichtbaren Platz unter den Handbüchern und Nachschlagewerken, den es nun seit Jahrzehn-
ten inne hat, glänzend behaupten.
Die Sebalduskirche in Nürnberg. Ein kurzer Führer von Dr. H. Stierling. Mit vielen
Abbildungen und einem Grundriß. Stuttgart, 1909, Verlag von Walter Seifert.
15 S. 8^.
Das vorliegende Schriftchen gibt einen guten Überblick über die Baugeschichte der
Nürnberger Sebalduskirche, über die Plastik am Äußeren des Gotteshauses und die haupt-
sächlichsten Kunstwerke, die es in seinem Innern birgt. Absicht und Zweck des Büchleins
sind indeß nicht überall klar oder erscheinen doch in den verschiedenen Abschnitten nicht
völlig einheitlich. Während nämlich die baugeschichtHchen Teile dem Hypothetischen und
selbst eigenen Vermutungen des Verfassers einen breiteren Raum gewähren, als für den die
Kirche besuchenden kunstfreundlichen Laien, an den sich doch dieser Führer offenbar wendet,
nötig und erwünscht ist, geht die kurze Beschreibung und Würdigung der einzelnen Werke
der Plastik und Malerei mit Recht auf die zahlreichen noch schwebenden kunstgeschicht-
lichen Fragen, die sich an diese Denkmäler knüpfen, kaum ein, sondern sucht dem Be-
schauer lediglich den Weg zum Genuß der „Sehenswürdigkeiten" zu erschließen. Für manche
zarte künstlerische Eingebung, manche bedeutende Wirkung wird dabei ein feines, treffendes
Wort gefunden, wie überhaupt die klare Einfachheit der Diktion als ein Hauptvorzug des
Führers gelten darf. Ein wenn auch nur flüchtiges Eingehen auf die fast ein Jahrzehnt
(1894— 1902) umfassende Wiederherstellungsarbeit der Architekten G. Hauberrisser und J.
Schmitz wird leider vermißt. Die neun durchweg wohlgelungenen Abbildungen werden dem
Laien als E rinn erungs- Anreger willkommen sein.
Die Wanderer. Acht Bücherfolgen für die deutsche Jugend, im Auftrage des Düssel-
dorfer Jugendschriften-Ausschusses herausgegeben von Gustav Kneist und S e v e r i n
Rüttgers. Kommissionsverlag von A. Bagel, Düsseldorf.
1) Erster Band der siebenten Folge: Die Geschichte von den Lachstälern (Laxdoela-
Saga). 171 S. 8.
2) Erster Band der dritten Folge: Sage und Lied in den Ländern am Rhein. 200 S. 8.
Die beiden uns vorliegenden Bändchen bedeuten den Grundstock einer sorgsam ange-
legten Bücherei, die der rühmlichst bekannte Düsseldorfer Jugendschriften-Ausschuß in erster
Linie der deutschen Jugend, dann aber auch ihren Lehrern und Erziehern und allen denen
zugedacht hat, die Aufmerksamkeit und Interesse am liebsten all den ewigjungen Schöpfungen
germanischen und deutschen Volkstums zuwenden. „Die Wanderer" wollen dem, der sich ihrer
— 38
Leitung anvertraut, aus der Enge hinanführen zu freiem Ausblick in das „germanische Schrift-
tum aller Zeiten" mit dem Endziel, dem Mitschreitenden von der erreichten Höhe aus die
Wege zu den alten Originalen sowohl wie in das Geistesland der eigenen Tage zu zeigen.
Eine herzhafte Tat war es, als die Herausgeber (vor dem Erscheinen des Isländerbuchs
von Arthur Bonus) die Übertragung einer isländischen Saga als Erstling ihres jungen
Unternehmens hinausgehen ließen. Ein im ersten Augenblick sehr überraschender, bald aber
beifällig aufgenommener, ja begeisternder Gedanke, diese dank ihrer eigenartigen Darstellungs-
mittel wirklich zauberhafte Erzählungskunst des alten Kultureilands im äußersten Norden
unserer Jugend und — am liebsten — unserem ganzen Volke wieder zu erschließen, den
Unsrigen diese kraftvoll-herben, stets ungebeugt dahinschreitenden Gestalten vor Augen zu stellen,
im Spiegel einer der schönsten isländischen Sagas das Leben dieser prächtigen Menschen zu
Wasser und zu Land, im Streite, beim Thing und in ihren vier Pfählen, in ihrem Denken
und Fühlen wiedererscheinen zu lassen!
,,Sage und Lied in den Ländern am Rhein" bietet eine sehr anziehende, von Gustav
Kneist erstellte Sammlung de.; Besten und Schönsten, was Kunst- und Volkspoesie vom Rheine
und seinem Stromgebiet zu singen und zu sagen wußte. Neben bekannten und minder- be-
kannten Dichterstimmen (u. a. Brentano, Claudius, Geibel, Goethe, Görres, Heine, Gottfr.
Keller, Kinkel, Kopisch, C. F. Meyer, Mörike, Müller, v. Königswinter, Schiller, Simrock
und Uhland) hat auch das Volkslied ausreichende Berücksichtigung erfahren. Für die Volks-
sagen erscheint naturgemäß vor allem die klassische Sammlung der Gebr. Grimm heran-
gezogen. Nebenher findet sich noch Mundartliches, weiter auch ein hübscher Ausschnitt aus
Riehl (,,Die Weinlese"). Auffallend schlecht schneidet die Rheinpfalz ab, die tatsächUch (das
einst kurpfälzische Bretten ist heute badisch!) nur durch eine Speyerer Sage vertreten ist. Vielleicht
hätte Scheffels ,,Trifels" aus seinem ,, Gaudeamus" hier Platz finden können. Reiche Auswahl
hätten außerdem F. W. Hebels „Pfälzische Sagen" geboten. Andere Desiderata wären das Ge-
dicht „Am Rhein": „Auf dunkler Berge heit'ren Höhn" von Varnhagen v. Ense und Bodenstedts
„Vom Rhein": „Wenn das Rheingold in der Sonne glüht . . . ".
Den Herausgebern wäre zu wünschen, daß ihre treue Arbeit durch entsprechenden Absatz
der Bändchen sich lohnen und der Erfolg sie zur weiteren Darbietung solcher wirklicher Volks-
bücher ermuntern möchte. H. H.
Abb. 7. Kupferstich-Vignette. (Vgl. S. 30).
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, Nürnberg.
iNr. O. Juli— September.
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Bereits im Februar dieses Jahres ist nach längeren Verhandhingen ein Kauf zum Ab-
schluß gekommen, der zweifellos eine neue Ära in der Geschichte unserer Anstalt einleitet.
Es handelt sich um die Erwerbung eines an das Gebiet des Germanischen Museums unmittel-
bar angrenzenden Areals von 61 90 qm, das nicht ohne freundliches Entgegenkommen der bis-
herigen Eigentümer, der Herren Beckh, die hier seit Jahrzehnten eine leonische Drahtfabrik
betrieben hatten, für den Preis von l,200,coo Mk. in den Besitz des Germanischen Museums
überging.
Diese bedeutende Erwerbung an Grund und Boden zum Zweck umfangreicher Erweite-
rungsbauten war auf das dringendste geboten und geradezu eine Notwendigkeit einmal wegen
des fortgesetzten, zum Teil raschen Wachstums aller Abteilungen des Museums, dann namentlich
auch wegen der sich stärker und stärker aufdrängenden Einsicht, daß die Kunstsammlungen
sich mehr als bisher [von den kulturgeschichtlichen Sammlungen zu scheiden hätten, ins-
besondere die Gemälde gesündere Räume und sorgfältigere Pflege erheischten, als ihnen unter
den gegenwärtigen Verhältnissen geboten werden können, auch Vortrags- und Ausstellungssäle,
Ateliers und Werkstätten Forderungen unserer Zeit seien, denen durchaus Rechnung getragen
werden müsse. Endlich wäre, wenn man diese Kaufgelegenheit unbenutzt hätte vorübergehen
lassen, die Möglichkeit größerer Grunderwerbung unter gleichzeitiger Arrondierung ein für
allemal unwiederbringlich dahin gewesen.
So entschlossen sich denn Verwaltungsausschuß und Direktorium vertrauend auf die
opferfreudige Mithülfe der zahlreichen Freunde des Germanischen Museums den Schritt zu
wagen, obgleich zunächst keinerlei Deckung für die entstehenden Kosten vorhanden war, ja
zur Zeit sogar noch Schulden für den im Jubiläumsjahr 1902 eröffneten mächtigen Südwest-
bau abzutragen sind. Heute nun dürfen wir feststellen, daß jenes Vertrauen auf die werbende
Kraft unserer Anstalt und ihrer vaterländischen Bestrebungen uns nicht betrogen hat. Es sind
schon von einer ganzen Anzahl gütiger und weitblickender Gönner, die sich dadurch den un-
auslöschlichen Dank nicht nur des Germanischen Museums, sondern des gesamten deutschen
Volkes erworben haben, namhafte Summen gezeichnet worden, und es steht zu hoffen, daß,
wenn der Fortgang der Dinge dem hocherfreulichen Anfange entspricht, das Germanische Museum
auch diese neue Aufgabe, die größte, vor die es seine Entwicklung bisher gestellt hat, lösen
und zu einem guten Ende führen wird.
Für den Ankauf der Beckh'schen Fabrik wurden bisher gespendet:
100,000 JL von einem ungenannt sein wollenden Stifter;
50,000 JL von einem ungenannt sein wollenden Stifter;
je 40,000 .IL von Herrn James Simon, Fabrikbesitzer in Berlin, und einem unge-
nannt sein wollenden Stifter;
je 25,000 .(t von zwei ungenannt sein wollenden Stiftern;
je 20,000 ^fi von Herrn Geh. Kommerzienrat Ludwig Ritter von Gerngros in
Nürnberg, und zwei ungenannt sein wollenden Stiftern;
je 10,000 A von Herrn Geh. Kommerzienrat Eduard Arnhnldin Berlin, von der
Deutschen Bank in Berlin, der D r e s d n e r B a n k in Berlin und einem ungen annt
sein wollenden Stifter;
40
je 5,000 .ti von Frau Kommerzienrat Paula Conrad ty in Nürnberg, Herrn General-
konsul Fanz von M en d elsso h n in Berlin, Herrn Dr. Arthur Salomonsohn, Direktor
der Diskontogesellschaft in Berlin und der Fr ei herrlich von T u c ii e r 'sehen Gesamt-
f a mi 1 i e in Nürnberg;
2,000 JL von der Firma Hopf & Söhne, Hopfenhandlung, in Nürnberg;
je 1,000 Ai von Herrn Justizrat Georg Freiherrn von Kreß in Nürnberg, Herrn
Kommerzienrat Carl Sachs in Nürnberg, Herrn Fritz Tuchmann, Großhändlerin Nürn-
berg, und einem ungenannt sein wollenden Stifter.
Die Summe der bisher gespendeten Beiträge beträgt demnach 406,000 Ji.
NEUANOEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
Von Gemeinden: Berchtesgaden 3 Ji; Birkenhain 5 't; Minden i. W. 20 W; Nabburg i. 0.
5 .«.; Wanfried 3 «
Von Bayer. Distriktskassen: Neuburg a.D. 10 ./'(.; Neunburg v. W. 10 ,«.
Von Privaten: Aalen. Heinrich Aißlinger, Werkmeister 2 JL; Carl Rieger, Ingenieur 2 Ji;
Eugen Streicher, Fabrikbesitzer 2 A; Fritz Stützel, Privatier 2 Ji; Arnsberg i. W. O. Dittmar,
Fabrikdirektor 3 .ii; Brackwede. Dr. Möller 5 Ji; Castell. Nester, Rechnungsrat in Berlin 3 .«. ;
Wilhelm Rudel, K. Pfarrer (bisher 1 .ft) jetzt 1 Ji 50 i>i; Seidel, Domänenamtmann l Ji; Coblenz.
Regierungsrat Draeger 10 Ji; Coburg. Wohlpart, Pfarrer an St. Augustin 3 Ji; Colditz. Emil Hantsch,
Lehrer 3 Ji; Dessau. Dr. Fritz Ostermayer, Prof., Herzogl. Konservator und Kunstwart 10 Jt; Det=
mold. Dr. Sievert, Rechtsanwalt 3 Ji; Dr. Tielker, Rechtsanwalt 3.« ; Dortmund. Dr. Alfred Mauritz,
Brauereidirektor 5 Ji; Rudolf Leistner, Architekt 10 Ji; Eferding (O.-Österr.) Hans Emmerstorfer jr.
3 Ji; Ellingen. Dr. Krieg, Gymnasialdirektor 2 Ji; Einbeck. Garbe. Rechtsanwalt und Notar
3 Ji; Dr. Stange, Oberlehrer 3 Ji; Urbanczyk, Rechtsanwalt und Notar 3 .ü; Feuchtwangen.
Emil Alwens, K. Bezirksamtmann 2 Ji; Wilhelm Ewald, K. Studienlehrer 2 Ji.; Forchheim.
Joseph Völker, K. Bezirksamtmann 3 Ji; Gelsenkirchen. Dr. jur. Haßlacher, Bergwerksdirektor
3 Ji; Hagen i. W. Kommerzienrat Theodor Springmann, Fabrikbesitzer 20 Ji; Hamm i. W.
F. Harlinghausen, Direktorder Phönixabteilung der Westfäl. Union 10 ,«-.; Hamburg. Frau Minna
Elias 3 Ji; Hersbruck. Aigner, Ingenieur 2 Ji; Bender, K. Amtsrichter 2 Ji; Burkhardt,
K. Obergeometer 2 Ji; Hentrich, K. Gymnasiallehrer 2 Ji; Willi Schramm, Hopfenhändler
3 Ji; Zimmerer, K. Bezirkstierarzt 2 Ji; Horde i. W. F. W. Leopold, Bergwerksdirektor 10 ./(.;
Iserlohn. Fritz Honsei, Professor 6 Ji; Karlsruhe. F. Bhine 3 Ji; Kassel. Leopold Korne-
mann 20 Ji; Kempten. Gg. Bayer, Notar 3 Ji; Jos. Renn, Kaufmann 1 Ji; Köln. Max Stirn,
Regierungsrat 3 Ji; Krumbach. Kurz, K. Bezirksgeometer 2 ./(. ; Triebenbacher, Postsekretär
2 ./(. ; Lauterbach. Pfaff, Bauinspektor 3 Ji; Wilh. Vollmüller, Fabrikant 3 Ji; Weidig, Professor
3 Ji; Leipzig. Richard Gloeck, Kaufmann 10 ,/(. ; Leitnieritz. Dr. Armin Melzer, Rechtsanwalt
2 Kr.; Emil Peters, Ingenieur, Abgeordneter in Marienbad 2 Kr.; Richard Riecken, Rentner
2 Kr.; Markt Redwitz. F. Thomas, Porzellanfabrik 25 Ji; Meerane. Coloman Batky, Kaufmann
2 Ji; E. Focke, Kaufmann 2 Ji; Georg Gitt, Dentist 2 Ji; Dr. Lange 2 Ji; Neumerkel, Ober-
amtsrichter 2 Ji; C. Pabst, Reichsbankvorstand 1 Ji; A. Posern, Fabrikant 2 Ji ; Meiningen.
A. Link, Hofschauspieler 1 J(.; Mitau. Dr. Carl Hunnius, Direktor dei Landesschule 3 Ji;
Münster i. W. H. Piepmayer, Kommerzienrat 25 Ji; Nördlingen. Joseph Fischer, K. Justizrat
2 .C; Rudolf Frobenius, K. Gymnasiallehrer 1 .«. ; Christian Haffner, K. Pfarrer 2 .ä; Leonh.
Hermann, Obersekretär 1 Ji; Christian Kress. Großkaufmann 2 Ji; Friedrich Kress, Großkauf-
mann 2 A; Georg Kress, Großkaufmann 3 .«.; Rudolf Riedel, K. Gymnasiallehrer 1 Ji; Nürn-
berg. Bartz, Oberstleutnant 3 X; Fräulein M. Franck 3 ./(.; Carl Geißler 3 Ji; Dr. Jobs. Jaeger,
Professor 3 Ji; Michael Kaiser 3 Ji; Julius Kelber, K. Pfarrer 3 Ji; Dr. Arnold Klein, Vereins-
rabbiner 3 Ji; E. Kocherthaler, Kaufmann 3 Ji; Mayer, Generalmajor a. D. 3 Ji; Mugler,
K. Amtsrichter 3 Ji; Frau Callista Pabst 3 Ji; Rudolph Schrenk 3 .Ä; H. Vogt, Hauptlehrer
3 Ji; Rudolf Wölffel, K. Gymnasialprofessor 3 Ji; Dr. Zeitler 3 Ji; Zwanziger, K. Steuer-
inspektor 5 Ji; Rastatt. Heilig, Professor 2 .ä.; Schmezer, Ökonomierat 2 Ji (ab 1908); Schein-
feld. Dr. August Albrecht 2 Ji; Sopron (Ungarn). Dr. Nikolaus von Schwartz 10 M.; Steglitz.
Dr. Max Sitzler jun., Regierungsassessor 3 Ji: Stuttgart. Otto Burger 3 Ji; Tübingen. Dr. Geck,
41
Professor 2 ./(. ; Dr. Thoma, Professor 2 ./(. ; Uiina= Königsborn. K. Pr. Kommerzienrat Effertz,
Generaldirektor 10 .«.; Waldfried b. Frani<furt a. M. Carl von Weinberg, Fabrikbesitzer 50 .ä. ;
Waldheim i. S. Dr. med. Tauscher 2 .iL; Weisendorf. Gustav Sperl, K. Pfarrer 3 Ji; Wert-
heim. Heil. Kritzler 2 .«. ; Wiesbaden. Ludwig Roth, Bergwerksdirektor 20 .«. ; Wilmers-
dorf b. Berlin. Alexander Bernstein, Amtsgerichtsrat a. D. lO JL
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
(1. Juli — 30. September.)
Unter den diesmaligen Neuerwerbungen des Museums nehmen zwei Skulpturen die erste
Stelle ein. Die eine, eine thronende Maria mit dem Kinde, aus der Zeit um 1430, zeichnet sich
durch Liebreiz und Anmut aus und stammt, wenngleich in Osnabrück erworben, zweifellos aus
einer oberdeutschen, vermutlich schwäbischen Werkstätte (Abb. 1). Eine ganz andere Kunst-
auffassung verkörpert das zweite Stück, eine reliefartige, aus Dingolfing stammende Gruppe,
,, Christus und der ungläubige Thomas" (Abb. 2); eigenartig in der Komposition, die entfernt an
Verrocchios berühmtes Erzbildwerk von Orsanmichele in Florenz erinnert, wirkt sie trotz augen-
fälliger fehlerhafter Proportionen zwischen Körpern und Köpfen so gewaltig durch die Wucht der
Bewegungen und durch packend dramatisches Empfinden, daß ihr Meister zu den interessan-
testen, wenn auch eigenwilligsten künstlerischen Erscheinungen der beginnenden Renaissancezeit
gerechnet werden muß. Vielleicht gehörte er dem Kreise jener eigenartigen oberbayerischen
Schnitzer an, deren einer, der Meister der um 1515 gefertigten Türen der Altöttinger Stifts-
kirche, kürzlich mit Matthäus Kreniß identifiziert wurde.
Daneben erhielt die Waffensammlung eine besonders wertvolle Bereicherung durch eine
interessante Hakenbüchse aus der zweiten Hälfte des 15- Jahrhunderts (Abb. 3), die, mit einem
jetzt im K. Zeughause zu Berlin befindlichen Zwilling in Württemberg ausgegraben, sich durch
ihre Marke (3 Hirschstangen) als württembergisches Erzeugnis ausweist.
Von den Spenden, die dem Museum im abgelaufenen Vierteljahr zugingen, sei zuerst die
des K. Sächsischen Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts genannt: eine künst-
lerisch hochbedeutende Bronzeplakette auf das 500jährige Bestehen der Universität Leipzig 1909,
ein Werk Max Langes, wie die aus diesem Anlaß geprägten 5- und 2-Markstücke. Aus der großen
Zahl der Zuwendungen von privater Seite sei hier nur der medizingeschichtlich wichtigen Samm-
lung des Herrn Medizinalrats Dr. Roth in München und der eine stattliche Reihe von Samm-
lungsabteilungen ergänzenden Schenkung des Ehepaares Nerreter in Nürnberg gedacht; ein
Wachsporträt Georg Schweiggers, des Meisters des Nürnberger Neptunbrunnens, und drei der
neuerdings so sehr geschätzten Hilpertschen Zinnmedaillons waren daraus besonders willkommen.
Nach langen Verhandlungen gelang es erst in den letzten Tagen des abgelaufenen Viertel-
jahres, die dem Verkauf unterstellte kostbare Gläsersammlung des von Schwarzsehen Fidei-
kommisses, von der bisher die wichtigsten Stücke dem Museum als Deposita anvertraut waren,
dauernd für das Museum zu retten. Da diese wertvollste Erwerbung der letzten Jahre nicht
ausschließlich aus den Mitteln des Museums bestritten werden konnte, es vielmehr des Ein-
greifens verschiedener Faktoren bedurfte, so sind die Eigentumsverhältnisse derzeit noch nicht
geklärt. Wir werden in unserem nächsten Berichte darauf eingehender zurückkommen.
Geschenke.
Castell. Wolfgang Fürst zu Castell- Rüdenhausen: Bronzemedaille auf
die Goldene Hochzeit des Fürsten Wolfgang und der Fürstin Emma zu Castell- Rüdenhausen,
1909, von L. Chr. Lauer. — Dresden. K. sächs. Ministerium des Kultus und
öffentlichen Unterrichts: Bronzeplakette auf die 500jährige Jubelfeier der Uni-
versität Leipzig, 1909, von Max Lange; 2 Fünfmarkstücke und 2 Zweimarkstücke auf den gleichen
Anlaß, 1909. — Hersbruck. Konrad Schramm: 2 Messer mit messingverschaltem Griff,
Anfang des 17- Jahrh. — Leipzig. Frl. Luise Simon: Damengarderobestücke, zwischen
1875—1880 in Leipzig gearbeitet. — Linz. A. M. P a c h i n g e r: Bronzemedaille auf A. M.
— 42 —
Pachinsrer, 1909, von K. Giitz. — Mannheim. Oberstabsarzt Dr. Röhring: Bronzemedaille
auf die Enthüllung des Gutenberg- Denkmals in Mainz, 1837. von J. J. Neuß in Augsburg. —
Meerane i. S. Direktor C. Schultz: Hannoversche Waterloo-Medaille von 1815, Silber, mit
dem eingravierten Namen des Empfängers Carl Schulze; Bronzene Kriegsdenkmünze für die
im Jahre 1813 freiwillig in die hannov. Armee eingetretenen Krieger, gestiftet 1841. — München.
Medizinalrat Dr. Roth: Sammlung von 33 chirurgischen Instrumenten älterer Konstruktion
(für die Denkmale der Heilkunde); kupfernes Weihrauchfaß aus Lenggries bei Tölz, 18. Jahrh.
— Legat des verst Professors Dr. Alwin Schultz: Fragment eines römischen Mosaik-
Abb. 1. Thronende Madonna mit Kind. Oberdeutsche Holzschnitzerei, um 1430.
fußbodens; Gipsabguß eines kleinen Frauenkopfes mit reichem Kopfschmuck und der Inschrift
„Servandusfec"; Gipsabguß eines Elfenbeinkästchens in der Kirche St. Ursula zu Cöln, 14.
Jahrh.; Meissener Porzellankrug mit farbigem Reliefornament und silbergetriebenem Deckel,
um 1740; Pompadour aus rotem Sammet mit Perlenstickerei, 19. Jahrh.; spitzovales Kardinals-
siegel aus rotem Wachs in Weißblechkapsel, italienisch, um 1560. — Neuenburg. Freiherr
von Cagern: Uniform eines hessischen Kammerherrn, um 186O. — Nürnberg. W. Düll:
Flaschenkrug aus unglasiertem Ton, römisch oder mittelalterlich, nebst dem Beifund; gefunden
— 43 —
in AuRsburir beim Abbruch eines Hauses. — Aus dem Naclilaß von Frau Johanna Braun:
Versilberter Messinjrjeton auf die Teuerung l8l6— 1817; Österreich, Fünfer 1847, Kreuzer 1859,
Kreuzer 1861 ; Bayern, Pfennig 186O, 1868 und 1869, 2 Pfennig 1869 und 187O; Württemberg,
6 Kreuzer l844; Großherzogtum Hessen, 6 Kreuzer l843. 1 Pfennig 1867; Baden, '/a Kreuzer
1864; Oldenburg, Groschen 1858; Sachsen-Coburg-Gotha, 3 Kreuzer 1833; Frankfurt, 3 Kreuzer
1856; Schweiz, 10 Centimes 1873: Frankreich, 5 Centimes 1855 und 1856; Holland, 1 Cent 187S;
Vereinigte Staaten von Nordamerika, 1 Cent I880. — Kassiersehegatten Wolfgang und
Abb. 2. Christus und der ungläubige Thomas. Oberbayerische holzgeschnilzte Gruppe, um 1515.
Emma Nerreter: Eiserne Truhe mit durchbrochen gearbeitetem Schloßschutzblech im
Deckel, 17-— 18. Jahrh. ; Pappschachtel (Polyeder) mit verschiedenfarbigen Flächen, angeblich
von Caspar Hauser geklebt, 1. Hälfte des 19- Jahrh.; runde Holzschachtel, mit aufgeklebten
Stücken von Leinen- und Seidenstoff verziert, 18. — 19- Jahrh.; 3 eiserne Vexierschlösser. 17.
bis 18. Jahrh.; Glasschächtelchen mit Zeugblumen, um 18OO; Sparbüchse aus Eisenblech, 19.
Jahrh.; Silberner Leuchter nebst Lichtputzschere (Spielzeug), 18.— 19- Jahrh.; Miniatur- Kelch
— 44 —
mit Patene und Hostienbüchse, in Lederfutteral, 18. Jahrb.; 4 Puppen mit Porzellanköpfen,
Puppenzeug, 19. Jahrb.; kleiner Webstuhl für Seidenborten, 18.--19- Jahrb.; Porträt des Nürn-
berger Bildners Georg Scbweigger, farbige Wachsarbeit um 1673 nach dem Stich von Eimmart;
Bildnis des Nürnberger Erzgießers Jacob Daniel Burgschmied, Gipsrelief aus der Mitte des 19-
Jahrb.; ruhender Herr und ruhende Dame, bemalte Alabasterfigürchen, 2. Hälfte des 18. Jahrb.;
Porträt der Frau Eva Margaretha Scbweigger, geb. Sebald, Nürnberger Pastellmalerei, um 1825;
Miniaturbild einer älteren Dame, auf Kupfer gemalt, 18. Jahrb.; Miniaturbild eines jungen
Mannes, auf Elfenbein gemalt von D. Rummel, um 1800; Miniaturbild eines älteren Herrn, auf
Pappe gezeichnet, 1. Hälfte des 19. Jahrb.; Degen eines bayer. Landwebroffiziers, 2. Hälfte des
19. Jahrb.; Wanderstab aus Nußholz, 18. Jahrb.; Spazierstock aus spanischem Rohr, mit Rokoko-
Silberknopf und auswechselbarem Hornknopf, ferner ein nicht zugehöriger Knopf aus vergoldeter
Bronze, 2. Hälfte des 18. Jahrb.; Fangschnüre eines Czako, silbern, 19. Jahrb.; 2 Steigeisen
zum Umschnallen, 19. Jahrb.; Kindermieder aus roter Seide, 2. Hälfte des 18. Jahrb.; blau-
seidene gewebte Damenstrümpfe, 1. Hälfte des 19. Jahrb.; Scbultertuch aus rotem Chiffon, um
1825; 2 vollständige Taufgarnituren, 1. Hälfte des 19- Jahrb.; gestricktes Wickelband, 1. Hälfte
des 19- Jahrb.; 2 gestickte Brautchemisettes, um 1812 und um 1834; verschiedene Kinder-
kleidungsstücke, 1. Hälfte des 19. Jahrb.; Kunstdrecbslerarbeit aus Birnbaumholz in Gestalt
einer Wendeltreppe, 18. — 19- Jahrb.; hebräisches Gebet, auf Pergament geschrieben, in- Blech-
hülse, 18. Jahrb.; Mikroskop mit Zubehör, in altem Holzkasten, 1. Hälfte des 19. Jahrb.; D- Flöte
aus Ebenbolz, von J. G. Freyer in Potsdam, 2. Hälfte des 18. Jahrb.; C-Trompete aus Messing,
von J. Hoyer in Nürnberg, 186I; Papageno- Pfeife (Pansflöte) aus verzinntem Weißblech, 19.
Jahrb.; eins. Bleimedaille auf den Nürnberger Salomon Scbweigger, 16O8; eins. Zinnniedaille
auf Lavater, bemalt, von Job. Georg Hilpert in Nürnberg, 2. Hälfte des 18. Jahrb.; einseitige
Zinnmedaillen, weibl. und männl. Porträt (vermutlich Kaiserin Maria Theresia und J. N. G. M.
Denis), bemalt, wahrscheinlich von Hilpert (Sohn), Ende des 18. Jahrb. — Goldschmied Tobias
Todtschin der: Eisernes Anhänger- Petschaft mit dem Wappen der Familie von Roschütz,
18. Jahrb.; bronzenes Petschaft mit unbekanntem Wappen, 17. — 18. Jahrb. — Rothenburg 0. T.
Kunstanstaltsbesitzer AI brecht: Mittelalterliche eiserne Speerspitze; sechs ornamentale
Model aus weißlichem Ton für Steinzeugornamentierung, aus einer Kreussener Werkstatt des
17. Jahrb.; Töpfeben. Kreussener Steinzeugarbeit. — Stuttgart. Otto Burger: Hellebarde
mit einer Eichel als Marke, 2. Hälfte des 16. Jahrb.
Ankäufe.
Bauteile. Schmiedeeiserne Tür eines Sakramentshauses, 15- — 16. Jahrb.; 4 gußeiserne
Ofenplatten mit figürlichen Darstellungen, 16. — 19. Jahrb.; 4 verzinnte schmiedeeiserne Tür-
bescbläge aus dem Schloß zu Unterreichenbach bei Schwabacb. Anfang des 17. Jahrb.
Plastik, OriginaJe. Thronende Madonna mit dem Kinde, oberdeutsche Holzschnitzerei,
um 1430 (Abb. 1); Christus und der ungläubige Thomas, oberbayerische holzgescbnitzte Gruppe,
um 1515 (Abb. 2).
Medaillen. Silbermedaille gegen den Papst, 16. Jahrb., von Peter Flötner in Nürnberg.
Münzen. Sachsen: 2 Mark auf den Tod des Königs Albert, 1902; 5 Mark auf den Tod
des Königs Georg, 1904. — Hessen: 5 Mark auf den 400jährigen Geburtstag des Landgrafen
Philipp, 1904. — Baden: 5 Mark auf die 50jährige Regierung des Großherzogs Friedrich.
1902; 2 Mark desgl.; 5 Mark auf die Goldene Hochzeit des Großherzogspaars, 1906; 2 Mark
desgl.; 2 Mark auf den Tod des Großherzogs Friedrich, 1907. — Sachsen-Weimar-
Eisenach: 5 Mark auf die Vermählung des Großberzogs Wilhelm Ernst, 1903. — Schwarz-
burg-Sondershausen: 2 Mark auf die 25jährige Regierung des Fürsten Karl Günther,
1905. — Bremen: 2 Mark, 1905. — Salzburg: Erzb. Paris von Lodron, Taler, 1622.
— Fugger: Maximilian, Taler, 1623. — S c h a f f b a u s e n: Taler, 1621. — Ulm:
Taler, 1623.
Kirchliche Geräte. Kruzifix (Brustkreuz) aus Elfenbein, 18. Jahrb.
Hausgeräte. Rokoko-Spiegel aus Mittelfranken, um 1740; Patenlöffel, silbervergoldet,
in eingelegtem Holzkästchen, Augsburger Arbeit vom Ende des 17. Jahrb.; Fayence-Teller
(Straßburger Fabrikat.''), 18. Jahrb.
45 —
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Bauernaltertümer. Haspel mit 2 Rollen in holzgeschnitztem Gestell mit den Buchstaben
^^^ fränkisch, aus der Gegend von Gunzenhausen, 19. Jahrh.
Gewebe. Filetstickerei mit der Darstellung der Kreuzigung und der Auferstehung Christi,
Stuhlrücklaken des ehemaligen Brauerhandwerks aus der Lorenzkirche zu Nürnberg, 1624.
Waffen. Hakenbüchse mit dem württembergischen Wappenbilde, 2. Hälfte des 15. Jahrh.
(Abb. 3); Dolchmesser mit geätzter Klinge und silberbeschlagenem Hirschhornheft, verziert mit
dem Wappen österreichischer Kronlande, 17- Jahrh.; 2 mittelalterliche Hufeisen, gefunden
zwischen Zollhaus und Kornburg bei Nürnberg.
Musikinstrumente. Violoncellbogen aus dem Chorherrnstift Lambach in Oberösterreich,
18. Jahrh.; 2 Geigenbogen, 18. Jahrh.
Siegelstempel. Siegellackdose mit dem Petschaft der Buirette von Oehlefeld (Nürnberg),
silbervergoldet, 18. Jahrh.
D e p 0 s i t a.
Fayence- Kaffeekanne, vermutlich Crailsheimer Fabrikat. 18. Jahrh.; Fayence-Schale,
Bayreuther Fabrikat, 18. Jahrh.; Fayence - Senftöpfchen, Straßburger Fabrikat, 18. Jahrh.;
2 Fayence-Teller, vermutlich Straßburger Fabrikat, 18. Jahrh.; Sauciere, Ansbacher Porzellan,
18. Jahrh.; 3 Porzellan-Tassen mit violetten Blumen, vermutlich Thüringer Fabrikat, 18. Jahrh.
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES ZENTRALMUSEUM.
Geschenke.
Memmingen. L. von Amnion: Regierungsblatt für das Königreich Bayern, 1842,
Nr. 11 (enthält die Arzney-Tax-Ordnung f. d. Kgr. Bayern); Neuer Schauplatz der Künste und
Handwerke, Band 46, 1829: S. Stratingh, Über die Bereitung, die Verbindungen und die An-
wendung des Chlors; Aloys Sterler, Baierische Pharmacopoe, München 1822; Richard Hagen,
Die Arzneistoffe, Leipzig 1863; O. A. Ziurek, Elementar- Handbuch der Pharmacie, Erlangen
1859; Th. und A. Husemann, Handbuch der Toxikologie, Berlin 1862; W. Stadel, Lehrbuch
der reinen und angewandten Chemie, der Physik und Mineralogie, Leipzig 1873; J. B. Henkel,
Lehrbuch der allgemeinen und medizinisch-pharmazeutischen Botanik, Leipzig 1873. — Unter-
waltersdorf (Niederösterreich). Dr. S. S t o c k m a y e r: C. D. Schroff, Lehrbuch der Phar-
magnosie, Wien 1853.
Ankäufe.
F. Blondel, Außfürliche Erklärung .... deren Heylsamen Badt- und Trinckwässern zu
Aach, 1688.
DEUTSCHES HANDELSMUSEUM.
Geschenke.
Nürnberg. Kommerzienrat J. Bing: Goldwage mit Gewichten von Johann Peter
Aeckersberg auf Wichiinghausen, 1773. — Frl. Auguste Blumröder: Goldwage mit Ge-
wichten, 18. Jahrh.; Maschine zum Pressen von Oblaten mit Stempel J. F. B. (Blumröder),
Anfang des 19- Jahrh. — Kaufmann Jakob Frankenbacher: 5 Originalpakete mit
Tabak, Anfang des 19- Jahrh. — FamiHe Weiß: „Abbildung der berühmten Saffran- und
Gewürz Schau in Nürnberg", nach dem Gemälde von Sandrart in Schabmanier ausgeführt von
G. P. Nusbiegel, 1783.
05
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— 47 —
KUPFERSTICHKABINET.
(1. Juli bis 30. September.)
Da unsere Mittel durch die Ankäufe in der 1. Hälfte dieses Jahres stark herabgemindert,
ja fast erschöpft waren, sahen wir uns gezwungen, im verflossenen Vierteljahr mit dem Wenigen,
was uns noch zu Gebote stand, recht haushälterisch umzugehen. Um so erfreulicher ist es, daß
wir trotzdem einige günstige Gelegenheitserwerbungen machen konnten. Zunächst waren wir
in den Stand gesetzt, unsere Sammlung von Stichen des Kleinmeisters Heinrich Alde-
g r e V e r um einige seltene Blätter zu vermehren und sie durch bessere Abdrücke schon vor-
handener Arbeiten zu ergänzen. Zu vergessen ist hierbei jedoch nicht, daß sich unsere Samm-
lung und diejenige in der bei uns verwahrten Kupferstichsammlung der Stadt Nürnberg gegen-
seitig ergänzen. Die Blätter sind nachstehend im einzelnen aufgeführt. Zwei von ihnen sind
abgebildet, nämlich die technisch besonders sorgfältig durchgeführte Vignette B. 199 (Abb. 5)
und das in der Komposition so reizvolle Groteskenornament B. 272 (Abb. 4). Weiter konnten
wir einige gute Handzeichnungen erwerben. Obenan steht unter diesen eine farbige
Trockenstiftzeichnung von Bartholomaeus Wittig, einem um 16IO zu Öls in Schlesien
geborenen Maler, der sich späterhin in Nürnberg niederließ, wo er 1684 starb. Er malte histo-
rische Darstellungen und Genrebilder, besonders Nachtstücke von täuschender Lichtwirkung.
Bekannt ist namentlich von ihm ,,die äußere Faciata des (Nürnberger) Rathauses abgebildet
mit dem Volk, welches am Tage des Friedensschlusses, den springenden Wein aufzufangen, in
artiger Confusion durcheinander winndend vorgestellet ist", ein Bild, das sich jetzt im neuen
Künstlerhaus am Königstor in Nürnberg befindet. Weiter rührt von ihm das große Tafelbild
in der Johanniskirche her, auf welchem „der annehmliche Prospekt derer vor unserm Kirch-
hof gelegenen sogenannten Johannis- Felder abgebildet ist, in dessen Vorgrund der Heiland
mit seinen Jüngern durch die Saat spazierend vorgestellet wird." Das vorliegende Blatt ist
dem Bartholomaeus Viatis gewidmet, wie aus der Unterschrift hervorgeht: ,, Seinem großgünstigem
Maeceno dem hochedelen Herren Bartholmie Viatis, zur dienstpflichtigsten Verehrung in sein
Stam-Buch. In Nürenberg d: 18. Juli: 1658. Bartholomeus Wittig Kunstmahler". Dann ist zu
nennen eine Rötheizeichnung von dem Landschaftsmaler und Radierer Johann Franz Er m eis,
der im Jahre 1621 (nach Andresen l64l) in der Gegend von Köln geboren wurde, sich um 166O
in Nürnberg niederließ und dort am 3. Dezember 1693 starb. Das Blatt ist, nach einer Blei-
stiftnotiz auf der Rückseite zu urteilen, dem bekannten Tier- und Landschaftsmaler Johann
Heinrich Roos gewidmet. Die dargestellten Figuren: ein Hirt und eine Hirtin mit einem
Lamm ähneln übrigens den entsprechenden Figuren auf dem in unserer Galerie befindlichen Ge-
mälde Nr. 447 von Johann Heinrich Roos, so daß wir in ihnen den Künstler und
seine Gattin sehen könnten. Als eine bedeutsame künstlerische Leistung ist die von Carl
Markus Tuscher (1705—1751) erworbene Zeichnung zu betrachten. Wir haben es mit
einer leicht lavierten Bleistiftstudie eines großen portalartigen Aufbaues zu tun, die uns durch
die große Korrektheit in der Auffassung und die Sicherheit in der Wiedergabe der malerischen
Feinheiten in Erstaunen versetzt. Das Blatt trägt auf der Rückseite die Signatur J. A. Boerners,
stammt also möglicherweise aus der Sammlung des Barons Haller von Hallerstein. Wenn wir
darnach strebten, auch von Georg Christian Wilder wieder einige Zeichnungen zu
erwerben, so erklärt sich dies daraus, daß wir diesen Künstler schon seit Jahren in besonderem
Maße pflegen, so daß er nun bei uns wohl am reichsten und besten vertreten ist. Das den
Regensburger Dom in seinem Zustand im Juli des Jahres 1816 veranschaulichende Blatt ist
in mehrfacher Beziehung von Interesse. Wir geben es in Taf. II in einer dem Original an-
nähernd entsprechenden Reproduktion wieder. Zunächst ist es typisch für die fast ängstliche
Sorgfalt, mit welcher der Künstler sein ganzes Leben hindurch so viele architektonische Bilder
festzuhalten bestrebt war. In Sonderheit gibt es uns eine, wenn auch perspektivisch nicht genau
gezeichnete, so doch zuverlässige Vorstellung von dem damaligen Aussehen dieses gewaltigen
Bauwerks, das in den Jahren 1834—38 durch eine wenig sachkundige Restauration und in den
Jahren 1859—69 infolge des Ausbaues der Turmhelme und der Querschiffsgiebel durch Denzinger
starke Veränderungen seiner ursprünglichen Gestalt erfuhr. Auch ist auf dieser Darstellung
— 48 —
der an der Südseite des Frontgiehels von S. Ulricli befindlidie Turm, der im 19. Jaiiriuindert,
um den Westbau zu entlasten, um 3 Stockwerke abjj;etras;en wurde, noch in seiner frülieren Form
siclitbar. Die Friedhofmauer, die sich auf der Wilderschen Zeichnung vor der Ulrichskirche hin-
zieht, ist heute ebenfalls nicht mehr vorhanden.
Geschenke.
Augsburg. Friedr. Hoefle, Hofphotograph: Ansichtskarten nach Gemälden in
Augsburg und Stuttgart, nach dem Christus in Blaubeuren, nach dem Schaffner- Altar in Ulm
und dem Schühlein- Altar in Tiefenbronn. — Bern, Hans Eggimann, Architekt: Exlibris
Hans Eggimann und Anna Eggimann, gezeichnet vom Geschenkgeber, je in 2 Exemplaren.
H. Z i e g 1 e r, Architekt: 1. Exlibris Harry Ziegler; 2. Exlibris Dr. H. Ziegler; 3. Exlibris
Dr. Emil Ermatinger; 4. 2 Exlibris Gustav von Luepke. Sämtlich gezeichnet vom Geschenk-
geber.— Bonn a. Rh. Hermann A. Peters, Kunstverlag: 22 künstlerische Ansichtskarten
von Nürnberg und 29 ebensolche von Rothenburg 0. T., hergestellt in Handkupferdruck. —
Brasso (Ungarn). Hollerun g Käroly: Exlibris desselben und der Ilonka Könyve, gez.
von Aug. von Meißl, 1909, München. — Carnap (b. Altenessen). Georg Rody, Pfarr-
rektor: 1. Exlibris desselben, von ihm selbst 1905 gezeichnet; 2. Exlibris Parochiae B. M. V.
in Carnap, gez. von Hertel-Düsseldorf, 1909, in 2 verschiedenfarbigen Exemplaren. — Datschitz
(Mähren). Friedr. Freiherr v. Dalberg: Exlibris desselben, gez. von Cossmann. —
Djember (Java, Nied.-Indien). J. F. Burgersdijk: E.xlibris desselben, gez. 1904 von W.,
J. Burgersdijk, Ingenieur. — Freiburg i. Br. Dr. jur. Bruno Claussen: Exlibris des-
selben, Originalradierung von L. Fischbeck-Oldenburg, 1909. — Hersbruck. Konrad J.
Schramm: 1. ,,Ooch Eener in der Fremde". Spottblatt auf Napoleon 111. in Lithographie
mit vierspaltigem Gedicht darunter: ,, Jüngst wollte ich nach Deutschland gehn " 187I;
2. Spottblatt auf Napoleon 111. Der Kaiser fährt mit seiner Gemahlin und seinem Sohn unter
einem Zelt in einem Schiff. Am Ufer 3 Leute und die Inschriften: ,,Gelt da schaust.''" und ,,Wo
ist denn der Görgle.'" Die in Lithographie ausgeführte Darstellung ist von einem Gedicht um-
geben, das beginnt: ..Das Schiff streicht durch die Wellen, Napoleon!" 187I; 3. Nr. 10 des
Spottblattes ,, Zündnadeln. Ernste und heitere Bilder aus dem deutschen Nationalkrieg gegen
Napoleon III". Lithographie, 1871. — Köln a. Rh. Georg Domel: Exlibris desselben,
Autotypiedruck nach einer Radierung von Emil Krupa-Krupinski, Bonn. — Leipzig. Geh.
Hofrat Univ.-Prof. Dr. Albert Koste r: Sammlung von 49 Blatt Bilderbögen meist aus
der 1. Hälfte des 19- Jahrh. aus den Verlagen von G. N. Renner, G. N. Renner & Co., G. N.
Renner & Schuster. J. P. Wolff sei. Erben, Arn.'. & Co. in Düsseldorf, J. M. Hermann sowie
Hermann & Barth in München, J. G. Schulz-Stuttgart und der Joh. Andreae Endterischen
Handlung in Nürnberg. — Mannheim. Oberstabsarzt a.D. Dr. R ö h r i n g: 1. Gedenkblatt
der Leipziger Neuesten Nachrichten zum Universitätsjubiläum 1909; 2. 10 Blatt Porträts aus
der Galerie hervorragender Ärzte und Naturforscher. Autotypien. 1909. — Meerane i- S.
Kammgarnspinnerei Meerane (C. Schultz): 1. „Les speculateurs conjures
pour ruiner le peuple de Paris lies au pilori. Souvenir du siege de 1870 & 71". Politisches
Flugblatt, auf die teuren Lebensmittelpreise zur Zeit der Belagerung von Paris bezüglich. Ein-
blattdruck vom 2. Febr. 187I; 2. Zwei Drohbriefe, gerichtet an den Geschenkgeber während seines
Aufenthaltes in Paris I870/71. — München. Adolph Fromm: Exlibris desselben, Ra-
dierung von Georg Mayr, München 1904. Cand. phil. Theo Harburger: Photographie
des in der Gemäldegalerie des Germ. Museums befindlichen Bildes von Georg Pencz: ,,Der h.
Hieronymus in der Kleidung eines Kardinals". Gustav Lehmann: Exlibris desselben,
gez. von Emil Preetorius 1909, in 2 Exemplaren. — Nürnberg. Frl. Auguste Blumen-
röder: 1. ,,Fluviorum in Europa principis Danubio cum adiacentibus regnis nee non totius
Graeciae et Archipelagi novissima tabula". Authore Joh. Baptista Homanno Norimbergae.
Kol. Kupferstich. 1. Hälfte 18. Jahrh.; 2. ,,Americäe Mappa Generalis . .. delineata ab
Aug. Gottl. Boehmio ... in lucem proferentibus Homannianis heredibus A. 1746". Kupferstich;
3. ,,Die Erde in zwey Halbkugeln ... entworfen von Conrad Mannert, Professor. Nürnberg
bey Homanns Erben 18O6". Kupferstich; 4. ,, Charte von Europa ... entworfen von F.
— 49 —
L. Güssfeld. Durch Bemerkung der neuesten Gränzen berichtigt 1807. Nürnberg bey den Ho
mann. Erben". Kupferstich; 5- , .Charte von Deutschland nebst den angränzenden Län-
dern . . . neu entworfen von F. L. Güssefeld . . . herausgegeben von Homanns Erben. Nürn-
berg 1807". Kupferstich; 6. ..Deutschland in Albers'scher Projektion von C G. Reichard,
Nürnberg, bey Christoph Fenibo. 1824". Kupferstich; 7- ,. Charte vom Königreich Baiern
mit der jetzigen Kreis-Eintheilung neu herausgegeben von Christoph Fembo. Nürnberg, 1824".
Kupferstich, koloriert; 8. ,, Charte vom Os manischen Reiche in Europa, . . . entworfen
von F. L. Güssefeld. Nürnberg bey Christoph Fembo. 1826". Kupferstich mit Grenzenkolorit;
9. „M o r e a und L i v a d i e n, ... neu gezeichnet und herausgegeben von Christoph Fembo.
Nürnberg. 1827". Kupferstich mit teilweisem Grenzkolorit; 10. „Die Kaiserlich Österre'chischen
Ungarischen Erbstaaten, das ist Ungarn, Siebenbürgen, Dalmatien ... entworfen
und gezeichnet von C. F. Weiland. Weimar. Im Verlage des Geographischen Instituts 1849."
Kupferstich mit teilweisem Grenzkolorit; 11. ..Af ri k a secundum legitimas projectionis stereo-
graphicae regulas . . . exhibita a Joh. Matthia Hasio. M. P. P. O. h. t. facult. phil. in accad.
Witeb. decano. Impensis Homanniorum heredum". Kupferstich. 18. Jahrb.; 12. ,,Daene-
mark mit Schleswig- Holstein". Nürnberg bei Fr. Nap. Campe. Kupferstich mit Grenzkolorit.
1. Hälfte 19- Jahrb.; 13. ,,Die Königreiche Holland und Belgien nebst dem Groß-
herzogtum Luxemburg". Nürnberg bei Fr. Campe. 1831. Kupferstich mit Grenzkolorit;
14. ,,Plan de la ville de Paris, nouvellement dresse ... dessine par E. Hocquart a Paris".
Chez Moronual, imprimeur libraire, Rue Galande, Nr. 65. Lithographie mit farbiger Abgrenzung
der einzelnen Viertel. 2. Hälfte 19. Jahrh. : 15. — 21. Sieben Aushängeverzeichnisse der bei dem
königL bayer. Oberpostamt Nürnberg abgehenden und ankommenden Briefposten. Einblatt-
drucke 1831 und um 183I; 22. Fahrplan der königl. bayer. Donau-Dampfschiff-
fahrt zwischen Regensburg und Linz für das Jahr 1847; 23. Verzeichnis der Zollgebühren
für verschiedene Lederarten. Handschriftlich. 1. Hälfte 19- Jahrb.; 24. Plan einer Park-
anlage. Aquarell von Fr. Biedermann. 1834; 25. u. 26. Zwei Blatt Kupferstiche mit je
vier Trachtendarstellungen, unter denen sinngemäße Verse. 2. Hälfte 18. Jahrh. ;
27. „Unsere bisherigen Kreuzer sind wie viel Reichspfennige.'" Aushängetafel in Schwarz-
und Rotdruck. Schärtels Buchdruckerei (Theod. Häslein) Nürnberg. 1871—75- Prokurist
Fritz Crämer: Ehrenbürgerrechtsbrief des Herrn Karl von Crämer in Nürnberg. 1888.
Federzeichnung in schwarz, gold und rot von Friedrich Wanderer. Amtlich nicht übergeben,
da ein neuer Brief angefertigt wurde. Kassiersehegatten Wolf gang und Emma N e r-
reter: 1. Lebenslauf des Generals von Ziethen. Kleines Einblatt in Typendruck. Um
1786; 2. Gesellenbrief des Weißgerber- Gewerks in Berlin vom 8. Jan. 1805. Oben eine
Ansicht von Berlin in Kupferstich; 3. ..Rundgesang fürs löbl. bürgerliche Volontair-Corps
am Abend des 5- Januar 18O6. Geweiht von Chr. Adam Sebald, Oberl. und Adj. und Erb. Chr.
Carl Zeidler, Lieut." 4 Seiten Text in Typendruck; 4. ..K ö n i g 1 i c h Baierische N a-
tional-Garde Illter Classe zu Nürnberg mit der Ansicht der Schutt, als
deren Paradeplaz, welcher am 13. Juli 1812 .. . feyerlich eingeweiht wurde". Kol. Lith. von
G. P. Buchner; 5. Patent für Christoph Schweiger als Leutnant der National-Garde dritter
Klasse der Artillerie- Kompagnie der Stadt Nürnberg vom 28. Juni 1813; 6. Darstellung eines
wunderbaren Vogels, der zu Anfang Januar 1828 nach Konstantinopel kam. Blei-
stiftzeichnung mit handschriftlicher Beschreibung; 7. ,, Tabelle des Magistrats der Königlich
Bayerischen Stadt Nürnberg über die Preise und Taxen der Früchte und Lebens-
bedürfnisse in derselben für den Monat Mai 1829". Auf der Rückseite Brot-Satz für den
gleichen Monat. Beiderseits bedrucktes Quartblatt; 8. „Programm über die beim Empfang
und während der Anwesenheit ihrer Königlichen Majestäten von Bayern zu
Nürnberg stattfindenden Festlich keite n". Nürnberg, Druck der Campeschen Offizin.
1840; 9. „Huldigung ihren Königlichen Majestäten von Bayern durch Nürnbergs Bürger-
schaft ... dargebracht am 7. September l840". Nürnberg. Druck der Campeschen Offizin;
10. Allegorie auf die Vergänglichkeit alles Irdischen in Form eines zusammen-
legbaren Briefes mit bezeichnenden Darstellungen in Lithographie. Im Verlag von J. B. Lach-
müller in Bamberg. 1. Hälfte 19. Jahrb.; 11. Scherzhafte Aufforderung zum direkten Bezahlen
in Wirtschaften. Lithographie. Nürnberg bei G. N. Renner & Co. 1. Hälfte 19. Jahrh.;
50 —
Frl. Charlotte Schnerr: Eine größere Partie Modebilder aus der Modenwelt, der Großen
Modenwelt, der Illustrierten Frauenzeitung, dem Bazar, dem Chic Parisien und aus den Mode-
zeitschriften Le Chic und Le Grand Chic Frl. Seiler: 1. Reisepaß für Frau Pfarrer
Rebecca Maria Seiler, geb. von Forster, in Nürnberg, ausgestellt von dem Kgl. Kommissär der
Stadt Nürnberg Faber, zu einer Reise nach Marienbad am 15. Juni 1831 ; 2. Der schöne
Brunnen in Nürnberg. G. C. Wilder fec. Dr. M. M. Mayer excud. 1. Hälfte 19- Jahrb.;
3. Konrad Wießner: Nürnberg von der Ostseite. Der Albrecht Dürer- Verein seinen
Mitgliedern im Jahr 1838. Originalstich. — Pozsony (Ungarn). Dr. jur. et pol. Alfred
Friedl: Exlibris Alfred und Erna Friedl. Gezeichnet von Rose Eisner 1908. — Reinbeck
b. Hamburg. T h e o d. Bock: Exlibris desselben. Entwurf von Freiherrn Alexander von
Dachenhausen. — Schrobenhausen. Carl Poellath, Prägeanstalt und Metallwarenfabrik:
Reproduktionen von Medaillen zeitgenössischer Künstler, geprägt von der Geschenkgeberin. —
Straßburg. Dr. R. Forrer: „Saazer Stadt- Hopfen- Versendungs- Karte" vom 23. Oktober
1862. — Wien. K. K. K u n s t h i s t o r. Hofmuseum: Photographie einer ornamentalen
Kleinplastik aus dem 16. Jahrh. aus den Sammlungen des A.-H. Kaiserhauses in Wien. —
Wismar. Dr. F. Cr u 11: 4 Blatt Photographien von Truhen aus Schleswig- Holstein. 16. u.
17. Jahrhundert.
Ankäufe.
Kupferstiche und Radierungen. Heinrich Aldegrever: 1. Joseph erzählt Jakob
seine Träume. B. 18. Aus der Folge der Geschichte Josephs B. 18—21. 2. Joseph wird von
Potiphar verklagt. B. 20. Aus der gleichen Folge. 3- Joseph läßt seinen Brüdern Getreide
verkaufen. B. 21. Aus der gleichen Folge. 4. Tanzendes Paar. B. 157- Bl. 6 aus der Folge
der Hochzeitstänzer B. 152—159. 5. Vignette mit zwei Sirenen, die sich, Rücken an Rücken
gewandt, an den Armen halten. B. 199- 6. Verzierung für eine Dolchscheide. Oben ein
Fahnenträger mit Schwert in der Rechten. B. 225. 7- Aufsteigendes Ornament. Oben zwei
Masken und zwei chimärische Fische. B. 236. 8. Groteske mit einem Maskaron zwischen zwei
Füllhörnern, von denen jedes einen Adler trägt. Am Fuß eines jeden ein Satyr. B. 272.
Handzeichnungen. Bartholomäus W i 1 1 i g: Putto, einen anderen, der eine
Fruchtschale in Händen hält, auf den Schultern tragend. Farbige Trockenstiftzeichnung.
Stammbuchblatt für Bartholomaeus Viatis vom 18. Juli 1658. — Johann Franz Er m eis:
Hirte und Hirtin, welche ein Lamm liebkost. Rötheizeichnung auf Pergament. Widmungsblatt
für Joh. Heinr. Roos. — Georg Strauch: Alte Frau spinnend, angeblich des Künstlers
Mutter. Halbfigur, an einem Tisch sitzend, auf dem ein Licht brennt. Bleistiftzeichnung.
Links unten in alter Schrift: ,,G. Strauch". — Carl Marcus Tuscher: Architektonischer
Aufbau in Portalform. Getuschte Bleistiftzeichnung in malerischer Auffassung. — Franz
K ob eil: Waldpartie bei A'.manshausen am Würmsee. Aquarell. Bezeichnet rechts unten:
„F. Kobel 1801". — Georg Martin Preisler: Bildnis eines älteren Mannes mit Allonge-
perücke. Bleistiftzeichnung. — Heinrich Guttenberg: Knabe, von rückwärts gesehen.
Bleistiftstudie. Bezeichnet unten in der Mitte: ,,H. Guttenberg". — Christoph Haller
von Hallerstein: Bildnis des Georg Christian Wilder. Ganze Figur auf einer Truhe
sitzend. Bleistiftskizze. — Mathias Hartmann: Brustbild einer alten Dame. Blei-
stiftzeichnung. Monogrammiert. 10. Okt. 1824. — Johann C h r i s t o p h , E r h a r d:
1. Auf dem Kahlenberg bei Wien. Rechts eine aufstrebende Felspartie mit üppiger Vegetation.
Ein Mann mit dem Schirm auf der Schulter schreitet dem Tale zu. Bleistiftzeichnung. Auf
der Rückseite eine landschaftliche Skizze. 2. Italienerin. Kleine Bleistiftstudie. Rechts unten:
,,J. C Erhard f. Rom. 1821". Aus dem Besitz seines Freundes Johann Adam Klein. — Georg
Christian Wilder: 1. ,,Die Freyung zu Wien". In Sepia lavierte Bleistiftzeichnung.
2. Der Dom zu Regensburg, von Südwest gesehen. Im Juli 1816 nach der Natur gezeichnet.
In Sepia angelegte Bleistiftzeichnung. 39 cm hoch, 45 cm breit. Angefertigt für Wiebeking.
— Friedrich Geißler (sogenannter Pariser Geißler): ,, Hinter dem Thumenberg".
Große Rötheizeichnung.
Historische Blätter. „Darstellung des blutigen Schauplazes der Kayserlichen und Fran-
zösischen Truppen auf der Feuchterstrasse. 1800. d. 18. Dec." Kleiner Kupferstich.
— 51
Stadtpläne und Prospekte. Iü7 Blatt kleine Stadtansichten. Kupferstiche etwa der Mitte
des 17- Jahrhunderts.
ßilderrepertorium. 42 photographische Detailaufnahmen meist von Werken des Tilmann
Riemenschneider und Veit Stoß.
Hohenzollern- Stiftung. „Die Printzen des königl. Preuß: Chur- und Marckgräfl. Hauses
Brandenburg nach ihren Namen, Familien, Perioden, nebst der hierzu dienlichen Genea-
logie, Chronologie, Geographie, Heraldic: u. Numismatic Zum Gebrauch der Real-Schule in
Berlin". Gewidmet Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Preußen, Markgraf von Brandenburg, von
Johannes Friedrich Haehn 1751- J- D. Schienen sculpsit Berolini. Koloriert.
D e p o s i t a.
Depositum der Erben des im Jahre 1856 verstorbenen Kunstschuldirektors Albert
Reindel in Nürnberg: 1. Das Sebaldusgrab, l82l von Albert Reindel gestochen. Mit der
Adresse von Frauenholz. Kupferplatte. Dabei ein Abdruck ohne diese Adresse. 2. Lauten-
spielender Knabe, 1810 von Albert Reindel gestochen. Kupferplatte. 3- Antikes Basrelief:
eine griechische Braut, deren Füße die Dienerin salbt. Von Albert Reindel ursprünglich für
das Mus. Napoleon gestochen, erschien aber später nicht darin. Kupferplatte. 4. Die Predigt
des Apostels Paulus zu Ephesus, nach le Sueurs Bild im Louvre. Gestochen von Albert Reindel.
Unvollendete Kupferplatte. Unten das Monogramm des Künstlers und die Jahrzahl 1838. Da-
bei ein Abdruck. 5. Die originale Vorzeichnung von B. Bouillon vom Jahre 1812 zu der
vorgenannten Platte. Kreidezeichnung. 6. Kupferplatte von Heinrich Guttenberg,
darstellend das Biwak Napoleons in der Nacht vom 5. — 6. Juli 1809 vor der Schlacht bei Wagram.
Dieser Stich ist der größte des Künstlers.
ARCHIV.
(1. Juli bis 30. September.)
Geschenke.
Hersbruck. Konrad Schramm: Ein Konvulut Kaufbriefe, Teilzettel usw. aus
Hersbruck, 1685—1809. Orig. Pap. — Nürnberg. Kassier Wolfgang Nerreter und
Frau: Bericht des Leutnants v. Borstell über den Rheinübergang der Franzosen in der Nacht
vom 5. zum 6. Sept. 1795, dat. Duisburg, den 6. Sept. 1795- Pap.; Quittierte Rechnung des
Buchdruckers Bieling in Nürnberg für — ? I805, 20. April. Orig. Pap.; Quittung über bezahlte
Traugebühren (Seb. Pf.) f. Joh. Leonh. Rösch, Gold- und Silberarbeiter in Nürnberg, aus-
gestellt vom Zeremonienmeister Mainberger. Mit Stempel der k. baier. Polizeidirektion und
Unterschrift vom P. C. Nopitsch. Nürnberg I8l2, 28. Mai. Orig. Pap. Nbg. 1812, 28. Mai Orig.
Pap.; Übersicht über den Bestand der Artillerie-Compagnie der National-Garde Illter Klasse
zu Nürnberg. 1. Hälfte des 19- Jahrh. Dr. med. F r i e d r. V o i t, prakt. Arzt: Materialien
zur Genealogie Schweinfurter Geschlechter. (Stammbäume und Notizen für Stipendienzwecke):
Sammelhandschrift des 17-/18. Jahrh. Jüngste vorkommende Jahreszahl 1717- Pap. Hdschr.
(54 Bl. 2"); Beiträge zur Genealogie der Schweinfurter Familien Albrecht, von Berg, Bietz,
Breitschneid, Brönner, Dürprecht, Eckart, Eisen, Fehr, Fend, Frobenius, Gadamer, Glock- Wehner,
Göbel, Gropp, Hahn, Heunisch, Hofmann, Kronacher, Krackhardt, Kraus, Marold, Reinhardt,
Reumann, Röder, Rüffer, Schmidt, Schuler, Seyfrid, Si.xt, Stör, Wagner, Zeitloß. 18. /19. Jahrh.
Orig. Pap.
Ankäufe.
Schreiben des Markgrafen Christian von Brandenburg-Bayreuth an Kanzler und Geheime
Räte zu Kulmbach. (Fordert Bericht in Sachen des Kaufmanns Werner in Dresden, der von
der Tochter des Markgrafen, der Her^.ogin Magdalena Sibylla zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berg,
ein Postgeld von 600 fl. zu beanspruchen hat und deshalb an das „Ehegeld" der Herzogin, bezw.
an die Landschaftsstube gewiesen ist.) Bayreuth 1646, 11. Jan. Orig. Pap. O/a S. 2° mit Adresse.
♦4
— 52 —
Denkmäler der Heilkunde. Erhebung des Dr. Johann Carl Daniel Kraus, kgl. preuß. Rats
u. Stadt- u. Ober-Amts- Physici zu Schwabach. in den erblichen Adels- u. Ritterstand des
Reichs und des Kurfürstent. Pfalz-Bayern durch Kurfürst Karl Theodor als Reichsvikar. 1792,
16. Juli. Orig. Perg. U. in bl. Samteinband mit anhangendem größerem Reichsvikariats-Siegel,
eingeschlossen in silberverzinnter Kapsel.
Heyer v. Rosenfeldschen Stiftung: Schreiben des Martin Sigmund von Rabenstein zu Wirs-
berg an seinen Schwager, Joachim v. Seckendorff zu Ulistadt, in Familienangelegenheiten. 1568,
25. Sept. (Wirsberg). Orig. Pap. 3 S. fol. Mit Adr. u. S.
Autographen=Sammlung: Nota Drmiel Chodowieckis ,,für Herrn Greeve, königi. Preuß.
Agenten zu Hamburg" über mit 622—649 numerierte und spezifizierte Blätter seiner Hand.
Mit Namensunterschrift und Datum: Berlin den 11. Jener 1791. 1V2 8. Pap.- Orig.; Brief
Jakob Grimms an Carl August Hahn (1807—57, späteren Prof. in Heidelberg, Prag und Wien),
in dem jener seiner Anschauung über die verschiedenen Methoden des Studiums der deutschen
Sprachdenkmäler Ausdruck gibt. Göttingen, 19. Juni 1833- 3 S. 4. Mit Adresse u. Siegel;
Eduard Möiike: „Der Abgebrannte. In das Album für Hamburg. Juni 1842" („Ist's möglich.?
sieht ein Mann so heiter aus, . . .") Originalniederschrift mit Korrekturen. 1 S. 8. Dat.:
Cleversulzbach, d. 26. Juni 1842. (Abgedr. : Sänitl. W. in 6 Bdn., hrsgg. v. Rud. Krauß.
III, 20 f.).
BIBLIOTHEK.
(1. Juli bis 30. September.)
Geschenke.
Arnau. K. k. S t a a t s - G y m n a s i u m: XXVIII. Jahresbericht. 1908/09. 8. —
Aschaffenburg. H a n d e 1 s - G r e m i u m: Jahresbericht des Handels- Gremiums zu Aschaffen-
burg. 1908. 1909. 8. — Bamberg. Kgl. neues Gymnasium: Jahresbericht 1908/09.
Mit Programm. 1909. 8. — Ungenannt: Fuchs, Die Frau in der Karikatur. 1906. 4. — Berlin.
Kgl. Bibliothek: Jahresverzeichnis der an den deutschen Universitäten erschienenen
Schriften. XXIII. 1909. 8. — Verzeichnis der aus der neu erschienenen Literatur von der Kgl.
Bibliothek zu Berlin und den preußischen Universitätsbibliotheken erworbenen Druckschriften.
1908. 1909. 8. — Jahresverzeichnis der an den deutschen Schulanstalten erschienenen Ab-
handlungen. XX. 1908. 1909. 8. — Jahresbericht der Kgl. Bibliothek zu Berlin für das Jahr
1908/09. 1909. 8. — Paul C a s s i r e r, Verlag: Aubert, Runge und die Romantik. 1909. 8.
— R. V. Deckers Verlag: Lotz, Geschichte des deutschen Beamtentums. 9. u. 10. Lfg. 2. —
General direktion der Kgl. Preuß. Museen: Jahrbuch der Kgl. Preuß. Kunst-
sammlungen. XXX. Bd., 4. Heft. 1909. 2. — G e n e r a 1 d i r e k t i 0 n der Kgl. Preuß.
Staatsarchive: Koser & Droysen, Briefwechsel Friedrichs des Großen mit Voltaire.
II. Bd. 1909. 8. — Gesellschaft für Theatergeschichte: Theater-Ausstellung
Berlin 1910. 8. — Deutsche Gesellschaft für Volksbäder: Veröffentlichungen
der Deutschen Gesellschaft für Volksbäder. V. Bd., 2. Heft. 1909- 8. — Kgl. Preuß.
K r i e g s m i n i s t e r i u m: Veröffentlichungen aus dem Gebiete des Militär- Sanitätswesens.
Heft 40 u. 41. 1909- ?^- — Justizrat C. Robert Lessing: Buchholtz, Die Geschichte
der Familie Lessing. 1909- 2. — August Scherl, Verlag: Scherl, Ein neues Schnellbahn-
system. 1909- 4. — Dr. A. Südekum: Stenographischer Bericht des Prozeß Sartorius.
1906. 4. — Kasasis, Griechen und Bulgaren im 19. und 20. Jahrhundert. 1908. 8. — Senat
der Kgl. Akademie der Künste: Chronik der Kgl. Akademie der Künste zu Berlin
vom 1. Oktober 19O6 bis 1. Oktober 1908. 1909. 8. — Verein für die Geschichte
Berlins: Voß, Beriiner Kalender für das Jahr 1910. 1909. 8. — E r n s t W a s m u t h,
Verlag; Dehio & Bezold, Die Denkmäler der deutschen Bildhauerkunst. 6. Lfg. 2. — Dehio, Hand-
buch der deutschen Kunstdenkmäler. Bd. III. Süddeutschland. 1908. 8. — Weidmann'sche Buch-
handlung: Deutsche Texte des Mittelalters. Bd. XVI. 1909. 8. -- Besztercze. Gewerbelehrlings-
schule: XXXIII. Jahresbericht. 1908. 8. — Bielefeld u. Leipzig. Velhagen & Kla-
s i n g: Künstlermonographien. Bd. 97: Osborn, Eugen Bracht. 1909. 8. — Budweis. K. k.
Deutsches Gymnasium: XXXVIII. Jahresbericht, 1908/09. Mit Programm. 1909.
53
S. _ Danzii:;. Prof. Dr. O. G ü n t li e r, Stadtbihfiotliekar: Ders., Katalog der Handschriften
der Dan/.i.irer Stadtbibliothek. Hl. Bd. 1909. 8. — Eger. K. k. S t a a t s - O b e r r e a 1-
schule: X. Jahresbericht, 1908/09. 1909- 8. — Erlangen. Fr. J 11 n ,i( e, Verlag: Beiträge
zur bayerischen Kirchengeschichte. XV., S- 1909- 8. — Eßlingen. Paul Neff, Verlag:
Die Kunst- und Altertunisdenkmale im Königreich Württemberg. Hrgg. von Eugen Gradmann.
Inventar. 36. /4l. Lfg: Donaukreis, Oberamt Biberach, bearbeitet von Braun & Pfeiffer. 1909.
8. — Frankfurt a. M. Direktion der historischen Abteilung der IIa:
Führer durch die historische Abteilung der Internationalen Luftschiffahrt- Ausstellung Frank-
furt a. M. 1909. 8. — Frauenfefd. Huber & Co., Verlag: Staub & Tobler, Sehr -izerisches
Idiotikon. Heft 64. 1909- 8. — Freiburg i. B. H e r d e r'sche Verlagsbuchhandlung: Beißel,
Gefälschte Kunstwerke. 1908. 8. — Schnürer, Jahrbuch der Zeit- und Kulturgeschichte. 1908.
1909. 8. — Friedberg in Hessen. Geschichts- und Altertumsverein: Dreher,
Aus der Geschichte des Badewesens mit besonderer Rücksicht auf das mittelalterliche Friedberg.
1909. 8. — Dreher, Friedberger Geschichtsblätter. Jahrg. I, Heft 1. 1909. 8. — Helmke,
Die Altertumssammlungen des Friedberger Geschichtsvereins und ihre Verwertung in der Schule.
I.: Die prähistorischen Altertümer. 1904. 8. — Seidenberger, Friedberg und die Wetterau im
Rahmen deutscher Reichsgeschichte. 1905. 8. — Friedenau. Prof. Dr. K. K i n z e 1, Wie
reist man in Oberbayern und Tirol? VIII. Aufl. 1909. 8. — Fritzlar. M. Ehrhardt, Ver-
lag: Rauch. Führer durch Fritzlar. 1909. 8. — Qemunden. Herzog Ernst August von
C u m b e r 1 a n d, Kgl. Hoheit: Fiala, Münzen und Medaillen der Weifischen Lande. Bd. VI.
1907—1908. 2. — Gießen. Hessische Vereinigung für Volkskunde: Schulte,
Das Volkslied in Oberhessen. 1909. 8. — Qöding. Deutsche Landes-Oberreal-
schule: XI. Jahresbericht, 1908/09. 1909- 8. — Gotha. Gothaer Lebensver-
sicherung: 80. Rechenschaftsbericht, 1908. 1909. 2. — Qottschee. K. k. Staats-
g y m n a s i u ni: IV. Jahresbericht, 1908/O9. 1909- 8. — Groß= Lichterfelde. Dr. K. K 1 e m m;
Klemms Archiv. Mitteilungen aus der Familiengeschichte. Nr. 22. 1909. 8. — Grunewald bei
Berlin. Prof. Bodo Ebhardt: Ders., Der Väter Erbe. 1909. 4. — Heilsbronn. Pfleger
A 1 b r e c h t Weber: Zunftbuch der Hausmetzger von Hoheneck. Hs. von 1695. 4. — Her=
mannstadt. Baron Bruken thalisches Museum: Csaki, Führer durch die Gemälde-
galerie des Baron Brukenthalischen Museums. VI. Aufl. 1909. 8. — Ingolstadt. Dr. O s t e r-
mair: Belagerung Ingolstadts durch die schmalkaldische Armee. 1867. 8. 0. V. — Mair,
Über die Geschichte der Chirurgenschulen in Bayern und die Entwicklung der Medizin im 19.
Jahrhundert. 1884. 8. — Ostermair, Der Volksschullehrer ein Förderer der naturwissenschaft-
lichen Kenntnis des Heimatlandes. 1882. 8. — Ostermair, Über die Colpohyperplasia cystica.
1889- 8. — Ostermair, Beiträge zur Rechts- und Verfassungsgeschichte der Stadt Ingolstadt.
1884. 8. — Ostermair, Führer durch Ingolstadt. 1896. 8. — Ostermair, Heinrich Fellermeyer,
Stadt- und Krankenhauswundarzt. 1888. 4. — Sammelblatt des historischen Vereins in und
für Ingolstadt. I. — XXVI. , XXVIII. — XXXI. 1876— 1908. 8. — Innsbruck. W a g n e r'sche
Universitätsbuchdruckerei: Dalla Torre & v. Sarntheim, Die Farn- und Blütenpflanzen von
Tirol, Vorarlberg und Liechtenstein. Bd. II. 1909- 8. — Egger, Die Tiroler Freiheitskämpfe im
Jahre 1809. 1909- 8. — Gumplowicz, Der Rassenkampf. Innsbruck 1909. 8. — Haselsberger,
Maximilian I., Kaiser von Mexiko. 1909. 8. — Scherrer, Soziologie und Entwicklungsgeschichte
der Menschheit. Bd. II. 1908. 8. — Word, Reine Soziologie. Bd, II. 1909. 8. — v. Wolff,
Die Beziehungen Kaiser Maximilians I. zu Italien 1495—1508. 1909- 8. — Köln. Gesell-
schaft für rheinische Geschichtskunde: v. Schrötter, Die Münzen von Trier.
II. Teil. 1908. 4. — Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Köln:
Jahresbericht für das Jahr 1908. 1909. 4. — Konstanz. Großherzog 1. Gymnasium:
Bericht über das Schuljahr 1908/09. 1909. 8. — Korneuburg. Realgymnasium: Jahres-
bericht 1908/09. Mit Programm: Kilian, Kurze Versuche über Kunst und Künstler. 1909. 8. —
Krumau a. d. Moldau. Anton Mörath, Archivdirektor: Horcicka, Briefwechsel der Fa-
milien Anton Alex. Graf Auersperg (Anastasius Grün) und Med. Dr. Anton Mörath. 1909. 4. —
Leipzig. A. D e i c h e r t, Verlag: Wirtschafts- und Verwaltungsstudien. Hrgg. von G. Schanz.
Bd. XXXV. 1909. 8. — Deutsche Goldschmiedezeitung: Offizielle Festnummer
zur Eröffnung der Kgl. Fachschule und des Kunstgewerbemuseums für Edelmetallindustrie
— 54
Schwäbisch-Gmünd. 1909- 4. — F. W. G r u n o w, Verlag: Wippermann, Deutscher Ge-
schichtskalender für 1908. Bd. 1 1. 1909. 8 — Bibliographisches Institut: Meyers
großes Konversationslexikon. Bd. XXI. 1909. 8. — E. A. Seemann, Verlag: Kehrer, Die
hl. drei Könige in Literatur und Kunst. Bd. 1 u. 2. 1908. 4. — Magdeburg. Dr. P. F. Schmidt:
Ders., Der Meister des Berliner Martin und Hans von Heilbronn. S.-A. 1909. 8. — Mähr.-Ostrau.
Deutsche Landes-Oberrealschule: XXVI. Jahresbericht, 1908/09. 1909. —
Mannheim. Dr. R ö h r i n g, Oberstabsarzt: Duller, Die Männer des Volks. 1847- 8. — Fest-
schrift zum 25jährigen Jubiläum von Bad Neuenahr, 1858 — 1908. 1908. 4. — Freiligrath, Ein
Glaubensbekenntnis. 1844. 8. — Zehn lyrische Selbstporträts. Mit den Porträts der Dichter
von M. A. Stremel und den selbstgeschriebenen Lebensskizzen in Facsimile. O. J. 8. — Msrburg.
Der Konservator der Denkmäler im Regierungsbezirk Cassel:
Drach, Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Bd. II. Text und Atlas.
1909. 4. — Aus der Denkmalpflege im Regierungsbezirk Cassel 1904 — 1908. 1909. 4. —
Merseburg. Verein zur Erhaltung der Denkmäler der Provinz Sachsen:
Jahrbuch der Denkmalpflege in der Provinz Sachsen. 1908. 8. — Metz. Museum der
Stadt Metz: Metz, seine Vororte und die Schlachtfelder um Metz. 1909. 8. — München.
Albert Langen, Verlag: Fuchs, Illustrierte Sittengeschichte. 1909. 8. — K g 1. Gene-
ralkonservatorium: Rundschreiben des Kgl. Generalkonservatoriums der Kunstdenk-
male etc. betreffend: Die Pflege und Erforschung der prähistorischen Denkmale. 1909. 8. —
Direktion des Bayerischen National museums: Hofmann, Altes Bayerisches
Porzellan. Offizieller Katalog der Ausstellung im Studiengebäude des Bayerischen National--
museums in München, 25. Juli bis 20. September 1909- 1909. 8. — J. L e n t n e r, Verlag:
Wieland, Veröffentlichungen aus dem kirchenhistorischen Seminar München. III, 6. 1909. 8.
— Dr. M. Roth, Medizinalrat: Heister, Chirurgie. 1770. 4. — Münnerstadt. Kgl. huma-
nistisches Gymnasium: Jahresbericht 1 908 /09. Mit Programm. 1909. 8. — Münster
i. W. Der Landeshauptmann der Provinz Westfalen: Die Bau- und Kunst-
denkmäler von Westfalen: Kreis Gelsenkirchen Stadt und Kreis Gelsenkirchen Land, Kreis
Halle. 1909. 4. — Neuburg a.D. Realschule: Jahresbericht 1908/09. 1909. 8. — Nürn-
berg. Nachlaß Frau Johanna Braun: Witschel. Morgen- und Abendopfer in Gesängen.
1828. 8. — L. Fei n, Gymnasiast: Cranz, Historie von Grönland. 1765. 8. — Hauptaus-
schuß des XVII. Deutschen Feuerwehrtags: Festschrift für den XVII. Deut-
schen Feuerwehrtag zu Nürnberg, 24. — 27. Juli 1909. 1909. 8. — Feuerwehrausstellung Nürn-
berg, 24. — 27. Juli 1909, offizieller Katalog. 1909. 8. — Naturhistorische Gesell-
schaft: Berville, Histoire de Pierre Terrail, dit le Chevalier Bayard ... I8l2. 8. — Cramer,
Der Jüngling. 1775. 8. — Denis, Le Brahme voyageur. 1843. 8. — van Deppen, De Inneming
van Saragossa. 1828. 8. — Focquenbroch, Alle de Werken verzamelt en uitgegeven door Abraham
Bogaert. 1723. 8. — Geschiedenis der Nederlanden ... door G. Bruining. 1825. 8. — van
Hemert, Körte Levensbeschryving der Hollandsche Graven. 1749. 8. — Jäck, N. Th. Gönners
Biographie. 1813. 8. — The poetical works of S. Johnsohn. 0. V. 0. J. 8. — Lessen over
de Redekunde. 1828. 8. — Siegfried van Lindenberg. Uit het Hoogduitsch vertaald. 1787. 8.
— Loosjes, De slag bij Nieuwpoort, heldenspel, en Emilia van Nassau. 1786. 8. — Loosjes,
Semida en Cidli . . . 1804. 8. — Loosjes, De Watergeuzen. 1790. 8. — The works of Thomas
Moore, hrgg. von E. F. Fleischer. 1826. 8. — Paape, Job. 1779. 8. — Panse, Geschiedenis
van de Landverhuizing der evangelische Saltburgers in den Jare 1732. 1832. 8. — Proeve van
stigtelijke Mengelpoezij. 1778. 8. — van Rantzau, Het leven van Nicolaus Lodewyck, Graaf en
Heer van Zinzendorf en Pottendorf. 1796. 8. — Richer, Les vies des hommes illustres. 1756 8.
— Riemsnyder, Fabeln en vertelsels. 1783. 8. — Salignac, Les avantures de Telemaque. 1755-
8. — Seiler, Allgemeines Lesebuch. 1791. 8. — Weber, Weltgeschichte. 1885. 8. — Weih-
nachtsbaum für arme Kinder. Gaben deutscher Dichter. Hrgg. von F. Hofmann. l849. 8. —
Willinks, Amsterdamsche Buitensingel . . . 1738. 8. — Eine Anzahl von Veröffentlichungen
der Gesellschaft: ,,Tot nut van't algemeen" aus der ersten Hälfte des 19- Jahrhunderts. 8. —
Kgl. Altes Gymnasium: Jahresbericht 1908/09. 1909. 8. — Handels- und Ge-
werbekammer für Mittelfranken: Jahresbericht 1908. 1909- 8. — E. K i e ß-
k a 1 1, Postsekretär: Ders., Die Bildwerke des ehemaligen Cistercienserinnen- Klosters Himmel-
— 55 —
krön. 19uy. 8. — Ders., Die Grubsteine in der Kirche zu Gräfenthal in S.-M. S.A. 19<>?- 8. —
J. Krönert, Gymnasiast: Joung, Klagen und Naclitgedanken. 176O. 8. — H. K u b 1 a n,
Ki:l. Oberförster a. D.: Du Hamel du Monceau, Naturgeschichte der Bäume. 1764/65. 8. —
K g 1. K u n s t g e w e r b e s c h u 1 e: Jahresbericht 1908/09. 1909. 8. — Künstlerklause:
Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens der Künstlerklause Nürnberg. 1909. 4. — Dr. K.
L e h n e r: Hippocrates. Aphorismen. 8. — Dr. L e y, Gymnasiallehrer: Das Ausland. Jahrg.
1832, 1839 u. 1842. 4. — Biblia. Hrgg. v. G. S. Esenbeck. 1755- 8. — Biblia. Hrgg von Pfaff.
1767. 8. — Corpus iuris canonici, ed. Petrus Pithoeus. 1705- 2. — Gramer, Sam.^iung einiger
Predigten. 1758. 8. — Gundisius. Geistlicher Perlenschmuck ... 1696. 8. — Evangelisches
Handbuch ... 1727. 8 — Rhenius. Grammatica Latina. 1700. 8. — Neue Sammlung geist-
licher Lieder. 1771. 8. — W. Nerreter und Frau: Joh. Arndts Wahres Christentum und
Paradies-Gärtlein. 1737. 8. — Ausführliche Beschreibung der Luftreise, welche Herr Blanchard
.... vollzog. 1787. 4. — Die Geschichte des jetzigen Krieges in Gesprächen im Reiche der
Todten vorgestellt. 1757—60. 4. — Der Stat Nürmberg verneute Reformation. 1564. 1595- 2.
— Zwei Manuskripte und eine gedruckte Bekanntmachung Caspar Hauser betreffend. — Ein
Konvolut Druckschriften Ludwig Sand betreffend. — Ein Konvolut Nürnberger Zeitungen von
1801, 1S29 u. 1840. — Ein Album mit Kupferstichporträts polnischer Heerführer und Aquarellen
polnischer Uniformen aus der Zeit der Polenkämpfe etc. — Heinrich Schulz: Anekdoten und
Charakterzüge aus dem Leben Friedrichs II.. Königs von Preußen. 1788. 8. — Helene
Seiler: Die Bibel, übersetzt von Martin Luther. Hrgg. von Joh. Ph. Tresenius. 1834. 8. —
Biblia, nach der deutschen Übersetzung. Hrgg. von Hier. Burckhardt. 1784. 8. — Christliche
Gebett . . . 1660. 24. — Grünauer, Das vollständige und vermehrte auf die neueste Art ein-
gerichtete Koch-Buch. 1733. 8. — Hübner, Zweymahl zwey und fünffzig auserlesene biblische
Historien. 1731. 8. — Kleine Spruch-Bibel. 1836. 8. — Stadtmagistrat: Buechel, Er-
gebnisse der allgemeinen Wohnungsuntersuchung in Nürnberg 1901/02. 1906. 2. — Paderborn
Major Heller: Ders.. Rothenburg in Wehr und Waffen. S.A. 1909. 8. — St. Polten, Franz.
Zimmermann: Ders.. Aus der Vicegespanschaft Hermannstadt. 1909. 8. — Rathenow.
Max Babenzien, Verlag: Knötel. Uniformenkunde. Bd. XII. 1908. 8. — Regensburg.
K g I. altes Gymnasium: Jahresbericht 1908/09. Mit Programm. 1909. 8. — Kg 1.
neues Gymnasium: Jahresbericht 1908/09. Mit Programm. 1909. 8. — Reval. Dr. K.
Zoege von Manteuffel: Ders.. Die Gemälde und Zeichnungen des Antonio Pisano.
Diss. 1909. 8. — Salzburg. M ä d c h e n - L y z e u m: 5- Jahresbericht, 1908/09. 1909- 8. —
Steinhausen (Post Mehendort. 0fr.). Freiherr von G u 1 1 e n b e r g, Oberst a.D.: Derselbe.
Germanische Grenzfluren. S.-A. 1909. 4. — Stuttgart. J. G. Cottas Nachfolger, Ver-
lag: Lindner. Weltgeschichte. VI. Bd. 1909. 8. — Kgl. Württembergisches Haus-
und Staatsarchiv: Wirtembergisches Urkundenbuch. X. Bd. 1909. 2. — Kgl. Tech-
nische Hochschule: Jahresbericht 1907 08. 1909- 4. — W. K o h 1 h a m m e r, Ver-
lag: Zeitschrift für deutsche Philologie. XLI, 2. 1909. 8. — Kgl. Württembergisches
Statistisches Landesamt: Beschreibung des Oberamts Urach. 1909. 8. — Tetschen.
K. k. Staats-Oberrealgymnasium. X.Jahresbericht, 1908/09. 1909. 8. — Unter-
waltersdorf in Niederösterreich. Dr. Stockmayer: Ferro, Vom Gebrauch des kalten Bades.
1790. 8. — Groß, Briefe über Krankheitsheilung und Gesundheitspflege mit Rücksicht auf die
Kaltwasser- Heilmethode. 1842. 8. — Richter, Encyclopädie der menschlichen Anatomie. 1836.
4. — Waldheim i. S. Dr. S c h m u t z e r, Schlachthof direkter: Ders., Zur Geschichte der Pferde-
zucht und Pferdehaltung im 18. Jahrhundert. S.-A. 1909. —Wien. Robert F. Arnold:
Ders., Andreas Hofer in der englischen Dichtung. IX, 3. 1909. 8. — K. k. Erzherzog
Rainer-Gymnasium: Jahresbericht 1908 /09. 1909. 8.— K. k. Finanzmini-
sterium: Beiträge zur Statistik der Personaleinkommen in den Jahren 1903— 1907. 1908. 4.
— Komitee der Erzherzog Carl-Ausstellung: Katalog der Erzherzog Carl-
Ausstellung. 1909. 8. — K. k. Oberstkämmererstab: Jahrbuch der kunstgeschicht-
lichen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses. XXVIIl, 2. 1909. 2. — K. k. Staats-
gymnasium XVI II. Bezirk: II. Jahresbericht, 1908/09. 1909- 8. — Wunsiedel. E.
Summa, Pfarrer: Ders., Chronik der Pfarrei Schwarzenbach a. S. 2. Aufl. 1898. 8. — Würz-
burg. Gesellschaft für fränkische Geschichte: Veröffentlichungen der Ge-
— 56
Seilschaft für fränkische Geschichte: I. Reihe, Fränkische Chroniken, l. Band, Chroniken der
Stadt Bamberg. I. Hälfte. 1907. 4. — Justizrat Merzbacher: Ost und West. Monats-
schrift für das gesamte Judentum. IX, 5 u. 6. 1909. 4. — Zweibrücken. K g 1. humani-
stisches Gymnasium: Festschrift zum 350jährigen Jubiläum des Hornbach-Zweibrücker
Gymnasiums. 1909. 8. — Jahresbericht 1908/09. 1909- 8.
Ankäufe.
(Naubert), Elisabeth Erbin von Toggenburg. Oder Geschichte der Frauen von Sargans
in der Schweiz. I. u. II. 1791- 8. — Saubertus: Emblematum sacrcorum consideratio. 1625
bis 30. 8. — Zingerle, Reiserechnungen Wolfgers von Ellenbrechtskirchen. 1877- 8.
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung. Archiv für Stamm- und Wappenkunde. Jahrg. X.
1909. 4. — Wappenbilder. Serie II, 34. III 78—82. IV 47— 49- V 11. 4. — Charisius, Chronik
des Geschlechtes Charisius 1550—1908. 1909. 8. — Rietstap, Armorial general. Fase. 46 u. 47-
4. — Schiviz von Schivizhofen, Der Adel in den Matriken der Stadt Graz. 1909. 8. — Thieme-
Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler. Bd. III. 1909- 8. — Wurzbach, Nieder-
ländisches Künstler- Lexikon. Bd. II, Lfg 10 u. 11. 1909- 8.
Hohenzollern= Stiftung. Les actions glorieuses de Frederic le Grand, roi de Prusse etc.
depuis le commencement de son regence illustre, jusqu'au tems present. Denkwürdigkeiten
Friedrichs des Großen etc. Dessine par B. Rode. O. J. 2.
Nassauer Stiftung. Archives ou correspondance inedite de la maison d'Orange- Nassau.
Tome III, 1700—1702. 1909. 8.
Abb. 4. Heinrich Aldegrever: Ornamentstich. B. 272.
— 57 —
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
über die Strafe des Steintragens von Dr. Eberhard Frhr. v. Kiinl.ibirl,^ Unter-
siicliuntreii zur deutschen Staats- und Rechtsgeschichte, hgb. von Dr. Otto Gv:! Ke, Professor
der Rechte an der Universität Berlin. Heft 9l- Breslau, Verlag von M. & H. Marcus.
1907. IV. t')l S. go.
Die vorliegende Untersuchung, einem Kapitel aus der Rechtspflege verflossener Jahr-
hunderte gewidmet, ist der Beachtung vor allem rechts- und kulturgeschichtlich interessierter
Kreise sicher. Auf Grund eines umfänglichen wissenschaftlichen Apparates, der noch durch die
Beigabe der wichtigsten Quellenstellen und einer, nicht weniger als 131 Nummern umfassenden
„Bücherliste" vervollständigt wird, behandelt der am deutschen Rechtswörterbuche tätige Ver-
fasser die in Mittelalter und Neuzeit für Vergehungen durch ,,Hand und Mund" so gebräuchliche
Strafe des Steintragens.
Nach einigen knappen, auf das Strafwerkzeug selbst bezüglichen Bemerkungen, werden
zunächst, dem Wortforscher gewiß willkommen, die mannigfachen landesüblichen Bezeichnungen
auf ihre Wortbedeutung hin geprüft und kritisch gewertet. Mit der Beobachtung, daß, aus
dem ganzen Verbreitungsgebiet jener Rechtssitte, die österreichisch-bayerischen Kreise ein
besonders einheitliches scharf umrissenes Bild erkennen lassen, ist dann die Grundlage für den
Hauptteil gewonnen. Das Strafinstrument heißt dort ,,Bagstein" (von ,,bagen" = ,, zanken,
streiten, hadern") und dient der Sühne für Frauengezänke.
Als spezifische Frauenstrafe, so führt der Verfasser weiter aus, geht das Steintragen im
letzten Grunde auf die Verknechtung bezw. Strafarbeit zahlungsunfähiger weiblicher Individuen
zurück und erhält sich durch die ,, geminderte Vermögensfähigkeit der bevormundeten Frau."
Psychologisch interessant ist die Schilderung des Vollzuges der Strafe: er ward, gerade-
herausgesagt, zum Freudentag der ganzen Einwohnerschaft des Ortes. Das darf umsoweniger
überraschen, als ja unser zwanzigstes Jahrhundert diesen Tiefstand der Gesittung und Gesin-
nung noch nicht überwunden hat, und, wir können es täglich erleben, die niederen Instinkte
des Volkes eigentlich nur gerufen sein wollen und hervortreten, sobald sich die gewünschte Ge-
legenheit bietet. Damals rechnete man mit der Beteiligung der Menge , und die Strafe wurde
zur Folter. Der Spottlust und dem Übermute des jolilenden Pöbels preisgegeben, mußte die
Verurteilte, mit dem Stein behängt, dem Büttel auf dem vorgeschriebenen Wege folgen, gefesselt
und damit schutzlos jeglicher Mißhandlung gegenüber. Man versah auch wohl die Buben mit
faulen Eiern, die Burschen erhielten Wein auf Kosten der Delinquentin und werden nichts
verabsäumt haben, ihr Mütchen zu kühlen. Ein Pfeifer und ein Pauker findet sicli gelegentlich
im Zuge, für den gewisse Stellen zur Rast Vorschrift und als Termine die Gerichts- und Markt-
tage Regel waren, an denen große Menschenmassen zusammenzukommen pflegten.
Für die Deutung der Entstehung der Strafe tritt der Verfasser, bei sorgfältiger Be-
sprechung der übrigen Erklärungsversuche, auf die Seite von G. Waitz und kommt zu dem
Resultat: Die Strafe des Steintragens sei gleich den Strafen des Hunde-, Sattel- und Pflugrad-
tragens eme Abspaltung und Abschwächung der Strafknechtschaft. Der Stein sei ursprünglich
ein Handmühlstein als Zeichen weiblicher Arbeit.
Erstmalig im XIV. Jahrhundert belegt, wird der Bagstein, von Geldbußen nicht zu
reden, seit dem XVI. Jahrhundert allmählich durch die Fiedel verdrängt, ein Instrument aus
Holz oder Eisenbändern zum Einspannen von Hals und Händen für eine oder auch zwei
Personen, wie wir es heute, meist in größerer Anzahl, in den „Folterkammern" finden.
Heinrich Reifferscheid.
Das Kostüm in Vergangenheit und Gegenwart von Georg Büß. Mit 134 Abbildungen.
Bielefeld und Leipzig. Verlag von Velhagen & Klasing 1906. Bd. 17 der Sammlung
illustrierter Monographien, herausgegeben in Verbindung mit anderen von Hanns von Zobeltitz.
172 S. 4°.
- 58
Die Wandlungen der Mode in den verschiedenen Zeilen zu schildern, darf an sich als
ein Unternehmen hingestellt werden, das dazu angetan ist, das Interesse weiterer Kreise zu
erregen. Es ist darum begreiflich, wenn Herausgeber und Verleger dieses Thema ihrer Samm-
lung populär gehaltener Monographien einzureihen bestrebt waren. Die Lösung der Aufabe
selbst fiel Georg Büß zu, der sich im Charakter seiner Arbeit der leitenden Idee des Ganzen
unterzuordnen hatte. Befriedigt können wir die Wahrnehmung machen, daß er in den ihm
gezogenen Grenzen ein wirklich brauchbares Buch zustande gebracht hat. Wer immer sich
rasch über die Geschichte des Kostüms und die mannigfach wechselnden Geschmacksverände-
rungen in der Tracht von den frühesten Zeiten bis auf unsere Tage unterrichten will, wird es
nie umsonst in die Hand nehmen. Die reiche Fülle von Abbildungen, bei deren Auswahl mit
feinem Takt verfahren wurde, sorgt außerdem dafür, daß sich die aus dem Text gewonnene
Vorstellung zu einem fest umrissenen Bilde verdichtet. Daß dies den Wert gerade dieser
Monographie um ein Bedeutendes erhöht, darf anzumerken nicht unterlassen werden. Das Ge-
wand ist, um mit Goethe zu sprechen, der allerdings dabei nur die Kunst der Alten im Sinne
hatte, das tausendfache Echo der Gestalt, es ist weiterhin der Spiegel der Sitten in den ver-
schiedenen Zeiten. So ergab sich von selbst eine Rücksichtnahme auf die Kultur- und Sitten-
geschichte. Der Verfasser hat sie in weitgehendstem Maße geübt und es nicht an entsprechen-
den Ausblicken fehlen lassen, die er zu lebendig-sachlichen Schilderungen abzurunden ver-
standen hat. Auch auf den Zusammenhang der Mode und Tracht mit der bildenden Kunst
hat er wiederholt hingewiesen. Lobenswert ist es fernerhin, daß er sich in so weitgehendem
Maße mit den Einzelheiten des Kostüms beschäftigt. Selbstredend war es nicht möglich, all
die vielen lokalen Schattierungen und Eigentümlichkeiten zu berühren. Der Verfasser durfte
die große Linie einer zusammenfassenden Darstellung nicht aus dem Auge verlieren. Dennoch
hat er es auch nach dieser Richtung nicht an Hinweisen fehlen lassen. Wir sind überzeugt
davon, daß keiner, der in diesem Buche Belehrung sucht, enttäuscht sein wird. Sz.
Geschichte der Säkularisation im rechtsrheinischen Bayern von A. M. Scheglmann.
II. Band. Die Säkularisation in Kurpfalzbayern während des Jahres 1802. III. Band. Die
Säkularisation in den 1803 definitiv bayerisch gewesenen oder gewordenen Gebieten. Regens-
burg, Verlag von J. Habbel. 19O6 u. 1908. 8°.
Der erste Band dieses Werkes, der die Vorgeschichte der Säkularisation brachte, hat in
einem früheren Hefte unserer Mitteilungen eine eingehende Besprechung erfahren (Jahrg. 1904.
S. 42). Der Verfasser schildert im zweiten Bande die Säkularisation des Jahres 1802 bezw.
die Ausführung der am 25. Januar 1802 gegebenen Instruktion für die Spezialkommission in
Klostersachen, soweit sie im genannten Jahre sich vollzog. Der dritte Band, der in zwei sehr
umfangreiche Teile zerlegt werden mußte, zeigt uns die Säkularisation auf ihrem Höhepunkte,
der herbeigeführt wurde mit dem Reichsdeputationshauptschluß vom Jahre 1803. Dieser sprach
die Einziehung des gesamten katholischen Kirchenvermögens aus.
Das Werk Scheglmanns gibt zum ersten Male eine eingehende Schilderung der Wirkung
der Beschlüsse von 1802 und 1803; aber nicht nur dieses. Seinen eigentlichen Wert erhält das
durch geschickte Einteilung und frische Darstellungsweise ausgezeichnete Werk durch die
geradezu erstaunliche, von einer bewundernswerten Arbeitskraft zeugende Menge von Material,
das dem gelehrten Forscher hier zusammengetragen ist Dem Verfasser kam es nicht nur darauf
an, die Vorgänge bei der Aufhebung der zahlreichen geistlichen Genossenschaften und Orden
darzustellen, es war ihm vor allem daran gelegen, in Kürze eine möglichst vollständige Fest-
stellung des Personalstandes der einzelnen zu bieten, wichtige Lebensdaten bedeutender Äbte
und sonstiger hoher Würdenträger herbeizubringen, den Besitzstand an liegenden Gütern, an
Kunstschätzen und den Bestand der zum Teil sehr reichhaltigen Bibliotheken und deren ferneres
Schicksal festzustellen. Aus bisher noch nicht benützten oder doch nicht genügend gewürdigten
handschriftlichen Aufzeichnungen und sonst nur schwer zugänglichen Quellen konnte der Ver-
fasser manche neue wertvolle Tatsache herbeiziehen. Eine wertvolle Quelle bot sich ihm in
den Aufzeichnungen der Benediktiner. Eine klarere Quellenangabe wäre allerdings an manchen
Stellen erwünscht. — Das Unternehmen ist angewachsen zu einem unerschöpflichen Repertorium.
einer Fundgrube für den Spezialforscher auf kirchlichem wie auf politischem Gebiet; dem Kunst-
59
historiker und dem Bücherfreunde wird es für manche Fälle ein unentbehrliches, willkommenes
Hülfsmittel bieten.
Der Standpunkt des Verfassers der Säkularisation gegenüber hat bei der Besprechung
des ersten Bandes entsprechende Würdigung erfaiiren. Was in dieser Beziehung über den ersten
Band gesagt worden ist, gilt auch für die vorliegenden Teile. In dem ungeheuren Rechtsbruche,
der tausendjährigen Existenzen mit brutaler Gewalt ein Ende bereitete, kam d>^ neue Zeit und
ein neues Bayern, das unter der Leitung Montgelas' und Maximilian Josefs so erfreulichen Auf-
schwung nahm, zur Welt. Daß dieser Rechtsbruch keine Verklärung erhielt durch einen auf
die nationale Wohlfahrt oder sonstige hohe Ideale gerichteten Gedankengang, vielmehr durch
die Selbstsucht der die Früchte der großen Umwälzung einheimsenden Fürsten und durch das
Vorgehen ihrer Organe um so unangenehmer sich fühlbar machte, ist doch nur zu erklären aus
den damals herrschenden traurigen Zuständen in den von der Säkularisation betroffenen Ge-
bieten und im heiligen römischen Reiche überhaupt.
Beiträge zur westfälischen Kunstgeschichte. Herausgegeben von Dr. Herm. Ehrenberg,
Professor an der Königl. Universität Münster. Heft l. DieGröninger. Ein Beitrag zur
Geschichte der westfälischen Plastik in der Zeit der Spätrenaissance und des Barock, von
Dr. Ferdinand Koch, Privatdozenten an der Königlichen Universität Münster. 1905.
Coppenrath'sche Buchhandlung, Münster in Westfalen. Kl. 2^. 272 S. mit 33 Tafeln.
Die Kunstgeschichte der westfälischen Lande durch eine Reihe monographischer Dar-
stellungen zu klären und aufzuhellen, muß im Prinzip als ein lobenswertes und höchst ver-
dienstliches Unternehmen hingestellt werden. Es wird dadurch die Lücke, welche das große
Kunstinventar der Provinz, das seinem Charakter entsprechend Gegenstand an Gegenstand reiht,
ohne ein inneres, intimeres Zusammenarbeiten vorzunehmen, bestehen Idßt, in erfreulicher
Weise füllen. Der Blick schärft sich für die besonderen örtHchen Eigentümlichkeiten. Die
Grenzen der westfälischen Kunst werden fester geprägt und das Bild, das man von ihr bislang
hatte, in plastischer Art neu belebt.
Das 1. Heft dieser Publikation stellt sich als ein stattlicher Band dar, der sich mit der
Künstlerfamilie der Gröninger beschäftigt, welche vom Ende des 16. Jahrhunderts bis in die
1. Hälfte des 18. Jahrhunderts hinein namentlich in der Grabmalkunst eine rege Tätigkeit
entfaltete. Wir werden für jeden Beitrag dankbar sein, der sich mit dieser etwas vernach-
lässigten Zeit der deutschen Kunstgeschichte beschäftigt. Wir müssen es hier um so mehr
sein, als wir mit einer großen Fülle von Werken bekannt gemacht werden, die als ein in sich
geschlossenes Ganzes in greifbarer Form vor uns treten. Zudem ist es das erste Mal, daß die
Arbeiten der Gröninger zusammengestellt werden. Bislang war die Kunstgeschichte ziemlich
achtlos an ihnen vorübergegangen. Wir werden davon überzeugt, daß sie ein allgemeineres
kunstgeschichtliches Interer^se seiir wohl beanspruchen dürfen. Trotz der auch ihnen anhaf-
tenden Mängel des Zeitgeschmacks besitzen sie viele eigenartige künstlerische Qualitäten. Der
Kenner der deutschen Plastik jener Zeit wird sich aber trotz alledem hüten, diese Werke in
ihrem Wert zu überschätzen. Er wird sie hinnehmen als Äußerungen einer Zeit, die durch
ihre Veröffentlichung eine Klärung erfährt, die wirklich nottut. Sich ganz von dem Banne
eines gewissen Tiefstandes zu befreien, war nur wenigen kraftvollen Künstlernaturen beschieden.
Der Verfasser läßt keinen Zweifel darüber, das er ebenso empfindet. Offen gesteht er die
Mängel ein, die er vorfindet, ebenso wie er es nicht versäumt, die guten Seiten und Vorzüge
der von ihm behandelten Künstler hervorzuheben. So ist eine Arbeit zustande gekommen, die
einen wesentlichen Fortschritt bezeichnet. Zu wünschen wäre nur gewesen, daß sich der Ver-
fasser ein gut Teil kürzer und knapper gefaßt hätte.
Heft 2. Die Beldensnyder. Ein Beitrag zur Kenntnis der westfälischen Steinplastik im
16. Jahrhundert, von Dr. Friedrich Born. IBO.). Cop p enr a t hsch e Buchhandlung,
AAünster i. W. Kl. 2«. 79 S. mit 17 Tafeln.
Auch diese Arbeit, von der man vielleicht gewünscht hätte, daß sie der vorigen über
die Gröninger vorausgegangen wäre, beschäftigt sich mit einem Gebiet, dem bislang eine recht
stiefmütterliche Behandlung zu Teil geworden. Seit dem ersten zusammenfassenden Versuch
Lübkes über die mittelalterliche Kunst Westfalens ist in deren weiterer Erforschung ein be-
— 60 —
dauerlicher Stillstand einjjetreten. Wohl hat man sich mit einigen Fragen über die Denkmäler
der westfälischen Architektur und Malerei beschäftigt, nahm doch Westfalen auf diesen Gebieten
der Kunst im 15. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine eigenartige
und bedeutsame Stellung in Deutschland ein. Aber die Plastik des Landes hat man stark
vernachlässigt, ganz besonders die Steinplastik, die gegen Ende des 15. und namentlich im
16. Jahrhundert wieder zu ihrem Recht kam. Sie hat sich der Verfasser zum Thema einer
monographischen Darstellung gewählt und damit ein Gebiet angeschnitten, das dringend einer
Bearbeitung bedurfte. Werke, wie Nürnberg, Augsburg oder Würzburg hat Münster nicht auf-
zuweisen. Doch läßt sich urkundlich nachweisen, daß in Münster in den ersten 70 Jahren des
16. Jahrhunderts eine rege Kunsttätigkeit herrschte. Und diese beschränkte sich nicht auf die
Stadt und deren Umgebung allein. Selbst eine so gewerbreiche Stadt wie Osnabrück hat
in dieser Zeit ihre besten Werke der Steinplastik von Alünsterschen Künstlern ausführen
lassen.
Beim Fehlen brauchbarer Unterlagen oder Vorarbeiten sah sich der Verfasser vor die
Aufgabe gestellt, zunächst eine Sichtung der noch vorhandenen Denkmäler vorzunehmen. Es
war ihm möglich, eine ungezwungene Scheidung in zwei Hauptgruppen eintreten zu lassen, die
zeitlich durch das in die Geschicke der Stadt so tief einschneidende Ereignis der Wiedertäufer-
Unruhen getrennt sind. Die erste umfaßt etwa die Zeit von 1500 — 1535, die zweite die Zeit
von 1535 — 1562. Jene wird leider nur durch wenige und noch dazu meist schlecht erhaltene
Werke repräsentiert, diese dagegen, obwohl kunstgeschichtlich die weniger interessante, durch
eine größere Zahl gut erhaltener Arbeiten. Die Werke der älteren Epoche dürfen mit einigem
Recht dem Hendrik Beldensnyder zugeschrieben werden, dessen Tätigkeit in das erste Drittel
des 16. Jahrhunderts fällt, diejenigen der zweiten sind in der Mehrzahl dem Johann Belden-
snyder zuzuweisen, der von etwa 1530—1562 in Münster lebte.
Der Verfasser bringt uns wertvolle Nachrichten über das Leben dieser Künstler, die er
nachher in ihren Werken zeigt. Seine Ausführungen sind klar, seine Darstellung überzeugend.
Beigegeben sind 17 Tafeln Abbildungen, die uns eine gute Vorstellung von den Originalen ver-
schaffen. Im Ganzen ist das Buch als eine wirklich verdienstvolle Arbeit hinzustellen, deren
Resultate kaum zu erheblichen Bedenken Anlaß geben dürften. Sz.
Abb. 5. Heinrich Aldegrever: Vignette B. 199. Kupferstich,
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, Mürnberg.
looo. Nr. 4.
Okto'foer— Dezember.
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Von Dank erfüllt möchten wir hier an erster Stelle des reichen Vermächtnisses Erwähnung
tun, das dem Germanischen Museum durch letztwillige Verfügung des in Berlin verstorbenen
Kommerzienrats Johannes Kahlhaum zugefallen ist. Das Museum ist dadurch in den
Besitz nicht nur einer umfangreichen Münzen- und Medaillensammlung, welche die alten Bestände
in willkommenster Weise ergänzt, sondern auch einer ansehnlichen Zahl wertvoller Hausgeräte,
insbesondere Zinnsachen, sowie Zunftaltertümer, Waffen usw. gelangt. Eine ausführlichere Be-
schreibung des hochbedeutsamen Vermächtnisses folgt weiter unten bei Besprechung der Zu-
gänge für die kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen und die Bibliothek (numismatische
Literatur). Möchte das schöne Beispiel edelsten Gemeinsinnes, das der Verewigte durch diese
testamentarische Bestimmung gegeben, zu fleißiger Nachahmung anspornen. Auch den Herren
Testamentsvollstreckern sei für ihr weitgehendes, liebenswürdiges Entgegenkommen hierdurch
nochmals der herzlichste Dank des Museums ausgesprochen.
Zum erstenmale wird in dieser Nummer des Anzeigers auch über die Erwerbungen für die
Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg, soweit sie im Germanischen Museum unter Eigentums-
vorbehalt deponiert sind, berichtet (vgl. unter „Kunst- und kulturgeschichtliche Sammlungen"
und unter ,, Kupferstichkabinett"), worauf hier besonders hingewiesen sei.
PERSONALIEN.
In die Reihen des Verwaltungsausschusses des Germanischen Museums hat der Tod aufs
neue eine schmerzliche Lücke gerissen. Am 31. Dezember ist nach längerem Leiden in Meran
Adalbert Freiherr von Lanna, 73 Jahre alt, aus dem Leben geschieden. Der Ver-
storbene gehörte dem Verwaltungsrate seit dem Jahre 1883 an und hat dem Museum durch sein
erprobtes Urteil in künstlerischen wie kunsthistorischen Dingen, seinen umsichtigen Rat, seine
freigiebige Hand die wertvollsten Dienste geleistet, die ihm niemals vergessen werden sollen.
Der Assistent Dr. Heinrich Heer wagen wurde am 1. November zum Kon-
servator befördert und vom Archiv des Museums, dem er bisher seine Tätigkeit gewidmet hatte,
an die Bibliothek versetzt, der Praktikant Dr. August Neuhaus ebenfalls am 1. November
zum Assistenten ernannt und mit der Verwaltung des Archivs betraut.
Am 1. Oktober ist Dr. Heinrich R e i f f e r s c h e i d aus Greifswald, der am 16. April
als Volontär in den Dienst des Museums getreten war, am 1. November Dr. Heinrich Höhn
aus Eisenach, der sich seit dem 1. Juli als Volontär an der Bibliothek und am Kupferstichkabinett
betätigt hatte, zum Praktikanten angenommen worden.
NEUANGEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
Von Gemeinden: Backnang 10 Jk Immenstadt (statt bisher 3 Jt 43 ^) 10 Ji Nldda
(statt bisher 3 ^ü 43 ^) 5 JL Windsheim (statt bisher 8 Ji 57 ^) 10 J4
Von Distriktskassen: Erbendorf 5 Ji Kemnath 5 .ü Obernburg a M. 10 JC. Pfarr-
kirchen 20 M
— 62 —
Von Vereinen und Anstalten: Berlin. Papier- Industrie- Verein lOOjt. Bonn. Kath. Studenten-
verein „Arminia" 25 Ji Breslau. Verein deutscher Studenten lO M; Kath. Studenten-
verbindung „Winfridia" 10 JL Greifswald. Kath. Studentenverbindung „Allemannia" 20 JL
Landshut. Histori.scher Verein für Niederbayern (statt bisher 8 Ji) 10 Ji Nidda. Bezirks-
sparlcasse 5 Ji Zerbst. Gerwerbeverein 10 Ji; Herzogl. Haus= und Staatsarchiv 10 Ji; Zerbster
Lesehalle 10 Ji
Von Privaten: Altona. Frau Hedwig Heidmann 5 Ji; Georg Kallmorgen, Senator 50 Ji
Dr. Robinow, Rat 10 Ji; Georg Semper 5 Ji Altdorf. Geiger, K. Seminarassistent 1 JL; Pohl
mann, K. Präparandenlehrer 3 Ji Ansbach. Dresse, K. Staatsanwalt 3 Ji; Eisselein, stellv
Landgerichtsdirektor 3 Ji; Gebhard, K. Konsistorialrat 3 Ji; Hofstätter, K. Konsistorialrat 3 Ji
Jüngling, K. Forstmeister 2 Ji; Dr. Kirsten, Oberveterinär 2 Ji; Klee, K. Regierungsrat 3 Ji
Mayer, K. Forstrat 3 Ji; von Müller, Bankoberbeamter 3 JL; von Ölhafen, K. Oberlandes
gerichtsrat a. D. 3 M.; Dr. Riegel, Oberarzt 2 JL; Wagner, K. Regierungsassessor 3Ji; Zoller
K. Regierungsassessor 3 JL Antwerpen. Alfred Schuchard, Großkaufmann 20 JL; Augsburs:
Friedrich Würth, Bankier 5 Ji Backnang. Berger, Bezirksgeometer l Ji; Eckstein, Stadtschult
heiß 2 JL; Leonhardt, Apotheker l JL Bad Reichenhall. Frau Brandauer, Rentiere 3 ^fL
Dr. Heinrich Schmid 2 Ji; M. Schneider, Direktor 2 Ji; Segebarth, Apotheker 2 Ji Bautzen
Dr. Felix Neumann, Augenarzt 10 Ji Berchtesgaden. Heinrich Blum, Schuhmachermeister 3 Ji
E. Christmann, Betriebsleiter 3 Ji; Hans Hohenadel, K. Förster 10 Ji; Keller, Postverwalter
5 Ji; H. Rothe, Hotelbesitzer 5 Ji.; Fr. Schwarzenbeck, Kaufmann 3 Ji Berghofen i./W. Baake,
Pfarrer 3 JL Berlin. Dr. Ulrich Bünger iO Ji; Dr. Gallenkamp, Geh. Oberregierungsrat 10 JI;
H. F. Macco, Privatgelehrter in Steglitz iOji; Dr. ing. E. Rathenau, Baurat und Generaldirektor
der allg. Elekt. Ges. 20 JL; Dr. Paul von Schwabach, Generalkonsul 50 JI; August Seiberg, Stadt-
rat iO Ji; Dr. phil. Werner Weisbach, Privatdozent 20 JL Bernburg. Bernhard, Hof Juwelier
3 Ji; Ehrhardt, Fabrikdirektor 3 JL; Hildebrandt, Kaufmann 3 Ji Bethel b. Bielefeld. Wilhelm
von Bodelschwingh, Pfarrer 3 Ji Beuthen. A. Doctor in Liegnitz 3 JL Bochum. Brauerei-
direktor Barthei (statt bisher 2 Ji) 4 Ji; Ewe, Kaufmann 3 Ji; G. Fricke, Kaufmann 3 Ji;
B. D. A. Gengier, Architekt 5 Ji; Grimme, Oberlehrer 3 Ji; Hagerfeld, Architekt 5 Ji; Over-
hoff, vereid. Landmesser 3 Ji Braunsberg. Dr. Steinmann, Professor 3 Ji Bruchsal. Dr. Hilgard,
Gymnasialdirektor 3 Ji Budweis. J. Stepan, Baumeister 2 Kr. Bunzlau. Krautstrunk, Ingenieur
3 Ji; Pralle, Fabrikbesitzer 3 JL Burgfarrnbach. Scheuermayer, Braumeister l Ji Cadolz-
burg. Bernreuther, Lehrer 1 Ji; C. Brechtel, Distriktstierarzt 2 Ji; Clauß, K. Gerichtsvollzieher.
2ji; H. Fürstenhöfer, Marktsekretär l JI; Kern, Rentamtsinzipient 1 JL; Ruffershöfer, K. Sekre-
tariatsassistent 1 JL; A. Wehefritz, K. Oberamtsrichter 2 Ji; J. G. Wörrlein, K. Amtsgerichts-
sekretär 2 Jd. Charlottenburg. Hermann Walüch, Konsul 20 Ji Colmar. Rudioff, Bauunter-
nehmer 3 Ji Crefeld. Frau Kommerzienrat Oetk2r 3 Ji Darmstadt. Hohenstein, Ober-
lehrer (statt bisher l Ji) 5 JI; Max Schuchardt, Privatgelehrter (statt bisher 1 JL) S Ji
Deggendorf. Jakob Eiser, Stadtpfarrer 2 Ji; Georg Glück, Kgl. Professor an der Kgl. Real-
schule 1 Ji Dillenburg. Karl Fischer, Kaufmann 1 Ji; Dr. Rittershausen, Apotheker 1 Ji;
Dinkelsbühl. Bürckstimmer, Kgl. Pfarrer 1 Ji; Reisinger, Kgl. Pfarrer 1 Ji; Fr. Ritter,
Benefiziat i Ji; Dr. Schiller, prakt. Arzt 1 Ji Döbeln. Dr. Kraaz, Oberlehrer 2 Ji; Dr. Krause,
Oberlehrer 2 Ji Eggenfelden. Goldenberger K. Bezirksamtmann 3 Ji; Posl, Benefiziat 2 JL:
Sailer, Kgl. Kommerzienrat 2 Ji; Schmidt, Kgl Amtsrichter 3 JL Ellingen. Jacob, Kgl. Notar
1 Ji; Zippelius, K. Amtsrichter i Ji Eschenau. Kelber, Forstamtsassessor in Kalchreuth l Ji;
Frau Dekan Körber in Nürnberg 1 Ji ; Weidinger, Brauereibesitzer 1 M Frankfurt a./M.
S. Jourdan lO JL; S. Steinmann, Professor 3 Ji Frankfurt a./O. F. Steinbock. Fabrikbesitzer
(statt bisher 3 Ji) 5 Ji; W. Steinbock, Fabrikbesitzer (statt bisher 3 Ji) 5 Ji Fürth. Fri. Sophie
Heydner 6 JL; Albert Schorer, Lehrer 3 JL; H. Schütz, K. Landgerichtsrat 3 JI Gräfenberg.
Anna Wolfrum i Ji Gunzenhausen. L. Faulstich jr., Kaufmann 2 JC; A. Frank, Direktor 2 J^
Haag. Fritz Reichel 10 J4 Hagen i/W. Dr. May weg, Geheimrat 10 J4 Hagenau i/E. F.W.Schaum,
Oberlehrer 3 JL Halberstadt. Hermes, Superintendant 3 Ji Heilbronn. Dr. med. Schüll l Ji
Höchst a/M. Dankert, Ingenieur 1 Ji Fendt, Ingenieur 2 JI; Franz, Ingenieur 2 A; Dr. Korndörfer
1 Ji; Dr. Schwarz. Chemiker 1 Ji; Tiedtke, Ingenieur 2 Ji; Dr. Tretzell 1 Ji Husum. Professor
Dr. Puls, Großh. Gymnasialdirektor 5 Ji Jena. Dr. Benno von Hagen, Oberlehrer 3 JI; Philipp
Kropp, Privatgelehrter 5 Ji Immenstadt. Johann Cari Herz, Rentier (statt bisher 2 Ji) 10 Ji;
— 63 —
Dr. Christof Müller, bezirksärztlicher Stellvertreter 5 Ji; Alfred Probst, Fabrikdirektor 5 Ji;
Oskar Probst, Ingenieur 5 JL; Paul Probst, Fabrikdirektor (statt bisher 5 Ji) 10 JL Kaisers-
lautern. Vogel, K. Seminardirektor 2 JL Kiel. Dr. Feist, Professor 5 JL; Dr. Harries, Professor
20 Ji; Dr. Graf von Spee 3 Ji Kißiegg. Neuner, Maschinenfabrikant in Leutkirch (statt bisher
1 Ji) 2 Ji; Zaußer, Oberamtsstraßenmeister in Wangen (statt bisher 1 Ji) 2 Ji Kl. Heilsbronn.
Wilhelm Sparrer, K. Amtsrichter 2 Ji Königsberg i./Pr. Emil Teppich, Kommerzienrat 30 Ji
Kreuzburg. Pietrusky, Güterdirektor in Bischdorf l Ji Kronach. E. Krause, Kaufmann in Hof
1 Ji Landshut. Hans Feiertag. K. Direktionsrat 3 Ji; Kaspar Wölfl, Rechtsanwalt 3 Ji Leer-
stetten. Baum, Pfarrer l Ji; Roth, Hauptlehrer l Ji Leipzig. Barth, Direktor 10 Ji; Eleonore
Bucherer in Köln 3 Ji- Ernst Rudolf Dolscius, Apothekenbesitzer 2 Ji; Johann A. Ruckdeschel,
Malzfabrikant in Kulmbach 10 Ji (ab 1908), Schabbehard August, cand. jur. in Halle a/S.
2Ji; Dr. Oskar Seipt, Professor 10 Ji; Clemens Siegert, Professor 1 Ji; Dr. Carl Sudhoff,
Professor 3 Ji Lohr. Gabler, Kgl. Notar 3 Ji Lyon. E. Loewengard, Kaiserl Deutscher
Konsul, 100 J^, Malmö. August Schmitt, Konsul 5 J^ Mergentheijü. Dr. Beck, Stabsarzt 2 J4;
Rall, Oberreailohrer 2 Ji; Seuffert. Oberpräzeptor 2 Ji Michelstadt. Heinrich Arzt, Fabrikant
1 Ji; Ludwig Arzt, Fabrikant i ./(.: München. Dr. Freiherr Fr. W. von Bissing, Professor 15 Ji;
Olgerd Großwald, stud. phil. 3 JL; Kettig, jur. et cam. 3 Ji Naumburg a./S. Borchers, Rektor
1 Ji; Eichentopf, Zahnarzt 2 Ji; Dr. Gerstenhauer, Oberlehrer 2 Ji; Dr. Hampel, Oberlehrer
2 Ji; Rathmann. Oberlehrer 2 Ji; Frau Dr. Schmidt 2 Ji Neustadt a./A. Hartmann, Sattler
und Tapezierer l Ji; Petzoldt, Forstmeister l Ji; Walther, Gymnasiallehrer l Ji Nidda. Josef
Moufang. Fabrikant in Oberschmitten 5 Ji; Heinrich Münch, Apothekenbesitzer (statt bisher 3 Ji)
5 Ji Nürnberg. Chr. Faber, K. Bankoberbeamter 3 Ji; Dr. Faulmüller 3 Ji; Dr. Kl.
Frickhinger, Landgerichtsarzt 3 Ji; Emilie Reif, Kommerzienratswitwe 10 Ji; M. Rein
3 Ji; Dr. Christian Riedel, K. Gymnasiallehrer 3 Ji; Johann Spane, Möbelfabrikant 4 Ji; Ludwig
Trautner, K. Gymnasiallehrer 3 Ji; M. Watts 3 Ji; Familie Wolff 3 Ji Osnabrück. Ludwig
Heilbronn, Schriftsteller und Redakteur 3 Ji; Ludewig, Bankdirektor 3 Ji; Stolcke, Bank-
direktor 3 Ji Pforzheim. Hermann Armbruster, Kaufmann 5 Ji; Valentin Broß, Bijouterie-
Fabrikant 3 Ji; Dr. R. Kuppenheim, Arzt 3 Ji Prag. Berta von Kubinsky 10 Kr.; J. V. Lebeda
2 Kr. Rehau. Ecarius, K. Bezirksamtsassessor 3 Ji; Dr. med. Graf, pr. Arzt u. Bahnarzt 3 Ji;
Dr. med. Hellmuth, pr. Arzt 3 Ji; Franz Oskar, K. Bezirkstierarzt 3 Ji Roth a./S. Mittenhuber,
Pfarrer 3 Ji Salzwedel. Schaumburg, Oberregierungsrat in Berlin 5 Ji Sanremo. Adolf Thiem,
Rentier 50 Ji Schlüchtern. Köhler, Plantagendirektor in Lewa (Ostafrika) 3 Ji Schwabach.
Holzschuher, Postsekretär 2 J(. Schwandorf. Julius Braun, Gräfl. Güterinspektor in Fronberg 3 J4;
Graf von der Alühle-Eckart in Leonberg 5 Ji; Dr. Hans Reichard, pr. Arzt 5 Ji; August Schramm,
K. St. Pfarrvikar 3 Ji Schwarzenbruck. L. Ganßer, Gastwirt in Gsteinach 1 Ji; G. Krauß,
K. Bahnmeister l Ji Georg Miederer, Bäckereibesitzer 1 Ji Selb. Richard Heß, K. l. prot.
Pfarrer 2 J^. Seußlitz (Sachsen). Dr. Fritz Harck, Rittergutsbesitzer auf Seußlitz 20 J^. Siegelsdorf.
Christof Förster, Kunstmühlbesitzer l Ji; Johann Rotschka, K. Bahnn.eister 1 Ji; Andreas
Striegel, K. Eisenbahnsekretär 3 Ji Sonneberg. Louis Siegel, Fabrikant 2 Ji Stein bei Nürn-
berg. Häublein. Kaufmann 3 Ji; Schaller, Ingenieur 3 ^ü; Stendal. B. Koppen, Kaufmann 3 Ji
Straßburg i./E. Karl Engelhorn, Bankdirektor iO Ji Stuttgart, von Häberlein, Professor 5 Ji;
Exzellenz Max von Putlitz 6 Ji; Frau J. Wahlström 3 Ji; L. Wildt, Hofbuchhändler 3 Ji Sulz.
Sandberger, Oberamtsrichter 2 Ji Sulzbach. Gundel, Forstamtsassessor 2 Ji Tauberbischofs-
heim. Basnizki, Lehramtspraktikant 2 Ji; Friedmann, Professor 2 Ji; Kimmig, Professor 2 Ji;
Kühnert, Hauptmann 2 Ji; Dominik Müller, Professor (statt bisher l Ji) 2 Ji; Franz Schmitt.
Lehramtspraktikant l Ji; Stachel, Professor 2 Ji; Dr. Stöcker, Bezirksarzt 2 Ji Tettau.
Dr. Köhler, pr. Arzt 2 Ji; Curt Meise!, Fabrikbesitzer 2 J{. Torgau. Dr. Cinow, Apotheken-
besitzer 3 Ji; Dahlenburg, Oberstabsveterinär 3 Ji; R- Goedel, Kaufmann 3 Ji; Herrmann,
Rechtsanwalt u. Notar 3 Ji; Lippold, Oberlehrer 3 Ji; Fr. Northe 3 Ji; Rößler, Rentier 2 Ji;
Dr. P. Schmidt, Gymnasialdirektor 3 Ji; Schuder, Oberlehrer 3 Ji; Vaihingen. Förnzler, Werk-
meister 2 Ji; Dr. Hofacker, Oberamtmann 2 Ji; Wassertrüdingen. Spatz, .A.mtsgerichtssekretär
2 Ji Wemding. Dr. med. Bayer 3 Ji; Engel, Forstamtsassessor 2 Ji Wien. Rudolf Scherer
10 Ji Wimpfen a./B. Jakob Lehramtsassessor 1 Ji; Müller, Pfarrer 1 Ji; Zeh, Forstmeister
2 A Windsheim. Dr. Geißendörfer. Distriktstierarzt 2 Ji; Ferd. Mayer, Notar 2 Ji Würzen.
G. Schönert, Rentier (statt bisher i Ji) 2 Ji; Zerbst. Dr. Arndt, Töchterschuldirektor 3 Ji
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Als eine dankenswerte Förderung ist aucli die Stiftung unserer Mitgliedskarten für das
Jalir 1909 zu verzeichnen. Herr Kunstmaler Georg Kellner hatte die Güte den künstlerischen
Entwurf zu liefern, während die Karl Mayer'sche Kunstanstalt in Nürnberg den Druck und
den Karton hiezu in freundlicher Weise stiftete. Für das Jahr 1910 hatte Herr Kunstmaler
Karl Selzer, Professor an der Kgl. Kunstgewerbeschule in Nürnberg, die Liebenswürdigkeit, den
Entwurf zu der Karte zu stiften, während die Ausführung durch die Buchdruckerei und Ver-
lagsanstalt von M. Müller und Sohn in München kostenlos besorfi:t wurde.
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
(1 Oktober — 31- Dezember.)
Mit der Sammlung des verstorbenen Kommerzienrats Johannes Kahlbaum in
Berlin erhielt das Museum ein Vermächtnis, wie es ihm in diesem Werte seit seinem Bestehen noch
nicht zuteil geworden ist. Der hervorragendste Teil dieser Stiftung, die Münzensammlung, be-
sitzt allein einen Wert von fast 90 000 JL; sie enthält ausschließlich mittelalterliche und neuzeit-
liche Gold- und Silbermünzen der europäischen Völker, dazu eine Anzahl Medaillen, fast alle in
vorzüglicher Erhaltung. Diese Sammlung, durch deren Zuwendung sich der Erblasser als ein her-
vorragender Freund und Förderer der Bestrebungen des Germanischen Museum erwiesen hat,
wird, äußerlich mit dem Namen ihres Schöpfers gekennzeichnet, im Museum gesondert aufge-
stellt bleiben und so dauernd die Erinnerung an den Wohltäter festhalten. Eine weitere höchst
begrüßenswerte Bereicherung des Museums ist des Erblassers Antiquitätensammlung, die im ein-
zelnen unten aufgeführt wird, und aus der hier nur der wertvolle Zinnschatz der Wismar'schen
Zünfte hervorgehoben werden soll.
Aus der Zahl der Ankäufe ist besonders ein schönes und kunstgeschichtlich wertvolles Tafel-
gemälde auf Holz, die Verkündigung der Maria darstellend, hervorzuheben. Die Gruppierung,
die StiUsierung, vor allem aber die sehr feine Darstellung der Lichtzuführung weisen zwingend
auf den in der ersten Hälfte des 15- Jahrhunderts wirkenden Basler Maler Konrad Witz, wobei
allerdings bis zum Abschluß eingehender Untersuchungen dahingestellt bleiben muß, ob es sich
um ein Werk des Meisters selbst oder um eine unter seinem direkten Einfluß entstandene Werk-
statt- oder Schularbeit handelt. Den Einfluß Frankreichs auf die deutschen Klassizisten charakte-
risiert gut das Ölgemälde auf Leinwand „Tod des Senators Papirius" ein Werk des Davidschülers
Philipp Friedrich Hetsch in Stuttgart (1758—1839)-
Unter den Erwerbungen aus dem Gebiete der Plastik zeichnet sich durch Feinheit der Auf-
fassung und Liebreiz die Standfigur der Maria mit dem Kinde (Abb. 1) aus, ein in der Bemalung
leider nicht unversehrtes schwäbisches Holzbildwerk vom Anfang des 15- Jahrhunderts. Die
Gesichter der Mutter wie des Kindes erhalten dadurch einen faszinierend lebendigen Audsruck,
daß die Augen durch eingesetzte Kupferemailplatten gebildet werden. Es ist sehr zweifelhaft,
ob diese Anordnung die ursprüngliche ist oder ob sie von einer späteren Restaurierung, etwa im
17. Jahrhundert unter dem Einfluß der Bekanntschaft mit spanischen Bildwerken, herrührt. Mög-
lich sind im 15. Jahrhundert derartige Einfügungen, wie auch der ganze Schnitt der Gesichter
ungern an eine spätere Ber.rbeitung denken läßt, allein der realistische Totaleindruck läßt doch
etwa das 17. Jahrhundert als wahrscheinlicher erscheinen.
Zwei schön*^ aus Eichenholz geschnitzte Standfiguren der Maria und des Johannes, ehemals
Nebenfiguren eines Kruzifixus, sind treffliche niederrheinische Arbeiten; sie stammen aus einer
Werkstatt, die dieses Motiv mehrfach wiederholt hat. Zwei leicht variierende Figurenpaare befinden
sich im Suermondt-Museum zu Aachen, und da die Herkunft des einen aus Cornehmünster bei
Aachen, wo sich noch der zugehörende Kruzifixus befindet, feststeht, so ist ein Anhaltspunkt
für die Lokalisierung gegeben.
Nach langer Zeit konnte wieder einmal die schöne Reihenfolge der Grabdenkmale durch ein
hochbedeutendes, kunst- und kostümgeschichtlich wichtiges Stück bereichert werden, indem auf
Kosten der Witteisbacher Stiftung der Deckel der Tumba Herzog Albrechts II. von Bayern (y 1397)
Anzeiger des Germanischen Museums 1909.
Taf. III.
Decke! der Tumba des Herzogs Albrecht II. von Bayern, f 1397.
(Straubing, Karmehterkirche.) Gipsabguß.
— 65 —
in der Karmelitenkirche zu Straubing in Gips abgeformt wurde. Die beigefügte Tafel III bringt
dies hervorragende niederbayerische Denlcmal zur Darstellung.
Kurz sei nur auf die in Abb. 2 wiedergegebene silbervergoldete Monstranz, ein hervor-
ragendes Werk spätmittelalterlicher Goldschmiedekunst, aufmerksam gemacht, die, einer Kirche
Abb. 1. Maria mit dem Kinde.
Schwäbische Holzschnitzerei, Anfang des 15. Jahrhunderts.
des nordwestlichen Deutschland entstammend, leider von Restaurierungen nicht unberührt ge-
blieben ist. Tadellos erhalten ist dagegen der herrliche Meßornat aus dem 18. Jahrhundert
(Abb. 3), der auf weißer Seide üppigste Dekorationen in Gold- und Seidenstickerei aufweist.
- - 66 —
Geschenke.
Berlin. Vermiichtnis des verstorbenen Kommerzienrats Johannes Kahibaum-
Münzen und Medaillen: eine Sammlung von ca. 4000 europäischen Gold- und Silber-
münzen des Mittelalters und der Neuzeit in einem geschnitzten Schrank und einer Truhe. Bau-
teile: 8 Beschläge von Eisen, 17. Jahrh. Gewebe: Tischtuch aus weißer Leinwand, damast-
artig gemustert, mit eingewebten braungelben Zierstreifen, 17. Jahrh. Kirchliche Geräte:
Altarkanne von Zinn mit Widmung v. J. I666; Kelch von Zinn, 17. Jahrh.; ein Paar große ein-
kerzige Altarleuchter von getriebenem Messingblech, niederdeutsch, 1671 ; drei einkerzige Altar-
leuchter von gegossenem Messing, 17. — 18. Jahrh. Hausgeräte: Ein Paar Wandleuchter mit
Reflexscheiben von relieiiertem Zinn, Innsbrucker Arbeit des 18. Jahrh. in der Art der Augs-
burger Silbertreibarbeiten; 53 weitere Gegenstände von Zinn: Krüge, Kannen, Teller, Wasch-
becken mit Wasserblasen u. a., mit Ausnahme von einigen französischen Tellern deutsch, 17. — 18.
Jahrh.; 13 messinggetriebene Zierschüsseln, meist nordwestdeutsche Arbeitendes 17. — 19. Jahrh.;
Weinkühler und Tee-Urne von getriebenem Kupfer, wahrscheinlich Berliner Arbeii, zweite Hälfte
des 18. Jahrh.; Wasserblase, Kessel, flaches Becken und Fischbehälter in Gestalt eines Korbs von
getriebenem Kupfer, 18. — 19. Jahrb.; silberne Kanne, in Facetten getrieben, wahrscheinlich
Arbeit des Nürnberger Goldschmieds Hans Kindsvater, um 1625; 8 weitere Gegenstände von
Silber, darunter eine niellierte Dose vom Ende des 18. Jahrhunderts, zwei Filigrankörbchen aus
der Empirezeit und ein Löffel v. J. 1707, meist Berliner Fabrikat; drei Palmettenkrüge, zwei
davon emailliert, Kreußener Steinzeug vom Ende des 17- Jahrh.; Maßkrug, sächsisches Stein-
zeug, mit weißem Perlendekor, Anfang des 18. Jahrh.; Maßkrug, Nürnberger Fayence mit Blau-
malerei, von N. Pössinger, 1726; vier Maßkrüge aus bunter Fayence, 18. Jahrh.; zwei Maß-
krüge aus Magdeburger Steingut, Ende des 18. Jahrh. Zunftaltertümer: Großer Humpen
einer Tuchmacherzunft, mit gravierten Figuren, niederdeutsch, 156O; 75 weitere Gegenstände von
Zinn (Kannen, Humpen, Pokale, Becher), niederdeutsch, aus verschiedenen Städten Mecklenburgs
(Wismar, Neubrandenburg, Ribnitz), der Niederlausitz (Drebkau, Luckau, Lübbenau), Bergen,
BerUn, Schleswig u. a., 17. und 18. Jahrhundert; Zierschild von Messing mit gegossenem Zierat
und Widmungsinschrift v. J. 181I; hölzernes Zunftszepter, 1S.— 19- Jahrhundert. Waffen:
12 blanke Schlag- und Stoßwaffen, darunter 2 Zweihänder des 17. Jahrhundert; 4 Streithämmer
bezw. -äxte; 18 Stangenw.affen; Armbrust mit verbeintem und graviertem Schaft, 18. Jahrh.;
Armbrustspanner, 17. — 18. Jahrh.; schwarze Halbrüstung, 17. Jahrh.; Brustteil einer blanken
Rüstung, 16. Jahrb.; 2 verbeinte und gravierte Pulverhörner, 17. — 18. Jahrh.; 6 Feuerwaffen. —
Professor Dr. Neumann: Silbermedaille auf die Schutzpockenimpfung, gereicht von Dr.
Bremer in Berlin, 1803; Bronzene Wunschmedaille auf das Jahr 1825, einseitiger Probeabschlag,
von G. Loos und Pfeuffer. — Bückeburg. Stadtsekretär Schert: Eisenmedaiile auf die Freiheits-
kriege, 1813, als Anhängerschmuck in Silber gefaßt. — München. Dr. Julius Fuchs: 20 chirurgi-
sche Instrumente, 2. Hälfte des 19- Jahrh. (für die Denkmäler der Heilkunde). — Nürnberg. Kupfer-
schmiedswitwe Buchner: Aus dem Nachlaß des Kupferschmieds Wilhelm Buchner in Nürnberg:
kupferne Wasserbutte, 1882; kupferner Drachenkopf, 1882; kupferne Blumenampel, 1896; Tabaks-
pfeife mit Kupferkopf; gebogene Kupferröhren und verschiedene Kupfertreibarbeiten; Ziegeln vom
Nordturm von St. Lorenz in Nürnberg, beim Brande 1865 zusammengeschmolzen; Uhrständer
und Briefbeschwerer aus der 1865 geschmolzenen Glocke von St. Lorenz in Nürnberg; kupferne
Bienenspritze; kupfernes Bouquet. — Verlag des Generalanzeigers: Steinerne Ge-
schützkugel und eiserne Axt, gefunden im Baugrund des Hauses Hauptmarkt 4 in Nürnberg. —
Naturhistorische Gesellschaft: Ofenkachel mit dem Wappen der Brandenburger
Markgrafen, aus Kadolzburg, 17. — 18. Jahrh. — Ingenieur R. Schenke: Taschensonnen-
uhr mit Kompaß, japanisch; Balkenwage mit kupfernen Schalen, 18. Jahrh.; dazu Ge^\■ichte und
Gewichtssätze, 19. Jahrh. — Arnulf S t e i n b e r g: Siegelstem.pel ( ?) von gebranntem Ton,
1579, gefunden in der Gegend von Saaz. — Karl V o 1 c k h a r d t: 2 Schreibstifte, der eine
von Holz, der andere von Bein, mit Spitzen von Blei, 18. Jahrh. — Fabrikbesitzer C. W e n i n g:
Steinmeißel, vorgeschichtlich, gefunden bei St. Privat. — Privatier Joh. Würsching:
16 Muster von Brillengestellen, von Würsching in Nürnberg, 1. Hälfte des 19- Jahrh. (für die Denk-
mäler der Heilkunde). — Ulm. Hof Juwelier Robert Merath: Galvanoplastische Nach-
bildung der in Heidenheim ausgegrabenen alemanischen Goldfibel in der Staatssammlung zu
Stuttgart. — Würzburg. Curt Kabitsch: Pferdekummet, holzgeschnitzt, 18. Jahrh.
Abb. 2. Silbervergoldete Monstranz.
Niederdeutsche Arbeit vom Ende des 15. Jahrh. (Mit neueren Ergänzungen.)
— 68 —
Ankäufe.
Qemälde. Die Verkündigung der Maria, Tafelgemälde auf Holz, oberrheinisch, Mitte des
15. Jahrh., vermutlich von dem Basler Konrad Witz; Tod des römischen Senators Papirius Öl-
gemälde auf Leinwand, um 18OO, von Philipp Friedrich Ketsch in Stuttgart.
Plastik, Originale. Maria mit dem Kinde, holzgeschnitzte Standfigur, schwäbisch, An-
fang des 15. Jahrh.; Maria und Johannes, holzgeschnitzte Standfiguren, niederrheinisch, Ende
des 15. Jahrh.; 2 überlebensgroße Mönchsfiguren, vermutlich aus der Gegend von Rothenburg o. T.,
2. Hälfte des 18. Jahrh.
Grabdenkmale. Deckel der steinernen Tumba des Herzogs Albrecht II. von Bayern
(f 1397) in der Karmelitenkirche zu Straubing, Gipsabguß.
Medaillen. Silbermedaille auf die Speyerer Sedisvakanz, 1743, von F. P. Werner; Silber-
medaille auf die Krönung Josephs I. in Augsburg, 1690, von Ph. H. Müller in Augsburg; Silber-
jeton auf den gleichen Anlaß; Silbermedaille auf den Regierungsantritt Kaiser Josephs I., 1705;
Bronzemedaille auf die Geburt des Prinzen Friedrich Carl Nicolaus von Preußen, 1828, von Brandt;
Silbermedaille auf den Tod Kaiser Karls VII., 1745; Silbermedaille auf Friedrich I. von Sachsen-
Gotha, o. J., von Forberger; Silbermedaille auf Kurfürst Friedr. August 1. von Sachsen, 1694;
Silbermedaille auf Friedrich III. von Sachsen- Gotha, 1734, von Koch; Silbermedaille auf die
Industrieen der Stadt Augsburg, 1677; Silbermedaille auf die Ehe, o. J., von Ph. H. Müller in
Augsburg.
Kirchliche Geräte. Monstranz, kupfervergoldet, niederdeutsche Arbeit um 150O; Meßornat,
bestehend aus Casula, Stola, Manipel, Palla calicis und Bursa, weiße Seide mit Gold, Silber
und Seide bestickt, Anfang des 18. Jahrh. (aus der Sammlung von Lipperheide-Berlin).
Hausgeräte. Amberger Schrank mit ornamentaler Schnitzerei, Mitte des 18. Jahrh.; Mangel-
holz, aus Georgensgmünd stammend, 18. Jahrh.; 2 Dekorationsbackformen aus Kupfer, mit den
Bildern Friedrichs des Großen und Napoleons I., niederdeutsch, Anfang des 19. Jahrh.; Krug von
glasiertem Ton aus der Werkstatt der Preuning in Nürnberg, um 1550 (aus der Sammlung von
Lanna); 2 flache Fayence-Teller mit Landschaften und Wappen in Schwarzlotmalerei, vermut-
lich nürnbergisch, Anfang des 18. Jahrh. (aus der Sammlung von Lanna).
Handwerksgeräte. Vollständige Einrichtung einer älteren Nürnberger Kupferschmieds-
werkstätte.
Zunftgeräte. Zunftzeichen der Hutmacher in Memmingen, um 1830.
Tracht und Schmuck. Silberner Fingerring (Trauring) mit der Inschrift: Ach Lyef Sted
Blif, 13. — 14. Jahrh., gefunden in einem Grabe des Kirchhofs zu Crombach (Provinz Westfalen);
Diamantkreuz, aus der deutschen Schweiz stammend, 18. Jahrh.; Bronzeschmuck eines Täsch-
chens, darstellend eine Jagd, nach einem Stich der Kleinmeister, 16. Jahrh., oberdeutsch.
Verschiedenes. Schlitten in Gestalt eines Hirsches, 2. Hälfte des 18. Jahrh.
D e p 0 s i t a.
KUNSTSAMMLUNGEN DER STADT NÜRNBERG.
(Erwerbungen vom 1. Januar bis 31. Dezember 1909.)
Medaillen: Silbermedaille auf den Einzug Kaiser Karls VI. in Nürnberg, 1712; desgl.
auf den Einzug Kaiser Karls VII. in Nürnberg, 1742; Original-Zinnmedaille auf Hans Haiger,
153O; Bleimedaille auf Sebald Cammerer, 1540; silbervergoldete Medaille auf Georg Volckamer,
1624; Zinnmedaille auf den Nürnberger städt. Stempelschneider Carl Friedrich Loos, anläßlich
seines 50jährigen Ehe- und Amtsjubiläums, 1776; silbervergoldete Medaille auf den Reformations-
jubiläum, 1617, von C. Maler; Goldmedaille (10 Dukaten schwer) auf die 4 vornehmsten Banken
(Venedig, Amsterdam, Nürnberg, Hamburg), 1675; Zinnmedaille auf den Kometen 1680/81; Silber-
medaille auf die Hoffnung besserer Zeiten, o. J.; zinnerne Schraubenmedaille auf die 1. bayer.
Ständeversammlung, 1819; Zinnmedaille auf die Enthüllung des Palm-Denkm,als in Braunau;
Silbermedaille auf die Enthüllung des Schillerdenkmals in Nürnberg, 1909; Bronzemedaille desgl.;
Silbermedaille auf das Hochwasser in Nürnberg, 1909. — Münzen: Nürnberger Dreier, 1561;
Nürnberger Silberpfennig, 1573; Nürnberger Dreier, 1577; Nürnberger Guldenthaler, 1605; Nürn-
— 69 —
c
<
s
O
- 70 —
berger Dukat, 1635; Goldabschlag zu 6 Dukaten des Nürnberger Talers von 1736; Nürnberger
lege vindice-Thaler, 1763; desgl. 1764. — Waffen: Schwert (Schiavona), Ende des 16. Jahrh.,
gefunden in der Pegnitz. — Plastik, Originale: Die VII. Kreuzwegstation des Adam
Kraft, Sandsteinrelief, um 1505-
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES ZENTRALMUSEUM.
Ankäufe.
Adam Friedrich Kirsch, Kunst-, Hauß-, Arzney- und Wunder- Buch, Nürnberg, 1719. Fallo-
pius u. Martins, Kunstbuch, 1578.
DEUTSCHES HANDELSMUSEUM.
Geschenke.
Berlin. Vermächtnis des Kommerzienrats Johannes Kahlbaum: Goldwage mit
Gewichtssatz, holländisch, von Jan Jansen, 1652; Schnelhvage, 17. — 18. Jahrh.; Eiserner Maß-
stab, 18.— 19- Jahrh.
KUPFERSTICHKABINETT.
(1. Oktober bis 31- Dezember.)
Wenn auch das Kupferstichkabinett über nicht gerade reichliche Mittel zu verfügen hatte,
so gelang es uns doch, auch diesmal eine ganze Reihe wertvoller Neuerwerbungen zu machen.
Ehe wir zur Hervorhebung der bedeutendsten Ankäufe übergehen, wollen wir nicht ver-
gessen, zu erwähnen, daß ein schon seit langer Zeit im Germanischen Museum aufbewahrtes, der
Stadt Nürnberg gehöriges Holztriptychon, dem man bisher wenig Beachtung geschenkt hatte,
nach Berlin gesandt und dort durch Hauser von dem wohl noch aus dem sechzehnten Jahrhundert
stammenden Farbenüberzug befreit und gereinigt wurde. Es kam nun eine stattliche Reihe von
höchst interessanten und wertvollen Holzschnitten aus der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts mit 88 Einzeldarstellungen, alt- und neutesta-
mentlichenSzenen, sowie Heiligenbildern zum Vorschein. Sie wurden von
dem Triptychon abgelöst und gehören nunmehr zu den wertvollsten Beständen der städtischen
Kupferstichsammlung (siehe 9. Veröffentlichung der Graphischen Gesellschaft).
Unter den neu erworbenen Holzschnitten ragt besonders einer hervor, den wir Albrecht
Dürer zuschreiben möchten. Wir meinen den Holzschnitt: St. Brigitta verteilt ihr
Buch (P. 194). Die Heilige, über der Christus und Maria in den Wolken erscheinen, sitzt auf einem
Throne. Zu ihrer Linken knieen Frauen, zu ihrer Rechten Männer, an die sie das Buch verteilt,
welches die ihr von Christus und Maria zuteilgewordenen Offenbarungen enthält. Diese Offen-
barungen wurden nach der Legende von dem Unterprior Peter des Bernhardiner Klosters Alvesta
in Schweden auf Geheiß Brigittas niedergeschrieben. Unser Blatt ist in zwei von Koberger ge-
druckten Ausgaben der Offenbarungen zu finden: in einer lateinischen von 150O (,,Relevationes
Sancte Brigitte") und in einer deutschen von 1502. In der von Valentin Scherer bearbeiteten
Publikation von Dürers Gemälden, Kupferstichen und Holzschnitten ist es nicht abgebildet.
Schon Passavant aber nahm ari, daß dem Holzschnitt eine Zeichnung des Meisters zugrundeliege.
Wir möchten uns dieser Meinung durchaus anschließen. Blättern wir in Dürers Holzschnitt-
werk, so zeigt sich da für unsere Darstellung mehr als eine Analogie. Die an die Disponierung
eines Altarbildes erinnernde, feierliche, streng frontale Anordnung der Hauptfigur gemahnt leb-
haft an die 1502 entstandenen Holzschnitte, welche eine Allegorie der Philosophie (P. 130) und
eine Apotheose des Konrad Celtes (P. 217) geben. Auch die Form der Thronsitze auf diesen beiden
Blättern hat eine gewisse Verwandtschaft mit dem erhöht stehenden Stuhl, auf den die Heilige
sich niedergelassen. Mehr noch fühlen wir uns auf Dürer hingewiesen, wenn wir zeitlich um
einige Jahre rückwärts gehen und unseren Holzschnitt neben die Bilder der 1498 erschienenen
Offenbarung Johannis legen. Da erkennen wir hier wie dort die gleiche, eigenwillige, herbe,
manchmal stockende, aber von höchstem inneren Leben erfüllte Linienführung. Namentlich
tritt das in der Art, wie die Gewänder gezeichnet sind, hervor. Einzelne Faltenmotive wie die
auf dem Boden higernden Gewandzipfel kehren fast genau so in einigen Darstellungen der Offen-
barung Johannis wieder. Die Wolken, über denen Christus und Maria erscheinen, gleichen in
der plastische n Form und in der linearen Wiedergabe ganz und gar den Wolkenbildungen, wie
sie in den Visionen des Johannes so oft vorkommen. Endlich scheint uns auch für die liebliche,
im Schmucke reichen lockigen Haares prangende Maria auf unserem Brigittenbilde die genannte
Holzschnittfolge des jungen Dürer ein Analogon zu bieten: wir sehen dieselbe Gestalt, wenn auch
mit tieferem Empfinden und souveräner gehandhabtem technischem Können gestaltet auf dem
1511 geschaffenen Titelblatt der Offenbarung Johannis. Vor allem aber ist der Geist, die Lebens-
auffassung des Brigittenbildes echt Dürerisch. Wer in jener Zeit sonst als er hätte es verstanden,
ein künstlerisch doch nur wenig dankbares Thema wie dieses mit so viel Innerlichkeit und sinn-
lichem Leben zu erfüllen ? Man sehe nur den tiefen grüblerischen Ernst in den wie von innerem
Feuer durchglühten Köpfen der ihr zu Füßen in Anbetung versunkenen Männer! In diesen
knochigen, fast finsteren Gesichtern finden wir dieselbe Stimmung wieder, die uns aus den Bildern
zur Offenbarung Johannis so mächtig entgegenströmt. Allerdings läßt der rohe Holzschnitt
nur eben noch die Hauptlinien der geistvollen Dürerischen Zeichnung hindurchschimmern. Die
Köpfe der Frauen sind ausdrucksloser als die der Männer. Auch das würde sich sehr wohl mit
dem Charakter der Kunst des jungen Dürer vertragen, denn der Meister gelangte erst später —
das Antlitz der heiligen Brigitta selbst gibt schon eine Vorahnung davon — zu einer feineren
Individualisierung und Beseelung seiner Frauengestalten. Wir möchten uns die Zeichnung
des Brigittenholzschnittes zwischen 1499 und 1500 entstanden denken.
Weiter gelang es, ein außerordentlich interessantes Exemplar des Dürerschen Marien-
lebens zu erwerben. Es fehlt das Titelblatt: die Madonna mit dem Kinde auf der Mond-
sichel sitzend. B. 76. An Stelle desselben ist ein Widmungsblatt eingefügt, durch das „Fran-
ciscus Pfrengerus , collegiatae ecclesiae S. Petri iunioris Argentorati decanus .... anno 1586"
das Buch dem „Reverendissimo ac illustrissimo principi domino d. Johanni Dei et apostolicae
sedis gratia episcopo Argentinensi" (Johann IV., Graf zu Manderscheid, Bischof von Strassburg
1569—1592) zueignete. Das Widmungsblatt und alle die ihm folgenden Holzschnitte unseres
E.xemplares des Marienlebens wurden durch Johann B echthold 1585/86 mit Wasserfarben
und Gold in reichster und für den Zeitgeschmack ungemein charakteristischer Weise illuminiert.
Das Blatt B. 81 trägt unten links den vollen Namen Bechtholds, den Zusatz „von Orb" und die
Jahreszahl 1585- — In unmittelbarer Nähe Dürers bleiben wir, wenn wir uns dem reizenden
Holzschnitte zuwenden, der in Form eines mit halbkreisförmigem oberem Abschlüsse und einer
Predella ausgestatteten Altares dreizehn Szenen aus dem Leben der heiligen Jungfrau Maria
vorführt (Abb. 5)- Pauli (Nr. 885) möchte ihn dem Hans Sebald Beham, dessen Stil 1529/30 ganz
der gleiche sei, zuweisen. Die leicht hingeworfenen, klaren, von bezaubernder Anmut erfüllten
Kompositionen zeugen von höchstem künstlerischem Feingefühl und klingen da und dort an
Dürers Marienleben an. Auch die zeichnerische Technik ist der Dürers abgesehen. Da die In-
schrift in der Archivolte und das Rundbild der Krönung Maria mit der Landschaft auf der
Rückseite fehlt, hat unser Blatt als Probedruck zu gelten. — Hans Sebald Beham muß wohl
auch der bei Pauli nicht genannte Holzschnitt zugeschrieben werden, der das Labyrinth
des Minotaurus darstellt. In den streng geometrisch durchgeführten Grundriß des
Labyrinthes sind reizvolle kleine Darstellungen eingestreut. In der Mitte erblicken wir T'heseus
im Kampfe mit dem Untier. Hinter den Kämpfenden aber sitzen im Schatten dichten Gebüsches
an zwei wohlgedeckten Tischen wacker zugreifende Herren und Damen in der Tracht von Behams
Zeit. Ein Trommler und ein Flötenbläser spielen die Tafelmusik, und das Plätschern eines
Brunnens klingt in ihre Weisen hell hinein. Etwas weiter entfernt huldigen auf ebener Erde
einige Männer dem Kegel- und Brettspiel. Am unteren Rande des Labyrinthes sehen wir eine
Gesellschaft vornehmer Damen und Herren im Freien lagern und stehen. Ein Mann und ein
paar Hunde treiben sich in den Gängen des Irrgartens selbst herum. Andere kleine Schilde-
rungen haben den gleichen fröhlich-festlichen Grundton und dazu einen derben Humor. Alles
das ist zierlich und frisch hingezeichnet und mutet an wie die Improvisation eines glücklichen
Augenblickes. Wir können uns freuen, das seltene Einblatt, auf das wir später vielleicht noch
einmal ausführlicher zurückkommen, für unsere graphische Sammlung erworben zu haben. —
Als gesichertes Werk desselben Künstlers gilt der kleine, mit zwei Stöcken gedruckte Farben-
holzschnitt B. 162, der ein junges Paar in zärtlicher Unterhaltung zeigt und
von Rosenberg mit Unrecht als Schöpfung Hans Sebald Behams angezweifelt worden ist. Be-
sitzt er doch ganz die charakteristischen Merkmale der Kunst dieses Meisters. Der warme grüne
Ton und die keck aufgesetzten weißen Lichter erhöhen die Wirkung der lebensprühenden Schilde-
rung noch und lassen diese Ausführung der noch bekannten anderen, nur in Schwarz- Weiß
gehaltenen überlegen erscheinen.
Unter den Kupferstichen der beiden Beham, mit denen der Be-
stand der städtischen Abteilung der Kleinmeister ergänzt wurde, ragt ein vorzüglicher Ab-
druck der „Busse des heiligen Chrysostomus" hervor. Es ist eine von Sebald
Beham herrührende Überarbeitung des köstlichen Stiches, den Barthel Beham frei nach einem
Stiche Agostino Venezianos (B. 410) geschaffen hat. Nach Pauli (70, III) hätten wir hier den
dritten Zustand der Überarbeitung vor uns, der gewöhnlich Barthel zugeschrieben wird und an
den Punkten, die den Saum der Wolken begleiten und am Boden unterhalb des Weibes sichtbar
sind, zu erkennen ist. — Zu den Kleinmeistern gehört auch Jacob Binck. Sein seg-
nender Christus (B. 14), der in einem schönen klaren Abdruck vorliegt, zählt zu seinen
besten Grabstichelarbeiten. Die edlen Gesichtsformen und die monumentale, an Werke der Bild-
hauerkunst gemahnende Haltung der Gestalt des Erlösers weisen deutlich nach Italien hinüber.
Die Ornamentfüllung der oberen Ecken aber ist deutsche Gepflogenheit; wir finden ornamentale
Auszierung der Ecken z. B'. auch auf Holzschnitten Lucas Cranachs (B. 23 ff.). — Schließlich
s ei noch der 4 radierten Landschaften vdn Hans Sebald Lautensack
gedacht, die wir ebenfalls für die Stadt erwarben. Dürer, Altdorfer, Hirschvogel und Lautensack
sind die ersten deutschen Maler, die die Landschaft um der Landschaft willen und nicht nur als
Hintergrund für eine figürliche Darstellung schildern. Auf der ,, großen Flußlandschaft mii:
Schloß" (P. 67) hat der Künstler im Vordergrunde reichlich Staffage angebracht. Die Strich-
führung ist im Laubwerk und im Himmel noch etwas befangen. Auch hat die Perspektive starke
Fehler. Wir glauben daher, dieses (undatierte) Blatt früher ansetzen zu müssen, als die drei
anderen neuerworbenen Radierungen (B. 24, 29 und 40), welche technisch reifer und mit den
Jahreszahlen 1553 und 1554 versehen sind, also der Zeit angehören, als der Meister in der Voll-
kraft seiner künstlerischen Fähigkeiten stand. Auf eben diesen dreien erblicken wir nirgends
Staffagefiguren. Sie wirken darutn mit um so größerer Unmittelbarkeit und lassen die Natur, ähn-
lich wie auf dem staffagelosen Waldbildchen Altdorfers in der Münchener alten Pinakothek, erst
in ihrer ganzen jungfräulichen Reinheit aufleuchten. Das gilt in erster Linie von der 1553 radierten
,, waldigen Landschaft bei Sonennaufgang" (B. 24), die voll von Morgenstille und Morgenklar-
heit ist.
Heute gute Handzeichnungen alter Meister zu erwerben, hat große Schwierigkeiten, da
das meiste davon sich bereits in festen Händen befindet. Auch stehen solche Blätter außerordent-
lich hoch im Preise. Wir mußten uns aus diesen Gründen mit dem Ankauf von Handzeichnungen
und Aquarellen aus dem 19- Jahrhundert begnügen. Als Geschenk ging uns das Reissbüch-
lein von Jacob Preissie r, ein kunsthistorisch ungemein bezeichnendes Stück, zu. Wir
finden in dem kleinen, l6'47 begonnenen Hefte eine Reihe von Köpfen, Rümpfen, Armen und
Beinen wiedergegeben, die offenbar zu dem Zwecke gezeichnet sind, eine Art von Vorlagewerkchen
für junge Künstler zu bieten. Es ist höchst charakteristisch für den Tiefstand der deutschen
Kunst der damaligen Zeit, daß man glaubte, man könne die Natur am besten nach der — Un-
natur solcher Naturverwässerungen studieren. Zeigt die Strichführung dieser Federzeichnungen
deutlich den Einfluß der in der Kupferstichkunst üblichen Technik, in der die Familie der Preissler
ja wirklich Tüchtiges geleistet hat, so läßt die ebenfalls mit der Feder ausgeführte Zeichnung
Thetis vor Zeus des dem 19- Jahrhundert angehörigen Martin Wagner die Hand
des Bildhauers erkennen. Der Künstler war zwar auch Maler, allein er sah die Natur im Grunde
doch mit dem Auge des Plastikers an. Er hätte die Figuren von Thetis und Zeus aus unserer
im Jahre 1810 entworfenen Zeichnung direkt in Marmor umsetzen können; es wäre eine wirkungs-
volle Relief gruppe daraus geworden. So ist denn auch das Hauptwerk seines Lebens, der große
1822 für die Walhalla in Regensburg begonnene Fries, der die älteste Geschichte der Deutschen
bis Karl den Großen schildert, ein Werk der Bildhauerkunst. Im späten Alter kehrte der unter
den Einfluß des Klassizismus aufgewachsene Künstler zu seinem geliebten Homer zurück und
schuf Umrisse zu den Epen dieses Dichters. — Mitten in den frisch aufblühenden Realismus des
19- Jahrhunderts führt uns das hübsche, wenn auch ein wenig trocken gemalte Aquarell von
Johann Friedrich Karl Kreul (1804—1867), der Besuch beim Invaliden,
hinein. Das l840 entstandene, ein bischen rührselige Blatt, das einen armen erblindeten Inva-
liden zeigt, der von einem mildtätigen jungen Mädchen besucht wird, ist ein Vorläufer jener auf
novellistische Erzählung ausgehenden Genremalerei, wie sie später von Deffregger, Vautier,
Knaus und anderen so erfolgreich betrieben wurde. — Auch Georg Perlberg (1807—
1884) malte Genrebilder. Er war aber zugleich als Landschafter tätig. Das Aquarell ,,0 c h s e n-
markt vor der Porta S. Paulo zu Rom mit der Locanda St. Antonio"
gibt über die Vorzüge und Schwächen seiner Landschaftskunst gut Aufschluß. Von ihm wie von
Kreul befinden sich übrigens Ölgemälde in der Nürnberger städtischen Bildergalerie.
Zum Schlüsse noch ein Wort über zwei der graphischen Schöpfungen, die für die Abteilung
der „historischen Blätter" angeschafft wurden. Die eine ist das durch eine wundervolle Energie
echt malerischen Empfindens ausgezeichnete Stilleben des ,,Totenschädels zwischen
einem B 1 u m e n g 1 a s e und einer U h r", das der französische Stecher Jean Morin
(Nagler IX, S. 493, Nr. 39) nach einem Gemälde seines Landsmannes P. Champaigne mit kon-
genialer Meisterschaft radierte. Das Blatt wird von Nagler mit vollem Rechte als eine der schönsten
Arbeiten Morins bezeichnet. — Das andere der beiden erwähnenswerten historischen Blätter lassen
wir in einer Abbildung (Abb. 4) folgen. Es stellt den siebenjährigen Mozart dar, wie er „accom-
pagniert" von seinem Vater und seiner Schwester auf einer seiner Konzertreisen der staunenden
Welt die virtuose Kunst seines Spinettspieles vorführt. Der von Delafosse 1764 nach einer
Zeichnung von L. C. de Carmontelle mit einer gewissen technischen Eleganz gearbeitete Stich ragt
sowohl als Porträtdarstellung, wie als Kulturdokument des Rokokozeitalters weit über eine bloße
Durchschnittsbedeutung hinaus.
Geschenke.
Ansbach. Freiherr von Aufseß, Landstallmeister: Hans Freiherr von Aufseß,
der Gründer des Germanischen Museums, im Kampf mit seinen Widersachern. Satirische Dar-
stellung von Wilh. von Kaulbach v. J. 1865. Photographie nach einer Federzeichnung in der
Aufseßischen Familienchronik. — Breslau. Ludwig und Lucie Baruch: Exlibris
derselben; gezeichnet von Rose Eisner 1909- — Crefeld. Dr. C a m p h a u s e n, Rechtsanwalt:
Photographie eines romanischen Leuchters im Besitz des Geschenkgebers. — Dresden. Ernst
von T i e d e m a n n, Rittmeister a. D.: Exlibris desselben; gezeichnet von Franken, Dresden
1909. — Hamburg. Albert Groth: Exlibris desselben; gezeichnet von Friedrich Häffcke,
Hamburg 1909. O. L ü d d e c k e n s. Ingenieur: Exlibris desselben; eigener Entwurf. —
Karlsruhe. Verein für Originalradierung: Heft XVI (1909) seiner Jahrespublika-
tionen, enthaltend folgende Originalradierungen:!. Schinner er: „An Hans Thom.i", Wid-
mungsblatt des Vereins an seinen Ehrenvorsitzenden zum 70. Geburtstag. 2. Babberger;
„Es fiel ein Reif ..." 3. Bau mann: „Das Alphorn". 4. W. Gonz: „Von der Insel Use-
dom". 5. Grewe: ,, Wächtershof". 6. Haueisen: „Bauer mit Pferd". 7- Otto Leiber
„Verlassene Hofstatt". 8. Ad. Luntz: „Schwäbisches Dorf". 1906. 9- S c h i n n e r e r:
„Seminarsplatz". 10. W. H. Schroeder: „Baumgruppe" 19O8. 11. Hans Thoma:
„Kinder auf dem Felde". 190S. 12. H. R. v o n V 0 1 k m a n n: Puttenfries als Zierleiste für
das Titelblatt. 1909. — Krummau a. d. Moldau. A. Mörath, fürstlich Schwarzenbergscher
Archivdirektor: 1. Exlibris desselben. 2. Schloß Krummau a. d. Moldau. Ansichten aus dem
15- und dem 17- Jahrhundert und aus der Neuzeit. Postkarte. 3- Das Goldenkroner Haus in
Krummau a. d. Moldau. Ansichtskarte. — Le Muy (Frankreich). Fernand Henry: Ex-
libris desselben. Nach eigener Zeichnung. Louis Stelmans sc. Paris 1899. — Magdeburg. Verein
zur Erhaltung der Denkmäler der Provinz Sachsen: Das Schloß
zu Merseburg. Lichtdruck und beschreibendes Textblatt mit 3 Abbildungen. Vereinsgabe für
1908. — Nürnberg. Johann Förtsch, Kunstmaler und Photograph: 1. Holländische
Flußlandschaft. Kleine Originalradierung von der Hand des Geschenkgebers. 2. Einsames
Bauernhaus, unter hohen Bäumen gelegen. Kleine Originalradierung von der Hand des Geschenk-
gebers. 3- Haus in der Heide mit rauchendem Schlot. Kleine Originalradierung von der Hand
des Geschenkgebers vom Jahre 1883. 4. Landschaft mit Fluß und gewölbter Steinbrücke bei
Sonnenuntergang. Farbige Originallithographie von der Hand des Geschenkgebers. 5- Land-
schaft in Märzstimmung. Partie vom Dutzendteich bei Nürnberg. Farbige Originallithographie.
p^
Scu/r 1704
Abb. 4, Der junge Mozart mit seinem Vater und seiner Schwester musizierend.
Zeitgenössische Darstellung v. J. 1764. Kupferstich.
— 75 —
Links unten monogrammiert. Von der Hand des Geschenkgebers. 6. Flußlandschaft mit Ge-
höft im Hintergrund in spätwinterlicher Stimmung. Farbige Originallithographie. Bezeichnet
rechts unten: „1901. H. Förtsch". Eugen Mayr: „Gruß der Preußen an die Pariser".
Spottgedicht aus den Jahren 1870/71. Natur historische Gesellschaft: George
Preißler, 27 Blatt Zeichnungen von Teilen des menschlichen Körpers; Vorlagen zu einem laut
Inschrift auf dem defekten Titelblatt am 7- August 1647 begonnenen Reißbüchlein. Fräulein
Charlotte Schnerr: Eine größere Zahl von Kostümblättern aus neueren Modejournalen.
1903 — 1908. Hans Stößel, Postsekretär: Burgruine Stixenstein. Ansicht aus dem Tal.
Gezeichnet von J. Höger. Lithographiert von Landmann. — Wiesbaden. Dr. R. Biermer:
Exlibris desselben; gezeichnet von Paul Bürck, Rom.
Ankäufe.
Kupferstiche und Radierungen. Heinrich Aldegrever: 1. Apollo. B. 74. Aus
der Folge der Gottheiten, die den 7 Planeten vorstehen. B. 74—80. 2. Jupiter. B. 78. Aus
der gleichen Folge. 3. Venus. B. 79. Aus der gleichen Folge. — Jacob Binck: Porträt
des Reinneir v. H. im Rund. Bartsch 94. Nach Passavant nicht das Original, sondern die gegen-
seitige Kopie. — Meister J. B.: 1. Saturn. B. 11. Aus der Folge der Gottheiten, die den
7 Planeten vorstehen. B. 11— 17- 2. Jupiter. B. 12. Aus der gleichen Folge. 3. Luna. B. 17.
Aus der gleichen Folge. — N i c c o 1 0 d e 1 1 a G a s a: Karl V. Büste im Oval mit architek-
tonischer Verzierung und allegorischen Figuren. Gegenseitige Kopie des bekannten Stiches
von Aenea Vico. — Aenea Vico: Carl V. Büste im Oval mit architektonischer Verzierung
und allegorischen Figuren. Eine Bartsch (255) unbekannte gleichseitige Kopie. — Hans Vrede-
mann de Vries: Folge von 27 Blatt Darstellungen von Grabmonumenten und Epitaphien
für Monarchen und große Männer. Blatt 1 enthält den Titel. Antwerpen bei Johannes Gal-
laeus. Nagler kennt diese Ausgabe rieht. — Alexander Mair: Speculum justificationis.
Symbolische Darstellung der Rechtfertigung durch den Glauben in altarähnlicher Komposition.
Nach J. Amman. Andresen 53- — Wenzel Hollar: 1. Bauernhochzeit, nach P. Breughel.
1650. Parthey 597- 2. Jahreszeiten. Halbe Figuren. Parthey 614—617. 3- Äußere Ansicht
des Parlamentshauses in London. Parthey 103 7. Scheinbar Abdruck von der beschnittenen
Platte. 4. Karl IL, König von Großbritannien. Parthey 1439- 5- Johannes de Reede. 1650.
Parthey 1487. 6. Alexander Roelans. 1655- Parthey 1491- 7- Der Alte mit den Zahnlücken.
Nach Lionardo da Vinci. Parthey 1577- 8. Der alte Krauskopf. Parthey 1587. 9. Zwei ver-
zerrte Köpfe nach Lionardo da Vinci. Parthey 1595- Rechts unten 5b. 10. König und Königin
von Tunis. Parthey 1603. Rechts unten 2c. 11. Zwölf Köpfe und Zerrbilder nach Lionardo
da Vinci. Parthey 1 610. 12. Menschliche halbe Figur nach linkshin, als Muskelpräparat. Parthey
1771. Aus der Folge der Anatomie nach Lionardo da Vinci. Parthey 1768—1774. 13- Theatrum
mulierum oder Aula Veneris. Weibliche Trachten in ganzen Figuren. P. 1804 — 1907- Im ganzen
202 Blatt (unvollständig). 14. Selbstbildnis. Parthey 1420, e.
Holzschnitte. Ein Konvolut von 64 größeren und kleineren Holzschnitten des 15- und 16.
Jahrh., teils Einzelblätter, teils Ausschnitte aus Büchern; darunter 11 alttestamentliche Darstel-
lungen von einem kölnischen Meister, altkoloriert, zweite Hälfte 15. Jahrh., 7 interessante kleine
Passionsdarstellungei', niederdeutsch, aus der gleichen Zeit, 7 Ausschnitte aus einer niederdeutschen
Bibel, ebenfalls zweite Hälfte 15- Jahrh., 3 Blätter aus der Schedel'schen Weltchronik, 3 verschie-
dene Titel zu Johannis de Gersons Werken. — Lucas Cranach d. Ä. (nach Schuchardt:
d. J.): Bildnis des Christian Brück, genannt Pontanus. B. 144. Pass. IV, S. 8, Nr. 144. — Un-
bekannter Meister der ersten Hälfte des 16. Jahrh.: Das Labyrinth des
Minotaurus. Darunter je in zwei Spalten ein lateinisches und ein deutsches Gedicht. Das deutsche
ist überschrieben: „Bericht dieser figur zum leser". An die Art des Hans Sebald Beham erinnernd. —
Christian Wilhelm Dietrich: Der bhnde Bettler. L. 78. Abdruck in gelb. —
Julius Schnorr von Carolsfeld: Die Bibel in Bildern. 240 Blatt in Holzschnitt.
Volksausgabe in Lieferungen. Leipzig 1853- Georg Wigands Verlag.
Handzeichnungen. Roland Roghman: Felsige Landschaft. Über einen Bach, der
linker Hand an steil abfallenden, mit Bäumen bestandenen Felsen vorbeiströmt, führt eine Holz-
brücke, an der zwei Männer. Die hohen Ufer zur Rechten sind teilweise bewaldet. Tuschzeich-
nung. Bezeichnet rechts unten: „Rolant Roghman f.". 26,7 cm hoch, 19,9 cm breit. — Johann
— 76 -
Martin Wagner: Thetis legt im Olymp bei Zeus für Achilles Fürbitte ein. Federzeich-
nung. Bezeichnet rechts unten: „M. Wagner l8lO". 21,7 cm hoch, 31,5 cm breit. — Johann
Friedrich Karl Kreul: Der Besuch beim Invaliden. Aquarell. Bezeichnet unten rechts:
„C. Kreul 1840". 26,1 cm hoch, 21,2 cm breit. — Johann Georg Christian Perl-
berg: ,, Ochsenmarkt vor der Porta St. Paulo zu Rom, mit der Locanda St. Antonio". Aquarell.
22,5 cm hoch, 28,7 cm breit. — Karl Kaeppel: Schloß Greifenstein in der Fränkischen
Schweiz. Fernansicht. Im Vordergrund bei einer Steinbrücke eine Sägemühle. Aquarell. Be-
zeichnet links unten: ,,C. Kaeppel 1841". 17,6 cm hoch, 21,5 cm breit.
Historische Blätter. Totenkopf zwischen einer Blumenvase und einer Uhr. Allegorie
auf die Vergänglichkeit alles Irdischen. P. Champaigne pinx. Morin sculp. 1 7. Jahrh. — ,,P a s t o-
r a 1 e s". Titelblatt und 16 Blatt Darstellungen von Beschäftigungen und Ergötzungen aus
dem ländlichen Leben. Nach Erfindungen von J. Stella radiert von Claudine Bouzonnet Stella,
1667. — ,,Leopold Mozart, Pere de Marianne Mozart, virtuose ägee de onze ans et de J. G. Wolf-
gang Mozart, compositeur et maitre de musique äg6 de sept ans". Der junge Mozart sitzt
am Klavier, w^ährend seine Schwester singt und der Vater mit der Geige begleitet. Interessante
zeitgenössische Darstellung der Mozart'schen Familie. L. C. de Carmontelle del. Delafosse sculp.
1764. (Abb. 4).
Bilderrepertorium, 16 Blatt Photographien von Bauten und Kunstwerken in Lorsch und
Worms. — Photographie einer Verkündigung. Elfenbeintäfelchen im Maximilians-Museum in
Augsburg. Französische Arbeit. 14. Jahrh. Originalgröße. — 14 Blatt Aufnahmen von Decken-
gemälden und Decken in der Kgl. Residenz in München, im Schloß zu Nymphenburg, in der Kloster-
kirche zu Berg am Laim, in der Kirche zu Schäftlarn, in der Klosterkirche zu Fürstenfeld (B.-A.
Brück) und in der Kirche zu Waltenhofen bei Kempten. — Mappe, enthaltend 20 Blatt Repro-
duktionen in Originalgröße nach Federzeichnungen von Otto Ubhelohde, behandelnd Motive
aus Lübeck und Travemünde.
Stiftungen.
Hohenzollern-Stiftung. Friedrich Wilhelm, König von Preußen. Brustbild in-
ovalem Rahmen mit Beiwerk. Antoine Pesne pinx. B. Picard delin. et Effigiem sculpsit.
Denkmäler für Heilkunde. 1. Franz Maelson, Arzt. Hüftbild nach rechts (1538
bis 1601). J. H. Wierx sc. Abdruck vor der Jahrzahl. Drugulin 12795. 2. Die Schröpfe
r i n. Cornelis Dusart fec. et inv. 1695 (Dusart, B. 12, III; mit der Adresse von J. Gole).
D e p 0 s i t a.
KUPFERSTICHSAMMLUNG DER STADT NÜRNBERG.
(Ankäufe vom 1. Januar 1909 bis zum 31. Dezember 1909-)
Kupferstiche und Radierungen. Heinrich Aldegrever: 1. Adam. Stehende
Figur mit einem Apfel in der linken Hand. 1529- B. 9- 2. Eva. Stehende Figur, mit der rechten
Hand den Apfel aus dem Munde der Schlange entgegennehmend. 1 529. B. 10. 3. Adam. Stehende
Figur mit Apfel in der rechten Hand. Im Hintergrund ein ruhender Löwe. B. 11. 4. Eva.
Stehende Figur mit Apfel in der linken Hand. Die rechte weist auf den Baum hin, in dessen Geäst
die Schlange liegt. Hinter der Figur ein grasender Hirsch. B. 12. 5- Die Geschichte der Susanna.
B. 30 — 33. 6. Herkules schleppt den Cerberus aus der Unterwelt. B. 87- 7- Der Glaube. B. 131- —
Barthel Beham: 1. Nackter Mann mit Schwert auf einem Delphin sitzend. B. 33- 2. Die
Erkenntnis Gottes nach Rafael mit gleichseitiger Kopie. P. 67B. — Hans Sebald Be-
ham: 1. Liegende nackte Frau vom Rücken gesehen. Bekannt unter dem Namen ,,Die Buße
der heil. Chrysostomus" (Pauli 70, III). 2. Vignette mit Panzer zwischen zwei Tritonen. B. 223.
Äußerst seltener Stich in gutem Abdruck (Abb. 6). — Meister J. B.: 1. Saturn. Aus der Folge
der Planeten. B. 11. 2. Mars. Aus der Folge der Planeten. B. 13- 3- Ornamentfries mit Vasen.
B. 42 und 43. Abdruck von der unzerschnittenen Platte. 4. Rankenornament in die Quere mit
einer Frau zwischen zwei Genien. B. 48. 5- Dolchscheide mit Venus und Amor. B. 52. — Jacob
B i nck: 1. Lot und seine Töchter nach Hans Sebald Beham. B. 4. 2. Der segnende Heiland.
B. 14. 3. Maria mit dem Kinde von zwei Engeln gekrönt, nach Dürer. B. 18. — Ludwig
Krug: Nackte stehende Frau in einer Landschaft. B. 12 —Augustin Hirschvogel:
— 7:
Abb. 5. Hans Sebald Beham: Das Leben der beil. Jungfrau in 13 Darstellungen.
Pauli 885. (Holzschnitt.)
46 Blätter aus der Geschichte des alten und neuen Testamentes. B. 1. — Balthasar Jenl-
chen: Porträt des Hans Sachs. Brustbild. Andresen 38. — Hans Sebald Lauten-
sack: 1. Halbfigur einer reichgekleideten Frau. B. 10. 2. Der Kanzler Leonhard von Eck.
B. 11. 3. Waldige Landschaft bei Sonnenaufgang. B. 24. 4. Flußlandschaft, im Hintergrund
ein Schloß auf hohem Felsen. B. 29. 5- Flußlandschaft mit einer großen Stadt im Hintergrund.
B. 40. 6. Große Flußlandschaft, links auf einer Insel ein befestigtes Schloß. P. 67.
Holzschnitte. Albrecht Dürer: 1. Marienleben, Holzschnittfolge von 20 Blättern
(Bartsch 77 — 95 und 101), mit einem Widmungsblatt. Illuminiert 1585/86 von Johann Bechthold.
Erworben auf Kosten der Stiftung zur Erhaltung Nürnberger Kunstwerke. 2. Die heilige Brigitta
verteilt ihr Buch. P. 194. Probedruck. 3- Titeleinfassung mit zwei geketteten Satyrn. P. 302.
Neuerdings Hans Weiditz zugeschrieben (vgl. Röttinger 17, 3)- — Hans Sebald Beham:
1. Das Leben der heil. Jungfrau in 13 Darstellungen. Pauli 885 (Abb. 5)- 2. Junges Paar in Unter-
haltung. B. 162. Vorzüglicher Abdruck in Grün.
riandzeichnungen. Hans Blum: Altes Stadttor mit Wagenschmiede in Nabburg.
Aquarell. Bezeichnet links unten: „H. Blum 11. 9- 84. Manöver". 29 cm hoch, 20,4 cm breit. —
Daniel Burgschmiett : Der Miniaturmaler Buchner am Arbeitstisch. Aquarell. Bezeichnet
rechts unten: ,,J. D. Burgschmiett 1818". 14,6 cm hoch, 15,9 cm breit (innere Darstel-
lung). — Rudolf Geißler: Zwei Kinder an einem runden Tisch spielend. Unten die Worte:
„Eins ins Töpfchen, zwei ins Kröpfchen". Tuschzeichnung. 10,5 cm hoch, 12,5 cm breit. —
Mathias Hartmann: Alter Jude mit seiner Tochter. Links oben ,, Elisa Koahn". Blei-
stiftzeichnung. 15,8 cm hoch, 20 cm breit. Auf der Rückseite Landschaftsstudie in Blei (Henfen-
feld). — Karl Jäger: Der Triumph der Liebe. Tuschzeichnung mit weißgehöhten Lichtern.
Studie zu dem für König Ludwig 11. von Bayern gefertigten Karton. Bezeichnet links unten:
,,C. Jäger 1864". 24,4 cm hoch, 17,6 cm breit. — Johann Maar: Mädchen aus der Frän-
kischen Schweiz. Trachtenstudie. In knieender Haltung nach links. Aquarell. Links unten
in Blei: ;,Joh. Maar". 23,4 cm hoch, 20,6 cm breit. — Paul Ritter: Baldachinträger.
Figurenstudie zu seinem Gemälde: „Der Einzug des Kaisers Matthias in Nürnberg im Jahre 1612".
Aquarell. Rechts unten in Blei: ,,Paul Ritter". 23,7 cm hoch, 12,5 cm breit. — Konrad
Weigand: Weihnachten. Farbiger Entwurf zu einem Buchschmuck. Aquarell auf Karton.
33,4 cm hoch, 22,8 cm breit.
ARCHIV.
(1. Oktober bis 31- Dezember 1909.)
Geschenke.
Berlin. G. J. B r u c k: Kaufbrief für Zacharias Spatz, Zinn- und Kannengießer in Nürn-
berg, über zwei in St. Sebalds Pfarr, am Spitalkirchhof gelegene, aneinanderstoßende Behau-
sungen. Nürnberg. 1683, 22. Febr. Orig. Pap. — Vermächtnis des | Kommerzienrats
Johannes Kahlbaum: Confirtnationsurkunde der Privilegien der Garnweber zu Drebkow.
Drebkow 1668, 3. Juni. Orig. Perg. — Geburtszeugnis für Wilhelm Nitsch aus Rosenort bei
Danzig, ausgestellt von Bürgermeister und Rat der Stadt Danzig. 1679, 12. Juni. Orig. Perg.
Ankäufe.
Regeln, Gesetze und Gewohnheiten des Deutschen Ordens. Pap. Hs. des 18. Jahrh. 307.
S. 40.
BIBLIOTHEK.
(1. Oktober bis 31- Dezember.)
Geschenke.
Altenburg. O. F. J. Lingke: Ders. und J. F. A. Lingke, Chronik der Familie Lingke.
1909. 8. — Basel. E. Major: Der^., Wie man vor Hohenküngsperg gezogen ist . . . 1909- 8.
— Berlin. Leitung der Ausstellung Schleswig- Holsteinischer Kunst:
Ausstellung Schleswig-Holsteinischer Kunst des XV. bis XIX. Jahrhunderts. 1909- 8. —
Julius Bard, Verlag: Paul Ganz, Handzeichnungen von Hans Holbein dem Jüngeren. In
Auswahl herausgegeben. 1908. 4. — Pichard Bong, Verlag: Moderne Kunst in Meister-
holzschnitten nach Gemälden und Skulpturen berühmter Meister der Gegenwart. Bd. XXIII.
— 79 —
0. J. 2. — Hilfsvereinder deutschen Juden: Der Prozeß gegen Maßloff und Ge.
nossen . , . nach stenographischer Aufnahme. 1900. 8. — Der Proze(3 gegen Moritz Lewy . . .
nach stenographischer Aufnahme. 1901. 8. — Vermächtnis des verst. Kommerzienrats Jo-
hannes K a h 1 b a u m: G. Bauer, Auserlesene und nützliche Neuigkeiten für alle Münzlieb-
haber. I.— IV. Stück. 1764/65. 4. — W. J. L. Bode, Das ältere Münzwesen der Staaten und
Städte Niedersachsens. 1847. 8. — H. Ph. Cappe, Die Mittelalter-Münzen von Münster, Osna-
brück, Paderborn, Corvei und Hervord. 1850. 8. — H. Ph. Cappe, Beschreibung der Mainzer
Münzen des Mittelalters. 1856. 8. — H. Dannenberg, Pommerns Münzen im Mittelalter. l864.
4. — C. F. Evers, Mecklenburgische Münz- Verfassung. Bd. 1 und II. 1798/99- 8. — Hand-
schriftlicher, mit eingeklebten Abbildungen versehener Münzkatalog aus dem Besitz von Ch.W.
Dannreuther. O. J. 4. — Gh. J. Götz, Deutschlands Kayser-Münzen des Mittelalters. 1827. 4.
— H. Halke, Einleitung in das Studium der Numismatik. 1882. 8. — L. W. Hofmann, Alter
und Neuer Münz-Schlüssel I— III. 1683—1715- 4. — Karl Graf zu Inn- und Knyphausen,
Münz- und Medaillen- Kabinet des Grafen Karl zu Inn- und Knyphausen. 1872. 8. Erster
Nachtrag hierzu 1877. 8. — J. T. Köhler, Vollständiges Ducaten-Cabinet. I. und IF. Teil. 1759/60.
8. — J. Leitzmann, Wegweiser auf dem Gebiete der deutschen Münzkunde . . . 1868/69. 8- —
Joh. Hieronymus Lochner, Sammlung Merkwürdiger Medaillen . . . 1737- -1738, 1739, 1740,
1741, 1742, 1743, 1744. 4. — Dav. Samuel Madai, Vollständiges Thaler-Cabinet ... I.— III.
Theil sowie erste Fortsetzung. 1765.— 68 8. — Münzsammlung der wichtigsten seit dem West-
phäl. Frieden bis zum Jahre 18OO geprägten Gold- und Silber-Münzen sämtlicher Länder und
Städte ... 2. verb. Aufl. 1885. 8. — J. Niesert, Beiträge zur Münzkunde des ehemahgen Hoch-
stifts Münster . . . Erste Abtheilung. 1838. — J. Niesert, Nachträge, Ergänzungen und Berich-
tigungen zu der Ersten Abtheilung . . . 1840. 8. — Placcart Duvoy nostre Sire contenant deffence
du cours des Florins d'or d'Allemaigne, & de quelques aultres esperes. 1627- 4. — Ad. Hess,
Münzen- und Medaillen-Cabinet des Justizrathes Reimmann in Hannover. I— III. 1891/92. 8.
— F. W. A. Schlickeysen, Erklaerung der Abkuerzungen auf Muenzen der neueren Zeit des Mittel-
alters und des Altertums sowie auf Denkmuenzen und muenzartigen Zeichen. 2. verbesserte und
vermehrte Auflage von R. Pallmann und H. Droysen. 1882. 8. — C Ph. Chr. Schönemann,
Zur vaterländischen Münzkunde vom 12. bis 15- Jahrhundert oder Grundzüge der Bracteaten-
kunde . . . 1852. 4. — K. G. v. Schultheß- Rechberg, Thaler-Cabinet. Beschreibung aller bekannt
gewordenen Thaler . . . I. II. 1 u. 2 III 1. 1840, 1845/46, 1862. 8. — Joh. Jak. Spies, Derbranden-
burgischen historischen Münzbelustigung. I. II. III. und IV. Theil . . . 1768— 71- 4- — Kr. Ersler,
Catalogue de la Collection de Monnaies de Feu Chr. Jürgenson Thomsen . . . Seconde Partie, Tome
1, II, III, 1873/76. 8. — C. F. Trachsel, Monographie der Münzen des Gotteshausbundes. Diss.
1872. 8. — F. A. Voßberg, Geschichte der Preußischen Münzen und Siegel von frühester Zeit
bis zum Ende der Herrschaft des Deutschen Ordens. 1843- 4. — Katalog des grossen Freiherrl.
von Wambolt' sehen Münzkabinets. I u. II. 1833- 4. — J. F. Weidhas, Die Brandenburger
Denare ... 1855-4. — Verzeichniss der Münz- und Medaillen- Sammlung des kaiserl. königl.
Hofrathes . . . Herrn Leopold Welzl von Wellenheim. II. Bd. I u. II. Abteilung. 1844/45- 8. —
Ad. Weyl, Die Paul Henckel'sche Sammlung Brandenburg- Preußischer Münzen und Medaillen.
1876. 8. — Ad. Weyl, Verzeichniss von Münzen und Denkmünzen der Erdteile Australien, Asien,
Afrika u. verschiedener mohamedanischer Dynastien der Jules Fonrobert'schen Sammlung . . .
1878. 8. — Ad. Weyl, Die Jules Fonrobert'sche Sammlung überseeischer Münzen un Me-
daillen ... 1877/78. 8. — 161 Münzkataloge. 8. — Kaiser Friedrich-Museums-
Verein: Berichte für die Geschäftsjahre: 1904/5, 1905/06, 1906/7, 1907/8, 1908/9. 8. —
Dr. P a i: 1 Kaufmann, Wirkl. Geh. Oberregierungsrat, Präsident des Reichsversicherungs-
amtes: Ders., Johann Martin Niederee. Ein rheinisches Künstlerbild, 1908. 8. — Ministe-
rium der öffentlichen Arbeiten: Feinnivellement der Küsten und Wasserstraßen
in Schleswig- Holstein. I. Mitteilung. 1909. 4. — E. S. Mittler & Sohn, Kgl. Hofbuch-
handlung: H. V. Poschinger, Unter Friedrich Wilhelm IV. Denkwürdigkeiten des Ministers Otto
Freih. von Manteuffel. 1901. 8. — G. Kögel, Rudolf Kögel. Sein Werden und Wirken. 1901
u. 1904. 8. — A. Stauffer, Karoline von Humboldt in ihren Briefen an Alexander von Rennen-
kampf. 1904. 8. — E. von Possart, Die Kunst des Sprechens. 2. Taus. — H. Prutz, Die geist-
lichen Ritterorden. 1908. 8. — v. Scharfenort, Die Pagen am Brandenburg- Preußischen Hofe
1415—1895- 1895- 8. — R. Gen6e, Zeiten und Menschen. Erlebnisse und Meinungen. 1899- 8.
— 80 —
— G. Schmidt, Schönhausen und die Familie von Bismarck. 1898. 8. — Hedwig Abeken,
Heinrich Abeken. 4. Aufl. 1910. 8. — J. v. Hartmann, Briefe aus dem Feldzug 1866 an die
Gattin gerichtet. 1898. 8. — Reichstagsabgeordneter Dr. Südekum: B. Markowitsch, Die
serbische Auffassung der bosnischen Frage. 19O8. 8. — N. Plauenberg redivivus. Die Zivil-
gerichtsreform und die Beschränkung des Anwaltszwanges. 1907. 8. — Beiträge der Industrie
zu den Kosten der Handwerkerausbildung und Handwerkerwohlfahrtsptlege. Bearbeitet von der
Handelskammer zu Düsseldorf. 1908. 8. — Bergarbeiterschutz, Massengräber, Radbod. Be-
richt vom Bergarbeiterkongreß in Berlin . . . vom 1. — 3. Februar 1909. 0. J. 8. — Die Binnen-
schiffahrtsabgaben. Kein Schiffahrtshindernis, sondern das Mittel zur Beseitigung von Schiff-
fahrtshindernissen. 1909. 8. — Prof. Dr. F. Weinitz: Ders., Die Bericher Bibelhandschrift
in der Fürstl. Landesbibliothek zu Detmold. 1908. 8. — Bielefeld u. Leipzig. V e 1 h a g e n
& K 1 a s i n g, Verlag: Künstlermonographien. Bd. 98: H. Rosenhagen, W. Trübner. 1909. 8.
— Brüssel. Joseph Destr6e: Ders., L'lndustrie de la Tapisserie ä Enghien et dans la
Seigneurie de ce nom. 1900. 8. — Creußen. Magistrat der Stadt Creußen: K.
Böhner, Geschichte der Stadt Creußen. 1909. 8. — Danzig. Provinzialkommission
zur Verwaltung der westpreußischen Provinzialmuseen: Die Bau-
und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreußen. III. Bd: B. Schmid, Die Bau- und Kunstdenk-
mäler Pomesaniens. 3- Kreis Stuhm. Heft XI 11 der Gesamtreihe. 1909. 4. — Darmstadt. T h.
Beck: Ders., Herons des Älteren Mechanik. S.-A. 1909. 8. — Ders., Herons des Älteren
Automatentheater. S.-A. 1909. 8. — Dresden. Kgl. Sachs. Ministerium des Kul-
tus und öffentlichen Unterrichts: Codex diplomaticus Saxoniae Regiae: I. Teil,
Abteilung B, 3. Bd. H. Ermisch, Urkunden der Markgrafen von Meissen und Landgrafen von
Thüringen. 1909. 4. — G. Erler, Die jüngere Matrikel der Universität Leipzig 1559—1889.
1909. 4. — Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde. Bd. XXX, Heft 1
u. 2, 3 u. 4. 1909. 8. — Kgl. Sachs. Ministerium des Innern: Beschreibende
Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 33. Heft: Bautzen
(Stadt) bearbeitet von Cornelius Gurlitt. 1909. 4. — Drosendorf in Niederösterreich. Museum
zu Drosendorf: O. Kilcher, Das Museum zu Drosendorf. . . Ein gedrängter Bericht über
die dort untergebrachten F. Kießling'schen Sammlungen. . . 2. Aufl. 1909. 8. — Eger. Dr. Karl
S i e gl: Ders., Die Egerer Zunftordnungen. Ein Beitrag zur Geschichte des Zunftwesens. 1909.
8. — Erlangen. Fr. Junge, Verlagsbuchhandlung: Th. Kolde, Beiträge zur bayer. Kirchen-
geschichte. XV, 6; XVI, 1. — Frankfurt a. M. M. D i e s t e r w e g, Verlag: Ferd. Rein-
hold, Friedrich der Große, Briefe und Erlasse. 1909. 8. — Städelscher Museums-
Verein: Bericht über die Tätigkeit des Städelschen Museums- Vereins in Frankfurt am Main
im ersten Jahrzehnt seines Bestehens. 1909. 4. — Deutscher Werkbund: Erster
Jahresbericht des deutschen Werkbundes für 1908/09. 1909. 8. — Frauenfeld. Huber & C o.,
Verlag: A. Bachmann und andere. Schweizerisches Idiotikon- Wörterbuch der schweizerdeutschen
Sprache. LXV. Heft. 1909. 8. — C. Brun, Schweizerisches Künstler- Lexikon. 9- Lfg. O. J. 8.
— Freiberg i. Sachsen. Gerlachsche Buchdruckerei: Freiberger Stadt-, Land- und Berg-
Kalender a. d. Jahr 1910. 1909. 8. — Flreiburg i. B. H e r d e r sehe Verlagsbuchhandlung:
L. V. Pastor, Geschichte der Päbste. V. Bd, 1909. 8. — St. Qallen. Pfarrer Friedr. Schulz:
Ders., Alpenlicht. Gornergrat. Turka. Maloja. 1910. 8. — Gera. Fürstl. Gymnasium
Rutheneum: R. Rau, Katalog der Fürstl. Gymnasial- und Landesbibliothek. 1909. 8. —
Godesberg. Joseph Loevenich: Katalog über die im Arndt-Museum d. histor. Arndt-
ruhe zu Godesberg aufbewahrten Hauptstücke. 1909- 8. — Arndtruhe. Lieblingsaufenthalt
des Dichters E. M. Arndt. 1907. 8. — Halle a. S. Otto Hendel, Verlag: Bau- u. Kunst-
denkmäler der Provinz Sachsen: Neue Folge Bd. I, Lfg. 1—4. 1884. 8. — Historische
Kommission für die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt:
Provinzialmuseum der Provinz Sachsen in Halle, Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-
thüringischen Länder. 8. Bd. 1909. 8. — Dr. M. Sauerlandt: Städtisches Museum für
Kunst und Kunstgewerbe. Halle a. S.: Bericht über die Neuerwerbungen des Verwaltungsjahres
1908. 1909. 8. — Halle- Qiebichenstein. Aug. L o ß, Verlag: Ders., Handbuch der Dreherei.
11. — 15. Aufl. 1909. 8. — Hannover. O. v. Schaumberg, Hauptmann: Ders., Beiträge
zur ältesten Geschichte der Stadt Schalkau und der Burg Schaumberg vor dem Thür. Walde. 1908.
4. — Jahrsdorf. J. G. Hierl, K. Pfarrer: Ders., Die Primizkapelle in Kloster Heilsbronn.
— 81 —
1910. 8. — Jena. Gustav Fischer, Verlag: J. Conrad, L. Elster, W. Lexis, Edg. Loenig,
Handwörterbuch der Staatswissenschaften. Bd. II. Dritte umgearbeitete Aufl. 8. — J. Conrad
und andere, Handwörterbuch der Staatswissenschaften. III. Bd, 3- umgearbeitete Aufl. 1909-
8. Innsbruck. L u d w. Schön ach: Ders.,'Ein vornehmer nordischer Gast am Tiroler
Hofe 1347. S.-A. O. J. 8. — Wagn ersehe Universitätsbuchhandlung: E.
V. Böhm-Bawerk, Kapitalzins. I.'. Abteilung: Positive Theorie des Kapitals. III. Aufl., 1. Halb-
band, Buch 1 u. 2. 1909. 8. — W. Erben, Quellenstudien aus dem histor. Seminar der Uni-
versität Innsbruck. Heft I. J. K. Mayr, Die Linzer Handschrift des deutschen Vegez, und A.
Philipp, Überlieferung und Datierung der Grottkauer Einigung. 1909. 8. — Forschungen zur
inneren Geschichte Österreichs, herausgg. von Alfons Depsch, Heft VI: Theod. Mayer, Der aus-
wärtige Handeides Herzogtums Österreich im Mittelalter. 1909. 8. — Gumploricz, Ludw. Sozial-
philosophie im Umriß. 1910. 8. — Alfr. Gürtler, Die Volkszählungen Maria Theresias und Josef II.
■J753 — 90. 1909. 8. — F. X. Kortleitner, De Hebraeorum ante exsilium babylonium mono-
theismo. 1910. 8. — Innsbrucker Festgruß von der philosophischen Fakultät dargebracht der
50. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Graz. 1909. — Ella Lesser, Der
Däne Claudius Clausson Swart, der älteste Kartograph des Nordens, der erste Ptolemäus-Epigon
der Renaissance. Eine Monographie von Anton Björnbo und Carl C Petersen, übersetzt von
Ella Lesser. 1904. 4. — E. Oberhummer und F. von Wieser, W. Lazius Karten der österreichi-
schen Lande und des Königreichs Ungarn aus den Jahren 1545—1563. 1906. 2. — Ludw. Merk,
Die Hauterscheinungen der Pellagra. 1909- 4. — Ludw. Schönach, Beiträge zur Geschlechter-
kunde Tiroler Künstler aus dem 16.— 19- Jahrhundert. O. J. 8. — V. von Zingerle, Mittelalter-
liche Inventare aus Tirol und Voralberg. 1909. 8. — Karlsruhe. Geh. Archivrat Dr. A. Krie-
ger: Oberrheinische Stadtrechte. I. Abt.: Fränkische Rechte, 8. Heft: C Koehnke, Grünsfeld,
Neidenau u. Osterburken. 1909. 8. — Kitzingen. Stadtmagistrat Kitzingen:
K. Schilling und J. Neubert, Adreßbuch für die Stadt Kitzirigen. Nach dem Stande vom 1. April
1909. 1909. 8. — Köln. Direktion des Wallraf-Richartz-Museums: August
Neven. Du Mont. Gedächtnis- Ausstellung im Wollraf-Richartz-Museum der Stadt Köln. Vom
3. Dezember 1909 bis 3. Januar 1910. — Leipzig. A. Deichert Nach f. (Georg Böhme),
Verlag: G. Schanz, Wirtschafts- und Verwaltungsstudien XXXVI: K. Vanselow, Die ökonomische
Entwickelung der bayer. Spessartstaatswaldungen l8l4— 1905- 1909. 8. — Ebenda XXXVII:
P. May, Die bayer. Zementindustrie. 1909- 8.— Fr. Willi. G r u n 0 w, Verlag: Paul Eudel,
Fälscherkünste. Neu herausgegeben und ergänzt von A. Rößler. 1909. 8. — K. Wipper-
mann, Deutscher Geschichtskalender. 1. Bd. 1905. 8. — Rudolf Haupt, Verlag: Flug-
schriften aus den ersten Jahren der Reformation: III. Bd. Heft 6: Alfr. Götze, Das Kegelspiel
und Heft 7: O. Giemen, Absag- oder Fehdeschrift Lucifers an Luther. 1909. 8. — J. C. H i n-
r i c h s, Verlagsbuchhandlung: Mythologische Bibliothek II, 2: G. Hüsing, Die iranische Über-
lieferung und das arische System; III, 1: W. Schultz, Rätsel aus dem hellenischen Kulturkreise,
1. Teil. 1909. 8. — Vierteljahrs- Katalog der Neuigkeiten des deutschen Buchhandels. 64. Jahrgang.
Heft 2 u. 3. 1909. 8. — Städtisches Kunstgewerbemuseum: O. Pelka, Katalog
der Bibliothek des städtischen Kunstgewerbemuseums zu Leipzig. 1908. 8. — Ders., Schlag-
wörterbuch zum Kazalog der Bibliothek des städtischen Kunstgewerbemuseums zu Leipzig. 1908.
8. — Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte:
Mitteilungen der Zentralstelle für deutsche Personen- und Familien- Geschichte. Heft V. 1909- 8.
— Linz a. D. A. M. P a c h i n g e r: Ders., Über Krankheitspatröne auf Medaillen. 1909- 8. —
London. Victoria and Albert Museum. South Kensington: Victoria and
Albert Museum: Plans showing scheme of arrangement ofthe collections. 1908. 8. — Cecil Smith,
Guide to the Victoria and Albert Museum, South Kensington. 1909- 8. — Lübeck. Museum
Lübeckischer Kunst- und Kulturgeschichte: Bericht des Museums Lübecki-
scher Kunst- und Kulturgeschichte über das Jahr 1908. 1909. 8. — Wegweiser durch das Museum
Lübeckischer Kunst- und Kulturgeschichte und durch dessen kirchliche Halle. 6. Aufl. S.-A.
190s. 8. — Mannheim. Dr. R ö h r i n g , Oberstabsarzt a. D.: Vom christlichen Abschied . . . .
des Ehrwürdigen Herrn Dr. Martini Lutheri Bericht durch D. Justum Jonam M. Michaelem
Celium 1546 Photogr. Neudruck. 1909. 8. — M. Scheins, Bauwerke, Kunst-
denkmäler und Inschriftei aus mittelalteriicher Zeit in Ingenheim a. d. B. 1888. 8. —
Die Eröffnungsfeier der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 3- Juli 1909- 1909- 8. —
6
— 82 —
J. Häußner, Großherzog Freidrich von Baden. Ein Gedenkblatt für das badische Volk. O. J. 8. —
Wahl und Liebmann, Führer durch die historische Abteilung der Internationalen Luftschiffahrt-
Ausstellung'. Frankfurt a. M. 1909. 8. — Marienburg. B. S c h m i d, Provinzial- Konservator:
Ders., Die Denkmalpf liege in der Provinz Westpreußen in den Jahren 1901 — 1908. 1904 — 1909.
4. — München. Carl Gerber, Verlag: Nürnberg- Fiirther Jahrbuch 1909- 8. — Dr. Hager
Generalkonservator: Rundschreiben des Kgl. Generalkonservatori'ums der Kunstdenkmale und
Altertümer Balyerns. 1909- 8. — Hugo H e 1 b i n g, Kunsthandlung: Ders., Katalog einer
Sammlung von Ölgemälden alter Meister aus Mannheimer Privatbesitz. 1909. 8. — Direktion
der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek: Alphabetisches Verzeichnis der laufenden
Zeitschriften, welche von der K. Hof- und Staatsbibliothek München und einer Anzahl anderer
Bibliotheken Bayerns gehalten werden. 1909. 8. — J. V. Kuli: Ders., Bildnisse von fürst-
lichen und anderen hervorragenden deutschen Frauen des XVI. bis XIX. Jahrhunderts auf Me-
daillen. S.-A. 1909. 8. — Alb. Langen, Verlag: Ed. Fuchs, Illustrierte Sittengeschichte
vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Renaissance. Ergänzungsband. 1909. 4. — J. J. L e n t-
nersche Buchhandlung (E. Stahl): Veröffentlichungen aus dem kirchenhistorischen
Seminar München, III. Reihe, Heft 7 und 8 (G. Gromer, Die Laienbeichte im Mittelalter; D. Stiefen-
hofer, Die Geschichte der Kirchweihe vom 1. — 7- Jahrb.). 1909- 8. — Nürnberg. Dr. Chri-
stoph Beck, K. Reallehrer: Ders., Die Ortsnamen des Pegnitztales und des Gräfenberg-
Erlanger Landes. 1909. — Georg Bock, Zahnarzt: Münz, Martin, Handbuch der Anato-
mie des menschlichen Körpers mit Abbildungen in einem Atlas. 1821 — 36. 8, 2. — F e r d.
E i s i n g e r, Prokurist: Ders., August Johann Rösel von Rosenhof. S.-A. 1909- 4. — Medi-
zinische Gesellschaft: XXX. Jahresbericht der Nürnberger mediziniscTien
Gesellschaft und Poliklinik für 1908. 1909. 8. — Sitzungsberichte der Nürnberger medizinischen
Gesellschaft und Poliklinik. 1908. 1909- 8. — Industrie- und Kulturvereiri: Ver-
waltungsbericht des Industrie- und Kulturvereins Nürnberg für 1908 und das erste Halbjahr 1909.
1909. 8. — Ph. Buckel, Der Industrie- und Kulturverein Nürnberg und seine Zweiganstalten
von 1819—1909. 1909. 8. — Ernst Kießkalt, K. Postsekretär: Ders., Die Grabdenk-
mäler des ehemaligen Benediktinerklosters Paulinzella. 1907. 8. — Ders., Grabdenkmale in
StaffelsteJn (Stadt). 1906. 8. — Ders., Die Bildwerke der Stadt Saalfeld a. S. in heraldischer
und genealogischer Beziehung. 1907- 8. — Ders., Die Grabdenkmäler der St. Veitskirche zu
Ell\vangen. 1907. 8. — Ders., Grabdenkmale der Stadt Hof. 1906. 8. — Ders., Grabsteine
und Gedächtnistafeln der Stadt Kroriach. 1906. 8. — Ders., Die Grabdenkmäler in der Kirche
zu Marlesreuth. O. J. 8. — Eugen Mayr, Rentier: L. A. Desmarres Handbuch der gesamten
Augenheilkunde. 1852. 8. — Gh. F. B. Ettmüller, Abhandlung über die Krankheiten der Augen
und Augenlieder. 1799- 8. — Frank, Joh. Peter, System einer vollständigen medicinischen Poli-
zey I. 2. Aufl., 1784, III 1783, IV 1788. 8. — Doktordiplom für Andreas Haßmann aus Nürn-
berg 1858. 2. — J. C. Jäger, Beyträge zum Heilverfahren bey Schuß-, Hieb- und Stich^vunden,
nebst einem Anhang von der Krätze und Lustseuche (Bd. III der ,, Beyträge zur Kriegsarznei-
wissenschaft . . .") 1796. 8. — Mayer, J G. A., Beschreibung des ganzen menschlichen Kör-
pers Bd. I— VIII. 1783—94. 8. — Müller, Joh. Valentin, Entwurf der gerichtlichen
Arzneiwissenschaft Bd. I. 1796. 8. — Dr. Joh. Müller, Gytnnasialprofessor: Ders.,
Die Finanzpolitik des Nürnberger Rates in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. S.-A. 1909-
8. — Ders., Die Handelspolitik Nürnbergs im Spätmittelalter. S.-A. 1909. 8. — Dr. Friedr.
N ü c h t e r: Ders., Albrecht Dürer. Sein Leben und eine Auswahl seiner Werke. 1910. 4. —
Stadtbibliothek: Mummenhoff, Katalog der Nürnberger Stadtbibliothek. I. Bd. 1, 1.
1909. 8. — Stadtmagistrat: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1907.
1909. 8. — K*. B. Technikum: Jahresbericht 1908/9 des Kgl. bayer. Technikums Nürn-
berg. 1909. 4. — Nürnberg-Erlenstegen. Komitee zur Wiederherstellung des
Bä renbrunnens: H ei nt^. Dorsch, Festschrift zur Enthüllung des Bärenbrunnens im städti-
schen Parke Platnersberg zu Nürnberg-Erlenstegen. 1909. 8. — Pankow. T h. Abeling:
Teutonia, Arbeiten zur germanischen Philologie, Heft 7 (Suppl.): Ders., Das Nibelungenlied und
seine Literatur (2. Teil). 1909. 8. — Peronne. C. Bou langer: Ders., La Trouvaille gauloise
de caix (Somme). S.-A. 1909. 8. — Pforzheim. Max Klemm, Verlag: Friedr. Freih. von
Gaisberg-Schöckirigen, Th. Schön und A. G. Cloß: Das Königshaus und der Adel von Württem-
berg. Lieferung 1. — 3 und 4—5. 1^8. 4. — Posen. Direktion der Kaiser Wilhelm-
— 83 —
Bibliothek in Posen: Pocke, Rudolf: Kaiser Wilhelm-Bibliothek in Posen. 7. Jahres-
bericht. Mit einer Anlage: Das staatlich organisierte Volksbibliothekswesen in der Provinz-
Posen lind die Provinzial-Wanderhibliothek. Lesejahr 1908/09. 4. — Prag. Mus. Kr. Hl.
Mesta Prahy: Priivodce Museen Kr. Hl. Mestäprahy. 1909. 8. — Franz Graf Thun:
Rud. Rieh, Mittelalterliche Hausgeschichte der edlen Familie Thun. Heft VI: Jacob 11. und
seine Familie. 1909- 8. — Princeton. Prof. George Lansing Raymond: Ders., The
genesis of artform. 3- Aufl. 1909. 8. — Ders., Rhythm andharmonyinpoetry andmusic. 2. Aufl.
1909. 8. — Ders., I*roportion and harmony of line and color in painting, sculpture and archi-
tecture. 2. Aufl. 1909. 8. — Ders., The essentiels of aesthetics in music, poetry, painting, sculp-
ture and architecture. 1. Aufl. 1909- 8. — Ders., Daute and collected verse. 1909. 8. — Ders.,
Art in Theory. An indroduction to the study of comparative Aesthetics. 2. Aufl. 1909- 8. —
Ders., The represantative Significance of Form. 2. Aufl. 1909. 8. — Der?'., Poetry as a repre-
sentative significance of form. 2. Aufl. 1909. 8. — Ders., Poetry as a representative art. 5- Aufl.
1909. 8. — Salzburg. J. K. M a y r: Ders., Die Linzer Handschrift des Deutschen Vegez. 1909.
8. — Philipp Strasser: Ders., Fürst Otto von Bismarck. Eine Sammlung von Zeitungen
mit den ersten Todesnachrichten und Nachrufen. O. J. 8. — Steglitz. Herm. Fried r.
M a c c 0: Ders., Die Abstammung des V. deutschen Reichskanzlers Bethmann- Hollweg von
Aachener Patrizierfamilien des 15- Jahrhunderts. 1909. 4. — Ders., Zur Reformationsgeschichte
Aachens während des 16. Jahrhunderts. ^907- 8. — Ders., Das jülische Geschlecht von Werth.
1904. 8. — Ders., Zur Familien-Geschichte Wuppermann. l908. 8. — Straßburg. Dr. H.
Wibel: Ders., Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige. S.-A. O. J. 8. — Stuttgart. J. B.
Metzler, Buchhandlung: G. Wissowa, Paulys Real-Encyclopädie. VI. Bd. (XII. Halbband).
1909. 8. — Prof. Dr. Bertold Pfeiffer: Franz Pfeiffer, Festrede zum Schillerjubiläum
1859 an der Universität Wien. 0. J. 8. — Schiedmayer und Söhne:, Hof-Piano-
forte- Fabrik: A. Eisen'tnann, Schiedmayer und Söhne, Hof-Pianoforte- Fabrik Stuttgart. Vorge-
schichte, Gründung und fernere Entwicklung der Firma 1809 — 1909. 0. J. 8. — Teplitz. Oskar
Siegl: Ders., Das Exlibris Georg Gundelfinger in Nürnberg. S.-A. 1909. 4. — Thurndorf bei
Auerbach i. O. Pfarrer Joh. Bareickel: Ders., Die Anfänge der Luftfahrt. Fränkischer
Kurier, 18. Dez. 09. — Troppau i. Schlesien. Verlag der Nordmark: Nordmark-Zeit-
weiser für das deutsche Volk in Schlesien. 1910. 4. — Waldhofen a. d. Ibbs. Musealverein
für Waidhofen und Umgebung: G. E. Frieß, Die Stadt Waidhofen a. d. Ibbs im
Frieden und im Kampfe. 1892. 8. — Wien. Rud. Detjens, Verlag: Georg Schönerer und
die Entwicklung des Altdeutschtutas in der Ostmark. O. J. 8. — K. K. O b e r s t h 0 f s t a b s-
kämmerei: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses.
Bd. XXVIII, Heft 3- 1909. 2. — Robert Zimmermann: Dumreicher, Armand Freih. v.
Aus meiner Studentenzeit. Wien 1909. 8. — Wunsiedel. G. K 0 h 1 e r, Verlag: Bach, Samuel,
Bareither Kloß. Neue Folge: Backna Kloß. 1910. 8. — Wür'zburg. Kurt Kabitsch:
Leuchtkugeln. Randzeichnungen zur Geschichte der Gegenwart. I— VII. 0. J. 4. — Kgl.
Universitätsdruckerei H. Stürtz, A.-G.: Th. Henner, Altfränkische Bilder. 16.
Jahrg. 1910. 8. —
Ankäufe.
Hauck, Die Entstehung des Ghristusfypus in der Abendländischen Kunst. 188O. 8. —
F. Luthmer, Der Schatz des Frhr. von Rothschild. 1. Serie. 1883. 2. — E. M. Schwanka, Ein
Buch vom Bier. 1886. 8. — Jahrbuch der Gesellschaft der Bibliophilen. IX. Jahrg. (1907/08).
8. — Gaston Migeon, La Fleur de la Science de la Pourtraicture Patrons de Broderie, Facon
arabicque et ytalique par Francisque Pellegrin 1530. R^impression en fac-simile avec introduc
tion. 1908. 4. — 0. M. Dalton, Catalogue of the ivory carvings of the Christian era 1909.
4. — Ch. Daremberg, Dictionnaire des Antiquitdsgtecques et romaines . . . . Fase. 43- 1909- 4 — .
Goethes Werke. Bd. 44, 47, 48. Große Weimarer Ausgabe. 1909- 8. — VIII. Jahresbericht
der Guttenberggesellschaft. 1909- 8. — F. Hirsch, Zeitschrift für Geschichte der Architektur.
111. Jahrg., Heft 1,2. 1909. 4. — Historisch politische Blätter, Bd. 144 (Heft 1—7). 1909- 8. —
M. Holzmann und H. Bohatta, Deutsches Anonymen-Lexikon, Bd. V (1851 — 1908). 1909. 8. —
Christ. Jensen, Bestrebungen zur Erhaltung des nordfriesischen Volkstums im 19- Jahrhundert.
1909. 8. — Kunst und Künstler. Zeitschrift für Kunst und Kunstgewerbe. Jahrgang 1909.
III./IV. Viertelj. 4. — F. Krauß, Antroprophyteia. VI. Bd. 1909- 8. — Ernst Lemberger,
6*
— 84 —
Die Bildnisminiatur in Deutschland von 1550 — 1850. 1909. 2. — S. Müller und W. Vogelsang,
Hollänidsche Patrizierhäuser. 1909- 4. — H. Posse, Die Gemäldegalerie des Kaiser Friedrich-
Museums. Vollständiger beschreibender Katalog mit Abbildungen sämtlicher Gemälde. I. Ab-
teilung: Die romanischen Länder.... 1909. 4. — Österreichische Kunsttopographie. Bd. III:
Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. 1909. 8. — Topographie der historischen und
Kunstdenkmale im Königreich Böhmen: XXIV. A. Podlaha, Der politische Bezirk Böhmisch-
Brod. 1909. 8. — Friedrich Wolff: Michael Pacher. Bd. I. 1909. 2. — Beiheft II der Zeit-
schrift für Geschichte der Architektur: R. Heiligenthal, Baugeschichte der Stadt Bruchsal vom
13. bis 17- Jahrh. 1909. 4. — Beiheft III: V. Stübinger, Die römischen Wasserleitungen von
Nimes und Arles. 1910. 4. — Prähistorische Zeitschrift (herausgegeben von C Schuchhardt
K. Schumacher, H. Segeo). I. Bd. Jahrg. 1909. 8. — H. Delbrück, Preußische Jahrbücher.
Jahrg. 1909/10. Bd. 138. 8. — Friedrich Back, Mittelrheinische Kunst. Beiträge zur Geschichte
der Malerei und Plastik im 14. und 15- Jahrh. 1910. 4. — Süddeutsche Monatshefte 1910. Jan.
8. — M. Bauer, Edelsteinkunde. Lieferungen IX bis XI 11. O. J. 8. — E. Flechsig, Sächsische
Bildner'^i und Malerei vom 14. Jahrh. bis zur Reformation. 1. Lfg. O. J. 2. — Franz Liszts
musikalische Werke, herausgegeben von der Franz Liszt-Stiftung. I. Für Orchester, 1. Abteilung
Symphonische Dichtungen 9 und 10. O. J. 4. — Camille Martin, L'Art romain en France. O. J.
2. — J. W. Nagel und J. Zeidler, Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte. 32. Lfg. 0. J. 8.
— Ond-Nederlandsche Steden: C. H. Peters, De nederlandsche stedenbaow. De stad als veste
woon — en handelsplaats. O. J. 4.
Heyer von Rosenf^Idsche Stiftung. M. Joh. Hartmann Groß, Christliche Leichpredigt . . .
deß . . . Johann Ludwigs von Glauburg . . . seliger Gedächtnuß. 1631- 8. — M. G. Ph. Liech-
stein, Christiana Euthanasia Bey . . . Begräbnuß . . . deß . . . Herrn Jacob Marquards
von Glauburg I650. 8. — Ph. Jac. Spener, Deß Christenthums Vollkommenheit ...
bey Leich- Bestattung . . . deß Herrn Achilles Sigmund von Glauburg 1667. 8. — Joh.
Simon Frank, Pieris helenopolitana . . . Johannem Hectorem von Glauburg generesissimi parentis
Dr. Johannis Adolphi von Glauburg 1694. 8. — Ludwig H. Schlosser, Das Göttliche
Vatter-Hertz als . . . Joh. Adolph von Glauburg . . . entschlaffen . . . 1718. 8. — Herrn.
Friedr. Macco, Beiträge zur Genealogie rheinischer Adels- und Patrizierfamilien. IV. 1905. 4. —
Herm. Friedr. Macco, Aachener Wappen und Genealogien. Bd. I u. II. 1907/8. 4. — General-
schematismus der katholischen Geistlichkeit Deutschlands. 1908. 8. — A. Bettelheim, Bio-
graphisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. XII. Bd. 1909- 8. — Tfoulkes Charles, Armour
und Weapons. Oxford 1909- 8. — L. Forrer, Biographical Dictionary of Medallisto. Bd. IV.
1909. 8. — B. E. Hugo Gerstmann, Beiträge zur Kulturgeschichte Schlesiens, 14. bis 20. Jahr-
hundert .... 1909. 2. — Gothaischer Genealogischer Hofkalender nebst diplomatisch-stati-
stischem Jahrbuch. 1910. 147- Jahrg. 1909- 8. — Personalstand sämtlicher kirchlicher Stellen
und Behörden der protestantischen Kirche im Königreich Bayern diesseits des Rheins. 1909. 8.
— John Smith, A Catalogue raisonnd of the most eminent dutsch, flemisch and french painters;
in which is included . . . 1829 — 42. Neudruck London 1909. 8. — Gothaisches Genealogisches
Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1910. 4. Jahrg. 1909. 8. — Gothaisches Genealogisches
Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1910. 60. Jahrg. 1909. 8. — Gothaisches Genealogisches
Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1910. 83- Jahrg. 1909. 8. — Gothaisches Genealogisches
Taschenbuch der Uradeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel) 1910.
11. Jahrg. 1909- 8. — Verlohren, Stammregister der Sächsischen Armee. 1. u. 2. Lfg. 1909- 8.
— A. V. Wurzbach, Niederländisches Künstlerlexikon. Bd. II. Lfg. 12. 1909. 8. — Schweize-
risches Geschlechterbuch. 1910. III. Jahrg. 8. — Theodor Meyer, Das Wiener Bürgerhaus Theyer.
S.-A. O. J. 4. — J. B. Rietstap, Armorial General. Pasc. 48 III und 49- O. J. 2. — L. Schönach,
Beitäge zur Geschlechterkunde tirolischer Künstler aus dem 16. — 19- Jahr.h 0. J. 8.
Nassauer Stiftung. Archives ou correspondance inddite de la maison d' Orange- Nassau:
Th. Bussemaker, QuatriÄme serie, Tome II. 1909. 8.
— 85 —
TAUSCH VERKEHR.
Im Jahre 1909 stand das Germanische Museum im Tauschverkehr mit:
Aachen:
Aachener Geschichtsverein.
Aarau:
Historisclie Gesellschaft des Kantons Aar-
gau.
Agram (Zagreb):
Königl. kroat.-slavon.-dalmat. Landes-
archiv.
Altenburg:
Geschichts- und altertumsforschende Ge-
sellschaft des Osterlandes.
Amiens:
Sociöt6 des antiquaires de Picardie.
Amsterdam:
K. Akademie der Wissenschaften.
K. oudheidkundig genootschap te A.
Redaktion von ,, Het huis oud & nieuw".
Annaberg:
Verein für Geschichte von Annaberg und
Umgebung.
Ansbach:
Fränkische Zeitung.
Historischer Verein für Mittelfranken.
Antwerpen:
J.-E. Buschmann als Verleger der Zeit-
schrift „Onze Kunst". Voortzetting van
de Vlaamsche School.
Arnstadt:
Museumsgesellschaft.
Augsburg:
Augsburger Postzeitung.
Historischer Verein für Schwaben und
Neu bürg.
Bamberg:
Königl. Bibliothek.
Gewerbe- Verein.
Historischer Verein.
Basel:
Historische und antiquarische Gesellschaft.
Redaktion des Schweizer Archivs für He-
raldik.
Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde.
Universitäts- Bibliothek.
Bayreuth:
Historischer Verein für Oberfranken.
Bergen:
Bergens .Museum.
Vestlandske Kunstindustrimuseum.
Berlin:
Königl. Preußische Akademie der Wissen-
schaften.
K. Statistisches Amt.
Apotheker- Verein, Deutscher.
Bauzeitung, Deutsche.
Bibliothek des Deutschen Reichstages.
Blätter für Architektur und Kunsthand-
werk. (Verlag.)
Burgwart (Architekt Bodo Ebhardt, Grune-
wald bei Berlin).
Ex-libris- Verein.
Gesamtverein der deutschen Geschichts-
und Altertumsvereine.
Berliner Gesellschaft für Anthropologie,
Ethnologie und Urgeschichte.
Gesellschaft für Erdkunde.
Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und
Schulgeschichte.
Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz
Brandenburg.
Gesellschaft, Historische.
Gesellschaft, Deutsche Pharmazeutische.
Graveur- Verein, Deutscher.
Journal für Buchdruckerkunst. (Verlag.)
Moderne Kunst (Verlag von Rieh. Bong).
Kunsthalle, Die. (Prof. Dr. Gg. Galland,
Charlottenburg.)
Verlag Franz Lipperheide. (Illustr. Frauen-
Zeitung.)
Münzblätter, Berliner und Correspondenz,
Numismatisches Beiblatt zu den Ber-
liner Münzblättern. (Dr. Emil Bahrfeld.)
Museums- Verein.
Norddeutsche Allgemeine Zeitung.
Provinzialmuseum, Märkisches.
Reichsanzeiger, Deutscher und Königlich
Preußischer Staatsanzeiger.
Reichs- Postamt III, Abt. W.
Rundschau, Deutsche. (Redaktion.)
Touristen- Klub für die Mark Branden-
burg.
Verein für die Geschichte Berlins (Alt-
Berlin).
Verein Herold.
Verein für deutsches Kunstgewerbe.
Verein für Geschichte der Mark Branden-
burg.
Verein für Volkskunde.
Welt, Die weite. (Redaktion.)
Woche, Die. (Verlag von Aug. Scherl.)
Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley
Brandenburg. (Redaktion.)
Zeitschrift für Bauwesen. (Schriftleitung.)
— 86
Zeitschrift für Numismatik. (Redaktion.)
Zentralblatt der Bauverwaltung. (Schrift-
leitung.)
Bern:
Historischer Verein des Kantons Bern.
Biedenkopf:
Mitteilungen aus Geschichte und Heimat-
kunde des Kreises Biedenkopf.
Bistritz:
Direktion der Gewerbeschule.
Bonn:
Universitätsbibliothek.
Verein von Altertumsfreunden im Rhein-
lande.
Verlag der Rheinischen Geschichtsblätter.
Brandenburg a. H.:
Historischer Verein.
Braunau i. B.:
Dr. Eduard Langer, Herausgeber der
„Deutschen Volkskunde aus dem öst-
lichen Böhmen".
Braunsberg :
Historischer Verein für Ermland.
Bregenz:
Vorarlberger Museums- Verein.
Bremen:
Gewerbemuseum.
Historische Gesellschaft des Künstler-
Vereins.
Verlag von Carl Schünemann. („Nieder-
sachsen".)
Breslau:
Schlesische Gesellschaft für vaterländische
Kultur.
Universitätsbibliothek.
Verein für Geschichte und Altertum Schle-
siens.
Verein für das Museum schlesischer Alter-
tümer.
Briinn:
Mährisches Gewerbe-Museum.
Verein für die Geschichte Mährens und
Schlesiens.
Verein „Deutsches Haus".
Brüssel:
L'academie Royale de Belgique.
Commissiones royals d'art et d'archäo-
logie.
R. R. P. P. Bollandistes.
La Gazette numismatique (Direction).
Musdes Royaux des arts d^coratifs et in-
dustriels.
La socidtd d'archdologie.
La soci^td Royale de gdographie.
Budapest:
Königl. ungarische Akademie der Wissen-
schaften.
Müvdszet, Redaktion.
Stadtmagistrat.
Cassel:
Prof. Dr. Georg Steinhausen, Vorstand der
Stadtbibliothek. („Archiv für Kultur-
geschichte".)
Verein für hessische Geschichte und Landes-
kunde.
Verein für Naturkunde.
Chemnitz:
Verein für Chemnitzer Geschichte.
Chur:
Historisch-antiquarische Gesellschaft des
Kantons Graubünden.
Cincinnati:
Cincinnati Museum Association.
Coblenz:
Mitteilungen des Rheinischen Vereins für
Denkmalpflege und Heimatschutz.
Danzig:
Königliche Technische Hochschule.
Naturforschende Gesellschaft.
Westpreußischer Geschichtsverein.
Westpreußisches Provinzialmuseum.
Darmsfadt:
Gewerbeblatt für das Großherzogtum
Hessen.
Historischer Verein für das Großherzog-
tum Hessen.
Verein für Erdkunde.
Verlag der ,,Innen-Dekoration".
Dessau:
Verein für Anhaltische Geschichte und
Altertumskunde.
Detmold:
Gesch. Abt. des naturw. Vereins für das
Fürstentum Lippe.
Dillingen:
Historischer Verein.
Donaueschingen:
Verein für Geschichte und Naturgeschichte
d. Baar u. d. angrenzenden Landesteile.
Donauwörth:
Historischer Verein für Donauwörth und
Umgegend.
Dorpat:
Gelehrte Esthnische Gesellschaft.
Universität.
Dresden:
Kgl. sächsischer Altertumsverein.
„Blätter für Münzfreunde" und „Numis-
matischer Verkehr".
87 —
Verein für die Gescliichte Dresdens.
Gesellscliaft für Natur- und Heilkunde.
Kunstwart.
Kgl. sächsisches statistisches Landesanit.
Europäische Modenzeitung:.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
Düsseldorf:
Archiv für Buchbinder.
Düsseldorfer Geschichtsverein.
Eger:
Unser Egerland.
Eichstätt:
Historischer Verein.
Eisenberg:
Geschichts und altertumsforsch. Verein.
Eisleben:
Verein für Geschichte und Altertümer der
Grafschaft Mansfeld.
Elberfeld:
Bergischer Geschichtsverein.
Emden:
Gesellschaft für bildende Kunst und vater-
ländische Altertümer.
Naturforschende Gesellschaft.
Erfurt:
Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.
Verein für die Geschichte und Altertums-
kunde von Erfurt.
Erlangen:
Universitätsbibliothek.
Essen :
Historischer Verein für Stadt und Stift
Essen.
Frankenthal:
Altertumsverein.
Fellin:
Literarische Gesellschaft.
Flensburg:
Kunstgewerbe-.Wuseum.
Frankfurt a. M.:
Frankfurter Blätter für Familiengeschichte.
Freies deutsches Hochstift.
Mitteldeutscher Kunstgewerbe- Verein.
Stadtbibliothek.
Verein für die Geschichte und Altertums-
kunde von Frankfurt a. M.
Verein für rheinische und westfälische
Volkskunde.
Frankfurt a. 0.:
Naturwissenschaftlicher Verein des Reg.-
Bez. Frankfurt a. O.
Frauenfeld:
Historischer Verein des Kantons Thurgau.
Freiberg i. S.:
Altertumsverein.
Freiburg i. B.:
Archiv für christliche Kunst.
Breisgau- Verein Schau ins- Land.
' Gesellschaft f. Beförderung der Geschichts-,
Altertums- und Volkskunde von Frei-
burg, dem Breisgau und den angrenzen-
den Landschaften.
Münsterbau- Verein.
Stimmen aus Maria- Laach.
Universitätsbibliothek.
Kirchlich bist. Verein der Erzdiözese Frei-
burg i. B.
Freiburg i. Schw.:
Deutscher geschichtsforschender Verein
des Kantons Freiburg (Schweiz).
Freising:
Historischer Verein.
Freiwaldau:
Mährisch-schlesisch. Sudeten- Gebirgsverein.
Friedberg (Hessen):
Geschichts- und Altertumsverein.
Friedrichshafen:
Verein für die Geschichte des Bodensees.
St. Gallen:
Historischer Verein des Kantons St. Gallen:
Genf:
Institut national genevois.
Soci6t6 d'histoire et d'archeologie.
Gießen:
Oberhessischer Geschichtsverein.
Oberhessische Gesellschaft für Natur- und
Heilkunde.
Universitätsbibliothek.
Verband deutscher Vereine für Volkskunde.
Vereinigung für hessische Volkskunde.
Glarus:
Historischer Verein des Kantons Glarus.
Görlitz:
Gesellschaft für Anthropologie und Ur-
geschichte der Oberlausitz.
Oberlausitzische Gesellschaft der Wissen-
schaften.
Gotha:
Verlag der deutschen Geschichtsblätter.
Vereinigung für Gothaische Geschichte und
Altertumsforschung.
Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften.
Forscher- und Sammlerverein.
Graubünden:
Historisch-antiquarische Gesellschaft des
Kantons Graubünden.
Graz:
Steiermärkischer Gewerbeverein.
Kunsthistorische Studien. (Buchhandlung
Styria).
— 88
Steiermärkisches Landesmuseum.
Historischer Verein für Steiermark.
Naturwissenschaftlicher Verein für Steier-
mark.
Greifswald:
Universitätsbibliothek.
Rügisch- Pommerscher Geschichtsverein.
Guben:
Niederlausitzer Gesellschaft für Anthro-
pologie und Urgeschichte.
Haag:
Genealogisch-heraldiek Genootschap ,,De
Nederlandsche Leeuw".
Halberstadt:
Verein für Kircheneeschichte in der Pro-
vinz Sachsen.
Hall (Schwäbisch):
Historischer Verein für Württembergisch
Franken.
Halle a. S.:
Zeitschrift für deutsche Philologie.
Kaiserl. Leopoldinisch-CaroHnische Deut-
sche Akademie der Naturforscher.
Thüringisch-sächsischer Verein für Erfor-
schung des vaterländischen Altertums
und Erhaltung seiner Denkmale.
Hamburg:
Öffentliche Stadtbibliothek.
Verein für hamburgische Geschichte.
Hanau:
Hanauer Bezirksverein für hessische Ge-
schichte und Landeskunde.
Wetterauische Gesellschaft für die gesamte
Naturkunde.
Hannover:
Architekten- und Ingenieur- Verein.
Hannoversche Geschichtsblätter.
Gesellschaft für ältere deutsche Geschichts-
kunde.
Heraldischer Verein zum Kleeblatt.
Historischer Verein für Niedersachsen.
Harlem:
Socidtd hollandaise des sciences.
Heidelberg:
Heidelberger Schloßverein.
H istorisch-philosophischer Verein.
Universitätsbibliothek.
Heilbronn:
Historischer Verein.
Heiligenstadt:
„Unser Eichsfeld". (Redaktion.)
Helsingfors:
Finnischer Altertumsverein.
Finnisch. Literar. Gesellschaft.
Gesellschaft der Wissenschaften.
Hermannstadf:
Siebenbürgischer Karpathenverein.
Verein für Siebenbürgische Landeskunde.
HJrschberg:
Riesengebirgs- Verein.
Hohenleuben:
Voigtländ. altertumsforschender Verein.
Homburg v. d. H.:
Verein für Geschichte und Altertumskunde.
Husum:
Mitteilungen des Nordfriesischen Vereins
für Heimatkunde und Heimatliebe.
Jena:
Universitätsbibliothek.
Verein für thüring. Geschichte und Alter-
tumskunde.
Igio:
Ungar. Karpathenverein.
Innsbruck:
K. K. Statthalterei-Archiv.
Ferdinandeum.
Insterburg:
Alte rtu msgesellschaf t.
Kahla:
Verein für Geschichte und Altertumskunde.
Karlsruhe:
Karlsruher Altertumsverein.
Badische historische Commission.
Kaufbeuren:
Verein Heimat.
Kempten:
Altertums- Verein.
Kiel:
Naturwissenschaftl. Verein für Schleswig-
Holstein.
Gesellschaft für die Geschichte der Herzog-
tümer Schleswig, Holstein u. Lauenburg.
Universitätsbibliothek.
Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte.
Klagenfurt:
Geschichtsverein für Kärnten.
Köln:
Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte
und Kunst mit Korrespondenzblatt.
Zeitschrift für christliche Kunst.
Kölner Kunstgewerbeverein.
Histor. Verein für den Niederrhein.
Königsberg i. P.:
Red. d. Altpreußischen Monatsschrift.
Physikal. Ökonom. Gesellschaft.
Altertumsgesellschaft Prussia.
Universitätsbibliothek.
Kopenhagen:
Acaddmie royale des sciences et des let-
tres de Danemark.
89
Soci6t6 royale des antiqu:iires du Nord.
Industriforeningen i Kjöbenhavn.
K. Nordiske Oldskrift-Selskab.
K. danske Videnskabern. Selskab.
Krakau:
Akademie der Wissenschaften.
Kreuznach:
Antiquarisch- Histor. Verein.
Kristiania:
Foreningen til norske fortidsmindesmaer-
kers bevaring (Aarsberetning).
Kronstadt:
Stadtarchiv.
Laibacli:
Red. der Zeitschr. f. krainische Landes
künde.
Krainer Musealverein.
Landsberg a'd. Warthe:
Verein für Geschichte der Neumark.
Landshut:
Historischer Verein für Niederbayern.
Lauingen:
Altertumsverein.
Lausanne:
Society d'histoire de la Suisse.
Leeuwarden:
Friesch genootschap ter beoefening der
Friesche geschied.
Leiden:
Maatschapy de Nederland. Letterkunde.
Leipa:
Nordböhm. Excursions-Klub.
Leipzig:
Beilage, wissenschaftliche, der Leipziger
Zeitung.
Börsenverein der deutschen Buchhändler.
Centralblatt für Bibliothekswesen.
Centralblatt, literarisches.
Centralvecein für das gesamte Buchgewerbe.
Daheim.
Gartenlaube.
Gesellschaft, deutsche, zur Erforschung
vaterländischer Sprache und Altertümer.
Gesellschaft, k. sächs., der Wissenschaften,
phil.-hist. Gl.
Grenzboten.
Kgl. Sächs. Institut für Kultur und Uni-
versalgeschichte bei der Universität
Leipzig.
Journal der Goldschmiedekunst.
Literaturblatt f. germ. u. rom. Philologie.
Monatshefte (Velhagen & Klasing).
Museum für Völkerkunde.
Original und Reproduktion.
Universitätsbibliothek.
Verein, deutscher, zur Erforschung Palä
stinas.
Verein für Geschichte der Stadt L«ipzig.
, Vierteljahrs- Katalog (J. C. Hinrichs).
Zeitschrift für bildende Kunst.
Zeitschrift, neue, für Musik.
Zeitung, illustrierte.
Zentralstelle für deutsche Personen- und
Familiengeschichte ( Mitteilungen).
Zur guten Stunde.
Leisnig:
Geschichts- und Altertumsverein.
Lindau i. B.:
Verein für Geschichte des Bodensees und
seiner Umgebung.
Linz:
Museum Francisco-Carolinum.
Linzer Diözesan- Kunstverein.
Oberösterreichischer Gewerbe- Verein.
Louvain (Belgien):
„Analectes pour servir ä l'histoire 6cclesia-
stique de la Belgique".
Lübecl<:
Verein für hansische Geschichte.
Verein für Lübecker Geschichte und Alter-
tumskunde.
Lübeckisches Museum für Kunst- u. Kultur-
geschichte.
Lüneburg:
Museumsverein für Lüneburg.
Lüttich:
Institut arch^ologique Lidgeois.
Luxemburg:
Verein für Luxemburger Geschichte, Lite-
ratur und Kunst.
Section historique de l'institut de Luxem-
bourg.
Luzern:
Histor. Verein der 5 Orte.
Magdeburg:
Magdeburgischer Geschichtsverein.
Mainz:
Rom. Germ. Central-Museum (Die Alter-
tümer unserer heidnischen Vorzeit).
Verein zur Erforschung rhein. Geschichte
und Altertümer.
Mannheim:
Mannheimer Altertumsverein.
Marburg:
Universitätsbibliothek.
Maredsvus (Belgien):
Direction de la Revue ben^dictine.
Marienwerder:
Histor. Verein für den Regierungsbezirk
Marienwerder.
9f) —
Meiningen:
Hennebergischer altertumsforsch. Verein.
Verein für Meiningische Geschiciite und
Landeskunde.
Meißen:
Verein für Geschichte der Stadt Meißen.
Metz:
Verein für Erdkunde.
Gesellschaft für lothringische Geschichte
und Altertumskunde.
Mitau:
Kurländische Gesellschaft für Literatur und
Kunst.
Kurländisches Provinzialmuseum.
Montreal:
Soci^te numismatique et d'archdologie.
Mühlhausen i. Th.:
Mühlhäuser Altertumsverein.
München:
Akademie der Wissenschaften.
Allgemeine Zeitung.
Altertumsverein.
Archivariat des bayer. Landtages.
Bauzeitung, süddeutsche.
Bayerland.
Formenschatz.
Forschungen zur Geschichte Bayerns.
Gesellschaft, deutsche, für Anthropologie.
Gesellschaft, deutsche, für christl. Kunst.
Gesellschaft, numismatische.
Jahrbuch, histor., der Görresgesellschaft.
Kunstgewerbeverein, bayerischer.
Museum von Meisterwerken der Natur-
wissenschaft und Technik.
Nationalmuseum, Bayerisches.
Statistisches Bureau.
Universitätsbibliothek.
Verein, historischer, von Oberbayern.
Verein für Volkskunst und Volkskunde.
Internationale Wochenschrift für Wissen-
schaft, Kunst und Technik. Beigabe zur
Allgemeinen Zeitung.
Münster 1. W.:
Zeitschrift für vaterländische Geschichte
und Altertumskunde Westfalens.
Literarischer Handweiser.
Universitätsbibliothek.
Verein für Geschichte und Altertumskunde
Westfalens.
Neiße:
Wiss. Ges. Philomathie.
Neuburg a. D.:
Historischer Filialverein.
Neumarkt i. 0.:
Historischer Verein.
St. Nicolas:
Cercle arch^ologique du pays de Waas.
Nürnberg:
K. bayer. Landes- Gewerbe- Anstalt.
Naturhistorische Gesellschaft.
Pegnesischer Blumenorden.
Verein für die Geschichte der Stadt Nürn-
berg.
Osnabrück:
Verein für Geschichte und Landeskunde.
Paderborn:
Verein für Geschichte und Altertumskunde
Westfalens.
Paris:
Chronique des arts et de la curiosit^.
Correspondance historique et arch^ologique.
Mus6e Guimet.
St. Petersburg:
Commission imperiale archöologique.
Philadelphia:
Smithsonian Institution.
Plauen i. V.:
Altertumsverein.
Posen :
Gesellsch. der Freunde der Wissenschaften.
Historische Gesellschaft.
Towarzystwa przyjaciol.
Prag:
Verein für Geschichte der Deutschen in
Böhmen.
Gesellschaft der Freunde der böhmischen
Altertümer.
Gesellschaft zur Förderung deutscher Wis-
senschaft, Kunst u. Literatur in Böhmen.
Lese- u. Redehalle der deutschen Studenten.
Kunstgewerbliches Museum.
Prenzlau:
Uckermärkischer Museums- u. Geschichts-
verein.
Quaracchi b. Florenz:
Archivium Franciscanum historium.
Stift Raigern b. Brunn:
Studien und Mitteilungen aus dem Bene-
diktiner und Cistercienser-Orden.
Ravensburg:
Schwäbisches Archiv.
Regensburg:
Histor. Verein für Oberpfalz und Regens-
burg.
Reichenberg:
Nordböhmisches Gewerbemuseum.
Reutlingen:
Reutlinger Altertumsverein.
Reval :
Estländische Literarische Gesellschaft.
— 91 —
Reykjavik:
Islenzka Fornleifafjelag.
Riga:
Gesellschaft für Geschichte und Altertums-
kunde der Ostseeprovinzen Rußlands.
Rosenheim:
Historischer Verein.
Rom:
Römische Quartalschrift für christl. Alter-
tumskunde und für Kirchengeschichte.
Rostock:
Verein für Rostocks Altertümer.
Universität.
Rothenburg o. T.:
Verein Alt- Rothenburg.
Saarbrücken:
Historisch-antiquarischer Verein für die
Saargegend.
Salzburg:
Museum Carolino-Augusteum.
Gesellschaft für Salzburger Landeskunde.
Salzwedel:
Altmärkischer Verein für vaterländische
Geschichte und Industrie.
Schaff hausen:
Histor.-antiquarischer Verein des Kantons
Schaffhausen.
Schmalkaiden:
Verein für Henebergische Geschichte und
Landeskunde.
Schwerin:
Familiengeschichtliche Blätter, herausge-
geben von C. Frhr. von Rodde.
Verein für Mecklenburgische Geschichte
und Altertumskunde.
Sigmaringen:
Verein für Geschichte und Altertumskunde
in Hohenzollern.
Speyer:
Pfälzisches Museum.
Historischer Verein der Pfalz.
Stendal:
Altmärkischer Museums- Verein.
Stettin:
Gesellschaft für Pommersche Geschichte
und Altertumskunde.
Stockholm:
Kgl. Akademie der Altertumskunde.
Kgl. Bibliothek.
Nordiska Museet.
Straßburg:
Blätter, elsäßische, für deutsche Literatur.
Erwinia.
Gesellschaft für Erhaltung der geschicht-
lichen Denkmäler im Elsaß.
Universitätsbibliothek.
Vogesenklub, histor.-literar. Zweigverein.
Stuttgart:
Altertumsverein.
Antiquitäten-Zeitung.
Anthropol. Verein, Württembergischer.
Anzeiger, allgem., für Buchbindereien.
Gentralstelle für Gewerbe und Handel.
Commission für Landesgeschichte.
Staatsanzeiger, Württembergischer.
Technische Hochschule.
Verlagsanstalt, Deutsche.
Torgau:
Altertumsverein.
Toronto (Canada):
Canadian Institute.
Trier:
Gesellschaft für nützliche Forschung.
Troppau:
Kaiser Franz Joseph-Museum.
Städtisches Museum: Zeitschrift für Gesch.
und Kulturg. Ötserreich- Schlesiens.
Tübingen:
Schwäbischer Altertumsverein.
Universitätsbibliothek.
Schwäbischer Altertumsverein.
Universitätsbibliothek.
Turin:
Regia dputazione die storia patria.
Upsala:
Landsmal svenska. Schwedische volks-
kundliche Zeitschrift.
Universität.
Utrecht:
Historische Genootschap.
Genootschap van Künsten en Weten-
schappen.
Vaduz:
Hist. Verein für das Fürstentum Liechten-
stein.
Venedig:
Reale instituto Veneto.
Washington:
Smithsonian Institution.
Wernigerode:
Harzverein für Geschichte und Altertums-
kunde.
Wetzlar:
Wetzlarer Geschichtsverein.
Wien:
Adler, K. K. herald. Gesellschaft.
Akademie der Wissenschaften.
Altertumsverein.
Dombauverein zu St. Stephan.
Gesellschaft, Anthropologische.
— 92 —
Gesellschaft für die Geschichte des Pro-
testantismus in Österreich.
Gesellschaft für Münz- u. Medaillenkunde.
Gesellschaft, Numismatische.
Gewerbe-Museum, Technolog.
K. K. Heeres-Museum.
K. K. Hofbibliothek.
Verein für Landeskunde von Niederöster-
reich.
Wissenschaftlicher Klub.
Zeitschrift für österreichische Volkskunde.
K. K. Zentralkommission zur Erforschung
und Erhaltung der Baudenkmale.
Wiesbaden:
Verein für Nassauische Altertumskunde
und Geschichtsforschung.
Nassauischer Verein für Naturkunde.
Wolfenbüttel:
Geschichtsverein für das Herzogtum Braun-
schweig.
Geschichtsverein für das Herzogtum Ra-
vensburg.
Würzburg:
Historischer Verein für Unterfranken und
Aschaffenburg.
Polytechnischer Zentralverein für Unter-
franken und Aschaffenburg.
Universitätsbibliothek.
Zwickau:
Altertumsverein für Zwickau und Um-
gegend.
Verein für Naturkunde.
Zwolle:
Vereenigung tot beoefening von Over-
ijsselsch regt en geschiedenis.
Zürich:
Allgemeine geschichtsforschende Gesellschaft
der Schweiz.
Antiquarische Gesellschaft.
Buchkunst: Zeitschrift für Exlibris- Samm-
ler und Bücherfreunde.
Schweizerisches Landesmuseum.
Universitätsbibliothek.
— 93
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Die Bücher der Bibel, herausgegeben von F. R a h 1 w e s, Zeichnungen von EM. Lilien.
Verlag von George Westermann, Braunschweig. Bd. 1. Überlieferung und Gesetz.
Das Fünfbuch Mose und das Buch Josua nach der Übersetzung von Reuß. (1908). 4". 552 S.
In vornehmster künstlerischer Ausstattung erscheint soeben eine auf fünf starke Quart-
bände berechnete deutsche Bibel, auf die mit einigen Worten hingewiesen werden soll. Um
mit etwas Äußerlichem, aber nicht Unwichtigem zu beginnen: der Text ist entgegen der bei Bibel-
ausgaben traditionell gewordenen Kapitel- und Verseinteilung, wobei der in lauter Partikel auf-
gelöste und darum völlig unübersichtliche Wortlaut in zwei nebeneinanderstehenden Kolumnen
vorgeführt wird, genau ebenso gedruckt wie bei jedem Buch, das fortlaufend gelesen werden soll.
Die Übersicht wird noch wesentlich erleichtert durch gute Überschriften, die den Text sinn-
gemäß gliedern. Die neueren Bibelübersetzungen von Kautzsch und Weizsäcker haben es schon
ähnlich gehalten. Bekanntlich sind die von Luther selbst besorgten Ausgaben seiner Übersetzung
ebenfalls fortlaufend gedruckt gewesen. Es ist nur zu wünschen, daß endlich auch die Bibel-
gesellschaften, die doch wünschen, daß die Bibel gelesen wird, lesbare Ausgaben auf den
Markt bringen.
Rahlwes bietet eine Überarbeitung der E. v. Reuß'schen Übersetzung dar, die aus dem
Nachlasse des um die Erforschung des Alten Testaments hochverdienten Gelehrten in einem sehr
geschätzten Bibelwerk verbreitet ist. Die Wahl gerade dieser Übersetzung empfahl sich, weil
sich bei Reuß hervorragende wissenschaftliche Tüchtigkeit mit feinem künstlerischem Nach-
empfinden vereinigten. Während die weit mehr verbreitete von Kautzsch und vielen anderen
Gelehrten bearbeitete Übertragung den Wert einer Photographie besitzt — alles ist richtig,
exakt, wissenschaftlich begründet — hat Reuß beabsichtigt, zugleich ein künstlerisches Abbild
der Bibel zu geben. Jedenfalls entspricht es dem Wunsche vieler Leser, der Bibel einmal ganz
unbefangen wie einem andren Buch der Weltliteratur gegenüberzutreten. Das gelingt bei einer
neuen Übersetzung vielleicht besser, als wenn die als ganzes immer noch unübertroffene Über-
tragung Luthers in einer gründlichen Überarbeitung geboten worden wäre. Denn die Erinnerung
an die Schul- und Kirchensprache kann manchmal eher stören als fördern. Es wird wohl so
sein, daß die Sprache Luthers mit ihrer hinreißenden Gewalt erst dann wieder recht auf unser
Volk wirken wird, wenn sie ihm als etwas Neues, nicht von Jugend auf Halbbekanntes entgegen-
tritt. Das Verständnis der alten Texte wird erleichtert durch verhältnismäßig knapp gehaltene,
dem Stand der gegenwärtigen Wissenschaft Rechnung tragende Einleitungen. Dem gleichen
Zwecke dienen sorgfältig gearbeitete Verzeichnisse am Schluß des Bandes mit Angabe der durch
die alttestamentliche Kritik nachgewiesenen in den vorliegenden Texten verarbeiteten Quellen-
schriften des sog. Jahwisten, Elohisten, des Priesterkodex usw. Auch eine kurze literarische Zeit-
tafel, die die ungefähre Entstehung der Quellen zwischen 900 und 400 v. Chr. zeigt, tut gute
Dienste.
Und nun zu den Bildern! Es ist der große Vorzug der Lillenschen Zeichnungen, daß sie
etwas ganz anderes sind als die verschiedenartigen Illustrationen zu den biblischen Büchern, die
bei uns eingebürgert sind. Er gibt nicht Phantasiebilder zu den Ereignissen, die dann immer
den Nachteil haben, daß sie die in uns aufsteigenden Bilder verdrängen und sich an ihre Stelle
— 94 -^
setzen, sondern dahin geht seine Absicht, uns durch Bilder, Vignetten, Randleisten und Initialen
in die der Aufnahme der israelitischen Literaturdenkmäler günstigste Seelenstimmung zu versetzen.
Der große Wert der Zeichnungen Liliens beruht darauf, daß sie, aus dem Geist des Alten Testa
ments geboren, den Beschauer [mit eben diesem Geist taufen, und dies umsomehr, als der Künstler
eine ausgesprochene Gabe der Gefühlsübertragung besitzt. Während sonst Illustrationen in ge-
wissem Grade stets auch ablenken, dienen diese Entwürfe durchaus und ausnahmslos der Samm-
lung und Konzentration. Es ist charakteristisch, daß der Künstler an den Geschichten, die nicht
nur einem Schnorr und Dor6, sondern weit größeren Meistern beliebte Vorwürfe gaben, vorüber-
geht. So bleibt beispielsweise die ganze Josephsgeschichte ohne Bild. Dafür zwingen uns die
verkörperten Geister Abrahams, Moses, Pharaos in den Bannkreis der zu uns redenden Vergangen-
heit hinein. Nicht eine Konkurrenz zu den Bilderbibeln liegt vor uns, sondern ein völlig neuer
Weg der Gestaltung geistiger Größen, der wohl sicher eine Zukunft haben wird.
Der Druck in Woellmer- Antiqua ist vorzüglich, der Einband durchaus mustergültig.
Dr. Geyer.
Die Kunst des 19. Jahrhunderts von Dr. Friedrich H a a c k, ao. Professor für Kunst-
geschichte an der Universität Erlangen. Dritte, stark vermehrte und verbesserte Auflage. Mit
27 Kunstbeilagen und 394 Abbildungen im Text. Eßlingen a. N. Paul Neff Verlag (Max
Schreiber). 1909. Gr. 4^. 539 SS.
Kaum etwas ist so verlockend, als eine Geschichte der Kunst des 19. Jahrhunderts und
der Gegenwart zu schreiben, kaum etwas aber auf der anderen Seite so schwierig, als sie in wahr-
haft objektiver Auffassung darzustellen. Lassen sich die älteren Epochen der Kunstgeschichte
infolge zahlreicher Einzeldarstellungen klarer und mit kritisch prüfendem Urteil überschauen,
so bietet dagegen die neuere und namentlich die neueste Zeit mit ihrer unruhigen Hast, ihrer
Unausgeglichenheit, ihren vielen Gegensätzen und der starken Betonung des Individuellen ein
so verworrenes Bild, daß es dem Einzelnen schwer wird, sich zu voller Klarheit durchzuringen. ,
Etwas leichter schon ist es, sich in der Frühzeit der neueren Kunst, in den Zeiten des Klassizis-
mus, der Romantik und des Renaissancismus, zurecht zu finden. Schärfer umgrenzt heben sich
die verschiedenen Linien gegeneinander ab und markig geprägt ragt eine bestimmte Zahl in sich
gefestigter, einflußreicher Künstlerpersönlichkeiten aus der Menge heraus. Die neueste Zeit aber
ist eine Epoche steter Bewegung. Eine geradezu ungeheure Fülle, eine verwirrende Mannig-
faltigkeit des Stoffes drängt sich uns entgegen und hemmt namentlich wegen der Verschieden-
artigkeit des Urteils den freien Blick. So ist es fast selbstverständlich, daß gerade die geschicht-
Hche Betrachtung dieses Zeitabschnittes damit rechnen muß, in Einzelheiten Widerspruch zu
finden, wie es sich auf der anderen Seite ebenso von selbst versteht, daß nicht jeder mit der
Wahl der behandelten Künstlerpersönlichkeiten und der Art ihrer Darstellung einverstanden
sein wird. Haack war sich dessen wohl bewußt, und es geschah darum nicht ohne Grund, wenn
er seine Betrachtung gerade dieser Zeit als einen Versuch aufgefaßt sehen will, allerdings als
einen solchen, ,,der mit dem reinsten Streben nach Objektivität unternommen wird".
Das Buch ist mit Begeisterung geschrieben. Man fühlt es aus jedem Satz heraus, daß
der Verfasser ganz bei seiner Sache ist, daß er ihr seine volle Kraft widmet. Es drängt ihn
förmlich, sein bestes zu geoen. Seine Darstellung trägt die Form einer lebendigen Erzählung,
sie ist zum Teil spannend geschrieben und ermüdet den aufmerksamen Leser nur selten. Wieder-
holt finden wir Partien mit leicht pädagogischem Anstrich, die Haack bemüht zeigen, markante
Unterschiede in den verschiedenen Strömungen und im Wesen der Künstler besonders prägnant
herauszuheben. Viel trägt er auch aus dem Leben der Künstler in seine Darstellung hinein, um
die Vorstellung von ihrem Schaffen in belebender Weise zu verdichten. Daß er dabei zuweilen
die reine Sachlichkeit nicht innehält und seinem persönlichen Empfinden zu nachhaltig Ausdruck
gibt, wollen wir ihm nicht allzu streng anrechnen. Jedenfalls besitzt Haack, der auch durch eigene
Arbeiten auf dem Gebiet der modernen Kunst zur Bewältigung einer zusammenfassenden Darstel-
lung genügend vorgebildet erscheint, die Fähigkeit eines gesunden Urteils. Er schreibt aus eigenem
Herzen, nur hier und da die Worte anderer wiedergebend. Das Wesen seiner Aufgabe erscheint
klar erfaßt, und darin beruht ein besonderer Vorzug des Werkes. Ein weiterer ist der, daß er
bedachte, daß sein Buch für Deutsche geschrieben wurde. So widmete er der deutschen Kunst
— 95 —
eine besondere Liebe, ohne jedoch darüber die Kunst der übri.?en Länder ganz zu vernachlässigen,
strebte er doch danach, die gewonnene Vorstellung teilweise durch eigene Reisen noch zu kon-
zentrieren. Lobenswert ist es, daß er es unternimmt, auf besonders wichtige Kunstwerke näher
einzugehen, um dadurch Verständnis und Interesse zu erwecken. Lehrreich sind auch hier und
da die Gegenüberstellungen der Fähigkeiten bedeutender Künstler. So ist den fundamentalen
Anforderungen, die wir an ein populär gehaltenes Handbuch der Kunstgeschichte zu stellen ge-
wohnt sind, Rechnung getragen, ja es ist teilweise darüber hinausgegangen.
Die großen Zusammenhänge werden jeweilig aus ihrer geschichtlichen Entwicklung heraus
und in ihrem inneren Wesen geschildert. Sie sind von dem Verfasser mit klarem Blick
erkannt. Namentlich ansprechend finde ich die Darstellung und Begründung der Reaktion
gegen das Rokoko, die sich vornehmlich im Klassizismus ausspricht. Überhaupt ist die Be-
handlung gerade der älteren Zeit eine außerordentlich glückliche. Man fühlt hier den Kunst-
historiker heraus, der sich selbst intensiv in die Anschauungen und die Kunst jener Epoche
vertieft hat und nunmehr aus dem Vollen schöpft. Das Kunstgewerbe des Klassizismus ist je-
doch etwas mager weggekommen. Bei den Abschnitten über die Baukunst vermisse ich
die Beigabe von Grundrissen und Schnitten, ohne welche die Erweckung einer vollkommen
greifbaren Vorstellung nicht recht möglich ist. Hier und da geht der Verfasser über den
Rahmen seines Zieles hinaus, indem er einzelnen, besonders hervorragenden Künstlern eine
ausgedehntere Charakterisierung zuteil werden läßt. So werden diese innerhalb der verschie-
denen Entwicklungsperioden zu festen Angelpunkten, die den inneren Halt des Gesamtgefüges
wesentlich verstärken. So haben z. B. Moritz von Schwind, Ludwig Richter, Franz Defregger,
Giovanni Segantini, Böcklin, Klinger, Thoma, Leibel eine Würdigung gefunden, die an Takt
und Empfindung wenig zu wünschen übrig läßt. Wenn aber auf der Gegenseite andere Künstler
nicht die Berücksichtigung erfahren haben, die wir vielleicht wünschen möchten, wenn wieder-
um weitere ganz übergangen wurden, so wollen wir nicht vergessen, daß es sich um ein Hand-
buch handelt, bei dem eine lexikographische Vollständigkeit ausgeschlossen, ja eine Unmöglich-
keit ist. Wichtiger ist, daß wesentliche Ereignisse in der Entwicklung der Kunst und ebenso
Persönlichkeiten von maßgebendem Einfluß oder von eigener Abgeschlossenheit nicht übersehen
sind, mit anderen Worten, daß das Gesamtbild ein in sich abgerundetes ist, daß es sich in
seinen Haupttönen darbietet. Und nach dieser Richtung hin befriedigt das mit prägnanten Ab-
bildungen reich ausgestattete Buch den Leserkreis, für den es geschrieben ist, mehr als zur
Genüge,
Es liegt in dritter, stark vermehrter und verbesserter Auflage vor uns, ein Zeichen für
den großen Anklang, den es gefunden. In der Anordnung wurden gegen früher einschneidende
Veränderungen vorgenommen. Der Abschnitt über Böcklin wurde dem Kapitel über die Moderne
eingegliedert. Der, wie der Verfasser im Vorwort selbst eingesteht, in den früheren Auflagen
ein wenig vernachlässigte Naturalismus wurde schärfer herausgearbeitet und auch durch eine
entsprechend reichere Zahl von Illustrationen besser veranschaulicht. Der Abschnitt über den
französischen Impressionismus ist so gut wie neu bearbeitet, — eine Frucht seiner Studienreise
nach Frankreich. Der deutsche Standpunkt des Verfassers ist festgehalten, ja hier und da noch
entschiedener betont. Schließlich ist eine große Anzahl von Künstlern neu aufgenommen worden.
Leider konnte aus Mangel an Zeit der Abschnitt über die moderne „angewandte" Kunst nicht
so ausreifen, wie es der Verfasser selbst gewünscht und beabsichtigt hatte.
Alles in allem ist die Haack'sche Kunst des 19- Jahrhunderts trotz ihrer Mängel ein
brauchbares, mit Fleiß und Umsicht durchgeführtes Handbuch, das, aufgebaut auf einem gesunden
Urteil und eieener ehrlicher Überzeugung, dem Laien wie dem Kunstfreund stets] ein treuer Rat-
geber sein wird.
Zum Schluß noch eine kleine Anmerkung. Haack bildet auf S. 298 ein Relief vom Wiener
Mozartdenkmal von Viktor Tilgner ab, das dieser in der Tracht des späten Rokoko, also in der
Zeittracht geschaffen. Scheinbar bediente sich der Künstler — ich kenne das Denkmal selbst
nicht näher — hierbei zeitgenössischer Darstellungen. Jedenfalls ist das bei diesem Relief der
Fall, das eine nur wenig veränderte Wiederholung des von uns jüngst erworbenen Kupferstiches
von Delafosse (1764) nach L. C de Carmontelle ist (siehe Abb. 4).
Dr. Fritz Traugott Schulz.
— 96 —
Johann iHartin Niederee. Ein rheinisches Künstlerbild von Dr. Paul Kaufmann. Mit
23 Abbildungen in Autotypie. Straßburg, J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel) 1908. 95 S. 8^
M 5-50.
Johann Martin Niederee gehört zu denjenigen Künstlern aus der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts, denen die Berliner Jahrhundertausstellung des Jahres 1906 aus langer Vergessen-
heit zu künstlerischer Auferstehung verhelfen hat. Der Verfasser des vorliegenden Lebensbüdes,
das, wie er im Vorwort sagt, damals in den Hauptzügen bereits entworfen war, hatte zu jener
Ausstellung drei Bilder Niederees beigebracht, die um so mehr als Proben eines überragenden
Talents angesehen werden mußten, als es dem Künstler nicht beschieden gewesen war, zur Reife
zu gelangen.
In dem Buche, das uns Paul Kaufmann nunmehr dargeboten hat, finden wir das schlichte
und doch innerlich so reiche Leben Niederees mit großer wissenschaftlicher Sachlichkeit und
dabei doch mit einer Wärme und einer Liebe geschildert, die im Verein mit den fein ange-
deuteten tieferen Zusammenhängen und den prächtig gezeichneten historischen Hintergründen,
durch die der treffliche Kenner rheinischer Kulturgeschichte seine Darstellung wesentlich zu
heben und sinnvoll zu beleben gewußt hat, die Lektüre des Buches von Anfang bis zu Ende
zu einer überaus genußreichen und bis zu einem gewissen Grade sogar spannenden machen.
Wir erblicken den talentvollen Knaben in seinem Heimatstädtchen, dem ehemals kur-
kölnischen Linz am Rhein, wo er am 22. November I83O geboren war, lernen — die genea-
logischen Neigungen des Verfassers machen sich geltend — seine Verwandten, die Behüter seiner
Kindheit, und seine Jugendfreunde kennen. Dann folgt (Kapitel II) die Studienzeit in Düssel-
dorf, die mit dem „tollen Jahr" 1848 beginnt. Josef Wintergerst, Karl Ferdinand Sohn,
Ferdinand Theodor Hildebrandt u. a. waren die Lehrer des jungen Niederee an der Düsseldorfer
Akademie, und ihre Art hat auch der Kunst des Schülers die „romantisch-poetische" Richtung
gegeben. In angestrengter Arbeit, die nur gelegentlich durch kurze Erholungsreisen in die Heimat
unterbrochen wird, vergeht die Zeit, an deren Ende die Verlobung Niederees und — seine Ein-
berufung zum Militär in das in Potsdam garnisonierende 1. Garderegiment steht (1852). Dies
Herausgerissenwerden aus seinen Studien war für den jungen Künstler ein harter Schlag, und
in seiner Not wandte sich daher unser Grenadier am 4. Dezember 1852 mit einem ergreifenden
Schreiben an Peter von Cornelius, dem er gleichzeitig eine Probe seines Könnens einsandte.
Cornelius ist gefesselt von der hohen Kunst, die hier gleichsam noch in der Knospe schlummert
aber doch bereits im Begriff ist, sich zu entfalten, er wendet sich unmittelbar an König
Friedrich Wilhelm IV., weiß das Interesse des Monareben für den talentvollen Potsdamer
Grenadier rege zu machen und die Versetzung des Künstlers nach Berlin (Febr. l853) zu
veranlassen. Die Aufträge mehren sich, häufen sich; der rasche Aufstieg zum Ruhm hat
begonnen. Da wirft eine Verletzung durch eine Platzpatrone den jungen Meister auf das
Krankenlager, führt ein hinzugetretener Wundstarrkrampf in wenigen Tagen seinen Tod herbei
(3. Sept. 1853)-
Die sorgfältige Beschreibung der von Niederee erhaltenen Arbeiten und die dem Buche
beigegebenen trefflichen Autotypien lassen deutlich erkennen, ein wie bedeutendes Talent
namentlich auf dem Gebiete tiefinnerlicher religiöser Malerei und auf dem Gebiete des Bild-
nisses durch den frühen Tod Niederees jählings ausgelöscht wurde. Eine größere Anzahl seiner
Ölgemälde und Zeichnungen befindet sich heute in dem Besitze des Verfassers unseres Buches,
dem die Kunstwissenschaft durch die aus den Quellen geschöpfte Darstellung des Lebens und
Schaffens Johann Martin Niederees zu lebhaftem Danke verpflichtet sein muß, des Präsidenten
des Reichsversicherungsamtes Wirkl. Geh. Ob.- Reg.- R. Dr. Paul Kaufmann in Berlin.
T h. H a m. p e.
Ethnographische Beiträge zur Germanisch- Slavischen Altertumskunde von K. R h a m m.
Erste Abteilung: Die Großhufen der Nordgermanen. Braunschweig. Kommissions- Verlag
von Friedrich Vieweg und Sohn. 1905- 853 S. 8°.
Die ethnographischen Untersuchungen von K. Rhamm in Braunschweig sind aus sehr um-
fänglichen Materialien erwachsen, die der Verfasser auf teilweise Jahrzehnte zurückliegenden
Wanderungen und mit Hilfe einer ausgebreiteten Lektüre sich gesammelt und nunmehr ethno-
— 97 —
graphisch zu gruppieren begonnen hat. Rhamm ist überzeugter Anhänger der herrschenden Theo-
rie von der Möglichkeit, aus ermittelten bezw. literarisch überlieferten Bräuchen und aus Ein-
richtungen der Gegenwart, sowie aus den landes- und ortsüblichen Bezeichnungen die ursprüng-
lichen Beziehungen solcher Besonderheiten zu dieser oder jener germanischen Volks- und
Stammesgemeinschaft aufzudecken und somit die bestimmenden und trennenden Merkmale für
jeden der alten Volksstämme schärfer herauszuarbeiten (vgl. Rhamms Ausführungen über
.,Die Ethnographie im Dienste der germanischen Altertümskunde" im Globus, Bd. 87 (1905),
S. 131 — 136).
Diese neue umfassende Arbeit des überaus .ieif3igen Forschers gilt der ,, Flurgeschichte",
der der Verfasser den Rang einer ernsthafter zu nehmenden Hilfswissenschaft der germanischen
und deutschen Altertumskunde (Ethnographie) behalten wissen möchte. Das schwierige Problem
der Entwickelung der Hufe (hide, bol), insbesondere ihrer Maßverhältnisse und der Untersuchung
der Gesetze, die der Gewannbildung der Grof3hufen zugrunde liegen, werden unter Heranziehung
einer staunenswerten Literaturkenntnis und eigener Ermittelungen auf skandinavischem, däni-
schem, angelsächsischem und deutschem Boden beleuchtet.
Dem Verfasser sind namentlich seine Kenntnisse auf dem Gebiete des nordgermanischen
Rechts zustatten gekdmmen. Den Rechtshistorikern wird es vor anderen überlassen bleiben,
sich mit dem Verfasser und den von ihm vorgetragenen Aufstellungen und Folgerungen auseinander-
zusetzen.
An dieser Stelle mag nur das Eine noch betont werden, daß der stattliche Band bei genauerer
Durchsicht sich auch als eine überraschende Fundquelle für alle möglichen, z. T. schon mehr seitab
liegenden Einzelheiten und Einzelbeobachtungen auf dem Gebiete der Altertumskunde erweist.
So sei aufmerksaim gemacht auf die Bemerkungen zum Pflug, bezw. Urpflug (S. 177 ff- und ^48 ff.),
zum Kappus- und Hopfenbau (S. 139 bezw. 140), über die ..Heiligkeit" der Gerste (S. 798 und 212).
über Rundlinge und Ringdörfer (S. 38 ff. und 45), zu den Ortsnamen (S. 808 ff.).
zweite Abt eilung: Urzeitliche Bauernhöfe in germanisch-slavischem Waldgebiet. Erster
Teil: Altgermanische Bauernhöfe im Übergange vom Saal zu Fletz und Stube. Mit 152 in den
Text eingedruckten Abbildungen und zwei Tafeln. Braunschweig. Kommissions- Verlag von
Friedrich Vi e weg und Sohn. 1908. XXXII u. 1117 S. 8^. Mk. 42 — .
In einem Bande von ganz außergewöhnlichem Umfang läßt der Verfasser dieses wirklich
einzigartige Werk auf dem Gebiete der Bauernhaüsforschung erscheinen. Die Ergebnisse der
Jahrzehnte hindurch mit stets gleicher Liebe und Ausdauer gepflogenen Wanderstudien des be-
kannten Ethnographen erscheinen hier mit dem Ertra!ge einer ungemein ausgebreiteten Lektüre
verknüpft, die kaum etwas beiseite gelassen hat, was vor ihm die nur schwer mehr zu übersehende
Literatur in so und so vielen Sprachen zur Geschichte von Haus und Hof und Geräten
aufbauend auf ethnographischer, geschichtlicher, sprachlicher wie technischer Grundlage, bei-
gebracht hat.
Rhämm hat seine Studien in vier großen Abschnitten vorgetragen. Sie behandeln: 1. Das
altsächsische Haus und seine Fletwohnung, mit Unterabteilungen zum Haus in den Niederlanden.
zum Schleswig- ditHmarsischen und zum friesischen Haus und einem Anhang über das Fletz in
Oberdeutschland und das altbajuvarische Licht- und Rauchloch; 2. die urnordische Wohnung
und der Übergang von dem Saal zur Stofa; 3. die altnordische Wohnung in der Stofa-Zeit; 4. der
südbajuvarische Bauernhof in seinen skandinavischen Beziehungen. Dieser letzte Abschnitt
bringt auch eine eingehende Betrachtung des südbajüvarischen Hakenpflugs (Kap. 16) und im
Anhang ein Kapitel (17) ,, Unterschiedliches aus der Wirtschaft" mit den interessanten Mitteilungen
und Ausführungen über die Art des Brotbackens auf dem Lande (das südtiroler Hartbrot), über
das Fürfell (die Latzschürze), das Zaunwesen, die Pfostengaden, die Formen der Rückenkörbe
und des Heubogens, eine sehr beachtenswerte Übersicht der beobachteten Gegensätze zwischen
den innerbayerischen Einrichtungen (im Süden der Donau) und denen der Außenlande (Südtirol,
salzburgische Gebirgsgaue, Kärnten und Steiermark). Den Beschluß macht eine allerdings mehr
auf rein subjektive Eindrücke sich gründende, dabei aber sehr anregende kleine Ethnographie
des bajuvarischen Sprachgebietes (S. 1039—1045). Die S. 1056—87 bringe noch inhaltsreiche
Nachträge.
— 98 —
Daß Rhamm dem Benutzer seines Buches dessen Lektüre sonderlich leicht und anpnehm
gemacht hat, kann man nicht eben sagen. Größere Anschaulichkeit in Sprache und Darstellung,
kräftigeres Unterstreichen der leitenden Gedanken und ein schärferes Herausarbeiten der gewonne-
nen Ergebnisse sind Dinge, die man hier nur zu bald vermißt. Das kann man bei einem Werke,
das zweifelsohne den Beruf hat, die Fragestellungen der Hausforschung und verwandte Probleme
dem Interesse aller Gebildeten wieder näher zu rücken, nicht genug bedauern. Ein fleißiges Register
von 29 Seiten kann einigermaßen entschädigen, öffnet aber lange nicht alle Türen und verborgenen
Schatzkammern volkskundlichen Wissens in diesem Riesengebäude. Die Beigabe einiger Karten-
skizzen w^äre von Forschern wie Laien gleichermaßen begrüßt worden.
Die Nachprüfung der mannigfachen ethnographischen Untersuchungen des oft sehr pole-
misch werdenden Gelehrten, insonderheit der zahlreichen sprachlich-etymologischen Aufstellungen
kann unsere Sache nicht sein: im Rahmen einer Anzeige ist ein näheres Eingehen auf den Ideen-
reichtum des Buches von vornherein ausgeschlossen.
Sehr bemerkenswert ist Rhamms Betonung der Notwendigkeit, vor allem auch den von
Moriz Heyne und Stephani zu Unrecht vernachlässigten Wirtschaftsgebäuden und den ortsüblichen
Benennungen der Einzelheiten nachzugehen.
Alles in allem: Rhamm hat mit seinen „Altgermanischen Bauernhöfen" alle wirklich erheb-
lichen Tatsachen und Einrichtungen in Haus und Hof mit solcher Treue und Gewissenhaftigkeit,
selbst im Kleinsten, festgelegt, daß es tatsächlich — wie der Verfasser einmal mit berechtigter
Freude an seinem Werke bemerkt — für jeden, auch den Laien, der sich für das Haus seiner Väter
interessiert, fortan ein leichtes ist, hier hilfreiche Hand anzulegen.
Meyers Großes Konversationslexikon. Sechste Aufl. XXI. Bd.: Ergänzungen und
Nachträge. Leipzig und Wien. Bibliographisches Institut. 1909. Lex. 8°.
Schon einige wenige Stichproben genügen, um erkennen zu lassen, daß auch dieser Er-
gänzungsband der letzten (sechsten) Auflage des großen Meyer'schen Konversationslexikons auf
der Höhe der vorangegangenen Bände steht. Um nur wenigstens etwas aus der Fülle des
darin Gebotenen hervorzuheben, sei erwähnt, daß z. B. auch von klaren Abbildungen begleitete
Aufsätze über die Fernphotographie (System Korn) und über Luftschiffahrt, also über zwei der
neuesten und bedeutendsten technischen Erfindungen, besten Aufschluß geben. Der Liebhaber
der bildenden Künste kommt ebenfalls auf seine Rechnung, denn es sind in dem vorliegenden
Band Brückenbau, Stadttore und Rathäuser, weiter Raumkunst (u. a. mit einer Abbildung
eines gotischen Zimmers aus dem Germanischen Nationalmuseum), Goldschmiedekunst, Treib-
arbeit, orientalische Teppiche, Flechtbänder und Zeugdruck behandelt. Über Volkskunst und
Heimatschutzbewegung finden sich wertvolle Orientierungen. Ja, selbst des Konrad Witz und
des Hans Multscher wird gedacht. Mehrfarbige Tafeln wechseln mit einfarbigen, mit Textab-
bildungen, Plänen und Karten und unterstützen die betreffenden Ausführungen. Auch sind die
wichtigsten Literaturangaben nicht vergessen.
Den Beschluß macht ein höchst übersichtliches, nach systematischen Gesichtspunkten
angeordnetes, mit Angabe der Auffindungsstellen versehenes Verzeichnis der illustrativen Bei-
lagen des ganzen monumentalen Unternehmens, das auf Grund dieses Ergänzungsbandes nun
auch den neuesten Anforderungen als Nachschlagewerk Genüge tut.
Die Ortsnamen des Pegnitztales und des Qräfenberg- Erlanger Landes. Von Dr. Christoph
Beck. Mit 1 Karte aus dem Pfinzing- Atlas vom Jahre 1594. Nürnberg 1909. U. E. S e b a 1 d,
Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei. VIII und 152 S. 8".
Der Verfasser hat das bisher in der Hauptsache unberührte Arbeitsgebiet der Ortsnamen
künde Frankens sich zu eigen gemacht und in den letzten Jahren mit Geschick und Ausdauer
erst die ,, Ortsnamen der Fränkischen Schweiz" (Erlangen, Frdr. Junge 1907), dann die des Aisch-
tales (Programm des Progymnasiums Neustadt a. A. 1908) verarbeitet. Diesen beiden vielbe-
achteten Schriften folgt nach kurzer Pause eine ansehnliche Erweiterung der willkommenen
Sammlung durch das vorliegende Werk, das sich nun seinerseits der Umgegend Nürnbergs im
Norden und Osten zuwendet, einem Bezirk, der bis an die Städtchen Baiersdorf, Pegnitz, Auer-
bach und Altdorf heranreicht.
— 99 —
Zur Durchführung dieser nicht geringen Autgabe, der der Bearbeiter sich unterzogen hat,
ist ein sehr umfängliches Material archivalischer und literarischer Art zugrunde gelegt worden.
Die bewährte Anlage und Anordnung ist beibehalten, doch ist diesmal den einführenden Kapiteln
eine noch weitergehende Ausgestaltung zuteil geworden. Genaueste Rücksicht erfährt wiederum
die Behandlung der siedelungsgeschichtlichen Probleme, in deren Interesse nunmehr auch die
Kirchenpatronate und die beliebteren Tauf- und Familiennamen herangezogen werden. Ein be-
sonders beachtenswerter Abschnitt untersucht die Stellung des Wendentums in der Frühgeschichte
Ostfrankens. Seine Bedeutung für die Bevolkerungszusammensetzung weist Becks mit bester
Begründung in engere Grenzen zurück, als er selbst in seinem ersten Werk zur ON-kunde es noch
zu tun gewagt hatte. Heute müssen trotz der dem Laien fremdartig klingenden Formen doch als
gut deutsch angesprochen werden die zahlreichen Namen auf itz, als Adlitz, Dormitz, Görwitz,
Grütz (Gritz), Haunritz, Nasnitz, Pegnitz, Rednitz, Schossaritz und Sieglitzhof, weiter Namen,
wie Graisch, Hetzles, Hummelstein, Hunas, Lauf, Mügeldorf, Pölz, Welluck(en), Zips u. a. m.
Sehr bemerkenswert erscheint dem Referenten die Tatsache, daß auch Becks namenkundliche
Untersuchungen zu dem Ergebnis kommen, daß der Volksstamm, der Ober- und den größten Teil
von Mittelfranken vorwiegend besiedelte, der der Bayern gewesen ist, — eine Aufstellung, für deren
Richtigkeit noch sonst mancherlei Anzeichen zu sprechen scheinen. Ein Abschnitt wie der über
die Wüstungen (S. 37—40) ist auch insofern zu begrüßen, als das hier zusammengetragene schätzens-
werte Material gewiß Anregung zur Arbeit eines Historikers über dieses wichtige Thema geben
dürfte. Das Verzeichnis bedarf allerdings einiger Berichtigung bezw. Ergänzung. Hinter dem
Afholterbach auf S. 40 und 63 verbirgt sich natürlich jener abgegangene Weiler Affalterbach bei
Burgthann, dessen Namen sich erhält, weil die Geschichte Nürnbergs ihn im Zusammenhang mit
der „Schlacht im Nürnberger Walde" 1502 zu nennen hat. Die Kapelle zu St. Felix nächst Reutles
bei Gründlach (S. 17) steht noch heute, und ebenso Schloß Morneck (S. 40), das in Feucht selbst,
am Gauchsbache, sich erhebt. — Selbständigen Wert gewinnt auch das Mancherlei, das aus den
Namen für die Geschichte der Kulturarbeiten, insbes. des alten Bergbaues und der Hammer-
werke erschlossen worden ist (S. 48 ff., vgl. 152).
Der Hauptteil des Buches bringt auf etwa 90 Seiten den Bestand an Ortsnamen des Ge-
biets in ihrer urkundlichen Schreibung und Bedeutung nach der Folge des Alphabets. Von Flur-
und Wüstungsnamen ist in diesem Verzeichnis eine nicht geringe Zahl eingestellt, bei den ON.
die mundartliche Aussprache nach Möglichkeit in [] beigefügt. Die sprachlichen Bemerkungen
und Erklärungen sind mit aller philologischen Gewissenhaftigkeit ausgearbeitet und lassen kaum
je den Vorbehalt vermissen, den die wissenschaftliche Methode nicht selten dringend gebietet.
Wo ein abschließendes Urteil, das nun einmal den sicheren Boden der sprachgeschichtlichen Mög-
lichkeiten nicht verlassen darf, sich nicht einstellen wollte, ist in referierender Weise ein Lösungs-
versuch neben den anderen gestellt und für den, der der Sache einmal weiter nachgehen kann,
das bisher erreichbare Material einfach ausgebreitet. Einige Artikel sind unter der Hand zu kleinen
Abhandlungen gediehen, wie die etymologischen Ausführungen zu den Fl. N. Egert (Egerten) und
Peunt und diejenigen zu dem vielumstrittenen Namen Nürnberg (S. 114— ll8), bei dem der Verfasser
wieder auf Förstemanns Erklärung aus einem germ. PN Nuro oder Noro zurückgreift. Chr. Becks
Studien erwecken den lebhaften Wunsch, es möge dem unermüdlichen Erforscher des heimat-
lichen Ortsnamenschatzes in nicht zu ferner Zeit gelingen, ein weiteres ansehnhches Stück unseres
Frankenlandes in gleich vorzügliche Beleuchtung zu rücken.
Die Egerer Zunftordnungen. Ein Beitrag zur Geschichte des Zunftwesens. Von Dr. Karl
S i e g 1. Herausgegeben vom Vereine für Geschichte der Deutschen in Böhmen. Prag 1909,
im Selbstverlage des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen. J. G. C a 1 v e'sche
K. und K. Hof- und Universitäts-Buchhandlung, Josef Koch. Kommissionsverlag. 167 u.
III S. S"^.
Daß die Zunft- und Handwerker-Ordnungen wichtige Zeugnisse für die Geschichte des
rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens, der Gewerbe und des Handels in den Städten
und Marktflecken darstellen, zudem mehr oder minder auch als Sprachdenkmäler ihren Wert
behaupten dürfen, braucht nicht erst bewiesen zu werden. Um so auffallender ist die Tatsache, daß
gleichwohl ein planmäßiges und umfassendes Sammeln dieser Quellen erst an wenigen Punkten wirk-
lich eingesetzt hat. Der Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen hat das Verdienst die
7*
— 100 —
Teilaufgabe für den Bezirk der ehemaligen Reichsstadt Eger durch Unterstützung der einschlägigen
Studien und Arbeiten des verdienstvollen Stadtarchivars, K. K. Regierungsrats Dr. Siegl, ihrer
Lösung zugeführt zu haben. Die Zunftordnungen, die das diesem Gelehrten unterstellte Archiv
verwahrt, 48 an der Zahl, eine Sammlung der originellsten Zeugnisse der Geschichte des handwerk
Hchen Bürgertums einer durch und durch deutschen Stadt im Osten, sind in einer sorgsamen Aus-
gabe nun vereinigt. Dem Alter nach stehen voran eine Ordnung der Rotgerber und Lederer ca. 1350
(Nr. 36)und einesolchederMulzer von ca. l400(Nr. 32); die letzte, auf das Handwerk der Maurer
und Steinmetzen (Nr. 25) sich beziehend, gehört bereits dem Jahre 1746 an. Eingeleitet ist die
Ausgabe durch eine sehr beachtenswerte, anschauliche Geschichte des Egerer Zunftwesens (S. 1 — 20),
deren Darlegungen die rechtliche und wirtschaftliche Lage, insonderheit die innere Organisation
des Handwerkertums der ehemaligen Reichsstadt mit seinen mannigfaltig ausgestalteten Einrich-
tungen und Gebräuchen klar vor Augen stellen.
Abb. 6. Hans Sebald Beham: Vignette B. 223. Kupferstich.
— 101
NOTIZEN.
Am 22. und 23. Oktober d. Js. f:ind in Karlsruhe die 28. P 1 e n a r s i t 7. u n g der Badischen
Historischen Kommission statt. Es wohnten derselben 15 ordentliche und 7 außerordentliche
Mitglieder, sowie als Vertreter der Großherzoglichen Regierung Seine Exzellenz Staatsminister
Dr. Freiherr v. Dusch, Geh. Oberregierungsrat Dr. Böhm und Ministerialrat Arnold an.
Den Vorsitz führte der Vorstand, Geh. Hofrat Professor Dr. D o v e aus Freiburg.
Nachstehende Übersicht zeigt den Stand der einzelnen Unternehmungen der Kommission.
Für die von ihm bearbeiteten Regesten der Bischöfe von Konstanz hat Dr. R i e d e r ver-
schiedene Archivreisen in die Schweiz und in Süddeutschland gemacht. Das .Material für den
dritten Band (1383—1436) ist nahezu vollständig gesammelt und verzeichnet, ferner ist bereits
ein Teil des Materials für den vierten Band verzeichnet. — Die Bearbeitung des vierten Bandes
der Regesten der .Markgrafen von Baden (Regesten des Markgrafen Karl) hat Geh. Archivrat
Dr. Krieger übernommen: die Regesten des Markgrafen Christoph mußten vorerst zurück-
gestellt werden. — In der Fortführung der Regesten der Pfalzgrafen am Rhein ist Dr. jur. Graf
von O b e r n d o r f f so weit gelangt, daß im nächsten Jahre mit der Drucklegung des zweiten
Bandes (Regesten König Ruprechts 1400—1410) begonnen werden kann. — Für die Geschichte
der Rheinischen Pfalz hat Geh. Hofrat Professor Dr. Wille die Sammlung des Materials fort-
gesetzt. — Die Bearbeitung des Nachtragbandes zur Politischen Korrespondenz Karl Friedrichs
von Baden und des zweiten Bandes der Denkwürdigkeiten des Markgrafen Wilhelm von Baden
uurde von Archivdirektor Geh. Archivrat Dr. O b s e r weiter gefördert. — Für die Herausgabe
der Korrespondenz des Fürstabfs Martin Gerbert von St. Blasien war Professor Dr. Pfeilschifter
auch in diesem Jahre tätig. — Von dem Briefwechsel der Brüder Blaurer wird der zweite Band
(1539 — 48), von Dr. Schieß bearbeitet, noch in diesem Jahre erscheinen; ein dritter Band,
der die Korrespondenz bis zum Tode des Ambrosius Blaurer (1564) weiterführen soll, ist in Aus-
sicht genommen. — Von den Grundkarten des Großherzogtums Baden sind nach Mitteilung des
Oberregierungsrats Dr. Lange die noch ausstehenden Blätter in diesem und im nächsten Jahre
zu erwarten. — Mit den Vorarbeiten zu einer Geschichte der badischen Verwaltungsorganisation
von 1802—1818 ist Dr. A n d r e a s seit etwa Jahresfrist beschäftigt. — Den Abschluß des
Manuskripts für den zweiten Band seiner Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwalds stellt Geh. Hof-
rat Professor Dr. G o t h e i n für Ende 1910 in .Aussicht. — Von dem Oberbadischen Geschlechter-
buch befindet sich die 3. Lieferung des dritten Bandes unter der Presse; eine weitere Lieferung
ist von dem neuen Bearbeiter, Freiherrn v 0 n S t o t z i n g e n. für das nächste Jahr zugesagt.
— Für die Sammlung der Siegel und Wappen der badischen Gemeinden war Zeichner Held
tätig. Es wurden im Berichtsjahr von ihm die Siegel für 27 Landgemeinden und eine Stadt-
gemeinde entworfen. Das dritte Heft der Badischen Städtesiegel ist vor kurzem ausgegeben
worden. — Von den Oberrheinischen Stadtrechten ist erschienen in der fränkischen Abteilung
das 8. Heft (Grünsfeld. Neidenau. Osterburken), bearbeitet von Dr. K o e h n e, und in der
schwäbischen Abteilung ein Nachtrag und das Register zum 1. Heft (Villingen) von Hofrat Prof.
Dr. R o d e r. — Für das Konstanzer Stadtrecht sammelte Professor Dr. B e y e r I e weiteres
Material in Karlsruhe und Konstanz. Das Register des von Dr. Geier bearbeiteten Über-
linger Stadtrechts soll im Jahre 1910 erscheinen. Das Manuskript des ersten Bandes des auf
zwei Bände berechneten Freiburger Stadtrechts, dessen Bearbeitung Dr. L a h u s e n übernommen
hat, wird voraussichtlich der nächsten Plenarversammlung druckfertig vorgelegt werden können.
— Der Bearbeiter der Münz- und Geldgeschichte der im Großherzogtum Baden vereinigten Terri-
torien, Dr. Cahn in Frankfurt a. M., hofft, das Manuskript für das 1. Heft im kommenden
Jahr abschließen zu können. — Mit den Vorarbeiten zu der in der vorjährigen Plenarversamm-
lung in das Programm der Kommission aufgenommenen Bibliographie der Badischen Geschichte
soll alsbald begonnen werden. — Die Pfleger der Kommission waren unter Leitung der Ober-
— 102 —
pfleRer Hofrat Professor Dr. R o d e r. Stadtarchivrat Professor Dr. Albert, Universitäts-
bibliothekar Professor Dr. P f a f f , Archivdirektor Geh. Archivrat Dr. 0 b s e r und Professor
Dr. Walter für die Ordnung und Verzeichnung der Archivalien der Gemeinden, Pfarreien,
Grundherrschaften usw. tätig. Die Gemeinde- und Pfarrarchive des Landes sind sämtlich
verzeichnet. Die Verzeichnung der grundherrlichen Archive nähert sich dem Abschluß. Die
Ordnung der Gemeindearchive wurde in sechs Amtsbezirken weiter- bezw. durchgeführt. — Von
der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins ist der 24. Band unter der Redaktion von
Archivdirektor Dr. Obser und Professor Dr. Wiegand erschienen. In Verbindung damit
wurde Heft 31 der Mitteilungen der Badischen Historischen Kommission herausgegeben. — Das
Neu Jahrsblatt für 1909, „Mittelalterliche Gesundheitspflege im heutigen Baden", von Professor
Dr. Baas gelangte im Januar zur Ausgabe. Das Neujahrsblatt für 1910, ,,Die Markgrafschaft
Baden im XVI. Jahrhundert", von Geh. Hofrat Dr. G 0 t h e i n wird bis zum Schluß des Jahres
erscheinen. — Die zur Erinnerung an die Feier des 25jährigen Bestehens der Kommission im
Jahre 1908 herausgegebene Festschrift enthält außer dem Festbericht das Statut und die Ge-
schäftsordnung der Kommission, sowie die Verzeichnisse der Mitglieder und der Veröffentlichungen.
(,.1883 — 1908. Fünfundzwanzig Jahre der Badischen Historischen Kommission." Heidelberg.
Karl Winters Universitätsbuchhandlung. 1909. 81 S. 8".)
c=iQa-
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums,
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hanipe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, Nürnberg.
Mitteilungen
aus dem
Germanischen Nationalmuseum.
Herausgegeben vom Direktorium.
Jahrgang 1909.
Mit 32 Tafeln und zahlreichen Abbildungen im Text.
NÜRNBERG.
Verlagseigentum des Germanischen Museums.
Dem unermüdlichen Förderer
historischer Forschung und alles idealen Strebens,
dem treuen Freunde
des Germanischen Museums
Herrn Kgl. Justizrat
GEORG FREI HERRN KRESS VON KRESSENSTEIN
zu seinem 70. Geburtstage - 20. April 1910
in Ehrerbietung und Dankbarkeit
dargebracht
vom Direktorium
BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Von GUSTAV VON BEZOLD.
(Fortsetzung.)
(Mit 13 Tafeln.)
Typik und Individualisierung in der Plastik des frühen Mittelalters.
Ich habe die Kaisersiegel bis zur Höhe der mittelalterlichen Kunst zusammen-
hängend betrachtet ^). Sie stellen bestimmte, höchststehende Personen dar
und sind zu deren Lebzeiten gemacht, so daß im voraus anzunehmen ist, daß sie
^ie Anforderungen an Bildnistreue, oder richtiger das, was die Bildniskunst an ob-
jektiver Darstellung bestimmter Personen erreichen konnte, erkennen lassen. Sie
zeigen, daß diese Anforderungen durch das ganze frühe Mittelalter gering waren.
Das künstlerische Problem aller Bildniskunst, das wir hier untersuchen, ist aber
weniger das der objektiven Übereinstimmung der Darstellung mit dem Urbild als
das Verhältnis des Traditionellen zum Allgemeinen in der Auffassung der mensch-
lichen Gestalt, besonders der Gesichtszüge. Innerhalb dieses Problems ist das Konter-
fei, die Darstellung nach dem Leben, ein wichtiger Zweig, neben ihm aber besteht
das Idealbild, der Charakterkopf als gleichberechtigt, ja zuweilen als bevorrechtet.
Kein Vernünftiger kann wünschen, daß der Typus Karls des Großen, den Dü^er
geschaffen hat, durch den der Pariser Reiterfigur verdrängt werde.
Zur Beurteilung des Problems kann die Kleinkunst wertvolle Anhaltspunkte
geben, die entscheidenden Aufschlüsse sind in der monumentalen Kunst zu suchen.
Die Reihe der erhaltenen Denkmäler ist äußerst lückenhaft. Von den Malereien,
die in unabsehbarer Fülle die Wände und Gewölbe der Kirchen, der Klöster und
der vornehmen Profanbauten bedeckten, sind nur wenige Reste auf uns gekommen.
Auch die erhaltenen Skulpturen sind nur ein Bruchteil dessen, was im Laufe der
Jahrhunderte geschaffen worden ist, und die Bildhauerkunst hat sich erst spät an
monumentale Aufgaben gewagt. Immerhin genügen die Denkmäler, um die Ent-
wicklung der Plastik, auch nach der Seite, welche uns hier beschäftigt, in ihren
Grundzügen erkennen zu lassen.
Suchen wir zu bestimmen, was die deutsche Kunst des frühen und hohen Mittel-
alters an Bildnissen hervorgebracht hat, welches die Stellung des Bildnisses inner-
halb der Gesamtkunst und welches sein Verhältnis zum Objekt ist, so erheben sich
Schwierigkeiten von allen Seiten, Schwierigkeiten, deren Bewältigung die ein-
dringendste Prüfung des gesamten Denkmälerbestandes erfordert. Das Material,
das mir hier zur Verfügung steht, gestattet nur einzelne Beobachtungen.
1) Vgl. Mitteilungen, Jahrgang 1907 S. 31 ff- und 77 ff-
BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Die Kunst macht bei den meisten, wenn nicht bei allen Völkern eine Entwick-
lungsstufe durch, in der die menschliche Gestalt ins Ornamentale umgeformt wird.
Das ist nicht reines Unvermögen, die Darstellungen können technisch sehr vollkommen
sein, aber der Blick für das Organische ist noch nicht erwacht. Die Ornamentierung
der menschlichen Gestalt ist nichts anderes, als eine weitgehende Stilisierung. Ist
einem Volke eine eigene, durch fremde Einwirkungen wenig berührte Kunstent-
wicklung vergönnt, so vollzieht sich der Übergang vom Ornamentalen zum Orga-
nischen allmählich und damit um so vollkommener.
In voller Konsequenz hat sich die griechische Kunst von der Gebundenheit
zur Freiheit entfaltet. Ihre Entwicklung vollzieht sich unter dem harmonischen
Zusammenwirken zweier divergierender Momente, einer eindringenden Naturbeobach-
tung und eines starken Zuges nach festen Typen. Die griechische Kunst stellt alle
Naturbeobachtung in den Dienst einer selbstgesetzten Norm, eines Kanon, der wohl
aus Beobachtung an lebenden Wesen abgeleitet, in seiner Idee aber vollkommener
ist als diese. Er ist nicht starr und unveränderlich, es gehen neben ihm realistische
Kunstrichtungen her, aber er ist zu allen Zeiten vorhanden. So schafft die grie-
chische Kunst auch einen idealen Kopftypus, der nach griechischer Anschauung
der Inbegriff des schönen Antlitzes ist. Er wird nach Lebensalter und Geschlecht
verändert und gewinnt in den Göttertypen, die wir alle kennen, fast individuelle
Besonderheit. Aber alle diese Abwandlungen sind nur die differenzierten Formen,
in welchen der allgemeine Typus in die Erscheinung tritt. Auch der Kopftypus
der Griechen ist auf scharfe Naturbeobachtung gegründet, aber die Beobachtung
führt nicht zu unmittelbarer realistischer Wiedergabe des Beobachteten. Die Be-
strebungen sind auf Größe und Verallgemeinerung der Formen, auf Tilgung alles
Kleinlichen und Zufälligen gerichtet. Generationen haben daran gearbeitet und
ein gerader Weg führt von den eckigen Köpfen und den leblosen Gesichtern der
Xoana zu dem erhabenen Haupte des olympischen Zeus. Was den griechischen
Kopftypus charakterisiert, ist der feste organische Bau des Knochengerüstes und
der Muskulatur, im einzelnen das starke Vortreten der schöngeschwungenen Augen-
bögen, die geringe Einsenkung der Nasenwurzel, der breite Nasenrücken und das
kräftig vortretende Kinn. Die geschweifte Oberlippe ist kurz, die Unterlippe voll.
Die Augen werden durch den Vorsprung der Stirn beschattet.
Der Typus lockert sich mit der Aufnahme individualisierender Darstellungen,
aber er besteht neben dem realistischen Bildnis fort und ist bis in die letzten Zeiten
der Antike, in denen der Sinn für das Organische sehr geschwunden war, nicht ganz
erloschen.
Die mittelalterliche Kunst geht andere Wege. Auch sie beharrt lange im
Allgemeinen, aber es gibt weder einen Gesamttypus der nordischen Kunst noch ein-
heitliche Typen in den einzelnen Ländern, ja sie wechseln sogar innerhalb der ein-
zelnen Schulen sehr rasch. In der französischen Plastik des frühen 13. Jahrhunderts
tritt ein starker Zug zum Typischen zutage, aber er hält nicht an. ^'3
Über den Anfängen der Plastik und Malerei bei den nordischen Völkern hat
kein günstiger Stern gewaltet. Diese Völker kamen mit der antiken Kunst in
Berührung zu einer Zeit, da ihre Kultur noch an einer rein ornamentalen Kunst
Genüge fand. Die Antike aber hatte ihre Laufbahn vollständig durchmessen. Mit
VON GUSTAV VON BEZOLD.
der Aufnahme dieser Kunst überspringen die jugendlichen Völker eine Reihe natür-
licher Entwicklungsstufen, statt sie in eigener Arbeit zu erringen und sie bleiben
dadurch für Jahrhunderte in Nachahmung befangeh. Dazu kommt, was indes
in seinen Wirkungen weit überschätzt wird, daß die Kirche, unter deren Leitung
die Kunst stand, die Beobachtung der Natur nicht begünstigte. Anderseits wurde
der Gegensatz der primitiven Kunst der Kelten und Germanen gegen die Antike
dadurch gemildert, daß diese selbst senil und formelhaft geworden war. Das Er-
gebnis war eine Unsicherheit in der Auffassung des Organismus, die im Mittelalter
nie ganz überwunden worden ist.
Die Vorbilder, an welchen sich die aufkeimende Kunst der abendländischen
Völker bildete, waren fast ausschließlich der letzten, von orientalischem Kunstgeist
durchsetzten Phase der Antike entnommen, die wir bisher unter dem Gesamtnamen
der byzantinischen Kunst begriffen haben. Es waren Werke der Kleinkunst, illu-
strierte Manuskripte, Elfenbeinreliefs, Arbeiten in Gold und Email. Sie dienten
nicht nur den gleichen Künsten im Abendlande, sondern wurden auch ins Große
übertragen. Zum Glück ließen sich die Übertragungen noch nicht mit der Punktier-
maschine und dem Storchschnabel machen; eine freihändige Übertragung ins Große
verlangte eine eigene gestaltende Tätigkeit des Künstlers. Unsicher und strauchelnd
werden die ersten Schritte getan. Aber unter der unbeholfenen, ja rohen Form
nehmen wir mit Freude die Anfänge eigener Beobachtung der Formen und Be-
wegungen wahr. Sie sind mit einem Element der Schwäche behaftet; die junge
Kunst strebte nach Ausdruck, ohne die Form zu beherrschen. Mit der beginnen-
den Selbständigkeit tritt sofort der somatische Volkscharakter in die Erscheinung.
Die Naturbeobachtung wird unmittelbarer in die Kunst übertragen als bei den
Griechen. Darauf hat schon Viollet-le-Duc hingewiesen. Man braucht seinen Aus-
führungen nicht in allen Stücken zuzustimmen, in der Hauptsache sind sie richtig.
Die Erscheinung tritt schon mit den frühesten selbständigen Regungen der
deutschen Kunst zutage, welche an den Namen des Heiligen Bernward von Hildes-
heim geknüpft sind. Das Hauptwerk sind die ReHefs der Domtüren zu
Hildes he im vom Jahre 1015. Die Komposition der sechzehn Szenen aus der
Genesis und der Geschichte Christi mag von Handschriftenillustrationen abhängig
sein, aber der Künstler geht seinen eigenen Weg und schaut offenen Auges in die
8 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Natur. Er ist ein epischer Erzähler, der anschaulich schildert. Ausdrucksmittel
sind ihm, bei unbeholfener, doch nicht roher Formgebung, die Haltung und Be-
wegung seiner Figuren. Seine Gebärdensprache ist sehr ausdrucksvoll, ja er weiß
auch zarte Gefühle anmutig auszusprechen. Die Leute, die er uns vorführt, sind
alle Niedersachsen mit langen, schmalen Gesichtern.
Auch die Träger des Taufbeckens im Dom zu Bremen,
kleine Männer auf Löwen reitend, zwei ältere und zwei jüngere, gehören dem 11.
Jahrhundert an. Ihr Stil ist befangener als der der Hildesheimer Reliefs, der Orga-
nismus ist nur mangelhaft erfaßt, die Wiedergabe der Einzelheiten sehr archaisch.
Doch auch in ihnen erkennen wir Niedersachsen.
Niedersächsisches Volkstum ist an den Figuren der Chorschranken von S.
Michael in Hildesheim, von Liebfrauen in Halberstadt u. a. nicht zu verkennen. Hier
aber, auf höherer Entwicklungsstufe, tritt das ethnisch Gemeinsame schon zurück
hinter dem Bestreben, die einzelnen Personen verschieden zu gestalten. Die Köpfe
der Apostel in Halberstadt und Hildesheim sind sehr mannigfaltig, aber bei
aller Verschiedenheit nach organischem Bau, Alter und Charakter bleibt doch die
Tafel XIV. gemeinsame Grundlage des niederländischen Typus. Der Kopf eines Apostels
von den Chorschranken von S. Michael in Hildesheim mag das veranschaulichen.
Tafel XV. Noch ausgesprochener als die Apostel ist die Maria von der gleichen Chorwand
in dem länglich ovalen Gesicht, wie im Schnitt des Mundes als niedersächsische Frau
charakterisiert. Eine nähere Prüfung des Weges, auf welchem die Differenzierung
der Köpfe zustande gekommen ist, hat das auffallende Ergebnis, daß sie nicht durch
eindringende Naturbeobachtung gewonnen, sondern in Vorbildern gegeben ist, welche
den Gestalten zugrunde liegen, in Werken der byzantinischen Kleinkunst der Elfen-
beinplastik und der Miniaturmalerei. Wir haben also gar keine durch unmittel-
bare Beobachtung gewonnene Individualisierung aus dem Volkstypus heraus vor
uns, sondern der den Köpfen gemeinsame ethnische Grundzug ist das, was der Bild-
hauer aus der Beobachtung seiner Umgebung gewonnen und seinem Formgedächtnis
eingeprägt hat und was er dem fremden Vorbild an eigenem zubringt. Es ist das
nicht wenig; so mangelhaft die Kenntnis des Organismus noch ist, die Köpfe sind
deutsch. Wenn das Streben nach Individualisierung der Anlehnung an fremde
Vorbilder bedarf, es ist doch vorhanden. Die Erscheinung ist die gleiche, wie wenn
die Biographen des 10. und 11. Jahrhunderts ihre Charakteristik älteren Lebens-
beschreibungen, namentlich Legenden, entnehmen und doch einigermaßen glaub-
würdige Charakterbilder zustande bringen. Die Absicht der Kunst ist weniger
darauf gerichtet, die Formen bestimmter Personen genau wiederzugeben, als den
Charakter als geschlossenen Komplex psychischer Qualitäten auszudrücken.
Die Plastik Niedersachsens hat vor der anderer deutscher Landschaften den
Vorzug einer langen Schultradition und sie arbeitet vorwiegend in bildsamem Ma-
terial, in Ton und Stuck. Die Steinskulptur, die im Ornament eine wunderbare
Vollendung erreicht, hat im Figürlichen während des 12. Jahrhunderts kaum einen
Vorsprung vor der anderer Gegenden Deutschlands. Die Arbeiten aus dieser Zeit
sind hier wie da roh. So ist im Süden und Westen Deutschlands wenig, was für
die Frage der Individualisierung in Betracht kommt. Selbst ethnische Typen lassen
VON GUSTAV VON BEZOLD.
sich, was ja bei der starken Mischunti" der Bevölkerung nicht auffallen kann, kaum
wahrnehmen und in keinem Fall mit voller Bestimmtheit nachweisen.
Der Kopf einer Halbfigur im Museum des Historischen Vereins zu R e -
g e n s b u r g hat Anklänge an einen Typus, der neben anderen in Bayern vorkommt.
Roh und unbeholfen in der Ausführung ist er in seiner Anlage nicht ohne Leben.
Die Vergleichung mit dem Denkmal des Otto Semoser in Freising gestattet kaum,
die Figur über die Spätzeit des 12. Jahrhunderts zurückzusetzen.
Auf der Vincentiustafel im Münster zu Basel ist eine Gestalt, welche man als
Alemannen ansprechen möchte, aber es bleibt zweifelhaft, ob hier Absicht oder
Zufall waltet.
Um das Jahr 1200 tritt in Bamberg ein Bildhauer auf, der an Intensität geistigen
Ausdrucks ein Höchstes bietet, der Meister des Georgenchois. Die
Frage nach der Herkunft und Schule dieses großen Meisters ist noch nicht völlig
geklärt. Außer Zweifel steht, daß er ein Deutscher ist. In den Blendarkaden der
nördlichen Schranken des Ostchors im Bamberger Dom stehen unter jedem Bogen
2 Figuren in lebhaftester Unterredung. Das Ausdrucksproblem ist bis auf Dürer
und Grünewald nicht wieder mit solcher Kraft erfaßt worden. Die Figuren sind völlig
beherrscht von geistiger Spannung, der alles folgt, Haltung und Bewegung, der
Blick, ja man möchte glauben der Zug der Gewänder. Unmögliche Drehungen des
Körpers werden glaublich, in den Köpfen aber liegt unendliche Kraft und Fülle des
Ausdrucks. Solches hatte die nordische Kunst bis dahin nicht gekannt. Die Wen-
dungen der Köpfe gegen oder voneinander sind wunderbar abgestimmt. Vor allem
aber ist es die Intensität des Blicks, die ihnen so sprechendes Leben verleiht. Hier
tritt etwas ganz Neues in die Kunst; zum ersten Mal werden die Augen richtig gegeben,
zum ersten Mal wird die Gewalt, die im Auge liegt, erkannt und ausgenützt. Die
geistige Erregung zittert im Mund und in der Spannung der Nasenflügel nach. Nur
der schärfste Blick in die Natur mochte all' das erfassen, nur die sicherste Hand konnte
es gestalten. Die Fülle des Lebens läßt jeden dieser Köpfe individuell erscheinen,
in der ganzen Reihe erscheinen sie als Abwandlung eines Typus, der Meister hat
anderes zu tun, als formalen Unterschieden nachzugehen, ja er bedarf nicht einmal
10 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
verschiedener Charaktere, auch geistig sind diese Männer von einem Schlag. Man
darf sie auch keinem Volk zuzählen; bei aller Schärfe der Naturbeobachtung schaltet
der Meister mit den Formen so, wie es die Charakteristik verlangt.
Bei den bisher betrachteten Skulpturen lag eine unmittelbare Wiedergabe
individueller Naturformen nicht im Wesen der Sache. Anders war die Aufgabe,
wenn es darauf ankam, bestimmte Personen darzustellen. Das wichtigste, wenn auch
nicht das ausschließliche Gebiet hierfür ist die Grabplastik. Ihre Denkmäler sind
zahlreich, wir sind geneigt, anzunehmen, daß wir hier eine Fülle von Porträts
finden können, die über den Stand der Bildniskunst näheren Aufschluß gewähren
und der große Maßstab der Figuren läßt erwarten, daß sie sich in ihnen besonders
intensiv betätigt habe. Aber die Betrachtung der Denkmäler rechtfertigt diese An-
nahme, wenigstens für das frühe Mittelalter, nicht. Exakte Bildnisse können nur
bei direkter Verwertung der Naturbeobachtung entstehen, sie erfordern also, daß
die Grabplatten entweder zu Lebzeiten der Dargestellten gefertigt werden, oder
daß für sie zu Lebzeiten oder unmittelbar nach dem Tode gefertigte Vorlagen ver-
wendet werden können. Tatsächlich kam beides vor. Wer den Wunsch hatte, auf
seinem Grabmal ähnlich dargestellt zu werden, mochte es sich selbst bestellen, konnte
er doch nicht wissen, ob ihm von den Hinterbliebenen überhaupt eines gesetzt werden
würde. Auf dem Grabmal eines spanischen Prälaten in S. Maria in Monserrato in
Rom lesen wir:
Certa dies nulli est, mors certa, incerta sequentum,
Cura, locet tujnuluin, qui sapit ante sibi.
Von Rudolf von Habsburg wissen wir, daß er sein Grabmal schon vor seinem
Tode machen ließ. Ottokar erzählt davon in seiner um 1390 verfaßten Reimchronik
(M.G. Deutsche Chroniken, V. 1. 508):
ein kluoger steinmetze
ein bild süber und rein
üz einem merbelstein
schone het gehouwen.
wer daz wolde schouwen,
der muoste im des jehen,
daz er nie bild biet gesehen
einem manne so gelich:
wand so der meister kunsterich
dheinen gebresten vant,
s6 liuf er zehant,
da er den kunic sach,
unde nam darnach
die gestalt hie ab,
die er dort dem bilde gap.
under andern dingen
lät iu ze liebte bringen
einen albaeren sit,
der dem meister wonte mit:
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VON GUSTAV VON BEZOLD. 11
er het so gar gevedemt
und in sin herz begedemt
al des kuniges gestalt,
daz er die runzen zalt
an dem antliitze,
daz het der meister nutze
allez gemarht.
und dö daz bilde wart gewarht,
als er sin het gedäht,
nü het den kunic bräht
gebreste manicvalter
und allermeist daz alter,
daz der kunic her
einer runzen mer
an dem antlutze gewan;
daz wart dem meister kunt getan.
der huop sich üf sin sträzen
und Huf hinz Elsäzen,
da der kunic dö was:
da nam er üz und las
an den sachen die wärheit,
als man im het geseit.
und dö er daz ervant,
dö kert er zehant
gegen Spire wider
und warf daz bilde nider
unde macht ez aber gelich
Ruodolfen dem kunic rieh.
Der Bericht ist anekdotenhaft, er ist gleichwohl für die Geschichte des Bild-
nisses von Bedeutung. Er beweist zunächst die Ausführung des Grabmals zu Leb-
zeiten Rudolfs. Er gibt aber weiter Aufschluß über die Anforderungen an Ähnlich-
keit und über die Arbeitsweise der Künstler. Man legte Wert auf Ähnlichkeit, ja
auf eine bis ins Einzelne genaue Darstellung. Was dem Chronisten als wesentlich
erscheint, sind freilich nur unkünstlerische Einzelheiten. Der Künstler arbeitete
nicht unmittelbar nach der Natur, sondern nach einem Erinnerungsbild, das er,
wenn es verblaßte, durch erneute Anschauung belebte.
Daß man im späten Mittelalter Grabmäler zu Lebzeiten oder bei Eheleuten
nach dem Tode eines Gatten bestellte, erhellt auch daraus, daß zuweilen die Todes-
daten nicht ausgefüllt sind. Allgemeine Sitte war dies jedoch nicht, die meisten
Grabmäler sind erst nach dem Tode ausgeführt worden, gewiß zumeist nach Erinne-
rungsbildern, oft ohne solche.
Es gab noch ein Hilfsmittel, die Totenmaske. Totenmasken wurden bei Auf-
bahrungen vornehmer Personen angewandt; ja Abformungen nach dem Leben wurden
schon früh gemacht. Die früheste Nachricht stammt aus dem 14. Jahrhundert.
1350 wurden das Gesicht und die Hände Philipps VI. von Valois abgeformt, um den
12 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Künstler, der das Denkmal des Köni,e:s machen sollte, in Stand zu setzen, eine voll-
kommene Ähnlichkeit zu erreichen. 1422 wurde die Abformung des Gesichts Hein-
richs V. von England in gekochtem (und dadurch erweichtem) Leder ausgeführt
und reich bemalt. Später wurde Wachs angewandt. Cennini gibt eine ausführliche
Anleitung zu Gipsabgüssen nach dem Leben. Das Verfahren war schon im Alter-
tum bekannt, es soll von Lysistratos, dem Bruder desLysippos, erfunden worden sein.
Zu den Denkmälern für Zeitgenossen kommen solche für längst Verstorbene,
über deren Gestalt niemand Aufschluß geben konnte. Daß diese frei gestaltet werden
mußten, ist selbstverständlich; sowie aber die Fähigkeit der Individualisierung ge-
wonnen war, lag es nahe, sie als bestimmte Persönlichkeiten zu gestalten.
Was überliefertes Wissen und naheliegende Erwägungen über die Forderungen
der Individualisierung und der Ähnlichkeit in der Darstellung bestimmter Personen
ergeben, wird durch die Denkmäler nälier bestimmt und beschränkt. Die Forderungen
waren nicht unbekannt, aber sie wurden keineswegs allgemein gestellt und als Grund-
lage für die künstlerische Gestaltung angenommen, wir finden vielmehr alle Über-
gänge von schematischer Allgemeinheit zu persönlichstem Leben. Die Absicht ist
aber auch im Bildnis nicht darauf gerichtet, die Ähnlichkeitsmöglichkeiten zu er-
schöpfen — das konnte sie in einer bei aller Freiheit und Größe stilstrengen Kunst
nicht sein — , sie geht vielmehr dahin, auf Grundlage der Naturbeobachtung, gleich-
viel wie dieselbe gewonnen und in welchem Stadium der geistigen Aneignung und
Verarbeitung sie verwertet ist, einheitlich charakterisierte Individuen zu schaffen.
Die Fähigkeit zu solch vertiefter Charakteristik eignet nur einer hoch entwickelten,
und selbstsicheren Kunst, sie wird langsam errungen, erst die Plastik des 13. Jahr-
hunderts erreicht sie. Sie erreicht sie in der Berührung mit der französischen Kunst.
Frankreich hat im hohen Mittelalter durchaus die künstlerische Führung; die Ein-
wirkungen der französischen Kunst erstrecken sich über das ganze Abendland. In
der deutschen Plastik sind die Einwirkungen der französischen Schule, die hier nicht
ganz zutreffend als einheitlich gelten mag, in verschiedenen Gegenden verschieden.
Unmittelbar wirkt sie auf die Straßburger Hütte, in Bamberg ist der französische
Einfluß stark, ebenso in Regensburg, wohin er erst spät gelangt. Sachsen empfängt
Anregungen, aber es ist schon zu selbständig, um von seiner Eigenart abgelenkt zu
werden.
Bei Betrachtung der Denkmäler müssen wir nochmals in das frühe 12. Jahr-
hundert zurückgehen.
I XVII. Die Grabplatte Rudolfs von Schwaben (t 1080) im Dom zu Merseburg
ist unter den erhaltenen, welche das Bild des Verstorbenen tragen, wohl aie
älteste. Eine genaue Datierung ist bei der geringen Zahl der erhaltenen Denkmäler
schwierig. Zur Vergleichung können die Grabplatten Wittekinds in der
XVII 1. Kirche zu Enger bei Herford und die des Erzbischofs Friedrich von Magdeburg
(t 1152) herangezogen werden. Aus der nahen stilistischen Verwandtschaft
des Denkmals Friedrichs mit den Bischofsfiguren auf den Korssunschen Türen in
Nowgorod, die unter Friedrichs Nachfolger Wichmann gegossen sind, ergibt sich,
daß es bald nach dem Tode Friedrichs gefertigt ist. Die Gewandbehandlung ist
auf den drei Denkmälern ähnlich; die großen Falten sind in die wenig gegliederten
Mitteiluiit^en aus dem üerman. Natlonalmuseum. 190Q.
Taf. 111.
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Taf. IV.
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VON GUSTAV VON BEZOLD. 13
Gewandniassen flach sägeförmig" eiii,c:eschnitten, die kleinen, nur zeichnerisch mit ver-
tieften Linien angedeutet, eine Behandlung, die von byzantinischen Elfenbeinreliefs
übernommen ist. Dagegen sind die Köpfe merklich verschieden, auch in den Händen
sind Verschiedenheiten wahrzunehmen. Diese Körperteile sind auf Friedrichs Denk-
mal weit natürlicher gebildet als auf den beiden anderen. Der Kopf Wittekinds ist
fortgeschrittener als der Rudolfs, reicht aber an den Friedrichs lange nicht heran.
Die Bildung der Augen, bei welchen die Iris mit farbigen Steinen oder Glasflüssen
eingesetzt war, ist bei beiden ziemlich gleich, auch die Hände mit ihren dünnen langen
Fingern sind ähnlich gestaltet. Aus der Vergleichung der drei Denkmäler ersehen
wir, daß sie zeitlich nicht sehr weit voneinander abstehen, daß das Rudolfs das früheste,
das Friedrichs das späteste ist. Ist das Denkmal Friedrichs bald nach der Mitte
des 12. Jahrhunderts ausgeführt, so darf das Rudolfs in dessen erstes Viertel gesetzt
werden.
Das Denkmal Rudolfs ist in Erz gegossen. Die Kunst wagt hier einen
ersten Schritt ins Monumentale; die Figur ist nahezu lebensgroß. Rein technisch
betrachtet ist die Arbeit sehr gut und im Stil dem Material sicher angepaßt. Das
Relief ist flach, nur der Kopf tritt höher aus dem Grund hervor. Das Gefühl für den
Organismus ist schwach, der Körper ist unter dem Gewand kaum angedeutet, das
Gesicht ist völlig leblos, schematisch, fast ornamental, der Bann der Stilisierung
lastet drückend auf ihm. Die Linienführung ist streng, die Modellierung fest, der
Kopf ist groß, ja monumental behandelt. Bildniswert hat er nicht; der Künstler
hat nicht die Fähigkeit, auch kaum die Absicht gehabt, innerhalb seines strengen
Stils zu individualisieren.
Der Kopf W i 1 1 e k i n d s, eine reine Phantasieschöpfung; aber er ist weit
lebendiger als der Rudolfs. Dieses Denkmal ist in Stein gehauen; für die frühe Zeit
ist es eine sehr achtenswerte Leistung.
Das Denkmal des Erzbischofs Friedrich von W e 1 1 i n (j 1 1 52) im
Dom zu Magdeburg, ist in Erz gegossen. Die Figur ist noch puppenhaft, mit Aus-
nahme der Arme verschwinden die Körperformen unter dem Gewand. Der Kopf
tritt fast frei aus dem Grund vor. Die einzelnen Formen zeigen im unteren Teil
des Gesichts eine eindringendere Naturbeobachtung als bei den früheren Denkmälern;
Haare und Ohren sind noch ganz ornamental und die Augen sind schematisch und
leblos. In der Individualisierung ist ein bedeutender Fortschritt gemacht, das zeigt
sich namentlich im Profil. Ob darin eine Ähnlichkeit mit dem Verstorbenen ange-
strebt, und wie weit sie erreicht ist, läßt sich nicht entscheiden. Auf ein anderes
aber möchte ich hinweisen. Jede intensive Berufstätigkeit, besonders auf gc:istigem
Gebiete, prägt dem Gesicht ihrer Träger ihre Spuren auf und verleiht ihnen, ganz
unabhängig von den äußeren Formen, die sehr verschieden sind, gemeinsame Züge.
Ist nun dem Meister der Grabplatte Friedrichs eine persönliche Charakteristik noch
nicht gelungen, den Typus des Geistlichen hat er wohl erfaßt.
In Süddeutschland ist aus einer entsprechenden Entwicklungsstufe der Bildnis-
kunst der um etwa achtzig Jahre spätere Grabstein des Otto Semoser im Dom Tafei xvi.
zu Freising zu nennen. Semoser war Türhüter des 1231 gestorbenen Bischofs
Gerold; der Stein wird bald nach seinem Tode gesetzt sein. Er ist in flachem Relief
gehalten und ziemlich roh gearbeitet. Die Absicht, ein ähnliches Bildnis zu geben,
14 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
ist unverkennbar; als Hauptmerkmal, das leicht wiederzugeben war, ist der Bart
zu betrachten, aber auch wenn man ihn zudeckt, behält der Kopf ein individuelles
Gepräge, welches durch die falsch gestellten, oberflächlich behandelten Augen beein-
trächtigt, aber nicht aufgehoben wird.
Sehen wir die Bildniskunst hier auf einer unentwickelten Stufe, so finden wir
am Oberrhein ein Denkmal von höchster Bedeutung, die Baumeistertafel im Münster
zu Basel. Unter einer Doppelarkade, deren Bögen außen von Säulen, in der Mitte
von einem Engelskopf getragen werden, sitzen zwei einander zugewandte Männer.
Die unvollständige Inschrift
HI DVO TEMPLI.HVIVS. QVIA
STRVCTVRE FAMVLANTUR
bezeichnet sie als Baumeister, wobei unentschieden bleibt, ob ihre Tätigkeit eine
technische oder eine administrative war. Daß sie an dem 1185 begonnenen Neubau
des Domes tätig waren, steht nach der stilistischen Gesamthaltung außer Zweifel.
Die Proportionen, die Haltung, die Verkürzungen und der Faltenwurf sind ziem-
lich unbeholfen, dagegen sind die Köpfe voll des individuellsten Lebens, daß selbst
die absichtliche Verstümmelung der Nasen nur wenig Abbruch tut.
Der Grabstein des Bischofs Adelog (t 1190) im Dom zu Hildesheim läßt ein
gesteigertes Streben nach Individualisierung erkennen. Stilistisch steht er auf der
Entwicklungsstufe der Chorschranken von S. Michael und des Tympanons von S.
Godehard. Wenn aber ein hervorragender Kenner für den Kopf Adelogs ein spät-
byzantinisches Relief des Victoria- und Albert-Museums in London (Maskell 215)
als Analogon heranzieht, so kann ich dem nur bedingt soweit zustimmen, als ich
anerkenne, daß die Formgebung des Meisters von byzantinischen Werken beeinflußt
ist. Allein das individuelle Moment ist in dem Kopfe Adelogs so stark, daß für mich
eine eingehende selbständige Naturbeobachtung außer Zweifel steht. Man beachte
die Bildung des Mundes, die Muskulatur um Wangen und Kinn und das Ohr und
schließlich das Gesicht im ganzen. Zu vollem Leben ist es noch nicht durchgebildet,
die plastische Darstellung der Augen ist noch mangelhaft, aber es unterscheidet
sich doch in seiner ganzen Anlage von Bildungen, wie den schönen Köpfen im Tym-
panon von S. Godehard in Hildesheim. Die Formbehandlung ist kompliziert, die
großen Flächen sind in viele kleine zerteilt. Sind in dem Kopfe unzweifelhaft die
eigentümlichen Züge eines deutschen Mannes wiedergegeben, so wissen wir freilich
noch nicht, ob es die Adelogs sind. Wir werden geneigt sein, das anzunehmen,
da wir wissen, daß die mittelalterliche Bildniskunst mit Erinnerungsbildern arbeitet,
aber eine Sicherheit haben wir nicht; es ist auch möglich, daß der Meister aus irgend
einer anderen Erinnerung als der an Adelog sein Bild geschaffen hat^).
*
Früher als die deutsche Plastik hat die französische einen monumentalen Stil
gewonnen; seine Entstehung fällt mit dem Werden der gotischen Baukunst zu-
sammen und nur in seiner Bedingtheit durch die enge Verbindung der Plastik mit
der Architektur kann er voll gewürdigt werden. Nur der höchsten stilbildenden
2) Kemmerich, Porträtplastik, gibt auf S. 162 ein Siegel Adelogs, das mit dem Grab-
stein nicht übereinstimmt.
Mitteilungen aus dem Gernian. Nationalmuseum. 1Q09.
Taf. VI.
Die Baumeistertafel im Münster zu Basel.
Beiträge zur Geschichte des Bildnisses. Tafel XIX.
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VON GUSTAV VON BEZOLD. 15
Kraft konnte diese rücksichtslose Eingliederung der menschlichen Gestalt in die
architektonische Komposition gelingen. Dabei geht es nicht ohne Härte ab, sollte
der architektonische Organismus gewahrt bleiben, so mußte dem somatischen Organis-
mus der den Säulen vorgestellten Figuren Gewalt angetan werden, die Gestalten
mußten selbst säulenhaft werden, nur sie erfahren die volle Strenge der Stilisierung.
Daß dies in bewußter künstlerischer Absicht geschehen ist, sehen wir an den kleinen
Figuren der Bogenfelder und der Archivolten, welche natürlicher proportioniert
und freier bewegt sind. Das Wunderbare an dieser Kunst ist aber, daß sich zu der
strengsten Stilisierung der frischeste und sicherste Blick in die Natur gesellt. Das
kommt vor allem den Köpfen zugute, die auch bei den großen Standfiguren nicht
von der Verschiebung der Proportionen betroffen werden. Sie zeugen von einem
sicheren Gefühl für das Organische, wir nehmen auch ein erstes Aufleuchten geistigen
Lebens wahr. Es ist nicht Naturnachahmung, es ist Naturbeobachtung, welche
innerlich verarbeitet zu Bildungen von stilvoller Schönheit führt. Individuali-
sierend zu gestalten, liegt dieser stilstrengen Kunst ferne, sie muß, will sie nicht
mit sich selbst uneins werden, auf das T>T)ische gehen. Dieses Bestreben führt
nicht zu einem formal einheitlichen Kopftypus, sondern zur Herausarbeitung der
Gesetzmäßigkeit des organischen Baues. Wohl geht ein gemeinsamer Zug ethnischer
Zusammengehörigkeit durch diese Köpfe, den Viollet-le-Duc richtig als gallisch be-
zeichnet — noch heute begegnen wir diesen schönen, großflächigen Gesichtern
bei den Bauern des Limousin, des Perigord, der Bretagne und anderer Landschaften
Frankreichs — aber die künstlerische Arbeit ist nicht auf Differenzierung ins Per-
sönliche, sondern auf Vereinfachung und Größe der Form gerichtet. Fest, ja hart
sind die Flächen gegeneinander gestellt, die Übergänge sind sicher vermittelt und
oft werden sehr zarte Formen erreicht. Einfachheit und Größe der Formen bleibt
auch in der Frühzeit des 13. Jahrhunderts das Ziel, dem die Plastik zustrebt. Den
Höhepunkt bezeichnet vielleicht der großartige Kopf Christi am Pfeiler des Mittel-
portals von Amiens. Der Typus der Köpfe ist nun einheitlich geworden, wir be-
gegnen den gleichen Kopfformen in Paris und Chartres, in Amiens und an den älteren
Figuren in Reims. Milde Hoheit spricht aus diesen Köpfen, aber die Intensität
des geistigen Lebens, die am Westportal von Chartres zuerst aufleuchtet, hat ab-
genommen, ja einer oder der andere erscheint etwas leer.
Dann wird Reims der Mittelpunkt und die Hochschule der Bildhauerkunst.
Hier arbeiten Meister verschiedener Richtungen nebeneinander, ja es werden, wie
bei der Darstellung im Tempel am Mittelportal, Werke verschiedener Hände, deren
Stil keineswegs gleichartig ist, zu einer Gruppe zusammengestellt. Die Überfülle
plastischen Schmuckes an der Kathedrale von Reims konnte nur in langer Arbeit
ausgeführt werden, der Stil wird im Laufe der Zeit homogen, in den Köpfen ent-
wickelt sich der feine, sensitive Kopftypus, den wir nicht mehr gallisch, sondern
französisch nennen müssen. Diese Menschen sind die Träger einer hohen, fast über-
reifen Kultur. Die Formen werden kleiner und mehr im einzelnen durchgebildet.
Der Typus ist anfangs ein idealer, aber er wird bald in das Individuelle abgewandelt,
in das Individuelle im Sinne geschlossener Persönlichkeit, nicht im Sinne des
realistischen Porträts.
16
BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Beispiele sind der heilige Joseph bei der Darstellung im Tempel, die Königin
von Saba und der als S a 1 o m o oder Abiathar bezeichnete Mann, ein König
auf einem Strebepfeiler der Nordseite u. a. Einige Köpfe aber, wie der des älteren
Jakobus können kaum anders, als in Anlehnung an bestimmte Gestalten der
Wirklichkeit entstanden sein. Daneben tritt in den Köpfen, welche die Archivolten
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der Fenster stützen, etwas ganz Neues in die Erscheinung, die sichere Erfassung
momentaner Stimmungen in den flüchtigen Regungen des Mienenspiels. Diese
Köpfe sind mit frischem Humor gestaltet, das Charakteristische ist bis zur Kari-
katur zugespitzt, an sprühendem Leben haben sie wenig ihres Gleichen. Hier
waltet die sicherste Gestaltungskraft mit voller Freiheit.
Nach alledem muß der französischen Plastik des 13. Jahrhunderts die Fähig-
keit zum Bildnis im voraus zugesprochen werden; sehen wir aber die Monumente,
insbesondere die Grabmäler an, so bemerken wir, daß sie von dieser Fähigkeit erst
spät einen beschränkten Gebrauch gemacht hat. Die in Erz gegossenen Denk-
mäler der Bischöfe Evrard de Fouilloy (t 1222) und Geoffroy d'Eu (f 1237) in
der Kathedrale zu Amiens, streng und schön stilisierte Arbeiten, halten sich ganz
im Typischen. 1203 ließ Ludwig der Heilige die Denkmäler der französischen Könige
in Saint-Denis ausführen; daß diese Bilder nicht ikonisch sein konnten, ist selbst-
verständlich, aber es ist an ihnen auch nicht der Versuch gemacht worden, in dem
Sinne zu individualisieren, wie an manchen Idealstatuen der Zeit, sie sind nicht
nur im Stil, sondern auch in den Formen gleichartig.
Als das erste authentische Königsbildnis gilt die Statue Philipps des Kühnen
(t 1285) in Saint Denis. Auch dieses Denkmal ist erst lange nach dem Tode des
Königs, zwischen 1299 und 1307, von Pierre Chelles und Jean d'Arras ausgeführt.
Hier ist alles individuell; der ganze Organismus wie die Einzelheiten, der Umriß
des Gesichts, die breite Stirne, die geschlitzten Augen, der breite Mund mit den
VON GUSTAV VON BEZOLD. 17
dünnen Lippen sind sicher erfaßt und sehr lebendig dargestellt. Es ist anzunehmen,
daß der Kopf nach einer Totenmaske gearbeitet ist, denn wenn fünfzehn
oder zwanzig Jahre nach dem Tode des Königs sein Bild nicht mehr nach der Er-
innerung geschaffen werden konnte, so war doch der zeitliche Abstand noch nicht
so groß, daß man eine fremde Individualität substituieren durfte. Man hatte nur die
Wahl zwischen einem authentischen Bildnis oder einem typischen Idealbilde. Bei
allem Streben nach individueller Charakteristik bleibt der Kopf ganz im großen
Stil der Zeit, der völlige Objektivität in der Wiedergabe der Natur noch ferne lag.
In und mit der gotischen Architektur hat sich die französische Plastik zu
monumentaler Größe aufgeschwungen, mit ihr kommt sie nach Deutschland. Der
Boden war wohl vorbereitet; auch die deutsche Kultur stand auf ihrem Höhepunkt.
Es war die Zeit der großen Hohenstaufen, in der es wenigstens dem Adel des armen
deutschen Volkes einmal vergönnt war, sich frei in vornehmen Lebensformen zu
bewegen; die Zeit, deren Kinder wir aus einer lebendig sprechenden Geschichte
wie der Ottos von Freising und mehr noch aus den großen Dichtungen kennen.
Friedrich Barbarossa, Friedrich IL, Hagen, Günther und Brunhilde, Kriemhilde,
Dietrich von Bern, Parzival, Tristan und Isolde kennen wir alle als einheitliche, große
Menschen. Das Wort des Dichters:
„Es sind nicht Schatten, die der Wahn erzeugte,
Ich weifs es, sie sind ewig, denn sie sind"
gilt auch von ihnen. Die Zeiten, da Lebensbeschreibungen mühsam aus Bruch-
stücken von Heiligenlegenden und klassischen Autoren zusammengestellt wurden,
sind vorüber, die Charaktere werden mit voller Klarheit geschaut und dargestellt
und sie bestimmen mit Notwendigkeit das Tun und Lassen der Leute.
Es ist bekannt, daß einige der höfischen Epen von Frankreich übernommen
sind, ebenso bekannt ist, daß in den deutschen Bearbeitungen die Charakteristik
vertieft, die Individualisierung verschärft ist. Das gleiche Verhältnis gewahren
wir in der bildenden Kunst. Die formale Höhe der französischen Plastik wird nur
ganz selten erreicht, die Individualisierung ist tiefer und reicher.
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 1909. 9
18 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Die Orte, in welchen die französische Architektur am frühesten Eingang findet,
sind auch die, an welchen zuerst — und leider fast allein — eine große, monumen-
tale Plastik ersteht. Die Hauptstätten sind Straßburg, Freiburg, Bamberg und
Naumburg. Aber die Ausgangspunkte sind für die Plastik andere, als für die
Architektur. Für diese waren neben den Cisterzienserbauten einige Kirchen des
Soissonnais und vor allen die Kathedrale von Laon bestimmend. Die Anregungen
für die Plastik gehen erst von den seitlichen Vorhallen der Kathedrale von Chartres,
dann von Reims aus. Paris und Amiens waren nicht in dem Maße vorbildlich, als
man erwarten möchte. Auch das wenige, was von den Skulpturen der Kathedrale
in Laon erhalten ist, läßt annehmen, daß weitreichende Einwirkungen von da nicht
ausgegangen sind.
Wie die Werkstätten zusammenhängen, ist bis jetzt nicht einwandfrei nach-
gewiesen und wird wohl nie vollständig aufgeklärt werden können. Das Nächst-
liegendste und Wahrscheinlichste bleibt immer, daß deutsche Steinmetzen in fran-
zösischen Hütten gearbeitet und ihre Errungenschaften in der Heimat verwertet
haben. Freilich ist es noch in keinem einzigen Fall gelungen, irgend ein Werk des
Straßburger, Bamberger oder eines anderen deutschen Meisters in Frankreich nach-
zuweisen. Allein damit ist nichts gegen ihre Mitarbeit an den großen Figurenzyklen
der französischen Kathedralen bewiesen, denn eine leitende Stellung nahmen sie
nicht ein, und der Gehilfe und Schüler fügt sich der Art des Meisters, sein Wesen
offenbart sich erst im eigenen Schaffen. Es ist die Ansicht ausgesprochen worden,
deutsche Steinmetzen hätten Studienreisen nach Frankreich gemacht und in Skizzen-
büchern die Motive gesammelt. Das widerspricht mittelalterlichem Brauche. Ein
und der andere mag ja auf seiner Wanderschaft Zeichnungen gesammelt haben; ein
solches Skizzenbuch aus dem 13. Jahrhundert ist in dem Album des Villard von
Honnecourt erhalten. Aber die Wanderschaft hatte das reale Ziel, Arbeit und
Verdienst zu finden. Und allein durch Zeichnen nach architektonischen oder plas-
tischen Werken eignet man sich deren Stil nicht an. Ein anderer Weg der Über-
tragung ist denkbar. Franzosen können in Deutschland gearbeitet haben. Villard
von Honnecourt war in Kaschau tätig, vielleicht war auch der erste Meister des
Doms zu Köln ein Franzose. Aber ein Werk der großen Plastik, das ich einem
Franzosen zuschreiben könnte, habe ich in Deutschland noch nicht gesehen. So
groß in einzelnen Fällen die stilistische Verwandtschaft der deutschen Plastik des
13. Jahrhunderts mit der französischen ist, in ihrem ethnischen Wesen ist sie durch-
aus deutsch. Deutsch ist die intensive psychologische Charakteristik, deutsch die
körperliche Erscheinung der Gestalten. Ausnahmsweise sehen wir slavische Typen,
ab und zu französische. Ihre formale Größe aber verdankt sie der Schulung an
der monumentalen Plastik Frankreichs.
Arbeiten eines Franzosen hat man in den Figuren der Ecclesia und
Synagoge am Südportal des Straßburger Münsters erkennen wollen. Daß
sie mit den Skulpturen der seitUchen Vorhallen von Chartres zusammenhängen,
steht außer Zweifel. Kad Franck hat die Bewegungsmotive der beiden Figuren
feinsinnig analysiert und psychologisch gedeutet, so daß darauf hier nicht zurück-
zukommen ist. In den beiden Figuren ist dem Organismus zu Gunsten des Aus-
drucks mehr Gewalt angetan, als je ein Franzose über sich gebracht hätte. Und
Mitteiluii<j:en aus dem Gennaii. Nationalniuseuni. 190Q.
Taf. VII,
Mitteilungen aus dem (lerman. National niuseum, 1909:
Taf. VII
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wie die .ejanzen Figuren, so sind auch die Köpfe deutsch. Auch sie sprechen den
Grundgedanken des Sieges der Kirche über die Synagoge, der in den beiden Ge-
stalten verkörpert ist, klar aus. Stolzes Siegesbewußtsein spricht aus der Kopf-
haltung, der leichten Spannung der Lippen und dem Blick der Ecclesia, widerstands-
los, ohne Hoffnung, neigt die Synagoge ihr Haupt. Aber die hocherregten Empfin-
dungen finden ihr Maß in der vollendeten Schönheit dieser Köpfe. Es sind ideale
Charakterköpfe, in den Dienst einer Idee gestellt, die wohl die innere Einheit persön-
lichen Wesens klar zur Schau tragen, nicht aber individuelle Besonderheiten der
äußeren Formen. Das mag in der Art des Meisters, es mag ebensowohl in seiner fran-
zösischen Schulung begründet sein.
Auch in den Figuren der Frei burger Vorhalle, welche die
reichste Abstufung innerer Bewegungen klar aussprechen, ist jeder Anklang por-
trätmäßiger Formgebung vermieden.
Um die Mitte des 13. Jahrhunderts ist die jüngere Reihe der großen Skulpturen
im Dom zu Bamberg entstanden. Sie ist in den letzten Jahren der Gegenstand ein-
gehender Untersuchungen gewesen. Als Ergebnis kann gelten: Der Meister ist ein
Deutscher, der seine Lehrzeit in Bamberg durchgemacht und dann in Reims gearbeitet
hat. Er hat sich die Technik und die Formbehandlung des Meisters angeeignet,
der damals die bedeutendsten Figuren des Hauptportals geschaffen hat, und es ist
nicht schwer, an einzelnen seiner Figuren Anklänge an Gestalten der Kathedrale
von Reims wahrzunehmen. Aber man gehe darin nicht zu sehr ins Einzelne und
mache den Meister, der unter den deutschen Bildhauern aller Zeiten eine der ersten.
Stellen einnimmt, nicht zu einem unfreien Eklektiker; denn die äußerlich formalen
Schulgewohnheiten berühren kaum seine kraftvolle Eigenart.
Die Figur des heiligen Petrus an der Adamspforte ist im Motiv dem Salomo
vom Hauptportal von Reims verwandt, aber aus dem begeistert aufblickenden Seher
ist ein Charakter von schroffer Energie geworden. Der alte Bamberger Geist des
Kampfes und Widerspruchs, der die Propheten des Georgenchors beseelt, spricht
auch aus den zusammengezogenen Brauen und dem stechenden Blick seiner Augen.
Abgeklärter ist der Kaiser Heinrich, der ihm gegenübersteht, ein Charakter
von kräftigem Ernst und milder Hoheit, mit einem kleinen Rest von Beschränktheit
behaftet. Der Organismus des Kopfes ist gut erfaßt und einheitlich durchgeführt.
Die Formen des hohen Stils sind durchaus festgehalten, doch maßvoll ins Indivi-
duelle abgewandelt.
Auch aus den Zügen der Kaiserin Kunigunde spricht eine stille Hoheit,
."=1'^ ist bei mäßigem formalen Reiz von innerer Schönheit der Seele belebt. Auch
bei ihr liegt der Wert zuerst in der Charakteristik.
In der Gruppe der Heimsuchung ist der Kopf der M a 1 i a nicht ein-
heitlich geraten, die Behandlung der Augen ist schwach und entspricht nicht der
tiefen Formenfülle der unteren Gesichtshälfte. Dagegen ist Elisabeth eine
ganz große Charakterfigur voll leidenschaftlicher Begeisterung. In dem Kopf ist
eine seltene Tiefe seelischen Ausdrucks, er hat eine matronenhafte Schönheit, einzelne
naturalistische Züge geben ihm ein ganz individuelles Gepräge.
Gleich bedeutend ist der herrliche Kopf des Reiters. An Fülle des Lebens
ist er das Höchste, was der Bamberger erreicht hat. Der Zusammenhang mit dem
20 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Kopfe eines Königs in Reims ist doch nur im Motiv gelegen. Der Reiter in Bamberg
scheint wieder die Anregung zum Reiterdenkmal Ottos I. in Magdeburg gegeben zu
haben.
Der Bamberger Meister überragt an Kraft der Charakteristik alle deutschen
Bildhauer des 13. Jahrhunderts, sein eigenes Pathos spricht aus seinen Gestalten.
In der Frühzeit des 13. Jahrhunderts beginnt die französische Kunst auch in
Niedersachsen einzuwirken. Aber wie die Architektur der französischen frei
gegenübersteht, so wahrt auch die Plastik ihre Selbständigkeit. Sie besaß schon
eine feste alte Überlieferung, die ihr Recht behauptete. Man ist den byzantinischen
und französischen Quellen dieser Kunst bis ins Einzelne nachgegangen. Das ist
gut und löblich. Aber es ist notwendig, daß nun auch ihr eigenes Wesen gebührend
beachtet werde, denn in ihr hat die deutsche Plastik ihre Sonnenhöhe erreicht.
Im dritten und vierten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts besteht eine Schule,
deren Tätigkeit sich vorwiegend in Obersachsen entfaltet. Die Skulpturen
in Wechselburg und die goldene Pforte in Freiberg sind ihre
Hauptwerke. Gegenüber den Aposteln in Hildesheim und Halberstadt ist die Auf-
fassung des Organismus in den Proportionen, Bewegungen und Formen freier und
sicherer geworden. Ein idealer Kopftypus hat sich ausgebildet, die Gesichter sind
breiter geworden, ihr Umriß ist ein kurzes Oval. Unverkennbar ist das Streben
nach formaler Schönheit, Ausdruck und Charakteristik stehen dagegen zurück.
Schmerzliche Gefühle, wie sie in den Köpfen von Maria und Johannes in der Kreuzi-
gungsgruppe von Wechselburg ausgesprochen werden, gehen nicht tief. Auch die
Individualisierung der Formen, wozu eine Reihe von Grabmälern Anlaß geboten
hätte, liegt nicht in den Absichten der Schule. Freilich sind es mit einer Ausnahme
Denkmäler für längst Verstorbene, Markgraf Dedo und seine Gemahlin
(t 1190), Heinrich der Löwe und seine Gemahlin (t 1195) und
eine Äbtissin von Quedlinburg (f zwischen 1227 und 1232). Das
Gesicht der letzten, bei der objektive Ähnlichkeit am ehesten vermutet werden
könnte, ist so beschädigt, daß es keinen Aufschluß mehr ^eben kann, die anderen
halten sich im Typus der Schule. Es sind schöne, vornehme Personen ohne ausge-
afei XXII. sprochene Individualität. Bei Heinrich dem Löwen im Dom zu Braunschweig
möchte man den energischen Willen im Schnitt des Mundes erkennen, aber
es ist doch kaum mehr als eine leise Andeutung. Diese Denkmäler dürften um 1230
Fafei XXII. ausgeführt sein. Etwas jünger ist das Denkmal des Grafen Wipert von Groitzscii
(t 1124) in der Kirche zu Pegau, vielleicht ein Jugendwerk des Meisters
der Stifter im Dom zu Naumburg. Die Gewandung folgt dem Stil der anderen Denk-
mäler, im Kopf befreit sich der Meister vom Typus, der noch nachklingt, aber ins
Individuelle abgewandelt ist. Die volle Unterlippe, der Bogen der Augenbrauen,
der suchende BHck der tiefliegenden Augen sind der Natur abgelauschte Züge. Wir
fühlen uns an rothaarige Leute erinnert, denen wir schon begegnet sind.
Um 1250 folgen die zwölf Statuen der Stifter im Dom zu Naum-
burg, die großartigste Reihe von Idealbildnissen, welche je geschaffen worden
ist. Sie muten uns an wie die Helden des Nibelungenliedes. An ruhiger Größe haben
sie in der deutschen Kunst nicht ihres Gleichen. Ein ganz großer Meister hat hier
die Überheferung der Schule, die Kenntnis gotischer Kunst und eindringende Natur-
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VON GUSTAV VON BEZOLD. 21
beobachtung zu einem ihm eigenen, freien und großen Stil verarbeitet, dem ein kleiner
Rest von Archaismus den Reiz des Aufstrebenden wahrt Die Köpfe sind alle ver-
schieden, jeder ganz einheitlich und individuell, ohne kleinlichen Realismus. Ver-
schiedenes Geschlecht, verschiedene Altersstufen, verschiedene Charaktere und Stim-
mungen werden schlicht und wahr und ganz überzeugend gegeben. Alles Fremde
ist hier überwunden, rein deutscher Kunstgeist waltet, und er hat sich kaum je
wieder so mächtig offenbart. Markgraf Ekkehard ist das Bild eines deutschen rafei xxii
Fürsten in voller Manneskraft, herb und ernst, von derben Formen. Fine milde,
freundliche Ge^^innung spricht aus den Zügen der Markgräiin Regelindis, der Ge- lafei xxii
mahlin von Ekkehards Bruder Hermann. Ist im Typus dieses Kopfes die slavische
Abstammung der Fürstin angedeutet; ist er ein Nachklang von den Köpfen der
klugen und törichten Jungfrauen an der Brautpforte oes Domes zu Magdeburg?
Der Naumburger Dom birgt noch ein Denkmal, das seiner ganzen Haltung
nach als Bildnis betrachtet werden muß, das Denkmal eines Bischofs im hohen
Chor. Die Ähnlichkeit mit Siegelbildern läßt mit ziemlicher Sicherheit annehmen,
daß Bischofs Dieirich II. (t 1273) dargestellt ist. Aber es ist fraglich, ob Tafei xxiv
es sein Grabmal oder ein Denkmal ist, das er einem seiner Vorgänger errichtet hat.
Ich will mir die Lösung dieser Frage nicht anmaßen, eine subjektive Meinung aber
darf ich aussprechen. Daß die Idealbildnisse Verstorbener im Anschluß an die Er-
scheinung Lebender gestaltet wurden, ist bekannt, die ganze Reihe der Naumburger
Stifter beweist es. Aber sie lassen ebenso wie Dedo, Heinrich der Löwe und Wipert
klar erkennen, daß der mit einem Denkmal Geehrte als ein schöner Mensch darge-
stellt wurde. Der dicke Bischof im Naumburger Dom ist weder nach dem Begriff
des 13. noch nach dem des 20. Jahrhunderts schön. Er war nicht geeignet, das Modell
für das Denkmal eines anderen abzugeben. Und wissen wir denn, ob dieser Grab-
stein, der mehr als sechshundert Jahre alt ist, immer im Ostchor gelegen ist ? Ich
glaube, daß das Grabmal, auf dem Bischof Dietrich II. dargestellt ist, auch sein Grab-
mal ist. Die Auffassung ist nicht so groß; die Ausführung weniger sorgfältig als die
der Stifter, aber die Formen sind sicher erfaßt und frisch wiedergegeben, sodaß wir
den Mann lebendig vor uns sehen.
Vollen Porträtcharakter hat auch das Grabmal eines Grafen von Katzen- Tafei xxv.
einbogen aus dem Ciarenkloster in Mainz, jetzt im Museum zu Wiesbaden. Der
Wille zu realistischer Darstellung ist hier größer als das Können; der Kopf wird durch
die zu hoch gerückte Nasenwurzel und den schematischen Übergang von ihr zu den
Augenbrauen entstellt, aber die Tränensäcke unter den Augen und der schiefe Mund
sind individuelle Formen, die nicht von einem beliebigen Modell genommen sind.
Noch klingt in diesem Denkmal des frühen 14. Jahrhunderts der hohe Stil des 13.
nach, wenn auch die sichere Beherrschung der Form nachgelassen hat. Von dem-
selben Meister ist der Grabstein des Wigand von Wanebach (t 1322) im
Dom zu Frankfurt.
Das Denkmal Rudolfs von Habsburg im Dom zu Speier ist, wie wir Tafei xxv.
gesehen haben, vor dem Tode des Kaisers gemacht worden. Wir möchten gerne
wissen, wie weit das Denkmal die Bildnistreue, die es angestrebt hat, erreicht hat.
Leider ist es nicht unversehrt geblieben. Es ist fraglich, ob es jemals über dem Grab
des Kaisers angebracht war. Bei den Ausgrabungen im Jahre 1900 fand man Reste
2^ BEITRAGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
einer anderen Platte. Das hinderte jedocli nicht, daß auch das erhaltene Denkmal
im Dom aufgestellt war. 1812 wurde es in der profanierten Johanniterkapelle auf-
gefunden. 1815 kam es wieder in den Dom und wurde von dem Bildhauer Gottfried
Renn restauriert. Die Platte war in zwei Stücke zerschlagen und an Nase, Mund
und Kinn beschädigt, auch die Hände fehlten. Als Grundlage der Ergänzung diente
ein Gemälde aus dem frühen 16. Jahrhundert in der Ambraser Sammlung, auf dem
der Grabstein in natürlicher Gröf3e dargestellt ist. Ein großer Meister hat es nicht
gemalt, und es stimmt namentlich in der Stirn und den Augen wenig mit dem Grab-
stein überein, auch der Zug des Mundes ist anders. Wie weit die Ergänzungen gehen,
läßt sich an unserem Gipsabguß nicht feststellen. Aber auch die erhaltenen Teile
sind überarbeitet. Die Ergänzungen sind gewissenhaft gemacht, und die Anlage
des Kopfes ist so individuell, daß wir annehmen, ein ziemlich genaues Bild des Kaisers
zu besitzen. Der Stil ist durch die Überarbeitung verwischt. Das Gemälde dürfte
zur Vorlage für das Standbild Rudolfs am Grabmal Maximilians bestimmt gewesen
sein.
Das Denkmal des Erzbischofs Siegfried von Eppstein im Dom zu Mainz
(t 1249) kann ich aus stilistischen Gründen erst dem späteren 13. Jahrhundert zu-
weisen. Es enthält individuelle Züge, aber es bleibt sehr fraglich, ob sie auf eine
sichere Tradition zurückgehen^).
Dem frühen 14. Jahrhundert gehören die Figuren an den Strebepfeilern des
Turmes zu Freiburg im Breisgau an. Den hohen Standpunkten entsprechend sind
die Formen groß und breit behandelt und die Flächen scharf gegeneinander abgesetzt.
Selbstverständlich sind die meisten Phantasieschöpfungen ohne Individualisierung.
Von den sitzenden Stiftern der untersten Reihe machen die zwei am südlichen Strebe-
pfeiler der Westseite und an dem Strebepfeiler nördlich neben dem Portal eine Aus-
nahme. Die Individualisierung geht jedoch nicht tief. Es sind wohl Idealbilder,
der ältere Mann wird als Herzog B e r t h 0 1 d V. v 0 n Z ä h r i n g e n (f 1218),
der jüngere als Graf Egin V. von Freiburg (t 123O) bezeichnet, allein
die Deutung ist unsicher. Eine ganz ausgesprochene persönliche Eigenart haben
dagegen die Züge des Mönches, an der nordöstlichen Ecke des Turmes, in der dritten
Reihe, in dem man früher Albertus Magnus, jetzt mit mehr Recht Bernhard
von Clairvaux erblickt; und noch mehr ein Kopf der als Konsole unter der
Galerie steht, die den unteren Teil des Turmes abschließt. Die Benennung Erwin
von Steinbach ist willkürlich und falsch, Erwin hat nie etwas mit dem Freiburger
Münster zu tun gehabt,' daß es aber der Kopf, eines Baumeisters ist, ist nicht
unwahrscheinlich. Die Einfachheit und Größe der Formgebung ist bewundernswert.
* * *
Von den ersten eigenen Regungen der deutschen Kunst in der Frühzeit des
11. Jahrhunderts bis nach der Mitte des 12. vermag die Plastik unbewußt wohl den
ethnischen Charakter der Köpfe annähernd zu geben, wohl auch bewußt da und
dort einzelne porträtmäßige Züge in die Darstellung hineinzutragen, zu einer durch-
geführten Individualisierung kommt sie niclit. weil der Organismus überhaupt nur
3) Die Siegel Siegfrieds, deren eines Kemmericli, Porträtplastik S. 218 mitteilt, sprechen
dafür.
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VON GUSTAV VON BEZOLD. 23
mangelhaft erfußt wird. Die Beobachtung ist noch niclit so vertieft, daß sie die
Fülle der individuellen Formen erfassen, das wesentliche auslesen und darstellen
könnte. Und die Anforderungen der Beschauer gingen in dieser Frühzeit so wenig
über das hinaus, was die Künstler zu leisten vermochten als heute. Die Kunst ver-
harrt notwendig im Typischen. Von solchen Anfängen kann die Entwicklung ent-
gegengesetzte Wege gehen, sie kann die Typen festhalten und formal vollenden,
oder sie kann aus dem Typus heraus nach individueller Gestaltung streben. Der
germanische Kunstgeist wies den zweiten Weg; die Erreichung des Ziels wird durch
die allgemeinen Kulturverhältnisse gefördert und gehemmt, sie tragen einen inneren
Widerspruch in der Entwicklung. Eine individualisierende Kunst kann sich nur
durch dauernde, eindringende Naturbeobachtung entwickeln. Die christliche An-
schauung von der Verderbtheit der Natur war dem nicht günstig. Icii betone noch-
mals, daß man dieses Hemmnis nicht überschätzen soll, aber es war vorhanden
und darf nicht übersehen werden. Dazu waren in den Kunstwerken, welche die
Kirche vom Orient herüberbrachte, die Aufgaben, an denen man arbeitete, schon
gelöst. Man geriet in die Abhängigkeit von w^esensfremden Vorbildern, aus der
man sich nur langsam befreien konnte. Die mittelalterliche Kunst hat den Ge-
samtorganismus des Körpers nie völlig beherrscht. Selbst aie Naumburger Stifter,
so fest sie zu stehen scheinen, sind da und dort bresthaft.
Auf der anderen Seite wirkt die Geistigkeit der christlichen Weltanschauung
fördernd auf die Betonung des Geistigen im Kunstwerk und kommt damit dem Zug
nach Individualisierung und Charakteristik entgegen.
Der Verlauf der Entwicklung ist nicht einheitlich. Ansätze zur Typenbildung
finden sich da und dort, zu einer festen, konsequent ausgebildeten Typik kommt es
nirgends. Der Weg zu freier Gestaltung wird rasch durchmessen. Im späteren
12. Jahrhundert schärft sich die Beobachtung und die Fähigkeit der Darstellung.
Aber die Kunst kommt noch am Ende des Jahrhunderts nicht über Ansätze zu kon-
sequenter Individualisierung hinaus. Im Grabmal des Bischofs Adelog von Hildes-
heim bleibt das Können hinter der Absicht weit zurück. Um 1240, in Frank-
reich schon etwas früher, ist das Ziel erreicht. Wenn, alles in allem genommen,
die französische Kunst eine höhere formale Vollendung besitzt, geht die deutsche
ihrem innersten Wesen nach sofort an vertiefter psychischer Charakteristik über sie
hinaus. Welch reiche Fülle starker Persönlichkeiten schaffen die Meister von Bam-
berg und Naumburg!
Wir möchten gerne wissen, wie diese Gestalten entstanden sind. Das Wahr-
scheinlichste bleibt doch, daß sie aus einer unvergleichlichen Höhe des Formgedächt-
nisses, des inneren Schauens und der Gestaltungskraft frei geschaffen sind. Die
Komposition in den Block und das Herausholen der Figur aus dem Stein schließt
ein unmittelbares Arbeiten nach dem lebenden Modell aus. Auch an die Verwendung
von Hilfsmodellen, die aus bildsamem Material in ganz anderer Weise gemacht
werden, ist nicht zu denken.
Das intensive Streben nach individueller Charakteristik birgt manche Ge-
fahren für die formale Seite der Kunst. Daß sie nicht sofort zutage getreten sind,
ist dem starken Stilgefühl der Künstler zu danken. In ihrem hohen und festen Stil
findet die Kunst des 13. Jahrhunderts ihre Kraft, aber auch ihr Maß und ihre Grenze.
24 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Der Stil mäßigt den realistischen Grundzug, der ihr innewohnt, er bedingt Ver-
einfachung und Auswahl der Formen, ein ins einzelne gehender Realismus ist ihm
fremd. Vielleicht ist es auch in der lebendigen Kraft des Stils begründet, daß die
Formgebung mit einem Rest von Gebundenheit behaftet bleibt. Die Auslese und
Vereinfachung der Formen, welche die Grundlage des Stils ist, fördert auch die feste
Charakteristik, indem sie alles Verwirrende und Störende fernhält.
Das Streben nach Individualisierung, der Reichtum der Charakteristik mußte
anscheinend auch dem Bildnis zugute kommen. Tatsächlich hat es verhindert,
daß es überhaupt als besondere Kunstgattung auftritt. Eine so intensiv charak-
terisierende Kunst, wie die des 13. Jahrhunderts, besitzt die Fähigkeit, Bildnisse
zu schaffen, aber das Zusammenwirken des allgemeinen Zugs nach Individualisierung
und der durchdringenden Kraft des Stilgefühls verhinderte das Entstehen einer
Kunstgattung, deren Wesen in der Erfahrung und Darstellung individueller Sonder-
art besteht. Man mag durch Vergleichung mehrerer Darstellungen einer Person
ein Denkmal als getreues Abbild erweisen, in seinem Wesen als Kunstwerk wird
es sich nicht von den Idealbildnissen der Zeit unterscheiden. Aber die Zeit ist
nicht fern, da das Bildnis zur selbständigen Kunstgattung wird. In der Kunst des
13. Jahrhunderts ist der Realismus von dem strengen Stilgefühl im Zaum gehalten,
im 14. sucht er sich frei zu machen und das Abbild dem Vorbild mehr anzunähern.
Die subjektiven Momente der künstlerischen Tätigkeit treten zurück gegenüber
dem Bestreben nach objektiver Wiedergabe des Vorbilds. Die Forderung der Ähn-
lichkeit, die nun einmal aus der Bildniskunst nicht zu entfernen ist, wird gestellt
und sie kann erfüllt werden. Die Führung haben zunächst das nordöstliche Frank-
reich und die burgundischen Länder.
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DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Von HANS STEOMANN.
(Fortsetzung*).
Zu den schönsten Schranktypen der Spätrenaissance der germanischen Völker
gehört der holländische Schrank des 17- Jahrhunderts. Er berührt sich aufs
engste mit der noch später zu behandelnden Art der deutsch-holländischen Kre-
denz oder dem Überbauschrank und ist außer in Holland selbst auch am Niederrhein
vielfach in Verwendung gewesen. Ein sehr gutes und charakteristisches Exemplar
befindet sich in der Sammlung der bürgerlichen Möbel des Museums, ein spätes im
Hindelooper Zimmer. Der erstere Schrank ist in Natur-Eiche mit Fischbeineinlagen,
die eine charakteristisch gebildete Verzierungsart bilden, gearbeitet. Der Aufbau
gliedert sich in einen auf abgeplatteten, großen Kugelfüßen stehenden Sockel mit
zwei Schubladen, die von drei vorgekragten Löwenkonsolen getragen werden, die ihrer-
seits wieder die herausgekröpften Säulenordnungen des Oberbaues tragen. Wie alle
seiner Art, ist der Schrank zweigeschossig und doppeltürig und derart, daß das Unter-
geschoß höher, mit zwei Füllungen in den Türen, das niedrige Obergeschoß nur mit
einer Füllung versehen ist. Dieser Einteilung entsprechen zwei übereinandergesetzte
Säulen. Den oberen Abschluß bildet ein ziemlich hoher und stark heraustretender
Aufsatz, dessen besonders betontes Glied der Fries mit in Flachrelief geschnitztem
Rankenwerk bildet. Rankenwerk und Engelsköpfchen finden sich auch in den
Füllungen der Türen, die durch feingliedrige Profilierung den überaus schmuck-
vollen Eindruck des Möbels erhöhen (Abb. 1, H. 202,5, Br. 168,5, T. 70 cm).
Von der im 17. Jahrhundert in so hoher Blüte stehenden schleswiger
Schnitzerschule, die in ihrer Art die Führung in deutschen Ländern hatte, besitzt
das Museum ein hervorragend gutes Stück. Allerdings ist der Schrankkasten selbst
im wesentlichen eine moderne Nachbildung des jedenfalls schadhaft gewordenen
alten; nur die geschnitzte Vorderseite ist altes Original (Abb. 2, H. 216,5,
Br. 171,5, T. 64,5 cm). Die Einteilung des Schrankes ist die aus dem späten
Mittelalter überkommene dreigeschoßige mit zwei Türen im Ober- und Unter-
geschoß, mit einer breiten im Mittelgeschoß. Die acht Felder der Vorder-
seite sind im Ober- und Untergeschoß durch breite Leisten mit Karyatiden getrennt,
die im Obergeschoß eine Charitas und männliche Figuren, im Untergeschoß drei
nicht gut kenntlich gemachte weibliche allegorische Halbfiguren bringen. In
den Füllungen des Untergeschosses rahmen zwei ähnliche Karyatiden das Mittel-
geschoß ein. Die beiden Türflügel des Obergeschosses enthalten die Hochreliefs
der Geburt Cristi und die Flucht nach Ägypten, auf der breiten Türe des Mittel-
geschosses ist das Abendmahl und seitlich in schmalen hohen Feldern der Glaube
*) Vgl. Mitteilungen Jahrgang 1902 S. 62 ff., 98 ff., I42ff.; 1903 S. 65 ff., 105 ff.; 1904
S. 45ff., 101 ff.; 105 S. I8f'., 63ff.; 1907 S. 102if.
26
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
und allegorische weibliche Figuren (die Heilkunst darstellend). Auf den beiden
unteren Türflügeln stehen in Bogennischen die Figuren von Liebe und Hoffnung.
Entwurf und Durchführung der Schnitzerei stellen dieses Werk in die erste Linie der
reichen künstlerischen Produktion des Landes.
Nicht eigentlich als Möbel, sondern nur wegen der an der Vorderseite an-
gebrachten Schnitzerei sei ein weiterer Schleswigholsteinscher Schrank angeführt.
Abb. 1. Holländischer Schrank; 1. Hälfte des 17. Jahrh.
Der Schrankkasten und die Einrichtung des Schrankes als Schreibtisch ist modern
wohl mit dem Zweck beabsichtigter Täuschung aus altem Holz wohl vor einigen
Jahrzehnten schon als Fälschung angefertigt worden. Die Vorderseite ist mit Er-
gänzung mancher Teile aus dem Vorderteil einer oder mehrerer Schleswigholstein-
scher Truhen gebildet. Der Schrank hat jetzt zwei (jeschosse, die vertikal durch
i
VON HANS STEGMANN.
27
sechs Karyatiden gegliedert sind, dazwischen sechs Füllbretter mit biblischen Dar-
stellungen. Die Schnitzereien gehören der zweiten Hälfte des 17. Jalirhunderts an
(H. 149, Br. 112. T. 49 cm).
Abb. 2. Schrank aus Schleswig-Holstein; Anfang des 17. Jahrh.
in ungefähr gleicher Situation wie beim vorigen Schrank befinden wir uns bei
einem kleinen Eckschränkchen, das von einem Schrank oder einer Truhe in neuem
Aufbau einige geschnitzte Teile vorzüglicher .Ausführuni; übernommen hat. Es
28 DIE llüLZMÜlJtL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
sind an den Seiten zwei Hermenpilaster und auf der Tür zwei vorzüglicli geschnitzte
Füllungen in architektonischer Bogenstwllung Adam und Eva, sowie die Verkündi-
gung alt und aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (H. 110, Br. 67,5,
T. 46 cm).
Mit der zweiten Hälfte des 17- Jahrhunderts verliert der hohe mehrtürige
Schrank als führendes Kunstmöbel in Oberdeutschland stark an Bedeutung. Der
doppelgeschossige Schranktypus verschwindet mehr und mehr, und auch in den
Fällen, wo im Innern die einfache oder mehrfache, horizontale Gliederung durch
verstellbare Bretter beibehalten wird, ist der Schrank im Wesen ein eingeschossiger,
eventuell mit einem Schubladenuntergeschoß. Breit ausladende, massig profilierte
Formen beherrschen von 1670 an das Feld. Die Intarsien, das aufgelegte ausgesägte
Ornament, antikisierende Schreinerformen, wie vielgestaltige vertikale Kröpfungen
und Zahnschnitte verlieren an Boden, ebenso wie die Schnitzerei. Das neu eintretende
Moment, das in Italien und Frankreich seine Heimat hat, ist die Politur der äußeren
Möbelflächen. Diese bedingt wegen des beabsichtigten Glanzes größere Flächen,
wenigstens nach einer Richtung.
Gleichzeitig geht der eigentlich oberdeutsche Typus des beweglichen großen
Vorratsschrankes auf ganz Deutschland über. Im 18. Jahrhundert ist, abgesehen
von gewissen Eigenarten in der Dekoration, ein und derselbe Schranktypus in
ganz Deutschland herrschend, so daß ohne gesicherte Provenienznachricht die Be-
stimmung der Schränke nach ihrem Verfertigungsort ziemlich schwierig wird.
Den einzigen doppelgeschossigen Schrank mit vollständiger Politur, bezw.
Fournitur in Nußbaumholz besitzt das Germanische Museum in seiner Sammlung
bäuerlicher Altertümer, wo derselbe als Erzeugnis der Vierländer Möbelkunst seine
Stelle gefunden hat. (Abb. 3 a und b, H. 225, Br. 206, T. 82 cm). Form und
Ausführung weisen aber so wenig spezifisch Bäuerliches auf, daß er als später
Repräsentant des doppelgeschossigen Schrankes, der übrigens in dieser Ausführung
bis in das erste Drittel des 18. Jahrhunderts sich auch im übrigen, besonders dem
westlichen Deutschland bis Frankfurt herunter nachweisen läßt, auch hier erwähnt
werden kann. Das vorliegende Stück ist ein musterhaftes Möbel in seiner Art.
Sockelgeschoß mit zwei Schubladen, die beiden durch den bordartigen Vorsprung
in scharf markierter Weise getrennten eigentlichen Schrankgeschosse, das kräftig
profilierte Hauptgesims haben sehr glückliche Verhältnisse. Die herausgekröpften,
die Schrankfassade gliedernden gewundenen Säulen bringen in die vorherrschende
Geradlinigkeit erwünschtes Leben. Die Behandlung der Füllungen mit ihrer
wechselweisen starken. Vertiefung und starken Erhebung entspricht dem Möbel-
geschmack um und nach 1700.
Ein Merkmal aller doppeltürigen Kastenschränke des vorgeschritteneren 18.
Jahrhunderts ist, daß die Formen flacher werden. Die Säulen und stark vortreten-
den Pilaster verschwinden. Als trennende Gliederung erscheint nur noch die mehr
oder minder breite und mehr oder minder reich profilierte Schlagleiste der Tür,
manchmal an den fast stets abgeschrägten Ecken noch flache Pilaster. War die
Fournierung einfach, so wurde insbesondere in Süddeutschland auf den Türflügeln,
mitunter auch noch schmalseitlich daneben mehrfach gekröpfte, meist in der Grund-
form sechseckige hohe Füllungen angebracht. Oft wird hier mit verschiedenem
VON HANS STEGMANN.
29
Fournierholz gearbeitet, meist abwechselnd mit Eiche (gebeizt) und Nußbaumholz
(poliert), wodurch gute Effekte erzielt werden. Diese besonders in fränkischen Landen
beliebten sogenannten „Spitzrautenschränke", in den reicheren Fällen auch durch
Marquetteriearbeit geziert, haben sich dort in hunderten von Exemplaren erhalten.
Eine andere Art, denselben Schranktypus auszugestalten, war die gewellte Profi-
lierung, die sich so ziemlich auf die ganze Schauseite erstreckt. Diese Art war in
Abb. 3 a. Vierländer (?) Schrank um 1700.
ganz Süd- und Mitteldeutschland üblich. Ein charakteristisches, wenn auch ein-
faches Beispiel dieser Art zeigt die Abbildung (Abb. 4, H. 21 1, Br. 210,5, T. 80 cm).
Je reicher die Marqueterie- und Fournierausstattung war, je verwickelter
die ornamentalen und figürlichen Einlagen waren, desto mehr herrschte die glatte
30
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Behandlung vor. Ein besonders schönes Exemplar dieser Art, mit ausgezeichneter
Marquetteriearbeit besitzt das Museum in einem großen fränkischen Schrank der
Art, der auf den Türen im Rahmen von reichem Bändel- und Blattwerk vier alle-
gorische weibliche Figuren in Zeittracht zeigt. Weniger gelungen ist der bei
reicheren Exemplaren gern angebrachte durchbrochen geschnitzte Aufsatz, der das
Wappen der ersten Besitzer und die Jahreszahl 1745 trägt. An dem Schrank ist
auch die Innenausstattung bemerkenswert. Die Innenflächen sind mit aus-
geschnittenen kolorierten Figuren aus zeitgenössischen Kupferstichen geziert, die
auf weißem Grunde aufgeklebt und gleichmäßig mit einem stark glänzenden
Firniß überzogen sind (Abb. 5, H. 236, Br. 220, T 81 cm).
Abb. 3 b. Seitenansicht von 3a.
Die großen norddeutschen Prunkschränke, anfangend in den letzten Jahrzehnten
des 17. Jahrhunderts, die im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts dort ihren Höhepunkt
erreichen und die gemeinhin den Namen Hamburger oder Danziger Schapp tragen, aber
durchaus nicht auf diese Gegenden beschränkt waren, sondern ihre Verfertigung bis
weit nach Mitteldeutschland hinein fanden, sind die glänzendsten Vertreter dieser
Stilrichtung. Die sogenannten Schappschränke sind in diesem Stil die selbständigste
VON HANS STEGMANN.
31
Betätigung. Das ciurakteristi.^che am Schappschranke iM nicht sein Aufbau, sondern
die Eigenart der verbindenden Dekoration. Das Germanische Museum besitzt zwei
Exemplare der sogenannten Schappschränke, von denen der eine kleinere aus Danzig,
der grölJere und reichere aus Hamburg stammen soll. Der Aufbau ist bei allen der-
artigen Schränken vollständig der gleiche. Auf mächtigen Kugelfüßen erhebt sich
das für die Aufnahme von Schubladen bestimmte Sockelgeschoß. Darüber durch
drei Pilaster gegliedert, von denen der mittlere zugleich die Schlagleiste bildet, der
eigentliche Schrankieil und als oberer Abschluß mit vielfachen Kehlungen und mächtig
Abb. 4. Fournierschrank, nürnbergisch; 1. Hälfte des 18. Jahrh.
ausladend, der Aufsatz. Die Füllungen der Schubladen, Schauseiten, sowie der
meist sehr weit genommenen Türen bestehen aus vielfach profilierten, gekröpften
und herausgekehlten, sogenannten Spitzrauten, die an den Schubladen meist auf
geradlinige Bildung, in den hochstehenden Türfüllungen dagegen mit gekrümmten
Bildungen arbeiten. Das eigentliche charakteristische des Schappschrankes, der in
Norddeutschland durchweg in Hichenholz ausgeführt wird, ist die fast überreiche
32
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Abb. 5. Süddeutscher Marketerieschrank von 1745.
VON HANS STEGMANN.
33
geschnitzte Dekoration. Jede größere Fläche wird durchlaufend mit Schnitzwerk
versehen; die Sockel des Untergeschosses, die Flächen der Pilaster, die Zwickel der
Türfüllungen und der innere Rand der Spitzraute der Tür. Als besonders hervor-
gehobenes Prunkstück wird eine über den mittleren Pilaster sitzende Komposition
durchgebildet, die also in der Mitte des Aufsatzes vorgeblendet erscheint. In einzelnen
Fällen wird, um diesen krönenden Teil noch mehr Nachdruck zu verleihen und eine
größere Raumentfaltung für die Schnitzerei zu gewinnen, für den Raum dieser Ver-
zierung der Aufsatz in die Höhe durchgekröpft.
Abb. 6. Hamburger Schappschrank um 1700.
Der kleinere und etwas einfachere Danziger Schrank (H. 242, Br. 234, T. 92,5 cm)
zeigt diese Verkröpf ung; in dem Aufsatz unter einer von Engeln gehaltenen großen
Krone, eine Lautenspielerin; als Grund dient das der Zeit eigene krautartige Laub-
werk. Die aufsteigenden Kompositionen auf dem Pilaster sind ebenfalls aus diesem
Laubornament gebildet, das mit Vögeln und Putten besetzt ist; in den Zwickeln der
Schubladen und Türen sind pflanzliche Ornamente in ziemlich hohem Relief ge-
schnitzt, mit einer für diese Möbelgattung fast durchweg festzustellenden, außer-
ordentlichen, technisch dem Material sich trefflich anpassenden Geschicklichkeit. Die
Seitenteile enthalten wie stets bei diesen Schränken nur einfache Gebilde. Bei dem
größeren Schrank ist die Dekoration im wesentlichen dieselbe, nur, wie auch aus
der Abbildung (Abb. 6, H. 255, Br. 274, T. 102 cm) hervorgeht, wesentlich
Mitteilungen aus dem Oerman. Nationalmuseum. 1909. "3
M
DIE HOLZMOBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMJ».
reicher und insbesondere ist bei diesem sogenannten Hamburger Schapp der
bildhauerische Teil der Schnitzerei auf eine sehr bedeutenden Höhe, im Aufsatze
ist zwischen zwei Engeln der segnende Christus dargestellt, die Kapitale der
Pilaster zeigen weibliche Büsten, in den aufsteigenden Füllungen sind neben Putten
weibliche allegorische Figuren zu sehen. Ähnlich in den Innenfüllungen der Türen,
während in den oberen und unteren Zwickeln allegorische und Prophetenfiguren
gezeichnet sind. Der Hamburger Schapp des Museums ist ausnahmsweise in Nuß-
baum geschnitzt und mit Nußbaum fourniert, während alle konstruktiven Teile in
dem üblichen Eichenholz ausgeführt sind.
Im Aufbau zwischen den Schappschränken und den späten süddeutschen Barock-
schränken stehend, von welchen letzteren das Germanische Museum keine Beispiele
besitzt, aber in der Formengebung wesentlich schöner als die süddeutschen ist ein
aus Westfalen stammender Schrank einer Art, wie sie übrigens auch in ganz Mittel-
deutschland vorkommt. Die Verbindung mit verschiedenfarbigem, poliertem Eichen-
und Ebenholz weist auf den Zusammenhang mit der niederländischen Möbelkunst
hin. Der Schrank ist ein sogenannter Säulenschrank mit drei Säulen, von denen
die beiden äußeren infolge der Abfasung der Ecken übereck gestellt sind. Gekehlte
Füllungen in allen Gliedern, Ebenholz auf brauner Eiche, bezeichnen den Geschmack
des etwas schwerfälligen Möbels (Abb. 7. H. 234, Br. 21 6, T. 95 cm).
Der Schranktypus des 18. Jahrhunderts war in ganz Europa, wie schon er-
wähnt, derjenige des großen zweiflügeligen Schrankes, der sich zunächst der schweren
Barockformen vom Ende des 17. Jahrhunderts bediente. Die Art der Ausgestaltung,
Material Verwendung und Dekoration dieses in seiner Hauptform gleichartigen Schran-
kes wurde, wie in allen Möbelgattungen und auch in allen Stilperioden, verschieden
behandelt. Während eine gewisse internationale Gleichheit bereits die Konstruktion
und die spezielle Verwendbarkeit regelte, war die Trennung, die seit dem Mittelalter
zwischen romanischen und germanischen Möbeln in gewissem Sinne bestand, auch
im späten 17. und im 18. Jahrhundert doch noch von stärkerer Nachwirkung. Wie
im späten Mittelalter und in der Renaissance für Oberdeutschland die Beeinflussung
hauptsächlich von Italien und Südfrankreich ausging, waren für das nördliche Deutsch-
land die Niederlande im weiteren Sinne und Nordfrankreich maßgebend gewesen.
Für Möbelformen und Möbeldekorationen trat in diesen Verhältnissen im 17. Jahr-
hundert insofern eine Änderung ein, als gerade für Deutschland noch ein weiteres
Land in der Möbelbehandlung vorbildlich wurde, nämlich Frankreich. Der spezi-
fische französische Möbelstil des Spätbarocks und Rokoko ist allerdings, wenn man
von den rein höfischen Kreisen absieht, erst verhältnismäßig spät allgemein in Er-
scheinung getreten, nämlich um die Mitte des 18. Jahrhunderts, und da schon als-
bald nüchtern aufgefaßt durch die Beimischung sogenannter zopfiger Elemente,
die rasch in die akademisch klassizistische Formengebung des Stiles Ludwig XVI
hinüberleitete. Die Vorliebe für glatte und glänzende polierte Flächen stammt von
Westen. So wurde den fournierten und polierten Möbeln von den Niederlanden,
sowohl Flandern als Holland, nach Deutschland der Weg gebahnt, allerdings natur-
gemäß der an den nördlichen Seeküsten verlaufenden Einflußsphäre zunächst nur
in dem nördlichen Teil Deutschlands, besonders aber in den Städten der Nord- und
Ostseeküste. Im Anschluß an die Möbelkompositionen eines Ducerceau und de Vries
VON HANS STEGMAiNN.
35
hatte sich der schwere flandriscli-holländische Möbelstil mit seiner Unzahl von Profi-
lierungen, seiner komplizierten Drechselarbeit an den tragenden und verbindenden
Gliedern, entwickelt. Hr fand zunächst durch Import, dann aber auch durch Nach-
ahmung in den deutschen Küstenstrichen nachhaltige Verbreitung.
Neben dem eben genannten Schrank ist ein ebenfalls aus Westfalen stammender
als Möbel kaum irgendwie bemerkenswert, denn seine Form ist diejenige einer drei-
Ahb. 7. Westfälischer Schrank; Anfang des 18. Jahrh.
geschossigen Konunnde mii iM-eitem aufgesetzten Duppclflügelschrank, der oben in
einem einfachen geschweiften und gebrochenen Giebel endet. Nur die malerische
Behandlung dieses wohl in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts entstan-
denen Schrankes ist bemerkenswert, da sie auf dunkelbraunem mit Goldlinien ver-
sehenen Grund, an den Schauseiten der Schubladen Medaillons mit Blumenornament
3*
36 DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
auf Weiß, auf den beiden breiten Flügeln, welche die ganze Breite des Schrankes e i-
nehmen, eine große allegorische Darstellung, in Öl gemalt, zeigt (H. 224, Br. 1?
T. 54 cm).
Für die frühere deutsche Renaissance sind noch einige Typen zu erwähnen,
die außerhalb der bisher behandelten großen mehrflügeligen und meist auch me.."-
geschossigen Schränke stehen. Von den Stollenschränken, wie sie im westlichen
Niederdeutschland bis zur Frührenaissance im Schwünge waren, ist schon frühem-
die Rede gewesen. Etwa von der Mitte des 16. Jahrhunderts an wandelte sich der
Stollenschrank in den Kredenzschrank, eine Form, die sich bis zum heutigen Tage
noch in unserem französich benannten Büffet erhalten hat.
Ähnlich wie beim großen doppeltürigen Schrank, der von Süden nach Norden
wandert, ergibt sich hier allerdings wesentlich früher und in stärkerer Verschieden
heit des Aufbaus und unter Einwirkung anderer Möbeltypen ein Auftauchen des Kre
denzschranks im äußersten deutschen Süden, den Alpenländern und dem südlichen
Schwaben, während das übrige Süd- und Mitteldeutschland die Kredenz in der von
der Spätrenaissance geschaffenen Form nicht kennt.
Vv'as den Denkmälerbestand anbetrifft, so sind Kredenzen des 16. Jahrhunderts
sehr selten. Die deutsche Pseudorenaissance des letzten Viertels des \9- Jahrhundert>
hat allerdings insofern ein falsches Bild, das aber heute nicht mehr Stich erhält,
erzeugt, daß ältere Schrank- und Truhenteile in jener Periode vielfach, dem dringen-
den Bedürfnis der damaligen Zimmerausstattung entsprechend zu „Büffets" umge-
arbeitet worden sind.
Betrachten wir zunächst die beiden Typen der Kredenz, den niederländisch-
niederdeutschen und den alpin-süddeutschen. Der erstere ist unter geschickter
Umkombinierung offenbar aus dem Stollenschrank einerseits, dem viertürigen relativ
niedrigen holländischen Schrank andererseits entstanden.
Der Stollenschrank ist an sich wohl eine französisch-flandrische Erfindung;
die Kredenz tritt in ihrer einfachsten Form aus dem Sakristeischrank, bezw. dessen
Unterteil entwickelt, deutlich zuerst in der italienischen Kredenz vom Anfang des
16. Jahrhunderts in die Erscheinung.
Die italienische Kredenz der Früh- und Hochrenaissance die aus einem Schrank
in Brusthöhe mit glatten Platten, also ohne jeglichen Aufsatz besteht, hat in Deutsch-
land wenig Eingang gefunden. Der Kredenzschrank ist in Italien, von Toskana
ausgehend, überall verbreitet gewesen, und hat im Laufe der Zeit unter Beibehaltung
des ursprünglichen Aufbaues in Größe und Dekoration die mannigfachsten Abwand-
lungen erfahren. Insbesondere sind von der Mitte des 16. Jahrhunderts an Kredenz-
schränke kleineren Formats, die für die Aufstellung von plastischen und anderen
Kunstgegenständen ein passendes Postament boten, gefertigt worden, bis zur Größe der
Konsolschränke herab. Daß im Germanischen Museum ein wohl in Oberitalien oder
der Romagna gefertigtes Exemplar, vermutlich in Südtirol erworben, sich vorfindet,
darf als Zufall bezeichnet werden. Der betreffende kleine Schrank hat weit-
ausbauchendes Untergestell mit kräftiger geschnitzer Profilierung und in einem
als Eierstab behandeltem Rundstab ist noch eine schmale Schublade
eingelassen. Der eigentliche Schrank ist zweitürig mit schmalen Seitenfeldern,
oben darüber befindet sich der gebälkartige Aufsatz mit der Platte. Der ganze
VON HANS STEGMANN.
37
Schrank ist in Nußbaum geschnitzt, die architektonischen Glieder niit Ornament
verziert; an den beiden Türen sind zwei größere weibliche Köpfe, an den Schub-
ladengeschossen als Griffe verwendete stark vorspringende Köpfe und zwar an den
oberen Schubladen vier Köpfe, welche offenbar die Weltteile charakterisieren sollen.
Vor den Seitenteilen auf Konsolen vier Freifiguren aus der biblischen Geschichte.
Die Dekoration, die sich in analoger Weise nur etwas flacher auch an den Schmal-
seiten vorfindet, ist überreich, doch ist d-'e technische Ausführung keine sehr sorg-
fältige (H. 92, Br. 97,5, T. 51 cm).
Als deutsches Beispiel dieses Typs könnte ein kleineres, eintüriges Nürnberger
Schränkclien der Frührenaissance gelten, das im Stil der Dekoration, den ge-
Abb. 8. Nürnberger Kredenzschrank; Mitte des 16. Jahrh.
.schnitzten, kandelaberartig aufsteigenden Seitenfüllungen und den zwei über-
einanderstehenden Füllungen der Türe lebhaft an die früher behandelten doppel-
geschossigen Nürnberger Frührenaissanceschränke erinnert. Die glatten Flächen
sind bereits fourniert, die Schnitzereien und umrahmenden Teile in Eichenholz
ausgeführt (Abb. 8, H. 120,5, Br. 86, T. 43 cm).
Derselben Familie gehört ein sogenannter Ulmer „Fußnetschrank" an, nur
daß er etwa 150 Jahre später ist und seiner ursprihiglichen Bestimmung nach
ganz anderen, als Kredenzzwecken diente. Er war vielmehr bestimmt am
38 DIE HOLZMÜBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Fußteil des ehelichen Himmelbetts Aufstellung zu finden und Wäsche und
Kleidungsstücke aufzunehmen. Der in dieser Art vornehmlich in Schwaben
gebräuchliche Schrank entspricht aber im übrigen in seiner Erscheinung völlig
der italienischen Kredenz. Das Exemplar des Germanischen Museums ist
formell nicht gerade hervorragend. Er ist zweiflügelig; die Front ist durch
drei gewellte Säulen gegliedert, von denen die mittelste die Schlagleiste bildet.
Die Rahmen der Füllungen sind mit gefrästen Leisten besetzt (mit Ohren),
darüber ausgesägtes und aufgeleimtes Ornamentwerk (H. 115, Br. 139,5, T. 58 cm).
Unter den Überbauschränken gehört der der Entstehungszeit nach älteste
der Kölner Gegend ar. In seinem Aufbau stellt er sich als doppelgeschossiger Schrank
in Art der oberdeutschen dar, nur mit dem Unterschiede, daß an Stelle des bei den
oberdeutschen Schränken massiven Sockels mit oder ohne Kugelfüßen hier vier-
seitige Stollen als Stützen dienen, die durch geschweift ausgesägte Bretter mitein-
ander verbunden sind. Weiter besteht der Unterschied darin, daß das Schrank-
obergeschoß, das außerdem niedriger gebildet ist, statt der Zwei- eine Dreiteilung
hat, unter dem oberen Aufsatz zurückspringt mit Vorsetzung zweier vierkantiger
Pilaster an den äußeren Ecken. Im übrigen besteht die Gliederung nur aus Rahmen-
und Füllwerk und einfachen Leisten, ausgenommen die Doppeltüren des Unterge-
schosses, wo in der üblichen Art Bogenstellungen eingefügt sind. Das
wesentlich charakteristische der kleinen Möbel dieser Art, die unter süd-
deutschem Einfluß im Gegensatz zu den bodenständigen geschnitzten Eichenmöbeln
entstanden sind, ruht auf der Verwendung von Einlegearbeiten aus bunten Hölzern
in eigenartig kleinem Format auf allen zur Verfügung stehenden Flächen. Die Ab-
grenzung derselben geschieht im Gegensatz zu Süddeutschland durch dunkle Eichen-
holzrahmen. Die Intarsien, die jede glatte Fläche in Anspruch nehmen, sind sehr
hübsch im einzelnen gezeichnet, aber die Überfüllung mit dieser Arbeit bringt anderer-
seits eine gewisse Unruhe und Unübersichtlichkeit zur Erscheinung. Nach den
Ornamentformen, die sich Moreskenzeichnungen nähern, dürfte unser Schrank noch
in das Ende des 16. Jahrhunderts gehören (Abb. 9, H. 164, Br. 125, T. 54 cm).
Der dritte Schrank, der allerdings nur in einer gewissen Einschränkung den Namen
eines Überbauschrankes verdient, gehört seiner Formgebung nach dem späteren
17. Jahrhundert an. Ober- und Untergeschoß sind zweiflügelig, der rückspringende
Teil geht bloß wenig zurück, nur soviel, um einigen tragenden Figuren des oberen,
aus verkröpftem und abgeschrägtem Gebälk gebildeten Aufsatzes Platz zu gewähren.
Der in Birnbaumholz gearbeitete Schrank ist schwer seinem Entstehungsort nach
zu bestimmen, während er zeitlich sicher der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
angehört; Material und Ausführung sowie die gesamte Anordnung dürfte am ersten
für Nordfrankreich oder Flandern sprechen. Der Schrank gehört zu den Kunstsamm-
lungen der Stadt Nürnberg und weitere Auskunft über seine Herkunft läßt sich nicht
erbringen. Mit dem im vorigen behandelten niederrheinischen Kredenzschrank hat er
das gemeinsam, daß auch bei ihm über dem unteren Schrankteil sich das Schubladenteil
kämpferartig, wenn auch nicht in so ausgesprochenem Maße, herauskragt. Im
übrigen ist der Schrank mit seiner zierlichen Barockendekoration bemerkenswert durch
die hier schon früh auftretende Abschrägung der Ecken und gewinnt seine Bedeutung
hauptsächlich durch die sehr reiche Ausschmückung. Das untere Geschoß wird durch
VON HANS STEüMANN.
39
Abb. 9. Kölner Überbauschrank; 2. Hälfte des 16. Jahrli.
40
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
einen Atlanten in der Mitte und zwei Karyatiden an den Ecken in ganzer Figur ge-
gliedert, oben dienen zwei männliche freistehende Figuren, von denen die eine als
Simsen kenntlich ist, als Träger des abschließenden Aufsatzes (Abb. 10, H. 177,
Br. 145, T. 59 cm). Die Tür- und Seitenfüllungen sind ebenfalls mit figürlichen
Schnitzereien in hohem Relief bedeckt. Dargestellt' sind auf den -Türen vier
Szenen aus der Geschichte des Tobias. Die Vermutung ist vielleicht nicht von
Abb. 10. Flandrischer oder französischer Schrank der 2, Hälfte des 17. Jahrh.
der Hand zu weisen, daß der Schrank aus französischen Emigrantenkreisen
stammt und dabei nach Franken gekommen ist.
Der niederrheinische Überbauschrank des Germanischen Museums verfolgt
in seinem Aufbau genau dieselben Regeln, als wie der weiter oben geschilderte hol-
ländische Schrank. Die Verwandtschaft geht soweit, daß die Art der Säulen, der
VON HANS STEGMANN.
41
Protilierungen und auch der Reliefschnilzereien in den Friesen fast identisch ist. Ein
Unterschied an diesem, viele Dutzende von malen kopierten Schrank, und dem vor-
beschriebenen besteht bloß insofern, als das Trennun,y:si,^lied zwischen Ober- und
Untergeschoß stärker betont, wulstartig vorgekröpft und durch drei kleine Löwen-
köpfe gegliedert ist, dann daß der Sockel etwas höher gestaltet und ohne Schub-
laden, dafür mit reicher Ornamentik versehen ist. Als Überbauschrank erscheint
er dadurch, daß das Obergeschoß, um die Hälfte im Grundriß verkleinert, zurück-
geschoben ist und daß anstatt der vorgesetzten Halbsäulen als Stützen des Ober-
Abb. 11. Niederländischer Überbausciirank; Anfang des 17. Jahrh.
baues an den Ecken zwei kurze, im übrigen dem System entsprechende Säulen
eingesetzt sind. Die Zeichnung und Durchführung der geschnitzten Teile ist bei
diesem hervorragenden Möbel außerdem noch eine hochstehendere als bei dem vor-
genannten holländischen Schranke (Abb. 11, H. 198, Br. 152, T. 67 cm).
Dem Überbauschrank vom Niederrhein schließt sich ein holländischer Kre-
denzschrank an, der im System völlig dem italienischen entspricht, nur daß er ver-
hältnismäßig hoch ist. Der Schrank, der über Brusthöhe emporgeführt ist, ist
42
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
zweitürig-, die Gliederung der Schauseite ist architektonisch. Drei jonische Halb-
säulen auf Sockeln an den Vorderseiten, die Sockel mit dazwischen liegenden Fries-
füllungen, bilden den Untersatz. Die Türfüllungen sind in der in Holland charak-
teristischen Weise aus einfachen und winkelförmig zusammengesetzten Rechtecken
gebildet. Die kleinen Rahmen der Füllungen sind in Eichenholz auf schwarz ge-
beiztem Grunde herausgekehlt. Der Aufsatz kragt sich in Kämpferform und durch
drei Löwenköpfe gegliedert in üblicher Weise vor. Die Seitenwände haben die vier
Füllungen in gleicher Ausführung. Der Schrank, der ein sehr gutes Beispiel der
niederländischen Stilrichtung ist, dürfte um die Mitte des 17. Jahrhunderts ent-
standen sein (Abb. 12, H. 145, Br. 168, T 72 cm).
Von der süddeutschen, hauptsächlich tirolisch-schweizerischen Abart der
Kredenzen besitzt das Germanische Museum in dem Zimmer aus dem Kanton Grau-
Ininden ein Exemplar, das allerdings ursprünglich als eingebautes Möbel gedient haben
y\bh. 12. Holländischer Kredenzschrank; Mitte des 17. Jahrh.
dürfte. Der Aufbau dieses dreiteiligen Überliausclirankes ist ebenso einfach wie
praktisch. Ein dreiteiliger Unterbau mit drei Schrankabteilungen durch geschuppte
Pilaster gegliedert, darauf die bis zur Rückwand freigelegte Platte. Der Unterbau
ist verhältnismäßig niedrig (80 cm). Auf geschweiften Konsolbrettern ruht der
etwas tiefere Überbau, der dem Unterbau entsprechend durchgeführt ist und einen
einfachen Gebälkaufsatz mit geometrisch eingelegtem Fries als Bekrönung aufweist.
Durch ein weiteres eingesetztes Stützbrett wird im überbauten Teile eine Nische
zur Aufnahme des Waschgefäßes gebildet. Das in naturfarbenem Fichtenholz her-
gestellte Möbel darf in seiner Klarheit und Einfachheit auch heute noch als muster-
gültiges Beispiel der Lösung eines einfachen Kredenzsclirankes gelten (H. 230,
Br. 208, T. 48 cm).
VON HANS STEGMANN.
43
Ehe sich die in der Schweiz und Tirol, aber auch im übrigen Süddeutscliland
später gebräuchhche Verbindung der Waschgelegenheit mit der Kredenz vollzog,
war das System des Überbauschrankes im kleinen in Süddeutschland und vor allem
in Tirol bei den Waschkasten vertreten. Aus Tirol sind uns eine ganze Zahl von
noch im gotischen Stil dekorierten Waschkasten, die allerdings in das 16. Jahr-
hundert gehören, erhalten. Auch das Germanische Museum besitzt in dem Zimmer
aus Deutschnofen ein gutes, charakteristisches Exemplar; der Aufbau ist immer
der gleiche. Als Untergeschoß in Tischhöhe ein schmales eintüriges Schränkchen,
dessen Türe zwei Maßwerkfüllungen zieren, während die umrahmenden Leisten
außerhalb der Türe mit ausgestochenem Ornament bedeckt sind. Der durchgeführte
Seitenteil ist ausgesäi^t und bildet so die Nische für Waschgefäß und Wasserblase
Abb. 13. Waschkasten aus Südtirol; frühes 16. Jahrh.
Als Überbauteil folgt dann ein weiteres niedrigeres Schrankfach in 5:leicher Weise
behandelt, wie das untere und als Abschluß des ganzen der zinnengekrönte Aufsatz
mit ausgestochenem Ornament (Abb. 13, H. 214, Br. 55,5, T. 33 cm).
Ein oberdeutsches, vermutlich nürnbergisches Waschkästchen der Mitte des
17. Jahrhunderts stellt sich als ganz origineller Toilettentisch dar. Der Wasch-
kasten bildet einen doppelgeschossigen Schrank, dessen Unterteil eintürig ist. Dem
Absatz zum zweiten Geschoß kragt sich ein halbrunder Vorsprung konsolartig vor,
der noch mit einer Ausziehplatte versehen ist; darüber etwas zurückspringend und
44 DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
von zwei Konsolpilastern flankiert, das obere reicher verzierte Schränkchen — jede
Füllung eine Nischenarchitektur mit Säulen. Öffnet man die halbrunde Türe
des verhältnismäßig seichten Schrankes, so ist an der Rückseite die zinnerne Wasser-
blase angebracht. Zieht man den Deckel über dem vorspringenden Konsol weg,
so wird das darunterliegende zinnerne Waschgefäß frei. An den Seiten befinden
sich zwei drehbare eiserne dreieckige Haken zum Aufhängen von Toilettengegen-
ständen oder auch Beleuchtungskörpern (Abb. 14, H. 176, Br. 73, T. 50 cm).
Nicht mehr im eigentlichen Sinne als überbauter Schrank ist ein zweites nürn-
bergisches Waschkästchen aus der ersten Hälfte des 17- Jahrhunderts zu bezeichnen.
Dasselbe ist dreigeschossig. Im Untergeschoß bildet es ein eintüriges Schränkchen
mit einfacher Einlegearbeit, im Mittelgeschoß zwischen zwei Säulen mit Sockeln
Abb. 14. Waschkasten, süddeutsch; Anfang des 17. Jahrh.
die mit Zinn ausgekleidete Nische und ein halbrund vorspringender Teil zur Auf-
nahme der mit der Nische unmittelbar verbundenen Waschschüssel. Im oberen
Teil ein weiteres eintüriges Schränkchen und der Schrankaufsatz als architektoni-
sches Gebälk gebildet ; beide mit Intarsienornament verziert (H. 225, Br. 75,
T. 43 cm).
Der zunehmende Luxus und Komfort führt im 16., besonders aber im 17- Jahr-
hundert das Bedürfnis herbei, außer den bisherigen, verhältnismäßig einfachen
Kastenmöbeln auch solche zu schaffen, wo getrennt von größeren Stücken des Haus-
se
VON HANS STEGMANN. 45
rates, wie insbesondere von Kleidern und der Wäsche, kleinere wertvollere Gegen-
stände ihre Aufbewahrun.t^" finden konnten. Bis ins 16. Jahrhundert hatte die im
späteren Mittelalter besonders beliebte Kassette diesem Zwecke genügt. Die
wesentliche Vermehrung des Hausrates brachte das Bedürfnis, auch nach einer Ver-
mehrung der Behälter. Bei den Schränken äußert sich das, wie wir gesehen haben,
in der häufigen Anbringung von Schubladen und Schubladengeschossen. Eine
wesentlich gesteigerte Mehrzahl von Kassetten im einzelnen Haushalt würde natür-
lich sehr unübersichtlich gewesen sein, und so entstand aus der Zusammenlegung
vieler kleiner Behälter eine Schrankkomposition, die man mit dem Namen Kabinett-
schrank bezeichnet.
Der Kabinettschrank ist, wie die Mehrzahl der deutschen Möbeltypen, eine
italienische Erfindung, die ihre besonders mannigfaltige Ausbildung zunächst außer
in Italien, in Spanien und Frankreich fand. Zwei Hauptarten des Kabinetts sind
zu unterscheiden: diejenige, wo das Kabinett als Miniaturschrank nicht auf dem
Boden aufruht, sondern beweglich auf einer beliebigen Unterlage, also zunächst
auf dem Tisch, aufgestellt werden kann; die andere, wo der Untersatz, also der
tragende Teil, mit dem oberen Behälter, der naturgemäß stets in Handhöhe auf-
gestellt werden mußte, organisch verbunden ist. Beide Arten scheinen gleichzeitig
in Aufnahme gekommen zu sein. In Deutschland haben die kleinen Kabinett-
schränkchen ohne dazu gehörigen Untersatz offenbar die Vorherrschaft gehabt.
Wie bei derartigen kleinen Luxusmöbeln leicht begreiflich, ist die Ausgestaltung
eine sehr mannigfache, oft prunkvolle. Das älteste deutsche Kabinett, das das
Germanische Museum besitzt, ist eine überaus kostbare Arbeit (Abb. 15 a u. b,
H. 51, Br. 64. T. 34,5 cm). Es stellt einen rechteckigen Kasten dar, der in ge-
schlossenem Zustand Kastenform hat. Die obere wie die vordere Wand sind auf-
klappbar, so daß oben mit auch ähnlicher Anordnung eine Art flache Truhe
entsteht, während an der Vorderseite, wobei der Deckel als Schreibplatte eventuell
verwendet werden kann, sich der eigentliche Kabinettschrank öffnet. Die äußeren
Flächen und die inneren der beiden Deckel, sowie der Boden des Obergefaches
sind mit reichster, sehr kunstvoller Einlegearbeit in bunten Hölzern geschmückt,
in Nachbildung italienischer Architekturintarsien. Die Vorder- und Seitenflächen
zeigen sehr komplizierte romanische Ruinen, andererseits weisen das Rollwerk und
Pflanzenornament mit einiger Sicherheit auf süddeutschen Ursprung hin. Die
Einteilung des eigentlichen Schränkchens bildet eine Palastfassade im Stil der
Hochrenaissance. Am unteren Geschoß dieses Schränkchens erfolgt die Gliederung
durch vier Systeme von kannelierten Doppelsäulen mit einer großen Bogenöffnung
in der Mitte, darüber der unteren Anordnung entsprechend eine Attika mit Karyatiden
und Hermen. Zwischen den Architekturgliedern eingeordnet sind neun kleine Schub-
laden, in der Mitte, in dem Bogenportal eine größere und drei kleine schmale in
dem Gebälk zwischen Untergeschoß und Attika. Die Fassade sowie die Füllungen
der Schubladen Vorderteile sind in Buchsbaumholz geschnitzt, in dem großen Bogen
ist die Kreuzigung mit gemaltem Hintergrund dargestellt. Die neun großen Schub-
ladenschauseiten zeigen in sehr minutiöser und feiner Ausführung, die sich an den
Plakettenstil der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts anlehnt, Szenen der heiligen
Geschichte. Das Stück dürfte kurz vor 1600 entstanden sein.
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DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Ungefähr derselben Zeit gehört ein anderer Kabinettschrank an, der die üb-
Hche Schrankform im wesentUchen beibehält. Der in geschlossenem Zustande recht-
eckige Kasten wird vorne durch eine Doppeltür geschlossen. Die Kanten des Kastens
sind überall mit einem kräftigen Astragal verziert. Im Innern finden sich fünf
Schubladengeschosse mit acht einfachen Schubladen vor. An den Außentüren sind
in etwas barocken Architekturnischen zwei weibliche Figuren in Hochrelief geschnitzt,
Europa und Afrika. Über den Architekturnischen befinden sich zwei Wappen,
in dessen einem ein griechisches Kreuz und das Entstehungsjahr 1589 sich vorfindet
(H. 54, Br. 57, T. 25 cm).
Der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gehört ein sehr reich intarsiierter
Kabinettschrank an, der nach der Art seiner Verzierung ziemlich sicher in der
Schweiz entstanden sein dürfte. Geschlossen stellt derselbe einen schlichten recht-
Abb. 15 a. Oberdeutsches Kabinett;; Ende des 16. Jahrb.
eckigen Kasten vor, dessen Vorderseite sich zweitürig öffnet. Die äußeren Flächen
sind durch Rahmenwerk mit reicher Einlage in bunten Hölzern geziert. Die Mitte
der Türfüllungen nehmen Blütenzweige mit Vögeln ein, die Innenseiten der Türen
dagegen nicht sehr verständnisvoll gezeichnete Ruinenarchitekturen. Das Schrank-
werk besteht aus fünf horizontalen Abteilungen mit 17 Gefachen, einem doppel-
türigen Schränkchen in der Mitte. Die das Mittelgefach umgebenden rechteckigen
Schubladen nehmen je die Hälfte des Raumes eines quadratischen Flügels ein
(H. 58, Br. 92, T. 38 cm).
Aus dem Rahmen des Germanischen Museums fallen zwei große Prunkschränke
in Kabinettform einigermaßen heraus, die von der fürstlich Sulkowskischen Samm-
lung übernommen wurden. Material und Ausführung lassen leicht erkennen, daß
VON HANS STEGMANN.
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wir es hier mit oberitalienischen Arbeiten zu tun haben. Die beiden Schränke sind
völlig" gleich und dürften aus der Lombardei oder Ligurien herstammen. Auf einem
bankartigen verkröpften Unterteil ruht das eigentliche Kabinett auf sechs Messing-
kugelfüßen auf. Die Anordnung ist hier wie bei allen derartigen Prunkschränken
eine architektonische. Über dem fünfgliederigen Sockel erhebt sich die dreiteilige
Fassade, deren Mittelbau von einer doppelten Säulenstellung umrahmt ist, während
an den Seiten die eine Säule den Abschluß bildet. Die Säulen mit vergoldeter
Abb 15 b. Kabinett 15 a geöffnet.
Bronze sind aus rot- und weißgeflecktem Marmor, sie ruhen auf hohen Konsolsockeln.
Zwischen den Säulenpaaren ist je eine Nische mit einer vollrund geschnitzten Figur
angebracht. Ein mittleres großes Gefach wird von Schubladen in verschiedener
Größe umgeben, die sich übrigens nicht nach den einzelnen Fassadengliedern richten.
An der Seite sind je vier Schubladen eingelassen, über das untere Geschoß, das
seitlich von geschweiften Ohren eingefaßt wird, baut sich ein zweites niedriges auf,
48 DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
das in der Mitte giebelartig noch von einem dritten bekrönt wird. In kleineren
Verhältnissen wird auch hier die Gliederung durch ähnliche Säulen in hellrotem
Marmor bewirkt. Die Flächen sind mit gefrästen Leisten und Kartuschenwerk ein-
gefaßt, sämtliche Holzteile in schwarz poliertem Holz gehalten. Die Füllungen
werden durch sehr geschickt eine Landschaft vortäuschende Stücke von Breccien-
marnior gebildet, die feinen Beschläge sind in vergoldeter Bronze ausgeführt. Bei
dem großen Kästchen ist um die Füllung noch eine Umrahmung von Pietradura-
arbeit herumgelegt. Die Schränke dürften etwa in der Mitte des 17. Jahrhunderts
entstanden sein (Abb. 16, H.265, Br. 156.5, T. 66 cm; H. 251, Br. 155, T. 66 cm).
Die Gruppe der Aufsatz- und Kabinettschränke des 18. Jahrhunderts ist durch
sehr verschiedenartige Schranktypen im Germanischen Museum vertreten. Das reichste
und wertvollste Exemplar ist ein in der sogenannten Vernis-Martin-Manier durch-
geführter Rokokoschrank. Wie die Abbildung (Abb .17, H .225,Br.l27,T.58 cm) ergibt,
erhebt sich über einem mit geschweifter und ornamentaler Schnitzerei und zarten Füßen
versehenen Untersatz zunächst ein Geschoß mit zwei starkgeschweiften Kommodeschub-
laden. Auf diesenruht der Aufsatzschrankebenfalls geschweift undimGrundriß demjenigen
der Kommode folgend. Der Schrank selbst hat wieder einen giebelartigen geschweiften
und gebrochenen oberen Aufsatz. Die Dekoration ist bei den konstruktiven und
umrahmenden Teilen in feiner Flachschnitzerei, die vergoldet ist, auf dunkelmar-
morierten Grund ausgeführt. Auf der Schauseite der beiden Kommodeschubladen
und an den Seitenteilen des Aufsatzschrankes sind in Relief und in Lackarbeit (eigent-
lich stukkierter Lack) Chinoiserien zur Darstellung gebracht, während die Mittel-
füllung der Türe mit gemaltem Hintergrund den Fuchs im Hühnerhof darstellt. Die
Dekoration im Charakter des spätesten Barocks ist fast überreich, das ganze aber
doch trotz seines etwas heruntergekommenen Zustandes ein hervorragendes, jeden-
falls französisches Stück der Zeit.
Echt deutsch dagegen ist ein kleiner aus Nürnberg stammender Aufsatzschrank,
der ebenfalls auf einem Aufsatz mit starkgeschweiften Füßen ruht, und dessen doppel-
türiger Schrankteil in einem gebrochenen Giebel abschließt. Hier ist zur Dekoration
einein Südeutschland sehr beliebte Zier des 18. Jahrhunderts wieder verwendet: näm-
lich auf dem weißen lackierten Grund ist eine Unzahl von kleinen ausgeschnittenen
und kolorierten Kupferstichen aufgeklebt, und das ganze dann mit einem gleich-
mäßigen Firnis überzogen (H. 169, Br. 76, T. 40 cm).
Der Gattung der Schreibtische nahe verwandt ist ein großer Rokokoaufsatz-
schrank, ganz in schwarz poliertem Holz, aus dem späteren 18. Jahrhundert, der nach
dem, den ganzen Schrank bekrönenden Wappen aus dem Besitz der Nürnberger
Familie von Hörmann zu Guttenberg stammt. Den Unterteil bildet eine sehr
hübsch gegliederte zweigeschossige Kommode auf hohen Füßen. Auf schweren
Sockelfüßen, die eine Nische für den Schreibgebrauch bilden, erhebt sich dann der
zweitürige Aufsatzschrank mit Giebel. Die kräftige und doch originelle Zeichnung
des ganzen Möbels wird durch die originelle Farbenwirkung des schwarzen Holzes
mit vergoldetem Beschlag noch wesentlich gehoben (H. 25 5, Br. 145, T. 73 cm).
Als Kuriosität unter den Kastenmöbeln des Museums mag auch eine Kostüm-
puppe nicht unerwähnt bleiben, die in Lebensgröße eine weibliche Figur, etwa in der
Tracht der Mitte des 18. Jahrhunderts darstellt, und auch mit Häubchen, Brokat-
1
Abb. 16. Italienischer Prunkschrank; 17. Jahrh.
Abb. 17. Aufsatzschrank in „Vernis-Martin" ; 18. Jahrh.
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS. VON HANS STEGMANN.
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kleid und Spitzenüberwurf in Natur gekleidet ist. Das Unterkleid der Figur vom
Mieder bis zum Rockrand ist aus lauter kleinen Schubladen gebildet. Als besonders
scherzhaft darf wohl die Einfügung eines Spinetts in einer der mittleren Schubladen
aufgefaßt werden (Abb. 18, H. I67, Br. 84, T. 55 cm).
Den Kabinettschränken mag noch ein aus dieser Art M(')bel hervorgegangenes
Stück in einem allerdings nicht sehr bedeutenden Exemplar in der Besprechung
Abb. 18. Kostümfigur als Schrank; nürnbergisch aus der Mitte des 18. Jahrh.
angefügt werden, nämlich ein kleiner Münzschrank in schwarzpoliertem Holz aus
dem 18. Jahrhundert. Auf einem tischartigen Untergestell mit vier geschweiften
Beinen erhebt sich das verhältnismäßig einfache doppeltürige Schränkchen mit
rechteckigen gekehlten Füllungen. Das Innere ist mit zweiunddreißig Münzenschub-
laden ausgefüllt (H. 95, Br. 70, T. 41 cm).
Von den letztgenannten Aufsatzschränken ist der Schritt zu den eigentlichen
Schreibtischen nur noch ein geringer. Die Art der Schreibtische, die als besonderes
4*
52 DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Möbel vor dem späteren 17. Jahrlumdert nicht vorzukommen scheinen, ergibt sich
aus der bereits erwähnten Form. Die im Mittelalter und den früheren Epochen
der Renaissance üblich gewesenen sogenannten Zahltische wurden mit der Zeit
durch mancherlei Vorrichtungen in den Kästen unter der Platte und durch feste
oder bewegliche kleinere Aufsätze über der Platte für die speziellen Zwecke besonders
tauglich gemacht. Andererseits tritt als weiteres Element der im vorhergehenden
bereits erwähnte Kabinettschrank auf, der in seiner vollendeten Form als Untei-
und Oberteil ja auch schon eine Kombination von Tisch und Schrank darstellt. Wird
an einem Kabinettschrank mit verhältnismäßig hohem Untersatz die gemeinsame
Verschlußplatte der Schrankfächer so befestigt, daß sie horizontal heruntergeklappt
werden kann, so entsteht der Schreibsekretär. Vorausgenommen war diese Form
ja schon in den dreigeschossigen niederdeutschen Schränken, die ebenfalls eine Kom-
bination von Wandschrank und Zahltisch durch die mittlere herausklappbare Tür
angestrebt hatten. Die Zahl der Kombinationen, die sich im Laufe des 18. Jahrhunderts
aus dem oben angeführten Elementen ergeben hat, ist eine außerordentlich große.
Das 18. Jahrhundert war ja in der Erfindung neuer Möbelkombinationen in allen
Ländern außerordentlich fruchtbar. Eine Reihe von Typen die teils als Schreib-
tische im eigentlichen Sinne anzusehen sind, teils sich als sogenannte Schreibsekre-
täre charakterisieren, befindet sich auch im Germanischen Museum. Es sei hier
bemerkt, daß als Schreibsekretäre diejenigen Schreibtische bezeichnet werden, die
ein geschlossenes Untergestell in Schrank- oder Kommodenform besitzen. Ein charak-
teristisches Beispiel, das außerdem den Vorzug einer höchst originellen Dekoration
besitzt, ist ein Schreibschrank mit dreigeschossigem Kommodenuntersatz; darüber
erhebt sich ein Zwischengeschoß von halber Breite mit je zwei seitlichen kleinen
Schubladen und einer mittleren offenen Nische. Der pultartig vor diesem Teil ge-
legte Deckel, bildet mit der anderen Hälfte der Platte des Untersatzes den Schreib-
tisch. Der Oberteil besteht aus einem doppeltürigen Schrank mit zehn gleichen
Schubladen in fünf Geschossen. Die schreinerische Gliederung des Schrankes ist ohne
Bedeutung, die sämtlichen Flächen sind aber in äußerst geschickter Weise mit feiner
Lackmalerei in der Nachbildung von Marketeriearbeit versehen. Die beiden auf den
äußeren Türen angebrachten verschlungenen Monogramme mit Fürstenkrone darüber
beweisen, daß das Stück aus fürstlichem Besitze stammt. Die Herstellung dürfte
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stattgefunden haben (H. 193, Bi'- HO.
T. 72 cm).
Die süddeutsche Schreibtischform, wie sie in höfischen Kreisen, besonders
auch in den österreichischen Kronländern beliebt war, gibt ein sehr schöner ge-
schmackvoller Schreibtisch aus dem Besitz der gräflichen Familie Törring wieder.
(Abb. 19, H. 216 Br. 172, T. 86 cm). Derselbe ist in Marketeriearbeit ausgeführt,
ruht auf acht Pilasterfüßen mit Brett und Kugelgestell und hat eine auf den
Boden herabgehende Rückwand. Das Untergestell bildet ein Tisch mit drei Schub-
laden, der ungefähr der Form unserer heutigen Diplomatentische entspricht. Darauf
baut sich der eigentliche Schreibtischaufsatz, und in ihm befinden sich übereinander K
fünf Schrank- resp. Schubladenfächer. Das Hauptfach bildet den Zugang zu acht ^
inneren Geheimfächern, die hinter schmalen, als Architekturnischen gegliederten
Seitenteilen liegen. Die gesamte Schauseite, deren eben berührter Mittelteil zurück-
VON HANS STEGMANN.
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springt, wird durcli schlanke Kompositsäulen gegliedert. In den geschweiften
Seitenteilen befinden sich übereinander je sieben verschiedene Schubfächer. Über
der Tischplatte springen seitlich noch zwei Teile heraus, die wiederum Schubfächer
enthalten, dazwischen ein schräganstehender Pultdeckel, der geöffnet die Schreib-
platte bildet, während unter dem Schrankaufsatz eine offene Nische mit je zwei
seitlichen Innenfächern sich vorfindet. Die Dekoration ist in den Architekturteilen
zum Teil geschnitzt, die Flächen sind in einfacher aber geschmackvoller Zeichnung
marketiert.
Abb. 19. Schreibtisch, bayerisch; I. Hälfte des 18. Jahrh.
Angeblich aus dem Kloster Mersburg bei Villingen stammt ein weiterer
Schreibtisch des 18. Jahrhunderts. Der Tisch ruht auf einem Untergestell mit
gedrehten Füßen, die durch sich überschneidende geschweifte Bretter verbunden
sind. Dieselben sind heute in schwarz mit Vergoldung gehalten, wahrscheinlich
54 DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
in späterer Überarbeitung. Auf diesem Gestell ruht zunächst ein Schubladenge-
schoß, das in geschlossenem Zustand die Platte wie bei einem gewöhnlichen Tische
erscheinen läßt. Der Mittelteil der vorderen Zarge klappt sich nach vorne, der Mittel-
teil des Deckels in zwei Türen seitlich auf, sodaß eine Schreibplatte entsteht. Innen
sind zwei hintere und zwei kleine seitliche Schubladen vorhanden. Der hintere
Schrankaufsatz setzt sich aus einem über der Tischplatte aufstehenden Sockelge-
schoß mit sechs niedrigen Schubladen zusammen; darüber ein dreiteiliger Schrank-
aufsatz mit schräg zurückspringendem Seitenteil. Der Mittelteil ist als Schrank mit
einer inneren Schublade gebildet, seitlich sind noch je vier Schubladen angebracht.
Der obere Teil des in seinem Aufbau ziemlich schlichten Schrankes ist mit reichen
geometrischen Intarsien von bunten Hölzern geschmückt, von denen die hübsch
vergoldeten Bronzebeschläge sich wirksam abheben (H. 146, Br. II3, T. 85 cm).
Das wertvollste Exemplar der im Museum vorhandenen Schreibtische, zu-
gleich mit das prunkvollste Möbel, über welches es verfügt, ist ein Prunkschreibtisch
in sogenannter Boullearbeit, der zu einer früher im Schloß zu Schieissheim befindlichen
Möbelausstattung gehört, von der eine größere Anzahl von Stücken sich seit langem
im Bayerischen Nationalmuseum zu München befindet. Der Schreibtisch, das schönste
und reichste Stück der ganzen Folge wurde anfangs 1908 im Münchener Kunsthandel
erworben und dürfte wahrscheinlich zu der Originalausstattung des Schleissheimer
Schlosses gehören, wie sie durch Kurfürst Max Emanuel im zweiten und dritten
Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts geschaffen wurde. Die ungemein glänzende und
formensichere Dekoration dieses kostbaren Möbels läßt der Vermutung Raum, daß
das betreffende Möbel von einem französischen oder flandrischen Künstler gezeichnet,
aber in München ausgeführt worden ist. Darauf weist einerseits die Technik der
sämtliche sichtbare Flächen des Möbels überziehenden Boullearbeit hin; ins-
besondere aber der Umstand, daß an Stelle der im Heimatland dieser Technik als
Gliederung stets verwendeten vergoldeten Bronzeleisten und sonstigen Dekorations-
glieder durchweg vergoldetes Holz getreten ist. Der Aufbau des Schrankes ist der
folgende. Auf einem von vier S-förmig geschweiften, oben in Löwenköpfe auslaufenden
Füßen getragenen und unten durch nach einwärts geschweifte Querbretter verbun-
denen Untersatz ruht der eigentliche Aufbau. Zwischen die Stützen ist ein unteres
dreiteiliges Kastengeschoß mit breiter, nach außen geschweifter Türöffnung ein-
gebaut. Das in feinen Umrißlinien folgende Tischgeschoß enthält ein flaches Pult,
das zur Verwendung als Schreibplatte in der üblichen Weise aufgeklappt wird; das
darunter liegende geschweifte Kastengeschoß hat drei Schubladen. Über und hinter
dem Pult erhebt sich der fünfgliedrige Aufsatz, dessen Mittelteil als Schrank gebildet
ist und als obere Bekrönung noch einen kuppelartigen Aufsatz trägt; dessen Spitze
ziert ein sitzender Löwe mit dem Pfalz- Bayerischen Wappen. Die Mittelpartie wird
von zwei schmalen Seitenteilen flankiert, in denen sich je fünf kleine Schubladen
befinden. Zwei nach außen vortretende niedrigere, aber breitere, geschweifte und ge-
brochene Abteilungen mit dreizehn Schubladen bilden den seitlichen Abschluß.
Die Einlegearbeit ist in der Hauptsache in Silber auf Schildpatt ausgeführt. Da-
zwischen kommt sparsame Verwendung von Messing und Perlmutter vor. Die mittlere
Türe ziert als reich ausgestattetes Feld in einer barocken Laubenarchitektur unter einem
Thronhimmel eine allegorische weibliche Figur mit Palme in der rechten und einem
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VON HANS STEGMANN.
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Schild mit dem Namenszug Max Emanuels in der linken Hand. Von dieser Tür-
füllung ist insbesondere der Pultdeckel sehr reich ausgestattet, der auch Malachit
als Einlagematerial aufweist. Hier bildet den Mittelpunkt der Darstellung eine
von Nymphen flankierte Diana. Die übrigen eingelegten Flächen sind im wesent-
lichen rein ornamental gehalten. Der Entwurf des Ornaments gehört wohl zum
besten, was in und für Deutschland in der Spätbarockzeit geschaffen worden ist. Trotz
einer gewissen Schwere der Formen, trotz der scheinbaren Überfülle der eingelegten
Dekoration, gehört gerade dieser Schreibtisch wohl zum Glänzendsten, was die deutsche
Möbelkunst des 18. Jahrhunderts hervorgebracht hat(Taf. XIV, H.205, Br.l32,T.84cm).
Eine Zwischenstufe zwischen den bedeutendsten beiden Spielarten der Kasten-
möbel, den Truhen und Schränken, bilden die sogenannten Kommoden. Die Ver-
bindung von flachen Schubladen, die eine leichtere Herausnahme von Gegenständen
ermöglicht, als dies bei der Aufstapelung in Truhen oder Schränken tunlich war,
hat schon im Mittelalter zu zahlreicher Verwendung von Schubladen an und in den
Truhen und Schränken geführt. Die spätere Renaissance insbesondere hat, wie wir
gesehen haben, häufig in den unteren Schrankteilen übereinanderstehend eine An-
zahl von Schubladen. Mit dem Verschwinden der dem höheren Komfort wenig
entsprechenden Truhen als Möbel der vornehmen Kreise, wurde und zwar zunächst
von Frankreich ausgehend, der Schubladenunterteil als selbständiges Stück behandelt,
und der französische, gebräuchliche Name Kommode (das ist: bequem) gibt zugleich
die Erklärung für sein Entstehen.
Konstruktiv ist die Kommode sich immer gleich; sie besteht aus einem Schrank,
der aus Bequemlichkeitsrücksichten stets nur bis zu gewisser Höhe, in der Regel
Tischhöhe, emporgeführt wird, und dessen Vorderseite von oben bis unten in eine
Mehrzahl größerer Schubladen aufgelöst ist. Die Kommode in ihrer eigentlichen
Ausbildung ist ein Erzeugnis des Rokoko, und infolgedessen ist die überwiegende
Mehrzahl aller Konmioden in ihrem Vorderteil geschweift, welche Form zugleich
für die Anbringung von Griffen und Handhaben eine bequeme Lösung ermöglicht.
Die Mehrzahl der deutschen Kommoden ist in der Zeit entstanden, als in Süddeutsch-
land, das unter stärkerem französischen Einfluß stand als Norddeutschland, die
Marketeriemöbel die Vorherrschaft besaßen, in der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hund«?rts. Außer der in verschiedenen Hölzern eingelegten Fournierung ist deshalb die
Verzierung mit reichen Bronzebeschlägen oder aber mit Metalleinlagen, eine verhält-
nismäßig häufige.
Von den ziemlich zahlreichen Marketeriekommoden des Germanischen Museums
mögen nur die wichtigeren etwas eingehend behandelt werden. Die schönste und
größte derselben ist eine schrankartige Kommode mit sechs Schubladen und starker
Schweifung der Vorderseite, die aus dem oberbayerischen Kloster Indersdorf stammen
und auch dort gearbeitet worden sein soll. Wahrscheinlich dürfte es allerdings sein,
daß einer der Münchener Hofschreiner, wenn die Ortsbestimmung als richtig anzu-
nehmen ist, ihr Verfertiger ist. Oberplatte und Seitenteile zeigen in vielfach ver-
schlungenen geometrischen Mustern feinste Marketeriearbeit. An den Vorderseiten
der Schubladen sind je drei rechteckige Füllungen in deutscher Füllart, Spätbarock,
Kartuschen in Holz, Messing und Zinn von ausgezeichnetem Entwurf und vorzüglicher
56
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Ausführung eingelassen. Die Kommode dürfte nach der Behandlung der Füllungen
etwa um 1730—40 entstanden sein (Abb. 20, H. 129, Br. 128, T. 69 cm).
Wegen der Technik mag hier gleich eine Aufsatzkommode erwähnt werden,
die über einer eigentlichen Kommode mit drei Schubladen einen mit geschweiften
Giebel versehenen Aufsatz mit vier weiteren Schubladengeschossen enthält und außer-
dem eine Auszugplatte zur Verwendung als Schreibtisch. Die Kommode zeigt eine
einfache Marketeriearbeit, in den Füllungen aber Zinneinlagen im Rokokostil,
durchsetzt von Tierdarstellungen. Die aus Mitteldeutschland stammende Aufsatz-
kommode dürfte etwa dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts entstammen
(Abb. 21, H. 164, Br. 127, T. 69 cm).
Abb. 20. Eingelegte Kommode, bayerisch; Mitte des 18. jahrh.
Eine weitere Kommode von stark geschweiftem Aufbau ist verhältnismäßig
einfach marketiert mit aneinandergereihten Rauten. Die stark geschweiften Formen
des Aufbaues weisen auf die Nähe französischer Vorbilder hin. Sehr hübsch sind
hier die Bronzebeschläge an den Ecken, Füßen, Schloßblechen und Griffen (H. 83,
Br. 117, T. 60 cm). Unter den weiteren Kommoden stammen zwei reichmar-
ketierte und zusammengehörige aus Würzburg. Hier zeigt die Einlegearbeit neben
ornamentalen Teilungen Genreszenen im Schäfergeschmack, auf der Platte und den
Vorderseiten der zwei Schubladen Kartuschenkompositionen, außerordentlich reich
und schön gestaltet; das Untergestell und die Füße sind außerdem noch mit
VON HANS STEGMANN.
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Schnitzerei versehen. Auch hier ist das Bronzebeschläg von erwähnenswerter
Feinheit (H. 86, Br. 140, T. 75 cm; H. 85, Br. 140, T. 74 cm).
In das Ende des 18. Jahrhunderts führt uns eine außerordenthch reich eingelegte
Kommode aus den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, die aus den Rhein-
landen in den Besitz des Museums gekommen ist. Die schweren, schon an den Empire-
stil anklingenden, aber in der farbigen Wirkung sehr gut berechneten klassizistischen
Ornamente und figürlichen Darstellungen lassen die konstruktiv als Möbel nicht
Abb. 21. Mitteldeutsche Aufsatzkommode mit Zinneinlagen; 2. Hälfte des 18. Jahrh.
sehr bedeutungsvolle Kommode als ein geradezu hervorragendes Werk deutscher
Schreinerkunst erscheinen, wenn sie nicht etwa französischer Import ist (H. 91,
Br. 118, T. 59 cm).
Die jüngste Kommode des Museums gehört der Zeit des sogenannten Restau-
rationsstils an. Dreigeschossig mit einfacher gleichmäßiger Fournitur ist sie durch zwei
vor die beiden Untergeschosse gestellte Sockelsäulen mit Metallbase und Kapitalen
58
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
gee:liedert, während im übri|i;en außer den schwarzen Umrahmungshnien die üblichen
gepreßten Messingbeschläge den einzigen Schmuck bilden (H.84, Br. II3, T. 59 cm).
Die Kommode hat früh auch schon in Italien und dem künstlerisch damit unzer-
trennlich verbundenen Südtirol ihren Einzug gefeiert, wie ein Ausstattungsstück
-^.^- ■'-^.
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Abb 22. Südtiroler Kommode; Anfang des 18. Jahrh.
des Südtiroler Zimmers des Museums beweist. Die betreffende Kommode, gerad-
linig im Grundriß, mit abgeschrägten Ecken, hat vier Schubladen mit feingeschnitzten
Arabeskenfriesen. An den Seiten finden sich analoge hochgestellte rechteckige Fül-
lungen. Vor den abgeschrägten Ecken, die pilasterartig gebildet sind, je eine Engels-
figur als Hermenkaryatide (Abb. 22. H. 105, Br. I6I, T. 66 cm).
-DD-
DER AUGSBURGER FORMSCHNEIDER
HANS SCHWARZENBERGER UND SEINE MODELBÜCHER
AUS DEN JAHREN 1534 UND 1535.
VON THEODOR HAMPE.
I.
Den Aiig:.sbur^er Forinschneider Hans Schwarzenber^er kennt die Kunstgeschichte
bisher fast lediglich aus den ziemlich wortkarg aufgezeichneten Verhandlungen
des Nürnberger Rats, die sich im Juni des Jahres 1535 u. a. mit e;iner gegen den
bekannten Nürnberger Formschneider und Briefmaler Hans Guldenmund erstatteten
Anzeige befaßten und aus der daran anschließenden Korrespondenz des Rats zu
Nürnberg mit dem zu Augsburg M. Es war nämlich dem Rat glaubhaft zu Ohren
gekommen, daß Guldenmund vor kurzem „ain gannz schenndtlich und lesterlich
püechlein, darynnen vyl unzüchtiger gemeel von unordenlicher lieb", also ein Erotikon
schmutzigster Art, bei sich gehabt und vermutlich in Nürnberg vertrieben habe.
Er ließ darauf Guldenmund vorfordern und vernehmen, der hierbei aussagte, daß
er allerdings vor einiger Zeit neun Exemplare des betreffenden Schriftchens von dem
Formschneider Hans Schwarzenberger zu Augsburg übersandt erhalten habe mit
dem Ersuchen, sie mit sich nach Frankfurt zu nehmen und dort zu verkaufen. Nicht
in Frankfurt jedoch, obgleich er sie dahin mitgenommen habe, sondern erst später
in Leipzig habe er sie dann in der Tat sämtlich abgesetzt. Ein Schwager, Freund
oder Vetter des Schwarzenberger in Augsburg besäße übrigens noch die für die
Abbildungen zur Verwendung gekommenen Formen, d. h. also wohl die betr.
Holzstöcke.
Auf diese Eröffnungen hin ward zunächst Guldenmund in Strafe genommen,
gleichzeitig aber ein Schreiben an den Augsburger Rat abgefertigt, in dem der
Sachverhalt, wie ich ihn eben beschrieben habe, dargestellt war und die Bitte aus-
gesprochen wurde, doch auch in Augsburg nach jenem unzüchtigen Büchlein fahnden
zu lassen und womöglich dem Rat zu Nürnberg ein Exemplar davon zu übersenden,
1) Vgl. meine Ausgabe der auf Kunst und Künstler bezüglichen „Nürnberger Ratsverlässe"
Bd. I (Quellenschriften für Kunstgeschichte Bd. XI) Nr. 2111—13 u. 2119. sowie Baader.
Beiträge zur Kunstgeschichte Nürnbergs II, 53. Da hier nur ein kurzer Auszug aus dem in dieser
Sache von dem Nürnberger an den Augsburger Rat gerichteten Schreiben vom 18. Juni 1535 ge-
geben wird, so bringe ich im „Anhang" unter Nr. I dieses Schriftstück nach dem Konzeptbuch
des Nürnberger Rats. Briefbuch CXXII im Kgl. Kreisarchiv Nürnberg, vollständig zum Abdruck.
60 D. AUGSB. FORMSCHN. HANS SCHWARZENBERGER U. S. MODELE. A. D. J. 1534 U. 1535.
„nit darumb, das wir dess zu sehen begirig", sondern nur, weil man sich gern aus
eigener Anschauung darüber schlüssig werden möchte, ob nicht der ungehorsame
Bürger Hans Guldenmund mit einer „stattlicheren" Strafe, als ihm bisher zudiktiert
worden, zu belegen sei.
Die Antwort auf diesen Brief, die in den ersten Tagen des Juli einlief, scheint
den Erwartungen des Nürnberger Rates nur wenig entsprochen zu haben. Sie hat
sich nicht erhalten; wir hören nur von dem Beschluß, sie auf sich beruhen zu lassen
oder, wie wir heute sagen würden, ohne weiteres ad acta zu schreiben, und damit
mag die ganze Sache ihr Bewenden gehabt haben. Ein Exemplar der inkriminierten
Schrift ist wohl keinesfalls weder dem Augsburger noch dem Nürnberger Rat mehr zu
Gesicht gekommen und wird sich bis in unsere Tage überhaupt kaum erhalten haben.
Wenigstens scheint auch Eduard Fuchs, einer der besten Kenner auf diesem
Gebiete, von der Existenz eines solchen nichts zu wissen: in dem als Privatdruck
erschienenen Ergänzungsband „Renaissance" zu seiner „Illustrierten Sittengeschichte
vom Mittelalter bis zur Gegenwart"^) stellt er lediglich den Hergang der Guldenmund-
Schwarzenbergerschen Angelegenheit kurz, flüchtig und unrichtig dar, ohne eine An-
sicht darüber zu äußern, um welches Schriftchen es sich in dieser Sache etwa gehandelt
haben könnte. Übrigens wäre ja, auch wenn es uns vorläge, noch nicht einmal aus-
gemacht, wenn freilich auch sehr wahrscheinlich, daß wir in Hans Schwarzenberger
den Künstler sehen müßten, der die darin enthaltenen „unzüchtigen genieel" aus-
geführt habe. Ohne Zweifel würden daneben auch, zumal bei dem Hineinspielen
eines Verwandten oder Freundes des Schwarzenberger, noch andere Möglichkeiten
bestehen bleiben.
Einen wesentlichen Schritt weiter zur Kenntnis seiner Art und Kunst führen
uns dagegen einige Literaturnotizen über ein „Formbüchlin" aus dem Jahre 1534,
die ich vorzugsweise und gewissermaßen primär in französischen Werken gefunden
habe, wie denn auch das „Cabinet des Estampes" der Nationalbibliothek zu Paris ein
Exemplar dieses überaus seltenen Formbüchleins bewahrt, das in braunroter Farbe
gedruckt ist und uns seit 1882 sogar in einer sorgfältigen Veröffentlichung in für jene
Zeit recht guten, die Ornamentblätter nur etwas zu trocken und hart wiedergebenden
Lichtdrucken vorliegt =').
Merkwürdigerweise findet sich in diesem Facsimiledruck der Name des Heraus-
gebers, Verfassers oder Formschneiders des alten Büchleins nirgends erwähnt. Und
doch führt ihn Bury Palliser, die aller Wahrscheinlichkeit nach das gleiche
Exemplar des Originaldrucks vor Augen hatte, in ihrer Geschichte der Spitze an,
indem sie den drei ersten Zeilen des in Versen gehaltenen Textes auf dem Titelblatte
die Angabe hinzufügt -.„Gedruckt in Augspurg, durch Johan Schartzemberger, form-
schneyder, 1534", die sich in dieser Fassung wie der Kolophon des alten Formbüch-
leins ausnimmt^). In einer Fußnote wird dann dieser Zusatz erklärender Weise ins
2) München, Albert Langen, 1909 S. 320.
3) Bd. I der Sammlung „Livres ä Dentelles et Dessins d'Ornements, reproduits et publids
par Amand Durand sous la direction de Emanuel Bocher". Ich benutzte das Exemplar, das die
Bibliothek des Kunstgewerbemuseums in Berlin von diesem Facsimiledruck besitzt.
4) Mir war nur die französische Ausgabe des Buchs der Madame Bury Palliser, Histoire
de la Dentelle, Paris, 1890, zur Hand, wo von unserem Büchlein auf S. 315 gehandelt, auch eine
Probe aus seinem reichen Ornamentenschatz gegeben wird.
VON THEODOR HAMPE. 61
Französische übertragen und dabei der Name unseres Mannes bereits richtiger „Jean
Schwartzemberger" genannt.
In starker Verderbung findet sich denn der Name zumeist auch in der übrigen,
insbesondere der deutschen Literatur^), und dies mag mit der Grund gewesen sein,
weswegen eine Identifizierung des Autors unseres „Formbüchhns" mit dem in den
Nürnberger Ratsakten erscheinenden Augsburger Formschneider bisher nicht erfolgt
ist. Daß es sich aber dabei in der Tat wohl nur um eine und dieselbe Person handeln
kann, lehrt deutlich ein zweites Exemplar des betreffenden Modelbuches, das sich
in der Bibliothek des im Germanischen Museum deponierten Paul Wolfgang
Merkeischen Familienstifts befindet und auf seiner letzten, im übrigen leer ge-
bliebenen Seite die wie das ganze Büchlein in rotbrauner Farbe gedruckte Schluß-
schrift aufweist: „Gedruckt in der Keiserlichen Reichstatt // Augspurg / durch
Johan Schwartz- // enberger Formschneyder. 1534/." Ob wir es hier freilich mit
genau der gleichen Ausgabe, wie bei dem von Bury Palliser angeführten Buche oder
dem jenem Facsimiledruck von 1882 zugrunde liegenden Original zu tun haben, muß
dahingestellt bleiben. Ein Vergleich von Amand-Durands Neudruck mit dem Original
in der Merkeischen Sammlung ergibt zwar die völlige Übereinstimmung sämtlicher
Tafeln, die, 38 an der Zahl, mit dem Titelblatt und der zitierten Schlußschrift im
ganzen 20 Blätter füllen, und auch die „20 feuillets et 38 planches" Bury Pallisers
werden schwerlich andere Holzschnitte aufzuweisen gehabt haben. Allein einmal
weicht die Anordnung der Tafeln in dem französischen Neudruck namentlich am An-
fang und am Schluß etwas von der des Merkeischen Originaldruckes ab, und dann
sind dort bei acht Blättern die technischen Bezeichnungen „Geschnürles" oder „Ge-
beglet", die sich auf die Art der Ausführung des betr. Musters in Stickerei beziehen,
an den Rand gedruckt, während sie in dem Exemplar der Sammlung Merkel fehlen.
Anderseits hat dieses Exemplar eine etwas verworrene und infolge der auslassenden
oder klexenden braunen Farbe nur schwer leserliche Bogenbezeichnung, die wiederum
das dem Facsimiledruck zugrunde liegende Original, wie es scheint, nicht aufwies.
Kurzum es bleibt die Wahrscheinlichkeit verschiedener Ausgaben, zum mindesten
verschiedener Spielarten, wenn ich so sagen darf, einer und derselben Ausgabe be-
stehen und ist so auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß in dem einen Falle
etwa die Schlußschrift ganz fehlte, sie in dem anderen Falle vielleicht mit der Schrei-
bung „Schartzemberger" oder ,, Schwartzemberger" erschien u. s. f. Die Drucker
vor allem aus dem ersten Jahrhundert nach der Erfindung ihrer Kunst pflegten nur
zu häufig, während bereits ein Teil der Auflage ausgedruckt war, noch am Äußern
der Ausgabe oder an der Textgestaltung der weiter folgenden Exemplare Kleinig-
keiten zu verändern, und wer sich mit den Form- oder Modelbüchern jener Zeit ein-
gehender beschäftigt hat, wird wissen, welche Crux eben sie für den möglichste Ge-
nauigkeit anstrebenden Bibliographen bilden, wie selten hier, man kann beinahe
sagen : auch nur zwei Exemplare eines solchen Modelbuches gefunden werden können,
die wirklich in jeder Beziehung inhaltlich miteinander übereinstimmen. Es hängt
das mit der Herstellung, dem Zweck und der Verwendung dieser Vorlagewerke zu-
5) Vgl. Kunstgewerbeblatt III (1887) S. 49 („Schartzemberger"), E. van Overloop, Cata-
logue des Ouvrages se rapportant a l'Industrie de la Dentelle (Mus6es Royaux des Arts D^coratifs
et Industrieis de Bruxelles, Bibliothöque) 1906, S. 73, 265 („Schartzenberger") etc.
62
D. AUGSB. FORMSCHN. HANS SCHWARZENBERGER U. S. MODELE. A. D. J. 1534 U. 1535.
sammen. Gerade im Falle Schwarzenberger werden wir noch ein weiteres Beispiel
ganz ähnlicher Art kennen lernen.
Was nun zunächst das in Braunrot gedruckte „Formbüchlin" der Sammlung
Merkel angeht, so überhebt mich das Vorhandensein des französischen Facsimile-
drucks wohl der Pflicht einer eingehenden Beschreibung oder umfassenderen Ver-
öffentlichung. Da jedoch auch jener Facsimiledruck keineswegs sehr weit verbreitet
und überall leicht zugänglich ist, so bilde ich hier nach dem Merkeischen Exemplar
außer dem Titelblatt (Abb. 1) noch die Vorderseite des Blattes C I (Abb. 2) ab, die für
die Ornamentik ,wie sie in diesem Buche vorherrscht und auch für die von dem Künstler
vielfach beliebte Art, den streng ornamentalen Entwürfen gelegentlich kleine, weniger
Hin tnriv/ormbu<^lin bin id^gnanOl
Jltlrn Sünnicrn nödfvnbe^anbt/
©ib ni»4> ( lieber fauffer ) vtä)t an/
Jmöflb:fffli<* in bifirfunfiflart
©4>6rt gfcbiMrrlrt/ 0f bÖ0lfi/auf dU^t /
vn&go(b/au(tr<t&nr9n p:rmrn (tdtt/
lEa 0ibc 6ir am prrm vmb «m Plrvdc /
xrtnn man« rrc^i du^ atnanbH- fd^nejb^/
i^te UnQ (d^nr^tn au§ brr *len/
Von 9«m«t/ö«yb»n/roif man© toille/
3<i> m«0 btaoitt xotrn inAllrm lan5/
Abb. 1. Titelblatt des Schwarzenbergerschen Modelbuchs (I) von 1534.
stilisierte figürliche Darstellungen einzufügen, besonders kennzeichnend ist. In ihrer
Eigenschaft als Vorlagen dürfen diese Stickmuster mit Wahrscheinlichkeit als originale
Leistungen Schwarzenbergers gelten. Denn wenn sich auch deutlich der Einfluß des
italienischen Geschmacks, des Formensinns der italienischen Renaissance zeigt und
bei den nahen Beziehungen Augsburgs zu Italien welsche Stoffe, welsche Muster ohne
Zweifel auf die Ornamentik Schwarzenbergers werden eingewirkt haben, so habe ich
doch etwa ein italienisches Modelbuch, das auch nur für Einzelheiten als Vorbild
könnte gedient haben, bisher nicht nachweisen können, so sehr ich auch die einschlä-
VON THEODOR HAMPE.
63
gigen Bestände der Bibliothek des Kunstgewerbemueums in Berlin, der Münchener
Hof- und Staatsbibliothek und die für diesen Zweck wenig ergiebigen der Bibliothek
des Germanischen Museums daraufhin durchgesehen habe^). Allerdings sind ja,
wie die früheren deutschen, so auch die italienischen und französischen Modelbücher
der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts von äußerster Seltenheit und selbst in unseren
größten und bedeutendsten Bibliotheken, wenn überhaupt, in der Regel nur in Bruch-
stücken anzutreffen. Zudem steht neben jener kurz charakterisierten feinen Orna-
mentationsweise voll Schwung und Grazie noch eine andere zwar auch sehr gefällige,
aber ungleich kräftigere, in ihren Schmuckmotiven einfachere Art, von der ich hier
Blatt D 111 a wiedergebe (Abb. 3)- Ein Vergleich lehrt, wie wesentlich sich diese
Abb. 2. Blatt C la des Schwarzenbergerschen Modelbochs (I) von 1534.
Art, die nur auf 8 von den 37 Musterblättern unseres Formbüchleins zu Worte kommt
und die ich die mehr deutsche, einheimische nennen möchte, von jener anderen roma-
nischeren unterscheidet. Die kräftige, großzügige Vortragsweise aber ist es, die in den
übrigen Ornamentholzschnitten Schwarzenbergers, auf die wir sogleich zu sprechen
kommen werden, entschieden überwiegt. Mit apodiktischer Sicherheit läßt sich daher
nicht sagen, welche unter den reizvollen Stickereivorlagen, die uns hier geboten werden,
6) Lichtwark (Der Ornamentstich der deutschen Frührenaissance, Berlin 1888, S. 126)
meint nicht mit Unrecht, daß .,die Muster an freier großräumiger Komposition oft an die Orna-
mente italienischer Marmorfußböden erinnern".
64
D. AUGSB. FORMSCHN. HANS SCHWARZENBERGER U. S. MODELE. A. D. J. 1534 U. 1535.
als Schwarzenbergers eigenstes Gut zu betrachten sind und wie weit etwa Entlehnungen
oder Herübernahmen aus den Schätzen anderer — der Begriff des geistigen Eigentums
war in der Zeit der Renaissance ja noch völlig unentwickelt — stattgefunden haben.
Als einen zweifellos sehr vielseitigen Ornamentisten und äußerst gewandten Form-
schneider werden wir den Augsburger Meister jedenfalls anzusehen haben und im
folgenden noch näher kennen lernen, und die merkwürdige Verschiedenheit seiner
Blätter mag häufig auch durch die sehr verschieden gedachte Technik der Stickereien
und Wirkereien, die er im Sinne hatte, bedingt gewesen und daraus genugsam zu er-
klären sein.
Abb. 3. Blatt D Illa des Schwarzenbergerschen Modelbuchs (I) von 1534.
Namentlich auf allerlei Arten von Stickerei und auf Wirkerei nimmt auch das
Titelblatt des Büchleins Bezug, dessen Verse ich noch einmal hierher setze, um sie
gleichzeitig in den Anmerkungen kurz zu kommentieren. Sie lauten:
„Ain New Formbüchlin bin ich genandt
Allen Künstlern noch vnbekandt,
Sih mich (lieber kauffer) recht an,
Findst drefflich in diser kunst^) stan
7) D. h. in diesem Kunstbuch.
VON THEODOR HAMPE. 65
Schön gschnierlet^), geböglet^), auf gladt^"),
vnd gold, auch schön von premen Stadt"),
Es gibt dir ain prem vmb ain kleydt,
wenn mans recht auß einander schneydt,
Das kanst schneyden auß der Ellen,
Von Samat, Seyden, wie mans wolle,
Ich mag braucht wern in allem land.
Wenn man mich ersucht^-) mit verstand."
Die Titelumrahmung rührt aller Wahrscheinlichkeit nach gleichfalls von
Schwarzenberger her. Der untere Teil derselben wird durch drei figürliche Dar-
stellungen gebildet, die durch flache Renaissance-Arkaturen miteinander verbunden
sind und die Ausübung verschiedener textiler Kunstfertigkeiten zum Gegenstande
haben. Links sehen wir eine Frau an einer Art Webstuhl oder Wirkmaschine, vor-
zugsweise wohl mit der Anfertigung von Borten (,, premen") beschäftigt, wie solche
hinter ihr an der Wand aufgehängt sind. Das mittlere Bild zeigt uns die Werkstätte
eines Kunststickers, in der dieser eben eine Arbeit im Stickrahmen unter den Händen
hat. Rechts endlich scheinen sich die hier dargestellten beiden Frauen über aus
freier Hand zu fertigende Stickereien zu beugen. Die Bildchen verraten einen scharfen
Blick und eine sichere Hand in der Auffassung und Wiedergabe genrehafter Motive
und sind im Gegensatz zu der alten kräftigen Holzschnittmanier in feiner, zeich-
nerischer Art gehalten, die leise an die Facsimileschnitte des Petrarkameisters Hans
Weiditz gemahnt.
Die drei anderen Seiten der Titeleinfassung werden von Zierleisten gebildet,
die, den Geist der Kleinmeister atmend, schön stilisierte Laubornamente und Gro-
tesken hell auf dunklem Grunde zeigen. Dazwischen ist in der Mitte oben das Wappen
Augsburgs mit dem Pinienzapfen, an den Ecken die gekrönten Wappen des deutschen
Reiches und Spaniens angeordnet, doch sind diese Wappen nicht sowohl heraldisch
genau als vielmehr lediglich skizzenhaft und dekorativ gegeben, fügen sich als Orna-
mentegeschmackvoll dem Ganzen ein als eine unaufdringliche Huldigung des Künstlers
für die ihm Wohnsitz und Schutz gewährende freie Reichsstadt Augsburg und ihren
kaiserlichen Herrn, Karl V.
8) D. h. geschnürlt; gemeint ist Applikationssticicerei durch Aufnähen seidener oder anderer
Schnur, kordoniertem Goldfaden u. dergl. im Sinne des Musters.
9) Die Herkunft und Begriffsentwicklung dieses Wortes insbesondere als Terminus in der
Stickkunst ist noch nicht völlig festgestellt. Vgl. darüber Grimms Deutsches Wörterbuch 11,
219; Hermann Fischen Schwäbisches Wörterbuch 1, 1267 (unter „böglen"' c: „wie applanieren:
eben, glatt machen"). Die Bedeutung ist wohl: (von bügeln, wofür man in Norddeutschland
..plätten" sagt, gebügelt, geplättet, platt gemacht, platt gearbeitet, also) in Plattstich ausgeführt,
was dann also in einem gewissen Gegensatz zu „geschnürlt" stände.
10) D. h. auf einfachem, schlichtem, in Leinwandbindung ausgeführtem Grunde, wie es scheint,
in Gegensatz zu: auf Gold, auf golddurchwirktem Grunde, drap d'or, gestellt.
11) Wir würden erwarten „an premen Stadt", „an statt von premen", an Stelle von Ver-
brämungen, für Verbrämungen, Einfassungen, Saumstreifen etc. (nämlich: zu verwenden). Dies
ist wohl ohne Zweifel gemeint, da im folgenden die Anweisung gegeben wird, wie die Vorlagen
auch zu schmäleren Einfassungen, Saumverzierungen usw. Verwendung finden können, wenn
man die einzelnen Streifen je nach Wunsch richtig auseinander schneidet.
12) D. h. durchsucht, durchforscht, aber auch befragt, angeht, zu Rat zu ziehen weiß.
Mitteilungen aus dem Oerman. Nationalmuseum. 1909. 5
66 D. AUGSB. FORMSCHN. HANS SCHWARZENBERGER U. S. MODELB. A. D. J. 1534 U. 1535.
II.
Mit dem bisher besprochenen „Formbüchlin" Hans Schwarzenbergers sind
nun noch in dem mit zwei starken Lederriemchen in braungelb gefärbtes Pergament
gehefteten Querquartbändchen der Merkeischen Sammlung, das es enthält, zwei
weitere Modelbücher desselben Meisters zusammengebunden, die mir in einem zweiten
Exemplar nachzuweisen trotz aller Nachforschungen in Bibliotheken und Kupfer-
stichkabinetten und trotz mancher Anfragen bei den Fachgenossen bis heute nicht
gelungen ist. Wegen dieser außerordentlichen Seltenheit habe ich geglaubt, auf den
diesem Aufsatz beigegebenen Tafeln den gesamten Inhalt der beiden Bücher, soweit
er sich nicht mit dem des oben behandelten Formbüchleins deckt oder innerhalb der
Bücher selbst wiederholt, zur Veröffentlichung bringen zu sollen ^^). Es entfallen
dabei auf das eine der Bücher, das ich zum Unterschiede von dem bereits in Facsimile-
druck vorliegenden mit der Ziffer II bezeichne, während fernerhin unter Modelbuch
Nr. I jenes erste verstanden ist, mit Einschluß des Titelblattes 30 (Nr. 1 — 30 auf den
beigegebenen Tafeln), auf das andere oder Modelbuch Nr. III dagegen, dessen Titel-
blatt nur im Text ganz geringe Abweichungen von dem Titelblatt von II aufweist,
weswegen von seiner Wiedergabe in unserem Facsimiledruck abgesehen wurde, 26
Ornamentholzschnitte (Nr. 31—56 auf den Tafeln). Im ganzen umfaßt Modelbuch II
24 Blätter oder 48 Seiten, von denen 2 leer geblieben sind, Modelbuch 1 1 1 20 Blätter
oder 40 Seiten, von denen nur die letzte leer ist. Es decken sich also mit Mustern
von I oder wiederholen sich innerhalb II und III im ganzen 30 Blatt. Im Gegensatze
zu I sind II und III mit richtiger Druckerschwärze auf gutes, starkes, heute leicht
vergilbtes Papier gedruckt. Die Größe der Blätter ist durchweg die von 185 (Breite)
zu 130 (Höhe) mm, die Größe des Spiegels oder des Raumes, den die Vorlagen ein-
nehmen, schwankt etwas, wie aus unseren Tafeln deutlich zu ersehen ist, in dem
sämtliche Muster in der Größe des Origina'ls wiedergegeben sind.
Ich lasse hier zunächst die genaue Kollationierung von II und III folgen:
Modelbuch II:
[Bl. A I a] Titel in Umrahmung. S. Nr. P^). Der Text lautet:
„Ain schöns nutzlich newes Formbüchlin, auf
allerlay manier Welscher ^^) vnd Maylendischer^^) art nach,
mit allen zugehörungen, innen vnnd ausserhalb des
puncks^'), im hohen gestielt ^), Lade^^), orgeP") vii Ram^i),
das auch vast nutz ist zu schlayrwürckung
mitt hohem fleyß vnd arbayt herfür
bracht, durch Hansen Schwär
tzenberger Formschneyder
zu Augspurg.
1534."
13) Für die freundliche Erlaubnis zur Veröffentlichung möchte ich nicht unterlassen, dem
Senior der Familie Merkel, Herrn Hofrat Dr. Wilhelm Merkel in Nürnberg auch an dieser
Stelle meinen besten Dank zum Ausdruck zu bringen.
14) Diese Nummern beziehen sich auf die Numerierung der einzelnen Vorlagen auf den bei-
gegebenen Tafeln.
15) Über die Entwicklung und die Bedeutungen von „wälsch" s. Deutsches Wörterbuch XllI,
1327 ff. Da das Wort hier koordiniert neben „mailändisch" gestellt ist, so bedeutet es wohl nicht,
VON THEODOR HAMPE.
67
[A 1 b] = I, D IVb (Neudruck 17. Blatt oben) und II D IV b, doch hier nicht hell
auf schwarzem, sondern schwarz auf hellem (Stramin-) Grunde erscheinend.
Wiederholt sich in
Wiederholt sich in
[Alla] S.Nr. 2. Vgl. III, E 1 b (Nr. 5^)
[A IIb] s. Nr. 3.
[Allla] s. Nr. 4.
[A III b] s. Nr. 5.
[A IV a] s. Nr. 6
III: E I a.
[A IVb] s. Nr. 7.
33^8) [I a] s. Nr. 8.
[B I b] s. Nr. 9.
[Blla] s. Nr. 10.
[Bllb] s. Nr. 11.
[Bllla] s. Nr. 12.
[Blllb] s. Nr. 13.
[BIVa] s. Nr. 14.
[B IVb] s. Nr. 15.
(5:[Ia] s. Nr. 16.
[C I b] s. Nr. 17.
III: Clllb.
[CII a] s. Nr. 18.
[Cllb] s. Nr. 19.
[Cllla] s. Nr. 20.
[Clllb] s. Nr. 21.
[ClVa] s. Nr. 22.
III: E III a.
[ClVb] s. Nr. 23.
III: ClVa.
2)[Ia] = I, Dllb. (Neudruck 15.
Blatt oben), doch in II nicht hell
auf dunklem, sondern dunkel auf
hellem (Stramin-) Grunde.
[D I b] = I, D II a (Neudruck 14. Blatt
unten), doch schwarz auf hellem
(Stramin-) Grunde.
[D II a] = I, D I a (Neudruck 13. Blatt
unten), doch schwarz auf hellem
(Stramin-) Grunde.
[DIIb]= I, Dlllb (Neudruck: 16.
Blatt oben), doch schwarz auf
hellem (Stramin-) Grunde.
Wiederholt sich in
Wiederholt sich in
15.
auf
17.
auf
D
[D III a] s. Nr. 24. Das Muster wieder-
holt sich, doch nur in Contouren-
zeichnung III, D III a.
[Dlllb] s. Nr. 25.
[DIVa= I,DIII a (Neudruck:
Blatt unten), doch schwarz
hellem (Stramin-) Grunde.
[DIVb]- I, DIVb (Neudruck:
Blatt oben), doch schwarz
hellem (Stramin-) Grunde.
Vgl. auch II, Alb.
[E I a^^)] wiederholt sich in III
IV b-^^).
[E I b] s. Nr. 26, wiederholt sich in 1 1
selbst: F III b^s).
[E II a]- I, D I b (Neudruck: 14. Blatt
oben), wiederholt sich noch einmal
II, F I b, doch beidemale schwarz
auf hellem (Stramin-) Grunde'").
[E II b] s. Nr. 27. Wiederholt sich in
III: Dllb.
[E 1 1 1 a] wiederholt sich in 1 1 1 : D I a ^ 6).
[E III b]- I,D IV a (Neudruck: 16.
Blatt unten), wiederholt sich in
II selbst: FlVa^').
[E IV a] s. Nr. 28. Wiederholt sich in
II selbst: Ell a^').
[E IVb] ist leer.
[Fla] s. Nr. 29. Wiederholt sich III,
B I b.
[F Ib] vgl. II, E II a.
[Ella] vgl. II, E IV a.
[Fllb] Wiederholt sich III, AlVb
und III, BIVb28).
[F III a] s. Nr. 30. Wiederholt sich III,
E IVa, doch ist hier auf Stramin
gesetzt.
[Flllb] vg. II, E Ib.
[FlVa] vgl. II, E III b.
[F IVb] ist leer.
wie offenbai in dem gleichzeitig bei Heinrich Steyner zu Augsburg gedruckten „Newen Model-
buch", auf dessen Verhältnis zu Schwarzenbergers Modelbüchern II und III wir weiter unten noch
näher einzugehen haben werden, einfach „italienisch" oder etwa ,, antikisch", d. h. in dem neu
5*
68 D. AUGSB. FÜRMSCHN. HANS SCHWARZENbERGER U. S. MODELE. A. D. J. 1534 U. 1535-
Modelbuch III:
[Bl. A I aj Titel in der gleichen Umrahmung wie bei II. Der mit den gleichen Typen
wie bei II gedruckte Text lautet in III wenig abweichend:
,,Ain schöns nutzlich newes Formbüchlin, auf
allerlay manier Welscher vnd Maylendischer art nach,
mit allen zugehörungen, innen vnnd ausserhalb des
puncks, im hohe gstiel, lade, orgel, ram vn stern^^),
das auch vast nutz ist zu schlayrwürckung
mitt hohem fleyß vnd arbayt herfür
bracht, durch Hansen Schwär
tzenberger Formschneyder
zu Augspurg.
1535."
aufgekommenen Stil der Renaissance, sondern bezeichinet vermutlich, wie z. B. auch im Christian
Egenolffschen Modelbuch (Frankfurt a. M. 1527: „die welisch, weisz arbeit") den Terminus
für die Stickerei auf Weißzeug, Leinenstickerei. Vgl. Deutsches Wörterbuch XI 11, 1346 unter h, Tj.
16) Bei „mailändisch" wird wahrscheinlich an die berühmten Mailänder Goldgespinste und
ihre Verzierungsart gedacht sein.
17) „innen und außerhalb des puncks": Punkt ist hier wohl in der Bedeutung des alten
italienischen Terminus „punto", nicht im Sinne von ,, Spitze", sondern von „ Fadenkreuz bei ge-
zählter Fadenstickerei" — vgl. Heiden, Handwörterbuch der Textilkunde (Stuttgart 1904)
S. 413 — gebraucht. Es scheint demnach gemeint zu sein: (Stickereien) von abgepaßtem Muster
wie auch von unendlichem Rapport.
18) „im hohen gestiel" d. h. Gestühl (vgl. Fischer, Schwäbisches Wörterbuch); also
Webstuhl mit senkrecht gespannten Kettfäden, haute lisse ? Es würde sich dann hier um eigent-
liche Gobelinwirkerei, um die Herstellung größerer gewirkter Rücklaken usw. handeln.
19) Über die Lade, die dazu dient, den Einschlagfaden, der quer durch die Kette gelegt wird,
fest an den vorhergehenden Schußfaden anzuschlagen, vgl. Heiden, a. a. O. S. 314. Es scheint hier
pars pro toto gebraucht und der gewöhnliche Webstuhl, die einfachste Webart gemeint zu sein.
20) Die „Orgel" oder „Orgelpfeife" heißt der „Rost des Webstuhls" (Deutsches Wörterbuch
VII, 1341, 1343). In der Augsburger Weberordnung von 1549 heißt es: „Von der Wecharbeit (d. h.
zierlichen, kunstvollen Arbeit). Item welcher usz der Orgel wurkhen will, und an die Geschau
(Schauamt), der mag wol zween brait Stuhl an die Geschau und zwen usz der Orgel brait oder
schmal sich gebrauchen". Vgl. Birlinger, Schwäbisch-Augsburgisches Wörterbuch (München
1864) S. 365. Es handelt sich also wohl um die Herstellung kleiner Wirkarbeiten, kunstvoll
gewirkter Borten vermittelst des Rostes oder der Orgel, die in dem Falle als Wirkkamm diente.
21) Es ist hier vermutlich weniger an das Gestell der Tuchweber (Deutsches Wörterbuch
VIII, 65 unter 2) als an den beim Bortenwirken, Sticken und Nähen gebrauchten Rahmen (Deut-
sches Wörterbuch ebenda unter 3), unseren Stickrahmen, gedacht.
22) Nur die nicht in Klammern gesetzten Custoden- Bezeichnungen finden sich tatsächlich
in den beiden Schwarzenbergerschen Modelbüchern.
23) Deutlich leserliche Bogenbezeichnungen hören m II hier auf.
24) Da dieser Abdruck der bessere ist, so wurde er zur Reproduktion gewählt.
25) Es ist sehr wohl möglich, daß unser Bändchen etwas verbunden ist und einzelne Blätter,
die sich innerhalb II selbst wiederholen, eigentlich zu III gehören, in diesem neuen Büchlein wieder
figurieren sollten. Eine sichere Entscheidung darüber ist aber hei der mangelhaften Bogenbezeich-
nung nicht möglich.
26) Vgl. Anm. 24.
27) Vgl. Anm. 25.
28) Vgl. Anm. 24.
29) Im Titel des Egenolffschen Modelbuches heißt es „Venedigische Stern". Gemeint sind
die Runde mit allerlei Bandverschlingungen, Knoten- und Arabeskenwerk, auf die weiter unten
VON THEODOR HAMPE.
6g
[A Ib] s. Nr. 31.
[A IIa] s. Nr. 32.
[A II b] s. Nr. 33. Wiederholt sich III,
A III b, ist hier jedoch auf einen
Stramingrund gesetzt.
[A 1 1 1 a]. Wiederholt sich und zwar in
etwas klarerem Druck III, B III a
(s. d.).
[A III b] vgl. III, A IIb.
[AlVa]. Wiederholt sich klarer, da
nicht wie bei AlVa auf einem
Stramingrunde erscheinend, HI, B
IIb (s. d.).
[A IV b] vgl. II, F II b. Reproduziert
ist die Wiederholung III, BIVb
(s. d.).
58 [I a] s. Nr. 34.
[BIb] vgl. II, Fla.
[Blla] s. Nr. 35.
[Bllb] s. Nr. 36.
[B Illa] s. Nr. 37.
[Bin b] s. Nr. 38.
[BIVa] s. Nr. 39.
[B IVbJs. Nr. 40.
III, A4b.
e[Ia] s. Nr. 41.
[C I b] s. Nr. 42.
Vgl. III, A IV a.
Vgl. III, Allla.
Vgl. II, F II b und
[ClI a] s. Nr. 43.
[Cllb] s. Nr. 44.
[Cllla] s. Nr. 45.
[Clllb] vgl. II, Clb.
[ClVa] vgl. II, C IV b.
[ClVb] s. Nr. 46.
2)[Ia] s. Nr. 47. Vgl. III, H II! a.
[D I b] s. Nr. 48.
[D II a] s. Nr. 49.
[Dllb] vgl. III, E IIb.
[Dllla] vgl. II, D3a.
[Dlllb] s. Nr. 50.
[DIVa] s. Nr. 51.
[DIVb] s. Nr. 52. Vgl. II, E I a.
(S[I a] vgl. II, A IV a.
[E I b] s. Nr. 53. Das gleiche Muster
bietet II, A II a (s. Nr. 2), doch
erscheint nunmehr die Zeichnung,
erheblich feiner, nur in den Um-
rissen, und ist überdies eine Borte
hinzugefügt.
[Ella] s. Nr. 54.
[E IIb] s. Nr. 55.
[E III a] vgl. II, ClVa.
[E III b] s. Nr. 56.
[ElVa] vgl. II, Fl II a.
[ElVb] ist leer.
Bemerkt sei noch, daß die Abdrücke fast ausnahmslos vorzüglich sind und
durch ihre geringe Fehlerhaftigkeit zumeist auf bisher wenig, vielfach sogar auf hier
zum erstenmal benutzte Holzstöcke schließen lassen. Übrigens lasse ich die wichtigen
Fragen, wieweit Hans Schwarzenberger nicht nur der Formschneider, sondern auch
der Zeichner, der Erfinder seiner Muster gewesen ist, was für Vorbilder oder auch
direkte Vorlagen wir für die Modelbücher II und III voraussetzen dürfen und nach-
weisen können und welchen Einfluß der Künstler mit diesen Büchlein auf die Orna-
mentik, insbesondere den Modeldruck seiner Zeit geübt hat, hier vorderhand noch
unerörtert. Ich wende mich zunächst wiederum den Lebensverhältnissen unseres
Meisters zu, von denen uns ein paar Schriftstücke sowie die Steuerbücher im Stadt-
archiv Augsburg einige weitere, wenn auch nur spärliche Kenntnisse vermitteln 3").
noch zurückzukommen sein wird. Vgl. Liclitwark, Der Ornamentsticli S. 125- Deutsches
Wörterbuch XIII (1909) S. 1346 unten.
30) Für die freundliche Unterstützung, die mir bei meinen Nachforschungen von Seiten
der Archivverwaltung zuteil wurde, möchte ich nicht unterlassen, Herrn Stadtarchivar Dr. Dirr
und Herrn Archivobersekretär Hirschmann an dieser Stelle meinen besten Dank auszusprechen.
Insbesondere bin ich Herrn Obersekretär Hirschmann für seine Auszüge aus den Steuerbüchern
zu lebhaftem Danke verpflichtet.
70 D. AUGSB. FORMSCHN. HANS SCHWARZENBERGER U. S. MODELB. A. D. J. 1534 U. 1535-
Immerhin werden sie, wie wir sehen werden, den Gang der alsdann wieder an die
beiden Modelbücher anknüpfenden Untersuchung nicht unwesentlich unterstützen,
insbesondere auch den Kreis feststellen helfen, in den wir Schwarzenbergers berufliche
Tätigkeit vor allem einzugliedern haben, und es dadurch möglich machen, noch den
einen oder anderen Holzschnitt mit Wahrscheinlichkeit dem Werke des Meisters
hinzuzufügen.
III.
In den Steuerbüchern der Reichsstadt Augsburg erscheinen in den zwanziger
Jahren des 16. Jahrhunderts fast gleichzeitig — die Archivalien spielen uns häufig
solchen Schabernack — zwei Hans Schwarzenberger, deren Beruf sich nirgends er-
wähnt findet. Der eine der Beiden wohnte schon 1527 im „Huckerhause", dem
Zunfthaus der Krämer, in der Schongauer-, der heutigen Katharinengasse (B 21)
und scheint ein vermöglicher Mann gewesen zu sein, denn die von ihm entrichtete
Steuer beträgt im Jahre 1527 3 fl. 54 kr. und steigt bis zu den Jahren 1545 bis 1547,
in denen allerdings doppelte Steuer erhoben wurde, auf 20 fl. 6 d. Der Jahrgang
1 548 der Steuerbücher erwähnt seiner nicht mehr. Der andere Hans Schwarzenberger
erwirbt 1528 ein Anwesen „In des Bartshofe" (in der Nähe des heutigen Königsplatzes,
etwa Wallstraße und Sankt Anna) 3^), wo von 1516 bis 1527 Margaretha Öster-
reicher als Hausbesitzerin gesessen und zuletzt (1527) 12 kr. Steuer gezahlt hatte.
Schwarzenberger zahlt 1528 7 kr. Steuer, im Jahre 1529: 7 kr 6 d., 1530: ebenso
7 kr. 6 d. und 1531: 15 kr. 6 d. 1532 erscheint er nicht mehr in des Barts Hofe,
sondern ist in einem anderen Anwesen am „Lautterlech" wohnhaft, als dessen Besitzer
er 15 kr 6 d. Steuer entrichtet. Hier sitzt er auch noch 1533, in welchem Jahre er
wiederum 15 kr. 6 d. als Steuer zahlt, und 1534, wo seine Steuer den Höchstbetrag
von 19 kr. 5 hell. 6 d erreicht ^2). Im Jahre 1535 wird dann „Melchior Lendorffer
der alte" an seiner Statt als Besitzer jenes Hauses am Lauteriech genannt ^^) und
auch weiterhin kommt jener zweite Hans Schwarzenberger in den Augsburger Steuer-
registern nicht mehr vor. Er lebte offenbar, wie die geringe Steuer, die er zahlte,
erkennen läßt, in sehr bescheidenen Verhältnissen, die sich bis 1534 zwar ständig bes-
serten, aber doch nie zu irgendwelchem Wohlstand gediehen zu sein scheinen.
Wenn nun schon ein Vergleich der äußeren Lebensumstände der beiden Schwar-
zenberger die Vermutung nahe legen würde, daß nicht jener reiche Mann, sondern der
arme oder doch wenig bemittelte unser Formschneider gewesen sein möchte, so wird
diese Mutmaßung zur Gewißheit durch ein Originalschreiben und ein Briefkonzept,
die sich glücklicherweise beide gleichfalls im Augsburger städtischen Archive erhalten
haben. Das ersterwähnte Schreiben ist eine Supplikation der uns bereits bekannten
Margaretha Österreicher an den Rat, worin sie dessen' Hilfe anruft gegen „Hanns
Schwartzenburger, formschneider". Dem habe sie vor längerer Zeit, einfältig und
unverständig wie sie sei, ihre Behausung überlassen, damit, solange sie selbst sie nicht
31) Nach Obersekretär Hirschmann.
32) Steuerregister 1527 S. 3 a (Margareth Österreicherin) 1528 S. 3 a, 1529 S. 2 d, 1530 S. 2 d,
1531 S. 2 d, 1532 S. 16 b, 1533 S. 16 b, 1534 S. 18 a.
33) Steuerregister 1535 S. 18 a.
VON THEODOR HAMPE. 71
in Besitz nehme oder verkaufe, er darin „sein bestand haben", d. h. zur Miete wohnen
möge. Trotz des unbilligen Benehmens, das er alsbald an den Tag gelegt, der bösen
Scheit- und Drohworte, die er ohne Veranlassung gegen sie gebraucht, habe sie doch
lange Geduld gehabt; da er aber ohne ihre Einwilligung sogar bauliche Veränderungen
vornehme, habe sie nicht länger zögern dürfen, sondern ihm gekündigt, die Zahlung
des fälligen Mietzinses aber nur auf dem Rechtswege von ihm erreichen können. Nun
aber halte ersieh nicht für verpflichtet, die Wohnung zu räumen, bevor sie, Margaretha
Österreicher, nicht vom Rat eine Bescheinigung darüber beibringe, daß sie ihre Be-
hausung wieder selbst in Besitz nehmen dürfe. Verdientermaßen sei sie zwar seiner-
zeit der Stadt verwiesen worden, beabsichtige jetzt aber, da sie alt, schwach und krank
sei, ihre Behausung selbst wieder zu beziehen und bitte daher den Rat um Gottes
und des Jüngsten Gerichts willen, ihr gegen Schwarzenberger Recht zu verschaffen
und ihr vor allem jene Bescheinigung auszufertigen, damit er ihr Haus räume. Sie
wolle sich auch künftig eines Rats Geboten und Verboten gemäß halten, wie es einer
armen Frau ehrenhalber wohl anstehe, sodaß der Rat fernerhin kein Mißfallen, sondern
Wohlgefallen an ihr haben solle, werde auch ihre gebietenden und günstigen Herren
in ihr armes Gebet zu Gott dem Allmächtigen einschließen usw. ='^).
Der Brief ist leider undatiert, und über den Ausgang des Streites, dessen recht-
liche Verhältnisse übrigens aus obigem Schreiben allein nicht völlig klar hervorgehen,
hier aber auch nichts zur Sache tun, verlautet nichts. Der verstorbene Augsburger
Stadtarchivar Adolf Buff wollte laut einer Notiz von seiner Hand die Sup-
plikation „ca. 1530—40" ansetzen. Nach den oben mitgeteilten Auszügen aus den
Steuerregistern werden wir sie vermutlich noch etwas genauer in die Zeit, da Hans
Schwarzenberger aus seiner bis dahin innegehabten Behausung in die Wohnung am
Lauteriech übersiedelte (1531/32) verlegen dürfen — vorausgesetzt, daß Margaretha
Österreicher, über deren in ihrem Schreiben angedeutete Verfehlung und daraufhin er-
folgte Ausweisung wir nicht näher unterrichtet sind, mit ihrem Gesuch beim Rat Erfolg
gehabt hat. Etwa 1532 taucht Margaretha Österreicher aufs neue in den Steuer-
registern auf, aus denen sie seit 1528, der mutmaßlichen Zeit ihrer Ausweisung, ver-
schwunden war, wohnt dann allerdings in den Jahren 1532, 1533 und 1534 nicht etwa
wiederum in des Barts Hofe, sondern „Heiligkreuzertor intra" und steuert als Be-
sitzerin dieses Hauses jährlich 45 kr. 6 d. Sie scheint also danach bald nach ihrer
Zurückkunft in die Stadt ihre alte Behausung, und zwar nicht an Hans Schwarzen-
berger. der sie aber wohl auf Befehl des Rats hatte räumen müssen, verkauft zu haben.
Ebenso lehrt nun auch das andere der beiden erwähnten Schriftstücke, daß es
sich in den Steuerbüchern für uns nur um denjenigen Schwarzenberger, der danach
von 1 528 bis 1534/35 in Augsburg nachzuweisen ist, handeln kann. Es ist das zurück-
behaltene Konzept eines Briefes, den der Augsburger Rat am 17. Juni 1540 als Ant-
wortschreiben an den Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg 3^) richtete. Der
Kurfürst hatte den Rat um Auskunft bezüglich eines gewissen Schlenkerfuß
und eines Hans Schwarz ersucht und, wie es scheint, beide für einige Zeit in
seine Dienste zu nehmen gewünscht. Daraufhin benachrichtigt ihn der Rat, daß dem
34) Den Wortlaut des Schreibens s. im „Anhang" unter Nr. II.
35) Joachim II. Hektor regierte 1535—1571.
72 D. AUGSB. FORMSCHN. HANS SCH WARZENBERGER U. S. MODELB. A. D. J. 1534 U. 1535.
Schlenkerfuß auf des Kurfürsten Begehren die Erlaubnis erteilt sei, „sich zu eur
churf. gnaden zu verfuegen unnd seins Verstands prauchen ze lassen". Das habe er
auch zugesagt und werde sich in ungefähr vier Tagen an den kurfürstlichen Hof auf
den Weg machen. Des andern halber aber, heißt es dann weiter, der in dem kurfürst-
lichen Schreiben Hans Schwarz genannt werde, habe man vergeblich Erkundigungen
eingezogen. Bei der Sache, um die es sich handle, möge vielleicht an einen Form-
schneider Hans Schwarzenberger gedacht sein, der seinerzeit in Augsburg gearbeitet,
sich mit Formschneiden und Chroniken abgegeben habe, aber vor zwei Jahren nach
Regensburg verzogen und dortselbst noch „haußheblich", also etwa ansässig sein
solle. Man könne also dem Kurfürsten in dieser Sache nicht zu Diensten sein etc.^*).
Das Original dieses Schreibens scheint sich nicht erhalten zu haben und eben-
sowenig, was besonders zu bedauern ist, das kurfürstliche Schreiben, das den Anlaß
zu dem Briefwechsel gab, oder etwa eine Abschrift davon ^^). Aus dem Briefe des
Kurfürsten würde sich möglicherweise Näheres über die in dem Antwortschreiben des
Rats genannten beiden Personen, den Schlenkerfuß, mit dem ich keinerlei Begriff
verbinde, und den Hans Schwarz ergeben. Daß mit letzterem der bekannte Medailleur,
der 1518 gelegentlich des Reichstags zu Augsburg die große Medaille auf Kurfürst
Joachim I. von Brandenburg in Holz geschnitten und gegossen hatte ^^), gemeint war,
der Kurfürst sich etwa nach dem Bildschneider, Bildschnitzer oder Konterfetter
Hans Schwarz erkundigt hatte und der Rat durch solche oder ähnliche Bezeichnung
dazu kam, ihm den Formschneider Hans Schwarzenberger namhaft zu machen, halte
ich für wahrscheinlich. Verwunderlich bliebe es dann allerdings, wie bald das An-
denken an den bedeutenden Künstler, der so viele Augsburger porträtiert hatte, in
seiner Vaterstadt ausgelöscht gewesen sein müßte. An unseren Formschneider hat
Kurfürst Joachim wohl schwerlich gedacht; und nur einem Zufall, einem Versehen,
einem Vergessen verdanken wir also die wenigen nicht unwichtigen Nachrichten,
die das Schreiben des Augsburger Rats über das Leben und Wirken Schwarzenbergers
uns übermittelt.
Über sein Leben erfahren wir, daß der Künstler dem Vernehmen nach 1538
nach Regensburg übergesiedelt sei. Der Augsburger Rat drückt sich ganz bestimmt
aus: vor zwei Jahren. Danach müssen wir annehmen, daß Hans Schwarzenberger
sich auch noch in den Jahren 1535 bis 1538 in Augsburg aufgehalten habe, wäh-
rend wir sonst eher vermuten würden, daß er bereits 1535 von dort weggezogen sei,
da wir ihm in diesem Jahre nicht mehr in den Steuerbüchern begegnen. Am 26. April
1535 gab ein Gregori Schwartzenberger sein Augsburger Bürgerrecht auf ^''); es wäre
möglich, daß dies der in den Nürnberger Briefbüchern vorkommende Verwandte
unseres Formschneiders gewesen sei, und die Annahme naheliegend, daß Hans dem
Gregor alsbald gefolgt sei. Dem steht aber, wie gesagt, jene Angabe des Augsburger
Rats entgegen, an die wir uns doch werden halten müssen, wenn auch das frühere
3G) Den Wortlaut des Briefes s. im „Anhang" unter Nr. III.
37) Für die freundliche Unterstützung meiner Studien durch Auskünfte bin ich den Vor-
ständen des K. Geheimen Staatsarchivs in Berlin und des Königl. Hausarchives in Charlotten-
burg zu Dank verpflichtet.
38) Vgl. Habich im Jahrbuch der Kgl. Preuß. Kunstsammlungen XXVII (1906) S. 49-
39) Frdl. Mitteilung des Herrn Obersekretärs Hirschmann.
VON THEODOR HAMPE. 73
Verschwinden des Hans Schwarzenberger aus den Steuerregistern auffällig bleibt und
nur schwer zu erklären ist. In Regensburger Urkunden oder Akten hat sich der
Künstler bisher nicht nachweisen lassen-*").
In Augsburg, heißt es in der Auskunft des Rats ferner, habe Schwarzenberger
sich mit Formschneiden und Chroniken abgegeben. Wollten wir uns auch hier streng
an den Wortlaut halten, so läge es nahe, bei den beiden koordinierten Tätigkeiten
einerseits an die Arbeit für den Holzschnitt, andererseits an schriftstellerische Be-
tätigung, an Chronikschreiberei, zu denken. Allein die hier an sich schon etwas nach-
lässige, nicht sehr bestimmte Ausdrucksweise des Rats läßt wohl auch noch eine
andere Erklärung zu, die meines Erachtens die größere Wahrscheinlichkeit für sich
hat, nämlich die, daß mit dem Passus gemeint sein sollte, Schwarzenberger habe sich
in Augsburg als Xylograph für Formbücher und Chroniken betätigt. Solange daher
unser Künstler nicht auch als Chronist, als Mitarbeiter an den geschichtlichen Werken,
die von ca. 1528 bis 1538 in Augsburg erschienen, nachgewiesen ist, solange möchte
ich ihn lediglich auf den Wortlaut der angeführten Stelle hin nicht auch unter die
Literaten des damaligen Augsburgs einreihen, vielmehr in jenem Passus einen Finger-
zeig sehen, in welcher Richtung wir suchen müssen, wenn wir über die beschriebenen
Formbüchlein hinaus zu weiteren Arbeiten seiner geschickten Hand gelangen wollen.
Einem solchen Bestreben muß aber vor allem eine Untersuchung über die Originalität
der Ornamentschnitte vornehmlich in den Modelbüchern II und III, eine Scheidung
des Eigenen von dem Entlehnten vorausgehen. Über einen Anfang, einen Versuch
werden wir dabei freilich nicht hinauskommen, da es dem Verfasser trotz eifriger Be-
mühung nicht möglich war, sich das gesamte, für die Beurteilung nötige Vergleichs-
material zu beschaffen. Die Seltenheit und Kostbarkeit der frühen Modelbücher
hat auch hier die Forschung auf Schritt und Tritt erschwert und, wie ich gleich hin-
zufügen will, über manchen wichtigen Punkt zu völliger Klarheit leider nicht ge-
langen lassen.
IV.
Vergleichen wir die beiden Schwarzenbergerschen Modelbücher zunächst mit
den ihnen der Zeit nach vorangehenden deutschen Erscheinungen dieser Art, so ist
bezüglich des ältesten uns bekannten deutschen Büchleins, des 1525 zu Zwickau durch
Jörg Gastel gedruckten „Newen Modelbuchs" von N(icolaus) H( ausmann) zu
sagen, daß es kaum irgendwelche Berührungspunkte mit Schwarzenberger aufweist ^^).
Allerdings habe ich das einzige Exemplar dieses Werkchens selbst, das die Königl.
Kunstgewerbe-Bibliothek zu Dresden verwahrt, nicht eingesehen, sondern kann mich
nur auf die von Hippolyte Cocheris neu herausgegebenen französischen Modelbücher
von Pierre de Ste Lucie und von Claude Nourry*-), sowie auf die beiden Ausgaben
40) Für eine negative Auskunft aus den Beständen des Stadtarchives bin ich dem Magistrat
der Kreishauptstadt Regensburg zu Dank verpflichtet.
41) Vgl. über dieses Modelbuch E. Kumsch in Kunst und Kunsthandwerk VI (1903)
S. 512 ff. Herr Prof. Kumsch in Dresden war auch so liebenswürdig, mir eine genaue Zu-
sammenstellung des in dem Hausmannschen Buche enthaltenen Materials (Vergleich mit
Cocheris" Publikation, Quentel usw.) zukommen zu lassen, wofür ihm an dieser Stelle herzlicher
Dank gesagt sei.
42) Hippolyte Cocheris, Patrons de broderie et de lingerie du XVI. sidcle. Paris 1872.
74 D. AUGSB. FORMSCHN. HANS SCHWARZENBERGER U. S. MODELE. A. D. J. 1534 U. 1535.
des Peter Quentelschen Musterbuches von 1527 und 1529^^) beziehen. Diese Bücher
enthalten alles, was das Dresdner Exemplar des Hausmannschen Modelbuches bietet
mit Ausnahme lediglich der Blätter 28 und 32 bei Hausmann, die sich als die
Blätter 27 und 4 zwar in einem „New getruckten Modelbüchli" gefunden haben
würden, das 1902 in Jacques Rosenthals Antiquariat in München zu verkaufen
war^'*), inzwischen aber, wie mir Herr Jacques Rosenthal mitzuteilen so liebenswürdig
war, an einen Londoner Bücherliebhaber verkauft worden ist. Es war dies gewisser-
maßen eine vierte, vermutlich in der Schweiz gedruckte Ausgabe des Hausmannschen
Büchleins, dessen durch das Dresdener Exemplar repräsentierter früherer Ausgabe
übrigens bereits im gleichen Jahre 1525 eine vermutlich erste vorangegangen sein
muß und auch im Jahre 1527 schon eine dritte gefolgt war.
Dürfen wir also — vorbehaltlich eines Vergleichs der Blätter 28 und 32 —
mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß Hans Schwarzenberger keine dieser vier
Ausgaben des Hausmannschen Modelbuches gekannt oder benutzt hat und dürfen
wir auch gleich hinzufügen, daß sich auch keine näheren Beziehungen zu den frühen
Ausgaben des Quentelschen Modelbuches ergeben, so müssen wir anderer-
seits bei einem Vergleich mit dem zuerst 1527 zu Frankfurt a. M. bei Christian
Egenolf f erschienenen „Modelbuch aller art Nehewercks und Stickens" feststellen,
daß Schwarzenberger aus diesem Buche in ausgiebiger Weise entlehnt hat. Zitiere ich
nach der M. zur Strassenschen Ausgabe des Egenolffschen Modelbuches * ^), die allerdings
auch nach 1527 erst hinzugefügte Blätter in sich enthält — Nr. 28 ist z. B. von 1533
datiert — , für deren sämtliche Muster wir aber doch wohl eine den Schwarzenberger-
schen Modelbüchern voranliegende Entstehungszeit annehmen müssen, so ergeben
sich folgende Übereinstimmungen:
S c h w. N r. 3 0: die beiden kleinen Runde oder „venedigischen Sterne" rechts
entsprechen fast durchaus den Rundornamenten auf dem Titelblatt des Egenolffschen
Modelbuches, die hier jedoch offenbar bereits aus dem „Esemplario di lauori" des
Zoppino von 1530 entlehnt sind. Bei Egenolff haben die Runde einen Durchmesser
von 43, bei Zoppino und Schwarzenberger einen Durchmesser von nur 40 mm. Aus
dieser Übereinstimmung mit Zoppino und besonders weil sich sonst im ganzen II.
Schwarzenbergerschen Modelbuch hinsichtlich des Egenolffschen Werkes keinerlei
Entsprechung findet, ist mit großer Wahrscheinlichkeit zu schließen, daß Schwarzen-
berger bei Herausgabe seines zweiten Modelbuchs im Jahre 1534 das Egenolffsche
Buch noch unbekannt war, jene „Sterne" also aus Zoppino entnommen sind, der,
wie wir sehen werden, rür das II. wie für das III. Modelbuch Schwarzenbergers stark
hat herhalten müssen. Möglich, daß die Bekanntschaft mit dem Egenolffschen Büch-
lein und die Absicht, nunmehr namentlich auch dieses auszuschlachten, dann im
folgenden Jahre den eigentlichen Anlaß zur Veröffentlichung des III. Modelbuches
gegeben haben.
43) Musterbuch für Ornamente und Stickmuster von Peter Quentel (1527—1529)- Heraus-
gegeben vom Leipziger Kunstgewerbe-Museum. Leipzig, 0. J. (1882). Verlag von A. M. Götze.
44) Vgl. Kunst und Kunsthandwerk VI (1903) S. 517-
45) Chr. Egenolff, Modelbuch, aller art Nehewercks vnd Stickens . . . Herausgegeben
vom Kunstgewerbe-Museum zu Leipzig unter Redaktion de*^ Prof. M. zur Strassen. Verlag
von George Gilbers in Dresden, iSSO.
VON THEODOR HAMPE. 75
Schw. 32 entspricht in der Zeichnung so genau Egenolff 17, daß wir fast
an die Verwendung des gleichen Holzstocks, den Schwarzenberger ja 1534 oder 1535
erworben haben könnte, zu denken gezwungen sind.
Schw. 36: getreue Kopie von Eg. 22.
Schw. 38 und 39: zu diesen beiden Tafeln mit je 5 Börtchen sind aller
Wahrscheinlichkeit nach die gleichen Holzstöcke benutzt, die früher für Eg. 47 und 51
zur Verwendung gekommen waren. Dasselbe gilt von
Schw. 43 und seiner Entsprechung Eg. 34, doch scheint der gleiche Holz-
stock hier von Schwarzenberger etwas nachgeschnitten worden zu sein.
Seh w. 4 8 entspricht in der Zeichnung genau Eg. 21 und ist wahrscheinlich
unter Verwendung des gleichen Holzstocks entstanden.
S c h w. 5 5 oben: entspricht völlig Eg. 32 links; wohl Abdruck des gleichen
Holzstocks, der, als Schwarzenberger ihn benutzte, schon etwas schadhaft gewesen
sein müßte.
Abgesehen von diesen direkten Entlehnungen finden sich bei Schw. noch zahl-
reiche Anklänge an Eg. So lehnen sich Nr. 49 und 56 bei Schv/. ihrer Art nach gleich-
falls stark an Eg. 17 an, ist die obere Leiste von Schw. 51 offenbar Eg. 29 nach-
empfunden u. s. f.
Ähnlich wie zu dem Egenolffschen Buche scheint das Verhältnis der beiden
Schwarzenbergerschen Werkchen zu dem „Newen Modelbuch auff die Welschen
monier. Gedruckt zu Augspurg durch Heinrich Steyner MDXXXIIH*^) zu liegen,
doch ist die Untersuchung hier durch die annähernd gleiche Erscheinungszeit, sowie
durch den Umstand, daß, wie wir sehen werden, Heinrich Steyner der einzige
unter den damaligen Augsburger Buchhändlern ist, für dessen ausgedehnten Verlag
Hans Schwarzenberger gearbeitet haben könnte und wahrscheinlich auch gearbeitet
hat, einigermaßen erschwert. Ich gebe zunächst den Tatbestand:
Seh w. 5 bietet in etwas veränderter Auffassung das gleiche Muster wie
Steyner Nr. 34.
Schw. 24 entspricht im wesentlichen Steyner 9, doch ist bei Schwarzenberger
eine der beiden seitlichen Borten fortgelassen.
Schw. 25 entspricht Steyner Nr. 23, wie, vermutlich im Anschluß an Steyner
insbesondere die obere Leiste mit den Groteskengestalten eines Meergotts und einer
Meergöttin zu beiden Seiten einer Art von stilisiertem Brunnen oder Fontäne auch in
späteren Modelbüchern (z. B. Hofer 1545, B. Jobins Erben 1598) noch ver-
schiedentlich begegnet. Ohne Zweifel ist jedoch bei Schwarzenberger hier sowohl
wie hinsichtlich der zweiten Leiste die Zeichnung feiner und sicherer, die Verteilung
im Räume klarer, die Erfassung und Wiedergabe mancher Einzelheiten richtiger, die
ganze Wirkung daher künstlerischer als bei dem betreffenden Blatt im Steynerschen
Modelbuch. Und das Gleiche gilt im wesentlichen auch von den folgenden Ent-
sprechungen, die sich hier überall lediglich auf das Muster als solches, keineswegs auch
auf die Art der Ausführung beziehen. An die Benutzung der gleichen Holzstöcke kann
46) Neudruck: Leipzig, E. A. Seemann, 1889.
76 D. AUGSB. FORMSCHN. HANS SCHWARZENBERGER U. S. MODELE. A. D. J. 1534 U. 1535.
in keinem Falle gedacht werden. So entspricht weiterhin im II. der Schwarzen-
bergerschen Modelbücher (15.34):
S c h w. 26: Steyner 45,
„ 27: „ 50,
„ 28: „ 49.
Ferner im III. Schwarzenbergerschen Modelbuch (1535)
S c h w. 41 : Steyner 41,
„ 44: „ 32,
„ 45: „ 37,
„ 46: „ 35,
„ 47: „ 25,
„ 52: „ 46
53 (vgl. auch Schw. 2): Steyner 28 und
S c h w. 54: Steyner 44.
Wie sollen wir uns nun diese Übereinstimmungen erklären ? Die Möglichkeit,
daß Schwarzenberger auch der eigentliche Urheber des Steynerschen Modelbuches
gewesen sei, für Steyner die Holzschnitte hergestellt habe, scheidet wohl sogleich aus,
denn es herrscht in dem Steynerschen Buch, in seinen vielfach deutlich auf Applikations-
stickerei abzielenden Mustern durchweg ein ungleich stärkerer Sinn für das Plastische,
als bei Schwarzenberger, bei dem das rein Zeichnerische überall im Vordergrund steht
und dessen Muster fast sämtlich durchaus in der Fläche bleiben. Direkte Entlehnung
aus dem Steynerschen Buch auf Seiten Schwarzenbergers anzunehmen, wie wir es
namentlich für seine erst 1535 erschienenen Nummern 41, 44—47 und 52—54 ja wohl
müßten, kann ich mich gleichfalls nicht recht entschließen einmal wegen der oben
angedeuteten in mancher Hinsicht tüchtigeren künstlerischen Qualitäten der Schwar-
zenbergerschen Blätter und dann auch, weil ich es nicht für sehr wahrscheinlich halte,
daß Schwarzenberger es unmittelbar nach dem Erscheinen des neuen Verlagswerkes
Heinrich Steyners, in dem wir, wie gesagt, einen seiner hauptsächlichsten Auftrag-
geber vermuten dürfen, gewagt haben sollte, das Büchlein alsbald auszuplündern,
eine Reihe von Mustern daraus in das Werk, das er auf eigene Rechnung erscheinen
ließ, in veränderter Gestalt aufzunehmen. Einleuchtender wäre wohl noch, daß
Steyner, vielleicht mit Einwilligung Schwarzenbergers, eine Anzahl Muster desselben,
die möglicherweise einzeln bereits vor 1535 fertiggestellt und in Umlauf waren, von
einem Formschneider derberer Art habe nachschneiden lassen, um sie in dem damals
gerade geplanten Modelbuch zu verwenden. Allein das wahrscheinlichste dürfte doch
sein, daß Steyner sowohl wie Schwarzenberger aus einem dritten, etwa italienischen
Modelbuch geschöpft oder fremde Musterblätter benutzt haben, die wir heute nicht
mehr nachzuweisen vermögen. Namentlich die italienischen Bibliotheken und Samm-
lungen sind nach dergleichen Büchern und Blättern noch wenig durchforscht, es kann
sich noch viel unbekanntes und für Fragen wie die vorliegende wichtiges Material in
ihnen verstecken; und wenn auch nach der bisherigen Forschung über Modelbücher
festzustehen scheint, daß auf diesem Gebiete in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Deutschland in der Regel der gebende, Italien der nehmende Teil gewesen ist, so haben
sich doch auch hier bereits manche Entlehnungen deutscher Künstler aus italienischen
Werken nachweisen lassen, sind wir überdies über manche hie und da mit Notwendig-
VON THEODOR HAMPE. 77
keit vorauszusetzende Zwischenglieder noch kaum unterrichtet, kurz liegt, wie schon
mehrfach hervorgehoben, die ganze Entwicklung noch keineswegs in genügender Klar-
heit vor uns. Zudem machen in unserem besonderen Falle gerade einige der Schwarzen-
berger und Steyner gemeinsamen Muster, wie das prächtig stilisierte Akanthus-
Ornament Schw. 26 oder die Fisch- und Drachengrotesken von Schw. 44 und 46
ganz und gar den Eindruck von Eingebungen des italienischen Kunstgeschmacks, des
Formensinnes der italienischen Renaissance; und für Schwarzenberger werden wir
überdies, wenn wir uns nunmehr den Beziehungen seines II. und III. Modelbuchs zu
den frühesten italienischen Veröffentlichungen dieser Art zuwenden, die genaue Be-
kanntschaft mit mehreren derselben durch seine Entlehnungen daraus unzweideutig
nachweisen können.
Des„Nicolod'Aristotile dettoZoppino" und seines Modelbuches „Esemplario di
lauori" (Venedig 1 530)'*^) ist bereits oben Erwähnung geschehen. Außer den daselbst
besprochenen beiden „Sternen" hat Schwarzenberger auch noch ein paar andere
ähnliche Figuren aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Zoppino entlehnt, denn:
Seh w. 29 links stimmt in seiner Linienführung fast durchaus mit dem bei
Zoppino (1530) auf dem dritten Blatte wiedergegebenen Runde, dessen Mitte nur un-
wesentlich abweicht und dessen Muster bei Schw. schwarz auf weiß erscheint, während
es sich bei Zoppino weiß von schwarzem Grunde abhebt, überein.
Schw. 37 links entspricht genau dem Rund auf Blatt 11 bei Zoppino (1530)
unten. Ebenso
Schw. 40 links dem Runde auf Bl. 15 bei Zoppino (1530) oben,
Schw. 40 unten rechts dem Maureskenspitzoval auf dem 3. Blatte des
Zoppino (1530) unten rechts.
Nicht minder ergibt sich beim Vergleich eine ganze Reihe von Übereinstim-
mungen unserer Schwarzenbergerschen Modelbücher mit dem „Libro primo" und
„Libro secondo De rechami" des im ganzen aus vier Büchern bestehenden Werkes
des Paganino und Burato, das wie des Zoppino „Esemplario" bereits vor 1534,
1527 oder 1530, erschienen ist'*^) und dessen direkte oder indirekte Benutzung durch
Schwarzenberger daher gleichfalls nicht zweifelhaft sein kann. So ist das Muster
Schw. 3 unten: Paganino-Burato, libro 11, Blatt 9 links,
Schw. 4: Paganino-Burato, libro II Blatt 4 u. 17,
Schw. 6 oben: Paganino-Burato 1. II, 21 links,
Schw. 6 unten: Paganino-Burato 1. II, 7 links und 18 links
Schw. 12: Paganino-Burato 1. I, 25,
Schw. 13: Paganino-Burato 1. I, 27,
Schw. 16 (das Hauptmuster hier am einen Ende um die letzten Voluten
gekürzt): Paganino-Burato 1. II, 10 und 20 und
Schw. 19 unten: Paganino-Burato 1. II, 7 rechts und 18 rechts
nachgeschnitten. Mögen immerhin die meisten Blätter namentlich in den beiden
ersten Büchern „de rechami" keine originalen Leistungen sein, mögen die beiden
47) Facsimiledruck: Venedig, F. Ongania, 1878 (Raccolta di opere antiche sui disegni
dei merletti di Venezia, Band XI).
48) Facsimiledruck: Venedig, F. Ongania. 1878 (Raccolta Bd. IX) und 188O (Raccolta
Bd. XIV a).
78 D. AUGSB. FORMSCHN. HANS SCHWARZENBERGER U. S. MODELB. A. D. J. 1534 U. 1535.
italienischen Formschneider naciigewiesenermaßen vor allem deutsche Modelbücher,
wie das Quentelsche rücksichtslos benutzt haben : wir haben hier lediglich festzustellen,
daß die mit Mustern ihrer Bücher übereinstimmenden Blätter Schwarzenbergers
sicherlich ebenfalls keinen Anspruch auf Originalität der Erfindung erheben können.
Von dem seltenen Modelbuch des Vavassore von 1531 war mir nur ein
ziemlich lückenhaftes Exemplar zugänglich*^), das aber die Abhängigkeit unseres
Schwarzenberger auch von diesen venezianischen Holzschnitten zur Genüge zeigt
und den Nachweis weiterer Übereinstimmungen an der Hand eines vollständigen
Exemplars des Vavassore wahrscheinlich macht:
S c h w. 8 entspricht nämlich durchaus dem 40. Blatt im Modelbuch des Va-
vassore, wenn auch die Benutzung des gleichen Holzstocks ausgeschlossen zu sein und
lediglich ein sehr genauer Nachschnitt vorzuliegen scheint.
S c h w. 11 ist ein Teil des Musters, das bei Vavassore Bl. A XII b in kleineren
Abmessungen und von einer Borte begleitet erscheint.
S c h w. 17 entspricht genau Vavassore A V a.
S c h w. 42 entspricht genau Vavassore A XV a.
Endlich wäre noch.des Giovanni Antonio Tagliente „Esemplario nuovoche
insegna a le Donne a cuscire, a raccamare" etc. „stampato in Vinegia per Giouanantonio
et i Fratelli da Sabbio MDXXXI"^*^) zu betrachten, das also den Modelbüchern
Schwarzenbergers gleichfalls um einige Jahre vorangeht. Auch von Tagliente hat der
Augsburger Formschneider offenbar einiges entlehnt. So ist
Schw, 1, das Titelblatt, was die ornamentale Umrahmung betrifft, aus den
Zierleisten mit geschmackvoll angeordnetem Knoten- und Fadenwerk, die auf S. 43
des Taglienteschen Modelbuchs erscheinen, zusammengesetzt,
Schw. 6, untere Leiste, die wir übrigens bereits bei Burato nach-
weisen konnten, begegnet etwas verändert auch bei Tagliente Seite 28, Mitte, und
Schw. 37, das größere Rund links, das wir schon bei Zoppino (1530) antrafen,
findet sich in erheblich größeren Abmessungen auch bei Tagliente auf Seite 34.
Über die Originalität der bei Vavassore und Tagliente vorkommenden Muster
ist freilich dasselbe zu sagen, wie hinsichtlich der Paganino und Burato oder auch des
Zoppino : sie alle nahmen ihre Motive und ganzen Blätter, wo sie sie fanden, sodaß die
Erfindung, der ursprüngliche Entwurf nur selten mit Sicherheit einem bestimmten
Künstler vindiziert werden kann. Es ist daher auch nicht ausgeschlossen, daß in einem
zweiten, erst 1537 bei Zoppino in Venedig erschienenen Modelbuche, das den Titel
trägt: „Gli universali de i belli Recami antiqui e moderni"^^), vor allem eine große
Anzahl Muster des Steynerschen Modelbuches in Nachschnitten bringt und auch ab-
gesehen davon noch einige weitere Übereinstimmungen mit Schwarzenberger aufweist
als Zoppinos „Esemplario di lauori" von 1530, eben diese Übereinstimmungen auf
Entlehnung seitens Zoppinos aus den 1534 und 1535 erschienenen Modelbüchern des
Hans Schwarzenberger beruhen. Auf einen sehr regen Verkehr gerade unter den
49) Exemplar der Bibliothek des Kunstgewerbemuseums in Berlin: Ornamentstichkatalog
Nr. 925. Dem Kunstgewerbemuseum in Berlin fühle ich mich auch sonst für die liebens-
würdige Unterstützung mit Literatur zu Dank verpflichtet.
50) Exemplar der gleichen Bibliothek: Ornamentstichkatalog Nr. 924.
51) Facsimiledruck: Venedig, Ongania, 1876 (Raccolta Bd. IV).
VON THEODOR HAMPE. 7Q
Formschneidern und Modelbuch-Verfertigern und -Verlegern in jener Zeit, insonder-
heit auch zwischen denjenigen Augsburgs und Venedigs wird schon aus unseren bis-
herigen Vergleichen mit Sicherheit geschlossen werden können. Ich stelle hier noch
kurz die Entsprechungen von Zoppino (15 37) und Schwarzenberger zusammen, so-
weit sie sich bei Zoppino (1537) nicht aus der offensichtlichen Plünderung Steyners,
aus der mit Schwarzenberger gemeinsamen Benutzung des Vavassore oder anderer
oben behandelter Modelbücher erklären lassen. Die Möglichkeit einer gemeinsamen
Quelle soll dabei wiederum keineswegs ausgeschlossen sein.
Zoppino (1537) A XI 1: drei der Runde oder Sterne entsprechen Schw. 33,
Zoppino (1537) A XII 1: Schw. 20, und
Zoppino (1537) A XIII, 3 unten: Schw. 19 oben.
Auch mit Vavassore und Tagliente ist nun zwar die Zahl der vorschwarzen-
bergerschen italienischen Modelbücher noch keineswegs erschöpft, doch habe ich im
Inhalt der übrigen, soweit ich mir dieselben zugänglich machen konnte, keine Be-
ziehungen zu Schwarzenbergers Blättern mehr gefunden. Das gilt insbesondere auch
von dem Arabesken- Werke des Francesco diPellegrino, das dieser zu Fontainebleau
wirkende Florentiner im Jahre 1530 unter dem Titel „La Fleur de la Science de
Pourtraicture" hatte erscheinen lassen 5-). Es bietet so wenig irgend welche Über-
einstimmungen mit Schwarzenberger, wie andererseits das ehemals unter Peter Flötners
Namen gehende Kunstbuch, das 1 547 bei dem Formschneider RudolfWyssen-
bach zu Zürich im Druck erschien ^ 3). Nach Reimers ^^) ist anzunehmen, daß
auch Wyssenbach seine Folge aus den Arbeiten der verschiedensten Künstler, darunter
auch Flötners, zusammenstellte, und es wäre daher sehr wohl möglich gewesen, daß
wir darunter auch Muster aus den Modelbüchern Hans Schwarzenbergers, in dessen
noch nicht auf eine fremde Vorlage zurückgeführten Blättern gerade die Arabeske
eine nicht unwichtige Rolle spielt, angetroffen hätten. Aber Schwarzenbergers Ar-
beiten scheinen keine weite Verbreitung gefunden zu haben, was aus der Seltenheit
ihres Vorkommens in unserer Zeit nicht ohne weiteres gefolgert werden dürfte. Der
fast völlige Mangel an direkten und sicheren Entlehnungen aus Schwarzenbergers
Büchern in späterer Zeit, vornehmlich in den Modelbüchern aus der zweiten Hälfte
der dreißiger und aus den vierziger Jahren des 16. Jahrhunderts, von denen ich, was
mir nur irgend erreichbar war, daraufhin durchgesehen habe, läßt indessen darauf
schließen.
Abgesehen von der doch recht fraglich bleibenden Abhängigkeit des Zoppino
von 1537 von Schwarzenberger, von der oben bereits gehandelt worden ist, scheint
mir eine offenbare Entlehnung aus Schwarzenberger bisher nur in dem Titelblatte zu
dem „Neuen Formbüchlen derWeyssen Arbeyt" des Augsburger Briefmalers Hans
Hof er vom Jahre 1545 vorzuliegen, das in Abbildung 4 wiedergegeben ist 5^). Hofer,
52) Facsimiledruck mit Einleitung von Gaston Migeon: Paris, Jean Schemit, 1908.
53) Neudruck: Berlin, Rud. Schuster, 1882.
54) J. Reimers, Peter Flötner nach seinen Handzeichnungen und Holzschnitten (München
und Leipzig 1890). S. 33.
55) Nach dem Exemplare des seltenen Büchleins, das sich bis vor kurzem im Besitze des
Herrn Kommerzienrats Butsch in Augsburg befand, neuerdings aber in den Besitz von Joseph
Baer & Co. in Frankfurt a. M. übergegangen ist. Für die freundliche leihweise Überlassung
80
D. AUGSB. FORMSCHN. HANS SCHWAR'ZENBERGER U. S. MODELE. A. D. J. 1534 U. 1535.
der im übrigen Quentel, Egenolff, Steyner und andere weidlich ausgenutzt hat, aber
in den Band- und Knotenornamenten auf den letzten Seiten seines Buches auch
Eigenes zu bringen scheint, hat wohl ohne Zweifel für die Anordnung der Rahmen-
verzierung seines Titelblattes eines der Titelblätter Schwarzenbergers unmittelbar als
Vorlage benutzt.
Abb. 4. Titelblatt zu Hans Hofers Formbüchlein von 1545.
In einem richtigen Verhältnis zu der Kunst allein schon des Formschnitts, die.
wir an Hans Schwarzenbergers Blättern anerkennen und bewundern müssen, stand
also der Erfolg seiner Arbeit, die Wirkung seines Schaffens gewiß nicht. Fast un-
beachtet versprühte und erlosch wohl sein von Haus aus nicht gewöhnliches Können.
Mit schuld daran mögen die beschränkten Lebensumstände unseres Formschneiders,
wie wir sie oben kennen gelernt haben, und Unzulänglichkeiten seines Charakters
und seiner Sinnesart, wovon uns die allerdings spärlichen Akten keinen besonders
hohen Begriff beizubringen vermochten, gewesen sein.
V.
Scheiden wir aus den Mustern der beiden Schwarzenbergerschen Modelbücher
H und HI, die auf unseren Tafeln wiedergegeben sind, sowohl diejenigen, für die sich
mit Zuverlässigkeit eine bestimmte Vorlage hat nachweisen lassen, als auch die, für
des Werkchens und die Erlaubnis zur Wiedergabe des Titelblatts bin ich Herrn Kommerzienrat
Butsch und der Firma Baer & Co. zu lebhaftem Danke verbunden.
VON THEODOR HAMPE. 81
die eine solche Vorlage wegen der Übereinstimmung mit Blättern des Steynerschen
Modelbuchs anzunehmen ist, aus, so bleiben noch folgende Nummern übrig:
Nr. 3 (oberer, breiterer Streifen),
Nr. 6 (das prächtige Arabeskenmotiv oben),
Nr. 7,
Nr. 9,
Nr. 10,
Nr. 14,
Nr. 15,
Nr. 18,
Nr. 19 (obere Hälfte, doch vgl. Zoppino von 15)7),
JMr. 20 (doch vgl. Zoppino von 1537),
Nr. 21,
Nr. 22,
Nr. 23,
Nr. 30 (das große Rund links),
Nr. 31,
Nr. 33 (doch vgl. Zoppino von 1537),
Nr. 34,
Nr. 35,
Nr. 37 (das kleinere Rund rechts),
" Nr. 49,
Nr. 50,
Nr. 51 und
'^' Nr. 56.
Selbstverständlich wäre es nun aber ein schwerer Fehlschluß, wenn wir annehmen
wollten, daß deswegen, weil wir die Herkunft dieser 23 Muster bisher nicht festzustellen
vermochten, die betreffenden Ornamentholzschnitte der eigenen Erfindung Schwarzen-
bergers zu verdanken sein möchten. Der im vorigen Kapitel vorgenommene Vergleich
hat gezeigt, daß unserem Formschneider bei seinen Arbeiten in Büchern oder Blättern
mannigfache Hilfstruppen zur Verfügung gestanden haben müssen und die Orna-
mentik, die jene restierenden 23 Blätter aufweisen, ist im Grunde so wenig einheitlich
und hat auch — abgesehen etwa von Nr. 35 — so wenig mit dem Stil und der Kunst,
wie sie uns in Schwarzenbergers erstem Modelbuch entgegengetreten sind, zu tun,
daß vielmehr die Vermutung nahe liegt, der Künstler werde auch für die meisten dieser
23 Muster, wenn nicht für alle, seine Vorlagen gehabt haben, ja daß wir angesichts
der vielfältig erwiesenen Unselbständigkeit Schwarzenbergers auch bezüglich der
reizvollen Motive und Muster seines I. Modelbuches an der Originalität der Erfindung
oder auch nur der Übersetzung in die Kunst des Holzschnitts und Modeldrucks zu
zweifeln beginnen müssen.
Unter jenen 23 restierenden Mustern nun umfaßt eine erste Gruppe prächtige
Arabesken- Holzschnitte (Nr. 6 oben, Nr. 15, 21 und 22 oben), von denen namentlich
Nr. 15 sich durch reizvollen Schwung der Linienführung auszeichnet, aber in seinem
Hauptmuster weniger an eine Vorlage für Stickerei oder Wirkerei als für Einlege-
oder Ätzarbeit denken läßt. Prächtig und kraftvoll kommen die Arabeskenmotive
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 1909 . 5
82 D. AUGSB. FORMSCHN. HANS SCHWARZENBERGER U. S. MODELE. A. D. J. 1534 U. 1535.
in Nr. 6 und 22 zum Ausdruck, doch verrät in beiden Fällen das offenbar verkürzte,
nicht in seinem vollen Rapport gegebene Muster, daß eine fremde Vorlage benutzt und
zweckwidrig verändert worden ist.
Der Gruppe schließen sich mit ähnlichen Ornamentationsmotiven, denen sich
gelegentlich noch Band verschlingungen zugesellen, die Nummern 18, 19 und 56, in
der Hauptsache wohl als Vorlagen für Applikationsstickerei gedacht, sowie die Runde
von Nr. 30, 33, 34 und 37 an. Die Art der letzteren, namentlich derjenigen mit Knoten -
werk, war bekanntlich zuerst durch Albrecht Dürer, dessen „Knoten" (Bartsch
140—145) um 1507 entstanden waren, in die deutsche Kunst eingeführt worden. Wir
sahen, daß ebenso wie Dürer auch die späteren Modelbuchverfertiger die Anregung dazu
und oft auch das direkte Vorbild zunächst und vor allem aus der Kunst Venedigs be-
kommen haben.
Für einige Muster mit Band verschlingungen (Nr. 3, 7, 9, 10, 20) werden wir
die Vorlagen wohl gleichfalls in Italien zu suchen haben. Nr. 9 ist außerdem durch
ein ansprechendes Weinrankenmotiv, bei dem Blätter und Trauben mit gut stilisierten
Adlern abwechseln, ausgezeichnet. Eine intermittierende Weinranke begegnet auch
auf Nr. 14, deren Hauptmuster sich übrigens mit einem der auf Weißzeugstickerei
berechneten Blätter (Nr. 11) im wesentlichen deckt.
Außer der Holbeinstichvorlage Nr. 23 und der wohl auf Seidenstickerei ab-
zielenden Nr. 35, von der bereits oben die Rede war, hätten wir hier dann schließlich
noch eine Gruppe von 4 Blättern (Nr. 31, 49, 50, 51) zu betrachten, deren fein ge-
zeichnete, größtenteils figürliche Motive und Darstellungen zu demReizvollsten gehören,
was uns die Schwarzenbergerschen Modelbücher bieten. Nr. 31 zeigt oben das Urteil
des Paris, unten zu beiden Seiten einer Groteske mit Bocksbeinen, die ähnlich auch
auf Nr. 48 wiederkehrt und letzten Grundes wohl auf Barthel Beham (Pass. 77) zw-
rückgeht^^), Salome mit dem Haupte des Täufers und Lukretia; das Dekor der zwei
Borten von Nr. 49 wird durch Palmetten-, Akanthus- und Rankenornament bestritten;
auf Nr. 50 sehen wir oben zwei Einhörner zu beiden Seiten eines Brunnens, dazu Vasen
mit Blumen und Laub, unten sperberartige Vögel, Blumen und Blumenschalen, auf
Nr. 51 endlich Pfauen zu beiden Seiten einer Vase und Fruchtbäume, unten helm-
und schwertbewehrte Putten zu beiden Seiten einer Art von Brunnen und niedrige
Kandelaber. Wenn auch wiederholt auf mehr oder minder starke Anklänge in diesen
Blättern an die Kunst anderer hingewiesen werden konnte, und sich solche Hinweise
unschwer mehren ließen, so hat es mir doch bisher nicht gelingen wollen, die direkten
Vorbilder für sie zu eruieren.
So sicher gezeichnet und geschmackvoll angeordnet aber auch insbesondere
Nr. 31 und Nr. 50 erscheinen, so glaube ich nach der überwiegenden Mehrzahl der üb-
rigen Blätter seiner Modelbücher doch kaum, daß Schwarzenbergers Stärke vornehm-
lich im Figürlichen bestanden haben sollte, daß eben auf diesem Gebiete Erzeugnisse
seiner sonstigen Tätigkeit für den Holzschnitt, für die Buchausstattung zu suchen
sein werden. Es kommt hinzu, daß, wenn man die illustrierten Werke des Augsburger
Buchdrucks aus der Zeit von 1528 bis 1540, wie sie mir in der Bibliothek des Ger-
manischen Museums und der Augsburger Stadtbibliothek nahezu vollzählig zur Ver-
56) Diesen Hinweis verdanke ich Dr. Gustav Pauli in Bremen.
VON THEODOR HAMPE. 83
fügung standen, daraufhin durchprüft, sich keine Gruppe figürlicher Darstellungen
herausschälen läßt, die auf Grund eines Vergleichs nicht sowohl des Stils als lediglich
der Holzschnittechnik etwa der letztbehandelten Nummern 31 und 49—51 und dazu
des Titelblatts zum I. Modelbuch mit Schwarzenberger einigermaßen sicher in Be-
ziehung zu setzen wäre. Eher möchten wohl unter den Zierleisten, Schlußstücken
und dem sonstigen, wesentlich ornamentalen Buchschmuck der Augsburger Druck-
erzeugnisse jener Zeit einzelne Holzschnitte wegen der gleichen kräftigen, sicheren
und klaren Art der Ausführung, die in Schwarzenbergers Modelbüchern vorherrscht,
als Produkte seines Schneidmessers anzusprechen sein.
Die Offizinen von Silvanus Othniar, Valentin Othmar, Philipp Ulhart und
Alexander Weißenhorn kommen dabei kaum in Betracht. Wo die aus ihnen
hervorgegangenen Bücher Illustrationen oder sonstigen Buchschmuck bieten,
haben diese Holzschnitte weder in Stil noch Technik, so viel ich sehe, mit
Schwarzenbergers Mache irgend etwas zu tun. So sind die Schnitte in der bei
Weißenhorn 1537 und 1538 erschienenen „Odyssea" fast alle viel hölzerner, unge-
schickter, nüchterner, als wir sie von Schwarzenbergers Können erwarten müßten.
Einzig und allein die Umrahmung des Titels in der 1528 durch Philipp Ulhart ge-
druckten, 1538 nochmals in erweiterter Fassung erschienenen „Chronica New: Ma-
nicherlay Historien vnnd besondere geschichten" — an derartige Geschichtswerke
ist ja wohl in dem Schreiben des Rats an Kurfürst Joachim vor allem gedacht —
könnte allenfalls als Opus Hans Schwarzenbergers zur Diskussion gestellt werden;
doch zwingende Gründe würden sich für eine solche Zuschreibung nicht anführen lassen.
Anders steht es mit dem reichen Leisten-, Initialen- und Vignettenschmuck,
mit denen ein großer Teil der aus der damals in Augsburg tonangebenden, blühenden
Druckerwerkstatt Heinrich Steyners hervorgegangenen Bücher ausgestattet ist. Be-
sonders nahe Verwandtschaft mit Schwarzenbergers Art zeigt hier z. B. die Leiste,
die, als Schlußstück, wohl zuerst in dem Steynerschen Druck „Warhafftige Histori
vnd beschreybung von dem Troianischen krieg vnd Zerstörung der Stat Troie ..."
(1536) und zwar mehrfach zur Verwendung gekommen ist und dann namentlich noch
in dem „Polydorus Vergilius Urbinas. Von den erfyndern der dyngen" (Augsburg,
Heinrich Steyner, 1537) wiederholt erscheint. Ich habe sie als Kopfleiste an die
Spitze dieses Aufsatzes gestellt. Abgesehen von der kräftigen und klaren Art des
Schnittes, die sie mit vielen Blättern Schwarzenbergers gemein hat, leuchtet auch ihre
stilistische Verwandtschaft mit manchen der von Schwarzenberger bevorzugten
Ornamentationsmotive, z. B. des größeren Runds auf Bl. 37, das ja allerdings sicher
keine Schwarzenbergersche Erfindung darstellt, dessen Schmuckmotive aber doch
wohl von ihm — aus dem Zoppino von 1530 — in die Augsburger Ornamentik ein-
geführt wurden, ohne weiteres ein.
Weniger sicher möchte ich die Zierleiste, die diesem Ausfatz als Schlußstück
beigegeben ist, für Schwarzenberger in Anspruch nehmen, zumal sie sich, so viel ich
sehe, erst in des„Joannis Boccatii Die Gantz Römisch histori" (Augsburg, Heinrich
Steyner, 1542) erstmals verwendet findet. Sie erinnert zwar gleichfalls sehr an
Schwarzenbergers Art und die Möglichkeit, daß der Künstler auch nach seiner Über-
siedlung nach Regensburg noch mit der großen Augsburger Offizin in geschäftlicher
Verbindung geblieben sei, ist ja keineswegs ausgeschlossen.
6*
84 D. AUGSB. FORMSCHN. HANS SCHWARZENBERGER U. S MODELE. A. D. J. 1534 U. 1535.
Auch sonst stoßen wir bei der Durchsicht der Steynerschen Druckerzeugnisse
noch vielfach auf kleinere oder größere Ornamentschnitte, die sehr wohl von
Schwarzenberger herrühren könnten; ich denke z. B. an die hübschen Arabesken-
leisten auf einem offenbar Steynerschen Einblattdruck vom Jahre 1536, der einen
Pestspruch, ein Pestreglement in Versen, von Hörburger enthält"). Allein einmal
würde ein weiteres Eingehen auf diese Fragen nur unter Beigabe zahlreicher, in jedem
Falle kritisch zu beleuchtender Abbildungen und nach vorausgegangener Sichtung
des gesamten Buchschmucks der Steynerschen Offizin, für die bekanntermaßen
Hans Burgkmair d. ä., Hans Leonhard Schäuffelein , Hans Weiditz, Jörg
Brfu d. j. u. a. tätig gewesen sind, fruchtbar sein können; und dann wäre auch
diese Untersuchung durch das berechtigte Mißtrauen gegen Schwarzenberger als
freischaffenden, originalen Künstler, das uns immer wieder lediglich auf seine Technik
des Formschneidens als einzigen leidlich zuverlässigen Vergleichspunkt zurückwirft,
sehr erschwert und nur mit geringer Aussicht auf wirklich sichere Ergebnisse ver-
bunden.
Ehe ich also mit roher Hand etwa in den Bestand der Zierleisten, Initialen und
Schlußstücke, die unter Hans Burgkmairs Namen zu gehen pflegen, zu Gunsten
Schwarzenbergers hineingreife, bescheide ich mich hier lieber damit, dem bisher nur
verschwommenen Bilde eines tüchtigen Formschneiders der Augsburger Renaissance
deutlichere Gestalt und Form gegeben zu haben. Die weitere Aufhellung seiner
künstlerischen Persönlichkeit bleibe der Zukunft überlassen, die uns, wie wir wohl
hoffen dürfen, dafür noch gelegentlich durch glückliche Funde greifbarere Tatsacheen
an die Hand geben wird.
Anhang.
I. Der Rat der Stadt Nürnberg schreibt an den Rat
zu Augsburg:
„Besonnder lieben und guten freunde, wir wollen euer w(eisheit) gannz freunt-
licher guter maynung nit verhallten, das unns neulicher tag mit ainem glauben an-
gelanngt, das ainer unnser bürger, Hanns Guldenmundt, briefmaler, ain gannz
schenndtlich und lesterlich püechlein, darynnen vyl unzüchtiger gemeel von un-
ordentlicher lieb, bey sich gehabt haben soll; darauff wir auch denselben Gulden-
mundt für unns haben ervordern lassen, derhalben aines grundts zu erfaren. Der
hat unns aber angezeigt, das er sollich püechlein nit mer beyhenndig und unns daneben
disen bericht gethan, wie im ainer e(uerer) w(eisheit) bürger Hanns Schwarzenperger,
formschneyder, hievor neune derselben püechlein zugeschickt und an ine begert hab,
die mit ime geen Franckfurt zu füern und zu verkauften. Und wiewol gedachter
unnser bürger dieselben neun püechlein mit ime gein Frannckf urt gef üert, hab er doch
57) Das betr. Folioblatt befindet sich in einem Bande der Augsburger Stadtbibliothek,
dessen wesentlichster Inhalt der Vegetius von 1534 und der Cicero von 1535, beide aus Heinrich
Steyners Offizin, bilden. Der Spruch ist überschrieben: „Ain gut vnnd vast nutzliches Regiment
wie man sich, in der Pestilentz, halten soll". Er beginnt: „Uli menschen wern des Prechens
frey" und schließt: „Die ich yetzmal nit nennen wil. 15 Laus Deo: 36 Hörburger". Die vier
aneinandergesetzten Arabeskenleisten fassen das Gedicht links und unten ein.
VON THEODOR HAMPE. 85
der daselbst iiit, sonnder allererst hernach zu Leybtzig verkaufft, des wir aber unnsers
bürgers halben nit unzeitlich ain mißfallen empfanngen, haben demnach [Blatt 190 b]
auff gnugsam und weyttere erfarung gegen ime gepürlich straff angestellt. Und
wiewol wir euer w. mit disem geringen hanndel nit gern lesstigen, so achten wir doch
darfür, dieweyl aus sollichen unzüchtigen gemelldten allain grosse ergernus ervolgt
unnd der jugenndt zu sündtlichen lästern ain anraytzung geben mag, e. w. sollen
unns diß unnser ansuchen nit verweysen, auch zu abstellung der iren halben onzwey-
fennlich auch genaigt sein. Und wie wir von bemellten unnserm bürger in unndter-
richt fynnden, so soll bemellts euer w. bürgers, des formschneyders, schwager, freund
oder vettern ainer daselbst die form darzu haben. Und ist hierauff an euer w. unnser
gannz freuntlich bitt, die wollen durch fugkliche mittel, dardurch euer w. zu ainem
grundt zu komen getrauen, in sollichem ir erkundigung thun, und so sich erfynnden
sollte, das diß püechlein in irer stat gedruckt werde, in demselben gepürlich unnd
nottürfftig einsehens haben; unnd konnten unns e. w. derselben ains zuschicken,
nit darumb, das wir dess zu sehen begirig, dieweyl wir doch des innhallts gnugsam
bericht, sonnder unnsers bürgers halben, der hierynn mit verkauffung desselben
wider unnsern bevelch unnd Ordnung gehanndelt, und damit wir seinthalben zu ainer
dester statlichern straff kumen, des möchten wir auch leiden und wollten alßdann
dasselb gewißlich wider abthun. Darynnen wollen sich euer w. unbeschwert er-
zaigen; das seyen wir urpüttig, in gleichem unnd mererm in aller freuntschafft umb
e. w. zu verdienen. Datum freytags 18 Juny 1535."
[Kreisarchiv Nürnberg, Briefbuch CXXII (27. Januar bis 7. Juli 1535) Bl. 190a.]
II. Supplikation der Margaretha Österreicher an den
Augsburger Rat:
„Fürsichtig ersam unnd weys herren, die bürgermaister unnd ain erber rathe,
gepietend unnd günstig herren. Nachdem ich als ainfaltige arme frau auß Unverstand
mein behausung Hanns Schwartzenburger, formschneider, verschiner zeyt verlihen hab,
alleweyl ich die selbs nit thun besitzen oder verkauff, soll er sein bestand ^^) haben, unnd
wiewol ich bißher seins inhabens gut gegründt Ursachen gehept het, ine auß dem meinem
zu vertreyben, noch dannacht hab ich mit ime geduldt tragen on angesehen seiner
unpillichen handlung, so er mit bösen schelt und trauworten gegen mir, meinthalben
unverdient, furgenomen, auch seins gefallens und on mein verwilligung pauen thut,
des mir armen trauen lenger zu gedulden nit gemaint sein will, deshalben ich ime
solichen bestand zu rechter weyl und zeyt nach diser stat Augspurg recht und ge-
prauch abgesagt, auch mein zins mit recht erst von im bringen muessen. Nun kann
er sich nichtz änderst behelffen, alleweyl ich von euch meinen herren den bürger-
maistern nit ain scheinpoten bring, das ich mein behausung selbs besitzen bedarff,
so sey er nit schuldig außzuziehen. Günstigen lieben herren, es ist nit an, das ain erber
rat verschiner zeyt umb mein wol verdiente handlung mir die stat versagt, dieweyl
ich aber yetzt willens und furnemens bin, in ansehung das ich auch ains guten alters,
auch swach und kranck bin, mein behausung selbs zu besitzen, so ist (Bl. 1 b) dem-
nach mein gantz hochfleyssig diemutigs durch Got unnd des Jüngsten Gerichts willen
biten und anrueffen, dieselb wollen mit gedachtem meinem hauswirt ernstlich ver-
58) Vgl. Fischer, Schwäbisches Wörterbuch I, 930 f. unter Nr. 2.
86 D. AUGSB. FORMSCHN. HANS SCHWARZENBERGER U. S. MODELE. A. D. J. 1534 U. 153S.
fuegen und durch ain scheinpoten verschaffen, damit er mein hauß, wie ich ime
abgesagt hab, räumen und außziehen, auch mich seiner bösen wort schmach und
nachred vertragen thue, mit dem allerdiemutigisten erpieten, mich hinfüro mein
E. W. gpoten und verpoten undertanigcHch zu halten, wie ainer armen trauen eern-
halben wol ansteen, daran ain ersamer rat und manigchch kain mißfallen sunder
ain wolgefallen haben soll, das umb ein F. E. W. als mein gepietend unnd günstig
herren mit meinem armen gepet gegen Got dem Almechtigen mit täglicher furpitung
zu verdienen, will ich allezeyt geflissen sein, bit günstiger willfariger antwurt.
E. w. Wl diemuetigisten arme
mitburgerin
Margreta Österreicherin."
[Stadtarchiv Augsburg, Akten: „Formstecher etc."].
III. Der Rat der Stadt Augsburg schreibt an Kurfürst
Joachim II. von Brandenburg:
„Herrn Joachim marggraven
zu Brandenburg, churfursten.
Gnedigster herre, eur churf. g. genedig schreiben unnd begern unnsern bürger
Schlenckerfuß unnd dann ainen, Hanns Schwarz genannt, belangend, haben wir inn
underthenikait empfangen und vernumen, unnd ist gleichwohl ernannter Schlencker-
fuß zu des botten ankunfft nit hie gewesen, darumb wir gedachten holten von
jüngsten verschynen montag an bis uff heut dato alhie uffgehalten unnd des
Schlenckerfus widerkunfft erwarten haben lassen. Unnd damit »eur churf. gn. begern
durch uns undtertheniglich gewillfart wird, haben wir den Schlenckerfuß vermögt
unnd ime auch dieser zeit erlaubnus geben, sich zu eur churf. gn. zu verfuegen unnd
seins Verstands prauchen ze lassen, wie er uns dann zugesagt, sich ungeferlich in 4
tagen den nechsten noch zu erheben unnd seinen weg an eur churf. g. hof zu nemen.
Des anndern halb, den eur churf. g. Hans Schwarzen nent, haben wir erkun-
digung gehabt und können von keinen Hans Schwarzen, den dise sach berüren mocht,
erfarung bekommen. Aber ainer, der Hans Schwartzeberger, formschneider, so sein
wesen vor der zeit hie gehapt und mit formschneiden und cronicen umbgangen, soll
vor zwaien jaren mit seinem haußhalten von hinnen gein Regensburg verrückht und
daselbs noch haußheblich sein; darumb wir eur churf. gn. hierin nichts ußrichten
mögen. Das wir eur churf. gn., deren wir underthenige angeneme und willige dinst
allzeit zu erzeigen begeren, zu antwort nit verhalden wollen. Dat. XVII. Junij 1540".
[Augsburger^^ Stadtarchiv, Akten: ,, Formstecher etc."].
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 1Q09.
Taf XV A.
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Aus Hans Schwarzenbergers II. Modelbuch (1534).
Mitteilungen aus dem Qciman Nationalnuiseuni 1Q09. Taf. XV B.
No. 3
No. 4
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseuni. 1Q09.
Taf. XVI A.
No. 5
No. 6
Aus Hans Schwarzenbergers II. Modelbuch (1534).
Mitteilun2:en aus dem German. Nationalmuseum. 1Q<)0.
Taf. XVI B-
Aas Hans ScinmicDbervers IL Modelbach- (1534).
Mitteilungen aus dem Gernian. Naoonalmuseum. 190Q.
Tal- X\1IA.
No. 9
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No. 10
Aus Hans Schwarzen ber^ers II. .Hoddbadi (15S4>.
Mitteilungen aus dem Oerman, Nationalmuseum. 190Q.
Taf. XVII B.
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No. 11
No. 12
Aus Hans Schwarzenbergers II. Modelbuch (1534).
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 1909. Taf. XVIIIA.
No. 13
No. 14
Aus Hans Schwarzenbergers II. Modelbucli (1534).
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 1Q09. Taf. XVIIIB.
No. 15
No. 16
Aus Hans Schwarzenbergers II. Modelbuch (1534).
Mitteilungen aus dem Oerman. Nationalmuseuni 1909.
Taf. XIX A.
No. 17
No. 18
Aus Hans Schwarzenbergers II. Modelbuch (1534).
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. IQOQ.
Taf. XIX B.
No. 19
No. 20
Aus Hans Schwarzenbergers II. Modelbuch (1535).
Mitteilunoen aus dem German. Nationalmuseum. 190Q. Taf. XX A.
No. 21
No. 22
Aus Hans Schwarzenbergers II. Modelbuch (1534).
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 190Q.
Taf. XX B.
No. 23
No. 24
Aus Hans Schwarzenbergers II. Modelbuch (1534).
Mitteilungen aus dem Oerman. Nationalmuseum. 1909.
mm
Taf. XXI A.
No. 25
No. 26
Aus Hans Schwarzenbergers II. Modelbucli (1534).
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 1Q09. Taf. XXI B.
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No. 28
Aus Hans Schwarzenbergers II. Modelbucli (1534).
Mitteilungen aus dem Oerman. Nationaimuseum. 190Q. Taf. XXII A.
No. 29
No. 30
Aus Hans Schwarzenliergers II. Modelbuch (1534).
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 1009. Taf. XXII B.
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No. 31
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No. 32
Aus Hans Schwarzenbergers III. Modelbucli (1535).
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 1Q09. Taf. XXIIJA.
No. 33
No. 34
Aus Hans Schwarzenbergers III. Modelbuch (1535).
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 1Q09. Taf. XXIII B.
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No. 36
Aus Hans Schwarzenbergers III. Modelbuch (1535).
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 1909. Taf. XXIV A.
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Aus Hans Schwarzenbergers III. Modelbuch (1535).
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 1Q09. Taf. XXIV B.
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No. 39
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No. 40
Aus Hans Schwarzenbergers 111. Modelbuch (1535).
Mitteilungen aus dem Qerman. Nationalmuseum. 1909. Taf. XXV A.
No. 41
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No 44
Aus Hans Schwarzenbergers III. Modelbuch (1535).
Mitteilungen aus dem Oerman. Nationalmuseum. 1909. Taf. XXVI A.
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No. 46
Aus Hans Schwarzenbergers HI. Modelbuch (1535).
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 190Q. - Tai XXVI B.
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No. 48
Aus Hans Schwarzenbergers III. Modelbuch (1535).
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. IQOQ. Taf. XXVII A.
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No, 50
Aus Hans Schwarzenbergers III. Modeibuch (1535).
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 1909. Taf. XXVIIB.
No. 51
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Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. IQOQ. Taf. XXVIIIA.
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Aus Hans Schwarzenbergers ill. Modelbuch (1535).
Mitteilungen aus dem Oerman. Nationalmuseum. 1000. Taf. XXVIII B.
No. 55
No. 56
Aus Hans Schwarzenbergers III. Modelbuch (1535).
HANS WERNER,
ein Beitrag zur Geschichte der Plastik der deutschen Spätrenaissance.
Von Dr. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ,
(Mit 4 Tafeln und 13 Abbildungen.)
I. Einleitung.
Vergleicht man die Werke der Plastik der deutschen Spätrenaissance mit denen
anderer Länder, wie namentlich Italiens und der Niederlande, so muß es auf-
fallen, daß sie in der größeren Mehrzahl einen beträchtlichen Mangel an Sinn für
künstlerische Monumentalität erkennen lassen. Allerdings lagen die Verhältnisse in
Deutschland auch anders als wie z. B. in Italien, wo es an verständnisvollen Förderern
der Kunst nicht fehlte, wo gerade dieser Sinn in besonders nachhaltiger Art entwickelt
war. Die deutsche Bildnerei dieser Epoche trägt einen stark dekorativen Charakter^).
Architektur und Ornament sind die Dominanten. Adel der Empfindung und wirk-
lich tiefe Beseelung finden sich selten. Nicht fehlt es an Prachtstücken in Konstruk-
tion, Dekoration und geistreichen Motiven. Aber mit Reichtum ist bei weitem nicht
immer auch Reinheit in Form und Ausdruck gepaart. Ein starker Zug ins Realistische
ist nicht zu verkennen. Doch wird er vielfach durch leere Nüchternheit beeinträch-
tigt. Werke ersten Ranges sind nicht allzu häufig. Sehr viele erheben sich nicht
über den Charakter mäßiger Werkstattarbeiten. Das dekorative Element drängt
sich oft so vor, daß man nicht weiß, ob wir die betreffenden Werke der hohen Kunst
oder dem Kunsthandwerk zuweisen sollen. Kein Wunder, wenn diese künstlerische
Armut Veranlassung wurde, daß man für größere Arbeiten vielfach Künstler aus
dem Ausland heranzog! Und doch ist die Zahl der plastischen Werke, namentlich
der Grabdenkmäler, die in jener Zeit von deutschen Künstlern geschaffen wurden,
eine ungemein große, größer jedenfalls als wie in Italien und in den Niederlanden.
Die Einzelforschung hat noch wenig getan, um sie zu sichten, wiewohl auch hier
lohnende Ausbeute zu erhoffen ist; denn auch unter den deutschen Meistern gibt
es manchen, der nicht im Stil seiner Zeit verflacht ist, der sich ein erfreuliches Maß
origineller Eigentümlichkeit bewahrt hat, der über gedanklichen Reichtum, tech-
nische Tüchtigkeit, Leichtigkeit, Virtuosität und schaffensfrohe Fruchtbarkeit ver-
fügt. Ein solcher ist Hans Werner, der sich als eine markige Persönlichkeit aus
seiner Zeit heraushebt, der eine große Frische der Erfindung besitzt und manches
schätzbare Werk geschaffen. War er auch nicht der ersten einer, so ist er in seiner
Art und Kunst doch außerordentlich bezeichnend für die Epoche, in der er lebte.
1) Vgl. P. Albert Kuhn, Allgemeine Kunstgeschichte, II. Halbband, S. 614 ff.
88 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
Hans Werner ist der deutschen Kunstgeschichte so gut wie unbekannt.
Über kurze Erwähnungen seines Namens und seiner Werke ist man bislang selten
hinausgekommen. Nur dem Grabmonument des Wilhelm von Streitberg und seiner
Gemahlin Anna in der Kirche zu Ahorn bei Coburg ist unter Beigabe zweier Abbil-
dungen eine eingehende fachmännische Beschreibung (aber nicht Würdigung) zuteil
geworden 2). Der erste, der dem Künstler nähere Aufmerksamkeit schenkte, dürfte
der verdienstvolle Bamberger Lokalhistoriker Joachim Heinrich Jäck gewesen sein,
der im zweiten, 182$ erschienenen Teil seiner in Verbindung mit Joseph Heller und
Martin v. Reider herausgegebenen Arbeit „Leben und Werke der Künstler Bam-
bergs", S. 120, folgende ihm von Reider zur Verfügung gestellte Notiz bringt: „Werner,
Hans, Bildhauer zu Bamberg 1580(?), verfertigte 1. das Grabmal der Familie von
Mengersdorf zu Gößweinstein außen an der Rückseite der Wallfahrtskirche — bei
10 Schuh hoch und breit mit Figuren in Lebensgröße, 2. in der Pfarrkirche zu Forch-
heim das Denkmal für den Amtmann Groß". Die Liste dieser Werke vermehrte zwei
Jahre später Heller um zwei weitere Nummern, nämlich um das Grabmal des Bischofs
Ernst von Mengersdorf in Bamberg, das damals noch im Dom stand, dann das Grab-
mal im Kirchengarten zu Mühlhausen ^). Auffällig ist, daß Nagler in seinem Künstler-
Lexikon Hans Werner nicht erwähnt, während er seiner in den Monogrammisten
(Bd. HI, Nr. 1703) gedenkt. Als neue Arbeit bringt er das Denkmal des Christoph
Truchseß von Pommersfelden und seiner vier Fiauen in der protestantischen Kirche
in Pommersfelden hinzu. Nicht uninteressant ist es, daß Sighart i. J. 1864 in seiner
Abhandlung über die Geschichts- und Kunstdenkmale Ober- und Mittelfrankens
(Bavaria HI, L Abt., S. 170) auf unseren Künstler mit Nachdruck aufmerksam macht.
In dem Abschnitt über die Werke der Renaissance und des Rokoko sagt er nämlich:
„Als Hauptbildhauer wirkten in der Epoche Hans Werner, Hans von Wemding und
zuletzt Bonaventura Mutschelle". Dann hören wir längere Zeit nichts von Hans
Werner. Neuerdings wurde die Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt durch eine „P. W. = ?
ein oberfränkischer Bildhauer des 16. Jahrhunderts" überschriebene Umfrage der
Leitung des Vereins Heimat (C. Frank- Kauf beuren) im 6. Band der Deutschen Gaue
(1904 auf 1905), S. 68. Sie verfolgte den Zweck, den Verfertiger des im 19- Jahr-
hundert zerstörten Prachtdenkmals des Christoph Neustetter, genannt Stürmer,
und seiner Frau Margaretha, einer geborenen von Giech von Ließberg, in der Johannes-
Pfarrkirche in Kronach festzustellen. An diesem war nach der Stöhr'schen Chronik
von Kronach die Inschrift „15 P W 72" angebracht. Es wurde der Vermutung Raum
gegeben, daß vielleicht P statt H verlesen worden sei, und damit an unseren Künstler
gedacht. Auch Hans Wemding, der die Grabmäler der Bamberger Bischöfe Veit II.
(t 1577) und Johann Georg I. (t 1580) fertigte, wurde als in Betracht kommend ge-
nannt. Die Umfrage hatte eine kleine Zusammenstellung von Werken des Hans
Werner im 7- Bande (1906) der gleichen Zeitschrift S. 14—1 5 zur Folge. Neue Resultate
förderte sie nicht zu Tage. Erwähnt wurden unter anderem auch die 8 kleinen Mar-
morreliefs am Taufstein in Bayreuth, auf die bereits Friedrich H. Hof mann in seinen
Arbeiten über die Stadtkirche in Bayreuth (1901 u. 1902) hingewiesen hatte. Da
2) Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Heft XXXII, S. 389—392.
3) Heller, Beschreibung der bischöflichen Grabdenkmäler in der Domkirche zu Bam-
berg, Nürnberg 1827, S. 58—59.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 8Q
Hans Werner erst um das Jahr 1588 mit größeren Arbeiten hervortritt und diese
deuthch die Schwächen eines Künstlers zur Schau tragen, der sich zum ersten Mal
vor umfangreichere Aufgaben gestellt sieht, so kann er zu dem Neustetter'schen
Prachtdenkmal, das laut Inschrift i. J. 1572 entstand, nicht in Beziehung gesetzt
werden. Nach einer uns schriftlich geäußerten Vermutung des Herrn Postsekretärs
G. Hummel in Kronach, der sich viel mit dem Neustetter'schen Grabmal be-
schäftigt hat und uns auch sein photographisches Aufnahmematerial in dankens-
werter Weise zur Verfügung stellte, ist es übrigens nicht ausgeschlossen, daß Stöhr
die Buchstaben P.W. in irriger Weise aus dem Monogramm © herausgelesen hat,
das an dem Grabmal des i. J. 1588 verschiedenen Philipp von Egloffstein in der
St. Martinskirche in Forchheim vorkommt und meines Wissens auch an einem
Grabmal in der Kirche zu Pommersfelden begegnet. Hinzu kommt, daß die Gattin
des Philipp von Egloffstein eine Schwester des Christoph Neustetter war und in
der Darstellung große Ähnlichkeit gezeigt haben soll mit der Frau ihres Bruders
an dessen Grabdenkmal. Auch sonst sind Verwandtschaften zwischen den beiden
Grabdenkmalen vorhanden. Alles das spricht jedenfalls auch dafür, daß das Neu-
stetter'sche Monument zeitlich vor Hans Werner liegt. Mittlerweile war i. J. 1905
der 1. Band des Handbuches der deutschen Kunstdenkmäler von Georg Dehio
erschienen, in dem auf unseren Künstler und die von ihm namentlich in Ober-
franken erhaltenen Werke schon mehr Rücksicht genommen war. Was ich weiter-
hin in Mittelfranken gefunden hatte, fügte ich meinen Notizen bei, die ich Herrn
Professor Dehio i. J. 1908 für den dritten Band des gleichen Werkes zur Verfügung
stellte. Das leider im 19- Jahrhundert zerstörte Grabdenkmal des Schenken Johann
Limpurg-Schmidelfeld und seiner Gemahlin Eleonore, das vormals in der Schloß-
kirche in Schmidelfeld b. Sulzbach stand, hat zuerst Eugen Gradmann (1897), fußend
auf Prescher (1790), in die kunstgeschichtliche Literatur eingeführt.
II. Leben und Kunst Hans Werners.
Über das Leben Hans Werners habe ich nicht allzu viel in Erfahrung gebracht.
Ich will aber auch offen gestehen, daß ich dem nicht mit Fleiß nachgegangen bin,
sollte doch der Zweck dieser Abhandlung in erster Linie darin bestehen, Hans Werner
in seinen Werken zu schildern, ihn als Künstler in die Kunstgeschichte einzuführen*).
So steht das Jahr seiner Geburt einstweilen noch nicht fest. Nagler (Monogrammisten
III, Nr. 1703) verlegt seine Tätigkeit in die Zeit um 1585—1612. Die ersten Werke,
die mir bekannt geworden sind, tragen die Jahrzahl 1588, nämlich das Grabdenk-
mal des Hanns Ludwig von Schaumberg in der Kirche zu Unterleiterbach in Ober-
frarken und das Monument der Familie von Mengersdorf am Chor der Klosterkirche
zu Gößweinstein ebendort. Wie wir später sehen werden, haften diesen beiden Grab-
denkmälern Mängel an , die es wahrscheinlich machen, daß sich der Künstler
4) Gleichwohl wurde nicht versäumt, in den verschiedenen Familienarchiven Recherchen
nach etwa über die Grabdenkmäler vorhandenen Korrespondenzen zu veranlassen. Doch
blieben diese mit einer Ausnahme ohne Erfolg.
90 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
bei ihnen zu frühest vor größere Arbeiten gestellt sah. Unter diesen Umständen
dürfen wir für ihn ein Alter von ungefähr 25 Jahren annehmen, so daß etwa das Jahr
1560 als das seiner Geburt in Betracht käme. Gestorben ist er am 13. September
1623. Nach freundlicher Mitteilung des Herrn Direktors Dr. Th. Hampe findet sich
in dem im Kreisarchiv Nürnberg aufbewahiten Totenbuch für die Jahre 1623/25 auf
Bl. 79 folgender Eintrag: „Der ersam und kunstreich Hanns Werner, bildhauer in
der Graßergaßen t 13- Sept. I623. Hat nur Anna Maria, Veit Dümpels, bildhauers,
ehewirtin, ihr einige tochter, zur erbin hinterlassen". Seine Gattin war ihm sechs
Jahre zuvor im Tode vor auf gegangen. „Frau Margaretha, des ersamen und kunst-
reichen Hannsen Werners, bildhauers, ehewirtin, in der Grasergassen (Lor.) f 27. Febr.
1617. Anna Maria Wernerin als die tochter hat ihren vatter der Inventur gutwillig
erlassen"^). Es scheint, als sei diese ihr einziges Kind gewesen. Sie war mit Veit
Dümpel verheiratet, den sie wohl als Gesellen und später mittätigen Gehilfen ihres
Vaters kennen gelernt hatte. Er arbeitete mit ihm gemeinschaftlich an dem großen
Grabmal des Wilhelm von Streitberg und seiner Gemahlin Anna in der Pfarrkirche
zu Ahorn bei Coburg. Damals, d. h. i. J. 1616, hatte er seinen Wohnsitz in Alten-
stein bei Seßlach in Unterfranken, in der Nähe von Coburg, Es ist aber nicht ausge-
schlossen, daß er auch dorther stammte. Die Bezeichnung „Vitus Dvmpel Altenst:"
läßt beide Deutungen zu. Später wohnte er in der Grasergasse zu Nürnberg, wo-
selbst er verschiedene Arbeiten am Rathausneubau ausführte. Es geht dies aus
folgender Aufzeichnung in dem erwähnten Totenbuch (1623/25 Bl. 203) hervor:
„Frau Anna Maria, des ersamen Veit Dümpels, bildhauers in der Graßergaßen, ehe-
wirtin, auswendig verschieden 29. Okt. I624. Ist ein testament verleßen, darf nicht
inventirt werden, als im Manual C. C. Act. 77^'''^). Es darf also mit der Möglichkeit
gerechnet werden, daß Veit Dümpel nach dem Tode Hans Werners dessen Werk-
statt übernahm. Im Jahre I628 finden wir ihn in Coburg tätig, wo er die Figur des
Herzogs Johann Kasimir an der Ecke des Gymnasiums fertigstellte.
Wenn Hans Werner seine ersten Arbeiten mit vollem Namen bezeichnete,
aber an den späteren meist nur ein Monogramm oder die Anfangsbuchstaben seines
Namens anbrachte, so beabsichtigte er damit wohl die Aufmerksamkeit weiterer
Kreise auf sich zu lenken, im heutigen Sinn gesprochen, er wollte damit für sich
Reklame machen. Als er bekannter geworden, bedurfte er dessen nicht mehr. So
brachte er i. J. 1588 an dem Grabmal der Familie von Mengersdorf in Gößweinstein
folgende Bezeichnung an: „Hans Werner Bildhaver zv Bambergk".
An dem Grabdenkmal des Stadtschultheißen Georg Groß, genannt Pfersfelder, in
der Martinskirche zu Forchheim hat er sich selbst als kleines Figürchen bei der Arbeit
dargestellt. Darüber aber lesen wir „Hanns Werner Bildthaver zv
Bamberg. 1590". Er hatte also anfänglich seinen Wohnsitz in Bamberg, wo-
raus sich seine lebhaften Beziehungen zu den alteingesessenen oberfränkischen Adels-
geschlechtern ganz natürlich erklären. In der fürstbischöflich Bamberg'schen Hof-
kammerzahlamtsrechnung de 1595/96 wird er an der Stelle, die von dem Epitaph
des Bischofs Ernst von Mengersdorf handelt, ebenfalls als in Bamberg ansäßig be-
5) Totenbuch im Kreisarchiv Nürnberg 1616/I8, Bl. 57-
6) Die Kenntnis dieses wie des vorigen Eintrags verdanlce ich Herrn Direktor Dr. Th.
Hampe, der mir beide bereitwilligst zur Verfügung stellte.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 91
zeichnet („Hannszen Werrner bildthauern alhie"). Und weiter
lesen wir in der Rechnung de 1596/97: „XII II gülden Hanßen Wehrner
bildthauern alhie, nemblichen 10 fl. von f(ürstlich G(naden) vnd stiffts
Wappen, so in neuen paw des Neunkirchner Hoffs zu Nürmberg versezt worden, in
stein zu hauen vnd 4 fl. von den possen vnter weylandt bischoue Veiten epitaphio
zuuerendern, besag zetteis von meister Aßmußen vnterschrieben zahlt den 4. Oktbr.
1596".') In der gleichen Rechnung de 1603/04 aber ist er als Bildhauer in Nürnberg
aufgeführt. Es heißt dort: „Fürstl. Gnaden vnd Stiffts wappen in stein zu hauen
XVIII gülden 1 tt XII ^ berechent factor in seiner den 30 Aprilis anno 1604 ge-
schlossenen halbjehrigen rechnung, so er für das, durch Hannsen Wehrner
bildhawer in Nürmberg gefertigte vnd alhero vberschickte wappen, welches
4V2 schuch hoch vnd 4 breit, nemblichen 7 fl. für den darzu gebrauchten stein, dann
ermeltem bildhaur daruon zu machen 10\'2 fl- vnd dem schreiner für ein kästen,
darin es alhero geführt 10 pazen zalt, das fuhrlon gestehet hieher, wie negstobgemelt
3 fl."^). Hinzu kommt weiter, daß er sich selbst an dem 1616 gesetzten Grabmonu-
ment des Wilhelm von Streitberg und seiner Gemahlin Anna in der Pfarrkirche zu
Ahorn bei Coburg „Johannes Werner N 0 r i c u s" nennt, und daß er auch
in Nürnberg gestorben ist.
Man könnte angesichts der Verschiedenheit dieser Angaben leicht auf den
Gedanken kommen, daß es zwei Künstler dieses Namens gegeben habe, und das um
so mehr, als die frühen Arbeiten einen wesentlich anderen Charakter tragen als die
späteren. Doch das ist nicht der Fall. Hans Werner hatte vielmehr zuerst seinen
Wohnsitz in Bamberg. Aber er war Protestant, und das sollte ihm zu den Zeiten
der Gegenreformation, die unter Neithard von Thüngen im Bistum Bamberg mit
Energie durchgeführt wurde, verhängnisvoll werden. Seine Beziehungen zum Bischof
aber, der Umstand, daß er das Grabdenkmal des Bischofs Ernst von Mengersdorf
hatte anfertigen dürfen, mögen Veranlassung gewesen sein, daß er trotz seiner Reli-
gion noch einige Jahre in Bamberg bleiben durfte. Schließlich mußte auch er die
Stadt verlassen, in der er eine solch reiche künstlerische Betätigung gefunden. So
ist es erklärlich, wenn er i. J. 16OO von Nürnberg aus folgendes an Hans Georg von
Giech schreibt: „dan ich habe sonnsten meine wonungen zu Bamberg gehabtt vnnd
bin auch wegen des göttlichen wortts müssen weychen von den meinen" und diesen
Brief unterzeichnet: „Vnnd bin ich zu Nürnbergk in der Kodtgassen^) zu erfragen
Hanns Werner Biltthauer ietzo in Nürnbergk". Die Übersiedelung nach Nürnberg
brachte ihm jedoch keinen Schaden. Die Beziehungen zu den oberfränkischen
Adelsgeschlechtern blieben bestehen. Das Nürnberger Patriziat gab ihm neue Be-
schäftigung und die günstige Lage, sowie der alte Ruhm der Stadt ermöglichten es
ihm, seine Tätigkeit weithin auszudehnen.
Eine andere Frage ist die, ob Bamberg zugleich auch der Geburtsort Hans
Werners ist. Ich bin auf Grund des mir zurzeit vorliegenden Materials nicht in der
7) Mitteilung des kgl. Kreisarchivs Bamberg.
8) Desgleichen.
9) Die Kothgasse ging nach N o p i t s c h zwischen der Breiten Gasse und der am Fisch-
bach auf das Hefnersplätzlein und das Färbersbrücklein hinaus. Hans Werner wohnte also zu-
erst in der heutigen Brunnengasse.
92 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
Lage, sie mit Bestimmtheit zu beantworten. Vieles spricht ja dafür. Ebenso gut
aber kann Hans Werner auch aus der Nähe der Stadt, aus Oberfranken überhaupt
stammen und erst später nach Bamberg gezogen sein, das ihm als Hauptstadt des
Bistums gerade für seine Tätigkeit auf dem Gebiet der Grabmalkunst ganz andere
Aussichten eröffnete. Hier saß er an einem Zentrum, von dem aus sich mit größerer
Wahrscheinlichkeit eine gedeihliche Wirksamkeit entfalten ließ. Es könnten nämlich
auch Mechenried im Bezirksamt Haßfurt und Wachenroth im Amtsgericht Höch-
stadt a. d. Aisch als Geburtsort des Künstlers in Betracht kommen, wofern die An-
gabe „Hans Werner von Macheraet aus Nürnberg", die sich in der handschriftlichen
Pfarrchronik zu Ahorn bei Coburg findet, Anspruch auf Zuverlässigkeit erheben
darf. Es ist nicht ausgeschlossen, daß „Macheraet" nur nach dem Gehör geschrieben
ist. Für Mechenried würde die Nähe von Altenstein sprechen, aus welchem Ort ja
sein Schwiegersohn Veit Dümpel stammte. Wir kommen also hier vorderhand
über Hypothesen nicht hinaus.
Wichtiger ist es für uns, wie uns der Künstler in seinen Werken entgegen-
tritt. Ihn in seinen Fähigkeiten zu überschätzen, liegt einer objektiven Betrachtung
fern. Wir ziehen in gleicher Weise seine guten Seiten wie seine Mängel in Rücksicht,
wohl wissend, daß auch er ein Kind seiner Zeit war, daß auch er ihre Schwächen ganz
zu überwinden nicht imstande war. Die Zeit, in der Hans Werner lebte, kam
seiner Eigenart nicht unwesentlich entgegen. Wie kaum vorher und nachher herrschten
Wohlstand und Ansehen. Künstlerischer Aufwand und breite Behaglichkeit sind
ihre Signaturen^*'). Man hatte seine Freude an Bildwerk, allegorischen Figuren,
religiösen Darstellungen, Wappen und Devisen. Sie äußerte sich selbst an dem
Gebrauchsgerät des einfachen Bürgers, ja auch des Bauern. Für die Grabdenk-
mäler war noch die Form des Votivbildes maßgebend, ein Erbe der Gotik. Manch-
mal wird der Verstorbene allein dargestellt. Häufiger sind Familienbilder, die dann
ein Wandaufbau in Form eines Altaraufsatzes oder einer Triumphpforte einfaßt.
Beibehalten ist die scharfe Scheidung in männliche und weibliche Familienmit-
glieder, beiderseits nach der Orgelpfeife abgestuft, jedes Kind ein Abbild des Vaters
oder der Mutter. Besonderer Wert wird jeweilig auf die Ahnenprobe gelegt. Eine
große Rolle spielen Darstellungen der Auferstehung und Allegorien christlicher
Tugenden. Weniger häufig ist die Form der figurenlosen Tumba, die nur durch
besondere Verhältnisse bedingt angewandt erscheint.
Als Hans Werner um das Jahr 1588 eine Tätigkeit größeren Umfangs begann,
als er sich zum ersten Mal vor größere Aufgaben gestellt sah, strebte er wie die meisten
Künstler seiner Epoche in erster Linie nach einer streng architektonischen Gliede-
rung des Aufbaues. Aber es gelang ihm nicht gleich, zu einer vollen harmonischen
Abrundung durchzudringen. Die Asymmetrie der figuralen Innenfläche an den
Grabdenkmälern des Hanns Ludwig von Schaumberg in der Kirche zu Unterleiter-
bach (Oberfranken) und der Familie von Mengersdorf an der Klosterkirche in Göß-
weinstein lehrt, daß er noch stark im Banne der Anschauungen seiner Zeit stand,
daß er mit sich selbst noch im Zwiespalt war. Im Figürlichen fehlt die rechte In-
10) Vgl. hierzu und dem folgenden E. Gradmann, Altfränkische Kunst in Württem-
bergisch Franken, Festschrift zum 50 jährigen Jubiläum des histor. Vereins f. Württ. Franken,
1897, S. 115 ff-
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ.
93
dividualisierung des Gesichtsausdrucks. Noch konnte er sich nicht lossagen von
der aus der Gotik übernommenen leblosen Schematisierung. Auch die Körper-
haltung der Figuren läßt noch zu wünschen übrig. In kleineren Szenen aber macht
sich ein bewußtes Streben nach Wahrheit im Ausdruck geltend und dringt ein aus-
geprägter Wirklichkeitssinn durch, so z. B. in der Auferstehungsdarstellung am
Grabdenkmal des Hanns Ludwig von Schaumberg (1588). Wie erregt nehmen
hier die Wächter an dem Vorgang teil! Und doch steht er auch hier dem Figür-
lichen noch hilflos gegenüber (Abb. 2). Er vermag noch nicht perspektivisch richtig
zu empfinden. Namentlich zeigt dies die Figur des einen Wächters, der liegend
gedacht ist, in Wirklichkeit aber auf dem Kopf steht. Die realistische Seite seiner
Kunst kommt weiter zum Ausdruck an dem Forchheimer Grabmal. Ich denke
hier an das zu Boden geschmetterte Gerippe mit geknicktem Pfeil, an den Teufel,
Abb. 1. Hans Werner:
Selbstbildnis am Grabdenkmal in Forchheim.
der die Kette umkrallt, von welcher Christus die Eva loszulösen im Begriff steht.
Sie äußert sich weiter in seiner Vorliebe, sein Selbstbildnis mit anzubringen, wie
ebenfalls an dem Forchheimer Grabdenkmal (Abb. 1), dann an dem des Bischofs
Ernst von Mengersdorf (1595/96), und später an dem des Schenken Johann Limpurg-
Schmidelfeld und seiner Gemahlin Eleonore vom Jahre 1603. Bei all den erwähnten
Schwächen ist es um so erstaunlicher, daß er sich gleich an solch große Aufgaben
heranwagt, und daß er trotz alledem durch die Wucht und die Schwere der Ver-
hältnisse und den augenfälligen Wechsel zwischen derbem Dreiviertel- und feinem
Hochrelief zu imponieren weiß. Dabei ist seine Technik eine ausnehmend sorg-
fältige und präzise. In der freiornamentalen Behandlung verrät er großes Geschick.
94 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
Man beachte vor allem sein heraldisches Laubwerk! Nicht zu leugnen ist, daß er
im ganzen seine Idee klar zum Ausdruck zu bringen weiß.
Bei seinen frühen Arbeiten bevorzugt Hans Werner die horizontale Teilung
der Innenfläche des Schreins: unten die Familie in Devotion, oben Reliefdarstel-
lungen oder Inschrifttafeln. Anfangs überwiegen Architektur und Ornament. Das
ändert sich mit der Mitte der neunziger Jahre des 16. Jahrhunderts. Von nun an
weist er dem Figürlichen eine maßgebendere Stellung an. Er hebt es bewußt heraus
und gewinnt dadurch in erhöhtem Grade eine monumentale Ruhe im ganzen. Seine
Beziehungen zum Bamberger Bischof sind es, die seiner Kunst eine andere Rich-
tung geben. Sie steigert sich ins Glanzvolle, Prunkhafte. Hand in Hand damit
geht eine größere Mannigfaltigkeit in der Einzelausbildung. Die Porträtmäßigkeit
wird mehr und mehr vertieft. Er wird großzügiger in Aufbau und Komposition.
Von nun an finden wir mehr als zuvor einen weichen Fluß der Linien. Wir können
ihm jetzt den Ruhm auch eines tüchtigen Figurenplastikers nicht mehr streitig
machen. Von nun an darf er sich in der Behandlung der menschlichen Figur getrost
mit den besten Meistern seiner Zeit messen. Er vervollkommnet seine Fähigkeiten
immer mehr. Die Verhältnisse werden wuchtiger. Man denke z. B. an das pom-
pöse Grabdenkmal des Schenken Johann Limpurg-Schmidelfeld und seiner Ge-
mahlin Eleonore vom Jahre I603, das leider nicht mehr erhalten ist und einen reichen
Materialwechsel aufwies. Wir spüren deutlich das Nahen eines neuen Zeitstils, dem
sich der Künstler mit Bewußtsein nicht verschließt. Der erste bedeutsame Zeuge
dieser neuen Art ist sein Grabdenkmal des Bischofs Ernst von Mengersdorf in der
Michelskirche zu Bamberg. Allerdings war ihm hier keinerlei beengende Beschrän-
kung auferlegt. Er konnte sich frei gehen und seiner Phantasie vollen Spielraum
lassen. Wie außerordentlich sinnvoll hat er hier die Figur des Vestorbenen indivi-
dualisiert! Welch stark entwickeltes Verständnis für die Perspektive verrät er hier
in der Darstellung des kirchlichen Innenraumes im Hauptschrein! Wie geschickt
verquickt er hier ernste und alltägliche Darstellungen! Ein energischer Zug ins
Realistische durchzieht selbst das religiöse Motiv, wie denn überhaupt eine gährende
Bewegung aus dem Ganzen spricht. Wie eigenartig berührt der heilige Vorgang
in der Mitte im Gegensatz zu den Werktagsszenen in den Seitenschiffen, wo wir
Maurer und Zimmerleute an der Arbeit finden! Hans Werner erscheint hier als ein
Künstler, der seine eigenen Beobachtungen macht, der aus dem Leben schöpft und
sein persönliches Moment kräftig zu betonen weiß. Gerne bringt er auch symbo-
lische Andeutungen der Charaktereigenschaften, der Verdienste und des Berufes
des Verstorbenen an. Hier hat er dies in besonders ausgedehnter Art getan. Ich
meine die kleinen Figürchen mit Schwert, Wage und Schlange, die Putten mit
Zirkel, Kugel, Musikinstrumenten, Säulenbündel und Winkelmaß, dann weiter die
Figuren der Liebe, der Hoffnung und des Glaubens. Beim Forchheimer Grabmal
fanden wir die ersten Spuren seiner Vorliebe hierfür in den beiden Frauengestalten
in den oberen Ecken des Hauptschreins, von denen die eine Wage und Schwert,
die andere eine Gesetzestafel hält. Von nun an wird die Art Hans Werners eine
immer freiere. Es zeigt sich dies auch im Ornament. Wie kühn hat er z. B. an
dem Grabdenkmal des Hieronymus Kreß in der Kirche zu Kraftshof (nach 1596)
die seitlichen Wangen ausgestaltet ! Er verzichtet nunmehr zuweilen ganz auf die für
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 95
ihn in seiner frühen Schaffenszeit bezeichnende Peinhchkeit nach der ornamentalen
Seite hin. Wir begegnen nun auch anderen Formen in seinen Grabdenkmalen,
so der einer geschlossenen Tumba über der Tetzelschen Familiengruft in der Pfarr-
kirche zu Kirchensittenbach (l6l 1) oder der eines offenen Baldachins mit darunter be-
findlichem Sarkophag über der Pfinzingschen Familiengruft in Henfenfeld (1613).
Jetzt dehnt sich seine Tätigkeit auch auf andere Gegenstände, auf Kanzeln und
Taufsteine aus. An seinen Grabdenkmalen wird nun auf die Behandlung der Ge-
wandung ein besonderer Wert gelegt. Seine Schöpferkraft und seine Erfindungsgabe
finden immer mehr Nahrung. Es ist erklärlich, wenn er nun in Kleinigkeiten flüchtig
wird. Die Reliefs am Bayreuther Taufstein sind nicht die besten Äußerungen seiner
Kunst. Kein Wunder, denn schon arbeitete er damals an seinem letzten Werk,
dem Grabdenkmal des Wilhelm von Streitberg und seiner Gemahlin Anna in der
Kirche zu Ahorn bei Coburg, welches das größte und prunkvollste ist, das der Künstler
geschaffen, das aber weiterhin zu den bedeutendsten Werken der deutschen Grab-
malkunst des beginnenden 17. Jahrhunderts gezählt werden muß.
Hans Werner verwendet zu seinen Arbeiten sehr verschiedenartiges Material.
Besonders erwünscht war ihm der graugrüne, feinkörnige Sandstein (Nesselbacher
oder Zeiler Stein), weil dieser ihm ein scharfes Ausprägen der Einzelheiten des Orna-
ments ermöglichte und für eine freiplastische Behandlung eine stärkere Konsistenz
besitzt. Doch war ihm auch der grobkörnige, graue oder rote Sandstein recht. Da-
neben verwandte er grauweißen und roten Marmor, Alabaster, Kalkstein und Achat.
Typisch ist für ihn die reine Materialtechnik. Er arbeitet mit dem Material als
solchem, dessen Eigenheiten er zu berücksichtigen weiß, ohne dabei der Farbe
unbedingt zu bedürfen. Polychromie findet sich bei ihm nur wenig. Zuweilen be-
gegnet eine leichte Herausfassung der Ränder mit Gold.
Die Tätigkeit Hans Werners umfaßt ein weites Gebiet. Wir finden von ihm
Arbeiten in Oberfranken, Mittelfranken, Württembergisch Franken, und in der Gegend
von Coburg, ein Zeichen, daß der Künstler geschätzt und bekannt war. Aber er
mag noch weit mehr geschaffen haben, als ich festzustellen in der Lage war. Sein
Fleiß und sein stürmisches Temperament, sowie auch seine vielen Beziehungen,
die er sich zu verschaffen gewußt, lassen dies vermuten. Bislang war Hans
Werner, wenn ich so sagen darf, noch kein fester Begriff. Es konnten ihm darum
leicht Werke zugeschrieben werden, auf deren Autorschaft er keinen Anspruch er-
heben darf. Nicht von ihm rührt z. B. der Grabstein mit dem Doppelporträt des
Moritz Kanne in Bhulheidhof und seiner im Jahre 1627 verstorbenen Gattin Maria
Barbara von Schaumberg in Mupperg, welch letzterer das Denkmal von jenem ge-
setzt wurde, her^^). Weicht schon der ganze Habitus zu sehr von des Meisters
Kunstweise ab, so ist eine solche Annahme auch zeitlich nicht statthaft, da Hans
Werner im Jahre 1623 starb. Aber auch die Reliefs an dem Taufstein in der Stadt-
pfarrkirche in Kulmbach hat er nicht geschaffen^-). Das Prädikat ,,gut", das Dehio
ihnen gibt, kann ihnen nicht abgesprochen werden. Auch sie sind nur Reste eines
früheren Taufsteins und würden das gleiche Schicksal mit diesem geteilt haben.
11) Friedrich H. H 0 f m a n n, Die Stadticirche in Bayreuth, Archiv für Geschichte und
Altertumskunde von Oberfranken, 21. Bd., 3. Heft, S. 97-
12) G. Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd. 1, S. 170.
96 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
wenn man sie nicht dem i. J. 1879 von dem Kulmbacher Bildhauer Hermann Hafer-
korn hergestellten neuen Taufstein (pseudogotisch) eingefügt hätte. Dargestellt
sind die Geburt Christi, die Beschneidung, die Taufe im Jordan und die Kinder-
segnung. Gleich zu Anfang erschienen mir diese Reliefs für Hans Werner als zu fein
und zu zierlich; auch kamen sie mir um einige Jahrzehnte später vor. Bei einer
genaueren Prüfung nahm meine Vermutung eine festere Form an. In den Gottes-
hausrechnungen aus dem zweiten Dezennium des 17. Jahrhunderts^^) fand ich zu-
dem keinerlei Nachricht von der Errichtung eines Taufsteins in dieser Zeit. Da-
gegen enthält die Gotteshausrechnung v. J. 1647 folgenden Eintrag: „Alhier ist zue
gedencken, daß in dießem jähr der durchleuchtig hochgeborne Fürst vnnd Herr
Herr Erdtman Augustus, Marggraf zue Brandenburg, in Preußen Herzog, dann seiner
fürstl. Gnaden herzgeliebte Gemahlin, die auch durchleuchtig hochgeborne fürstin
vnnd fraw, fraw Sophia, vermählt, vnnd geborne Marggräfin zue Brandenburg, in
Preußen Herzogin, Gott zue Ehren vnd zue stittwehrendem andencken, aus christ-
fürstlicher pietät, den schönen neuen Tauff stein, in St: Peters Pfarrkirchen, vff-
richten vnnd verfertigen lassen, vnnd hatt derselbe in allem einhundert vnndt achzig
reichsthaler, den thlr zu 18 pazen, oder 72. creuzer gerechnet, gecostet"^*). Er
war „aus marmeln vnd andern" verfertigt. Über ihm befand sich ein zum Aufziehen
eingerichteter Deckel. Auch war er von einem achteckigen Gitter umgeben. Da-
mit ergibt sich die Unmöglichkeit der Annahme einer Autorschaft Hans Werners
von selbst.
Auf der anderen Seite aber haben wir mit der Wahrscheinlichkeit zu rechnen,
daß manche der Schöpfungen Hans Werners dem Unverständnis einer späteren
Zeit zum Opfer gefallen sind. Namentlich das gotisierende 19- Jahrhundert hat
mit den Denkmälern der Kunst der Spätrenaissance stark aufgeräumt. Von
dem Grabdenkmal des Schenken Johann Limpurg - Schmidelfeld und seiner
Gemahlin Eleonore, das ehemals in der Schloßkirche zu Schmidelfeld stand, war
bereits die Rede. Nicht mehr vorhanden ist auch die Kanzel, die ein Graf Lynar
für die Stadtkirche in Bayreuth gestiftet hatte. „Es scheint ein interessanter Sand-
steinaufbau, den ein Samson trug, mit mehreren stattlichen Figuren gewesen zu
sein." An ihrem Fuß waren Bibelsprüche angebracht. Sie wurde gelegentlich
der Restauration der Jahre 1871/72 aus der Kirche entfernt ^ 5).
Gleichzeitig mit und neben Hans Werner waren andere, nicht minder tüchtige
Bildhauer tätig. Ich nenne nur den thüringischen Meister Nikolaus Bergner (Ala-
basterepitaph Joh. Friedrichs des Mittleren, gest. 1595, in Coburg); Simon Schlör von
Lautenbach, der in Hall lebte und von 1553—1598 nachweisbar ist; Michael Kern
d. Ä. (Grabdenkmal des Bischofs Neithard von Thüngen v. J. 1598 in der Michels-
kirche zu Bamberg, Epitaph des Bischofs Julius Echter von Mespelbrunn v. J. 1617
13) Herrn Kirchenrat Reich in Kulmbach bin ich für die weitgehende liebenswürdige
Unterstützung, die er mir bei der Behandlung dieser Frage zuteil werden ließ, zu ganz besonderem
Dank verbunden.
14) Vgl. auch Beispiele des Guten aus der Geschichte der Stadt Kulmbach samt einer
Chronik dieses Ortes als Einleitung von A. W. H e c k e 1, fortgesetzt von J. Eck, Kulmbach
1885, S. 247.
15) Friedrich H. H o f m a n n a. a. O. S. 82.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 97
und Kanzel v. J. 1609 im Würzburj,^er Dom); Philipp Kolb, der um 16OO in Öhringen
wirkte (Limburgisches Grabdenkmal in Gaildorf, 1619, begonnen von F. Grau aus
Hall); und Michel Niklas zu Reinsbronn (Epitaph der Susanna v. Seckendorf v. J.
1575 in Creglingen; Grabdenkmal mit Gnadenstuhl v. J. 1600 und Portal v. J. 1591
in Wachbach.) Hans Werner inag manche Anregung von ihnen empfangen haben.
Viel wird er auch von den Stukkatoren seiner Zeit gelernt haben, die im freiplastischen
Modellieren so Hervorragendes geleistet. Doch war er eine viel zu selbständige Natur,
um seine Eigenart zu verleugnen, die uns zu deutlich aus seinen Werken, zu deren
Einzelbehandlung wir nun übergehen wollen, entgegentritt. Für deren Aufeinander-
folge war der chronologische Gesichtspunkt maßgebend.
III. Werke Hans Werners.
Nr. 1.
Grabdenkmal für Hanns Ludwig von Schaumberg in der Kirclie zu Unterleiter-
bach in Oberfranken. 1588.
Aus feinkörnigem Sandstein gearbeitet, hat dieses Monument ^^) seine Stelle
an der Südwand im Inneren des Langhauses über einem 63 cm hohen Sockel, der
um M cm vorgeschoben ist. Seine Bestandteile sind ein leicht gekrümmter Unter-
bau, auf dem die Inschrift angebracht ist, ein großer, von Pilastern eingefaßter Schrein,
in dem die Familie des Verstorbenen dargestellt ist, und ein mit flachem Giebel
abgeschlossener Aufsatz, den beiderseits Wappen flankieren.
Der untere Teil des Grabmals ist durch den Einbau von zwei Kirchenbänken
teilweise zerstört und verdeckt. Die linke Hälfte wird außerdem durch den
vorgestellten Taufstein fast ganz den Blicken entzogen. Die Inschrift ließ sich
daher nicht im einzelnen feststellen, weshalb ich mich auf die Angabe ihres allge-
meinen Inhalts beschränke. Die Schriftfläche, die seitlich zu Renaissance- Kar-
tuschen aufgerollt erscheint, ist geteilt. Die linke Hälfte ist für den Mann, die rechte
für die Frau bestimmt. Demnach wurde das Grabmal errichtet für den am 14. Sep-
tember 1584 gestorbenen Hanns Luedwig von Schaumbergk zu Niderlaiterbach
und seine am 18. April 1590 verschiedene Gattin Amalie, eine geborene von Wiesen -
thau. Seine Anfertigung fällt in die Zwischenzeit, nämlich ins Jahr 1588.
Biedermann, Geschlechtsregister der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft
Landes zu Franken löblichen Orts Rhön und Werra, 1749, bringt Taf. CLXII folgende
Notiz: ,, Johann Ludewig von Schaumberg zu Schaumberg, Knoch, Enesthurn,
Kauldorff, Letterbach und Effelter, Burggraf auf den Rothenberg, willigte an. 1566
in die Gan Erbschafft des Schlosses Dundorff, und starb an. 1584. Gemalin, Amalia
von Wiesenthau, Herrn Wilhelm Junioris von Wiesenthau zu Hundshaupten und
Pretsfeld, Hochfürstlich Bambergischen Ober Schultheisens zu Forchheim und
16) Kurz erwähnt bei G. D e h i 0, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler 1. S. 299-
Mitteilungen aus dem Oemian. Nationalmuseum. 19(W. 7
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HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH, SPATRENAISSANCE.
Amtmanns zu Neukirchen, Marioffstein und Wolffsberg, dann Frauen Anna
von Wiesenthau . einer gebornen von Redwitz, Tochter, starb an. 1596 (!) als
Witwe."
Der Schrein hat eine etwas ungewöhnlich große Breite (Abb. 2). Sie beträgt bei
einer Höhe von 1,92 m rund 2,23 "i- Die seitlichen Pilaster entwickeln sich folge-
richtig aus ihnen unterstellten Voluten. Die Schäfte sind leicht geschwellt, die Kapitale
jonisierend behandelt. Alsdann folgen hohe Kämpferstücke. Diese sowohl wie
die Stirnflächen der Schäfte sind mit Wappenschildcben behängt. Zwischen denen
Abb. 2. Hans Werner:
Grabdenkmal für Hanns Ludwig von Schaumberg in der Kirche
zu Unterleiterbach in Oberfranken. 1588.
über den Schäften läuft in Wellenlinien ein schmales Schriftband hin. Auch werden
sie unter sich durch Schnüre zusammengehalten. Es sind beiderseits sieben Wappen,
und zwar links die Wappen „REDWITZ". „EIW", „THAN", „MARSCH ALCK",
„WILLENSTE", „HVTTEN", „FVCHS", rechts „BIBRA", „REDWITZ", „HERM-
STAT", „WOLFSKEL", „MOTSCHILLER", „FORTSCH" und „EXDORF".
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. QQ
Die Gliederung' der Pilaster ist eine stren,i( architektonische. Um so wohl-
tuender berührt die Asymmetrie der Innenfläche des Schreins, wenn.t^leich ich diese
nicht gerade als etwas ideales hinstellen mochte. Wir haben vielmehr in eben diesem
Umstand geradezu einen Mangel zu sehen. Der Künstler stand noch zu sehr unter
dem Bann der Anschauungen seiner Zeit, die eine scharfe Scheidung zwischen den
männlichen und weiblichen Familienmitgliedern gewahrt wissen wollte. Aber trotz-
dem brauchte sich der Künstler darum nicht zu einem solch störenden Mißgriff
\erleiten zu lassen. Bei einer anderen Verteilung der Figuren hätte er — und das
hat er doch später immer sehr wohl verstanden — sein Ziel gerade so gut und noch
dazu in harmonischer Abrundung erreichen können. Aber das Grabdenkmal fällt
in die Anfangsepoche seines Schaffens, in der ihm die Lösung größerer Aufgaben
noch Schwierigkeiten bereitete.
Ein weitgespannter Flachbogen faßt die Figurengruppe zu einer Einheit zu-
sammen, die aber, wie schon angedeutet, nur eine scheinbare ist. Es fehlt der Ein-
schnitt in der Mitte. Das Kruzifix, zu dessen Füßen die Familie des Verstorbenen
kniet, ist um etwa 36 cm nach rechts hin von ihr abgerückt. In den Ecken links
und rechts der Gatte und die Gattin in Dreiviertellebensgröße. Jener ist von sechs
Söhnen, diese von einer erwachsenen Tochter und einer solchen in jugendlichem
Alter begleitet. Vor ihr liegt auf einem Kissen in Winden gewickelt ein noch ganz
kleines Kind. Die Figuren sind in betender Haltung kniend dargestellt und in
Dreiviertelplastik gearbeitet. Die Hauptfiguren sind fast vollrund herausgemeißelt.
Der Blick ist bei allen zum Gekreuzigten emporgerichtet. Der Gatte kniet im
Harnisch über einem Löwen, neben dem über den Handschuhen der Helm liegt.
Der Sohn unmittelbar vor ihm ist durch die Tracht als dem geistlichen Stand an-
gehörig gekennzeichnet. Er hieß Martin von Schaumberg und war Domkapitular
zu Bamberg, Würzburg und Eichstätt. Nachher wurde er Bischof von Eichstätt.
Zu einer wirklichen Individualisierung der Antlitze hat sich Hans Werner
noch nicht durchgerungen. Er steckt eben noch in den Anfängen seiner Kunst.
So wirkt die gleichmäßige leblose Schematisierung der Gesichter wenig erfreulich.
Auch ist es ihm noch nicht gelungen, die kniende Haltung richtig zum Ausdruck
zu bringen, was sich namentlich bei dem Familienoberhaupt bemerkbar macht.
Über der Gruppe links ein fliegender Engel mit langflatterndem Spruchband,
mit der Linken hinweisend auf die Worte: „ICH WEIS DAS MEIN ERLOSER
LEWET VND ER WIRD MICH AVS//DER ERDEN AVFERWECKEN VND
WIDER MIT MEINER HAVD//VMBGEWEN WERDEN VND WERDE IN
MEINEN FLAISCH GOT SEHi//HIOB- 19://".
Über der Gruppe rechts in Wolken Gott Vater mit der Weltkugel, den heiligen
Geist in Gestalt einer Taube entsendend. Darunter dij Worte: „DIE KRANCKHEIT
IST NICHT ZVM TOD//SONDER ZVR EHRE GOTTES lOHAN: 11//ICH BIN
DIE AVFFERSTEHVNG VND DAS LEBEN//IOHAN: 6//".
Nach oben wird der Schrein von einem Gebälk abgeschlossen, dessen Gliede-
rung derjenigen der Kämpferstücke über den seitlichen Pilastern entspricht. In
die Mitte de5 Balkens ist die Jahrzahl 1588 eingraviert.
Beiderseits von dieser sind zwei Konsolen angebracht, die sich nach oben
fortsetzen, dort zu beschwingten Engelsköpfchen ausgearbeitet und sinngemäß
100 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
als Träger gedacht sind für die den Giebel des Aufsatzes tragenden, hübsch ge-
gliederten Säulchen. Der Raum zwischen ihnen wird von einer hochreliefierten
Darstellung der Auferstehung Christi ausgefüllt. Christus steht mit gekreuzten
Füßen auf dem Deckel, der schräg über dem Sarkophag liegt. Sein Antlitz ist
emporgerichtet. Der Mantel flattert, vom Winde bewegt, nach rechts. Da die
Unterarme fehlen, läßt sich über die Bewegung und Haltung der Hände nichts
sagen. Mit erregten Gebärden nehmen die Wächter an dem Vorgang teil. Einer
von ihnen springt auf, die Hellebarde ergreifend. Ein anderer schwingt sein Schwert.
Ein dritter dringt mit Schwert und Schild auf den Erlöser ein. Ein vierter liegt
ausgestreckt am Boden. Wie hilflos Hans Werner teilweise dem Figürlichen noch
gegenübersteht, zeigt diese Figur besonders deutlich. Von perspektivischer Ver-
kürzung hat er noch keine rechte Vorstellung. So liegt dieser Wächter mit dem
Kopf nach unten, während seine Beine aufwärts in das Bild hineinragen. Für die
auch sonst linkische Art des Vortrags aber entschädigt uns die stürmische Bewegung,
von der diese Szene durchdrungen ist.
In den oberen Ecken schweben, von Wolken umgeben, zwei beschwingte
Engelsköpfchen.
Um dieses Werk, auf das der Künstler als eine seiner ersten größeren Arbeiten
gewiß stolz war, als solche besonders kenntlich zu machen, bezeichnete er den
Architravbalken in großer Schrift mit seinem vollen Namen: ,.HANS WERNER
BILTHAWER".
Nicht hat es der Künstler auch an einer wirksamen Durchbildung des Giebel-
abschlusses fehlen lassen. Auf die Schrägen lagerte er zwei trauernde Genien mit
Totenkopf und Stundenglas. Die Spitze bekrönte er mit einer Kugel und in das
Feld komponierte er einen beschwingten Engelskopf hinein.
Zu den Seiten des Aufsatzes haben, mit heraldischem Laubwerk reich verziert,
das Schaumbergische und das Wiesenthausche Wappen mit ihren Helmzierden
Platz gefunden.
Das Grabdenkmal hat eine Höhe von 3,80 m und eine größte Breite von 2,45 m.
Betrachtet man es als Ganzes, so ist zunächst zu erwähnen, daß es in seiner äußeren
Erscheinung durch den grauen Ölfarbenanstrich sehr beeinträchtigt wird. Durch
diesen ist eine Monotonie erzeugt, die das Grabmal in seinem ursprünglichen Zustand
unter keinen Umständen besessen hat. Auch waren aie Wappen ehedem polychro-
miert. Die Symmetrie des Aufbaues ist im ganzen gewahrt. Durch die Uneben-
mäßigkeit der Caesur im Schrein erleidet sie allerdings eine sich für das Auge sehr
fühlbar machende Disharmonie. Der Künstler war noch in erster Linie Architektur-
und Ornamentplastiker. Mit seinem Können auf figürlichem Gebiet ist es noch
mäßig bestellt. Dennoch unternimmt, ja wagt er es, dem Figürlichen bereits einen
weiten Raum zu geben. Er drängt es geradezu in den Vordergrund. Die sich dar-
aus ergebenden Konflikte mußten eintreten. Das war nicht anders zu er-
warten. Doch hindert uns das alles nicht, das Denkmal schon als eine achtbare
Leistung zu betrachten. Trotz der Schwächen, die jedem Künstler im Beginn seiner
Laufbahn anhaften, weiß Hans Werner zu imponieren. Hat er auch den inneren
Zusammenhang noch nicht ganz gefunden, so flößt er doch durch die wuchtige
Art seiner Massenverteilung Achtung ein. Und diese wächst, wenn man die Sorg-
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 101
fall seiner Technik erkennt und sein hohes Geschick in der freiornamentalen
Behandlung. Man betrachte nur die virtuose Durchführung des heraldischen Laub-
werks an den oberen Wappen. So liegt er mit sich selbst noch im Widerstreit,
aus dem er sich aber bald herauszuarbeiten wußte.
Nr. 2.
Grabdenkmal der Familie von Mengersdorf an der Klosterkirche in
Gößweinstein. 1588.
Das Epitaph hat seine Stelle an der geraden Außenseite des fünfseitig ge-
schlossenen Chores der in den Jahren 1730—39 von Balthasar Neumann erbauten
Kirche^"). Es ist in gelbem Sandstein gearbeitet, voll bezeichnet und datiert (Abb. 3).
in den Sturzbalken über dem Schrein finden wir folgende Inschrift eingemeißelt:
„HANS WERNER BILDHAVER ZV BAMBERGK". An den Kämpfern über den
seitlichen Pilastern ist die Jahreszahl 1588 angebracht. Früher war es im Inneren
der Kirche in der Nähe des Hochaltares aufgestellt. Errichtet wurde es im Auf-
trag des Bischofs Ernst von Mengersdorf zu Bamberg zur Erinnerung an seine Eltern
Otto Eberhard von Mengersdorf und Wilhelmine von Würzburg. Otto Eberhard
von Mengersdorf bekleidete seit dem Jahre 1557 das Amt eines Pflegers in Velden-
stein. Es folgte ihm in dieser Stellung sein Sohn Pankraz (Brückner).
Wie bei dem vorhergehenden Grabmonument, ist auch hier die sich aus
der Zweckmäßigkeit von selbst ergebende Zweiteilung als Prinzip für die Kompo-
sition maßgebend gewesen, nur daß sie weit konsequenter durchgeführt erscheint.
Der predellenförmige Unterbau, der nach den Seiten mit Voluten zur Auf-
nahme der tragenden Pilaster ausladet, ist in zwei Inschrifttafeln aufgelöst. Leider
haben hier die Witterungseinflüsse schon stark zersetzend eingewirkt, so daß
jene bis auf wenige Reste zerstört sind. Auf der linken sind noch die Worte
„CLAVSVS OTTO TENVICV . . . MENGERSDORFIACE" erkennbar. Die rechte
beginnt mit dem Namen „ERHARDVS". Darüber erhebt sich der von zwei Pi-
lastern begleitete Schrein, in dessen unterer Hälfte vor einem von Engeln gehal-
tenen, fein arabeszierten Vorhang die in Vollplastik gearbeitete Familie zu
den Füßen eines Crucifixus kniet. In betender Haltung sind die einzelnen
Familienmitglieder in Korrespondenz zur Mitte gesetzt, und zwar so, daß sie
von den Seiten her dem Alter entsprechend sich in der Größe abstufen. Zu
äußerst knien die Eltern, der Vater, neben dem am Boden der Helm liegt,
17) Erwähnt in Leben und Werke der Künstler Bambergs, in Verbindung mit Joseph
Heller und Martin v. R e i d e r, beschrieben von Joachim Heinrich J ä c k, II. Teil, Bamberg
1825. S. 120; bei N a g l e r, Monogrammisten III, Nr. 1703; bei Wilh. L o t z. Kunst-Topographie
Deutschlands, II, S. 143, wo es heißt: „Grabstein: Otto Erhard v. Mengersberg (!) 1588
von Hans Werner"; in der Zeitschrift für Heimat- und Volkskunde ..Deutsche Gaue", Bd. VII,
S. 14; bei Georg D e h i 0, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd. I, S. 120; vgl. auch
..Chronistisches über Gößweinstein, die Perle der Fränkischen Schweiz" von Lehrer Karl Brück-
n e r- Gößweinstein im Bayerland 1905, S. 583 mit Abb. auf S. 619, und desselben Verfassers Schrift
„Geschichte der Burg, Wallfahrt, Pfarrei und Marktgemeinde Gößweinstein", Ebermannstadt
1906. S. 19—20.
102 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
in Rüstung. Sein Antlitz zeichnet sich durch scharfe IndividuaHsierung
aus. Ihm folgt in bischöflichem Gewand der älteste Sohn, der Stifter des
Monuments. Zu seinen Füßen werden die Bischofsmütze, ein Krummstab und
ein Kreuzesstab bemerkt. Unmittelbar neben dem Gekreuzigten kniet der zweite
Sohn Pankraz, durch Rüstung und Helm als Amtmann gekennzeichnet. Zwischen
ihm und dem älteren Bruder der jüngste männliche Sproß, ein Knabe noch in
zartestem Alter. Die Mutter ist von fünf Töchtern begleitet, von denen die vier
größeren neben ihr knien, während sich die fünfte jüngste, ebenfalls in betender
Abb. 3. Hans Werner:
Grabdenkmal der Familie von Mengersdorf an der Klosterkirche
in Gößweinstein. 1588.
Haltung, vor ihnen befindet. Indem ich Brückners Deutung der vier älteren Töchter
folge, haben wir in ihnen zu sehen : Anna von Mengersdorf, vermählt mit Christoph
von Kotzau, Pfleger zu Waischenfeld; Scholastika von Mengersdorf, vermählt mit
Christoph Heinrich von Zedwitz, .Pfleger in Vilseck; Barbara von Mengersdorf, ver-
mählt mit Martin Sebastian von Redwitz in Kronach; und Apollonia von Mengers-
dorf. Ein flacher, mit Perlstab verzierter Korbbogen schließt das Schreininnere
Von DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 103
nach oben ab. In seinem Felde schwebt in Wolken, von Engeln umgeben, die seinen
Mantel halten, Gott Vater, in der Linken die Weltkugel, die Rechte (abgewittert)
segnend erhoben. Zu seinen Füßen flattert in Gestalt einer Taube der heilige Geist.
Die Gruppe der Engel mit Gott Vater ist fast in Vollplastik gearbeitet, doch so,
daß die Mitte, d. h. die Figur des Weltenschöpfers, stärker hervortritt, während die
ihn umschwebenden Engel, wie auch die Wolken, allmählich in Reliefplastik über-
gehen. Hierdurch ist ein sehr wirksamer Kontrast zu der doch immerhin schweren
Grupppe im unteren Teil des Schreins gewonnen. Sonne und Mond füllen die leeren
Ecktlächen aus. in die äußeren Eckzwickel sind je zwei Engelsköpfe hineinkom-
poniert, die aus vollen Backen Wind entströmen lassen.
Die seitlichen Pilaster haben Kompositkapitäle, die wie immer bei Hans
Werner sehr zierlich gearbeitet sind. Ihre Schäfte sind an den Stirnflächen mit je
acht Wappenschildchen ^**) behängt, während wir an den Innenseiten in feiner Relief-
arbeit die Leidenswerkzeuge und andere auf die Passion bezügliche Attribute
bemerken.
Die in der Predella angebahnte Zweiteilung setzt sich im Aufsatz fort. Hier
tragen drei freistehende Säulchen einen flachen Giebel mit leicht eingeschwungenen
Schrägen, auf denen zwei leider zum Teil stark beschädigte Engel mit ausgebreiteten
Schwingen lagern. Als Bekrönung aber dient ein Knabe mit weitab wehendem
Mantel, einen Eisenspeer in Händen haltend. Um seinen linken Unterschenkel
windet sich eine Schlange. Im Bogenfeld ruht der Genius des Todes mit Sanduhr
und Totenschädel. In den Füllungsflächen zwischen den Säulchen hat der Künstler
\or flachbogigen Nischen in sehr freier, virtuos durchbrochener Plastik die Wappen
der Eltern des Stifters angeordnet, links das Mengersdorfsche, rechts das Würz-
iHirgsche. Man kann die meisterhafte Technik in der Bearbeitung des heraldi-
schen Laubwerks nicht genugsam bewundern. Als äußere Begrenzung dient beider-
seits von Putten gehaltenes Rollwerk. Aus kleinen Medaillons schaut je ein
kleines Köpfchen heraus. Das rechte mit Hut dürfte den Meister selbst vorstellen
sollen, finden sich doch hier seine wichtigsten Werkzeuge: der Knüpfel und der
Zirkel.
Das Monument hat eine Höhe von 5 ni und eine Breite von 2,50 m.
Die Harmonie der Zweiteilung ist nicht ganz gewahrt. Dadurch, daß die
männlichen Mitglieder der Familie in größerem Maßstabe gehalten sind als die weih-
lichen, ergab sich eine Verschiebung der Caesur nach rechts, welche dem Monument
keineswegs zum Vorteil gereicht. Ähnlich wie bei dem Unterleiterbacher Grab-
denkmal spricht auch hier dieses Moment für einen frühen Versuch größeren Um-
fangs. Der Aufbau ist von guten Verhältnissen, die Technik in allen Teilen präzise
und exakt. Die Individualisierung der männlichen Figuren ist weiter gediehen als
bei den weiblichen. Am besten geraten ist das Antlitz des Familienoberhauptes.
Die ornamentale Behandlung verdient alles Lob. Architektur und Ornament über-
wiegen, doch sind die figürlichen Teile schon in annehmbare Beziehung zu ihnen
gesetzt.
18) Siehe deren Deutung bei Karl Brückner, Geschichte der Burg, Wallfahrt, Pfarrei
und Marktgemeinde Gößweinstein, S. 19.
104 HANS WERNER, EIN BEITRAG L. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SP-^VTRENAISSANCE.
Nr. 3.
Grabdenkmal des Stadtschultheißen Georg Groß, genannt Pfersfelder, in der
St. Martinskirche zu Forchheim. 1590.
Das in feinkörnigem (Zeiler) Sandstein ausgeführte Monument liat seine Stelle
an der Westwand des südlichen Seitenschiffes. Es baut sich über einem 1,03 m hohen
Sockel auf, der lediglich als tragendes Glied dient und darum einer künstlerischen
Durchbildung entbehrt. Das Grabmal (Taf. XXIX) hat Altarform, indem es sich aus
einem, predellenartigen Unterbau, einem großen schreinförmigen Mittelteil und einem
bekrönenden Aufsatz zusammensetzt. Die Predella springt seitlich mit kräftig
gerollten Voluten aus, welche für das Auge die Last der den Aufsatz tragenden
Säulen aufzunehmen scheinen. Eine männliche Karyatide teilt die vordere Fläche
in zwei Hälften, in die je eine Tafel mit eingegrabener Goldschrift eingelassen ist.
Die gereimte Inschrift ist in der Mitte der linken Hälfte teilweise zerstört. Wir er-
fahren aus ihr, daß der Verstorbene Hauptmann, Rat des Stiftes Bamberg und zu
Forchheim dreißig Jahre Schultheiß war, daß ihm Ehre, Zucht und Wahrheit
besonders eigneten, nicht dagegen Ruhm, Pracht und Stolz, daß er frei war von allem
Falsch, daß Fürsten und Herren weit und breit seine Standhaftigkeit erkannten und
ihn deretwegen liebten, endlich, daß er i. J. 1584, den 18. November, im Alter von
64 Jahren aus dem Leben geschieden. Dem ist noch hinzuzufügen, daß er in der
kleinen Chronik der Stadt und Festung Forchheim von Pfarrer Dr. J. G. Ud.,
Hübsch V. J. I867 unter den Festungskommandanten aufgeführt wird, daß er
dieses Amt i. J. 1579 inne hatte, und daß ehedem (bis 1739) der Festungskom-
mandant von Forchheim zugleich auch Oberbeamter und Stadtschultheiß war
(siehe S. 24 und auch S. 27).^^)
Der Schrein wird von zwei freistehenden Säulen über Sockeln, die sich nach
unten verjüngen, flankiert. Letztere sind vorn mit Akanthusblattwerk verziert,
während wir an den Seiten links das Selbstbildnis des Künstlers, rechts einen sich
schaukelnden Putto bemerken. Der Künstler hat sich bei der Arbeit dargestellt (Abb. 1).
Die Linke setzt gerade den Meißel an, indessen die Rechte mit dem Knüpfel darauf
zu schlagen im Begriff steht. Das kleine, nur 50 cm hohe Figürchen ist sehr lebens-
voll behandelt. Rechts darüber steht in schwarzer Schrift: „HANNS WERNER
BILDTHAVER ZV BAMBERG. 1590". Die Säulen haben Kompositkapitäle.
Die Schäfte sind im oberen Teil kanneliert, im unteren über glattem Grunde mit
Engelsköpfen, Girlanden und Fruchtwerk in erhabener Arbeit belebt. An ihrer
19) Vgl. auch L o t z, Kunst-Topographie Deutschlands, 11, S. 119, und G. D e h i o, Hand-
buch der deutschen Kunstdenkmäler, 1, S. 93 f. In beiden Fällen wird der Verstorbene als E. G.
Pfersfelder bezeichnet. Die richtige Benennung dieses Geschlechtes ist Groß, genannt Pfersfelder.
Es ist dies eine Seitenlinie des bekannten alten fränkischen Geschlechtes der Groß von Trockau,
die auch nach Ostpreußen kam. Ein Heinrich Groß, genannt Pfersfelder, war i660 Komman-
dant von Pillau. Wappen nach Kneschke: Schild von Silber und Rot der Länge nach ge-
teilt und mit einem blauen Querbalken überzogen. Daß diese Angabe zweifelhafter Art ist.
lehrt das Wappen an unserem Grabmal. Dieses zeigt einen roten Querbalken und in den vertikal
geteilten Hälften links ein goldenes, rechts ein blaues Feld. Vgl. übrigens Kneschke, Neues
allgemeines deutsches Adels- Lexikon, IV, S. 55 f., und Ledebur, Adelslexikon der preußischen
Monarchie III, S. 267.
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseuni. 190Q.
Taf. XXIX.
Hans Werner:
Grabdenkmal des Stadtschultlielßen Georg Groß, genannt Pfersfelder,
in der St. Martinskirche zu Forchheim. 1590.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 105
Stirnseite sind je sieben freipl?stisch herausgearbeitete, polychrom behandelte Wappen-
schilde angebracht.
Der Innenraum des Schreins ist horizontal in zwei Hälften geschieden. Im unteren
Teil finden wir in Voll- bezw. Dreiviertelplastik die Familie des Verstorbenen darge-
stellt, links das Oberhaupt in Rüstung mit Halskrause, daneben den ältesten Sohn, dem
Vater gleich gekleidet, nach der Mitte zu einen zweiten Sohn in geistlicher Tracht mit
Rosenkranz. Vor dieser Gruppe werden drei Knaben in jüngerem Alter bemerkt.
Der größere von ihnen hat vor sich zwei Bücher liegen. .\\ii dem einen ruht sein
Hut. Den Eckzwickel hinter dem Vater füllt dessen Helm mit offenem Visier und
ein darunter liegender Handschuh. Die Gruppe der männlichen Mitglieder der Familie
ist aus einem Sandsteinblock gearbeitet. Das Gleiche gilt von der korrespondierenden
Gruppe der weiblichen Angehörigen. Zur Rechten kniet mit Haube und Halskrause
die Mutter, neben ihr nach links hin, gleich gekleidet, die beiden ältesten Töchter.
Vor ihnen zwei jüngere Schwestern und auf einem Kissen gebettet das jüngste Töchter-
clien in allerzartestem Alter als Wickelkind.
Die obere Schreinhälfte ist von einem eierstabgeschmückten Kleeblatt-
bogen überwölbt, innerhalb welchem eine Darstellung Christi, wie er Adam und
Eva von der Macht des Todes und des Teufels befreit. Zu den Füßen des thronenden
Welterlösers liegen zu Boden geschmettert ein Gerippe mit geknicktem Pfeil in der
erhobenen Linken und Satan der Teufel, mit der Linken die Kette umkrallt hahend,
von der Christus gerade Eva loszulösen bestrebt ist, während Adam noch an ihr ge-
fesselt kniet. Die Figuren des ersten Menschenpaares sind nackt dargestellt. Von
links und rechts her schwebt je ein Engel heran, der eine mit einem Kreuz, an dessen
Querarmen die Dornenkrone sowie Rute und Geißel hängen, der andere mit einer
Säule. Rechts von Eva werden zwei größere und zwei kleinere Kinder bemerkt.
Oberhalb der Mittelgruppe schweben in Wolken zwei Engelchen, das eine mit der
Lanze, das andere mit einem Baumstamm. Vom Scheitel des mittleren Bogens
läßt sich in Gestalt einer Taube der heilige Geist herab, umflattert von beschwingten
Engelsköpfchen. Auf den äußeren Bögen ruhen zwei Frauengestalten, die eine mit
Schwert und Wage (beide sehr defekt), die andere mit der Gesetzestafel, also an-
spielend auf die Gesinnungsart und den Beruf des Familienoberhauptes.
Auf dem die Schreinhälften trennenden Fries ist folgende Inschrift an-
gebracht: „MORTIS AB AETERNAE PRIMOS QVI CHRISTE PARENTES
VINCVLA NOST(R)ORVM CLEMENS LAXATO MALORVM NE.XIBVS EREPTOS
AD TVA REGNA TRAHIS ET FAC ANGELICIS VIVERE POSSE CHORIS.'-
Oberhalb der Darstellung lesen wir: „REDEMTIO GENERIS HVMANI".
Eingefaßt wird die Schreindarstellung von zw^ei Pilastern, die im größeren
unteren Teil ein sich aus einem kleinen Kelch entwickelndes naturalistisches Orna-
ment von aufsteigender Form in zierlichster Relief arbeit zeigen. Die vertiefte Füllung
des oberen Teils ist mit Bandwerk und Girlanden belebt. Auch die untere Seite
des Sturzbalkens ist mit Ornamenten bedeckt. In der Mitte befindet sich eine ovale
Rollwerkkartusche, die den Namen Jehovahs in vertiefter Goldschrift enthält. Seit-
lich schließt sich Band- und Girlandenwerk, mit Vögeln untermischt, an.
Darüber erhebt sich der bekrönende Aufsatz, bestehend in einer Säulen-
stellung mit einem Abschluß in Kielbogenform. Die große Nische füllt in Drei-
106 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
viertelrelief eine Auferstehung. Christus steht in ganzer Figur mit der Kieuzes-
fahne in der Linken über dem Sarkophag, dessen Deckel leicht geöffnet ist. Ge-
blendet staunen die Wächter. Einer von ihnen greift zum Schwert. Aus dem
Bogenfeld leuchtet in Goldschrift die Jahreszahl 1590 hervor. Oben auf der Bogeii-
spitze steht ein Knabe mit einer Sanduhr, während auf den Schrägen weitere kleine
Figürchen angeordnet sind. Zu den Seiten des Aufsatzes haben zwei Knaben Platz
gefunden, die je ein mit heraldischem Laubwerk umziertes Wappenschild mit ver-
gittertem Visierhelm darüber in Händen halten. Das linke zeigt das Wappen der
Groß- Pfersf eider, das rechte das der Laufenholtz ( ?).
Das Grabdenkmal hat bei einer Breite von 2,26 m eine Höhe von etwa 4^2"!^").
Was seine Technik betrifft, so fällt die große Schärfe in den Details hier in be-
sonderem Maße auf. Alles ist mit peinlichster Gewissenhaftigkeit und Exaktheit durch-
geführt. Selbst die dem Auge nicht unmittelbar erreichbaren Teile zeigen diese Akku-
ratesse in der technischen Behandlung. Überall der gleiche scharfe Schnitt da, wo sich
Grate, Kanten oder Linienabschlüsse ergeben, überall die gleiche Weichheit, wo sie
durch die Verhältnisse geboten erscheint. Können wir dem Meister schon nach dieser
Richtung unsere Achtung nicht versagen, so können wir es auch nicht nach der rein
künstlerischen Seite. Bei mächtigen Verhältnissen baut sich das Monument in
rythmischem Zusammenklang auf, der nur hier und da durch kleine Mißtöne ge-
stört wird. Die gebrochene Kielbogenform des oberen Abschlusses, die gewunden
kannelierten Sockel der diesen tragenden Säulchen durchbrechen in etwa die monu-
mentale Ruhe des Ganzen, dessen sonst wuchtige Einheit imponierend wird. Ein
besonderer Reiz liegt in dem Gegensatz der Behandlung der beiden Hälften des
Hauptschreins. Man vergegenwärtige sich nur die stark heraustretende Plastik in
der Wiedergabe der Familie des Verstorbenen und dagegen die subtile Reliefierung
der oberen Szene, die übrigens als Darstellung nicht häufig begegnet. Als ein
Meister erweist sich Hans Werner im Ornament und in der Architektur. Im figür-
lichen Teil ist er nicht immer glücklich. Wenigstens gilt dies von den Figuren des
Welterlösers und des ersten Menschenpaares. Dagegen darf die Familie des Ver-
storbenen auf einen annehmbaren Grad von Natürlichkeit in der Darstellung An-
spruch erheben. Derb und schwer sind die Gestalten hingesetzt und von gleicher
Art ist auch ihre Einzelausbildung.
Nr. 4.
Grabdenkmal des Wilhelm von Wiesenthau in der Pfarrkirche zu Kirch-
ehrenbach. 1594.
Das Monument dient dem Gedächtnis des am 2. Juni 1587 gestorbenen
Wilhelm von Wiesenthau, fürstlich bambergischen Rats und Schultheißen zu Forch-
heim, Amtmannes zu Neunkirchen und Wolfsberg, und seiner nach ihm verschiedenen ^ ^)
20) Kurz erwähnt wird es unter Beigabe einer kleinen Autotypie- Reproduktion in dem
Schriftchen: „Die St. Martinskirche in Forchheim, ein Beitrag zur Stadtgeschichte von Franz
Streit, Buchhändler", S. 8 Nr. 9-
21) Die Zahlen für das Sterbedatum sind noch unausgefüllt.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. lU7
Gattin AnnaVVieseiUhau, einer geborenen von Redwitz"). Das Zeichen des Meisters
ist rechts unten angebracht und besteht in einem W mit darüber in Verbindung an-
gebrachtem H (Abb. 4). Auf der rechten Sockeitalei ist unten die Jahrzahl 1594 an-
gebracht.
Das Grabdenkmal, das nur als Fragment auf uns gekommen ist, hatte vor-
mals an der Nordwand der Kirche seinen Platz. Als diese aber i. J. 1769 durch den
noch jetzt stehenden Neubau ersetzt wurde, erhielt es eine andere Stelle, wobei es
sich eine etwas unglimpfliche Behandlung gefallen lassen mußte. Heute steht es
unter der hohen, in der Mitte mit gekrümmter Linie vortretenden Orgelempore an
der nördlichen Westwand der Kirche. Erhalten ist von ihm nur noch das Mittel-
stück mit dem dieses tragenden Unterbau, während Sockel und Aufsatz nicht auf
uns gekommen sind. So ruht das Monument, das sich ähnlich dem in St. Martin
zu Forchheim ehedem in Form eines Altares aufbaute, direkt auf dem Fußboden
des Gotteshauses auf.
Der predellenförmige Unterbau, der seitwärts mit plastisch gerollten Schnecken
heraustritt, ist in zwei Hälften geteilt, die als Inschrifttafeln behandelt sind. Die
hier begonnene Zweiteilung setzt sich mit Konsequenz auch im Schrein fort, dessen
Mitte durch einen Crucifixus bezeichnet erscheint. Zu seinen Füßen kniet die Familie
des Verstorbenen, links in Rüstung, in kräftiger Dreiviertelplastik herausgearbeitet.
Abb. 4. Zeichen Hans Werners
an dem Grabdenkmal in Kirchehrenbach.
das Familienoberhaupt, rechts, in gleicher Weise behandelt, die Gattin. Vor dem
Mann knien auf einem schräg ansteigenden erhöhten Postament fünf Söhnchen.
\or der Frau, unmittelbar vor ihr befindlich, vier Töchterchen. Der Eckraum
hinter dem Vater wird durch den Helm mit geöffnetem Visier und Federbusch, unter
dem ein Handschuh liegt, ausgefüllt. Wie beim Forchheimer Grabmal ist auch
hier die obere Schreinfläche von der unteren geschieden, und zwar hier durch schlichte
22) B 1 e d er m a n n, Geschlechts- Register der Reichs- Frey-unmittelbaren Ritterschaft
Landes zu Francken löbhchen Orts- Gebürg, 1747. bringt Taf. CCLIII über beide folgende Notiz:
..Wilhelm Junior von Wiesenthau zu Wiesenthau, Hundshaupten und Pretsfeld, Hochfürstlich
Bambergischer Ober-Schultheiß zu Forchheim und Amtmann zu Neukirchen. Marioffstein und
Wolffsberg. Gemahn. Anna von Redwitz, Herrn Emmerans von Redwitz zu Theisenorth, Hoch-
fürstlich Bambergischen Amtmanns zu Höchstädt. und Frauen Barbara von Redwitz, einer ge-
bornen von Redwitz, Tochter, vermählt anno 1568". Kurz erwähnt wird unser Grabmal, doch
ohne nähere Bezeichnung, bei Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd. I.,
S. 158. Die diesbezüghche Notiz ist aber dahin zu rektifizieren, daß sich nicht drei, sondern nur
zwei Grahmäler der Familie Wiesenthau in der Kirche befinden. Die Zahl 1587 ist zu streichen.
108 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SP.4TRE.NAISSANCE.
Horizontalgesimse. Die so entstandenen beiderseitigen Füllungen zeigen je eine
plastisch herausgearbeitete, von RolKverk begleitete, diagonal gestellte Schrift-
tafeK über der jedesmal ein Engelsfigürchen in ruhender Haltung angebracht ist.
Leider sind die beiden Figürchen stark lädiert. Dasjenige über der linken Tafel
hält in dei Linken einen Totenschädel. Die Inschrift dieser Tafel lautet:
I.M MEIN ELEND WAR DIS MEIN TROST
ICH SPRACH ER LEBT DER MICH ERLOST
AVE DEN ICH IN DER NOTT VERTPAVTT
WIRDT MICH WIEDER MITT MEINER HAVTT
VMB GEBEN DAS ICH AVS DER ERDT
VOM TODT WIEDER ERWECK ETT WERDT
IN MEINEM FLAISCH WERDE ICH GOTT SEHE
IST GEWISLICH WAR VND WIRDT GESCHEHE.
Auf der rechten Schrifttafel lesen wir:
LUCE AM 2
IM FRIEDE BIN ICH DAHIN GEFAHREN
DENN MEINE AVGEN GESEHEN HABEN
DEIN HEVLANDT HERR VON DIR BEREITT
ZVM LICHT DER GA.NZEN CRISTENNHEiTT
IN DES RVG ICH IN DISER KRVFFT
BIS AVE MEINS HERREN WIDERKVNFFT.
Unmittelbar über dem Gekreuzigten ist eine schräg gestellte Tafel mit dem
bekannten Spruch „Also hat Gott die Welt geliebt" etc. angebracht.
Wie in Unterleiterbach, Gößweinstein und Forchheim, so wird auch hier
der Schrein von zwei freistehenden Säulen begleitet, die vorn mit frei heraus-
gearbeiteten Wappenschildchen behängt sind. An jeder Säule werden ihrer sieben
bemerkt. Die Säulen sind wie am Forchheimer Aufsatz im unteren Teil gewunden
kanneliert, während sie im oberen Teil ganz dünn und flach ausgeprägtes Renais-
sanceornament aufweisen. Sie haben zierlich behandelte Kompositkapitäle. oberhalb
welcher die Wappen des Ehepaares angebracht sind.
Das in feinkörnigem Sandstein errichtete Monument mißt in seinem heutigen
Zustand 2,35 m in der Höhe und 2,20 m in der Breite.
Seine Wertbeurteilung wird durch den schlechten Erhaltungszustand erschwert.
Manche Einzelheit ist im Laufe der Zeit zu Grunde gegangen. Soviel aber läßt
sich wahrnehmen, daß Ornament und Architektur sicher gearbeitet und gegliedert
sind. Die Figuren sind durch präzise und scharfe Technik gekennzeichnet. Nur
am Gewand der Frau finden sich weicher behandelte Partien. Der Künstler hat
die beiden Hauptfiguren bewußt herausgehoben. Auf sie hat er seine ganze Kraft
konzentriert und ihnen darum eine besonders sorgfältige Durchbildung zuteil werden
lassen. Die starke Betonung im Figürlichen bewirkt eine monumentale Ruhe im
ganzen, zu der auch die konsequent durchgeführte Zweiteilung beiträgt. .Alles andere
erscheint als untergeordnetes Beiwerk, das ebenso gut fehlen könnte, das man aber
nicht missen möchte. Der seitliche Säulenabschluß wirkt wohltuend. Man sieht, der
Meister hat in der Komposition wesentliche Fortschritte gemacht: er erweist sich
hier in erhöhtem Grade als geschickt in der Zusammenfassung von Architektur.
Mitteilungen aus dem Oerman. Nationalniuseum. 1909.
Taf. XXX.
Hans Werner:
Grabdenkmal des Bischofs Ernst von Mengersdorf in der Michaelskirche
zu Bamberg. 1595 96.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 109
dekorativer Plastik, von einzelnen Fi.t,nn-en und (;ruppen. Glücklich ist er hier
namentlich in den Hauptfi.truren, während die Kinder recht schematisch behandelt
sind und der Gekreuzis^te kalt und empfindungslos wirkt.
Fibenso wie dieses Grabdenkmal führt auch dasjenige des i. J. 1595 ver-
storbenen Siegmund von Wiesenth au '"•'') in der geräumigen, eine ganz andere Stil
epoche repräsentierenden Kirche ein etwas sehr isoliertes Dasein. Fs unterliegt
keinem Zweifel, daß es ebenfalls von Hans Werner herrührt. Da ich mir aber vor-
genommen, zunächst nur bezeichnete .Arbeiten des Künstlers zu bringen, um auf
diese Weise ein festes Gerüst für die Darstellung seines Lebenswerkes zu schaffen,
so muß ich es mir versagen, näher auf dieses Monument einzugehen. Soviel nur
sei angemerkt, daß es weit stärker verstümmelt ist als das Grabmal des Wilhelm
von Wiesenthau, daß die für sich allein kniende Figur des Verstorbenen von guter
Auffassung zeugt, und daß das Antlitz weit besser charakterisiert ist als das des
Wilhelm von Wiesenthau. Es bekundet in den Mienen tiefste Ergebenheit.
Nr 5.
Grabdenkmai des Bischofs Ernst von Mengersdorf in der Michaeisiiirche
zu Bamberg. 1595/96.
Das Monument geliört zu den 10 fürstbischöflichen Epitaphien aus der Re-
naissance- und Rokokoperiode, welche früher im Dom aufgestellt waren, aber bei
der durch König Ludwig L veranlaßten Wiederherstellung desselben „im ursprüng-
lichen Stile" im August des Jahres 1838 in die Michaelskirche transferiert wurden,
weil nach der königlichen Weisung vom 22. Mai 18)7 dieselben wegen ihrer kolos-
salen Größe im Kreuzgange ohne Verstümmelung nicht unterzubringen waren ■•^*).
Heute an der Wand des nördlichen Seitenschiffes der Michaelskirche aufgerichtet,
nimmt es, was Ebenmäßigßeit des Aufbaues und Mannigfaltigkeit der Einzelaus-
bildung anbetrifft, unter den aus dem Dom hierher versetzten Grabdenkmälern
die erste Stelle ein. Man sieht es auf den ersten Blick, daß dem Künstler hier keinerlei
Beschränkung auferlegt war. Er brauchte nicht Maß zu halten in den Mitteln
und in der Materialverwendung, es war ihm volle Freiheit. gegeben. So konnte er
seiner schöpferischen Phantasie ungezügelten Spielraum lassen und seinem Können
einen glänzenden Ausdruck verleihen ^ 5). Hinzu kam wohl weiter noch, daß es sich
23) Biedermann, Geschlechts- Register der Reichs- Frey-unmittelbaren Ritterschafft
Landes zu Francken löblichen Orts-Gebi.irg, 1747, bringt Taf. CCLIIi folgende Notiz über ihn:
..Siegemund von Wiesenthau, Conventualis des Klosters Pantz und Probst desselben Refiers.
resignirte, f anno 1596. und liegt in der Kirche zu Kirch- Ehrenbach begraben". Die Jahrzahl
1596 ist auf Grund der Inschrift am Grabdenkmal zu verbessern in 1595- Auch Georg D e h i o.
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd. 1, S. 158. bringt die richtige Jahrzahl.
24) Vgl. M. P f i s t e r, Geschichte der Restauration der Domkirche zu Bamberg in den
Jahren 1828—1844, S. 17— 18. Siehe auch M. Landgraf, Der Dom zu Bamberg mit seinen
Denkmälern, Inschriften, Wappen und Gemälden, Bamberg 1836, S. 85 f- Demnach befand es
sich im rechten Seitenschiff an der Wand, d. h. im nördlichen Seitenschiff, und zwar im alleräußersten
Westen der Wand. Siehe M. P f i s t e r, Der Dom zu Bamberg vor der Restauration {1828—1837),
in dem Bericht des histor. Ver. Bamberg 1893 am Schluß.
25) Erwähnt ist das Grabmal bei Wilh. L 0 t z. Kunst-Topographie Deutschlands II, S. 37.
und zwar unter den bischöflichen Grabsteinen aus dem Dom als „Ernst v. Mengersdorf f 1591,
110 HANS WERNER, EIN UEITRAÜ Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SrÄTRENAlSSANCE.
um das Grabdenkmal eines seiner bedeutsamsten Förderer handelte und der Künstler
sich darum einer besonderen Mühewaltung befleißigte.
Schon dem Unterbau ist deswegen eine kunstgerechte Ausbildung zuteil ge-
worden (Tat. XXX). Trauben- und Fruchtgirlanden sowie kleine Putten in plastischer
Ausführung umziehen die große Mittelfüllung, in die eine Bronzetafel mit der er-
haben gegossenen Grabinschrift eingelassen ist. Sie lautet:
EPITAPHIVM
REVERENDISSIMI CHRISTO PRINCIPIS ET DOMINI, D, ERNESTI,
PIENTISSIMAE
MEMORIAE EPISCOPI BAMBERGENSIS,
ETC: QVI DECESSIT ANNO SALVTIS:
M. D. XCI. XII. CAL. NOVEMB: AETA -
TIS VERÖ SVAE. XXXVII.
QUISQUIS VIATOR TRÄSIS HIC SISTENS GRADU
MENGRSDORPII GENERIS SACRATO ANTISTITl
ERNESTO HONORIS ERGO, QUAE DICAUIMUS
MONUMENTA GERNE. IS HUIC EPISCOPATUl
OCTENNIUM (DIEBUS INDE QUINQUIES
DEMPTIS DECEM) QUAM PRAEFUIT FIDELITER.
ECCLESIAE FLOREM SUAE PASTOR VELUT
TREMENDUS HERCULES ET ARAS COELITUM,
ET GLORIAM PARENTIS AETERNI, ET SACRAM
CANAMQ3 DEFENDIT FIDEM SPECULUM VIAE
VrrAEQ'3 CASTUM SE VIDENDUM DETULIT.
ALTA ERUDITIONE CLARUS ENGENIJ,
FACUNDIA GRATA ET LATINA MAXIME
POLLEBAT: HIST0RICASQ3 RES, TANTUM SACRAS
QUANTUM PROFANAS NÖRAT EXACTfe. OMNIB^.
MITIS; BENIGNAM PRAEBUIT MANUM ORPHANIS
NEC NON MAGIS RES FLOREANT VT PUBLICAE,
PERAMPLA MUSIS DESTINAUIT ATRIA:
HAEC CUIUS OLIM VIUUM HABEBÄT PRAESULIS
NUNC ET SEPULTUM COR FOUET ET VISCERÄ.
QUID MULTA? PROTEXIT, PATRE VELUT DECET,
TOTUM SUO SUB TEGMINE ALARUM GREGEM
DEO03 EUNDEM REDDIDIT PLANE INTEGRUM.
QUANTA FIDE ET CONSTANTIA ID DURAUERIT,
OMEN NOTAT FATALE PRINCIPIS PIJ:
von Hans Werner 1596, aus Alabaster"; ferner bei Georg D e h i 0, Handbuch der deutschen
Kunstdenkmäler, Bd. I, S. 34, auch hier mit dem Datum 1596 als Jahr der Anfertigung; dann
in Bd. VI dei; Zeitschrift für Heimat- und Volkskunde „Deutsche Gaue", S. 68; hier ist ebenfalls
1596 als Entstehungsjahr des Grabmals angegeben. Friedrich Stein. Geschichte Frankens,
Bd. 11, S. 79, schildert den Bischof als hochgebildet. Er kam im jugendlichen Alter von 30 Jahren
zur Regierung, war Gründer eines Gymnasiums in Bamberg und Vollender der fürstlichen Woh-
nung auf dem Geyerswörth.
VON DR. FRITZ TRAUGOTl' SCHULZ. 111
VICINUS VT LETHO, PROPINQUUM TERMINUM
SUBSENTIENS NUTU DEI ADUERTIT CAPUT
POST SE NOUUM PRAEORDINATUM ECCLESIAE.
HAEC LAUS SOLO REST AT: VOLAUIT IN POLUM
MENS GLORIOSOS AD BEATORUM CHOROS.
TU QUISQUIS ES, BENE HiS PRECATE (!) AlANIBUS
SED ET NYDHARDI DIGNITATE PROXIMI
HOC SAXO HONORES VLTIMOS QUI FRIGIDIS
FERT ARTUBUS. PIJS MEMOR VOTIS VALE^«).
Aus dem Schlußsatz geht hervor, daß es Neidhart von Thüngen (1591 bis
1598), der Nachfolger Ernsts von Mengersdorf, war, der ihm dieses prächtige Monu-
ment errichten ließ. Nach freundlicher Mitteilung des Kgl. Kreisarchivs in Bam-
berg findet sich in der fürstbischöflich bambergischen Hofkammerzahlamtsrechnung
de 1595/96 unter dem Titel ,,Pro Diuersis" an markierter Stelle folgender Eintrag:
„Weiland Bischoff Ernsten Hoclöblicher seliger gedechtnus Epitaphium vnnd des-
selben Verlag betreffent. 11 11*^ guidein seindt Hannszen Werrner Bildthauern Alhie
für sein arbeit so er an nochgedachts meines gnedigen fursten vnnd herrn hoch-
loblicher seeliger gedechtnis Epitaphio vermög Meister Aszmuszen Braun Paumeisters
in nahmen fl. gl. mit ime verglichenen verdings, gethun zu vnnterschidtlichen
mahln aus fürstlicher cammer zalt worden" (cf. Biographische Skizzen über Ernst
von Mengersdorf, Fürstbischof von Bamberg, von J. Metzner. Domkapitular in Bam-
berg, 1886, S. 20 Anm.).
Nun folgt eine kräftige, gerundet vortretende, hübsch ornamentierte Aus-
ladung, auf der über schräg gestellter Platte die marmorne Gestalt des Bischofs ruht.
Sein Haupt wird von zwei Büchern gestützt. Das bärtige Antlitz mit den stark
eingefallenen Augen und der scharf vortretenden Nase lassen darauf schließen, daß
der Künstler nach der Totenmaske des Entschlafenen gearbeitet hat. Die Hände
halten über dem Leib den Krummstab und ein aufgeschlagenes Buch (Stab
und Buch sind stark lädiert. Auch von der Mitra fehlt ein Stück). Die Alba ist
reich damasziert. Drei wehklagende, ebenfalls in Marmor gearbeitete Engel mit
Kandelabern in den Händen sitzen zu Füßen, zu Häupten und zur Seite des Bischofs.
Angebracht sind sie über runden Sandsteinsockeln, die unterhalb des Randes der
Auskragung in plastisch gearbeiteten Marmorknäufen endigen.
Den wichtigsten Bestandteil des Monuments bildet die sich über schlichtem
Sandsteinunterbau erhebende, ganz in Marmor ausgeführte Rückwand. Sie ist
durch Säulen mit Kompositkapitälen in ein größeres Mittelstück und zwei schmale
Seitenteile aufgelöst, die in perspektivischer Darstellung das Innere einer dreischif-
figen Kirche zeigen. Um zunächst beim Mittelteil zu bleiben, so blicken wir hier
in einen über acht Säulen gewölbten Raum hinein, dessen Rückwand durch ein
Rosenfenster erhellt und der an den Seiten von Emporen mit Dockenbalustraden
umzogen wird. Die Rippen durchdringen sich in den Scheiteln der Stichkappen.
An den Stirnflächen der nach vorn verlaufenden Rippen sind die Buchstaben H
26) Die Wiedergabe der Inschrift bei L a n d g r a f a. a. O. ist in vielen Einzelheiten fehler-
haft. Statt ,,precate'" ist wohl ..precare" zu lesen, wies es schon Landgraf getan hat.
112 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
und W ( Hans Werner) angebracht. Hoch oben vom Gewölbe schwebt ein Engel
mit flatterndem Schriftband in den Händen herab. Aus den spitzbogigen Nischen
der seitlichen Emporen schauen links zwei, rechts drei kleine Figuren dem sich unten
im Mittelschiff der Kirche abspielenden Vorgang zu. Vor der Rückwand thront der
zwölfjährige Jesusknabe, zu dem eben die Eltern, die ihn gesucht, herantreten. Mit
den Gebärden der Rede wendet er sich der Mutter zu, scheinbar die Worte sprechend :
„Warum habet ihr mich gesucht ? Wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was
meines Vaters ist.^" (Luc. II. 49). Nach dem Vordergrund zu sitzen bezw. stehen
die „Lehrer", welche sieben an der Zahl in Mienen und Gebärden ihrer staunenden
Verwunderung Ausdruck geben über seine Einsicht und seine Antworten. In ihren
Antlitzen ist eine auffallend derbe Charakteristik des israelitischen Typus angestrebt.
Leider sind die im Ausdruck und in der Gewandung mit Fleiß durchmodellierten kleinen
Figuren in vielen Einzelheiten beschädigt auf uns gekommen. Der eine und andere
Defekt ließe sich vielleicht beheben, da noch verschiedene Trümmer vorhanden sind.
Die schmäleren Seitenschiffe sind durch die vom Mittelschiff durchlaufende
Dockenbrüstung in zwei Geschosse geschieden. Im unteren wird links ein bettelnder
Krüppel in sitzender Stellung mit dem Hut in der Hand, rechts ein solcher, der
auf Krücken sich stützend sich aus dem Inneren herauszubewegen bestrebt ist, be-
merkt. Die Einwölbung der Emporen ist noch nicht abgeschlossen. Links sehen
wir Maurer bei der Arbeit. Einer von ihnen trägt das mörtelgefüllte Faß auf dem
Kopf. Ein anderer steht auf dem Gerüst neben einem Mörtelfaß, an dessen Rand
die Kelle steckt, und hilft einem weiter oben befindlichen Kollegen, der ein größeres
Werkstück emporwindet. Es handelt sich scheinbar darum, den noch unfertigen
Bogen zu schließen. Der Bogen der oberen Empore des rechten Seitenschiffs steht
jedoch bereits fertig da. Unten helfen drei Männer einem anderen über dem Bogen
einen großen Balken herauf befördern. Im Gegensatz zum Mittelschiff sind die
Seitenschiffe mit Sandsteingesimsen abgeschlossen, welche schräg nach außen em-
porsteigen. Auf den Schrägen ruhen in Marmor gearbeitete Putten mit Toten-
schädeln. Auch das Kranzgesims über dem Mittelstück ist in Sandstein ausgeführt
und wie diejenigen über den Seitenteilen mit einem zierlich reliefierten Akanthus-
blattfries geschmückt. Die Zwickel der Hauptarkade weisen zwei kleine Figürchen
auf, das eine mit Schwert und Wage, das andere mit einer Schlange. Wir
haben in ihnen symbolische Andeutungen der Hauptcharaktereigenschaften des
Entschlafenen zu sehen. Aufmerksam zu machen ist weiterhin auf die sinnreich
reliefierten Sockel der vier vorderen Säulen, wo wir, umgeben von naturalistischem
Ranken werk, kleine Putten finden. Von links begonnen, hält der erste einen Zirkel
und eine Kugel in Händen, der zweite eine Viola und ein Notenbuch, der dritte
eine Leier und eine Harfe, der vierte ein Säulenbündel und ein Winkelmaß. Es
ist unschwer, hieraus symbolische Beziehungen zu der Persönlichkeit des Verstorbenen
abzuleiten. Unter anderem ist von ihm bekannt, daß unter seiner Regierung das
heute noch bestehende Priesterhaus (Ernestinisches Klerikalseminar), sowie das
alte Gymnasium gegründet und die fürstliche Wohnung auf dem Geyerswörth
vollendet wurde. Auch in der Hauptdarstellung könnte man einen Bezug hierauf
sehen, zum mindesten aber in dem noch unvollendeten Gewölbebau der Seitenteile
vgl. auch hierzu M. Landgraf a. a. 0. S. 86).
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 113
Wir kommen nunmehr zum Aufsatz, dessen rechteckig vertiefter unterer Teil in
Sandstein ausgeführt ist. In der Füllung haben, in Marmor gearbeitet, das Wappen
des Bistums Bamberg und das Familienwappen des Bischofs-') Platz gefunden. Dar-
über schwebt die Bischofsmütze. Den übiigen Raum nehmen, diagonal gestellt,
ein Kreuzstab und ein Krummstab ein. An den Leibungen der Füllungen sind die
Agnatenv/appen des Bischofs, von denen jedoch eins fehlt, angebracht. Nach
M. Landgraf sind bezw. waren es folgende: Mengersdorf, Wallenfels, Trautenberg,
Redwitz, Würzburg (fehlt), Redwitz, Thann und Fuchs. Aus der Mitte des Sturzes
schaut aus einer Kartusche ein Köpfchen heraus. Vielleicht ist es der Künstler
selbst, worauf die Ähnlichkeit mit seinem Selbstbildnis am Forchheimer Grabmal
schließen lassen möchte. Vor den mit Voluten konturierten Seitenwangen stehen,
wiederum in Marmor gearbeitet, die allegorischen Figuren der Liebe und Hoffnung,
links eine jugendliche Frauengestalt mit einem Kind auf dem Arm, ein zweites an
der Hand, rechts eine Frau in reiferen Jahren mit dem Anker (zerbrochen) in der
einen und einer Taube auf der anderen Hand; ihr Antlitz ist sinnend empor-
gerichtet. Die fast bis zum Scheitel des Schildbogens emporwachsende Bekrönung
ist ganz in Marmor ausgeführt. Sie verjüngt sich in Form eines spitzen Winkels
nach oben. Als Stützpunkt des Ganzen dienen die das Grab umlagernden Wächter,
aus dem soeben, von einer Strahlenglorie umrahmt, der Auferstandene emporschwebt.
Den obersten Abschluß bildet die schlanke Figur des Glaubens, die in der Rechten
einen Kelch, in der Linken ein Kruzifix hält.
Das Monument hat eine Höhe von nahezu 7 Metern. Seine größte Breite
beträgt rund 2,20 m. Es ist sowohl in technischer wie in künstlerischer Beziehung
eine hervorragende Leistung. Dadurch, daß die tragenden Architekturteile gleich-
sam als das umrahmende Gerüst in Sandstein, die figürlichen Teile in Marmor aus-
geführt sind, ergibt sich von selbst ein imposantes Gesamtbild. Hinzu kommt die
klar ausgeprägte Idee, die folgerecht durchgeführt erscheint. Eine heute nur
in Resten vorhandene teilweise Vergoldung muß die auch jetzt noch sehr annehm-
bare Material-Wirkung nicht unwesentlich gesteigert haben -^). Die von Hans Werner
gewohnte scharfe Akzentuierung in der Charakteristik des Ornaments tritt auch
hier prägnant zutage. Sehr umfangreich aber war bei diese m Denkmal die
figurale Arbeit. Die im Tode ruhende Hauptfigur ist von ergreifender Würde. Er-
staunlich ist der realistische Zug im Wesen des Meisters, der sich hier wie sonst an
keinem anderen Werk in so nachhaltiger Weise äußert. Man vergegenwärtige sich
nur den Gegensatz zwischen der Gruppe des zwölfjährigen Jesusknaben im Tempel
und den durchaus dem alltäglichen Leben entnommenen kleinen Szenen in den
Seitenschiffen. Wir haben in Hans Werner einen Künstler vor uns, der seine eigenen
Beobachtungen macht, der sich nicht scheut, eine lebensfrische Auffassung zu paaren
mit dem Ernst, dem gerecht zu werden ihm in erster Linie oblag. Sein persön-
liches Moment kommt gerade hier stark impulsiv zum Ausdruck.
27) Das Schild ist durch eine zehnzackige Linie horizontal geteilt. Das obere Feld ist
durch eine Vertikale in zwei Hälften geschieden und zeigt links eine blaue Rose in weißem Feld,
rechts eine weiße Rose in rotem Feld. Das untere Feld enthält über blauem Grund eine rote Rose.
Siehe Siebmacher I, 106, und M. L a n d g r a f a. a. O. S. 86.
28) Das Grabmal scheint bei seiner Versetzung eine Säuberung erfahren zu haben, denn
wir lesen in dem erwähnten, 1836 von M. Landgraf herausgegebenen Buch über den Bam-
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 19C9. g
114 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
Nr. 6.
Grabdenkmal des Hieronymus Kreß in der Pfarrkirche zu Kraftshof b. Nürnberg.
Nach 1596.
Im Langhaus der Kirche zur Linken des Chorbogens aufgestellt, weist dieses
Monument ^^) in seinem Aufbau manche Eigentümlichkeiten auf, die sonst bei Hans
Werner nicht häufig vorkommen — ein Zeichen für das wenig schablonenhafte Ar-
beiten des Künstlers. Maßgebend für die Gesamtgliederung war die vertikale Mitte.
Schon der Unterbau ist geteilt (Taf. XXXI). Seine Mitte bildet eine Pilastervorlage mit
kräftig vorspringender Facette, die sich nach oben zu einer bauchig herausschneidenden
Kartusche mit plastisch gearbeiteter Maske weiter entwickelt. Diese hält in ihrem
Maul frei gemeißelte Lorbeergirlanden, welche seitlich an Ohren aufgehängt sind.
Die beiden Hälften des Sockels sind ebenfalls mit stark vortretenden Facetten belebt.
Nach oben ladet der Unterbau beiderseits aus und wird von einem derben Zahnschnitt-
fries mit darüber lagerndem Wulst abgeschlossen. Es läßt sich nicht leugnen, daß
er infolge seiner kräftigen Durchbildung den Charakter eines tragenden Gliedes deut-
lich zur Schau trägt.
An dem Kämpfer der Pila.stervorlage das Zeichen Hans Werners (siehe Abb. 5)-
Die vertikale Mitte scheint durch die Figur des Verstorbenen unterbrochen,
denn dieser steht mit ausgebogener Hüfte da. Sieht man jedoch genauer hin, so
wird man finden, daß die Füße und der Kopf die einmal festgelegte Gerade weiter-
Abb. 5. Zeichen Kans Werners
an dem Grabdenkmal in Kraftshof.
führen. Hans Werner war künstlerisch nicht so einseitig, daß er mit starrer Energie
die Durchführung eines Prinzips verfolgt hätte. Er mochte belebender Faktoren
nicht entraten, und das hier um so mehr, als er nur mit einer Figur zu operieren hatte.
Diese hat eine Höhe von 1,75 m und steht in einer kleeblattbogig geschlossenen
Nische, die seitwärts von Säulen begleitet wird. Das Antlitz trägt porträtmäßige
Züge. Es ist vor allem auf die Falten an der Stirn, auf die energisch vortretenden
Schläfen, auf das Fleischige der Backen und die Form des Knebelbartes aufmerk-
sam zu machen. Die Figur ist gerüstet. Der Harnisch weist reiche ornamentale
Verzierungen auf. Über ihn ist eine Schärpe gelegt, die von der linken Schulter
berger Dom, S. 86: „Das Monument dieses so wichtigen Mannes ist sehr beschädigt und von dem
ewigen Lichte, welches früher da brannte, ganz von Rauch überzogen, und könnte mit wenigen
Kosten aus dem ernestinischen Priesterhausfonde wieder hergerichtet werden, wofür sich die Ver-
waltung früher schon ausgesprochen hatte".
29) Vgl. Dr. Fritz Traugott Schulz, Die St. Georgenkirche in Kraftshof, Straßburg,
J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel) 1909, S. 60—61, mit Abb. auf Taf. XVIII.
Mitteilungen aus dem Gerinan. Nationalmuseum. IQOQ.
Taf. XXXI.
Hans Werner:
Grabdenkmal des Hieronymus Kreß in der Pfarrkirche zu Kraftshof.
Nach 1596.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 115
nach der rechten Hüfte herabläuft. Dadurch daß die Rechte den mit einem Ranken-
band umwundenen Feldherrnstab gegen die Seite stemmt, ist ein leichtes Heraus-
treten der linken Hüfte bedingt. Wie schon angedeutet, wurde hierdurch eine vorteil-
hafte Belebung des Ganzen herbeigeführt. Die Linke ruht über der Hüfte. Rechts
unten hat der mit zwei Federn geschmückte Helm Platz gefunden. Die Figur ist
in Dreiviertelplastik gearbeitet.
Der Nischenbogen schließt oberhalb der Figur nicht etwa ab, sondern wird
hier zu einer ornamentierten Pilastervorlage mit seitlichen Ohren weitergeführt,
die sich nach oben in drei Arme scheidet, von denen der mittlere als Kartusche über
das Kranzgesims herüberschneidet und mit einem für Hans Werner so recht charakte-
ristischen geflügelten Engelskopf versehen ist.
In den so entstehenden Zwickeln haben die Wappen Kreß-Freydel Platz ge-
funden^"). Sie sind mit der Helmzier und Helmdecken versehen. Nach außen
hängen diese über die seitlichen Säulen herüber, die in ihrem unteren Teil durch
Stäbe verstärkt und oben zu kelchförmigen Kapitalen mit halbrunden Platten aus-
gebildet sind. Ein stehender Akanthusblattfries belebt sowohl diese, wie das Kranz-
gesims.
Sollte ein Grabdenkmal wie das vorliegende — und noch dazu mit nur einer Figur
— zu wirklich monumentaler Würde gereift werden, so bedurfte es seitlicher Glieder,
die dem Auge den Übergang nach oben vermitteln helfen und zugleich als stützender
Halt erscheinen. Sehen wir zu, wie Hans Werner diesem ästhetischen Bedürfnis
Rechnung getragen! Er nahm die Figur als Mitte und umgab sie mit reichem orna-
mentalem Beiwerk, das uns wie ein Ausklingen der Figur anmutet und doch des
Charakters eines konstruktiv notwendigen Faktors nicht entbehrt. Schon die Säulen
hatten unten eine Verstärkung erhalten. Hans Werner versieht sie aber weiterhin mit
sockelfömiigen Seitengliedern, die mit Rollwerkkartuschen und hornartigen Gliedern
ausgestattet sind, und baut über ihnen mächtige Karyatiden auf, die fast um 40 cm
über die Säulen heraustreten und durch ihre massige Wucht Eindruck machen. Unten
sind sie zu Schnecken aufgerollt, nach innen zu dreiteiligen Blättern weitergeführt
und außen mit einem Perlenband und aufgelegten Scheiben verziert. Hinter den
Köpfen hängt an Ringen plastisch gearbeitetes Fruchtwerk herab. Eine schmale
Tuchdraperie läuft nach unten fort und endet hier in einem längs durchschnittenen
Pinienzapfen. Es ist nicht zu leugnen, daß das Grabdenkmal erst durch die seitlichen
Zierglieder eine wirksame Silhouette erhalten hat, daß diese ihm erst seine imposante
Gesamterscheinung gegeben. Und merkwürdig genug ist es, daß der Künstler, der
an den Helmdecken und den Schmuckteilen des Harnisches mit solch ängstlichem
Fleiß gearbeitet, hier in so kühner Art aus sich herausgegangen ist und ein freischöpfe-
risches Schalten mit den Formen seiner Zeit entfaltet, das wir sehr wohl als virtuos
bezeichnen können. Daß er dabei das rechte Mittelmaß nicht ganz innegehalten
hat, müssen wir auf Rechnung seines Temperaments setzen.
30) Hieronymus Kreß hatte Rosina von Freydel, Herrn Christophs von Freydel zu Har-
hofen, und Frauen Mariae von Freydel, einer gebornen Schweickerin, Tochter zur Frau. Diese
wurde am 19. Juni 1554 geboren und starb i. J. 1607. Sie heirateten am 29. April 1577- Bieder-
mann, Taf. CCXCIV.
8*
116 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
Der Aufsatz erscheint im Vergleich zu dem reich bewegten Mittelteil etwas
gedrungen und einfach. Er war in erster Linie zur Aufnahme der Schrifttafel bestimmt.
Ein volles harmonisches Ausklingen wird durch ihn nicht herbeigeführt. Zu den
Seiten der Schrifttafel, deren Inhalt wir weiter unten mitteilen werden, finden wir
eine Sanduhr und das Zifferblatt einer richtigen Uhr angeordnet. Dann folgen zwei
hornartige Glieder, die nach oben emporleiten. Die Bekrönung tritt zur Fortführung
der vertikalen Mitte über einer Muschel mit einem halbrunden Sockel heraus, auf
dem ein Totenkopf in einer muschelartig ausgebildeten Nische ruht. Schnecken
und Voluten bilden die Weiterleitung nach oben. Die abschließende Spitze fehlt.
Daß eine solche ehedem vorhanden, lehrt die oben befindliche Konsole. Wahrschein-
lich bestand sie in einem Obelisken.
Die in erhabener Arbeit auf einer Bronzeplatte angebrachte Inschrift hat
folgenden Wortlaut ^^):
HIERONIMO KRESS A KRESSENSTEIN.
PATRICIA CONSVLARIQVE APVD NORIBERGENSES DIGNI:
TÄTE: POLITICA PRVDENTIA: RERVM MILITA: VSV: MORVM
ELEGANTIA ATQVE DEXTERITATE INSIGNI VIRO:
QVEM SVB PHILIPPO AVSTRIACO HISPANIAR: INDIARVM:
Q: REGE MILITÄR: DISCIPLINIS TERRA MARIQ: INSTRV:
CTVM: AD VRBANOS MAGISTRAT! TOGATAQ: REI BEL:
LIC^ CONSILIA PATR: VOTIS PROVECTVM: PRINCIP: OR:
DINVMQ: FRANCIS SVFFRAGILIS AD COPIARVM EQVE:
STRIVM DELECTVS QV^STORIO MVNERE HABENDOS:
PANNONIA TVRCORVM ARMIS PENE CONFLAGRATA: ANNO
M-D- IIIIC. VI ARDENTISSIM^ FEBRIS: IPSA NATALI DIE XV.
CAL-AVG- QVINQVAGENARIVM.
PATRI^ ET BONIS ERIPVIT.
VXOR CVM LIBERIS MOESTISSIMIS. M-H-P-C.
MENS DATA EST ^TERNITATI.
Hieronymus Kreß wurde am 18. Juli 1546 geboren und diente in seiner Jugend
unter der deutschen Garde König Philipps II. in Spanien, der ihn namentlich wegen
seiner wider die Türken zu Wasser und zu Lande geleisteten Dienste i. J. 1572 an
den Grafen Albrecht von Ladron zu einer Hauptmannsstelle bei dessen Regiment
rekommandierte. In seinem Vaterlande bekleidete er hohe Ehrenstellen. Er war
Kriegsrat des fränkischen Kreises, Pfennigmeister, Pfleger der Reichsfeste und Mit-
glied des inneren geheimen Rats. 1596 zog er als Kreisobrister über 1000 Pferde
nach Ungarn ab, wo ihn am 18. Juli zu Preßburg der Tod ereilte. Sein Leichnam
wurde nach Nürnberg gebracht und am 4. August unter Begleitung von 200 Mann
Kavallerie in der Kirche zu Kraftshof beigesetzt. Hieronymus Kreß war der Stamm-
herr der Neunhöfer Linie ^2).
Das Grabdenkmal hat eine Höhe von 4,1 5 m und eine größte Breite von 2,85 m.
Es ist in Untersberger Marmor und in Sandstein gearbeitet. Die Verwendung des
31) Die Wiedergabe derselben bei Würfel ist sehr fehlerhaft.
32) Biedermann, Taf. CC XCIV.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 117
Marmors beschränkt sich aber auf das Mittelstück mit der Figur, also auf die Teile,
die eine besonders feine Detaillierung erforderten. Da wo eine freiere, mehr deko-
rative Arbeit am Platze war, ist ein grobkörniger grauer Sandstein zur Anwendung
gebracht, der jedoch, um eine geschlossene Einheit zu erzielen, der Farbe des Mar-
mors entsprechend rot angelegt wurde. Störend wirkt nur die verhältnismäßig große
Inschrifttafel, die mit ihrer schwarzen Farbe den Gesamteindruck beeinträchtigt.
Die Figur des Verstorbenen steht in Korrespondenz zu derjenigen des Christoph
Kreß (t 1535), dessen Grabdenkmal an der gegenüberliegenden Seite des Chorbogens
aufgestellt 3 3) ist. In der Grundanlage hatte der Künstler auf dieses Rücksicht zu
nehmen und er hat es auch getan. Daher die einzelne Figur und die Inschrifttafel
über dieser. Auch das Material war ihm damit gegeben. Aber weitere Grenzen hat
er sich nicht ziehen lassen. Sein Grabdenkmal redet die Sprache seiner Zeit
und atmet seinen Geist. In vorteilhafter Art ist das Stürmische seines Tempe-
raments zum Ausdruck gekommen. Die Architektur ist nur ein notwendiges Ge-
rüst. In erster Linie kam es ihm auf die Figur an. Fr hat sie lebensvoll zu charakte-
risieren gewußt. Aber er hat sie nicht wie der Schöpfer des Gi abdenkmals des Christoph
Kreß für sich allein gegeben. Er hat sie in einen ornamentalen Rahmen hineinge-
stellt und durch dessen verständnisvolle Ausgestaltung ein wirkungsvolles, eindrucks-
reiches Ganzes geschaffen. Wie dieses Grabmal eine hervorstechende Zierde des
auch sonst interessanten Kirchleins bildet, so ist es für uns ein besonders sprechendes
Beispiel der Art des Meisters gerade in dieser Zeit.
Nr. 7.
Grabmal des Christoph Truchseß von und zu Pommersfelden und seiner vier
Gemahlinnen in der Pfarrkirche zu Pommersfelden. 1599.
Das Grabmal ist an der südlichen Chorwand in einer eigens zu diesem Zweck
vertieften Nische untergebracht^"*). Wahrscheinlich erhielt es diese Stelle nach
dem i. J. 1751 vorgenommenen Neubau des in schlichten Formen gehaltenen Gottes-
hauses. Beim Versetzen ergaben sich wie meist kleinere Defekte in den Einzelheiten.
Doch läßt im übrigen die Erhaltung nichts zu wünschen übrig.
Als Grundprinzip des etwa 2,80 m breiten und 3,50 m hohen Monuments er-
scheint die Dreiteilung beobachtet. In den rechteckigen, mit der Mitte vorspringen-
den, von einem Zahnschnittfries abgeschlossenen Sockel sind drei marmorne In-
schriftplatten eingelassen. Die Inschriften sind vertieft und lauten von links begonnen:
1. „ANNO. 157436). DEN 29- OCTOBRIS//IST GESTORBEN DIE EDLE
VND//TVGENDTSAME FRAV KVNGVNDT/TRVCHSESSIN EIN GE-
BORNE//VÖITIN VON RINECK DER//SEELEN GOTT GENAD
AMEN".
33) Abgebildet bei Dr. Fritz Traugott Schulz a. a. 0. Taf. XVII.
34) Kurz erwähnt wird es mit Angabe seines Verfertigers von Wilh. L o t z, Kunst-Topo-
graphie Deutschlands II, S. 38O, und von N agier, Monogrammisten IIl, Nr. 1703-
35) B i e d er m a nn, Geschlechts- Register der Reichs- Frey unmittelbaren Ritterschafft
Landes zu Francken, löblichen Orts Steigerwald, Nürnberg 1748, Taf. 156, gibt 1575 als Todes-
jahr an. Die Heirat fand i. J. 1572 statt.
118 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
2. „ANNO. 1576.36) DEN. 20. APRILIS//IST IN GOTT VERSCHIEDEN
DIE//EDEL VNND TVGENDTSAM FRAV//MAGDALENA TRUCH-
SESSIN//GEBORNE VONN KINDTSBERG DER//SEELEN GOTT
GNEDIG SEIN WOLLE".
3. „ANNO 1597. DEN 20. JYJY IST//GESTORBEN DIE EDLE VND//
TVGENDSAME FRAV ELISABETH//TRVCHSESSIN GEBORNE VON/
RABENSTEIN DER SEELEN//GOTT GNEDIG SEIN WOLLE".
Darüber zieht sich ein 18 cm hohes Friesband hin, das 12 erhaben heraus-
gemeißelte kleine Wappen aufweist. Über diesem kniet linker Hand der Truchsess,
mit betend erhobenen Händen nach rechtshin gewandt, von wo aus ihm seine vier
Gattinnen korrespondieren. Er trägt die volle Rüstung. Links neben ihm liegen sein
Helm und seine Handschuhe. Seine Frauen gleichen einander in Haltung und Tracht.
Nur die Antlitze variieren infolge der verschieden individualistischen Behandlungs-
art. Den Frauen sind je zwei kleine Wappenschildchen mit dem Truchsessischen
und ihrem eigenen Wappen beigefügt. Die von links erste ist von drei jugendlichen
Töchtern, die dritte von im ganzen sieben Kindern begleitet, die zu ihren Füßen
knien.
Die Dreiteilung spricht sich nach oben in zwei Dreiviertelsäulen aus, welche
sich über hübschen Konsolen aus der in Dreiviertelplastik gearbeiteten Figuren-
gruppe heraus entwickeln und denen seitwärts in der Mitte vertikal durchschnittene
Säulenvorlagen entsprechen. Letztere sind mit je vier erhaben herausgearbeiteten
Wappen versehen. So erfährt das Monument eine sehr wirkungsvolle Gliederung,
die ihren Höhepunkt in der flachbogig geschlossenen Nische des größeren Mittel-
teils erreicht. In diese hat der Künstler in fast freier Plastik eine lebendig bewegte
Auferstehung hineinkomponiert (Abb. 6). Zu den Füßen des über dem Sarkophag
emporschwebenden Heilandes windet sich zum Zeichen des Sieges über das Böse eine
Schlange, lim das Grab lagern, leider teilweise stark lädiert 3^), die Wächter, von
denen die beiden oberen in Bewegungen und Gebärden sehr erregt erscheinen. Den
Auferstandenen begleiten seitlich zwei in Wolken schwebende Engel. Die das Mittel-
stück begrenzenden Säulen mit hübschen Kompositkapitälen tragen über hohen
Kämpferstücken ein kräftig vorspringendes Gebälk. Vor diesem lagert, die Aus-
kragung fast in ganzer Breite ausfüllend, eine große Kartusche mit dem vertieft
eingegrabenen Spruch aus Johannis, Kap. 9: „Ich bin die Auferstehung etc.".
Was die Seitenteile anbelangt, so steigen diese nach oben in auswärts
gerichteten Schrägen empor und enthalten zwei ebenfalls schräg gelagerte Inschrift-
tafeln. Auf der linken lesen wir: „ANNO. 1 : 600 DEN 24 MAII//IST INN GOTT
VERSCHIEDEN DER.//EDELL VNND. ERNVEST CHRISTOFF//TRVCHSES.
VON, VND, ZV, POMMERS-//FELDEN. REICHMANSDORFF VND//RÖT-
TENBACH. DESSEN. SEELEN//DER ALMECHTIG. GOTT GNEDIG//VNND
BARMHERTZIG SEIN WOLLE." Die Inschrift ist gleichzeitig mit den Sockel-
inschriften eingefügt worden, nur die Ziffern „600" deuten in ihrer Schreibart auf
36) Nach Biedermann a. a. O. 1577- Er läßt beide sich i. J. 1576 vermählen. Kindts-
berg ist gleichbedeutend mit Künsperg.
37) Die fehlenden Stücke dürften sich zum Teil aus den noch vorhandenen Trümmern
wieder anfügen lassen.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ.
119
eine spätere Einfügung hin. Demnach ist die Anfertigung des Grabmals in die Zeit
zwischen den Jahren 1597 (dem Todesjahr der dritten Frau) und dem Jahre l60O
(seinem eigenen Todesjahr) anzunehmen. Es wurde i. J. 1599 aufgestellt.
Auf der Tafel des rechten Seitenteils lesen wir: „ANNO 1 DEN . . . //
IST GESTORBEN DIE EDLE VND//TVGENDTSAME FRAV MARIA^V/
TRVCHSESSIN EIN GEBORNE//VON WVRTZBVRG DER SEE-//LEN GOTT
GNEDIG SEY. AMEN."
Über den Schrägen der Seitenteile lagern, anscheinend in schlummernder
Haltung, zwei Frauen, die eine mit den Gesetzestafeln, die andere mit Kelch und
Kruzifix. Als äußere Begrenzung der Seitenteile dienen zwei stark heraustretende
Voluten, sowie Band- und Rollwerk.
Abb. 6. Hans Werner:
Auferstehungsrelief an dem Grabmal in Pommersfelden.
1599.
Über dem Ganzen baut sich eine sehr dekorativ wirkende Bekrönung auf. Aus
ihrer Mitte tritt eine mit Zahnschnitt verzierte Konsole heraus, über welcher in Voll-
plastik der Pelikan mit seinen Jungen. Zwei kräftig gerollte Voluten an den Seiten,
zwischen denen je ein Engel, streben in geschwungenen Linien nach oben empor,
woselbst wir zwei schlafende Engel, die Truchsessische Helmzier und eine Sanduhr
bemerken. Der eine der Engel stützt sich mit dem linken Ellenbogen auf einen Toten -
Schädel. Das Zeichen der Künstlers (H W) ist unterhalb der Schräge des linken
Seitenteiles angebracht.
38) Nach Biedermann a. a. O. Anna.
120 HANS WERNER, EIN BEITOAG Z. Gh:>. H. Ü PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
Das Grabmal ist zum größten Teil in gelblichem Kalkstein, zum kleineren
in grauem' Sandstein ausgeführt. Es imponiert durch die massige Schwere seines
Aufbaues.^ Man fühlt deutlich das Nahen eines neuen Stils, dessen Einwirkungen
sich der Künstler durchaus nicht zu verschließen trachtet. So sind auch die Einzel-
formen des Monuments wuchtiger behandelt als seither. Der Künstler hat eine
minutiöse Durchbildung nach der ornamentalen Seite hin sogar direkt vermieden.
Die Hauptfigur erfreut durch ihre vortreffliche individuelle Charakteristik. Lebendig
in der Bewegung ist auch die Auferstehungsgruppe in der Mittelnische. Im Ganzen
ist der Eindruck ein befriedigender. Würdig reiht sich das Denkmal den übrigen
monumentalen Schöpfungen des Meisters an.
Leider war es mir nicht möglich, eine Gesamtansicht des Denkmals anzufertigen,
da es durch einen Kirchenstuhlvorbau mit Gitterabschlüssen zum größten Teil ver-
deckt ist. Höchst bedauerlich aber ist es, daß drei weitere hochinteressante Grab-
steine der gleichen Familie aus dem 14. Jahrhundert an der Südwand des Langhauses
durch den Treppenaufgang zur Empore teilweise ganz den Blicken entzogen worden
sind.
Nr. 8.
Grabdenkmal des Friedrich von Dobschütz in der Johanniskirche zu
Nürnberg. (1601.)
Das Monument ist im Inneren der Kirche, und zwar etwa in der Mitte der
Südwand über einem schlichten Sockel aufgerichtet. Dieser hat eine Höhe von
1,20 m, so daß sich jenes frei über den Sitzen erhebt und darum voll zur Geltung
kommt. Oben an dem Sockel ist ein kleines Bronzeschild mit dem Dobschützschen
Wappen und darüber ein Schrifttäfelchen mit der Aufschrift „FRIEDERICH. V.
DÖBSCHÜTZ" angebracht. Es handelt sich offenbar um das früher über der
Gruftplatte befestigt gewesene Epitaph, das man hierhin versetzte, als jene aus
dem Boden der Kirche entfernt wurde. Eine Bestätigung dafür gibt uns Trechsel
in seinem erneuerten Gedächtnis des Nürnbergischen Johannis- Kirchhofs (1735).
Dort heißt es auf S. 833 : „Und endlich hält der, gegen der untern Kirch-Thür hin ge-
legene letzte Leichstein, die Gebeine des, zur lincken Hand der Kantzel an der Wand,
Lebens groß, und mit vollem Küraß im Bildniß stehenden T. Herrn Herrn Friede-
rich von Dobschütz, in dasiger Grufft verschlossen, wie solches aus dem oben über
befindlichen Wappen-Schild, samt dem in einem darob fliegenden Zettel stehenden
Namen zu ersehen".
Das Grabdenkmal besteht in der Hauptsache aus einem niedrigen Unterbau,
einem großen Rahmen und dem bekrönenden Aufsatz (Abb. 7).
Der Unterbau tritt in der Mitte als Wulst vor, der an den Seiten zu Schnecken
aufgerollt ist und oben in der Mitte ein aufwärts blickendes Engelsköpfchen zeigt.
Von diesem geht beiderseits ein durchbrochenes Band aus, das in zwei schwungvoll
gedrehten Voluten endigt, die zu den Knäufen unter den Seitenwangen des Rahmens
überleiten. Links oberhalb des Wulstes in vertiefter Schrift die Buchstaben : H W^'»).
39) Das Grabdenkmal ist bislang noch nirgends als Arbeit des Hans Werner erwähnt
worden, und zwar weder bei Trechsel und Würfel noch bei D e h i 0.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ.
121
Die seitlichen Voluten dienen zugleich als Träger des unteren Rahmengliedes.
Dieses setzt sich zusammen aus einer mit einer Art Zahnschnitt ornamentierten
Platte und einem darüber laufenden Wulst, der mit flach aufliegendem Blattwerk
verziert ist. Platte und Wulst sind oberhalb der erwähnten Knäufe als Rundungen
weitergeführt.
Der Rahmen wird gebildet aus zwei schräg gestellten, flach gedrückten Säulen
(Grundriß ellipsenförmig), die nach innen zu einer Kehle geöffnet und außen mit
Abb. 7. Hans Werner:
Grabdenkmal des Friedrich von Dobschütz in der Johannisi<irche
zu Nürnberg. (1601.)
einem gewunden geführten, gebuckelten Ornamentband, innen mit Akanthusblattwerk
versehen sind. Oben schließen sie sich durch einen in gleicher Art gegliederten
Horizontalbalken zu einem Rechteck zusammen. Seitwärts lehnt sich an die Säulen
122 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
aufsteigendes Volutenwerk, das nach vorn zu einer durchbroclienen Säule mit herab-
hängendem Pinienzapfen entwickelt ist. Auf dieser steht beiderseits je ein
Putte, der ein Schild hält. Auf dem linken bemerken wir das Wappen der „DOB-
SCHVTZ"*"), auf dem rechten das der „METZROD". Weiter nach unten hängen
noch zwei weitere Schilde, von denen das linke das Wappen der „VCHTRITZ",
das rechte dasjenige der „DOBERSCHZ" zeigt.
Die innere Rahmenfläche ist vertieft, um die in Vollplastik gearbeitete, 1,80 m
hohe Figur des Verstorbenen in markanter Weise in die Erscheinung treten zu lassen.
Die wenig nach links gewandte Figur ist ganz gerüstet. Das linke Bein ist vor das
rechte gestellt. Der linke Ellenbogen stützt sich auf den seitwärts stehenden Degen.
Die Rechte stemmt den Streitkolben gegen die Hüfte. Links unten liegt der Helm.
Das sinnvoll durchgeführte Antlitz zeigt porträtmäßige Züge. Bezeichnend sind die
kräftig vortretenden Augenbrauen, die etwas stark ausgeprägte Nase und die flei-
schigen Polster zu deren Seiten. Man hat die innere Rahmenfläche in späterer
Zeit wiederholt im Bronzeton überstrichen, anscheinend, um die plastische Wirkung
noch zu erhöhen. Daß das Monument dadurch in seiner Wirkung stark beein-
trächtigt werden mußte, hat man dabei übersehen. Auch die Polychromie der
Wappen ist nicht mehr die ursprüngliche, wie denn weiterhin der über der ganzen
Umrahmung liegende sandsteinmäßige Überstrich sich wenig vorteilhaft ausnimmt.
Werner hat stets mit dem Stein allein gewirkt und in diesem schon hinreichende
Schatten und Lichter zu erzeugen gewußt. Gerade das ist typisch für ihn. Er
bedurfte der Farbe nicht, um Gegensätze, die in Wirklichkeit nicht vorhanden, vor-
zutäuschen. Auch dieses Grabdenkmal zeigte ursprünglich den reinen Stein. Nur
der Küraß war mit Gold bordiert, wie auch die Wappen farbig angelegt waren *^).
Über dem Haupt der Figur ist aus der Mitte des Schlußbalkens ein be-
schwingtes Engelsköpfchen in reizvoller Art herausgearbeitet.
Streng folgerichtig entwickelt sich aus dem Rahmen der bekrönende Aufbau.
Ais stützende Träger dienen zwei derb behandelte Muscheln, die über den Ecken
des Rahmens vorkragend aufsitzen. Dann folgt in der Mitte eine breit gestellte,
ovale Inschriftkartusche, die von den Halbfiguren zweier Engel gehalten wird. Den
oberen Abschluß bildet ein kleiner Aufbau, auf dem ein Putto mit Stundenglas
und Totenkopf lagert. Zwei Voluten vermitteln das Aufstreben zu einem spitz
verlaufenden Schluß, der in dem Kopf des Engels sein Ende findet.
40) Die Dobschütz, Döbschütz, Dubschütz waren nach Kneschke, Neues allgemeines
deutsches Adels-Lexikon II, S. 518 f., ein altes schlesisches Adelsgeschlecht, das aus Polen ein-
gewandert war und zu den Patriziern der Stadt Breslau gehörte. Doch führte dieses als Wappen
in Rot einen schrägrechts schwebenden silbernen Wasserfluß, welcher rechts oben am Ende
mit einem goldenen Kreuze besetzt ist. Siehe auch den neuen Siebmacher, Der Adel von
Österreichisch- Schlesien, Taf. 8. Unser Dobschütz gehört also wohl einer Seitenlinie an. Nach
Kneschke war die FamiUe im l6. und 17- Jahrh. auch im Brandenburgischen begütert, der
Hauptbesitz lag aber immer in Schlesien.
41) Vgl. Trechsel, verneuertes Gedächtnis des Nürnbergischen Johannis- Kirch-
Hofs, 1735, S. 810, und Würfel, Beschreibung der übrigen Kirchen, Klöster und Capellen in
Nürnberg, S. 283 f- Es kann nur als erfreulich bezeichnet werden, daß man zur Zeit damit
beschäftigt ist, das Grabmal durch sachverständige Reinigung auf seinen ursprünglichen Zu-
stand zurückzuführen.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 123
Die Inschrift ist vertieft und mit Gold ausgelegt auf einer Schiefertafel an-
gebracht und hat folgenden Wortlaut:
DEN 18 IVLI DES MDC.l lARS*^) i^j j^ GOTT
ZV NVRMBERG VERSCHIEDEN DER GESTRENG
EDEL VND VEST FRIDERICH VON DOBSCHVTZ, VF
SCHADEWALDT VND HARTMANSDORF, ERBHERR ZVR
MARCKLISSA AM QVEIS IN DER SCHLESING GELEGEN: VND
DEN 21. DJS IN DIESER KIRCHEN EHRLICH BEGRABEN WORD.
DEM AVS BRVDERLICHER LIEB DER AVCH GESTRENG, EDEL
VND VEST GEORG VON DOBSCHVTZ, DIS MONVMENTVM
ZV CHRISTLICHER GEDECHTNVS VERFERTIGEN
LASSEN: DEM GOTT GENEDIG SEIE AMEN.
Das in grauem grobkörnigem Sandstein gearbeitete Monument hat eine Höhe
von 3,50 m bei einer größten Breite von rund 1,75 m.
Abgesehen von dem etwas zu niedrigen Unterbau ist das Grabdenkmal von
einer großen Gediegenheit in der Komposition. Alles ist in Beziehung zu der
lebensgroßen Figur des Verstorbenen gesetzt. Sie dominiert, ohne aber die begleiten-
den Nebenmomente direkt zurückzudrängen. Die seitlichen Säulen mit den Wappen-
schild-haltenden Putten sind Beigaben, die man nicht missen möchte. Sie
bilden eine außerordentlich wohltuende Belebung des langgestreckten Rahmenkörpers
und helfen den Übergang zum Aufsatz durch Herstellung weicher Linien in überaus
dezenter Art vermitteln. Diese Ableitung von dem Zentrum des Ganzen verrät
großes Geschick in der Gliederung der Massen. Wir fanden Ähnliches schon bei dem
Grabdenkmal des Hieronymus Kreß in der Kirche zu Kraftshof. Der Aufsatz
schließt nicht unmittelbar an. Erstrebt ist die Herbeiführung des Abschlusses durch
eine Spitze. Es ist interessant zu verfolgen, wie sie vom Künstler erreicht ist.
Er gibt dem Aufsatz durch die über die Ecken des Rahmens vorquellenden
Muscheln eine breite Basis. Dann läßt er durch die Engel, welche die Inschrifttafel
halten, eine kräftige Unterbrechung der aufstrebenden Linie eintreten. Mit einem
Schwung leitet er alsdann zu dem oberen Postament über, auf dem in trauernder
Haltung der Genius des Todes sitzt. In seiner Gesamtanlage muß das Grab-
denkmal entschieden als eine glückliche Leistung hingestellt werden.
Noch etwas anderes erscheint mir von Wichtigkeit. Es fällt auf, daß die Archi-
tektur so wenig auffällig in die Erscheinung tritt. Stark drängt sich die Figur des
Verstorbenen in den Vordergrund. Sie will als der maßgebende Faktor angesehen
werden und darf es auch. Antlitz, Körper, Rüstung und Haltung muten uns so
natürlich an, daß wir Hans Werner den Ruhm auch eines tüchtigen Figurenplastikers
nicht streitig machen können. Auch die Putten und Engel sind im einzelnen wohl-
geraten. Die quellenden Formen stören uns nicht. Sie sind ein Zeichen des Ein-
flusses der Zeit.
Die ornamentale Behandlung verrät die gewohnte Sorgfalt. Zwar konnte
sie angesichts der Grobkörnigkeit des Materials nicht zu der Schärfe der frühen
Arbeiten Werners ausgereift werden. Doch läßt die Abgrenzung der Linien und
42) T r e c h s e 1 a. a. O. und nach ihm Würfel a. a. 0. haben hier noch das Wort
„Christi" eingefügt. Auch sonst ist ihre Wiedergabe der Inschrift in Einzelheiten fehlerhaft.
124 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
die Ausprägung der Formen nichts zu wünschen übrig. Die Profile und Friese,
die Kanten und Unterschneidungen sind wie immer mit Exaktheit ausgeführt. Im
übrigen aber ist die Formengebung von einer angenehm berührenden Weichheit,
die sich, wie wir noch sehen werden, bei Hans Werner in der späteren Epoche seines
Schaffens immer mehr steigert.
Nr. 9.
Grabdenkmal des Georg Wolff von Giech in der Pfarrkirche zu Kadolzburg. 1602.
Das in feinkörnigem grauem Sandstein (Nesselbacher Stein)* 3) errichtete
Monument, das bei einer Breite von 1,40 m eine Höhe von 2,50 m hat, ist heute
in die Nordwand der unteren Sakristei der i. J. 1750 bis auf den Turm neuerbauten
j i'otestantischen Pfarrkirche eingesetzt, woselbst es vom Fußboden bis zur Decke
reicht**). Es entwickelt sich aus einem 44 cm breiten niedrigen Sockel, der mit
einer kräftig vorladenden Ausbauchung, die seitlich von Ohren eingefaßt ist, zum
Mittelteil überleitet. Auf dieser sollte offenbar die Grabinschrift angebracht werden,
was aber unterblieben ist.
Im Sterberegister des Kadolzburger Pfarramts für die Jahre 1545—1694
findet sich beim Jahre 1600 folgender, auf den Verstorbenen bezüglicher Eintrag:
,,Den 18. Martij starb zu Nürnberg der gestreng Edel vnd Veste Georg Wolff von
Gich zu Puchau vnd Pesten, fl. Br. Dhlt. zu Onoltzbach Rhat vnd Jn die 32. Jhar
Ambtman alhier zu Cadoltzburg Erichtags zu Abend, zwichen fünft vnd sechsz vhr.
Ward darauff am Charfreytag, den 19- Martij, ehrlich mit der Procesz aus Nürnberg
beleitet, gen Cadoltzburg (alda bey dem Schüffhoff mit der Procesz angenomen
in viler leut gegenwart) gebracht, vnd ist folgendes Mittwochens nach Ostern, welcher
war der 26. Martij, solenniter in der Kirchen zur erden bestattet worden. Dero
Ehrn V. vnser lieber Gott ein fröliche aufferstehung zum e. leben verleihe."*^).
43) Kurz erwähnt von mir bei Georg D e h i o, Handbuch der deutschen Kunstdenk-
mäler ni, S. 582.
44) Samuel Wilhelm O e 1 1 e r. Gegründete Nachrichten von dem ehemaligen burggräf-
lich Nürnbergischen und kurfürstlich Brandenburgischen Residenzschloß Kadolzburg, Erlangen
1785, S. 125- Nesselbach liegt bei Neustadt a. d. Aisch.
45) Der Tod erfolgte im Heilsbronnerhof zu Nürnberg. Siehe Akta betr. Georg Wolfs
von Giech Ableben und Hinterlassenschaft 1600 — 1626 im Gräflich Giechschen Archiv in Thurnau
(Oberfranken). Am Anfang des „Verzaichnus deren vonn Nurmberg, so Jungkherr Georg Wolffen
von Giech seligen, das gleidt aus der stadt geben, als er tod nach Cadolzburg gefurt worden am
heiligen Charfreitag anno 1600" heißt es: „Ao 16OO denn 19 (!) Marty verschiff der gestrenng
edel vnnd ehrntuest J. Jerg Wolff vonn Giech zu Buchau vnnd Pestenn fürstlicher Branden-
burger durchleuchtigkheit gewessener Raht vnnd Amptman zu Carlzburg (!), samlet sich das laidt
(die Leidtragenden) bey dem ehrntuesten herren Wolff Jacob Stromeir Baumeister
hinder sanct Lorennzen". Die Bestellung Georg Wolfs von Giech als Amtmannes von Kadolz-
burg erfolgte am 22. Februar 1568. Siehe Akta betr. Georg Wollfs von Giech zu Preslen,
Buchau etc. Amt und Stellung in fürstl. brandenburg. Diensten 1568 — 160? im Gräflich Giech-
schen Archiv in Thurnau. Dem sei noch hinzugefügt, daß Georg Wolf von Giech i. J. 1599 für die
Kirchein Kadolzburg durch den Steinmetz Vetter Farenschon einen neuen Predigtstuhl anfertigen
ließ, von dem noch ein Handriß vorhanden. Siehe Akta betr. Erbauung eines Predigstuhls in
der Kirche zu Kadolzburg im Gräflich Giechschen Archiv zu Thurnau. Für das bereitwillige
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 125
Die erwähnte Ausbauchung dient zugleich als Sockel für die schräg ansteigende
Bank, auf welcher der Verstorbene in Rüstung betend vor dem Gekreuzigten kniet.
Die Figur ist fast in Völlplastik aus dem rahmenartig behandelten Untergrund heraus-
gearbeitet. Sie ist nach rechts gewandt, woselbst das Kreuz, mit seinem oberen
Teil den Rahmen überschneidend, aufgerichtet ist. Charakteristisch für das falten-
reiche, mit kurzgeschnittenem Vollbart gezierte Antlitz ist der ungewöhnlich lange
Schnurrbart. Die Nase ist wenig lädiert. Unten am Kreuzesstamm ruht über
den Handschuhen der geöffnete Helm. Die Figur ist mit dem füllungsartig ver-
tieften Rahmen aus einem Sandsteinblock gearbeitet.
Der Mittelschrein wird von zwei Dreiviertelsäulen hegleitet, die sich nach
unten über die Sockelbank als Knäufe, von denen der linke jedoch bei der Trans-
ferierung des Grabmals an seinen jetzigen Platz abgeschlagen worden ist, fortsetzen.
Sie haben Kompositkapitäle und sind im oberen Teil je mit drei Wappenschildchen
behängt. Das obere Schild der linken Säule ist an den Seiten beschädigt, das mittlere
entbehrt heute der Darstellung. Am unteren Teil der Säulen bemerken wii' drei
geflügelte Engelsköpfchen, gezaddelte Stoffgirlanden im Mund haltend, in erhabener
Arbeit aus dem glatten Grund herausgemeißelt. Die seitlichen, mit den Säulen
aus einem Stück gearbeiteten Abschlüsse sind etwas oberhalb der Mitte zu Spiralen
aufgerollt, von denen Fruchtbündel herabhängen. An der linken Einfassung ist
unten das Monogramm des Meisters „H W" eingemeißelt.
Über den Säulen baut sich, von Kämpfern getragen, ein Gebälk mit einem
über einem Zahnschnittfries weit ausladenden Kranzgesims auf, das mit einer großen
Inschriftkartusche in Wellenform zu dem Mittelteil herableitet. Diese enthält ver-
tieft eingegraben den bekannten Bibelspruch: „Also hat Gott die Welt geliebt etc:"
Was den Aufsatz anbelangt, so zeigt er, von heraldischem Laubwerk um-
rahmt und von zwei außen gebuckelten großen Ohren eingefaßt, das Wappen der
Familie Giech. Wir müssen staunen über die lebendige Behandlung des Ornaments
und die wirklich virtuose Art seiner plastischen Durchbildung. Zu den Seiten auf
besonderen Postamenten zwei kleine Engel, die mit der einen Hand die äußere Ein-
fassung des großen Wappens stützen, während sie in der anderen ein kleines Schild
halten. Das linke zeigt das Giechsche Wappen, das rechte anscheinend das der
Familie Künsberg^^). Ganz oben lesen wir auf einer Schrifttafel: „HEVDT
AN MIR/MORGEN AN DIER".
Entgegenkommen Seiner Durchlaucht des Grafen von Giech hinsichtlich der Durchsicht der Akten
sei an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt. Dank gebührt auch Herrn Senior Dietzel in Kadolz-
burg für die Bereitstellung der Pfarramtsakten.
46) Näheres ließ sich nicht feststellen. Auch die 1854 herausgegebene Stammtafel des
mediatisierten Hauses Giech gibt uns nach dieser Richtung keine Auskunft. Über die Person
des Georg Wolf von Giech sei noch folgendes bemerkt: In der Schrift von Michael Walther, Cadolz-
burgisches Denkmal bey Einweyhung dasiger neuen Pfarrkirche, Ansbach 1751. S. 17. findet
sich eine kleine Notiz über sein Leben: „Dieser hat Herrn Marggrafen Georg Friedrich anfänglich
als ein Page gedienet und beym Leben erhalten, als Er auf der Prager Reise ins Wasser (in einen
Weiher) gefallen". Auch erfahren wir dorther, daß er in dem vormaligen Langhaus der Kirche
zu Kadolzburg gleich vor der Kanzel bestattet worden ist. Vgl. auch den 9- Jahresbericht des
historischen Vereins in Mittelfranken für das Jahr 1838, S. 31- Georg Wolf von Giech war
auch fürstlich- Brandenburg- Ansbachischer Rat. Der Markgraf soll sich seinem Lebensretter
126 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
Treten wir der künstlerischen Würdigung des Monuments näher, so läßt sich
nicht leugnen, daß zwischen dem Hauptschrein mit der knienden Figur des Ver-
storbenen und dem Aufsatz keine befriedigende Harmonie besteht. Letzterer ist zu
sehr für sich behandelt worden. Er tritt zu stark hervor, bei seiner reichen Aus-
bildung die Leere, welche der Künstler um die Figur des Verstorbenen herum hat
bestehen lassen, um so stärker fühlbar machend. Nur in etwa wird dieser Miß-
klang ausgeglichen durch die Architektur des Denkmals, die das Ganze fest in sich
zusammenschließt. An sich betrachtet ist der Aufsatz ein Meisterstück sowohl in
technischer wie in kompositioneller Richtung. Das Antlitz des Verstorbenen ist
gut charakterisiert. Im übrigen aber bilden Architektur und Ornament die Haupt-
sache, und hier zeigt der Meister sein Können in günstigstem Licht. Der tüchtige
Techniker, der er sonst ist, ist er auch hier.
Interessant ist es, daß die auf die Anfertigung des Grabmals bezügliche Korre-
spondenz zum größeren Teil auf uns gekommen ist. Sie ist enthalten in den Akten
des Gräflich Giechschen Archivs zu Thurnau, die sich auf das Ableben und die Hinter-
lassenschaft Georg Wolfs von Giech beziehen. Zunächst liegt ein Schreiben des
Künstlers selbst vor, aus dem ersichtlich ist, daß man ihn nicht unmittelbar mit
der Anfertigung des Grabmals betraut, sondern daß er sich seinerseits mit der Bitte
an den Bruder des Verstorbenen, ihm das Grabmal zu übertragen, gewandt hat.
Ich lasse das Schreiben im Wortlaut folgen, weil es einerseits ein lehrreiches Streif-
licht auf das intimere Künstlerleben der damaligen Zeit wirft und uns andererseits
wichtige Nachrichten über den Künstler selbst bietet.
„Dem Gestrengen edlen vnnd ehrnvest Junkern Hanns Georg von Giech zu
Darnaw (Thurnau) meinen besonnders günstigen Junkern zu banden
Darnaw
Meinen gannz willigenn diennst bevor
Edler Ehrnuester Junker nachdem Ewer Ehrnuest nechsten verschienenen
heyligen karfreytag alhie zu Nürnberg inn Halsbrunner hoff mitt samptt anderen
Junkern mitt Ewerer Ehrnuest bruder seeliger gedechtniß layhtt vnnd begrebnisen
sinndt ganngen da habe ich meinen gesellen dahin geschiktt vnnd lassenn nachfragen
ob man ihrer Ehrnuest seeliger nichtt ettwann einen grabstein liese machen so habenn
nun die Junkern meiner begerdt vnnd ich bin in der predig gewesen so habe ich dar-
nach vonn wegen der begrebnus nicht können forkomnen. do E. Ehrnuest ihren
bruder seligen ettwas wollt cen machen lassen es wehre gleych vonn einem grabstein
auff das grab oder vonn einem epithauium an die wanndt zu einer eintziglen ber-
sonn so wollte ich E. Ehrnuest hierin gebetten haben, E.
Ehrnuest wollten mirs für einen andern vergunnen, dann
ich habe ietzunder ein ,jar den Truchssessen das seine
auch auffgesetz vnnd habe der frau(aw)en von Rüg h ein
ihrs auch vntter henndenn vnnd habe des bischoff Ern-
sten das sein auch gemacht t. dan ich habe sonnsten meine
gegenüber stets sehr dankbar bezeigt haben. Ferner ist zu vergleichen Brandenburgischer Ceder-
Hein, Bayreuth 1682, u. von Falkensteins Nordgauische Altertümer, 3. Teil, Schwabach und
Leipzig 1743.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 127
wonungen zu Bamberg gehabt! vnnd bin auch wegen des
göttlichen wortts müssen weychen von den meinen, so
dröste ich mich dessen das ich vnnder der rietterschafftt also bekanndt bin das ich
ihnen noch alwegen ihren pfennig mitt meiner arbeytt bezaltt habe, da F. Ehnmest
nun ihren bruder seehgen ettwas woltte machen lassen könntten mir es Ewer Ehrn-
uest wieder berichtten so wolltte ich ettwann eine viesierung darzu stellen, darzu
so hatt es ein schönen stein zue Newstadt den brauch ich auch zu der frawen von
Rughain ihrenn begrebnus hiemit Ewei Ehrnuest in Gottes schütz vnnd schirm
befohlen, anno 1600.
vnnd bin ich zu Nürnbergk in der Kodtgassen zu erfragen
Hanns Werner Biltthauer ietzo in Nürnbergk."
Der Auftrag erfolgte nicht sogleich, doch ließ sich Hans Werner eine weitere
Verfolgung der Sache eifrigst angelegen sein. In einem Schreiben des Hans Fürster,
Gegenschreibers, später Vogts zu Kadolzburg, an Hans Georg von Giech vom zweiten
Pfingsttag 1600 heißt es nämlich: „Heut dato hat der mahler (irrtümlich statt Bild-
hauer) von Nürnberg, so vor diesem zu Bamberg gewohnet, seinen gesellen hiehero
geschicket, sich zu erkundtigen, ob E. Gestr. dero geliebten brudern seeligen ein
Epitafium vnnd grabstain wollten machen lassen, vnnd weiln er nichts aigentlichs
erfahren können, hat er begert, E. Gestr. solches wisslich zu machen". Es dauerte
dann noch eine Zeitlang, ehe Hans Werner die Arbeit übertragen erhielt. Ende
April des Jahres 1601 hatten die gegenseitigen Verhandlungen bereits eine feste
Gestalt angenommen. Am 30. April dieses Jahres richtet nämlich der gleiche Hans
Förster an Hans Georg von Giech folgenden Brief:
„Bei dieser jetzig habenden gelegenheit kann E. Gestr. ich in vil vnnderthenig
nicht bergen, daß ich nach einandtworttung E. Gestr. Jüngst den 2. Aprilio an mich
ergangen schreiben strachs zum Bildthauer nach Nürmberg geritten, vnnd mich
mit ihme berathen (weiln E. Gestr. je einen säubern stain vf dero geliebten bruedern
seeligen grab begehren vnnd haben wollen) wo doch ein tauglich zu bekommen, sc
können wir in dieser gegendt, bei höchster Wahrheit keinen bekom.men, der sauber
sein, auch die grabschrifft vnnd begerte wappen einzuhauen hallten mag, esz weer
dann, daß einer von Nestelbach bei aigner fuhr hiehero gebracht würde, welcher
des bildthauers anzaigen nach, aus dem stainbruch blößlich bei vier oder fünft gülden
costen wird, dieweiln mir dann bedencklich, einen solchen stain des orts, ohne E. Gestr.
vorwissen abholen zu lassen, als bitt ich vnnderthenig, wes disfalls E. Gestr. gelegen-
heit, ob sie den hieigen groben sandtkörnigen grabstein, oder aber der klaren Nestel-
bacher einen haben wollen oder nit, die geruhen mich dessen hiebei großgünstig zu-
uerstendtigen, dann weiln die andern stain zum epitaphio inner wenig tagen ge-
brochen werden, könnte der grabstain, (do E. Gestr. einen des orts begehren), auch
zugleich aldo gebrochen, vnnd zu den andern, vf zwo fuhren vffgeladen vnnd hiehero
geführt werden, allein düncket sich der bildthauer in deme beschwerdt zu sein, daß
er das haubtwappen vnnd vier annatten (Agnaten) vf den grabstain machen, vnnd
also beinahe zway Epitaphium vfrichten solle, do ime doch nur eines verdinget worden,
sintemaln er sich des grabstains halber änderst nichts verwilliget, alls allein denselben
zu behauen, vnnd gerings herum die grabschrifft darauff zumachen, jedoch würd
E. Gestr. diener Albrecht solches am besten wissen, vnnd wann ich nur wüste, wo
128 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
der grabstein zu nehmen, wollten wir alsdenn verhoff lieh mit den andern schleunigt
vortkommen". Aus einer Randnote geht hervor, daß sich Hanns Georg von Giech
für den Nesselbacher Stein entschied.
Hans Werner war es also darum zu tun, auch für die Grabplatte einen fein-
körnigen Sandstein zu bekommen. Wir finden dies begreiflich, wenn wir an die
subtile Arbeit denken, die wir von dem Künstler als etwas Selbstverständliches
gewohnt sind. Und was das vorliegende Epitaph betrifft, so hätte es auch wohl
kaum in dem grobkörnigen Material der Umgebung ausgeführt werden können.
Anfang Mai des Jahres 1602 war das Grabmal im wesentlichen fertig. Hans
Werner will es aufstellen und wünscht die Anwesenheit des Hans Georg von Giech
oder eines von ihm dazu Beauftragten zur Besichtigung und Abnahme der Arbeit,
aber auch weiterhin die Befriedigung seiner Ansprüche. Noch fehlt eines von den
seitlichen Wappen, nämlich das Gottsfeldische, zu dessen Ausführung der Künstler
einer Vorlage bedarf, da er selbst einer solchen nicht hat habhaft werden können.
Auch möchte er darüber unterrichtet sein, ob Hans Georg von Giech die Wappen
und andere Teile polychromiert zu haben wünscht. Das hierauf bezügliche Schreiben
des Hans Förster, der nun als Vogt zeichnet, ist vom 10. Mai I602 datiert, ich lasse
die betreffende Stelle im Wortlaut folgen:
„E. Gestr. soll ich hiebei diesem aignen botten dinstlich nicht bergen, daß
gestrigs tags der bildthauer von Nürmberg, mit dem . . . Epitaphio anhero gelangt,
vnnd nunmehro ob verferttigung des grabstains, als daß er in hoffnung stehet, solchen
neben seinen gesellen, zwischen dato vnnd nechstem donnerstag nicht allein zum
bestandt zuuerferttigen, sonndern auch zugleich vnnd inmittelst das Epitaphium
allerdings vffzurichten vnnd den niderfall zuuerdienen, derowegen gemellter bildt-
hauer begert E. Gestr. sobalden zu schreiben, daß sie wo möglich zwischen dato vnnd
nechstem donnerstag, (wo dieselben selbsten nicht abkommen könnten), jemandten
herabschicken, der solches besichtigen, vnnd ihme der bezahlung halb völlige Ver-
gnügung thon mögt, dann er nicht lang alhie zu wartten, dero wegen, vnd weiln ime
das Gottsfeldtisch wappen vnbekannth, vnnd solches bis dato nit erforschen können,
als ist solchemnach mein selbst dinstlich bitten, E. Gestr. wollen nit allein sobalden
bei diesem botten, das Gottsfeldtisch wappen herabsendten, sonndern auch jemandten,
nach dero Großgestr. belieben, hiehero verordtnen, der die arbeith besehen, vnnd
dem bildthauer vollige auszahlung (weiln ich mit dem E. Gestr. zugehörigen gelt
nicht auslangen kann) thon vnnd sonsten allerdings mit ime abkommen möge, dann
er des grabsteins vnnd der darauf gemachten wappen halben, sich ganz beschwerdt
zu sein befindtet, als er dann dahero hoffen thuet, daß E. Gestr. (nach ausweis dero-
selben schreiben), ihne disfalls nicht im schaden ligen lassen werden, wie dann auch
seine gesellen zugleich begehren, E. Gestr. hiemit zuerinnern, das sie eines tranck-
gelts gegen ihnen, Großgst., ingedenck sein wollen.
Ob als dann E. Gstr. die wappen vnnd anders wollen von färben ausstreichen
lassen, weiln es als ein schlecht ansehen, das stehet bei deroselben großgünstig will-
kühr."
Die Kosten für das Epitaph beliefen sich laut der Abrechnung des Hans Förster
vom 17. Mai 1602 auf 61 f. 7 ^ 10 ^.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 12Q
Nr. 10.
Grabdenkmal des Schenken Johann Limpurg-Schmidelfeld und seiner Gemahlin
Eleonore in der ehemaligen Schloßkirche in Schmidelfeld b. Sulzbach. 1603.
Als i. J. 1837 die 1594/95 erbaute Kirche des Schlosses Schmidelfeld, das öst-
lich von Sulzbach auf einem von zwei Talschluchten eingefaßten Bergrücken über
dem Kochertal gelegen ist, in eine Wirtschaft verwandelt wurde, entfernte man die
ehedem in ihr befindlichen Denkmäler. Zu diesen gehörte auch das Grabmal des
Schenken Johann Limpurg-Schmidelfeld (f 1608) und seiner Gemahlin Eleonore
(t 1606), das die Jahrzahl 1603 trug und laut Inschrift von Hans Werner zu Nürn-
berg, der sich selbst daran in sitzender Stellung mit Klöpfel abgebildet hatte, ange-
fertigt war. Nach Heinrich Prescher, Geschichte und Beschreibung der zum fränki-
schen Kreise gehörigen Reichsgraf schaff Limpurg, Bd. II, 1790, S. 255 ff-, war es
„das prächtigste" in der ganzen Kirche, die als Erbbegräbnis des Hauses Limpurg-
Schmidelfeld diente und als „recht artig" und „inwendig kostbar" bezeichnet wird.
Es hatte seine Stelle linker Hand des Haupteinganges und war mit vergoldeten und
gemalten Eisengittern eingefaßt.
Über dem Fußboden ruhten auf einem Paradebett der Schenk und seine Gattin,
in Lebensgröße, mit betend gefalteten Händen, aus einem harten Werkstein gehauen.
Ersterer war im Harnisch. Die Gräfin trug ein langes geblümtes Kleid. ,,Es sind
zwey außerordentlich korpulente Figuren, und schon um deßwillen sehenswürdig,
doch mit geistigen Blicken" (Prescher). Etwas höher an der Wand waren sie noch-
mals dargestellt, und zwar auf einer altarähnlichen Erhöhung, einander gegenüber
mit gefalteten Händen über Kissen kniend, und zwar in gleicher Größe und Klei-
dung. Die Figuren waren samt den Kissen je aus einem Stück eines schönen grau-
weißen Marmors gearbeitet, welcher der Überlieferung nach in der dortigen Gegend
gebrochen wurde. Auch der zwischen ihnen angebrachte Helm bestand aus diesem
Material.
Dahinter erhob sich die Rückwand mit zwei schön modellierten Säulen, die
ein Gebälk mit darüber befindlichem Aufsatz trugen, reichend bis an die Kirchen-
decke. Die Säulen waren mit zahlreichen Wappenschildchen behängt, die aus einem
weißen, mit Grau eingesprengten Alabaster gearbeitet waren. Ihre Postamente
waren mit bunten Achatstücken in Eiform eingelegt. Die Mitte der Rückwand war
in drei Felder geteilt, welche von unten nach oben, in Alabaster ausgeführt, Christus
am Kreuz mit fünf klagenden Frauen, die Auferstehung Christi und Gewölk zeigten.
In letzterem befand sich ehedem ein silbernes Kruzifix, das aber, da es hier nicht sicher
genug schien, nachher abgenommen und endlich noch später veräußert wurde.
Oben und zu beiden Seiten waren einige symbolische Figuren, verschiedene Tugenden
in Alabaster vorstellend, angebracht. Noch zeigte das Grabdenkmal zwei Inschrift-
tafeln, die je unter den knienden Figuren eingelassen waren.
Von dem Meister, der das Monument gefertigt, bemerkt Prescher, daß er es
verdiene, als ein sehr guter Künstler in gutem Andenken zu bleiben. Doch das ge-
schah nicht. Denn heute sind von dem einst stattlichen und prunkvollen Grabdenk-
mal nur noch die knienden Figuren des Ehepaares erhalten, die jetzt im Schloß-
park zu Gaildorf aufgestellt sind. Sie zeigen die für Hans Werner charakteristischen
Mitteilungen aus dem Gennan. Nationalmuseum. 1909. 9
130 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
Eigenheiten, ohne aber zur Beurteilung seiner Kunst neue Momente zu bieten.
Sie sind abgebildet im Württembergischen Inventar, Jagstkreis, 1. Hälfte, S. 222.
Vgl. hierzu auch den Text auf S. 202 und S. 224—225, sowie E. Gradmann, Altfrän-
kische Kunst in Württembergisch Franken, in der Festschrift zum 50-jährigen Jubi-
läum des Histor. Vereins f. Württ. Franken, 1897, S. 123.
Nr. 11.
Tetzelsches Grabmonument in der Pfarrkirche zu Kirchensittenbach. 1611.
Dieses Grabmal, welches die im nördlichen Querschiff der Kirche erhöht ange-
legte Gruft desi. J. 1736 mit Felix Jakob Tetzel erloschenen Tetzelschen Geschlechtes,
einer Nürnberger Patrizierfamilie, schließt, hat abweichend von den sonstigen Arbeiten
Hans Werners auf diesem Gebiet die Form einer geschlossenen Tumba^"). Wir sehen
Abb. 8. Hans Werner:
Tetzelsches Grabmonument in der Pfarrkirche zu Kirchensittenbach.
1611.
einen massigen Sandsteinsarkophag vor uns, dessen Wandungen nach unten in ge-
schweifter Form ausgebaucht sind, und der einen reich reliefierten Deckel trägt (Abb. 8).
Er ist in grauem, rot getontem Sandstein gearbeitet und zeigt in den Mitten der beiden
Längsseiten zwei große, plastisch ausgeführte Kartuschen, die seitlich von Ohren
eingefaßt sind. Auf der einen lesen wir: „CHRISTVS RESVRRE//-CT10 NOSTRA//
HW", auf der anderen: „STIPENDIVM PECCATI//MORS". Auch die Mitten
der Schmalseiten sind reliefplastisch belebt. Am Kopfende bemerken wir einen
47) Kurz erwähnt von mir bei Georg D e h i 0, Handbuch der deutschen Kunstdenk-
mäler, Bd. III (1908), S. 584.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 131
beschwingten Engelskopf, am Fußende eine zwischen zwei Ohren angeordnete Sand-
uhr. Die vertieften Flächen der Wandungen sind mit gekreuzten Linien und flach
gehaltenem Blattwerk belebt. Den Sarkophag schließt eine braunrote Marmor-
platte, die der Künstler sehr wirksam zu beleben gewußt hat. Unten ruht auf einem
Kissen ein alter bärtiger Ritter, über dessen Leib ein Schild mit den Wappen Tetzel-
Vorchtel liegt, aus dem sich der mit der Linken gehaltene Stammbaum entwickelt.
Dieser wächst nach rechts hin empor, zieht sich an der rechten Längsseite, an der
oberen Schmalseite und an der linken Längsseite hin, um sich alsdann zu einem
Lorbeerkranz aufzurollen, in den zwischen den kleineren Wappen Groland und
Schlüsselfelder das Tetzelsche Wappen mit Helmzier und heraldischem Laubwerk
eingeordnet ist. Diese drei Wappen beziehen sich auf Jobst Friedrich Tetzel, den
Stifter der Vorschickung zu Kirchensittenbach, der in erster Ehe mit Maria Grolandin
(geb. 1555, gest. 27. Okt. 1583) und in zweiter Ehe mit Anna Schlüsselfelderin (geb.
1565, gest. 11. Dez. 1639) vermählt war. Er selbst starb am 27. Oktober 1612.
Den übrigen Raum nimmt eine stark erhaben heraustretende Platte ein, die
in vertiefter Arbeit folgende Inschrift enthält:
D. O. M. S.
lODOCUS FRIDERIC^, lOD. FIL. FRID.//NEP. lOD. FRON. GEORGIl ABN.
lOD. ATN. FRID.//(QUI PATREM HABUIT lODOC. AVUM VERO//FRIDE-
RICM) TRINEP. TETZELIUS, EX ANTI-//QUA ET PATRITIA GENTE NORI-
BERG. ORI//UNDUS, REIPUB. SEN.ATOR, SEPTEMVIR, DU//UMVIR; CUIUS
MAIORES DE PATRIA ALI-//QUOT AB HING SECULIS OPTIME MERITI,//
QUORM VIRTUTES UT HO.NORI SIBI DUCIT, ITA//VESTIGIIS INHAERERE,
EORUMQ DECUS SUO//TALENTO ADAUGERE EXOPTAT, DE CERTA//IN-
CERTAF MORTIS CERTITUDINE CERT^ FRA//GILITATIS HUMANAE ME-
MOR, PERPETUAE//HAEREDUM CUM MEMORIAE ERGA SE ET GRA//
TITUDINI, TUM UTILITATI CONSULENS; IN RE-//TRIBUTIONEM EXHI-
BITI ABIISDEMSIBI VIVO//AMORIS, OBSERVANTIAE, OBSEQUIl, NON
SOLUM//HOC MONUMENTUM, SIBI SUISQ EX TESTAMENTO NÜ//CUPA-
TIS HAEREDIBUS EORUMQ Z POSTERIS CÖ-//MUNE, SED CERTOS ETI-
AM REDIT^ ANNUOS,//TANQM ANIMI ERGA SUOS TESTES, PIAE//FUN-
DATIONIS AUTHOR EX LEGA-//TO RELICTURUS; HANG INSCRI-//PTIO-
NEM ADHUC IN VIVIS F. C.//ANNO DNI MILLESIMO, SEX-//CENTESIMO,
UNDECIMO.
Der liegende Ritter, also der Stammvater des Geschlechtes Friedrich Tetzel,
der i. J. 1343 zum Bürgermeister erwählt wurde, umfaßt mit der Rechten ein langes
Schwert, dessen gewundener Griff in seinem Arm ruht. Hinter ihm schwebt sein
Helm mit der Tetzelschen Zier, zu seinen Füßen liegen ein Totenschädel und ein
Knochen.
An den Längsseiten sind über dem Stammbaum beiderseits je drei, am Kopf-
ende ein Wappenschild angeordnet. Sie zeigen, der Reihenfolge gemäß begonnen,
neben dem Tetzelschen Wappen dasjenige der Pfinzing, Schopper, Voit, Imhoff,
Peßler, Fürer und Volckamer. Die Inschrifttafel wird von Rollwerkkartuschen und
Ohren umrahmt.
132 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK. D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
Die Deckelplatte ist 2,105 m lang und 4,06 m breit. Der Sarkophag mißt 1,50 m
in der Breite und 2,56 m in der Länge.
Das Monument unterscheidet sich, wie schon erwähnt, in seiner Form sehr
wesentlich von den anderen Arbeiten Hans Werners. Offenbar war angesichts der
obwaltenden örtlichen Verhältnisse eine andere Lösung nicht möglich. Vielleicht
war ihm auch die Aufgabe in ihrer Richtung bestimmt. So schloß sich der Künstler
an die damals auf den Friedhöfen Nürnbergs und seiner Umgebung gebräuchliche
Form des liegenden Grabsteins an, bestrebt, auch hier eine monumentale Wirkung
zu erzielen. Er operierte mit schweren Formen. Den Sarkophag beließ er als solchen,
ihn nur in großen Zügen gliedernd. Um so mehr Leben entwickelte er auf der Deckel-
platte. Das Motiv des Stammbaums, der sich aus dem ruhenden Ritter entwickelt,
ist in glücklichster Weise gelöst und obendrein wurde eine geräumige Fläche für die
umfangreiche Inschrift gewonnen. Eine ungezwungene Symmetrie waltet vor,
sie drängt sich den Blicken nicht auf. Dem Stil der Zeit entsprechend ist eine Ver-
zettelung in Kleinigkeiten .vermieden. Es ist, wenn ich so sagen darf, aus dem
Vollen heraus geschöpft. Die Arbeit als solche ist in technischer Hinsicht vollendet.
Sie ist nicht so ängstlich scharf wie bei den Werken der früheren Schaffenszeit des
Meisters. Eine gewisse breite Weichheit macht sich in allem fühlbar.
Die Deckelplatte ist durch eine tadellose Erhaltung ausgezeichnet. Es liegt
dies daran, daß sie für gewöhnlich gegen Beschädigungen und äußere Einwirkungen
durch einen Holzkasten geschützt ist, auf dessen Deckel die reliefplastische Dar-
stellung in allerdings teilweise stark verblichener Malerei wiederholt ist. Auch die
Inschrift kehrt hier wieder.
Nr. 12.
Grabdenkmal des Siegmund Marschalk von Ebnet an der Pfarrkirche
zu Mühlhausen. 1613.
Das Grabdenkmal, das zu den späteren Arbeiten Hans Werners gehört,
hat heute, leider nur in Trümmern erhalten, seine Stelle an der im Norden der Pfarr-
kirche entlang laufenden ehemaligen Friedhofmauer. Leidlich erhalten ist nur das
Mittelstück mit dem dieses tragenden Unterbau*^). Der Sockel fehlt. Der Aufsatz
liegt, zum größten Teil devastiert, rechts daneben. Wie die noch erhaltenen Reste
(Abb. 9) erkennen lassen, handelt es sich um eine Anlage von mächtigen Verhältnissen.
Die Figuren sind lebensgroß. Unterbau und Mittelteil messen in ihrem heutigen Zu-
stand 2,65 m in der Höhe und 2,70 m in der Breite. Der Unterbau ist zwiefach
geteilt, um links die Gedenkinschrift für den Verstorbenen, rechts diejenige für seine
beiden Gattinnen aufzunehmen. Die Schrift selbst ist stark lädiert. Doch läßt
sich soviel erkennen, daß das Grabdenkmal der Erinnerung zu dienen bestimmt
ist an Siegmund Marschalk von Ebnet, der in erster Ehe mit Anastasia von Helm-
stadt (t 1596), in zweiter Ehe mit Catharina Schenckin von Symau (t 14. Novbr.
1622) vermählt war. Siegmund Marschalk von Ebnet zu Ebnet, Wildenberg und
48) Kurz erwähnt in der Zeitschrift für Heimat- und Volkskunde „Deutsche Gaue" Bd. VII,
S. 14, und bei Georg D e h i o, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd. I (1905), S. 211.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ.
133
Weingartsgereut war hochfürstlich Bambergischer Rat und Amtmann zu Wachen-
rod. Er starb am 15- Juni 1608 zu Bamberg und hegt in der Kirche zu Mühlhausen
begraben**).
Der Unterbau wird seitlich van zwei reliefplastisch gearbeiteten Ohren begleitet,
von denen das eine die Buchstaben H W, das andere die Jahrzahl I613 in vertiefter
Schrift zeigt. Als oberer Abschluß des Unterbaues dient eine stark vortretende,
gerundete Platte, die mit Längsbuckeln belebt ist. Auf dieser knien zu den Seiten
eines Crucifixus (die Christusfigur fehlt heute) links der Verstorbene in Rüstung,
rechts seine beiden Gattinnen. Ersterer ist von drei jugendlichen Söhnen, letztere
sind von einer bezw. drei Töchtern begleitet. Den leeren Raum hinter dem Gatten
Abb. 9. Hans Werner:
Grabdenkmal des Siegmund Marschalk von Ebnet in Mühlhausen. 1613.
nimmt dessen Helm ein. Die Figuren sind fast in Vollplastik ausgeführt. Was
Natürlichkeit der Ausprägung des Gesichtsausdrucks betrifft, so zeigt sich Hans
Werner hier auf der höchsten Stufe seines Könnens. Die Behandlung der Gewandung
49) Biedermann, Geschlechtsregister der Reichs- Frey-unmittelbaren Ritterschafft
Landes zu Francken löblichen Orts-Gebürg, Bamberg 1747, Taf. CCCXXXII. Seine erste
Gattin Anastasia von Helmstadt wurde 1575 geboren und starb am 22. März 1596. Nach einer
freundlichen Mitteilung des Herrn Pfarrers Matthes in Mühlhausen enthalten die dortigen
Pfarrbücher folgenden Eintrag: „1596. Anastasia desz edlen vnd vesten Sigmund Marschalk
von Ebnet zu Weingartsgreuth hausfraw alhie begraben d. 27. März." Das Rittergut Wein-
gartsgreuth, ein Bamberger Lehen, kam 1574 an die Marschalk v. Ebnet. Die Vermählung mit
Katharina Schenckin von Symau fand i. J. 1597 statt.
134 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
der Frauen ist eine großzügige und vortreffliche. Umsomehr ist es zu bedauern,
daß gerade dieses Werk in solcli üblem Zustande auf uns gekommen ist, und daß es,
falls man sich seiner Erhaltung nicht mehr annimmt als bisher, nach und nach
einem vollkommenen Verfall entgegengeht.
Oberhalb des Mannes und oberhalb der Frau zur Rechten bemerken wir je
einen Engel mit vier Wappenschilden, die Agnatenwappen zeigend. Das ab-
schließende mächtige Gebälk ladet in der Mitte aus, um hier in einer Kartusche
den Spruch aus Johan. 3 „Also hat Gott die Welt geliebt etc." aufzunehmen. Dar-
über waren in kräftiger Reliefplastik die drei Wappen der Hauptfiguren angebracht.
Der Unterbau ist in rötlichem, alles übrige in grauem Sandstein gearbeitet, welch
letzterer durch das Alter eine hübsche grüne Patina erhalten hat.
Nr. 13.
Pfinzingsches Grabmonument an der Pfarrkirche zu Henfenfeld. 1613.
In die Südostecke der S. Nikolauskirche zu Henfenfeld bei Hersbruck in
Mittelfranken ist zwischen dem Turm und dem gerade geschlossenen romanischen
Chor über der Familiengruft des mit Johann Sigismund i. J. 1764 ausgestorbenen
Geschlechtes der Pfinzing von Henfenfeld ein von einer geschweiften, letzthin er-
neuerten Metallkuppel ^") überdachter Sandsteinbaldachin eingebaut, der eine Grund-
fläche von 2,21 m : 2,56 m überspannt. Getragen wird er an der freien Ecke von
einer Säule mit geschwelltem Schaft und Kompositkapitäl (Abb. 10). Diese sitzt auf
einem quadratischen Sockelunterbau von 0,75 m Höhe auf. Es korrespondieren ihr
ähnlich behandelte Halbsäulen im Norden und Westen und ein Kragstein in Form
eines jonisierenden Kapitals in der Nordwestecke. Darüber spannt sich ein Rippen-
gewölbe mit ringförmigem, plastisch gearbeitetem und mehrfach gegliedertem Schluß-
stein, den kleine, künstlerisch minder bedeutende Engelsköpfchen in den Ecken
der Rippenzusammenschlüsse beleben. Über den Säulen ruht ein in neuerer Zeit
auf Veranlassung des verstorbenen Obersts von Schwarz durch den Steinmetzmeister
Johann Göschel erneuertes Gebälk mit Giebelaufbauten über den Seiten. Die
Giebel steigen ziemlich steil an, sind in der Spitze unterbrochen und dort mit einem
Postament ausgesetzt. Wie eine Kupferstichwiedergabe des Denkmals in einem
ornamentierten Rahmen mit allegorischem Beiwerk von Georg Lichtensteger (1700
bis um 1780) nach Johann Justin Preißler (1698—1771)^^) dartut, trugen die
Postamente ehedem hohe Obelisken, deren Spitzen mit eiförmigen Knäufen ver-
sehen waren. Hieraus ergab sich im Verein mit der Helmstange des Daches eine
stark ausgeprägte vertikale Tendenz, die jetzt minder kräftig betont erscheint. Im süd-
lichen Giebelfeld bemerken wir in stark vortretender Reliefplastik das Pfinzingsche
50) Die „Gründliche Beschreibung deß Adelichen Schlosses vnd Vesten Henffenfeldt"
vom Pfarrer Johann Georg Renner v. J. i644 im Besitz der von Schwarzsehen Familie, der
jetzigen Inhaberin des Schlosses, bezeichnet sie als eine „welsche, mit bley bedeckte Hauben"
(S. 292 a).
51) Stadtbibliothek, Norica- Kupfer, Bd. 95, Abb. 52.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ.
135
Wappen, begleitet von zwei beschwingten Engelsköpfchen, im östlichen unter einer
Muschel die einander schräg zugeneigten Wappen Pfinzing (vermehrtes Wappen)
und Beck.
Diese beziehen sich auf Martin 111. Pfinzing von H e n f e n f e 1 d,
geb. 26. September 1560, gest. 9- Dezember 1619, welcher am 29. Juli 1588 Maria
ß ec k i n heiratete^-).
In dem zwischen den Wappen entstehenden Winkel befindet sich ein be-
schwingtes Engelsköpfchen.
Abb. 10 Hans Werner:
Pfinzingsches Grabmonument an der Pfarrkirche zu Henfenfeld. 1613.
Die freie Ecke des Baldachins ziert über einem Postament mit grotesker Fratze
als Wasserspeier eine freigearbeitete Engelsfigur, welche zwei Schilde in den Händen
hält. Auf dem einen ist das Pfinzingsche Wappen (in starker Lädierung) angebracht.
Das andere zeigt die Wappen Löffelholz-Tetzel. Ersteres bezieht sich auf Martin I.
Pfinzing von Henfenfeld, geb. 1490, gest. 7. August 1552, der i. J. 1530 Schloß und
Dorf Henfenfeld mit dazu gehörigen Gerechtigkeiten von den Herren von Egloff-
52) Sie starb am 17- Jan. 1616. Biedermann. Taf. CCCCXIV.
136 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. ÜESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
stein kaufte und am 27. September 1532 von Kaiser Karl V. in Wien zum Ritter
geschlagen wurde. Letztere beziehen sich auf seine beiden Gemahlinnen Anna
Löffelholzin von Colberg, geb. 12. April 1498, vermählt 7. Februar 1515, gestorben
14. Februar 1543, und Barbara Tetzlin von Kirchensittenbach, vermählt 25. Okt.
1543, gestorben 3. August 1587^^).
Auf dem Architravbalken ist folgende, ehedem vergoldete und mit ihm er-
neuerte Inschrift angebracht: „APOC: XIV. BEATI MORTVI QVI//IN DOMINO
MORIVNTVR M: DC: XIII-"
Unter dem Baldachin befindet sich der sarkophagähnliche Eingang zur
Gruft, der durch eine Kalksteinplatte geschlossen ist. Unter ihr führt eine Treppe
hinab in den vor dem Altar der Kirche befindlichen Gruftraum ^''). Der in Sand-
stein ausgeführte Sarkophag mißt bei einer Höhe von 0,43 ni in der Länge 1,905 m
und in der Tiefe 1,34 m. Die Profile der oberen Ausladung sprechen für die Gleich-
zeitigkeit mit dem Baldachin. Die rechte untere Ecke ist erneuert. Um den Sarko-
phag zieht sich folgende Inschrift herum: „lOH XI lESVS CHRISTVS NOSTRA
RESVRRECTIO ET VITA".
Der plastisch aufliegende Deckel zeigt unten eine Inschrifttafel, während
im oberen Teil der Pfinzingsche Stammbaum erhaben herausgearbeitet ist. Von
der Inschrift ist die rechte Hälfte durch Abwitterung zerstört. Sie lautete voll-
ständig folgendermaßen 5 5):
D. 0. M. S. A. D. M. D. C. XIII.
IN HUNC CONCAVUM SUBTERRANEUM DILATATUM ET SUB//DIO CON-
TI GUUM CONDITORII REPLETl OSSIBUS GENTIS PATRITI/E//PFINZINGAE
AB HENFEFELD IN HOC SACELLO LOCUM INFERENDI SE//PELIENDIVE,
IDEM JUS ET FAS ESTO, DEFUNCTI, EX AGNATIONE EIUSDEM//NOBI-
LIS FAMILIAE UTRIUSQ SEXUS, UTSIMUL FORUM CORPORA PLA//CIDE
TABESCANT, DONEC IN ULTIMO DECRFTORIO, DIE EA, REDIVIVA//CUM
SINGULIS SUIS ANIMABUS CONIUNCTA, ARCHANGELI VOCE, IN//SOR-
TE BEATORUM, REDEMPTORI SUO, AD AETERNA//GAVDIA RECIPIENDA
IN NUBIBUS OBVIAM//PRODEANT INCORRUPTA.
Auch der Stammbaum ist nicht mehr in allen Einzelheiten erkennbar. Links
ist derselbe mit 10 Schildchen behängt, rechts werden 5 Schildchen bemerkt. Die
Wappendarstellungen sind meist abgewittert. Erkennbar sind auf der linken
Seite nur die Wappen: Pfinzing-Beck und Pfinzing-Harsdorf, auf der rechten Seite
oben: für sich allein das alte Wappen der Pfinzing: halber Adler oben, Ring unten;
dann die Wappen Pfinzing- Holzschuher. Die Bedeutung der Wappen Pfinzing-Beck
wurde schon oben beim Baldachin festgestellt. Die Wappen Pfinzing-Harsdorf
beziehen sich auf Christoph Pfinzing von Henfenfeld, geb. 31. Mai 1566, gestorben
13. März 1629, und auf Susanna Harsdörferin von Artelshofen, geb. 1579, vermählt
53) Biedermann, Taf. CCCCVIII.
54) Mündliche Mitteilung der Frau Oberst von Schwarz.
55) Nach der erwähnten Beschreibung des Schlosses Henfenfeld vom Pfarrer Johann Georg
Renner v. J. i644, S. 292a, deren Text ich nach den vorhandenen Resten verbessert und er-
gänzt habe.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 137
2. August 1596, gestorben 19- November 1650^**). Die Wappen Pfinzing-Holz-
schuher sind zu deuten auf Karl Pfinzing von Henfenfeld, Gründlach, Reutles und
Letten, geb. 14. September 1578, gest. 27. Juni 1629, der am 17. September 1599
Klara Holzschuherin von Neuenbürg zur Frau nahm, welche am 12. März 1627
starb 5 7).
Eine besondere Ausbildung hat das Kopfstück des Sarkophags erfahren, das in
grauem Sandstein gearbeitet ist (Abb. 11). Über einem Inschriftbalken ruht nach links
hin ein wehklagender Putto, der die Rechte auf die Brust preßt, während die Linke
eine kleine Relieftafel mit einer Darstellung der Auferstehung Christi hält. Zwei
Muscheln schließen rechts und links das Kopfstück ab. Die rechte enthält eine
Sanduhr, die linke einen Totenkopf. Beide sind außen mit einem Perlfries verziert
und unten zu beschwingten Engelsköpfchen ausgearbeitet. An der rechten das
Zeichen des Meisters „HW^" Die Inschrift auf dem Balken lautet: „PAVLVS
IN- LAD CORINTHIOS x"v: ET SICVT-IN ADAM 0MNES//M0R1VNTVR
ITA ET IN CHRISTO OMNES UIUIFICABVNTVR". Die Höhe dieses freipla-
j^H
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1
Abb 11 Hans Werner:
Kopfstück des Sarkophags in Henfenfeld. 1613.
stischen Zierstücks beträgt 0,65 m, die Breite 1,30 m. Es ist im großen und ganzen
gut erhalten, was von den ornamentalen und figürlichen Teilen des Baldachins nicht
gesagt werden kann. Der Baldachin steht Wind und Wetter ausgesetzt da, so daß
eine starke Abwitterung notwendigerweise eintreten mußte, weshalb auch eine Aus-
wechselung des Schaftes der freistehenden Säule nötig geworden ist. Bemerkt sei
noch, daß er mit einem rötlichen Farbton überzogen ist, der aber, was bei der ex-
ponierten Stelle nicht zu verwundern braucht, zum Teil weggewittert ist. Als
Material ist grauer Sandstein verwandt.
Bei der Würdigung des Ganzen ist im .Auge zu behalten, daß die Möglichkeit
zur Entwicklung reicherer Detailformen nicht gegeben war. Angesichts der ihm
gewordenen Aufgabe war der Künstler vielmehr genötigt, ins Massige zu gehen und
56) Biedermann, Taf. CCCCXXI.
57) Ebendort, Taf. CCCCIX.
138 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
figürlichen oder ornamentalen Schmuck in diskreter Weise nur an markanten Stellen
anzubringen. So fehlt im allgemeinen die für Hans Werner charakteristische Zierlich-
keit des Ornaments. Vorhanden ist sie eigentlich nur an den Kapitalen der tragen-
den Säulen, und hier erkennen wir sofort seine Hand wieder. Man kann in Zweifel
geraten, ob das ganze Monument eine Arbeit des Künstlers ist oder ob nur Einzel-
heiten von ihm herrühren. Wir sind diese Form des Gesamtausdrucks von ihm
sonst nicht gewohnt. Aber jeder Zweifel muß bei einer Abwägung der einzelnen
Teile gegeneinander schwinden. Zunächst weisen die Kapitale in ihrer sorgfältigen
präzisen Durchbildung auf Hans Werner hin. Der strenge Ornamentiker, der er
sonst ist, ist er auch hier. Weiter sind der Putto des Kopfstücks und der wap-
penschildhaltende Engel über der Ecke des Baldachins einander nahe verwandt. Die
in einzelnen Rollen gedrehten Haare kommen bei beiden, aber auch bei den Engels-
köpfchen im südlichen Giebelfeld vor. Und dann trug auch (siehe oben) der Sarko-
phag ehemals die Jahreszahl 1613. Kurzum alles verengt sich zu der bestimmten
Feststellung, daß das ganze Monument eine Arbeit Hans Werners ist. Und da es
das ist, wird es für die Charakterisierung seiner Künstlerpersönlichkeit ein neuer An-
haltspunkt, da bislang ein zweites Denkmal gleicher Form von seiner Hand
nicht bekannt geworden ist. Es ist bezeichnend für seine monumentale Schöpfer-
kraft und seinen selbständigen Erfindersinn. Es offenbart seine hohe Fähigkeit in
der kompositioneilen Gestaltung.
Der Vollständigkeit halber füge ich noch an, daß an der Westwand unter dem
Baldachin ein großes Tafelbild mit einer Darstellung Christi im Gebet am Ölberg
angebracht ist, das i. J. 1596 die sieben Söhne des Martin Pfinzing erneuern ließen
und das i. J. 1708 eine nochmalige Auffrischung erfuhr, wobei es seinen ursprüng-
lichen Charakter so gut wie ganz einbüßte. Es befand sich früher in der Kirche
„zwischen der weiber fenster vnd der gmein porthill"^^).
Nr. 14.
Marmorreliefs des früheren Taufsteins in der Stadtkirche zu Bayreuth. 1615.
in den oberen achteckigen Teil des in den Jahren 1871 und 1872 in pseudo-
gotischen Formen errichteten, mit grüner Ölfarbe angestrichenen Taufsteins sind acht
kleine Marmorreliefs eingelassen, die noch von dem früheren Taufstein herstammen.
Letzterer trug folgende Dedikations- Inschrift: „Zur Ehre Gottes, des Fürsten und
der Kirche, auch seiner und der Seinen Gedächtnisz hat dieses Ao. 161 5 machen
lassen M. Math. Chyträus, Past. und Superint., durch Hans Werner, Bildhauer" ^^).
Er trat an die Stelle des alten Taufsteins v. J. 1562, den man als altmodisch in der
neu hergerichteten Kirche nicht mehr sehen zu können glaubte. Er hatte acht-
eckige Grundrißform und besaß „einen großen Kessel in Vorbildern der Beschnei-
dung, Sündfluth, rothen Meer, Kelter und Teich Bethesda". Auf dem Deckel be-
58) Siehe die Beschreibung des Schlosses Henfenfeld vom Pfarrer Johann Georg Renner
V. J. 1644, S. 307-
59) Zeitschrift für Heimat- und Volicskunde „Deutsche Gaue", Bd. VII, S. 15-
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 13Q"
fanden sich die vier Kardinaltugenden: Glaube, Holfnung, Liebe und Geduld, so-
wie auch die vom 23. Mail6l5 datierte Dedikations-Inschrift. Unten herum waren die
vier Elemente mit biblischen Sprüchen, am Fuß die Bildnisse des Stifters und seiner
beiden Ehefrauen zu sehen '"^). Dem sei noch angefügt, daß sich nach freundlicher
Mitteilung des kgl. Kreisarchivs Bamberg in einem dort aufbewahrten Manuskript
aus dem 18. Jahrhundert „Extract aus denen Brandenburg. Geschichts- und
Historien-Calendern v. J. 1721 bis 1727" folgende, diesen Taufstein betreffende
Nachricht vorfindet: „Und damit das Gedächtnisz des Verfertigers dieses Steins
nicht vergehen möge, lieset man folgendes: Hannsz Werner, Bildhauer, 1615".
Zwar sind diese Reliefs nicht von hoher künstlerischer Bedeutung, doch müssen
sie zur Vervollständigung des Lebenswerkes unseres Meisters hier in Betracht gezogen
werden. Sie haben eine Breite von 25 cm bei einer Höhe von 30 cm. Wie gesagt,
es iiandelt sich um bescheidene Arbeiten, doch ist bei ihrer richtigen Würdigung
wohl im Auge zu behalten, daß sie aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang heraus-
gelöst und in einen anderen Körper eingegliedert sind, dessen Formen bei frag-
würdiger Echtheit den Geist einer ganz anderen Stilepoche atmen. Verständlich
sind sie eigentlich nur im Konnex mit dem früheren Taufstein, für den sie gewiß eine
zweck- und stilentsprechende Belebung bezeichneten, in dessen Gesamtrahmen sie
eine ganz andere Wirkung besaßen als heute. Faßt man sie so auf, so wird man
damit den rechten Maßstab für die Beurteilung der Fähigkeiten ihres Verfertigers
gewinnen, der doch kein schlechter Meister war!
Kommen wir nun zu den Reliefs selbst, so finden sich in ihnen folgende
Themata behandelt:
1. Die S ü n d f 1 u t. In wenig natürlicher Weise fluten die breit gezeich-
neten Wogen, die nach dem Hintergrund zu die plumpgeformte Arche tragen. Eine
Frau umklammert vorn rechts eine aus dem Wasser herausragende Felszinke. Dar-
über auf einem Felsvorsprung ein kniender Mann. Ganz oben in der Ecke, eine
Felsspitze umfasssend, eine Jungfrau. Vorn im Wasser sind die Köpfe Ertrinkender
sichtbar. Unmittelbar vor der Arche kämpft sich ein Pferd, einen Jüngling tragend,
durch die Wellen. Die Behandlungsweise dieses Reliefs ist eine sehr schematische.
Namentlich gilt dies von der Zeichnung des Wassers und der Felsen. Einige der
kleinen Köpfchen erfreuen durch gute Charakterisierung.
2. Der Durchgang durchs rote Meer. Vorn links mit wehen-
dem Mantel und in bewegter Haltung Moses, den Stab in der erhobenen Rechten.
Rechts neben ihm zwei Frauen, staunend die Hand an die Brust gelegt. Aus dem
Hintergrund schauen die bärtigen Köpfe seiner übrigen Begleiter hervor. Un-
mittelbar neben der vorderen Frau türmen sich die Wogen hoch empor, um Pharao
samt Roß und Reitern zu verschlingen. Die Komposition darf als eine leidlich
gute bezeichnet werden. Eine frische Bewegung durchzieht die Darstellung.
Gelungen im Ausdruck ist namentlich die kleine Figur des nach links schreitenden
Moses.
60) Nach Friedr. H. H o f m a n n, Die Stadtkirche in Bayreuth, Archiv für Geschichte
und Altertumskunde von Oberfranken, XXI. Bd., 3. Heft. S. 81—82, 85, 95. 97 u. 114; siehe
auch des gleichen Verfassers Arbeit „Bayreuth und seine Kunstdenkmale", München 1902, S. 19.
140 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
3. Die B e s c h n e i d u n g. Das dritte Relief bringt uns in sehr realisti-
scher Auffassung eine Darstellung der Beschneidung (Abb. 12). Vorn links sitzt mit
wallendem Bart der Hohepriester, den kleinen Jesusknaben vor sich auf den Knien
haltend. Vor ihm kniet der Rabbiner, die rituelle Handlung vornehmend. Scheinbar
widerstrebt der Knabe dem, was man an ihm vorzunehmen beabsichtigt. Hinter
dieser Gruppe steht die jugendliche Maria, die Hände ergebungsvoll über der Brust
gekreuzt, neben ihr Joseph. Auch Joachim und Anna sowie ein weiteres Ehepaar
wohnen dem Vorgang bei, den nach hinten zwei rundbogige Nischen mit darüber
befindlichem Kreisfenster abschließen. Bei diesem Relief ist die geschlossene Ein-
heit der Komposition und die weiche Behandlung der Gewandungen des Hohe-
priesters und des Rabbiners hervorzuheben. Trotz des kleinen Maßstabes ist den
Antlitzen meist eine sehr individuelle Durchbildung zuteil geworden.
Abb. 12. Hans Werner:
Relief vom früheren Taufstein in der Stadtkirche zu Bayreuth. 1615.
4. Christus als Kinderfreund. Nun folgt eine Illustration des
Spruches: „Lasset die Kindlein zu mir kommen!" Vorn in der Mitte sitzt Christus,
ein Kind auf dem Arm, ein zweites von links her kommendes segnend. Von rechts
und links bringen Frauen weitere Kinder herbei. Vorn rechts spielen zwei Knaben
zu den Füßen des Herrn. Hinter ihm sind vier weitere Figuren sichtbar, von denen
ein bärtiger Mann mit dem Finger nach rückwärts weist. Als Abschluß des Ganzen
dient eine Stoffdraperie. Von besonders großer Sorgfalt zeugt dieses Relief nicht,
doch kann ihm eine lebendige Gruppierung in der Szenerie nicht abgesprochen werden.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ.
141
Was von dem Durchgang durchs rote Meer gesagt wurde, gilt auch von dieser Tafel.
Ein frischer Zug durchweht die Darstellung.
5. Heilung des achtunddreißigjährigen Kranken. Der Vorgang spielt
in einer felsigen Landschaft, die in flotter Aphoristik angedeutet ist (Abb. 13). Die
Cäsur der Darstellung bildet die hoch aufgerichtete schlanke Figur des Herrn, der
dem vorn links über Felsblöcken sitzenden Kranken die Hand^^) auflegt. Die
Berührung führt die wunderbare Heilung unmittelbar herbei. Wir erkennen dies
daran, daß der Geheilte das Haupt emporrichtet und die Rechte ergebungsvoll
auf die Brust legt. Die Jünger, von denen vier sichtbar in die Erscheinung treten,
wohnen im Hintergrund links dem Vorgang bei. Unter den acht Darstellungen,
von denen hier die Rede ist, steht dieses Relief entschieden obenan. Die Figur des
Herrn ist durch eine vornehme Auffassung ausgezeichnet.
Abb. 13. Hans Werner:
Relief vom früheren Taufstein in der Stadtkirclie zu Bayreuth. 1615.
6. Christus in der Kelter. Das sechste Relief bringt eine in pro-
testantischen Kirchen nicht häufig begegnende Darstellung: Christus, das Kreuz
tragend, in der Kelter. Das Mühsame der Arbeit, der sich der Erlöser in symbo-
lischer Bedeutung unterzieht, ist in Miene und Bewegungen sinnvoll zum Aus-
druck gebracht. Der gewonnene Saft strömt vorn in ein untergestelltes Gefäß von
kelchartiger Form. Links seitlich der Kelter sind Weinstöcke mit daran hängenden
61) Diese ist samt dem Unterarm abgebrochen.
142 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
Trauben sichtbar. An Fleiß der Durchfülirung steht dieses Relief dem vorigen nicht
nach. Sein eigentlicher Wert aber ist in der Darstellung zu suchen® 2).
7. Die Auferstehung. Das Relief der Auferstehung ähnelt in etwa
dem an dem Grabmal in der Kirche zu Pommersfelden, ohne allerdings dessen stür-
mische Bewegtheit ganz zu erreichen. Die Wächter sind zu je zweien zu den Seiten
des mitten in das Bild hinein gestellten Sarkophags verteilt. Zwei von ihnen schlafen,
während die beiden anderen in größter Erregtheit aufwachen. Namentlich gilt
dies von dem Krieger vorn links, der gerade zu Speer und Schild gegriffen hat. Von
den Füßen des Auferstandenen entwickeln sich in diagonaler Richtung aufwärts
strebende Wolken. Kühn flattert der Mantel nach rückwärts. Der rechte Arm ist
mit mahnendem Zeigefinger erhoben, während die Linke die Kreuzfahne hält. Das
stürmische Temperament des Meisters hatte gerade hier Gelegenheit zu freier Ent-
faltung, und er hat sie nicht unbenutzt vorübergehen lassen.
8. Darstellung einer Taufe. Das achte Relief endlich bringt
uns die Darstellung einer wirklichen Taufe, wie sie dem damaligen protestantischen
Ritus entsprach. In technischer Beziehung ist auf diese Tafel große Sorgfalt
verwandt. Ihr Wert aber liegt in erster Linie auf kulturgeschichtlichem Gebiet.
Die Mitte des Bildes nimmt der achteckige Taufstein ein, über welchem von links
her der Geistliche das nackte Kind hält*^^), und zwar hat er es mit der Linken unter
dem Leib gefaßt, so daß es mit dem Gesicht nach unten gerichtet war. Hinter dem
Taufstein steht der Pate, bereit, das Kind entgegenzunehmen. Neben ihm rechts
eine Frau und im Hintergrunde fünf weitere Personen. Im Vordergrund rechts ist
die Hebamme damit beschäftigt, das Zeug für den Täufling zurecht zu legen. Die
Antlitze sind durchweg mit großer Schärfe behandelt. Es fehlt nicht an prägnanter
Charakteristik. Die Halskrausen sind mit Peinlichkeit durchgeführt. Die Figur
des Geistlichen läßt einen besonderen Fleiß in der Durchbildung erkennen. Viel-
leicht sollte in ihr der Stifter selbst dargestellt sein.
Als Material für die Reliefs ist ein weißlich-gelber Marmor verwandt, der
von grau-blauen Adern durchzogen ist.
Nr. 15.
Grabmonument des Wilhelm von Sireitberg und seiner Gemahlin Anna
in der Pfarrkirche zu Ahorn b. Coburg. 1616.
Nachdem dieses Grabmal durch Lehfeldt im Thüringischen Inventar®*) bereits
in eingehender Art beschrieben worden ist, kann ich mich hier auf seine künstlerische
Würdigung beschränken (Taf. XXXI I). Es ist in der Haupsache in feinkörnigem Zeiler
Sandstein gearbeitet. Der Kruzifixus und die Figur des Auferstandenen sind in
weißem Marmor ausgeführt, die Inschrifttafeln zum Teil in schwarzem Schiefer.
62) Abgebildet bei Friedr. H. H of m a n n, Bayreuth und seine Kunstdenkmale, München
1902, S. 19-
63) Der rechte Unterarm des Geistlichen und der Kopf des Kindes fehlen.
64) Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Heft XXXII, S. 389—392. Mit Abbildung
des Mittelstückes und des Aufsatzes (schlecht).
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseuni 1009.
Taf. XXXII.
L. K- e.^c.i ,■'- Nbg
Hans Werner:
Grabmonumenl des Wilhelm von Streitberg und seiner Gemahlin Anna
in der Pfarrkirche zu Ahorn b. Coburg. 1616.
VON DR. FRITZ TRAUGOTT SCHULZ. 143
Die Kosten für die Herstellung werden in der handschriftlichen Pfarrchronik auf
1500 fränkische Gulden angegeben. Auffällig ist der dort begegnende Zusatz „Hans
Werner von Macheraet (nicht Macheradt!) aus Nürnberg", für den ich eine
befriedigende Erklärung nicht beizubringen vermag. Möglicherweise ist Macheraet
nur nach dem Gehör geschrieben und etwa für Mechenried im Amtsgericht Haßfurt
oder Wachenroth im Amtsgericht Höchstadt a. d. Aisch falsch verstanden. Siehe im
übrigen S. 6.
Das Grabdenkmal ist eines der größten und prunkvollsten, die der Künstler
geschaffen. Schon das läßt es erklärlich erscheinen, daß er sich mehr als seither
der Beihilfe seines Schwiegersohnes Veit Dümpel aus Altenstein (bei Seßlach) be-
dientet^). Aber dessen Anteil kann kein geringer gewesen sein. Er muß sich auch
auf die künstlerische Durchführung des Grabdenkmals ausgedehnt haben,
sonst würde ihm kaum gestattet worden sein, seinen Namen neben dem des Hans
Werner, der für gewöhnlich allein zeichnet, anzubringen. An der linken Volute
des Mittelteils ist nämlich folgende Inschrift eingemeißelt: „ARTIFICES lOHANNES
WERNER NORICUS ET VITUS DVMPEL ALTENST: F." Jedoch dürfte es
ein schwieriges Unternehmen sein, wollte man den Anteil beider scharf gegenein-
ander abgrenzen. Die Idee kann doch wohl nur von einem von ihnen stammen.
Und da das Denkmal ganz den Geist Hans Werners atmet, so wird der Entwurf
auch von ihm herrühren. Aber von dem Entwurf bis zur Ausführung ist noch ein
weiter Weg. Er pflegt unter der Arbeit in vielen Dingen oft eine andere Gestalt
anzunehmen. Und gerade hier mag die Tätigkeit Veit Dümpels eingesetzt haben,
der in der Verfolgung der allgemeinen Richtlinien doch manches Eigene, Selbständige
hineinbrachte. Wo wir darum Zügen begegnen, die nicht direkt für Hans Werner
sprechen, werden wir getrost Veit Dümpel als den nach eigener Idee ausführenden
Teil betrachten können. Ich denke hier z. B. an die seitlichen Gruppen der Maria
mit dem Kinde und der Elisabeth mit dem jugendlichen Johannes, an die bei Hans
Werner in dieser Art sonst nicht begegnenden Fratzen an den Postamenten unter
diesen, an die den Hintergrundvorhang zu den Seiten der Mittelnische haltenden
Engel, an die Engelsfiguren an den Ecken des Unterbaues, der leider durch ein hohes,
ursprünglich nicht hierhergehöriges Gitter den Blicken teilweise entzogen wird, an
den marmornen Kruzifixus, an die Auf ersteh ungsgruppe, an die Fratzen an den Pi-
lastern zu den Seiten des Auferstandenen, an die beiden Putten über den Inschrift-
kränzen zu den Seiten des Aufsatzes nnd endlich an die das Ganze bekrönende Figur
der Liebe mit den Kindern.
65) Dieser fertigte auch i. J. 1628 die Statue des Herzogs Johann Kasimir an der Ecke
des Gymnasiums zu Coburg, und zwar anstelle einer solchen von Nicolaus Bergner. Ebendort,
S. 260—261, mit Abb. auf S. 259. Auch am Nürnberger Rathausneubau war er tätig. 1622 er-
hielt er für die Befestigung von Wage, Schwert und Spiegel an den Portalfiguren der Justitia und
Prudentia, sowie für Ergänzungen, die er an den Figuren über den Portalen vorzunehmen hatte,
10 Gulden. Vgl. Mummenhoff, Das Rathaus in Nürnberg, S. 136. Das sog. „Thürgericht",
ein Holzportal, das heute seine Stelle im Standesamtssaal hat, ist eine gemeinsame Arbeit von
ihm und dem Schreinermeister Hans Heinrich Abbeck. Es war ihnen um 300 fl., 3 fl- Trink-
geld und einen Thaler für das Firnissen angedingt worden. Siehe M u m m e n h o f f a. a. O.
S. 147 f. mit Abb. auf S. 146.
144 HANS WERNER, EIN BEITRAG Z. GESCH. D. PLASTIK D. DEUTSCH. SPÄTRENAISSANCE.
So bleibt denn noch genug übrig, was uns berechtigt, dieses Grabdenkmal
dem Werk Hans Werners einzugliedern. Ihm fallen zunächst die beiden Haupt-
figuren zu. Er hat sie in voller Lebensgröße dargestellt. Beide sind wohl pro-
portioniert und wirken darum im Verein mit dem Kostüm der Zeit etwas massig
und schwerfällig. Vortrefflich aber ist die Individualisierung des Gesichtsausdrucks.
Der Mann erscheint von gutmütigem Wesen, die Frau treuherzig und geistig hoch-
stehend. Künstlerisch schwächer sind die Söhne. Es ist ihm nicht gelungen, hier
das traditionelle Schematisieren der Antlitze ganz zu unterdrücken. Weit besser
geraten ist die Tochter, deren Antlitz dem der Muttei nachgebildet ist, doch ohne daß
die Ähnlichkeit direkt forciert erscheint. Die Einzelheiten der Gewandung verraten
die dem Künstler eigene Sorgfalt, die sich selbst auf die Spitzen an der Haube und
dem Halssaum der Frau erstreckt. Auch der Harnisch des Mannes ist peinlichst
durchgeführt. Es fehlt keine Schnalle und kein Scharnier da, wo man sie erwartet.
Diese peinliche, fast ängstliche Sorgfalt dehnt sich auch aus auf die grandios
komponierte Rückwand. Wir sind es vom Künstler gewohnt, daß er seine Werke
in klarer Weise gliedert. Auch hier ist dies der Fall, indem er im Dreiklang nach
oben strebt. Energisch sind die Doppelsäulen vorgestellt und über ihnen die oval
gestellten Inschrifttafeln mit den musizierenden Engeln aufgebaut. Aber ebenso
energisch schießt zwischen ihnen die breitere Mitte durch, die oben mit den Wappen
des Ehepaares nochmals heraustritt, um dann harmonisch zu enden. Das Kom-
positionstalent Hans Werners offenbart sich also auch hier in glänzender Art. Wir
müssen es bewundern.
Aber nicht minder bewundern müssen wir die reiche Einzelgliederung, die
der Künstler innerhalb dieser Hauptlinien unternommen. Das Auge findet keine
Ruhe, aber es ermüdet nicht, wird es doch immer wieder durch den straffen Zu-
sammenhalt in der Komposition, durch das Machtvolle des Aufbaues auf das Wesent-
liche des Ganzen hingelenkt. Mit gewohnter Schärfe sind die Kompositkapitäle der
Säulen, die zahlreichen Wappen mit ihren Helmzierden und heraldischen Laubwerken,
die plastischen Ornamentationen an den Sockeln der Säulen, die Glieder des Gebälks,
die Blätter an den Inschriftkränzen, die Muschel über dem Mittelteil, die oben über
der Auf ersteh ungsgruppe heraustretenden Wappen herausgemeißelt und geschnitten.
Hinzu kommen die vielen kleinen Figürchen, die das Ganze außerordentlich wohl-
tuend beleben.
Das Grabdenkmal ist eines der besten und reifsten des Meisters. Aber das
nicht allein. Es gehört auch zu den hervorragendsten Schöpfungen, welche die
deutsche Grabmalkunst zu Beginn des 17. Jahrhunderts hervorgebracht. Die Kunst-
geschichte wird an ihm in Zukunft nicht mehr achtlos vorübergehen können, ebenso
wie sie auch seinen Schöpfer wird berücksichtigen müssen!
-oOo-
DAS DENKMAL FÜR DEN KOSMOORAPHEN
MARTIN BEHAIM IN GESTALT EINES CHORLEÜCHTERS
VOM JAHRE 1519.
Von Dr. FRiTZ WITTE.
F. G. R a V e n s t e i n veröffentlichte vor Jahresfrist ein prächtiges Werk
über den Kosniographen und Seefahrer Martni Behaiin *). Am Schluß der Biographie
(S. 52) behandelt er in einem kurzen Kapitel auch die in Nürnberg einstmals vor-
handenen Erinnerungszeichen an den großen Sohn der Stadt und kommt bei dieser
Gelegenheit auf einen Kronleuchter zu sprechen, den der Sohn des Verstorbenen in
die St. Katharinenkir^he stiftete zum Andenken an seinen Vater. Der Kronleuchter
hing mitten im Chore in der Nähe der Wappentafel des Verstorbenen, welche
ganz im Schema der hundert anderen Tafeln die Inschrift trug : „1 507, Pfintztag nach
Jacobi (29. Juli) starb der gestreng und vest her Martin Beheim, Ritter im Kynck-
reich zu Portugal, dem gott gnedig sey." Von dem Leuchter berichtet Ravenstein
„It has been stated that they had been removed to the Germanic Museum, but I
failed to discover them there". Der Verfasser hat nicht genau zugesehen, sonst
hätte er den von ihm ziemlich genau beschriebenen Leuchter finden müssen, denn
er hängt dort, wohin er gehört, in der kleinen Kapelle neben der Kirche. Da er das
Erinnerungszeichen an einen großen Mann, den Konstrukteur des ersten Globus,
und zugleich auch kunsthistorisch von Wert ist, wollen wir ihm hier eine Besprechung
zuteil werden lassen.
Das ist auf den ersten Blick ersichtlich, daß wir nicht mehr den ganzen Leuchter
intakt vor uns haben, manch wichtiges Stück ist im Laufe der Jahrhunderte zweifel-
los verloren gegangen. Er besteht aus zwei sechseckigen, in einen Rahmen gefaßten
Holzplatten, die auf der unteren Seite bemalt sind und am Rande eine Inschrift in
schwarzen gotischen Minuskeln auf weißem Grunde haben. Die obere Platte schmückt
einen aufgesetzten in Metall getriebenen Kamm, die untere hat schlichte, rotpoly-
chromierte Kehlleisten. Die beiden Platten sind durch eine starke Eisenstange ver-
bunden, die in ihrer nüchternen Kahlheit sofort verrät, daß sie ursprünglich eine
Umhüllung, wahrscheinlich eine in Holz geschnittene Doppelmadonna mit Strahlen-
kranz gehabt hat. Außerdem gingen von der oberen Platte von kleinen Eisenhaken,
die heute noch in regelmäßigen Abständen im Rande stecken, Kettengehänge nach
unten, zu den über Eck gestellten quadratischen Lichtertellern über. Die Malereien
auf den beiden Holzplatten aber sind, weil gut geschützt, vorzüglich erhalten. Auf
der unteren Platte stehen, zwei Wappenschilder nebeneinander, die als Alliance-
wappen von einer Frauengestalt gehalten werden: links (oder heraldisch rechts)
1) E. G. Ravenstein, Martin Behaim, his life and his globe. London 1908.
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 1909. \Q
146 D. DENKMALF. D. KOSMOGRAPHEN MARTIN BEHAIM IN GESTALT EINES CHORLEUCHTERS V. J. 1519.
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VON FRITZ WITTE. 147
das Wappen Behaims mit dem seiner Mutter (Agnes, geb. Schopper), seiner Groß-
mutter väterlicherseits (Elisabeth Hirschvogel; hiervon auch die Helmzier genommen)
und seiner Großmutter von mütterlicher Seite (Ursula Muffel), rechts (oder heraldisch
links) die entsprechenden vier Wappen seiner Frau aus dem Geschlechte der Macedo
von den Azoreninseln. Behaim hatte nämlich nach seiner Übersiedelung zu den Azoren,
wo er einer flämischen Bruderschaft angehörte, die Tochter des Statthalters, Johanna
de Macedo, geheiratet. Oberhalb der Wappenschilde liegt ein Spruchband mit der
Aufschrift: „Desiderio te desideravi" (nicht, wie Ravenstein schreibt, desiderans de-
sideravi ore!). Wappen mit Helmdecke und Helmzier, wie vor allem die Wappen-
halterin, sind vortrefflich in den Raum hineinkomponiert und stehen auch farbig auf
dem blaugrauen Grunde äußerst gut. Der etwa 10 cm breite Rand führt die (teilweise
verstümmelte) Inschrift: „Serenissimi Portugalie Regis Martinus Beheimus miles. ? .
(nicht „auratus", wie bei Ravenstein) affricanos mauros fortiter .... debellavit
et ultra finem orbis terre ..." ich möchte weiter lesen „uxorem duxit", nicht
mit Ravenstein in „neuem" Latein: uxoravit. Die Inschrift erinnert an die Fahrt des
Martin Behaim an der Westküste Afrikas entlang, die er von Portugal aus machte,
die ihn fast bis an das Kap der guten Hoffnung führte und ihm nach seiner Rück-
kehr den Titel eines Ritters vom Christusorden eintrug.
Die obere Platte zeigt wiederum die gleiche Zusammenstellung der Wappen,
nur in starker Verkleinerung. Daneben knieen Martin Behaim in goldener Rüstung
und Waffenrock, mit langwallenden Haaren und seine Frau, die Johanna von Ma-
cedo, in reichem Brokatgew^and und Haube. Über dem Wappen in stilisierten Wolken
die Madonna mit dem Christuskinde, das der heil. Katharina den Ring ansteckt und
St. Barbara mit dem Kelch. Auf einem Spruchband zwischen den beiden Ehegatten
liest man die Worte: „In memoriam eius". Um den metallbeschlagenen Rand steht
die Inschrift: „ioanna capitanei portugalie regni filia insularum azorum Catheridum
(fälschlich für Cassiterides = Azoren) domini flandrie nove. uxor domini martini
Bohemi militis felix memoria".
Ob die heute an der unteren Platte angebrachten quadratischen Lichterschalen
die ursprünglichen sind, wage ich nicht zu entscheiden; ich möchte aber glauben,
daß sie ursprünglich kräftiger gebildet und, wie bereits gesagt, durch Kettengehänge
mit der oberen Platte verbunden waren.
Jedenfalls war es kein übler Gedanke, dem großen Toten ein solches Denkmal
in der Kirche zu stiften, nachdem es sich als unmöglich erwiesen hatte, seine Leiche
selbst nach Nürnberg zu überführen.
• ono-
10*
HANS BOLSTERERS MEDAILLE AUF PANKRAZ
BIDERMANN (1552).
Von THEODOR HAMPE.
Der vorstehend in Originalgröße abgebildete alte Bleiabguß einer Medaille auf
Pankraz Bidermann gehört den älteste Beständen der Medaillensammlung des
Germanischen Museums an. Offenbar ein Original der betreffenden Medaille, wohl
in Silber, findet sich auch bereits bei Imhof (Sammlung eines nürnbergischen Münz-
Cabinets I. Teil, 2. Abt. S. 698 unter Nr. 9), wie folgt, beschrieben:
„Eine einseitige Medaille, von Goldschmiedsarbeit, zwölfter Größe, auf Pancraz
Bidermann, ohne Jahrzahl.
Die Vorderseite zeigt das linksgekehrte Brustbild Pancraz Bidermanns im
Profil, in alter Kleidung nach damaliger Art, mit kurz geschnittenenen Haaren,
langem Spitzbarte, und einem Barett auf dem Haupte. Die oben rechter Hand
anfangende Umschrift heißt:
PANCRATS BIDERMANN IM ALTER LH @
Zu äußerst ist ringsherum ein von Blättern zusammengesetzter Zirkel.
Die Rückseite ist ganz leer."
Eine wichtige Tatsache bleibt indessen bei Imhof unerwähnt, sei es, daß sie
übersehen wurde oder aber, was wahrscheinlicher ist, daß die Beschreibung des ihm
vorliegenden Exemplars dieser seltenen und meines Wissens bisher nicht publizierten
Medaille sich mit obigen Angaben in der Tat erschöpfte. Unser gleichfalls einseitiger
Bleiabguß wenigstens ist am Armabschnitt sowohl bezeichnet als auch datiert. Er
trägt daselbst vertieft und zwar mitgegossen, nicht nachträglich eingraviert als
Signierung des Medailleurs HB diese Buchstaben und dazwischen das bekannte
hausmarkenähnliche Zeichen genau so, wie Erman *) solches auf den signierten
1) Adolf Erman, Deutsche Med.ailleure des 16. und 17- Jahrhunderts (1884) Seite 49-
VON THEODOR HAMPE, 149
Medaillen gesehen, nicht wie Julius Cahn ^) es auf anderen Stücken des gleichen
Meisters gefunden hat. Indessen sind von dem Zeichen nur die oberen zwei Drittel
deutlich zu erkennen. Durch zwei senkrechte Parallelstriche von dieser Signierung
getrennt folgt dann noch die Datierung: „At 1552."
Ich habe über den Medailleur HB, in dem die Forschung der letzten Jahre mit
immer größerer Sicherheit den Nürnberger Bildschnitzer Hans Bolsterer er-
kannt hat, im IV. Bande des von Ulrich Thieme und Felix Becker redigier-
ten Allgemeinen Lexikons der bildenden Künstler, der ziemlich gleichzeitig mit
diesem Hefte unserer „Mitteilungen" zur Ausgabe gelangen wird, kurz zusammen-
fassend gehandelt und kann mich hier wohl auf diese Ausführungen, die namentlich
die bisher über ihn bekannt gewordenen Lebensdaten verzeichnen, beziehen. Da-
nach gehört unsere Medaille auf Pankraz Bidermann der zweiten Nürnberger Periode
des Künstlers an, und einer nürnbergischen Familie des Namens wird vermutlich der
Dargestellte entstammen. Über eine solche lesen wir in einem im ganzen zuver-
lässige Nachrichten bietenden genealogischen Werke der Bibliothek des Germanischen
Museums ^), daß dies Geschlecht vor langen Jahren allhie gewohnt habe; „ist aber
schon vor geraumer Zeit abgestorben und wird Alters halber ihr Gedächtnuß (d. h.
Denkmäler der Familie) nicht viel gefunden. Seiz Bidermann ist ein Genannter
geweßen A. 1455 und 1502 gestorben"'*). Dazu bringt unsere Handschrift zwei
verschiedene V/appen der Nürnberger Bidermann: 1. Oberkörper eines bärtigen
Mannes in roter Gewandung mit weißem Kragen auf Silber und 2. von Silber und Rot
gespalten mit einer roten vierblätterigen Rosette mit grünen Kelchblättern auf dem
silbernen, einer silbernen vierblätterigen Rosette mit grünen Kelchblättern auf dem
roten Grunde. Es hat also wahrscheinlich vom 15. bis 17. Jahrhundert mehr als
eine Nürnberger Familie des Namens gegeben.
Den dargestellten Pankraz Bidermann in der Literatur, in Nürnberger Ur-
kunden oder Akten nachzuweisen, ist mir bisher nicht gelungen ^). Nach den An-
gaben der Medaille war er im Jahre 1500 geboren, könnte also ein Sohn, vielleicht
aber auch schon ein Enkel jenes Seiz Bidermann gewesen sein.
Unser alter, sicherlich noch dem 16. Jahrhundert entstammender Bleiguß
muß von einem delikat gearbeiteten Original, dem in Anbetracht der urkundlichen
Bezeichnung Bolsterers als Bildschnitzer oder auch Bildhauer wohl entweder ein
Buchsholzmodell oder ein Modell in Kehlheimerstein, Speckstein oder dergl. zugrunde
gelegen haben mag, genommen worden sein. Technisch auf das vorzüglichste aus-
geführt zeigt er alle hohen Vorzüge des bedeutenden Medailleurs: die Kraft und
2) J. Cahn in der Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens des städtischen
Historischen Museums in Frankfurt a. M. (1903) Seite 186 f.
3) Handschrift HR 146. 2° I. Band, l. Abteilung. Blatt 37:i. Die Handschrift, die
drei starke Folianten umfaßt, ist um 1700 geschrieben.
4) Vgl. auch Johann Ferdinand Roth, Verzeichnis aller Genannten des größeren Rats
(1802) Seite 36.
5) Für die Mitteilung, daß ein Pankraz B. in Frankfurt a. M. — Bolsterer hatte von
ca. 1546 bis 1551 in Frankfurt oder dessen Nähe gelebt und gearbeitet — nach dem dortigen
Bürgerbuch um 1552 nicht erscheine, der Vorname Pankraz in Frankfurt überhaupt nicht
vorkomme, vielmehr ostfränkisch sei, bin ich Herrn Dr. Julius Cahn in Frankfurt a. M.
zu Dank verbunden.
150 HANS BOLSTERERS MEDAILLE AUF PANKRAZ BIDERMANN.
Sicherheit des Vortrags, die sorgfältige Modellierung und dadurch erreichte starke
plastische Wirkung des lebensvoll und würdig zugleich charakterisierten Kopfes, den
unbeirrbaren Geschmack und Formensinn einer noch großen Zeit, der sich z. B. auch
in den schönen Typen der Umschrift offenbart.
Es wäre zu wünschen, daß die Veröffentlichung unseres Bleiabgusses die Ver-
anlassung würde, festzustellen, wo sich etwa noch Originale der Medaille auf Pankraz
Bidermann erhalten haben, und den Spuren des trefflichen Medailleurs und Bild
Schnitzers Hans Bolsterer weiterhin nachzugehen.
DIE SPRACHE DER MAGDALENA
UND DES BALTHASAR PAUMGARTNER IN IHREM
BRIEFWECHSEL.*)
Zur Geschichte der Nürnberger Mundart und zur nhd. Schriftsprache
im 16. Jahrhundert.
Von CARL KOCH.
Einleitung.
Im Jahre 1895 veröffentlichte Dr. G. St einh a usen in der Bibliothek des
hterarischen Vereins in Stuttgart den „Briefwechsel Balthasar Paumgartners
des jüngeren mit seiner Gattin Magdalena geb. Behaim (1582 — 1598)." Dazu
veranlaßte den Herausgeber der kulturhistorisch beachtenswerte Inhalt dieser Briefe,
durch die wir einen wertvollen Einblick in das damalige Leben einer angesehenen Kauf -
mannsfamilie gewinnen. Nicht geringer aber ist ihr Wert für den Sprachforscher,
An sich sind ja schon Briefe, die nicht für die Öffentlichkeit, sondern nur zum
Gedankenaustausch zwischen nahe stehenden Personen bestimmt sind, für die
Sprachgeschichte wertvoll, da sie manches Gut an volkstümlichen Worten und
Wendungen in sich bergen; aber hier tritt noch ein Weiteres hinzu, das gerade
die vollständige Veröffentlichung der Sammlung, die zunächst nicht im Sinne des
Herausgebers gelegen hatte, willkommen erscheinen läßt: der große sprachliche
Gegensatz der beiden Schreibenden. Auf ihrer Herkunft beruht dieser Gegensatz
natürlich nicht, beide waren gute Nürnberger und stammten aus altangesessenen
Nürnberger Familien.
Balthasar gehört dem angesehenen Geschlechte der Paumgartner an.^)
Sein Vater bekleidete seit 1551 das Amt eines Pflegers zu Altdorf. Wo er seine
erste Bildung erhalten hat, ist unbekannt; er wird entweder eine lateinische
Schule besucht haben oder noch eher in den Unterricht eines Schreib- und
Rechenmeisters gegangen sein, wie es gewöhnlich bei den zum Handel bestimmten
jungen Nürnbergern der Fall war.-) Hier mag er auch über die Elementarkennt-
nisse hinaus in den theoretischen Fächern nnterwiesen worden sein, die der
praktischen Ausbildung des Kaufmannes zu gründe liegen, im kaufmännischen
*) Verschiedentlich an uns ergangener Anregung folgend, werden wir künftig neben
der deutschen Kultur- und Kunstgeschichte auch der deutschen Literatur- und Sprachgeschichte
wieder größeren Raum in diesen „Mitteilungen" gewähren. Die vorliegende sprachgeschicht-
liche Untersuchung haben wir schon um deswillen aufnehmen zu sollen geglaubt, da ja die
Originalbriefe der zwischen Magdalena und Balthasar Paumgartner gepflogenen Korrespondenz
sich im Archive des Germanischen Museums befinden.
Die Schriftleitung.
1 ) Über B.'s und M.'s Leben vgl. die Bemerkungen in der Einleitung der Ausgabe S. Vif.
2) Vgl. die interessanten Ausführungen J. Kamanns in den Mitteilungen aus dem
german. Nationalmuseum Jg. 1894 S. 9ff.
152 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
Rechnen, in der Buchhaltung und Handelskorrespondenz. Dann scheint er seine
Vaterstadt verlassen zu haben, um in Lucca, wo Nürnberger Kaufleute ihre
Handelshäuser hatten, in die kaufmännische Lehre einzutreten. Denn in dem
Briefe an seinen Vater, der der Sammlung vorangestellt ist, klagt er über seine
ungewisse Lage; man wolle ihn nach Lucca schicken, aber mit welcher Condition,
habe man ihm nicht gesagt.^) Als er sich zehn Jahre später (1582) verlobt, ist
er schon selbständig. Seinen Haupthandel hat er in Lucca, besucht aber dazu
alljährlich die Frankfurter, einmal auch die Leipziger Messe.*)
Seine Braut Magdalena Behaim, die er im Anfange des Jahres 1583 als
seine Gattin heimführte, stammt aus dem bekannten Nürnberger Geschlechte der
Behaim, das nach dem Statut der , eiteren Herren' vom Jahre 1521 ,schon a.
1332 für alte geschlecht zugelassen erkennt, auch im alten rathsbüchlein be-
schriben gefunden worden sind'^). Magdalena ist eine echte Nürnbergerin und
noch mehr als ihr Gatte mit ihrer Vaterstadt verwachsen. Mit dem großen
Kreise ihrer Verwandten und Bekannten und der ihres Mannes unterhält sie einen
regen geselligen Verkehr, von dem sie in ihren Briefen viel zu erzählen weiß.
Für die kleinen Ereignisse in der Stadt zeigt sie stets eine lebhafte Teilnahme und
berichtet ihrem Manne getreulich die Neuigkeiten; namentlich sind ihr Familien-
ereignisse, Verlobungen, Heiraten, Kindtaufen wichtig. Weite und lange Reisen
wird sie auch kaum vor ihrer Verlobung gemacht haben; es lag nicht im Geiste
der Zeit, daß Frauen ihre Ausbildung draußen suchten, und zudem hätte sie doch
einmal in ihren Briefen davon gesprochen. Nur selten reist sie ihrem Manne
einmal entgegen, und von solcher Fahrt schreibt sie schon Wochen vorher wie
von einem großen Ereignis. Schulunterricht hat sie sicher genossen, wie es da-
mals auch bei Mädchen üblich war.'') Aber dieser wird sich wohl nur mit dem
Erlernen des Lesens und Schreibens, vielleicht auch des Rechnens befaßt haben. ')
In der Tat gewinnt der Leser der Briefe kaum den Eindruck, daß sie mehr als
Elementarunterricht genossen habe.
Sie weiß zwar infolge ihres lebhaften Temperamentes, ihres gewandten
Geistes und ihrer ebenso scharfen wie originellen Beobachtungsgabe ihren Briefen
einen viel ansprechenderen Inhalt zu geben als ihr Gatte, der, geistig weniger
3) Wenn B. wirklich 1601 im 38. Lebensjahre starb, so muß er, nach dem Datum
dieses Briefes zu urteilen, damals erst 9 Jahre alt gewesen sein; da das gewöhnliche Alter der
eintretenden Lehrlinge durchschnittlich 13 Jahre betrug, so ist entweder die eine oder die
andere Angabe falsch.
4) Die Strapazen, die in damaligen Zeiten mit so weiten Reisen verbunden waren,
dazu die sommerliche Hitze in Lucca beschleunigten ein Magenleiden, das ihn schon früh zu
Wasser- und Trinkkuren zwang, und so starb er schon 1601 (oder 1600).
5) Chron. 1 S. 216.
6) Als sich Kaiser Friedrich III. in der Kreuzwoche des Jahres 1481 wiederholt in
Nürnberg aufhielt, bewirtete er einmal gegen 4000 ,lerkneblein und maidlein' (Der Bericht ist
abgedruckt bei Joh. Müller S. 324 f.). Vergleicht man dazu die Einwohnerzahl Nürnbergs, die
im Jahre 1450 nach ziemlich sicherer Schätzung 20,219 Köpfe betrug, unter denen 6173 Kinder
waren (Chron. II S. 503, S. 320, 19), so gibt dies, selbst wenn unter den 4000 Schulkindern
auch die der näheren Umgegend eingerechnet sein sollten, für den damaligen Schulbesuch ein
sehr günstiges Zeugnis.
7) Vgl. Joh. Müller S. 328—335.
VON CARL KOCH. 153
regsam, über gewisse langweilige und sich stets wiederholende feste Redensarten
nie recht hinauskommt und nur selten seinen Worten eine gemütvolle Wärme zu ver-
leihen versteht. Aber in der Form steht sie ihrem Balthasar nach; inhaltliche Sprünge
sowie stilistische Mängel und syntaktische Fehler sind bei ihr nicht selten, sodaf3
auch das Verständnis manchmal darunter leiden muß. Der Hauptgrund der
Verschiedenheit ihrer Schreibung liegt aber tiefer, wenn er auch auf dem ver-
schiedenen Bildungsgange beruht : der Kaufmann Balthasar schreibt
die damals emporblühende süddeutsche Reichsschrift-
sprache ^), während Magdalena an der alten mundartlichen
Schriftsprache festhält.
B. hat seine Mundart sicher rein gesprochen, wenn er auch im geschäft-
lichen Verkehr, um sich leichter mit den Kauflustigen auf den Frankfurter und
Leipziger Messen verständigen zu können, seinen Dialekt gemildert haben wird.
Aber in seinen Briefen vermißt man völlig seine Mundart; vereinzelte Abirrungen
von der gemeinsprachlichen Norm sind so allgemeiner Natur, daß sie nur den
Oberdeutschen, nicht den Nürnberger verraten. Sein Beruf als Kaufmann zwang
ihn, sich die Gemeinsprache anzueignen, wie sie von den Kanzleien ausging und in
die Offizinen der Druckereien und die Schreibstuben der Kaufleute eindrang;
und da er, einem großen Handelsgeschäfte angehörend, eine große Correspondenz
unterhielt und oft lange Handelsberichte schreiben mußte, worüber er des öfteren
klagt, so kann man als gewiß annehmen, daß er die damalige Kaufmannssprache
gut beherrscht, in dieser Sprache schrieb er nun auch seine Privatbriefe — es
ist möglich, daß er sie auch wohl für feiner hielt als die oft grob mundartliche
Landessprache. Jedoch muß diese damals noch für durchaus natürlich und be-
rechtigt gegolten haben und in den Schulen noch gelehrt worden sein^), denn
sonst müßte sich doch schließlich etwa eine spöttische Bemerkung Balthasars
über Magdalenas oft curiose Schreibweise finden oder Magdalena hinwiederum
sich bemühen, Balthasar in seiner Sprache nachzuahmen. Aber das ist nicht der Fall.
M. geht in ihren Briefen durchaus ihre eigenen Wege. Für ihre mund-
artliche Schriftsprache muß man also die Schule verantwortlich machen; dazu
zwingt schon ihre für damalige Zeiten sehr konsequente Schreibung; aber wie
weit man die Schule für alle Erscheinungen ihrer Sprache in Anspruch nehmen
darf, das läßt sich nicht bestimmen. M. ist nun in eine von Nürnbergs Schulen
gegangen, sie sprach und hörte nur immer ihren Dialekt sprechen, i°) — die hd.
Schriftsprache existierte nur auf dem Papier; — dazu war sie literarisch kaum
8) Kluge V. Luther b. Lessing 1904 S. 36 f. .Diese Donausprache kennzeichnet sich
dadurch, daß der Unterschied von ei und ai, von uo und u, üe und «, ie und / stets einge
halten wird'.
9) Der Gedanke einer Gemeinsprache war damals überhaupt noch nicht gang und
gäbe. So weiü Fabritius in seinem .Büchlein gleichstimmender Wörter aber ungleichs Verstandes
1532 von keiner über den Mundarten stehenden allgemeinen Schriftsprache. Für ihn sind die
Dialekte berechtigt, soweit sie nicht über ein gewisses Maß hinausgehen (Ältere deutsche
Gramm, in Neudrucken I S. XVI).
10) Man vergleiche Brenners Bemerkung (S. öO): „Weniger (als der Bauer) vermögen
dies (ihren Dialekt zu mildern) die Weiberleute auf dem Lande, wenn sie auch vielleicht noch
lieber herrisch reden möchten '.
154 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
interessiert — denn davon müßten sich doch wenigstens Spuren in den Briefen
finden, — eine Trübung ihres Dialektes ist also nicht zu befürchten: darum
trage ich kein Bedenken, die Briefe Magdalenas für ein Denk-
mal Nürnberger Mundart aus alter Zeit zu halten. Natürlich ist
ihre Schriftsprache nicht ein getreues Abbild der von ihr gesprochenen Sprache,
denn das Schriftbild folgt stets nur langsam dem Werdegang der Sprache, die
es darstellt, und bleibt hinter ihrer Entwickelung zurück. Daher kann man
nicht erwarten, die letzten Lautwandlungen schon in der Schrift wiedergespiegelt
zu sehen. ^^)
Es ist also für die Geschichte der Nürnberger Mundart wichtig, die
Sprache in diesen Briefen einer genauen grammatischen Prüfung zu unterziehen,
um feststellen zu können, wie weit sich damals schon die Mundart entwickelt
hatte, bezw. wie weit sich ihre Entwickelung schon im Schriftbilde zeigt.
Dadurch wird namentlich die Frage der Chronologie der einzelnen Sprach-
erscheinungen gefördert. Vorliegende Arbeit sucht zur Lösung dieser Aufgabe
durch die Darstellung des Vokalismus beizutragen.
Das ist mir möglich geworden durch die jüngst erschienene vortreffliche
Grammatik der Nürnberger Mundart, die August Gebhardt unter Mitwirkung von
Otto Bremer in der Sammlung der Grammatiken deutscher Mundarten ^(Bd. VII)
im Jahre 1907 hat erscheinen lassen. Gemäß dem Plane dieser Sammlung be-
handelt der Verfasser nur die lebende Mundart; eine historische Bearbeitung
ist also weder versucht noch überhaupt beabsichtigt. Ein reiches Wortmaterial
ist mit großem Geschick zusammengetragen und verwertet worden, die Laut- und
Wortlehre mit Sorgfalt und Umsicht zusammengestellt. Somit erfüllt die Gram-
matik ihren Zweck, auch den, der den Nürnberger Dialekt nicht kennt, mit
seinen Eigentümlichkeiten vertraut zu machen.
Bei dem Vergleich zwischen dem Vokalismus in der Sprache Magdalenas
und in der heutigen bin ich zu folgenden hauptsächlichen Resultaten gekommen: ^2)
Die Einwirkung der Nasale auf vorhergehenden Vokal, Brechung der nicht ge-
dehnten Vokale vor /--j-Consonant, Entrundung — drei Faktoren, die auf die
Sonderentwickelung der Mundart großen Einfluß ausgeübt haben — sind damals
schon in Geltung gewesen und kommen deutlich in der Schrift zum Ausdruck;
ebenso sind die Vokale in nebentoniger Stellung weitgehend geschwächt oder
abgefallen und ausgestoßen. Im einzelnen stehen die mhd. kurzen Vokale dem
heutigen Lautwert am nächsten. Dagegen ist die Diphthongierung der mhd.
langen Vokale ä, e, ö, die Stürzung der Diphthonge ie und uo, die Mono-
phthongierung von ei und ou noch gar nicht durchgeführt oder überhaupt zu be-
legen (höchstens bei ei w. s.). Außerdem enthalten die Briefe noch viele
interessante Einzelheiten, die eine möglichst eingehende Behandlung rechtfertigen.
11) So ist es für einige Laute schon jetzt gewiß, daß sie im 16. Jhdt. der heutigen
Aussprache näher standen, als die Schriftzeichen verraten: für mhd. ä, uo, ei. Für ä und uo
gilt die Bemerkung Wolfs (s. u.), für ei kommen andere Briefbücher in Betracht, die in den
.Mitteilungen des Vereins für Geschichte Nürnbergs' H. 3, 1881 und in den , Mitteilungen aus
dem german. Nationalmuseum' Jg. 1894 veröffentlicht sind.
12) Vgl. den Rückblick.
VON CARL KOCH. 1 55
Um aber zugleich auch dem Leser einen Überblick zu gewähren über
die gewaltigen Unterschiede, die damals noch die Landessprachen von der Gemein-
sprache trennen und darum auch das langsame Vordringen der letzteren erklären,
habe ich die Sprache Balthasars jedesmal in Vergleich gezogen. Damit glaube
ich auch einen Beitrag zur süddeutschen Reichsschriftsprache im 16. Jahrhundert
gegeben zu haben.
Außer Gebhardts Grammatik habe ich die einschlägige Literatur nach
Kräften benutzt; leider stand mir für die Geschichte der Nürnberger Mundart
nur wenig zu Gebote. Die Grammatiker des 16. Jhdts. lassen uns in mundart-
lichen Fragen fast völlig im Stich. Für Nürnberg speziell kenne ich nur eine
Beobachtung des Hieron. Wolf, die Gebhardt ausreichend verwertet hat. ^3) Für
Balthasars Sprache erhalten wir manchen willkommenen Aufschluß über die ge-
meine Sprachnorm dieser Zeit; vor allem habe ich die Grammatiken des Laur.
Albertus (1573), Alb. Ölinger (1573), Joh. Clajus (1578) herangezogen.
Zur Form der Darstellung mögen folgende Bemerkungen genügen:
1. Bei der Festsetzung des Vokalbestandes habe ich an der alten Ein-
teilung nach der Herkunft der Vokale festgehalten; jedoch sind im Rückblick die
Lauterscheinungen nach ihrem Zusammenhang geordnet.
2. Ein Wort wird nach Seite und Zeile zitiert (Zeilenzähler).
3. Das Material zu merkwürdigen Lauterscheinungen ist möglichst voll-
ständig beigebracht, jedoch sind alle Belegstellen, da sie meist zwecklos sind,
nur in wenigen Fällen aufgeführt. Bei Wörtern, die sehr oft vorkommen, habe
ich nach den angeführten Stellen ein o. (oft) oder u. ö. (und öfter) beigefügt.
4. Der erste Brief Balthasars an seinen Vater, den er zehn Jahre vor
seiner Verlobung schrieb, weicht in ein paar Schreibungen ab, die ich besonders
vermerkt habe mit dem Zeichen (Br. No. la!).
5. Des öfteren habe ich die beiden ersten Briefe Magdalenas besonders
herangezogen, da ich gerade diese für sehr sorgfältig geschrieben halte. Dafür
sprechen mehrere Gründe: Briefe No. 4 und 5 fallen in die erste Zeit der Ver-
lobung (vgl. Brief No. 1 Paumgartners 4, 27 ff.: das ich ein preüttigam, wayß
allhie niemand dann die gantze stad; des glückhwünschens khein ende; die Ver-
lobung fällt also vor seine Reise nach Lucca, wohin seine Braut die ersten
Briefe schickte); da ist es natürlich, daß die Schreiberin sich bemüht, möglichst
gut mit ihren Briefen vor ihrem Bräutigam zu bestehen. Zudem sind beide an
Feiertagen geschrieben, der erste am ersten Weihnachtstage, der zweite am Neu-
jahrstage, wo sie also reichlich freie Zeit hatte. Daß sie sich auch redlich mit
dem Schreiben geplagt hat, geht aus der Bemerkung hervor: und weist mit
meinem gar besen krumen schreiben und kindichsen vergut haben (17, 13), wo
13) Da Gebhardt ein genaues Zitat nicht gebracht hat, möge die betr. Stelle hier
ihren Platz finden: Crassissima tarnen quaeque vitia vitentur: nee (scribant) Norici matreni
ftnouter' aut Jacobulum ,gouckald' (Hieron. Wolf: de Orthographia Germanica ac potius sue-
vica nostrate als Anhang zu institutionum grammaticarum Joannis Rivii Atthendorn. libri octo;
z. Teil abgedruckt in Germania Bd. I S. 160). Daß mit dieser Bezeichnung die Einwohner
von Nürnberg gemeint sind, geht zunächst aus den Ausführungen S. Meisterlins (Chron. III
S. 187 ff.) hervor, wo der Name der Stadt mit dem der Noriker in Verbindung gebracht wird
Sodann sind diese Lautübergänge gerade für die Oberpfalz charakteristisch (Whd. b. Gr. §119}.
156 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
sie sich wegen ihres Schreibens entschuldigt, aber nicht die Eile als Grund an-
gibt, wie es doch später bei ihr oft geschah (vgl. 32, 8; 40, 1; 71,22; 79,33;
85,3; 251,4 u. a.). Bei einem Fehler fügt sie sofort hinzu: verzei mir das un-
recht schreiben (19, 11).
5. Gegenüber dieser Genauigkeit in den ersten beiden Briefen stehen
später öfters offenbare Fehler und Verschreibungen, wie es in Briefen, bei denen
doch der Inhalt die Hauptsache ist, leicht vorkommt, zumal wenn die Eile die
Feder regierte; diese habe ich außer acht gelassen.
6. Abkürzungen:
Albertus, Clajus. Ölinger. Deutsche Grammatiken = Ältere deutsche
Grammatiken in Neudrucken hrsg. v. John Meier Bd. III, II, IV 1894—97.
V. Bah der. Grundlagen des neuhochdeutschen Lautsystems. Straßburg 1890.
Brenner. Mundarten und Schriftsprache in Baiern. Bamberg 1890.
Chron. Chroniken der deutschen Städte: Nürnberg Bd. 1—3, 10, 11.
Frommann. Versuch einer grammatischen Darstellung der Sprache Hans Sachs.
Nürnberg 1878 (Programm).
G. Grammatik der Nürnberger Mundart von Gebhardt. Leipzig 1907.
Grimm Wb. Grimm, deutsches Wörterbuch. 1852 ff. >
James. Die starken Präterita in den Werken von Hans Sachs. München 1894
(Dissertation).
Mayer. Die Orthographie des Hans Sachs. Cöln-Nippes 1904 (Programm). '
Joh. Müller. Quellenschriften und Geschichte des deutsch-sprachlichen Unter-
richtes bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. 1882.
Schmellerb. Wb. Bayrisches Wörterbuch. Neue Ausgabe v. Frommann, 1868—77.
Shumway. Das ablautende Verbum bei Hans Sachs. Göttingen 1894 (Dissertation).
Whd. b. Gr. Weinhold, bairische Grammatik. Berlin 1867.
Whd. mhd, Gr. Weinhold, mhd. Grammatik. 3. Auflage Berlin 1883.
W. Gr. Deutsche Grammatik von W. Wilmanns. Straßburg I 2. Auflage 1897
II 1896 III, 1 1906 III, 2 1909.
Die Anregung zu der vorliegenden Arbeit erhielt ich von Herrn Geh.
Regierungsrat Professor Dr. W. Wilmanns, der mir auch bei der Ausführung
jederzeit bereitwilligst mit seinem Rate zur Seite stand. Es ist mir eine ehren-
volle Pflicht, auch an dieser Stelle meinem hochverehrten Lehrer für sein Wohl-
wollen und seine [liebenswürdige Unterstützung meinen wärmsten Dank auszu-
sprechen.
VON CARL KOCH. 157
Der Vokalismus.
1. Die mhd. kurzen Vokale.
Mhd. ä.
M. ;^\ i Mhd. a hat sich in den Briefen der Magdalena Paumgartner teils er-
halten, teils ist es, der allgemeinen Neigung des Bairischen zur Verdumpfung
folgend, in bestimmten Grenzen vor folgendem Nasal zu o geworden. Die
Verteilung von a und o stellt sich folgendermaßen dar:
1. In geschlossener Silbe steht 0 statt a vor Nasalen regelmäßig in mhd.
einsilbigen Wörtern und in Zusammensetzungen mit diesen; sobald diese aber
in der Flexion ihre Einsilbigkeit verlieren, tritt wieder regelrechtes a ein.
Dieser Vokalwandel, der auffallend streng durchgeführt ist, hat also statt in
zwei Fällen:
a) Das betreffende Wort schließt im Mhd. auf m oder n : ^)
ich, er kon 15,28; 16, 22; 79, 34; oft, Ausnahme 124, 15; du konst 31,5; 184,14;
194, 31; 270, 6. — Die Piäterlti kom und nom:'^) kom 31, 17; 230, 14; 241, 23; nom
19, 13; 180, 1; 242, 1; einmal num 197, 18. — mon-. 1. Subst.: 58, 9; 136, 4; 194, 27;
aber mansperson 213, 7 (Gen.), in Zusammensetzungen: edelmon 180, 10; 250, 2'^ für mon
30, 36: 31,35; 32, 9 ietermon 18, 18; 194, 16 Saurmon 37, 23 Sidelmon 172, 7 zinier-
mon 82, 21; 2. Pron.: 14, 34 u. s. f., sehr oft gebraucht; Ausnahmen nur 31, 14; 132, 30.
Dazu ist noch zu rechnen iemiind und niemand, da das rf erst spät angetreten ist; hier ist
o in der nebentonigen Silbe zu u verdumpft oder verflüchtigt: Belege s. § 23; statt u
steht e^): 68, 2. — on, om-. Da mhd. ane, namentlich als Präposition, oft unbetont ist, hat
es sein e früh verloren (G. § 130, 7). Jedoch kommen neben on und om vielleicht ebenso
oft an und am vor, ohne daß sich ein Grund für diesen Wechsel erkennen ließe. Und
zwar stehen be^de Formen als Adverb, Partikel und Präposition, z. B. dron daran 65, 25;
174, 23; 183, 28; 226, 26 wolon 32, 6, onfong 11, 29 neben anfang 276, 28. ondrefen 57,
21 neben andreffen 163, 37, Präp. on 11, 37; 253, 30; 254, 26, 27; 275, 33 om 77, 35;
276, 7 an 15, 13, 31; 16, 12; 18, 1; 19, 15, 16 am 17, 18; 19, 10. — zon-stirer Zahn-
stocher 207, 19.
A n m. 1. In wan ist ausnahmslos a erhalten, weil das Wort im Mhd. wanne
lautet: 15, 33; 16, 4; 19, 2 und öfter; ebenso dan mhd. danne lli, 1; 183, 12; 241, 17.
b) Das betreffende Wort schließt im Mhd. auf Nasal -{- Consonant :
«) Substantiva: donck U, 4; 31, 11, 13; 39, 13; 74, 21: 77, 34; 79, 29; 93,10;
197, 13; 228, 13; 253, 5; 254, 19; 255, 11 u. ö.; dagegen hat das Verbum dancken (15,
1) Vgl. Whd. b. Gr. § 22.
2) H. Sichs hat meistens nam und vereinzelt, gewöhnlich nur im Reim, /////// und
nom, kam und selteneres kom (James S. 56, 57).
3) Vgl. Whd. b. Gr. § 13.
158 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
21) nie o, trotzdem ich danck 89. 28; 151, 37; 240, 1; 252, 35 infolge der apokopierten
Aussprache dem Substantiv gleicht. So sagt z. B. die Schreiberin Got dem kern sei donck
11, 34, aber Got sey danckt 32, 16. Jedoch steht zweimal in dieser häufig gebrauchten
Formel danck 93, 8; 139, 21, so daß die Annahme wenigstens naheliegt, der Schreiberin
habe danckt vorgeschwebt, sie habe aber nur danck geschrieben. — onfong 11, 29, aber auch
anfang 276, 28 (Dat.). kirchgong 230, 13 neben abgang 101, 9 ausgang 167, 10. hond:
vor der hond 143. 24 uberhond 74, 31, aber richtig zu handen 19, 31; 37, 35; 40, 15;
hondschlag 70, 26; 71, 17; 127, 2; 133, 24; 139, 34; 142, 26; 143, 35; 150, 2; 220, 8
hondbeck 155, 28; 164, 16; 242, 2, einmal handpeck 152. 7, hondheb 242, 6, hondwerck
19, 9. umbhong 253, 18; 270, 18, 19 virhong 155, 30; 164, 19. 25. -kronz 71, 16.
lond 250,24; 270, 20, 23 londgut 135,5 Niderlond 164, 15; 180, 10 welschslond 164, 15;
Ausnahmen 39, 25; 93, 19. prond 140, 15. stond 70, 25 zustondt 134, 17. tonz 19,
14; 133, 29; 136, 19, daneben danz 144, 5 (Dat.); das Verbum heißt stets tanzen: 19,
17; 37, 25; 132, 23. gewond 197, 31.
ß) Adjektiva: gonz 195, 5; 242, 2; öfters steht auch ganz 17, 6; 18, 10; 82, 13;
210, 29. Sobald gonz flektiert wird, steht immer a als Stammvokal: 36, 21; 63, 29; 89,
31; 124, 10; 237, 26. — kronk 38, 34; 75, 12; 142, 12; 207, 26, 34; 210, 28; 211, 11.
Das flektierte Adjektiv lautet aber kranck -: z. B. krancks 90, 2. Auch hat kranckheit
135, 14; 165, 23; 233, 3 krancket 217, 1 a beibehalten, da kranck in der Zusammen-
setzung mit -heit seinen selbständigen Charakter eingebüßt hat*). — long ist besonders merk-
würdig. Das unflektierte Adjektiv, das mhd. lanc lautet, hat nach der aufgestellten Regel
0. Sämtliche Belege: 19, 16; 40, 9; 66, 16; 74, 25; 83, 28; 89, 23; 95, 27; 105, 4; 135,
2; 141, 33, 34; 169, 20; 194, 31; 207, 26, 34; 210, 27; 240, 18; 246, 22; 250, 2. Aus-
nahmen: 14, 16; 137, 4; 143, 1; 172, 18; 235, 1. Das flektierte Adjektiv hat natürlich
a als Stammvokal: 50, 18; 105, 2; 124, 13; 137, 5; 151, 19; 210, 14; 212, 3; 230, 10
(der lang f lax). Das Adverb, das mhd. lange lautet, hat an sämtlichen Stellen der Briefe
durch die Neigung der Mundarten mhd. e zu apokopieren (G. § 148, 26) sein Endungs-^
verloren; aber trotzdem lautet das Adverb stets lang, nie long. Sämtliche Belege: 14, 22
63, 35; 64, 33; 82, 27; 93, 15; 99,24; 132, 18; 139, 33; 142, 13; 143, 18; 144, 13; 169, 6
197, 13; 219 4; 220, 9; 230, 24, 35; 235, 1; 240, 11; 254, 25; 255, 7; 263, 34; 264, 1
280, 14; 281, 8. Die strenge Scheidung zwischen mhd. einsilbigem und zweisilbigem Wort
tritt hier besonders scharf hervor und beweist klar, daß ein phonetischer Unterschied sich
herausgebildet haben mußte, der die Schreiberin so genau zwischen long mhd. lanc und
lang mhd. lange scheiden ließ. Die Ausnahmen bei dem unflektierten Adjektiv finden
wohl ihre Erklärung in dem erstarkenden Einfluß der flektierten Formen (G. § 130, 3). —
longsam 193, 31; 246, 23. langweil 184, 9 und langweilig 14, 25, 29; 139, 16; 220, 9;
230, 12 sind eine späte Komposition von lange und weile^); longweilig nur 18, 15. long-
wirig 124, 22 neben langwirig 134, 19; 252, 34. longzotet 194, 32. — verwand 234, 17.
y) Verbum: ich fonde Praet. (mit unechtem e) 50 36.
Anm. 2. and in andwort 263, 27 beandworten 239,34 ist zwar einsilbig, aber schon
im Ahd. als selbständiges Wort erloschen ß).
2. In offener Silbe ist o in mhd. manen und name eingedrungen:
monen'') Inf. 91, 30; 117, 27; 167, 16; 227, 18 ich mone 117, 14; 121, 12 er, sie
mond 141, 31; 165, 1; 172, 12 ermond Part. 141, 21; nome 16, 31.
Anm. 3. o in sogen 82, 18 ( ?), mon sogt 32, 15, ober 255, 17 ist gegenüber der
erdrückenden Mehrheit der Formen mit a bedeutungslos.
3. Alle übrigen Wörter oder Wortformen, die im Mhd. nicht einsilbig
sind, haben ihren Stammvokal bewahrt, auch wenn sie im Mhd, zu Einsilbern
geworden sind:
4) Vgl. W. Gr. 1 1 § 289 f.
5) Vgl. Grimm Wb., Sanders Wb. unter lang 2 d und weile.
6) Vgl. W. Gr. 11 § 91a.
7) ermonen ist im 14.— 17. s. im Bair. Regel, Whd. b. Gr. § 22.
VON CARL KOCH. 159
and (mir thut and) 40, 9; 183, 19; 263, 34 = mhd. ande (mir tuot ande), angst
und pang (machen) 124, 23 = mhd. angest und bange, FranckJorit2,Si, 31 u. ö. = Francken-
furt^), Hans 91, 31 u. ö. ist Kürzung a.us Johannes, sand 220, 3; 276, 8= mhd. sancte
sante hit. sandus; empfangen 13, 21; 18, 8 u. ö. vergangen 15, 18, 19; 74, 2ö; 93, 7;
98, 23; 252, 30; 262, 21 handelspriefe 141, 17 kandel 242, 5 mandel 164, 14 u. a.
Anm. 4. Den oben entwickelten Regeln widersprechen die je einmal belegten mongel
253, 12 und gefangen 250, 30 und sind wohl als Schreibfehler anzusehen. Denn neben
diesen stehen die regelmäßig gebildeten gemangelt V-xxi. 15,3; 64,1; 160,32 und gefangen
196, 14; 199, 18; 255, 8. Außerdem stehen sie im Widerspruch zu gleichlautenden Wörtern
(s. 0.).
So ist also der höchst interessante Wechsel von a und o in betonter
Silbe vor folgendem Nasal durchaus regelmäßig, wenn man von wenigen Aus-
nahmen absieht.^). Ein Vergleich mit dem heutigen Nürnberger Dialekt lehrt
Folgendes: In mhd. offenen Silben und mhd. einsilbigen Wörtern ist der
Stammvokal gedehnt worden (G. § 123, 130), an die Stelle von ä tritt dann
unabhängig von folgendem Konsonanten ö (G. § 54). Da nun in den Briefen
Magdalenas o ebenfalls nur in mhd. offener Silbe und in mhd. einsilbigen
Wörtern a verdrängt hat, so scheint mir die Annahme sehr wahrscheinlich,
daß dieser Vokaltausch an die Dehnung des Stammvokals gebunden war.
also 0 für gedehntes a eintrat. Wenn o aber nur vor Nasalen erscheint, so
ist hierin die verdumpfende Wirkung der Nasale auf vorangehenden Vokal zu
erkennen. Die Stellung vor Nasal ist daher vielleicht der Ausgangspunkt, von
dem aus sich o in gedehnter Silbe weiter verbreitet hat.
B. Von diesem Vokaltausch weiß Balthasar Paumgartner nichts; er hat stets das
ursprüngliche a in allen Stellungen bewahrt:
ich, er kan 41, 9; 158, 3; 202, 31 fuhrman 35, 18; 113, 24 man Pron. 3, 30; 7. 6;
0. danck 73, 1; 79, 9; o. landrichtter 284, 24, 26 landständte 284, 16 langsam 21, 37;
mahnen Bei. § 37 an Praep. u. Part. Bei. § 37 u. a.
M. §2. In vor- oder nachtoniger Silbe erscheint bei M. an Stelle von a
meist e, in einigen Fällen (vor /) o:
holender 13, 21; 16, 12; 18, 24; 134, 31, Sebolt (G. §112, 3c) 172, 23; 27^, 8 nebert
Sebelt 100, 2 und Schalt 220, 3, triebsol 108, 31; Ceser 48, 31; 49, 8 grausemen Dat. PI.
mhd. grusam 210, ^Q Jeremies 205, 34 Kasper 211, 1 Madies 199, 18 testemend >>i:-,, 11;
133, 5; 199, 11 neben testamend 78, 4; 133, 10. Auch in den Briefunterschriften, die
nach damaliger Sitte den vollen Namen der Absenderin tragen, ist diese recht volkstüm-
liche Schreibung durchaus nicht vermieden: Balteser 19, 29; 37, 32, 33; 40, 12; 71, 24
(G. § 151, 1), sonst meist Balthaser 51, 24; 60, 31; 68, 10 u. s. f., Madelene 59, 6 Made-
lena 17, 21; 19, 28; 32, 24; 37, 32; 40, 12 Madalena 49, 21; 165, 6, in den späteren Briefen
meist Magdalena: 175, 27 u. s. f.
B. Bei B. herrscht wiederum nur die reguläre a-Schreibung der Schriftsprache:
Z. B. calender 3, 24; 6, 21 Balthasar in allen Briefunterschriften, Cesar 34, 18;
35, 3 Caspar 54, 17; 55, 6 testamentt 80, 34.
M. §3. Der Umlaut von a erscheint bei M. unvermindert da, wo er auch im
Mhd. erscheint, und wird durch e wiedergegeben:
Z. B. gefeng 175, 22 feser PI. 184, 11 holendichs 172, 14 lenger Comp. 174, 31 es
schlecht es schlägt 81, 29 wegen PI. v. wagen 217, 10; 263, 21. Neben arbeitt 174, 8 u. ö.
8) Vgl. Ulman Stromer (= Chroniken deutscher Städte Bd. I) 27, 1.
9) Bei H. Sachs regelt sich die o-Schreibung nach denselben Normen; nebenher geht
die a-Schreibung der Schriftsprache (vgl. Mayer).
160 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
Steht erbet 37, 14; 106, 26; 171, 35 entsprechend mhd. arbeit und erbeit^% Merta Martin
(Bei. § 19) hat volkstümHchen Umlaut (G. § 330, b).
e steht auch in den Wörtern, in denen heute ö gilt:
ergezen 15, 31; 10.5, 5 lefel 50, 27 schrefpen 110, 2; 126, 28 gebelb Gewölbe 201,4;
280, 14.
Dagegen erscheint ö neben e in holt und wollen:
er höht 213, 13 neben helt 175, 10; mM. wellen: ") Inf. wein 48,9; 101,15; 260, 5
wöln 179, 31; 212, 14 woln 194, 22. Der Plural zu \ch, er wil 14, 4; 16, 30; 75, 2 du
wilt^^) 117, 26; 149, 30; 201, 5; 275, 31 wilst 16, 26 (?) lautet: wir, sie wel(n) 48, 20;
63, 38; 82, 19; 108, 9 wol(n) 14, 13; 107, 32; 194, 19; 237, 28; Conj. Praes.: ich, er wel
14, 26; 38, 33; 68, 8; 70, 20; 260, 5 wol(e} 67, 19, 21; 277, 18 du wel(e)st 16, 8; 37,
12 (2X); 126, 35; 210, 18 wölst 126. 34 wolst 19, 4; 74, 19 er wöl(e) 132, 14; 188, 35.
In wellen gehen also die alten ^-Formen neben den jüngeren ö-Formen
her, während heute nur die ö-Formen gelten (G. §381, 5). Aber in Bayern
behauptet sich noch jetzt wellen neben wollen. ^^) Wöln ist aus wein ge-
flossen wie höltt aus helt, wobei wohl die folgende Liquide von Einfluß
gewesen sein mag.^*)
Anm. 1. Ich füge hier die Part. Praet. an, die analog dem heutigen Dialekt ihren
Rückumlaut aufgegeben haben (G. § 400): behend 58, 30 gehend 144, 8 gemecht 51, 3
verprend 238, 20 gewend 14, 23; 18, 15, aber genand 150, 12. geweit 74, 25; 101, 2
neben gewolt 247, 5, heute gwolt (G. a. a. O.)
Anm. 2. heben st v. hat in Übereinstimmung mit der Mundart zwei Partizipial-
formen gehoben und gehebt (G. § 398): gehoben 199, 23 gehebt 172, 7; 174, 25 (trotz ver-
schiedener Form gleiche Bedeutung: aus der Taufe gehoben); überhoben 197, 25 angehebt
142, 10; 184, 4.
/, ie steht in drei Fällen vor folgendem /'-[-Cons. statt Umlaut-^ ^^):
fiertig^^) mhd. vertic 96,3 neben leichtfertig 133,12, die wirm'^'^) mhd. werme 132,
21 wiermen^'^) 212, 24.
B. Gegenüber der einfachen Umlautbezeichnung in Magdalenas Briefen kennt
Balthasar drei Zeichen e, ä, äe, die er unterschiedslos in denselben Wörtern
gebraucht; bei der Aufführung der Belege sind die eingeklammerten Zahlen
die Stellen, in denen das betreffende Wort mit ä geschrieben ist:
äerger Comp. 116, 8; 209, 10 (8, 21; 146, 34) häend PI. 278, 10 hend 10, 14; 12,
29; 221,15 (Dat. zu hannden 3,16) häendler'llh, 15 {\hl,?>V) ßrhäeng(e) 232, 10 (45, 9)
färheng 68, 20 umhänge 45, 6 käeltt 157, 34; 278, 11, 32 (8, 29) er läest 173, 6; 222,
30; 281, 24 (148, 20; 282, 34) er lest 43, 28 rahttschläeg PL 283, 20 (52, 31) schmecken
35, 17; 42, 11 schmücken 69, 23 väetterlich 266, 3 (153, 4) wärmen 236, 1 widerwerttigkeitt
53, 20 widerwärttig 214, 12.
10) Vgl. W. Gr. 1 § 199 Anm. 3, G. § 57, 3.
11) W. Gr. III, 1. S. 36: „Franck (ZfdA. 25, 221) hat den Nachweis geführt, daß die
^-Formen nicht, wie man früher annahm, e, sondern umgelautetes e haben. Sie gehören
also zu einem Verbum got. waljan, ahd. wellen, das sich in der Bedeutung , wählen' als
regelmäßiges schwaches Verbum bis heute erhalten hat (PBb. 9, 564 f)."
12) „Das junge willst finde ich zuerst im 16. Jhdt." Whd. b. Gr. § 335. Heute
gilt wilst im Nb. (G. § 381, 5).
13) Whd. b. Gr. § .335, Schmeller b. Wb. II 886.
14) W. Gr. 1 § 230..
15) Über den Umfang der sogenannten .Brechung' im heutigen Nb. vgl. G. § 158 f,
wo diese Erscheinung im Zusammenhang behandelt ist. Im Bair. ist sie verbreitet (Whd.
b. Gr. § 18). / als Brechungsvokal findet sich auch bei H. Sachs (Mayer S. 9).
16) Ein zweites Beispiel bei Schmeller b. Wb. 1 761.
17) Vgl. Schmeller b. Wb. II 1000.
VON CARL KOCH, 161
Statt Umlaut-^ hat B. in einigen Wörtern das nhd. ö:^'^)
ergötzen 34. 24 neben ergetzen 232, 14, löeffel 27, 5; 187, 28; 279, 7 löfel 78, 25
schöepfen 214, 12 gewöelb 102, 16, aber leschen 43, 35; 63, 4 schrepfen 281, 26 Wehrdt^^)
nom. prop. alid. wand 150, 25, 31.
Mhd. wellen erscheint nur als wollen :
Inf. wollen 23, 23; 27, 9; 266, 14; o. Der Plural zu ic/i will 5, 20; o.: wir, sie
wollen 7, 32; 109, 14; 256, 15; Conj.: ich, er wöelle 11, 11; 112, 37; 116, 11 wolle 6, 1,
35; 5, 9; 8, 25 du wollest 2, 7, 24; 5, 26; 146, 8.
Anm. 3. Der Rückumlaut ist im Part. Praet. meist aufgegeben: gebrentt 187, 18
gekhennd 42, 24 erkhennd 55, 14 neben gekand 55, 24, benend 119, 10 neben genandtt
188, 8. gewollt ö, 15; 11, 36; 43, 8.
Anm. 4. heben bildet ein schwaches Part. Praet.: überhebtt 203, 4; 204, 9 iinver-
hebtt 54, 34.
Mhd. e.
lA § 4. Betontes mhd. e ist bei M. erhalten; vor /--[-Cons. ist einmal Brechung
des Vokals zu erkennen:
gefierneist 49, 5; 84, 14 neben geferneist 99, 32; 100, 35, aber nur schmerz 166, 3
vertig vorjährig 65, 2.
In unbetonter Silbe hat M. der Mundart entsprechend e weitgehend
abfallen lassen oder ausgestoßen. Ob aber / in hirein als Vorstufe der Aus-
stoßung bezw. als Folge unsicherer Aussprache bei schwacher Betonung an-
zusehen ist, oder ob hier Brechung vorliegt, ist mir zweifelhaft.
hirein 1.5, 20; 137, 28; 138, 5 hierein 166, 11 neben herein 15, 6; 137, 26, 28 und
rein 198, 1 (G. §95,1).
Grob mundartlich ist die Schwächung der mhd. Endung -en zu -a; heute
treffen wir diesen Lautwandel nur nach Vokal und Nasal (G. § 95, 2 d y), er
muß aber früher eine weitere Verbreitung gehabt haben (G. § 95 Anm. 9).
In den Briefen steht er nach m in:
hama mhd. hamme Schinken PI. 275, .36 Acc. Sg. 167, 17; 184, 34, sonia Samen
277. 5; 280, 23, 28 neben somen 276, 29, schbama Dat. mhd swam, swamme 280, 10
neben schbamen Acc. 280, 6 und schbam Acc. 280, 9, Sitna Simon (zu *Simen geschwächt)
82, 21 suma Summe 64, 18; nach n in: aurhana Acc. Auerhahn 277, 2; nach mhd.
rh m./ora PI. mhd. forhe Forelle 235. 6, ebenso foralust 235, 4; nach /in: helfapein
Elfenbein 255, 1; nach ck in: Franckaland 93,19, Schlackawalt 71, 5 neben Schlacken-
walt 174, 22, werckaiag (?) 201, 6; außerdem in: kuzsa Kutsche 241, 33 und Schbarza-
pruck 241, 20. Vgl. § 19: -a < -en < -tn.
B. Bei B. sind als Ausnahmen von der regulären Schreibung äe statt e und /, ü
in mhd. wehsei zu verzeichnen:
geschwäer mhd. geswer 278, 19 neben erschweren mhd. swern 122, 17. käecklich
279, 13 neben kecklich 63, 6 mhd. kec. wixl 2. 20 wiixl 2, 19; 185, 30; aufwüxl 182, 22.
Mhd. /.
M. § 5. 1 Mhd l hat M. außer vor r durchweg durch / oder seltener durch y
wiedergegeben, ie ist an Stelle von / höchst selten anzutreffen.
ich, es blib Con). Praet. 204, 32; 240, 33 du blibst 230, 34 bliben Part. 217, 20 dir
15, 5 dyr 15.5, 24 diser 14, 6; o. dismal 172, 17 dysmal 165, 17 znfriden 196, 19 glid
18) W. Gr. I 230; v. Bahder S. 168 fl.
19) Vgl. Schmeller b. Wb. II 988.
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. lOOQ. H
162 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
37, 16; 85, 28 begrifen 156, 34 hitz 105, 28; 106, 12, 16 iget Schauessen, in der Form
eines Igels zubereitet 277, 14 ygel 40, 4 ingedenck 39, 13; 167, 16 ir 15, 1 yr 144, 36
ires Gen. Sg. 15, 30 im Acc. Sg. 16, 6 ist 13, 23 yst 273, 19 lidern ledern 217, 15 Liehen
liegen 49, 26 geschiden 172, 1 verschiden 151, 31; 169, 3 geschriben 14, 17; 174, 20
spilleutt \11, 31 gespilschaß 15, 2 digcla Tiegel 85, 35 wider 172, 2 ^w« 16, 5 ungewis
240, 34 gezihen 228, 21 ziv//- 149, 13. — ie st. / habe ich nur in vielZi, 17; 160, 33 und
diese 160, 31 gegenüber sonstigen vil und diser gefunden.
Die 1. Sg. Präs. Ind. hat analog dem heutigen Dialekt (G. § 378, 3)
altes / durchweg bewahrt, nur ist vor r-j-Cons. e eingetreten.
ich brich 150, .35 befil 37, 29 vergis 17, 16; 166, 26; 234, 16 nim 14, 25; 75, 16;
141, 27 erschrick 49, 25 sich sehe 58, 3; 234, 36 und sy .58, 2; 110, 2; 149, 7 (ich sehe
166, 23 ist Conj.), aber ich sterb 14, 19 wer werde 58, 2; 59, 3 oder w^r/ 79, 35.
Anm. 1. Singuläres ich wiertl6Q,b ist wohl nur unter Einfluß des vorhergehenden
wiert 3. Sg. entstanden,
Anm. 2. Neben £•/- //§■/ erscheinen die Formen leid und leut, die der kontrahierten
mhd. Form entstammen; im heutigen Nb. nicht mehr lebendig (G. § 70 Anm. 2). Ebenso
mo« geit.
er leid 38, 38 leut 194, 23; 228, 15 neben ligt 104, 19; 141, 38, mon geif^^) mhd.
^^7 121, 10.
2. So selten also sonst ie an Stelle von altem \ tritt, so häufig fast
wird dem / vor r-l-Cons. e angehängt^^); ufid daß M. diese Schreibung durch-
aus für richtig hielt, läßt sie in den beiden ersten Briefen erkennen, wo sie
eine Vermischung von / und ie sonst gänzlich vermeidet, aber vor r-j-Cons.
mehrere Male ie schreibt, e statt / in dieser Stellung findet sich in kerba.
ier mhd. irre 83, 9; HO, 8, kierge Kirche 273, 26 und kirgengelt 273, 27, schierm
37, 30 und schirm\^,\^\ 251, 10, -geschier mhd. geschirre%\, 21 Ind. Praes. von werden:
du wierst 1.5, 26; 16, 16; 18, 21, 29; 31, 18; 127, 4; 199, 20 u. ö. neben wirst 16, 24;
18, 15; 175, 8; 194, 12, 14 u. ö. er wiert 18, 30; 31, 4, 12,26; 36,30; 48,27; 63,27,38;
72, 12; 133, 8, 10, 11, 12 u. ö. wirt 100, 5, 1,5, 34; 104, 22; 194, 13; 197, 27; 198, 5
u. ö. seltener wir 155, 21; 218, 17; 227, 5; -wiertich würdig 178, 2 es wierckt 82, 34 ( .?)
neben gewircktt Part. 195, 7, -wierd Wirt 37, 34; 189, 7 wiertt PI. 140, 23 wiertin 83, 1 wierz-
haus 135, 32 neben -wirt 40,15 wirzhaus 189,5; 227,9; 240,33. —e statt ursprünglichem
i ist auch durch Brechung entstanden in kerba mhd. kirchwlhe 236, 29 (vgl. 34, 18). Diese
eigentümliche Lautform ist im heutigen Nb. noch lebendig (G. § 150, 3), auch in Schwaben
verbreitet als kirbe'^'^).
Anm. 3. Wenn -pirn Plur. 99, 28; 101, 20; 107, 2; 184, 16 keine Brechung auf-
weist, so erklärt sich das aus der mhd. Form bir Sg., die wohl auch noch die Schreiberin
gesprochen hat (heute ausgestorben G. § 130 Ale N)^^). Man dürfte also pirn nicht in
pirnen'^*), sondern in piren auflösen.
B. Bei der Verteilung von / und ie verfährt B. anders. Er schließt sich der
nhd. Schriftsprache an und bezeichnet gedehntes / mit ie im Gegensatz zu
erhaltener Kürze, für die er einfaches / oder seltener y setzt, ie ist also nur
Zeichen der Länge.
20) Auch bei Sachs (v. Bahder S. 35).
21) Whd. b. Gr. §90 hat dieselbe Schreibung seit dem 12. Jhdt. in Hss. u. Urkunden,
besonders im 14. Jhdt. und namentlich vor r und h gefunden.
22) Kaufmann, Geschichte der schwäbischen Mundart, Straßburg 1890. S. 113; kürbe
im Anfang des Simplicissimus.
23) Auch Schmeller b. Wb. I 279f. weist noch durch die Aussprache die mhd, einsilbige
Form nach.
24) Das n in unserer , Birne' gehört eigentlich der Flexion an (Kluge Wb.).
VUN LAKL KOCH.
163
über ie als Dehnungszeichen s. § 33. /, y: hitz 214, 3; 215, 28 u. hytz 43, 5, ge-
ritten 113, 32, 35 u. gerytten 27, 7; 145, 21, wirtt (53, 17; Ol, 14 u. wyrtt 36, 7; 38, 19.
/ ist in der 1. Sg. Präs. Ind. erhalten:
ich befillhe 62, 12 gib 25, 31 vergisse 109, 10 hilffe 264, 37 ysse 147, 38 liege 3, 6
«/////; 1. 211; 7, 1; 8, 28; 80, 32 sihe 97, 35; 203, 23.
Der Übergang von / zu //, der in dieser Zeit nicht selten ist^''), beruht
auf der Annäherung, die sich in den od. Mundarten zwischen / und // schon
damals vollzogen hatte:
gebiirg 62, 27, 34; 147, 36; 214, 31 fidtz 97, 30 hiitz 179, 11; 231, 31; 278, 29
hitz, hytz s. <>. mar Pron. 24, 25 sonst mir, gewiiest G, 26 gewiist 76, 36; 112, 24 gewisi
91, G nihd. gewist und gewest (M. hat nur gewiist 70, 36; 101, 10; 229, 23), aber noch
geschryfflwyrdig l."i7, 19.
Mhd. ö.
M. § 6. Mhd. 0 ist in M.s Briefen durchweg erhalten, aber vor m wie im
heutigen Dialekt zu u geworden (G. § 163, d)^^):
breidigum mhd. briutegome 13, 19 u. s. f. (B. preiittigam 4, 27; 6, 5; 10, 30; o.)
hiimen Inf. 14, 10, 21; 16, 11, 24, 33; o. kamen Part. 16, 33; 111, 13; 192, 37; o. ab-
kumener Q.Qm\^. 167, 5 Conj.: da kämest 263, 6 er kam 138, 3; 177, 35; 192, 37: 197,30,
bekäme 219, 6 zukäme 19, 29; 37, 33 wir kamen 174, 9; genumen Part. 16, 13; 197, 30;
263, 14 (flekt.) vernamen Part. 13, 22; 14, 7; 18, 8 Pamersfeln 197, 23. — Vereinzelte
Ausnahme ist herauskomen Part. 137, 3.
Regelmäßig steht o z. B. in:
enpotten 228, 4 gefloen 233, 21 befoln 17, 19; 19, S) forcht Subst. 196, 9 verschboln
verschwollen 89, 35 gesofen 82, 17 (dagegen a bei G. § 60, 3) gestorben 16, 34 getrofen
134, 2G woln Subst. Wolle 195, 7, 9, 10 (vgl. G. § 63, 1).
In ,hie ist er auf Fartt zu zugetV 229, 17 ist zagen Part. Schreifehler, wohl durch
die beiden vorangehenden M veranlaßt; sonst steht Part, zogen: auf Altorff za zogen 213, 20
überzogen 121, 8; 167, 8 -zogen 217, 5; 218, 1.
Anm. aber statt oder 143, 21; 194, 13 beruht nicht auf lautlichen Vorgängen; diese
Vertauschung ist heute noch durchaus im Gebrauch (G. § 374, 4).
B. hat dagegen mhd. ö auch vor m bewahrt.
kommen Inf. 2, 19; 4, 6; 94, 25; 0. (ge)kommen Part. 1, 15; 4, 9; 94, 9; 130, 9;
o. Conj. z. B. er- komme 2, 27. genohmmen 118, 18 vernohmmen 6, 33; 7, 15; 9, 3; o.
\n forchtt 203, 35; 222, 24; 224, 34 ist noch mhd. o gegenüber nhd. u erhalten.
M. § 7. Der Umlaut, der bei M. fast stets bezeichnet ist, wird durch zwei
Zeichen e und ö (öe), von denen das erste vielleicht gerade so beliebt ist
wie das zweite, wiedergegeben-"):
Der Conj. zu ich dorft Ind. 16, 32; 201, 3 lautet: derft 39, 26; .50, 20 (ohne Um-
laut 262,27) derfst 264, 5 u. ö. derften 65, 5; Part, derft 50, 29 und dorft 2^y2, 29. getlich
18, 1 neben göttlich 197, 9, kegin Köchin 85, 35 neben kögin 50, 28; 152, 14 und
köegin 38, 33, der Conj. zu ich mocht 82, 8: mecht 14, 7 mechst 64, 27 mechten 65, 1;
Part, gemecht 51, 3. peslein Posse 58, 27, 28 röckla 200, 36 reckla 211, 20 dechter 172,
16 döchter 277, 15 und tochter PI. 135, "^ fegtl PI. 175, 22 wolff PI. 219, 27; 227, 13.
B. bezeichnet den Umlaut nur durch ö oder öe, gibt also der Entrundung
keinen Raum:
böegen PI. mhd. böge 214, 10 Cöeln 36, 3 göettlich 153, 20; 220,34 göttlich 62, 12,
Jöerg 43, 7 sonst %\t\% Jörg 154, 9, Conj. ich möegtt 112, 38 ich möchtt 2, 11; 12 2. er-
25) V. Bahder S. ISOff., Whd. b. Gr. § 33: ü st. / seit dem 16. Jhdt., W. Gr. I 231.
26) G. sagt ,vor Nasal', bringt aber nur Belege für m.
27) Entrundung ist in Bayern verbreitet (vgl. G. § 177).
11*
164 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
öeffnen 163, 1 öeffter 243, 14 söelch 61, 22 neben soelch 52, 22; 60, 34; 146, 19; 153,
11; 162, 20 und solch 5, 21; 6, 32: o. sorglich 274, 6 vöellig 248, 22; zu wolfayl"^^) 21,
30; 160, 10; 239, 8; 245, 7: wöelfler Comp. 43, 30. wölfler 272, 10 wölfelst Sup. 94, 28
wöelflong Subst. 131, 11; wöelff(e) PI. 215, 17, 19; 244, 18 gewönglich 118, 8; 258, 17,
22; 267, 24.
Anm. soelch, das neben söelch und solch vorkommt, wird mit Umlaut zu
sprechen, 29) oe also wie in boeß troestlich (§ 17) die Bezeichnung von umgelautetem o sein.
Der Conj. Prät. zu därffen 3, 6; 203, 5; 262, 2 lautet durch Form-
übertragung ich dürfft 56, 9 neben er bedörfft l, 18 (Br. Nr. 1 a!), das
Part, bedärfft mhd. bedorft 278, 7; 21, 22 (.?).
Mhd. ü.
M. § 8. Mhd. u hat M. ihrer Mundart gemäß in der Regel bewahrt, auch wo
jetzt im Hd. o gilt, also namentlich vor Nasalen (G. § 63, 1):
rfra/n^Stück 142, 19 ich gund Ind. gönnte 230, 16 ich kum Ind. 19, 15; 51, 18;
229, 14 (Ausnahme ich kom 74, 20) da kamst 163, 33; 164, 17 er kampt 13, 30; 19, 9;
175, 7; 219, 23; 227, 35 u. ö. {kimpt § 10) ich kand^^) 14, 31 er kund 82, 8 gesparten
164, 8 sumer 125, 2; 180, 11; 212, 20 sun Soh» 16, 19; 172, 6; 199, 22; 240, 28 sander
Adj. 172, 4; 184, 26 Adv. 18, 17 u. ö. sanderlich 107, 24 sane Sonne 206, 14 sundag
19, 9, 10; 172, 6; 179, 25 besanen 99, 21; 247, 5 sunst 172, 17; 193, 19 gewunen 70, 10;
207, 2; 273, 27. Ebenso vergiilt(en) vergoldet (Part, mit Rückumlaut) 207, 19 drucken
trocken 30, 32 aasdruckenst, du dich 219, 10.
Dagegen tritt, wieder abweichend von der jetzigen Schriftsprache und
wieder übereinstimmend mit dem Nürnberger Dialekt (G. § 63, 2), vor /--[-Cons.
gewöhnlich o ein; seltener steht u:
porg in Augsporg 16, 23; 31, 32; 98, 32; 236, 35 Amborg 31, 32; 150, 13; 217
25 Regensporg 206, 1 Salzborg 175, 12 Schunporg 138, 3 Wirzporck 229, 17 u. ö. da-
neben parg 125, 7 Purgtan 138, 3 Miltepurg 30, 36 Neubarg 161, 4 u. 5 Wirzparg 99,
27, porger 251, 2 porgermeister 31, 19; 58, 22, 23; geburttstag 50, 23; 218, 14 dorg
durch 50, 15; 67, 11; 172, 9 u. ö. hindorg 136, 12 dorgaus 65, 20; 144, 2 üTm/'s/ 107, 22
(aber es dierst § 10) Franckfort 37, 26; 184, 32; 263, 22 u. ö. aber Furtt 183, 11; 263,
17, korz 03, 36; 241, 25 aber kurz 51, 21; 164, 3; 197, 19, porgieren 165, 28; 197, 8
aber purgieren 104, 20, thurn Turm 136, 17, Ursel 138, 31 er wur Ind. wurde 155, 4 and-
wort mhd. andwurt 263, 27 Walborgy 39, 3.
Vor ungedecktem r erscheint o in nor nur -^newaere:
nor z. B. 205, 29; 210, 32; 226, 31.
Neben -ung kommt -Ing vor, das auch heute üblich ist (G. § 144, 4 a):
meining 255, 15 neben meiming 184, 16. zeitting 213, 3; 250, 10 neben zeyttung
199, 17; 220, 5; 250, 34; 263, 31.
B. Wesentlich anders verfährt B. Er gibt vor Nasalen den md. 3^) ö-Formen
weiten Raum, mehr als die jetzige Schriftsprache, indem er sie nicht
28) Über wolfayl s. § 25.
29) G. § 359, 5 läßt die Frage offen, ob mhd. söllcher neben solcher für Nb. anzu-
erkennen sei. Für Bayern ist solcher von Schmeller b. Wb. 1 1 267 verzeichnet.
30) M. kennt nur die altbair. w- Formen (Whd. b. Gr. § 329), während im Nb. die
neueren o-Formen durchgedrungen sind.
31) Wie V. Bahder S. 186 ff. nachgewiesen hat.
VON CARL KOCH. 165
nur vor labialem und dentalem Nasal braucht, sondern auch vor
dem gutturalen 32).
Vor m gilt o in fronib 103, 2G; lüO, 6; 131, 20 sonimer 158, 22; 221, 36 aber
summet 231, 31. Ausgleicii an die o-Formen des Verbums hat mitgewirkt in: ich komme
3, 2; 97, 35 komb 248, 38 du kompst 1, 28; 9, 15; 209, 27 er komptt 12, 21; 22, 3;
61, 20; 202, 28 kombtt 91, 3, 7; 159, 31. — Vor n, nn, n -{■ Cons. steht o überein-
stimmend mit der jetzigen Sprache in son, söhn 3, 14; 147, 6; 170, 15; 224, 27 sonn(e)
215,30; 222, 1; 235, 33 sontag 6, 29; 7, 28; 23, 19; 89, 10; o. besonnen 112, 27; 248, 13
gewonnen 5, 35; 56, 9; 221, 23. Ferner in sonder Adj. 214, 30; 249, 13 sonder Präp.
33, 10; 76, 26; 214, 25; 225, 35 besonder Adj. 223, 4 sonnderlich 7, 6; 145, 25; 214, 6;
215, 29 sondern 8, 23 sonst 5, 6; 6, 32; 9, 19; 27, 14; o. — Abweichend vom Nhd. in
fonden Part. 35, 8; 43, 5; 122, 18; 168, 16; 208, 27; 274, 21 empfanden 258, 31; 278, 8
-khonnfft -Icunft 21, 1, 34; 23, 37; 222, 36; 231, 23; 266, 8, 15 u. ö. khonnffäg 76, 32.
— Verhältnismäßig seltener erscheint ii: bninnen 153, 15; 265, 15, 22 gebrunnen Part.
190, 29 gewannen 12, 16; 245, 31 gebunden 60, 9; 261, 13 blunder 129, 19: 162, 27
funnden Part. 21, 2 gesund 3, 31 u. ö, grund 231, 24. — Vor dem gutturalen Nasal be-
hauptet tt sich besser; o kommt nur vor ng vor, wo ^ vermutlich schon dem vorangehenden
Nasal assimiliert wurde. Besonders verbreitet ist o in dem Suffix -ung: -ong 4, 3, 4
8, 16, 22; 24, 20; 94, 35; 115, 23; 187, 10, 11; 203, 23; 256, 1, 9; o. -ongen PI. 153,13
261, 16; 262, 4; 282, 33. u behauptet sich, wenn die Stammsilbe o hatte: hoffnung^,lQ
41, 7; 46, 28; 170, 22; 248, 5; o. zuvorkommung 146, 34 lohsung 267, 20 Ordnung 2, 3
33, 11; 62, 31; 271, 23; 270, 3. Sonst sehr selten: z. B. 1, 31 (Br. Nr. la!); 146. 9
266, 5. — Neben y««^ 21, 25; 24, 10; 176, 14, 30 Vommi jong vor 56, 16; 74, 2. Sonst
gilt u: hunger 148, 2, 3 mich dunckt 5, 34; 159, 24 bedanckt 248, 36 du sunckest^^)
4, 19 trunck 202, 7; 208, 34 gedrunckenn 44, 2. — In trucken 248, 1; 251 30 und aus-
trucknen 119, 7; 278, 28 ist altes u bewahrt geblieben.
Je häufiger in B.s Briefen o vor Nasalen ist, um so mehr fällt auf, daß
0 vor /--j-Cons. fast ganz fehlt:
Er schreibt es nach gemeinem md. Gebrauch in Franckfortt 98, 6; 101, 30; 102,30;
261, 5; 279, 6 neben Franckfurtt 34, 11 und in anttwortt 225, 25 anttwortten 23, 7, 22,
die nach wori umgebildet sind^*). Dagegen u in durch 4, 6: 5, 3; o. nohttdurfft 68,21;
215, 13 kurtz 55, 4; 163, 18 Augspurg 5. 1; 23, 36; 255, 34 Würtzburg 101, 34 bnrger
267, 8, 11, 19, 21; purgirn 208, 22; 264, 30.
Über ue = u s. l?>?> Anm. 2.
M. ^9. Der Umlaut 3^) erscheint in den Briefen M.s nicht überall, wo man ihn
erwarten sollte oder könnte, sei es daß sie ihn nicht sprach oder unbe-
zeichnet iieß^'^). So ist er in wünschen nie, in über und vor ck nur selten
bezeichnet. Ich führe die Belege in alphabetischer Ordnung an und bezeichne
die Wörter, die auch mit Umlautsbezeichnung vorkommen, mit *:
32) Über nhd. o (ö) statt mhd. u (ü): v. Bahder S. 186 ff. und W. Gr. 1 225. Das
Verhalten der Grammatiker hat v. Bahder a. a. O. charakterisiert. So sagt Ölinger: ,o
et u Sic ö et ü plerunque ante m vel n indifferenter utimur, ut from vel frum,
främmer yt\ frömmer, Son vel Sun etc.' (S. 18); Albertus: .etiam <? et a inter se permu-
tantur — ut /rom et frum, Son et Sun, kommen et kummen. Alterum tarnen altero
usitatius est' (S. 14).
33) Ausgleich an die a-pormen des Si;. in du befandest 208, 21; 220, 32.
34) W. Gr. 1 225.
35) V. Bahder S. 199, W. Gr. 1 204.
36) Der Widerstand gegen den «-Umlaut liegt tief im bair. Dialekte iWhd. b. Gr.
§ 29); in Nb. ist Umlaut sehr oft unterblieben (G. § 63, 1).
166 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
druckt Part, gedrückt 85, 31 duncken 105, 2; 121, 5; 137. 4; 180, 2 *flus Flüsse =
Rheuma 126, 82; 127, 26 fürst 217, 18 PI. 233, 8 "gluck^'') 100, 29; 184, 21; 220, 6
^glücklich 117,8; 275,6 *gluckselig 13, 32; 17, 35 vergunen Inf. 108, 1 er gun Opt. gönne
64, 23 ich gunet Opt. gönnte 127, 10 sy gunden Opt. 149, 1 es hufpt^) hüpft 58, 4 der
*yunger Jüngere 275, 32 *yungst Adv. 228, 7 kiichen^^) Küche 263, 36 *kunftig 132, 12
du niiigst Opt. mögest 212,16 (daneben miege Opt. möge 48, 13 mit singulärer /^-Schreibung
und Inf. megen 15, 12; 241, 35) *muglich 263, 15 segmnl Sägemühle 137, 25 *mundlich
149, 35; 160, 30 *-nus PI. Nüsse 107, 1 ■pruck'^\. Herspruck 50, 34; 75, 3; 217, 19, 20
Schbarzapruck 241, 2(i. genickt 169, 2 geschbulen Opt. Prät. von mhd. swellen 119, 8
stuck^^) 195, 5; 197, 30; 219. 32 stuckla 172, 9; 260, 3 erstucken anstücken 211, 24 sun
Söhne 71, 4; 174, 25 sund Sünde 220, 11 Hhur Tür 106, 32; 227, 25 *turck Türke
177, 25, 27 ubel^'^) 105, 1; 124, 18; 195, 6; 263, 2 übler Comp. 111, 14 *uber^^) 16, 10;
18, 23; 217, 19, 20 u. ö. uuber 246, 19 überwinden 111, 30; 210, 31 uberzberg 217, 16
übermorgen 127, 25 *uberich übrig 180, 4; 218, 5 *wules wollenes mhd. wullin 193, 3
wunchsen**) 13, 31, 34; 17, 7, 9, 13; 19, 5; 70, 7, 21; 144, 7 u. ö. wunchsung 18, 9
gewuchst Part. v. mhd. wischen wüschen sich leicht u. schnell bewegen 272, 34 zurück ^^)
155, 24.
B. Auch bei B. kommen solche Formen vor:
Herschbruck*^) 115, 20 duncken 5, 34; 159, 24; 248, 36 guettbeduncken 191, 28
kuchen^^) 284, 28 zuruck(h)^^) 4, 5; 5, 17; 162, 14; 257, 3, nutzlich 28,3; 231,22 neben
nützlich 225, 81, 37, stuck*^) 78, 27; 103, 6: 202, 30; 215, 21; 244, 24, 35 neben stück
261, 25 stückle 21, 22; 261, 20. 21.
Aber sehr viel seltener als bei M.
Insbesondere schreibt er immer wünschen 4, 29; 9, 25 u. ö. auch gliick(h) 56, 5;
146, 3, 9; 281, 22 u. ö. meist über 97, 7; 115, 8 übrzueg 215, 21 übrunflättig 11, 37
übrig 28, 18; 268, 23 hinnüeber 12, 6 herüber 25, 4, selten über, was für M. die gewöhn-
liche Form ist: Überrest 2, 6 ubrbleiben 42, 10.
§ 10. Wo der Umlaut bezeichnet ist, wäre dem Verhältnis von // zu o
entsprechend teils ü (i), teils ö (e) zu erwarten.
M. schreibt in der Regel /:
gebirt Part. 137, 31 drinila zu mhd. trum 211, 19; 213, 23 *flis Flüsse Rheuma
177, 12; 212, 16, \% finf 228, 27 es gilte Opt. Prät. zu gelten 174, 25 * glich 70, 21; 72,
7 *glicklich 18, 31; 105, 34 *glickselig 17, 79; 19, 5; 80, 7 der *ynger 236, 32 *inchst
jüngst 31, 28 er *kimpt^^) 193, 25 Opt. ich kin*'') könne 18, 33; 70, 20 du kinst 14, 30;
194, 29 er kine 139, 37 Inf. kinen 15, 12 kin 18, 34 Opt. ich kind(e) 14, 32; 65, 7 du
kindest 66, 10 du kinst 66, 17; 212, 19 er kind(e) 50, 19; 57, 24; 195, 3 wir kinden 66,
17 (ich kind 211, 28; 253, 18 Ind. oder Opt. .?), «auch im Part. Prät. durch Formüber-
tragung kind'*^) 160, 35; aufkinden 198, 35 *kinftig 134, 85; 196, 17 kinchg mhd. künic
15, 27 king PI. 16, 11; 71, 12 King n. pr. 263, 32 kizla kleine Kutsche 264, 3 lindisch
aus London 276, 6 * miglich 16, 14; 194, 25 *mindlich 178, 3 *-nis Nüsse 101, 20 pitner
37) Nicht bei Schmeller b. Wb. I 970.
88) Auch bei G. § 63, 1 u. Schmeller b. Wb. I 1141.
39) In Bayern heute n<xh geltend, Schmeller b. Wb. I 12, 21 G. § 68, 1 N.
40) G. § 63, 1 Schmeller b. Wb. I 347.
41) Auch bei Schmeller b. Wb. II 730, G. a. a. O.
42) Umlaut bei G. S. 313 links oben.
43) So auch durchweg H. Sachs, Frommann S. 29; der heutige Dialekt kennt nur
umgelautetes über (G. § 139 Anm. 1).
44) Bei Schmeller h. Wb. nicht belegt.
45) So auch G. § 63, 1 N.
46) Über kumpt und kimpt vgl. Schmeller b. Wb. I 1245 f.
47) Vgl. Fußnote 30.
48) Umlaut durchgedrungen wie in Nb. khent (G. § 460).
VON CARL K.OCH. 167
Büttner 183, 16 pristla Brüstlein 124, 3'); 125, 4; 211, 22 er ristet 241, 31 ich spir 89,
30 simer Summer 85, 1 sprigwort 141, 15 stibla Stüblein 49, 3 diglich mhd. tügelich
tauglich 65, 28 *thir 7b, 26 thirn PI. 95, 27 thirle 95, 32 *nlbergehen hinübergehen 200,
30 vir für 13, 24, 34; 15, 4; 10, 21 u. ü. winderlich^^) wunderlich 149, 20 *wiln wollen 39, 29.
Neben / kommen selten andere Zeichen vor:
ü in * glückselig 18, 9 *überig 36, 33, iii in *iUber 64, 11. y in vyr 137, 11
symer 84, 34.
Vor r-l-Cons., wo für u gerne o eintritt, gelten in der Regel / oder ie.
ie ersetzt // nur in dieser Stellung und ist der eigentümliche Brechungsvokal,
den wir schon statt Umlaut-^', e und / vor /--j-Cons. fanden:
kirsner i-11, 13; 246, 32 wirm Würmer 104, 15; 105, 27; 165, 30. es dierst dürstet
142, 4 kierbesla Kürbislein 90, 3 kierzer Comp. 139, 20 schieizfleck^'^) 140, 3 stierb Opt.
Prät. 75, 31 wierst PI. 15, 19; 92, 6 Wirzpurg^^) 99, 27 Wirzporck 229, 17 Wierzporg
93, 16; 107, 1; 117, 15. Ebenso im Opt. Prät. von wern < werden: ich wier 211, 23
du wirst 57, 20. 23 er wir 49, 8; 124, 23; 133, 17; 175, 14; 184, 8 wier 84, 9 wirten
197, 33 wirn 71, 34.
Sehr viel seltener sind ö und e:
derfen dürfen PI. 64, 19; 67, 2; 92 2 Inf. 31, 16; 50, 10; 127, 5. ich ferchthl, 32
du Jörchtest 280, 2 gefercht 48, 18 scherzßeck^'^) (neben schierzfleck s. o) 117, 22; 124, 35
Htörck Türke (neben turck s. o.) 199, 18; 220, 1; 213, 4, 5.
Vor ungedecktem r erscheint e in der proklitischen Präposition für:
vergut^^) 17, 14; 40, 1; 196, 29 ver übel 32, 8; neben virgutt 71, 23.
B. bezeichnet den Umlaut in der Regel durch ü, üe, vor Nasalen häufiger
durch ö, öe, also dem Verhältnis von u : o entsprechend.
So erscheint allgemein ü, üe in überdrüessig 76, 30 239, 9 flüeß PI. 268, 25; 271,
\Bflüß 72, 31; 268, 25; 278, 30 und fliieß PI. .52, 13, ßüessig 249, 7 übrflüessig 204, S;
269, 16 lüefft PI. 278, 32 lüfft 62, 34 nüeß PI. 202, 9 rüesten 2, 27, u. ö. rüestong Q3. 8;
113, 21; 1.59,36; 187,24; 221,16 u.a. (s. c). — Dagegen wechselt vor Nasalen ö mit ü. Vor
m in frömmer 103, 29, aber angefrümbit bestellt 6, 10; 53, 30 sümmer 130, 29
trüemmer 203, 18 trümmer 60, 14; 160, 9. Vor «in: du befändest Opt. 214, 4 gönnen
14, 13; 61, 30 neben günnen 256, 22 ich günn 22. 12; 248, 19 königisch 2, s khönnen,
können 5, 12; 7, 19, 22; 13, 2; 103, 10; o. ich khöenne Opt. 173, 32 könne i?,, 37; 244.
22. Opt. Prät. ich khöennd 173, 22 khönnd 215, 22; 265, 22 du könndtest 25, 28; 204,
10 er könnd, khöndt 10, 17; 283, .5, auch im Ind. ich könd \, 23 (Br. Nr. la) wir
künndtten 43, 35 und im Part, könd 9, 24. -khönnfftig 98, 2; 116, 17; 185, 27; 248, 7
neben -khünnfftig 8, 11; 97, 7; 257, 3; 265, 6. Vor ng in: jönger 3, 14; 10, 30; 13, 10;
29, 5; 246, 6 u. ö. neben jünger 6, 5; 22, 26; 24, 28; 256, 29 u. ö. unterschiedslos in den
Briefunterschriften gebraucht, jöngst 123, 8; 215, 10 am jöngsten 225, 24 neben jüngst
1, 19; 11, 16.
ö statt ü vor /'-j-Cons. steht nur m fürchten:
ich föerchtte 1^8, 2 ich förchtte 33. 18 neben fürchtten 41, 11; 42, 19; 56, 10.
Sonst steht ü: dürfen 61, 25, bedürffen 249, 13; 279. 4, befürdern 170, 25, kärbis 80, 30;
88, 83, kärtzer 25, 6; 27, 1, thürcken 176, 25, 256, 10, Würtzburg 101, 34.
ö in mhd. mügen beruht nicht auf rein lautlicher Entwickelung, sondern
auf Angleichung an Prät. mochte '"''^y.
49) Bei Schmeller b. Wb. nicht belegt
50) Schmeller b. Wb. II 473: schurzjleck; vgl. G. § 327a, 312.
51) Förstemann, Altdeutsches Namenbuch: Der erste Bestandteil wohl w^z-zcondimentum,
52) Schmeller b. Wb. I 747; 843, vergut auch heute noch üblich vgl. Sanders Wb, I
644, 1.
53) W. Gr. I 225.
168 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
Ind. sie tnöegen 269, 7 neben wir miiegen 269, 23 mügen 33, 13. Conj.: ich möege
2, 32; 224, 29 möge 267, 4 du mögest 60, 4; 255, 37 er möege 98, 3 möge 209, 11 neben
müege 97, 4. Inf. möegen 30, 9 mögen 1, 21; 3, 10 neben miiegenn 4, 2, 2^ mügen 4,15;
6, 9; 7, 25; 11, 38; 20, 31. müeglich 7, 8 müglich 94, 34; 97, 6; 146. 16; 181, 33.
i statt Ä, das Zeichen der Entrundung, ist höchst selten:
khirschner 215, 18, stimpf^^) PI. 103, 28; 120, 2 strimpf PI. 249, 14 neben stumpft, 7.
2. Die mhd. langen Vokale.
Mhd. ä.
M. § 11. Mhd. ß ist in den Briefen M.s oft durch o vertreten; beide Zeichen
wechsehi ohne Rücksicht auf folgenden Consonanten in demselben Worte ■^■'').
Vor Nasalen ist in der Regel eine größere Stetigkeit des o zu beobachten.
abend 37, 4, 27; 82, 8; 110, 21; 1.33, 35 und obend 205, 23; 236, 36; 253, 15;
272, 34; 280,29, ader 64, 8(2 x), 10 und oder 206,4; 280, 18, an(e) ohne 15,26; 18,18;
31, 18, 33; 36, 24; 137, 24; 169, 26; 172. 11; 229, 23; 2.36, 30; 250, 11 und on(e) 58, 23;
6.5,24; 66, 34; 104, 12; 194, 14; 206, 10;, 233, 18 einmal an 65, 19, plab blau mhd. blä,
-wes 65, 25; 67, 3 und plob 65, 17, protten mhd. brate 207, 4 Cromer 262, 28, 29, 37
Cromery 280,23, da 233, 29 und rfö 242, 6. gedacht 14, 18; 30, 31; 64, 9; 91, 29; 238, 2
und gedacht 63, 36, erfragt 238,2 gefragt 194, 34; 219, 31; 234, 6; 241, 4 und erfragt
210, 34 (daneben gilt noch mhd. vregen \\\ f regen 70, 19; 100,38; 143, 29; 200, 30), gadt
geht 155, 24, aber nur Inf. gon 14,14; 124, 9, 14; 140, 16, 28, ^ra/ 14.3, .36; 2.33,13,24;
234, 18, 22 und grof 233, 19; 254. 31, yomer 48, 23; 155, 17 sie körnen Prät. 15, 15;
156, 22, lacher Lager 233, 3 und loger 2.53, 25 (daneben leger mhd. leger 250, 29, 32),
lasen 95, 28 u. ö. und losen 93, 13 kontrahiert lan 120, 28 und Ion 84, 21, mal 213, 18
u. ö. und mol 212, 12, monet 134, 36; 195, 2, 3; 197. 20; o., nach 31, 26, 27; 57, 28
usw. neben noch 18, 31; 39, 15; 183, 14 und nochgeschmack 183,16, nottel, Nadel 195, 9
somen 276, 29; 277, 5; 280, 23,28 ston stehen 240, 11 verston HO, 24 s/w/ Strafe 110, 11
gestraft .58, 15 mon straft 58, 24 gethan 14, 9; 138, 7; 139, 25; 149, 10; 233, 21 und gähun
138, 9; 197, 12. etwa 138, 7; 242, 8, 12 und etwa 138, 2.
In mhd. rät und verwandten Wörtern sowie in mhd. späte erscheint
öfter auffälligerweise ö anstatt a (vgl. § 15). Umlaut kann man bei mt
unmöglich annehmen, bei späte ist eher daran zu denken, weil heute Umlaut
eingedrungen ist (G. § 66, 2 b). Daher ist auch ö in Adj. spöt und in verspäten
nicht sicher zu bewerten '^^).
rött Rat als Körperschaft 233. 14, 15 (rode Räte 194, 18) rött Ratschlag 234, 14
röthaus 138, 11 neben rothaus 136, 15, röten Verb. 139, 37; 175, 13 neben raden 189, 3;
260, 9, geraten geraten Inf. 194, 17 Part. 195, 6; 200, 23 ungeröden 241, 10 neben es
gerad Opt. 200. 22 geraden Part. 174.16; 184, 22. geraten entraten 230, 5; 284, 29 haiis-
röt Hausrat 199, 1, spött Adv. 139, 2; 152. 14 neben spatt 79, 27; 99, 22; 183. 24 und
spat 32. 10, spöt fl. Adj. 126, .33 neben spat unfl. 124, 28; 233, 5, 6; 237, 7; 255,3, ver-
spöten 161, 22.
B. schreibt statt a auch o, aber — und das ist charakteristisch — nur in
54) So noch auf dem Lande allgemein für Strumpf, Schnieller b. Wb. II 761.
55) V. Bahder S. 32 über Nb. Amtssprache: mhd. ä wird schwankend durch c und o
vertreten. Whd. b. Gr. § 56: <5 statt ä ziemlich früh und häufig geschrieben; schon im
13. Jhdt. reimt dieses ö mit echtem d. Vgl. Lexer zu Ulman Stromer, Chron. I S. 298.
56) Vielleicht Längenbezeichnung, wie sie Whd. b. Gr. § 34 erwähnt.
VON CARL KOCH. 169
den Wörtern, die auch in der nhd. Schriftsprache mit o geschrieben und
gesprochen werden^'), und in gethon-''^).
om Ohm mhd. äme Tl\, 18 ohne 4, \\ 68, 19; 215, 6; 281, 28; o. monatt 56, 8.
gethon Part. 145, 35; 171, 12; 269, 10; 279. 17, o. unttrthonen PI. 267, 9; aber kaat
mhd. quäi, köt 60. 33; ahdtem 170, 21.
M. ^ 12 In unbetonter Silbe wird a bei M. zu e geschwächt (G. § 150, 1):
heiret 70. 29; 133, 3; 140, 7 verheireten 86, 4, selzem seltsam 240, 7; 253, 22 sogar selzum
17, 1 neben selzsam 263, 24; 279, 38.
B. gebraucht die vollen Formen:
hayrahtt 24, 3; 145. 30 verhairatten^^) 284, 22 seltzam 10, 9.
M. >:;•■ 13. M. kennt nur e als Umlautsbezeichnung von ä (wegen ö vgl. § 11):
erberer: Anrede in den meisten Briefen (B. stets erbare) (G § 154, 1), lautper mhd.
liitbaere 135, 7 gehling 199, 16 geheling 125, 13 gnetig 82, 33 jemerlich 100, 6 kes Käse
39, 12; 77, 31 vermeren mhd. vennaeren in schlechten Ruf bringen 228, 25 es gered 39, 7
sehen säen 280, 28 speder 280, 3.
B. Bei B. erscheint dagegen beliebiger Wechsel zwischen e, ä und äe:
ich bräechtt Opt. 163, 7 brächtt 12, 15 fehlen 221,- 20 neben gefälet 5, 9 unfläettig
11, 32 iinflättig 11, 37; 54, 18 gnedig 4, 27; 27, 10; 231, 28 langhäerig 202, 26; 222, 33
kheß 97, 33 mäessig 113, 18; 202, 20 gemeß 1. 27 rö^M PI. 283, 33 seen säen 131. 5. 7
schmäelich 283, 28. Weitere Bei. § 35.
Mhd. e.
M. ^" i4. Mhd. e hat M. in der Regel stets bewahrt, nur vor // (und im Aus-
laut) hat e Neigung zu ie.
Bei. für e: s. § 31, 32, 35.
Inf. gien 89, 34; 138, 29, sonst gen 39, 21; 104, 19; 144. 23; 241. 35 hinausgen
143, 24 herumgehn 194, 26 gehen 18, 32; 211, 9; 260, 24 abgehen 133. 18 u. a. Inf.
stien 81, 31; 89, 34; 111, 30; 199, 14 anstien 132, 18 bestien 31, 9 understien 133, 10
verstien 58, 19; 141, 20; 168, 36 zustien 37, 6; 72, 4; 193, 15; 228, 5; 262, 28, zustin
nur 219, 30, Part, stiened^) stehend 205, 8; seltner e-. aufstehn 205, 6 bestehn 133, 17
versten 14, 31. zbien Nom. Acc. Masc. v. zwei mhd. zwene 71, 4; 72, 2; 175, 14 (zbu
Fem. 99, 30; 180, 17 zbey Neutr. 104, 24 zweyen Dat. mhd. zweien 197, 22; 263, 21).
Singular sind: miehe mhd. me 241, 28, sonst /n^r 19. 22 u. ö. ; wie mhd. we 228, 29,
aber wA 142, 3.
ie beschränkt sich also in der Hauptsache auf die Infinitive gien und
stien, Part, stiened und zbien. Wenn sich diese Schreibung, die fast nur in
diesen Wörtern auftritt, auch außerhalb Nürnbergs findet"'), so ist sie doch,
wie es scheint, gerade in Nürnberg öfter zu belegen als anderswo ^^^ gj^e
Erklärung dieses interessanten Laut Vorganges zu geben, ist mir nicht mög-
57) über a : o vgl. v. Bahder S. 154 ff, W. Gr. I 228.
58) Die Reichstagsabschiede, die in Süddeutschland als Autorität galten, haben o
für ä außer in den schriftdeutschen Formen auch in gethon (v. Bahder S. 41).
59) Vgl. Whd. b. Gr. § 13.
60) Part, stiende (1485) bei Whd. b. Gr. § 271.
61) Whd. b. Gr. § 91, mhd. Gr. S. 326.
62) Ulman Stromer, der c. 200 Jahre früher schrieb, hat fast nur gin, stin, zwin,
dazu gin = eunt (Chron. I, 299). Auch in dem zweiten Band der Nberger Chroniken ist
gien, gient gehend, gin neben gen, zwien oft belegt, aber nicht stien (vgl. Lexikon zu
diesem Bande). Gedruckt begegnen gien und stien nur in den Drucken des Nbergers
Creussner (v. Bahder S. 33). Vgl. Grimm Wb. IV, 1, 2 S. 2387 r.
170 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
lieh ^3); identisch ist die Erscheinung von ie: oe vor n in mhd. schoene
(s. § 17), da mhd. e und oe heute zusammengefallen sind (G. § 67, 69). Neben
gen und sten erscheint seltener gan und stan (s. § 11).
B.- vermeidet le statt e und gebraucht stets die ^-Formen; 2iViC\\ gan nnd. stan
fehlen :
gehen und stelu^n Bei. § 32 zwen Acc. Masc. 181, 31.
Mhd. 6.
M. ß 15. Mhd. 6 hat sich in M.s Briefen mit einigen Ausnahmen erhalten:
z. B. er ernpod entbot 31, 19 gros 39, 27 /o« 280, 22 oAr 279, 38; 280, 10, 13.
In einigen Wörtern zeigt sich oft ö statt o, wiewohl Umlaut auch nach
der heutigen Mundart ausgeschlossen ist. ö wird wohl hier, ebenso wie ö
statt a (s. § 11), Vokallänge bezeichnen *'■•):
höen Gen. Sg. = hohen 241, 27 Rom 155, 24; 237, 5 rösengartten 155, 14 rösen-
zucker 212, 18, röt Adj. rot (G. § 115, 1) unfl. 164, 8; 219, 33; 253, 28, fl. 142, 19;
156, 3; 2.53, 20 neben rot uiifl. 39. 15; fl. 19, 4; 57. 32; 108, 6, schön mhd. schone schon
(G. § 9.5, 2 d, 6) 137, 30; 180, 8; 19.3. 2, 8; 195. 4; 197, .34; 212, 35; 227, 2; 250, 20
wanschön 143. 5; 183, 17; 227, 3 obschön 206, 33; 216, 36; 253, 19 neben schon 37, 2,
4, 8; 57, 33; 64, 26, 28; 172, 19 und schun 106, 35.
a statt 0 findet sich in hoch und los; der Wechsel zwischen a und o,
der durch offene Aussprache des o entstand, ist in Bayern oft belegt*'^):
hach .37, 21; 132, 36; 13.5, 23; 144, 34 neben hoch 36, 20; 57, 26; 75, 28; 230, 3,
hachristig 96, 15 haf artig mhd. höchvertic 140, 4, hachzeit 31, 22, 34; 50, 28; 51, 1?!'
71, 18; 72, 4; 75, 22; 137, 28; 143, 2; 193, 34; 262, 25 neben hochzeit 160, 31; las los
unfl. 234, 5 fl. 137, 32 neben los unfl. 138, 10 fl. 58, 31, heilas heillos fl. 280, 21 neben
heilos fl. 242, 10 und heiles fl. s. § 16.
B. erkennt wieder diese Besonderheiten nicht an; nur steht ö statt o zweimal
in nöhtt: 56, 17; 60, 4.
Sonst 0, z B. hochfahrtt 21.5, 13 hoffartt 221, 27 hochzeitt 129, 4; 146, 6; 153;
31 schon 7, 2 obschon 7, 9 u. ö. Weitere Bei. s. § 35 ff.
M. «!;? 16. In nebentoniger Silbe schreibt M. gerne e statt o:
dockter Sg. 31, 22; 219, 11; 280, 12, 21 PI. 165, 36 neben docktor Sg. 1.50, 11, 13,
14, PI. 149, 11 heiles heillos 121, 17; 234, 24 monet mhd. mänöt Bei. § 11.
B. Dieser deutliche Einfluß der Mundart (G. § 148, 2; 154, 8) erstreckt sich
natürlich nicht auf die Briefe des Mannes. B. hat nur doctor und monatt:
doctor 47, 26; 112, 22; 113, 6, dazu der gelehrte Plural doctores 59, 29, und
monatt 56, 8 u. ö.
M. § 17. Im Umlaut, der fast regelmäßig bezeichnet wird, tritt neben ö bei M.
ebenso gern entrundetes e auf:
bes böse 17, 14; 32, 8; 81, 32 u. ö. neben bös 38, 36; 110, 2; 250, 9; 270,6, freiig
.15, 18; 17, 4; 74, 20 gröser 184, 20 grest 13, 23 Comp, höer 219. 15 und höcher 132, 10
zum höchsten 180, 14, mhd. hoeren-. hern 133, 9 neben hörn 232, 37; 277, 13 höern 253,
33 (zweisilbig?), ich her 77, .36; 152, 3; 184,31 neben ich hör 246, 35, Part, gehertll, 10;
64, 2, 3; 174, .33 neben gehört 17.5, 11; 179, 26. öhl 1.56, 7, 10; 161, 9; 212, 25 ver-
drestung 260, 13.
63) Bemerkungen in den Chron. 1, 299 und bei Grimm Wb. a. a. 0.
64) Die Punktierung ist wohl verwandt mit den Haken über o, ii, ^ bei H. Sachs,
worüber Drescher AfdA. 18, 355.
65) Whd. b. Gr. § 38. Schmeller b. Wb. I 1042, 104-5, 1.516 notiert auch die a-Aus-
sprache bei hoch, hochzeit, los.
VON CARL KOCH. 171
Von dieser Schreibung weicht nur nihd. schoene ab, vor dessen Nasal
ziemlich oft ie an Stelle von ö tritt "*'). Dieselbe Erscheinung ist schon bei e
beobachtet (s. § 14):
schien \\\\\\.2>9\, 15; 84, 25; 169, 3 fl. 65, 10; 66, 5; 'Jl, 34; 133, 1, 22 Comp, schiner
106, 25 schiengeschecket 155. 32 neben schön unfl. 117, 20; 183, 15; 194. 15, 16; 195, 5
fl. 174, 29; 175, 28; 253, 4 und schon unfl. 92, 2 fl. 117, 17; 246, .35.
B. wechselt nur zwischen ö und pleonastischem öe, oe ist selten.
Die eingekhimmerten Stellen beziehen sich auf die ö-Formen der betr. Wörter, blöed
mhd. bloede 52, 10, 12 böes 10, 7; 13, 2; 20, 22; 103, 27 u. ö. (11,37; 27,9) boeß n,Z2;
247, 31 fröelich 11, 24; 61, 3; 186, 15 (.5, 22; 55. 21; 251, 36) gröesse Subst. 173, 22
Comp, gröesser 30, 6; 94, 37; 103. 9; 178,32 Sup. gröest 102, 36 (40, 27; 68, 27; 73, 2)
höeren 112, 17; 114, 7; 238, 32 (52, 32; 94, 20) gehöer 218,13 gehörig 2\.H löesen22,lS;
23. 11 (54, 12) erlöeser 11, 13 erlöesiing 244, 11 öel 148, 13; 1.58, 25 schöen 8, 32, 35;
103, 27; 173. 19 (12, 2; 24, 10; 54, 27; 256, 34) anstöeß PI. 147. 23 töedlich 9, 1 (54,7)
tröesten 214, 9; 222, 15; 224, 32 (243, 19) tröestlich 264, 32 (8, 10) troestlich 248, 5.
Mhd. /.
M. <^' 18. Der nhd. Diphthong, der sich aus mhd. i entwickelt hat, wird bei M.
nicht von dem mhd. Diphthongen et geschieden; sein Zeichen ist in betonter
Silbe in der Regel ei oder ey ; ey steht gerne am Schlüsse des Wortes, wohl
zu dem Zweck, dem betreffenden Worte durch einen größeren Buchstaben
einen ansehnlicheren Abschluß zu geben.
hey 14, 25; \h, 1, 7, 23 neben dabei 16, 9, darein mhd. darin 260, 15 heind (G. § 142)
mhd. hint<hinacht 37, 27; 81, 22, 23; 184, 30 (stets richtig gebraucht: z. B. heind auf
den abend 37,27 heind die dride nacht 81,22, aber heut fru 184,7) Opt. erverley 155,22
neben verlei 155, 13, Opt. sey 17, 8, 11; 18, 12; 19, 24 neben sei 17, 19, schreiner %o, 32
steif mhd. stif 66, 25 feirn mhd. viren 260, 10 gefierneist Part, eines von niiid. fernis ge-
bildeten Verbums 49, 5; 84, 14; 99, 32; 100, 35.
Anm. strid Streit 193, 19 ist singulär und wohl Schreibfehler.
eu statt el^'^) — die Vertauschung ist durch die Entrundung des eu zu
ei möglich — findet sich selten. Bei reuten, reuter ist die ^«-Schreibung in
ganz Deutschland bekannt ''*^).
eul Eile 85, 3; 251,4, sonst eil 72, 16; 167, 24 u. ö., reuten reiten 124, 7; 184, 25;
227, 3 realer 217, 14; 263, 3 gefreutl Part, zu mhd. frien, befreit 196. 5.
B. hat dagegen nhd. ei <: mhd. i von nhd ei <: mhd. ei ziemlich scharf
getrennt. Ersteres wird durch ei. ey charakterisiert, letzteres durch ai, ay.
eiche mhd. iche Eichma(3 84, 33 fleyß 25, 1 gastereyen 25, 22 verleyhen 122, 1;
265, 11 neydhard 267, 16 paradeyß 44, 32 reihtten Bei. § 41 zeitt 25, 1.
eu statt ei in:
feurtag 8, 13 neben feyrtag 9, 28 feyren 267. 6, aufkeiinen mhd. kinen 80, 30.
ai statt ei in:
hayra(h)tt 24, 3; 145, 30 verhairatten 226, 15; 284. 22. kindlain 154, 21 neben
kinndtlein 11, 14.
M. ^ 19. Mhd. i in nebentoniger Silbe hat M. in ziemlichem Einklang mit
der heutigen Mundart behandelt:
66) Beachtenswert ist die Bemerkung: Ganz nahe steht ie für oe in schien (Tirol)
(Whd. b. Gr. § 91).
67) Im 16. u. 17. Jhdt. besonders häufig. Whd. b. Gr. § 87.
68) Vgl. die betr. Artikel in Grimm Wb. u. Schmeller b. Wb. II, 177.
172 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
1. Zunächst sei kerba 236, 29 mhd. kirchwthe genannt, das sich in dieser
Form (b = w bei M.) bis heute erhalten hat (G. § 137, 5).
2. Mhd. -ide >- et:
geschbisieret mhd. geswistrtde 144, 23; 199, 3 (G. § 145, 5 N).
3. Mhd. -in erscheint selten als -in, gewöhnlich als -en, -n, aber auch
als stark mundartliches -a (G. §148, 4 a):
maderkelin Adj. {=z marder -\- kel) 242, 11 papierin Adj. 105, 23; aeigen mM. eichin
270, 14 leines leinenes 195, 10 (wegen Ausfall des n vgl. wules) lidern mhd. lidertn 217, 15
seiden 66, 20 wiln mhd. wüllin 39, 23 wules wollenes 193, 3; —gulda^^) mhd. guldin Sg.
66, 7 PI. 71. 19; 83, 7 neben galten Sg. 164, 15, leina Subst. Leinen 65, 26, denna Acc.
Sg. 227, 26 neben denen Acc. u. Dat. Sg. 30, 37; 84, 20 (= freier Raum im Hause zu
ebener Erde, vgl. G. a a. O.). Hierher gehört wohl auch Merta Martin 64, 16; 273. 24;
276, 7,
4. Mhd. -lieh hat sein / bewahrt '^^):
Z. ^. freindlich 17, VI freindlych 71, 21.
5. Zur Bildung des Deminutivums sind zwei Suffixe verwandt, seltener
das Suffix -lein (-Un), das mehr der Literatursprache angehört, gewöhnlich
aber -la oder seltener -/^ ""); -In, geschwächt -le, ist heute noch in Nb.
durchaus lebendig, während man Mein gar nicht begegnet (G. § 148, 4 b,
§ 330). Bei der großen Beliebtheit, deren sich das Deminutiv in Süddeutsch-
land erfreut, sind diese Formen bei M. natürlich außerordentlich häufig und
unter diesen wieder die auf -la, ein Zeichen für volkstümliche Schreibung.
Die mit * bezeichneten icommen bei den Belegen auch mit anderem Suffix vor.
ketlin 70, 37; 207, 20 ist der einzige Beleg für -Un. — bieblein 58, 5 plimlein 17, 15;
19, 26 *brieflein 15, 8; 18, 33; 57, 16 *gertlein 14, 21 hefelein 32, 5 *hutlein 86, 14 meid-
lein PI. 40, 7 schezlein 140, 33. — abschnidla 66, 21 afla 197, 21 Balthasla 85, 25;
133, 28; 136, 25; 149, 24 Waltkaslas Gen. 86, 14; 144, 25 peutela 101, 21 *bnefla 135,4;
246, 15, 19 deckla 39, 30 drimla 140, 2; 213, 23 fesla 164, 12 freilla Fräulein 150, 15
Yerglali,ZQ *gerila 17, 15; 19, 27 glesla 77, 23 grifla 85, 27 heibla 189, 11,13; 213,22
herrla 205, 6 *hutla 84, 31 kestla 242, 3 Keterla 15, 14; 240. 27 leibla 140, 1; 242, 11
*yWarf^/a Magdalenchen 199, 25; 242, 18; 264, IQ *meidla 22S,U mww^/a Tantchen 213, 15
röckla 213, 24 schnierla 16, 8 sfibla 49, 3 *stuckla 172, 9 techterla 149, 33 Wolfla n. pr.
133, 31 — erbele 14, 1 (Demin. zu erbel Ärmel 140, 1) *hutles Gen. 108, 12 *Madelei%,m
und Madel 15, 14 * stückle 39, 15 tefele 90, 9 thirle 95, 32 zetele 96. 10.
Anm. 1. priefflon 246, 18 ist singulare Schreibung, -el, das G. § 330 für frühere
Zeiten annimmt, ist in den Briefen nicht gebräuchlich; so heißt z. B. Wölfe! n. pr. Wolfla
133, 31. Nur kandel 152, 8; 242, 5 hat diese Endung.
B. verfährt mit nebentonigem / ziemlich gleich:
1. Die volkstümliche Form kerba ersetzt er natürlich durch die gemein-
gültige: kirchwey(h)isch 34, 18; 113, 22.
2. geschbisieret oder ähnliche Form fehlt.
3. Mhd. -in hat nur in seidin den Vokal gewahrt, sonst Kürzung:
seidin Adj. 35, 34; 97, 27; 249, 14, aber eysern 80, 34 sylbern 187, 28.
4. Mhd. -lieh bleibt: z.B. kinndlich l, 14.
5. B. kennt auch beide Deminutivsuffixe. Er gebraucht aber das schrift-
sprachliche -lein, das meist sogar als -Un erscheint, ebenso gerne wie das
mehr mundartliche -le {-la fehlt fast ganz). Im allgemeinen ist das Deminutiv
69) Endres Tucher (Lit. Ver. Nr. 64) schreibt guidein. wie auch -lieh in dieser Zeit
l"'fi manchen Schreibern -leich lautet.
70) Über die beiden Formen des Suffixes s. W. Gr. II ^ 246f.
VON CARL KOCH. 173
bei B. nicht so häufig wie bei M., obwohl er es nicht verschmäht. Das
Schwanken von -lin und -lein ist in der älteren Schriftsprache allgemein ^i).
Das Suffix -chen, das vorwiegend in Mittel- und Norddeutschland zu Hause
ist, findet sich natürlich bei beiden Briefschreibern nirgends.
*brieflin ö, 27 brüstlin 60, 3 *feslin -1, 5 fräulin 24, 7 gäbelin 187, 28 gärtlin
G, 37; 10, 13; 24, 2; 27, 21 *stiiblin 4, 18 thürlin 04, 34. — pliimlein 10, 20 *brießein
108, 27 *fäslein 94, 25 kinndtlein 11, 14 (kindlain s. § 18) schnürlein 23, 8 *stüblein
10, 13 //-o^q//«« 278, 12 *zettelein 94, 15. — Balthäßle 95, 2; 96, 33 *öa-/<?/7^ 112, 25
büeble 103, 29 *wVA/^ 159, 26 *fäßle 257, 36 gayßle 25, 32 A«///^ Hütchen 97, 30; 103, 22
* Magdale 10, 25; 259, 22 *Magdele 61, 9 niitzle 231, 28 pferdle 123, 22 schätzte 33, 31
s/mcä/^' 21, 22; 261, 19, 20 "zettele 94, 26. — la nur selten: *Magdela 73, 9 /?^/a n. pr
Rehlein 191, 14 gesyndlä ( ?) 20, 28.
Anm. 2. Magdale, Magdela sind selten; B. nennt seine Frau fast stets Magdel
(s. die Anreden in den Briefen), also mit Namenverkürzung; Suffix -el liegt nicht vur.
Über kandl 163, 3 s. o.
Mhd. ü.
M. § 20. Mhd. ä begegnet bei M. stets als au (G. § 73):
z. B. paug Bauch 165, 26, 31, 37 praugen brauchen 242, 5, braut 16, 16 lauder
lauter 183, 14 vertrautter 13, 19; 17, 29; 30, 26 u. ö.
B. schreibt ebenso:
brautt 5, 25 u. ö. verthrauhtt 3, 27; 6. 24 u. ö. Im Gegensatz zur heutigen
Sprache und Mundart nachbaiir mhd. nachbure 187, 32 und nachbaiirin 27, 12 mhd.
nachburinne.
aw statt au (s. § 27) in: — baw 80, 24 bawes Gen. 97, 24.
M. § 21. Zur Umlautbezeichnung gebraucht M. entrundetes ^/'-) neben eu (G.
§ 75):
peutela zu ahd. bCitit 101, 21 preude 140, 21 (zu braut 16, 16), breidigum ahd.
briitigonio 13 mal neben breudigum 3 mal in den beiden ersten Briefen, preiglich 67, 22;
107, 17, mich deicht Q-i, 20; 242, 1 (Conj.), mich teucht 220, 10 und mich taucht 133, 25;
144, 24 gedeicht Part. 184, 13, feicht ahd. fuhti 18, 18 neben /mcA/ 237, 9, heibla (zu
/raw*^ 189. 13) 189, 11, 13 heiser (zu haus 17, 33) 16, 33 heude (zu Aa«/ 167, 8) 121, 8
creiz ahd. crüci 101, 12 fAmz 104, 24 neben creuz 165, 22, leuden läuten ahd. /«//^/z 169.
31 mon leid Präs. 189, 10 mon leut 177, 28 geleudt Part. 169, 31 ausseibern 84, 13 fl/?/
seibersten zu mhd. sw^^/* 66, 11 gedeuchst Part, zu mhd. tuschen Huschen 143, 4.
Außer m/cÄ taucht (s. o.) entbehren den Umlaut (G. § 75 Anm. 2):
räumen mhd. rumen 198, 2 neben gereimt 79, 35 aufreimen 84, 13; säumen mhd.
5«/wm 165, 21 neben verseimen 193, 9; 270, 25 ^r seimpt mich 84, 14 gesaeimpt 19, 8 (a«.?).
B. bezeichnet den Umlaut durch ^« (^«) oder äu {aüY'^):
ungebreüchlich 21, 29 preüttigam 4, 27; 6, 5; 9, 8. o. mich deiichtt 12,16; 278, 12
gedäuchtt Part. 109, 13 häuser 62, 28 und haüser 190, 29 dreykreutzer 2, 8, 10 /n«//*?/-
256, 1 ausgesäubertt 122. 16.
f/ statt eu {äu) in wetterleinisch 123, 13.
Ohne Umlaut stehen wieder:
rau(h)men 35. 33; 79. 14 säumen 4, 14; 8, 10, 23; 23, 33; 129, 2.
71) W. Gr. I. 307.
72) Vgl. Whd. b. Gr. § 79.
73) Über die Geschichte und den Gebrauch von eu und äu s. W. Gr. I 217.
174 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
3. Die mhd. Diphthonge.
Ahd. iu.
M. § 22. Ahd. iu wird bei M., ebenso wie der Umlaut von u und ou, durch ei
und eu bezeichnet:
dey Nom. Fem. Sg. mhd. diu 237, 26 sonst die z. B. 13, 23, dei Nom. Plur. Neutr.
mhd. diu 179, 30 (der Herausgeber hat wohl unnötigerweise dei in die geändert, da im
vorigen dey ein analoger Fall vorliegt) sonst die z. B. 193, U, feinnot 189, 4 und fear
■x\\^. fiur 49, h, freind PI. 199, 15 nthtn freund PI. 201, 13; freindlic/i 13 mal, freundlich
überhaupt nicht in den beiden ersten Briefen, erscheint zuerst 83, 24 und von da an öfter;
freindschaft 51, 11, lieir=zliin järn 59, 4; 210, 28; 263, 3 neben fieur 194,17, heut(e) =
hiu tagu 31, 14; 39, 20; 40, 3; 184, 7; 263, 28; 277, 12 (nie heit), heutig 39, 2; 166. 3
leid Leute 177, 29 amptldt 138, 3 oder leud 84, 8 leutt 196, 18 spilleutt 177. 31, neu
unfl. 228, 28 fl. 84, 11; 121, 1; 206, 33; 220, 7 neben nei, ney unfl. 49, 5; 135, 29 fi.
13, 30, 32; 17, 7, 9, 13; 18, 9; 19, 10; 37. 19; 144, 31; 174, 29; 195, 25; 263, 28, 29
am neiligesten 193, 27, reuen Inf. 39, 31 reu Opt. Präs. 83, 11 steirhern Steuerherren 74,
28; their teuer 180, 2; 227, 11; 262, 31 und theur 49, 11, verdeirn verteuern 246, 28 ge-
treyes getreues 19, 25 neben getreuer 13, 31; 18. 6, treu 13. 36, zeig (N^'xsc.i) Zeug 58, 12;
66, 33; 67, 1; 196, 20 neben zeug 164: 33.
Der Singular des Ind. Präs. bei den starken Verben der dritten Klasse
hat entgegen der heutigen Ausgleichung (G. § 378, 3) die ahd, -mhd. Form
im allgemeinen bewahrt;
zu enpieden Inf. 51, 18: er enpeut 70, 18; 193, 29; 229, 35; 230, 1; 254, 27; 260,
4; 275, 10 u. ö., ich geneis genieße ahd. niuzu 15, 20, zu sieden: es seid 280, 8; zu
ziehen Inf. 205, 30, 31: du zeigst 210, 13 neben ziehest 107, 1 und zihest 101, 19, er
zeigt 171, 33; 205, 22 zeicht 195. 9; 212, 33; 233, 1 neben zeucht 180, 11; 220, 7. Aber
zu schiesen: ausschiest 99, 5.
B. Ahd. iu bezeichnet B. mit eu {eu), aber nicht mit äu; dies gebraucht er nur
bei Umlaut von ü und ou.
feiir 190, m fegfeür 78, 2^ freundlich 3, 27; 5, 24; 6, 12, 23 u. ö. freundlich 25,
15; 38, 8 u. ö. heutt 1, 26; 11, 15; 255, 29 hciitt 26, 25; 115, 12; 255, 31 leutt 25, 24
leütt 2, 12; 25, 21 neiihe(r) Bei. s. § 32 anni. steüren Steuer zahlen 267. 9 zeug Zeuge
80, 35.
Einige alte Formen der Flexion, die sich bei B. erhalten haben, sind:
er erbeütt 55, 12; 113, 9 mich verdreiist 54, 31 es f teilst 258, 26.
ew statt eü (s. § 27) ist selten:
trew Treue 78, 19 unthrew 267, 24 neben treile 1, 14 und in treühenn 10, 27,
gethrewe Nom. PI. 22, 35 neben gethreüe 3, 25.
Öfter als sonst irgendwo, aber auch hier noch selten, finden sich Belege
für die entrundete Aussprache dieses Diphthonges:
freindlich 56, 27 sonst freundlich s. o., heimleichten nach Hause leuchten 56, 14;
their 45, 14 neben theiir .53, 13; 109, 13 theiirong 147. 37. zeig Zeug 203, 17 neben zeug
147. 30.
Mhd. ie.
M. § 23. Wenn M. ie für / außer vor /--j-Cons. nur höchst selten eintreten
ließ, so ist der umgekehrte Vorgang, / statt ie, ungleich häufiger; in einigen
Wörtern wie fiber, ging, imer, nimer, virtel entspricht / eingetretener Ver-
VON CARL KOCH. 175
kürzung (vgl. G. § 132); meist tritt aber der Wechsel ohne ersichtlichen
Grund ein.
pier bl. 1; 104, 20; 262, H7; 26H. 7; 275, 19 enpieden entbieten 51, 18; 75, 15
brief z. B. 8mal in den beiden ersten Briefen, später auch prif 120,34; 155,8 yt7/7/201, 14;
zu dienen 106, 18; 139, 37: Part, verdindt 280, 23, Diederig 137, 31; 149, Id fiber mhd.
fieber (biber biver) 105, 29; 195, 15; 200, 15 wir fieng an 15, 17 es gefiel 127, 12 flieen
270, 4, ich, er gieng 15, 31; 39, 20; 48, 28 (Opt.) neben ich, er ging 201, 12; 233, 11;
238. 3; 264, 4, grieben 15, 10 u. ö. neben griben 99, 23; 101, 2, er verhies 275, 33, be-
hielt 230, 31 neben ich hilt 242, 4, Part, gekiest 36, 29 (miid. st. V.) krieg und kriegs-
geschrei 253, 33 kriechsfolck 233, 1 neben krichsfolck 83, 29; 220, 1,7; 233, 2; 273, 19,
lieb in den ersten beiden Briefen 25 mal richtig geschrieben, die erste anormale Schreibung
findet sich erst 48, 14 in herzalerlibster, ferner noch 49, 14; 100,1; 127,14; 194,27 u. a.;
da die Belege fast sämtlich Superlative sind, so steht mit der /-Schreibung vielleicht die
Konsonantenhäufung in Verbindung; geübter 226, 24; 236, 37, er, sie lies 15, 1; 82. 9;
206, 4; 238, 17 lis 72. 13; 270, 28 Opt. lies 106, 23; 275, 30 nachlis 10.5, 28 du list
156, 8, papierin 105, 23 neben papyr 2.53, 30, porgiern 165, 28; 197, 8 purgiern 104, 20
ich ried Opt. 281, 6, schier 18, 16; 228, 28 u. ö. und schir 228, 27; 238, 12, schiesen
99, 5; 137, 33; 253, 30, 31 neben schisen 138, 10, einschliesen 19, 20 er spaziert 37, 23
(vgl. G. § 181, 1) stiegt 211, 10, -ziehen 205, 30, 31; 217, 26, 27; 227, 8, 20 neben -zihen
84. 17, du ziehest 107. 1 neben du zihest 101. 19 ir zieht 270, 4. viertel 36, 26; 134, 1;
177, 28, 29 neben virtel 133, 34; 276, 4. Am Wortende bleibt in der Regel ie,
z. B. die Artikel, seltner dye 82, 16; 138, 18; hie 14, 31; 15, 27; 16, 7 u. ö. hye 140, 21
wie 17. 34: 18, 34; nur im Pron. si, sy, sly 83, 36, sie wechseln beide Schreibungen
wie auch im Mhd.; jedoch ist sy die regelmäßigere Form.
Mhd. ie und seine Zusammensetzungen:
ie 105, 29; 263, 21; 264, 1 ieh 198, 32; 226, 36 ihe 14, 25; 15, 29; 18, 34; 58, 27;
140, 28 j;^ 149. 15 yhe 14, 20; 15, 9; 50, 9 ie—ie 240,1 ieh — in 197, 8 in — in 49,22:
58, 4 nie 15, 3; 238, 3 ieder 207, 13; 275, 32 ietermon 18, 18; 219, 14 ietlicher 36, 31
iemund(t) 49. 26; 96, 14; 164, 9 imnnd 196, 28; 262, 27 niemand 196,18 nimundU2.i;
227, 33; 251. 6 nimer mhd. niemer 14, 15; 16, 31; 276, 5 u. ö. (G. § 132. 1, a) niergentt
127, 4 iez 15, 31; 38, 32, 38; 40, 3; 144, 26; 260, 20; 275, 11 iezt 144. 26; 150, 12 iz
195, 1; 273, 26 iezund 14, 23; 49, 22.
Ob in diesen Wörtern anlautendes / vokalische oder spirantische Geltung
hat, läßt sich trotz der verschiedenen Schreibarten nicht deutlich ersehen;
denn / sowohl wie y werden am Wortanfang füry gesetzt: z. B. iar 13, 30,
33 \x\\(X yar 65, 3; 136, 26; 140, 12. Auf vokalische Aussprache weist viel-
leicht / in iz und imund hin. Heute gilt noch Diphthong in den mundart-
lich gebräuchlichen jetzt und jetziind (G. § 116 Anm.).
Anm. enpeuden Inf. 74, 35 statt enpieden (s. o.) ließe sich rechtfertigen, wenn
damals der Diphthong ie schon gestürzt war (vgl. G. § 172); eu wäre dann eine frühe
Bezeichnung des Lautvorganges. Näher liegt aber die Annahme, daß der Vokal irrtümlich
aus dem Sg. Ind. Präs. herübergenommen ist (vgl. § 22).
B. Bei B. hat sich die /^-Schreibung wie in unserer heutigen Schriftsprache über
ihre Grenzen ausgedehnt; sie ist auch innerhalb ihres Gebietes ziemlich fest
geblieben :
Z. B. zuvorerbiettong 78, 19 giessen 236, 1, Ind. es gieng 108, 28 neben ich ginng"^^)
4, 16, Opt. er, es gienv(e) 47. 2; 265, 31 krieg 225, 29 hertzallerlyebste 30,6 liechtt messe
25, 20; 146. 6; 159, 31, verliehren neben ich verlihre Bei. § 35. gemessen 7, 9 niehtten
sw. V. Freude haben an etw. 249, 7 pappier202, 27; 261, 13 spazzierweg 26ö, 28 spazzier-
74) = nhd., W. Gr. I. 250.
176 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH, PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
rayß 249, 1 spazziern Verb. 265. 30, 31. Durchgängig lautet aber diese Verbalendung -irn;
z. B. 12, 6; 24, 12; 25, 28; 112, 19, 33, 37; 118, 21; 187, 30; 278, 30; 279, 1 u. ö.';
schliessen 3, 10; 5, 12; 97, 8; 173, 26, in Br. Nr. la schlissen 1, 19, ziehen 68, 32; 69,21
aber es zihät 44, 37; 56, 6. Am Wortende bleibt ie: die 5, 21; 7, 28; 8, 27 und
sie 3, 8, 9, 10; 7, 2, 7 u. ö. sind stets mit ie geschrieben.
Mhd. Ie und seine Zusammensetzungen:
ye 33, 14; 103, 2, 18; 208, 34; 216, 13 ye—ye 73, 34; 176, 10; 236, 8 nye 7, 3; 26,
3; 45, 2% yeder 3, 26; 20, 8; 25, 1; 191, 23; 225, 7 yedoch 113, 1, 6; 247, 33, 36 yemals
258,. 26 yemand 146, 35 niemand 4, 28; 118, 17; 247, 2i ymmer''^) 146, 16 ymerzu 239,
7 nymmermehr 4. 19, 30; 146. 25; 248, 3 yergend 215, 15 yrgend 114, 6 niergend 268,
12 yetz 53, 27; 59, 22 yezunder 232, 1.
Die vokalische Aussprächet^) scheint bei B. dadurch gesichert, daß er
diese Wörter stets mit ye, y im Wortanfang schreibt, während er die Spirans
j stets als / Odery anlauten läßt: z. B. ia 249, 2; 265. 25 iar 146, 2A jar 11, 12;
24, 23; 154, 17, 19 ienig derjenige 267, 19 dasiennige 248, 36; 266, 2 u. a.
üt statt /^"), wie ü statt /, ist selten:
erbüettig''^) 182. 13, f Heber Fieber 108. 28 fiiber 116, 25 neben fieber 278, 29,
ßüessend 235, 36.
Mhd. ei.
M. § 24. M. gibt mhd. ei in der Regel mit demselben Zeichen ei wieder wie
auch mhd. /; ein Unterschied in der Schreibung ist also nicht vorhanden.
z. B. ein, kein, heis mhd. heiz 38, 34 heiser Kaiser 199, 17; 233, 4; 250, 36 Meinz
194, 21 theil 164, 2 u. ö. ich, er weis 74. 33; 207, 11. 32 u. ö.
Beachtenswert ist, daß das Präteritum von mhd. schriben sich in der
alten mhd. und in der nhd. Form findet; damit steht M. nicht allein, sowohl
bei Hans Sachs ^'') als auch sonst in Bayern'^") sind die alten fi- Formen neben
den jüngeren /-Formen gebräuchlich.
ich schreib 126, 20; 143, 34; 151, 13; 163, 30; 165, 16; 196, 29 (.?): 226, 24; 229,
10; 236, 28; 239, 33; 259, 34 neben ich schrib 49, 15; 57. 14; 143, 16; 218, 37. Sonst
nur i: z. B. in er blib 205, 27.
Mhd. wisen bildet ein starkes Präteritum analog dem Nb. Dialekt
(G. § 399, vgl. § 81 Anm. 1) und der Schriftsprache «i): er wls 83, 9.
Anm. 1. meigister 108, 11 ist wohl nur eine verunglückte Schreibung, die durch
Vermischung von tnagister und meister entstand.
Anm. 2. kiener kleiner 238, 8 ist vielleicht nicht Schreibfehler, da G. §81 Anm. 2
dieselbe verkürzte Form anführt. Sonst steht klein 228, 15 kleiner 207, 23.
75) Im Nhd. Vokalkürzung eingetreten, vgl. W. Gr. I 252, 2.
76) Die Grammatiker gehen in ihren Beobachtungen auseinander: Albertus p. 34:
/ se ipsam vel alias vocales praecedens apud Germanos aeque ac Latinos fit consonans:
jeglicher odtx jeder ; jung, Johann etc. Ölinger p. 17: y in diphthongo impropria y'^ vel
ye et / ante h et ab initio syllabae positum producitur, veluti jetz jemand jer jnen vel
jhmand jhme jhr jhetz etc.
77) Whd. b. Gr. 110.
78) erbietig erbötig s. Schmeller b. Wb. I .307.
79) James S. 16; Shumway S. 33.
80) Im 16. Jhdt. kommt noch das echte ei im Sing. Praet. vor. — Indessen läßt sich
seit dem 15. Jhdt. auch das plurale / im Sing, nachweisen (Whd. b. Gr. § 268).
81) Hans Sachs gebraucht v/eist und wiß (James S. 22).
VON CARL KOCH. 177
eu statt el^^) ist selten, aber lautlich möglich durch die Entrundung des
eil zu ei (s. § 21, 22):
beleuden begleiten 85, 9 geleutt begleitet 229, 17 neben geleiden 17, 5; 18, 3 u. ö.
Diese Schreibung entspricht also der umgekehrten: ei statt eu.
In den ersten Briefen kommt einige Male ai statt ei vor; da diese
Schreibung später nicht mehr wiederkehrt, so läßt sich hier ein Einfluß der
Schreibart ihres Bräutigams vermuten, zumal in den ersten Briefen Balthasars
das betreffende Wort öfters erscheint (s. u.):
rais Subst. 57, 31 sonst reis 14, 9; 59, 1; 263, 14, raisen 18, 21; 19, 21 raysen 17.
31 neben reisen 18, 16 u. ö.
Eigentümlich ist die Vertretung von mhd. ei durch aei und aey, die
sich auch sonst in Bayern findet.*^'') Konsequent ist sie nur bei dem offiziellen
Weinmaß ,eimer' durchgeführt:
aeigen mhd. cich;n 270, 14 Aeigler n. pr. 218, 19 aeimer 36, 26; 39, 17, 18; 175,
10 aeymer 2To, 22 aeimerig Adi. 218. 4; 262, 36 aeir E\tx S5, 1. haeiim, 1; 96, 13; 164,
2; 229, 25 neben heil 13, 33 u. ö., kinsmaeidt 81, 29 neben kinsmeidt 104, 24 meid(t)
39, 2; 58, 20, 23; 137, 21 meidla 228, 14.
a statt ei findet sich in:
am{er) 262, 29 (eine Zeile später aeiin[erj) americhen Eimerchen 65, 2 und Wab-
lingerin 227, 8 (B. Waybüngerin 42, 22).
Da die ö-Schreibung nur dreimal vorkommt, so bleibt es fraglich, ob man
hierin einen Schreibfehler erkennen darf, oder ob grob mundartliche Formen
vorliegen; denn mhd. ei wird heute tatsächlich wie a gesprochen (G. § 81)
und in anderen Briefsammlungen oft und früh mit a bezeichnet (die besten
Belege in dem Briefbuch, das in den „Mitteilungen des Vereins für Geschichte
Nürnbergs'- H. 3. 1881 herausgegeben ist).
B. Während M. mhd. ei mit mhd. i zusammenfallen läßt, pflegt B. mhd. ei
durch ai, ay zu bezeichnen. Die Unterscheidung zwischen altem und neuem
Diphthong ist ein hervorragendes Charakteristikum der bayerisch-österreichischen
Schriftsprache.^*)
aimer 53,15; 69,21; 216,20,21; 279, 13 ayr PI. Eier 278, 16 allerlay 10, 9; 21,25;
60, 14 zwayerlay 181, 15 layd 24, 8 (aber leiden mhd. liden 145, 23; 226, 29) Mayn 89, 10
maister 113, 34; 122, 8 mayster 1, 25 rayß 4, 22; 5, 36; 7, 21 u. ö. raysen 4, 10 geschray
56, 23 {schreien mhd. schrien 69, 28) ich wayß 5, 23 u. ö.
Das Prät. von schreiben findet sich nur in der nhd. Form:
ich schrieb 1, 22; 11, 15; 2.5, 3; 102,33 und ich schriebe^^) 180, 34; 271,8; 277,37.
Daneben steht in einigen Wörtern altes -ei:
durchweg bei ein 4, 22, 27; 5, 26; 21, 8; 25, 19; 94, 21, ain ist seltner: ains-
mals 21, 3; 22, 9; 61, 29; 102, 35; 191, 30; neben einsmals 3,33; 11, 32; 221,27 einmal
21, 7, ainstails 46, 20, ainest 6, 3; 60, 18; 96, 35; 202, 17 neben einest 3, 9, allain 55, 5
neben allein 25, 7, 17; 244, 1; 245, 16; ferner stets kein 11, 19, 20; 23. 16; 102, 36. —
wolfeyl 21, .30; sonst /ay/ 129, 12 wolfayl 21, 30; 160, 10; 239, 8; 245, 7. — heylig 98,6
aber hayl 28. 2; 103, 22 u. ö., allheiligen Allerheiligen 239, 13; 243, 25 neben allhailigen
56, 21; 61, 23. — heimbgangen 222, 11 heimbkomtnen 282, 16 heimbschicken 216, 16
82) „Nicht ganz selten seit dem 14. Jhdt." Whd. b. Gr. § 87.
83) Brenner S. 23, 31 führt z. B. gaeist kaein an.
84) Vgl. Kluge V. Luther bis Lessing* S. 194 Anm. und Socin Schriftsprache und
Dialekte S. 284.
85) -e nach Analogie der sw. v. besonders im Md. verbreitet, W. Gr. III, 1, 31 Anm.
12
178 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
heimgesuchtt 5, 10; 7, 2, aber auch haimbkonfft 266, 8; daheimb 73, 7; 222, 21; 283,23
neben dahaimb 113,34. — heimlichen 216, 15. — Suffixe -heit und -keit: barmhertzigkheytt
11, 7 gelegenheiit 12, 1; 76, 35; 130, 4; 265, 26 gesundheitt 23, 6; 243, 16. — klein 5,27;
80,29; 88,33; 113,14; 170,21; 283, 9, 11, aber klainer Comv. 27d, 10 verklainertt 283,29.
— mitlleid 9, 4; 54, 8; 153, 28, aber layd Adj. 24, 8; 122, 21 layder 12, 17; 20, 29
laydig 267, 16. — er vermeind 173, 17 und er vermaind 2, 27 u. ö. — vortheil 21, 24
theilong 21, 3 neben thail 20, 15; 27, 2; 43, 6. — anzeigtt Part. 59, 27 sonst zaigen3,S;
6, 6; 9, 16; 26, 27 u. ö.
Der Grund für diese ^/-Schreibung ist mir nicht klar und wohl kaum
in der Nebentonigkeit der betr. Silbe zu suchen, da mindestens ebensoviel
Beispiele für vollbetonten Diphthong denen für nebentonigen Diphthong gegen-
überstehen.
M. § 25. in nebentoniger Silbe ist ei in M.'s Briefen gemäß der heutigen
Aussprache oft zu e gesunken oder seltener ausgefallen.
So steht erbet 37, 14; 106, 26; 171, 35 neben arbeiä 174, 8; wolfel, bolfel unfl.
65, 4; 67, 25; 142, 20; 196, 20; 213, 23 fl. 85, 6; 140, 1 nur in dieser Form vorhanden.
Comp, wolfler wohlfeiler 180, 16 (G. § 142: nur in Gedichten als ,wulfli' vorkommend, nicht
mehr in lebendigem Gebrauch) ^ö). ,
Behem sid.ii Behaim (Familienname Magdalenas) stets z. B. 95, 24; 172, 4; in Brief-
unterschriften Behetnin 17, 21; 32, 24 Behmin 19, 28; 110, 8; behmichs böhmisch 104,
19 Forgem Forchheim 250, 23.
Unter der Nebentonigkeit haben auch die Suffixe -heit und -keit ge-
litten; diese werden sowohl mit ei als mit eu und nicht selten mit e ge-
schrieben ■-
kranckheit 135, 14; 165, 23; 233, 3 neben krancket 217, 1, gelegenheit 14, 12; 17, 18
gelegenheudt 75, 17 und gelegnet 81, 21; 260, % glegnet Ib, 10, insunderheut 155, 11 ge-
sundheitt 13. 24, 27; 15, 10; 18, 4; 183, 9 gesiindheutt 83, 30; 93, 10; 280, 35 warheut
105, 3.
B. Bei B. ist die Vokalschwächung meist vermieden. Er schreibt nur arbaytt 4, 7;
118, 9 arbaytten 157, 22, 34, stets -heit und -keit (s. o.). Aber in WÖ(e)lfler 43, 30;
272, 10 wölfelst 94, 28 Komp. u. Sup. zu wolfayl, Subst. wöelflong 131, 11
ist Schwund bezw. Schwächung des Stammvokals eingetreten; die kontrahierten
Formen sind heute noch in Bayern lebendig^*'). Bekam 92, 31 und Be-
hemin 6, 12 neben Behaim 22, 18; 216, 1 Behaimin 216, 1 sind ebenfalls
mundartlicher Einschlag.
Mhd. ou.
N[. § 26. M. schreibt regelmäßig au:
Z. B. aug auch 14, 20; 18, 1 Paumgartner stets im Text und in den Briefunter-
schriften, frauentthor 15. 23 erlauben 227, 4; 234. 30 ich g(e)laub 14, 25, 30; 160, 33
dauglich 133, 32; 65, 17 (diglich tauglich s. § 10).
B. Ebenso B.:
Z. B. hauffen 34, 20; 267, 8 Paumgartner in allen Unterschriften.
M. § 27. Im Umlaut, der ziemlich gleichmäßig durchgeführt ist, wechseln bei M.
eu und ei, ey (Entrundung); auch hier kommt ei der heutigen Aussprache
näher als eu (G. § 84) '^"):
86) Kürzung der Stammsilbe im Positiv, Schwund des Diphthonges im Komp. und
Sup. verzeichnet für das heutige Bayern Schnuller b. Wb. 1 707.
87) Vgl. Whd. b. Gr. § 79.
VON CARL KOCH. 179
peimla Bäumchen 90, 6, peimwoln 195. 7 mit unmotiviertem Umlaut gegenüber
paumwoln 65, 26; freud mhd. vröude 13. 21, 23; 14. 5, 21 erscheint oft in den
Briefen, nur einmal _/mcf/ 155, G; beim Verbum mhd. i'/'öV/M'^n wechseln die Schreibungen:
erfreuen 16, 27 es erfreud(t) mich 36, 20; 164, 1 sy freu sich O'nj. 144, 17 erfreud Part.
3<s, 29 neben ich frey mich 141, 25; 151, 15 ich freie mich 18, 26 erfreid Part. 37, 21;
freilla Fräulein löO, 15 hey mhd. höuwe, höu 82, 18, keiflin 135, 27 keifly 135, 2^ 186.
2, 6, 8 neben keiifli 135, 31 = mhd. köußin Krämerin (G. § 84, 1, das Wort ist heute
noch lebendig), Sup. zu mhd. genou: geneist 275, 22 und geneust 193, 12, sterbsteift PI.
Sterbsläufte, Seuchen 14, 22; 177, 24 aber in den teuften 75, .30.
Ohne Umlaut steht: sie lauft 136. lü; 197, 21; 208, 1 (vgl. G § 84).
Anm. aufleft aufläuft 165, 31 wird wohl eher als Schreibfehler als eine mundart-
liche Form aufzufassen sein (Nach G., § 377 ist unbetontes left — den Ton trägt ja auf
— möglich).
B. hat äu und eu (eü):
freude 4, 25; 6, 3; 8. 26; 146. 32 freiide 6, 36; 7, 19; 20, 16; 168, 15, käufflin
45, 15 unttrkhäuffel 182, 27 und sogar unttrkhäeuffel 185, 29, sterbsleufft PI. 4, 4; 7. 23;
8, 27 sterbsleufft \1Q>, 24 weyttleufftigerVlQ, 6; 129, 18 weittleiifftiger2m, 22 gethräumet i, 33.
Ohne Umlaut stehen: es laufft 267, 16; 272, 5 und zäumen 257, 26.
ei statt äu (eüj nur in: abdeyen^) 52, 11 verdeyen^) 209, 1; 243, 1 mhd.
verdöuwen digerere.
aw, ew statt au, äu:
Eine rein orthographische Eigentümlichkeit, die, in früheren Zeiten gebräuch-
lich, von den Grammatikern^^) erwähnt wird, ist der Ersatz des u durch w in den Di-
phthongen au und eu und zwar bei B. nur in Wörtern, in denen ursprünglich (in den zwei-
silbigen Formen noch im Mhd.: z. B bä, -wes, grä, -wes triuwe) consonantisches w auf
den Vokal folgte. Die Schreibung ist, wie die Granimatikerstellen zeigen, für die Aussprache
bedeutungslos.
aw = mhd. « s. § 20. — ew =: ahd. iu s. § 22. — aw statt mhd. ä(w) = nhd.
au: blaw mhd. blä, -wes blau 244, 35 blawen Dat. Sg. 245, 4, graw mhd grä, -wes
6, 7; 181, 32; 189, 32 neben grauer Gen. PI. 259, 17. — aw statt ou: fraw 96, 31;
103, S jungfraw 3, 27; 5, 30; 20, 1 jungfrawen Dat. 6, 11 hausfrawen Dat. 29, 28; 30,4
neben hausfrauen Dat. 34, 31; 38, \^. - ew statt öu: einhewen mhd. höuwen 266, 14.
Mhd. uo.
M. § 28. M. hat mhd. uo stets durch das einfache u ersetzt:
prüder, pruter, prutter 18, 4; 32, 4, 10; 152, 2; 236, 31 pube 217, 2 fus 242, 6
f Uteratlas 19, 4 gut 17, 4, 8, 14 u. ö. mon hub hob 235, 6 zuckerhutt 260, 31 müder,
muter, mutter 15, 19; 32, 4; 49, 17; 51, 12; 85, 17; 145, 1; 199, 4 er tut Praet. lud 207, 5
ich mus 15, 29 u. ö. ich, sy must Praet. 15, 31; 140, 29 schug PI. Schuhe 64, 29; 96, 15
besugen 14, 12 versugen 14, 16 versucht Part. 183, 14 tug 193, 3 zbu^^) Fem. zu ,zwei',
mhd. zwuo zwo 99, 30; 180, 17.
88) Vgl. Schmeller b. Wb. I 476, wo auch viele Belege für den Gebrauch des Verbums.
89) Albertus S. 32 u. 33: Huic (i. e. au) autem affinis diphthongus est aw als die
fraw mulier, quam alii inter diphthongos referre non videntur, quia u simplex inserunt als
frauw, Sauw sus, gnauw tenax. — Est autem huic (i. e. eu) vicina ew als hew foenum.
Ölinger S. 16: w hoc signo " notatum et post vocalem eadem in syllaba positum vocalis
est et profertur sicut u, ut supra de diphthongis au et eu diximus. Clajus S. 11: w
interdum vocalis naturam induit et cum a et ^ conjunctum diphthongum constituit.
90) zwu auch bei Hans Sachs (Frommann S. 30). Der Geschlechtsunterschied, den
wir in den Briefen fanden: zbien, zbu, zbey = mhd. zwene, zwuo zwo, zwei (s. § 14
wurde nach G. § 361 noch von der ums Jahr 1875 ausgestorbenen Generation genau beobachtet
und besteht auf dem Lande noch fort.
12*
180 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
Vor Nasalen erscheint öfters o an Stelle von u, eine Vokalwandlung, die
in Bayern ''1) und speziell in Nürnberg»^) oft belegt ist und im heutigen Dialekt
ihre Entsprechung hat (G. § 79, 2):
non mhd. nä, nuon nun 240, 35 neben nun 174, 25, rephon Rephuhn 15, 7, thon
Inf. tuen 14, 26; 16, 14; 169, 16; 206, 10 ton 82, 23 don 124, 17; 234, 1 thön 212, 11
(ö statt 0 Längenbezeichnung? vgl. § 15) neben thun 16, 23, 31; 14, 33, 35; 31, 3;
237, 20 dun 150, 9; 237, 19. In den flektierten Formen steht natürlich nur u: z. B. ich
thu 15, 5; 17, 18 ich tuh 18, 36 thii Imp. 17, 18 es tuh Conj. 37, 16.
Anm. Vor anderen Consonanten als Nasalen kommt o nur einmal vor in formon
32. 9 gegenüber sonstigem furmon 30, 36; 31, 15; 36, 24.
B. Bei B. schwankt die Schreibung zwischen ue^^) und u, üe^*) und ä (im Um-
laut). Da in Nürnberg dieser Diphthong nur in wenigen Wörtern verkürzt ist
(G, § 131 Anm. 3 u. N), so ist u statt ue nicht als Zeichen der Kürze an-
zusehen; jedoch steht in Nürnberg und blume, die heute mit verkürztem
Diphthong gesprochen werden, nur //. — Vor organischem und unorganischem
h steht nur u und /V, da ue und äe an sich schon langen Vokal bedeuten,
und doppelte Dehnungsbezeic|inung, wenn h hinzutritt, durch Aufgabe des e
vermieden wird (Belege § 35, 36, 41).
bmeder 5, 2, 10; 25, 8; 108, 3 u. ö. bmder 20, 35; 22, 38; 259, 22 u. ö. buebe
101, 4 bube 88, 29 buech 266, 5 fueder Fuder 91, 12; 94, 13, 29 fueder Futter (Innen-
belag bei Kleidungsstücken) 97, 32 oder fuetter 215, 19 (auch heute lang G. § 292, 3)
genueg 4, 7; 11, 36; 22, 12 u. ö. genug 20, 23; 23, 21; 72, 32 u. ö. grueß 5, 30 grüß
20, 8 guett 4, 33; 6, 2; 7, 6; 28, 14; 94, 18; 109, 2 u. ö. gutt 22, 18; 26, 12; 55, 1;
147, 24 u. ö. ich mueß (G. § 381, 1) 69, 15; 113, 6 muß 97, 25; 116, 8, 14 muetier (Di-
phthong hat sich neben verkürztem Vokal erhalten G. §79,1) 27, 14; 187, 15 mutter 74, 2;
77, 4; 114, 34; 187, 9 benieffenn 146, 7 schnuer 97, 33 schuech PI. Schuhe 60, 8, 33
schuch PI. 60, 9; 103, 28; 261, 12 schuelmaister 114, 5 stuel 45, 18 -suechen 130, 7
-suchen 28, 12; 267, 5 z«^ Präp. 11, 11; 94, 11; 96, 35 u. ö. zue vor Inf. 103, 9; 216,21;
279, 17, auff Venedig zue 23, 34 darzue 25, 26; 94, 33; durchschnittlich steht aber öfter
zu als zue.
Vor Nasalen hat B. ebenfalls o neben seltnerem u:
blome Blume 160, 11 plome 10, 13 plömblein 223, 3 neben plüm(b)lein 10, 20;
244, 36, Conrad 114, 17 neben Cunrad 109, 18, thon 4, 12; 5, 20; 8, 13; 10, 18: 12, 30;
171, 23 u. ö. seltener thun 1, 28; 114, 5 und thuen 5, 5; 6, 1 (vgl. 12, 30).
M. § 29. Mit dem Umlaut von mhd. u hat der Umlaut von uo bei M.
die Eigentümlichkeit gemein, daß der Umlaut auffällig oft und ohne erkenn-
baren Grund nicht durchgeführt ist. Wenn nun allerdings bei den meisten
Wörtern beide Formen vorkommen, so sind doch oft gebrauchte Worte wie
behüden und hutlein stets ohne Umlaut.
Wörter, die in der Belegsammlung in beiden Formen erscheinen, sind mit * bezeichnet.
*/m95) früh Adv. 172, 7; 174, 26; 184, 7; 230, 15 Adj. 276, 30 (im Mhd. gibt es
sowohl Adj. und Adv. vruo wie vrüeje, vriie, im Nb. scheint nur die umgelautete Form
zu gelten [G. § 170, 16]) *zu fru in der Frühe 236, 33 (2 x), 35 (Gegensatz zu obent
91) Whd. b. Gr. § 300.
92) V. Bahder S. 198, wo auch auf frühere Bemerkungen verwiesen ist.
93) Ölinger S. 16: Diphthongus ü vel ue profertur medio « et ^ ut das gut der
huet etc.
94) Ölinger a. a. O. : Diphthongus iie vel ü profertur medio ü et e veluti die giietere
die hiiet.
95) Schmeller b. Wb. I 805 kennt beide Formen.
VON CARL KOCH. 181
236, 36) frumal 205, 6, ich für Opt. Prät. zu farn 227, 3; 240, 30; 263, 23 *furn führen
124, 28; 137, 25 *gefurt 140, 22; 247, 3 verfurt 83, 32 *fus PI. 120, 31 *grusen 49, 17.
177, 33; 201, 14 u. ö. *gegrust (Rückumlaut möglich) 66, 29; 172, 20 u. ö. die gutter
Güter 237, 1 du uberhubst Conj. überhöbest 228, 32 hutle 108, 12 hutla 84, 31 huüein
86, 14 behuden^^) 19. 21; 38, 33; 51, 22; 171, 36; 251, 3 u. ö. (Einfluß des Prät.?) *fl6-
kulet Part, abgekühlt 240, 7 *mue Mühe 174, 8; 184, 3 *muhe 105, 20; 165, 20 sich mueti sich
bemühen 228, 2 *musen Inf. müssen 132, 25; 136, 6; 141, 22 *ich muse Conj. 132, 26
*kleinmutig 13b, 20-, 141.14 *sus süß 144,19 *bedrubtt betrübt 232, 36 bedrubtnus 21'),31
üben üben 253, 31.
Wo der Umlaut bezeichnet ist, steht — abgesehen von einigen selteneren
Zeichen — meist ie^''), weniger häufig /; ie entspricht als Zeichen der Ent-
rundung ebenso mhd. üe, wie / dem mhd. ü (s. § 10). / ist nicht als Zeichen
für Vokalkürzung anzusehen, da / ebensogut in langer Silbe neben ie er-
scheint wie in kurzer.
plimlein 17, 15; 19, 26 prieder 51. 13; 211, 1 bieblein 58, 5 *frie^^) Adv. 36, 36
*zufrie 32, 9 frieling 18, 19, *fiern führen 17, 11; 38, 37; 196, 21; 241, 18 und *ßm
241, 14 mon fier Conj. 275, 21 *gefiertt 227, 1; 275, 20, *fies PI. 167, 5 gefietert gefüttert
64, 30 grien 39, 26; 65, 18; 66, 2, 5, 35; 67, 2, 21—27; 155,29, *griesen 16, 28; 32, 11,
17; 39, 22; 40, 8, 10; 51, 13; 180, 21 und *grisen 17, 7; 19, 23; 32, 2 *gegriest 17, 12;
19, 25; 51, 15; 175, 25 und *gegrist 40, 5; 49, 19; 189, 9 grist ^11, 25, hiener 85, 1
kiefer 39, 19 leckiegla Lebküchlein 174, 23 (auch heute so gesprochen G. § 110, 3 b) *mie
16, 28; 32, 18; 37, 13; 171, 35; 260, 1 miesam 39, 1 unmiesig 75, 19 und misig
230, 32, Inf. *miesen müssen 18, 29; 31, 25; 50, 25, 34, 37; 93, 23 und *misen 39, 18; 133, 6
Conj. ich, er *mies 140, 28; 193, 21 und *mis 82, 26; 250, 15 du misest 226. 29, Conj. zu
ich must 140, 29: ich, er miest(e) 65, 6; 136, 15; 211, 16 und mist 39, 28; 49, 9 du miest
65, 25 und mist 280, 2 wir miesten 37, 26, Part, gemiest 166. 11 (auch heute ohne
Rückumlaut G. § 132, 2 a, ß\ niechtern = mhd. nüechtern 174, 35 und nichtern 99, 25
geriempt gerühmt 31. 30 schnierla 16, 8 stiel Fl. = mhd, stuol (= stuolganc) 165, 28
Conj. er, es stind stünde 199, 5; 219, 15 *sies süß 64, 31; HO, 15; 207, 31, *betriebt\S, 13
und *betribt 138. 33; 210, 36, wiest wüst 32, 9 und wist 39, 29.
Neben ie, i kommen selten andere Zeichen vor: ue, iu, ui, ö, iö:
ue: guetig gütig 63, 30. — iu: *kleinmiutig 16, 31 *gefiurtt 241, 15. — ui: *mnie
mhd. müeje, müe 140, 14. — ö, iö: mhd. kiiele Adj. := köl 64, 28 oder kiöl 230, 35
(neben abkulet s. o.). Sonderbar ist nur ö, iö. Vielleicht muß man hierin einen Einfluß
der folgenden Liquida sehen, wie ein solcher schon oben glaubhaft war (s. § 3). Schmeller
I 1238 setzt für die Oberpfalz eine ähnliche Form für küele an.
B rech ung vor r:
Interessant ist die Schreibung von , Nürnberg' mhd. Näerenberc ahd.
Nuorinberg, worüber Gebhardt § 80 und Anm. (vgl. N. und 132 1 c, 158, 3)
spricht. Zunächst finden sich, wie zu erwarten ist, Niemperg 48, 28, 33
und Nurmperg 250 14. Daneben aber kommen Formen vor, die der heutigen
Aussprache des durch r gebrochenen (§ 158, 3), vor Consonant -|- en ver-
kürzten (§ 132, Ic) Vokals entsprechen: Nermperg 67, 15; 75, 24. Nönn-
perger hoff 180, 13.
B. ist wie stets weit einfacher; er bezeichnet den Umlaut immer und hat
dafür die Zeichen äe und ü (über Schwancken zwischen üe und ä s. § 28):
briieder 114, 16 biieble 103, 29 biiecher 78, 30 -buchte 159, 26 früe 1. 15; 3, 31;
97, 22; 108, 27; 258. 23, -füegen 20, 35; 168. 7; 261, 9; 283, 18 xxndi fügen 251. 26, ge-
fiiettert 60, 32; 159, 37 geniiegsam 56, 19, grüen 60, 32; 232. 9; 244, 21 und grün 53, 23;
96) Bei Schmeller b. Wb. I 1191 nur mit Umlaut.
97) Seit dem 15. Jhdt. gefunden. Whd. b. Gr. § 89.
182 DIE SPRACHE DER MAGD. Ü, DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
261,7, grüeß PI. 226, 7 grüessen 5, 4, 19; 9, 13 u. ö. und grossen 24, 22 gegrüest 13, 1;
22, 20; 102, 19 und gegrast 5, 32; 126, 7, güetter 27. 36; 94, 8; 108, 32 giiettig 168, 2
hiiener 25, 32; 113, 13 behiietten 68, 35; 232, 15 u. ö. behüett Part. 76, 28, M^///^ Hütchen
103, 22 und hüttle 97, 30, khüel und khiil Bei. § 36, Inf. müessen 6, 28; 27, 38; 28, 5;
109, 1 und müssen 4, 6; 21, 23; 284, 13 sie müessen 130, 32 Conj. Praet. ich, er müest
10, 15; 63, 4; 146, 35 und er müst 130, 32; 244, 21, nüchttern 46, 18; 202, 9 (der Di-
phthong ist erhalten, G. § 132, 2, a, ß) Nürnberg 6, 13 Nürmberg 73, 37; 76, 18, 20; 115, 3;
251,34 rüeffen rufen 20,17 schnürlein 23,8 stüel PI. 131, 14 süeß 109, 16 betrüeben 3, S4
und betrüben 7, 25 betrübtt 3, 29; 4, 22; 8, 27; 258, 33 u. ö. Opt. Prät. es -trüegCe)
81, 1; 188, 2.
ue statt üe nur in:
ihr muest müßt 28, 26 brueffen prüfen 116, 14.
/ als Zeichen der Entrundung ist eben so selten.
anstinnde Opt. Prät. 146, 37 neben verstünnde 130, 25.
Bezeichnung der Quantität der Vokale.
§ 30. Die Bezeichnung d^r Quantität der Vokale ist eine orthographische
Neuerung der letzten Sprachperiode. Der mhd. Schreiber pflegte langen Vokal
von kurzem nicht zu scheiden. Erst in der nhd. Schriftsprache bildete sich
die Praxis heraus, die Quantität der Vokale auch äußerlich durch Zusatz eines
Lautzeichens deutlich zu machen. Man bediente sich dabei von Anfang an
der orthographischen Mittel, die auch heute noch üblich sind; für lange Vokale
galten Verdoppelung des Lautzeichens, nachgeschobenes e bei / und ein-
geschobenes h, für kurze Vokale Verdoppelung des nachfolgenden Konsonanten.
M. Hier müssen wieder Balthasar und Magdalena von einander abweichen.
Magdalenas Ortsschriftsprache, die sich, wie der Vergleich der beiden Vokal-
bestände überall ergab, weit enger an das Mhd. als an das Nhd. anschließt,
kennt die Quantitätsbezeichnung fast gar nicht. Nur hier und da gebraucht
sie ein Dehnungszeichen und dann meist in Wörtern, in denen Balthasar die
Länge gar nicht oder anders zu bezeichnen pflegt. Dabei verdient noch Be-
achtung, daß diese Wörter meist Einsilber sind oder nur aus wenigen Buch-
staben bestehen. Deshalb möchte man glauben, daß M. dabei eher die Ab-
sicht gehabt hätte, dem Worte durch Zusatz eines weiteren Zeichens ein
größeres Ansehen zu geben, als die Quantität des Vokals zu bestimmen.
Kurzen Vokal hat die Schreiberin wohl gar nicht deutlich zu machen
versucht. Konsonantengemination trifft man zwar bei ihr nicht selten an,
aber ohne Rücksicht auf den vorangehenden Vokal ; so schreibt sie z. B. :
ichherrhört lb2,3maU20b, 14 seil Seele 13, 34; 18, 11; 70, 7; 149, 4 werrWthr 144, 34.
B. Balthasar ist dagegen anders verfahren. Indem er der aufblühenden
Reichsschriftsprache in allem treu folgt und sogar als Süddeutscher ihren
mitteldeutschen Einschlag nicht verschmäht, hat er sich auch dieses neuen
orthographischen Mittels eifrig bedient und kommt unserer heutigen Schreib-
gewohnheit ziemlich nahe. Im folgenden will ich diejenigen Wörter, in denen
die Dehnung auf verschiedene Weise bezeichnet wird^^), mit * versehen.
98) Vgl. ölinger S. 15: Diphthongus ee profertur ul e l<ingum, quidam scribunt pro
aitero e aspirationein h veluti die seel vel seht, der schnee vel schneh.
VON CARL KOCH. 183
1. Bezeichnung langer Vokale.
a) V 0 k a 1 V e r d 0 p p e 1 u n g.
B. § 31. Von der Vokal Verdoppelung*'^) macht B. mäßigen Gebrauch. Sie be-
zeichnet: 1. ursprüngliche Länge in:
mhd. ä: haar 113, 21; 182. 3; 189,32 kaattmM. quät, köt 60, 33, yedesmaals 20^,7
neben einsmals 78, 26, maaß 209, 7 neben maß 6, 8; 46, 18. saamen 131, 5 neben samen
80, 32; 191, 35; 279, 15, saatt 131. 9, schlaaff 190, 31 neben schlaff 21, 14, straaff 269, 17
neben straff 76, 23, waappen^^^) 257, 23, waarlichen 113, 15; 201, 36; 202, 18 neben
warlichen 9, 19; 24, 18 (doch vgl. wahr § 35). — mhd. ae: geeling 248, 13 neben gehling
257, 1 = mhd. gaehelingen, mhd. saelic: seeligmacher 154, 22 neben seligmachcr 11, 14,
seligkeitt 54, 26, glückhseelig 154, 19 neben gliickhselig 11, 12; 24, 10, leiittseelig 5, 21.
schmeewortt 55, 8 neben schmäelich 283, 28. — mhd. e: heede 9, 12; 24, 5; 101, 31;
116, 1; 201, 30 u. ö. schnee 258, 28 seel 11, 9. — mhd. ö: *froo 122,22 neben //-o 20, 22
(froe s. § 33).
2. gedehnten Vokal in:
mhd. a: *baad 202, 11; 209, 6, 9 neben bad 202 14, saalbuch 259, 2. — mhd. e:
meer mare 223, 24; 224, 23, bescheeren 146, 4; 203, 8 neben bescheren 80, 22, *zeeren
267, 23 neben zerong 243, 11; 244, 6. — mhd. e-. gebeeren gebären 147, 25 scheel mhd.
schelch 94, 38.
Abweichend von der jetzigen Aussprache zeigt Dehnung das Subst.
„Fall", jedoch nur als zweites Kompositionsglied (Erklärung s. §41 Anm. 2):
ausfaal 171, 11 gleichfaals 182, 25; 251. 37; 282, 28 todttsfaal 60, 36 neben /a//
81, 1; 146, 14; 188, 2.
M. Bei M. finden sich folgende Doppelschreibungen:
eerberer 17, 29; 48, 6; 81, 19; 89, 21 neben sonstigem erberer, guuter 63, 29 uuber
246, 19, sonst gut und über.
Sonst steht einfacher Vokal, wo B. verdoppelt hat:
Z. B. har 213, 22; 253, 26 gehling 199, 16 bede 164, 1; 165, 36 u. ö., sehne 155, 12
seil s. § 30 fro 242, 17 sal 37, 25 verzeren 254, 24.
b) h als Zeichen gedehnten langen Vokals.
B. § 32. Im Zusammenhang mit der Bezeichnung langen Vokals durch Doppel-
schreibung steht die Bezeichnung gedehnten Vokals durch eingeschobenes h;
1. Übereinstimmend mit dem jetzigen Gebrauch '°^) liegt bei B. Zerdehnung
vor in:
ehe Conj. 244, 34 Adv. 55, 34; 123, 16 eher 2, 18; 3, 12; 60, 22 und ehr 41, 16
ehest 122, 6; 129, 18; 146, 16, gehen 11. 35; 88, 36; 94, 16 u. ö. stehen 5, 20; 33. 6;
269, 3 u. ö. stets mit h geschrieben {gan und stan fehlen), wehet{h)amb mhd. wetuom
52, 15; 251. 28.
99) Bemerkungen der Grammatiker:
a) Laur. Albertus widmet der Vokaldoppelung als Längenbezeichnung ein eigenes
Kapitel; er führt Beispiele für aa, ee, ij!, oo an (S. 28f.).
b) ölinger S. 20: omnes vocales duplicantur praeter i, ü, w, ü ad producendam
syllabam, veluti der aal, die seel, die Roose.
c) Clajus S. 12: In quibusdam geminum ee scribitur, sed utrumque contracte,
tanquam unum sit, effertur. — Idem sentiendum de aa.
100) Nd. Lehnwort mit ursprünglich langem Vokal; heute Kürze. Vgl. W. Gr. 1 252,2.
101) W. Gr. I 157 Anm. 2: Einige nhd. Wörter haben h zwischen Silben, die erst
durch Zerdehnung eines i entstanden sind: gehen, stehen, ehe, ehern.
184 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL^
2. Abweichend m^'^'-):
*meherers 259, 21 sonst mehrers (s. § 35) *mühed mhd. müede 76, 3Ö; 191, 35
{mühtten Dat. PI. 112, 30 s. § 40) mühesig 231, 29 mühesiggang 204, 1 gemühett mhd.
gemiiete 168, 11 *wancklmühettig 265, 10 {kleinmähttig 24, 16 s. § 41) ^/- *rähett 209,
10 ruhewig mhd. ruowic 203, 34.
3. Einmal aucli in einem Wort mit ursprünglich kurzem Vokal:
miihel mhd. m«/^ 131, 16, 19.
M. Auch in M.'s Briefen weist die Schreibung einiger Wörter auf die gemeine
hd. Zerdehnung hin; jedoch tritt diese hier nicht so deutlich hervor, da M.
getreu ihrer Mundart die nebentonigen Vokale gerne unterdrückt, also den
nachschlagenden Vokal öfters fallen läßt. Zunächst begegnen im Einklang
mit der heutigen Schreibung und der B-'s:
ehe Ehe 149, 10 eh(e) Conj. 14, 19 Adv. 39, 3; 169, 19; 175, 1 ehr Conj. = ehe
16, 1; 105, 21; 201, 15; 254, 5 und Adv. = eher 15, 32; 98, 36; 99, 19; 174,23; 226.
32 mit ehstem 263, 5, geh(e)n gen gien und stehn sten säen s. § 14 ich gehe 200, 30 es
gehe 174, 8 er, sy gei(t) 205, 7; 208, 3 und geht 227, 19; 228, 16 du -gehehest -stehest
99, 22 (Die Doppelschreibung in gehehest ist wohl nur Versehen) es steht 219, 36; 220, 4
neben ste{d)t 227, 19, 32, wet 142, 3 paugweh 165, 26.
Außerdem scheint Zerdehnung vorzuliegen in :
ihe neben ieh, ie s. § 23, mehers 121, 12 neben merers 104, 33; 106, 27, ich tuh
18, 36 es tuh Opt. 37, 16.
A n m. h ist in diesen Wörtern ebenso gebraucht wie in den ursprünglich zwei-
silbigen, deren Stammsilbe auf einen Vokal ausgeht. Der Gebrauch B.'s ist nicht so
konsequent wie späterhin. Er schreibt mühe mhd. miieje müe 4, 6; 68, 27; 76, 28; 118,
8; 284, 13 mühesam 41, 10; 54, 10; 274, 7, aber brüe mhd. brüeje 214, 23 blüe mhd. blüe
269, 13; nehen mhd. naejen 45, 13 ruhen mhd. ruowen 202, 3; 209, 4, aber seen mhd.
saejen 131, 5, 7. Abweichend von dem jetzigen Brauch gibt er diesem h auch nach
Diphthongen Raum: neühe(s) 24, 3, 10; 94, 21, 33; 130, 16; 146. 13; 153, 12, 13 ge-
reiihett Part. 265, 19 mhd. triuwe: in treühenn 10, 27 neben treue 1, 14, trew 78, 19 und
gethreuer in allen Unterschriften. Seltener ist Übergangs-Ä bei M.i muhe, öfter mue, mie,
sich muen, miesam Bei. § 29. nehen nähen 65, 7 sehen säen 280, 28, aber beruen 90, 7
ra Ruhe 165, 31 ungeruig 253, 27. Der Wegfall des unorganischen Hauchlautes ist aber
bei M. nicht auffällig, da selbst organisches h nach gedehntem Vokal oder Diphthong
wegfällt: z. B.ßieen 270, 4 geßoen 233, 21 leien 135, 24; 189, 4 gelten 217, 31 höer 2\%
15 drue mhd. truhe 270, 20.
c) Nachgeschobenes e bei gedehntem mhd. Z^"'^).
B. § 33. Gedehntes mhd. / wird von B. zum Unterschied von erhaltener Kürze
durch ie bezeichnet, also ebenso wie der alte Diphthong (s. § 23), während
M. mit seltenen Ausnahmen an dem einfachen Zeichen festhält (s. § 5). Nur
hinter dem anlautenden / bei ihm, ihn, ihnen, ihr, sowie bei mir und dir
gebraucht er e nicht, er schreibt:
ihme 5, 8; 103, 26; 146, % ihm b, 7; 9, 4; 248, 19 neben ime 122, 21; 266, 13
im 53, 32; 88. 38; 102, 38, ihne 6, 8; 5, 11; 78, 31 ihn 203, 23, 36 neben ine 55, 14;
113, 31, ihnen 204, 15, ihr Pron. 21, 3; 266, 37 neben ir 89, 9, ihr Poss. 266, 37 neben
ir 153, 18; 266, 31; stets mir und dir.
Anm. 1. In verliehren, ich verlihre erscheint h teils neben ie, teils neben i (§ 35).
102) Über zerdehntes mhd. üe vgl. Whd. mhd. Gr. § 245, 2 und weiter unten § 33 Anm.
103) Über ie als Dehnungszeichen W. Gr. I 220, wo auch die Urteile der alten
Grammatiker verzeichnet sind; vgl. Whd. b. Gr. § 90.
VON CARL KOCH. 185
Sonst ist /^ziemlich regelmäßig angewandt, und zwar \ox h-. geliehen 245,
9 verliehen 146, 30. — vor /: spyel 9, 29 spielen 69. 28; 245, 30; 249, 11 viel 7, 16, 20,
38; 8, 2 u. ö., einmal vil 122, 29, vielleicht 7,38; 68,31 neben villeicht 33, 7; 89, 1, aber
zil 56, 20. — vor n: verschienen^'^) vergangen (von der Zeit) stets zu verschien
kontrahiert ^05^): z. B. verschiene nacht 116, 12 — wochen 203, 18; Bei. 29, 16; 59, 19;
112, 29; 145, 22; 231, 18, 26 u. ö. — vor b: blieben Part. 27, 7; 118, 16, 26; 256, 11
geblieben 76, 26 ich schrieb Bei. § 24 geschrieben^'^) 1, 33; 3, 33; 6, 32; 7, 14; 173, 12
u. ö. — vor d: zufrieden 26. 5; 43, 32; 119, 16 neben zufriden 11, 23; 35, 16; 222, 32;
239, 10, glieder PI. 52, 14 geschieden 22, 10. — vor ^: ich verliege 3. 6 (Br. Nr. la!)
sonst ligen 27, 38; 28, 5, 15; 89, 4; 102, 17 sie ligtt 235, 34. gestiegen 130, 10. — vor
einfachem 5: diese(r) 2, 11; 3, 5; 4, 11; 9, 2 u. ö. einmal disem 191, 19 (aber stets
ditz 56, 26; 62, 20; 76, 9, 30; 123, 10 u. ö. ditzmal 3, 11; 4. 22; 5, 25; 10, 19; 214,
1, 5), wiese 265, 29; 266, 11, 13 bewiesen 146, 31).
Daß das e in einigen Wörtern fehlt, ist zum Teil gewiß nur inkonsequente
Schreibung, zum Teil aber auch wohl in der Aussprache begründet. So in
dem Wörtchen vil (vgl. wol § 36), zumal wo es proklitisch steht: in villeicht.
Bei ligen kommt vielleicht in Betracht, daß das Verbum ursprünglich y-Präsens
hat, bei ligt die auslautende Konsonantenverbindung (vgl. gibt neben geben).
Ganz gerechtfertigt ist das / in ditz; vor z tritt Dehnung nicht ein. Die
jetzige Sprache hat das alte Wort durch die Analogiebildung dies ersetzt.
Abweichend von dem gemeinen nhd. Gebrauch begegnet ie vor / in
angrieffen part. ll6. 5; 208, .S5 und vor 5S in gewies unfi. .3, 3; 8. 2; 27, ll;
98, 3; 116, 15, 19 u. ö. fl. (gewiese, -es) 8, 22; 68, 30; 146, 11 gewießlichen 4,13; 7,27;
s, 9 neben gewißlichen 5, 6; 12, 17; 221, 14. gewies, das sich noch in schlesischen
Drucken des 17. Jhdts. findet' O'), läßt sich wohl als mundartliche Dehnung in
mhd. geschlossener Silbe erklären (vgl. § 41 Anm. 2). Auch Part, angrieffen kann
mundartlich gedehnt sein (beide bei Gebhardt nicht belegt), während in der
heutigen Gemeinsprache / < germ. p als schwerer Konsonant die Dehnung
verhindert hat. '"*)
A n m. 2. Wie hinter / findet sich e abgesehen von den alten Diphthongen ue < uo
und üe auch hinter den anderen Vokalen, äe und öe sind pleonastische Umlautsbezeich-
nungen und zwar sowohl für die langen als für die kurzen Vokale (die Belege in §§ 3, 4,
7, 13, 17); ebenso ist über üe < ü zu urteilen, wenn auch die Schreibung des Di-
phthonges von Einfluß gewesen sein kann (die Belege in §§ 5 und 10). Zweifelhaft bleibt
die Bedeutung dieses e in anderen Fällen; als Dehnungszeichen darf man es aber hier wie
auch vorhin nicht ansehen. Es erscheint nur vereinzelt nach mhd. ä in -saefft 202, 9,
nach 0 in *froe 21, 7; 26, 30 anderstwoe 159, 23 z^oe Fem. von zwei 202, 8, ziemlich
oft nach «: due Pron. 114, 18; 187, 1; 209, 30; 236, 15; 247, 27 u. ö. neben du, flueß
248, 2; 251, 30 nthtn ßuß 281, 22, luefft 102, 16; 244, 22: 281. 29 neben lufft 147, 33,
tuest 62, 27; 130, 26; 176, 15; 245, 29 aber lustig 265, 28, beschlueß 282, 5 schueß 2.56,
13 betrueg 202, 34 truehe mhd. truhe 113. 21 zueg 222, Ü forttzueg 231, 20 verzueg 33,
104) Vgl. Schmeller b. Wb. II, 423.
105) Vgl. Albertus S. 41: Si tres eaedem consonantes concurrunt, poterit una brevitatis
causa abijci, als analogice verschinnen quod evanuit, contracte verschinnn, elegantius
autem et brevius verschinn.
106) Ex diphthongis cognatae sunt ei et ie ut schreiben geschrieben (Clajus S. 15).
107) Kehr ein Grammatik der deutschen Sprache des 15. bis 17. s. I. Teil (Leipzig
1854): S. 18.
108) Vgl. W. Gr. I 238; ähnliche Dehnung ist im Part, erlieden erlitten, das H. Sachs
in zwei Reimen gebraucht hat (Whd. b. Gr. § 268).
186 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH, PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
25 überzueg 215, 21. Von Einfluß ist hier augenscheinlich der Diphthong ue gewesen;
Grund der Schreibung ist vielleicht Zerdehnung des einfachen Vokals. Darauf weist eine
Beobachtung des Albertus^*") hin, daß die Bauern und Ungebildeten beschlues genau wie
fues zerdehnt (discriminatim) sprächen. Wenn diese Aussprache auch für Nürnberg speziell
kaum zutraf — die Briefe Magdalenas geben wenigstens keinen Anhaltspunkt — , so ist
doch zu bedenken, daß Paumgartner eine erlernte Schriftsprache schrieb, und in diese
sich viele Eigenheiten aus verschiedenen Mundarten einschlichen. Und um so eher
dürfen wir bei diesen Wörtern Zerdehnung annehmen, als wir schon oben (§ 32) eine
Reihe von Belegen für zerdehntes üe und ü (mühel) fanden, wo diese eigentümliche Aus-
sprache durch eingeschobenes h deutlich gemacht ist. Und zum Schlüsse möge noch
daran erinnert werden, daß bair.-österreichische Dichter des 13. u. 14. Jhdts. altes u mit
dem Diphthonge uo gerne reimten,^^") sodaß sich also zwischen beiden eine Annäherung
vollzogen haben mußte.
d) D e h n u n g s - A.
B. § 34. Am öftesten bezeichnet B. die Dehnung durch ein dem Vokal folgendes
h, und zwar wie noch jetzt vor r, l, n, m, aber auch vor t und vereinzelt
vor d und 5. Konsequent durchgeführt ist der Gebrauch des Dehnungs-A
bekanntlich nie, also auch nicht bei B. zu finden. Wo h steht, ist immer
Länge anzunehmen ^^^), nicht aber überall Kürze, wo es fehlt. Abweichend von
unserem Gebrauch läßt er das h auch zuweilen nach einem Diphthong zu,
dagegen meidet er es, wenn in der Nachbarschaft schon ein h steht. So
schreibt er wahr aber warheitt, gewohnen aber gewonheitt, mahnen aber
harte hüener, lohn aber, wie auch jetzt noch, schö(e)n, schon, verschonen
10, 12; allerdings auch schwehr und schwehrlichen je einmal. Es scheint
also hier ein ästhetisches Prinzip, das auch mehrere Grammatiker anerkennen,
Geltung gehabt zu haben. Bei der Anführung der Belege sind wieder die
Wörter, in denen die Dehnung auch auf andere Weise bezeichnet wird (durch
Vokal Verdoppelung oder Zerdehnung), mit * versehen.
M. hat Dehnungs-Ä nur sehr sparsam verwandt, und zwar nur vor den
Liquiden r und /. Dazu sind die Wörter, in denen h sich findet, mit einer
merkwürdigen Ausnahme sämtlich einsilbig.
B. § 35. Vor /- steht h bei B. 1) nach ursprünglich langem Vokal:
mhd ä: gefahr 4, 5; 76, 26; 122, 21 gefährlich 122, 15 ungefehr 222, 36; 231.
34 ungefährlich ungefähr 94, 14; 146, 6 ungefehrlich(en) 7, 35; 34, 22 neben ungefärlich 34,31,
schwehr 2%,% schwehrlichen 249, 22 sonst schwer \,\1; 5, 36 beschwerlich 283,22, H'aA/"36,2aber
warheitt 284, 4 und wa(a)rlichen (s. § 31). — mhd. e: ehr Ehre 25, 22, 30; 55, 9; 283, 34
verehren 113, 9, aber stets erbar 3, 25 u. ö., ehrst Sup. 1. 18; 53, 29; 146, 7 neben erst
34, 25; 41, 9; 223, 29 (ehr, eher s. § 32), lehr inanis 23, 21 gelehrtt doctus 10, 4; 267,
6 mehr 7, 20 u. ö. nunmehr 56, 12; 122, 20 mehren sw. V. 281, 25 vermehrong 129, 12
109) Albertus S. 35: Sed ü usitatior est, cuius pronunciationem duplicem esse ob-
servafi, namque inculti et agrestes indigenae nostri utramque vocalem pure et di-
scriminatim efferunt, als der /a^s pes, quasi dissyllabum esset, item der beschlues pro
beschlus concXns'xo. Verum hoc vitio non saltem depravant praesentem diphthongum
sed etiam ipsum u simplex, ut duo allegata exempla ostendunt.
110) Nach Whd. mhd. Gr. § 71.
111) Ölinger S. 18: h inter vocalem et consonantem positum non pronunciatur,
longam tantum reddit syliaham uti befahlen, der rahte, der söhne, der thurn, die thate,
der Rhein.
VON CARL KOCH. 187
*mehrers 5, 25; 10; 19 u. ö. merers 148, 5 sehr 121, 31 u. ö. neben ser 27, 13 u. ö. —
mhd. d: Ohr 278, 14; 281, 23. — m h d. ü: iihr 33, 2; 154, 1.
2) nach einem Diphthong:
m hd. ie: verliehren 12, 13; 21. 13; 69, 15; 158, 8 und ich verlihre 54, 13, 16. —
m h d. iio: fuhr Subst. 91, 1 fuhrman 35, 18; 113, 24 führen 62, 2?; 91, 4 ausfürlich 283,
3ö auffrührig 204, ö.
3) nach ursprünglich kurzem Vokal:
mhd. a: fahren 62, 21; 264, 32; 284, 25 er verfehrett 222, 31 erfahren Part. 258,
31 -fahrtt 248. 31. hochfahrtt 215, 13 neben hoffartt 221, 27, wolfahrtt 11, 9; 222, 6
gefehrdte Gefährte 162, 18 erspahren 23, 34; 26, 6; 271, 20 gewahr 8, 12; 264, 38; 2(is,
35 wahre mhd. wäre Kaufmannsgut 20, 29; 60, 19; 162, 14 Verwahrung 80, 35 gewahr-
sam 12, 32; aber stets jar 11. 12; 24, 23; 146,24; 154, 17, 19. — mhd. e: Wehrdt IbO,
25, 31 *verzehren 41, 4 wehren 279, 8 unerwehrd 203, 9 u. d. obigen. — mhd. e-. be-
gehren 4, 23; 60, 5; 78, 30 neben begeren 61, 25; 76, 34; 261, 22 (vgl. 24), erschweren
schwären 122, 17 wehren daueren 30, 12; 63, 3; 243, 11; 245, 15 wehrd 129, 10; 248,
37. — mhd. "r- ihr Poss. u. Pron. s. § 33. — mhd. o: gebohren Part. 11, 12; 41, 15;
154, 20 verlohrenn 53, 25; 61, 4; 154, 13, aber erfroren 53, 7. — mhd. k: gebühren 81,
5; 146, 36 angebührnus 266, 3 gebürlich 5, 30, spühren 278, 18 neben spüren 24, 15.
Regelmäßig ohne h erscheinen trotz der Länge wie in der jetzigen Schrift-
sprache z. B.:
Ind. du wärest 21, 9 ihr ward 21, 4, Conj. du werest 11, 22; 62, 9; 69, 25 es were
88, 22; 121, 31 sie weren 53, 11; 283, 23; so auch dir und mir.
Unsichere Quantität ist möglicherweise für fertig anzunehmen, denn B.
schreibt einmal wegfehrtüg 12, 11; aber nur einmal, sonst:
wegferttig 2&, 31 und wegfärttig 113, 3, ferttig 33, 16; 68. 33 umi färttig 103, 19:
235, 31; 282. 33.
M. schreibt h nur nach ursprünglich langem Vokal:
ehr Ehre 58, 26; 134, 23; 228, 22 ehr/ich 169, 29 aber stets erberer, mehr 57, .30
sonst mer 65, 6; 104, 16, 17; 148, 36; 169, 26 u. ö., sehr 219, 25 sonst ser 66, 3; 100,
28: 200, 11; 228, 16, cohr 169, 31 neben chor 189, 10, ohr 279, 3S; 280, 10, 13. tohr 229.
17 neben -tthor 15, 23 dor 7.5, 20, uhr 196, 3; 270, .32 neben ur 81, 30; 101, 5; 151, 31.
Auffällig ist h in ehrnett Ernte 227, 27.
Ohne Dehnungszeichen stehen z. B.
gefahr 137, 13; 207, S, farn 263, 18, -11 für Subst. 183. U; 231, 7 begern 2b4, 27:
263, 2 ir Pron. ler inanis 64, 34; 199, 26; 270, 17 *merers 104, 33; 106, 27 u. ö.
(mehers § 32) vermeren in schlechten Ruf bringen 228, 25 gemertt gemehrt 275, 16 war
wahr 120, .30; 140, 29 weren dauern 164, 4 verzeren 254, 24 zerung 253, 7.
B. .^' 36. Vo r/ ist Ä seltener ZU belegen. Nach ursprünglich langem Vokale steht /z
bei B. in: -gemahlett 4, 9 neben gemaltt 223, 9, fehlen 221, 20 neben gefäUt 5, 9: nach
Diphthong in: kühl oA, l gegenüber sonstigem khüel 202. 5 küel 56. 7; 62. .33 khül
103, 3; 231, 31; 256, 31 am hülsten 43, 34; nach kurzem Vokal nur in -fehl mhd. vel
Fell 158, 28 (Erklärung s. § 41 anm. 2). Dehnungszeichen findet sich z. B. nie in
wol 220, 35 u. ö., wo Nebentonigkeit die Ursache sein mag, auffälliger in
zallen 61. U; 89, 5; 103, 1 u. ö. (s. § 43, heute ä G. § 143 -Anm. 2) Part, erzeltt 5.5, 5
(heute Kürze neben Länge G. § 135, 2, b).
M. hat nur öhl 1.56, 7, lO; 212, 25 (B. ÖW § 17). eihl Eile 96, 19; 189, 8 öfter «7, «// (§ 18).
Sonst einfache Schreibung: z. ^e,. fein fehlen 134, 23, 25 wal 2hl, 5; 264, 1 zal 134, 14.
B. ,<•■ 37. Vor /z schreibt B. fi zur Bezeichnung der Länge wieder sowohl nach
ursprünglich langem Vokal: ohne Bei. § 11 lohn 103, 1; 148, 16, aber monatt y .
188 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
8; 204, 4; als nach ursprünglich kurzem Vokal: mahnen 146, 24; 163, 4; 191, 30
mahnbrießein 129, 6 ihne, ihn neben ine, ihnen Bei. § 33, gewohnen gewohnt werden 202,
2 aber gewonheitt 130, 15, söhn 147, 6; 170, 15; 224, 27, son nur 3, 14 (Br. Nr. la!),
nuhn 8, 5, 19; 11, 29 u. ö. nan 7, 17, 21; 8, 2 u. ö., aber zeue Zähne 92, 22 hane
Hahn 25, 31. Unsicher ist die Quantität in mhd ingedenc, da einmal yhn-
gedenck 113, 38; sonst nur Ingedenck 2, 24; 203, 17 u. ö. Abweichend
von der heutigen Schreib- und Sprachgewohnheit lautet mhd. ane, an bei B.
ahn neben an: ahn Präp. 5, 20; 6, 27; 8, 35 u. ö. an 4, 21; 59, 24; 69, 22 u. ö.
ahn Part. 4, 30; 7, 17; 8, 1; 54, 34; 55, 31; 128, 15 u. ö. an 5, 11, 15; 6, 6 u. ö.
M. gebraucht h vor n nicht als Dehnungszeichen: z. b. ane, one Bei. § ll Ion 82,
19; 125, 2; 193, 7; 246, 28; 280, 22 monen Bei. § 1, in Pron., wonstube 100, 36 sun
Bei. § 8.
^. § 38. h vor m und nach langem Vokal findet sich in B/s Briefen in:
du nähmest 21, 7 angenehm 145, 18, aber fürnemlich 224, 11 fürnembsten 52, 7
und sogar om mhd. äme, öme 271, 18; nach nhd. Diphthong in rauhmen 35, 33
neben räumen 79, 14; nach ursprünglich kurzem Vokal in: nähme 59, 20; 60, 12;
192, 19 u. ö. aber nemlich 52, 8; 60, 9 nehmen Inf. 5, 5; 11, 25; 88, 33 u. ö., nemen
nur 2, 4; 3, 4, 10 (Br. Nr. la!), ihme ihm neben ime im Bei. § 33.
Abweichend von gewöhnlicher Schreibung steht h in: vernohmmen 6, 33;
7, 15; 9, 3 u. ö. genohmmen 118, 18, vernomen nur 53, 17. genohmmen, das auch im
Nb. stets mit kurzem Vokal gesprochen wird (G. § 135, 1), hat B. wahrscheinlich wegen
seiner Zusammengehörigkeit zum Infinitiv nehmen mit h geschrieben; die Vokalkürze be-
weist auch die Verdoppelung von m, da mm nur nach Kürze steht (vgl. § 43). Anderen-
falls wäre doch merkwürdig, daß gekommen (Bei. § 6) stets ohne h steht, während diä
obige Erklärung dies wegen des Inf. kommen nicht verlangt.
M. kennt auch in dieser Stellung h nicht; so schreibt sie: z- B. angenem 262, 20
und nemen 100, 36; 201, 4; 205, 4.
^. § 39. Vor s treffen wir h bei B. nur in:
lohß 35, 17 und lohsung 267, 20, aber gelöest^'^^) = gelost 34, 20.
B. § 40. Ebenso selten vor d in:
"bahd (Carolsbahd) 115, 27 neben Car(o)lsbad 144, 21; 116, 32, verschleiert durch
die Konsonantenvertauschung in *mi'ihtten Dat. Plur. müden 112, 30.
B. ^ 4L In Stämmen, die auf t ausgehen, schwankte der Gebrauch zwischen
ht und th. Die spätere Zeit entschied für th und ließ dieses th sogar nach
kurzen Stammsilben zu. B. folgt diesem schlechten Gebrauch nicht, er schreibt
regelmäßig ht, denn relthen 2, 25 kommt nicht in Betracht, da es sich nur
in dem ersten Briefe findet.
Nach mhd. langen Vokalen: mhd. ä-. ahdtem 170, 21 vorbmhtten 25, 31,
hayrahtt 24, 3 neben hayratt 145, 30, rahtt 7, 4; 52, 7; 80, 25 räehtt PI. 283, 33
rahtten 145, 37; 146, 35 rähttig 21, 34 (er rähett 209, 10 s. § 32) spahtt 40, 32; 129, 16;
163, 4; 257, 4 verspähtt Part. 126, 4, aber unßatt 54, 17, 30 unßättig 11, 37; 54, 18
und kaat, saatt, thatt. — mhd. 6: nohtt 8, 31; 68, 21; 122, 21 nöhttig 12,. 1; 55, 29;
216, 17 nöhtten Verb, nötigen 92, 32; 267, 10 rohtt 21, 20; 53, 35, 36 spröhtt spröde"3)
113, 16; nach nhd. Diphthongen: reihtten 60, 24, 26; 62, 18 u. ö. reitten 123, 13;
256, 33 u. ö. reithen 2, 25 (geritten natürlich ohne h: 113, 32, 35 u. ö.) verthrauhtt 3,
27; 6, 24 u. ö. ; nach alten Diphthongen: niehtten Freude haben an etw. 249, 7 muhit
153, 30 *kleinmiihttig 24, 16 {wancklmiihettig 265, 19 s. § 32); nach kurzem Vokal
in: spohtt Spott 4, 5; 271, 34 aber spotten 216, 14; 244, 2 (Erklärung s. Anm. 2).
112) Vgl. Schmeller b. Wb. I 1518.
11.3) Erst im 16. s. belegt nach Kluge Wb.; vgl. Schmeller b. Wb. II 701.
VON CARL KOCH. 180
Anm. 1. vatter \, 14; 77, 4; 140, 33, 35 u. ö. hat Kürze analotr dem heutigen
Nb. (G. § 126, 2).
A 11 m. 2. Im Zusammenhang mag hier die auffällige Dehnung
in den oben angeführten Wörtern -faal -fehl spohit (aber spotten)
ahn behandelt werden. Ich knüpfe dabei an eine Bemerkung v. Bahders an (S. 89
Anm.): „Erwähnt sei noch die in vielen Mundarten erscheinende Dehnung in geschlossener
Silbe vor einfachem Konsonanten, woraus für die Schriftsprache — ältere Formen wie
Riebe (ursprgl. rlb) neben Rippe, Mahn = Mann, Fahl = Fall etc. erklärt werden
müssen und die jedenfalls auch auf das überwiegende Erscheinen der Länge in einsilbigen
Formen von Einfluß war". Da der Nberger in mhd. geschlossener Silbe, nämlich in be-
tonten einsilbigen Wörtern, ursprünglich kurzen Vokal gedehnt spricht (G. § 130), so sind
-faal, -fehl, spohtt, ahn als mundartlich richtige Formen anzuerkennen. Dehnung in Spott
bei (G. § 49, 2) belegt.
B. §42. Das anlautende ^Ä unterlag verschiedener Beurteilung. Manche sahen
darin ein Dehnungszeichen für den folgenden Vokal, andere wollten ein lindes
/ darin erkennen, eine Vermittelung zwischen dem ndd. unverschobenen d und
dem hd. /. Daß B.'s Schreibung nicht auf der ersten Auffassung beruht,
darf man schon daraus vermuten, daß er auslautendes th nicht als Dehnungs-
zeichen verwendet; Dehnung bezeichnet ihm nur das dem Vokal folgende h.
Auch widerspricht dieser Auffassung, daß er anl. th in Wörtern wie thisch,
thochtter, gethroffeti zuläßt. Dagegen fügen sich alle Wörter der Annahme,
daß th ein lindes t bezeichnen soll. In den meisten entspricht es einem
unverschobenen d: thail 20, 15; 43, 6; 46, \^ erbthail 2m, A forthail ^0, 25 mitthayln
21, 6, aber auch ainstails 46, 20, thal 44, 35; 264, 36; 265, 29 thatt 54, 14 theür 53, 13;
109, 13 theürong 130, 27; 131, 3, thisch 147, 38 neben tisch 69, 27, thochtter 221, 11
neben tochtier 145, 31, thod 171. 9; 188, 2; 203, 14 neben todttsfaal 60, 36 tödlich 54,
7, thor 282, 36 Inf. thon, thiin, thuen s. § 28 gethon Part. 6, 28; 24, 16; 25, 23 u. ö.
auch stets in den anderen Formen: z. B. er thiitt 130, 31; 147, 35 er thue 147, 6; 202,
13 ^5 thett 130, 15. wehethumb 52, 15; 278, 14 wehetumb 251, 28 thür 8, 30; 221, 25;
244, 21 Part, gethräumett 4, 33, gethroffen 267, 1 neben getroffen 5, 11; in thausend
einem germ. th, das zu d verschoben, aber im Hd. schon in ahd. Zeit in t
übergegangen war i^'^) : thausend 14S, 9 hundtertthausennd 12, 37 neben hundtertttausend
22, 19; 61, 15; in den meisten mit thr anlautenden Wörtern endlich dem
germ. tr, das auf einem Teil des Sprachgebietes (z. B, schon bei Otfrid) zu
dr geworden war^^-^): verthrauen 202. 15 zuthrauen 163, 16 zugethrauett 271, 32 ver-
thrauhtt 3, 27; 6, 24 u. ö., gethreüer in den Briefunterschriften unthrew 267, 24 neben
trew 78, 19 treiie 1, 14; 10, 27 treulich 102, 12. Für th als Lautzeichen des
linden t spricht außerdem die bei B. allerdings seltene Schreibung d statt /
am Wortanfang wie in: angedroffen 5, 15 daller l2i\tr 2, 15, 17; 47, 27.
M. Bei M. tritt die Bedeutung von th noch deutlicher hervor, da hier th und t
ziemlich häufig mit d wechseln:
theil 75, 4; 132. 15; 134, 19 deil 117, 11; 280, 28 -theiln 104, 32 -deiln 174, 25
their Bei. § 22, thir thur Bei. § 9 u. 10. -tthor 15, 23 und dor 75, iO, -thurn 136, 17;
161, 17; 254, 25, 33 und -turn 254, 31 neben dum 241, 14, Inf. thon ton don thun dun
s. § 28, das tu es 280, 10 es tut 177, 23, 27. Vgl. dechter, döchter, tochter § 7.
Anm. h in kh steht bei B. ohne Rüchsicht auf den folgenden oder vorausgehenden
114) Vgl. W. Gr. I 84, 2.
115) Vgl. W. Gr. I 53, 1.
IQÖ DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
Vokal und bezeichnet lediglich die Aspirata entsprechend dem Nb. Dialekt, der nur bei
k vor betontem Vokal Aspiration kennt (G. § 121, 2).i")
2. Bezeichnung kurzer Vokale
durch n achf oli^end e Dopp elconson anz ^'^).
,>;^' 43. Während die Dehnungszeichen bei B. über eingetretene Verlängerung
im allgemeinen gut unterrichten, ist die Erhaltung vokalischer Kürze schwer
zu bestimmen. Denn das Fehlen eines Dehnungszeichen beweist nichts, wie
ich durch die in den einzelnen Paragraphen eingestreuten Belege deutlich
gemacht habe; nur das Auftreten einer Doppelconsonanz ließe, wenn die Ver-
hältnisse hier wie in der heutigen Schriftsprache lägen, die Kürze erkennen.
Da aber B. der Neigung der damaligen Schriftsprache in ausgedehntem Maße
folgt, Consonanten lediglich ,propter decorem aut versus expletionem'^^^) zu
verdoppeln, so sind diie Ligaturen ff, pp, tt, ss und nn, wenn letztere vor Con-
sonant oder am Wortende steht, ohne Bedeutung für die Quantität des
vorausgehenden Vokals.
Z. B. lauffen 113, 38 schlaffen 79, 12 pappier 26L 13 waappen 257, 23 güetter 79
8, 10 zuvorerbiettong 78, 18 inn /nassen 11, 26, 34 Strassen 4, 3 freunndtlich 6, 23
unnd o. -enn 7, 14, 15, 16 usw.
ck steht in absolutem Gegensatz zu anlautendem k, so daß auch diese
Schreibung keine Beweiskraft hat^^").
ich kan 41, 9 — danck 73, 1 danckenn 23, 9.
Kurzen Vokal bezeugen nur die Ligaturen der Liquiden und Nasale,
und zwar die von n nur zwischen Vokalen (s. o.). Ziemlich regelmäßig ist
die Doppelconsonanz zwischen Vokalen, weniger regelmäßig vor folgendem
Consonant und am Wortende.
rr: versperwng 4, 3 dürr 8, 18 verharren 4, 11; 23, 27 irrig 271, 26 herrn
Dat. Sg. 11, 28.
//: überal 24, 1; 62, 23, im Wortinnern meist all: z. B. allen 4, 29; 22, 17
allerlay 10, 9; 24, 17, billig 3, 32 geselle 24, 11 steHen 23, 35; 89, 3 u. ö. still 27, 38;
128, 29, aber stal 181, 35, vöellig 248, 22 ich will 5, 20; 21, 28 wille 8, 4; 20, 36 un-
willig 13, 3 bewilligen 267, 12.
Nach fall neben faal (Bei. § 31) müßte in demselben Wort Länge und
Kürze gegolten haben, so daß faal der Mundart, fall aber der Gemeinsprache
zuzuweisen wäre.
// in befellhen 8, 9; 20, 34 u. ö. Part, befollhen 10, 27; 78, 34 u. ö.
und zallen (Bei. § 36) weist ebenfalls auf erhaltene Kürze hin.
nn: Belege für nn, das sich nach kurzem Vokal erhalten hat**^"), s. § 8.
116) V. Bahder S. 5: kh oder kch sixii k: „ein rechtes Kennzeichen des Bair.-Österr.";
vgl. W. Gr. 1 42; Whd. b. Gr. § 179.
117) W. Gr. I 144, v. Bahder S. 90 ff.
118) Albertus S. 24, wo er über nn spricht (vgl. S. 40).
119) Albertus S. 24.: Ä — in medio et fine literam f sibi adiunctam habet. Clajus
S. 13: k nunquam dictionem terminat sine c.
120) Die Doppelkonsonanz ist geblieben, ihre Bedeutung hat sich geändert (W. Gr. I
144. 1).
VON CARL KOCH. lOl
Besonders ist außerdem auf wennig aufmerksam zu machen, das, aus
mhd. wenic hervorgegangen, in Bayr.*^') und in Nb.^") speziell Kürzung des
Stammvokals erlitten hat. wennig wird daher stets mit nn geschrieben:
z. B. 7, 19; 4, 12, 20 (2 x); 129, 34.
mm: kommen Inf. gekommen Part. s. § G bekhümmernus 7, 20, nur einmal ver-
nomen sonst genohmmen (s. § 38), nymmermehr 4, 19, 30 aber auch ymerzii 239, 7,
sammatt 21, 20; 89, 6 zusammen 10, 14; 20, 16.
Vor folgendem Consonanten steht meist einfaches m: z. b. fromb aber
frömmer, ich komb neben ich komme, du kompst, er komptt (Bei. s. § 8).
M. Bei M. ist die Consonantenverdoppelung, auch die der Nasale und Liquiden
vollständig ungeregelt (vgl. § 30).
121) Schmeller b. Wb. li 921.
122) G § 67.
102 DIE SPRACHE DER MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFWECHSEL.
Rückblick.
Vom mhd. Standpunkte aus betrachtet hat der Vokalbestand in den Briefen
Magdalenas folgende wesentlichen Veränderungen durchgemacht:
1. Die allgemeinen nhd. Lautwandlungen und die nhd. Orthographie.
a) Die mhd. langen Vokale i, u, tu und der Diphthong la sind in et, au,
eil übergegangen: §§ 18, 20—22.
b) Statt iio wird, u, statt ou wird au geschrieben. Mhd. / wird von mhd.
ei nicht geschieden: §§ 28, 26, 18, 24.
c) Die Dehnung ist durch Dehnungszeichen selten hervorgehoben, die er-
haltene Kürze eines Vokals durch Consonantengemination gar nicht angezeigt: § 30 ff.
2. Die speziell mundartlichen Lautverschiebungen im Gegensatz zur
nhd. Schriftsprache.
a) Einwirkung der Nasale auf vorhergehenden Vokal:
a) Mhd. a ist in offener Silbe und in mhd. einsilbigen Wörtern vor Nasal
zu 0 geworden: § 1.
^) Mhd. ö ist vor m zu u verdunkelt worden: § 6,
Y) „ u ist vor Nasalen erhalten: § 8.
0) „ e ist vor Nasalen und im Auslaut (.?) zu ie gewandelt: § 14.
£) ,, oe ist in schoene zu ie geworden: § 17.
1) „ uo ist vor Nasalen zu o verschoben: § 28.
b) Brechung der nicht gedehnten Vokale vor r-j-Consonant
in geschlossener Silbe:
a) Mhd.
e
,i
§3.
ß) .
e ie
i
§4.
T) "
,e
§5.
5) .
U : 0
§8.
£) „
ü : ie, ö, e
§ 10.
Q ,,
iie : ö, e
§29.
c)
E
ntrundung:
a) Mhd.
oe )
§ 7.
§ n.
r) »
ü : i
§ 10.
S) »
iie : ie, i
§ 29.
£) ,,
iu (Umlaut)
)
• ei § 2'-
Q „
iu (Diphthong)
/
• ^' § 22.
fi) M
öu : ei
§ 27.
VON CARL KOCH. 103
Anm. Mlul. i : eil und ri: rii beweisen als umgekehrte Schreibungen gleichfalls die
Entrundung, weil der Laut eu seine Rundung verloren hat, und deshalb sein Zeichen für ei
eintreten kann: §§ 18 und 24.
d) Vokalschwächun.t:. in vor- und nachtonigen Silben:
a) Mhd. ä:o u. e : § 2.
ß) „ -en-.a: sonst ist e weitgehend abgefallen und ausgestoßen: § 4.
r) „ a:^: § 12.
S) „ i:e; Suffix -la neben -le und gemeinem -lein: § 19.
e) ,, ei.e; in wolfler Schwund: § 25.
e) Einige andere wesentliche Lauterscheinungen:
a) d:o, weit verbreitet: § 11.
P) ö : a in hoch und los: § 15.
Y) Widerstand gegen den Umlaut von «: § 9.
o) ich schreib Prät.: § 24.
e) Dehnung in geschlossener Silbe: §§ 1, 41 Anm.
Anm. Die größte Schwierigkeit bietet die mannigfache Verwendung von ie; ie ist in
acht verschiedenen Fällen als Lautzeichen verwertet: L ie Diphthong, 2. ie statt üe, 3. statt
e vor Nas. und im Auslaut, 4. statt ö in schoene. 5. — 8. statt e, e, i, ü vor r. Bei einem so
mannigfachen Gebrauche von ie ist es unmöglich, den Lautcharakter dieses Zeichens festzulegen,
zumal der Nürnberger Dialekt für diese acht /V- Schreibungen heute fünf verschiedene Laute hat
(G. § 78, 80, 67, 69, 1.58. 2).
Vom mhd. Standpunkte aus betrachtet hat der Vokalbestand in den Briefen
Balthasars folgende wesentlichen Veränderungen durchgemacht:
1. Die allgemeinen nhd. Lautwandlungen und die nhd. Orthographie
a) Die mhd. langen Vokale z, //, iu und der Diphthong iii sind in ei,
au, äu und eu übergegangen: §§ 18, 20—22.
b) Statt uo wird uc, seltener u geschrieben, statt ou au; mhd. üe ist
erhalten. Mhd. ei wird nach od. Sitte von mhd. f gesondert:
mhd. i: ei, mhd. ei:ai: §§ 28, 26, 29, 18, 24.
c) Die Dehnungszeichen: Vokalverdoppelung, ie statt /, h vor Consonant
und bei Zerdehnung zwischen Vokalen sind weitgehend verwandt. Die
Kürze der Vokale wird durch folgende Konsonanten Verdoppelungen
bezeichnet: §§ 30—48.
2. Die nhd. Lauterscheinungen im Gegensatz zur Mundart.
a) ö statt Umlaut -e\ § 3.
b) mhd. o i t vor m erhalten: § 6.
c) ,, «ist vor Nasalen zu o geworden, auch in Wörtern, in denen
die heutige Sprache o nicht anerkennt (md. Einfluß): § 8.
d) mhd. ä ist vor Nasalen zu o geworden: § 11.
3. Mundartliche Einflijsse.
a) Vor Nasalen wird uo zu o, üe zu ö: § 28.
b) ü ist in ich förchtte zu ö gebrochen worden: § 10.
c) Entrundung, meist selten und wenig Belege:
194 DIE SPRACHE D.MAGD. U. DES BALTH. PAUMGARTNER IN IHREM BRIEFW. VON CARL KOCH.
a) Mhd. ü:i § 10.
ß) „ üe:i § 29.
Y) „ iu -.ei § 21.
S) „ lu (Diphthong): ei § 22.
e) ,, äu : ei § 27.
Anm. Dazu gehören die umgekehrten Schreibungen: mhd. i : ü § 5, ie: üe § 23,
mhd. i: eu § 18.
d) Schwächung und Schwund unbetonter Vokale ist im beschränkten
Maße bei e und ai eingetreten: §§ 4 und 24. Sonst hat sich voller
Vokal erhalten.
e) Beschränkter Widerstand gegen den Umlaut von w: § 9.
f) Dehnung in geschlossener Silbe: § 42.
g) Suffix -le gegenüber häufigerem -lein, -Un: § 19.
Inhaltsverzeichnis zum Jahrgang 1Q09
der
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum.
Seite
Beiträge zur Geschichte des Bildnisses (Fortsetzung). Von Dr. Gustav von Bezold.
(Mit 13 Tafeln) 5
Die Holzmöbel des Germanischen Museums (Fortsetzung). Von Dr. Hans Steg-
mann. (Mit einer Doppeltafel) 25
Der Augsburger Formschneider Hans Schwarzenberger und seine Modelbücher aus den
Jahren 1534 und 1535. Von Dr. Theodor Hampe. (Mit 14 Tafeln) . . 59
Hans Werner. Ein Beitrag zur Geschichte der Plastik der deutschen Spätrenaissance.
Von Dr. Fritz Traugott Schulz. (Mit 4 Tafeln) 87
Das Denkmal für den Kosmographen Martin Behaim in Gestalt eines Chorleuchters vom
Jahre 1519. Von Dr. Fritz Witte-Cöln 145
Hans Bolsterers Medaille auf Pankraz Bidermann (1552i. Von Dr. Theodor Hampe l48
Die Sprache der Magdalena und des Balthasar Paumgartner in ihrem Briefwechsel.
Von Dr. Carl Koch- Düsseldorf 151
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, Nürnberg.
Anzeiger
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS
HERAUSGEGEBEN VOM DIREKTORIUM.
JAHRGANG 1910.
NÜRNBERG.
VERLAQSEIGENTUM DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
1910.
ä
Nr.
Januar -IMarit.
ANZEIGER
DES
IGHRMANISCHHN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
NEUANOEMELDETIi JAHRESBEITRÄGE.
Von Privaten: Berlin. Richard Hildebrand, Kommerzienrat 20 A: Lud. .Müller & Co. 10. rt.
Brackwede. J. C Gräbner. Direlctor 10 Jt; Otto Gräbner, Inj^enieur 10./(. BiK'apest. Dr. Ale.\ander
Cseruelyi ?,.!(. Hrlan^cn. Professor Dr. Ludwig; Curtius 10 Ji. Forchheim. Dütsch, Rechts-
anwalt 1 JL: Dr. Fröhlich, prakt. Arzt 2 Ji; Heintz, Kc;l. Bezirksamtsasse sor 1 Ji; Ibel,
Kirl. Gymnasiallehrer l M ; Kübert, Hauptlehrer l .ü ; Emil Müller, Kgl. N .tar 2 JL;
Pfreimter. Kgl. Gymnasiallehrer i JL; Dr. Räbel, Kc;l- Gymnasiallehrer l Jt; Dr. Sammeth,
p.akt. Arzt 1 Jt; Schneidav^ind, Kgl Progytnnasialrektor 1 M; l^r. Walter Schuster. Ktjl.
Bezirksamt-assessor 2 JL; Gebrüder Sitzmann. Baugeschäftsinhaber 2 Ji; Dr Tremel. pr.ikt.
Arzt 1 JL; Werthmann, Kgl. Oberstleutnant a. D. 1 .iL; Wies. Kgl. Bezirksgeometer l A
Goslar. Fahrig, Malermeister l .K 50 i^j; L. H. W. Klingender, Kunstmaler 1 A 50 ^.
ürafenwöhr, Karl Reuter. Regierungsbaumeister 3 .tL Groß-Umstadt. Donsry. Regierungsbau-
nieister 1 .K.; Aug. Ittmann ^ Ji; Oto Sturmfels. Rechtsanwalt 3 JL; Tasche, Professor 3 JL;
\i llh-irdt. Professor 3 JL Hanau. August Brüning. Rent :er 5 A; Glaser & Stübing. Bijou-
teriefabrik 5 JL; Jacob Krug. 5 JL; Freiherr Laur v. Münchhofen. Landrat 5 JL; Leven.
Akademie- Direkt r 5 JL; Georg Müller. Holzhändler 5 ^fL; Otto Müller. Rechtsanwalt 3 JL;
J. Sachsenweger. Kettentabrik 5 JL; F. Sauerwein. Eisenhandlung 5 JL; Schulte - Uffelage,
Landgerichts- Präsident 3 JL; A. Sendler. Apothekenbesitzer 3 JL; Weinranck & Schmidt.
Silberwarenfabrik 3 A Höchsladt a. Aisch. Hausmann. Rentamtmann, l M.; Landgraf, Bezirks-
amtsassessor 1 JL; Pastor, Amtsrichter I JL Iserlohn. August Bommers. Kaufmann 3 A.
Loburg. Fikenscher, Pfarrer in Drewitz 3 JL Uffenheim. Brandner, Bezirksamts- Sekretär
2 JL; Keiler, Kgl. Bezirksamtsassessor l A Kirn. Theodor Simon lO JL Lahr. E. Barck,
Stadtpfarrer I JL; W. Bremer. Schulvorstand 1 JL; Franz Ebert, Bankdirektor 2 Jt: F. Gräff.
Oberinspektor 2 A; Schäfer. Seminardirektor l Jt: E. Ulrich, Bankdirektor 2 JL Lauf. Rudolf
Brockmann. Fabrikdirektor 3 A; Goller, Obersekretär 2 A: Röder. Rechtsanwalt 2 A .Markirch.
Kommerzienrat Paul Lacour. Fabrikbesitzer lOjL .Mühlhausen i. Th. C. Clars, Fabrikant 20 A
München. Dr. Walter Strich W JL Nürnberg. J. Bayeri. Kgl. Rentamtssekretär 4 Jt; Georg
Wilh. Gonnermann, Privatier, 10 A: Albert Heergeist. Gleitknopffabrikant 3 A: Theodor
Heydenreich, Kgl. Oberst z. D. S JL; Dr. Kahr 3 JL; Dr. Kimmel. Generaloberarzt 5A.: Maria
Luft 3 JL; Christian Ruck, Diplomarchitekt 5 JL; Friedrich Winkler 3 A; Dr. Edwin Zeltner 5 .K:
Ziegler. Forstamtsassessor 3 JL; Dr. M. Zwerger, Oberstudienrat iO JL Rothenburg o.T.
A. Hosse. Kunstmaler 3 M Siegen. Heinrich Goebel, Fabrikbesitzer 10 JL Sondershausen.
R. Becherer, Rentner (bisher 3 JL) 6 JL Wilmersdorf b./Berlin. Georg Schmitt, Kunst- und
Dekorationsmaler lOO J(. Witten a. Ruhr. C. Schlüter, Zivilingenieur 10 JL
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN.
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
Unter den Erwerbungen des ersten Quartals des Jahres 1910 nimmt die Figur eines thron
den Gottvaters, reliefartige Holzschnitzerei der Zeit um 1500, die erste Stelle ein. Das Bildwe
4 —
das leider nur das Bruchstück einer größeren Gruppendarstellung ist, kommt aus Württemberg
und ist, wie seine Beziehungen zu einigen Arbeiten im Museum zu Rottweil beweisen, zweifellos
schwäbischen Ursprungs. Aus der Zahl der übrigen unten aufgeführten Sammlungsstücke können
nur der schöne silbergetriebene Buchdeckel mit figürlichen Darstellungen und reichem ornamen-
Abb. 1. Silbergetriebener Buchdeckel aus der Mitte des 18. Jahrh,
talen Schmuck, der ein Kemptener Gesangbuch vom Jahre 1755 umhüllt und wohl annähernd
gleichzeitig oder wenig später — vermutlich in Augsburg — gefertigt sein dürfte (Abb. l).
und der aus Aachen stammende Eichenholzschrank, der sich aus drei übereinander angeord-
nete Truhen zusammensetzt (Abb. 2), besonders hervorgehoben werden.
Geschenke.
München, J o h. Veit Kuli: Bronzeplakette auf Job. Veit Kuli, 1906. — Nürnberg.
Julius Gießer: Bronzemedaille auf das heilige Haus zu Loretto, 18. Jahrh., italienisch.
Karl Kneffel: Ofenkachel mit der Darstellung von Wilh. Kaulbachs Gemälde: Der Engel
zu Gott, 2. Hälfte des 19- Jahrh. Ingenieur R. Schenke: Messingener Schöpflöffel, 2 mes-
singene Schaumlöffel, messingene Reit:, 18. — 19- Jahrh., vermutlich elsässisch. Juwelier Tobias
Todtschinder: Silbervergoldeter geätzter Dreifuß, Untersatz für ein Räucherkerzchen,
2. Hälfte des 18. Jahrh. Ungenannt: Einseitige Bronzeplakette auf den Reichskanzler Fürst
Bülow. — Nußdorf b. Wien. K. Adolf Freiherr Bachofen von Echt: Bronzene
Neujahrsplakette des Freiherrn K. Adolf Bachofen von Echt, 191O; Silberplakette auf den 80. Ge-
burtstag des Freiherrn K. Adolf Bachofen von Echt, 1910, von Hujer. — Pappenheim. Legat des
Dr. med. BertholdEisenstaedt: Ältere chirurgische Instrumente und eine Holzmaske. —
Rothenburg o./T. Kunstanstaltsbesitzer R. A 1 b r e c h t: Gipsabguß einer Tafel aus Solnhofener
Stein mit Angabe der Tageslängen für die Rothenburger große Uhr. 1575.
Ankäufe.
Plastik, Originale. Thronender Gottvater, reliefartige Holzschnitzerei, schwäbisch, Ende
des 15. Jahrhunderts.
Medaillen. Silbermedaille auf die Wahl Karls VII., 1742, von P. P. Werner.
— 5 —
Abb. 2. Niederrheinischer Truhenschrank aus Eichenholz, um 1790.
— 6 —
Hausgeräte. Niederrhemiscliei Tnihensclirank, Eiclienholz, um 1790; Hampelmann aus
Holz, 18. Jahrhundert; Gliederpuppe aus Hu\i. Anfang des 19. Jahrhunderts; Teil eines Tafel-
aufsatzes, Fuldaer Tayence aus der Mitte des 18. Jahrhunderts; Flasche von \\eißglasierter
Fayence mit dem Wappen d«r Thurn und Taxis.
Bucheinbände. Silbergetriebener Buchdeckel mit figürlichen Darstellungen. Mitte des
IS. Jahrhunderts.
Trachten. Muff von rotem Seidenrips mit Gold- und Silberstickerei, 18. Jahrhundert; ein
Paar Kinderschuhe, 18. Jahrlnmdert.
D e p n s i t a.
Teekanne in cane-colour mit antikisierenden Reliefdarstellungen. Turnerfabrikat in Wedg-
woodmanier, um iSOO. Haarsteckkamm aus Hörn. Anfang des 10. Jahrh.
Kunstsammlungen d e r S t a d t Nur n b e r g: Wandspiegel mit Konsole.
6 Wandleuchter und 2 Felder einer Wandvertäfelung, vergoldete Rokokoschnitzereien mit
Spiegelglasverzierung, aus dem Hause Sulzbacher Straße Nr. 32 in Nürnberg; Original- Bleiprobe
des fehlerhaften Nürnberger Talers von 1525, mit der Jahreszahl 1625 (Imhof II. S. 9 Nr. 7);
Silbermedaille auf die Bayerische Landesausstellung in Nürnberg, 1896; Goldmedaille auf das
Weihnachtskonzert in der Lorenzkirche in Nürnberg, 1909; Silbermedaille ;iuf das neue Jahr-
hundert und die Kalenderänderung, 1700, von M. Brunner und G. F. Nürnberger; zinnerne
Schraubenmedaille auf die Hungersnot 1816 und die gute Ernte 1817, von Stettner, mit illumi-
nierten Einlagen; zinnerne Schraubenmedaille auf das 3. Reformationsjubiläum, von Stettner,
mit illuminierten Einlagen.
DEUTSCHES HANDELSMUSEUM.
Geschenke.
Nürnberg. Privatier E d m. S t e n g ? r: Gnldwaye mit Gewichtssatz in einer Hr.lzschachtel.
IS. Jahrhundert.
Ankauf e.
AAanuskript über das Essiggewerbe in Nürnberg, 1 723 beginnend.
KUPFERSTICHKABINETT.
Unter den Holzschnitten, die wir bei einem Gelegenheitskauf erwarben, befindet sich auch
ein Exemplar des Titelblattes zum ,,G h r o n i c 0 n A b b a t i s U r s p e r g e n (s i s) A N i n o
Rege A s s y r i o r u m AI a g n o : U s q u e Ad F r i d e r i c u m 11. R o m a n 0 r u m 1 m p e-
rato rem". Es zeigt inmitlen einer aus Füllhörnern, Masken und Putten frei und reich kom-
ponierten Umrahmung den Tilel des Werkes und darunter den mit Schwert und Schild bewaffneten
König Ninus im Gespräch mit dem in hermelingeschmückter Gewandung prangenden Kaiser
Friedrich II., zu dessen Füßen ein Wappenschild mit dem Doppeladler liegt. Das Buch wurde,
nach einer Notiz auf der Rückseile des Titelblattes und einer anderen auf dem letzten Blatte, von
Johann Miller 1515 gedruckt, und damit ist denn auch der Holzschnitt, der vielleicht eigens
für das Chronicon gezeichnet wurde, zeitlich festgelegt. Als den Schöpfer der Zeichnung möchten
wir Hans Burgkmair in Anspruch nehmen. Zum mindesten haben wir ihren Urheber in der Nähe
dieses Künstlers zu si;chen. Es ist nicht schwer, in dem Holzschnittwerk des Augsburger Malers,
der ja auf dem Gebiet der Buchaustattung und Buchillustration vielfach tätig gewesen ist. Ver-
wandtes zu finden. Da fällt uns z. B. der Holzschnitt ein, der die Aufschrift ,,Die drei guten
Haiden" (B. 68) trägt. Ganz wie' auf unserem Blatte sehen w ir da stattliche bärtige Männergestalten
vereint, die in reich mit allerlei ornamentalem Zierwerk geschmückter, fast prunkvoller Rüstung
oder Kleidung stecken. Aber auch an Gemälde des Meisters werden wir erinnert: Die Augsburger
Tafeln mit dem Kaiser Heinrich und dem heiligen Georg und das Bild des Germanischen Museums
mit dem Kaiser Konstantin und dem heiligen Sebastian kommen uns in den Sinn. Außer dem
rein Gegenständlichen und seiner Anordnung weisen namentlich einige stilistische und zeich-
nerische Besonderheiten auf Burgkmair hin. Einmal die Art. wie Rüstung und Kleidung der
beiden Könige reich, derb-prunkvoll und mit unverkennbarer echt renaissancemäßiger Freude
an üppiger Pracht ausgestaltet sind. Dann der Umstand, daß neben der Lust am rein Ornamen-
talen die Natur, wie so manchmal bei Burgkmair, ein wenig zu kurz kommt. Eine gewisse ma-
nieristische Naturbehandlung macht sich deutlich geltend. Man sehe nur die kunstvoll gedrehten.
symetrisch geteilten Barte und das gerollte Haupthaar der beiden Könige sich an und vergleiche
damit die so ähnliche Haar- und Bartbehandlung auf dem Holzschnitt mit den drei guten Heiden.
Die ..Frisuren" jener Herren sind hier wie dort geradezu zu Ornamenten geworden! Weiter er-
kennen wir in der flüchtigen manieristischen Zeichnung der Hände, deren Finger so unnatürlich
spitz zulaufen und denen wir kein recht sicheres festes Zugreifen zutrauen können, den Augsburger
Künstler wieder. Auf anderen graphischen Schöpfungen von iiim läßt sich gerade diese Eigen-
heit wiederholt feststellen. Und schließlich sei noch darauf aufmerksam gemacht, daß die Linien-
führung und vor allem die Modellierung mit geschmeidigen, eng beieinander liegenden verhältnis-
mäßig vielen Parallelstrichen ganz seiner zeichnersichen Technik entspricht. Das Blatt ist
schon mehrfach reproduziert, so z. B. in dem Werke von Butsch, Die Bücherornamentik der
Renaissance. Seltsamerweise schreibt es der Herausgeber Daniel Hopfer zu. Wir sind nach
einer Durchsicht des Werkes von Hopfer zu der Überzeugung gelangt, daß hier von einer Ur-
heberschaft dieses Künstlers nicht im geringsten die Rede sein kann.
Wir bleiben auf dem Gebiete der Buchillustration, wenn wir uns nun der neuerworbenen
Radierung Jost Ammans zuwenden, die einen Truppenzug mit Geschütz (Andresen 56)
darstellt. Sie gehört zu der Folge der von ihm geschaffenen radierten ,, Vorstellungen" zu Frons-
pergers Kriegsbuch (Andresen 44—68), das 1573 in drei Teilen erschien. Der Künstler, der sonst
manches Mittelmäßige gearbeitet hat, bewies hier, daß man eine durchaus der sachlichen Belehrung
dienende Darstellung sehr wohl zu einer echt künstlerischen Schöpfung erheben kann. Welch"
ein bewegliches, frisch strömendes Leben in diesen Marschkolonnen und Geschütz- und Troß-
zügen, die da in streng geordneten, mächtigen, waffenstarrenden Abteilungen längs einer Hügel-
kette mit zerstörten oder in frisch gelegtem Brande aufflammenden Burgen vorüberziehen. Nichts
von schematischen Wiederholungen oder kleinlicher Detaillierung, Gefahren, die ja gerade hier,
bei der Schilderung großer regelmäßig verteilter Menschenmengen, so nahe lagen! Und welcli"
ein Reichtum an feinen Einzelzügen! Jedes der vielen Pferde z. B., die den Kanonen und Wagen
vorgespannt sind, hat eine eigene Stellung und Bewegung, keines gleicht dem anderen, und jedes
ist voll von Kraft und Lebensenergie. Hierzu kommt noch, das daß Ganze bewunderungswürdig
leicht und frei, gleichsam spielend mit der Nadel hingeworfen ist. Nicht jede der Ammanschen
Radierungen zu dem Fronspergerschen Werke freilich nimmt einen gleich hnlien künstlerischen
Rang ein.
^\\\ J (I n a s U m b a c h (1624—1700), von dem wir zwei Radierungen kauften, gelangen
wir dann in die Zeit, wo der Einfluß der niederländischen Radierer in Deutschland wirksam wird.
So fällt einem der Name Ruisdaels vor den Blättern Umbachs sofort ein. Indessen bezieht sich
der Einfluß des großen Holländers mehr auf die technische Behandlung, als auf Inhalt und Natur-
auffassung der graphischen Schöpfungen dieses Künstlers. Daß er zum sklavischen Nachahmer
wurde, davor bewahrte ihn schon sein starkes tiefes Naturgefühl. Wie gut ist auf dem Blatte:
„Die Vogelsteller mit Leimruten" (Nagler 137) die gespannte Aufmerksamkeit und mühsam ein
gehaltene Ruiie der beiden kauernden Jäger und das lustige Geflatter der Vögel und auf der Ra-
dierung: ,,Der Hirt mit der Schalmei neben den beiden Stieren" (Nagler 149) die Haltung des
behaglich hingestreckten Hirten der Wirklichkeit abgesehen.
Neben einer so schnell zufassenden pikanten Darstellungsweise fällt die bedächtige, ge-
wissenhafte, zuweilen ein wenig nüchterne Art eines W en z e 1 H o 1 1 a r doppelt auf. Da wir
von jeher ein besonderes Augenmerk auf diesen Künstler richten, haben wir auch diesmal danach
gestrebt, das. was von Arbeiten seiner Hand in unserem Besitze ist. möglichst zu vervollständigen.
Wir erwarben einige der hübschen Blättchen aus der Folge der ..runden Frauentrachten • (Parthe>
19O8 — 1944). Sie zeigen kreisrunde Brustbilder und geben die Hauben- und Kragenmoden der
Zeit bei porträtmäßiger Auffassung der Köpfe mit liebevoller Genauigkeit wieder. Die feine
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Unterscheidung der Farben der verschiedenen Stoffe, die HoUar so meisterhaft durchzuführen
pflegt, gibt auch diesen schHchten Modebildchen ein höchst charakteristisches künstlerisches Ge-
präge (Siehe Abb. 3).
Recht bezeichnend für seine Zeit ist der 1641 in Nürnberg geborene Michael Fennitzer.
Es gibt eine ziemliche Anzahl von Stichen und Schabkunstblättern von ihm, in denen er, oft
unter Anlehnung an frühere Vorlagen, z. B. Gemälde, hervorragende oder doch angesehene Nürn-
berger Persönlichkeiten dargestellt hat. Panzers Nürnberger Porträtkatalog führt eine lange Reihe
davon auf. Der Künstler hat fast nur sehr Mittelmäßiges, oft recht Dillettantisches zuwege ge-
bracht. Eine der seltenen Ausnahmen bildet das Bildnis des ,, Johann Jacob Münchner, des größern
Raths vnd Handelsmann in Nürnberg". Das 1674 vollendete Schabkunstblatt — unser Exemplar
ist eines ohne die Jahreszahl — zeigt den mit Allongeperücke und reicher Kleidung ausstaffierten,
energisch dreinblickenden Herren als Hüftfigur im Oval. Darunter lesen wir ein Gedicht, das
Abb. 3. Wenzel Hollar: Trachfenbild. P. 1916. Radierung.
ihn, nach der Sitte der Zeit, in umständlichen Worten verherrlicht, und die Widmung: ,, Seinem
Geehrten und sehr werten H. Gefattern zu sonderbahren Ehren, verfertigt, dedicirt und über-
reichts. Michael Fennitzer." Auch hier zwar offenbart sich, daß der Künstler nur mangelhaft
zeichnen konnte und auch hier sehen wir, wie gequält und plump seine ganze Technik ist. Allein
auf der anderen Seite überrascht es doch, zu gewahren, wie sicher der Charakter Münchners erfaßt
ist. Man kann da nicht von bloßer Porträttreue, sondern man muß von einer wirklichen Seelen-
schilderung reden. Erwähnt sei noch, daß das Porträt in mehreren Fassungen, so u. a. ohne
Dedikation, und außerdem noch in Viereckformat bei leerem Hintergrunde — auf unserer
Variante sind im Hintergrund zwei Mönche und ein Gebäude angebracht — vorkommt.
Interessanter wie er ist der einer heiterer gestimmten Zeit angehörende JohannEsaias
N i 1 s o n (1721—88). Auch kulturgeschichtlich ist er von nicht geri'^-ger Wichtigkeit. Wir haben
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es hier zwar nicht mit einer bedeutenden KünstlerpersönUchiveit zu tun. Auch ist von vorniierein
zuzugeben, daü er, was namenthcii im landschaftlichen Teil seiner Darstellungen hervortritt,
stark im Manierismus befangen blieb. Das aber ist ein Kardinalmangel seiner Epoche überhaupt.
Und wie er deren Fehler deutlich repräsentiert, so repräsentiert er doch auch ihre Vorzüge,
repräsentiert sie in geradezu typischer Weise. Die Frische des Wurfes, die namentlich in seinen
eleganten allegorischen Kompositionen wie z. B. den ,,4 Elementen" oder den Allegorien auf Malerei,
Musik, Gartenkunst und Maskenscherz sich offenbart, die Grazie, Beweglichkeit und Eleganz
seiner zärtlichen Herren und Damen und die arkadische Heiterkeit, die über solchen aus zierlich
geschwungenen Ornamenten und schlanken menschlichen Figuren mühelos erwachsenen Spielen
seiner regen Phantasie leuchtet, — wer wollte alles das nicht als Schönheit, als Schönheit des
Rokokozeitalters froh anerkennen .'! Daß der Künstler bei den Franzosen, den Boucher, Watteau
und Fragonard eifrig in die Schule gegangen ist, wird man ihm nicht verübeln dürfen, denn ganz
Deutschland stand damals unter der Diktatur des französischen Geschmackes. So kam es denn
auch, daß er zu Gottscheds Schaubühne, einem von 1741 ab erscheinenden Sammelwerk, das
die besten dramatischen Leistungen der damals lebenden deutschen Dichter enthielt und den aus-
gesprochenen Zweck hatte, eine Reform des Theaters auf nationaler Grundlage in die Wege zu leiten,
Blätter schuf, die nichts weniger als spezifisch ..deutsch" anmuten. Das hindert indessen nicht,
diese Folge, von der wir die den II I. und V. Teil der Schaubühne einleitenden Stiche erwarben,
als eine vorzügliche künstlerische Leistung gebührend zu würdigen. — Der Raum verbietet es,
auf die übrigen Nilsonschen Schöpfungen, die wir außer den hier genannten unseren Sammlungen
noch einverleibten, einzugehen. Wir begnügen uns damit. Ausschnitte aus zweien seiner Stiche
wiederzugeben. (Siehe Abb. 4 und 5.)
Geschenke.
Berlin. Frl. Elisabeth Lemke: 1- Drei Seidenbänder mit Gedichten auf die Ver-
mählung des Salz- Inspektors, königl. Lieutenants und Ritters des eisernen Kreuzes C Holderegger
mit der Demoiselle Henriette Fettin am 16. Okt. 1S17 zu Elbing. 2. Gedicht zur gleichen Hoch-
zeitsfeier, auf Seide gedruckt und in einem mit Goldpressung auf Seide ornamentierten Umschlag. —
Verein für Originalradierung: Heft XXIV (1909) seiner Jahrespublikationen, ent-
haltend folgende Originalradierungen: 1. W. D 0 m s: „Sandwig auf Bornholm". 2. G. E i 1 e r s:
..Sommermorgen am Schliersee". 3- E. Eltze: ,.Alte Männer". 4. P h. Franck: „Bei der
Toilette". 1905- 5- G. Fritz: ..Altes Städtchen". 6. F. Wachenhusen: „Fischerhäuser
am Bodden." — Walter von Zur Westen: Neujahrswunsch für 1910. Nach Zeichnung
von M. Ade. — Braunschweig. Prof. Dr. Rehkuh. Schuldirektor: Exlibris desselben in zwei
Größen, gezeichnet von Franz Stassen I909. — Büdingen, Hermann H o f f m a n n, cand.
med.: E.xlibris Ernst und Hermann Hoffmann, entworfen und gezeichnet von J. W. Berrer-Stutt-
gart. — Erlangen. Hermann Junge: Die 9 Exlibris des Geschenkgebers, davon eines in
zweifacher Ausfertigung, ein Exlibris Johannes Junge. — Graz. Dr. Franz Freiherr
V o n M e n s i: Neun Lotterielose und Anteilscheine aus den Jahren 19OO. I906, 1907 und 1908. —
Oroßlichterfelde- Berlin. Fritz G e r s b a c h. Schriftleiter der Zeitschrift ..Der Polizeihund":
E.xlibris desselben in zwei Exemplaren, gezeichnet Oktober 1909 von dem Maler Scheurich. —
Höchst a. jMain. A. Berrsche: Exlibris desselben, gezeichnet von L. M. Rheude. — Inns-
bruck. Eckart v o n S c h u m a c h e r: Lebenslauf des Innsbrucker Bürgermeisters Casimir
Carl Schumacher (1766— 1824). Einblattdruck mit farbiger Umrahmung, 1909 nach dem Original
in der Ferdinandeums-Bibliothek hergestellt. — Montevideo (Uruguay). Fermin Carlos
de Yeregui deMelis: Exlibris desselben, auf Holz gezeichnet und geschnitten von Stelluti
Cesi in Rom, in 2 Exemplaren. — Moulin. Mus^eDeparte mental de l'Allier:
Das Triptychon vom Meister von Moulins in der Kathedrale zu Moulins, in geöffnetem Zustand
(Photographie) und geschlossen (Autotypie). — München. Fr. Ad. Ackermanns Kunst-
verlag: 197 Postkarten mit Reproduktionen von Gemälden. Handzeichnungen, Kupferstichen
und Holzschnitten Albrecht Dürers aus dem Verlag des Geschenkgebers. — Fr. Bruckmann:
Bögen, bezw. Tafeln aus dem Lembergerschen Miniaturenwerk mit Reproduktionen von Minia-
turen aus dem Germanischen Museum. — Nürnberg. August Baumann, Mechaniker:
Nr. 202 der Leipziger Zeitu z vom 22. Oktober 1813 (Neudruck) mit Bericht über den Verlauf der
— 10 —
berühmten Leipziger Schlacht. — Hans Saal: „Kiirtze doch eygentliche Verzeichnuß / Auff
was Tag vund Stunden die Ordinari Posten in dieser Kays. Reichs - Wall - vnd Handel Statt
Franckfurt am Mayn abgefertiget werden vnd wie solche wider allhie ankommen." Gedruckt zu
Frankfurt bei Johann Hofern im Jahre I623. Reproduktion. — Architekt Johann Söhn-
lein: 4 Blatt Ansichten der Burg Neideck bei Streitberg. Lichtpausen nach Zeichnungen von
J. C. Kehr-Nürnberg. 1909. — Paris. Mr. A n d r d B a r r i e r: Die beiden Exlibris desselben. —
Reuthau b. Waltersdorf. E b e r ii a r d von Kessel: Exlibris desselben, Kupferstich von
Paul Voigt, Berlin, 1909. — Wartburg. Oberburghauptmann von Cr an ach: 15 Ansichts-
karten von der Wartburg: 1. Der Vorhof. im Schnee und im Winter (Autochrom) 2 Bl. 2. Die
Räume des Palas. 6 Bl. Farbig. 3. Wohnräume. 6 Bl. Farbig. 4. St. Elisabeth und 2 Heilige.
Tafelbild von Barthel Bruyn. Um 1540. Autochrom.
Ankäufe.
Kupferstiche und Radierungen. UnbekannterMeister des 15. Jahrhunde rts:
Zwei schmale Hochblättchen mit einem Ritter, der eine Hellebarde trägt, und einer modisch ge-
wandeten Jungfrau unter wehenden Schriftbändern. Neue Abdrücke. — Georg Keller:
Kleines Blättchen. In der Mitte in einem Oval Maria mit dem Kinde thronend, zu ihren Seiten
die Heiligen Dominikus und Katharina sen. Den Thron umgeben anbetende Gläubige. Das Oval
wird von einem Rosenkranz eingefaßt, mit 15 Medaillons, in denen Darstellungen aus dem Leben
der Maria und Christi sich befinden. Unten: ,, Unser Lieben Frauen Rosenkrantz Bruederschafft
bey den Predigern zur Steyer". — Jost Amman: Truppenzug mit Geschütz. Andr. 56.
Aus der Folge der radierten Vorstellungen in Fronspergers Kriegsrechten und Kriegsbuch. Andr. 44
bis 68. — Michael F e n n i t z e r: Bildnis des Johann Jacob Münchner, des größern Raths
und Handelsmannes in Nürnberg. Halbfigur im Oval wenig nach rechts. Ohne die Jahreszahl^
I674 bei der Dedikation. Schabkunstblatt. Panzer S. 164. — J o n a s U m b a c h: 1. Die Vogel-
steller mit Leimruten. Kleine Radierung. Nagier Nr. 137. 2. Der Hirt mit der Schalmei neben den
beiden Stieren. Nagier Nr. 149. Radierung, aufgezogen. — Wenzel H o 1 1 a r: 1. Die Dame
mit der Schleife im Haar und geschlitzten Ärmeln. Parthey 1916. Aus der Folge der runden Frauen-
trachten (Abb. 3). 2. Die Frau mit dem ungekämmten Haar. Parthey 191 8. Aus der Folge der
runden Frauentrachten. 3. Die Frau mit Kantenmütze und mehreren Brustschleifen. Parthey 1930.
Aus der Folge der runden Frauentrachten. 4. Die Dame mit Regenkappe und Pelzüberwurf.
Parthey 1933- Aus der Folge der runden Frauentrachten. — Georg Kilian: Vier Quer-
folioblätter in Schabkunst mit Viehstücken in Landschaften nach J. Roos. Nagier, Künstler-
lexikon Vll, Nr. 5. — Johann E saias Nilson: 1. Die 4 Elemente. Folge von 4 Blättern mit bild-
lichen Darstellungen. Nagier, Künstlerlexikon X, Nr. iS. (Abb. 4). 2. 4 Blatt Darstellungen, deren
Inhalt durch folgende Beischriften gekennzeichnet wird: ,,Die Wirkung der Mahlerei", ,,Die Music
bei Hoff", ,,Das edle Gartenwerck" und ,,Die Lust sich zu verkleiden" (Abb. 5). 4. Gärtner und
Gärtnerin. Darstellung mit ornamentalem Beiwerk. 5. ,,Die durch Sprödigkeit überwundene
Spröde" und ,,Die auf den Thron erhobene Schäferin". 2 Blatt Illustrationen zum 3. und 5- Teil
von Gottscheds deutscher Schaubühne. 6. Koch und Kellnerin. Bildliche Darstellungen in orna-
mentalen Umrahmungen. 7. „La Dormeuse attrayante". Blatt 2 aus einer Folge. 8. ,,Les
Amüsements Champgtrds". Blatt 2 aus einer Folge. 9- ,,Das Kartenspielen". Darstellung in
ornamentaler Umrahmung. 10. Die vier Lebensalter. Allegorische Darstellung im Geschmack
der Zeit. — Adrian Schleich: Die Fresko- Gemälde im Kaiserdom zu Speyer nach Ent-
würfen von Schraudolph. 12 Blatt. — FriedrichWeber:i. Dorothea. Nach W. von Kaul-
bach. Verlag von Friedr. Bruckmann in München. 2. Helena. W. von Kaulbach del. Verlag
von Friedr. Bruckmann in München. — C Preisel: Dora. W. v. Kaulbach del. Verlag von
Friedr. Bruckmann in München. — Gesellschaft für vervielfältigende Kunst,
Wien: 1. Jahresmappe 1909. enthaltend: a) L u i g i Kasimir: Stefanskirche in Wien,
Farbige Originalradierung, b)' H e i n r i c h Otto: „Schafe im Pferch". Originalradierung.
Liningen, Juli 1908. c) Joseph Penn eil: ,, Brücke von Alcantara". Originalradierung,
d) W a 1 t e r Z e i s i n g: ,, Steinernes Kreuz (Bretagne)". Originalradiernug. 1907. 2. Frank
Brangwyn: ,,St. Nikolauskirche in Dixmuyden". Grof3e Originalradierung. Jahres-
prämie 1909.
— 11 —
Holzschnitte. Unbekannter Meister v n m B e c; i n n des 16. .1 a h r h u n-
d e r t s: Maria und Anna mit dem Jesusknaben auf einer Bank sitzend. Aus der Formula vivendi
sacerdotum cannnicoruni. gedruckt in Köln bei Martinus de Werdena. 1509. Kleines Blättchen. —
Hans B .1 1 d u n ir Grien: 1. Ein unter einem Baume sitzendes Paar. B. 50. Najrler,
,\\on(ii;r. Ili. S. 358.3/2. In den Werken des Gailer von Kaisersperii 1516 und 1518 und
auch später vorkon:mend. 2. Der die Messe celebrierende Priester. B. 52. Na^ler. Monoirr. III.
S. 358. 3/4. In den Werken des Gailer von Kaisersper^ 15I(> und 151S und auch später vorkom-
mend. 3. Ein junger Mann und ein Mädchen vor ihren Eltern knieend. B. 53. Nagler, Monogr. 111.
S- 358, 3/5- In Jen Werken des Gailer von Kaisersperg 1516 und 1518 und später vorkommend. —
(Hans Burgkmair): Ninus und Friedrich II. in ganzen Figuren innerhalb einer reich be-
handelten Ornamentbordüre. Titelliolzschnitt zum Ciironikon Abbatis Urspergensis (1515)-
Schrift und Druck. Titelblatt zu einem 1577 gedruckten Büciilein über etliche merckliche
(jnaden. die sicii im Gotteshaus unsei' lieben Frauen zu Tunttenhausen zugetragen. Mit einem
die Gottesmutter darstellenden Holzschnitt.
Historische Blätter. Bildnis der Carola Patina Gabrielis in kalligraphischer Umrahmung mit
lateinischem Gedicht von Joh. Georg Volckamer. Kupferstich von Susanna AAaria Sandrart.
1682. Anschließend ein gedrucktes Blatt mit Gedichten von Sigmnud von Birken, Joh. Gabriel
Majer lieh., und Joii. Leonh. Stöberlein auf dieselbe. — „Die Lage des Königsreichs Fehlen im
Jahr 1773"- Pt>litische Satire. J. E. Nilson fec et e.xcud. A. V. — „Ehre und Glorie der bey
Bischofsheim ob der Rhön wunderthätigen Heiligen Kreuzes, vermehrt von einer in das zweyte
Jahrhundert jährlich dahin wallenden Würzburgischen Bruderschaft durch ein geistliche Ver-
bündnis". Einblattdruck mit Darstellung des Kreuzes in Kupferstich. 1803.
Porträts. Alexander. Markgraf von Brandenburg-Ansbach. Halbfigur in ovalem Rahmen
auf Ornamentsockel mit Wappen und allegorischem Beiwerk. J. E. Nilson inv., sculps. et excud.
A. V. — Friedrich Heinrich Ludwig, Prinz von Preußen, Bruder Friedrich des Großen. J. E.
Nilson inv. sculps. et exe. A. V. Hüftbild in ovaler Umrahmung auf ornamentiertem Sockel mit
allegorischem Beiwerk. Druguiin f,793- — Georg III.. König von Groß-Britannien und Irland.
Hüftbild in ovaler Umrahnuing mit Wappen und allegorischem Beiwerk. Morland Efig. pin.x.
J. E. Nilson fec. et excud. Aug. Vind. Drugulin 7358. — Joseph, Bischof von Augsburg. Halb-
figur in ovaler Umrahmung über einem Sockel mit Wappen und 4 allegorischen Figuren. J. E.
Nilson inv. sculps. et excud. Aug. V. Drugulin 10244.— Jodocus Christophorus Kreß von Kressen-
stein. Kraftshof und Rezelsdorff. Brustbild mit großem Radkragen in ovaler Umrahmung auf
Inschriftsockel mit Wappen. Daniel Savoye pinx. E. Hainzelmann sc. I693. Panzer S. 136. —
Christof von Ploben, Patritius Noribergensis. aet. 70. Ao. Uiig. Brustbild nach links in achteckiger
Umrahmung auf Inschriftsockel. J. F. Leonart f. 1672. Ohne Wappen. Panzer S. 187- — Hed-
wig Sophia Frau von Stubenberg, geborene Gräfin von Herberstein. Halbfigur in ovalem Blumen-
kranz mit flatternden Schriftbändern und Wappen. J. F. Leonart fecit. Ao. 1668. Drugulin 20491.
— Antonius Tetzel, Reipubl. Norib. Senator et Duunivir. Nat. Ao. 14 59- Denat. 1538. Brust-
bild nach rechts in achteckiger Umraliniung. J. F. Leonart fec I672. Panzer S. 240.
ARCHIV.
(I. Januar bis 31- März 1910.)
Geschenke.
Bartenstein (Württemberg). Heinrich Jäger, Distriktsarzt: Lackabdrücke der Fa-
milienpetschafte der Familie Jäger, für die Siegelsammlung.
Ankäufe.
Lehenbrief Georg Erasmi Wursters von Kreuzberg zu Nürnberg über die niedere Vogthey-
lichkeit auf den Grieshöfer häuslichen und walzenden Lehen. 1759- Jan. 17. Orig. Perg. —
Nürnberger Arbeitszeugnis für den Hafnergesellen Paulus Oertel aus Nürnberg. 1789. März 6.
Orig. Pap. — Lehrbrief für den Kunst- und Lustgärtner Simon Achtmann aus Pommersfelden.
1792. Juli 20. Orig. Perg. — Arbeitszeugnis für den Kunstgärtner Simon Achtmann zu Marquards-
burg. 1793- A'.ärz 14. Orig. Perg. - Empfehlungsbrief des Kurfürsten Carl Theodor von Bayern
für den Kunstgärtner Simon Achtmann. 179S. A\ai 27. Orig. Perg.
— 12 —
BIBLIOTHEK.
Geschenke.
Bamberg. K o li 1 h a ,t;- e n , H. v.: Derselbe, Ahnentafel der Christine Oelhafen von Schöl-
lenbach. S.-A. O. J. 4. — Basel, V e r 1 a ^^ der B a s 1 e r Buch- und Antiquariats-
handlung: Geßler, Ed. A., Die Trutzwaffen der Karolingerzeit vom 8. bis zum ll. Jalirh.
1908. 8. — Berlin. Direktion des Märkischen Museums: Führer durch das
Märkische Museum. 1909. 8. — Verwaltungsbericht des Märkischen Provinzialmuseums. zu
Berlin. 1909. 8. — G e n e r a 1 v e r w a 1 t u n g d e r K ö n i g 1 i c h e n M u s e e n : Jahrbuch
der Königlich preuf3ischen Kunstsammlungen. 31. Band. 1. Heft. 1910. 2. — J. G u 1 1 e n t a g,
Verlag: Knapp, H., Freili. Gl. von Schwerin und die Zenten des Hochstifts Würzburg. (Zur Ab-
wehr.) 1909. 8. — Aus dem Nachlaß des fKommerzienrates Kahlbaum
(Nachtrag): Bahrfeldt, Emil, Das Münzwesen der Mark Brandenburg. Von der ältesten Zeit bis
zum Anfange der Regierung der Hohenzollern. I889. 4. — Ders., Das Münzwesen der Mark
Brandenburg von 1415—1640. 1895- 4. — Gustav Adolph, König von Schweden. Münzen und
Medaillen. Sammlung des Herrn Dr. Ludw. Schnitze in Hamburg, 1896. 8. — Die deutschen
Münzen der sächsischen und 'fränkischen Kaiserzeit. Herausgeg. von Dannenberg, Hermann.
1876. 4. — Brandenburgisch-Preußische Münzen- und Medaillensammlung der Herren August
von der Heyden in Berlin. 1896. 8. — Schwalbach, C., Die neuesten deutschen Taler. Doppel-
thaler und Doppelgulden. 1895- 4. — Thesaurus Numismatum Modernorum Huius Seculi.
18. Jahrh. 2. — Verzeichnis von Münzen und Medaillen mit beigefügten Verkaufspreisen, ent-
haltend Antike, Mittelalter und Neuzeit. 189O/91. 8. — K. K r i e g s m i n i s t e r i u m, Me -
d i z i n a 1 a b t e i 1 u n g: Veröffentlichungen aus dem Gebiete des Militär-Sanitätswesens.
42. Heft: Haberling, Die altrömischen Militärärzte. 1910. 8. — K g 1. Ministerium der
öffentlichen Arbeiten: Bericht über die Ergebnisse des Betriebes der vereinigten
preußischen und hessischen Staatseisenbahnen im Rechnungsjahr 1908 .... 1909. 2. — Re-
daktion des Handbuchs über den K g 1. p r e u ß. Hof und Staat: H and-
buch über den Kgl. preuß. Hof und Staat für das Jahr 1910. 1909. 8. — Staatssekretär
des Innern: Der Obergermanisch- Raetische Limes des Römerreiches. Lieferung 32. 1909. 2. — .
Dr. A. S ü d e k u m, Mitglied des Reichstages: Osmann, Hans A., Die Mannesmann- Rechte und
das Weißbuch im Lichte der deutschen Presse. 1910. 8; Marokko-Minen-Syndikat. Beantwortung
der amtlichen ,, Denkschrift und Aktenstücke über deutsche Bergwerksinteressen in Marokko
(Nr. 189)" 1910. 2. — V e r b a n d der deutschen Juden: Stenographischer Bericht
über die dritte Hauptversammlung des Verbandes. I909. 8. — Ernst W a s m u t h, Verlag
A.-G. : Die Denkmäler der deutschen Bildhauerkunst. Herausgeg. von Georg Dehio und Gustav
von Bezold. 7- Lief. 1909- 2. — Weidmann. Verlag: Deutsche Texte des Mittelalters.
XV. Band: Die Lilie, eine mittelfränkische Dichtung in Reimprosa. Herausgeg. v. Wüst, Paul.
XVII. Band: Kleinere mittelhochdeutsche Erzählungen, Fabeln und Lehrgedichte. Herausgeg.
V. Rosenhagen, Gustav. XVI II. Band: Gundackers von Judenburg Christi Hort. 1909. 8. —
Braunschweig. S. K g 1. Höh. d. Herzog von C u m b e r 1 a n d , Herzog z u
Braunschweig und Lüneburg: Fiala. E.. Münzen und Medaillen der Weifischen
Lande. Das neue Haus Braunschweig zu Wolfenbüttel 11. (Bevern). 2. — Cassel. M a g i s t r a t:
Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten der Residenzstadt
Cassel im Etatsjahr 1908. 1910. 2. — Dessau. Herzog 1. Hofbibliothek: Kleinschmidt.
A., Katalog der Herzogl. Hofbibliothek zu Dessau.: Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit.
19IÜ. 8. — Dortmund. Fr. W i 1 h. R u h f u s, Verlagsbuchhandlung: Meininghaus, A., Frei-
stuhl und Femlinde zu Dortmund. 1909. 8. — Scheffel, J. V. v., Lied von der Teutoburger
Schlacht. Eine Studie von E. Linse. 1909. 8. — Dresden. Dr. H. D e m i a n i , Geh. Regierungs-
rat: Derselbe, Sächsisches Edelzinn. S.-A. Nachtrag. 1904. 8. — E. P i e r s o n s Verlag: Walter
von der Vogelweide. Herausgeg. von Konst. Heisterbergk, 1910. 8. — Elberfeld. A. Martini
und Grüttefien, Buchdruckerei und Verlagshandlung, G. m. b. H.: Bernstein, P., Der
Materialismus im Kampfe und im Bunde mit der Religion. 1901. 8. — Bethany, M., Cäsarius von
Heisterbach. S.-A. I896. 8. — Dresbach, Ewald, Chronik und Urkundenbuch der Kirchenge-
meinde Halver. 1898. 8. — Schell, Otto, Geschichte des Elberf eider Rathauses. 1900. 8. —
— 13 —
Derselbe. Geschichte von Elberfeld. 1900. S. — SchönneslKifer, Bernhard, Geschichte des Ber-
gischen Landes. 1908. 8. — Erlangen. LJr. phil. H e i ii r i c li B e c iv h, Kgl. Gymnasialprofessor:
Dersellie. Veit Joachim von Jaxheim auf AdUtz. Programm des Kgl. huni. Gymnasiums zu Er-
langen für das Sciiuljaiir 19Ü8/09. 1909- 8. — B 1 a e s i n g, T h., Univers. -Buchhandlung:
Nagle, Fr., Einführung in die Kunstgeschichte. 1899- 8. — Fr. Junge, Verlag: Beiträge zur
bayerischen Kirchengeschichte. Herausgeg. v. Th. Kolde: XVI. Band, 2. Heft. — Eßlingeii a./N.
?■• a u 1 N e f f (M a X S c h r e i b e r), Verlag: Die Kunst- und Altertumsdenkmale im Königreich
Württemberg. Ergänzungs- Atlas. Lief. 25/26 (59-/60. Lief, des Gesamtwerkes). 1909- 2. —
Führer zur Kunst. Herausgeg. von Popp, Hermann. 18. Band: Peltzer, Alfred, Über die Porträt-
malerei. 1910. 8. — Frankfurt a./M. Heinrich Keller, Buchhandlung: Lütgendorff-
Leinburg, Familiengeschiciite, Stammbaum und Ahnenprobe. I910. 8. — Frauenfeld. Huber
& Co., Verlag: Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. 66. Heft.
1909. 2. — Freiburg i./Br. J. Bielefeld, Verlag: Wingenroth, Max und Groeber, Die Grab-
kapelle Otto'slll. von Hachberg, Bischofs von Konstanz und die Malerei während des Konstanzer
Konzils. O. J. 5. — H e r d e r s c h e V e r 1 a g s h a n d 1 u n g: Beißel, Stephan. Geschichte der
Evangelienbücher in der ersten Hälfte des Mittelalters. 1906. 8. — Braun, Joseph S. J., Die Kir-
chenbauten der deutschen Jesuiten II. Teil. 1910. 8. — Erläuterungen und Ergänzungen zu
Janssens Geschichte des deutschen Volkes. Herausgeg. von Ludw. v. Pastor, VII. Band. 1.— 4. Heft:
Sciimidlin, J.. Die kirchlichen Zustände in Deutsciiland vor dem 30 jährigen Kriege. I. Teil: Öster-
reich. II. Teil: Bayern. 19O8/IO. 8. — Kneller, Karl Alois, Geschichte der Kreuzwegandacht
von den Anfängen bis zur völligen Ausbildung. 1908. 8. — Krose, H. A., Der Selbstmord im
19- Jahrhundert. 1906. 8. — Derselbe, Die Ursachen der Selbstmordhäufigkeit. 1906. 8. —
Künstle, K., Die Kunst des Klosters Reichenau im IX. und X. Jahrhundert und der neuentdeckte
Karolingische Gemäldezyklus zu Goldbach bei Überlingen. 1906. 2. — Laib und Schwarz, Biblia
pauperum. 2. Auflage. O. J. 8. — Pfülf, Otto, Cardinal von Geißel. I. u. IL Band. 1895/96. 8. —
Reichmann. M., Der Zweck heiligt die Mittel. 1903. 8. — Studien und Darstellungen aus dem Ge-
biete der Geschichte. Herausgeg. von Hermann Grauert. IV. Band, 2. und 3- Heft: Schmidlin,
J., Die geschichtsphilosophische und kirchenpolitische Weltanschauung Ottos von Freising. V. Band
1. Heft: König E., Kardinal Giordano Orsini. 2. und 3- Heft: Steinberger, L., Die Jesuiten und
die Friedensfrage in der Zeit vom Prager Frieden bis zum Nürnberger Friedensexekutionshaupt-
prozeß 1635— 1650. VI. Band, 1. Heft: Creutzberg, H. A.. Karl von Miltitz 1490—1529- VII. Band,
1. und 2- Heft: Meyer, Hermann, Lupoid von Bebenberg. 19O6/O9. 8. — Gotha. Dr. B. Pick,
Professor: Derselbe, Eine Erinnerung an den zweiten Kreuzzug. S--A- 1910. 4- — Qöttingen.
Dr. A. Wolkenhauer, Kgl. Univers. -Professor: Derselbe, Die Koblenzer Fragmente zweier
handschriftlicher Karten von Deutschland aus dem 15- Jahrhundert. S--A. 1910. 8. — Gütersloh.
C. B e r t e 1 s m a n n. Verlag: Bestmann, Joh., Über Friedhofskunst, sonst und jetzt- 1909- 8. —
A. Freybe, Das alte deutsche Leichenmal- 1909- 8. — Derselbe, Das deutsche Haus und seine
Sitte. 1910. 8- — Henke, O- und Lehmann. Beruh.. Die neueren Forschungen über die Varus-
schlacht. 1910. 8. — Hamburg. Agentur des Rauhen Hauses: Averdieck. Elise,
Lebenserinnerungen. 1908. 8. — Professor Dr- Otto L a u f f e r. Direktor des Museums für
Hamburgische Geschichte: Derselbe. Museum für Hamburgische Geschichte- Bericht für das
Jahr 1908. 1909. 8. — A-litteilungen aus dem Museum für Hamburgische Geschichte No. 1.
1909. 4- — Hannoverund Leipzig. H a h n s c h e Buchhandlung: Monumenta Germaniae historica
ChnmikenVl2. Leges IV- Constitutiones Vi. Diplomata IV. — Hvalstad. H u 1 d a G a r b o r g:
Dieselbe, Norsk Klaedebunad. 1905. 8. — Ingolstadt. Dr. H e i n r i c h O s t e r m a i r: Der-
selbe, Die Ostermair. 1 1. Teil. O. J. 8- — Jena. H e r ni- C o s t e n o b 1 e . Verlag: Redslob, E.,
Deutsche Plastik Nr. I: Das Kirchenportal. 1809. 4. — Eugen Diederichs. Verlag:
Benz, Richard, Alte deutsche Legenden. 1910. 8. — Blütenkranz des heil. Franziskus von Assisi.
Übersetzt von Taube, Otto von. 1908- 8. — Bruno, Giordano. Kabbala. Kyllenischer Esel, Reden,
Inquisitionsakten. 1909. 8- — Coster, Charles de, Tyll Ulenspiegel und Lamm Gaedzak. Deutsch
von Oppeln-Bronikowski. 1909. 8. — Fränkel, Jonas, Marginalien zu Goethes Briefen von Char-
lotte von Stein. 1909. 8. — General- Register zu ,, Deutsches Leben der Vergangenheit in Bildern
und Monographien zur deutschen Kulturgeschichte". 1909- 8. — Holzamer, Wilhelm, Die Sieges-
allee. Kunstbriefe an den deutschen Michel. 1902. 8. — Die Kunst in Bildern. I. Band: Die
— 14 -
altdeutsche Malerei. V. Band: Die Frührenaissance. 1909. 8. — Maeterlinck. Maurice. Pelleas
und Melisande. 1903. S. — Paulsen, Friedrich. Aus meinem Leben. 1909. 8. — Piatons Gast-
mahl ins Deutsche übertragen von Rudolf Kassner, 1910. 8. — Piatons Phaidon ins Deutsche
übertragen von Rudolf Kassner. 1906. 8. — Piatons Phaidros ins Deutsche übertragen von
Rudolf Kassner. 1904. 8. — Plotin, Enneaden. In Auswahl übersetzt und eingeleitet von Kiefer,
Otto. Band I und II. 1905. 8. — Schmitt. Eugen Heinrich. Die Gnosis. Band I und II. 1903
und 1907. 8. — Veldheer, J. G. und Tuijn, W. J.. Alte Hollaendische Städte und Dörfer an der
Zuidersee. Mit deutschem Text von Oskar Kirchner. 1902. 4. — Waldschmidt, Wolfram, Alt-
heidelberg und sein Schloß. 1909. 8. — Wille, Bruno, Die Abendburg. O. J. 8. — Derselbe,
Der heilige Hain. O. J. 8. — Zachariä, Wilhelm, Der Renommist. 1909. 8. — Gustav
Fischer, Verlag: Handwörterbuch der Staatswissenschaften. IV. Band. 1909. 8. — Karls-
ruhe. A r c h i v k o m m i s s i 0 n der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe:
Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 19O8. XXiV. Jahrgang. 1909. 8. —
Badische historische Kommission: Oberbadisches Geschlechterbuch III. Band,
3- Lieferung. 1909. 2. — Großh. Ministerium der Justiz, des Kultus und
Unterrichts: Die Kunstdenkmäler des Großherzogtunis Baden. VIII. Band. 1. Abteilung:
Amtsbezirk Sinsheim, Eppingen und Wiesloch. 1909. 8. — Köln. J. P. B a c h e m . Verlag:
Alt Köln. Jahrgänge 1906 bis 1910. (Unvollständig). 4. — Bücherwelt. Jahrgänge 1903 bis 1Q10.
(Unvollständig.) 4. — Cardauns, Hermann. Fünfzig Jahre Kölnische Volkszeitung. Ein Rück-
blick zum goldenen Jubiläum der Zeitung am 1. April 1910. 4. — Herbert, M., Die Wenderoths.
Roman. O. J. 8. — Leitschuh, Franz Friedr.. Kleine Beiträge zur Geschichte der Kunstent-
wicklung und des Kunstlebens im Elsaß. 1909. 8. — Krummau. A. M n r a t h . Fürstl. Schwar-
zenbergscher Archivdirektor: Schmidt, Val, Die kulturelle Bedeutung der Stadt Krummau. 1909. 8.
— Kyritz. Ferd. Karl Liersch, Kreisbaumeister der Ost- Prignitz: Derselbe, Beiträge zur
Geschichte der Cottbuser Schützen bis zum Jahre 1700. S.-A. 1909. 8. — Leipzig. K a r 1 B a e-
decker, Verlag: Deutschland. 2. Aufl. 1909. 8. — Rheinlande. 31. Aufl. 1909. 8. — Süd-
deutschland. 30. Aufl. 1909. 8. — Joh. Ambrosius Barth, Verlag: Beiträge zur sächsi-
schen Kirchengeschichte. 23. Heft. 1910. 8. — Wissen und Können. Herausgeg. von B. Weinstein
10. Band.: Wolff, Theo, Vom Ochsenwagen zum Automobil. 16. Band: Günther, R., Geschichte
der Handfeuerwaffen. 1909- 8. — F r. W i 1 h. G r u n 0 w, Verlag: Wippermann, K., Deutscher
Geschichtskalender für 1909. I. Teil. 1909. 8. — Rudolf Haupt: Flugschriften aus den
ersten Jahren der Reformation. IV. Band. 1. Heft: Karsthaus (1521). 1910. 8. — Rat der
Stadt: Verwaltungsbericht des Rates der Stadt Leipzig für das Jahr 1908. 1909. 8. — B. G.
T e u b n e r: Beiträge zur Kulturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance. Herausgeg.
von W. Goetz, Heft 3: Funk, Phil., Jakob von Vitry. 1909. 8. Heft 4: Stockmayer, Gertrud.
Über Naturgefühl in Deutschland im 10. und 11. Jahrhundert. 1910. 8. — Ludwigsburg. J.
Aigner, Kgl. Hofbuchhandlung: Belschner Die Stadt Ludwigsburg. 1909- 4. — Magdeburg.
E. B a e n s c h j u n.: Hanftmann, B., Führer durch den Magdeburger Dom. 1909. 8. — Mainz.
Großh. Bürgermeisterei: Städtische Sammlungen. S.-A. 19O8. 2. — Meißen. Jos.
Schäffler, Architekt: Aktenstücke zur Geschichte des Meißner Domes. 1904. 2. — Schäfer,
Karl, Denkschrift über die Wiederherstellung des Meißner Domes. 1902. 2. — München. A r-
n o 1 d, Kgl. Oberstlandesgerichtsrat a. D.: Der Stat Nurmberg verneute Reformation. 1564. 2. —
Braun und Schneider, Verlag: Kernstock, O., Aus dem Zwingergärtlein. O. J. 8. —
Derselbe, Turmschwalben. 0. J. 8. — Derselbe, Unter der Linde. O. J. 8. — Moritz von
Schwind- Album. O. J. 2. — G e 0 r g D. W. C a 1 1 w e y , Verlag: Berger, Ernst. Beiträge zur
Entwicklungsgeschichte der Maltechnik. 5. Folge. 1909. 8. — Hahn, Philipp Marie, Stephan
Rottaler, ein Bildhauer der Frührenaissance in Altbayern. 1908. 4. — Müller- Bernburg, Das
Isartal. Künstlerische Steinzeichnungen. 1909. 2. — Walhalla. Bücherei für vaterländische
Geschichte, Kunst und Kulturgeschichte. Buch 1—5. 1905/09. 8. — G. Hirth, Kunstverlag:
Hirths Formenschatz. Jahrg. 1909- 4. — Georg Hoerner, stud. hist. : Frey, Franz, Die
Grundwassertiee von München mit Rücksicht auf die verwandten ober- und unterirdischen Arten.
1869. 8. — Gre e, Gottfried de. Gründlicher Unterricht von einem vollständigen und richtigen
Kauffmännischen Buchhalten dabey auch der Unterschied von allerhand Arten Buchhalten ....
1765. 4. — Kißling, Adolf, R. v., Beiträge zu einer Geschichte der Sanitätsverhältnisse Ober-
— 15 —
Österreichs. 0. J. 8. — Kolb. Max. Persönliche Erinnerunireii zur Jubelfeier der Bayerischen
Gartenbauiresellschaft. 1909- S. — Schum. Wilh.. Erfurt während des Streites des Kaiser Hein-
rich V. und Lothar III. mit Kirche und Fürstentum. O. J. 8. — J. J. S e n t n e r, Verlag: Ki)e-
niger, Alb. Mich., Quellen zur Geschichte der Sendgerichte in Deutschland. 1910. 8. — Nord-
hausen. Prof. Dr. F e 1 i .X H a e s e: Ders., Nordhausen und Umget(end im Jahre 1848. 1909. 8. —
Nürnberg. Bauer und Raspe. Verla.ir: Siebmachers t^roßes und allgemeines Wappen-
buch. Lief. 532—537. 19O8/09. 4. — Dr. Chr. Beck. Kgl. Reallehrer, Die neueren Sprachen
in den Alarksrrafenländern Ansbach und Bayreuth. S.A. O. J. 8. — Ferdinand E i s i n g e r.
Prokurist: Derselbe, Maria Sibylla Merian, Kupferstecherin und Blumenmalerin 1647—1717.
1910. 8. — Kurze Beschreibung des von dem Rotgießer und Verleger Joh. Siegm. Ries im Kleinen
gefertigten sogenannten schönen Brunnens . . . (I83O). 8. — Heinr. Fuchs, H. Escofier
und K a r 1 S c h a n d e r, Lehrer: Falk, H., Gerold, H. und Rother, K., Lebensvoller Geschichts-
unterricht. 1. Heft: Die Germanen. 1910. 8. — Konservator Dr. H. He er wagen: Stunden
für die Ewigkeit gelebt. 1 791. 8. — K o r n s c h e B u c h h a n d 1 u n g: Bauer, M., Die deutsche
Frau in der Vergangenheit. 1907. 8. — Rudolf Mosse, Annoncenexpedition: Zeitungska-
talog. 1910. 8. — GebrüderVoit: Taylor. C. B., Allgemeine Geschichte der Verein. Staaten
von Amerika. 1851- 8. — Petersburg. S. Majestät der Kaiser von Rußland:
Kaiserliche Porzellanmanufaktur 1744— 1904. 2. — Plauen i./V. A. K n a b, Familiengeschicht-
liche Blätter für die Familie Knab. Nr. 2. 1909. 4. — Posen. Kaiser Friedrich-Mu-
seum: Ausstellung im Kaiser Friedrich-Museum. Vor- und frühgeschichtliche Altertümer aus dem
Gebiete der Provinz Posen. 1909. 8. — Straßburg. Von Klucaric, Ingenieurassistent: Der-
selbe. Zehn Jahre im Kampfe für den größten deutschen Architekten der Renaissance . . . Peter
Flötner ... 1904. 4. — Kunstgewerbe-Museum: Jahresbericht für das Rechnungs-
jahr 1908. 1910. 4. — Stuttgart. Chr. Belsersche Verlagsbuchhandlung: Zeit-
fragen des christlichen Volkslebens XXXIII. Band, 7- Heft: Guerrier, R., Aus Vergangenheit
und Gegenwart des Elsasses... 1908. 8. — K 0 h 1 h a m m e r, W., Verlag: Zeitschrift für
deutsche Philologie. Herausgeg. von H. Gering und Fr. Kauffmann, 41. Band, 4. Heft. 1909. 8.
— Kgl. Kupferstichkabinett: Ausstellungsfolge. Die graphische Kunst unserer Zeit.
I. 1910. 8. — Vorläufiger Führer durch die Ausstellung. Die Vorfahren der druckgraphischen
Künste. 1910. 8. — Neueröffnung der Ausstellungsräume. Januar 1910. 8. — Traunstein.
S c h 1 e t z . Kgl. Rechnungsrat: Des Addresse- und Handbuches für den Ober-Mainkreis letzter
Theil. 1821. 8. — Trier. Dr. E. Krüger, Direktor des Provinzialmuseums: Museographie für
das Jahr 1907/O8. S.-A. 8. — Ueberlingen. Medizinalrat Dr. T h e o d. Lach mann: Der-
selbe, Überlinger Sagen, Bräuche und Sitten. 1909. 8. — Weimar. Herrn. BöhlausNac h-
f olger, Verlag: Quellen und Studien zur Verfassungsgeschichte des Deutschen Reiches im
Mittelalter und Neuzeit. Herausgeg. von R. Zeumer, III. Band, 3. Heft: Siemsen, Aug., Kur-
Brandenburgs Anteil an den Kaiserlichen Wahlkapitulationen von 1689 bis 1742. 1909. 8. —
Weltrich, Rieh., Schillers Ahnen. 1907. 8. — Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsge-
schichte. 30. Band: Germanische und romanische Abteilung. 1909. 8. — Wien. Franz Kieß-
ling: Kilcher, Otto, Das Museum in Drosendorf. 1909. 8. — Wien. K. K. O b e r s t k ä m-
mererstab: Jahrbuch der kunsthist. Sammlungen des Allerh. Kaiserhauses. XXVIII. Band,
4. Heft. 1909. 2. — Würzburg. Gesellschaft für fränkische Geschichte:
Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. Zweite Reihe: Geschichte des
fränkischen Kreises. Darstellung und Akten. Erster Band: Die Geschichte des fränkischen Kreises
von 1521—1559. Bearbeitet von Fritz Härtung, 19IU. 8. —
Ankäufe.
Enchiridion zur stetter ubung unnd trachtung geystlicher gesenge . . . 1524. 8. —
Luther, Geistliche Geseng und Psalmen. 1545. 12. — Ein Lobspruch oder gantz hertzliche Dank-
sagunge ... für die .... wolthaten, der freudenreichen Erledigung Hocherleuchts . . . des . . .
Churfürsten . . . Herren Johanns Friedrichen Hertzog zu Sachsen ... 1552. 4. — Olenbergius,
Casp., Die Psalmen Davids in alleriei Teutsche Gesangreimen bracht. 1582. 8. — Psalter des
Königl. Propheten Davids in mancherley art deutscher reymen gebracht . . . durch Ambrosium
Lobwasser. 1594. 8. — Tractatus geometricus et fortificationis . . . durch Georgius Ginther
16 —
Kröl von Bemberch an tag gebracht . . . I6l8. 4. — Catholische Sonn- und feyertägliche Evangelia
. . . 1653- 8. — Musical- Historische Beschreibung des Pfaffen- Kriegs im Schweitzerland. 171 3. 4. —
Amaranthes, Frauenzimmer- Lexikon. 1715- 8. — Buttstett. Joh. Heinr., Ut, mi, sol, re, fa, la.
tota musica et harmonica aeterna, oder neueroeffnetes . . . fundamentum musices, entgegengesetzt
dem neueroeffneten Orchestre. (1716). 4. — Baron. Historisch-theoretisch und praktische Unter-
suchung des Instruments der Lauten . . . 1727. 8. — Venette, Nicolai, Abhandlung von Erzeugung
der Menschen... 1730. 8. — Majer, Jos. Fried. Bernh. Caspar, Neueröffneter theoretisch- und
praktischer Music-Saal ... 1741. qu. 4. — Die Kunst die Welt erlaubt mitzunehmen in den ver-
schiedenen Arten der Spiele . . . Band I u. II. 1756. 8. — Reichard, Elias Caspar, Matthäus und
Veit Konrad Schwarz. 1786. 8. — Michiels, Alfred, Histoire de la peinture flamande et hoUan-
daise. 1847- 8. — Schmid. Anton, Christoph Willibald Ritter von Gluck. 1854. 8. — Jahn,
Otto, W. A.. Mozart. 1. — IV. Band. 1856—59- 8. — Marse. Ad. Beruh., Ludwig van Beethoven.
1859- 8. — Weber. Max Maria von. Carl Maria von Weber. I. — III. Band. 1864—66. 8. —
Gaedertz, Th.. Rubens und die Rubensfeier in Antwerpen. 1878. 8. — Pohl. C. F., Joseph Haydn.
1. und II. Band. 1878. 8. — ßaert. Ph., Memoires sur les sculpteurs et architectes des Pays-Bas.
Publi^s par M. de Reiffenberg. S.-A. 8. —
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung. Württembergische Kirchenordnung. Tübingen. 1559. 4.
— Ordnung unnd Reformation unser vonn Gottsgnaden Wilhelms Ludwigs Piiilipsen und Georgens
Gebrüder Landgraven zu Hessen. 1574. 8. — Stammbuch des Georg Sigfried Pfinzing von Nürn-
berg. Pap. Handschr. 1600. 4. — Wappenbuch mit 264 handgemalten Wappen des deutschen Adels.
Pap. Handschr. der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts, qu. 4. — Nachrichten von Künstlern und
Kunst-Sachen. TomusI — III. 1768,1769,1786. 8. — Allgemeines Künstlerlexikon. Teil 1—212.
1779/1819. 2. — Göttinger Taschenkalender. 1790. 8.
Korpsstudentische Stiftung. Neue Harbni-Lieder. 1871. 8.
D e p 0 s i t a.
Eines . . . Rathes des Heil. Reichs Stadt Nürnberg Erneuerte Ordnung und Artickel. wie es
fürterhin auf denen Buchdruckereyen und mit Verlegung der Bücher dieser Stadt gehalten werden
soll. 1673. 4. — Augsburger Buchdrucker-Ordnung 1713. 4. — Acta des zum.. Andenken der
. . . erfundenen Buchdruckerkunst zu Nürnberg . . . gehaltenen . . . dritten Jubel- Festes. 1740. 2. —
Einladungs-Schrift zu dem im Jahre 1740 am 14. Julii zu Nürnberg .... angestellten Jubel- Feste
der vor dreyhundert Jahr im Teutschland erfundenen Buchdrucker- Kunst. 2. — Optiker- Ge-
schäftsbuch aus Nürnberg: I. August 1804— April 1814, II. Januar 181 5—1828. Pap. Handschr. 4.
— Festgesang bei der Eröffnung der Gesellschaft zur Typographia in Nürnberg am 4. Juni
1832. 4. — Das vierte Säcularfest der Erfindung der Buchdruckerkunst begangen zu Stuttgart
am 24. und 25- Juni 1840. 1840. 4. — Deutsche Buchdrucker-Zeitung vom 1. Oktober 1848 —
25. Juni 1849. 2. — Ovidische Verwandlungen. 0. J. qu. 2.
Abb. 4. Joh. Esaias Nilson: Scheibenschießen.
Ausschnitt aus dem Stich >Le. Feu«. (Nagler, Künstlerlexikon X, Nr. 18.)
— 17 —
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Handzeichnungen von Hans Holbein dem Jüngeren. In Auswahl herausgegeben von Paul
G a n z. Im Verlag von Julius B a r d. Berlin 1908. 69 Seiten Text und 50 Tafeln. 4".
In demselben Verlage, der sich durch seine guten Ausgaben der Handzeichnungen Michel-
angelos, altholländischer Genremaler und Chodowieckis bekannt gemacht hat, ist aucli die vor-
liegende Auswahl der von Paul Ganz eingeleiteten Handzeichnungen Hans Holbeins des Jüngeren
erschienen.
Man nimmt das schmucke Werk mit dem von dem ausgezeichneten Buchkünstler F. R.
Weiß entworfenen Leineneinband gern zur Hand: hat es doch vor anderen Publikationen
graphischer Schöpfungen das bequemere Format voraus und besitzt es doch großen klaren Druck.
Die Einleitung, die den 50 Tafeln vorangeschickt ist, weist kurz auf die hohe Bedeutung hin,
die diese Handzeichnungen für die Beurteilung von Holbeins Kunst haben. Sie geben über so
manches zugrundegegangene Werk des Meisters, namentlich über seine genialen Fresken, Auf-
schluß, offenbaren erst die ganze Universalität seines auf den Gebieten der Wand- und Ölmalerei,
des Kunstgewerbes und der Festdekoration frei und leicht sich bewegenden Schaffens und ge-
währen einen Einblick in seine künstlerische Entwickelung, die zu starker und reifer Schönheit so
mühelos und selbstverständlich emporzublühen scheint, wie ein in fruchtbarstem Boden wurzeln-
des, mit Regen und Sonne unablässig gesegnetes Naturgewächs.
Der tiefer dringende Blick freilich gewahrt, daß beim Werden dieser Schönheit nicht nur
ein wunderbar sicherer künstlerischer Instinkt, wie er einem jeden Genie nun einmal eigen ist,
sondern auch eine auf höchster geistiger Arbeit und Selbstzucht beruhende klare Überlegung
mitwirkte. Ja, die Überlegung war bei Holbein zeitweise so stark, daß sie das Feuer der ersten
Eingebung derart herabminderte, daß schließlich jene Kühle vorherrschend ward, für die wir so
gern das viel gemißbrauchte Wort Objektivität anwenden.
Und diese Überlegung nun, die oft so bewundernswürdig fein und scharf und tief, niemals
aber plump aufdringlich in Holbeins Schöpfungen waltet, hat Ganz in den seiner Einleitung fol-
genden Analysen der einzelnen Blätter mit sehr viel Geschick und geklärtem künstlerischem Emp-
finden aufgezeigt.
Wir möchten zum Beleg hierfür zunächst darauf aufmerksam machen, wie vorzüglich der
Herausgeber es verstanden hat, mit wenigen, klug gewählten, schlichten Worten den meisterlich-
festen inneren Bau der Komposition in der Zeichnung zu dem Fresko mit Samuel und Saul zu
enthüllen. Noch besser vielleicht gelang ihm das Gleiche vor der Skizze zu dem unübertrefflich
klar und harmonisch gefügten Bildnis der Familie Branden. Hier ist namentlich auch der Ge-
danke, das Porträt von Holbeins eigener Familie und das Gruppenporträt der Familie des Thomas
Morus zur Vergleichung heranzuziehen und darzulegen, inwiefern das Branden- Bild einen Fort-
schritt über jene beiden anderen hinaus bedeutet, ein ausgezeichneter. — Nicht minder gut weiß
der Verfasser zu veranschaulichen, wie organisch gedacht in der Form und wie reich an zart ge-
sponnener Symbolik die kunstgewerblichen Entwürfe Holbeins sind. Formtalent, Geist und
seelisches Empfinden gehen in ihnen eine so enge Vereinigung ein, daß man sie bald feingeschlif-
fenen Epigrammen, bald kunstvollen stimmungssatten Sonetten vergleichen möchte.
Der eminenten Charakterisierungskunst des Meisters wird Ganz ebenfalls vollauf gerecht.
Schon allein die Analyse der mit dem Namen der Lady Souch versehenen Porträtzeichnung läßt
darüber keinen Zweifel.
Das, was Holbein der zeitgenössischen in- und ausländischen Kunst für seinen künst-
lerischen Werdegang zu danken hat, hebt der Herausgeber, ohne doch diese fremden Einflüsse
übermäßig zu betonen, sicher und bestimmt hervor. So deutet er bei der Würdigung der lieblichen
Madonna des Leipziger Museums auf die oberitalienischen Madonnen der Richtung Lionardos hin.
So bringt er die getuschte Federzeichnung mit dem Erzengel Michael zu den formenschönen Werken
der Maler und Bildhauer Norditaliens in Beziehung. So weist er überzeugend nach, daß der
Scheibenriß mit der Verkündigung (Sammlung B 0 n n a t, Paris) in der Komposition eng an die
gleiche Szene auf G r ü n e w a 1 d s Isenheimer Altar sich anschließt; er versäumt hier aber nicht,
2
— 18 —
zugleich auszusprechen, daß Hnlbein aus der tiefempfundenen Schilderung bei Grünewald eine
,, schöne Schaustellung" gemacht und die von jenem Meister übernommenen Bildelemente ganz
und gar in seinen eigenen „dekorativen Zeichenstil" übersetzt hat. Und so lenkt Ganz den Blick
des Betrachters auf die Hintergrundsarchitektur des ,,Ecce homo" aus der zehnblätterigen für
Glasgemälde entworfenen Passionsfolge. Er erinnert daran, daß diese Architektur die Innen-
fassade eines ,,Cour d'honneur" darstellt, daß Holbein auf seiner 1523 nach Avignon unternom-
menen Reise derartige Höfe, von denen ein besonders schöner im Hospital zu Beaune sich befindet,
gesehen haben muß und daß der Künstler das gleiche südfranzösische Architekturmotiv bei der
Schilderung der Kaiserin im Totentanz verwertet hat.
Die große Rolle endlich, die in all' diesen Zeichnungen und Skizzen die zeichnerische Technik
und die verwendeten Materialien wie Wasser- und Deckfarbe, Kreide, Tusche usw. spielen,
wird durchgehend gebührend gewürdigt.
Verwunderlich bleibt nur, daß es — worauf H. A. S c h m i d bereits aufmerksam gemacht
hat — einem für künstlerische Werte so empfänglichen Manne wie dem Verfasser passieren
konnte, daß er eine nicht von unserem Meister herrührende Zeichnung, das mit 1520 bezeichnete
Jünglingsporträt des Louvre, in diese Auswahl mit aufnehmen konnte. Schon der wenig ge-
schmeidige Strich, das derb verzeichnete rechte Auge und die trockene Behandlung des Fleisches
machen dieses Blatt verdächtig. Wie wenig es mit Holbein zu tun hat, wird aber erst recht deut-
lich, wenn man es etwa neben die Vorstudie zu dem Bildnis des Bürgermeisters Meyer für die
Darmstädter Madonna, in deren zeitliche Nähe der Herausgeber es rückt, hält. Wie viel sicherer
und fester ist auf diesem echten Holbein die Natur angefaßt und wieviel mehr seelisches und sinn-
liches Leben strömt uns da entgegen! — Über die Datierung einiger der von Ganz in die Frühzeit
•gewiesenen Blätter kann man nicht mit Unrecht anderer Meinung sein. Und dafür, daß die als
Selbstbildnis geltende, bekannte, kolorierte Basler Zeichnung wirklich für ein Selbstbildnis ge-
halten werden darf, ist uns der Herausgeber den Beweis durchaus schuldig geblieben.
Die Reproduktionen sind scharf und geben die zeichnerische Technik und die dabei be-
nutzten Mittel meist genügend zu erkennen. Dagegen sieht man nicht recht ein, warum sie viel-
fach so klein gehalten wurden. Das Format der Tafeln, auf die sie aufgeklebt sind, hätte doch
ein gut Teil mehr Raum gewährt, als wirklich zur Verwendung gekommen ist. Auch erscheinen
infolge dieser unnötigen Verkleinerung manche der Zeichnungen so spielerisch-zierlich und so
maniriert, daß sie nun Holbeins großzügiger natürlicher Art geradezu widersprechen.
Die eben berührten Mängel wiegen indessen nicht so schwer, daß man das Buch als eine
von scharfem künstlerischem Blick und feinem Takt zeugende Einführung in Holbeins unver-
gleichliche Zeichenkunst nicht doch empfehlen könnte. Heinrich Höhn.
Das Fürstliche Residenzschloß zu Arolsen. Geschichtliches, Bau- und Kunstgeschicht-
liches von Prof. Dr. Franz Weinitz. Leipzig, Druck und Verlag von C. Grumbach, 1907.
2°- 71 S. mit 34 Abbildungen.
In dem vorliegenden, mit guten Abbildungen reich und geschmackvoll ausgestatteten
Werke wird uns nicht nur auf Grund der Quellen eine Baugeschichte des Fürstlichen
Residenzschlosses zu Arolsen, sowie eine Würdigung seiner Innenräume und ihrer Ausstattung,
insbesondere des Kunstbesitzes, den das Schloß birgt, dargeboten; ein erster Abschnitt ist.
weit über diesen Rahmen hinausgehend, der Vorgeschichte der Stadt, ihrer Entstehung aus
dem im 12. Jahrhundert in ein Kloster umgewandelten Edelhof Aroldessen, ein letzter, von
Oberlehrer Prof. R. Flade verfaßt, der Entwicklung Arolsens im 18. Jahrhundert gewidmet.
Der Schwerpunkt liegt indessen durchaus auf der Geschichte des Schlosses. In treff-
licher, knapper Schilderung wird uns berichtet, wie Graf Friedrich Anton Ulrich (1706 — 1728)
es war, der 1710 den Neubau an Stelle des ausgedehnten alten Schlosses unternahm und
gleichzeitig damit die Haupt- und Residenzstadt Arolsen gründete. Als ersten Bauleiter, der
auch wohl am Entwurf zunächst beteiligt war, lernen wir Anton Heinrich Horst (1675 — 1743)
kennen, der indessen nur bis zum Jahre 1713 dem Baue vorstand. Im Sommer 1725 war
das eigentliche Schloß vollendet. Für die Herrichtung der Innenräume, Stukkaturarbeiten,
Deckengemälde usw. waren der italienische Stukkateur Gallassini, der italienische Maler Castelli,
der Casselsche Hofmaler Magnus de Quitter u. a. herangezogen worden.
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Unter den Kunstwerken im Schlosse zu Arolsen mögen hier das den Grafen Piiilipp III. zu
Waldeck darstellende Öltremälde von Heinrich Aldegrever, die Bildnisse König Georgs III. von
England und der Königin Sophie Charlotte von Gainsborough und die Marmorbüsten Goethes und
Friedrichs des Großen von Alexander Trippel (1789) besonders hervorgehoben werden. Auch
unter den Goldschniiedearbeiten, Bronzen, Waffen, im fürstlichen Münzkabinett und in der
Antikensammlung findet sich noch manch wertvolles Stück; indessen hat den im Schlosse
untergebrachten Sammlungen, zu denen auch noch das Waldeckische Museum, die Bibliothek
und die Gewehrkammer gehören, nur eine sehr summarische Behandlung zuteil werden können.
Namentlich mit Bezug auf den Inhalt dieser Sammlungen wesentlich erweitert, in
anderen Teilen etwas gekürzt, dazu in einem handlicheren Formate gedruckt, würde die
verdienstvolle Arbeit als eine Art Führer durch Arolsen und das fürstliche Residenzschloß
gewiß in weiten Kreisen doppelt willkommen geheißen werden. Th. H.
Die alten Papiermühlen der Freien Reichsstadt Augsburg, sowie alte Papiere und deren
Wasserzeichen im Stadt- Archiv und der Kreis- und Stadt- Bibliothek zu Augsburg. Gesammelt
und gezeichnet von Friedrich von Hössle. Augsburg. Verlag der Math. R i e g e r -
sehen Buchhandlung. 1907. 39 Seiten und 37 Tafeln. 2.
Nachdem schon E. Marabini eine ,, Bayerische Papiergeschichte" begonnen hatte, von der
aber nur zwei Teile (Reichsstadt und Burggrafschaft Nürnberg, 1894 bezw. 1896) erschienen
sind, hat neuerdings ein Fachmann den Gedanken wiederaufgenommen und seiner ersten Arbeit
über die Papiermühlen in Stift und Reichsstadt Kempten (1900) nun diesen neuen Beitrag zur
ba3erisch-schwäbischen Papiergeschichte folgen lassen.
Die Gründung der ersten Augsburger Papiermühle ist bedeutend später als die der ältesten
auf deutschem Boden, der von Ravensburg (1324.'') und derjenigen des Ulman Stromer zu Nürn-
berg (1390), erst gegen 1460 erfolgt. Bis dahin hat Augsburg seinen Bedarf an Papier aus Italien
oder Ravensburg sich besorgt. Von dem genannten Zeitpunkt an kommen Papiere mit
dem bekannten Stadtwappen und dem Buchstaben A vor. Eine zusammenhängende Geschichte
der Papiermühlen und der Papierer in Augsburg wird erst ab 1483 möglich. Man zählte vor
den Toren der Stadt in deren Banne insgesamt acht Papiermühlen, von denen die drei ältesten
an der Sinkel entstanden waren. Bemerkenswert ist, daß mehrere Augsburger Buchdrucker,
als Bämler, Sorg und der berühmte Johannes Schönsperger der Ältere, ihre eigenen Papiermühlen
besessen haben. Über die Geschichte dieser acht Mühlen hat v. Hössle in seinem Buche alle
erreichbaren Nachrichten gesammelt, die uns bis in die Zeiten der modernen Papierfabrik der
Firma G. Haindl geleiten, und eine stattliche Zahl von Namen der auf jenen Papiermühlen sitzen-
den Familien, unter denen wir nur die Widemann (1487—1541), Oesterreicher (1495— > 540) und
Mieser (1665— 1 703) hier erwähnen wollen, zieht dabei an uns vorüber. Von Interesse sind auch
die Mitteilungen über den Papierer- Konvent, der noch 1700 zu Augsburg abgehalten werden
konnte, und insbesondere die Angaben über den Papierhandel und die nicht wenigen Gewerbe,
die am Platze selbst als Abnehmer auftreten.
Ein zweiter Teil (S. 23 ff.) bringt allgemeines über die alten Papiere und eine sorgfältige
Beschreibung der in gewissenhafter, ausdauernder Arbeit aus zahlreichen Urkunden, Akten, Rats-
büchern des Archivs, aUs Handschriften und Inkunabeln der Bibliothek, auch aus Kirchen-
büchern usw. gesammelten Augsburger Wasserzeichen, deren reiche Sammlung die dem Buche
beigegebenen Tafeln uns darbieten.
Dasselbe ist ein wertvoller Beitrag zur schwäbisch-bayerischen und deutschen Papier-
geschichte und hat die praktisch so wichtige Forschung auf diesem Sondergebiete wieder ein an-
sehnliches Stück vorwärts gebracht.
Familiengeschichte, Stammbaum und Ahnenprobe. Kurzgefaßte Anleitung für Fam.ilien-
geschichtsforscher von Willibald Leo Freiherrn von Lütgendorff-Leinburg. Zweite
umgearbeitete und vermehrte Auflage. Frankfurt am Main. Verlag von Heinrich
Keller, 1910. X, 205 S. S" mit 1 Tafel. Brosch. Mk. 3-60, geb. Mk. 4.50.
Nach einem Buche wie diesem, das vor zwanzig Jahren zum erstenmale erschien,
lange vergriffen war und nicht wieder aufgelegt worden ist, hat tatsächlich ein lebhaftes
Bedürfnis bestanden. Es fehlte ein kurzgefaßtes erstes Hilfsbuch für die große Zahl der-
2*
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jenigen, die mit der Verwirklichung ihres Gedankens an die Ausarbeitung einer Familien-
geschichte den Anfang machen wollen. Führerlos und vielleicht aller methodischen Vorkennt-
nisse bar gerät so mancher mit seinem unsicheren Tasten und Suchen notwendig in die Irre.
Nicht selten muß die Erfahrung mit bitterem Lehrgeld, das gewissenlose „Wappenbureaus"
ihm abnehmen, teuer bezahlt werden. So wird denn das Werkchen von Professor v. Lütgen-
dorff, das vom Elementarsten ausgeht, vorderste Fragen zu beantworten bestrebt ist und
gewissermaßen die ersten unsicheren Schritte des Anfängers auf dem Gebiete genealogischer
Arbeiten überwacht, auch neben der großangelegten familiengeschichtlichen Quellenkunde von
Regierungsrat Prof. Dr. Heydenreich (Leipzig 1909), dit dem Fortgeschritteneren zu Hilfe
kommt, seinen besonderen Platz behaupten. In erster Linie will L. allerdings den besonderen
Interessen der adelsgeschichtlichen Forschung dienen, und ist daher den Auseinander-
setzungen über das Wesen, die Entstehung und die Sondergeschichte des Adels, seiner Vor-
rechte in Vergangenheit wie Gegenwart, ein ansehnlicher Platz eingeräumt. Gleichwohl wird
keiner, der die Geschichte einer bürgerlichen Familie vorzubereiten und zu schreiben im
Sinne hat und hier nach praktischen Weisungen sucht, irgendwie ins Hintertreffen geraten.
Ein alphabetisches Register macht es möglich, die mancherlei gelegentlichen Winke, die in dem
handlichen Bande gefunden werden können, augenblicklich zu nutzen.
Abb. 5. joh. Esaias Nilson: Tanzendes Paar.
Ausschnitt aus dem Stich „Die Lust sich zu verkleiden."
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, Nürnberg.
Nr. 2.
^pril — Juni.
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
VERWALTUNGSAUSSCHUSS.
Die Jahresversammlung des Verwaltungsausschusses fand am 20. und 21. Mai statt. An-
wesend waren: Geh. Oberregierungsrat Dr. G a 1 1 e n k a m p, als Vertreter der Reichsregierung,
Ministerialrat Dr. W i n t e r s t e i n, als Vertreter der bayerischen Staatsregierung, Rechtsrat
Weigel als Vertreter der Stadt Nürnberg; dann die Mitglieder des Verwaltungsausschusses
Geh. Rat Dr. v. B e z o 1 d aus Bonn, Exzellenz Generaldirektor Dr. B o d e aus Berlin, Direktor
Dr. Brinckmann aus Hamburg, Direktor B rochier aus Nürnberg, Geh. Kommerzien-
rat Ritter v. Gerngros aus Nürnberg, Generalkonservator Dr. Hager aus München,
Exzellenz Geheimrat Dr. v. H e i g e 1 aus München, Oberbaurat v. K r a m e r aus Nürn-
berg, Justizrat Frhr. v. K r e ß aus Nürnberg, Direktor Dr. L i c h t w a r k aus Hamburg,
Archivrat Dr. Mummen ho ff aus Nürnberg, Geheimrat Dr. v. Reber aus München, Ge-
heimrat Dr. V. S e i d 1 i t z aus Dresden, Geheimrat Dr. v. T s c h u d i aus München, Re-
gierungsrat Frhr. v. Tu eher aus Nürnberg; ferner Bürgermeister Geh. Hofrat v. Jäger
aus Nürnberg und die Direktoren des Museums Dr. v. B e z o 1 d und Dr. H a m p e.
In der Versammlung am 20. Mai begrüßte Direktor v. Bezold die neuen Mitglieder des Ver-
waltungsausschusses Direktor Brinckmann und Geheimrat v. Tschudi und gab sodann den Be-
richt über die Verwaltung des Museums. Direktor Dr. Hampe gab einen Bericht über die Ver-
waltung der Bibliothek. Da die wichtigsten Angelegenheiten, die Erweiterung des Museums,
der Austausch von Bildern zwischen der Pinakothek in München und dem Germanischen Museum
und die Pensionsverhältnisse der Beamten, gesondert beraten werden sollten, schloß sich an die
Verwaltungsberichte keine Diskussion an.
Direktor v. Bezold gab sodann den Bericht über die Rechnungen für 1909, zu welchem
Frhr. v. Kreß einen Revisionsbericht gab. Danach wurden die Rechnungen als richtig aner-
kannt und dem I. Direktor, wie dem Kassier Entlastung erteilt. Die Etats für 191 1 wurden
nach den vom Direktorium vorgelegten Entwürfen genehmigt.
Es folgte die Beratung über die Pensionsverhältnisse der Beamten. Die Beamten wün-
schen, die gleichen Pensionsrechte zu erhalten, wie die bayerischen Staatsbeamten. Da die
Grundsätze der Wahrscheinlichkeitsrechnung auf einen so kleinen Beamtenkörper nicht anwend-
bar sind, muß die Frage, ob der Pensionsfond in seiner jetzigen Höhe die nötige Sicherheit für
diese Gleichstellung bietet, unentschieden bleiben. Es war die Frage gestellt worden, ob nicht
die Versicherung der Pensionen durch eine Bank an Stelle der Selbstversicherung durch den
Pensionsfond treten sollte. Diese Frage war in einer Vorbesprechung am 19. Mai auf Grund
von Angeboten dreier Banken nach ihrer rechnerischen Seite geprüft und verneint worden. Der
Verwaltungsausschuß schloß sich dieser Ansicht an. Die Frage, ob den Beamten ein Recht oder
nur eine Anwartschaft auf Pension zuerkannt werden kann, führte zu einer langen Erörterung.
Nachdem der Vertreter der bayerischen Staatsregierung bestimmt erklärt hatte, ein Recht auf
unverkürzte Zuerkennung von Pensionen könne den Beamten, solange der Pensionsfond des
Museums für die Pensionen aufzukommen habe, nicht eingeräumt werden, wurde das Direk-
torium beauftragt, eine Satzung für den Pensionsfond nach Analogie der für den bayerischen
— 22 —
Staatsdienst geltenden Bestimmungen auszuarbeiten, in dieses aber den Vorbehalt aufzunehmen,
daß die Höhe der Pensionen von der Leistungsfähigkeit des Fonds abhängt.
Endlich fand am 20. Mai noch eine Besprechung des Austauschs von Bildern zwischen
der Pinakothek in München und dem Germanischen Museum statt. Die von Geheimrat v. Tschudi
begonnene neue Organisation der staatlichen Galerien berührt auch das Germanische Museum,
dessen Galerie eine große Zahl von Bildern aus dem Besitz des Staates und des Königlichen
Hauses enthält. Die Sache hatte in Nürnberg große Beunruhigung hervorgerufen. Nach dem
Plane Geheimrats v. Tschudi sollten beiderseits etwa vierzig Bilder getauscht werden. Über
den Tausch war zwischen den Direktoren der beiden Sammlungen ein vorläufiges Abkommen
getroffen und die für das Germanische Museum bestimmten Bilder waren nach Nürnberg ge-
bracht worden, um dem Verwaltungsausschuß die Abgabe eines Gutachtens über den Tausch
zu ermöglichen. Zunächst sprach sich Geheimrat v. Tschudi über die Grundsätze seiner Organi-
sation aus, wonach die Pinakothek durch die Herübernahme bedeutender Gemälde, welche Lücken
in ihrer systematischen Vollständigkeit ausfüllen, ergänzt, dagegen durch Abgabe entbehrhcher
Bilder an die Filialgalerien entlastet werden soll. Insbesondere ist angestrebt, daß Bilderzyklen,
welche früher zerrissen und an verschiedene Galerien verteilt worden waren, wieder vereinigt
werden. In den Filialgalerien sollen ferner vor allem die Lokalschulen der zunächstliegenden
Provinzen gepflegt werden. Die Richtigkeit der Grundsätze wurde allgemein anerkannt, ebenso
das Recht des bayerischen Staates, über die Bilder zu verfügen; es wurde aber betont, daß die
Galerie des Germanischen Museums keine Provinzialgalerie sei, welche nur die Fränkische Schule
zu pflegen habe, sondern eine allgemein deutsche; ferner, daß sie auch keine reine bayerische
Filialgalerie sei, sondern außer den Bildern aus dem Besitz des bayerischen Staats und des König-
lichen Hauses auch die alten Bilder der Stadt Nürnberg und eine erhebliche Anzahl eigener Bilder
enthalte, und daß eben in dieser Vereinigung die Bedeutung der Galerie beruhe. In der Über-
zeugung, daß diese Bedeutung nicht beeinträchtigt werden dürfe, reichte Geh. Hofrat Bürger-
meister V. Jäger im Namen der Stadt Nürnberg eine Verwahrung gegen den Tausch ein und
Geh. Oberregierungsrat Dr. Gallenkamp beantragte namens der Reichsregierung, daß der Tausch
unterbleiben möge. Sei dies aber nicht möglich, so bestehe die Reichsregierung darauf, daß dem
Museum für die abzugebenden Bilder voller Ersatz geleistet werde. Regierungsrat v. Tucher beantragte,
der Verwaltungsausschuß möge die bayerische Staatsregierung bitten, unter Berücksichtigung
der besonderen Verhältnisse des Germanischen Museums von dem Tausch ganz abzustehen. Nach-
dem dann die Liste der zu tauschenden Gemälde einer Prüfung unterzogen worden war und
die allgemeine Anschauung dahin ging, der Tausch sei für das Museum nachteilig, wurde der
Antrag v. Tuchers mit einer Stimmenthaltung einstimmig angenommen. Da indes der Erfolg
eines solchen Gesuchs fraglich erschien und schon früher vom Lokalausschuß ein eingehenderes
Gutachten über den Tausch gewünscht, — dieser Wunsch von der bayerischen Regierung aner-
kannt worden war, wurde eine aus den Herren Bode, Lichtwark, v. Reber und v. SeidUtz be-
stehende Kommission zur näheren Prüfung der Angelegenheit ernannt. Bei Besichtigung der
Bilder, an der außer der Kommission einige weitere Mitglieder des Verwaltungsausschusses, die
Vertreter der Reichsregierung, der bayerischen Staatsregierung und die Direktoren der beiden
Galerien teilnahmen, wurden Verhandlungen über eine Reduktion des gesamten Tausches ge-
führt, welche, dank dem Entgegenkommen von Geheimrat v. Tschudi und Ministerialrat Dr. Winter-
stein, von Erfolg waren.
So konnte die Kommission am 21. Mai dem Verwaltungsausschuß mitteilen, daß eine
Tauschliste zustande gekommen sei, welche die Interessen des Museums vollständig wahre und
beantragen, dem Tausch in dem neu vereinbarten Umfang zuzustimmen. Da die Lage eine
wesentlich andere und für das Museum günstige geworden war, wurde der Tausch nach längerer
Diskussion einstimmig gutgeheißen und damit der Beschluß über den Antrag v. Tucher auf-
gehoben. Einer Anregung Professor Lichtwarks entsprechend, gab Geheimrat v. Tschudi noch
die Zusage, bei Aufstellung der Galerie in dem künftigen Neubau das Museum in der Aufstellung
von Typenreihen aus der deutschen Kunst vom 17. bis in die Frühzeit des 19- Jahrhunderts
durch Abgabe von Gemälden aus den Beständen der Staatsgalerien zu unterstützen.
Nachdem Frhr. v. Kreß über die Rechnungen der Stiftung zur Erhaltung von Nürnberger
Kunstwerken und des Dispositionsfonds des Verwaltungsausschusses berichtet hatte und den
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Rechnungsführern Frhr. Theodor v. Tucher und Frhr. v. Kreß Entlastung erteilt war, folgten
die Berichte der Kommissionen. Den Bericht über die Sammlungen gab Direktor Brinckmann.
Mit Dank wurde des Vermächtnisses des Kommerzienrats Kahlbaum in Berlin gedacht, der dem
Museum eine bedeutende Münzensammlung, eine Sammlung von Zinngeräten u. a. vermacht hat.
Der bedeutendste Kauf im abgelaufenen Jahre ist die Gläsersammlung der Familie v. Schwarz,
an dem außer dem Museum die Stadt Nürnberg und die Stiftung zur Erhaltung von Nürnberger
Kunstwerken beteiligt sind. Als höchst bedeutsam wurden auch ein Gemälde von Konrad Witz
aus dem 15- Jahrhundert, die Verkündigung darstellend, und zwei niederrheinische Holzfiguren,
Maria und Johannes, um 1500, bezeichnet. Ein erfreulicher Kauf ist die vollständige Einrichtung
einer alten Nürnberger Kupferschmiedswerkstätte. Über das Kupferstichkabinett berichtete
Geheimrat v. Seidlitz; die Erwerbungen fanden Anerkennung, besonderer Dank wurde Herrn
James Simon in Berlin ausgesprochen, der durch einen Beitrag die Erwerbung von Handzeich-
nungen aus der Sammlung Lanna ermöglicht hatte. Über die Bibliothek und das Archiv be-
richtete Geheimrat v. Heigel. Er gedachte mit Dank der Förderungen, welche die deutschen
Verleger durch die Stiftung von Verlagswerken der Bibliothek haben angedeihen lassen. Auch
die Ankäufe wurden gebilligt. Leider ist schon heute vorauszusehen, daß in nicht sehr ferner
Zeit die Räume der Bibliothek zu eng werden. Das Archiv hat nur wenige Zugänge zu verzeichnen.
Die Bearbeitung der Bestände ist in erfreulicher Weise fortgeschritten. Geheimrat v. Heigel
hat auch die Protokolle über die Sitzungen des Lokalausschusses durchgesehen und sprach diesem
für seine eifrige Tätigkeit für das Museum Dank aus, dem sich der Verwaltungsausschuß anschloß.
Die Wahl eines Mitglieds des Verwaltungsausschusses wurde auf das nächste Jahr ver-
schoben.
Direktor v. Bezold legte ein Programm über die künftige Organisation und räumliche
Anordnung der Sammlungen vor. Da in der Öffentlichkeit angeregt worden war, das bisherige
System der Sammlungen nach Gruppen von einheitlichem Inhalt zu verlassen und an seine Stelle
eine Anordnung nach geschlossenen Kulturbildern treten zu lassen, stellte er zunächst diese Frage
zur Erörterung, wobei er andeutete, daß er die zweite Anordnung weder für richtig, noch für
durchführbar halte. Die Frage, ob eine Änderung des Systems stattfinden solle, wurde allgemein
verneint. Über die räumliche Verteilung der Gruppen wurde bestimmt, daß in dem Erweiterungs-
bau die Kunstsammlungen im weitesten Umfang unterzubringen seien. Die Vorschläge Bezolds
über die Anordnung in den alten Räumen wurden im allgemeinen gutgeheißen, im einzelnen
wurden einige Änderungen angeregt. In dem Erweiterungsbau sind auch die Räume für die ge-
samte Verwaltung und für die Benutzung der Sammlungen unterzubringen. Das Bauprogramm
liegt also in seinen Grundzügen fest. Geheimrat Dr. Gallenkamp regte an, auch die Finanzierung
des Neubaus ins Auge zu fassen. In der kurzen Besprechung dieser Frage sprach Direktor
V. Bezold die Hoffnung aus, nachdem der Kauf des Grundstücks durch freiwillige Beiträge er-
möglicht worden sei und es ausgeschlossen sei, die Mittel für den Bau auf dem gleichen Wege
aufzubringen, möchten hierfür öffentliche Mittel gewährt werden. Dem gegenüber betonte Ge-
heimrat Dr. Gallenkamp zwar das Wohlwollen der Reichsregierung, warnte aber angesichts der
schwierigen Finanzlage des Reichs vor einer zu optimistischen Auffassung. Direktor v. Bezold
hielt in einem Schlußwort an der Hoffnung auf öffentliche Hilfe fest. Sei sie nicht zu erlangen,
so müsse er sich bescheiden, der künftigen Entwicklung die Wege geebnet zu haben, er habe aber
die große und verantwortungsvolle Aufgabe des Grundstückskaufs übernommen und durchgeführt,
nicht um das weitere der Zukunft zu überlassen, sondern um selbst an der Ausgestaltung des
Museums weiter zu arbeiten.
Mit dem Dank an den Verwaltungsausschuß und die Vertreter des Deutschen Reichs, der
bayerischen Staatsregierung und der Stadt Nürnberg für ihr erfolgreiches Wirken zum Besten
des Museums schloß Direktor v. Bezold die Versammlung.
PERSONALIEN.
Das Königlich Bayerische Kultusministerium hat mit Entschließung vom 4. Mai den
Direktor der Königlichen Staatsgalerien, Herrn Geheimrat Dr. Hugo von Tschudi zum
Mitglied des Verwaltungsausschusses ernannt.
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STIFTUNGEN.
Der am 29. Dezember 1909 zu Nürnberg verstorbene Techniker Gustav Lauer hat uns
letztwillig 2000 Ji testamentarisch vermacht, welche Summe uns dieser Tage vom Testaments-
vollstrecker zugestellt wurde.
Die Relikten des ajn 21. Dezember 1909 verstorbenen Kommerzienrats J. Mesthaler, der
vom Jahre 1886 bis 1898 dem Verwaltungsausschusse des Germanischen Museums angehörte,
haben zum ehrenden Gedächtnisse an den Entschlafenen 3000 Ji gestiftet.
Zu den in Nr. III dieser Zeitschrift vom Jahre 1909 veröffentlichten Stiftungen zu den
Grunderwerbungen zwecks Erweiterung des Germanischen Museums dürfen wir noch nachtragen:
20 000 Ji von Frau Kommerzienrat Paula Conradty, hier;
20 000 M von einem ungenannt sein wollenden Stifter;
je 10 000 JI von zwei ungenannt sein wollenden Stiftern;
5 000 Ji von einem ungenannt sein wollenden Stifter;
3 000 Ji vom Bankhaus Anton Kohn, hier;
je 2 000 Ji von Frau Dr. Rosette Reimer in Augsburg und von Herrn Edgar Her-
furth, Verleger der Leipziger Neuesten Nachrichten in Leipzig;
je 1 000 Ji von der Firma F. G. Metzger, Lebkuchen- und Schokoladenfabrik, hier; von
Herrn Kommerzienrat Albert v. Forster und von Herrn Gutsbesitzer Ernst
Forst er in Augsburg; vom Druck u. Verlag der Münchner Neuesten
N achrichten in München; von Herrn Bankier Ernst Kohn in Nürnberg; von
Herrn Kommerzienrat Moritz Seligmann, Herrn Generalkonsul Albert
Frhrn. v. Oppenheim und Herrn Kommerzienrat Louis Hagen, sämtlich
in Cöln, und von zwei ungenannt sein wollenden Stiftern:
600 Ji von Herrn Kommerzienrat Max Eiermann, hier;
je 500 .Ä von Herrn Kommerzienrat Wilh. Gerngros, von Herrn Kommerzienrat Gg.
Leykauf und Herrn Privatier Max Kohn, sämtlich hier; von Herrn Kommer-
zienrat K. Reichel in Dresden und Frau Kommerzienrat Luise Martini in
Augsburg;
268 Ji von Herrn Hermann Lampson, Kaufmann und Handelsrichter in Berlin;
200 M von Frau Kommerzienrat Auguste von Hertel in Augsburg.
Danach beträgt die Summe der bisher gespendeten Beiträge, tür die wir auch an dieser
Steile den gütigen Gebern unseren herzlichsten Dank auszudrücken nicht verfehlen möchten,
491 568 JL. Möchte das für die Zukunft des Museums so bedeutsame V/erk auch weiterhin
reichste Förderung erfahren!
NEUANGEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
Von Gemeinden: Schwabmünchen 5 M
Von Vereinen: Bromberg. Historische Gesellschaft für den Netzedistrikt 10 Ji (statt
bisher 6 Ji). Gießen. Landsmannschaft Darmstadtia 15 .Ä ; Corps Starkenburgia 20 Ji. Göt-
tingen. Corps Borussia 15 Ji; Verbindung Frisia 10 Ji Neumarkt 1.0. Historischer Verein
von Neumarkt und Umgebung 10 Ji
Von Privaten: Amberg. Bankvorstand Köhler 2 Ji Amsterdam. M. Jüdell 5 •* Apolda.
Realschuldirektor Dr. Hissbach 2 Ji Arnstadt. Robert Bahlsen 10 Ji; Apotheker Dr. Lederer
2 Ji Auerhammer i. Erzgeb. Kgl. Sachs. Geh. Kommerzienrat A. Lange 50 M Behringers=
dorf. Ingenieur Adolf Klein 5 Ji; Kaufmann Georg Lang 3 i4; k. Eisenbahnsekretär Georg Meyer
3 .ß ; Betriebsleiter A. Petersmarck 10 iC; Buchhalter Hans Rotermundt 3 M Berlin. Fräu-
lein Jenny Levi 3 Ji Calw. Privatier Karl Reichert 5 M; Fabrikant Erwin Sannwald 5 J^i
Fabrikdirektor Konrad Wagner 5 M; Fabrikant Otto Wagner 3 M Chemnitz. Fabrikbesitzer
A. Biernatzki 20 M Coblenz. Richard Mayer-Alberti 10 M Detmold. Kammerrat Böhmer
5 JC; Oberforstmeister Boldenecker 3 Jt ; Geh. Regierungsrat Ernst 3 .Ä ; Rechtsanwalt Dr. Hirsch-
feld 5 it; Rechtsanwalt Dr. Klasing 3 .*; Oberförster Rickchof in Schieder 3 Ji; Rechtsanv/-..c
Sonntag 5 .Ji; Rentner Walter Tenge 10 Ji; Rechtsanwalt Wahrburg in Lemgo 5 Ji Döbeln.
Fabrikbesitzer Georg Richter 3 Ji; Kommerzienrat R. Tümmler 10 Ji Dresden. Ingenieur
— 25 —
Friedrich Bode in Blasewitz 5 .Ä; Oberförster Richard Bothe in Neudorf 10. Ä; Max Franic,
Kgl. Kommerzienrat und Banicdirelctor 50 M; Rechtsanwalt Otto Hally 3 M Düsseldorf. Frau
Dr. Hiddemann 25 M; Heinrich Schweling, Beigeordneter der Stadt Düsseldorf 10 .« Ord-
mannsdorf i. S. Arno u. Moritz Meister, Akt. -Ges. 10 M Erlangen, cand. med. Josef Kern 3 M;
Dr. G. Tünniessen 10 M; Paul Winkler, Inh. d. Th. Bläsings Buchhandlg. 10 Ji Feuchtwangen. Dr.
Hans Thon Frhr. v. Dittmer Kgl. Bezirksarzt 2 Ji; Lehrer Friedrich Kaußler 2 Ji Forst i. L.
Ingenieure, Kurt Reineck Fabrikbesitzer 5 M Fürth. Fabrikbesitzer Theodor Riegel 3 JI Füssen.
Kgl. Bezirksamtmann Karl Laber 3 M Hagen i. W. Alexander Post 10 M; Direktor C. Roderbourg
10 Ji Halle. A. Landsberg 10 Ji Heldburg. Lehrer Christof Oerter in Kissingen l M; cand. pharm.
Martin Luther in Hannover 1 M; Postverwalter Rolle 2 M; Landmesser Schupmann in Coburg
1 JI Hermannstadt. Dr. Karl Phleps, Zahnarzt 2 Kr.; Stadtprediger Dr. Victor Roth 2 Kr. HildeS'
heim. Professor Dr. Freytag in Hannover 3 Ji Hohenstein. Baumeister Richter 3 JL Kreuz=
nach. Dr. Karl Aschoff, Apothekenbesitzer io Ji.; Realschuldirektor Aug. Bahre 5 M; Kais.
Bankdirektor Dietz 5 M.; L. Hilger, Direktorin der städt. höheren Mädchenschule 3 M-i Pro-
fessor Dr. Kohl 3 Ji.; Kaufmann Adolf Rothschild 5 ^i Bürgermeister Dr. Schleicher SM; Kron-
stadt. Dr. Emil Tandler 1 Kr. Krumbach. Großkaufmann Julius Oettinger 2 Jt, Langenzenn.
Lehrer L. Maurer 3 Ji Leitmeritz. Schulrat Joseph Sieber, Gymnasialprofessor a. D. in Wien
(statt bisher 2 Kr.) 3 Kr. Lichtenfanne i. S. C. Otto Schmelzer 10 Ji Lüdenscheid. Fabrik-
besitzer R. Gerhardi 50 Ji Marburg. Pastor emeritus Friedrich Abee 3 .M; Universitätsprofessor
Dr. de Borr 5 Ji; Landgerichtsrat a.D. Wilhelm Gleim 5 .U; Universitätsprofessor Dr. Heit-
müUer 3 Ji; Dr. Hitzeroth, Verleger der Oberhessischen Zeitung 3 JI Mittweida. Ingenieur
G. Rißmann 3 Ji München. Dr. phil. Robert v. Ritter 50 Ji Neumarkt i. 0. Rechtsanwalt
Georg Weidner 2 Ji; Kgl. Bezirksamtmann Hans Frhr. v. Welser, Oberleutnant d. L. 5 •*
Nürnberg. Joseph Adolf 3 Ji ; Graf Giorgio Buonaccorsi, akad. Maler und Schriftsteller 3 Ji ;
Karl Feldner, Antiquariat 3 Ji; Adolf Häuser 3 Ji; A. Horwitz 3 Ji; Kaufmann Wilhelm Keller
5 Ji ; Gymnasiallehrer Fr. Keppel 3 Ji ; Schreinermeister Margreitner 3 M; Dr. med. Ludwig
Müller, prakt. Arzt 3 Ji; Architekt Fr. Aug. Nagel 10 Ji; Bertha Preu 5 -Ä; Architekt Georg
Ros, Baumeister 3 Ji; Kgl. Gymnasialprofessor K. Schöpf 3 Ji: Kaufmann Philipp Seemann
5 Ji; Medizinalrat Dr. Wetzel, Kgl Bezirksarzt 3 Ji Pappenheim. Fabrikant K. Frick 3 Ji
Rechtsanwalt Habersack 2 Ji; Forstamtsassessor Heim 2 ,//. ; Passau. Hauptlehrer Jos. Aich-
berger 2 Ji ; Domdekan Max Alteneder 2 Ji ; Graf v. Fugger, Rittmeister a. D. 2 J£ ; Kgl. Ober-
Bahnverwalter Wilh. Lindenmeyer 2 M; Dekorationsmaler Jos. List 2 Ji; Domkapitular Gg.
Maier 2 Ji ; Domkapitular Ant. Meisinger 2 ,* ; Dompfarrer Max Muggenthaler 2 Ji ; Kgl. Direk-
tionsrat Roßkopf 2 Ji; Kgl. Gymnasialprofessor Jos. Schmidt 2 Ji; Ober- Reallehrer Joseph
Schneider 2 Ji Penig. Adolf Schinkel. Direktor der Patentpapierfabrik 5 Ji Recklinghausen.
Bergwerksdirektor K. Russell 10 .« Regis i. S. Fabrikdirektor M. Köhler 5 .Ä Schwabmünchen.
Bürgermeister Erhard Heiß, Gutsbesitzer in Großaitingen 5 Ji; Pfarrer Johann Litzel, Kgl.
Distriktsschulinspektor in Großaitingen 3 .li; Zehrer, Kgl. Major am Truppenübungsplatz Lager
Lechfeld 5 ./^ Solingen. Richard Berg d. J. zu Haus Hackhausen 10 Ji.; Stralsund. Regierungsrat
Krause, Medizinalrat 3 Ji Treuchflingen. Kgl. Bahnverwalter Fr. Ehrmantraut 2 Ji ; Kgl. Bahn-
verwalter J. Machmert 2 ./t ; Kgl. Eisenbahnsekretär Ant. Schießl 2 Ji Tuttlingen. Oberreal-
lehrer K. Henninger 3 Ji Ulm. Bankdirektor Sali Thalmessinger 3 Jt Weißenburg. Kgl.
Bezirksamtsassessor Dr. Hänle 3 Ji; Rektor Dr. Manger5 Ji Wetzlar. Professor H. Claus 3 •'t ;
Professor Dr. Czwalina 3 .Ä ; Fabrikbesitzer Carl Groß 10 Ji; Fabrikbesitzer C Hensoldt 5 .<t;
Direktor H. Jansen 3 M; Zahnarzt G. Kühne 3 .li; Architekt H. Müller 3 Ji; Bergassessor L.
Raab 3 Ji; Fabrikbesitzer A. van Schellenbeck 5 Ji; Kaiserl. Bankvorstand Walz 3 .»t; Direktor
G. Winkelniann 10 Ji Würzburg. H. Jordan. Fabrikant 1 Ji.; Carl Kabitzsch, Verlagsbuch-
händler 5 J^.; Univ. -Professor Dr. Fritz Knapp 10 ,/t Zwickau i. S. Baumeister Kurt Zaeuner
(statt bisher 3 Ji) 5 Ji
EINMALIGE BEITRÄGE.
Coblenz. Fräulein E. Wiesmann 50 Ji Leitmeritz. Ign. Peters, Gymnasialprofessor a. D.
3 Kr. Wetzlar. Professor Dr. Gloel 3 Ji. Hanau. Pflegschaft 23 Ji.
— 26 —
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN.
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
In dem letztverflossenen Vierteljahr haben, wie die folgende Aufzählung zeigt, manche
bedeutsame Abteilungen unserer Sammlungen wertvolle Bereicherung erfahren. Von der kost-
baren, ehemals von Schwarzsehen Gläsersammlung, die unsere Doppeltafel wiedergibt,
ist bereits in einem früheren Hefte des ,, Anzeigers" die Rede gewesen. Das hervorragendste
Stück derselben ist ohne Zweifel der auf dem Lichtdruck genau die Mitte einnehmende
Glaspokal, dessen reich geschmückter silbervergoldeter Fuß und ebensolcher von einem
kleinen kaltemaillierten Lindenbaum überhöhter Deckel von Altnürnbergs berühmtestem Gold-
schmied Wenzel Jamnitzer herrühren. Das schöne Stück ist ebenso wie eine Anzahl
von der „Stiftung zur Erhaltung von Nürnberger Kunstwerken" angekaufter Gläser mit
eingeschliffenen oder farbig emaillierten Darstellungen in den Besitz der Stadt Nürnberg
übergegangen.
Unter den übrigen Erwerbungen ist namentlich noch ein bisher unbekanntes, dem Ver-
nehmen nach aus Pariser Privatbesitz stammendes kleines, feines Bild von Hans Baidung
Grien hervorzuheben: die jungfräuliche Madonna kniet, ihr Kind liebkosend, vor einem prächtig
wirkenden tiefroten Vorhang, der von Engelknäblein gelüftet wird ; über der Gruppe schwebt
in einer Aureole die Taube des heiligen Geistes. Das bekannte Monogramm des Meisters,
dessen Loslösung von der Typik des Mittelalters sich in dem Bilde frei und schön dokumen-
tiert, befindet sich rechts unten an der Steinplatte, dazu die Jahreszahl I5i6.
Die Skulpturenabteilung wurde u. a. durch eine bronzene Brunnenfigur, Judith mit
dem Haupte des Holofernes, aus einem Nürnberger Hause vermehrt (Abb. 6). Die vortreff-
lich gegossene Statuette (Höhe 33 cm) zeigt noch nicht die schlanken Verhältnisse, die, im
wesentlichen von der Kunst des Giovanni da Bologna ihren Ausgang nehmend, in Nürnberg
vor allem durch Benedikt Wurzelbauer zur Geltung gebracht wurden, sondern die gedrungenen
Formen der vorhergehenden Epoche. Sie wird vermutlich der Zeit um 1570 und etwa der
Werkstatt Georg Labenwolfs zuzuteilen sein.
Endlich mag hier noch auf eine Anzahl einfacher, doch hübscher gotischer Finger-
ringe und Fürspanne aus einem Forchheimer Funde, auf mehrere Geschützrohre und
Handfeuerwaffen des 15. und 16. Jahrhunderts, auf verschiedene Zunft- und Hand-
werksaltertümer, darunter ein Paar reich vergoldeter Meraner Prozessionsstangen
und zwei vortrefflich getriebene und gravierte Zunftschilde der StraOburger Buchbinder
und Futteralmacher, sowie auf eine in ihren feinen Proportionen wie in ihrer reichen und
zierlichen Einlegearbeit gleich reizvolle Kommode aus dem ersten Viertel des 18. Jahr-
hunderts besonders hingewiesen sein.
Geschenke.
Schloß Crottorf. Prinz Franz von Hatzfeldt-Wildenburg: Bronzemedaille
auf den Tod der Fürstin Gabriele von Hatzfeldt-Wildenburg, Gräfin von Dietrichstein-Proskau-
Leslie, 1909, von L. Chr. Lauer-Nürnberg. — Gießen. Gerichtsassessor W. Pöckel: Interims-
rock eines großherzoglich hessischen Landgerichtsdirektors, 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. —
Hamburg. Edgar Katzenstein: Tracht einer Helgoländerin. — Mauer bei Wien.
Dr. Theodor von Brücke: Doppelseitiger Kuchenmodel aus Eichenholz mit der Dar-
stellung der Geburt Christi und der Anbetung der Könige, Anfang des 16. Jahrh. — Nürnberg.
Lehmann Held: 2 Heiligenbilder aus Geweben, 18. Jahrh. — Riegelhaube, mit schwarzen
Perlen bestickt. — Verein für Münzkunde: Silbermedaille auf die Nürnberger
Zeppelintage, 1909. — Ingenieur Alfred Neumark: Vollständige Uniform eines Kgl.
belgischen Konsuls, 19- Jahrh. — Hofuhrmacher Gustav Speckhart: Silbermedaille
auf die Errichtung der Kunstuhr ,,Meistertrunk" zu Rothenburg 0. T., 1910, von L. Chr. Lauer-
Nürnberg. — Apotheker Süß: Antiker Held, rundplastische Standfigur aus Eichenholz mit
Lindenholzauflagen, nürnbergisch, 18. Jahrh.
Ankäufe.
Plastik, Originale. 9 Holzfiguren aus Nürnberger Kirchen. — Judith mit dem Haupte des
Holofernes, Brunnenfigur, Nürnberger Bronzeguß, 2. Hälfte des 16. Jahrh (vgl. Abbildung 6).
— 27 —
Plastik, Kopien. Heiliger Joseph, Gipsabguß (Büste) nach dem Original aus Stein am
Hauptportal der Westfassade der Kathedrale Notre-Dame in Reims, 2. Hälfte des .13- Jahrh. —
Büste vom Grabmal der Isabeau von Bayern (f 1435). der Gemahlin Karls Vi. von Frankreich,
von Pierre de Thury, Gipsabguß nacli dem Marmororiginal in der Abteikirche von Saint- Denis,
15. Jahrh. — Büsten des Jakob von Lichtenberg, Grafen von Hanau, und der Barbara von
Ottenlieim, von Nikolaus von Leyen. Gipsabgüsse nach den für das Portal des ehemaligen
Kanzleigebäudes zu Straßburg i. E. gefertigten Originalen aus Stein, 1464.
Siegelstempel. Silbervergoldeter Siegelring mit E im Siegelfelde, 15- — 16. Jahrh. —
Messingpetschaft der Brauer zu Ornbau, 17- — 18. Jahrh. — Desgl. der Schneider zu Herrieden,
Abb. 6. Judith mit dem Haupte des Holofernes.
Nürnberger Brunnenfigur aus Bronze, um 1570.
17.— 18. Jahrh. — Desgl. der Schneider zu Osternohe, 17-— iS. Jahrh. — Desgl. der Zimmer-
leute zu Karlsstadt, 17. — 18. Jahrh.
Medaillen. Silbermedaille auf Friedrich III., den Weisen, Kurfürsten von Sachsen, 1513,
von Hans Kraft. — Desgl. auf Kaiser Leopold I. und Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg,
1681, von P. H. Müller. — Bronzemedaille auf Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, anläßlich
der Zerstörungen der Türken in Österreich und Ungarn und die Zerstörungen der Franzosen am
Rhein, I683 u. 1689- — Silbermedaille auf den Tod des Prinzen Carl Philipp von Braunschweig-
Lüneburg, 1690, von Karlsten. — Desgl. auf Kaiser Leopold I., anläßlich der Einnahme Ulms,
1704, von Hautsch. — Desgl. auf die Vermählung des Alexei Petrowitsch, Sohn Peters I. von
Rußland, mit Caroline Christine Sophie von Braunschweig- Lüneburg, 1711- — Restituierte
— 28 —
Silbermedaille auf Markijraf Georg von Brandenburg, anläßlich des Jubiläums der Confessio
Augustana (1730), von Werner. — Silbermedaille auf den Tod Herzog Ferdinand Albrechts II.
von Braunschweig- Wolfenbüttel, 1735, von Koch. — Desgl. auf Sophie Magdalena, Gemahlin
Christians VI. von Dänemark, anläßlich der Gründung des Fräuleinstiftes in Vallö, 1737, von
Hedlinger und Wahl. — Desgl. auf König Adolf Friedrich von Schweden und Luise Ulrike von
Preußen, anläßlich der Geburt Gustavs III., 1746, von Fehrmann. — Desgl., von Vestner. —
Silbermedaille auf den Tod des Prinzen Wilhelm IV. von Nassau-Oranien, 1751, von Swinderen.
— Desgl. auf den Tod der Königin Luise von Dänemark, geb. Herzogin von Braunschweig- Lüne-
burg, 1751, von Arbien. — Desgl. auf König Adolf Friedrich von Schweden und Luise Ulrike
von Preußen, anläßlich des 16. Geburtstages des Kronprinzen, 1762, von Fehrmann. — Desgl.
auf die Prinzessin Josepha von Bayern, anläßlich ihrer Vermählung mit Kaiser Joseph IL, 1765,
von Schega. — Desgl. auf König Adolf Friedrich von Schweden und Luise Ulrike von Preußen,
anläßlich ihrer silbernen Hochzeit, 1769, von Ljungberger. — Desgl. auf Herzog Karl Theodor
von Bayern, anläßlich des Todes des Kurfürsten Max Josephs III., 1777, von Schaffen — Eisen-
gußmedaille auf Friderike von Anhalt- Dessau, Tochter des Prinzen Friedrich Ludwig Carl von
Preußen, o. J., von Posch. — Bronzemedaille auf Franz Ferdinand von Modena und Adelgunde,
Tochter des Königs Ludwigs I. von Bayern, anläßlich ihrer Verlobung, 1842. — Silbermedaille
auf den Mainzer Kurfürsten Erzbischof Anselm Franz von Ingelheim. 1686. — Desgl. auf den
Würzburger Bischof Johann Philipp IL von Greifenklau (1699 — 1719), 0. J., von Hautsch. —
Desgl. auf den Speierer Bischof Damian Hugo Graf von Schönborn, anläßlich seiner Ernennung
zum Kardinal, 1715, von Vestner. — Desgl. auf den Prager Bischof Ferdinand Graf von Kuen-
burg, anläßlich der Heiligsprechung des Johann von Nepomuk, 1729, von Vestner u. Dockler. —
Silbermedaille aur Christoph Friedrich Freiherr von Kniestedt, Geheimen Rat des Herzogs von
Braunschweig und Gesandten am Hofe Karls VI., o. J., von Vestner. — Silbermedaille auf den
Glauben, 1629, von Seb. Dadler in Augsburg. — Alchimistische Silbermedaille, o. J. — Silberne
Prämienmedaille der Stadt Heilbronn für Landwirte, o. J., von Pressel.
Gemälde. Vier Tafelgemälde aus Nürnberger Kirchen. — Maria mit dem Kinde, von Hans
Baidung, gen. Grien, Ölgemälde, 1516 (vgl. Tafel I).
Waffen. Mailänder Steinbüchse aus Eisenguß, Mitte des 15. Jahrb., auf nachgebildeter
Holzlafette. — Gotischer Hinterlader, auf ergänztem hölzernen Rollbock, gefunden zu Rom
im Tiber, um 1480. — Eisernes Geschützrohr, oberitalienisch, 16. Jahrh. — Spanische Bronze-
Haubitze von 1741 mit dem Wappen des Königs Philipps V. von Spanien und der Königin
Elisabeth Farnese von Parma, gegossen von Joseph Barnola in Barcelona. — Handfeuerwaffe,
ältester Typus, aus Bronze, mit rekonstruierter Schaffung. — Schweres Handrohr aus Bronze
mit eisernem Luntenschloß. — Schweres Handrohr aus Eisen. — Lange Hakenbüchse, eisernes
Rohr mit erneuerter Holzschäftung. — Pariser Bronzerohr mit drehbarer Kammer, gefunden
zu Paris in der Seine. — Vorderlader- Geschützrohr, gefunden im Hafen zu Danzig. Auf rekon-
struiertem Holzblock. — Hinterlader-Geschützrohr, gefunden im Hafen zu Danzig. — Hinter-
lader-Geschützrohr aus Eisenblech mit schmiedeeisernen Verstärkungsringen. — Eisenhelm
(Schallern), Ende des 15. Jahrh.
Kirchliche Geräte etc. 15 Totenschilde aus Nürnberger Kirchen. — Brustkreuz eines
Bamberger Domkapitulars, silhervergoldet, mit Emailschmuck, Mitte des 18. Jahrh. — Zwei
holzgeschnitzte Prozessionsstangen aus Meran, 18. Jahrh.
Zunftwesen. 2 Zunftschilde der Buchbinder und Futteralmacher zu Straßburg i. E., ver-
goldete Kupferplatten mit versilberten Messingrahmen in Treibarbeit, 1766. — Zunftschild der
Fischer zu Mainz, aus ausgeschnittenem Eisenblech, bemalt, Ende des 18. Jahrh. — 2 Prozes-
sionsstangen der Schmiede in München, holzgeschnitzt und mit Schmiedearbeit verziert, 17. bis
18. Jahrh. — Zunftaltar der Wagenbauer zu Hallein bei Salzburg, holzgeschnitzt, teilweise noch
bemalt, in Form eines Kruzifix-Aufsatzes, Mitte des 18. Jahrh. — Zunftschild der Zimmerleute
und Schlosser zu Kadolzburg, aus. Lindenholz geschnitzt, mit Resten von Bemalung, 1769-
Hausgeräte. Deutsche Kommode in Nussbaumholz mit reicher Einlegearbeit, vermutlich
Dresdener Herkunft, gm 1720. — Muschelschale aus Porzellan, Nymphenburger Fabrikat, um 1770.
— Stangenförmiges Glas (latticinio) mit Deckel, in vergoldetem Silber montiert, venezianisch. —
Willkomm von Latticinio- Glas, ohne Fuß, mit silbervergoldeter kugeliger Handhabe, venezianisch.
Anzeit{er des Germanischen Museums 1910.
Tafel
Hans Baidung Grien.
Madonna. 1516.
— 29 —
— Gläserner Deckelpokal mit Scliliffverzierung, darin ein Spruch, Anfang des 18. Jahrh. —
Geschliffener Glaspokal mit dem Reichsadler, Anfang des 18. Jahrh. — Geschliffener gläserner
Deckelpokal mit dem Bildnis der Elisabeth Christine, Gemahlin Kaiser Karls VI., l. Hälfte des
18. Jahrh. — Geschliffener gläserner Deckelpokal, mit Stadtansicht, l. Hälfte des 18. Jahrh. —
Geschliffener gläserner Deckelpokal mit roter Fadenverzierung, l. Hälfte des 18. Jahrh. — Gläserne
Tischglocke mit Schliff Verzierung, 1. Hälfte des 18. Jahrh. — Geschliffener gläserner Deckel-
pokal mit dem preußischen Adler und den Initialen F. R., Mitte des 18. Jahrh. — Geschliffenes
Deckelglas, Stiftung des Fr. W. Ebner zu Nürnberg, 1753- — Geschliffener Glasbecher mit dem
Allianzwappen der Pfinzing und der Geuder in Nürnberg, 18. Jahrh. — 2 geschliffene, gläserne
Deckelpokale mit 5 nürnbergischen Geschlechterwappen, 18. Jahrh. — 2 geschliffene gläserne
Deckelpokale, 18. Jahrh. — Geschliffenes Trinkglas auf Kugelfüßen. 18. Jahrh. — Trinkglas
mit geschliffener Rankenbordüre, 18. Jahrh. — Trinkglas mit Schliffverzierung, 18. Jahrh. —
7 geschliffene Trinkgläser, 18. Jaiirh. — 5 Holzbüchsen für Ziergläser, zum Teil bemalt, 16.
bis 18. Jahrhundert.
Tracht und Schmuck. Fürspann mit der Niello- Inschrift: + AMA . E . MEMO, silbern,
15- Jahrh. — Fürspann, silbervergoldet, mit Köpfen und Glasflüssen verziert, 15. Jahrh. —
Fürspann, silbervergoldet, in Form eines Vierpasses, mit figürlichem Schmuck und Glasflüssen,
15. Jahrh. — Geschnittener goldener Fingerring mit 2 Almandinen in Kastenfassung, 15.— 16.
Jahrh. — 5 Fingerringe, golden bezw. silbervergoldet, mit Steinen und Glasflüssen, 15. — 16.
Jahrh. — Golddrahtfingerring, 15- — 16. Jahrh. — Bronzevergoldete Kriegsdenkmünze von
Sachsen- Gotha-Altenburg von 1814 — 1815 für Offiziere.
D e p o s i t a.
Turnierdecke für die Pferdebrust, mit dem vollständigen Wappen der Nürnberger rats-
fähigen Familie der Reichsfreiherrn Behaim von Schwartzbach. Nürnberger Applikationsarbeit
auf blauem Tuch, Ende des 17- Jahrh. — 2 Münzstempel für die Silbermedaille auf die Nürnberger
Zeppelintage, 1909.
Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg: Silbermedaille auf das Jubi-
läum der Augsburger Konfession, 1730, von Koch. — Silbermedaille auf die Nürnberger
Zeppelintage, 1909- — Nürnberger Viertel-Taler von 1622. — Großer zylindrischer Glas-
pokal, Deckel und Fuß silbervergoldet, von Wenzel Jamnitzer (1508 — 1585). Dazu eine ge-
drechselte Holzkapsel, grünlich bemalt, außen mit dem Pfinzingschen Wappen samt der Jahres-
zahl 1662 und sieben anderen patrizischen Wappen; im Deckel eine Stiftungsinschrift auf Perga-
ment, dat. 1663. — Willkomm aus Glas in Form eines kugeligen Deckelpokals mit Rankenwerk
in Grün bemalt und drei Wappen, 16. — 17- Jahrh. — Deckelpokal aus Glas mit gemaltem Wappen
und silbervergoldetem geharnischten Schildhalter als Deckelbekrönung, Anfang des 17. Jahrh. —
Glashumpen mit gemaltem Wappen, figürlicher Darstellung und Spruch, um I630. — Glas-
humpen mit Wappen und figürlicher Darstellung, mit Deckel, um 1630. — Deckelpokal ausGlas
mit eingraviertem Wappen, freigearbeitetem kaltemaillierten Silberbouquet als Deckelbekrönung
und silbervergoldetem ornamentierten Fuß, 1635. — Deckelpokal mit geschliffener Ansicht des
Schlosses Henfenfeld und Wappendeckel, mit silbernem Bouquet, und Fußrand silbervergoldet,
17- Jahrh. — Deckelpokal mit Fuß aus Glas, eingeschliffen die 3 Nürnberger Wappen und
Blumenfestons, mit zahlreichen Ringen an der Handhabe, Paulus Eder fecit. Ende des 17. Jahrh.
— Zunfttafel der Brauer zu Nürnberg mit Namenverzeichnis von 1709 an. — Zunfttafel der
Brillenmacher zu Nürnberg in Gestalt eines Triptychons, 18. Jahrh. — Eiserne Sparbüchse
mit farbig gemaltem Nürnberger Stadtwappen, von unbestimmter Nürnberger Zunft. — Eiserner
Siegelstempel der Heftelmacher zu Nürnberg, in abgedrehter Holzbüchse, 1583. — Messingener
Siegelstempel der Schuhmacher zu Hersbruck.
HISTORISCH PHARMAZEUTISCHES ZENTRALMUSEUM.
Geschenke.
Dresden. H. Lüdecke: Ältere Droguen, teilweise in alten Apothekergefäßen. —
Georg Wolfgang Knorr, Thesaurus rei herbariae hortensisque universalis, Nürnberg, 1750. —
Dispensatorium regium et electorale Borusso-Brandenburgicum, Berlin, 178I.
— 30 —
Ankauf e.
Alchimist, Porzellangruppe Wiillendorfer Fabrikates, ohne Marke, um 1790 — (Gerhard,
Johannes), Ein altnewer wolgegründter Discurs von der vielgerühmbten Alchymisterey, Jena,
1615. — Christoph Hellwig, Physicalisch- und Medicinisches Lexikon, Hannover, 1713. — Georg
Sticker, Abhandlungen aus der Seuchengeschichte und Seuchenlehre, I. Band: Die Pest, II. Teil:
Die Pest als Seuche und Plage. Gießen, 1910.
DEUTSCHES HANDELSMUSEUM.
Geschenke.
Meiningen. Graf zu Bentheim: 3 Bogen französischer Assignaten der Jahre 1792,
1793 und „an 2".
KUPFERSTICHKABINETT.
Zu den wichtigsten Zugängen des abgelaufenen Vierteljahres zählt der von Herrn Geheim-
rat Lehrs dem Meister P W von Cöln zugeschriebene Kupferstich des vor dem sitzen-
den Schmerzensmann knienden Kartäusermönches. Außer diesem Exemplar, das aus dem
Vorderdeckel einer Straßburger Inkunabel herausgelöst worden ist, kennt Lehrs nur noch ein
zweites, nämlich das von Passavant Bd. II S. 31 Anm. 6 beschriebene, das er erst jüngst für
das Dresdener Kabinett erwarb. Passavant weist das Blatt, das er mit Unrecht als „tres mediocre"
bezeichnet, dem 16. Jahrhundert zu, während es in einem Kölner Antiquariatskatalog vom
Jahre 1855 dem Meister mit den Bandrollen zugeteilt war. Veranlassung für diese letzte Zu-
weisung war natürlich das Vorhandensein der zahlreichen Spruchbänder. Zeichnung und Technik
sprechen aber für den Meister P W, welcher nach Lehrs zu den bedeutendsten niederrheinischen
Meistern des Grabstichels zählt. Die Auffassung ist eine höchst naive. Christus, der, an eine
Säule gebunden, auf einer Kastenbank sitzt, hinter der die Marterwerkzeuge sichtbar sind,
fordert einen vor ihm knienden Kartäusermönch auf, ihm nachzufolgen und sein Herz anzuver-
trauen. Dieser kommt seiner Aufforderung unmittelbar nach. Zum Zeichen dafür trägt das
über ihm schwebende Spruchband die Worte: „bone jhu tibi offero cor meü nüc et in euum".
Der Abdruck ist von bescheidener Qualität. Auch ist ihm in dem Raum zwischen den beiden
Figuren ein Bibelspruch (Justum est subditum esse etc.) eingeschrieben, der aber in der
Reproduktion ausgeschaltet wurde (Abb. 7)- Die teilweise unausgedruckte Unterschrift ist hier
und da durch handschriftliche Ergänzungen beeinträchtigt.
Unsere Sammlung von Stichen des Israel von Meckenem wurde allein um vier
Blätter vermehrt; um zwei solche aus der in den siebziger Jahren entstandenen Apostelfolge
nach Schongauer, um den Stich der ersten klugen Jungfrau Geisberg 370 (B. 158) und um das
allerdings im Papier stark verschnittene Blatt „der Greif" Geisberg 439 (B. 193)- Doch darf
letzteres als ein annehmbarer Abdruck bezeichnet werden. Das Papier trägt als Wasserzeichen
ein gotisches p, ähnlich Briquet 8534.
Von Ludwig Rosenthal erwarben wir die vollständige Folge der Kupfer von Mathias
Zündt zu Lenckers Perspectiva literaria vom Jahre 1567- Einen besonderen Wert hat diese
für uns noch dadurch, daß die sämtlichen Blätter in ansprechender Art von Georg Mack,
der um 1570— 1610 in Nürnberg tätig war, illuminiert sind. Die 13 ersten Blätter enthalten
lateinische Versalbuchstaben in verschiedenen Stellungen und Lagen, die übrigen 9 verschiedene
geometrische Körper. Das Werk selbst gilt als eine große Seltenheit. Hans Lencker war ein
geschätzter Goldschmied und Meßkünstler, der 1585 zu Nürnberg starb. Außer den Radierungen
enthält das Buch nur zwei Blätter Text. Unter den geometrischen Körpern finden wir unter
anderem einen viereckigen durchbrochenen Würfel, einen fazettierten Ring, ein Schneckengehäuse
und einen Springbrunnen.
Ein reizendes Ornamentblatt ist die kleine, in Abb. 9 wiedergegebene Vignette von Gilich
Kilian Proger. Wir haben es offenbar mit einer Goldschmiedevorlage zu tun. und zwar
mit einer solchen, die außerordentlich sinnreich komponiert und in freier Technik durchgeführt
ist. Das Werk dieses Meisters ist von beschränktem Umfang. Bartsch, der seinen Namen noch
— 31 —
3
X)
<
— 32 —
nicht ermittelt hatte, beschreibt nur neun Blätter. Passavant fügte ihnen noch acht weitere
hinzu. Die Stiche Progers kommen nicht sehr häufig vor und dürfen darum zu den Seltenheiten
gezählt werden.
Unter den Handzeichnungen, die wir erwarben, ist namentlich das hübsche Blatt eines
KölnerMeisters der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hervorzuheben
(Abb. 8.) Es hat die Vermählung der hl. Katharina mit dem Jesusknaben zum Gegenstand. Mit
aufgelöstem Haar und hoher Krone sitzt die Jungfrau inmitten des Blattes auf einem kissen-
belegten Stuhl. Ihre Augen sind in tiefster Ergebenheit fast geschlossen Die Gestalt hat etwas
Weltfernes, Unbewegliches an sich. Um so lebendiger gebärdet sich der Jesusknabe, die Natür-
lichkeit seiner Bewegungen überrascht uns geradezu. Zur Rechten bemerken wir drei männ-
liche, zur Linken neben der hl. Katharina zwei weibliche Heilige. In weichem Fluß fallen die
locker sitzenden Gewänder herab. Scharfe Brüche, Ecken und Kanten sind vermieden. Über-
haupt ist Weichheit in Zeichnung und Farbe die Signatur dieses Bildes, das für unsere Samm-
lung einen wertvollen Zuwachs bezeichnet. — Neben dieser Zeichnung erwarben wir auf der
Auktion von Lanna noch ein interessantes Studienblatt aus der Wende vom 15. zum 16. Jahr-
hundert, das der Verfasser des Kataloges der Schule Martin Schongauers zugewiesen hat. Es
stammt aus der Sammlung Biegeleben. Wir zählen acht Köpfe, die zu je vieren in zwei Reihen
übereinander angeordnet sind. Die untere Reihe zeigt den Kopf Christi in verschiedenerlei Auf-
fassung. Oben sehen wir eine gekrönte weibliche Heilige, das eine Mal mit offenen Augen ge-
radeaus blickend, das andere Mal mit niedergeschlagenen Augen vor sich hinschauend, weiter
den Kopf eines Mohren (wohl Studie zu einer Anbetung) und eines Apostels (vielleicht Paulus).
Die mit der Feder flott hingesetzten und in wirksamer Art leicht ankolorierten Studien dürften
das Werk eines fränkischen Meisters sein, der möglicherweise Arbeiten des
jungen Dürer gekannt hat.
Es würde wohl nicht möglich gewesen sein, in dem letzten Vierteljahr so bedeutsame Er-
werbungen zu machen, wenn uns nicht unser Verwaltungsausschußmitglied Herr James Simon
in Berlin eine Summe zur Verfügung gestellt hätte, und wenn uns nicht durch Herrn Kommer
zienrat Ferdinand Carl gestattet worden wäre, die Zinsen der von ihm gemachten Stif-
tung zu verwenden.
Geschenke:
Berlin. Hofkunsthändler Louis Gerhard Meder: Porträt des Nürnberger Geist
liehen Johann Christoph Arnschwanger. Ovales Brustbild in reicher Laubwerkumrahmung.
Handzeichnung in Rotstift und Wasserfarben von Georg Strauch. iy,5 cm h.. 15,1 cm br.
Aus der Auktion von Lanna. Cand. rer. bibl. Heinz A. Oelmann: Zwei Blatt Photo-
graphien von einem Einblattdruck v. J. 1476 und dem Titelblatt eines Druckes des Braun-
schweiger Druckers Hans Dorn v. J. 1507. — Bielefeld. Stud. med. Kurt von der
Mühlen: Exlibris desselben, gez. von W. Senker-Bielefeld 1909. und Exlibris Walther v. d.
Mühlen, gez. von JWemola- Bielefeld 1907. — Bonn a. Rh. Hermann A. Peters, Kunst-
verleger: 5S Ansichtskarten von Bau- und Kunstwerken in Nürnberg und Würzburg. Hand-
Jssen- Kupferdrucke. Aus dem Verlag des Geschenkgebers. — Cöln. Musik historisches
Museum von Wilhelm He y e r: Photographien zweier Orgeln. — Dresden. Geheim-
rat Max Lehrs: 30 Blatt Reproiluktionen von Kupferstichen des 15. Jahrhunderts. —
Erlangen. Paul W i n k 1 e r: Die beiden Exlibris desselben. Originalradierungen von A d.
S c h i n n e r e r - Tennenlohe. — Fürth. Dr. med. Wiener: 1. L a n d k a r t e n. a) Deutsch-
land. G. E. Lotter sculps. Koloriert, b) Böhmen, Mähren und Schlesien. Kleine Kärtchen
in kolor. Kupferstich aus dem Verlag von Tob. Konr. Lotter in Augsburg. 2. Kulturge-
schichtliche Blätter, a) Lebensregeln in Form eines 24 zeiligen Reimgedichtes. 16.
Jahrh. b) Glück- und Segenswunsch am ,,Pundts-Tag Gmr. drey Pündten" in Chur am 6. Sep-
tember 1 730. Gedruckt bei Johannes Pfeffer 1730. 2 Bll. in fol. c) Kreisschreiben des kleinen Rats
des Kantons Graubünden betr. die Stellung von Rekruten für die kapituUerten französischen
Schweizer- Regimenter. Einblattdruck. Chur, den 8. Okt. I8l3- d) Proklamation des kleinen
Rats und der Standes- Kommission des Kantons Graubünden betr. den Durchmarsch der aliierten
Mächte. Einblattdruck. Chur, den 27. Dez. 1813. e) Schreiben der Häupter Gemeiner drei
Bünde betr. die polit. Stellung der Schweiz. Einblattdruck. Chur, den 5- Mai l8l4. f) Publi-
— 33 —
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- 34 —
kation des kleinen Rats des Kantons Graubünden betr. die Erliebung einer Eingangsgebühr
auf Waaren zur Bildung einer eidgenössischen Kriegskasse. Einblattdruck. Chur, den 16. Aug.
1816. g) Postwagens-Anzeige der Direktion der Kantonal-Extraposten und Diligenzen. Ein-
blattdruck. Chur, den 20. Januar 1823. — Graz. Major a. D. Friedrich Hochenegg:
Bildnis des Grafen Friedrich Hochenegg, K. K. Feldmarschall- Lieutenants. Kniestück. Litho-
graphie von Joseph Kriehuber. 1847. — Hannover. Dr. W i 1 1 i Peßler: Vier Karten zur
vergleichenden deutschen Ethno-Geographie, nach fremden und eigenen Forschungen zusammen-
gestellt vom Geschenkgeber. — Haselbach (Schlesien). Pfarrer Alfred Hadelt: Exlibris
Dante, entworfen von Heinr. Vogeler- Worpswede 1907- Dr. med. Kurt Kühnert: Ex-
libris desselben, entworfen von Fritz Iwan-Gharlottenburg 1909. — Homburg v. d. H. Frau
Marie K a e s 1 1 e r: Nr. 192 des Blattes ,. Neueste Weltkunde" vom 11. Juli 1798. — Irschen-
hausen b. Ebenhausen. Ernst Schulte-Strathaus: 1. Exlibris desselben, gez. von
Prof. Julius Dietz; 2. Exlibris Ernst, Kati und Marie Balduhn. 3 Bll. Gez. von Hedwig Schulte-
Strathaus-Balduhn. — Lucca (Italien). Advokat Dr. Ritter Ferdinand Pasquinelli:
Die beiden Exlibiis desselben. — Mannheim. Oberstabsarzt Dr. Röhring: 14 Porträts aus
der Galerie hervorragender Ärzte und Naturforscher (1909 u. 1910). — Nancy. Association
PhilatMique Nanceienne: Die drei Exlibris derselben. — Nürnberg. Helene
Abel: Die beiden Exlibris derselben. Philipp Buckel: 1. Jakob von Sandrart:
,. Neues Romanisches Laubwerck Büchlein". Bl. 1, 2, 5 und 6 vollständig, von den beiden
anderen je eine Hälfte; 2. Kaspar Gottlieb Eisler: 4 Bll. Kaffee- u. Teekannen
(lfd. Nr. 306— 309), 3 Bll Zuckerbüchsen, Zierlöffel u. Schalen (lfd. Nr. 311—313), l Bl. Leuchter
(ohne jegliche Beischriften); 3- Franz Xaver Habermann: 4 Bll. Leuchter mit Muschel-
werk (lfd. Nr. 587—590); 4. J o h. Christoph Weigel: 2 Bll. Ornamentkartuschen;
5. J o h. K 0 n r. Reiff: „Spiegel und Wand-Leuchter vor Bildhauer und Goldtschmidt",
P. Decker Arch. inv. delin. ; 6. Karl Remshart (Augsburg): Füße für Altarkruzifixe, P.
Decker inv. et de!.; 7. Ungenannte Meister d. 18. Jahrh.: Je2 Bll. zusammengehörige Entwürfe
für Ornamentkartuschen, Degengriffe und Schmuckgegenstände; 8. Entwurf für eine Rokoko-
Standuhr, Kupferstich, Mitte 18. Jahrh.; 9- Acht Bll. Vorlagen für Schlitten, Kupferstiche,
1. Hälfte 18. Jahrh. Antiquar Joseph Rosenbaum: Nackter Jüngling mit Adler, Hand-
riß eines Preisler-Schülers, Rötel und Blei, 18. Jahrh. Vereinigte leonische Fa-
brik e n: 17 Geschäftsempfehlungskarten der 1. Hälfte und der Mitte des 19- Jahrh. — Straß-
burg i. E. Wilhelm Hurte r: Exlibris desselben, gez. von Richard Amsler. — Wartburg.
Oberburghauptmann von C r a n a c h: Ansichtskarten vom Saal der Kommandantenwohnung
auf der Wartburg und vom Holzschnitt B. 65 von Lucas Cranach.
Ankäufe.
Handzeichnungen. Kölner Meister der 2. Hälfte des 15- Jahrh.: Die
Vermählung der heil. Katharina mit dem Jesusknaben im Beisein von 3 männlichen und 2 weib-
lichen Heiligen. Tuschzeichnung mit leichten Farbtönen. 20 : 29,6 cm (Abb. 8). — Unbekannter
fränkischer Meister um 1500: Studienblatt mit 8 Köpfen. Kolorierte Federskizzen.
13,2:20,1 cm (aufgezogen). — Wolf Huber: Gebirgige Landschaft, links im Vordergrund
einhoherBaum. Flotte Federskizze. Datiertl515- 20,7:13,8cm. — C h r i s t 0 p h S c h w a r z:
Maria und Anna mit dem Jesuskinde in einer Laube sitzend. In den Wolken singende und musi-
zierende Engel. Leicht getuschte Federskizze. Voll bezeichnet. 23,7 : 17,3 cm.
Kupferstiche und Radierungen. Meister PW von Köln (nach Lehrs): Der
Schmerzensmann und ein Kartäusermönch. Vgl. Pass. II, S. 31 Anm. 6. Breitrandiges Exem-
plar mit handschriftlichen Bemerkungen (Abb. 7)- — Israel von Meckenem: a) Der hl. Judas
Thaddaeus. B. 58. Geisberg 217, 11. Bl. 13 der Apostelfolge nach Schongauer; b) Der hl.
Simon. B. 61. Geisberg 245, H- Bl. 12 der Apostelfolge nach Schongauer; c) Die erste kluge
Jungfrau. B. 158. Geisberg 370. Gegenseitige Kopie nach Schongauer. B. 77 (?); d) Der
Greif. B. 193. Geisberg 439. Gegenseitige Kopie nach Schongauer. B. 93- Auf Papier mit dem
gotischen p (Briquet 8534). —Albrecht Dürer: Das Liebesanerbieten. B. 93- Kopie,
doch ohne das Monogramm. — Heinrich Aldegrever: Die heil. Jungfrau mit dem Kinde
in einem Hofe sitzend. B. 53. — G i 1 i c h K i 1 i a n P r o g e r: Vignette mit einer Vase und drei
Genien B. 5 (Abb. 9). — M e 1 c h i 0 r L o r c h: Albrecht Dürer. Brustbild im Profil nach rechts.
— 35 —
B. 10. — Ägidius S a d e 1 e r: Maria mit dem Kinde auf der Rasenbank in einer reichen
Landschaft sitzend. Nach der Zeichnung von Dürer in der Albertina. — Nikolaus Solls:
Die Musen. 1565. Andresen 1—9- Vollständige Folge. — Virgil S o 1 i s: Die neun Musen.
Fries. B. 112. — Mathias Z ü n d t: Die Kupfer zu Lenckers Perspectiva literaria v. J. 1567.
Andresen 56. 22 Bll. Illuminiert unter Anwendung von Gold von Georg Mack- Nürnberg (1570
bis 1610). — Meister der Kraterographie von 1551: Großer Prunkpokal mit
Deckel, an der Leibung ein Krieger und zwei Frauen in Nischen. Pass. 296. — Wenzel Hollar:
a) Christus am Kreuz nach Anton van Dyck. Parthey 107; b) Die Totentanzfolge nach Holbein.
Parthey 233—262. 30 Bll. Vollständige Folge; c) Karl I. von England inv Gebet. Parthey ■177-
Holzschnitte. Lucas Cr an ach d. Ä.: St. Christophorus. B. 58. Clair-obscur in
Braun. — Hans Leonhard Schäuffelein: Zwei Männer und eine Frau wehklagen
vor dem Leichnam eines am Boden liegenden Mannes. Titelblatt. B. 126. — Hans Hol-
bein d. J.: a) Die Königin, der Edelmann und die Herzogin, Nr. 11, 16 und 35 aus der Toten-
tanzfolge Pass. III, S. 365 f. Probedrucke vor dem Text auf der Rückseite, Nr. 35 mit der
Überschrift; b) Spielende Kinder bei einem Brunnen. Pass. 35- Metallschnitt. Mit Text auf
der Rückseite. — Wolf Hub er: Reiche Landschaft mit Häusern, Bäumen und einem Felsen,
in dem eine Höhle zur Linken. Unbezeichnet. Pass. III, S. 306, Nr. 12. — Alb recht A 1 1-
d o r f e r: Das große Taufbecken. B. 59- Abdruck auf Papier mit dem gotischen p. — Unbe-
kannter Meister der 1. Hälfte des 16. Jahrb.: Vorlage zu einem Spitzen-
kragen. Wasserzeichen: Negerkopf in einem Kreis.
Historische Blätter. Programme zum 5-, 10. und 16. N a t i 0 n a 1 f e s t in Nürn-
berg, 1830, 1835 und 1841. Einblattdrucke. — „Plan vom Ludwigs-Feld bei Nürnberg für
das XVIIte große N a t i o n a 1 - V o 1 k s f e s t". Lith. bei Leonh. Amersdorffer. i842. —
Gedicht an Frl. Agnese Schebest nach ihrer letzten Gastdarstellung in Nürnberg am
29. März 1842. Einblattdruck. — „Leichen-Conduct des zu Wien verstorbenen, Herrn geheimen
Rathund Kaemmerer, Freiherrn von K r e ß". Handschriftliche Beschreibung auf zwei
Oktavhlättern. 1855. — Nürnberger Plakat-Anzeiger vom 9- Mai 1861 mit Auf-
führungs-Anzeige des historischen Schauspieles ,, Philippine Welser" von Oskar Freiherrn von Red-
witz im Stadttheater.
Stadtpläne und Prospekte. Schloß Horneck a. Neckar. Ansicht in Lith. von Gebr.
Wolff in Heilbronn mit Mietanzeige. 1830—1840.
Bilderrepertorium. 88 Blatt Photographien von Kunstwerken verschiedener Art.
Stiftungen.
Hohenzollern=Stiftung. General von Seydlitz. Medaillon-Porträt. Handzeich-
nung in schwarzer Kreide und Tusche von Daniel Chodowiecki.
Carlsche Stiftung. Albrecht Dürer: a) Maria mit dem Kinde an einer Mauer
sitzend. 1514. B. 40. Kupferstich; b) Heilige Familie mit musizierenden Engeln. 1511- B. 97-
Holzschnitt; c) Beweinung Christi. B. app. 7. Holzschnitt. — Barthel Beham: Sitzen-
der geflügelter Genius. Pass. 77. — Hans Sebald Beham: Alexander der Große mit
seinem Pferd Bucephalus. B. 67. Pauli 71- — Paul Flindt: Hoher Prunkpokal von zylin-
drischer Form, am Griff zwei Cherubköpfe.
Handelsmuseum. (Theodor de Bry): Entwurf zu einer runden Platte mit Alle-
gorie auf den Handel. 9,9 cm Dm. In Hellrot lavierte Tuschzeichnung. — Hans H o 1 b e i n
d. J.: Der Kaufmann. Nr. 28 aus der Totentanzfolge Pass. III, S. 365 f- Probedruck vor
dem Text auf der Rückseite.
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung. Unbekannter Meister vom Ende des
15. Jahrb.: Wappen des Erhard Ratdolt. Farbenholzschnitt von zwei Stöcken. — Unbe-
kannter Meister der 1. Hälfte des 16. Jahrh. (Dürer-Schule): Großes Wappen
des Hans von Lorich (?). — Unbekannter Meister der 1. Hälfte des 17- Jahr-
hunderts: Rundblatt mit einem zwischen heraldischen Tieren thronenden König. Kupfer-
stich. — Ahnenprobe des Grafen Heinrich von Kayserstein. Wassermalerei unter
Anwendung von Gold auf Pergament. 56 : 82 cm. 18. Jahrhundert.
Pharmazeutisches Zentraimuseum. Hans Holbein d. J.: Der Arzt. Nr. 26 aus
der Totentanzfolge Pass. III, S. 365 f- Probedruck vor dem Text auf der Rückseite.
3*
— 36 —
ARCHIV.
(l. April bis 30. Juni 1910.)
Geschenke.
Fürth. Dr. med. Wiemer: Zwei Churer Urkunden:, a) Entscheidung des Gerichtes
zu Chur über die Unterhaltungspflicht an der Landstraße von Chur nach Churwalden. 1594,
Juni 11. — Confirmation eines Ehevertrages zwischen dem Landammann Leonhard Beli von
Beifort und Anna Maria Bergamin von Obervan durch Bischof Joseph Benedict von Chur. 1732,
Aug. 1. Orig. Pap. — Graz. Major a. D. Friedrich Hochenegg: Aufnahmeurkunde in das
Stift Walloe für die Baronesse Friederike Dorothea von Seckendorff als Stiftsdame, ausgestellt
durch die Äbtissin Louise Sophie Friederike Herzogin zu Schleswig- Holstein. 1759, Jan. 1.
Orig. Perg. — Grafendiplom für den k. k. Kämmerer und Feldmarschallleutnant Friedrich
Grafen Hochenegg. 1835. Juli 16. Orig. Perg.-Libell. — Originaldokumente, bezüglich auf den
Feldmarschallleutnant Friedrich Grafen Hochenegg; Taufschein, 1830, Aug. 10 — General-
majorspatent, 1814, März 11. — Kämmererpatent, 1815, Jan. 8 — Gehorsamspatent auf das
vacante Linienregiment No. 20, 1826. Nov. 5. — Feldmarschallleutnantspatent 1830, Jan. 11. —
Ehrendiplome. — Handschreiben König Ludwigs I. von Bayern an Friedrich Grafen Hochenegg.
1834, Dez. 13. — Desgl. von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen. l835, Febr. 19. —
Desgl. von Erzherzog Johann. 1834, Nov. 29. — Desgl. von Erzherzog Maximilin. 1834,
Dez. 24. — München. Hofschauspieler Konrad Dreher: Handwerksbuch der Bierbrauerzunft
zu Schwabach, angefangen i. J. 1682. 4.''. — Kleines Aufschlagsregister der Bierbrauerzunft
zu Schwabach. 1748/49, 4". — Nürnberg. J. M. Schuh: Fünf Kaufbriefe: a) Verkauf eines
Hauses zu Nürnberg durch Wilbolt Plannck an Jacob Seitmann, 1520, April 14. Orig. Perg.
— b) Verkauf eines Hauses in Nürnberg durch Hans Prüler an Sebald Stayber, 1521, Okt 16.
Orig. Perg. — c) Verkauf eines Eigenzinses an einem Hause des Sebastian Huebner durch
Hans Brünsterer, 1555, Juli 3. Orig. Perg — d) Verkauf eines Hauses zu Nürnberg durch die
Vormünder der Seltmannschen Erben an Sebastian Huebner 1555, Juli 3. Orig. Perg. — e) Ver-
kauf eines Hauses und der zugehörigen Besitzungen am Plobenstern beim St. Glarakloster
zu Nürnberg durch die Gebrüder Dr. Sebald und Hans Kraus an Erasmus Rumpier. 1628.
Dez. 12. Orig. Perg. — Regenstauf. Rechtspraktikant Robert Häuf: Fragment eines Nürn-
berger Gerichtsbriefs. 1402, Dez. 27. Orig. Perg.
Ankäufe.
Handwerksordnung der Zeugmacher in dem Oberamt Gunzenhausen und in dem Amt
Treuchtlingen, 1685. Orig. Perg.-Libell. '• — Handwerksordnung der Hafner zu Hilpoltstein,
1739, April 4. Orig. Perg. — Ein Faszikel Archivalien des 17., 18. und 19- Jahrhunderts, haupt-
sächlich Hohenlohe-Schillingsfürster und Hohenlohe-Langenburger Akten.
BIBLIOTHEK.
Geschenke.
Bamberg. C. C Buchners Verlag: Busch. Augsburg in der Renaissancezeit. 1893. 8. —
Heigel, Essays aus neuerer Geschichte. 1892. 8. — Lang, Graf Reinhard. I896. 8. — Leitschuh,
Franz Ludwig von Erthal . . . 1894. 8. — Luschin von Ebengreuth, Grundriß der österreichischen
Reichsgeschichte. I899. 8. — Basel. G e w e r b e m u s e u ni: Jahresbericht 1909- 1910. 8. —
Bautzen. Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis: Bericht über die Tätigkeit der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in den Jahren 1906— 1909. 1910. 8. — Bayreuth. Dr.
B r u n c o, Kgl. Gymnasialprofessor a. D.: Illustrierter Führer durch Bayreuth und Umgebung.
1909. 8. — Handelskammer für Oberfranken: Jahresbericht für das Jahr 1909-
1910. 8. — Bensheim. Erich Grill: Ders., Der Ulmer Bildschnitzer Jörg Syrlin d. Ä. und
seine Schule. Diss. 1910. 8. — Berlin. B. B e h r, Verlag: Griesbach, Weltliteratur- Katalog
eines Bibliophilen. 2. Aufl. Berlin. 1905. 8. — Bloch- Wunschmann, Ich weiß Bescheid in
Berlin. 2. Aufl. 1909/IO. 8. — Lichtenberg, Aphorismen. Herausgegeben von Leitzmann,
4. u. 5. Heft. 1908. 8. — Deutsche Literaturdenkmale des 18. und 19- Jahrhunderts. (Nr. 139).
III. Folge. Nr. 19. — Mendelsohn, Die Engel in der bildenden Kunst. 1907- 4. — Meringer, Aus
Anzeiger des Oermanischen Museums 1910.
Ehemals von Seh
16. bis
Tafe
wrz'sche Gläsersammlung.
! . lahrhundert.
— 37
dem Leben der Sprache. 1908. 8. — Schneider, Jean Pauls Altersdichtung Fibel und Komet.
.1901. 8. — Ders., Jean Pauls Jugend und erstes Auftreten in der Literatur. 1905- 8. —
Königliche Bibliothek: Jahres- Verzeichnis der an den deutschen Universitäten
erschienenen Schriften XXIV. 1910. 8. — Verzeichnis der aus der neu erschienenen Literatur
von der Königlichen Bibliothek zu Berlin und den preußischen Universitätsbibliotheken er-
worbenen Druckschriften. 1909- 1910. 8. — Deutsches"Verlagshaus Bong & Cie: Grabein,
Die Herren der Erde. O. J. 8. — Meißner, Moderne Menschen. Ein Berliner Roman. O. J. 8.
— Rose, Die Eiks von Eichen. O. J. 8. — Dies., Heideschulmeister Uwe Karsten. O. J. 8. —
Paul Cassirer: Büchner, Gesammelte Schriften. Bd. I u. 11. 1909- 8. — Concordia,
D e u t sc h e V e r 1 ags an s t a It G. m. b. H. : Engel, Goethe. Der Mann und das Werk.
1910. 8. Verlaine, Gedichte, Übersetzt von Hauser, 1900. 8. — K a r 1 C u r 1 1 u s,
Verlagsbuchhandlung: im Zeichen der Türme. Bericht des Verlages von Karl Curtius. (1910). 8.
— Alexander Duncker, Verlag: Grosse, Ausgewählte Werke. Bd. I — 111. 1909- 8. — Niemann,
Das Nordlandbuch. 1909. 8. — Wilhelm Ernst&Sohn, Verlag: Schäfer, Danzig und seine
Bauten. 1908. 8.— Von deutscher Kunst. 1910. 8. — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung:
Knapp, Das Übersiebnen der schädlichen Leute in Süddeutschland. 1910. 8. — K g 1. Kriegs-
ministerium, Medizinalabteilung: Veröffentlichungen aus dem Gebiete des
Militär-Sanitätswesens. Heft 43 u. 44. 1910. S. — Dr. phil. Agathe Lasch: Dies., Ge-
schichte der Schriftsprache in Berlin bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. 1910. 8. — Leitung
der A 1 1 g e m. Städtebau-Ausstellung: Führer durch die Allgemeine Städtebau-
Ausstellung in Berlin. 1910. 8. — K g 1. Ministerium für H a n d e 1 u n d Gewerbe:
Jahresberichte der Kgl. Preußischen Regierungs- und Gewerberäte und Bergbehörden für 1909-
1910. 8. — Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forste:
Landwirtschaftliche Jahrbücher. Zeitschrift für wissenschaftliche Landwirtschaft .... Heraus-
gegeben von Thiel, XXXVlll. Bd. (1909) Heft 1—6 nebst Ergänzungsband 1— 5- 1909. 8. —
Reichsamt des Innern: Posse, Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige von 751
bis 1 806. Bd. II. 1347—1493. 1910. 2. — Staatssekretär des Innern: Kaiser
Maximilians I. Gebetbuch. Herausgegeben von Giehlow. 1907- 2. — S t a d t - B i b 1 i 0 t h e k:
Katalog der Berliner Stadt- Bibliothek. VIII. Bd. 1910. 8. — Dr. A. S ü d e k u m, Mitgl.
des Reichstages: Schultz, Sprichwörtliche Redensarten der Samoaner. O. J. 8. — Schultz,
Die wichtigsten Grundsätze des Samoanischen Familien- und Erbrechts. Verb. Aufl. O. J. —
W e i d m a n n sehe Buchhandlung: Lamprecht, Deutsche Geschichte XI 2 und XII. 1909. 8. —
Quellen und Forschungen zur alten Geschichte und Geographie. Herausgegeben von Sieglin, Heft
14 u. 15. 1908. 8. — Berlin u. Leipzig. Fr. W i 1 h. G r u n 0 w, Verlag: Der Staatsbürger.
Halbmonatsschrift für politische Bildung. Jahrg. 1910. Heft 1-5- 4. — Berlin u. Stuttgart.
J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Nachf,: Bibliothek deutscher Geschichte. Herausg. vonZwiedineck-
Südenhorst. Lieferungen 26, 57, 66, 105, 118, 128, 137, 139, 140,143,148,150, 152,155, 157,158, 159,
165, 167, 168, 171. O. J. 8. — Böhtlingk, Bismarck und Shakespeare. 1908. 8. — Brentano, Ge-
sammelte Aufsätze. 1. Bd.: Erbrechtspolitik. 1899. 8. — Eleonore Fürstin von Reuß, Friederike
Gräfin von Reden . . . Ein Lebensbild. 1897. 8. — Franzos, Konrad Ferdinand Meyer. 1899- 8. —
Freiligrath- Briefe. Herausgegeben von Wiens, Luise, geb. Freiligrath. 1910. 8. — Frey, Conrad
Ferdinand Meyer. 1909. 8. — Friedjung, Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland l859
bis 1866. Bd. I u. II. 6. Aufl. 1904 u. 1905. 8. — Gottfried von Straßburg, Tristan und Isolde.
Neu bearbeitet von Hertz, 1909. 8. — Gregorovius, Ferdinand, Geschichte der Stadt Rom im
Mittelalter. 4. u. 5- Aufl. Bd. 1— VIII. 1903/O8. 8. — Heer, Laubgewind. Roman. 24.-28.
Aufl. 1909. 8. — Herzog, Die Wiskottens. Roman. 1910. 8. — Heyse, Novellen. Bd. XVI
bis XXIV. — Koser, König Friedrich der Große. Bd. 1 u. II. 3- Aufl. 1904/05. 8. — Lorenz,
Die Literatur am Jahrhundert- Ende. 1910. 8. — Marcks, Bismarcks Jugend 1815—48. 1909.
8. — Mistral, „Mireio". Provenzalische Dichtung. 5- Aufl. 1910. 8 und „Nerto". 19O8. 8.
Beide Werke übersetzt ins Deutsche von Bertuch. — Morris, Goethes und Herders Anteil an dem
Jahrgang 1772 der Frankfurter Gelehrten Anzeigen. 1909. 8. — Gotta'scher Musen-Almanach
für das Jahr 1899. 9. Jahrg. 1899. 8. — Petzet, Paul Heyse als Dramatiker. 1904. 8. —
Raff, Paul Heyse. 1910. 8. — Rousseaus ausgewählte Werke. Übersetzt von Heusinger,
Bd. 1— VI. O. J. 8. — Seiler, Die Anschauungen Goethes von der deutschen Sprache. 1909.
8. — Siegel, Herder als Philosoph. 1907. 8. — Spier, Paul Heyse. 1910. 8. — Stern,
— 38 —
Geschichte Europas seit den Verträgen von 1815 bis zum Frankfurter Frieden von 1871. Bd. I
bis IV. 1894 — 1905- 8. — Münchner volkswirtschaftHche Studien. Herausgegeben von
Brentano und Lotz, Nr. 7—50 und 52—100. 1895—1910. 8. — Sudermann, Das hohe Lied.
Roman. 1909. 8. — Wolfram von Eschenbach, Parzival. Neu bearbeitet von Hertz,
4. Aufl. 1906. 8. — Bern. Kantonales G e w e r b e m u s e u m: 41. Jahresbericht für
das Jahr 1909. 1910. 8. — Bielefeld. Velhagen&Klasing, Verlag: Künstler-Mono-
graphien Nr. 99- Biermann, H. v. Zügel. 1910. 8. — Bonn. Dr. phil. Karl Jacobs:
Ders., Das Aufkommen der Feuerwaffen am Niederrheine bis zum Jahre 1400. 1910. 8. —
Borna-Leipzig. Dr. phil. Gurt Kreplin: Ders., Die Anfänge der Gotik in Toskana. Diss.
1909. 8. — Braunschweig. Fried r. Vieweg&Sohn, Verlagsbuchhandlung: Rhamm,
Ethnographische Beiträge zur Germanisch-Slavischen Altertumskunde. II. Abteilung, 2. Teil,
1. Buch. 1910. 8. — Zentralblatt für Anthropologie. XV. Jahrg. (1910). — Cannstadt. Wolf-
gang Drück, Buchdruckerei: Geschichte der Verbindung „Nordland'' zu Tübingen 1841—61.
2. Bearbeitung. 1909. 8. — Coburg. Professor Leopold Oelenheinz: Bayersdörff er-
sehe Genealogie. 1909. 4. — Darmstadt. B u c h n e r: Schäffer, Aktenmäßige Darstellung der
im Großherzogtum Hessen in den Jahren 1832 bis 1835 stattgehabten hochverräterischen . . .
Unternehmungen. l839- 8. — W i 1 h e 1 m Diehl D. Dr., Stadtpfarrer: Ders., Hessische
Volksbücher. Heft 3 u. 6: Bilder aus der hessischen Vergangenheit. 1909. 8. — Dillingen a. D.
Professor Dr. Alfred Schröder: Archiv für die Geschichte des Hochstiftes Augsburg.
Herausgegeben von Schröder. 1 1 u. II 1 u. 2. 1909. 8. — Eichstätt. Historischer
Verein Eichstätt: Sammelblatt des histor. Ver. Eichstätt XXll. Jahrg. 1907. 1908.
8 und XXIII. Jahrg. 1908. 1909. 8. — Eisenach. H. B r u n n e r, Buchhandlung: Nebe, Thüringer
Burgfahrten. 1909. 8. — Erlangen. Fritz Junge, Verlag: Beiträge zur bayr. Kirchenge-
schichte. XVI. Bd. 3- u. 4. Heft. 1910. 8. — Essen. Kruppsche Bücherhalle:
Bücherverzeichnis, Nachtrag II. 1910. 8. — Feuerbach bei Stuttgart. Fritz Eckard t,
Verlag: Werdandi- Werke Bd. I. Romberg, Sophie Schwerin. Ein Lebensbild. Neu heraus-
gegeben von Koenig, 1909. 8. — Werdandi. Zeitschrift für deutsche Kunst und Wesenart . . .
herausgegeben von Seesselberg. 2. Jahrg. 1909. 8. — Frankfurt a. M. Heinrich Keller,
Buchhandlung: Lütgendorff-Leinburg, Freih. von, Familiengeschichte, Stammbaum und Ahnen-
probe. 1910. 8. — Franzensbad. Dr. Michel Müller: Ders., Sang und Klang im Egerlande.
1909. 8. — Frauenfeld. Huber & Co., Verlag: Schweizerisches Künstler- Lexikon. Heraus-
gegeben vom Schweizerischen Kunstverein. Redigiert von Brun, 10. Lief. O. J. 8. — Freiburg
1. Br. H e r d e r sehe Verlangshandlung: Jahrbuch der Zeit- und Kulturgeschichte. Herausgegeben
von Schnürer, III. Jahrg. 1909. 1910. 8. — Fürth. Dr. med. Wiemer: Galendrier repu-
blicain auf das Jahr II (1793/94). Dijon [1793]- 8. — Gleiwitz. Oberschlesisches
Museum: 5. Jahresbericht. 191O. 8. — Gotha. Friedrich Andreas Perthes,
Aktiengesellschaft: Allgemeine Staatengeschichte. Herausgegeben von Lamprecht, I. Abt.
Geschichte der europäischen Staaten: Belgien, Böhmen, Dänemark, Finnland, Italien, Nieder-
lande, Osmanisches Reich, Polen, Rumänien, Rußland, Schweiz, Schweden, Spanien unter den
Habsburgern; II. Abt. Geschichte der außereuropäischen Staaten: Japan; III. Abt. Deutsche
Landesgeschichte: Braunschweig und Hannover, Karpathenländer, Liviand, Nieder- und Ober-
österreich, Ost- und Westpreußen, Pommern, Sachsen (Provinz), Salzburg, Schlesien. 1882— 1907.
— Göttingen. Rose Burger: Häberlin, Trauertrachten und Trauerbräuche auf der
Insel Föhr. S.-A. 1909- 8. — Graz. F r i e d r. H o c h e n e g g, Major a. D.: Fürstl. -Augs-
burgischer Hof- und Staatskalender auf das Jahr Christi 1797. 8. — Versuch einer Lebens-
beschreibung des Feldmarschalls Grafen von Seckendorff .... Teil I u. II. 1792. 8. — Halle a. S.
August Kettler: Ders., Archivalische Bibliographie. 1908. 4. — Hamm. Breer &
T h i e m a n n, Verlag: Frankfurter zeitgemäße Broschüren. Bd. XXIX. Heft 1—8. 1909/10. 8.
— Hannover. Hahn sehe Buchhandlung: Monumenta Germaniae historica. Ausg. 1. Script,
rerum Merovingicarum. Tom. V. Constitutiones Tom. VIII Pars 1. 1910. 4. — Dr. O. Jür-
gens: Ders., Die Entstehung der stadthannoverischen Museen. S.-A. 1910. 8. — Heidel-
berg. Ernst Carlebach, Buchhandlung und Antiquariat : Häberle, Pfälzische Biblio-
graphie I u. II. 1908 u. 1909. 8. — Hohenleuben. Vogtländischer altertums-
forschender Verein zu Hohenleuben und andere der artige Vereine:
Reußische Forschungen. O. J. 8. — Jena. Dr. phil. Herbert Koch: Ders., Der säch-
— 39 —
sische Bruderkrieg (1446 — 51)- 1910. 8. — Karlsbad. Karl J o h. B a i e r, VizebürRer-
meister: Ders., Karlsbad und Umgebuiiij. 1910—11. 8. (Griebens Reiseführer Bd. 43). — Kempten.
Jos. K ö s e 1, Verlag;: Egger, Der hl. Augustinus (Nr. 2 der Sammlung illustrierter Heiligen-
leben). 1904. 8. — Erhard, Der Bauernkrieg in der gefürsteten Grafschaft Kempten. 1908.
8. — Förderreuther, Die Algäuer-Alpen. 1907. 8. — Handel-Mazetti, Die arme Margaret.
1910. 8. — Dies., Meinrad Helmpergers denkwürdiges Jahr. 1909. 8. — Hochland. Jahrg.
n_VI. 1904/09. 8. — Hagiographischer Jahresbericht für die Jahre 1904—1906. 1908. 8. —
Jörgensen, Der heilige Franz von Assisi. 1908. 8. — Leitschuh, Einführung in die allgem.
Kunstgeschichte. 1909- 8. — Stückelberg, Langobardische Plastik. 1909. 8. — Sammlung
Kösel Bd. 10/11: Eichendorff, Geschichte der poetischen Literatur Deutschlands. 1906. 8, und
Bd. 35: Oehl, Deutsche Mystiker I: Seuse. 1910. 8. — Kiel. Schleswig- Holstein i-
s c h e s Museum vaterländischer Altertümer: Knorr, Friedhöfe der älteren
Eisenzeit in Schleswig- Holstein. 1910. 8. — Köln. A c t i 0 n s-C o m i t e der zionisti-
schen Organisation: Die Judenprogome in Rußland. Bd. I u. II. 1910. 8. —
J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne) G. m. b. H.: Deutsche Zunft-Abteilung des
nordischen Museums zu Stockholm. Auktionskatalog. — Landskron. Dr. Andreas L u t z,
K. K. Gymnasialprofessor: Ders., Über die Entstehung einiger deutsch-evangelischer Ansiede-
lungen in den Gebieten der ehemaligen K. K. Militärgrenze. 1910. 8. — Langensalza. Herrn.
Beyer & Söhne, Verlag: Herbart, Sämtliche Werke. Herausgegeben von Kehrbach,
Bd. 6 — 15. — Musikalisches Magazin. Herausgegeben von Rabich, :Heft 1—14 u. 16 — 30.
1901/10. 8. — Leipzig. Karl Baedeker, Verlag: Baedekers Südbayern, Tirol, Salzburg usw.
1910. 8. — Bibliographisches Institut, Verlag: Das deutsche Kolonialreich. Her-
ausgegeben von Meyer, 1909. 8. — Mörikes Werke. Herausgegeben von Maync, Bd. I — III.
1909. 8. — Breitkopf & Härtel, Verlag: Cornelius, Literarische Werke. Bd. I u. II. 1904/05.
8: — Dahn, Die Könige der Germanen. Bd. IX, X XI, XII. 1905/O9. 8. — Engl, Joseph
Haydns handschriftliches Tagebuch aus der Zeit seines zweiten Aufenthaltes in London 1794—95-
1909. 8. — Grammatiken deutscher Mundarten. Bd. VII; Gebhardt, Grammatik der Nürn-
berger Mundart. 1907. 8. Bd. VIII: Gerbet, Grammatik der Mundart des Vogtlandes. 1908. 8. —
M. E. delle Gracie, Heilige und Menschen. 1909- 8. — Hase, Unsre Handschrift. 1898. 4. —
Ders., Ideale und Irrtümer. 1908. 8. — Deutsches Kinderlied und Kinderspiel. Herausgegeben
von Böhme. 1897. 8. — La Mara, Briefwechsel zwischen Franz Liszt und Carl Alexander, Groß-
herzog von Sachsen. 1909. 8. — Allgemeines Reichskommersbuch. 1895- 4. — Riehl, Die Kunst
an der Brennerstraße. 1908. 8. — Sandberger, Beiträge zur Geschichte der bayerischen Hofkapelle
unter Orlando di Lasso. I. u. III. Buch. 1894/95- 8. — Schweitzer, J. S. Bach. 1908. 8. —
Vogel, Das römische Haus in Leipzig. 1903. 2. — Zarnke, Leipzig und seine Universität im
18. Jahrhundert. 1909. 8. — Ziegler, Deutsche Soldaten- und Kriegslieder aus 5 Jahrhunderten.
1884. 8. — F. A. Brockhaus, Verlag: Rellstab, 1812. 15- Auflage. 1910. 8. —
A. Deichert (Georg Böhme), Verlag: Wirtschafts- und Verwaltungsstudien. Herausgegeben
von Schanz. XXXVIII. Heft: Röper, Die Unterseekabel. 1910. 8. — D i e t e r i c h scher Verlag
(Theodor Weicher): Einhart, Deutsche Geschichte. 1909. 8. — Seestern, „1906". O. J. 8. —
Goethe- Kalender auf das Jahr 1909 und 1910. 8. — Fritz Reuter- Kalender auf das Jahr 1909 und
1910. 8. — Zielinski, Die Antike und wir. 1909- 8. — D ü r rsche Buchhandlung: Jacoby,
Herders und Kants Ästhetik. 1907. 8. — Kaemmel, Die Besiedelung des deutschen Südostens
vom Anfange des 10. bis gegen Ende des 11. Jahrhunderts. 1909. 8. — Richter, Friedrich
Nietzsche. 1909. 8. — Gustav Fock: Catalogus dissertationum philosophicarum classicarum.
Editio II. 1910. 8. — G. J. Göschen, Verlag: Kürschners deutscher Literatur- Kalender auf
das Jahr 1910. 8. — Sammlung Göschen Nr. 398, 403, 406, 413, 422, 434, 441, 449 und 462. —
Seitzmann, Jugendbriefe Alexander von Humboldts an Wilhelm Gabriel Wegener. 1896. 8. —
Fr. W i 1 h. G r un 0 w, Verlag: Wippermann, Deutscher Geschichtenkalender für 1909. 1910. 8. —
Rudolf Haupt, Buchhandlung: Flugschriften aus den ersten Jahren der Reformation. Bd. IV,
Heft 2 u. 3. 1910. 8. — J. C. Hinrichs, Verlag: Vierteljahrskatalog der Neuigkeiten des
deutschen Buchhandels. 64. Jahrg. 4. Heft und 65- Jahrg. 1. Heft. O. J. 8. — C. L. H i r s c h-
f eld: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. VII!. Bd. 2. u. 3- Heft. 1910. 8.
— Bibliographisches .Institut: Meyer, Das deutsche Kolonialreich. Bd. II.
1910. 8. — E. A. Seemann, Verlag: Berühmte Kunststätten. Nr. 3: Steinmann, Rom
— 40 —
in der Renaissance .... 3- Aufl. 190S. 8. Nr. 20: Philippi, Florenz. 2. Aufl. 1908. 8. —
Lange, Konrad, 'Der schlafende Amor des Michelangelo. 1898. 4. — Meißner, Altrömisches
Kulturleben. 1908. 8. — Philippi, Die großen Maler in Wort und Farbe. O. J. 8. — Rück-
lin, Das Schmuckbuch. Bd. I u. II. 1901. 4. — Springer, Handbuch der Kunstgeschichte
8. Aufl. Bd. II, III, IV. 1908. 8. — Veth, Rembrandts Leben und Kunst. 1908. 8. — Ernst
W i e g a n d t, Inhaber der Buchhandlung Alfred Lorentz: Mahlmann, Rede gesprochen am
neunzehnten Oktober in Gegenwart Sr. Durchlaucht des Herrn Fürsten Repuin .... bei der
Stiftung der zur Feyer der Rettung von Leipzig vereinigten Gesellschaft. Die erste Jahresfeier
der Leipziger Völkerschlacht in zeitgenössischer Beleuchtung. Nachdruck in limitierter Auf-
lage. O. J. 4. — Luzern. Dr. phil. Josef Brandstetter, Erziehungsrat und Alt-
professor: Der Ortsname Zimikon. 1910. 8. — Mannheim. Ernst Basser mann, Rechts-
anwalt: Bassermann'sche Familiennachrichten. Heft 4, 1910. 8. — J. B e n s h e i m e r, Verlag:
Oeser, Geschichte der Stadt Mannheim. 1908. 8. — Dr. R ö h r i n g, Oberstabsarzt a. D.: Dove,
Großherzog Friedrich von Baden als Landesherr und deutscher Fürst. 1902. 8. — Roßbach, Ge-
schichte der Entwicklung des bayerischen Militär-Sanitätswesens. 1904. 8. — Müller, Badische
Landtagsgeschichte. I. Teil: Der Anfang des landständischen Lebens im Jahre 1819. 1900. 8. —
Richter, Politisches ABC-Buch. IV. Jahrg. 1903. 8. — Heuser, Die Porzellanwerke von
Frankenthal .... 1909- 8. — Kampfmann, Die Wüstungen der Südwestpfalz .... 1908. 8. —
Lentz. Die gotischen Wandgemälde in der Burgkapelle zu Zwingenberg a. Neckar. 1886. 8. —
Schwarz, Geschichte der ... . St. Johannis-Loge „Karl zur Eintracht" in Mannheim. Festschrift
zur Feier der fünfzigjährigen Wiedererstehung dieser Loge. 1896. 8. — Walter, Chronik der
Hauptstadt Mannheim für das Jahr 1900. I./III. Jahrg. 1901/04. 8. — Meiningen.
Brückner & Renner, Herzogl. Hofbuchhandlung: Fritze, Dorfbilder. 1906. 8. —
Meran=Oberniais. Georg Müller, Buchhandlung (Alwin Zschiesche Nachf.): Hosius, Drey
christliche Gespräch vnnd vnderweisung. 1559- 4. — Maulius, Epistolarum D. Philippi
Melanchthonis Farrago, in partes tres distributa 1565. 8. — Melanchthon, Selectarum
declamationum Philippi Melanchthonis, quas conscripit Tomus primus. 1569. 8. — Missae
defunctorum, juxta usum ecclesiae romanae cum ordine et canone extensae. 1755. 2. — Metz.
Stadt magistrat: Museum der Stadt Metz. S.-A. 191O. 4. — München. C. H. B e c k-
sche Verlagsbuchhandlung: Hartmann, Historische Volkslieder und Zeitgedichte vom 16. bis
19. Jahrhundert. 1910. 8. — Kgl. Generalkonservatorium der Kunstdenk-
male und Altertümer Bayerns: Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern,
Oberpfalz und Regensburg. Heft VIII — XVIII. 1907 bis 1910. 8. — Großkanzler-Amt
des Kgl. Bayer. Haus-Ritterordens vom heiligen Georg: Mitglieder-
verzeichnis des Königlich Bayerischen Haus- Ritter-Ordens vom heiligen Georg nach dem
Stande vom 24. April 1910. 25. Jahrg. — Georg Hoerner, stud. bist.: Burk, Dr. Johann
Albrecht Bengels Leben und Wirken. 1831. 8. — Einert, Die Zeiten des großen Brandes, ein
Bild aus Arnstadts Vergangenheit. — Hörn, Friedrich Gedike, eine Biographie. 1908. 8. —
Ruith, Das k. bayr. 10. Infanterie- Regiment „Prinz Ludwig". 1882. 8. — Tauber, Eberswalde
und dieHohenzollern. 1898. 8. — Van der Hart, Hermann van der Hart und sein sechsfolioband-
reiches Quellwerk über die Kirchenversammlung zu Konstanz. 1889- 8. — Weigl, Gedenkbuch
des Corps Bavaria an der Universität München. . . . 1868. 8. — J. J. Lentner, Verlagsbuchhand-
lung: Ludwig, Weibliche Kleriker in der altchristlichen und frühmittelalterlichen Kirche. S.-A.
1910. 8. — Veröffentlichungen aus dem kirchenhistorischen Seminar München. Herausgegeben
von Alois Knöpfler. III. Reihe Nr. 9: Kroeninger, Voraussetzungen und Voraussetzungslosigkeit
in Geschichte und Kirchengeschichte. 1910. 8. Nr. 10: Brunner, Der hl. Hieronymus und die
Mädchenerziehung.... 1910. 8. — Neuendettelsau. Buchhandlung der Diakonissen-
Anstalt: Schornbaum, Die Säkularisation des Klosters Heidenheim.1906. 8. — Nürnberg.
Philipp Buckel, Kgl. Gerichtsvollzieher a. D.: Ordnung der Gold- und Silber- auch
goldenen Draht- und Pariser Arbeiter allhier in Nürnberg de anno 1679 und verneuret und ge-
ändert anno 1766. Handschr. 2. — Escofier, Fuchs u. Schander, Lehrer: Falk, Gerold,
Rother, Lebensvoller Geschichtsunterricht. 2. Heft: Vom fränkischen Gaukönig zum römischen
Kaiser. 1910. 8. — Joh. Gottfr. Geißler: Kommunionbuch für evangelische Christen.
1786. 8. — Nürnberger Kochbuch für alle Stände. 1829. 8. — Geschwister G o 1 1 w i t z e r: Blume,
Chilias sententiarum cameralium. 1676. 4. — Ders., Processus cameralis. 0. J. 4. — Carpzov,
— 41 —
Opus decisionum illustriiim Saxonicarum. 1704. 2. — Pliiloparchus, Der klup^e Beamte. 1705.
4. — Handelskammer: Jahresbericht der Handelskammer Nürnberg für das Jahr 1909.
1910. 8. — Aus dem Nachlaß des f Kgl. Oberstudienrates F r i e d r i c h Mayer: Berliner Kalender
1905, Münchner Kalender 1905, Österreichischer Kalender 1899, Schlesischer Kalender 1908,
Thüringer Kalender 1902, 1904—08, 1910. 2. — Meyer, Ansbach eine Heimstätte der Dicht-
kunst. 1858. 8. — Poppe, Neuer Wunder-Schauplatz. III. Teil. Stuttgart 1839. 8. — Das
Schiff- und Seewesenspiel zur Unterhaltung und Belehrung für Kinder und Erwachsene. O. J.
4. — Schlecht, Kalender bayerischer und schwäbischer Kunst. I. u. II. Jahrg. (1904 u. 1905). 2.
— Seyppel, „Ausgegrabenes Buch". O. J. 2. — Konsul Pingaud: Bericht über die Ergeb-
nisse des Betriebes der Kgl. Bayer. Staatseisenbahnen im Betriebsjahr. 1900. 2. —
Buechel, Ergebnisse der allgemeinen Wohnungsuntersuchungen in Nürnberg 1901/02. 1907.
8. — Das Echo. Organ der Deutschen im Ausland. XXIX. Jahrg. Heft 2—15. 1910. 4. —
Bürgerliches Gesetzbuch für das deutsche Reich. O. J. 8. — Handels- und Gewerbekammer-
berichte für Oberbayern (1905, 1906, 1907, 1908), Niederbayern (1906 u. 1908), Pfalz (1905 1
u. 2, 1906 1 u. 2, 1907 2, 1908 1 u. 2), Oberpfalz u. Regensburg (1904, 1905, 1906, 1907, 1908),
Oberfranken (1904, 1905, 1906, 1907, 1908), Mittelfranken (1904, 1905, 1906, 1907 1—3), Unter-
franken u. Aschaffenburg (1904, 1905, 1906, 1907, 1908), Schwaben u. Neuburg (1904, 1905,
1906, 1907, 1908). — Nürnberg- Fürther Jahrbuch 1905— 1907. 8. — Statistisches Jahrbuch
für das Königreich Bayern. VI. Jahrg. 1901. 8. — Reichs-Arbeitsblatt. VI. Jahrg. Heft 2— 11.
1908. 4. — Reuter, Die staatliche Pferdeversicherung in Bayern. 1900. 8. — Statistique
generale de la France. 1905. 8. — Zöpfl, Eine wichtige Aufgabe des bayerischen Ver-
kehrswesens. 1894. 8. —Albert Puckert, Postsekretär: Bayreuther Bundesblatt. Jahrg.
1902/03 u. 1904/05. 8. — Geschichte der .... St. Johannisloge „Germania zur deutschen Treue"
in Erlangen. 1901. 8. — Grillenberger, Geschichte der Loge zur Wahrheit und Freundschaft
in Fürth i. B. 1903. 8. — Will, Geschichte der Loge Libanon zu den 3 Cedern im Orient. Er-
langen. 1757—1907. Festgabe zum 150. Jubiläum. 1907. 8. — Professor Joseph Schmitz,
Architekt: Die Sammlung technischer Modelle und Pläne zu den Wiederherstellungsarbeiten an
der Sebaldus- und Lorenz- Kirche in der Moritz- Kapelle. 1905. 4. — Fr. Seemann, Lehrer:
Vertraute Briefe über das Fürstentum Baireuth vor und nach dem Preußischen Regierungs-
Antritt. 1794. 8. — Friedrich Seitz: Wagner, Albrecht Dürer. Dramatisches
Gemälde in sechs Bildern. 1840. 8. — E m a n. Seiler, Hauptmann a. D.: Ders., Alt-Nürn-
berg und die Grafen von Abenberg-Zollern. 1910. 8. — Stadt magistrat: Geschäfts-
verteilung im Magistrat und Gemeindekollegium der Stadt Nürnberg von 1910 an. O. J. 8. —
Paderborn. Bonifacius-Druckerei, Verlag, G. m. b. H.: Feldkamm, Geschichte
und Urkundenbuch der St. Laurentii- Pfarrkirche in Erfurt. I899. 8. — Schauerte, Die
hl. Aebtissin Walburga. 1892. 8. — Philadelphia. Große Loge der Freimaurer
von P e n n s y I V a n i e n: Barratt & Sachse, Freemasonry in Pennsylvania 1727 — 1907.
Bd. I u. II. 1908/09. 8. — Julius Friedrich Sachse, Bibliothekar der großen Loge
der Freimaurer von Pennsylvanien: The Constitutions of the Free-Masons. 1906. 8. — The
Constitutions of St. Johns Lodge. 1908. 4. — Pößneck. Bruno Feigenspan, Ver-
lagsbuchhandlung: Thüringer Warte. Herausgegeben von Haupt. Bd. I — V. (1904/05)
1905. ff. 8. — Rödelheim b. Frankfurt a. M. Gg. Th. Stier, sen.: Ders., Lehrgänge und
Arbeitsproben für die werktätige Ausbildung der Lehrlinge und für die Gesellenprüfungen im
eisen- und metalltechnischen Praktikum. 1908. 8. — Schwabach. Historischer Verein
für Schwabach und Umgebung: Brand, Zur Geschichte der Schwabacher Latein-
schule. 1904. 8. — Etwas vom schönen Brunnen in Schwabach. S.-A. 1901. 8. — Speyer.
Emil Heuser, Bahnhofverwalter, Hauptmann a.D.: Ders., Pennsylvanien im 17. Jahr-
hundert und die ausgewanderten Pfälzer in England. 1910. 8. — Straßburg. M. Du Mont
Schau berg: Kassel, Über elsässische Trachten. 1907. 8. — Stuttgart. Adolf Bonz
& C i e., Verlag: Arnold, Aus der Kinderzeit. 1909. 8. — Bredenbrücker, Die tote Kohle. 1908.
8. — Chiavacci, Aus alt und neu Wien. 1910. 8. — Ganghofer, Gesammelte Schriften. Bd. I — X.
O. J. 8. — Hansjakob, Aus dem Leben eines Glücklichen. 1906. 8. — Ders., Aus dem Leben
eines Vielgeliebten. 0. J. 8. — Ders., Ausgewählte Erzählungen. Bd. I— V. O. J. 8. — Ders.,
Der steinerne Mann. 1898. 8. — Ders., Meine Madonna. 1903. 8. — Ders., Reiseerinnerungen.
Bd. I— V. O. J. 8. — Ders., Waldleute. O. J. 8. — J. H. W. D i e t z, Nachfolger, Verlags-
— 42 —
buchhandlung: Bebel, Aus meinem Leben. I. Teil. 1910. 8. — F e r d. E n k e, Verlag: Crantz,
Kunstgeschichte der edlen Metalle. 1909. 8. — Duval, Grundriß der Anatomie für Künstler.
Deutsche Bearbeitung von Gaupp, III. Aufl. 1908. 8. — Sternberg, Die Küche in der klas-
sischen Malerei. 1910. 8. — Waldheim i. S., Dr. S c h m u t z e r, Schlachthofdirektor: Ders.,
Aus dem Archiv einer kleinen Herrschaft. S.-A. O. J. 8. — Ders., Die Fleischversorgung einer
kleinen Stadt vor 300 Jahren. S.-A. 1909- 8. — Ders., Vom Schweinefleischgenuß in ferner
Vergangenheit. S.-A. 1910. 4. — Ders., Zaubersprüche. S.-A. O. J. 8. — Wertheim. H i s t.
Verein Alt-Wert heim: Bericht für das Vereinsjahr 1909. 1910. 4. — Wien. K. A d 0 1 f
Frh. Bachofen von Echt: Beiträge zur Familiengeschichte der Familie Bachoven von
Echt. Bilderverzeichnis. O. J. 4. — Dr. Leo Grünstein: Ders., Aus J. H. Mercks Früh-
zeit. S.-A. 1910. 8. — K. K. O b e r s t h o f m e i s t e r s t a b: Jahrbuch der kunsthistorischen
Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses. Ad. XXVIII. Heft 5: Hermann, Pier Jacopo
Alari-Bonacolsi, genannt antico. 1910. 2. — Wiesbaden. J. F. Bergmann: Philippson,
Das Leben Kaiser Friedrichs III. 1908. 8. — Wunsiedel. Fichteige birgs-Verein:
Jahresbericht 1909. 1910. 8. — Würzburg. F. X. B u c h e r, Verlag: Franconia sacra.
Geschichte und Beschreibung des Bisthums Würzburg. I889, 1896, I897. 8.
Tausch.
Arnoldus de villa Noua, Rosarius philosophorum. Handschrift. O. J. (1. Hälfte des
16. Jahrhunderts.) 8.
Ankäufe.
Eyn schön nützl. büchlin vnd vnderweisung der kunst des Messens mit dem Zirckel, Richt-
scheidt oder Lineal 1531- 2. — Bocksperger, Neuwe biblische Figuren 1564. qu, 8.
— Flavius Josephus, Historien vnd Bücher übersetzt. 1581. 2. — Colerus u. Johannis, Oeco-
nomia oder Hausbuch. Bd. 3 u. 4. 1596 u. 1597. 4. — Becherer, Newe Thüringische Chronica.
1601. 4. — Vorschrifft Teutsch und Lateinischer Schrifften geschrieben von Johann Muscat. 1692.
qu. 8. — Henkel, De Roborantibus. 1711- 4. — Publii Terentii Comoediae sex. 1737- 8. — Ver-
suche in den Werken des guten Geschmackes. 1746. 8. — Codex juris Bavarici Judiciarii de anno
1753- 1755- 8. — Riegl, Neu-erfundenes Modelbuch zum Nähen, Stricken, Würken und Weben
.... (1760). qu. 2. — Hiller, Betrachtung des Todes, der Zukunft Christi und der Ewigkeit auf
alle Tage des Jahrs oder Geistliches Liederkästlein. I. u. II. Teil. (II. Teil 1771)- qu. 8. — Held,
De tempestivo corticis peruviani usu in febribus inflamatoriis. 1775- 4. — Westenrieder, Be-
schreibung der Haupt- und Residenzstadt München. 1783. 8. — C. D. H. Bildende Künste vor
Frauenzimmer. Bd. I- — III. 1785. 8. — Album des Christoph Joachim Haller von Hallerstein.
1789- gr' 8. — Hochfürstlicher Brandenburg-Onolzbach- und Culmbachischer Genealogischer
Calender und Addresse-Buch auf das Jahr 1789- 8. — (Mirabeau), Geheime Geschichte des
Berliner Hofes oder Briefwechsel eines reisenden Franzosen. . . . Teil I u. II. 1789- 8. — Fischer,
Unterricht vom Anbau des Dünkels.... 1791. 8. — Gesangbuch zum Gebrauch der ev.
Brüdergemeinen. 1824. 8. — Widenmann, Die Umgebung von Nürnberg. 1828. 8. —
Tanzkarten vom Jahre 1844 bis 1846, 1846 bis 1848 und 1853—1864 von Carl von Haller. 8. —
Vischer, Aesthetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. I, II u. III 1 u. 2. 1846 bis 1854. 8. —
Jacobi, Urgeschichte der Stadt und des ehemaligen Fürstentums Ansbach. 1868. 8. — Blüten
aus dem Treibhause der Lyrik (illustriert von Max Klinger.) 1882. 8. — Museum in Nürnberg.
O. J. qu. 8.
Heyer von Rosenfeld'sche Stiftung. S. de Vries, De Doorlughtige Weereld. 1.— 3- Teil.
1700. 8. — Raessfeldt, Der Herren von Berchem .... Wapen, auff das Absterben ....
des . . . . Herrn Conradi von Berchem .... 1720. 2. — Churpfälzischer Hofkalender. 1773- 8. —
Des hohen teutschen Ritter-Ordens hochlöbl. Balley Elsas und Burgund Wappen-Calender. 178O.
8. — Stammbuch des 18. Jahrhunderts, qu. 8. — Litta, Famiglie Celebri Italiane. 1819— 1885. 2.
— Sedelmeyer, Geschichte des Marktflecken Grönenbach. 1910. 8. (Aus der Sammlung
„Beiträge zum „Allgäuer Geschichtsfreund" Nr. 2) — Sperl, Die Aichinger. Chronik eines
bayerischen Bürgerhauses. 1240 — 1909. 1910. 8. — Wurzbach, Niederländisches Künstler- Lexikon.
III. Bd. Ergänzungsband. 1. Lieferung. 1910. 8. —
Corpsstudentenstiftung. Musandrus, Nothwendige Studenten- Regeln .... 1709. 8.
43 —
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Führer durch den Magdeburger Dom. Im Auftrag des Magdeburger Architekten- und
Ingenieur-Vereins bearbeitet von B. Hanftmann. Verlegt und hergestellt in der Buch-,
Kunst- und Steindruckerei von E. Baensch j u n. in Magdeburg. S"*. 112 S. Text mit
39 Lichtdrucken.
Eine hübsch ausgestattete, wohldurchdachte Arbeit liegt vor uns, die mehr enthält, als
ihr Titel besagt. Denn nicht haben wir es mit einem ,, Führer" in der landläufigen Bedeutung
des Wortes zu tun, sondern mit einem Werkchen, das aufgebaut ist auf fachwissenschaftlicher
Grundlage und das uns in vielen Punkten die Ergebnisse selbständiger Untersuchungen bringt.
Wir erhalten in gedrängter Kürze eine Übersicht über die verschiedenen Bauperioden, wobei der
Verfasser nicht versäumt hat, eine gewisse Vorsicht walten zu lassen, wie hier ein „Vielleicht", dort
ein ,, Vermutlich" dartut, um uns dann einen näheren Einblick in den baugeschichtlichen Werde-
gang des Gotteshauses zu geben. Auch mit den Einzelkünsten, namentlich mit den Denkmälern
der Steinplastik, macht er uns vertraut, dabei bemerkend, daß das Erhaltene nur einen schwachen
Schatten des ehemaligen Bestandes darstelle. Nachdem er dann noch einen von ihm als not-
wendig erachteten Abschnitt über die Einrichtung des Baues nach seinem Zweck eingeschaltet
hat, tritt er in drei Etappen einen Rundgang um das Äußere, durch den Kreuzgang mit Remter
und Kirchhof und dann durch das Dom-Innere an. Eine sorgfältig gezeichnete Plan-Beilage sorgt
für die notwendige Orientierung. Beigegeben sind neben einigen zeichnerischen Darstellungen
von der Hand des Verfassers 39 Lichtdrucke von Wiedergaben des Domes und seiner Einzelheiten,
die sich in Schärfe und Ton ganz vortrefflich ausnehmen und ein sehr willkommenes Vergleichs-
material für den Fachmann darstellen. Buchtechnisch will es mir jedoch nicht einwandfrei er-
scheinen, daß die kleinen Tafeln lose auf ihre Unterlagen aufgeheftet sind. Es stört dies beim
Durchblättern ganz ungemein. Dieser kleine Mangel läßt sich aber leicht beheben, und das sollte
auch unbedingt geschehen.
Die Forschungsergebnisse des Verfassers auf ihre Richtigkeit zu prüfen, ist nicht Aufgabe
dieser Zeilen. Ob aber der Satz auf S. 5: „Es ist baugeschichtlich hochmerkwürdig, daß Magde-
burg die erste deutsche Stätte ist, an der die endgültige Abschwenkung vom norditalienischen
zum französischen Werkmann einsetzt" richtig ist, darf wohl bezweifelt werden. Wir werden
wohl hier mit Bindegliedern zu rechnen haben, die in der Mitte oder auf dem Wege liegen; deutet
doch der Verfasser selbst auf S. 27 an, daß Bamberg in der Entwicklungsreihe Deutschland-
Frankreich eine gewichtige Rolle spielt. Dr. Fritz Traugott Schulz.
Die Grabkapelle Ottos III. von Hachberg, Bischofs von Konstanz, und die Malerei während
des Konstanzer Konzils von Prof. Dr. M a .x W i n g e n r 0 t h und Stadtpfarrer Dr. Gröber,
Freiburg (Baden). J. Bielefelds Verlag. Fol. 69 SS. Mit vielen Abbildungen und 3 far-
bigen Tafeln.
Die methodische Einzelforschung unserer Tage hat schon manche bedeutsame Wandlung
in den Anschauungen über die allgemeinen Grundbedingungen der Kunstgeschichte herbeigeführt.
Nur aus dem Kleinen heraus kann ein in sich gefestigter großer Bau aufgeführt werden. Mehr
denn je muß diese Erkenntnis als die allein richtige gelten. Ganz allmählich war man auf Grund
neuer Entdeckungen dazu gekommen, auf die Bedeutung des Oberrheins in der Geschichte der
deutschen Malerei vor Schongauer aufmerksam zu werden. Eins kam zum anderen. Und nun
faßt Win genrot h gemeinschaftlich mit Stadtpfarrer Dr. Gröber unter Beibringung
wichtiger neuer Dokumente das bisher Bekannte zusammen, wobei sich als wahrscheinliches End-
resultat folgendes ergibt: „Die oberrheinische Malerei hat zugleich mit den Niederlanden alle jene
— 44 —
Probleme aufgegriffen, aus deren Lösung sich die neue nordische Kunst entwickelte. Und zwar
war der Vorort dieser Richtung Konstanz, das in seiner höchsten Blüte während des 14. Jahr-
hunderts eine überaus rege Malerschule in seinen Mauern beherbergte, deren Streben neue Nahrung
erhielt, als das Konstanzer Konzil die geistige Elite Europas dort vereinigte und die Berührung
mit der böhmischen, burgundischen und italienischen Kunst brachte". Ob die Heraushebung
einer einzelnen Schule zu dieser Bedeutung in ihrem ganzen Umfang berechtigt ist, wird die Folge-
zeit lehren. Jedenfalls sind die Untersuchungen der beiden Verfasser auf guten Grundlagen mit
Sorgfalt und Vorsicht aufgebaut. Fast möchte es mir sogar scheinen, als seien diese in manchen
Punkten etwas gar zu breiter Natur. Doch das ist nebensächlich im Hinblick auf das erzielte
Ergebnis, das alle Beachtung verdient und gewiß noch weitere Kreise ziehen wird.
Die Darlegungen der Verfasser, die sich in der Hauptsache mit den Wandgemälden der
Augustinerkirche und der Margarethenkapelle des Münsters beschäftigen, werden durch gute Ab-
bildungen erläutert. Es muß anerkannt werden, daß nach dieser Richtung viel getan ist, ja daß
sogar drei große farbige Tafeln beigegeben worden sind. Hiermit ist ein Anschauungsmaterial
geschaffen, das reiche Zinsen tragen wird.
Erfreulich ist es, daß die von den Verfassern vorgenommene Datierung eines Teiles der
Wandmalereien der Augustinerkirche noch während des Druckes eine urkundliche Bestätigung
erhielt. H. F i n k e fand bei seinen Forschungen die Quittungen der Zahlungen, welche König
Sigismund i. J. 1417 für die von ihm gestifteten Bilder in der Augustinerkirche gemacht hat. Auch
der Name der ausführenden Künstler ist hierbei bekannt geworden. Es waren Heinrich Grübel,
Caspar Sünder und Johannes Lederhoser, die ,,gentzlichen miteinander" für die hohe Summe
von 1400 rheinischen Gulden die Kirche ausmalten. Die formvollendeten Bilder über der Türe
der Margarethenkapelle, welche mit viel Überzeugung auf die Lehre von der unbefleckten Emp-
fängnis gedeutet werden, fallen in die Zeit nach dem Jahre 1423, während die Gemälde, welche die
Wand über dem Grabmal des Bischofs zieren, 1445 datiert sind.
Die verdienstvolle Studie bringt noch weitere wichtige Feststellungen, auf die an dieser
Stelle einzugehen jedoch zu weit führen würde.
Dr. Fritz Traugott Schulz.
Das Kirchenportal von Edwin Redslob, Deutsche Plastik I, verlegt bei Her-
mann Gostenoble in Jena. Groß 8°.
Der vornehm ausgestattete Band eröffnet eine Reihe von Publikationen, die in sachliche
Themen der deutschen Plastik einführen sollen. Um die reine Hingabe an das Kunstwerk und
die Vertiefung in die ihm innewohnenden Probleme zu ermöglichen, liegt der Schwerpunkt in
dem reichen, gesichteten Abbildungsmaterial. Zu nicht weniger als 92 Tafeln treten noch andert-
halb Dutzend Textabbildungen hinzu. Der flottgeschriebene einleitende Text enthält demgemäß
nur eine gediegene Entwicklungsskizze: er gibt das Leitmotiv an die Hand.
Willkommen ist die Anfügung eines bibliographischen Verzeichnisses wie kurzer Anmer-
kungen mit der nötigen Spezialliteratur. Heinrich Reifferscheid.
Über Krankheitspatrone auf Medaillen. Von A. M. P a c h i n g e r. (Separatabdruck aus
dem Archiv für Geschichte der Medizin. 1909.) Mit 3 Tafeln. Leipzig, Verlag von Johann
Ambrosius Barth. 1909. 44 S. 8.
Seinen im Anzeiger 1908, S. 86 besprochenen Arbeiten aus dem Gebiete der Wallfahrts-
Medaille hat A. M. Pachinger in Linz a. D. eine neue, als Separatabdruck aus dem Archiv für
Geschichte der Medizin, Bd. II, Heft 4/5, 1909, erschienene Abhandlung: ,,Über Krankheitspatrone
auf Medaillen" folgen lassen. Die Arbeit, die der Medaillenkunde ein neues eigenartiges Gebiet
erschließt, reiht sich eng an die älteren Werke des Verfassers an und weist auch die früher
hervorgehobenen Vorzüge auf. Nicht nur der Kulturhistoriker, sondern auch der Laie wird genug
des Interessanten in dem mit vorzüglichen Abbildungen ausgestatteten Hefte finden.
Die Legende der drei Lebenden und der drei Toten und der Totentanz nebst einem Exkurs
über die Jakobslegende im Zusammenhang mit neueren Gemäldefunden aus dem badischen Ober-
land, untersucht von Dr. Karl Künstle, ord. Honorarprofessor an der Univ. Freiburg i. Br.
— 45 —
4". 113 SS. Mit einer farbigen und 6 schwarzen Tafein sowie 17 Textabbildungen. Freiburg
im Breisgau. Herdersche Verlagshandlung. 190S.
Die vorliegende Arbeit, die auf weitgehenden Forschungen auf literarischem, kunstgeschicht-
lichem und ikonographischem Gebiet basiert und ein tiefgegründetes Wissen erkennen läßt, hat
zum Hauptziel: die Klärung des Rätsels der Entstehung des Totentanzes. Sie nimmt ihren Aus-
gang von neueren Gemäldefunden, die in den letzten Jahren in Kirchen des badischen Oberlandes
gemacht wurden, und zwar speziell von dem interessanten Fresko der drei Lebenden und der drei
Toten in der Jodokuskapelle zu Überlingen. Die Darstellungen aus der Jakobslegende in der
gleichen Kapelle geben dem Verfasser Veranlassung zu einem Exkurs über diese Legende, deren
literarische und monumentale Verbreitung im Mittelalter er näher untersucht. Die Kunstgeschichte
darf ihm für diese sorgsame Zusammenstellung dankbar sein, resultiert doch zugleich aus ihr die
richtige Deutung des Glasgemäldes mit der Verherrlichung des hl. Jakobus des Älteren in der
sog. Villinger- oder Böcklinkapelle im Chorumgang des Freiburger Münsters. Der nächste Ab-
schnitt beschäftigt sich dann, anknüpfend an die erwähnte Darstellung in Überlingen, mit der
Legende von den drei Lebenden und den drei Toten. Auch hier verdient wiederum das streng
methodische Vorgehen des Verfassers alle Anerkennung. Er maclit uns vertraut mit dem Vor-
kommen der Legende in der mittelalterlichen Literatur und weiterhin mit ihrer Darstellung in
der bildenden Kunst, und zwar sowohl in Handschriften und Holzschnitten wie in Wandgemälden,
auf Tafelbildern, auf Glasgemälden, in Skulpturen und auf Paramenten. Es ergibt sich als Resultat,
daß die Legende viel weiter verbreitet ist und viel mannigfaltigere Formen angenommen hat, als
man nach den bisherigen Untersuchungen annehmen mußte (S. 60).
Die Ausführlichkeit in der Behandlung der Legende durch den Verfasser hat ihren Grund
darin, daß er in ihr den Urgrund der Entstehung des Totentanzbildes sieht. Den Beweis hierfür
erbringt er im folgenden Abschnitt, dessen Bedeutung damit zu einer allgemein-kunstgeschicht-
lichen wird, ist doch gerade dieses Kapitel eines der interessantesten in der Darstellung der Kunst
des Abendlandes. Der Totentanz ist nicht in Deutschland entstanden, er kam vielmehr hierhin
aus Frankreich, und zwar schon in seiner ausgebildeten Form (S. 73). Es ist eine irrige Auffassung
älterer Kunstschriftsteller, daß der Totentanz ein ins Bild übersetztes Spiel sei. Der Beweis für
das ehemalige Vorhandensein eines solchen kann nicht erbracht werden. Weiterhin ist es eine
unhaltbare Anschauung, daß die Totentanzbilder mit ihrem Text durch die großen Pestepidemien
des 14. Jahrhunderts veranlaßt seien, was W a c k e r n a g e 1 sogar psychologisch zu erklären
versucht hat (S. 89). Die Totentanzbilder wollen lediglich vor dem plötzlichen und unvorbereiteten
Tod warnen, der für den gläubigen Christen das größte Unglück ist. Der Verfasser kommt zu
dem Schluß, daß der Totentanz eine der vielen Variationen der Legende von den drei Lebenden
und den drei Toten in jener frühen Form war, wo die Lebenden zu Fuß auf demselben Plan mit
den Toten zusammentreffen (S. 98). Die neue Bildanordnung wurde bald beliebt und für die
schaffende Phantasie fruchtbar, die Idee wurde schließlich volkstümlich. Das Motiv des Tanzes
und das hierdurch bedingte Musizieren der Toten gehört nicht zur ursprünglichen Idee der Bilder.
Die Ursprungslegende weiß nichts von Musik und Tanz, sondern nur davon, daß Lebende von
Toten plötzlich zum Sterben abgerufen werden (S. 98). Die französischen Totentanzbilder kennen
nur das Reigenmotiv. Die Heimat der Motive von Tanz und Musik ist wahrscheinlich Ober-
deutschland. „Als Urtotentanz, wie er sich aus den vorhandenen Monumenten noch erschließen
läßt, ergibt sich ein nordfranzösischer Bilderzyklus, wo die Lebenden und Toten ähnlich wie in
Kermaria einen geschlossenen Reigen bildeten" (S. 100). Nach den Ausführungen K ü n s 1 1 e s
kann es keinem Zweifel mehr unterliegen, daß die Vorstellung vom Tanz der Toten gemein-indoger-
manisch ist (S. 105). Die Heimat des Totentanzes ist das Land, wo die Legende der drei Lebenden
und der drei Toten in monumentaler Darstellung am allgemeinsten verbreitet war, nämlich das
nördliche Frankreich (S. 109). Die Legende der drei Lebenden und der drei Toten aber kam dem
Abendland aus der arabischen Literatur zu (S. 112).
Diese wenigen Sätze mögen genügen, um in ganz schwachen Umrissen das anzudeuten,
was der Verfasser darzutun bestrebt ist. Der Wert seiner Feststellungen wird kein vorübergehen-
der, sondern ein solcher von lebensfähiger Dauer sein. Die Kunstgeschichte wird an diesem Buche
nicht achtlos vorübergehen können.
— 46
Einen kleinen Irrtum darf ich wohl noch berichtigen. Die Totentanzdarstellung von Job.
Jak. R i d i n g e r , die der Verfasser auf S. 103 erwähnt, ist kein Holzschnitt, wie er glaubt,
sondern ein Schabkunst- oder Schwarzkunstblatt. Dr. Fritz Traugott Schulz.
Catalogus Dissertationum Philologicarum Classicarum. Editio II. Verzeichnis von etwa
27 40U Abhandlungen aus dem Gesamtgebiete der klassischen Philologie und Altertumskunde,
zusammengestellt von der Zentralstelle für Dissertationen und Programme der Buchhandlung
Gustav Fock, G. m. b. H., Leipzig. 2. Auflage. Leipzig, Buchhandlung Gustav Fock,
G. m. b. H. 1910. 652 S. 8°.
Dieser stattliche Katalog solcher Abhandlungen und vorzugsweise Dissertationen, die in
der Fockschen Buchhandlung in Leipzig käuflich zu haben sind, umfaßt den ganzen Kreis
der griechisch-römischen Altertumskunde, wobei höchstens die Kunstarchäologie und Numis-
matik etwas zu kurz gekommen sind. Im übrigen aber stellt das sorgfältig gearbeitete Werk durch
die reiche Fülle des in knappem Rahmen Gebotenen und durch die Übersichtlichkeit in der An-
ordnung des Stoffes ein bibliographisches Handbuch dar, das in ähnlicher Weise wohl auch mancher
anderen wissenschaftlichen Disziplin zu wünschen wäre. Von der gewaltigen Produktion auf
klassisch-philologischem Gebiete, die ohne zahlreiche Hilfsmittel solcher Art gar nicht mehr zu
überblicken sein würde, legt die neue Ausgabe des Fockschen ,, Catalogus" ein beredtes, doch
fast erschreckendes Zeugnis ab.
Abb. 9. Gilich Kilian Proger: Vignette. B. 5. Kupferstich.
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, Nürnberg.
Nr. 3. Juli— September,
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
STIFTUNG.
Der zu Stuttgart verstorbene Kreisgerichtsrat a. D. Otto Freiherr von Breit-
schwert hat das Germanische Museum letztwillig mit einem Legat im Betrage von 10,000 Jt
bedacht. Dieses Legat soll nach den testamentarischen Bestimmungen dem „Grundstock-
vermögen" zugeführt werden. Wir begrüßen dieses hochherzige Vermächtnis mit umso
größerem Danke, als durch dasselbe unser kleines „Grundstockvermögen" — der unver-
äußerliche Stiftungsfond — das bisher 2825 Ji betrug, einen sehr erfreulichen Zuwachs
erhalten hat. Möge doch dieses rühmenswerte Beispiel recht vielfache Nachahmung finden.
NEUANGEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
Von Gemeinden: Marktredwitz 10 M (statt bisher 3 i^ 43 ^)-
Von Vereinen: Kassel. Lehrerkollegium der Oberrealschule II 10 Ji; Konstanz. Vereinigung
alter Burschenschafter 10 M. Prag. Hilfsverein deutscher Reichsangehöriger 10 M.
Von Privaten: Aschaffenburg. Dr. Hasterlik, Fabrikdirektor 20 Ji. Augsburg. Dr. Joh.
Nep. Ahle, Domkapitular 3 J(,; August Riedinger, Kommerzienrat 10 JL Baden-Baden, Richard
Grosholz, Weingroßhandlung 2 M; Emil Meyer, Bank-Kommandite 3 M; Hermann Rössler,
Hoflieferant 3 Ji; Heinrich Spies, Hofbuchbinder 2 M; Dr. Wertheimer, Rechtsanwalt 2 M.
Beerbach. Max Heller, Pfarrer 2 Ji. Bonn. Dr. Abs, Rechtsanwalt 3 Ji- Breslau. Hermann
Holdscheck, Schriftsteller 10 Ji; Hugo Römhild, Kommerzienrat 20 Ji. Casse!. Gronau, Galerie-
direktor 3 Ji; Großkaufmann Reuse, Bergwerksbesitzer 3 Ji; General der Infanterie Freiherr
von Scheffer-Boyadel, kommandierender General des XI. Armeekorps 5 Ji; Stegemann, Senats-
präsident 3 Ji; Weber & Weidemeyer, Buchdruckereibesitzer 3 Ji- Castell. Bomhard, Pfarrer
\ M. Chemnitz- Altendorf. G. Krautheim, Fabrikbesitzer 10 .ß. Chemnitz- Kappel. Feldschlößchen
Brauerei, Aktiengesellschaft 10 .ii. Coblenz. Dr. Karl Popp, Kaufmann 5 Ji- Crefeld. Erich
Marx 3 M. Darmstadt. Dr. W. Kunz, Professor (bisher l Ji) 3 Ji- Ditfersdorf i. Sachsen. Wilhelm
Schuncke 30 Ji. Ehingen. Dr. Kolb, Professor 2 .«■; Steiner, Professor 2 .fi; Wollensack, Kaplan
2 M. Erbach i. Vogtl. Burghardt, Bildhauer 3 Ji- Frankfurt a. M. Otto Braunfels, Geheimer
Kommerzienrat 30 M. Oodesberg. Dr. phil. Paul Kutter 10 Ji. Heinersgrün i. Sachsen. Philipp
Freiherr von Feilitzsch 5 Ji- Hersbruck. Hofer, Kgl. Bezirksamtssekretär 2 .fi; Dr. Schmidt,
prakt. Arzt 2 .fi; Dr. Schward, Kgl. Gymnasiallehrer 2 Ji. Kiel. Friedrich, Professor 5 Ji; Heine,
Professor 3 Ji. Landshut. Ma.x Below, Dentist 3 Ji; Kgl. Regierungsrat Friedrich Niedermayer,
Kreisbaurat 3 Ji; Otto Rother, Kgl. Bankoberbeamter 3 Ji- Langenburg. von Bauer, Amtsrichter
1 Jt. Leipzig. Karl Seeliger, stud. jur. 3 Ji- Lichfenfels. Sichermann, Amtsrichter 3 M. Lugau
i. Sachsen. H. Scheibner, Oberbergrat 5 Ji- Lyon. Victor Jakob 3 •«• Mainz. Karl Braß 3 •«.
Meiningen. Hugo Fühlieg, Rentner 2 M; Alfred Nachbauer, Privatier 2 .fi; Julius Schloß, Bank-
dh-ektor 3 Ji- Mühlhof- Reichelsdorf. Ludwig Endres, Arzt 3 ^fi- Naila. Wilhelm Gollwitzer,
Kgl. Pfarrer in Bad Stehen 3 .fi; Dr. A. Hofmann, Kgl. Bezirksarzt 3 -fi; Justus Lösch, Kgl.
Forstmeister in Bad Stehen 3 Ji; Konrad Ruckriegel, Volksschullehrer 3 •«; Gustav Waßer,
Kgl. Oberamtsrichter 5 M. Naumburg. Paul Schmidt, Kaufmann 2 M. Neustadt a. A. Karl
— 48 —
Meyer, Brandversicherungsassistent l .Ä 50 ^V; Justin Stahl, Kaufmann 1 Ji 50 -i^. Neutif=
schein. Ingenieur Hugo Hückel, Großindustrieller 2 Kr.; Karl Hiickel, Großindustrieller 2 Kr.;
Friedrich Hückel, Großindustrieller 2 Kr. Niederstetten. Abendschein, Postverwalter 1 Jl. Nürn-
berg. Gustav Braß, Ingenieur 3 M; Willy Garfey, Schauspieler 3 M; Julius Güllich, Landgerichts-
rat 3 M; Andreas Jakob 3 -M; Max Loewi, Kaufmann 3 i^; Friedrich Reusch, Mechaniker 3 Ji;
Dr. Eduard Roelig, prakt Arzt 5 i^; Berta Sachs, Lehrerin für Realien 3 Ji; Dr. Siegfried Schloß,
Rechtsanwalt 5 .*; Richard Schmidtgen, Ingenieur 3 Ji'- Dr. A. H. Schuh 3 Ji; Ernst Witte
3 Ji; Gustav Wolff 3 Ji; Willy Wolff 3 Ji- Paris. Gandel, Professor 3 Ji- Pirmasens. Gebhard
Becker 6 Ji; Breith, Rechtspraktikant 3 .«; Harteneck, Notar 3 Ji; Wilhelm Hartmuth 10 M;
A. Hatzfeld, Apotheker 10 Ji; A. Himmelspach 10 jü; Karl Kopp, Fabrikant 5 M; Karl Leiner
10 JL; Hermann Leupold 5 Ji; Heinrich Ludwig 10 Jl; Emil Paque, Kommerzienrat 10 Ji;
Heinrich Schmitt, Agent 10 .Ä; Jul. Schohl 6 Ji; Dr. Schöner, Rektor 3 JL; Christian Sieber 5 Ji;
Direktor Steigelmann 3 Ji; Heinrich Treusch 10 Ji. Regensburg. Wilhelm Fischer, Eisenhändler
5 JÜ; Georg Geiger, Oberlehrer 3 Ji; Georg Kistler, Notenbankkassier 5 Ji; Georg Niedermayer,
Kaufmann 2 Ji; Karl Niedermayer, Kommerzienrat 2 M; Späthling, Magistrats-Offiziant 3 Ji.
Remse. Mahla, Kommerzienrat 100 Ji. Rudolstadt. Gustav Stölzner, Privatier in Dresden 5 Ji.
Saalfeld. Adam, I. Bürgermeister 3 Ji; Dr. Engelhardt 3 Ji; Hoßfeld, Assessor 3 Ji. Schweizer-
thal i. Sachsen. Alexander Zimmermann, Betriebsdirektor 5 Ji. Solingen. A. Kortenbach in Weyer
10 Ji; Karl Worringin Weyer 10 jK. Sonneberg. Karl Craemer, Kommerzienrat 20 Ji. Stein. Karl
Treiber, Kaufmann (bisher 2 Ji) 3 Ji. Stuttgart. Louis Rommel, Innenarchitekt 3 Ji; H. Otto,
Kommerzienrat 20 M. Wassertrüdingen. Dekan Caselmann (statt bisher 2 Ji) 4 Ji. Wemding.
Georg Böhm, Pfarrer in Huisheim 1 jü; Alois Probst, Pfarrer in Otting 1 Ji; Jakob Rädler,
Lehrer 1 Ji; Bernhard Vahlhaus, Pfarrer in Gosheim 2 M. Werdau. Firma Wilhelm Hünchen
10 jK; Sachs. Waggonfabrik, A.-G. 20 Ji; Fabrikbesitzer Ferdinand Wüd, Stadtrat 5 ^*- Wien.
Karl Sauerthal, Bibliotheksadjunkt 10 Ji. Wunsiedel. Bauer, Kgl. Gymnasiallehrer 1 Ji; Busch,
Kgl. Reallehrer 1 Ji; Summa, Kgl. Dekan 1 Ji; Dr. Wild, Kgl. Eezirksarzt 1 JL Zwickau.
Paul Kemlein, Finanz- und Baurat 10 Ji.
EINMALIGE BEITRÄGE.
Darmstadt. Sanitätsrat Dr. Arthur Hoffmann 10 Ji. Stollberg i. Erzgebirg. Simon, Bau-
meister 20 .Ä. Werdau. Firma Zacher & Hupfer in Leubnitz 5 M.
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN.
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
Die Erwerbungen des 3- Quartals des Jahres 1910 sind nicht bedeutend, wenn auch die
zahlreichen Geschenke, unter denen das der Familie N e r r e t e r in Nürnberg an Umfang
hervorragt, zur Abrundung und Ergänzung der einzelnen Abteilungen sehr willkommen waren.
Hervorzuheben ist lediglich das gestickte Taschentuch, eine aus adeligem Besitz stam-
mende ganz hervorragende Nadelarbeit des 18. — 19- Jahrhunderts.
Geschenke.
Braunschweig. Landesgerichtsdirektor Dr. Hildebrand: Uniform eines
Leutnants desbraunschw. Inf.- Regt. Nr. 92, 1880; weißblaue Schärpe für Feldwebel und Sergeanten.
— Brüssel. Alexander Freiherr von Dachen hausen: Bronzeabguß eines goti-
schen Schlüssels, gefunden 1895 im Schutt der Burg Tachenhausen in Württemberg. — Gleiwitz.
Frau Jenny Schlesinger: Damenabendmantel aus farbigem Seidenbrokat mit Marabu-
Besatz, 1886; Damenjackett aus rotem Samt, 1886. — Nürnberg. Frau Geh. Kommer-
zienrat von Gern groß: Rest eines der Erinnerung an den Hubertusburger Frieden
gewidmeten Tuches mit Reliefsilberstickerei, 1763-— J o h. Adam Hübner: Silberner
Fingerring mit 2 verschlungenen Händen, 18. Jahrh. — Kassie rsehegatten Wolf-
gang und Emma Nerreter: 2 Quecksilber-Säulenbarometer, 1. Hälfte des 19- Jahrh.;
Fernrohre, desgl.; knöchernes Standmikroskop, desgl.; Springlorgnette mit Hornschale, 2. Hälfte
— 49 —
des 19- Jahrh.; Teller, flache Schale, Zuckerschale, Senftopf, Weinglas, Blumenvase und Leuchter
aus gepreßtem Glas, 1834; gläserne geätzte Kanne mit Zinndeckel und Zinnfuß, Anfang des 19. Jahrb.;
geschliffenes Weinglas mit (ergänztem) Zinnfuß, desgl.; geschliffener Hochzeitsbecher aus Glas,
desgl.; 2 zinnerne Zuckerschalen mit Einsätzen von blauem Glas, desgl.; porzellanenes Kaffee-
service aus 7 Stücken, mit Silberdekor, desgl.; gerippte Fayenceschale mit Blaumalerei, nürn-
bergisch, 18. Jahrh.; gerippte Fayencekompotschale mit Blaumalerei, desgl.; gerippte Fayence-
zuckerschale mit Blaumalerei, desgl.; Fayencebackform in Gestalt eines Fisches, 1. Hälfte
des 19. Jahrh.; tönernes Körbchen (Blumenvase), desgl.; Fayenceteller mit Buntmalerei, desgl.;
Repetierstanduhr von Joh. Carl Baumgärtner, desgl.; messingene Handlaterne mit geschliffenen
Gläsern, desgl.; gestickter Glockenzug, um 183O; Taschenfeuerzeug mit Kreuzstichstickerei,
1. Hälfte des 19- Jahrh.; holzgeschnitzter Pfeifenstopfer, desgl.; Schmuckkabinett, 18. Jahrb.;
eiserne Lichtputzschere, Anfang des 19. Jahrb.; vergoldete Stickschere, desgl.; 2 eiserne Kessel-
untersätze, ein eisernes und ein messingenes Kohlenbecken (Spielzeug), desgl.; 30 gepreßte höl-
zerne Danimbrettsteine, von Martin Brunner in Nürnberg, Anfang des 18. Jahrb.; Wollspulrad,
Anfang des 19. Jahrb.; lederner Blasebalgbestäuber für Zinnformen, 18. Jahrb.; Eisengußmedaille
auf Napoleon I., Anfang des 19- Jahrb.; Bronzegußmedaille auf Georg Scbweigger, Ende des
17- Jahrb.; Zinnmedaille auf die Ankunft Georgs II. in England, 1734; Zinnmedaille auf den Kar-
dinal Annibale Alberti, von Vestner in Nürnberg, 1711 ; Zinnmedaille auf Ludwig Rudolf von
Braunschweig-Lüneburg, 1715; Zinnmedaille auf Hardenberg, um I8OO; zinnerne Miscellan-Medaille
auf das Schweigen, um 18OO; Zinnplakette mit der Darstellung der Taufe Christi, 18. Jahrb.;
Zinnplakette mit der Darstellung der Verkündigung Maria, desgl.; achteckige Zinntafel mit ein-
graviertem Spruch, von Hes, 18. Jahrb.; Goldschmiedevorlagen für Profilbrustbilder Karls V.
und einer Matrone, !7- Jahrb.; eiserner Siegelring, 18. Jahrb.; eisernes Wappenpetschaft, desgl.;
eisernes Schmuckkreuz, 1813; eisernes Gürtelschloß, 1813; messingener Gürtelhaken, versilbert,
2. Hälfte des 18. Jahrb.; vergoldete Ubrkette mit Achatberloque, Anfang des 19- Jahrb.; ein
Paar Ohrringe aus ,, Atlasstein'", desgl; zwei Karneolgemmen: männliche Profilköpfe, Ende des
18. Jahrb.; Siegelringstein: Karneol mit vollständigem Wappen, 18 — 19. Jahrb.; 2 Miniaturpor-
träts auf Elfenbein, darstellend den Nürnberger Verleger Georg Neide! und dessen Tochter, vereb.
Roesch in Nürnberg, Anfang des 19. Jahrb.; Brüsseler Nadelspitze, Mitte des 18. Jahrb.; schwarzes
Spitzentuch, Mitte des 19- Jahrb.; Pelzboa, 2. Hälfte des 19- Jahrb.; roter Longsbawl, um 183O;
Chenille-Shawl, desgl.; Knickerschirm, Mitte des 19- Jahrb.; Schreibheft mit ausgeschnittenen
Modepuppen, um 1825. — Fritz Präg: Miniaturmalerei auf Zinkblech: Brustbild eines Greises,
deutsch, 1S. Jahrb. — Museumsaufseber ScheUkopf: Bayerischer Gendarmerie-
Tschako, vor 1868. — Bildhauer Josef Stärk: Schloß von einem Friedhof portal im
Algäu. — Wien. Frau Dr. B r o m e i s s 1: Seidene Kirchenfabne von Maria Zell, 18. Jahrb.
Ankäufe.
Plastik, Originale: Schmerzensmann (Büste), niederdeutsche Eicbenholzscbnitzerei,
15- Jahrb.; Standfigur der hl. Katharina, oberdeutsche Holzschnitzerei, um 1700.
Trachten: Battist-Taschentuch mit reicher Reliefstickerei, 18. — 19- Jahrh.
D e p OS i t a.
Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg: 2 Silbermedaillen und 13
Bronzemedaillen auf die Kunstuhr „Meistertrunk" in Rothenburg, 1910; 4 versilberte Medaillen
auf das 25- Abonnement im Stadtpark zu Nürnberg, 191O; Silber- und Bronzemedaille auf die
Einweihung des Künstlerhauses in Nürnberg, 191O; Silbermedaille auf Joh. Leonhard Schräg
in Nürnberg, 191O; Silbermedaille auf das 100 jährige Jubiläum des Oktoberfestes in München 1910.
DEUTSCHES HANDELSMUSEUM,
Geschenke.
Linz. A. M. Pachinger: Ledernes Notgeld der Steinmetz- und Maurerzunft in Efer-
ding und Ascbacb, Oberösterreich, i804, nebst amtl. Bestätigung. — Straßburg. Major und
Bataillonskommandeur Glück: Goldwage von Job. Daniel vom Berg in Lennep,
um 1785.
4
— 50 —
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES ZENTRALMUSEUM.
Geschenke.
l.intorf. F. Alpers: Kräuterbuch, Tübingen, 1545-
KUPFERSTICHKABINETT,
Als der wertvollste unter den nachstehend aufgezählten Zugängen ist das kleine, 6,2:4,4 cm
messende Kreuztragungsblättchen vom Meister des Dutuitschen Ölbergs zu bezeichnen, das wir
von einem uns von Herrn Antiquar Ludwig Rosenthal freundlichst überlassenen Klischee
zum Abdruck bringen (Abb. 10). Es stammt aus einem um 1480 geschriebenen Evangeliar, das
Herr Ludwig Rosenthal in seinem Lagerkatalog Nr. 135 anzeigte. Herr Geheimrat Lehrs hatte
die Güte, uns darauf aufmerksam zu machen, daß es zu der von ihm in dem Katalog unserer
deutschen Kupferstiche des 15. Jahrhunderts beschriebenen Folge von Werkstattkopien des
Lebens Christi nach der unter Nr. 15 — 18 aufgeführten Originalfolge des Erasmus-Meisters (Nr. 19
bis 45) gehöre. Herr Ludwig Rosenthal war so freundlich, es uns als Geschenk zu überweisen.
Das Blättchen kann sich an Abdrucksqualität zwar nicht mit den übrigen Blättern unserer Folge
vergleichen, dafür aber ist es mit einem breiten Rand ausgestattet, in seinen Maßen deutlich
erkennbar und ergänzt es jene um ein weiteres, bislang nicht bekanntes Glied.
Die weiterhin erwähnte Folge von 31 Handzeichnungen von einer ungenannten Dilettantin
aus dem Ende des 18. Jahrhunderts ist insofern von allgemeinerem Wert, als bei den Blumen -
und Früchtestilleben ältere Fayencegeräte als Vorlagen benützt wurden, die mit nicht geringer
Gewissenhaftigkeit dargestellt sind. Dadurch sind diese Blätter zu nicht ganz unwichtigen Doku-
menten für die Geschichte der Fayencekunst geworden. Entstanden sind sie höchst wahrscheinlich
in Nürnberg.
Geschenke.
Berlin. Kaiserl. Legationsrat im Auswärtigen Amt Dr. v 0 n Gülich: Bildnis des Hen-
ricus a Gülich (1607 — 1655). Andreas Geyer sculp. Ratisb. Neudruck. — Bonn a. Rh. Kunst-
verleger Hermann A. Peters: Ansichtspostkarten in Handpressen- Kupferdruck aus der
Stiftskirche in Gernrode und von Holzskulpturen im Germanischen Museum. — Frankfurt a. M.
Georg Herold: Die beiden Exlibris desselben, gez. von Theodor Braun- Frankfurt a. M.
1910. — Fürth- Nürnberg. Direktion der König Ludwig-Quelle: Drei Ansichtskarten
der Quelle aus dem Eröffnungsjahr 1910. — Gussenstadt (Württemberg). Georg Thierer:
Exlibris desselben. — Hannover- Kleefeld. Hermann Peters: Reproduktionen von Bildern,
welche Jesus als Apotheker zum Darstellungsgegenstand haben. — Karlsruhe. Archivrat Dr. Obs er:
Photographie des großen bronzenen Kruzifixus von Jeremias Eisler v. J. 1708 in Salem. — Mann-
heim. Oberstabsarzt Dr. Röhring: Sechs Blatt Porträts aus der Galerie hervorragender
Ärzte und Naturforscher. — München. Ludwig Rosenthal, Antiquariat: Kleine Kreuz-
tragung vom Meister des Dutuitschen Ölbergs. Zugehörig zu der von Lehrs, Katalog der im
Germanischen Museum befindlichen deutschen Kupferstiche des 15- Jahrhunderts, beschriebenen
Folge von Werkstattkopien des Lebens Christi nach einer Originalfolge des Meisters des
heil. Erasmus Nr. 19 — 45, und zwar dort einzuschalten als Nr. 34 a. Die Einfassungslinien
sind teilweise unscharf. Der Mantel Christi ist leicht braun angelegt. Mit breitem, links
oben zerfressenem Rand. Einem Evangeliar entnommen. — Nürnberg. A. Frank:
Gesellenbrief des Weißgerber- Handwerks in Biel vom 27. Mai 1765 mit Ansicht der Stadt,
in Kupfer gestochen von J.C.Müller. J o h. Adam H ü b n e r: Stamm- und Geschlechts-
wappen des Herrn Magistratsrats Ad. Stoll in Berneck. Aquarellierte Zeichnung. l848.
Kassiersehegatten Wolf gang und Emma Nerretter: 1. Martin Luther. Medaillon-
brustbild. Lucas Cranach pinx. 1525- J. E. Haid sculp. Aug. Vind. 1/82. 2. Katharina Luther.
Desgleichen. 3. „Ziethen sitzend vor seinem König den 25ten Januar 178 5". Gestochen von Joh.
Heinr. Klinger jun.r in Nürnberg nach Chodowiecki den 17. April 1787. 4. Frau Susanne Rösch,
geb. Neidel. Medaillonbrustbild. Wassermalerei. Anf. 19- Jahrh. 5. Frau Kunsthändler Klinger.
Desgleichen. 6. Dr. G- E. F. Seidel, Kirchenrat und 1. Pfarrer zu St. Egidien in Nürnberg (1774
bis 1838). Stahlstich von C Wießner nach J. A. Engelhart. 7- Gioße Blumenvignette. Aquarell.
1. Hälfte 19- Jahrh. 8. Blumenstrauß. Aquarell auf Pergament mit Anwendung farbiger Seiden-
— 51 —
Stückchen. l. Hälfte 19. Jahrh. 9. Vier Monatsbildchen. Kleine Miniaturen auf Pergament.
18. Jahrh. 10. Die Bibelverse Hesekiel 34, 15 u. 16, mit kleinen Darstellungen in durchbrochener
Papierarbeit. Ende 17. Jahrh. 11. Zwei Erinnerungsblättchen, davon das eine in Zierschrift
auf Seide geschrieben. 1793. 12. Zwei Blätter aus dem Stammbuch eines Herrn von Praun. 1805
13. Vier Heiligenbildchen in perforierter Arbeit mit aquarellierten Darstellungen der Heiligen
Anna, Margaretha, Ursula und des hl. Jakobus. 18. Jahrh. Teils Papier, teils Pergament. 14. Neu-
jahrsglückwünsche für die Jahre 1816— 1834 von G. E. F. Seidel in Nürnberg. Kupferstiche,
meist von Ambrosius Gabler. 15. Fragment eines Andachtsblättchens. Durchbrochene -Arbeit
in Pergament. 1. Hälfte 19. Jahrh. 16. Zwei Blatt mit Vögeln, die durch auf Papier aufgeklebte
Federn gebildet werden, über aquarelliertem Grund. Bez.: M. H. 1821. Antiquar Josef Ro-
senbaum: Zwei Heiligenblättchen. Kolorierte Kupferstiche. 18. Jahrh. — Stuttgart. Dr. W.
Kohlhammer: Exlibris desselben, radiert von Ale.x. Eckener-Stuttgart.
Ankäufe.
Lithographien. Johann Heinrich R a m b e r g: Satire auf die Schläfrigkeit der
Post. In Kreidemanier. iSil.
Handzeichnungen. Ungenannte Dilettantin vom Ende des 1 8. Jahrh:
31 Blatt Blumen- und Früchtestilleben sowie Darstellungen von Vögeln, meist in zwiefacher Aus-
fertigung.
D e p 0 s i t a.
Kupferstichsammlung der Stadt Nürnberg. Ernst Dertinger (18 16— 66): Ansicht
eines auf einem Berg gelegenen altertümlichen Schlosses. Aquarell. — Heinrich Gutten-
berg: Selbstbildnis des Künstlers. Bleistiftzeichnung. — Karl Hammer: Chinesin mit
Fächer neben einer Vase. Tuschzeichnung und Aquarell. — W. H. H a r r i 0 t: Das Dürer- Haus
mit Umgebung. Bleistiftskizze. — K a r 1 Hartmann: „Im britischen Museum". Farbstift-
zeichnung. 31. Juli 1846. — Philipp Heindel: Italienischer Bauer. Aquarellierte Bleistift-
studie. — H e r m a n n Kellner: Initiale zu einer Votivschrift für Anselm Feuerbach. Feder-
zeichnung. — Gg. K r a u ß: „Schloß zu Lauf bei Nürnberg". Bleistiftzeichnung nach der Natur.
14. Januar 186O. —August von Kreling: Die Rückkehr des Schloßherrn. Mit Weiß
gehöhte Bleistiftzeichnung. — K a r 1 Kreul: Profilbild einer jungen Frau. Bleistiftzeichnung.
Forchheini, den S. Februar l84 5. — J. L. Raab: Knieende Bäuerin. Bleistiftstudie. l844. —
Albert Reindel: Zwei Blatt Bleistiftstudien von Hirten, wahrscheinlich für eine Anbetung
des Jesuskindes. — Friedrich Wanderer: Entwurf zu einem Titelblatt. „Lose Blätter,
ill. Freundesgrüße aus dem deutschen Dichterhain". Aquarell. — G. Wießner: Prof. Alois
Keim als Karlsschüler. Nach der Natur gezeichnet d. 2. November 1820 und kopiert den 21. Ok-
tober 1851. Zeichnung in Feder und Blei auf Pergament.
ARCHIV.
(1. Juli bis 30. September 1910).
Geschenke.
Ungenannt: Bittgesuch der Joh. Ernst Orth'schen Eheleute zu Lauf um Concession
des Essigmachens. O. J. O. O. 18. Jahrh. Orig. Pap. — Concessionsurkunde für die Gerechtigkeit
des Essigmachens an den Ulmer und an Albrecht Meissel zu Nürnberg. 1756. Jan. 20 bezw. Jan. 27.
Orig. Pap. — Lehrbrief für den Hafnergesellen Carl Friedrich Heinlein aus Lauf, ausgestellt durch
Joh. Friedr. Lauterbach, Bürger und Spezereihändler zu Nürnberg. 1791- Sept. 7- Orig. Perg. —
Alfona, Museum: Abdrücke der im Besitze des Museums befindlichen Zunftsiegelstöcke. — Berlin,
AAärkisches Museum: Abdrücke der im Besitze des Museums befindlichen berlinischen und mär-
kischen Innungssiegel. — Cassel, Museum: Zunftsiegelabdrücke von Petschaften im Besitze des
AAuseums. — Darmstadt, Großherzogl. Hessisches Haus- und Staatsarchiv: Abdrücke der in der
Stempelsammlung befindlichen Zunft- und Handwerkssiegel. — Karlsruhe, Großherzogl. Badisches
General-Landesarchiv: Abdrücke der im Großherzogl. Bad. General-Landesarchive befindlichen
Zunftstempel. — Lübeck, Staatsarchiv: Abdrücke der im Staatsarchive befindlichen Zunft- und
Handwerkssiegelstöcke. — .Warburg, Kgl. Staatsarchiv: Lack- und Farbabdrücke der im Kgl.
Staatsarchive vorha:idenen Zunft- und Handwerkssiegel. — Schwerin, GroßherzogL Geheimes-
4*
— 52 —
und Hauptarchiv: Lackabdrücke der im Großherzo?!. Geh. und Hauptarchiv befindlichen Zunft-
und Handwerkssiegel. — Wien. Dr. Albert Figdor: Abdrücke der im Besitze desselben
befindlichen Zunftsiegelstöcke. — Wolfenbüttel, Herzogl. Landeshauptarchiv: Abdrücke der im
Herzogl. Landeshauptarchiv befindlichen Gildensiegelstöcke. — Nürnberg. Gebr. Beck: Be-
schreibung des Kühnlein'schen Hofes in Tennenlohe b. Schwabach. Pap. Hs. der 1. Hälfte des
19. Jahrh. 2".
BIBLIOTHEK.
Ges che nke.
Amberg. Franziskanerkloster: Wörtmann. Der Mariahilfberg bei Amberg. 1909-8. —
Augsburg. Stadtmagistrat: Stätten der Kultur. Herausgegeben von Burmann. Bd. 20:
Dirr, Augsburg. 1910. 8. — Bamberg H. Th. von Kohlhagen: Ders., Stammbuch- Register.
S. -A. 1910. 8. — Kgl. Neues Gymnasium: Jahresbericht für das Schuljahr 1909/IO.
1910. 8. — BaseL Universitäts- Bibliothek: Festschrift zur Feier des 450jährigen Be-
stehens der Universität Basel. 1910. 8. — Bayreuth. Kgl. Bayer. Chevauleger- Reg. N0.6:
Kunze, Geschichte des Kgl. Bayer. 6. Chevauleger- Reg. „Prinz Albrecht von Preußen" 1803 — 71-
1898. 8. — Berlin. Deutsche Bauzeitung, G. m. b. H., Verlag: Koch, Sächsische
Gartenkunst. 1910. 8. — Ce n tral-Moor- Comm ission : Protokoll der 65- Sitzung der
Central-Moor-Commission vom 14. bis 16. Juni 1910. 1910. 8. — Bruno Hessling,
Buchhandlung für Architektur und Kunstgewerbe: Kutschmann, Romanische
Baukunst und Ornamentik in Deutschland. Serie I. O. J- 2. — Kgl. Bibliothek:
Jahresbericht für das Jahr 1909/10. 8. — Kgl. Preuß- Kriegsministerium: Sanitäts-
bericht über die Kgl Preuß. Armee. Das XII., XIII. und XIX. Armeekorps sowie über das
Kaiserl. Ostasiatische Detachement für den Berichtszeitraum v. 1. Okt. 1907 bis 30. Sept. 1908.
1910.2. — Direktion des Märkischen Museums: Führer durch das Märkische Museum.
1910. 8. — Dr. A. Südekum M. d. R.: Agenda pour le VIII'"* Congi^s cooperatif international.
Hambourg, les 5, 6 et 7 septembre 1910. II. Fase. 1910. 8. — Berichte des Partei- Vorstandes der
sozialdemokratischen Partei Deutschlands an den internationalen Sozialisten- Kongreß in Kop.Mi-
hagen. 1910. 8. — Die Entwicklung der Genossenschaft und die Warenverteilungs-Einrichtungen.
1910. 8. — Die Sozialdemokratie in Kopenhagen [1910]. 8. — Kampffmeyer, G-, Die Irre-
leitung der öffentlichen Meinung in der Mannesmann-Angelegenheit. 1910, 8. — Thumwald,
Ermittlung über Eingeborenenrechte der Südsee. S.-A. O. J. 8. — Vademecum ä travers les
institutions cooperatives de Hambourg. 1910. 8. — Verein für Geschichte Berlins:
Berliner Kalender 1911. 2. — Ernst Wasmuth, Verlag, A.-G-: Dehio und v. Bezold,
Die Denkmäler der deutschen Bildhauerkunst. Lief. 8. O. J. 2. — Bibliographischer
Zen tral- Verlag: Bibliographie der Sozialwissenschaften. Jahrgang I. 1905- Gr. 8. — Blätter
für die gesamten Sozialwissenschaften, Januar bis Juni 1910. 8. — Berlin- Grunewald. Bodo
Ebhardt: Ders., Album. Darstellung von durch den Verfasser ausgeführten Restaurieiungen.
O. J. Qu. 8. — Berlin-Nürnberg. Verein de utscher I nge n ieu re. Der Verein deutscher
Ingenieure und seine Arbeiten. 1910. Qu- 8. — Berlin-Schöneberg. B uc hve rl ag d er Hilfe:,
Naumann, Sonnenfahrten. 1909- 8. — Bern. A. Francke, vorm. Schmid & Francke
Verlag: Preyer, Die Seele des Kindes. 7. Aufl. (Neubearbeitet v. Schaefer) 1908. 8. —
Renaissance-Monatsschrift. Herausgeg. von Josef Müller,. VIII. Jahrg. Heft 1 — 12. 1907. 8. —
Bielefeld. Verlags handlung Velhagen & Klasing: Künstler-Monographien Nr. 100 der
Liebhaber-Ausgabe: v. Boehn, Guido Reni. 1910. 8. — Braunschweig. Direktion des.
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Museum zu Braunschweig. 1910. 8. — Breslau. Professor Robert Becker: Ders., A'win
Schultz. Biographische Skizze. 1910. 8. — Bückeburg. G. Frommhold, Hof buchh andlun g:
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Budweis. K. K. den tsches Staa tsgymnas ium: XXXIX. Pro,2;ramm. Schuljahr 1909/10. 8. —
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Hause Witteisbach 1810 — 1910. 1910.8. — Essen-Ruhr. Fredebeul und Koenen. Verlag:
Keiter. Katholischer Literaturkalender. 1910. 8. — Fallsington. James H. Moon: Why
Friends (Anakers) do not Baptize with Water. 1909- 8. — Frankfurt a. M. J. St. Goar.
Verlag: Dietz. Stammbuch der Frankfurter Juden. 1907. 8. — Schnörkel, Verein jetziger
und ehemaliger Studierender an der Kunstgewerbeschule zu Frankfnrt a. M.
Jahresbericht über das 23. Vereinsjahr vom 1. April 1909 bis 3i- März 1910. 8. — K. Wehrhan:
Ders., Die Kapelle St. Amnrsbrunn bei Amorbach im Odenwalde. S.-A 1910. 2. — Ders.
Kinderbilder und Kinderreime über Zeppelin und seinen Luftballon. S--A. 1910.8. — Frauenfeld.
Huber & Co., Verlag: Schweizerisches Idindikon LXVIl. Heft. 1910. 4. — Freiburg i. Br.
Herdersche Verlagshandlung: Franz. Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter. Bd.
I und II. 1909.8. — Janssen, Geschichte des deutschen Volkes seit dem Ausgang des Mittelalters.
Bd. II und 111 (17- und 18. Aufl.), Bd. IV.. V und VI (l5- und 16. Aufl.), Bd. VII und VIII
(13- und 14. Aufl.). 1896/1904. 8. — Keppler, Mehr Freude. 1910. 8. — Matrikel der
Universität Freiburg i. Br. von 1460 — 1656. Heräusgeg. von Herm. Mayer. 1907/10. 8. —
Paulus, He.xenwahn und Hexenprozeß vornehmlich im 16. Jahrhundert. 1910. 8. — Toll,
Die deutsche Nationalkirche S. Maria dell' Anima-Neapel. 1909. 4. — August Richard
Maier: Ders., Niciaus Gerhäert von Leiden. 1910. 8. — Fürth i. B. Joseph Krönert.
Arnänd, Die unglückseligen Verliebten 1767. 8. — Jacobs, Ro.-äliens Nachlaß
Teil I u. II. 1835- 8. — Neue Miniaturbibliothek der deutschen Klassiker. 1839 u. 1841. 8. —
Oegg- Schäffler, Entwicklungsgeschichte der Stadt Würzburg. 188O. 8. — Gießen. Heim.
Bräuning: Ders., Ungedruckte Briefe Johann Heinrich Mercks. S.-A. 1910. 8. — Glogau.
Carl Flemming, Verlag: JuUian, Vercingetorise. Schulausgabe. O- J- 8. — Jullian.
Verkuigetorise. Übersetzung von Sieglerschmidt. 2. Aufl. 0- J- 8. — Göding. Deutsche
Landes-Oberrealschule : XII. Jahresbericht. Schuljahr 1909/10. 1910. 8. — Gotha.
E. F. Thienem ann, Verlagsbuchhandlung: Bär, Methodisches Handbuch der deutschen
Geschichte. Teil III. 1910. 8. — Gottschee. K. K. Staatsgymnasium: Fünfter Jahres-
bericht Schuljahr 1909/10. 1910. 8. — Gussenstadt. Georg Thierer: Ders., Chronik und
Stammbaum der Familien Thierer der schwäbischen Alb. 1908. 8. — Halle a. S. Wilh.
Knapp : Dümmler. Bau- und Kunst- Keramik alter und neuer Zeit Zwanglose Hefte. I. Jahrg.
Heft 1. 1899- Gr. 8. — Janku, Der Farbenstich als Voriäufer des photographischen Drei-
farbendrucks und nach seinen technischen und geschichtlichen Entwicklungs- Bedingungen. 1899-
8. — Miethe. Grundzüge der Photographie. 3. Aufl. 1903- 8. — Direktorium des Museums
für Kunst und Kunstgewerbe: Die Neuerwerbungen des Verwaltungs- Jahres 1909.
1910. 8. — Hamburg. Professor Dr. Otto Lauffer. Direktor des Museums für
Hamburger Geschichte: Ders., Zur Hamburgischen Volkskunde- S.-A. 1910. 2. —
Johs. E. Rabe: Ders., Einige Kasparszenen. S.-A. 1910. 8. — Ders., Kaspar Putscheneller.
— 54 —
S.-A. 1910. 8. — Hamin. Breer & Thiemänn: Frankfurter zeitgemäße Broschüren:
Bd. XXIX. Heft 9 u. 10. 1910. 8. — Hannover. Ernst Geibel, Verlag: Hannoverland.
Monatsschrift. 1907/09- Gr. 8. — Hahn 'sc he Buchhandlung: Hoogeweg, Verzeichnis
der Stifter und Klöster Niedersächsens vor der Reformation .... 190S. 8. — Ohlendorf,
Das niedersächsische Patriziat und sein Ursprung. 1910. 8. — Hannover- Kleefeld. Hermann
Peters. Apotheker: Ders.. Aus pharmazeutischer Vorzeit in Bild und Wort. I. Bd.,
3- umgearb. Aufl. 1910. 8. — Heidelberg. Dr. jur. Eberhard Frhr. von Künßberg,
Privatdozent: Acht Eine Studie zur älteren deutschen Rechtsspräche. 1910. 8. — Hildburg-
hausen. Dr. phil. Arthur Weihs: Ders., Das Pleistocän der Umgegend von Weimar.
0. J. 8. — Jena. Städtisches Museum für Ortsgeschichte: Jenaer Jahrbuch.
1. Jahrg. Das Jahr 1901. 1902. 8. — Kaiserslautern. August Gotthold's Verlagsbuch-
handlung: Blaul, Träume und Schäume vom Rhein. 3- Aufl. 1910. 8. — Kempten. Josef
K ÖS e 1 ' s c h e Buchhandlung: Edwald von Steinle. Des Meisters Gesamtwerk in Abbildungen.
Herausgeg. v. A. M. von Steinle- 1910. 8. — Literarischer Ratgeber für die Katholiken
Deutschlands. VIII- Jahrgang. 1909. 8. — Koblenz. W. Groos (L. Meinardus) Kgl. Hof-,
Buch- und Kunsthandlung: Eisenach, Erinnerungen an den Feldzug 1870/71. 1896. 8. —
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1893 — 1908. 8. — Leipzig. A. D eiche rt'sche Verlagsbuchhandlung: Wirtschafts-
und Verwaltungsstudien. Herausgegeben von Schanz. Bd. XXXIX. Frankenberg, Die
gemischten und reinen Hypotheken in Deutschland. 0. J- 8. — Dürr'sche Verlags-
buchhandlung. Philosophische Bibliothek Bd. 120. Fictite, Schleiermacher, Steffens über
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Werdandi-Bücherei. Bd. 4: Pastor, Altgermanische Monumentalkunst. 1910. 8. — Giesecke&
Devrient, Verlag: Hohenzollern-Jahrbuch 1908/1909. 2. — Leist, Die Notariats-Signete.
0. J. 2. — Konrad Grethleins Verlag: Muther, Geschichte der Malerei. 1909. 8. —
Fr. Wilh. Grunow, Verlag: Hohrath, Das Lied des Meeres. 1909. 8. — Joesten,
Literarisches Leben am Rhein. 1899. 8. — Niese, Licht und Schatten. 3- Aufl. 1908. 8. —
Niese, Minette von Söhlenthal. 1909. 8. — Der Staatsbürger. Halbmonatsschrilt Jahrg. 1910.
Heft 6 — 11. 1910. 4. — Otto H arrassowitz : Jahrbuch der deutschen Bibliotheken.
7- Jahrg. 1909. 8. — J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung: Hinrichs'scher Vierteljahrs-
Katalog. 65. Jahrgang (1910), Heft 2. 8. — Krüger & Co., Verlag: Engert, Die Sünden
der Päpste im Spiegel der Geschichte. Bd. I. 1910. 8. — Philipp Reclam jun., Verlags-
buchhandlung: Widmungsblätter an Hans Heinr. Reclam beim Erscheinen der Nr. 5000 von
Reclams Universal-Bibliothek. O. J. 2. — Linz a. D. Dr. Konrad Schiffmann: Ders.,
Die K. K. Studienbibliothek in Linz. 1910. 8. — London. Albert Schloss: Britten, Old
clocks and watsches & their makers. 2. Aufl. 1904. 8. — Ludwigshafen a. Rh. Gerisch&Co.:
Herzberg, Das Hambacher Fest. 1908. 8. — Magdeburg. Direktorium des Kaiser
Friedrich-Museums: Volbehr, Führer durch das Kaiser Friedrich - Museum der Stadt
Magdeburg. 1910. 8. — Soziaide m, Parteitags-Komitee: Von Fehden und Kämpfen.
1910. 8. — Verein zur Erhaltung der Denkmäler der Provinz Sachsen.
Jahrbuch der Denkmalpflege in der Provinz Sachsen. 1909. 1910. 8. — Mährisch - Ostrau.
Deutsche Landes -Oberrealschule : XXVII. Jahresbericht. Für das Schuljahr 1909/IO.
1910. 8. — Mannheim. Ernst Bassermann, Rechtsanwalt: Ders., Ahnentafel des
Rechtsanwalts und Stadtrats in Mannheim Ernst Bassermann : Mitglied des deutschen
Reichstags. 19 10. 4. — Bassermannsche Familiennachrichten. Nachtrag zu Heft 4. O. J. 8. —
Dr. Röhring, Oberstabsarzt a. D.: Haeser, Übersicht der Geschichte der Chirurgie
und des chirurgischen Standes. 1879. 8. — Peslmüller, Aus entschwundenen Tagen. 50 echte
Volkslieder in Wort und Weise. 15- bis 19. Jahrhundert. 0. J- 8. — Marburg N. G. Elwert'sche
Verlagsbuchhandlung: Böckel, Das deutsche Volkslied. 1908. 8. — Happel, Hessische
Burgenkunde. 1905. 8. — Hasenclever, Die Politik Kaiser Karls V. und Landgraf Philipps
von Hessen vor Ausbruch des schmalkaldischen Krieges. 1903. 8. — München. Georg
D.W. Callwey, Kunstverlag: Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten. Bd. VI: Das Schloß.
— 55 —
1910. 8. — Deutsches Museum: Verwaltungs- Bericht über das siebente Geschäftsjahr
des deutschen Museums. O. J. 2. — Histor. Museum: Histor. Ausstellung der Stadt
München. Katalog. 1910. S. — Münnerstadt. Kgl. Hum. Gymnasium: Jahresbericht.
Schuljahr 1909/10. 1910. 8. — Nauen. Verwaltung des Stadtmuseums: Verzeichnis
der Büchersammlung des Stadtmuseums zu Nauen. 1909- 8. — Neuburg a. D. Kgl. Real-
schule: 51. Jahresbericht für das Schuljahr 1909/10. 8. — Die Fünfzigjahrfeier der K. Real-
schule Neuburg a. D. am lO., ii. und 12 Juli 1909- 8. — Neumarkt. Leopold Bürk-
miller, Obersekretär: Ders., Führer durch Neumarkt i. Oberpf. und Umgebung. 2. Aufl.
1910. 8. — Newfouiidland. E. P. Morris: Ders., Newfoundland in 1910. O. J. 8. —
Nürnberg. Kgl. Altes Gymnasium: Jahresbericht für das Schuljahr 1909/10. 1910. 8. —
Krauß, Mitteilungen über die Zusammensetzung der Lehrerbibliothek des Alten Gymnasiums
nach ihren ältesten Beständen und Beschreibung Ihrer ältesten Drucke. Erster Teil 1910. 8. —
Fr. Bauereiss, Buchbin de r ei besitze r, k. b. Hoflieferant: Die Schau. Illustr. Beiblatt
der Nordbayerischen Zeitung. Halbjahrband Januarbis Juni 1910. 1910. 4. — K omm erzienrat
Paul Bauriedel: Ders., Festrede, gehalten an dem Veteranen-Abend der 40jährigen
Garnisons-Gedenkfeier und der vereinigten Veteranenvereine Nürnberg am 6. August 1910. 8. —
Otto Börner: Seiler. Das größere biblische Erbauungsbuch. 1786. 8. — Heerdegen-
Barbeck, Verlag: Knapp, Das Lochgefängnis, Tortur und Richtung in Alt- Nürnberg.
1907. 8. — Wolff, Nürnberger Papiergulden und Wohlfahrtspflege im Jahre 1870. 1908. 8. —
Kgl. Eisenbahndirektion: Amtlicher Führer durch die Sammlungen des Kgl. Bayerischen
Verkehrsmuseums in Nürnberg. 1907- 8. — August Jegel, Assistent am Kgl. Real-
gymnasium: Ders., Geschichte der Landstände in den ehemaligen Fürstentümern Ansbach —
Bayreuth 1500 — 1533. 1910. 8. — Kgl. Kunstgewerbeschule: Jahresbericht für das
Schuljahr 1909/10. 1910. 8. — L. Chr. Lauer, G. m. b. H., Münzpräganstalt: Ders,,
135 Lichtdrucke von Medaillen. 0. J. 2. — Ders. 66 Papier- Abdrücke von Medaillen. O. J.
Qu. 8. — Dr. phil. Job. Ley, Reallehrer: Lotzmann, Recension, Zusätze und
Berichtigungen zu Beckers Jost Ammann. Handschr. 0. J. 4. — Aus dem Nachlaß
des t Kgl. Oberstudienrates Frie dr. M ayer (Nachtrag): Baumgarten, Orthographische
Vorlegeblätter und Übungsstücke. 1818. Qu. 8. — Der KöniglicheBildersaal in der St. Moritz-
kapelle zu Nürnberg. 1829. 8. — Zweihundert Aufsätze in Stammbücher aus deutschen
Klassikern gewählt. O. J. Qu. 8. — J. Rosenbaum, Kaufmann: Abregd de l'histoire
d'aliemagne ä l'usage de la jeunesse des deux sexes. O. J. 8. — Biblia parva Hebraeo-
Latina. 1714. 8. — Ewald, Der dreißigjährige Krieg nebst dem westphälischen Frieden.
1830. 8. — Mauriceau, Der schwangeren und kreistenden Weibs- Personen allerbeste Hülff-
leistung. 1681. 8. — Miniatur-Bibliothek der deutschen Classiker. Anthologie aus den sämtl.
Werken v. Caroline Pichler. 1830. 8. — Niemeyer, Grundsätze der Erziehung und des
Unterrichts. 9. Ausg. 1832. 2. — Oeser, Weltgeschichte für Töchterschulen u. zum Privat-
unterricht. Teü I — III. 1843. 8 — Schrö:kh, Allgem. Weltgeschichte für Kinder. III. Teil.
1781. — Stunden der Andacht zur Beförderung wahren Christenthums. 28. Aufl. I. u. IL Abt.
1849. 8. — Wilh. Schmid, Nachf. Egon Schircks, H of musi kalienh an dlung :
Liszts musikalische Werke. Herausgegeben von der Franz Liszt-Stiftung. I. Für Orchester.
Symphonische Dichtungen Nr. 11 u. 12. 0. J. 2. — J. L. Schräg, Kgl. Hof -Verlags-
und Buchhandlung: Die Veröffentlichungen des Verlags von J. L. Schräg in Nürnberg
1810 — 1910. 1910. 8. — Wirklicher Geh. Hofrat Dr. von Schuh, Oberbürger-
meister: Schulz, Festschrift zur Einweihung des Künstlerhauses in Nürnberg am 3- Juli
1910. O. J. 4. — Professor Dr. R. Wölk an: Ders., Die Briefe des Eneas Silvius vor
seiner Erhebung auf den päpstlichen Stuhl. 1905- 8. — Pittsburgh. Carnegie Institute:
1909. The Carnegie Institute. Annual Report of the President oi the Board of Trustees,
for the Fiscal Yar April 1, 1909 — March 31. 1910. 1910. 8. — Posen. Direktorium
der Kaiser-Wilhelm-Bibliothek: Verzeichnis der Handbibliotheken des Lesesaales
und des Katalogzimmers. 1910. 8. — Regensburg. Kgl. Altes Gymnasium: Jahres-
bericht für das Schuljahr 1909/IO. 1910. 8. — Städtische Baugewerkschule: Jahres-
bericht für das Schuljahr 1909/10. 1910. 8. — J. Habbel, Verlag: Eichendorffs sämtliche
Werke. Histor.-krit. Ausgabe. Herausgegeben von Kosch und Sauer. Bd. XI: Tagebücher.
O. J. 8. — Deutsche Quellen und Studien. Herausgegeben von Kosch. Heft 1: Speyer
— 56 —
Raabes Hollunderblüte. 1908. 8. — Kgl. Neues Gymnasium: Jahresbericht nebst
Programm. Schuljahr 1909/10. 1910. 8. — Patin, Schüiergedichte, gesammelt und eingeleitet.
1910.8. — Dr. Heinrich Zimmerer, Kgl. Gymnasialprofessor: Deutsche Kolonial-
gesellschaft, Abteilung Regensburg: Verzeichnis der kolonialen Sonder-Ausstellung auf
der Oberpfälzischen Kreisausstellung zu Regensburg 1910 Mai — Oktober. 1910. 8. —
Riga. Eduard Fehre: Ders., 75 Jahre Arbeit der Gesellschaft für Geschichte und
Altertumskunde der Ostseeprovinzen Rußlands zu Riga. 1910. 8. — Rothenburg 0. d. T
Kgl. Realschule: Jahresbericht für das Schuljahr 1909/10. 1910. 8. — Rothenburg.
August Schnizlein, Kgl. Gymnasiallehrer: Georgii und Schnizlein, Die Miscellanea
reformatoria der Rothenburger Bibliothek. Beilage des 2. Jahresberichtes des Kgl. Progymnasiums
für das Schuljahr 1909/IO. 1910. 8. — Schleißheim b. München. Otto Hupp: Ders., Philipp
Apian's Bayerische Landtafeln und Peter Weiner's Chorographia Bavariae. O. J. Gr. 8. —
Speyer. Emil Heuser, Hauptmann a. D. und K. Bahn Verwalter: Ders., Die alten
Manufakturen für Fayence und für Steingut zu Flörsheim am Main. S.-A. O. J. 8. —
Ders., Englisches Porzellan von Flörsheim. S.-A. O. J. 2. — Ders., Die Dirnsteiner Fayencen
im Historischen Museum zu Speyer. S.-A. 1910. 8. — Stockholm. Frhr. v. Cederström:
Nordiska museet. Vägledning för besökande i lifrustkammaren . . . 1909. 8. — Straßburg.
Kunstgewerbemuseum: Jahresbericht für das Rechnungsjahr 1909. 1910. 4. — Stuttgart.
Frankh'sche Verlagshandlung: Regensberg, Der Mainfeldzug 1866. O. J. 8. —
Kgl. Kupferstichkabinett: Willrich, Alt- Stuttgart. Führer durch die Ausstellung des
Kgl. Kupferstichkabinetts Stuttgart. 1910. Qu. 8. — Hofrat Gerhardt Schön:
MedizinischesCorrespondenz-Blatt des württembergischen ärztlichen Landesvereins. Bd. LXXVH.
Nr. 2 bis Bd. LXXVIII Nr. 22. 1907/O8. 4. — Tübinger Blätter. Jahrg. Vfl — X. 1904/07. 8. —
Wien. K. K. Akademisches Gymnasium: Jahresbericht für das Schuljahr 1909/10.
1910. 8. — Carl Fromme, H of bu c h druckerei und Verlagsbuchhandlung:
Deutsche Mundarten. Zeitschrift für Bearbeitung des mundartlichen Materials. Herausgegeben
von Nagl. Bd. I Heft 1 — 4, Bd. II Heft 1 — 2. 1896/97- 8. — Gilhofer & Ransch-
burg, Antiquariat: Andorfer und Epstein, Musica in nummis. 1907. Gr. 8. — Carl
Graeser & Co.: Quellenschriften für Kunstgeschichte. Bd. XIV: Kailab, Vasaristudien.
1908. 8. Bd. XV: Des Bildhauergesellen Franz Ferdinand Ertinger Reisebeschreibung durch
Österreich und Deutschland. Herausgeg. v. Tietze-Conrad. 1907. 8. — Roeßler, Ferdinand
Georg Waldmüller. O. J. 8. — J. V. Kuli: Ders., Die Münzen und Medaillen der Witteis-
bacher als Reichsvikare. 1910. 8. — Ders., Das Münzrecht und die ehemals münzberechtigten
Stände im Bereiche des heutigen Bayern. S.-A. 1909- 8. — Seiner K. u. K. Apost. Maje-
stät Oberstkämme reramt: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten
Kaiserhauses: Bd. XXVII, 6. Heft und Register zum I. Teil. 1909. 2. — Bd. XXVIII 6. Heft.
1910. 2. — Wunsiedel. G. Kohler, Verlagsbuchhandlung: Albert Schmidt, Führer
durch das Fichtelgebirge und den Steinwald. 5- Aufl. 1910. 8. — Würzburg. Gesellschafts-
druckerei G. m. b. H.: Ullrich, Die katholischen Kirchen Würzburgs. 1871. 8. — Gesell-
schaf t für fränkische Geschieh te: Fünfter Jahresbericht. 1910. 8. — Veröffentlichungen
der Gesellschaft für fränkische Geschichte: Erste Reihe, erster Band: Chroniken der Stadt
Bamberg. Zweite Hälfte: Chroniken zur Geschichte des Bauernkrieges und der Markgrafen-
fehde in Bamberg, bearbeitet und herausgegeben von Chroust. 1910. 8. — Zweibrücken.
Kgl. Human. Gymnasium: Jahresbericht für das Schuljahr 1909/10. 8.
Tausch.
Kallmeyer, Die evangelischen Kirchen und Prediger Kurlands. Bearbeitet und bis
zur Gegenwart fortgesetzt von Otto. 2. Ausg. 1910. 8.
Ankäufe.
Grübeis Gedichte in Nürnberger Mundart. Erstes Bändchen. 1802. 8. — Grübeis sämt-
liche Werke. Zweiter Band. 1835-. 8. — v. Plänkner, Piniferus. Taschenbuch für Reisende in
d. Fichtelgebirge. 1839. 8. — Scherber, Umsichten a. d. Ochsenkopf am Fichtelgebirge. i8ll. 8.
Heyer von Rosenfeld'sche Stiftung. Archiv für Stamm- und Wappenkunde: Sach-
register zum X. Jahrg. Heft 1 des XI. Jahrgangs. 1910. 8. — Rietstap, Armorial g^ndral.
Fasz. VI. Supplem. & Fase. VII Supplem. 1909 und 1910. 8. — Thieme-Becker, Allgem.
Lexikon der bildenden Künstler. IV. 1910. 8.
)7 —
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Oeslerreichische Privafsammlungen. Band I. Die Bronzen der Sammlung Guido von Rhö
in Wien, herausgegeben vim Dr. Edmund Wilhelm Braun, Wien 1908. Verlag von Anton
SchroU & Co. 36 Seiten und LI Lichtdrucktafeln. 4.
Es ist eine erfreuliche Erscheinung im heutigen Kunstleben, daß jetzt auch die privaten
Sammlungen mehr und mehr der Öffentlichkeit erschlossen werden. Nicht nur gestatten neuer-
dings vielfach die Besitzer die zwanglose Besichtigung ihrer Schätze, sondern sie tragen auch
für eine würdige und zweckentsprechende Veröffentlichung des von ihnen zusammengebrachten
Kunstgutes Sorge oder genehmigen doch wenigstens eine solche durch einen opferwilligen Kunst-
gelehrten. Der große Vorteil, den Kunstwissenschaft und Kunstfreunde von derartigen Publi-
kationen haben, springt ohne weiteres ins Auge.
Die vorliegende Publikation, die als erster Band einer Folge von Katalogen privater Samm-
lungen gedacht ist, verdankt ihr Entstehen der Initiative des Troppauer Museumsdirektors, der
auch die Bearbeitung mit der allen Braun'schen Arbeiten eigenen großen Sachkenntnis übernahm
und durchführte. Die Antwort auf die Frage, ob ein Buch nötig und zweckmäßig ist, ergibt sich
aus der Brauchbarkeit, und da muß ich aus meiner eigenen Erfahrung bei der Herausgabe des
großen plastischen Katalogs des Germanischen Nationalmuseums bestätigen, daß das Werk mir
ganz vorzügliche Dienste geleistet hat und mir für die Bestimmung mancher Arbeiten nicht
nur von großem Nutzen, sondern sogar oft von grundlegender Bedeutung war.
Wie bei jedem Katalog, so besteht auch bei diesem der Hauptwert in den trefflichen
Lichtdruckabbildungen, die in der Tat für Vergleiche ein Material von bestmöglicher Qualität
bieten. Aber die Abbildungen gewinnen erst Leben durch die Erklärungen des Kunstgelehrten.
Bei diesen gefällt mir besonde.'-s die Zurückhaltung, mit der der Verfasser subjektive Urteile
über Zuschreibungen etc. gibt. Diesem Kataloge braucht man durchaus nicht skeptisch gegen-
überzutreten, denn der Verfasser ist selbst skeptisch und hat durchaus nicht den zweifelhaften
Ehrgeiz, bei jedem Werk auch dessen Meister wissen und nennen zu wollen.
Dr. W. Josephi.
Augsburg. Von Plus Dirr. Bd. 20 der Stätten der Kultur, herausgegeben von
Dr. Georg Biermann. Verlegt bei Klinkhardt & Bier man n, Verlagsbuchhandlung in Leipzig.
8**. 268 S. mit zahlreichen Abbildungen.
Wenn man sich in dieses mit einer großen Zahl guter Abbildungen ausgestattete
Büchlein vertieft, so wird sich einem mehr und mehr die Erkenntnis aufdrängen, daß hier
auf beschränktem Raum ein umfassendes Stück Arbeit geleistet worden ist. Die Achtung
wird wachsen , wenn man in Erwägung zieht, daß brauchbare Vorarbeiten nur in sehr
geringem Maße vorlagen, daß darum in vielen Teilen förmlich aus dem Fundament herauf
gearbeitet werden mußte. Dies erhöht den Wert der Schrift ganz wesentlich. Der Verfasser
bedient sich einer frischen, kernigen Sprache. Lebendig schildert er die wechselvollen Schick-
sale der ehemaligen Reichsstadt, die in alter Zeit durch das kaufmännische Geschick ihres
Handels und die Lebenskraft des heimischen Gewerbes blühte. Mit großem Geschick weiß
er in den Ernst der Darstellung interessante heitere Episoden hinein zu verweben. Er fußt
auf den Quellen und ist darum in der Lage, auch manche Irrtümer zu beseitigen. So zerstört
er die romantische Sage von dem allzu bescheidenen Anfang des nachher w^eltberühmten
Geschlechtes der Fugger und erweist er die Meinung als durchaus unhaltbar, daß die Fugger
und Welser die Schöpfer der altaugsburger Handelsgröße gewesen. Höchst ergötzlich ist die
Schilderung der stets üblen Finanzlage Kaiser .Ma.Kimilians, der fast immer auf „einem
Stelzen und bei einem Pfeifer" tanzte, wenn es auf sein eigenes Geld ankam. Das Wirt-
schaftsleben ist in seinen verschiedenen Stadien treffend dargestellt. Licht und Schatten sind
in objektiver Art gleichmäßig verteilt. Die Charakteristik Konrad Peutingers läßt dies besonders
— 58 —
erkennen. Auch der Baukunst, der Malerei und der Plastik ist eine gebührende Aufmerksam-
keit gewidmet. Der einzelne Künstler ist zuweilen sogar mit einer über den Rahmen des
Werkes hinausgehenden Sorgfalt gewürdigt. Ich denke hier z. B. an Hans Holbein d. Ä-,
Burgkmair, Amberger und Elias Hell. Von allgemeinem Interesse ist auch die Erzählung von
den Spötteleien älterer Zeiten über die zur Lächerlichkeit ausegdehnten Paritätsbestrebungen.
Man darf getrost sagen, wenn wir dies hübsche Schriftchen aus der Hand legen:
Es ist eine vortreffliche, gründlichst durchreifte Arbeit, der wir alle Anerkennung zollen müssen.
Dr. Fritz Traugott Schulz.
Walther von der Vogelweide. Eine Gabe für das deutsche Haus von Const.
Heisterbergk (M. C. Frfr. von Malape rt- N e u f ville). Dresden-Leipzig, E. Pierson's
Verlag 1910. 8. 257 S.
Die Übersetzung eines Dichterwerkes ist und bleibt eine gewagte Sache. Wir kommen
eben niemals über die alte Tatsache hinweg: Die Sprache ist nicht nur eine zufällige äußere
Form, in welcher der künstlerische Wille eines Dichters zu sinnlich faßbarem Ausdruck
gelangt, sondern sie bildet ein organisches Stück des Wesens seiner Kunst selbst.
Dieses Umstandes ist sich die Herausgeberin vorliegenden Buches durchaus bewußt.
Er ist es, der sie in ihrem dankenswerten Bestreben, Walther von der Vogelweide dem
deutschen Hause zurückzugeben, zur Beibehaltung des Urtextes veranlaßte. Nur so ist es
dem Leser möglich gemacht, die wahre Persönlichkeit unseres größten mittelalterlichen
Lyrikers in all ihrem Gedankenreichtum, ihrer naiven kernigen Lebensfreude und bunten
Vielseitigkeit kennen und zugleich den Charakter der Zeit verstehen zu lernen. Anderer-
seits aber muß, um die breite Menge dem Verständnis für die Größe von Walthers Kunst
zuzuführen, das von der Herausgeberin unseres Buches angewandte Mittel einer dem Originaltext
des Mittelhochdeutschen gegenübergestellten Übersetzung in die Sprache unserer Zeit nicht
nur als völlig gerechtfertigt, sondern sogar als außerordentlich zweckdienlich erscheinen. Die
Art und Weise, wie die Übersetzerin ihrer schwierigen Aufgabe gerecht zu werden sucht,
verdient Anerkennung. Noch mehr dürfte die getroffene Auswahl der dargebotenen Lieder
und Spruchdichtungen als eine glückliche zu bezeichnen sein. Auch die den einzelnen
Dichtungsarten vorausgeschickten Bem.erkungen erfüllen ihren Zweck , durch leicht faßliche
Mitteilung des in erster Linie Wissenswerten den Leser einzuführen. Vor allem gilt das auch
von der die ersten 37 Seiten des Buches füllenden, mit Abbildungen besonders reich geschmückten
Lebensskizze des Dichters.
Da sich das Buch außer den hier hervorgehobenen Vorzügen auch durch eine zweck-
dienliche, einfache, aber gediegene Ausstattung mit kräftigen klaren Drucktypen auszeichnet,
so dürfen wir in ihm ein weiteres anerkennenswertes und Erfolg verdienendes Zeugnis jener
Bestrebungen unserer Zeit erblicken, deren hohes Ziel es ist, ein aufrichtiges persönliches
Verhältnis zwischen dem deutschen Volk und den geistigen Schätzen seiner Vergangenheit
zu schaffen. Dr. Alfred Graf.
Beiträge zur Westfälischen Kunstgeschichte. Herausgegeben von Dr. Herrn. Ehren-
berg, Professor an der Kgl. Universität Münster. Heft 3. Die mittelalterliche
Malerei in Soest von Dr. Hermann S c h m i t z. 1906. C 0 p p e n r a t h sehe
Buchhandlung, Münster (Westf.). 4^. XV u. 148 S. mit 16 Tafeln.
An brauchbaren Vorarbeiten zur Geschichte der älteren Malerei Westfalens und speziell der Stadt
Soest fehlte es nicht. Aber noch stand eine Darstellung zusammenfassender Art aus. Sie zu schreiben,
hatte sich H e rm a n n Schmitz zum Ziel gesetzt. Er arbeitet aus dem Einzelnen ins Ganze
und aus diesem ins Allgemeine. Zunächst beschäftigt er sich mit den Werken selbst, die er dann
unter einem größeren Gesichtspunkt im Zusammenhang betrachtet, um weiterhin das gewon-
nene Resultat in Beziehung zu setzen zu den großen Problemen der Kunstgeschichte überhaupt.
Ein reiches Vergleichsniaterial ist herangezogen, und es wurden dadurch Ergebnisse gezeitigt, die
uns nötigen, das Buch als ein solches von grundlegender Bedeutung zu betrachten. Es ist mit
Gefühl und viel Wärme geschrieben, manchmal erscheint sogar der Boden reiner Sachlichkeit zu-
gunsten einer fast dichterisch angehauchten Darstellung verlassen. Die Stellung der Werke der
— 59 —
Soester Kunst innerhalb der engeren und weiteren deutschen Kunst ist klar erkannt. Wir sind
damit einen wesentlichen Schritt in der Erkenntnis weiträumiger Beziehungen weitergekommen.
Auch die Plastik ist als Parallelerscheinung in die Darstellung mit einbezogen worden. Es ist
nur zu wünschen, daß sich an dieses und die vorhergehenden Hefte weitere von gleicher Sorgfalt
in der Durchdringung der Stoffe anschließen. Dr. Fritz Traugott Schulz.
Führer durch das Fichtelgebirge und den Steinwald. Herausgegeben im Auftrage des Fichtel-
gebirgs- Vereins von Dr. Albert Schmidt. Mit einer Spezialkarte l : 100000 und einem
Plan der Luisenburg. — Fünf te, neubearbeitete Auflage. — Wunsiedel im Fichtelgebirge. Verlag
von G. Kohl er. 1910. 217 fbezw. 250) S. S''.
Gegenüber dem unentrinnbaren Zauber anderer Waldlandschaften, deren lachende Anmut
und minder versteckte Reize alle Welt, am lautesten vielleicht der Schnellreisende im D-Zug,
zu rühmen weiß, scheint die herbere Schönheit des mehr abseits gelegenen Fichtelgebirges zunächst
kaum bestehen zu können. Wenn dieser nun in neuerer Zeit mehr und mehr ihr Recht geworden
und in den letzten Jahrzehnten die Zahl der Durchmarschierenden, der länger Verweilenden, vor
allem die der alljährlich wiederkehrenden Freunde des östlichen Bayreuther Oberlandes in stän-
digem Wachsen begriffen ist, so hat zweifelsohne das tüchtige, von herzlicher Liebe des Verfassers
zu seiner und seiner Voreltern Heimat diktierte Wanderbuch ein gutes Teil zu solch besserer
Würdigung in Touristenkreisen beigetragen. Tatsächlich sind unter den ungezählten Mittel-
gebirgsführern wenige, die ihre vielfachen Aufgaben so ernst zu nehmen wissen wie Dr. A. Schmidts
handliches Werkchen, das nun zum fünften Mal als zuverlässigster Weggefährte in jenes Wald-
gebiet sich einstellt. Die sehr gelungenen einleitenden Kapitel, in denen der anerkannt beste
Kenner des Gebirgs u. a. über die Geschichte desselben, seine Bewohner, deren Nahrungszweige,
Dialekte, Sagen, etc. aus intimster Kenntnis dieser Verhältnisse heraus sich verbreitet, werden
von den Käufern des Büchleins mit Nutzen studiert werden. Der eine und andere dieser in frischer,
anregender Art geschriebenen Abschnitte könnte jedem heimatkundlichen Lesebuche zur Zierde
gereichen. Mit aller wünschenswerten Gewissenhaftigkeit sind die eigentlichen touristischen
und die ortsgeschichtlichen Angaben zusammengetragen. Die vielen eingestreuten naturkund-
lichen, insbesondere geologischen und mineralogischen Weisungen geben neben den entsprechenden
Einführungen auch dem Laien gute Gelegenheit zu einem ausreichenden Verständnis des eigen-
artigen Aufbaus des Gebirges und seiner hochinteressanten geologischen Details vorzudringen.
H-w-n.
Medaillen und Plaketten. Von Dr. Max Bernhard. (Bibliothek für Kunst- und Anti-
quitätensammler, Band I). Berlin 1911- Ric hard Carl Schmi dt & Co. ISO S.
Das Buch gibt in gedrängter Kürze Auskunft über die Entwicklung der Medaille, über
Preise von Medaillen und Plaketten, Fälschungen, Konservierung, Herstellung von Abdrücken;
es gibt eine Übersicht über die Literatur und ein Verzeichnis der Signaturen. Daß auf so
engem Raum eine eingehende Belehrung nicht gegeben werden kann, ist selbstverständlich;
doch kann das Werkchen als Einführung in das Studium dieses Kunstzweigs wohl empfohlen werden
und bietet in den beiden letzten Abschnitten auch dem Fachmann ein willkommenes Hilfsmittel.
Paul Schultze- Naumburg, Kulturarbeiten, Band 5: Das Schloß. Herausgegeben vom
Kunstwart. München. Bei Georg D. W. Callwey im Kunstwart- Verlage. 1910. 300 S. 4®.
In seinen Kulturarbeiten hat Schultze-Naumburg ein außerordentlich wichtiges und ver-
dienstvolles Werk begonnen. Der Erfolg ist nicht ausgeblieben: allenthalben sehen wir die
von ihm angeregten Gedanken mehr und mehr zur Tat werden. Mit dem vorliegenden Bande
nun dehnt der Verfasser sein Tätigkeitsgebiet abermals weiter aus und setzt seine Arbeit in
gleich frisch zugreifender, von feinstem künstlerischem Empfinden zeugender Weise fort.
Die Fähigkeit, gute neue Schloßanlagen zu schaffen, ist heute so gut wie ganz verloren
gegangen. Und was die alten Schlösser anlangt, so wird das, worin ihre Schönheit eigentlich
besteht, nur selten wirklich verstanden; entweder reißt man sie rücksichtslos nieder oder man
macht sie zu Opfern der überall grassierenden Restaurierwut. Da will Schultze-Naumburg
schützend und aufklärend einsetzen. Er möchte sein Buch nicht nur in der Hand des Bau-
- 60 —
Schülers und des fertigen Architekten, sondern auch des Besitzers von Schlössern wissen. Wir
aber können noch hinzufügen, daß wir es auf dem Bücherbrett eines jeden künstlerisch inter-
essierten Menschen zu sehen wünschten, denn es enthüllt zaubergleich eine Fülle leuchtender
Schönheit aus vergangenen Zeiten.
In den beiden ersten Abschnitten stellt Schnitze- Naumburg das mittelalterliche Schloß
dem modernen Schloß, das die italienische Renaissance dem Norden geschenkt hat, gegenüber.
Er zeichnet mit wenigen Worten nur, aber scharf und treffend, wie aus dem alten Typ der
neue sich entwickelt hat und wie mit der Renaissance der Geist der Vereinfachung, Klärung
und größtmöglichen Ausnutzung des Baumaterials in den Schloßbauten der Zeit Form gewann.
Das Schloß als befestigte Burg wird nur einleitend geschildert. Wichtig ist für den Zweck,
den der Verfasser verfolgt, ja auch erst die Zeit, von der an das Schloß viel mehr den Cha-
rakter des gastlich einladenden, als des trotzig gegen außen sich abschließenden Gebäudes er-
hält und das zur Repräsentation eingerichtete Wohnhaus des Herrschenden wird. Denn wenn
heute jemand sich ein Schloß baut, wird er vernünftigerweise sich keine mit dicken Mauern
und starken Türmen drohende Burg errichten. — Im Anschluß an diese beiden ersten Kapitel
werden dann die Fragen, die die Grundrisse, die Toreinfahrten, die Höfe, die Vorfahrten, die
Freitreppen, die Gartenparterres, die Terrassen, die Laubwände, Laubgänge und Alleen, die Um-
wehrungen und endlich die Nebengebäude angehen, erörtert. Das Innere und den Ausbau
des Schlosses streift Schultze-Naumburg nur, da beides im nächsten Bande der Kulturarbeiten,
der das moderne Wohnhaus behandeln soll, zur Sprache gebracht werden wird. Immerhin
ist zu bedauern, daß der Verfasser nicht auch in diesem Bande schon einige Beispiele guter
Inneneinrichtung und guten Ausbaues vorgeführt hat. Man erwartet das. Auch würde das
Buch dadurch an innerer Geschlossenheit bloß gewonnen haben.
Doch was will der kleine Mangel — wenn er wirklich einer ist! — den Vorzügen dieser
ausgezeichneten Arbeit gegenüber bedeuten! In schlichter, knapper, von Anschauung gesättigter
Sprache weiß der Verfasser seine Gedanken zu entwickeln und klar vor uns auszubreiten. Alles
Wesentliche hebt er faßlich heraus. Von haltlos schwärmender Ästhetelei keine Spur. Seine
praktische Tätigkeit als Architekt übt ihre wohltuende Wirkung auf seine schriftstellerische
Tätigkeit und bewahrt ihn vor jeder Unsachlichkeit, denn nichts erzieht ja mehr zur sach-
lichen Behandlung einer künstlerischen Frage als eben die Beschäftigung mit der Architektur.
Unterstützt werden die vorzüglichen Ausführungen durch ein reiches, mit vielem Takt
ausgewähltes Abbildungsmaterial, das namentlich Schlösser und Schloßgärten aus dem 18. und
dem Anfang des 19- Jahrhunderts wiedergibt und offenbar zum größten Teil nach eigenen Auf-
nahmen des Verfassers hergestellt ist. Es ist ein hoher Genuß, diese Abbildungen an sich
vorüberziehen zu lassen. Sie sind klar und übersichtlich, ohne dabei doch jene Kälte, über-
mäßige Schärfe und befremdende Nüchternheit zu besitzen, durch die sonst Architektur- Bilder-
werke oft so unerquicklich und irreführend wirken. Stets hat Schultze-Naumburg einen bild-
mäßigen Ausschnitt angestrebt, stets die Lichtführung und die Verteilung der Tonwerte auf
das Zarteste berücksichtigt. Ich verweise da besonders auf die Aufnahmen von Burg Hirsch-
horn am Neckar, Lausnitz bei Neustadt a. O., Schloß Fasanerie bei Meiningen, der Terrasse
von Siegburg a. S. und auf die Abbildungen in den Kapiteln ,, Laubwände, Laubgänge und
Alleen" und „Umwehrungen". Nur ein Künstler freilich, der auch Maler, Landschaftsmaler, ist,
kann so stimmungsvolle, künstlerisch gerundete, überzeugend wirkende Photographieen schaffen.
Das handliche Buch bedeutet zweifellos eine der hervorragendsten Erscheinungen auf
dem Felde der praktischen Kunstpflege. Und gar manchem wird, wenn er es durchgelesen
hat zu Mute sein, als ob ihm auf einmal eine Binde von den Augen gelöst sei und er jetzt
erst sehen gelernt habe. Dr. Heinrich Höhn.
Jahrbuch der Zelt- und Kulturgeschichte 1909. Dritter Jahrgang. Herausgegeben von
Dr. Franz Schnürer. Freiburg i. B. Herdersche Verlags han dlung. 1910. 8°.
Herders Jahrbuch der Zeit- und Kulturgeschichte sucht einen Überblick zu geben über
die Geschehnisse und Ergebnisse auf den verschiedensten Gebieten in Kirche und Staat, in
Literatur, Kunst und Wissenschaft, die das verflossene Jahr gezeitigt hat. Berechtigten die
beiden ersten Jahrgänge des Unternehmens zu den besten Hoffnungen, daß es sich günstig
— 61
weiter entwickeln werde, so zeigt der dritte Jahrgang, daß die Erfahrungen, welche mit den
voraufgehenden gemacht wurden, verständnisvoll veiwertet worden sind. Als bewährter Leiter
blieb Schnürer an der Spitze, auch die Mitarbeiter sind fast durchweg dieselben geblieben.
Die bisher gegebene geschichtsphilosophische Einleitung ist fallen gelassen. Dafür hat das Werk
wertvolle Eru'eiterungen erfahren. Neu aufgenommen ist ein Beitrag über Slawistik. Das in
Aussicht genommene Referat über Kriegswissenschaften mußte wegen Erkrankung des Referenten
unterbleiben, ebenso der bisher gegebene Beitrag über Germanistik. Die einzelnen Berichte —
es sind im Ganzen 30 — sind erstattet von umsichtigen, mit den behandelten Stoffen durch-
aus vertrauten Fachgelehrten, die es an der erforderlichen Objektivität nicht fehlen lassen und
in ruhigem Abwägen und Urteilen auch nichtkatholischen Richtungen vollauf gerecht werden.
Bei der immer weiter gehenden Spezialisierung auf allen Gebieten der Wissenschaften bietet
das Jahrbuch einen ausgezeichneten Führer zur Orientierung auf den Gebieten, die dem Ein-
zelnen ferner liegen. Dr. A. Neu haus.
Friedrich der Große, Briefe und Erlasse. Herausgegeben von Ferdinand Reinhold,
Frankfurt a. M. und Berlin. Verlag von Moritz Diesterweg. 1909. 8°.
Aus der überreichen Fülle der Briefe und Erlasse Friedrichs des Großen bringt Reinhold
eine mit Sorgfalt und gutem Verständnis getroffene Auswahl, die bestimmt ist, den Schul-
unterricht zu ergänzen und zu beleben. Es spricht aus ihr der erfahrene Lehrer, dem daran
gelegen ist, unserer Jugend die Gestalt des Heldenkönigs näher zu bringen. Das Büchlein
kann Lehrern wie Eltern nur warm empfohlen werden. N.
Abb. 10. Meister des Dutuitschen Ölbergs. Kreuztragung. Kupferstich. 15. Jahrh.
— 62
NOTIZEN.
Eine Ausstellung kultur- und medizin-geschichtlicher Werke.
Auf der Internationalen Hygiene-Ausstellung Dresden 1911 soll eine besondere „Historische
Abteilung" den Stand der Gesundheitspflege in den verschiedenen Zeitaltern und bei den ver-
schiedenen Völkern, auch den Naturvölkern, vorführen. Die Geschichte der Gesundheitspflege
greift in ausgedehntestem Maße auf die Kulturgeschichte hinüber, in vielen Beziehungen ist
sie mit dieser identisch. Es handelt sich daher einerseits um die Ausstellung von Werken, die
auf die Geschichte der Gesundheitspflege im allgemeinen oder auf spezielle Gebiete derselben
Bezug haben, von alten Gesundheitsbüchern und Werken über Gesundheitspflege, Kranken-
versorgung, Seuchenabwehr usw. Andererseits sollen auch alle die neueren Werke zur Aus-
stellung gebracht werden, die historische oder ethnographisch-folkloristische Gebiete behandeln,
welche in irgend einem Zusammenhange mit der Hygiene stehen. Es sind also auch Bücher
zugelassen, die sich mit der Geschichte z. B. des Wohnungswesens, der Technik der Wasser-
versorgung, der Abfallbeseitigung, des Straßenbaues etc., der Sitten und Gebräuche gesund-
heitlicher oder gesundheitswidriger Art, der hygienisch einschlägigen Technologie, der gesetzlichen
Maßnahmen bezüglich Seuchenbekämpfung, Lebensmittelkontrolle, Städtereinigung, Schiffs-,
Hafen- und Verkehrshygiene, Verhütung der Geschlechtskrankheiten usw. befassen.
Um dieser literarischen Ausstellung, der schon sehr interessantes Material zur Verfügung
steht, die gebührende Folie zu geben, hat sich die Ausstellungsleitung entschlossen, für die
,, Historische Abteilung" eine eigene Bibliothek einzurichten, in der die Werke in Glas-
schränken verwahrt und allen ernstlichen Interessenten unter Überwachung zur Einsicht zu-
gänglich gemacht werden sollen. Sofern es sich um interessante Manuskripte bezw. illustrierte
Werke handelt, deren Bilder ein besonders wertvolles Motiv vorführen, ist auch eine Ausstellung
außerhalb der Bibliothek in Glasvitrinen etc. vorgesehen, ähnlich wie für Miniaturen, Kupfer-
stiche, Holzschnitte usw. Es werden hierfür noch Anmeldungen entgegengenommen, insofern
es sich um hygienisch besonders interessante Objekte handelt. Der Kunstwert tritt hinter dem
Inhaltswert zurück.
Die ausgestellten Gegenstände werden unter dem Vermerk ,, verkäuflich" mit dem Namen
des Ausstellers geführt.
Da auch keine Gebühren den Ausstellern erwachsen, so haben Buchhändler und
Antiquare eine seltene Gelegenheit, ihre historisch wertvollen Schätze ohne irgendwelches
Risiko einem größeren Publikum zu zeigen. Bei der Historischen Abteilung der Internationalen
Hygiene- Ausstellung Dresden 1911, Dresden-A., Zwickauerstraße 35, können Auskünfte eingeholt
werden. Anmeldungen müssen bis spätestens Ende November erfolgen.
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe.
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, Nürnberg.
loio Nr. 4.
Oktober — t)es«emt>er.
ANZEIGER
DES
GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS.
CHRONIK DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
STIFTUNGEN.
Für die allgemeinen Zwecke des Museums stiftete ein niciit genannt sein wollender Gönner
unserer Sache den Betrag von 6000 Ji, während uns als Legat eines verstorbenen Freundes
dessen Namen wir leider auch nicht nennen dürfen, die Summe von 3000 JL zufiel.
Als Stiftungen zu den Grunderwerbungen zwecks Erweiterung des Germanischen Museums
dürfen wir noch nachtragen:
je 5000 A von Herrn Geh. Kommerzienrat Dr. ing. Richard Pintsch in Berlin
und von Herrn Philipp Ritter von Schoeller, Mitglied des öster-
reichischen Herrenhauses, in Wien;
je 3000 JL von Herrn Rudolf Messe, Verleger des Berliner Tageblatts, in Berlin und
von der Badischen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen ;
je 1000 A von Herrn August Scher 1, Zeitungsverleger und Verlagsbuchhändler, in
Berlin; von Herrn Edgar Speyer in London; von Herrn Geh. Kommer-
zienrat Heinrich Hornschuch in Fürth; vom Herrn Geh. Kommer-
zienrat T h e 0 d. v. G u i 1 1 e a u m e in Köln und von 3 ungenannt
bleiben wollenden Gönnern,
f Mit Hilfe dieser Stiftungen und dem Erträgnisse der am 20. Oktober und die folgenden Tage
gespielten Geldlotterie konnten wir neben der Bestreitung der gesetzlichen Gebühren des Kauf-
vertrages usw. 868 000 JL an dem Kaufpreise des mehrerwähnten Anwesens zu 1200 000 Ji
abzahlen; der Rest von 332 000 JL harrt noch der Deckung. Wir hoffen indessen zuver-
sichtlich, daß noch manche Gönner unserer Sache sich bereit finden werden, uns zur Deckung
dieser drückenden Schuldenlast behilflich zu sein.
NEUANGEMELDETE JAHRESBEITRÄGE.
Von Vereinen: Buenos Aires. Deutscher Lehrer-Verein 10 JL. Cadolzburg. Verkehrs-
und Verschönerungsverein 3 JL Jerusalem. Freier Deutscher Verein 20 Ji Los Angeles. Turn-
verein „Germania" 20 M. Riga. Gewerbe- Verein 50 Ji San Francisco. Deutsch-Amerika-
nischer Verband von Kalifornien 10 JL Straßburg. Burschenschaft „Germania" 5 JL
Von Privaten. Altdorf. Präparandenlehrer Geiger (bisher 1 JL) 2 JL; Kgl. Kanzlei-
expeditor Hauck 1 JL 50 i)) ; Seminarassistent Hüttinger 2 J^: Pfarrer Weber 2 JL Annweiler.
Prokurist Ernst Oechsle 1 Ji. Ansbach. Schlachthofdirektor Betscher 3 JL; I. Staatsanwalt
Edelmann 3 Ji; Baurat Frauenholz 3 JL; Fabrikbesitzer Paul Glüber 5 JL; stellvertretender
Landgerichtsdirektor Haas 3 JL; Rechtsanwalt Mainer 3 Ji; Baurat Maxon 3 JL; Schulrat Dr.
Orth 3 Ji; Architekt Ros 3 JL Augsburg, prakt. Arzt Dr. Adolf Hagen 10 Ji; Dr. phil. M.
Hagen Vorstand der Landwirtschaftlichen Untersuchungsanstalt 3 JL; Molkereibesitzer Hans
Krüger in Göggingen 2 Ji; Fabrikbesitzer Adolf Martini 20 JL; Hofrat Dr. Ernst Mayr 5 JL;
Antiquitätenhändlerswitwe Emilie Oberdorfer 3 JL; Postdirektor H. Pfeifer 3 JL; Dr. Hermann
Purpus Syndikus der Handelskammer 3 JL; Großhändler Kurt Scheler 5 Ji; Fabrikdirektor
Karl Specht 5 JL; Architekt Max Wanner 8 JL; Gymnasiallehrer Wilhelm Zorn in Hersbruck
— 64 —
3 M. Berlin. Professor Dr. A. Bannow (bisher 10 M.) 20 Jü; Kaufmann Willielm Krebs, Leut-
nant der Reserve 10 JL Bern. Professor Dr. L. Singer 10 JL Bernburg. Kommissionsrat
Koch 3 A; Dr. med. Stünzner in Güstrow 3 M. Bunzlau. Professor Comnick (bisher 2 M.) S M.
Cadolzburg. Kgl. Pfarrer Wilh. Beck 1 A; Steuerrevisor Heimstädt l JlL\ Lehrer Hans Schmidt
in Roßstall 2 JL; Lehrer Sighng in Roßstall 2 JL Coblenz. Ingenieur A. Andrd 10 JL; Carl
F. Schmidt in Horchheim 5 Ji. Crefeld. Architekt Paul Karhausen 3 JL Dachau. Gutsbesitzer
Philipp Fellmann in Sickertshofen 2 JL; Geistlicher Rat Karl Ramlo, Pfarrer in Indersdorf 2 JL
Darmstadt. Geheimer Schulrat Dr. Eduard Otto \0 JL Oinkelsbiihl. Stadtkaplan Hafner i JL;
Kgl. Professor Kuhn l M.; Kgl. Professor Ulrich 1 JL Eger. Christof Jobst 3 JL Eggenfelden.
Rechtsanwalt Böckl 2JL; prakt. Arzt Schick 3 JL; Notariatskonzipient Schöpperl 2 JL El-
lingen. Stadtkaplan Schindler l JL Erlangen, stud. phil. Nicco Kikkert 3 A Eßlingen.
Kgl. Hofrat Max Schreiber, Verlagsbuchhändler 5 JL Eutin. Oberlehrer Halbig 3 JL; Ober-
lehrer Dr. Hoffmann 3 JL; Gymnasialdirektor Kunnemann 3 JL Feucht. Zimmermeister HöU-
fritsch 1 M. Frankfurt a. M. Franz Roeckle 3 JL Frankfurt a. 0. Fabrikbesitzer Georg Sturm
in Döbeln i. S. S JL Friedland. Gymnasiallehrer Hauck 3 JL Greding. Ingenieur Fritz Oß-
berger in Thalmässing 2 JL; Notar Josef Spörl 2 JL Greiz. Kaufmann Gustav Spiegel 3 JL
Groß-Umstadt. Dr. phil. Bernius 2 Jl; Dr. med. Gefe 2 J^ Gunzenhausen. Kgl. Oberinspektor
W. Hamm 2 JL; Kgl. Amtsrichter H. Link 2 JL; Kgl. Bezirksamtmann Rauck 2JL; Kgl.
Forstmeister W. Sauer 2 JL Güstrow. FräuleinJahn, Lehrerin i JL Hagenau. Professor Lempfried,
Gymnasialdirektor 3 JL Hannover. Regierungsrat Rudolf Andreae 3 JL; Bankier Wilhelm
Basse 3 JL; Oberlehrer a. D. Fritz Blumenthal 3 JL; Fabrikdirektor A. Brosang in Wunstorf
\0 JL; Hofjuwelier Carl Busch SM.; Rentier Everhd. Delius 3 JL; Landesrat Dr. jur. Drechsler
3 JL; Buchhändler Otto Drowatzky 3 JL; August Eickenrodt 5 JL; Konsul a. D. Emil Flörke,
iJL; Hoflieferant Louis Fuge 5 .>^; Verlagsbuchhändler Otto Goedel 20 A; Hermann Greis 10 J^;
Rentier Konrad Grupen 5 A; Bankdirektor Hasper 10 JL; Regierungsratswitwe Frieda Herzog
2 M; Regierungsrat H. Heydemann 10 JL; Institutsdirektor Dr. phil. Hinneschiedt 10 JL; Ren-
tier J. E. Hirschfeld 3 M; Konsul Fr. Höhlt 20 JL; Frau Konsul Houget 10 M.; Bankdirektor
Jul. L. Isenstein lO M.; Rentier Hermann Korhammer 10 JL; Professor Dr. Kunze, Bibliotheks-
direktor 3 JL; Bankier JuHus Mendel 10 A; Konsul Wilhelm Meyerholz \0 JL; Max Noggerath
\o JL; Professor Dr. ing. Adolf Prinzhorn 20 JL; Geheimer Oberjustizrat von Reden, Senats-
präsident SJL; Sartorius Rheinhold 10 J4; Fabrikbesitzer Dr. phil. Hugo Riemann S JL; Landes-
bauinspektor Scheele 3 JL; Fabrikdirektor W. Siercke 5 JL; Otto Steinvorth 3 M; Walter
Steinvorth 30 JL; Dr. med. Bruno Stölting 10 JL; Wilhelm Touraine 10 JL; Landesbaurat Ves-
senius3»^; Rentier A. Wasserfall lOjt; Rentier Adolf Willecke 30 A Heilbronn. Buchhändler
Fr. Stritter 2 JL Heilsbronn. Expositus Horst 2 JL; Oberamtsrichter Chr. Rausch 2 JL
Höchst a. M. Chemiker Dr. Föcking 1 JL; Chemiker Dr. Hübner 1 JL; Chemiker Dr. Klöffler
2JL; Prokurist Recke 1 JL; Prokurist Alfred Schmidt 1 M; Chemiker Dr. Tropp 2JL; Chemiker
Dr. Unverzagt 2 JL; Chemiker Dr. Vogdt 1 JL Jena. Gymnasiallehrer Dr. Lauterbach 1 M.
Immenstadt. prakt. Arzt Dr. Bergleiter 3 M; Ingenieur L. Rausch 5 M Kaufbeuren. Kgl.
Notar Schub 3 JL; Kgl. Gymnasiallehrer Dr. Spelthahn 1 JL Kipfenberg. Kgl. Forstmeister
Andreas Baier in Rappenszeil 2 A; KgL Forstamtsassessor Oskar Mayer 2 A Lauf. Kgl. Pfarrer
Gottfried Blendinger 2 Jt; Fabrikdirektor Robert Buchner 3 JLl Rechtsanwalt Dr. Grieshammer
2JL; Curatus Petzold 2 Ji).-, Privatier J. M. Ruttenstein (bisher 1 JL) jetzt 2 M.; Bäckermeister Paul
Schönlein in Ottensoos2c^6.; Kaufmann Unger2 J^.; Kgl. Steuerverwalter Weidmann 2 JL Leipzig.
Professor Dr. Hans Bucherer in Biebrich a. Rh. 3JL; E. H. Otto Solf in Altenburg 10 A; Oberpost
kassenbuchhalter Alfred Welcker 3 JL Lübeck. Professor Dr. R. Struck 10 JL Ludwigshafen.
Chemiker Dr. Reindel 3 JL Marburg. Archivrat Dr. Küch 3 JL Mellrichstadt. Professor
Dr. Charles Droz in Soröze 2 JL; Kaplan Zeißner in Nordheim a. Rhön 2JL. Merseburg. Landes-
rat Dr. Nitschke 3 JL Michelstadt. Rechtsanwalt Schäfer 1 JL München. Irmgard Freiin
von H axthausen 3 JL^r Neumarkt i. 0. Kgl. Rektor Dr. Drescher 2 M. Neuwied. Frau Land-
rat von Elbe 3 JL; Fräulein Mathilde Ludowici in Aubach 3 JL Nidda. Großkaufmann Fried-
rich Engler in Bad-Salzhausen 10 JL Nordhausen. Brauereibesitzer Richard Schenke, Haupt-
mann der Reserve (bisher Z M) S JL; Professor Gustav Trittel 2 JL Nördlingen. Lehrer Otto
— 65 —
Aumüller 1 JL; Apothekenbesitzer Konnid Böhner 2 M.; K,i,i. Bahnverwalter Gustav Bott 1 M.;
Kgl. Reallehrer Gottfried Buckel 2 Ji; Kgl. Oberbauinspektor Wilhelm Emrich 2 JL; städtischer
Baurat Max Gaab l M.; Schreinernieister Friedrich Geyer l .M.\ Privatier Otto Heller 2 M.;
Kaufmann Emil Henning 1 A; Kgl. Seminaroberlehrer Michael Kapeller 2 J(i; Kgl. Bezirkstierarzt
Gustav Kaeppel 1 M.; Frau Pauline Meyer, Privatierswitwe 2 M.; Kaufmann Fritz Münzinger
1 M.; Bankier Heinrich Pullich 1 M.; Kgl. Amtsrichter Theodor Rehm 2 JL; Hauptlehrer
Leonhard Schmid 1 Jl.; Kgl. Amtsrichter Ernst Schmidt 2 M.; Rechtsanwalt Georg Schmidt
1 JL; Kaufmann Friedrich Schneidt, Mag.- Rat 2 JL; Glasermeister Fritz Steier l JL; Groß-
kaufmann Otto Weilbach 2 M. Nürnberg, prakt. Arzt Dr. med. August Beckh 10 JL; Kgl.
Professor Rudolf Schiestl, Maler und Radierer 3 JL; Privatlehrer Bernhard Siegen 3 JL; Kgl.
Hauptkassier Ziegler 3 JL Oberndorf i. W. Rechtsanwalt Bock 3 JL; Oberamtsrichter Mohr
3 M.; Redakteur Dr. Renz 1 JL; Schwarzwälder Bote 5 JL; Dr. jur. Wilh. Wolf, Direktor des
Schwarzwälder Boten 3 JL Oldenburg. Bauinspektor Achenbach 6 Ji; Amtshauptmann Ahl-
horn in Baut 3 A; Architekt Kurt Boschen 3 JL; Bankier W. Cropp 3 Ji.; Dr. phil. Hugo Ephraim
6 JL; Amtsrichter Fortmann in Heppeus 10 JL; Geheimer Baurat Klingenberg 3 JL; Stadtbau-
meister Kühn in Delmenhorst 5 JL; Rechtsanwalt Lohse 5 JL; Kaufmann Lorenz, Oberzahl-
meister a. D. in Wilhelmshaven \0 M.; Dr. Moeller, Direktor der Navigationsschule in Elsfleth
5 JL; Professor Narten 3 JL; Hofkunsthändler Carl G. Oncken 3 M; Bauinspektor Witzel 6 JL;
Brauereibesitzer Wüchner 5 JL Olmütz. Privatier Leopold von Balthazar \ JL 10 ^; K. K.
Gymnasialdirektor Adolf Daumann 1 JL 70 Jö\; Stadtverordneter Max Deutsch 1 JL 10 B\;
K. K. Professor Franz Ingrisch \ JL 70^; Stadtphysikus Dr. Adolf Hofranyi 1 A 70 ^; Stadt-
verordneter Max Stachowetz l Jl 70 ^; Plauen I.V. Baumeister Oskar Keßler 3 JL; Amtsge-
richtsrat Petzke 3 JL; Architekt Rösler 3 JL Prag. A. Ritter von Lanna jr. 10 Kr. Rehau. Kgl. Ober-
amtsrichter Deinhardt 3 JL Reichenbach i. V. Stadtrat Braune, i. Fa. Elkan & Co. (bisher 5 A) 10 A
Rochlitzi. S. Heinr. Schlobach 5 JL Saalfeld a. S. Postinspektor Friedrich 3 A Säckingen. Fabri-
kant Ignatz Berberich 10 Jl; Dr. Franz Berberich 3 JL; GroßherzogL Notar Dr. H. Blümel2A;
Oberzollinspektor Prokopp 2 JL: Hermann Freiherr von Schönau in Schwörstadt 3 ^fL San
Francisco. Henry Snorkey 10 Dollar. Schwabach. Fabrikbesitzer Chr. Ludw. Abrie 1 JL;
Prokurist Eduard Boller 1 JL; Kgl. Oberamtsrichter Eberlein 2 JL; Lehrer Philipp Engel 1 Ji;
Kgl. Gymnasiallehrer W. Gaenßler 1 JL; Kgl. Gymnasiallehrer Dr. Haas 1 JL; Kgl. Bezirks-
amtsassessor Haase 1 Ji; Kgl. Postverwalter Hoffmann 1 JL; Fabrikbesitzer Hugo Jaeger 2 JL;
Fabrikbesitzer Otto Jaeger 2 JL; Fabrikbesitzer H. Jung 2 JL; Kgl. Bezirksamtsassessor Kalb
1 JL; Kgl. Gymnasiallehrer Meiser 1 JL; Maurermeister Ludwig Merz 1 JL; Maurermeister Max
Merz 1 JL; Kgl. Bezirksamtmann Prückner 1 JL; Fabrikbesitzer Karl Reiner 2 JL; Fabrik-
besitzer Paul Reiner 2 Ji; Kommerzienrat Fritz Ribot 3 JL; Fabrikbesitzer Konrad Ribot 3 JL;
prakt. Arzt Dr. Richter 2 JL; Fabrikbesitzer Th. Staedtler 2 JL Schwabmünchen, prakt. Arzt
Dr. Schwab 3 JL Schwandorf. Distriktstierarzt Ludwig Hofbauer 3 JL; Rittmeister a. D. Alfred
Hofmann in Charlottenhof b. Schwandorf 6 JL Schwarzenbruck. Fräulein Kunigunde Beck
1 JL; Lehrer Johann Kämpf in Fischbach 1 Ji; Bäckermeister Konrad Worzer in Ochenbruck
1 JL Stargard. Gasdirektor Ehlert 1 JL; Stadtrat Hesse 1 JL; Pastor Polzenhagen 1 JL Straß-
burg. Regierungsrat Gronau iOjL; Geheimer Oberregierungsrat Dr. Dieckhoff, Vortrag. Rat des
Kais. Statthalters 5 Jfi; Universitätsprofessor Dr. Ficker (bisher 2 A) 10 JC; Konservator Knauth,
Münsterbaumeister 10 JL; Rentner Karl Lamarche 20 ^ifL; Universitätsprofessor Dr. Polaczek,
Direktor des Kunstgewerbemuseums S JL; Dr. Schwander, Bürgermeister der Stadt Straßburg
5 Jt,; Universitätsprofessor Dr. Spiegelberg 5 JL; Universitätsprofessor Dr. Thiele, derz. Rektor
der Universität 3 JL; Universitätsprofessor Dr. von Tuhr iO Ji; Universitätsprolessor Dr. Wollen-
berg 5 Ji; Archivdirektor Dr. Winckelmann 3 Ji Tauberbischofsheim. Professor Dr. Bernays
(bisher 1 JL) 2 Ji; Professor Emmerich 2 JL; Lehramtspraktikant Gölz 2 JL; Professor Grein
2 JL; Stadtpfarrer Karl 2 JL; Gewerbelehrer Maurus 2 JL; Lehramtspraktikant Schleyer 2 JL
Torgau. Oberlehrer Weber 3 JL Thurnau. Pfarrer Baumgärtner 3 JL Vohenstrauß. Forst-
meister Meyer 2 Ji Weimar. Hofrat Compter 2 Ji; Baurat Ehrhardt 3 JL Wittenberg. Frei-
herr von Bibra 3 Ji; Oberlehrer Dr. Kliche 3 Ji; Gymnasialdirektor Dr. Rammelt 3 JL Würzen.
Professor Eberhardt 1 JL; Professor Dr. Ilberg, Rektor 1 A Zirndorf. Kartonagenfabrikant
A. Schaal 2 JL; Fabrikant H. Schuhmann 2 JL; Schuhwarenlager J. C Wiegner 2 Ji
— 66 —
EINMALIGE BEITRÄGE.
Budapest. Chr. Bols, Direktor der Budapester Gaswerke 20 Kr. Hannover. Direkt, a. D.
Gustav Nißle iO JL; Rentier Gustav Peters 5 A
ZUWACHS DER SAMMLUNGEN.
KUNST- UND KULTURGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN.
Von den nachstehend einzeln aufgeführten Zugängen sind folgende drei Stücke besonders
hervorzuheben: die von einem Haus in Nürnberg stammende Verkündigungsgruppe, die kleine
niederba^erische Lindenholzstatuette der Maria mit dem Kinde und das zu Ende des 16. Jahr-
hunderts entstandene Schmuckkabinett. Die Verkündigungsgruppe besteht in zwei
freiplastisch durchgeführten Sandsteinfiguren, welche dem Jahre 1504 angehören und viel von
der künstlerischen Art des Veit Stoß an sich haben. Besondere Beachtung verdienen auch die
von musizierenden Engelsgestalten belebten Konsolen, an deren einer die genannte Jahrzahl an-
gebracht ist. Das Haus, von dem sie herrühren, wird in einem Kaufbrief vom Jahre 1578 das
Haus zum Savoyischen Kreuz genannt und ist unter dieser Bezeichnung auch heute noch bekannt.
Die Lindenholzstatuette der Maria mit dem Kinde (Abb. 1 1 ) bezeichnet
insofern gerade für uns eine erfreuliche Bereicherung, als sie mit Bestimmtheit der Richtung
des Hans Leinberger in Landshut (nachweisbar 1516 — 1530) zuzuteilen und dieser
interessante Künstler bislang bei uns nur mit einer Arbeit, einem Holzrelief der Kreuzigung
Christi, vertreten ist. Die Skulptur weist einige kleinere Ergänzungen auf, die aber die Figur
als solche so gut wie ganz unberührt gelassen haben. Charakteristisch ist für diese die straffe
Parallelfältelung des Gewandes und die ausnehmend weiche Behandlung der Brüche. Der Kopf
erscheint etwas zu klein im Vergleich zu der Masse des Körpers, bei dem die Kleidung das maß-
gebende Moment bildet. Das Schmuckkabinett, das in der Höhe 21,5 cm, in der Breite
21 cm und in der Tiefe 14,5 cm mißt, ist in seiner Art ein wahres Prachtstück (Taf. III und
Abb. 12). Es ist in Eisen gearbeitet und außen mit sich verschlingendem Bandwerk reich geätzt.
Vergoldete Bronzebeschläge und seitliche Handgriffe erhöhen den Reiz, den das Kästchen an sich
schon besitzt. Im Innern finden wir oben einen größeren Behälter, auf dessen vergoldeter Deck-
platte der Verkauf Josefs durch seine Brüder in gravierter Technik dargestellt ist, unten zehn
kleine Schubfächer, die durch die herabklappbare Vorderwand verschlossen werden können.
Wir haben es mit einer Arbeit vom Ende des 16. Jahrhunderts zu tun, deren Ursprungsort sich
mit voller Sicherheit nicht festlegen läßt.
Geschenke.
Augsburg. Frl. Anna Krafft von Delmensingen: Bayerische Oberforstrats-
uniform, 19. Jahrh. — Berlin. Präsident des Reichs-Versicherungsamtes Dr. Kaufmann:
Medaille auf den 1. Präsidenten des Reichs-Versicherungsamtes Dr. Bödiker. Bronze. Model-
liert von Prof. Hosaeus in Berlin. — Drosendorf. Franz Kißling: Festzeichen des I. Wiener
Turnvereins, 1886, Weißmetall; Festzeichen des 11. Gauturnfestes zu Korneuburg, 1893, Weiß-
metall; Fr. Ludw. Jahn, Weißmetall-Medaille, 1896; Festzeichen anläßlich des 2. Bundes-Turn-
festes in Salzburg, 1896, Weißmetall; Bronzemedaille auf Kaiser Franz Josef 1. von Österreich,
1898, von R. Marnhall; Messingmedaille auf Kaiser Franz Josef I. von Österreich anläßlich des
Jubiläums-Schießens in Wien 1898; Festzeichen des XII. Gauturnfestes zu Hetzendorf, 0. J.,
Weißmetall. — Graz. K. K. Major F r i e d r. Hochenegg: Glasscheibe mit Wappen des
Deutschordenskomtur Wolfgang von Hoheneck. — Mannheim. Reichstagsabgeordneter Bas-
sermann: Uniform eines badischen Landgerichtspräsidenten, Ende des 19- Jahrh. — Frau
Geheimrat Karl Ladenburg: Uniform eines Österreich-ungarischen Konsuls, Ende des
19- Jahrh. — Nürnberg. Landgerichtsrat Gunzenhäuser: Silbernes jüdisches Beschneide-
messer, Anfang des 19. Jahrh. — Frl. Mathilde Lanzenberge r: Ein Paar violette
Lederpantoffel mit Goldpressung, Nürnberger Arbeit, 1841. —Andreas Obermeyer:
Acht verschiedene Fundgegenstände der älteren Bronzezeit (Armringe, Bügel, Beschlag), aus-
gegraben in Harpe im Kreis Lüchow (Hannover). — Wilhelm Rehlen: Strickzeughalter
— 67 —
aus Silber, Anfang des l8. Jahrh. — Konsul Karl Schräg: Bronzemedaille auf Joh. Leonh.
Schräg anläßlich des lOOjährigen Bestehens der Verlagsbuchhandlung J. L. Schräg in Nürnberg
im Jahre 1910 von Fr. Zadow und L. Chr. Lauer. — Postmeister Struck: Eiserne Öllampe
von der Insel Spiekeroog. — Verein für Münzkunde: Silbermedaille desselben auf
das ssojährige Bestehen des Handelsvorstandes in Nürnberg und auf die Einweihung seines
neuen Hauses im Jahre 1910 von L. Chr. Lauer in Nürnberg. — Pappenheim. Frl. A n t o n i e
Craemer: Gedrechselter Sakristeistuhl aus der Kirche zu Schaffhausen bei Harburg im Ries
Abb. 11. Maria mit dem Kinde. Lindenholz.
Niederbayerisch. Um 1515.
Ende des 18. Jahrh. — Frl. M i n a D u r c h h o 1 z e r: Anhänger in Form einer in Silber ge-
faßten Klaue, 18. Jahrh., und messingener Wachsstockhalter mit Perlenstickerei, 19- Jahrh. —
Prag. K. K.Oberleutnant Sigmund Reach: Bronzene Jubiläumserinnerungsmedaille für
die bewaffnete Macht, österreichisch. 189S. für aktive und inaktive Militärpersonen; österr. bron-
zenes Jubiläumskreuz für aktive Militärs und inaktive Offiziere, 1908; österr. bronzene Erinne-
rungsmedaille (sog. bosnische Erinnerungsmedaille) für aktive Militärs, 1908. — Viechtach. Be-
5*
— 68 —
zirksarzt Dr. Aldinger: Krippendarstellung, Wachsarbeit mit Seidenstickerei, 18. Jahrh. (im
Tausch f^egen eine Dublette des Kupferstichkabinetts); ältere Bandagen und Aderlaßgeräte. —
Wien. Rudolf Neuberge r: Bronzemedaille auf das Kaiser - Huldigungsschießen der
Schützenvereine Niederösterreichs in St. Polten, 1910, hergestellt vom Geschenkgeber.
Ankäufe.
Plastik, Originale. Apostelfigürchen von der Bekrönung eines kirchlichen Gerätes (Mon-
stranz?), vergoldeter Bronzeguß, um 1500, gefunden in Reichelsdorf bei Nürnberg. — Ver-
kündigung, zwei Sandsteinfiguren mit Sockeln vom Hause Winklerstraße 24 in Nürnberg, 1504.
— Lindenholzstatuette der Maria mit dem Kinde, niederbayerisch, um 1515, aus der Richtung
des Hans Leinberger von Landshut (Abb. 11). — Türgriff in Gestalteines weibhchen Kopfes,
Bronzearbeit, um 1600.
Gemälde. Ölgemälde einer weiblichen Halbfigur, um I830.
Hausgeräte. Schmuckkabinett, reichgeätztes Eisenkästchen mit vergoldeten Bronze-
beschlägen, Ende des 16. Jahrhundert. (Abb. 12 u. Taf. 111). — Steinzeugkrug mit dem
Abb. 12. Schmuck-Kabinett. Eisen, mit Bronzebeschlägen.
Ende des 16. Jahrhunderts.
Pappenheimer Wappen, 1798. — Blumenvase in Gestalt eines Stiefels, blaugemalte Nurnoerger
Fayence, 18. Jahrh. — Kaffeeservice, Bayreuther Manufaktur, gelb mit Silbermalerei, 18. Jahrh.
— Bemalte Holztruhe, 18. Jahrh. — Eingelegte Holztruhe mit Messingbeschlägen, 18. Jahrh.
— Geschliffenes Glas, Anfang des 19. Jahrh. — Silberner Strickzeughalter, Anfang des 19- Jahrh.
Tracht und Schmuck. Grüner Seidenrock mit Blumenstickerei und rote Seidenjacke,
2. Hälfte des 18. Jahrh.
Technische Instrumente. Kupferner Doppellöffel eines Zinngießers, 1771-
Medaillen. Silbermedaille auf Rudolf August von Braunschweig anläßlich der Eroberung
von Braunschweig, 1671. — Silbermedaille auf Karl Philipp von Braunschweig anläßlich seines
Anzeiger des Germanischen Museums 1910.
Tafel III
Schmuckkabinett. Eisen, mit Bronzebeschlägen.
Ende 16. Jahrhundert.
— 69 —
Todes, 1690, von Karlsten. — Silbermedaille auf Elisabeth Christine von Braunschweig anläßlich
ihrer Abreise, 1707. — Silbermedaille auf August Wilhelm von Braunschweig anläßlich des Jubi-
läums der Confessio Augustana (1730). — Silberne Schraubenmedaille auf die Hinrichtung von
Joseph Süß Oppenheimer, 1738, mit 19 illuminierten Bildern. — Silbermedaille auf Georg 11.
von England, Prämienmedaille der Universität Göttingen von Mörikofer, 0. J. — Silbermedaille
auf die Ehe von P. P. Werner, 18. Jahrh.
D e p 0 s i t a.
Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg.
Kilian Koch, Messingjeton, 1587. Imhoff II, 805, 8. — Nürnberger Dukat, 1644, Gold.
Inihoff I, 24, 22. — Silbermedaille auf Joh. Michael Dilherr, 1667. Imhoff II, 714, 20. —
Zinnerne Schraubenmedaille auf die Siege der Verbündeten 181 3 von Th. Stettner. Mit illu-
minierten Schlachtendarstellungen. — Bronzemedaille auf die Einweihung des Rathauses zu
Dresden 1910 von O. Doli.
Verein für Münzkunde in Nürnberg.
Zwei Prägestempel zur Medaille auf das 350jährige Bestehen des Handelsvorstandes in
Nürnberg und auf die Einweihung seines neuen Hauses im Jahre 1910 von L. Chr. Lauer.
HISTORISCH-PHARMAZEUTISCHES ZENTRALMUSEUM.
Geschenke.
Drosendorf (Niederösterreich). Franz Kißling: Galgenmännlein (Alraunwurzel);
Schlafdorn.
Ankäufe.
Bronzener Mörser, 15-— 16. Jahrb., aus Spandau. — Sammelband mit pharmazeutischen
Schriften der 1. Hälfte des 16. Jahrh. — Benoit Textor, De la maniere de preseruer de la Pe-
stilence et den guerir, selon les bons Autheurs, Lyon, 1551- — Jan Abraham von Gehema, Der
reformierte Apotheker, Bremen, 1688. — Georg Ernst Stahl, Fundamenta Chymiae, Nürnberg
bei Wolfg. Moriz Endter, 1723. — Kupferplatte mit eingraviertem Wappen des Apothekers
Joh. Georg Leipold, 18. Jahrh. — „Specification derer Bade- und Cur-Gäste, welche sich im
Jahre 1796. des Mineralischen Gesundheitsbades und Brunnens in Lauchstädt bedienet
haben". — Geschliffene Flasche mit eingeschmolzenem Glasgefäß, Anfang des 19. Jahrh. —
Dr. Ferdinand Wurzer, Die Heilquelle zu Schwalheim. Leipzig, bei Joh. Ambros. Barth, 1821.
— Döbereinersches Feuerzeug, zweiteiliges Gefäß zum Entwickeln von Wasserstoffgas, 1. Hälfte
des 19- Jahrh. — Dr. H. Roth, Die drei Stahlquellen zu Schwalbach nach ihrer Verschiedenheit
und Wirksamkeit. Wiesbaden, Verlag von Wilh. Roth, 1856. — Fünf Achatmörser und zwei
Achatstößer, 19. Jahrh. — Dr. Herm. Vierordt, Medizinisches aus der Geschichte. Tübingen, 1910.
DEUTSCHES HANDELSMUSEUM.
Geschenke.
Höchst a. M. Kaufmann Alfred Schmidt: Je ein Fahrschein der Taunus-Eisen-
bahn von Höchst nach Soden und von Frankfurt nach Soden. — Nürnberg. Kommerzienrat
Theodor Beckh: Drei Konvolute mit Preiskurants, Geschäftsempfehlungen, Kurszetteln,
Kursblättern, Frachtbriefen und Fracht- Preiskuranten aus der 1. Hälfte und der Mitte des
19. Jahrh.; 10 Blätter auf den Handel bezüglich aus der 1. Hälfte des 19- Jahrh. — Dr. W.
H a d e 1 i c h: Hölzerner Ellenstab mit verschiedenen Maßen. — Weimar. Dr. P. M i t s c h k e:
Sachsen- Weimarischer Reisepaß, 1852.
- 70
KUPFERSTICHKABINETT.
Unter den Neuerwerbungen des vergangenen Vierteljahres verdienen vor allem einige
Hand Zeichnungen Erwähnung. Hier wurde diesmal namentlich dem 18. und 19- Jahr-
hundert besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Es gelang, ein reizvolles, zart und sicher ge-
zeichnetes Blatt von Franz Xaver Habermann (1721 — 1796) in unseren Besitz zu
bringen. Der Künstler, der als Zeichner, Radierer und Bildhauer in Augsburg sich niederließ
und Lehrer der dortigen Akademie war, gibt in der vorliegenden Tuschzeichnung eine reich aus-
gestattete Bühnendekoration in antikisierendem Geschmack. Lichtdurchflutete Säulenhallen
umgeben einen geräumigen Hof. In der vorderen Halle bewegen sich mit pathetischen Gesten
mehrere Schauspieler. Ihre Kostüme haben ein gewisses zeitgeschichthches Interesse, da sie
im Sinne der Zeit aus antikisierenden Elementen und Motiven der damahgen Tracht (Reifrock)
wunderlich gemischt sind. Der Charakter der Architektur ist durchaus der einer anmutig schmük-
kenden Kulisse. Mit dem Maßstabe strenger, das Tektonische prüfender Kritik darf man nicht
an sie herantreten. Der Entwurf trägt hnks unten die Bezeichnung: „Habermann, Statuarius
Augtae inv. et Del. 1759" und ist die Vorzeichnung für Blatt 3 der vom Künstler gestochenen
Folge von Theaterdekoration (Jessen Nr. 1751)-
Eine Kreidezeichnung Wilhelm von Kaulbachs, die wir erwarben, trägt leider
kein Datum. Sie gehört aber offenbar einer Zeit an, da der Meister seinen Stil längst gefunden
hatte. Das beweisen der sichere Wurf des Ganzen und die feste klare Linienführung. Wir sehen
Macbeth auf scheu gewordenem Roß einhersprengen und die Rechte abwehrend gegen die fünf
auf ihn eindringenden und ihm die Königskrone weisenden Hexen erheben.
Künstlerisch weit gehaltvoller aber als diese von Manierismus nicht freie Schöpfung, die
man jedenfalls als Vorarbeit für ein größeres Gemälde anzusehen hat, ist der große 4,45 ni hohe
und 2,20 m breite Karton von JohannFriedrich Overbeck. Er stellt die Himmel-
fahrt der Jungfrau Mari a dar (Abb. 13). Aus dem Grab, um das die Apostel anbetend knieen,
schwebt die Jungfrau, von acht singenden, blumenstreuenden und Weihrauchfässer schwingen-
den Engeln umgeben, zum Himmel empor. Über ihrem Haupte erscheinen zwei eine Krone
haltende Engel. Unter ihr knieen und stehen auf Wolken Adam und Eva, David, die Harfe
schlagend, Christus, Johannes und verschiedene weibliche und männliche Heilige, die ihr, in
Andacht versunken, nachbhcken. In der lieblichen Landschaft, die sich tief zu Füßen der Ge-
stalten hinzieht, sieht man Jerusalem in der Ferne und im Vordergrund links die Porträts zweier
Geistlicher, vielleicht zweier Auftraggeber des Bildes. Wahrscheinlich haben wir es hier mit
dem Karton zu dem Gemälde zu tun, das im Jahre 1829 der Kunstverein in Düsseldorf und das
Domkapitel in Köln bei dem Künstler bestellten. Er vollendete die Zeichnung 1847, das Bild
im Jahre 1854. Es wurde in der Marienkapelle des Kölner Domes aufgestellt. Der Karton ist
ein bezeichnendes Beispiel nazarenischer Kunst, die an Tiefe und Innigkeit religiösen Empfindens
mit der Kunst der alten Deutschen und Italiener zu wetteifern suchte. — Das eingehende Stu-
dium italienischer Meister (Albertinelli) bezeugt namentlich der zweite Overbecksche Karton,
den wir ankauften und der die Heimsuchung schildert. Er ist vermutlich für das Ge-
mälde gleichen Inhalts gearbeitet, das Msgr. Arnaldi, Erzbischof von Spoleto, für die Kirche
Sa. Maria Au.xilium Christianorum bei Spoleto bestellte. Overbeck begann es im Juli 1866. Bei
seinem Tode im Jahre 1869 war es noch nicht ganz vollendet. Er hatte aber vorher (1867/68)
dieselbe Komposition für ein kleineres Ölbild verwendet, das in Lübecker Privatbesitz überging.
Schließlich möchten wir noch auf die interessante große, in Kupferstich ausgeführte A n-
sicht von Würzburg hinweisen, mit der wir unsere Abteilung der Stadtpläne und Pro-
spekte vervollständigten. Sie wurde nach einer Zeichnung von Neumann im Jahre 1723 von
Johann Salver, einem Künstler, der sich vor allem durch eine große Anzahl von um 1695 — 1724
geschaffenen Kupferstichbildnissen einen Namen machte, gestochen. Die aus der Vogelperspek-
tive gegebene Ansicht ist mit vieler Liebe und Genauigkeit gearbeitet und deshalb geschichtlich
wie auch kunsthistorisch von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Dadurch, daß der Stich
die Doktorthesen des Franz Wilhelm Freiherrn von Reitzenstein enthält, wird der kulturgeschicht-
liche Wert des stattlichen Blattes noch erhöht.
Abb. 13. Die Himmelfahrt Mariae. Karton von J. F. Overbeck.
— 72 —
Geschenke.
Amsterdam. Dr. C. E. Daniels: Der Beruf des Arztes und seine Behandlung in den
verschiedenen Stadien der Krankheit, nämlich als Gott, als Engel, als gewöhnlicher Mensch
und als Teufel, a) 4 Blatt Reproduktionen nach Stichen von einem Schüler des Goltzius.
b) 4 Blatt Reproduktionen nach Stichen von Johannes Gelle, 1609. c) 4 Blatt Reproduktionen
nach Gemälden von einem unbekannten holländischen Meister vom Jahre 1620. — Berlin. Dr. R
BernouUi: 3 Reproduktionen von Stichen aus: „Ein Kunstbüchlin ... gestochen vnd vs
gangen ... durch Jacob Hagenbach vnd Daniel Buchwalt." 1558. — Bonn. Hermann A
Peters, Kunstverleger: 1. Der alte Kreuzgang des Bonner Münsters. 15 Blatt Handpressen
Kupferdrucke in Form von Ansichtskarten. 2. Die alte St. Kilianskirche in Heilbronn am Neckar
21 Blatt Handpressen- Kupferdrucke in Form von Ansichtskarten. 3. 12 Ansichtskarten von
Nürnberger Häusern, Höfen, Brunnen und Kunstwerken. Handpressen- Kupferdrucke. — Frank-
furt a. M. Emil Padjera: Die Eschersheimerpforte in Frankfurt a. M. im Jahre 1450.
Nach dem Modell von dem Geschenkgeber. 2 Blatt Lichtdrucke: a) Stadtseite, b) Feldseite.
— Fürth. Dr. med. Wiener: Inneres einer Sennhütte. Lithographie. 1830 — 40. — Graz.
K. K. Major a. D. Friedrich Hochenegg: 1. London. Grundplan. Kupferstich. 1761.
2. Prag. „Ganz neu aufgenommener und einzig richtiger Plan der Hauptstadt Prag in Böhmen".
Verlegt bei Friedrich Haas, Buchhändler in Wien, Prag und Karlsbad. Kupferstich. 1. H. 19-
Jahrh. 3- Karte des Königreichs Polen und des Großherzogtums Lithauen. Kolorierter Kupfer-
stich. Verlegt und gestochen von Tobias Konrad Lotter, Augsburg, 1759- 4. Karte von Mittel-
amerika und Westindien. Kupferstich. Um 176O. 5- „Schwimmende Batterie auf Flößen
erbaut, mit welchen die Franzosen eine Landung in England versuchen wollen." Kolorierter
Kupferstich von J. Miller in Hanau mit ausführlicher Beschreibung in Typentext darunter. Unten:
„Verfertigt vom Bürger Leblanc, französischen Ingenieur". 18. Jahrh. 6. „Mr. Mylne's Design
of a New Bridge to be built from Black Fryers to the opposite Shore". Kupferstich. 176O.
7. Neue Brücke über die Themse bei Hamptoncourt. Kupferstich. Um 176O. 8. „Staats-
und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten" vom 29. Januar
1793- 9- „Franckfurter Staats- Ristretto" vom 1. Februar 1793- 10. „Freiburger Zeitung" vom
30. Januar 1793 und vom 26. März 1794. 11. Hochaltar in der Pfarrkirche zu Käfermarkt.
Photographie. — Groß- Lichterfelde. Dr. jur. et phil. Stephan Kekule von Strado-
n i t z: Menukarte der Gesellschaft der Bibliophilen für Sonntag den 4. Dezember 1910. — Karls-
ruhe. Karl Kellner, fa. J. Veiten: a) 12 farbige Ansichtskarten von Berlin. Kunst-
verlag J. Veiten, Karlsruhe, b) 25 farbige Ansichtskarten von Venedig, Verona und vom Lago
di Garda. Nach Originalzeichnungen von Manuel Wielandt. J. Veiten, editore, Karlsruhe
c) La cöte d'Azur, 25 farbige Ansichtskarten nach Originalzeichnungen von Manuel Wielandt
J. Veiten, editeur, Karlsruhe, d) Farbenskala von 45 Blatt, die Entstehung zweier Ansichts
karten auf lithographischem Wege zeigend. — Heinrich Krausmann: ExUbris des
selben in 2 Exemplaren. Entwurf von P. F. Scheel, Rostock, 1909. — Verein für Ori
ginalradierung: Jahresmappe XVII (1910), enthaltend: I. Originalradierungen: 1. Bau
mann: „Feierabend". 2. Haueisen: „Pferdestudie". 3. Meid: „Vor dem Spiegel". 4. v. Raven
stein: „Unibrische Landschaft". 5. Schinnerer: „Große Treppe". 6. Süs: „Meerfahrt". 7- Thoma
„Sonntagmorgen". 8. v. Volkmann: „Althessischer Schäferkarren". II. Holzschnitte: 1. Dahlen
„Tänzerin". 2. Haueisen: „Beim Lesen". 3- Schroedter: „In der Tenne". — Landskron. Nor
bert Rieß: Die ehemaHge Tracht von Bauer und Bäuerin aus der Umgebung von Lands
krön. 2 Blatt kolorierte Photographieen nach Bildern des Geschenkgebers. — Lintorf (Han
nover). Ferd. Alpers, Apotheker: Ansichtskarten mit älteren und neueren Ansichten aus
Osnabrück sowie von der alten Stadt- Hannoverschen Apotheke im vaterländischen Museum der
Stadt Hannover und von einer westfälischen Bauernstube. — München. Reichsarchivassessor
Dr. Mi 1 1 e r wi e s e r: 1. ExUbris desselben."" Gez. von B. Wenig-München. 1903. 2. Ex-
libris Pfarrbibliothek Prutting. Gez. von B. Wenig-München. — Nürnberg. Fräulein B e-
lian: Bildnis des Benjamin Rausch (1734—1794). Halbfigur im Oval in einer Ornament-
kartusche. Gouachemalerei. 2. H. 18. Jahrh. — Hofrat Dr. Emmerich: Bildnisse des
Joseph Leopold Auenbrugger (1722— 1809), Jean Louis Baudelocque (1746—1810), Hermann
Boerhaave (1668—1738), John Brown (1735—1788), William Cullen (1712-1790), Joseph De-
— 73 —
sault (1744—1795), Claudius Giilenus (130— 201), Albrecht von Haller (1708—1777), William
Harvey (1578—1657), Hippokrates (450—370), Friedrich Hoffmann (1660—1742), John Hunter
(1728—1793), Edward Jenner (1749—1823), Marcello Malpighi (1628— 1694), Paracelsus (1493
— 1541). Ambroise Par6 (1517—1590), Benjamin Rusch (1745—1813), Thomas Sydenham (1624
— 1689), Georg Ernst Stahl (1660—1734), Gerard von Swieten (1700— 1772) und Andreas Ve-
salius (1515 — 1564). In gepreßter Arbeit nach älteren Vorlagen auf Anpreisungen der Tropon-
werke-Mühlheim a/Rhein. — Photographische Kunstanstalt Christoph Müller: Kirche
und Friedhofbefestigung zu Effelstrich. 3 Blatt Photographieen. — Kgl. Bezirksarzt Fried-
rich Voltz: Ruhende Schafe. Bleistiftstudie des Tiermalers Friedrich Voltz (1817— 1886).
Bezeichnet „F. V./54". — Josef Wagner. Kunstschüler: Programme und Tanzkarten zu
Festlichkeiten des Kunstgewerbeschülervereins-Nürnberg aus den Jahren 1909/1910. 5 Stück. —
Julius Wildner, Kunstschüler: Spottblatt auf die Schneider. Darstellung in kolorierter
Lithographie mit dreispaltigem Gedicht darunter. Druck und Verlag von C. Burckhardt's Nachf.
in Weißenburg (Elsaß). Mitte 19- Jahrh. — Pappenheim. Fräulein Minna Durchholze r:
1. Kornepherisches Wappen. Miniaturmalerei auf Pergament. 18. Jahrh. 2. Bildnis des Theo-
logen Daniel Rücker. Anonymes Schabkunstblatt. 17. Jahrh. — Stuttgart. Heinrich
Senfft, stud. arch.: 1. Exlibris des Geschenkgebers. Holzschnitt nach eigener Zeichnung.
2. Exlibris Liesel Klein. Glicht nach Zeichnung des Geschenkgebers. — Wien. S. K e n d e,
Kunstantiquariat: Joseph Kriehuber, Bildnis des Bernhard Freiherrn von Eckeies (1753 — 1839)
nach Amerling. Kniestück. Sitzend, mit Brief in der Linken. — Ing. Chem. Dr. Friedrich
Neurath: Exlibris Dr. Fritz und Olga Neurath. Zeichnung von J. von Divöky-Wien. 191O.
2 Exemplare. — Zakopane (Galizien). Adam Prager: Exlibris desselben. Entwurf von
Uzieblo, Krakau.
Ankäufe.
Handzeichnungen. Franz Xaver Habermann: Theaterdekoration mit reicher
Innen- und Außenarchitektur in antikem Geschmack. Mit 4 Schauspielern. Tuschzeichnung.
17 cm hoch, 28,4 cm breit. Bez. links unten: „Habermann. Statuarius Augtae, inv. et Del.
1759". — Wilhelm von Kaulbach: Macbeth und die Hexen. Großer, mit Kreide auf
Karton gezeichneter, für ein Wandgemälde bestimmter Entwurf. 90 cm breit, 50 cm hoch. —
Johann Friedrich Overbeck: Die Himmelfahrt der Jungfrau Maria. Sie hält
Blick und Hände nach oben gerichtet und wird durch acht lobsingende Engel, welche die acht
Seligkeiten repräsentieren und von denen die zwei unteren Blumen streuen, emporgetragen. Über
ihrem Haupte die Halbfiguren zweier Engel, welche eine Krone halten. Diese Darstellung nimmt
fast die obere Hälfte des Kartons ein. Darunter, von Wolken umgeben, Adam und Eva, Jakob,
Christus, verschiedene weibliche Heilige, David, Johannes und einige andere Jünger. Alle blicken
mit inbrünstiger Verehrung nach oben. Unten eine Landschaft. Links in dieser die Stadt Jeru-
salem. Im Vordergrund das geöffnete Grab Marias, vor dem in Verzückung die Apostel knieen.
Ausgeführte Stiftzeichnung von bildmäßiger Wirkung. Auf Leinwand aufgezogen. Vollendet
im Frühjahr 1847. 4,45 m hoch, 2,20 m breit 2. Besuch Marias bei ihrer Mutter. Sie stehen
unter einer Säulenhalle. Links Joseph, rechts Joachim. In Konturen ausgeführter Karton.
3 m hoch, 1,72 m breit. Die Zeichnung ist scheinbar ohne jede Korrektur, sozusagen in einem
Zuge fertiggestellt worden.
Kupferstiche und Radierungen. Jahresmappe 1910 der Gesellschaft für
vervielfältigende Kunst: 1. Otto Richard Bessert, Landschaft. Originalradierung.
2. Ludwig Heinrich'Jungnickel, Hirschkühe. Farbiger Originalholzschnitt. 3- Märten van der
Loo. Brücke über die Nethe in Liewe. Farbige Originalradierung. 4. Rudolf Jettmar, Be-
freiung des Prometheus. Originalradierung. (Prämie der Gesellschaft für'vervielfältigende Kunst,
1910).
Lithographien. Paul Konewka: Blätter zu Goethes Faust. Beriin, Amsler & Rut-
hardt. Lith. von R. Falk, Berlin. Silhouettendruck von Gebrüder Fickert, Beriin. Titelblatt
und 12 Blatt. 1866. — Paul Konewka: Illustration zu einem niederdeutschen Spruch.
Silhouettendarstellung. 1862—63. — Unbekannter Meister: Mozart in Wien, seinen
Gönnern und Freunden zum ersten Mal seine Oper Don Juan vortragend. Große Lithographie
in Kreidemanier. Druck von A. Hölzer in Beriin. Verlag von Moser & Scherl in Berlin.
— 74 —
Holzschnitte. Ludwig Richter: „Fürs Haus". Frühling, Sommer, Herbst und
Winter. Vier Teile mit 60 Tafeln. Dresden, Verlag von J. Heinrich Richter. Datiert: Dresden
im Oktober 1858. In Holz geschnitten von A. Gaber, K. Oertel, G. Jördens, Gocht und A.
Kretzschmar.
Historische Blätter. 1. Die ,, Abbildung des Comet- Sternen/welcher sich in dem Monat
December 1680 hat sehen lassen". Kupferstichdarstellung mit zwölfstrophigem Gedicht in
Typendruck. Straßburg, zu finden bei Friedrich Wilhelm Schmucken, Kunst- und Buchhändlern.
— „Das älteste reine Altertum der Evangelisch- Lutherischen Kirche". Allegorie auf die
Wiederkehr des Gedenktages der Reformation im Jahre 1717 mit
zahlreichen kleinen Darstellungen von Ereignissen, auf Luther und seine Lehre bezüglich. Joh.
Aug. Corvinus sculps. et excudit Aug. Vindel. Kupferstich. — „Die Fehler der Men-
schen nebst deren Verbesserung in säubern Kupfern und moraUschen Versen
vorgestellet". Nürnberg, zu finden in Georg Peter Monaths Buchladen, 1751. Titelblatt, Ver-
zeichnis der Kupfer und 37 Kupferstichdarstellungen.
Stadtpläne und Prospekte. Würzburg. Gesamtansicht aus der Vogelperspektive in
reicher architektonischer Umrahmung und mit vielerlei allegorischem Beiwerk. Vor den seit-
lichen Säulen und an deren Sockeln kleinere Darstellungen von Bauwerken der Stadt. Neumann
del. Johann Salver sc. Würzburg, 1723. Mit den philosophischen Doktorthesen des Franz Wil-
helm Freiherrn von Reitzenstein, gewidmet dem Würzburger Bischof Johann Philipp Franz.
1,13 m hoch, 1,43 m breit.
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung. Kupferplatte zu einem Exlibris.
Wappen: Steigender Löwe mit Schlange und Ähre. Ende 16. Jahrh.
Pharmazeutisches Zentralmuseum. Christus als Arzt mit dem Uringlas. 2 Blatt
Photographieen nach Holzschnitten des 15. Jahrhunderts. — Der Arzt als Gott, als
Engel, als gewöhnlicher Mensch und als Teufel. Vier Blatt Photographieen
nach Kupferstichen von Jan van Vianen. — Desgleichen nach Gemälden von Jan Hore-
mans vom Jahre 1752. — G. Engelbach: 1. Bildnis des Dr. Koch. Brustbild in Kreide-
manier. Verlag von Aug. Hirschwald in Berlin. 2. B. von Langenbeck. Brustbild in Kreide-
manier. Verlag von Aug. Hirschwald in Berlin.
ARCHIV.
(1. Oktober bis 31. Dezember 1910.)
Depositum.
Geheimrat Prof. Dr. Friedrich von Bezold in Bonn: Wappenbrief für Johann
Bezold in Rothenburg o. T. 1591. Sept. 27. Orig. Perg. — Kgl. bayer. Adelsdiplom für Daniel
Gustav von Bezold. 1843. März 9. Orig. Perg.-LibelL
Geschenke.
Pappenheim. M i n a D u r c h h 0 1 z e r: Ein Faszikel Akten, Stammbäume, Wappen-
zeichnungen etc., zumeist die Familie Brebitz (Brebisius, Brebitzky) betr. 17.— 19. Jahrh. —
Nürnberg. Eugen Mayr, Privatier: Schreiben des Schultheißen zu Diebach an das Ober-
amt Schillingsfürst, Beteiligung der Rothenburgischen jungen Burschen an der Herausspielung
des Kirchweihplans zu Diebach betr. 1805. Aug. 22. Orig. Pap.
Ankäufe.
Urkunde des Bischofs Bernhard von Paderborn für den Geistlichen in Herstelle, Gotts-
dienst in der Kapelle zu Schmeddersen betr. 1324. April 17. Orig. Perg. — Verzichtbrief
des Heinrich Gerlein von Harthausen über einen Zehnten an den Probst von Straubing vor dem
Domkapitel zu Regensburg. 1370. Juli 7- Orig. Perg. — Kaufbrief des Konrad Remder zu
Nabburg über einen Hof zu Frauenberg für Elsbeth Reinlin, Bürgerin zu Nabburg und Friedrich
Sauerzapf, Bürger zu Nabburg, und dessen Tochter Agnes. 1383. Jan. 21. Orig.-Perg. — Kaufbrief
— 75 —
des Linhard Sauerzapf, Bürger zu Nabburg, für Jörg Bappenbergzu Trichenricht über zwei Höfe
zu Frauenberg bei Nabburg. 1454. Juli 12. Orig. Perg. — Notariatsinstrument über den
Verzicht des Vitus von Rechenberg auf die Caplanstelle bei St. Nicolaus in Eichstätt und des
Erkinger von Rechenberg auf die Caplanstelle zu Ostham, den Tausch beider Stellen und die
Installation des Erkinger v. R. bei St. Nicolaus in Eichstätt. 1487- Dez. 12. Orig. Perg. —
Beglaubigungsschreiben des Königs Ferdinand I. für Johann von der Vells, Commendator des
Ordens der Trierischen Provinz, und Philipp von Humberg, Bürgermeister zu Trier an das Ca-
pitel des Erzstifts Trier. 1540. Aug. 1. Orig. Pap. — Schreiben des Kaisers Ferdinand I.
an den Theologen Georg Cassander, die Augsburger Confession betr. 1564. Juli 15- Orig. Pap.
— Kaufbrief des Leonhard Schnepff, Bürgers und des Rats zu Sulzbach, und seiner Hausfrau
■ Brigitta für Wolfgang Pappenberger, Bürger und des Rats zu Nabburg, über ihren Anteil an
Gütern zu Fraunberg. 1571. Nov. 18. Orig. Perg. — Lehensbrief der Äbtissin des kaiserl.
freien weltl. Stifts Quedlinburg, Dorothea geb. Herzogin von Sachsen, für den Bürgermeister'
Heinrich Grashoeff und seine Anverwandten. 1611. Mai 17. Orig. Perg. — Schreiben des
Christoph von Kannenberg an die kurfürst. sächsischen Kanzler und Räte, Verproviantierung
seiner Reiter betr. O. D. Orig. Pap. — Verzeichnis der Ausgaben des Hans Schestach für die
Reiter des K. W. von Griesheim. 1619. Okt. 23. bis Nov. 20. — Zwei Schreiben des Claes
Hern. 1627. Juni 23. und 1629. Okt. 5- Orig. Pap. — Schreiben des Johann Bauer an mehrere
Fürsten. Erlegung einer Kriegskontribution betr. 1632. Febr. 10. Rössin. Orig. Pap. —
Schreiben des kgl. schwedischen Rats und Residenten in Thüringen zu Erfurt an die Land-
stände, Stellung von Pferden und Knechten betr. 1632. Juni 26. Erfurt. Orig. Pap. —
Schreiben des kgl. schwedischen Rates und Residenten in Thüringen zu Erfurt an eine Stadt,
Erlegung einer Kriegskontribution betr. 1632. Aug. 19- Erfurt. Orig. Pap. — Quittung des Leut-
nants W. A. Riedel für die Stadt Stendal über Sold für einen Monat an die aufgebrachten Sol-
daten. 1633. Dez. 25. Orig. Pap. — Schreiben des Johann Chr. Baner an einen Fürsten,
Einquartierung von zwei Compagnieen Soldaten in Anhalt (Zerbst u. Bernburg) betr. 1634.
Jan. 29. Magdeburg. Orig. Pap. — Schreiben des Obersten J. Boy an den Fürsten von Anhalt,
Verpflegung seiner Truppen in Anhalt betr. 1634. Dez. 21. Cöthen. Orig. Pap. — Schreiben
des J. Mietzlaff an den Fürsten von Anhalt, Erlegung einer Kriegskontribution betr. 1635-
Okt. 25. Barby. Orig. Pap. — Schreiben des Samuel Klimkowsky an Canzler und Räte zu
Zerbst, Verpflegung der Truppen betr. 1635. Dez. 5- Bork. Orig. Pap. — Schreiben des
Sigmund von Wolfersdorff an den Fürsten August von Anhalt, Schafraub durch die ihm unter-
stellten Soldaten zu Staßfurt betr. 1636. April 14. Egeln. Orig. Pap. — Schreiben des W.
von Bimedin an den Fürsten Ludwig von Anhalt, Verhandlungen des Stadtkommandanten von
Magdeburg mit dem Kurfürsten von Sachsen betr. 1636. Juli 1. Bernburg. Orig. Pap. —
Bericht aus dem Feldlager bei Wittenberg. 1637- Mai 31- Orig. Pap. — Rückbeorderungs-
schreiben für die zu Cöthen einquartierten Soldaten zum Regiment im Feldlager bei Pretzsch.
1637- Juni 16. Feldlager bei Pretzsch. Orig. Pap. — Schreiben des Oberkriegskommissars
der kaiserl. Graf Hatzfeldtschen Armee, J. L. Fueß, Bedrohung der Stadt Nordhausen durch
den Obersten J. von Sporck und dessen Rittmeister Lorenz Schaden betr. 163 7- Aug. 16. Mül-
hausen. Orig. Pap. — Interimserteilung für einen Abgesandten des Amtmanns von Nünburgk
durch den Regimentssekretär des Commandanten der Festung Magdeburg, Aug. Ad. von Traus-
dorf. 1638. Aug. 21. Magdeburg. Orig. Pap. — Schreiben des Fran^ois Borne an Bürger-
meister und Rat einer Stadt, Einquartierung betr. 1639- Febr. 3. Urbach. Orig. Pap. —
Zwei Schreiben des H. Chr. von Griesheim an eine Stadt, Erlegung einer Kriegskontribution
durch den Amtsverwalter auf Lohra betr. 1639- April 13- 1639- April 19- Gleichenstein. Orig.- Pap.
— Schreiben des Generalfeldmarschalls de Geleen an die ausschreibenden Fürsten in Franken, Unter-
haltung der im fränkischen Kreise hegenden Truppen und Erhebung einer Sommerkontribution
betr. 1639. Aug. 23. Keilberg. Orig. Pap. — Schreiben des kgl. schwedischen Oberstleutnants
und Commandanten zu Mansfeld Carel Wissien, an den Fürsten von Anhalt, Contribution
aus dem Amte Warmsdorf betr. O. D. [1641]. Mansfeld. Orig. Pap. — Schreiben aus dem
kgl. schwedischen Hauptquartier (gez. A. v. Pfaill) an den Fürsten August von Anhalt, Brand-
schatzung seiner Untertanen betr. 1641. Jan. 6. Orig. Pap. — Schreiben des Generalfeld-
marschalls de Geleen an Bürgermeister und Rat der Stadt Friedberg, Schreiben derselben betr.
— 76 —
1641. Jan. 28. Feuchtwangen. Orig. Pap. — Schreiben des Herzogs Albrecht von Sachsen
an eine Stadt, Diebstahl von Rindvieh im Amt Creuzberg betr. 1641. Juni 22. Eisenach.
Orig. Pap. — Zwei Schreiben des Sigismund Heusner von Wandersieben zu Oschersleben, Ver-
pflegung der Truppen im Fürstentum Anhalt betr. 1641. Juli 20. i641. Juli 24. Oschers-
leben. Orig. Pap. — Fünf Schreiben des kgl. schwedischen Oberstleutnants und Commandanten
zu Mansfeld, Carel Wissien, Kriegskontribution im Fürstentum Anhalt betr. l64l. Okt. 6. 1641.
Okt. 23. 1641. Okt. 25. 1641. Nov. 30. 1642. Febr. 19. Mansfeld. Orig. Pap. — Schreiben
des Obersten von Rochow an den Fürsten von Anhalt, Verpflegung seiner Truppen betr. l64l.
Nov. 11. Zerbst. Orig. Pap. — Drei Schreiben des Sigismund Heusner von Wandersieben,
Einquartierung und Verpflegung der Truppen im Fürstentum Anhalt betr. 1642. April 26.
Zeitz. 1642. Mai 8. Zeitz. 1644. Jan. 3. Magdeburg. Orig. Pap. — Schreiben des Fürsten
Christian von Anhalt an einen Fürsten, Drangsalierung der Stadt Bernburg durch Einquartierung
und Durchmärsche betr. 1643. Dez. 4. Bernburg. Orig. Pap. — Schreiben des Christoph
von Kannenberg an die Stadt Nordhausen, das Testament des Tobias von Seltz auf Ascheroda betr.
1644. Jan. 11. Zangerhausen. Orig. Pap. — Schreiben des Obersten H. H. von Ende an Dr. . . .
zu Nordhausen, Verpflegung seiner Truppen betr. 1644. Mai 4. Halberstadt. Orig. Pap. —
Schreiben des [Obersten] Ph. Herlinus an den Fürsten August von Anhalt, Erlegung einer Kriegs-
kontribution betr. 1644. Aug. 22. Leipzig. Orig. Pap. — Schreiben des Sigismund Heusner
von Wandersieben an den Fürsten von Anhalt, Verpflegung der kaiserl. Hauptarmee betr. 1644.
Sept. 13. Magdeburg. Orig. Pap. — Schreiben des Emanuel Veit von Jordan an den Fürsten
August von Anhalt, Standort und Marschrichtung der hessischen Truppen, Standort der Truppen
der Heerführer Callas, Torstenson und Königsmark betr. 1644. Nov. 20. Aschersleben. Orig.
Pap. — Schreiben des Caspar Ermeß zu Erfurt an eine Stadt, Festnahme des schwedischen
Leutnants Thost betr. 1645- Febr. 7- Erfurt. Orig. Pap. — Schreiben des J. L. Fueß an
den Fürsten August von Anhalt, Erlegung einer Kriegskontribution betr. 1646. März 11. Magde-
burg. Orig. Pap. — Paß für zwei Trompeter auf die Rückreise nach Württemberg, ausgestellt
durch den Generalfeldmarschall de Geleen. l646. Aug. 8. Hauptquartier Burggraf enrode.
Orig. Pap. — Schreiben des Obersten und Generalquartiermeisters C. Fr. Reich an die Ober-
Viertelcommissarien, Verpflegung seiner Truppen betr. 1646. Aug. 21. Orig. Pap. — Schreiben
des J. M. Sultzbach an einen Fürsten, die Vorgänge in Schweden, in der Nordsee und in Polen
betr. 1648. Juni 24. Hamburg. Orig. Pap. — Dankschreiben des Offiziers Ernst von Stolzen-
berg an den Fürsten Ludwig von Anhalt gelegenthch seiner Abberufung aus dem Quartier in
Anhalt nach dem Friedensschluß von l648. 1649. Okt. 13. Zerbst. Orig. Pap.
Autographen: Goethe an MannHch. 1804. Nov. 20. Weimar. — Wilhelm Raabe [an
den Verleger der Zeitschrift „Über Land und Meer". 1867. April 10. Stuttgart. — Adolf von
Menzel an den Kunsthistoriker Wintzer. 1904. Febr. 3. — Ders. an dens. 1904. Febr. 6. BerUn.
Heyer von Rosenfeldsche Stiftung. Verzeichnis der Ehesteuer des Junkers Thüring von
Balmos auf der Herrschaft Kallnach (Canton Bern), des Nachlasses der verstorbenen Frau v. Bal-
mos und der Verteilung des Nachlasses unter ihre Erben. 1489/1491. Orig. Perg. Hs. 16 S. 2.
— Gräflich Salburgische Stammbaumdokumente; 9 Schriftstücke bez. der Ahnenprobe auf 16
rittermäßige Ahnen der Marie Anna Gräfin von Salburg geb. von Thierheim. BeiUegend eine
beglaubigte Abschrift der Grabinschrift des Hans Kölnpeck zu Ottstorf f (j 1594. Okt. 18.) auf
dem Friedhof zu Haag mit eingemaltem Wappen. Pap. Akten 1758. 2.
BIBLIOTHEK.
Geschenke.
Baden-Baden. Stadtgemeinde: Die städtischen historischen Sammlungen in
Baden-Baden. Heft III: Kah, Die Terra-Sigillata- Funde. 1910. 8. — Bamberg. Kgl. Ober-
landesgerichtsrat Heinrich Bauer: Ders., Geschichte der Stadt Pegnitz und des Peg-
nitzer Bezirks. 1909. 8. — Barcelona. Deutscher Schul-Verein: Bericht für das
Jahr 1909/10. 4. — Berlin. Direktorium der Kgl. Bibliothek: Aus den ersten
Zeiten des Berliner Buchdrucks. 1910. 4. — Rieh. Bong, Kunstverlagshandlung:
Moderne Kunst in Meisterholzschnitten. Bd. XXIV. O. J. 2. — Schumacher, Liebe und Leben
— 77 —
der Lady Hamilton. O. J. 8. — Franz Ebhardt & Co., Verlag: Der Väter Erbe. Bei-
träge zur Burgenkunde und Denkmalpflege. Herausgegeben von Bodo Ebhardt. 1909- 2. —
Hochfelden, Hardanger-Arbeit. 7- Aufl. O. J. 8. — Rheinische Burgen. Nach Handzeich-
nungen Diüchs (1607). Herausgegeben von Michaelis mit Beiträgen von Krollmann und Eb-
hardt. 0. J. 2. — Großer Generalstab. Kriegsgeschichtliche Abtei-
lung: Moltkes militärische Werke : IV, i. 1911- 8. — Fritz Heyder, Verlag: Kunst und
Leben. Kalender. 1909—1910. — Wirkl. Geh. Oberregierungsrat Dr. jur. Paul Kauf-
mann, Präsident des Reichsversicherungsamtes: Ders., Dem Andenken Bödikers. 1910. 4. —
Ders., Fünfundzwanzig Jahre Unfall- und Invalidenversicherung. 1910. 8. — Meyer&Jes-
sen, Verlag: Hevesi, Speidel. 1910. 8. — Speidel, Schriften. Bd. I u. II. 1910. 8. — Wil-
brandt, Das Leben und die Abentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. 1910. 8. — Ge-
neralverwaltung der Kgl. Museen: Jahrbuch der Kgl. Preuß. Kunstsammlungen.
Register. Bd. XXI — XXX. sowie Bd. XXXI, Heft 4. 1910. 2. — Paul Parey, Ver-
lag: Acta Borussica. Denkmäler der preuß. Staatsverwaltung im 18. Jahrh. Münzgeschichtl.
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mer, Verlag: Thode-Tschudi, Repertorium für Kunstwissenschaft. Bd. XXXIII. Heft 4. 1910.
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berg, Das lebendige Kleid. O. J. 4. — Die Schaubühne. Wochenschrift für die gesamten
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schicksal. 1910. 8. — Staatssekretär des Innern: Der obergermanisch-raetische
Limes des Römerreiches. Lief. 33. 1910. 2. — Professor Dr. Uhlworm: Bibliographie
der deutschen naturwissenschaftlichen Literatur. XIV. Bd. Abt. II Nr. 5. 1910. 8. —
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Nr. 101: Osborn, Franz Krüger. 1910. Gr. 8. — Monographien zur Weltgeschichte. Nr. 30.
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Andree-Eysn, Volkskundliches aus dem bayer.-österr. Alpengebiet. 1910. 8. — Bremerhaven.
Th. G. Thiele: Ders., Professor Friedrich Küsthardt. S.-A. 1910. 2. — Brüssel. Jo-
seph Destree, Conservateur: Ders., L'industrie de la tappisserie a Enghien et dans la
Seigneurie de ce nom. 1900. 8. — Destr6e et van den Ven, Tapisseries des Mus^es Royaux
de Cinquantenaire ä Bruxelles. 1910. 4. — Budapest. Otto Herman, Direktor der
Kgl. Ungar. Ornithologischen Centrale: Ders., Das Artefakt von Olonec und was dazu gehört.
1910. 8. — Graf Miklös Dessewffy: Derselbe, Barbär P6nzel. 1910. 4. — Coburg.
Max Loßnitzer, Direktor der herzoglichen Kunstsammlungen der Veste Coburg,
Major a. D.: Ders., Herzog Franz von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1750—1806) als Förderer der
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in der Marienburg. Bd. V. 1910. 2. — Dresden. Sächsischer Heimatschutz, Lan-
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Burg und Kloster Oybin. S.-A. 1910. 2. — Dr. med. Ed. Krauß: Ders., Chronik der
Famihe Krauß. III. Teil: Dr. med. Gustav Friedrich Matthäus Krauß und Familie. 1813.— 1887
1910. 8. — Ger h. Kühtmann, Verlag: Lux, Der Geschmack im Alltag. 1910. 4. —
Kgl. Sachs. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts:
Neues Archiv für sächs. Geschichte und Altertumskunde. 31- Bd. 1910. 8. — Oillingen a. D.
Professor Dr. Alfred Schröder: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg. I. Bd.
2. und 3. Lfg. II. Bd. 3. und 4. Lfg. 1910. 8. — Donauwörth (Schloß Leitheim). Theodor
Frh. V. Tuch er, Rittergutsbesitzer: Beck, Der Dutzendteich. 1898. 2. — Düsseldorf.
Direktorium des Kunst-Gewerbemuseum s; Erwerbungen aus den letzten
Jahren für das Kunstgewerbe-Museum. 1910. 8. — Erfurt. Gewerbe-Verein: Jahres-
bericht 1909/10. 8. — Erlangen. Fr. Junge, Verlag: Beiträge zur bayr. Kirchengeschichte.
Bd. XVII. Heft 1. 1910. 8. — Eßlingen a. N. Paul Neff (Max Schreiber), Verlag: Ebner,
Deutsche Renaissance-Medaillen. Katalog der Ausstellung deutscher Renaissance-Medaillen.
1909- 8. — Fastenau, Die romanische Steinplastik in Schwaben. 1907. 8. — Münsterberg,
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Chinesische Kunstgeschichte. Bd. I. 1910. 8. — Schmohl u. Gradmann, Volkstümliche Kunst
aus Schwaben. 1908. 2. — Seibold, Die Radierung. 1909- 8. — Frankfurt a. M. H. Lüsten-
öder, Verlag: v. Stern, Wilhelm Jordan. 1910. 8. — Frankfurt a. 0. H i s t. Verein
für Heimatkunde: Mitteilungen. 24. Heft. Festschrift zum SOjährigen Jubiläum des
Vereins. 1910. 8. — Frauenfeld. Huber & Co., Verlag; Gengel, Die Geschichte des Frän-
kischen Reichs. 1907. 8. — Miller, Von Stoff zu Form. 2. Aufl. O. J. 8. — Schmid, Spa-
ziergänge im Tessin. 1909- 8. — Widmann, Calabrien-Apuhen. 2. Aufl. 1904. 8. — Ders.,
Du schöne Welt. 1907. 8. — Ders., Jenseits des Gotthard. 2. Aufl. 1897- 8. — Ders., Sizihen.
2. Aufl. 1903. 8. — Ders., Spaziergänge in den Alpen. 1909. 8. — Freiberg. G e r 1 a c h sehe
Buchdruckerei: Freiberger Stadt-, Land- und Berg- Kalender auf das Jahr 1911. [1910]. 4. —
Freibuig i. Br. H e r d e r sehe Verlagshandlung: Beißel, Geschichte der Verehrung Marias im
16. und 17. Jahrh. 1910. 8. — Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens Geschichte des
deutschen Volkes. Bd. VII, Heft 5 u. 6. 1910. 8. — Herders Konversations- Lexikon. III. Aufl.
Ergänzungsband. O. J. 8. — Freiburger theologische Studien. 1. Heft: Schulte, Martin Cochem
1634 — 1712. 1910. 8. — Her m. Lorenz, cand. med.: von Bethmann- Hollweg, Erinnerung
an Friedrich Carl von Savigny als Rechtslehrer, Staatsmann und Christ. I867. 8. — Dollmanns
Vorlesungen über Pandekten an der Universität München im Sommer 1846. Hs. 4. — Gott-
frid, Hist. Chronica der vier Monarchien 1710. 2. — von Hefner, Des denkwürdigen
und nützlichen Bayerischen Antiquarius erste Abteilung: Adehger Antiquarius. I. Bd.: Der große
Adel. 1866. 8. — Hohberg, Georgica curiosa aucta, das ist: Umständlicher Bericht und klarer
Unterricht von dem Adelichen Land- und Feld- Leben .... 2 Teile. 1701. 2. — Gotha. J u s t u s
Perthes, Verlag: Kartographischer Monatsbericht. III. Jahrg. Nov. 1910. 4. — Graz.
Friedrich Hochenegg. Major a. D. : Merkwürdige Prozeßgeschichte , Verfolgung und
Tod.... Ludwig des XVI 1793.8. — Groß- Lichterfelde. Stephan Kekule von
Stradonitz: Aus der Autographenkiste des Berliner Bibhophilen-Abends. 1910. 8. —
Dohm, Almanach zum Lachen für l854. 8. — v. Gaudy, Gelegenheitsgedichte an Franz Kugler.
1910. 4. — Meister Hans Sachs, des Ur- Hamlet erster Dichter. 1910. 4. — Corona Schröter,
Briefe und Zeugnisse. 1910. 8. — Haag. C. Hofstede de Groot: Ders., Zur Abwehr.
1910. 8. — Halle a. S. Carl Marhold, Verlag: Albrecht, Fritz Reuters Krankheit. 1907.
8. — Möbius, Geschlecht und Unbescheidenheit. 1907. 8. — Ders., Über Scheffels Krank-
heit. 1907. 8. — V. Rosen, Über den moraHschen Schwachsinn des Weibes. 1904. 8. —
Museum für heimatliche Geschichte und Altertumskunde der
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Heft 1, 2, 11, 12. 1910. 8. — Hannover^ Kleefeld. Herm. Peters, Apotheker: Ders., Die Erfindung
des europäischen Porzellans. S.-A. 1910. 8. — Jena. Gustav Fischer, Verlag: Schäfer,
Deutsche Geschichte. Bd. I u. II. 1910. 8. — Karlsruhe. Großh. bad. General-
Landesarchiv: Invencare. Bd. IV, 1. Halbband. 1910. 8. — B a d. hist. Kom-
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4. Lfg. 1910. 4. — Kiel. Lipsius & Fischer, Verlag: Martins, Joh. Gottl. Fichte.
1909. 8. — Kulmbach. L. R. S p i t z e n p f e i 1, Lehrer: Der Mainbote von Oberfranken
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Ders., Friedrich Schiller. 10. Nov. 1759 bis 9- Mai 1805. Sammlung von Büchern, Briefen
und Bildern. 1910. 8. — Vorstand des Börsenvereins der deutschen
Buchhändler: Offizielles Adreßbuch des deutschen Buchhandels. 73- Jahrg. 1911. 8. —
Friedrich Brandstätte r, Verlag: Feldhaus, Ruhmesblätter der Technik. 1910. 8. —
Frey tag: Aus dem Jahrhundert des großen Krieges. Neuer Abdruck 1908. 8. — Gräsel,
Führer für BibUotheksbenutzer. 1905. 8. — Lotze, Grundzüge der Metaphysik. III. Aufl. 1901.
8. — F r. Wilh. G r u n 0 w, Verlag: „Der Staatsbürger". Nr. 13—15. 1910. 4. — Wipper-
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Alfred Kröner, Verlag: Berger, Friedrich der Große und die deutsche Literatur. 1890. 8.
— Carneri, Der moderne Mensch. O. J. 8. — Forel, Gehirn und Seele. 1910. 8. — Nietzsches
Werke Bd. XVII: Philologica 1. Gedrucktes und Ungedrucktes 1866—77. 1910. 8. — F. E.
C. Leuckart, Veriag: Anibros, Geschichte der Musik. Bd. IV. 3. Aufl. 1909. 8. — Ma-
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für das Jahr 1909. 1910. 8. — Verwaltungsbericht des Tiefbauamtes der Stadt Leipzig, Ab-
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Nr. 102: Servaes, Anders Zorn. 1910. 8. — J. J. W e b e r, Verlag: Illustrierte Zeitung. 134
u. 135. Bd. 1910. 2. — Lintorf. F. A 1 p e r s, Apotheker: Beth-El. 11. Jahrg. Nr. 1, 2, 5
u. 8. 1910. 8. — Metterhausen, Die Dogmenschieber. 1906. 8. — Osnabrück und seine Berge.
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Ders., Ein sog. ,,Pinn"kompaß im Museum Lüb. Kunst- und Kulturgeschichte. S.-A. O. J. 8.
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ihre Zerstörung durch die Franzosen am 31. Mai 1689. S.-A. 1889. 2. — Mergentheim. Carl
O h 1 i n g e r, Verlag: Fleck, Mergentheim und der Taubergrund. 1905. 8. — Mosbach. Be-
zirksrabbiner Dr. Leopold Löwenstein: Ders., Zur Geschichte der Juden in Fürth.
I. Teil Das Rabbinat. S.-A. 1909. 8. — München. Dr. Max Bernhart, Hilfsarbeiter
am Kgl. Münzkabinett: Ders., Bibliothek für Kunst- und Antiquitätensammler. Bd. I: Bern-
hart, Medaillen und Plaketten. 1911. 8. — Carl Gerber, Buchdruckerei und Verlagsanstalt,
G. m. b. H.: Nürnberg- Fürther Jahrbuch. Kalender .... 191 1. 2. — Friedrich Graf,
Kgl. Feuerwerks- Hauptmann a. D.: Ders., Geschichte des Marktes Eschenau. O. J. 8. — H.
Hugendubel, Verlag: Steub, Streifzüge durch Vorarlberg. 1908. 8. — J. V. Kuli: Ders.,
Die ehemaligen Münzstätten im heutigen Bayern. S.-A. 191 1- 4. —Albert Langen, Ver-
lag: Asbjörnsen u. Moe, Nordische Volks- und Hausmärchen. 1. — III. Sammlung. 1909. 8. —
Brandes, Erinnerungen. 1907- 8. — Braun, Memoiren einer Sozialistin. O. J. 8. — Gulbranson,
Berühmte Zeitgenossen. 1905- 2. — Halbe, Blaue Berge. Komödie. 1909. 8. — Hamsun
Benoni. Roman. 1909. 8. — Ders., Rosa. Roman. 1909. 8. — Ders., Unter Herbststernen
1908. 8. — Heidenstamm, Folke Filbyter. O. J. 8. — Ders., Die Erben von Bjalbo. O. J. 8.
— Huret, Berlin. O. J. 8. — Kemmerich, Kultur- Kuriosa. O. J. 8. — Lagerlöf, Wunderbare
Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen. Bd. III. O. J. 8. — März. 2. Jahrg.
4.-24. Heft, 3- Jahrg. 1.-24. Heft, 4. Jahrg. 1.— 19. Heft. 19O8— 10. 8. — Rabelais, Panta-
grueL 4. Buch. 1909. 8. — Simplicissimus. 1909— 10. 2. — Slevogt, Achill. 15 Lithographien
zur Ilias. O. J. 2. — Thoma. Agricola. 1908. 4. — Ders., Briefwechsel eines bayerischen Land-
tagsabgeordneten. O. J. 8. — Ders., Moral. O. J. 8. — J. L i n d a u e r sehe Buchhandlung:
Ohlenschlager, Römische Überreste in Bayern. Heft 1—3. 1902—10. 8. — R. Oldenhourg,
Verlag: Dehio, Histor. Betrachtungen über die Kunst im Elsaß. 1909. 8. — Holtzmann, Französ.
Verfassungsgeschichte von der Mitte des 9- Jahrh. bis zur Revolution. — V. Müller, B.ayern
im Jahre 1866 und die Berufung des Fürsten Hohenlohe. 1909. 8. — Schmidt. Allgemeine Ge-
schichte der germanischen Völker bis zur Mitte des 6. Jahrh. 1909. 8. — Süddeutsche
Monatshefte, G. m. b. H., Verlag: Ruederer, Wolkenkuckucksheim. 1909. 8. — Spitteler,
Meine Beziehungen zu Nietzsche. 1908. 4. — Vereinigte Kunstanstalten, A.-G.:
Steffen, Malerische deutsche Bauten vergangener Zeit. Originalzeichnungen mit Text. [1908]. 2.
— Münster. Dr. H a m m e r s c h m i d t, Landeshauptmann der Provinz Westfalen: Ludorff,
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1910. 2. — Nördlingen. C. H. Beck sehe Buchhandlung: Clauß, Österreichische und salz-
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Ders., Die neueren Sprachen in den Markgrafenländern Ansbach und Bayreuth. Schluß. S.-A.
O. J. 8. — Handelsvorstand: Dirr, Der Handelsvorstand Nürnberg 156O— 1910. 1910.
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4. — K o n r a d H ö r m a n n: Sechs Wappen von Staaten der Balkan- Halbinsel. Handschrift.
O. J. 2. — Ernst Kießkalt, Kgl. Postsekretär: Pusch, Der Hohe Schwärm und das
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— Friedrich Korn sehe Verlagsbuchhandlung: Aufsberg, Es war einmal. O. J. 8. —
Ders., Sagen und Geschichten aus Mittelfranken. O. J. 8. — Ders., Nürnberger Sagen. O. J. 8.
— Noris, Bayerisches Jahrbuch für prot. Kultur. Heft 1908—1911- 8. — Aus dem Nachlaß
des t Kgl. Oberstudienrates Friedrich Mayer (Nachtrag): De Wit, Perlen aus der In-
strumenten-Sammlung von Paul de Wit in Leipzig. 1882. qu. 2. — Nordbayerischer
Verkehrsverein: Geschäftsberichte für die Jahre 1907/08, 1908/09 u. 1909/10. 8. —
Nürnberg, des deutschen Reiches Schatzkästlein. O. J. 8. — Julius Oppenheim er:
Grübeis Gedichte. I.— 111. Bändchen. 1803 — 11. 8. — Professor Joseph Schmitz: Der
Baumeister. IX. Jahrg. 2. Heft. 1910. 2. — Dr. Heinrich v 0 n S c h 0 e i e r: Ders., Kaiser
Tiberius auf Capri. Hist. Roman. 1908. 8. — Carl Schräg, Kgl. Hofbuchh. u. k. k. österr.-ungar.
Konsul: Zeichnungen Albrecht Dürers in Nachbildungen. Herausgeg. von Lippmann. Abt. XLIX:
Zeichnungen Albrecht Dürers in der Albertina zu Wien. 1905. 2. — Stadtmagist rat : Statisti-
sches Jahrbuch der Stadt Nürnberg. I. Jahrg. 1909- 1910. 8. — Verwaltungsbericht der Stadt
Nürnberg für das Jahr 1908. 1910. 8. — Aus dem Nachlaß des f Verwalters am German. National-
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in Nürnberg . . . . 1811. 8. — Oldenburg. Familienvorstand des Geschlechts von Borcke: Sello,
Geschichtsquellen des bürg- und schloßgesessenen Geschlechts von Borcke. III. Bd. 2. Teil.
1910. 8. — Oxford. G. F. Hill: On the Early Use of Arabic Numerais in Europe. 1910. 4.
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Ein Beitrag zur Hermannstädter Verwaltungsgeschichte. 1910. 8. — Potsdam. Professor
Schreiber: Manuel de l'amateur de la graveur sur bois et sur metal an XVe siecle par
W. L. Schreiber. 1. Part. A— J. 1910. 8. — Prag. Franz Graf Thun: Rieh, Mittel-
alterliche Hausgeschichte der edlen Familie Thun. Heft VII. 1910. 8. — Regensburg. G. J.
M a n z, Verlag: Bauernfeind, Aus dem Volksleben. 1910. 4. — Steinmüller, Die Feindesliebe
nach dem natürlichen und positiven Sittengesetz. 1909. 8. — Riga. Dr. phil. W i 1 h. Neu-
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anstalt: Ders., Die Räder-Uhr. O. J. (1910). 4. — Salzburg. Oberers Buchhandlung (Fritz
Eitel): Pichler, Salzburgs Landes-Geschichte. 1. Abt. XI.— XIII. Heft. 1863/64. 8. —Schwab.
Hall. W i 1 h. Germ ans Verlag: „Ätsch Gäwele!" Allerhand Lustichs und anders aus'm
Frankeland. 3- Aufl. O. J. 8. — Straßburg. Dr. phil. R. F 0 r r e r: Ders. Die römischen
Terrasigillata-Töpfereien von Heiligenberg-Zinsheim und Ittenweiler im Elsaß. 191 1. 8. —
Stuttgart. Verein ,,Bauhütte": Festschrift zur Feier des 50jährigen Jubiläums des
Vereins. 1910. 2. — J. G. G o 1 1 a sehe Buchhandlung: Lindner, Weltgeschichte seit der Völker-
wanderung. Bd. VII. 1910. 8. — W. K 0 h 1 h a m m e r, Verlag: Alberti-Schön, Württem-
bergisches Adels- u. Wappen-Buch. Heft 13- 1910. 8. — Binder-Ebner, Württembergische Münz-
und Medaillen- Kunde. Heft VI. 1910. 8. — Carl Krabbe (Erich Gußmann), Veriag:
Bleibtreu, Der deutsch-französische Krieg in Schlachtenschilderungen. Bd. I — III. O. J. 8. —
Egelhaaf, Geschichte der neuesten Zeit. 1909. 8. — Ders., Politische Jahresübersicht für 1908
und 1909. 1909/10. 8. — Frau Julie v. Siegle: Piloty, Gustav Siegle. Ein Lebensbild.
O- J. 8. — Troppau. „Nordmark": Nordmark-Zeitweiser für das deutsche Volk in Schle-
sien. 1911. 4. — Tübingen. H. L a u p p sehe Buchhandlung, Verlag: Bücher, Die Frauen-
frage im Mittelalter. 1910. 8. — Weißenfels a. S. Max L e h m s t e d t, Verlag: Schroeter,
Die Münzen und Medaillen des Weißenfelser Herzogshauses. I. Teil. 1909. 2. — Wien. A r-
taria & Co., Kunsthandlung: Kunst und Kunsthandwerk. XIII, 10. 1910. 2. — Professor
Dr. Alfred Burgerstein: Ders., Der „Stock im Eisen" der Stadt Wien. S.-A. 1910.2.
— Carl Konegen (Ernst Stülpnagel), Verlag: Hevesi, Altkunst- Neukunst 1894—1908.
1909. 8. — J. L ö w y, K. u. K. Hofphotograph, Verlag: Österreichische Kunstschätze. Heraus-
gegeben von Suida. I. Jahrg. 1. Heft. O. J. 2. — Seiner K. u. K. Apost. Majestät
Oberstkämmereramt: Jahrbuch der kunsthist. Sammlungen des allerhöchsten Kaiser-
hauses. Bd. XXIX. Heft 1. 1910. 2. — Dr. K u r t R a t h e: Ders., Ein unbekanntes Werk
— 81 —
Jes Veit Stoß in Wien. S.-A. 1909- 2. — Wörth a.D. Au)?ust Essen wein: Ders.,
Wörth an der Donau. Beschreibung und Geschichte des Marictes nebst seiner Umgebung. [1910].
8. — Würzburg. H. S t ü r t z, K. Universitätsdruckerei, A.-G. : Altfränkische Bilder mit er-
läuterndem Text von Henner. Kalender 1911. 1910. 2.
Ankauf e.
Titus Livius, Dat is/de Roemsche historie .... Antwerpen 1541. 2. — Cronica von dem
hoch- Würdigen vnnd löblichen Heilthumb auff dem heiligenberg/Andechs genant/inn Obern
Bairn. 1572. 4. — Des Durchlauchtigsten .... Herrn Augusten, Hertzogen zu Sachssen/ . . .
Ausschreiben/wie es auff der Landschafft bey jüngsten zu Torgaw gehaltenem Landtage/vnter-
thenigste Bitte ... /gehalten soll werden. 1626. 4. — Weise, Kurtzer Bericht vom politischen
Wäscher. 1694. 8. — Alamodischer Politicus, sammt der Rent-Cammer und Peinlichen Process,
in drey Theile abgetheilet. 1697- 8. — Biblia. Frankfurt a. M., Matthaei Merlans sei. Erben,
1704. 2. — Vermehren, Jesus und seine Kirche aus denen Sonn- und Fest-Tags- Evangelien. . .
1713. 2. — [M. J. G. W. :] Altes aus allen Theilen der Geschichte, oder Alte Urkunden, alte
Briefe, und Nachrichten von alten Büchern... Bd. I u. II. 1762 u. 66. 8. — Winckelmanns
Briefe an seine Freunde. 2 Theile in 1 Bde. \Til u. 80. 8. — [Wegener, Carl Friedrich:] Rari-
täten. Ein hinterlassenes Werk des Küsters von Rummelsburg. 9 Teile. 1777 — 85- 8. — Kron-
biegel. Über die Kleidertracht, Sitten und Gebräuche der Altenburgischen Bauern. 1793- 8. —
Rebmann, Haydeblümchen. 1796. 8. — Rebmann, Vollständige Geschichte meiner Verfolgungen
und meiner Leiden. 1796. 8. — Obscuranten-Almanach auf die Jahre 1798, 1799, 1800. 8. —
von der Recke, Tagebuch einer Reise durch einen Theil Deutschlands und durch Italien
Bd. I— IV. 1815—17. 8. — Wünschelruthe. Ein Zeitblatt. Nr. 1—36, 1. Jan. bis 4. May 1818.
4. — Porcius, Pugna porcorum. 1831. 8. — Hansel und Grethel ein Märlein. 1836. 8. — Bib-
liothek der gesammten deutsch. National- Literatur. Bd. 18. Kleinere Gedichte von dem Stricker.
1839. 8. — Konrad von Würzburg, Engelhard. 1844. 8. — Nieritz, Sächsischer Volkskalender
für 1846. 8. — Wander, Neue Fabeln. Mit Bildern von L. Richter. l846. 8. — v. der Heide,
Die Todtenschau. 1854. 8. — Die altdeutsche Erzählung vom rothen Munde (A. v. Keller).
1874. 4. — Bruderschaftsbüchlein oder Gesellschaft von Jesus, Maria, Joseph... O. J. 8.
Braunschweigische Stiftung. Bünting, Braunschweigische und Lüneburgische Chronica.
1584. 2.
Corpsstudentenstiftung. Stammbuch eines Studenten mit Einträgen aus Jena (1730 u.
33), Leipzig (173 0, Hamburg (1731 u. 34), Apolda (1732), Gotha (1733), Kiel (1735), Minster-
dorf (1746, 51, 56, 60). Hdschr. qu. 8. — Stammbuch des C. H. Meinhardt. 1794. (Jena 1795
bis 97). Hdschr. qu. 8. — von der Heyden, Speculum Cornelianum. 1618. Reproduktion Straß-
burg 1880. kl. qu. 4.
Denlvmäler der Heili<unde. Vierordt, Medizinisches aus der Geschichte. 3- Aufl. 1910. 8.
Heyer von Rosenfeld'sche Stiftung. Stammbuch des Johann Gottlieb Kannes-Nürnberg.
Mit Einträgen aus Nürnberg (1757—82) usw. Hdschr. qu. 8. — Stammbuch des Joh. Leop.
Adam Weiß. Mit Einträgen aus Regensburg (1775—1802), Nürnberg (1777 u. 1791), Erlangen
(1777 u. 81), Basel (1778—81), Zürich (1781) u. v. a. Städten. Hdschr. qu. 8. — Nicolai, Be-
schreibung der königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam.... Bd. I — III. 1786. 8. —
Stammbuch des Theologen Christian Berger aus Römhild. Mit Einträgen aus Römhild (1787,
90, 91, 1800, 1805), aus Jena (1788—90), Coburg (1787) usw. Hdschr. qu. 8. — Historisch-
Genealogischer Kalender auf das Jahr 1792, 1795, 1817, 1818, 1823 1824. kl. 8 u. kl. 4. —Stamm-
buch des Nicolaus Gottfr. Wülfeke aus Berlin. Mit Einträgen aus Berlin (1798 u. 99), Husum
(1799 u. 1802) usw. Hdschr. qu. 8. — 1 Karton Stammbuchblätter mit Handzeichnungen.
Ende des 18. u. Anfang des 19. Jahrh. 8. — Christian Felix Weissens Selbstbiographie, herausgg.
V. dessen Sohne.... u. Schwiegersohne... Leipzig 18O6. 8. — Stammbuch [Günther] mit
Einträgen aus Leipzig (1821/22), Stötteritz (1821), Merseburg (1821), Dresden (1832 u. 1835)
u. Bautzen (1845 u. 1849)- Hdschr. qu. 8. — Stammbuch [Meinhardt] mit Einträgen aus Arn-
stadt (1867—68), Hieben (1872) und Coburg (1874). Hdschr. qu. 8. — v. Hefner, Altbayerische
Heraldik. I. Abt. 1869. 8. — Hildebrandt, Katalog der Heraldischen Ausstellung zu
Berlin 1882. 1882. 8. — Gundlach, Bibliotheca familiarum nobilium. 3- Aufl. 1897. 8. —
6
— a2 -
Minerva. Jahrbuch der gelehrten Welt. 15- Jahrg. 1905—1906. 1906. 8. — Archiv für Ur-
kundenforschung. III. 1. 1910. 8. — Chronik der Familie Wachler. 1910. 4. —Genealogisches
Handbuch bürgerhcher Familien. Bd. 17 u. 18. 1910. 8. — Haenel, Der sächsischen Kurfürsten
Turnierbücher. 1910. qu. 2. — Wilh. Ostwald, Große Männer. 2. Aufl. Leipzig 1910. 8. —
Genealogische Taschenbücher: Hofkalender 1911, Gräfliches Taschenbuch 191 1, Freih. Taschen-
buch 1911, UradeHges Taschenbuch 191 1, Briefadeliges Taschenbuch 1911- kl. 8. — Rietstap,
Armorial g^neral, fasc. 54 u. 55- O. J. 2. — Wappenbilder I 11, II 37 und 38, III 89—91
und 52 — 54, VI. Nachtrag zum aiphabet. Verz. O. J. 8.
Hohenzollern-Stiftung. Politische Correspondenz Friedrichs des Großen. 34. Bd. 1910. 8.
Nassauer Stiftung. Archives ou correspondance inddite de la maison d'Orange-Nassau.
5. Serie. Tome I 1766-79. 1910. 8.
TAUSCHVERKEHR.
Im Jahre 1910 stand das Germanische Museum im Tauschverkehr mit:
Aachen:
Aachener Geschichtsverein.
Aarau:
Historische Gesellschaft des Kantons Aar-
gau.
Agram (Zagreb):
Königl. kroat.-slavon.-dalmat. Landes-
archiv.
Altenburg:
Geschichts- und altertumsforschende Ge-
sellschaft des Osterlandes.
Amiens:
Societd des antiquaires de Picardie.
Amsterdam:
K. Akademie der Wissenschaften.
K. oudheidkundig genootschap te A.
Redaktion von „Het huis oud & nieuw."
Annaberg:
Verein für Geschichte von Annaberg und
Umgebung.
Ansbach:
Fränkische Zeitung.
Historischer Verein für Mittelfranken.
Antwerpen:
J.-E. Buschmann als Verleger der Zeit-
schrift ,,Onze Kunst". Voortzetting van
de Vlaamsche School.
Arnstadt:
Museumsgesellschaft.
Augsburg:
Augsburger Postzeitung.
Historischer Verein für Schwaben und
Neuburg.
Bamberg:
Königl. Bibliothek.
Gewerbe- Verein.
Heraldisch- Genealogische Blätter (Schrift-
leitung).
Historischer Verein.
Basel:
Historische und antiquarische Gesellschaft.
Redaktion des Schweizer Archivs für He-
raldik.
Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde.
Universitäts- Bibliothek.
Bayreuth:
Historischer Verein für Oberfranken.
Bergen:
Bergens Museum.
Vestlandske Kunstindustrimuseum.
Berlin:
KönigL Preußische Akademie der Wissen-
schaften.
K. Statistisches Amt.
Apotheker- Verein, Deutscher.
Bauzeitung, Deutsche.
Bibliothek des Deutschen Reichstages.
Blätter für Architektur und Kunsthand-
werk. (Verlag.)
Burgwart (Architekt Bodo Ebhardt, Grune-
wald bei Berlin).
Ex-libris- Verein.
Gesamtarchiv der deutschen Juden.
Gesamtverein der deutschen Geschichts-
und Altertumsvereine.
Berliner Gesellschaft für Anthropologie,
Ethnologie und Urgeschichte.
Gesellschaft für Erdkunde.
Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und
Schulgeschichte.
Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz
Brandenburg.
Gesellschaft, Historische.
— 83 —
Gesellschaft, Deutsche Pharmazeutische.
Graveur- Verein, Deutscher.
Johanniter-Ordensblatt. ( Redaktion. )
Journal für Buchdruckerkunst. (Verlas-)
Verlag Franz Lipperheide. (lUustr. Frauen-
Zeitung.)
Aloderne Kunst (Verlag von Rieh. Bong).
Münzblätter, Berliner und Correspondenz,
Numismatisches Beiblatt zu den Ber-
liner Münzblättern. (Dr. Emil Bahrfeld.)
Museums- Verein.
Norddeutsche Allgemeine Zeitung.
Provinzialmuseum, Märkisches.
Reichsanzeiger, Deutscher und Königlich
Preußischer Staatsanzeiger.
Reichs- Postamt III, Abt. W.
Rundschau, Deutsche. (Redaktion.)
Rundschau, Koloniale. (Verlag.)
Touristen- Klub für die Mark Branden-
burg.
Verein für die Geschichte Berlins (Alt-
Berlin).
Verein Herold.
Verein für deutsches Kunstgewerbe.
Verein für Geschichte der Mark Branden-
burg.
Verein für Volkskunde.
Woche, Die. (Verlag von Aug. Scherl.)
Zeitschrift für Bauwesen. (Schriftleitung.)
Zeitschrift für Numismatik. (Redaktion.)
Zentralblatt der Bauverwaltung. (Schrift-
leitung.)
Bern:
Historischer Verein des Kantons Bern.
Biedenkopf:
Mitteilungen aus Geschichte und Heimat-
kunde des Kreises Biedenkopf.
Bistritz:
Direktion der Gewerbeschule.
Bonn:
UniversitätsbibHothek.
Verein von Altertumsfreunden im Rhein-
lande.
Verlag der Rheinischen Geschichtsblätter.
Brandenburg a. H.:
Historischer Verein.
Braunau i. B.:
Dr. Eduard Langer, Herausgeber der
„Deutschen Volkskunde aus dem öst-
lichen Böhmen".
Braunsberg:
Historischer Verein für Ermland.
Bregenz:
Vorarlberger Museums- Verein,
Bremen:
Gewerbenuiseum.
Historische Gesellschaft des Künstler-
Vereins.
Verlag von Carl Schünemann. (,, Nieder-
sachsen".)
Breslau:
Schlesischer Altertumsverein.
Schlesische Gesellschaft für vaterländische
Kultur.
Universitätsbibliothek.
Verein für Geschichte und Altertum Schle-
siens.
Brunn:
Mährisches Gewerbe-Museum.
Verein für die Geschichte Mährens und
Schlesiens.
Verein ,, Deutsches Haus".
Brüssel:
L'academie Royale de Belgique.
Commissiones royals d'art et d'arch^o-
logie.
R. R. P. P. Bollandistes.
La Gazette numismatique (Direction).
Musees Royaux des arts decoratifs et in-
dustriels.
La sociötd d'archeologie.
La societe Royale de geographie.
Budapest:
Königl. ungarische Akademie der Wissen-
sch.aften.
Müveszet, Redaktion.
Stadtmagistrat.
Cassel:
Prof. Dr. Georg Steinhausen, Vorstand der
Stadtbibliothek. (,. Archiv für Kultur-
geschichte".)
Verein für hessische Geschichte und Landes-
kunde.
Verein für Naturkunde.
Chemnitz:
Verein für Chemnitzer Geschichte.
Chur:
Historisch-antiquarische Gesellschaft des
Kantons Graubünden.
Cincinnati:
Cincinnati Museum Association.
Coblenz:
Mitteilungen des Rheinischen Vereins für
Denkmalpflege und Heimatschutz.
Danzig:
Königliche Technische Hochschule.
Naturforschende Gesellschaft.
Westpreußischer Geschichtsverein.
— 84 —
Westpreußisches Provinzialmuseum.
Darmstadt:
Gewerbeblatt f. d. Großherzogtum Hessen.
Historischer Verein für das Großherzog-
tum Hessen.
Verein für Erdkunde.
Verlag der ,,Innen-Dekoration".
Dessau:
Verein für Anhaltische Geschichte und
Altertumskunde.
Detmold:
Gesch. Abt. des naturw. Vereins für das
Fürstentum Lippe.
Dillingen:
Historischer Verein.
Donaueschingen:
Verein für Geschichte und Naturgeschichte
d. Baar u. d. angrenzenden Landesteile.
Donauwörth:
Historischer Verein für Donaumörth und
Umgegend.
Dorpat:
Gelehrte Esthnische Gesellschaft.
Universität.
Dresden:
Kgl. sächsischer Altertumsverein.
„Blätter für Münzfreunde" und „Numis-
matischer Verkehr".
Verein für die Geschichte Dresdens.
Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Kunstwart.
Kgl. sächsisches statistisches Landesamt.
Europäische Modenzeitung.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
Düsseldorf:
Archiv für Buchbinder.
Düsseldorfer Geschichtsverein.
Eger:
Unser Egerland.
Eichstätt:
Historischer Verein.
Eisenberg:
Geschichts- und altertumsforschender Verein
Eisleben:
Verein für Geschichte und Altertümer der
Grafschaft Mansfeld.
Elberfeld:
Bergischer Geschichtsverein.
Ellwangen:
Geschichts- und Altertumsverein (Jahr-
buch).
Emden:
Gesellschaft für bildende Kunst und vater-
ländische Altertümer.
Naturforschende Gesellschaft-
Erfurt:
Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.
Verein für die Geschichte und Altertums-
kunde von Erfurt.
Erlangen:
Universitätsbibliothek.
Essen:
Historischer Verein für Stadt und Stift
Essen.
Frankenthal:
Altertumsverein.
Fellin:
Literarische Gesellschaft.
Flensburg:
Kunstgewerbe-Museum.
Frankfurt a. M.:
Frankfurter Blätter für Familiengeschichte.
Freies deutsches Hochstift.
Mitteldeutscher Kunstgewerbeverein.
Stadthibliothek.
Verein für die Geschichte und Altertums-
kunde von Frankfurt a. M.
Verein für rheinische und westfälische
Volkskunde.
Frankfurt a. 0.:
Historischer Verein für Heimatkunde.
Naturwissenschaftlicher Verein des Reg.-
Bez. Frankfurt a. O.
Frauenfeld:
Historischer Verein des Kantons Thurgau.
Freiberg i. S.:
Altertumsverein.
Freiburg i. B.:
Archiv für christliche Kunst.
Breisgau- Verein Schau-ins-Land.
Gesellschaft f. Beförderung der Geschichts-,
Altertums- und Volkskunde von Frei-
burg, dem Breisgau und den angrenzen-
den Landschaften.
Münsterbau- Verein.
Stimmen aus Maria- Laach.
Universitätsbibliothek.
Kirchlich bist. Verein der Erzdiözese Frei-
burg i. B.
Freiburg i. Schw.:
Deutscher geschichtsforschender Verein
des Kantons Freiburg (Schweiz).
Freising:
Historischer Verein.
Freiwaldau:
Mährisch-schlesisch. Sudeten- Gebirgsverein.
Friedberg (Hessen):
Geschichts- und Altertumsverein.
— 85 —
Friedrichshafen:
Verein für die Geschichte des Boden-
sees.
St. Gallen:
Historischer Verein des Kantons St. Gallen.
Genf:
Institut national genevois.
Societe d'histoire et d'archdologie.
Gießen:
Oberhessischer Geschichtsverein.
Oberhessische Gesellschaft für Natur- und
Heilkunde.
Universitätsbibliothek.
Verband deutscher Vereine für Volks-
kunde.
Vereinigung für hessische Volkskunde.
Glarus:
Historischer Verein des Kantons Glarus.
Görlitz:
Gesellschaft für Anthropologie und Ur-
geschichte der Oberlausitz.
Oberlausitzische Gesellschaft der Wissen-
schaffen.
Gotha:
Verlag der deutschen Geschichtsblätter.
Vereinigung für Gothaische Geschichte und
Altertumsforschung.
Oöttingen:
Forscher- und Sanimierverein.
Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften.
Graz:
Steiermärkischer Gewerbeverein.
Kunsthistorische Studien. (Buchhandlung
Styria.)
Steiermärkisches Landesmuseum.
Historischer Verein für Steiermark.
Naturwissenschaftlicher Verein für Steier-
mark.
„Wörter und Sachen". Kulturhistorische
Zeitschrift für Sprach- und Sachforschung.
Greifswald:
Universitätsbibliothek.
Rügisch- Pommerscher Geschichtsverein.
Guben:
Niederlausitzer Gesellschaft für Anthro-
pologie und Urgeschichte.
Haag:
Genealogisch-heraldiek Genootschap „De
Nederlandsche Leeuw".
Halberstadt:
Verein für Kirchengeschichte in der Pro-
vinz Sachsen-
Hall (Schwäbisch):
Historischer Verein f. Württemb- Franken.
Halle a. S.:
Zeitschrift für deutsche Philologie.
Kaiserl Leopoldinisch-Carolinische Deutsche
Akademie der Naturforscher.
Thüringisch-sächsischer Verein für Erfor-
schung des vaterländischen Altertums
und Erhaltung seiner Denkmale.
Hamburg:
Öffentliche Stadtbibliothek.
Verein für hamburgische Geschichte.
Hanau:
Hanauer Bezirksverein für hessische Ge-
schichte und Landeskunde.
Wetterauische Gesellschaft für die gesamte
Naturkunde.
Hannover:
Architekten- und Ingenieur- Verein.
Hannoversche Geschichtsblätter.
Gesellschaft für ältere deutsche Geschichts-
kunde.
Heraldischer Verein zum Kleeblatt.
Historischer Verein für Niedersachsen.
Harlem:
Societe hollandaise des sciences.
Heidelberg:
Heidelberger Schloßverein.
Historisch-philosophischer Verein.
Universitätsbibliothek.
Heilbronn:
Historischer Verein.
Heiligenstadt:
„Unser Eichsfeld". (Redaktion.)
Helsingfors:
Finnischer Altertumsverein.
Finnisch. Literar. Gesellschaft.
Gesellschaft der Wissenschaften,
Hermannstadt:
Siebenbürgischer Karpathenverein.
Verein für Siebenbürgische Landeskunde.
Hirschberg:
Riesengebirgs- Verein.
Hohenleuben:
Voigtländ. altertumsforschender Verein.
Homburg v. d. H.:
Verein für Geschichte und Altertumskunde.
Husum:
Mitteilungen des Nordfriesischen Vereins
für Heimatkunde und Heimatliebe.
Jena:
Universitätsbibliothek.
Verein für thüring. Geschichte und Alter-
tumskunde.
— 86 —
Iglo:
Ungar. Karpathenverein,
Innsbruck:
K. K. Statthalterei-Archiv.
Ferdinandeum.
Insterburg:
Altertumsgesellschaft.
Kahia:
Verein für Geschichte und Altertumskunde.
Karlsruhe:
Karlsruher Altertumsverein.
Badische historische Commission.
Kaufbeuren:
Verein Heimat.
Kempten:
Altertums- Verein.
Kiel:
Naturwissenschaftl. Verein für Schleswig-
Holstein.
Gesellschaft für die Geschichte der Herzog-
tümer Schleswig- Holstein u. Lauenburg.
Universitätsbibliothek.
Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte.
Klagenfurt:
Geschichtsverein für Kärnten.
Köln:
Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte
und Kunst mit Korrespondenzblatt.
Zeitschrift für christliche Kunst.
Kölner Kunstgewerbeverein.
Histor. Verein für den Niederrhein.
Königsberg i. P.:
Red. d. Altpreußischen Monatsschrift.
Physikal. Ökonom. Gesellschaft.
Altertumsgesellschaft Prussia.
Universitätsbibhothek.
Kopenhagen:
Academie royale des sciences et des let-
tres de Danemark.
Societd royale des antiquaires du Nord.
Industriforeningen i Kjöbenhavn.
K. Nordiske Oldskrift-Selskab.
K. danske Videnskabern-Selskab.
Krakau:
Akademie der Wissenschaften.
Kreuznach:
Antiquarisch- Histor. Verein.
Kristiania:
Foreningen til norske fortidsmindesmaer-
kers bevaring (Aarsberetning).
Kronstadt:
Stadtarchiv:
Laibach:
Red. d. Zeitschr. f. krainische Landeskunde.
Krainer Musealverein.
Landsberg a/d. Warthe:
Verein für Geschichte der Neumark.
Landshut:
Historischer Verein für Niederbayern.
Lauingen:
Altertumsverein.
Lausanne:
Society d'histoire de la Suisse.
Leeuwarden:
Friesch genootschap ter beoefening der
Friesche geschied.
Leiden:
Maatschapy de Nederland. Letterkunde.
Leipa:
Nordböhm. Excursions-Klub.
Leipzig:
Beilage, Wissenschaftliche, der Leipziger
Zeitung.
Börsenverein der deutschen Buchhändler.
Centralblatt für Bibliothekswesen.
Centralblatt, literarisches.
Centralverein für das gesamte Buchge-
werbe.
Daheim.
Gartenlaube.
Gesellschaft, deutsche, zur Erforschung
vaterländischer Sprache und Altertümer.
Gesellschaft, k. sächs., der Wissenschaften,
phil-hist. Gl.
Goldschmied, Der — ,
Grenzboten.
Kgl. Sächs. Institut für Kultur und Uni-
versalgeschichte bei der Universität
Leipzig.
Literaturblatt f. germ. u. rom. Philologie.
Monatshefte (Velhagen & Klasing).
Museum für Völkerkunde.
Original und Reproduktion.
Universitätsbibliothek.
Verein, deutscher, zur Erforschung Palä-
stinas.
Verein für Geschichte der Stadt Leipzig.
Vierteljahrs- Katalog (J. C. Hinrichs).
Zeitschrift für bildende Kunst.
Zeitschrift, neue, für Musik.
Zeitung, illustrierte.
Zentralstelle für deutsche Personen- und
Famihengeschichte (Mitteilungen).
Zur guten Stunde.
Leisnig:
Geschichts- und Altertumsverein.
87 —
Linz:
Museum Francisco-Carolinum.
Linzer Diözesan- Kunstverein.
Oberösterreichischer Gewerbe- Verein.
Louvain (Belgien):
„Analectes pour servir ä. l'histoire ^cclesia-
stique de la Belgique".
Lübeck:
Lübeckisches Museum für Kunst- u. Kultur-
geschichte.
Verein für hansische Geschichte.
Verein für Lübecker Geschichte und Alter-
tumskunde.
Lüneburg:
Museumsverein für Lüneburg.
Lütfich:
Institut archdologique Lidgeois.
Luxemburg:
Verein für Luxemburger Geschichte, Lite-
ratur und Kunst.
Section historique de l'institut de Luxem-
bourg.
Luzern:
Histor. Verein der 5 Orte.
Magdeburg:
Magdeburgischer Geschichtsverein.
Mainz:
Rom. Germ. Central-Museum (Die Alter-
tümer unserer heidnischen Vorzeit).
Verein zur Erforschung rhein. Geschichte
und Altertümer.
Mannheim:
Mannheimer Altertumsverein.
Marburg:
Universitätsbibliothek.
Maredsvus (Belgien):
Direction de la Revue benödictine.
Marienwerder:
Histor. Verein für den Regierungsbezirk
Marienwerder.
Meiningen:
Hennebergischer altertumsforsch. Verein.
Verein für Meiningische Geschichte und
Landeskunde.
Meißen:
Verein für Geschichte der Stadt Meißen.
Metz:
Verein für Erdkunde.
Gesellschaft für lothringische Geschichte
und Altertumskunde.
Mitau:
Kurländische Gesellschaft für Literatur und
Kunst.
Kurländisches Provinzialmuseum-
Montreal:
Soci^t^ numismatique et d'arch^ologie.
Mühlhausen i. Th.:
Mühlhäuser Altertumsverein.
Mülhausen i. Eis.:
Le mus6e historique de Mulhouse.
München:
Akademie der Wissenschaften.
Allgemeine Zeitung.
Altertumsverein.
Archivariat des bayer. Landtags.
Bauzeitung, süddeutsche.
Bayerland.
Formenschutz.
Forschungen zur Geschichte Bayerns.
Gesellschaft, deutsche, für Anthropologie.
Gesellschaft, deutsche, für christl. Kunst.
Gesellschaft, numismatische.
Jahrbuch, histor., der Görresgesellschaft.
Kunstgewerbeverein, bayerischer.
Licht und Schatten (Verlag).
Museum von Meisterwerken der Natur-
Wissenschaft und Technik.
Nationalmuseum, Bayerisches.
Statistisches Bureau.
Universitätsbibliothek.
Verein, historischer, von Oberbayern.
Verein für Volkskunst und Volkskunde.
Internationale Wochenschrift für Wissen-
schaft, Kunst und Technik. Beigabe zur
Allgemeinen Zeitung.
Münster i. W.:
Zeitschrift für vaterländische Geschichte
und Altertumskunde Westfalens.
Literarischer Handweiser.
Universitätsbibliothek.
Verein für Geschichte und Altertumskunde
Westfalens.
Neiße:
Wiss. Ges. Philomathie.
Neuburg a. 0.:
Historischer Filialverein.
Neumarkt i. 0.:
Historischer Verein.
St. Nicolas:
Cercle arch6ologique du pays de Waas.
Nürnberg:
K. bayer. Landes-Gewerbe-Anstalt.
Naturhistorische Gesellschaft.
Pegnesischer Blumenorden.
Verein für die Geschichte der Stadt Nürn-
berg.
Osnabrück:
Verein für Geschichte und Landeskunde,
Paderborn:
Verein für Geschichte und Altertumskunde
Westfalens.
Paris:
Chronique des arts et de la curiosit^.
Correspondance historique et archdologique.
Musee Guimet.
Repertoire d'art et d'archöologie.
St. Petersburg:
Commission imperiale archeologique.
Philadelphia:
Smithsonian I nstitution.
Plauen i. V.:
Altertumsverein.
Posen:
Gesellschaft der Freunde derWissenschaften.
Historische Gesellschaft.
Towarzystwa przyjaciol.
Prag:
Verein für Geschichte der Deutschen in
Böhmen.
Gesellschaft der Freunde der böhmischen
Altertümer.
Gesellschaft zur Förderung deutscher Wis-
senschaft, Kunst und Literatur in Böhmen.
Lese- u. Redehalle der deutschen Studenten.
Kunstgewerbliches Museum.
Prenzlau:
Uckermärkirsche Museums- u- Geschichts-
verein.
Quaracchi b. Florenz:
Archivum Franciscanum historicum.
Stift Raigern b. Briinn:
Studien und Mitteilungen aus dem Bene-
diktiner- und Cistercienser-Orden.
Ravensburg:
Schwäbisches Archiv.
Regensburg:
Histor. Verein für Oberpfalz und Regens-
burg.
Reichenberg:
Nordböhmisches Gewerbemuseum.
Reutlingen:
Reutlinger Altertumsverein.
Reval:
Estländische Literarische Gesellschaft.
Reykjavik:
Islenzka Fornleifafjelag.
Riga:
Gesellschaft für Geschichte und Altertums-
kunde der Ostseeprovinzen Rußlands.
Rosenheim:
Historischer Verein.
Rom:
Römische Quartalschrif; für Christi. Alter-
tumskunde und für Kirchengeschichte.
Rostock:
Verein für Rostocks Altertümer.
Universität.
Rothenburg o. T.:
Verein Alt- Rothenburg.
Roermond:
La Commission de Limburg.
Saarbrücken:
Historisch-antiquarischer Verein für die
Saargegend.
Salzburg:
Museum Carolino-Augusteum.
Gesellschaft für Salzburger Landeskunde.
Salzwedel:
Altmärkischer Verein für vaterländische
Geschichte und Industrie.
Schaffhausen:
Histor.-antiquarischer Verein des Kantons
Schaffhausen.
Schmalkalden:
Verein für Hennbergische Geschichte und
Landeskunde.
Schwerin:
Familiengeschichtliche Blätter, herausge-
geben von C. Frhrn. von Rodde.
Verein für Mecklenburgische Geschichte
und Altertumskunde.
Sigmaringen:
Verein für Geschichte und Altertumskunde
in Hohenzollern.
Speyer:
Pfälzisches Museum.
Historischer Verein der Pfalz.
Stendal:
Altmärkischer Museums- Verein.
Stettin:
Gesellschaft für Pommersche Geschichte
und Altertumskunde.
Stockholm:
Kgl. Akademie der Altertumskunde.
Kgl. Bibliothek.
Nordiska Museet.
Straßburg:
Alsabund („Erwinia").
Gesellschaft für Erhaltung der geschicht-
lichen Denkmäler im Elsaß.
Universitätsbibhothek.
Vogesenklub, histor.-hterar. Zweigverein.
Stuttgart:
Altertumsverein.
Antiquitäten-Zeitung.
— 89 —
Anthropol. Verein, Württembergischer.
Anzeiger, allgem., für Buchbindereien.
Centralstelle für Gewerbe und Handel.
C(Mnmission für Landesgeschichte.
Staatsanzeiger, Württenibergischer.
Technische Hochschule.
Verlagsanstalt, Deutsche.
Thorn:
Coppernicus-Verein für Wissenschaft und
Kunst.
Torgau:
Altertumsverein.
Toronto (Canada):
Canadian Institute.
Trier:
Gesellschaft für nützliche Forschung.
Troppau:
Kaiser- Franz- Joseph-Museum.
Städtisches Museum: Zeitschrift für Gesch.
u. Kulturgesch. Österreichisch- Schlesiens.
Tübingen:
Schwäbischer Altertumsverein.
Universitätsbibliothek.
Turin:
Regia deputazione di storia patria.
Upsala:
Landsmal svenska. Schwedische volks-
kundliche Zeitschrift.
Universität.
Utrecht:
Historische Genootschap.
Genootschap van Künsten en Weten-
schappen.
Vaduz:
Histor. Verein für das Fürstentum Liechten-
stein.
Venedig:
Reale instituto Veneto.
Waidhofen a. d. Ybbs:
Museal-Verein für W. a. d. Y. und Um-
gebung.
Washington:
Smithsonian Institution.
Wernigerode:
Harzverein für Geschichte und Altertums-
kunde.
Wetzlar:
Wetzlarer Geschichtsverein.
Wien:
Adler, K. K. herald. Gesellschaft.
Akademie der Wissenschaften.
Altertumsverein.
Dombauverein zu St. Stephan.
Gesellschaft, Anthropologische.
Gesellschaft für die Geschichte des Pro-
testantismus in Österreich.
Gesellschaft für Münz- u. Medaillenkunde.
Gesellschaft, Numismatische.
Gewerbe-Museum, Technolog.
K. K. Heeres-Museum.
K. K. Hofbibliothek.
Verein für Landeskunde von Niederöster-
reich.
Wissenschaftlicher Klub.
Zeitschrift für österreichische Volkskunde.
K. K. Zentralkommission zur Erforschung
und Erhaltung der Baudenkmale.
Wiesbaden:
Verein für Nassauische Altertumskunde
und Geschichtsforschung.
Nassauischer Verein für Naturkunde.
Wolfenbüttel:
Geschichtsverein für das Herzogtum Braun-
schweig.
Würzburg:
Historischer Verein für Unterfranken und
Aschaffenburg.
Polytechnischer Zentralverein für Unter-
franken und Aschaffenburg.
Universitätsbibliothek.
Zabern i. E.:
Verlag von A. Fuchs: Elsässische Monats-
schrift für Geschichte und Volkskunde.
Zwicl<au:
Altertumsverein für Zwickau und Um-
gegend.
Verein für Naturkunde.
Zwolle:
Vereenigung tot beoefening von Over-
ijsselsch regt en geschiedenis.
Zürich:
Allgemeine geschichtsforschende Gesell-
schaft der Schweiz.
Antiquarische Gesellschaft.
Buchkunst: Zeitschrift für E.xlibris- Samm-
ler und Bücherfreunde.
Schweizerisches Landesmuseum.
U niversitätsbibliothek.
90 —
LITERARISCHE ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN.
Römische Ueberreste in Bayern, nach Berichten, Abbildungen und eigener Anschauung
geschildert und mit Unterstützung des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts heraus-
gegeben von Friedrich Ohlensch lagen Heft 3 mit M. Merians Plan von Augsburg.
München 1910. J. L i n d a u e r'sche B u c h h a n d 1 u n g (S c h ö p p i n g). [S. 193—288.] 8".
Nach längerer Pause dürfen wir wieder eine Fortsetzung von dem verdienstvollen Werke
eines Altmeisters der Vorgeschichte und Römerforschung, Oberstudienrat Ohlenschlager, be-
grüßen. Die topographisch vorgehende Beschreibung des nordwestlichen Bayern, die S. 11 der
ersten Lieferung mit den römischen Funden des Münchener Bodens eingesetzt hat, ist nun über
die Artikel ,, Adelshausen" und ,, Friedberg", die noch voranzuschicken waren, bis zur alten
Augusta Vindelicorum gediehen. Billigerweise war in Ohlenschlagers wohlgeordnetem Museum
römischer Überreste Altaugsburg mit einem weiter sich dehnenden Raum zu bedenken. Zwischen
den graublauen Umschlagseiten des gegenwärtigen Heftes ließ sich das reiche, mit Fleiß und
Umsicht herbeigetragene Material noch nicht zusammendrängen.
Unter Voranstellung der Quellenschriften von selbständiger Bedeutung werden Lage,
Name, Umfang (älteste Stadtbegrenzung) zur römischen Zeit untersucht und die militärische
und bürgerliche Bedeutung des Platzes gewürdigt. Dann folgen die sehr interessanten Kapitel
über Augsburgs Bewohner, ihre Herkunft und Beschäftigung, über die Besatzung, die Religion
und die Gräber der Insassen dieser Römerstadt. Der wichtige Abschnitt ,,Grabmäler mit In-
schriften'', der diese monumenta in der vom Corpus inscriptionum eingehaltenen Reihenfolge
bringen will, beginnt auf der letzten Seite des, äußerlich betrachtet, zwar recht schmächtigen,
aber sehr gehaltvollen Heftes, dem wir gerne rascher ausschreitendere Nachfolger wünschen
möchten.
F. M. Feldhaus. Ruhmesblätter der Technik von den Urerfindungen bis zur Gegenwart.
Mit dem Bildnis Leonardo da Vincis und 231 Abbildungen und Tafeln nach den Originalen.
Leipzig. Friedrich Brandstetter. 1910. 8. XVIII, 632 S.
Der beispiellose Aufschwung, den die Technik im verflossenen Jahrhundert genommen
hat, hat das Interesse für das Studium der Geschichte der Technik lebhaft entfacht. Es ist
eine erfreuliche Erscheinung, daß nunmehr auch Fachleute an die Hebung der in Archiven,
Bibliotheken und Museen ruhenden Schätze herantreten. Der Verfasser des vorliegenden Werkes
ist von Beruf Ingenieur. Er hat sich in den letzten Jahren durch zahlreiche Veröffentlichungen
zur Geschichte der Technik einen Namen gemacht. In einer Reihe von Aufsätzen, die er zu
einem stattlichen Bande vereinigt hat, will er ein Bild von dem Werden und Wachsen der
Technik geben.
Feldhaus geht aus von den ,, Urerfindungen", als welche er die Benutzung des harten
Feuersteins und die Gewinnung und das Festhalten des Feuers ansprechen möchte. Die Ur-
erfindungen errnöglichten die Erfindung von Werkzeugen. Die meisten Handwerkszeuge waren
schon den Menschen der Steinzeit bekannt; die Bronzezeit brachte bedeutende Fortschritte.
Sehr früh bildete sich ein eigener Ingenierberuf heraus, der im frühesten Altertum Wunder-
werke der Technik schuf. Der Geschichte des Ingenierberufs ist ein sehr interessantes Kapitel
gewidmet. Hier nimmt die alle Berufsgenossen weit überragende Persönlichkeit Leonardo da
Vincis den ihr gebührenden Ehrenplatz ein.
Das Kriegswesen gab von jeher den Technikern die größten Anregungen, besonders aber
seit Erfindung der Explosivstoffe. Einer ebenso gründlichen wie anziehenden Beschreibung
der Schußwaffen des Altertums und des Mittelalters schließen sich Abhandlungen über das ,, grie-
chische Feuer" und die Explosivstoffe an. Einen weiten Raum nehmen dann die Aufsätze über
Geschütze, Panzerungen, Handfeuerwaffen, Handgranaten und Höllenmaschinen ein. Aus der
reichen Fülle der dargebotenen Einzelheiten heben wir nur einige hervor. Feldhaus faßt sein
Urteil über den angeblichen Erfinder des Schießpulvers dahin zusammen: ,,Die Kriegstechniker
— 91 —
des 15- Jahrhunderts kennen als Reformator des Geschützwesens einen gelehrten deutschen Bern-
hardinerniönch, den Magister der freien Künste und Alchimisten Berthold, genannt der Schwarze,
im Jahre 138O." — Das Feuersteinschloß wurde nicht in Nürnberg erfunden; Darstellungen
und Skizzen von Feuerschlössern finden sich schon in Leonardo da Vincis Manuskripten. —
Eine zwar primitive, aber doch recht sinnreich konstruierte Höllenmaschine beschreibt im Jahre
1405 der fränkische Ingenieur Konrad Kyeser von Eichstätt.
Mit dem Anwachsen der Technik stellte sich das Bedürfnis nach Ersetzung der mensch-
lichen und tierischen Kräfte ein. Wasserräder, Turbinen und Windmühlen werden uns in ihrer
Entwicklung vorgeführt. Das Problem der Ausnützung der Meereskräfte ist durchaus nicht neu.
Feldhaus bringt die Abbildung einer Ebbe- und Flutmühle aus der ersten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts. So alt wie die menschliche Kultur ist das Suchen nach einer ewigen Kraftmaschine,
nach dem „Perpetuum mobile". Sehr alt ist die Erkenntnis der im Feuer schlummernden
Kräfte. Die Dampfbläser, als welche der Verfasser auch die vielumstrittenen Püsteriche erklären
möchte, und die durch Warmluft betriebenen Maschinen geben davon Zeugnis. Ungestillt blieb
die alte Sehnsucht, die Kraft direkt aus der Sonnenwärme zu ziehen. Die Erfindung der Dampf-
maschine durch den Marburger Physikprofessor Denis Papin führte eine neue Zeit der Kultur
herbei. Der Ausbau der auf einem seit Jahrhunderten erkannten Prinzip beruhenden Explo-
sionsgasmaschine ist berufen, den uralten menschlichen Wunsch: fliegen zu können, der Er-
füllung zuzuführen. Die Geschichte der Flugtechnik schildert uns Feldhaus in kurzen aber
erschöpfenden Zügen. Das reiche historische Material, das die Frankfurter Ausstellung 1909
zusammengestellt hatte, scheint von ihm verarbeitet zu sein. Von Dädalus bis Bleriot und Grade,
Zeppelin und Parseval ist ein weiter, mühsamer Weg.
Weitere Aufsätze sind dem Verkehrswesen auf dem Wasser und auf dem Lande gewidmet.
Es ist hier nicht der Platz, auf Einzelheiten einzugehen. Behandelt werden: Tauchapparate,
Schwimmgurte, Rettung aus Seenot, Schiffe, Motorboote und Kompaß, Wagen, Wegmesser und
Fahrpreisanzeiger, Kraftwagen, Fahrräder und Bahnen. Über die Ausgestaltung des münd-
lichen und des schriftlichen Verkehrs unterrichten uns die Kapitel über Schreibgeräte, Schreib-
maschinen, Briefe und Postkarten, Taubenpost, Sprach- und Hörrohr, Sprechmaschinen, Fern-
sprecher und Telegraphen.
Die auf eingehenden Quellenstudium beruhenden und von einer umfangreichen Literatur-
kenntnis zeugenden Ausführungen werden begleitet und erweitert durch eine große Anzahl von
Abbildungen. Dr. Aug. N e u h a u s.
Freiburger Theologische Studien. Unter Mitwirkung der Professoren der Theologischen
Fakultät herausgegeben von Dr. Gottfried Hoberg und Dr. Georg Pfeilschifte r,
Professoren an der Universität zu Freiburg im Breisgau. Erstes Heft: P. Martin von Co-
chem 1634 — 1712. Sein Leben und seine Schriften nach den Quellen dargestellt von P. J o h.
Chrysostomus Schulte-0. M. Cap., Lektor der Theologie. Freiburg im Breisgau.
H e r d e r 's che V e r 1 a gs h a n d 1 u n g. 1910. 207 S. 8. Ji 3-—, geb. in Leinw. Ji. 3-60.
Zu den klangvollsten Namen, deren die Geschichte der religiösen Literatur zu gedenken
hat, gehört der des P. Martin von Cochem. Ihm zum Lobe fand kein Geringerer als F. X. Kraus
das Urteil, daß erst durch Alban Stolz die beredte Darstellungskunst, die der Volksschriftsteller
in der Kutte des Kapuziners sein eigen nennen durfte, endlich wieder erreicht worden ist. Die
Teilnahme der Literarhistoriker ist ihm freilich nicht entfernt in dem Maße zugefallen wie seinem
darin glücklicheren, ihm übrigens auch wenig ähnlichen Zeitgenossen, dem vielgenannten Abraham
a Santa Clara. Zwar hatte jenem seinen Ehrenplatz in der Geschichte der volkstümlichen
Literatur ein J. Görres neu gesichert, Germanisten wie J. Ammann, Reinhold Köhler, Wilhelm
Scherer, G. Widmann haben nacheinander im Laufe der beiden jüngsten Jahrzehnte sich mehr
oder minder eingehend mit Cochem beschäftigt, aber auch die vorletzte verdienstvolle Arbeit
über ihn. H. Stahls Pater Martin von Cochem und das „Leben Jesu Christi" (Bonn 1909) wollte
keine abschließende Würdigung seiner durchaus beachtenswerten Persönlichkeit bedeuten. Doch
gab diese eindringende Untersuchung erste Anregungen und gleichsam den Unterbau zu der
längst schon erwünschten, möglichst erschöpfenden Biographie des nachdenklichen und nach-
haltig wirksamen Volksschriftstellers.
— 92 --
P. Schulte hat sichs keine Mühe reuen lassen, seinem Autor auf dessen weit im Lande
umherführenden Lebenspfaden zu folgen und, wo immer deutlichere Spuren eines Verweilens
und einiger Wirksamkeit zu merken waren, bei diesen aufklärend halt zu machen.
Mit erfreulichem Eifer ist der Verfasser aber auch daran gegangen, die so bemerkens-
werten Zusammenhänge zwischen dem Schaffen des fruchtbaren Schriftstellers und der mittel-
alterlichen Literatur, dann die reichen Beziehungen des geistlichen Bücherschreibers zu den
religiösen Bedürfnissen und dem ganzen volkstümlichen Gedankenkreise jener Zeit aufzuhellen.
Nicht zuletzt war es ihm auch darum zu tun, die nachhaltigen Wirkungen auf die katholische
Welt selbst des 19. und noch unseres Jahrhunderts klar aufzuzeigen. So zieht nicht allein das
äußere Erleben unseres Kapuziners, sein Wirken als Prediger, Missionar und Visitator in Kur-
mainzer imd Kurtrierer Landen wie Bild um Bild vorüber, der Mann wird uns vor allem auch
lebendig als ein Neugestalter alter Werte, als Stoffsucher und -former, als trefflicher Stilist,
Meister der deutschen Sprache und als ein prächtiger Erzähler nach dem Herzen des Volkes,
dem seines entgegenschlug.
Die durch anmutende Schreibweise sich auszeichnende, umfängliche Freiburger Disser-
tation wird zu dem speziellen Interessentenkreise der Theologen und Literarhistoriker leichthin
weitere Leser gewinnen, die gerne einem unterrichteten Führer auf den besonderen, lohnenden
Pfaden folgen, die aus der stillen, mit den Geistesschätzen einer noch ferneren Zeit wohl-
ausgestatteten Zelle des Cochemers zum historischen Verständnisse der katholisch-religiösen
Gedankenwelt und ihrer Ausdrucksformen geleiten können. H-w-n.
Herders Konversations= Lexikon, Dritte Auflage. Reich illustriert durch Textabbildungen,
Tafeln und Karten. Ergänzungsband. Freiburg im Breisgau, Herd ersehe Verlagsbuch-
handlung. 1910. Lex.-8. 1500 Spalten.
Die neue (dritte) Auflage des achtbändigen Herderschen Konversationslexikons ist im
Jahrgang 1907 unserer ,, Mitteilungen" (S. 134) einer Besprechung unterzogen worden. Wir
haben daselbst die großen Vorzüge, deren sich diese in Form und Ausdruck gedrungenste unter
den großen deutschen Enzyklopädien des allgemeinen Wissens erfreut, hervorgehoben. Nun-
mehr liegt uns der mit etwa 650 Abbildungen ausgestattete Ergänzungsband zu jenem Haupt-
werke vor, der den Inhalt des Buches auf den Stand unseres Wissens im zweiten Jahrzehnt
des 20. Jahrhunderts heben soll und dieser Aufgabe im allgemeinen, soweit Stichproben ein
Urteil zulassen, mit bewunderungswürdiger Umsicht gerecht wird. Einige kleine Neuerungen,
wie die sparsamere Verwendung von Abkürzungen oder die Anordnung der Angehörigen einer
Familie in den biographischen Gesamtartikeln, „ohne Rücksicht auf die immerhin angegebene
Verwandtschaft nur mehr nach der alphabetischen Folge der Rufnamen" werden von den Be-
nutzern des Lexikons ohne Zweifel angenehm empfunden werden. Schade, daß für die Angaben
der Einwohnerzahlen und die sonst sehr dankenswerten ,, Ortslisten" (Spalte 1441 — 1499: alle
Orte mit mehr als 2000 Einwohnern in Deutschland, Österreich- Ungarn und der Schweiz) die
Ergebnisse der letzten Volkszählung vom Dezember 1910 nicht mehr haben abgewartet werden
können.
Ellwanger Jahrbuch. Ein Volksbuch der Heimatpflege für den Virngrund und das Ries.
Mit 11 Originalfederzeichnungen, 41 weiteren Abbildungen und einer Karte. Herausgegeben
vom Geschieht s- und Altertumsverein Ellwangen in Verbindung mit
dem Lauchheimer Geschichts- und Altertumsvereine. Jahrgang 1910. Verlag von Franz
B u c h e r. Druck der „Ipf- und Jagst- Zeitung", Ellwangen. 137 S. 8. Preis geheftet 1 M 50 ^„
gebunden 1 Ji 80 ^, für Mitglieder der Vereine 1 M bezw. 1 Ji 30 -S).
Durch Herausgabe dieses ansehnlichen Heftes stellt sich in die Reihe der mit Ver-
öffentlichungen zur Orts- und Landesgeschichte auftretenden deutschen Gesellschaften eine erst
l904begründeteVereinigung, die sich die Erforschung der Geschichte und die Heimatpflege im Gebiete
der einstigen gefürsteten Propstei Ellwangen und im Bezirke des heutigen württ. Oberamts gleichen
Namens zur besonderen Aufgabe gemacht hat. Dem Verein schwebte bei der Schöpfung einer
jährlich erscheinenden Vereinsschrift als schönes, nachdrücklich betontes Ideal vor die Gewinnung
— 93 —
eines Volksbuches der Heimatpflege", die Sicherung eines festen Mittelpunktes aller Bestrebungen
zugunsten der Volksbildung und des Heimatschutzes. Dieses Ziel zu erreichen, ist dem hübsch
ausgestatteten Bande, zu dem auch der befreundete Lauchheimer Gescliichts- und Altertums-
verein (Vorstand Dr. med. Gerlach) beigesteuert, ein vielseitig anregender Inhalt gegeben
worden. Nach einer, von Dr. J. Zeller erstellten fleißigen Jahreschronik (1909 und Rück-
blicke von 100 zu 100 Jahren: 809/IO bis einschließlich 1809/1O) folgen zwei größere Abhandlungen:
„Die Gründung des Klosters E." von dem bekannten Kirchenhistoriker Gustav Bossert
in Stuttgart und „Heimatpflege in E." vom Vereinsvorstand, Landrichter Otto Hacker.
Hier wird auch der Fernerstehende mit Interesse die Schicksale eines älteren, bereits 1819 ins Leben
gerufenen Altertumsvereins zu E. verfolgen. Außerdem kommen acht kleinere Beiträge zur Heimat-
kunde an dieser Stelle zum Abdruck. Im weiteren wird ein buntes Programm abgewickelt, ein
ortsgeschichtliches Allerlei, das die nachfolgenden Überschriften kennzeichnen: „Gedenkblätter
(Biographisches, Nekrologe)", „E. und Umgebung im Lichte der Dichtung" (hier u. a. ein schönes
Gedicht von Cäsar Flaischlen), „Bücherschau", „Aus dem Ellwanger Urkundenschatz", „Fund-
berichte" „Aus dem Ellwanger Fastnachtsarchiv", „Vereinsnachrichten" usw.
Mögen sich alle Wünsche erfüllen, die die Leiter des Unternehmens an die Herausgabe
des Heftes knüpften, damit die gleich zum erstenmal so würdig sich gebende Vereinsschrift Jahr
um Jahr in derselben gefälligen Weise sich präsentieren kann! H-w-n.
Hexenwahn und He.xenprozess vornehmlich im 16. Jahrhundert. Von Nikolaus Paulus.
Herdersche Verlagshandlung. Freiburg i. Br. 1910. 283 S. 8°.
Seit dem Erscheinen von Joseph Hansens bedeutsamem Werk ,, Zauberwahn, Inquisition
und He.xenprozess im Mittelalter", also im Laufe der letzten zehn J;ihre, ist die Literatur über
He.xenwesen und was damit zusammenhängt beträchtlich gewachsen. Allerdings besteht sie
zum großen Teil aus Abhandlungen und kleineren Aufsätzen, die in Zeitschriften und Fach-
blättern zerstreut ein wenig in die Augen fallendes Dasein führen. Es ist daher gewiß nur
mit Freuden zu begrüßen, wenn solche kürzere Schriften eines Verfassers als Ganzes in einem
Buch vereinigt erscheinen. Das ist in dem vorliegenden Werk von Paulus auf mehrfache .'An-
regung hin geschehe;!.
Mit nüchternen klare;i Worten, in durchaus objektiv gehaltener Darstellungsweise finden
wir hier die Ergebnisse jahrelanger, den Stempel tiefgründlicher Wissenschaft tragender For-
schungen niedergelegt. Vorallem aber macht uns dieser wissenschaftliche Ernst des Verfassers
und diese peinlich saubere Genauigkeit seiner Forschung das Buch durch die außerordentlich
vielen Literatur-Angaben und Quellen- Nachweise wertvoll, die in der Tat „so ziemlich das
ganze literarische Material für das Thema: Reformation und Hexenprozeß" umfassen. Paulus
beschäftigt sich nämlich, von den letzten beiden, die fraglichen Verhältnisse in Rom beleuch-
tenden Kapiteln abgesehen, in der Hauptsache mit der Stellung des Protestantismus zum
Hexen-Aberglauben. Natürli:h wird hie\iei Luther ganz besonders berücksichtigt und der Stand-
punkt, den er gegenüber dem Zauberwahn und den Hexenverfolgungen seiner Zeit einnimmt,
sachlich klar gekennzeichnet und nachgewiesen. Wir m.üssen in diesen Feststellungen einen
um so dankenswerteren Beitrag zur Geschichte des Reformations-Zeitalters erblicke;i, als noch
immer gewisse Forscher, wenn auch wohl nur vereinzelt, sich zu scheuen scheinen, den großen
Reformator ganz als Kind seiner Zeit und als eine durchaus im Volke wurzelnde und daher
auch die Schattenseiten der kulturellen Entwicklungsperiode, die das 16. Jahrhundert darstellt,
mit aufzeigende Persönlichkeit aufzufassen. Vielleicht wird diese naiv-romantische Geschichts-
auffassung solcher Forscher erst dann endgültig überwunden werden, wenn man dazu gelangt
sein wird, auf Grund eines mit der Gewissenhaftigkeit und dem Fleiß des Verfassers unseres
Buches gesannnelten umfangreichen Materials historisch feststehender Tatsachen die Frage des
Zauberwahns und des Hexen-Aberglaubens des 15. bis 17- Jahrhunderts mehr vom Standpunkte
der Kulturphilosophie und Völkerpsychologie aus zu betrachten.
Dr. Alfred Graf.
^ 94 --
Die römische Kapelle Sancta Sanctorum und ihr Schatz. Meine Entdeckungen und Stu-
dien in der Palastkapelle der mittelalterlichen Päpste. Von Hartmann GrisarS. J.,
Professor an der Universität Innsbruck. Mit einer Abhandlung von M. D r e g e r über die
figurierten Seidenstoffe des Schatzes. Mit 77 Textabbildungen und 7 zum Teil farbigen Tafeln.
Freiburg im Breisgau, Herde r'sche Verlagshandlung. 1908. VIII u. 1 56 S. Lex.-S**.
Das rege Interesse Professor Grisars, des verdienstvollen Verfassers der Geschichte Roms
und der Päpste im Mittelalter, an der alten Hauskapelle des Laterans, der Kapelle ad Sancta
Sanctorum, der Vorläuferin der Capella Sixtina, reicht bis in die erste Hälfte der neunziger Jahre
des vorigen Jahrhunderts zurück. Damals indessen konnte dieses Interesse sich nur mit Bezug
auf die Architektur der Kapelle, die inschriftlich als das Werk eines der Cosmaten (13. Jahrh.)
beglaubigt ist, und ihrer Ausstattung betätigen. Der mit einem schweren Eisengitter verschlos-
sene Altar, der jene Heiligenreliquien in sich barg, nach denen die Kapelle benannt ist, blieb
noch uneröffnet. Erst die Nachforschungen des Professors Florian Jubaru nach dem Haupte
der heil. Agnes, das sich nach alten Inventaren in dem Altarschatze befinden sollte, führten
seit dem Jahre 1903 zur Erschließung und Hebung dieses Schatzes, und nun war Pater Grisar
so glücklich, sich mit eigener Hand an der Überführung der kostbaren Gegenstände, die seit
den Tagen Papst Leos X. (1513 — 1521) nicht an das Tageslicht gekommen waren, in die Ge-
mächer des Kardinalstaatssekretärs beteiligen zu dürfen. Seit 1907 ist der Schatz im Museo
sacro der Vatikanischen Bibliothek dauernd ausgestellt.
Inzwischen ist über die zahlreichen Reliquien und Kunstgegenstände, die der Altar ent-
hielt und unter denen sich Stücke von ausgesuchter Seltenheit und Schönheit und von höchstem
historischen Werte, wie das goldene, mit biblischen Szenen reich emaillierte und wohl schon
aus dem 6. oder 7. Jahrhundert stammende Kreuz und das Gemmenkreuz aus dem 5. bis 6. Jahr-
hundert, beide in silbernen Behältern, das Praxedesreliquiar mit seinen vortrefflichen Zellen-
schmelzarbeiten oder die wundervollen, ursprünglich zur Umhüllung einzelner Stücke verwendeten
frühen byzantinischen und sassanidischen Seidenstoffe, befinden, eine ganze Reihe von Ver-
öffentlichungen erschienen, insbesondere auch von dem französischen Gelehrten Philippe Lauer
und von Pater Jubaru. Grisar selbst hat sich in eingehender Darstellung zuerst in der ,,Giviltä
Cattolica" über den Schatz des Sancta Sanctorum vernehmen lassen. Die vorliegende Ausgabe
bietet die in manchen Punkten verbesserte und durch eine Anzahl Nachträge, sowie eine wert-
volle Abhandlung Moritz Dregers über die figurierten Seidenstoffe des Schatzes wesentlich ver-
mehrte erste deutsche Fassung oder Originalschrift der Artikel jener italienischen Zeitschrift.
Unter den neuen Zusätzen seien vor allem die Mitteilungen über die inzwischen erfolgte
Eröffnung des alten, wohl schon der Mitte des 5- Jahrhunderts entstammenden, bisher von einer
Silberhülle größtenteils verdeckten Salvatorbildes der Kapelle, des sog. acheropoiita (S. 53 f-),
ferner der Nachtrag über die Eröffnung des Schatzes unter Leo X. (143 ff-) und der Exkurs über
den Befund der Rückseite des Emailkreuzes nach Entfernung der dicken und verhärteten Balsam-
schicht, die sie bis dahin bedeckt hatte (S. 79 f-). besonders hervorgehoben. Die genauere Unter-
suchung des Emailkreuzes, die mit einer sorgfältigen Reinigung auch der Vorderseite Hand in
Hand ging, ermöglichte auch erst die Herstellung einer farbigen Abbildung, die dem Buche als
Tafel II beigegeben ist.
Auch sonst ist, wie der Text durch jene Ergänzungen auf den neuesten Stand der For-
schung gebracht worden ist, das reiche Abbildungsmaterial alles Lobes wert, sodaß Grisars treff-
liches Buch wohl noch auf lange hinaus unser hauptsächlichstes un-d bestes Hilfsmittel zur Kennt-
nis dieses hochbedeutenden Kirchenschatzes bleiben wird. Th. H.
— 95
NOTIZEN.
29. Plenarversammlung der Badischen Historischen Kommission.
Am 21. und 22. Oktober 1910 fand in Karlsruhe die 29. Plenarversammlung der Badischen
Historischen Kommission statt. Es wohnten derselben 14 ordentliche und 4 außerordentliche
Mitglieder, sowie als Vertreter der Großh. Regierung Seine E.xzellenz Staatsminister Dr. Freih.
V. D u s c h, Ministerialdirektor Geh. Oberregierungsrat Dr. B ö h m und Ministerialrat Dr. B a u r
an. Den Vorsitz führte der Vorstand, Geh. Hofrat Professor Dr. D o v e aus Freiburg.
Nachstehende Übersicht zeigt den Stand der einzelnen Unternehmungen der Kommission.
Für den dritten und vierten Band der Regesten der Bischöfe von Kon-
stanz hat Pfarrer Dr. R i e d e r wieder eine größere Anzahl von Urkunden süddeutscher und
schweizerischer Archive bearbeitet. Für den dritten Band sind noch das K. K. Statthalterei-
archiv in Innsbruck und das römische Material zu erledigen; bis zum Schlüsse des nächsten
Jahres wird dieser Band voraussichtlich druckfertig vorliegen. — Geh. Archivrat Dr. Krieger
hat im vergangenen Jahre die Arbeit für den vierten Band der R e g e s t e n der Mark-
grafen von Baden (Regesten des Markgrafen Karl 1453— 75) soweit gefördert, daß
noch im Jahre 1911 mit dem Druck begonnen werden kann. — In gleicher Weise wird im nächsten
Jahre der Druck der ersten Lieferung des zweiten Bandes der Regesten der Pfalz-
grafen am Rhein, bearbeitet von Dr. Graf von O b e r n d o r f f , beginnen können.
Diese Lieferung wird die Regesten der beiden ersten Regierungsjahre König Ruprechts (1401
bis 1402) enthalten. — Geh. Hof rat Professor Dr. Wille ist zunächst noch mit der Sammlung
des Materials für seine Geschichte der rheinischen Pfalz beschäftigt. — Für
die Herausgabe eines Nachtragbandes zur Politischen Korrespondenz Karl
Friedrichs von Baden und eines zweiten Bandes der Denkwürdigkeiten
des Markgrafen Wilhelm von Baden war Archivdirektor Geheimer Archivrat
Dr. 0 b s e r auch im vergangenen Jahre tätig; am Abschluß dieser Arbeit wurde er durch außer-
gewöhnliche dienstliche Inanspruchnahme gehindert. — Professor Dr. P f e i 1 s c h i f t e r hat
die Sammlung von Briefen für die Korrespondenz des Fürstabts AI artin Ger-
bert von St. Blasien fortgesetzt. — Von dem Briefwechsel der Brüder
B 1 a u r e r, den Archivar Dr. Schieß in St. Gallen bearbeitet, ist der zweite Band erschienen;
mit dem Druck des dritten Bandes wird im kommenden Jahre begonnen werden. — Die Her-
stellung der historischen Grundkarten des Großherzogtums Baden
unter der Leitung des Vorstandes des Statistischen Landesamtes, Oberregierungsrats Dr. Lange,
geht ihrem Abschluß entgegen. Die letzte Sektion (Pforzheim) wird im nächsten Jahre aus-
gegeben werden. — Geh. Hofrat Prof. Dr. G o t h e i n hat die Arbeiten für den zweiten Band seiner
Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes weiter gefördert. — Für die
Geschichte der badischen V e r w a 1 1 u n g s o r g a n i s a t i o n von 1802—18
hat Dr. Andreas u. a. die Staatsarchive in Wien und Stuttgart besucht; die Quellenstudien
sind nunmehr abgeschlossen, die Drucklegung des ersten Bandes ist für Ende des nächsten
Jahres in Aussicht genommen. — Vom Oberbadischen Geschlechterbuch, be-
arbeitet von Freiherrn v. S t o t z i n g e n, ist das dritte Heft des dritten Bandes erschienen,
das vierte Heft wird noch in diesem Jahr, das fünfte 1911 zur Ausgabe gelangen. — Mit der
Ausarbeitung neuer Entwürfe für die Siegel und Wappen der badischen Ge-
meinden war Fr. Held beschäftigt. Es wurden von ihm die Entwürfe für 1 Stadt und
29 Landgemeinden angefertigt. Ein viertes Heft der B a d i s c h e n S t ä d t e s i e g e 1 ist in
Vorbereitung. — Dr. C a h n in Frankfurt a. M. hat das A\anuskript für das erste Heft der
_ 96 —
Münz- und Geldgeschichte der im Großherzogtum Baden vereinig-
ten Gebiete vorgelegt; mit dem Druck wird demnächst begonnen werden. — Für die
Bibliographie der badischen Geschichte hat Dr. Stamm eine größere
Anzahl von Zeitschriften ausgezogen; mit dem kommenden Jahr wird Dr. Westermann
an der Universitätsbibliothek in Heidelberg diese Arbeit übernehmen. — Von den Bearbeitern
der Oberrheinischen Stadtrechte hat Professor Dr. K o e h n e an dem Register
für die fränkische Abteilung weiter gearbeitet; dieses wie auch in der schwäbi-
schen Abteilung die Stadtrechte von Neuen bürg (Gerichtsassessor Merk) und
von Konstanz (Professor Dr. B e y e r 1 e) werden voraussichtlich bis Ende 191 1 druck-
fertig vorliegen. In diesem Jahre soll ferner auch das Register zum Überlinger
S t a d t r e c h t (Dr. Geier) erscheinen. Am Freiburger Stadtrecht hat Dr. L a h u-
sen erfolgreich weiter gearbeitet. — Die Pfleger der Kommission unter Leitung der Ober-
pfleger Hofrat Professor Dr. Rode r. Stadtarchivrat Professor Dr. Albert, Universitäts-
bibliothekar Professor Dr. P f a f f , Archivdirektor Geh. Archivrat Dr. O b s e r und Professor
Dr. Walter waren wie bisher für die Gemeinde- und Pfarrarchive tätig; die Verzeichnung
der grundherrlichen Archive nähert sich dem Abschluß. Die Neuordnung der Gemeindearchive
wurde in sechs Amtsbezirken weiter- bezw. durchgeführt. — Von der Zeitschrift für
die Geschichte des Oberrheins ist der 25. Band unter der Redaktion von Archiv-
direktor Dr. O b s e r und Professor Dr. W i e g a n d erschienen. In Verbindung damit wurde
Heft 32 der Mitteilungen der Badischen Historischen Kommission
herausgegeben. — Das Neujahrsblatt für 1910, „Die badischen Markgrafschaften
im l6. J a h r h u n d e r t", von Geh. Hofrat Prof. Dr. G o t h e i n gelangte anfangs des Jahres
zur Ausgabe. Das Neujahrsblatt für 1911 wird eine Arbeit von Professor Dr. Sauer in Frei-
burg über die Anfänge des Christentums im heutigen Baden bringen. • —
Neu in ihr Programm aufgenommen hat die Kommission die Herausgabe der Weistümer
des badischen Gebietes einschließlich der Dorfrechte.
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuseums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe
U. E. SEBALD, Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, Mürnberg.
Mitteil
ungen
aus dem
Germanischen Nationalmuseum
Herausgegeben vom Direktorium.
Jahrgang 1910.
Mit zahlreichen Abbiidunsen.
NÜRNBERG
Verlagseigentum des Germanischen Museums.
DIE VERKÜNDIGUNG MARIA IM GERMANISCHEN
NATIONALMUSEUM, EIN WERK DES KONRAD WITZ.
VON Dr. WALTER JOSEPHI.
Daniel B u r c k h a r d t in der Festschrift zum vierhundertsten Jahrestage des ewigen
Bundes zwischen Basel und den Eidgenossen, 13- Juli 1901, Basel 1901, S. 273. — G. D e h i o,
Konrad Witz, in der Zeitschrift für bild. Kunst, N. F., XI! I, 1902, S. 229. — August Seh m a r-
s o w, Die oberrheinische Malerei und ihre Nachbarn um die Mitte des XV. Jahrhunderts (1430
bis 1460), in Abh. der philolog.-histor. Klasse der K. Sachs. Gesellschaft der Wissenschaften,
Band XXII, Nr. II, 1903. — A. S c h m a r s o w, Konrad Witz und die Biblia Pauperum, im
Repert. f. Kunstwissenschaft, Band XXVIII, 1905, S. 340. — Seh., Bilderhandschrift der Biblia
Pauperum, in Zeitschr. f. christl. Kunst, Jahrgang XVIII, 1905, Sp. 266. — Daniel B u r c k-
h a r d t, Studien zur Geschichte der altoberrheinischen Malerei, im Jahrb. der K. Preuß. Kunst-
sammlungen, Band XXVII, 1906, S. 188. — Robert S t i a ß n y. Zu Konrat Witz, ebenda
S. 285- — Leo Baer, Eine Zeichnung des ,, Meisters der Spielkarten", in Studien aus Kunst
und Geschichte, Friedrich Schneider zum 70. Geburtstage gewidmet, 1906, S. 61. — G a m p b e 1 1
D o d g s o n. Die BibUa Pauperum — und nicht_ Konrad Witz, im Repert. f. Kunstwissenschaft,
Band XXX, 1907, S. 169. — J a r o S p r i n g e r. Die Biblia Pauperum Weigel- Felix, in der Zeit-
schrift für Christi. Kunst, Jahrg. XX, 1907, Sp. 49- — S c h m a r s o w. Über Konrad Witz und
die Biblia Pauperum Weigel- Feli.x, ebenda, Sp. 83. — S c h m a r s o w. Die Biblia Pauperum
Weigel- Felix und der Maler Konrad Witz, ebenda, Sp. 129. — A. H., Konrad Witz und die Biblia
Pauperum, ebenda, Sp. 313- — T h. v. F r i m m e 1, Zu den Malern Witz, in Blätter für Gemälde-
kunde, Band III, 1907. S. 1 19- — R. S t i a ß n y, ebenda S. 200. — Gl a u d e P h i 1 1 i p s, A cru-
cifixion by Konrat Witz of Basel, in The Burlington Magazine, London, May 1907, S. 103. —
C. d e M a n d a c h, Conrad Witz et son retable de Geneve, in Gazette des Beaux-Arts, Jahrg. 49
(1907), 2. Semester, S. 353- — Heinz Braune, Beiträge zur Malerei des Bodensee-
gebietes im 15. Jahrhundert, im Münchener Jahrbuch der bild. Kunst, II. Halbjahrsband,
1907, S. 22. — F r i e d 1 ä n d e r. Ein neuerworbenes Bild von Konrat Witz, in Amtliche Be-
richte aus den K. Kunstsammlungen, Berlin, Januar 1908. — Karl Künstle, Die Legende
der drei Lebenden und der drei Toten und der Totentanz, 1908, S. 3. — V i c t 0 r W a 1 1 e n s t e i n.
Die Raumbehandlung in der oberdeutschen und niederländischen Tafelmalerei der ersten Hälfte
des XV. Jahrhunderts, 1909, S. 57- — E f f i n g e r, Meister Konrad Witz von Rottweil, im
Archiv f. christl. Kunst, 1909, S. 6, 17, 30. — Hei m u t h T h. B o s s e r t. Eine gereimte Er-
zählung auf den Maler Konrad Witz, im Repert. f. Kunstwissenschaft, Band 32, 1909, S. 497- —
Burkhard Meier, Über den Basler Altar des Konrad Witz, in Monatshefte für Kunst-
wissenschaft, Jahrg. II, 1909, S. 67. — F r a n z Landsberger, Konrat Witz in Konstanz,
in Monatshefte für Kunstwissenschaft, Jahrg. III, 1910, S. 159- — Max Lehr«, Konrat
Witz oder Schongauer .', in Monatshefte für Kunstwissenschaft, III. Jahrg., 1910. S. 244. —
Ernst H e i d r i c h, Konrat Witz in Konstanz, ebenda, S. 245. — M a x W i n g e n r o t h
und Gröber, Die Grabkapelle Ottos III. von Hachberg und die Malerei während des Kon-
stanzer Konzils, o. J., S. 10. — Louis Rdau, Les primitifs allemands, o. J., S. 91- —
Handzeichnungen Schweizerischer Meister des XV. bis XVIII. Jahrhunderts, II. Serie, Lieferungl.
Gegen Ende des Jahres 1909 glückte es dem Germanischen Nationalmuseum,
im Münchener Kunsthandel ein Gemälde, die Verkündigung Maria dar-
stellend, zu erwerben, das durch seine künstlerischen Qualitäten einen hervorragen-
den Platz in der an Meisterwerken der älteren deutschen Malerei nicht armen Galerie
des Museums beanspruchen darf. Schon die erste obertlächliche Untersuchung ließ
DIE VERKÜNDIGUNG MARIA VON KONRAD WITZ IM GERMANISCHEN MUSEUM.
das vordem ganz unbekannte Gemälde als ein kmistgeschichtlich hochbedeutendes
Werk der oberrheinischen Schule aus dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts er-
kennen, und da manche Motive insbesondere auf den größten Meister jener Gegenden,
auf Konrad Witz, hinwiesen, ergab sich für die kunstwissenschaftliche Unter-
suchung das Problem, zu ergründen, ob das Bild etwa vom Meister selbst oder von
einem seiner Schüler, Werkstattgenossen, oder nur von einem unfrei unter seinem
künstlerischen Einfluß schaffenden Dritten herrühre.
Das Bild, dessen Inhalt die Lichtdrucktafel wiedergibt,^ ist mit Ölfarbe auf
eine 158 cm hohe und 120,5 cm breite Fichtenholztafel gemalt. Die frische Schnitt-
fläche der gerosteten Rückseite dieser Tafel zeigt, daß es sich um die abgesägte Vorder-
oder Rückfläche eines doppelseitig bemalten Altarflügels handelt. Die Erhaltung
ist im allgemeinen eine gute, wenn auch mehrfach starke Übermalungen festzustellen
sind; die Farbe, vor allem im Gewände der Maria, scheint zur Blasenbildung und
zum Abspringen geneigt gewesen zu sein — es ist auch möglich, daß das Gemälde
aus einem Brande gerettet wurde — , sodaß Ausbesserungen und dadurch Über-
malungen und Zusammenstimmungen nötig wurden. Vielleicht dürfte der Fenster-
ausblick auf den blauen Himmel von späterer Hand herrühren, was um so bedauer-
licher wäre, als man dann vermuten könnte, daß sich dort einer jener reizvollen Aus-
blicke befunden habe, wie sie Witz und die ihm nahe stehenden Künstler mit be-
sonderer Vorliebe anzubringen pflegten; auch der Heiligenschein der Maria wird
aus neuerer Zeit stammen. Darüber hinaus hat nach älterer Konservierungssitte
die verschönernde Hand des Restaurators auch sonst mehrfach eingegriffen, ohne
jedoch tiefergreifende Veränderungen herbeizuführen oder gar den Gesamteindruck
und die künstlerischen Qualitäten in erheblicherem Maße zu beeinträchtigen.
Das Bild ist nicht auf monumentale Höhe gestimmt, vielmehr spricht aus ihm
feine Sinnigkeit und gemütvolle Tiefe. In dem asketisch-einfachen Raum sitzt Maria,
in ihr Gebetbuch vertieft, umwallt von dem einfachen weißen Gewände. Da naht
sich der mädchenhaft schlichten Erscheinung der Engel, der Sendbote aus einer rei-
cheren Welt, und kündet ihr, niederknieend, die himmlische Botschaft. Maria, ohne
das Buch zu senken, wendet das Haupt; sie erschrickt nicht, sondern schlägt nur
demütig die Augen zu Boden.
Die koloristische Wirkung ist eine milde; sie ist kühler und gedämpfter, als
man sie bei dem zu starken, vollen, eindringlichen, oft allerdings auch leicht disso-
nanten Farbenakkorden neigenden Witz gewohnt ist. Der einfache, jeglicher
Ausstattung bare Innenraum hat weißlich getünchte Wände und einen weiß ge-
strichenen, schwarz gefugten Fußboden, eine Färbung, von der sich der hellbraune
Naturholzton der Decke und ihres Stützenwerks wirkungsvoll abhebt; Fensterrahmen
und Fensterpfosten sowie die weißgefugte Türumrahmung sind aus bleich-rötlichem
Sandstein. Der koloristische Schwerpunkt liegt auf den Figuren. Maria, deren
hellblond gelocktes Haupt ein goldener Scheibennimbus umgibt, ist in ein bräunlich
aufgehöhtes, grünlich-blaues Tuchkleid mit gelbgestickter Borte gekleidet, ihr Gebet-
buch hat einen roten Einband. Der gleichfalls, nur in anderer Nuance, hellblond
gelockte Engel trägt über der einfarbig weißen Alba ein prächtiges rotsamtenes Plu-
viale, das ebenfalls mit einer gelbgestickten Borte verziert ist; seine Flügel sind
innen weiß mit schwarzen Flecken, außen grünlich und gleichfalls schwarz gefleckt-
Mitteilunofen des Germanischen Museums 1910.
Tafel
Konrad Witz: Die Verkündigung Maria. Ölgemälde auf Holz.
VON WALTER JOSEPHI.
Innerhalb dieser den Gesamteindruck beherrschenden ruhi,c:en Farbenstimmunj;:
spricht sich nun ein für die erste Hälfte des 15- Jahrhunderts überraschendes kolo-
ristisches Feini!:efühl aus, wie es außer den Eycks und dem unter ihrem künstlerischen
Einflüsse schaffenden sogenannten Meister von Flemalle in den Ländern nördlich der
Alpen vermutlich nur Konrad Witz besessen. Auf diesen Meister deutete aber, auch abge-
sehen von sehr starken Anklängen in den Einzelmotiven, ganz besonders die für die
frühe Entstehungszeit des Bildes staunenswerte Beherrschung des Beleuchtungsmo-
ments und seine künstlerische Verwertung für die bildmäßige Wirkung. Der Künstler
operiert mit einer doppelten Lichtquelle: einmal erhält der Innenraum sein Licht
durch ein nicht sichtbares Fenster rechts im Vordergrunde, über dessen Vorhanden-
sein der Schatten des Mittelpfostens rechts am Boden belehrt; sodann wesentlich
schwächer durch das Fenster der Rückwand. Die Wirkung der ersten Lichtquelle
ist für die Raumgestaltung und die plastische Erscheinung der Figuren voll aus-
genutzt, indem die Gestalten wie auch das vortretende Stützenwerk der Decke
starke Schatten auf die gegenüberliegenden Flächen werfen. Ganz besonders
auffällig wird dabei die Freude des Meisters am Spiel von Licht und Schatten
bei der Wiedergabe der in reichen Falten sich bauschenden Gewänder. Er vermag
nicht nur dem einfachen lichtsaugenden Tuchkleide der Maria feine koloristische
Reize abzugewinnen, sondern er setzt sein ganzes künstlerisches Können und sein
malerisches Bestreben vornehmlich auf die Wiedergabe des roten Samtmantels des
Engels, dessen fleckig-flächige Glanzspiegelung seinen Neigungen besondei^s reiche
und vielseitige Betätigungsmöglichkeiten gewährte.
Obwohl das Kunstwerk als Ganzes weit über alles hinausragt, was die Kunst der
übrigen deutschen Maler der ersten Hälfte des 15- Jahrhunderts geschaffen, so trägt
es doch auch wieder Züge, die seinen Schöpfer als ein echtes Kind seiner Zeit erkennen
lassen. Denn wie sehr auch der Meister die Perspektive beherrscht und ihre Kenntnis
gern und geflissentlich zur Schau stellt, vermag er sich doch nicht von perspektivischen
Verzeichnungen frei zu halten. Der nach rechts verschobene Augenpunkt ist verhältnis-
mäßig hoch genommen — ganz im Sinne der oberrheinischen Malerei — aber ander-
seits nicht hoch genug, um ein so starkes Ansteigen des Bodens zu rechtfertigen.
Man hat den zwingenden Eindruck, als spiele sich die Scene auf geneigter Bühne
ab. Daß sich ferner die Gestalten nicht recht in den Raum gliedern, darüber vermag
nur im ersten Augenblick die treffliche Wiedergabe der Schatten wegzutäuschen.
Aber selbst bei dieser, zweifellos dem Lieblingsmotiv des Künstlers, laufen Fehler
unter; die physikalisch bedingten Unterschiede zwischen Schlagschatten und Halb-
schatten sind dem Maler noch fremd, und er gestaltet sie nicht wissenschaftlich reflek-
tierend, sondern wie er es gerade für die malerische Erscheinung des Ganzen am
zweckmäßigsten halten mochte. Der im Widerspruch zu der Hauptlichtquelle fallende
Schatten des Türgriffs zeigt dies besonders auffällig. Das zweite Viertel des IS. Jahr-
hunderts spricht insbesondere aus der unerschtipflich reichen, ,. um ihrer selbst willen
sich aufbauenden" Fülle der Falten der überweiten Gewänder. Wenn auch sehr
wahrscheinlich ist, daß diesem Motiv, das sich ja in der gleichzeitigen Plastik wieder-
holt — und gerade in dieser Kunstgattung oft überaus drastisch — , eine kostüm-
liche Mode zugrunde liegt, so kam es doch fraglos den malerischen Tendenzen nicht
nur der Zeit, sondern auch in besonders hohem Maße der koloristischen Geschmacks-
0 DIE VERKÜNDIGUNG MARIA VON KONRAD WITZ IM GERMANISCHEN MUSEUM.
richtuiit;" unseres Meisters entgegen. Daß endlich das Verständnis für den anato-
mischen Aufbau des menschhchen Körpers noch ein sehr mangelhaftes ist, braucht
bei einem Meister jener Zeit nicht besonders hervorgehoben zu werden.
Aber, um mit Schmarsow zu reden: nicht die Mängel, die der heutige Beschauer
empfindet, sondern die positiven Eigenschaften, die er anerkennen muß, sind die
Hauptsache. Und diese sind so erhebliche und gegenüber dem, was die Kunst der
deutschen Maler vorher geschaffen, so fundamental umgestaltende, daß der Meister
zweifellos eine der bedeutendsten Erscheinungen in der Geschichte der deutschen
Kunst gewesen sein muß.
Auf Konrad Witz als den unmittelbaren oder mittelbaren Meister dieses Bildes
leitete die Ähnlichkeit mit seiner bekanntesten Schöpfung hin, dem Bilde der Heiligen
Katharina und Magdalena, das als Straub'sches Legat in die städtische Gemälde-
sammlung in Straßburg gelangte (Verzeichnis der städt. Gemälde-Sammlung in
Straßburg, 1899, Nr. 1 mit Abb.). Allein dies Bild, wenn auch wohl zweifellos von
der Hand des Meisters, kann als nur zugeschriebenes Werk nicht als sichere Grund-
lage für weitere Zuschreibungen dienen. Vielmehr muß die Forschung an die einzigen
authentischen Werke seiner Hand, die vier Gemälde für die Makkabäerkapelle der
Genfer Kathedrale, anknüpfen.
Über das Leben des Meisters und seine späteren Lebensverhältnisse sind wir
gut orientiert, weniger über seine Jugendgeschichte. Konrad Witz scheint der
um 1398 geborene Sohn eines leider nicht durch Werke bekannten Malers und
Konstanzer Bürgers Hans Witzinger, in späteren Jahren auch Witz genannt, zu
sein; er erscheint sicher 1418, vermutlich auch in den Jahren 1420 bis 1426,
in den Konstanzer Steuerbüchern und scheint dann in die Fremde gewandert
zu sein. Da er in den späteren Baseler Urkunden als Conrat von Rotwil, Cunrat
von Rotwilr oder auch als Conrad Witz von Rotwilr bezeichnet wird, wird er in Rott-
weil längeren Aufenthalt genommen haben, wo auch sein Vater weilte, der, vermutlich
(denn die Personenidentität ist nicht sxher) 1424—1425 in den Diensten des
Herzogs von Burgund, dem Sohn wahrscheinlich die ersten lebhafteren Anregungen
der überlegenen niederländischen Kunst übermittelte; denn alle Werke des jüngeren
Witz offenbaren deren Einfluß, freilich daneben auch deren selbständige Verarbeitung.
Zu Anfang der 30 er Jahre scheint er in Basel eingewandert zu sein. Bald heiratete
er in eine gutbürgerliche und anscheinend vermögende Baseler Familie und trat damit
zu dem damals bedeutendsten Baseler Maler Nicolaus Ruesch, genannt Lawelin,
dessen Kunstart uns gleichfalls nicht bekannt ist, in verwandtschaftliche Be-
ziehungen.
Der beste Beweis für den hohen Ruhm, den sich Konrad Witz schon unter
seinen Zeitgenossen erwarb, ist seine Berufung durch den Genfer Kirchenfürsten
Franfois de Mies, der ihm die Herstellung des Altars der durch Jean de Brogny,
dem Oheim und Vorgänger des Francois de Mies, erbauten Kapelle Notre-
Dame des Macchabees an der Kathedrale zu Genf übertrug. Vornehmlich im Hin-
blick auf die blühende Kunst des benachbarten Italiens muß dieser Auftrag als be-
sonders ehrenvoll angesehen werden; er erklärt sich wohl in erster Linie durch die
vorhergehende Anwesenheit des Bischofs auf dem Baseler Konzil (seit 1431). Die
Reste dieses Altarwerks, die einzigen authentischen Werke des Konrad Witz, sind
VON WALTER JOSEPHI.
die oben genannten, 1444 datierten Doppeltafeln. Nach Ausweis der Baseler Steuer-
register scheint Witz auch nach Vollendung dieser bedeutenden Arbeit noch weitere
Jahre von der Heimat abwesend gewesen zu sein; er ist dann — ob in Basel oder
auswärts, ist zweifelhaft — bereits 1446 oder 1447 mit Hinterlassung einer größeren
Familie gestorben.
Trotz ihrer schlechten Erhaltung, die sich vornehmlich durch die vollständige
Erneuerung der meisten Köpfe, aber auch anderer größerer Partien, störend geltend
macht, genügen doch die Gemälde des Altars der Makkabäerkapelle (abgebildet in der
Baseler Festschrift), um die große Künstlerschaft ihres Meisters zu offenbaren ; sie zeigen
die charakteristischen Merkmale Witz'scher Kunst so klar, daß es möglich ist, sie
zur Grundlage eines auf Zuschreibungen gegründeten Lebenswerks zu machen. Das
ist um so leichter, als Witz höchstwahrscheinlich auf jener Entwicklungsstufe der
oberrheinischen und überhaupt der deutschen Kunst keinen gleichwertigen Kon-
kurrenten hatte. Daß nun die Tafel des Germanischen Nationalmuseums alle diese
persönlichen Züge in der Gesamtauffassung wie in der Einzelausführung trägt, soll
im folgenden dargelegt werden.
Der Haupteindruck, die auf ausgezeichneter Kenntnis und künstlerischer Aus-
nutzung der Licht- und Schattengebung sowie der Lichtzerstreuung beruhende meister-
hafte körperliche Wirkung der Malerei und die für ein Gemälde der ersten Hälfte
des 15. Jahrhunderts bewunderungswürdige koloristische Behandlung, ist bei den
Genfer wie auch bei dem Nürnberger Bilde ein sehr verwandter. Das ist um so be-
deutungsvoller, da unter den oberrheinischen Malern des 15. Jahrhunderts Witz,
wenn auch nicht der erste, so doch sicher der feinsinnigste und routinierteste sein
dürfte, der die malerischen Wirkungen des Schattens bewußt zu einem künstlerischen
Prinzip auszugestalten vermochte. Allerdings beruhen seine Beobachtungen eben
nicht auf wissenschaftlicher Grundlage, wie beispielsweise bei den Eycks, sondern
sie gehen mehr aus der Spürtätigkeit eines grüblerischen Autodidakten hervor. Infolge-
dessen fehlt die Konsequenz in der Durchführung der einmal angeschnittenen Pro-
bleme. Das beweist ein Blick auf die Genfer Bilder, insbesondere auf das der Anbetung
der Könige, und genau die gleiche Stufe künstlerischen Sehens und des Vermögens
der Wiedergabe des Gesehenen findet sich in dem Nürnberger Bilde, und zwar in
solcher Übereinstimmung, daß man, auch wenn man die Möglichkeit der Existenz
eines gleichbegabten heimats verwandten Zeitgenossen oder gar Schülers zugeben
will, in diesem Fall doch nur eine Meisteridentität annehmen kann. Insbesondere
leitet zwingend dahin die fast identische Wiedergabe der sehr charakteristischen
Randschatten unterhalb der Gewandsäume auf dem Nürnberger Bild mit denen
auf den beiden Genfer Anbetungsbildern.
Doch gerade in der Wiedergabe der Schatten ist in dem Nürnberger Bilde gegen-
über den Genfer Gemälden ein unleugbarer logischer Fortschritt zu bemerken; denn
während in Genf fast ausschließlich scharf konturierte Schlagschatten vorkommen,
bevorzugt Witz in der Nürnberger Darstellung des Innenraums verwischte Schatten,
wie sie in zerstreutem Lichte entstehen. Nur bei dem Türriegel fällt er ganz unmoti-
viert in sein altes Prinzip zurück. Vielleicht wurde er in diesen Unkonsequenzen
bestärkt durch den für seine Zeit ganz exorbitanten Versuch, auch die zweite Licht-
quelle, das Fenster im Hintergrund, auszunutzen. Daß er dies wollte, geht daraus
8 DIE VERKÜNDIGUNG MARIA VON KONRAD WITZ IM GERMANISCHEN MUSEUM.
hervor, daß er auch jenes Fenster sich liell auf den Fußboden projizieren läßt. Mag
auch den optisch geschulten Beurteiler des 20. Jahrhunderts das Resultat dieses
Versuches höchst seltsam anmuten, so tut das doch der Bedeutung des Meisters als
Pfadfinder keinen Abbruch. Daneben ist zweifellos auch in technischer Beziehung
das Nürnberger Bild vollendeter als die Genfer, sodaß die Vermutung, es sei später
als diese, also nach 1444 entstanden, nicht von der Hand zu weisen ist.
Wenn nun festgestellt ist, daß das künstlerische Grundprinzip auf dem Nürn-
berger Bilde das gleiche ist wie auf den Genfer Gemälden, so bleibt nur noch übrig,
durch den Nachweis übereinstimmender eigenartiger Detailzüge in des Meisters
Kunst die auf der gleichen Künstlerqualität beruhende Wahrscheinlichkeit der
Meisteridentität zur Gewißheit zu erheben. Leider lassen die Kopftypen, ein
Hauptcharakteristikum persönlich-künstlerischer Eigenart, keine Vergleichung
zu, da die Genfer Köpfe in den Wirren des Bildersturmes beschädigt, fast alle
entweder stark übermalt sind oder ganz von Restaurierungen herrühren.
Das ist um so bedauerlicher, als, um es schon vorwegzunehmen, Witz die
Eigenart hat, ganz besonders geformte, lange, schmale, spitz zulaufende Ohren zu
bilden, die von Stiaßny geradezu als das Monogramm des Witz bezeichnet werden.
Die Behandlung der Gewandstoffe des Nürnberger Bildes schließt sich aber aufs
engste der auf dem Genfer Bilde „Die Anbetung der Madonna durch den Bischof
Jean de Brogny" an. Man verfolge nur die klare Erfassung und die charakteristische
Wiedergabe des Unterschiedes im Farbenspiel der schlichten Wollenstoffgewänder
der beiden Marien und der prunkvollen Samtmäntel des Bischofs bezw. des Verkün-
digungsengels. Beide Male ist der Gegensatz des lichtsaugenden Tuches und des
schillernden schweren Seidenstoffes klar erfaßt und effektvoll durchgeführt, auf ihn
sogar die künstlerische Wirkung des ganzen Gemäldes gestimmt. Auf beiden Bildern
kommt ferner die Witz'sche Manier, die Knicklinien der Seidenstoffe durch scharfe
helle Striche darzustellen, deutlich zur Erscheinung. Allerdings geht Witz im Nürn-
berger Bilde weiter, indem er hier auch scharfkonturierte flächige Glanzstellen ent-
stehen läßt, während auf dem Genfer Bilde die Glanzflächen in schnellem abgestimmten
Übergang verlaufen. Vollends in der Faltengebung sind beide Bilder einander ähnlich,
oft sogar so sehr, daß man identische Faltenzüge wiederzuerkennen glaubt. Vor allem
sei auf das bei Witz sehr beliebte Motiv des über den Schoß hochgezogenen, dann
aber wieder in einer Falte über den Oberschenkeln zurückfallenden Untergewandes
hingewiesen, das auf fast allen seinen Bildern wiederkehrt und geradezu als Kennzeichen
Witz'scher Gemälde dienen kann. Aber auch die Genfer Bilder zeigen den auf dem
einen größeren Maßstab anwendenden Nürnberger Gemälde allerdings noch auf-
dringlicheren Mangel anatomischer Kenntnisse, vornehmlich bei der Wiedergabe
der Hand mit ihren überlangen Fingern, wofür das Genfer Bild der Befreiung Petri
fast direkte Analogien bietet. Aus letzterem Bilde, dem einzigen, dessen Gesichts-
typen unversehrt sind, vermag man noch eine andere Eigenart des Meisters abzu-
lesen: die Vorliebe für halbkugelig vortretende, vom Stirnbein scharf sich absetzende
obere Augenlider bei geschlossenen oder halbgeschlossenen Augen, ebenso seine scharf-
strichig gezeichneten, hochgeschwungenen, doch auffällig kurzen Augenbrauen und
die zu kurzen Oberlippen. Sehr eigentümlich ist auch die tiefe Vertikalrinne in den
Oberlippen Alle diese Eigentiunlichkeiten finden sich hier wie dort in gleicher Weise.
VON WALTER JOSEPHI.
Ganz besonders auffällii:: ist aber die Identität des Gesiclitstypus des anscheinend
besser erhaltenen Engels, der den Petrus geleitet, mit dem des Nürnberger Verkün-
digungsengels.
I Die Außenarchitekturen der Genfer Bilder bieten kein unmittelbares Vergleichs-
inaterial zu der Innenarchitektur des Nürnberger Gemäldes. Beide zeigen jedoch
genau dieselbe Stufe perspektivischer Kenntnis ihres Meisters. Neben den in An-
sehung der frühen Fntstehungszeit großen Vorzügen sind auch die Mängel die
gleichen; trotz des sehr hoch genommenen Augenpunktes doch überall noch eine
übermäßig starke Steigung des Bodens. Selbst die Bodenfärbung des Genfer
Bischofsbildes ist die gleiche wie auf dem Nürnberger, nur daß dort der Boden
quadriert ist. Ebenso erscheint die Wandfärbung des Nürnberger Bildes in iden-
tischer Weise und in demselben kühlen Ton im Bilde der Anbetung der Könige,
vornehmlich aber im Bilde der Befreiung Petri in Genf. Dazu tritt das gleiche
Interesse und die gleiche Liebe für die Ausmalung und Schilderung des Details.
Eine so identische Wiedergabe wie die des rissigen Holzes ist doch nur durch die Hand
eines und desselben Malers möglich ; die schlecht eingefugte Verstrebung mit ihren vor-
stehenden Dübeln auf dem Nürnberger Gemälde scheint sogar direkt aus dem
Genfer Bilde der Anbetung der Könige übernommen zu sein, ja, es findet der auf
dem Nürnberger Bilde auffällige Konstruktionsgedanke erst aus der Übernahme von
dort seine volle Erklärung.
Wenn auch Konrad Witz trotz seiner hervorragenden Bedeutung unter seinen
Zeitgenossen — nicht nur der künstlerische Wert seiner Gemälde und die Tatsache
seiner Berufung nach Genf, sondern auch ein kürzlich zutage gefördertes volkstüm-
liches Gedicht auf ihn aus der Mitte des 15. Jahrhunderts beweisen dies — zu den
jüngst entdeckten Meistern der altdeutschen Kunst gehört, sodaß sich die kunst-
geschichtliche Forschung erst verhältnismäßig wenig mit ihm hat beschäftigen können,
so ist es ihr doch gelungen, ihm auf der Grundlage der Genfer Arbeiten mit hinreichen-
der Sicherheit eine Anzahl unsignierter Gemälde zuzuschreiben.
Hierhin gehören in erster Linie die aus der 1808 versteigerten Baseler Galerit
der badischen Markgrafen stammenden Überreste eines großen Altars. Acht von
den Bildern befinden sich jetzt in der Öffentlichen Kunstsammlung zu Basel (Katalog
1908, Nr. 639—646), zwei weitere zugehörige Tafeln (abgebildet im Jahrb. der K.
Preuß. Kunstsammlungen Band 27, 1906) sind in den Besitz des Herrn Vischer von
der Mühll auf Schloß Wildenstein und eine dritte Tafel (abgebildet ebenda) in die
Sammlung des Grafen Wilczek auf Schloß Kreuzenstein in Niederösterreich gelangt.
Gegenüber den Genfer Arbeiten läßt das Baseler Werk manches an unmittelbarer
Frische schöpferischen Gestaltens vermissen. Das dürfte nicht nur durch eine frühere
Entstehungszeit und künstlerische Unreife, sondern vermutlich auch dadurch zu
erklären sein, daß der Meister seiner schaffenden Phantasie nicht freien Spielraum
ließ, sondern — möglicherweise auch durch den Auftraggeber veranlaßt — inhaltlich
unter dem Bann der Vorbilder schuf, die einer seiner Zeitgenossen, vielleicht sogar
er selbst, für die Biblia Pauperum entworfen hatte. Wenn aber — und darüber sind
sich alle Forscher einig — diese Bilder der frühen Schaffensperiode des Konrad Witz
zuzurechnen sind, so bestätigt anderseits deren kompositioneile Befangenheit, Ängst-
lichkeit und Unfreie, vor allem aber der Mangel in der räumlichen Vertiefung, daß die
10 DIE VERKÜNDIGUNG MARIA VON KONRAD WITZ IM GERMANISCHEN MUSEUM.
Nürnberger Tafel einer späteren, nämlicli der reifsten Scliaffensepoche des Meisters
entstammt. Trotzdem aber stimmen die Bilder des Baseler Altars im einzelkünst-
lerischen Charakter gut zu dem Nürnberger Gemälde, sie zeigen schon die gleiche
künstlerische Tendenz, freilich in Basel nicht so durchgebildet und befriedigend wie
in Nürnberg. Anklingende Einzelheiten finden sich mannigfach, wenn auch nicht
immer so augenfällig und direkt beweisend wie mit den Genfer Bildern; man denke
nur an die auf subtiler Naturbeobachtung und künstlerischem Empfinden beruhende
Wiedergabe der Lichtreflexe auf den Seidenstoffen. So kehrt auch auf dem David-
bilde und dem Kreuzensteiner Salomobilde der von Witz besonders gern angewandte
Lichtkontrast des grünlichen Tuches zu dem schillernden roten Samtgewande wieder.
Die Baseler Bilder sind stark restauriert, sodaß zweifelhaft ist, bis zu welchem Grade
Einzelheiten zur Vergleichung herangezogen werden dürfen. Immerhin ist die Ver-
wandtschaft der Kopftypen des Benaja und des Antipater in Basel (Basler Festschrift
Tafel XXV und XXVIII) und des anscheinend gut erhaltenen Salomo in Kreuzen-
stein mit dem des Nürnberger Verkündigungsengels auffällig, der ja auch das Witzsche
lange, schmale, spitz zulaufende Ohr besitzt; auch die überhohen, kurzen, scharfen
Augenbrauen kommen am Baseler Altar vor, ebenso ist der Faltenwurf der Gewandung
des Melchisedek (ebenda Tafel XXVI) sehr verwandt mit dem der Nürnberger Maria,
das übertrieben vorgeschobene Knie des Wildensteiner Verkündigungsengels mit
dem des Nürnberger. Andrerseits fällt überall auch die eigenartige, aber doch recht
mangelhafte Wiedergabe der Hände auf, vor allem das Ungeschick in der Auffas-
sung des Handgestus.
Das Gemälde der Kreuzigung Christi im Berliner Kaiser Friedrich-Museum
(abgeb. im Burlington Magazine 1907 und im Berliner Museumsbericht 1907) und das
mit der Gruppe der heiligen Familie nebst den Heiligen Barbara und Katharina im
Museo Nazionale zu Neapel (abgeb. in der Baseler Festschrift), ein Jugendwerk, das
unter bewußter Anlehnung an niederländische Kunstart, insbesondere an Werke
des Jan van Eyck, entstanden ist, haben verhältnismäßig wenig Berührungspunkte
mit der Nürnberger Tafel. Auf der letzteren wäre höchstens jenes Operieren mit
Lichtproblemen, vor allem aber die ungeschickt hockende Stellung der sitzenden
Gestalten und der allzustark ansteigende Fußboden — ähnlich auf der dem Witz
zugeschriebenen und dem Neapeler Bilde nahestehenden lavierten Federzeichnung
der Maria mit dem Kinde im K. Kupferstichkabinett in Berlin (abgeb. in Handzeich-
nungen schweizerischer Meister des XV.— XVIII. Jahrhunderts, II, 1) — für die
Meisteridentität anzuführen. Unverhältnismäßig viele Anknüpfungen gewährt da-
gegen dasjenige Bild, das den ersten Ausgangspunkt für die Zuschreibung des Nürn-
berger Bildes bot, die Straßburger Tafel mit der Darstellung der beiden in einem
Kreuzgange sitzenden Heiligen Maria Magdalena und Katharina. Die genaue Ver-
gleichung beider Werke ergibt eine so überraschende Zusammenstimmigkeit der für
die Charakterisierung wesentlichen Momente, daß die Herkunft von derselben Maler-
hand unzweifelhaft ist. Man möchte sogar annehmen, beide Werke entstammten
demselben Altarwerk, wenn nicht die Verschiedenheit der Abmessungen dem wider-
spräche. So wird denn die große Ähnlichkeit neben der zeitlichen Nähe wohl nur
in dem bei Witz ja ganz augenscheinlichen Mangel, abwe:hslungsreich gestalten zu
können, ihren Grund haben. Die gegenseitig unbeeinflußte Ableitung des Meisters
VON WALTER JOSEPHI. H
beider Tafeln dürfte aber auch eine Probe für die Richti,i,^keit des Forschungsergeb-
nisses sein.
Auf dem Straßbur^er Bild ist ebenfalls der Kontrast einer reichgekleideten
repräsentativen zu einer schlichten Figur künstlerisch verwertet, und so ist, trotz
der starken Restaurierung des Bildes, der Gesamteindruck ein frappierend identischer.
Zu der Verwandtschaft des Motivs und des gleichen übermäßig gehobenen, auf die
rechte Bildseite verschobenen Augenpunktes tritt eine fast analoge Lichtführung;
die Hauptlichtquelle ist hier wie dort .unsichtbar schräge im Vordergrunde rechts
angenommen und es wirft in völlig gleicher Weise auf beiden Bildern der Mittelpfosten
dieses nicht dargestellten Fensters seine Schatten auf den Fußboden vor der Haupt-
figur, ohne daß dies Motiv sich auch über die auf beiden Bildern eigenartig hockenden
Gestalten erstreckte. Die sich sehr entsprechende Beleuchtung des Gewandes der
Nürnberger Maria und desjenigen der Straßburger Katharina, die Ähnlichkeit der
Kopfhaltung beider Figurenpaare und ihrer zarten Beziehungen zu Licht und Schatten,
die Randschatten unter den Gewandsäumen und die Schlagschatten der Figuren
und Architekturstücke, endlich das analoge allzustarke Ansteigen des Bodens sei
nur beiläufig angedeutet. Weisen ferner schon die Gesichtszüge der Straßburger
Magdalena eine frappierende allgemeine Verwandtschaft mit dem Nürnberger Engel
auf, so sei noch besonders auf die typischen Gesichtsformen aufmerksam gemacht,
die allen Köpfen eigen sind und bereits oben bei der Betrachtung der Genfer Bilder
entwickelt wurden. Ebenso spricht sich auch auf dem Straßburger Bilde dieselbe
für den überlegenden Beobachter optischer Erscheinungen auffällige unrichtige Wieder-
gabe der Anatomie der menschlichen Hand aus; daneben zeigt sich aber auch seine
Vorliebe für die Nebeneinanderstellung von Grün und Rot.
In der Figur der Magdalena kehrt im Gegensinn die recht gezwungene Pose
des einen hochgestellten Kniees wieder, in der Figur der Katharina der vorgeschobene
Fuß, wie auch der koloristische Gegensatz des schweren, scharf brechenden, reflek-
tierenden roten Samtstoffes bestimmend für die Farbenwirkung ausgenutzt wurde.
Selbst die technische Eigenart. Grün bezw. Blau mit bräunlichgelben Tönen aufzu-
höhen, tritt hier auf. Zwar hat der Meister alle Knitter mit scharfen hellen Strichen
wiedergegeben, geht jedoch noch nicht soweit wie in Nürnberg, wo er auch die ganzen
Flächen hellstrichig umrandet; vielmehr läßt er diese wie in Genf in raschem Übergang
in die Grimdfarbe verlaufen. Beide Male kehren sodann in sehr verwandter Art
die sich umschlagenden Gewandsäume wieder, nur ist das Gewand der Straßburger
Katharina geschickter gelegt, sodaß die imschöne, das Bild rechts unten durchschnei-
dende Linie, die sich übrigens auch schon bei dem Genfer knieenden Könige störend
bemerkbar macht, vermieden wird; beide Male findet sich auch das Motiv des über
die Kniee gerafften, dann aber wellig auf den Oberschenkel zurückfallenden Gewandes.
Wenn Daniel Burckhardt bei dem Straßburger Bilde mit Recht hervorhebt,
daß die hauptsächlichen Steinteile der Architektur den rötlichen Ton des damals
in Basel fast ausschließlich benutzten Sandsteins tragen — man kann hinzufügen:
sogar die beiden dort vorkommenden Farbennuancen aufweisen — so ist festzustellen,
daß sich dieselbe verblichene, und daher koloristisch nicht recht wirkungsvolle Tönung
auch an der Türumrahmung des Nürnberger Bildes wiederholt, wie sie auch schon
vorher mit dergleichen weißen Fugung das Gen.fer Bild der Anbetung der Könige zeigte.
12 DIE VERKÜNDIGUNG MARIA VON K0NRA15 WITZ IM GERMANISCHEN MUSEUM.
Der hauptsäcliliche Unterschied aber zwischen beiden Bildern ist der, daß
wie sclion auf den Außenräume darstellenden Genfer Bildern, so auch in der, der
L'ini^e nach beleuchteten Straßburger Kreuzgangdarstellung die scharfumrissenen
Kernschatten bevorzugt sind, während der Meister auf dem Nürnberger Bilde, das
einen geschlossenen Innenraum veranschaulicht, mehr mit verschwimmenden Halb-
schatten arbeitet. Ebenso ist die Koloristik des Straßburger Bildes greller und
voller tönend.
Burckhardt verweist das Straßburger Bild in die Spätzeit des Malers, wo er
unter dem bestimmenden Einfluß des sog. Meisters von Flemalle gestanden, und
bestätigt dadurch — denn die enge zeitliche Zusammengehörigkeit des Nürnberger
und des Straßburger Bildes ist unzweifelhaft — unsere Spätansetzung der Nürn-
berger Verkündigung.
Seit etwa einem Jahrzehnt birgt die Öffentliche Kunstsammlung in Basel ein
nach Daniel Burckhardts Vorgang vom Katalog dieser Sammlung 1908, Nr. 647,
dem Konrad Witz zugeschriebenes Tafelgemälde mit der Darstellung der Begegnung
Joachims und Annas an der Goldenen Pforte (abgeb. in der Baseler Festschritt).
Auch diese Zuschreibung bestätigt die Richtigkeit der Zuweisung des Nürnberger
Bildes an den großen Baseler Meister. Es kann hier nicht der Ort sein, die Gründe
zu wiederholen, die Burckhardt in so ausführlicher und ül^erzeugender Weise für die
Authentizität des Meisters anführt, dagegen ist wichtig, daß das Baseler Bild, das
aus dem Münchener Kunsthandel in den Besitz der Frau Professor Bachofen-Burck-
hardt gelangte und von dieser dem Baseler Museum überwiesen wurde, trotz seines
abweichenden Goldhintergrundes von allen Witzschen Gemälden die engsten Be-
ziehungen zu dem Nürnberger Bilde aufweist. Die stilistische Stufe ist die gleiche.
Das zeigt sich vornehmlich in der Farbengebung und in der Konzentrierung des
Farbeneindrucks auf die Figuren bei gedämpfterer Behandlung der Umgebung, dann
aber auch in der etwas weichlichen, von dem Straßburger Bilde leicht sich differen-
zierenden Faltengebung der Gewandungen, in der Wiedergabe der Schatten, vor
allem aber in der Behandlung des rissigen Ständerwerks mit seinen vorstehenden
Dübeln und in den scharfen Schlagschatten des hölzernen Türriegels bezw. des Tür-
griffs. Sogar der Schlagschatten des unsichtbaren Fensterpfostens rechts im Vorder-
grunde, in den Innenräumen des Nürnberger und des Straßburger Bildes berechtigt,
kehrt hier, wohl nur gewohnheitsmäßig zur Belebung der rechten unteren Bild-
fläche angewandt, wieder. Auch hat der Gesichtstypus der Anna sehr entschie-
dene Verwandtschaft mit dem des Verkündigungsengels.
Aber die Beziehungen des Baseler Bildes zum Nürnberger scheinen nicht nur
stilistische und zeitliche zu sein, sondern noch weiter zu gehen. Nicht nur, daß der
Erhaltungszustand ein sehr ähnlicher ist, insbesondere daß auch auf dem Baseler
Bilde die Ausmalungen abgefallener Farbenblasen einen wesentlichen Teil der Restau-
rierungsarbeiten ausmachen, ist vor allem folgendes auffällig: die Nürnberger Tafel
hat die Maße 158: 120,5 cm, der Baseler Katalog gibt für sein Bild 159: 120 an. Beide
Größen können als identisch angesehen werden, da auf dem Nürnberger Bilde die
Ränder nicht ganz gerade sind und ein gleiches wohl auch bei dem Baseler Bilde
der Fall sein wird. Bei beiden Bildern sind die Rückseiten abgesägt, sodaß sich
die Vermutung aufdrängt, es seien Vorder- und Rückseite eines und desselben Altar-
VON WALTER JOSEPHI. 13
flügels. Allein die genaue Unter.suchung' beider Gemälde erwies dies als Irrtum, da
die Holzmaserungen der beiden Rückseiten nicht identisch verlaufen. Beide Momente,
die stilistische Einheitlichkeit und die Gleichheit der Abmessungen lassen aber den
Schluß nicht als zu gewagt erscheinen, daß die Bilder aus e i n e m Altarwerk stammen,
zumal auch ihre Erhaltung, die Art der Beschädigungen und der Grad der Übermalungen
übereinstimmen. In der Tat konnte festgestellt werden, daß beide Bilder ehemals
in gleichem Besitze waren. Beide stammen aus der Sammlung des Obertribunal-
Procurators Abel in Stuttgart, die in der Mitte des 19- Jahrhunderts im Schlosse
zu Ludwigsburg aufgestellt war. Zweifellos sind sie identisch mit den im „Verzeichnis
der in dem Königlichen Schlosse zu Ludwigsburg aufgestellten altdeutschen Ge-
mälde des Obertribunal-Procurators Abel in Stuttgart, 1855" in der dritten Abteilung
unter Nr. 8 und 10 aufgeführten Gemälden, die dort der westfälischen Schule zu-
geschrieben w^erden. Später kamen sie an den Kommerzienrat Faber und etwa in den
sechziger Jahren an Herrn Maurer in Stuttgart, von dessen Erben das eine vor mehreren
Jahren an Frau Professor Bachofen- Burckhar dt in Basel, die es dem Baseler Museum
schenkte, das andere nunmehr an das Germanische Nationalmuseum veräußert wurde.
Mit Sicherheit ließen sich die Bilder nicht weiter zurückführen; doch scheint eine
Notiz G. F. Waagens in seinem Werke „Kunstwerke und Künstler in Deutschland,
Teil H: Kunstwerke und Künstler in Baiern, Schwaben usw. 1845," S. 211, nicht
unwichtig. Bei der Besichtigung der Sammlung Abel in Stuttgart erwähnt er näm-
lich 4 Gemälde, Anna und Joachim an der goldenen Pforte, die Geburt der Maria
(zweifellos Schreibfehler für Verkündigung, da in der Sammlung Abel nach Ausweis
des oben genannten Katalogs sich keine Darstellung dieses Inhalts befand), die Kreuzi-
gung Christi und die Auferstehung mit dem Noli me tangere, die „nach der Versiche-
rung des bekannten Herrn von Laßberg" in dem Kloster Almannsw^eil am Bodensee,
wo sie sich früher befanden, für Werke des alten Holbein gehalten wären, „doch
rühren sie offenbar, wenngleich von sehr klarer und warmer Färbung und von vieler
Wahrheit des Ausdrucks, von einem anderen, ungleich schwächeren Meister her,
der namentlich in den Charakteren viel gewöhnlicher und von einem gemeineren
Naturalismus ist, als der alte Holbein". Hier liegen nun zweifellos Irrtümer der
verschiedensten Art vor, denn während die an erster Stelle genannten Bilder vermutlich
das Baseler und das Nürnberger sind, haben die im genannten Kataloge in der zweiten
Abteilung unter Nr. 8 und 9 aufgeführten Gemälde der Kreuzigung und der Auf-
erstehung, sicherlich identisch mit den von Waagen gesehenen, architektonische
Staffage im Renaissancestil, können also keinesfalls zu dem Nürnberger und dem Baseler
Bilde gehört haben. Sehr interessant ist dagegen die Datierung und die Bewertung
von Seiten jenes Altmeisters der modernen Kunstwissenschaft. Mangels genauerer
Kenntnis der Tatsachen werden rein aus dem Gefühl heraus die Bilder, genau ebenso
wie es später dem Straßburger Gemälde und dem Baseler Altar erging, um etwa
ein halbes Jahrhundert zu spät angesetzt und können dementsprechend nicht ihrer
Bedeutung gemäß bewertet werden. Gerade hierin liegt der augenfälligste Beweis
für die Bedeutung der Bilder und die künstlerische Größe und kunstgeschichtliche
Wichtigkeit ihres Meisters, der um rund fünf Jahrzehnte seiner Zeit vorauseilte.
Würde doch wohl auch schwerlich ein Kunstgelehrter jenes erste wirkliche Land-
14 DIE VERKÜNDIGUNG MARIA VON KONRAD WITZ IM GERMANISCHEN MUSEUM.
schaftsbild der deutschen Kunst, den Fischzug Petri in Genf, aus Stilmerkmalen noch
in die erste Hälfte des 15- Jahrhunderts versetzen !
Waagens Zusammenwerfen augenscheinlich nicht zusammengehöriger Bilder
läßt nun aber leider auch seinen Herkunftsnachweis als sehr problematisch erscheinen.
Immerhin kann es nicht zweifelhaft sein, daß mit dem sonst nicht bekannten Kloster
Almannsweil am Bodensee die Cistercienserabtei Salem, die früher auch Salmans-
weiler hieß, gemeint ist.
Wie beide Tafeln sich ehemals in den Altar eingegliedert haben, vermag ich
nicht zu sagen. Es scheint, als ob die mit effektvollem Goldgrund ausgestattete
Baseler Tafel eine Innenseite, dagegen die vorwiegend mit gedämpften und kühlen
Tönen operierende Nürnberger Tafel eine Außenseite war, der übliche Platz der Ver-
kündigungsdarstellung. Allerdings kann man aus perspektivischen Gründen schließen,
daß beide Tafeln links gesessen haben, ein Umstand, der, da an eine Absägung von-
einander nicht gedacht werden kann, auf ein Pentaptychon deuten würde. Dem-
gemäß harrten noch mindestens zwei Tafeln, die Gegenstücke zu den behandelten,
der Entdeckung.
Daniel Burckhardt versetzt das Baseler Bild und damit aber auch die Nürn-
berger Tafel zeitlich in die Nähe des Genfer Altars der Gebrüder Eyck (1432), also
vor die Genfer Bilder von 1444. Er begründet diese seine Ansicht nur allgemein,
doch dürfte in erster Linie der Goldgrund und die Einfachheit des Motives, die dem
Witz'schen Können wenig Spielraum gewährte, bei ihm diesen altertümlichen Ein-
druck hervorgerufen haben. Ebenso datiert Schmarsow die Baseler Tafel, die von«
Wallerstein wegen der starken Abweichungen als nicht eigenhändige Arbeit aus
dem Lebenswerk des Witz gestrichen wird, nahe an die Überreste des großen
Baseler Altars. Die Erkenntnis der Zugehörigkeit des Nürnberger Bildes verschiebt
die chronologische Bestimmung wesentlich. Das Nürnberger Bild zeigt das Können
des Meisters in seiner reichsten Form und zwingt dazu, die beiden zusammengehörenden
Bilder nach den Genfer Gemälden, also nach 1444, anzusetzen. Diese späte
Datierung wird bestätigt durch die engen Beziehungen zu dem Straßburger Bilde,
das ja auch von Daniel Burckhardt und August Schmarsow unter die stark zur Rich-
tung des sog. Meisn^rs von Flemalle neigenden Spätwerke des Meisters eingereiht wird.
Wenn auch das Nürnberger Bild kaum dazu beitragen wird, die Frage nach
dem Verhältnis des Konrad Witz zu den Niederländern und zu dem Meister von
Flemalle zu lösen, so bedeutet es doch, auch ganz abgesehen von seinen hervorragenden
künstlerischen Qualitäten, eine wesentliche Bereicherung der Kenntnis dieses eigen-
artigen, seiner Zeit weit vorauseilenden oberdeutschen Meisters, der zweifellos zu
den interessantesten Künstlercharakteren in der deutschen Kunstgeschichte des
15. Jahrhunderts gehört.
Abb. 1.
HANDWERKSSIEGEL IM GERMANISCHEN MUSEUM.
Von Dr. WALTER STENGEL.
Die Gilden und Handwerksvereinigungen haben sich das Siegelrecht^) seit dem
14. Jahrhundert erworben bezw. ertrotzt. Seit dem 16. Jahrhundert bilden
ihre Siegel innerhalb des allgemeinen Siegelbestands einen erheblichen Prozentsatz.
Diese bedeutende Gruppe ist ein Stiefkind der Sphragistik, was sich zunächst aus
ihrer zeitlichen Stellung, aber auch daraus erklärt, daß die Handwerksinsignien
den Heraldiker naturgemäß kaum interessieren. Der Band des Sibmacherschen
Werks, der die Berufswappen behandelt (I, 7) ist wie das kleinere Buch von Grenser^)
in der ausgesprochenen Absicht zusammengestellt, den Handwerksvereinigungen der
Gegenwart Vorbilder für neue Embleme an die Hand zu geben, weshalb dort neben
Gewerbezeichen des 14. Jahrhunderts auch solche der Neuzeit abgebildet sind.
Für sphragistische Untersuchungen haben diese Sammlungen nur bedingten Wert,
da sie lediglich das Emblem geben, losgelöst von dem Siegel, ohne die Schrift.
Eine den sphragistischen Anforderungen entsprechende Publikation über Hand-
werkssiegel liegt bisher nur in einigen Aufsätzen von C. Nyrop vor, die in der Tids-
skrift for Kunstindustri 1897 ff- erschienen. Dort sind dänische und schleswig-hol-
steinische Siegel abgebildet. Solche Beschränkung auf ein bestimmtes Territorium
ist anerkanntermaßen^) für die rationelle Förderung der Siegelkunde am meisten
zweckdienlich. Es liegt nahe, von Mitteilungen über Handwerkssiegel im Germanischen
Museum eine ähnliche Beschränkung, etwa auf das Nürnbergische Gebiet, zu erwarten.
Eine systematische Durchführung dieses engeren Programms dürfte um so eher
wünschbar erscheinen, als bisher eine umfassende Veröffentlichung Nürnbergischer
Siegel überhaupt aussteht und auch m. W. noch von keiner Seile ins Auge gefaßt
wurde. Über die wenigen offiziellen Siegel der alten Reichsstadt ist wiederholt ge-
1) Von dem Siegelrecht der Zünfte wird in einem juristischen Traktat des 17- Jahrii.
ausführhch gehandelt: Th. Hüpingk, De insignium sive armorum pris:o et novo jure tractatus
juridico-historico-philologicus, Nürnberg 1642, cap. 5, n. 32.
2) A. Grenser, Zunft-Wappen und Handwerks- Insignien, Frankfurt a. M. 1S83-
3) W. Diekamp, Sphragistisches: Westdeutsche Zeitschr. f. Gesch. u. Kunst, V. 1886, S. 273.
16 HANDWERKSSIEGEL IM GERMANISCHEN MUSEUM.
schrieben worden*). Aber die privaten Siegel von Ni.irnberg, wo professionelle
Stenipelschneider wirkten und wo von jedem Goldschmied als Meisterstück u. a.
ein Siegel verlangt wurde — was übrigens auch an anderen Orten der Fall war —
sind noch nicht gesammelt, geschweige denn bearbeitet, wie ja überhaupt ein Werk
über die sphragistischen Denkmäler Frankens nach Art der Publikation „Rheinischer
Siegel", die von der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde so ausgezeichnet
veranstaltet wird, aufs innigste zu wünschen ist.
Was nun die nürnbergischen H an d werk s Siegel im besonderen anlangt, so
möchte man zunächst annehmen, daß gerade in der vor andern um der Mannigfaltigkeit
ihres Gewerbslebens willen seit alters vielberühmten^) Reichsstadt — man denke
an das romantische Künstlerfest in Kellers „Grünem Heinrich'- — eine besonders
reiche Ernte auf diesem Gebiet einzusammeln wäre. Enthält doch eine in mehreren
Handschriften überlieferte Zusammenstellung Embleme von nicht weniger als 242
verschiedenen Gewerben, die ehemals hier ausgeübt wurden. Wenn man aber die eigen-
artig gelagerten rechtlichen Verhältnisse^) des Handwerkerstandes im alten Nürnberg in
Berücksichtigung zieht, wird man es im Gegenteil begreiflich finden, daß nürnbergische
Hand Werkssiegel aus älterer Zeit, d. h. vor der Mitte des 16. Jahrhunderts, über-
haupt nicht vorhanden sind, während die Bronzeplatten auf den Friedhöfen von der
Freude des Handwerkers am eigenen Emblem so beredtes Zeugnis ablegen. Die Ge-
werbetreibenden standen unter dem Regiment einer herrischen Stadtverwaltung. Eine
selbständige Zunftverfassung gab es nicht. Ja, die Bevormundung ging so weit, daß
die Korporationen ohne Wissen des Rates eigenmächtige Korrespondenzen mit
auswärtigen Zünften nicht führen durften und daher „in älterer Zeit nicht
einmal befugt waren, eigenes Siegel zu führen. 1518 wollten sich die geschworenen
Meister des Messererhandwerks ein solches beilegen Kein Handwerk in Nürn-
berg, ließ ihnen darauf der Rat sagen, habe je sein eigenes Siegel gehabt und es sei
nie gestattet worden. Daher könnte man auch ihnen nicht gestatten, sich eines
solchen zu bedienen. Sie sollten daher und zwar aus diesem Grund und nicht etwa
zur Strafe, das Siegel ausantworten. Als dann später die Handwerke Siegel führen
durften, war dieses Recht durch solche Kautelen eingeschränkt, daß es so gut wie
illusorisch war. Die Kandelgießerordnung vom 5- März 1578 bestimmt ausdrücklich,
daß die geschworenen Meister das ihnen obrigkeitlicli zugelassene Handwerkssiegel
ohne Vorwissen des Rats bei ihren Eiden nicht gebrauchen sollen".'^) Übrigens hat
sich der mit der gleichen Jahreszahl, 1578, versehene und trotz des vorgerückten
Stils der Kartusche kaum wesentlich jüngere Siegelstempel der Nürnberger Zinn-
oder Kandelgießer erhalten (Abb. 3) und befindet sich im Germanischen Museum.
Die Stempelscheibe ist silbern und auf eine eiserne Stampfe aufgelegt. Ob Nürn-
berger Hand Werkssiegel älteren Datums nachzuweisen sind, steht dahin. Auch
in Nürnberg ist ja, wie das allerorten der Fall war, die Hinterlassenschaft der alten
Gewerbsvereinigungen bei ihrer Auflösung nicht zusammengehalten worden. In das
4) Litterar. Museum 1778, 4. Stück, S. 519; — Anzei,ü;er f. Kunde der deutschen Vor
zeit II 126; — Mummenhoff, Altnürnberg (Bayer. Bibliothek 22) S. 23.
5) Reicke, Gesch. der Reichsstadt Nürnberg, Nbg. I896, S. 763.
6) Reicke a. a. O. S. 253-
7) Mummenhoff, Handwerk und freie Kunst, Bayer. Gewerbezeitung 1890.
VON WALTER STENGEL.
17
Germanische Museum sind noch 17 nürnbergische Handwerkssiegelstempel gelangt,
nämlich die der Parchent- und Leinenweber, der Schuhmacher, Kammacher, Wagner,
der Posamentierer, Seiler, Kürschner, Sattler (Abb. 39), der Buchbinder und
Futteralmacher (Abb. 21) zwei Stempel der Bürstenbinder und fünf, die sich auf
das gewerbliche Hauptgebiet der Reichsstadt, die Metallverarbeitung beziehen:
Nagelschmiede, Stecknadler und Heftleinmacher, Messerschmiede, Flaschner,
Gürtler. Ein zweiter Siegelstempel der Nürnberger Gürtler befindet sich heute im
Hamburgischen Museum, das 169} datierte Petscliatt der Nürnberger Büttner, dessen
Anfertigung das „Rugs"- oder Gewerbeaufsichts-Amt laut Bescheinigung vom
17. Juni 1692 gestattet hatte, in der Sammlung Figdor in Wien. Manche Stempel
werden ganz verloren gegangen sein ; und da viele der in dem genannten Verzeichnis
emblematisch illustrierten 242 Gewerbe wahrscheinlich überhaupt kein Siegel führten,
würden Nachforschungen nach entsprechenden Siegeln an Lehrbriefen und anderen
Urkunden auch nur in seltenen Fällen von Erfolg sein. Es mußte daher davon Ab-
standgenommen werden, in lokalhistorischer Beziehung Vollständigkeit zu erreichen.
Silber
Germanisches Museum
Abb. 2.
Silber
Germanisches Museum
Abb. 3.
Messing
Germanisches Museum
Abb. 4.
Die Siegelstempelsammlung des German. Museums enthält aber außer den
nürnbergischen auch eine Reihe von Petschaften auswärtiger Handwerksvereini-
gungen, im ganzen über fünfzig Stück. Die Nahrungsgewerbe sind darunter
mit 10, die Bekleidungsgewerbe mit 9 Stempeln vertreten, die Baugewerbe
mit 6, die textilen Gewerbe mit 8, die Holzverarbeitung mit 3, die Metall-
verarbeitung (Goldschmiede) mit einem, die Lederarbeit mit zwei, die Krämer
mit einem, endlich die Bader und Chirurgen mit drei Stempeln, wozu noch
mehrere Petschafte vereinigter Zünfte kommen, sowie der Stempel einer
Schützengilde. Außerdem ist eine Sammlung von Lackausdrücken alter Hand-
werkssiegelstöcke vorhanden, die im vergangenen Jahre (1910) bedeutend ver-
mehrt werden konnte, dank dem entgegenkommenden Interesse des Herrn Dr.
Albert Figdor in Wien, des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg, des Märki-
schen Museums in Berlin, des Museums in Altena, des Kgl. Museums in Cassel und
des Museums für Kunst und Kunstgewerbe in Halle, des Großh. Bad. General-
landesarchivs in Karlsruhe, des Großh. Hess. Haus- und Staatsarchivs in Darmstadt,
des Großh. Geheimen und Hauptarchivs in Schwerin, sowie der Mecklenburgischen
Handelskammer daselbst, des Staatsarchivs in Lübeck und des Kgl. Staatsarchivs
in Marburg. Es sind im ganzen über 500 Siegel, die dem Germanischen Museum als
AfUtteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum 1910. 2
HANDWERKSSIEGEL IM GERMANISCHEN MUSEUM.
killt uiiiistorischer Zentrale auf Ansuchen ,t;ütii;'5t überwiesen wurden"). 7(i davon
gehören den Nahrungsgewerben an^), 54 den Baugewerben ^°), 105 den Bekleidungs-
gewerben ^^), den textilen Gewerben 56^-), den Ledergewerben 22^3)^ den Holz-
verarbeitungsgewerben 63^^), den Metalherarbeitungsgewerben 66^^ und verschiedenen
Gewerben bezw. Verbindungen solcher 42. Endlich sind zu erwähnen drei Siegel
kurfürstl. hessischer Oberzunftämter (Hanau, Marburg, Schnialkalden), 8 Krämer-
bezw. Schiffersiegel (darunter das gotische der Hamburger Islandfahrer), die dem
Handelsmuseum, sowie 16 Chirurgen- und Badersiegel, die dem medico-historischen
Kabinett zugute kommen krnmen.
Der Gesamteindruck einer größeren Sammlung von Zunftsiegeln leidet unstreitig
dadurch, daß ein bedeutender Prozentsatz nicht unter den Begriif der Qualität fällt.
Denn nicht immer und überall besaßen die Handwerks Vereinigungen die Mittel oder
den Geschmack, sich ein gut geschnittenes Petschaft zu verschaffen, ja die meisten
Zunftsiegel sind mehr sachlich als formell interessant. Viele haben lediglich einen
statistischen Wert für die Chronologie und Topographie der Handwerksheraldik,
insofern die Siegeltypen die äußere Geschichte der Zünfte in ihren Wechselbeziehungen
wiederspiegeln. Es ist daher verständlich, wenn die ganze Gattung innerhalb der
Sphragistik, abgesehen von Erörterungen rätselhafter Embleme, wie der Schlange
der Schmiede ^^), keine Rolle spielt und auch unter den Museen nur wenig Freunde
gefunden hat. Gerade darum möchte es aber angezeigt sein, aus der Masse
einmal solche Stücke hervorzuheben, die dem Durchschnitt qualitativ
überlegen sind und die beweisen, daß wir nicht zuletzt in dieser Gruppe
die maßgebenden Höhepunkte des Stempelschnitts seit dem Ausgang
des Mittelalters zu suchen haben.
S) Die in technischer Hinsicht schönsten unter diesen Lackausdrücken sind die der Samm-
lung Figdor, die Hofgraveur Jauner in Wien besorgte, und die im Grunde schwarzen, im ReHef
weißen des Hamburgischen .V\useums. Letztere wurden nach folgendem Rezept hergestellt:
den mit Terpentin gereinigten und sauber abgetrockneten Stempel reibt man zunächst ganz
leicht mit Vaselin ein, dann bestäubt man ihn mit feinem Zinkweiß, das man jedoch von der
Oberfläche wieder abreibt, sodaß es nur in den Tiefen zurückbleibt, worauf man das Petschaft
über einer Wachskerze wenig einrußt und — etwas angewärmt — auf den weißen, zuvor in
einem kleinen Tiegel geschmolzenen Lack, der auf einem Karton aufgegossen wurde, kurz aufpreßt.
9) Müller: 18, Müller und Bäcker: 3. Bäcker: 21. Pfefferkuchenbäcker: 3, Fleischer: 21,
Fischer: 2, Brauer: 7, Tobackspinner: 1.
10) Maurer: 23. Zimmerleute: 12. Schiefer- u. Ziegeidecker: 2. Glaser: 9. Weißbinder: 1,
Töpfer: 7.
11) Schneider: 39, Schuhmacher: 44, Handschuhmacher: 5, Strumpfstricker u. Barett-
macher: 8, Kürschner: 7, Hutmacher: 1. Perückenmacher: 1.
12) Leinen- u. Garnweber: 33, Brocat-, Sammet- u. Seidenwirker: 2, Rasch- und
Altmacher: 1, Tuchscherer: 11, Färber: 9.
13) Weiß-, Rotgerber: 9, Sattler, Beutler: 10, Buchbinder: 3-
14) Tischler: 15. Brettschneider: 1, Engl. Stuhlmacher: 1, Flechten- u. Korbmacher: 1,
Böttcher: 22, Stell- u. Rademacher: 13. Schiffbauei : 1, Drexler: 9-
15) Schlosser, Huf-, Waffen-, Nagelschmiede: 29. Vereinigung der Schloß-, Spor-, Uhr-,
Büxen- u. Windenmacher: 6, Kleinuhrmacher: 2, Großuhrmacher: 1, Büchsenmacher: 1, Steck-
nadler: 3, Schwertfege^ Messerer: 3, Zinngießer; 5, Gelbgießer: 2, Gürtler: 5, Kupferschmiede:3,
Goldschmiede: 6.
16) C. P. Lepsius. Sphragistische Aphorismen I (Halle 1S42) S. 16 ff. u. II, S. 41.
10
Ivl essin s
Eisen
Messing
Germanisches Museum
Hamburijisches Museum
Germanis:hes Museum
Abb. 5.
Abb 6.
Abb. 7.
Der älteste der im Germanischen Museum befindliclien Gildenstempel dürfte
der der Armbrustschützen von Paris sein (.Abb. 42). Er stammt wie die meisten
anderen der Sammlung aus dem Besitz des Geheimrats Warnecke in Berlin, der ihn
seinerseits von G. J. Brück in Leipzig" erwarb. In Warneckes Veröffentlichung
seiner mittelalterlichen Siegelstempel (Deutscher Herold 1887—1892), ist auch
dieser bereits aufgenommen (1887). Als Emblem erscheint ein mit geblähtem Segel
nach rechts fahrendes Schiff, das an Bug und Heck die Armbrust zeigt. Mastkorb
und Wimpel ragen in die gotische Minuskelumschrift: „s: des. le. arbaletiers. du:
Roy. nostre. sire. et. de. la. ville: de. paris." Ganz im Sinne sphragistischer Orna-
mentation entsprechen den Perlen des inneren Randes die weiter gesetzten Knötchen
an den Planken des prachtvoll tief geschnittenen Schiffs. Taue, Strickleiter und
sausende Pfeile decken die leeren Stellen des Grundes, ohne doch die Deutlichkeit
des doppelten Armbrustzeichens zu beeinträchtigen. Ein Schiff führten auch die
Armbrustschützen von Brüssel im Wappen. L.-.A. Delaunay. der dieses in seinen
„Etudes sur les anciennes compagnies d'archers, d'arbaletriers et arquebusiers"
(Paris 1879) nach einem Jeton vom Jahre 1560 abbildet, gibt als Gründungsjahr
der Pariser Gilde das Jahr 1359 an. Ob der silberne Stempel, dessen Griff in kleinem
Dreipaß durchbrochen ist, noch dem 14. Jahrhundert angehört, sei dahingestellt.
.Auch bei dem Petschaft der Hannoveraner Fleischhauer (Abb. 9), das Wariiecke^')
dem 14. Jahrhundert zugewiesen hat, läßt sich das nicht mit Bestimmtheit sagen.
Hier sind die Ziegel des Daches im Spiegel den Perlen des Randes entsprechend
körnig geschnitten. Im Torbogen gotisches Maßwerk. Die Rückseite des messingnen
Stempels ist zu einer Rosette erhöht, die den zum Einzapfen in einen Holzschaft
bestimmten Bronzestumpf mit der Scheibe organisch verbindet.
Die bekanntesten deutschen Gildensiegel des 14. Jahrhunderts sind die des
Kölner Verbundsbriefs vom Jahre 1396. Diese Urkunde, mit der die Hand-
werksvereinigungen der Stadt Köln nach einem Sieg im Verfassungskampf ihren
neuen Bund mit dem Rat besiegelten, wurde in 23 Exemplaren ausgefertigt. Ein
E.xemplar gelangte in das Archiv des Germanischen A\useums. Es ist ein Museums-
stück ersten Ranges. An dem Peri;ament hängen neben dem Siegel des Rats die
Siegel von 22 Zünften. Die Embleme von 16 derselben sind bei Sibmacher wieder-
gegeben. Ein Faksimile des ganzen Briefes findet sich in Henre am Rhyns Kultur
geschichte des deutschen Volkes (S. 240). Die Wachsfarbe ist grün, während die
17) Deutscher Herold a. a. 0.
20 HANDWERKSSIEGEL IM GERMANISCHEN MUSEUM.
Schnüre, die die Siegel halten, aus grünen und roten Seidenfäden zusammenge-
flochten sind. Grün bezw. rot sind auch Schnurfarben der Hallischen Willkür vom
Jahre 1316. So heißt es in einem notariellen Instrument vom Jahre 1420, das diese
Urkunde beschreibt, von dem Siegel des Schuhmachergewerbes: „Das sebinde insigil
in Roten gezwernten schibelecht mit gelem wachse gemacht" etc. ^^), und von dem
Siegel der Futterer (pabulatores) : „Das runde insigel hangit in grünen czwerns fadem
mit gelem wachse schibelecht" etc.^^) während das Bäckersiegel wie folgt beschrieben
ist: „Das vorderste und erste insigel an deme seibin buche hanget in Gelen zwernis
fadem, als ab ys side were und ist schibelecht mit gelem wachse gemachit" etc. ^^).
Zusammenstellungen über die Schnurfarben der Zunfturkunden des 14. und 15.
Jahrhunderts fehlen. Vermutlich sind diese Farben ebensowenig willkürlich wie
die der gleichzeitigen Kaiserurkunden und Papstbullen.
Eine Eigentümlichkeit mancher Handwerkssiegel des 14. und IS. Jahrhunderts
besteht darin, daß sie nur einen Gegenstand zum Emblem haben. Solche Be-
schränkung hat zur Folge, daß das Siegelbild deutlich ist, also seinem Zweck, die
Willensbeglaubigung einer bestimmten juristischen Person von anderen rasch und
sicher zu unterscheiden, am besten entspricht. Zugleich wirkt diese Klarheit künst-
lerisch erfreulich. So ist das spitze Schild der Kölner Bäcker (Sibmacher 63,3)
an dem genannten Verbundsbrief durch eine in die Vertikalachse gestellte läng-
liche Semmel gefüllt und noch vollkommener das Spitzoval des Leinewebersiegels
von Kyritz (Sibmacher 117,5) durch das konzentrische Spitzoval eines Weber-
schiffchens. Entsprechend paßt sich dem Rund des gotischen Schustersiegels von
Göttingen (Sibmacher 57,2) das Halbrund der Schneide eines Schusterbeils an.
Und wie ausgezeichnet steht in dem Siegel der Würzburger Schneider (Abb. 1) die
große Scheere auf dem damaszierten Grund, das Feld, das von der Schrift so kräftig
gerahmt wird, vollkommen beherrschend!
Den Vorzug der Einfachheit des Emblems hat auch manches schöne Hand-
werkssiegel späterer Zeit. Nur pflegt seit der Hochrenaissance der Findruck, der sich
mit der Beschränkung auf ein einzelnes Wahrzeichen erzielen läßt, durch die be-
wegten Linien der Kartuschenrahmung beeinträchtigt zu werden. Das ist z. B.
der Fall bei den Petschaften der Nürnberger Bürstenbinder. Im übrigen entschädigt
auch hier für die scheinbare Armut des Motivs (diesmal eine Bürste) die feine
Musterung des Grundes, von dem sich das ziselierte Emblem in klarem Relief ab-
hebt. Das eine Siegel (Abb. 5) hat die Umschrift: der drevoeschwornen^i) schav
SIC ELL während die Umschrift des anderen lautet: s. des bvrstenbinder handw. in
NVRNBERG. Ob beide gleichzeitig sind — sowohl das 1 508 kassierte Messerersiegel
wie das 1578 datierte der Zinngießer war für die Meister, nicht für das Handwerk
schlechthin, geschweige denn die Gesellen bestimmt — das ältere ist, sei dahin-
18) Sibmacher I, 7, S. 51-
19) Seyler, Gesch. d. Sieii;el. S. 334-
20) Sibmacher S. 53.
21) Selten enthalten die Stempel auch die Namen der Vorgeher wie der der Nürnberger
Stecknadler und Heftleinmacher am Außenrand der Scheibe, zusammen mit der Jahreszahl
1709, oder als einzige Umschrift im Siegelfelde selbst wie in einem 1709 datierten Weber- Pet-
VON WALTER STENGEL.
21
gestellt. Jedenfalls gehören beide der Zeit um I600 an. Der wirkungsvoll bemalte
Schrein des Handwerks, im G. M., stammt aus dem Jalire 1586.
Während die beiden Bürstenbinderstempel aus Messing bestehen und einen ge-
drechselten Holzgriff haben, ist das nicht minder feine Siegel der Nürnberger Neber-
d. i. Bohrerschmiede in Eisen und zv/ar unmittelbar in die wohl proportionierte
und im mittleren Teil facettierte eiserne Stampfe geschnitten (Abb. 8) wie die späteren
3E^^''
Eisen
Germanisches Museum
Abb. 8.
und weniger kunstvollen Petschafte der Stecknadler u. Heftleinmacher von Nürn-
berg, desgleichen das der Schuhmacher. Es kommen auch massive gedrechselte
Stampfen von Gelbguß vor. Die Petschafte der Weber, der Flaschner und der Posa-
mentierer von Nürnberg sind so gearbeitet. Aus Silber bestehen, abgesehen von den
erwähnten Stempeln der Pariser Armbrustschützen und der Nürnberger Zinngießer,
noch fünf Stempel der Sammlung, nämlich die der Memminger Schwarzfärber, der
Breslauer Bader, der Münchener Tuchhändler, der Keninater Fleischhacker sowie
einer czechischen Müllerzunft. — Das eiserne Neberschmiedspetschaft gehört aus-
weislich der Binden und der beperlten Schnörkel der Kartusche dem ersten Viertel
des 17. Jahrhunderts an--). Die z. T. körnige Damascierung des leicht gewölbten
Spiegels, die dem zierlich und doch kräftig gestalteten, in dieser Form z. B. von dem
Schaft des Märkischen A\useunis. Audi ein li)S2 datierter Kollektivstenipel von Weißenherg
im Germanischen Museum hat die Vorgehernamen im Felde.
22
Bronze
Germanisches Museum
Abb. 9.
Silber
Sammlung Figdor
Abb. 10-
Stein
Germanisches Museum
Abb 11.
Messing
Sammlung Figdor
Abb. 12.
Messing
Archiv Wolffenbüttel
Abb. 13.
MrS5ing
Mecklenburg. Handwerkskammer
Abb. 14.
HANDWERKSSIEGEL IM GERMANISCHEN MUSEUM. 23
schonen fnrbit:;en Exemplar der Bayer. Landes-Gewerbeanstalt lier wohlbekannten
Gerät zur wirkuni!:svollen Folie dient, ist besonders reich und viel feingliedriger als
etwa bei dem gotischen Schneidersiegel wo zudem Blüten fehlen.
Fine blühende Ranke überzieht auch den Spiegel des in Stein gesclinittenen
Stempels der Schuhmacher von Sonnenfeld (Abb. 11). Die Embleme, zwei Geräte und
ein Schuh, heben sich hier weniger klar von dem Grunde ab. Die Ranke ist nicht Folie,
sondern Hauptsache. Offenbar handelt es sich um ein provinzielles Mißverständnis
spätgotischer Damascierung. Vielleicht finden sich noch weitere Sonnenfelder
Siegel, die eine genauere Datierung des merkwürdigen Stücks ermöglichen. Ver-
suchsweise möchte ich es der Zeit um 1600 zuweisen. Das Wahrzeichen des von einem
Pfeil durchschossenen Schnabelschuhs, das in den verschiedensten Gegenden Deutsch-
lands noch in späterer Zeit häufig in den Schustersiegeln begegnet, bleilit vorläufig
unerklärt ^^). Auf dem geringen Stempel der Hersbrucker Schuster, im Germanischen
Museum, erscheint es in Verbindung mit drei Sternen, die noch öfter in Schuhmacher-
siegeln vorkommen und als dekorative Erinnerung an Sporenrädchen älterer Stempel
des Gewerbes aufgefaßt werden könnten, wenn nicht Sterne und Rosetten ebenso
anderen Handwerkswappen als Zierat dienten. Bei der Dreizahl der Einzelsterne des
Hersbrucker Petschafts ließe sich sonst auch an die, wie es scheint, speziell czechische
Form des Schuhmacheremblems denken. Die böhmisch-mährischen Schustersiegel
zeigen nämlich drei gestiefelte und gespornte Beine in swastikaartiger Anordnung.
Bei Sibmacher ist ein solches Emblem von Ledec abgebildet (58, 6). In der Sammlung
Figdor befinden sich entsprechende Stempel von Radonitz (dat. 1602), Straßnitz
(dat. 1611), von Kosteletz und von Bochdanec bei Pardubitz (dat. 1782). Ein
weiteres Petschaft derselben Sammlung (Abb. 26) verbürgt den spätgotischen Ur-
sprung des Zeichens, das ebenso an einem Siegelring im Germanischen Museum
vorkommt.
Die Verdreifachung des Wahrzeichens begegnet neben der Verdoppelung (Pa-
riser Armbrustschützen; Berliner Schneider: Sibmacher 55, 4; Berliner Schlächter:
Sibmacher dl, 3) auch sonst in der strengen gotischen Handwerksheraldik. So
zeigt das gotische Bäckersiegel von Speyer drei gleichförmige Semmel in einer Reihe
(Sibmacher 62, 12) und das von Brügge drei parallelle Backschaufeln (Sibmacher
62, 9) diagonal im spitzen Schilde.
Die eigentümliche Scheerendreiheit des späteren Schneiderpetschafts von Pös-
sing (Abb. 12) ist vielleicht in Nachahmung der böhmischen Stiefeldreiheit entstanden,
wofern nicht hier das Weberemblem das Vorbild abgegeben hat. Letzteres ist ja
der bekannteste Fall der Verdreifachung des Handwerkszeichens. Die dreieckför-
mige Anordnung der Weberschiffchen findet sich seit dem 16. Jahrhundert stereotyp
an den verschiedensten Orten. Dagegen scheint die Kreuzung zweier Schiffchen
mehr in Norddeutschland als in anderen Gegenden verbreitet gewesen zu sein —
22) Ähnlich ist z. B die Kartusciie der Gnibphitte des erbaren I6l6 gest. Frank Kasten-
bein und seiner 1612 verst. Ehewirtin auf dem Johannisfriedhof ( Roeper-Boesch 20,4). Vgl.
auch (für die Binden) die 1622 datierte Platte des Begräbnisses der Schreinergesellen (Roeper-
Boesch 77.3)-
23) Ein wirklicher Schuh von dieser Form ist in dem Kunstsclirank Gustav Adolfs in
Upsala erhalten (Büttiger 107.6).
24 HANDWERKSSIhGEL IM GERMANISCHEN MUSEUM.
wiewohl bei der ininierwährenden Zirkulation der besiegelten Lehrbriefe territoriale
Unterschiede der Siegel leicht verwischt wurden, indem im Bedarfsfall gelegentlich
einer Zunft der Abdruck aus einer entfernten Stadt zum Vorbild dienen konnte.
Diese Briefe, die in späterer Zeit meist die Ansicht des Herkunftsorts als Kopf zeigten
während sie früher häufig ornamental ausgeziertwaren, bilden unter den papierenen
Handwerksaltertümern eine entwicklungsgeschichtlich besonders interessante Gruppe.
Der alte Ausdruck dafür ist ,, Kundschaft". So erklärt Joh. Peter Voit in seiner
„faßlichen Beschreibung der gemeinnützlichsten Künste und Handwerke" (Nürn-
berg 1804): „Ehe ein Geselle Meister werden kann, muß er vermöge der Handwerks-
ordnung eine gewisse Zeit reisen oder auf seine Profession wandern und sich, um
überall ungehindert fortzukommen, mit einer Kundschaft, d. i. mit einem gedruckten,
unterschriebenen und gesiegelten Zeugnisse seiner Zunft, versehen". Demgemäß
versteht sich die Umschrift des Stempels der Glaser von Itzehoe im Hamburgisclien
Museum: „olaser amt kvndsch.sigel. itzehoe" oder die Umschrift „oberrosbacher
KVNDSCH. SIEGEL" in einem Glaserpetschaft des Darmstädter Archivs, aus dem ferner
eine Reihe von Siegeln verschiedener Zünfte vorhanden ist, auf denen steht : „kvndschaft
SIEGEL IM ECKARTSHAVSER GERICHT".
In Webersiegeln bemerkt man bisweilen, und zwar vornehmlich wiederum
in Norddeutschland, zusammen mit den Weberschiffchen eine Pflanze, die wohl als
Hanf zu deuten ist, während die in späteren Schneiderwappen häufig vorkommenden
Blumenstauden ^^) nur die Naturalisierung heraldischer Rosen und Lilien der Gotik
sind 25). Eine hübsche Verschmelzung beider Motive bietet ein Stempel v. J. 1740
in der Mecklenburg. Handwerkskammer zu Schwerin (Abb. 14). Dem Hanf sind
hier zwei Schiffchen wie Keimblätter zur Seite gestellt. Solche Kompositionen,
die zugleich eine Ideenverbindung darstellen, begegnen auch sonst hie und da im
18. Jahrhundert, dessen malerischen Tendenzen sie entsprechen. So ist im Berliner
Pfefferküchlersiegel von 1725 zu dem Bienenkorb der Berliner Bär in intime Be-
ziehung gesetzt. Das Petschaft befindet sich im Märkischen Museum. Ein ähnliches
Streben nach Konzentrierung und Belebung läßt ein Köpenicker Stempel v. J. 1769
(in derselben Sammlung) erkennen, der auf das drei Jahre ältere Siegel der Berliner
Brokat-, Sammet- und Seidenwirkerinnung zurückgeht. Letzteres zeigt eine sitzende
Athene, die in der Rechten ein Schild mit den Handwerksgeräten hält. In dem Pet-
schaft, das sich die Köpenicker Sammet- und Seidenwirker danach schneiden ließen,
fehlt das Schild und Athene faßt statt dessen einen Zipfel ihres Gewandes,
die Feinheit des Stoffes prüfend: das Wappen redet. — Man könnte solche Siegel
medaillenartige nennen, wiewohl eine strenge Begriffsunterscheidung zwischen
Siegel- und Medaillenstil wohl schwer durchzuführen sein dürfte. Es ist das
schon darum kaum angängig, weil häufig Siegelstempelschneider auch Münzstempel-
schneider und Medailleure waren. In einem Fall können wir dies in der Sammlung
nachweisen.
24) Schneiderstenipel von Herrieden und Lauf im G. M.
25) Sibmacher 54.2: Stendaler Schneider; Siebmacher 55.^: Berhner Schneider.
VON WALTER STENGEL. 25
Der silberne Stempel der Breslauer Bader v. J. 1584 (Abb. 15) zei.^t, wie eine
Medaille, im Felde die Künstlerinitialen M. K. Diese Buchstaben sind auf den Bres-
lauer Siei;el- und Wappenschneider Mathes Kauerhase zu beziehen -^), der im M'lt^ichen
Jahre, 1 584, heiratete und sich dann, teils urkundlich, teils an der Hand seiner Arbeiten
bis zum Jahre 1627 verfolt,^en läßt, in welchem er als ,, Eisenschneider" in Brie^ starb.
Friedensburg nennt ihn unter den Schlesischen Stempelschneidern den zu Ende
des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts angesehensten und am meisten beschäf-
tigten. „Die meisten schlesischen Münzstätten, nämlich die Münzen zu Breslau,
Neiße, Brieg, Oels, Reichenstein und Jägerndorf, waren seine Kundinnen und er
verfertigte auch noch medaillenförmi^e Stücke für den Handel".
Silber
Germanisches Museum
Abb. 15.
Da das Breslauer Badersiegel die Jahreszahl 1584 trägt, dürfte es mit der Nach-
richt in Zusammenhang zu bringen sein, daß den Breslauer Badern durch Dipk)ni
vom 20. Juli 1583 das ihnen seinerzeit von König Ludwig verliehene Wappen durcn
Kaiser Rudolf verbessert worden sei. Dieses Diplom -") scheint sich nicht erhalten
zu haben-«), ebensowenig wie der ältere Wappenbrief v. J. 1522, der das Emblem
wie folgt beschreibt: „ . . . . Über das von besondern gnaden geben, eignen, und
vorleyen wier berurter . gemeine der Bader durch Unser Fürstenthumb Schlesien
zue einem Gemerckh, Waffen und Kleinot ein rotten Schildt, darinnen zwo Questen
von Eichen Laub über eynander geschwenget, wie sie solche Questen bey ihrem Handt-
werck nutzen, darüber eine blende von weißem taffet, in einem Umbkreiß oder ringes
gestallt geformiret in demselben umbschweiffe der binden ein gruener Siettich, darüber
eine Crone wie dieß alles in Augenschein sichtbarlichen unter gegenwertigen Unseren
Begnadung brief angestrichen und vermahlet ist, welches Wapfen und gemerckh
sie in maßen an dehme ordentlich au.ßgesetzte Zechen in ihren Fahnen, Panieren
26) Diesen Nachweis verdanken wir Herrn Direi>:toi Seiner- Breslau. Vi^l. auch Friedens-
burg, Schlesiens Neuere Münzgeschichte: Code.x diploniaticus Silesiae XIX, Breslau 1899,
S. 33 u. 241 und Friedensl^urg u. Seger, Schlesiens Münzen u. Medaillen der neueren Zeit (1901)
Register S. 100.
27) Sibmacher 1. 7 S. 46.
28) Eine Nachfrage nach der bei Sibmacher a. a. O. erwähnten alten Kopjj im Stadt-
archiv zu Breslau hatte ein negatives Resultat.
26 HANDWERKSSIEGEL IM GERMANISCHEN MUSEUM.
ZU Ernst und Schinipff, auch in ihren Brieff besi,e;elunge, Petschafften, Kuntschafften,
Clenoden, Vorzeichunge und andern ihren Notturften, redhchen handehi und wan-
dehi, frey Männiglichen brauchen, tragen und verfuren mögen . . . ".^®)
Die von Mathes Kauerhase gegebene sphragistische Stihsierung dieses Wappens
mit der prächtig gewundenen Binde ist nicht ohne Nachahmung geblieben. So haben
die Dresdener Bader (Sibmacher 52, 8) das Breslauer Siegel zum Vorbild gewählt.
Nur erscheint in Dresden in der Mitte eine gedeckelte Salbenbüchse und mit dieser
Veränderung haben das Bild auch die Bader von Kopenhagen übernommen. Letzteres
Siegel wurde in der Tidsskrift for Kunstindustri (1897 S. 46) abgebildet. Auch
das (15)94 datierte Petschaft der Wundärzte und Bader in Halle (im Museum für
Kunst u. Kunstgewerbe ebendort) gehört in diesen Zusammenhang.
Silber
Aichiv Karlsruhe
Abb. 16.
Unter den medaillenartigen ist noch ein anderes Kopenhagener Siegel zu er-
wähnen, das der Maler: Tidsskrift 1897, S. 127, Fig. 144. Es trägt die Jahreszahl
1622, die jedoch nicht recht passen will zu der stillebenartigen Anordnung: der Em-
bleme: Staffelei, Malstock, Palette und Wappenschild an dem Sockel eines Säulen-
stumpfs lehnend, auf dem eine guirlandenbehangene Urne steht. Ein solches Arrange-
ment ist mehr im Sinne einer späteren Zeit. So trägt das Stilleben des Durlacher
Chirurgensiegels (Abb. 16) die Jahreszahl 1685 und das mit dem Kopenhagener fast
ganz übereinstimmende Siegel der Maler von Aalborg (Tidsskrift 1897, S. 126, Abb. 141)
ist 1775 datiert. Die fragliche Jahreszahl 1622 wird nur eine Wiederholung des
gleichen Datums sein, das in dem älteren Siegel (Tidsskrift S. 127, Abb. 143) der
Malerzunft von Kopenhagen steht, wie denn überhaupt die Jahreszahl in Hand-
werkssiegeln keineswegs immer die Herstehungszeit des Petschafts bezeichnet. Der
mit dem Datum 1583 recht auffällig ausgestattete Stempel der Nürnberger Steck-
nadler und Heftleinmacher z. B. ist ausweislich einer Inschrift am Außenrand der
Scheibe erst im Jahre 1709 ans:efertigt, wohl als Nachschnitt eines älteren Siegels.
Ähnlich steht es mit dem Petschaft der Nürnberger Flaschner. Da diesen erst „durch
Ratserlaß vom 15. Juli 1713 erlaubt wurde, sich nach einem in Vorlage gebrachten
.Abriß ein besonderes Siegel mächen zu lassen"^"), wird wahrscheinlich ihr Siegelstock
trotz der großen Jahreszahl I663 noch vier Jahre jünger sein als der der Stecknadler.
29) Sibmacher a. a. 0.
30) Mummenhoff, Handwerk u. freie Kunst in Nürnberg-. Bayer. Gewerbeztg'. 1S90, S. 26.
VON WALTER STENGEL.
27
Lehrreich in der Beziehiini;' sind zwei Sie.i^^el der Kreniper i3äcker im I laniliurMisclien
Museum. Beide enthalten die Jahreszalil 1604. In dem einen ist das Datum beson-
ders ,e;roß geschrieben, aber .c:erade dessen Stempel wurde erst im Jalire 172} als Ver-
besserung des anderen hergestellt, wie eine Inschrift im Felde selbst besagt. Die „Ver-
besserung" des Wappens besteht im übrigen darin, daß aus drei Gebacken, von denen
zwei einander gleich waren, vier verschiedene geworden sind. Außerdem wurde
eine Krone hinzugefügt. Das Bild hat dadurch kaum gewonnen, wenn auch der
erste Stempel nicht eben besser ist als der zweite. Verbesserung im Sinne von Be-
reicherung bedeutet häufig Verballhornung. Legen wir z. B. zwei so nahe ver-
wandte Siegel wie die der Bäcker und Müller von Teplitz und Einsiedl nebeneinander,
so wirkt das ältere, 1568 datierte (Abb. 17), wo ein Querstab die beiden Embleme
Rotguß
Sammlung Figdor
Abb.- 17.
Gelbguß
Sammlung Figdor
Abb. 18.
auseinanderhält, verglichen mit dem späteren, wo statt dessen wieder eine Kn)ne auf
der Bretzel sitzt (Abb. 15). wesenilich klarer. Das Einsiedler Siegel ist auf der Rück-
seite des messingnen Stempeis mit einem aus den Buchstaben L V H gebildeten
Graveurmonogramm zwischen der Jahreszahl 16—53 bezeichnet.
Ähnliche Unterschiede zwischen Handwerkssiegeln der Renaissance einerseits
und des 17. und 18. Jahrhunderts andrerseits lassen sich überall beobachten. So
halten im Siegel der Berliner Tuchbereiter, 1734, zwei Löwen eine fünfzinkige Krone
über der Tuchscheere, zu deren Seiten zwei verschiedene Hilfsgeräte angebracht sind,
während der mit feinem Frührenaissancelaub umrandete Schild des Siegels der näm-
lichen Zunft im 16. Jahrhundert lediglich die Tuchscheere zwischen zwei symme-
trischen Klammern zeigt, wie das gleicherweise der Fall ist bei dem Siegel der
Ulmer Tuchscheerer v. J. 1559, dessen Silberstempel das Hamlnirgische Museum
bewahrt (Abb. 36)
Als Musterbeispiel für die angedeutete Entwicklung in der Handwerksheraldik
können die drei Wappen gelten, die ein im Germanischen Museum befindliches Manu-
skript desselben Handwerks der Nürnberger Alesserer enthält, deren Siegelrecht
der Rat im Jahre 1508 bestritt. ..Der Messerer erstes Wappen" zeigt im gotischen
Schilde ein aufrechtes Schwert, über dem zwei Messer gekreuzt sind. ,.Der Messerer
anderes Wappen" zeigt drei durch eine Krone gesteckte Schwerter im Schilde.
„Der Messerer drittes Wappen" endlich zeigt dasselbe Emblem in barockem Schild,
mit gekröntem Helm darüber, auf dem als Helmzier ein gekrönter Löwe hockt, wieder
die durch eine Krone gesteckten Schwerter traeend; da? Schild aber wird von zwei
Löwen gehalten.
28 HANDWERKSSIEGEL IM GERMANISCHEN MUSEUM.
Krone und noble Wappenhalter werden im 17- Jahrhundert bei den Zünften
allgemein. Man stellte sogar, wenn die Siegel mehrerer Handwerke vereinigt werden
sollten — statt die Einzelstempel, wie es in einem Beispiel der Sammlung geschehen
ist, radspeichenartig zu kombinieren — fürstlich vielfeldrige Wappen zusammen.
Doch verdanken solche ihre Verbreitung eigentlich nicht so sehr dem Streben der
Handwerker, es den hohen Herren gleich zu tun, als vielmehr dem einfachen Grunde,
daß ein derartiges Arrangement mit geringen Mitteln erreicht werden konnte und
auch mußte, da die Vereinigung mehrerer Berufe zu einer Zunft mit gemeinsamem
Siegel naturgemäß besonders an kleinen Orten erfolgte. Durch ein wappenmäßiges
System ließ sich dem Vielerlei der Geräte am ehesten gerecht werden. Die male-
risch freie, peripherische Anordnung wie sie etwa eine Augsburger Hohlmedaille
(Abb. 19)^^) bietet, kommt in dem Maße seltener vor als sie künstlerischer ist. Hier-
her gehören zwei 1681 bezw. I683 datierte Stempel der Nahrungs- bezw. Wohnungs-
gewerbe von Roggenburg (Abb. 22 u. 23). Da dieser Ort nur 6^4 Meilen von Augs-
burg entfernt ist, sind beide Siegel höchstwahrscheinlich auch Augsburger Arbeit.
Wappenhalter waren schon dem Handwerkssiegel älterer Zeit nicht fremd.
Ebenso häufig wie später die Löwen und Greifen finden wir früher in solcher Eigen-
schaft einen Engel. Bereits in dem erwähnten gotischen Schuhmachersiegel der
Sammlung Figdor (Abb. 26) ist es neben einem Gewappneten ein Engel, der das
Schild stützt. Dieser Engel trägt langes Gewand, und seine Flügel haben lange
Schwungfedern. Ein renaissancemäßiges Gegenstück dazu ist die unbekleidete
männliche Flügelgestalt, die im eisengeschnittenen Stempelbilde des 1618 ^^) ein-
gerichteten Nürnberger Leihhauses zwischen den beiden Wappenschildern steht
(Abb. 27). Die Engel in den etwas jüngeren Stampfen der Nürnberger Leinenweber,
Posamentierer und Kürschner sind dagegen nur Halbfiguren. Im Dunkel des
17. Jahrhunderts erscheint dies Motiv dann nicht selten bis zur Unkenntlichkeit
verkümmert.
Schon in dem älteren Siegel der Barbierer und Wundärzte von Wolffenbüttel
sieht man den Engel als Halbfigur über dem Wappenschild, das seitlich nicht etwa
31) Nach einem Exemplar im Bes. d. Verf.
32) Vgl. Reicke, Gesch. d. Reichsstadt Nürnbergs 1806, S. 48? Anm.
29
Messing
Germanisches Museum
Abb. 20.
Messing
Germanisches Museum
Abb. 21.
Messing
Germanisches Museum
Abb. 22.
Messing
Germanisches Museum
Abb. 23.
Silber
Sammlung Figdor
Abb. 24.
Silber
Sammlung Figdor
Abb. 25.
30
Bronze
Sammlung Figdor
Abb. 26.
Eisen
Germanisches Museum
Abb. 27.
von Löwen, sondern mehr im Sinne der Renaissanceornamentik von einem
Fischmann und einem Fischweibchen gehalten wird. Eigenartiger noch ist der 1613
datierte Messingstempel der Bortenwirker von Schwabach, der wohl ebenso wie die
feingeschnittene Eisenstampfe der dortigen Schlosser (Abb. 6) von einem Nürnberger
Meister herrührt. Hier wird das Emblem statt von einer konventionellen Figur
von dem Handwerker selbst getragen, der in seinen Pluderho'^en gravitätisch auftritt
(Abb. 31). Ein entsprechendes Beispiel aus dem 18. Jahrhundert gibt der Drechsler-
stempel von Schöningen im Wolffenbütteler Archiv. Der Drechsler im Rokokogewande
balanciert wie ein Jongleur Greifzirkel und Kugel (Abb. 32). Einen Kompromiß zwischen
dieser und der im 18. Jahrhundert allgemeinen Art von Wappenhalten bieten einige
Siegel derSchwarz- u. Schönfärber von Wolffenbüttel, wo zuSeiten desKessels heraldisch
rechts der Handwerker und links ein Löwe steht. Realistischer noch ist der silberne
Färberzunftstempel aus dem 16. Jahrhundert (Abb. 2), der das Interieur einer Fär-
berei darstellt. Die Umschrift lautet: „m.v. o.a. e.h. d.schw.fer.zv.mem.si." d. i.:
„Meister Und Gesellen Aines Ersamen Handwerks Der Schwarz Färber Zu Mem-
(mingen.^) Siegel". Der Verfertiger des Stempels wird sich vielleicht mit Hilfe der
beiden in die silberne Handhabe eingeschlagenen Marken (Abb. 28) bestimmen lassen.
#r
iiJr "ih
Abb 28
Das nahe liegende Motiv, den Handwerker bei der Arbeit zu schildern, ist überhaupt
nicht selten bei der künstlerischen Ausschmückung der Zunftaltertümer verwendet.
Man findet es z.B. an emailliertenGläsern und auch auf denWahrzeichen derZunftstuben.
So sehen wir schon in dem kräftig geschnitzten und nicht minder wirkungsvoll be-
malten Schleiferschrein des 16. Jahrhunderts im Germanischen Museum drei Ar-
beiter am Schleifstein und auf der bekannten Salzburger Herbergstafel vom Jahre
1561 in der Sammlung Figdor das Innere einer Töpferwerkstätte, in die ein Auf-
traggeber und ein wandernder Handwerksbursche gerade eintreten. Auf den kleinen
Siegeln sind Werkstätten naturgemäß seltener dargestellt. Öfter noch als andere
31
Messing
Hamburgisches Museum
Abb. 29.
r «ü ^V'^ .^x^ ^fj^ ,,«<;•
Silber
Sammlung Figdor
Abb 30.
Messing
Germanisches Museum
Abb. 31.
Messing
Archiv Wolffenbüttel
Abb. 32.
Messing
Germanisches Museum
Abb. 33.
Messing
Germanisches Museum
Abb. 34.
32 HANDWERKSSIEGEL IM GERMANISCHEN MUSEUM.
ist die der Goldschmiede abgebildet mit dem heiligen Eligius darin, der, von vielen
Geräten umgeben, am Amboß hämmert. Aber auch dieser Heilige erscheint wie
andere Handwerkspatrone in der Regel stehend. Er hält dann einen Pokal in der
Hand. Auf einem klassizistischen Goldschmiedssiegelstock im Germanischen Museum
ist statt des Heiligen Athene, die Göttin des Kunsttleißes, dargestellt, die sich die
Berliner Brokat-, Sammet- und Seidenwirkerinnung schon 1766 als Patronin
erkoren hatte, während die Berliner Goldschmiede das Attribut derselben Göttin,
die Eule, im Wappen führten.
Verschiedene Handwerkervereinigungen haben den hl. Petrus für sich in An-
spruch genommen, so die Klosterneuburger Fischerzeche und (1566) die Maurer
von Halberstadt. Johannes d. T. im härenen Gewände auf das Lamm deutend
ist das redende Wappen der Groebgrin- und Zeugmacher von Amberg, deren Pet-
schaft vom Jahre 1788 sich in der Sammlung des Germanischen Museums befindet.
Auf einem Münchener Stempel der Sammlung Figdor erscheint er als Patron der
Schneider. Der hl. Jodocus steht ähnlich wie in Mecheln in dem ausgezeichneten
gotischen Siegel der Bäcker von Husum (Abb. 38), während in dem nicht minder
vorzüglichen Stempel der Bäcker von Stendal (Abb. 4) der Drachentöter Georg
erscheint. Böhmisch-mährische Hafnersiegel bilden Adam und Eva ab, niit Be-
ziehung auf Adams keramische Entstehungsgeschichte, so die Stempel von Miglitz
und Leipnik in der Sammlung Figdor und der von Horicz im Germanischen Museum,
die alle drei aus dem 17. Jahrhundert stammen. Auch das Hafnersiegel von Reichen
berg (Siebmacher 95,2) gehört in diese Gruppe. Mehrere oberösterreichische Hafner-
zechen führten dagegen den feuerlöschenden heiligen Florian im Siegel, z. B. die
von Gmunden, deren Petschaft sich in der Sammlung Figdor befindet, und die
von Wels und Enns. Die Siegel der letzteren hat Walcher von Molthein in
seinem Werke über die Bunte Hafnerkeramik der Renaissance in den öster-
reichischen Ländern Oesterreich ob der Enns und Salzburg abgebildet. Dort sind
auch elf Steyrer Hafner-Meistersiegel wiedergegeben, darunter acht aus dem 16.
Jahrhundert, die über einem Plutzerkrug die Initialen des Meisters enthalten und
zwei aus dem 17. Jahrhundert. Das eine der letzteren hat die Initialen über der
Hausmarke, das andere über der zweihenkligen Vase mit Blumenstrauß, wie sie um
1600 auch als Emblem der Zeche in Steyr (Abb. bei Walcher S. 10) erscheint und
gleicherweise zur selben Zeit an anderen Orten, z. B. in Creußen vorkommt (Abb. 7),
dessen Handwerk ja zu Österreich Beziehungen unterhielt. Eine solche Vase aus
emailliertem Creußener Steinzeug, innerhalb des Formenschatzes von Creußen eine
Seltenheit, weim nicht ein Unikum, befindet sich übrigens im Germanischen Museum.
— Der häufigste Typ deutscher Hafnersiegel ist die Vase auf der Töpferscheibe.
In dem gotischen Siegel der Barbierer und Chirurgen zu Hildesheim (Abb. 35)
sind die Schutzheiligen dieses Gewerkes, Cosmas und Damian, abgebildet, jeder
einen Apothekertopf und eine Spatel haltend, während zu ihren Füßen ein Wappen-
schild mit zwei chirurgischen Instrumenten zu sehen ist. Die Umschrift in gotischen
Minuskeln lautet: „sigilu.sirologioru.et barbitonsor.in hild." Der Stempel befindet
sich im Hamburgischen Museum. Die in derselben Sammlung aufbewahrten spä-
teren Stempel der gleichen Zunft weisen interessante Veränderungen auf. In dem
zeitlich zunächst folgenden Petschaft hält einer der Heiligen an Stelle von Pyxis
33
Silber
Hamburgisches Museum
Abb. 36.
Silber
Germanisches Museum
Abb. 37.
Hamburgisches Museum
Abb. 38.
Messing
Germanisches Museum
Abb. 39.
Messing
Märkisches Museum
Abb. 40.
Silber
Märlösches Museum
Abb. 41.
Mitteilungen aus dem Germ.-inischen Nationalmuseum 1910.
34
Bronze
Hamburgisches Museum
Abb. 35.
und Spatel eine Klistierspritze. Im Wappenschild erscheint statt der Geräte ein
Totenkopf, und die Umschrift lautet: „S. Chyrur,e:orum Hildesheimensium in testimo."
In dem dritten, I696 datierten Stempel treten die Instrumente wieder wie bei dem
ältesten Petschaft auf, dem einen Heiligen aber ist ein Kasten in den Arm, dem
anderen ein Uringlas in die hochgehaltene linke Hand gegeben, und die Inschrift
besagt: „Sigillum Collegii Chyrurg. in Hildesheim." Ein viertes Petschaft endlich
mit der deutschen Umschrift: „Haupt Sigel der Chirurgi in Hildesheim" enthält an
Stelle der Heiligen ein Gerippe, das sich auf einen Spaten stützt. (Vgl. Jahres-
bericht 1904 des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg, S. 27, 28.)
Solche Veränderungen zu beobachten gibt der Beschäftigung mit einer Samm-
lung von Handwerkssiegeln besonderen Reiz. Man versteht auch angesichts einer
solchen Sammlung das oft zitierte Wort, das Dr. Fürst Karl zu Hohenlohe-Walden-
burg auf die mittelalterliche Sphragistik angewendet hat ^^), daß sie „ein Mikro-
kosmos der Kultur- und Kunstgeschichte" sei.
Wo statt der in gotischer Zeit als kräftiges, gewissermaßen aktiv wirkendes
Bild, bevorzugten Geräte — die Brügger Bäcker z. B. führten damals Backschaufeln
im Wappen — die Erzeugnisse des Handwerks in den Siegeln dargestellt sind,
ändert sich deren Aussehen Ort und Zeit entsprechend naturgemäß besonders stark.
So erscheint in den Siegeln der Stellmacher bald ein Leiterwagen, bald eine Kutsche,
bald wie in Berlin 1720 eine fürstliche Karosse (Abb. 40). Und während das Renais-
sancesiegel der Berliner Hutmacher den Filzhut des 16. Jahrhunderts abbildet wie
man ihn etwa von Dürers Bauernstich her kennt, zeigt ein eisengeschnittener Stempel
vom Jahre 1674 im Germanischen Museum die Hutform, die am bekanntesten ist
von dem wichtigsten aller Zunftaltertümer, Rembrandts Staalmeestern.
Nicht geringe Ausbeute in kulturgeschichtlicher Beziehung bieten die Hand-
werkssiegel des 18. Jahrhunderts, wofür z. B. die Siegel der Glasschneider von Berlin
(Abb. 41) und der englischen Stuhlmacher von Schwerin bürgen. Vielleicht
ist gerade dem gegen die alten Zunftorganisationen gerichteten Reichsedikt
vom Jahre 1731, das „eine Reformierung des gesamten Handwerkerwesens bezweckte
und u. a. verfügte, daß die Führung von Handwerkssiegeln aufgehoben werden
sollte"^*) und der im Jahre 1764 erfolgten Erneuerung dieses Beschlusses die Nach-
33) Der Deutsche Herold. Zeitschr. f. Heraldik, Sphragistik u. Genealogie, I881, 12.
34) Mummenhoff, Der Handwerker, S. 138.
HANDWERKSSIEGEL IM GERMANISCHEN MUSEUM.
35
blute im Zunftsiegelwesen zuzuschreiben, wie schon in älterer Zeit ähnliche Verbote
zweifellos nur die Freude der Handwerker am eigenen Siegel bestärkt hatten. Aber die
eigentliche Blütezeit der Zünfte nicht nur sondern auch des Stempelschnitts war längst
dahin. Als im 19- Jahrhundert die alten Handwerksvereinigungen völlig aufgelöst
wurden, waren ihre neueren Siegel nur noch ein Schatten der alten. (Man vergleiche mit
dem Relief des Spätrenaissanceslempels der Nürnberger Sattler [Abb. 39] den flachen
Sattel eines entsprechenden Siegels aus dem 19- Jahrh. !) An die Stelle des hier und da
bis ins 17. Jahrh. gepflegten Tiefschnitts, der besonders den spätgotischen Siegeln
ein so eminent künstlerisches Gepräge gab, trat ein seichtes Bild mit viel schlechter
Schrift, sodaß zur Einführung ärmlicher Farbstempel nur noch ein Schritt war.
Silber
Germanisches Museum
Abb. 42.
DIE HOLZMOBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Von HANS STEG MANN.
(Schluß).
Über die bäuerlichen Schränke sind systematische Erörterungen nur in ge-
ringerem Maße nötig. Eine selbständige Entwicklung des bäuerlichen Schran-
kes in konstruktiver und dekorativer Beziehung hat erst in verhältnismäßig später
Zeit, im 18. Jahrhundert eingesetzt. Es geht hier wie mit der bäuerlichen Entwick-
lung im allgemeinen, die durchaus von den wirtschaftlichen und sozialen Verhält-
nissen des Standes abhängig gewesen ist. Da, wo ein freier Bauernstand von vorn-
herein bestand oder frühzeitig sich entwickelte, wie im südlichsten Ober-Deutsch-
land und den Alpenländern, oder in der norddeutschen Tiefebene kann der selb-
ständige Bauer auch in der Wohnungskultur gewissermaßen mit den Stadtbürgern
rivalisieren. In anderen Teilen, wo die wirtschaftliche und politische Selbständig-
keit eine ganz oder teilweise beschränkte war, ist von bäuerlicher Kultur und Kunst
kaum die Rede gewesen. Wemi wir heute die Bestände des bäuerlichen Wohnungs-
wesens sammeln, kommt für die Beurteilung der eigentlich sehr beschränkten bäuer-
lichen Kultur noch der Umstand zur Geltung, daß es ein von jeher geübter Brauch
war, daß das flache Land die durch Stilwandlungen aller Art unmodern gewordenen
Haushaltungsgegenstände aus der Stadt übernahm und dieselben entweder in den
übernommenen Objekten bis zu unserer Zeit bewahrte oder andererseits die mit
ihnen überkommene Formensprache in den eigenen Erzeugnissen fortsetzte. Für
die Holzmöbel besonders ist es ja in den Fachkreisen eine bekannte Tatsache, daß
für die Sammlertätigkeit im 19- Jahrhundert und bis zum heutigen Tage die bäuer-
lichen Kreise zum größeren Teile der gesamten Bestände das eigentliche Reservoir
auch für die herrschaftlichen und bürgerlichen Möbel gewesen und geblieben sind.
Ähnlich wie bei den Truhenformen mag es daher leicht erklärlich erscheinen,
daß diejenigen Bauernschränke, die das Germanische Museum in seiner Abteilung
für bäuerliche Altertümer aus dem 16. und 17. Jahrhundert besitzt, durchweg ent-
weder für bürgerliche Verhältnisse geschaffen oder mit leicht erkenntlicher Anleh-
nung an dieselben gebildet worden sind.
Im nachfolgenden mag zunächst ein Blick über das verhältnismäßig sehr reich-
haltige Schrankmaterial Niederdeutschlands geworfen werden. Das Vorhergesagte
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
37
ergibt schon, daß die beim bürgerlichen Mobiliar gewöhnten Typen kaum durch
irgend welche neue ergänzt werden. Analog den bürgerlichen Verhältnissen sind
Abb. 1. Niederdeutscher Bauernschränk, Oldenburg, spätes 16. Jahrli.
abgesehen von den nach dem Lande übertragenen Schränken auch die vermutlich
von Bauern für Bauern gefertigten nicht durch irgend welche neue Typen vermehrt
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
worden. Der eigentliche Schranktypus des 16. und 17. Jahrhunderts ist im gesamten
Niederdeutschland der eingebaute, der in seiner ursprünglichen Gestaltung gar nicht
in das Gebiet der vorliegenden Betrachtungen fällt und hier nur wegen der fast stets
schon bei den letzten Benutzern vorgenommenen Umänderung in einen^ beweg-
lichen Schrank erwähnt werden muß. Eine Einteilung der niederdeutschen Schränke
nach geographischen Rücksichten ließe sich insofern durchführen, als selbstverständ-
lich die lokale stilistische Trennung, wie sie sich für Ost- und Westfriesland, für Olden-
burg und Mecklenburg, dann Schleswig und Holstein in der bürgerlichen Möbelkunst
durchgeführt findet, auch in der bäuerlichen klar in die Erscheinung tritt. Bei dem
nachfolgenden stilistischen Überblick soll nicht streng auf die lokale Trennung ein-
gegangen werden, da andererseits doch auch bei der stets verwaschenen bäuerlichen
Formengebung die ursprüngliche Klarheit in Anordnung und Dekoration verloren
gegangen ist und das dadurch hervorgerufene Ineinanderspielen'.der einzelnen Typen
und Dekorationsweisen eine große Rolle spielt.
Der älteste der im Museum vertretenen niederdeutschen bäuerlichen Schränke ge-
hört zu der besonders im Lüneburgischen viel vertretenen Art, bei der Haupt- und
Mittelfach sich horizontal in schreibtischähnlicher Weise öffnet. Der in der Ab-
bildung 1 wiedergegebene Schrank darf als eines der charakteristischsten frühen
Bauernmöbel, die überhaupt existieren, bezeichnet werden. Der Aufbau gliedert sich
in vier Stockwerke, von denen die drei unteren je eine mittlere Öffnung haben. Im
untersten Geschoß eine horizontale Tür, im zweiten niedrigen Geschoß eine Schub-
lade, im dritten die geöffnete horizontal stehende Tür, im vierten ein.e doppelte Schrank-
tür. Die Seitenteile sind den angegebenen Stockwerken folgend, ebenso wie die
Öffnungsfüllung, mit kräftigen, etwas plumpen Schnitzereien bedeckt, die ebenso
wie das reiche Eisenbeschläg ein Schwanken zwischen gotischen und Renaissance-
Motiven aufweisen. Der untere Abschluß auf zwei kufenartigen Zargenbrettern ist
in dem heu.tigen Zustande neu. Den oberen Abschluß bildet ein schräg sich vor-
neigender Gesimsfries, ebenfalls mit etwas wilder Reliefschnitzerei — aus Vasen
sich entwickelndes Ornament zu beiden Seiten eines ganz unheraldisch empfundenen
Wappens. Besonders interessant wird das Stück, das ursprünglich, wie die un-
bearbeiteten Seitenflächen ergeben, eingebaut war, durch die zum größeren Teil
noch erhaltene bunte Bemalung der geschnitzten Teile, die, so roh sie auch ist, doch
ein wichtiges Zeugnis abgibt, daß auch die niederdeutschen Eichenmöbel, wenigstens
der früheren Zeit, durchaus nicht, wie vielfach angenommen wird, für die Belas-
sung in der Naturholzfarbe gearbeitet worden sind. (H. 206, Br. 122, T. 53 cm.)
Der nächste Schrank ist schon wesentlich jünger als der vorhergehende, der mit
ziemlicher Wahrscheinlichkeit noch in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts gesetzt
werden kann. Die Einteilung gehört zwar demselben Typ an, ist aber wesentlich
symmetrischer (Abb. 2). Der Schrank hat drei Geschosse; zwei annähernd gleich
hohe oben und unten und ein niedrigeres für zwei Schubladen in der Mitte. Im
oberen Geschoß liegen die beiden Türen an den Außenseiten, im untersten Geschoß
die einzige Tür in der Mitte. Den unteren Abschluß bilden hier wieder zwei modern
ergänzte Kufenbretter, während oben der Schrankaufsatz in ziemlich plumpen
Renaissanceprofilen ausgeführt ist. Die Dekoration besteht in einem umrahmenden
strickartigen Glied und in symmetrischer Anbringung von sogenannter Pergament-
VON HANS STEGMANN.
39
rollenverzierung, in den seitlichen Füllungen des Untergeschosses in vertikaler Rich-
tung doppelt übereinander, horizontal bei den beiden Schubladen und wieder vertikal
in der oberen Abteilung. Das Beschläge zeigt auch hier noch ein gewisses Hinneigen
zu gotischer Formgebung. Der niederdeutschen Sitte folgend sind die Beschläge
bei den vorhergehenden und bei diesem Schranke wie bei fast allen Exemplaren,
die noch dem 17. Jahrhundert angehören, an die Aufienseiten gelegt. Der letztere
Abb. 2. Niederdeutscher bäuerlicher Schrank, 1620.
Schrank trägt im Schubladengeschofi die Datierung 1620. (H. 183, Br. 139,
T. 54 cm.)
Auch der nächste Schrank, sicher noch aus dem 17. Jahrhundert, wesent-
lich kleiner in seinem Umfange, gehört zu den eingebauten Schränken und war seiner
40
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
niedrigen Gestaltung halber wohl ein nicht bis zum Fußboden reichender Wand-
schrank. Er weist zwei Geschosse mit je einer Mitteltür auf, darüber senkrecht
stehend ein mit einer Art sich überschneidenden Bogenfrieses in Relief geziertes Ge-
Abb. 3. Niederdeutscher Bauernschrank; 1660.
simsbrett. Die Seitenteile sind mit Flachschnitzerei halb gotisch, halb Renaissance
in drei Abteilungen — die untersten mit der Pergamentrollenzeichnung — geziert,
in der Mitte, statt der in Niederdeutschland nicht üblichen Türen mit Füll- und Rah-
menwerk, einfach glatte Türen mit in Kerbschnitzerei eingeschnittenem, rundem
Medaillon (H. 127, Br. 92, T. 41 cm.)
VON HANS STEGMANN. 41
Von diesen den Elbniarschen ungehörigen Schränken führen uns die folgenden
wieder etwas weiterhin in westlichere Gegend. Ein älterer von 1660 behält noch die
Einteilung des niederdeutschen Schranktypus im wesentlichen bei (Abb. 3). Dreige-
schossig hat er in den beiden unteren Geschossen je eine Mitteltür, im Obergeschoß
zwei Seitentüren in den jeweils in drei Teile zerfallenden Geschossen. Das Fußbrett ist
auch hier bei der Umwandlung des eingebauten Schrankes in einen beweglichen moder-
nen in der Weise der Schrägbretter der Oldenburgischen Truhen ergänzt. Das obere
Gesims, ebenfalls größtenteils erneuert, zeigt Zahnschnittverzierung. Die konstruk-
tive Einteilung des Schrankes ist hier schon verhältnismäßig wenig betont, die
einzelnen Füllungen in Flachschnitzerei, die sich der reinen Kerbschnittarbeit ziem-
lich nähert, in geometrischen Formen recht reizvoll verziert. Die Besitzerinschrift
auf dem Trennungsbrett zwischen dem mittleren und dem Obergeschoß lautet: JM
JAHR 1660 DEN 7. JULIUS TALKE MEINE. (H. 200, Br. 148, T. 58 cm.)
Diesem aus dem Oldenburgischen stammenden, in der Dekorationsweise sich
den niederrheinischen nähernden Schrank, reiht sich ein weiterer \7 Jahre jüngerer
derselben Art an, der aber in der Gliederung der Schauseite in viel ausgesproche-
nerer Weise Renaissanceformen zeigt. Die flache Verzierung besteht auch hier aus
kerbschnittartiger Reliefschnitzerei, die Türen sind aber bei dem ebenfalls in drei
Geschossen gearbeiteten Schranke wenigstens zum Teil zu Füll- und Rahmenwerk
auf Gehrung gearbeitet, und die die einzelnen Felder trennenden Gliederungen sind
als Pilaster mit aneinandergereihten Schuppen gebildet. (H. 197, Br. 156,
T. 62 cm.)
Künstlerisch wesentlich hochstehender sind im Museum die in die bäuerliche
Abteilung aufgenommenen Schleswigholsteinischen Schränke. Der eine dieser beiden
Schränke (Abb. 4) schließt sich dem bei den bürgerlichen gebräuchlichen Typus
der Schleswiger Schnitzschränke genau an. Die Geschosse sind an den Seiten von
phantastischen Karyatidengebilden flankiert, im schräg herausspringenden Unter-
satz ist eine Art Mauerwerk eingeschnitten, als oberer Abschluß dient ein Gebälk-
gesims mit in drei Teilen gegliedertem Fries. Die Türfüllung zeigt unbeholfene
Schnitzerei und auf Kartuschenwerk engelartige Gebilde. Das Untergeschoß hat
zwei Türen in Füll- und Rahmenwerk, durch ein breites Glied mit Pilasterfüllung
getrennt, das niedrigere Mittelgeschoß eine breite Mitteltür mit der Darstellung
des Abendmahls, während seitlich wieder unbeholfene Engelsgestalten stehen. Das
Obergeschoß hat zwei Seitentüren und breite Zwischentüren. In der Mitte ist die
Kreuzigung Christi, links der ungläubige Thomas, rechts Christus als Gärtner in
den Schnitzereien dargestellt. Trotz der Unbeholfenheit in Zeichnung und Aus-
führung wirkt das Stück als Ganzes doch recht glücklich. (H. 235, Br. 172,
T. 69 cm.)
Der Einfachheit halber sei hier gleich noch ein weiterer allerdings wesentlich
späterer Schrank angeführt, der ebensogut bei den eigentlichen Kredenzen seinen
Platz finden könnte. Es ist dieses ein sogenannter schleswigischer Eckschrank, drei-
geschossig mit überbautem Mittelgeschoß. (H. 194, Br. 73,5, T. 71,5 cm.) Der
Aufbau des an zwei Seiten dekorierten Schrankes ist niedrig. Das Mittelgeschoß
springt an der Vorderseite ungefähr 20 cm zurück, wodurch das ganze, wie gesagt.
42
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
den Charakter der Kredenz erhält. Die Verzierung der drei Türen mit den einrah-
menden Leisten bewegt sich schon in den Formen des späten Barocks unter teil-
weiser Benutzung von Kerbschnittmotiven (Abb. 5).
-"OaSI^
[Abb. 4. Schleswig- Holsteiiier Bauernschrank; 17. Jahrh.
In besonderer Ausbildung besitzen allerdings erst seit dem 18. Jahrhundert
die niederdeutschen, insbesondere die hannoverschen und märkischen Bauernhäuser
VON HANS STEGMANN.
43
den Kredenzschrank. Der Aufbau ist überall der gleiche. Über dem niedrigen
eigentlichen Schränkten, der bis zu knapper Brusthöhe emporreicht und stets drei-
teilig gegliedert ist, erhebt sich eine Rückwand mit ausgesägten Seitenbrettern
und abschließender Bekrönung mit Sims und Friesbrett.
Das schönste Exemplar des Museums, aus Westfalen stammend, gehört etwa
der Mitte des 18. Jahrhunderts an (Abb. 6). Die Verzierung des Unterschrankes
in Eichenholz mit Fournierung in bunten polierten Hölzern und hochgestellter Füllun;:
Abb.
Schleswijf- Holsteiner Eckschrank; frühes IS. Jahrh.
mit gefräster Umrahmung dürfte auf einen Ursprung nicht vor 1750 hinweisen.
Die konstrukti\e Einteilung ist in der üblichen Weise so gestaltet, daß sich in den
Abteilungen des Unterschrankes zwei äußere Türen und in der Mittelabteilung
drei schmale Schubladen befinden. Der .Aufsatz ist hier besonders reich be-
44
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
handelt, indem neben den Seitenbrettern zwei spindelförmig gedrehte Säulen als
Stützen auftreten. (H. 217, Br. 192, T. 55 cm.)
In ähnlicher Form repräsentiert sich, im Aufbau ziemlich gleich, ein aus dem
Hannoverschen stammendes Exemplar, das in den dekorierten Teilen barockisieren-
Abb. 6. Westfälischer Bauernschrank; Mitte d. 18. Jahrh.
des Ornament auf ausgestochenem Grunde zeigt. (Abb. 7, H. 215, Br. 190, T.
47 cm.)
VON HANS STEGMANN.
45
Das dritte Exemplar aus der Diepholzer Gegend ist als Produkt bäuerlicher
Kunst entschieden eines der reizvollsten Bauernmöbel des Museums (Abb. 8).
Der Unterschrank, doppeltüri.ir, ist durch drei Pilaster getrennt. Die Rückenwand
ist sehr flach und unter den Gesimsleisten der beiden Geschosse läuft geschnitztes
durchbrochenes Rankenwerk. Der Kasten ist dreiteilig und die Einteilung auf
beiden Seiten die gleiche. Der Schrank ist wenigstens in seinen konstruktiven
Teilen in Eichenholz ausgeführt, während die Eüllungen aus Nadelholz sind, was
auf eine verhältnismäßig späte Entstehungszeit schließen läßt, und bunt bemalt.
Abb. 7. Bäuerliche Kredenz aus Hannover; 18. Jahrh.
Der Grund ist rot und die flachgeschnitzten Füllungen (Blumenranken) in sehr
hübscher Weise bunt ausgeführt. (H. 203, Br. 167, T. 57 cm.)
Für das westfriesische Zimmer kommt als Haupt- und Ausstattungsstück unter
den beweglichen Möbeln einer der typischen holländischen Eichenholzschränke und
46
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
zwar ein besonders reiches und schönes Exemplar in Betracht (Abb. 9)- Der Schrank
ist im wesentlichen zweigeschossig, auf einem als Schublade dienenden Untergeschoß
mit hohem, in regulärem Gebälk gebildeten Aufsatz. Die Schauseite ist zweiteilig,
die Gliederung erfolgt horizontal durch ein kämpferartiges Glied, vertikal durch
je drei kannelierte Säulen mit Sockel. Im Untergeschoß bilden die trennenden
Abb. 8. Bäuerliche Kredenz aus Diepholz; 18. Jahrli.
Glieder Löwenköpfe. Die Füllungsflächen der vier Türen, der Schubladen und
der Zwischenglieder sind mit Rankenornament in der krautartigen Bildung des
späten 1 7. Jahrhunderts ausgefüllt. Die reiche, etwas schwere, aber doch geschmack-
volle Dekoration mit der vielfach gegliederten Profilierung erhebt das Stück, trotz-
VON HANS STEGMANN.
47
dem die Ausfülirung niLht die allerfeinste ist, zu hoher dekorativer Wirkunt:. (j-l. 191,
Br. 165, T. 70 cm.)
Von den Schrankmübehi des westfriesischen Zimmers ist dann weiter, als
büric:erliches Möbel in der üblichen Lackdekoration mit figürlichen Szenen in den
Abb. 9- Holländischer Säulenschrank; 17. Jahrh.
Füllungen und Blumen in den Gliederungen, nur noch ein Pultschränkchen zu er-
wähnen, das wie alle Kastenmöbel auf niedrigen bockartigen Schrägen ruht. Im
übrigen ist dieses wohl um die Wende des 18. und 19- Jahrhunderts entstandene
48
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Stück im Aufbau dem modernen Schreibpult durchaus verwandt. (H. 82, Br. 64,
T. 42 cm.)
An Einzelstücken besitzt das Germanische Museum noch drei Schränke, die den
holländischen nachgebildet sind. Der eine, der den eigentlichen holländischen Schrank-
typus am treuesten wiederholt, stammt von Wegley im Oldenburgischen aus dem
Jahre 1749 (Abb. 10). Er ist zweigeschossig mit vorspringendem Gesims als Teilung,
auf dem auch die Besitzerinschrift: Heilcke Derckes von Wegley, angebracht ist. Das
Abb. 10. Oldenburgischer Bauernschrank von 1749.
Untergeschoß ist wie bei allen holländischen Schränken doppelteilig, d. h. die Türen
haben zwei übereinanderstehende Füllungen. Die Umrahmungen sind verkröpft
und teils mit eingelegten Sternen, teils ausgestochenen Flachornamenten geschmückt.
Die umrahmenden Glieder (nicht in Gehrung gearbeitet) zeigen als Ersatz der nieder-
VON HANS STEGMANN.
4Ö
ländischen Fischbeineinlas^en Streifen von schwarzem Hichenholz. (H. 21 3, Br. 200,
T. dl cm.)
Genau denselben Typus zeigt ein weiterer Schrank aus dem Oldenburgischen
(„Anna Margreta Budden von Rosdorf") vom Jahre 1788. Die Verzierungen bilden hier
in allen Füllungen sogenannte Spitzrauten in vielfacher Verkröpfung. (H. 213, Br. 196,
T. 57 cm.)
Der dritte in seiner technischen Ausführung und Dekoration wesentlich ge-
ringere Schrank ist älter, stammt aus dem Jahre 1708 und ist „Dirck zur Schelstede"
bezeichnet. Gleichen Systems wie die vorbeschriebenen, nähert er sich in der
Dekoration dem im Vorangegangenem beschriebenen oldenburgischen Scliranke vom
Abb. 11. Kredenz des Ganterswyler Zimmers; 1G66.
Jahre 1677. Als verhältnismäßig seltenes Vorkommen möchte die wohl auf den
Verfertiger zu beziehende zweimal an der Vorderseite angebrachte Monogram-
mierung J. A. O. zu bezeichnen sein. (H. 195, Br. 177,5, T. 56 cm.)
Die Reihe der oberdeutschen Schränke beginnt ebenfalls mit einigen
Exemplaren, die durch ihre Erscheinung kaum zu den eigentlich bäuerlichen Möbeln
zu zählen sind. Es ist das einerseits die Kredenz des Zimmers aus Ganterswyl im
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum 1910. 4
50
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Kanton St. Gallen, die den schon besprochenen Schweizer Kredenzstil, wie er sich
in der Kredenz des Churer Zimmers vorfindet, in wesentlich feinerer, allerdings auch
etwas späterer Ausführung aufweist (Abb. 1 1). Die gesamte Zimmereinrichtung und
einige gleichzeitige Möbel stammen aus dem Jahre 1666. Die Kredenz selbst besteht
aus dem eigentlichen Überbauschrank, der, wie in Oberdeutschland üblich, im unteren
und im oberen Schrankgeschoß je zwei Türen aufweist und im überbauten, von
profilierten Säulchen getragenen Teil Stufen zur Aufstellung von Geschirr und Ge-
räten hat, die wiederum zur Unterbringung einer Reihe kleiner Schubfächer dienen.
Abb. 12. Bäuerlicher Schrank aus Wolfhagen in Niederhessen; 17. — IS. Jahrh.
Der zur Art der Schweizer und Tiroler Kredenzen des \7. Jahrhunderts gehörige
Waschkasten, der links an die Kredenz angebaut ist, fügt sich dem Gesamtaufbau
insofern unsymmetrisch an, als der eigentliche Waschkasten aus praktischen
Gründen etwas niedriger gestaltet ist als der Schrankunterbau, während das ab-
trennende Gesims des Oberbaues des Waschkastens mit der eigentlichen Kredenz
in einer Ebene liegt. Die Dekoration ist die den Schränken allemannischer Herkunft
VON HANS STEGMANN. 51
eigene. Die Hiiuptflächen werden durch breite üliederuii,i;eii ab.i^eKrenzt, die aiilkr
Umrahiiuni.^slinien in der Mitte einen Kreis zeigen, wobei der flache Pikister mit
Schuppenfüllune: oder vorgekragter Konsolenfüllung belegt ist. Das fragliche
Mübelbeispiel hat noch außerdem in seinem oberen Fries in Reliefschnitzerei
drachenartige Gebilde, die Türfelder zeigen reiche Rollwerkumrahmung im Ohr-
muschelstil. (H. 242, Br. 260, T. 65 cm.)
Der große nicht eingebaute Kleiderschrank, der zu der Ganterswyler Stube
gehört, ist, wie die meisten südschwäbischen Schränke, sehr gut in seinen Verhält-
nissen, aber im übrigen von ganz einfacher Gestalt. Über dem Sockel der eingeschos-
sige Aufbau, der durch schlanke Schuppenpilaster, die balusterartig aufsteigen,
gegliedert wird, oben darüber ein einfacher Gebälkaufsatz. (M. 222, Br. 201,
T. 65 cm.)
Den früher besprochenen, doppelgeschossigen süddeutschen Schranktypen
ähnelt unter den bäuerlichen Möbeln nur einer aus der Wetterau an, der in dem
Bauernhause aus Pohlgöns Aufstellung gefunden hat (er stammt aus Wolfhagen
in Niederhessen; Abb. 12). Es handelt sich auch hier um den eingeschossigen Schrank
mit je zwei Füllungen in den Türen, die in reich profilierten Umrahmungen Fruchtge-
winde in Reliefschnitzerei zeigen. Im Gebälk läuft ein Blatt- und Blütenornament, das
durch Engelsköpfe getrennt wird. Der sonst ganz einfache Schrank gewinnt durch
seine geschickte Bemalung, die bei den Füllungen naturalistisch, bei den Architektur-
teilen in einer Art Marmorierung ausgeführt ist. (H. 208, Br. 193, T- 64 cm.)
Ein kleiner hessischer Schrank desselben Raumes ist wohl doppelgeschossig,
aber in den Rahmenfüllungen ganz einfach gehalten. Die Art der Verkröpfungen
mit Ohren läßt die angebrachte Jahreszahl 1689 als sehr früh erscheinen. Die um-
rahmenden Glieder sind Eichen-, die Füllungen weiches Holz. (H. 184, Br. 128,
T. 50 cm.)
Die übrigen oberdeutschen Schränke gehören durchweg zu der Gruppe der
buntbemalten Möbel, derjenigen, bei denen wirklich von bäuerlicher Kunst gesprochen
werden kann. Der Entwicklimgsgang dieser sogenannten Kistlermöbel ist gelegent-
lich der Beschreibung der hier einschlägigen Truhen schon dargelegt worden; es
sei hier nur wiederholt, daß die gesamte bemalte Dekoration, die in ihrer weiteren
Entwicklung so viele reizvolle Schöpfungen autzuweisen hat, in letzter Linie auf
die eingelegten Arbeiten des 16. tmd 17. Jahrhunderts zurückgeht, während das
Zwischenglied zwischen diesen und der eigentlich bemalten Kistlerarbeit in den
naturholzf arbigen Möbeln mit eingebrannten oder aber in dunklen Linien aufgemalten
Verzierungen besteht. In dem oberbayerischen Zimmer aus der Gegend von Miesbach
sind zwei solche Schränke aufgestellt, die im wesentlichen sich völlig gleichen. Der
Aufbau dieser doppeltürigen eingeschossigen Schränke ist ein ganz einfacher, die
Art der Bemalung der von 1749 (Abb. 1^) und 1751 datierten Schränke ist gleichartig.
(H. 176 bez. 175, Br. 140 bez. 142, T. 59 bez. 58 cm.) An den begrenzenden Seiten-
flächen sind zwei Säulen gemalt, rot und grün marmoriert auf blaugrauem Grund,
während Rahmen- und Füllwerk stilisiertes Pflanzenwerk und die Monogramme
von Jesus und Maria aufweisen. Bei beiden Schränken ist der Grund blau, die
aufgemalten Ornamente rot und grün mit weißen Konturen.
4*
"52
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Der Gruppe der Kistlermübel gehören dann eine Reihe von Sdiränken an,
die aus den verschiedensten Gegenden Oberdeutschlands stammen. Aus Linz stammt
ein in seinem Aufbau regulärer Schrank des späten 18. Jahrhunderts, doppeltürig
mit abgef asten Ecken in ganz glatten Holzformen, während die Gliederungen bunt
Abb. 13. Oberbayerischer, buntbemalter Bauenischrank von 1749.
marmoriert aufgetragen sind. Die Füllungen werden durch bemalte und aufgeklebte
Kupferstiche aus der Zeit der Maria Theresia gebildet. (Abb. 14. H. 192, Br. 171,
T.yicm.) Zu derselben Einrichtung gehört in ähnlicher Weise aber etwas einfacher
dekoriert eine Kommode von regelmäßig rechteckiger Form mit drei Schubladen
und daraufstehendem abgef asten und oben mit geschweiftem Giebel versehenen
VON HANS STEGMANN.
53
Aufsatzschraiik, der in den rülliin.i^en der beiden Türen zwei benuilte Kupferstiche
mit Heiligenbildern zei.i;t. (H. 190, Br. 130, T. 66 cm.)
Die reichsten Möbel dieser Art, die das Museum besitzt, stammen aus Schwaben.
Im Typus sind sie sämtlich einander gleich, doppeltürig mit abgefasten Ecken, die
pilasterartig gestaltet sind, und geschweiftem Giebel. In der Ausstattung ist der
eine dieser Schränke, bei dem die Füllungen mit Flachschnitzereien verziert sind.
Abb. 14. Bunter Bauernschrank der Linzer Gegend; später IS. Jalirh.
ziemlich roh in der Weise dekoriert, daß alle geschnitzten Teile vergoldet sind,
während die eigentliche Füllung durch auf grellblauen resp. grünen Grund verstreute
Blumenbuketts und die Figuren von Jesus und Maria geschmückt sind. (H. 206,
Br. 113, T. 52 cm).
Das zweite Exemplar ist in Aufbau und Dekoration wesentlich feiner (Abb. 15.
H. 207, Br. 143, T. 52 cm), die einzelnen Glieder der Dekoration, die as mehrfach ge-
54
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Aliederter Pilaster behandelte SchkiMleiste, Sims und Giebel mit Zahnschnitt, die Fül-
lungen mit Rosetten, Girlanden und Vorhängen, zeigen ebenso wie die bunte Bemalung
auf apfelgrünem Grund, die inhaltlich übrigens der des vorgenannten Schrankes
Abb. 15. Schwäbischer, buntbemalter Baueriischrank; spiites 18. Jahrh.
gleich ist, eine einigermaßen künstlerisch geschulte Hand. Der dritte Schrank ist
eigentlich nur in den Dimensionen wesentlich von dem vorbeschriebenen verschieden,
VON HANS STEGMANN.
55
und derselben Herkunft, und ,i;eli(")rt mit ziemlicher Siclierlieit auch derselben her-
stellenden Hand an. (H. 204, Br. 164, T. 57 cm.)
Wesentlich einfacher in ilirer Art sind zwei aus dem hohen Schwarzwalde stam-
mende bunt bemalte Schränke, die als Eigenart ei.gentlich nur das aufweisen, daß sie
Abb. 16. Egerländer. biiiitbeinalter Bauernschrank; Auf. d. 1'). Jaluli.
abi^erundete Ecken zeigen. Charakteristisch ist weiter, daß sie eintürig und mit einer
nur verhältnismäßig schmalen Tür verseilen sind. Der ältere von 1796 hat mar-
morierten Grund, Blumenmedaillons und unbeholfene Städteansichten, der andere
sonst ganz gleiche vom Jahre 1811 auf hellblauem Grunde ebenfalls bunte Blumen-
56
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
füllungen. Auf der Tür sind bei beiden wieder, wie in Schwaben üblich, die Mono-
gramme von Jesus und Maria. (H. 196 bez. I83, Br. 121 bez. 131, T. 52 cm.)
Die letzte Gruppe von Kistlermöbeln bilden zwei Schränke aus Egerländer,
also nordböhmischen Bauernhäusern. Auch hier ist der Schranktypus dem der eben
beschriebenen Schränke ganz gleich, nur daß sich ein gerader Abschluß mit weitvor-
Abb. 17. Tiroler Bauernschrank im mittelalterlichen Stil;
(aus dem 17. Jahrli. Pustertal)
ragendem Gesims vorfindet und im Untergeschoß je eine Schublade angebracht ist
(Abb. 16). Die reiche farbige Dekoration auf lichtblauem Grunde bewegt sich in nicht
ungeschickter Weise in der Formensprache des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Den
VON HANS STEGMANN. 57
hervorstechendsten Schmuck bilden auf beiden Schränken die auf der Doppeltür
angebrachten sechs Kartuschen mit vier Paaren und zwei Brustbildern auf dem
einen, 6 Brustbildern auf dem andern Schrank, die offenbar nach Kostiimstichen des
2. oder 3. Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts kopiert worden sind (H. 181, Br. 152
bez. 160, T. 59 bez. 62 cm.)
Als Nachtrag zu den mittelalterlichen Möbeln und als Übergang zu den
bäuerlichen Schränken darf ein im Jahre 1907 erworbener Schrank erwähnt
werden. Nach der Versicherung des Vorbesitzers, an der zu zweifeln aus dem sach-
lichen Befund heraus keine Veranlassung besteht, stammt der betreffende Schrank
aus dem Pustertal. Er gehört zu der Gruppe von Schränken, die in den öster-
reichischen Alpenländern, Tirol, Kärnthen, Steyermark und Salzburg nicht gerade
selten sich vorfinden, weil sie, in der Regel als Sakristeischränke in kleinen
Kirchen verwendet und erst spät in Privatbesitz übergegangen, sich gut erhalten
haben. Dieser Schranktypus, dessen Exemplare soweit sie hier bekannt, alle in das
17. Jahrhundert fallen dürften, bietet ein doppeltes Interesse dadurch, daf] er in
verwaschener, man darf w(jh] sagen verbauerter Form, einen sehr alten, jedenfalls
romanischen Schranktypus in verhältnismäßig junge Zeiten herüber gerettet hat.
Die Form ist diejenige eines rechteckigen Kastens mit dachförmigem Giebel. Vorder-
und Schauseite ist, wie die Abbildung 1 7 zeigt, durch aufgelegte Leisten und vor
die eigentliche Vorderwand vorgeplattete Bogen am Sockel und Giebel gegliedert.
Die schmale Tür nimmt stets, wie auch bei unseren und wie bei fast allen gotischen
Schränken, den mittleren Teil der Vorderfläche ein. Die Profilierung der trennenden
Leisten und die oft vorkommende Kerbschnitzerei — meistens Rosetten (in unserem
Exemplar bloß eine kleine Rosette oben rechts), — läßt die Entstehungszeit
ziemlich leicht erkennen. Das Material ist Zirbelholz. (H. 187, Br. 111, T. 56 cm.)
11 1. Die Tische.
Die dritte große Möbelgruppe stellen die Tische dar. Die Tische stellen in
einem nahen Verhältnis zu den Sitz- und Liegemöbeln, denn auch sie haben den
Zweck als Lager zu dienen, nur daß bei ihnen es nicht der Mensch ist, sondern leblose
Gegenstände, die auf ihm Platz zu finden liaben. Den Sitz- und Lagermöbeln und
den Tischen ist deshalb auch eine Haupteigenschaft gemeinsam, die im gewissen
Sinne konstruktive Gleiclilieit bedingt. Sie haben durchweg eine horizontale, zur
Auflagerung bestimmte Fläche zu bieten, die ihrerseits durch vertikale Stützen —
natürlich nicht im strengsten Sinne des Wortes vertikal — über den Boden
erhoben wird.
Was die historische Entwicklung des Tisches in den einzelnen Stilepochen
betrifft, so sind in gewissem Gegensatz zu den Kastenmöbeln die Tischformen schon
in frühester Zeit in derselben Weise feststehend, wie in unseren Tagen. Wir finden
den Tiscli bei den ältesten Kulturvölkern in Ägypten und Mesopotamien, wir finden
ihn im vorhellenischen Griechenland ungefähr in derselben Formsprache, wie im
19. Jahrhundert. Wenn der Tisch innerhalb der Holzmöbel eine gewisse Sonder-
stellung einnimmt, so ist es die, daß er weit weniger als die Sitz- und Lagermöbel
58 DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
und als die Kastenmöbel in seiner Herstellung auf das Holz als Material beschränkt
ist. Während bei den vorangehenden beiden großen Gruppen die Verwendung
eines anderen Materials als Holz die Ausnahme bildet, hat wenigstens im Untergestell
der Tisch ebensoviel Vertreter, die aus Metall und Stein gefertigt sind, als solche
aus Holz. Die neuen Stilepochen haben, soweit es sich nicht um ziemlich stil-
lose Dinge handelt, wie Blumen- oder Gartentische mit eisernen Untergestellen,
im Gebiete der angewandten Kunst allerdings das Holz fast ausnahmslos verwendet.
Wenn wir einen Blick auf die frühesten, im Original oder in Nachbildungen auf
Kunstwerken uns überlieferten Tische werfen, so ist zunächst bemerkenswert, daß
es sich sowohl in Ägypten, als in Mesopotamien und vor allem in Griechenland fast
ausschließlich um kleine, leichtbewegliche Tischformen handelt. Die betreffenden
Tische sind alle so angeordnet, daß sie von einer Person ohne Schwierigkeit
von einem zum andern Ort transportiert werden können. Sie unterscheiden sich
von unseren Tischen auch wesentlich dadurch, daß sie niedriger sind; niedriger
auch als die sie begleitenden Liegemöbel. Wir dürfen vielleicht annehmen, daß
der Schemelstuhl oder der eigentliche Schemel auf dasselbe ursprüngliche Modell
zurückgeht, wie der Tisch. Eine wesentliche Unterscheidung zwischen beiden läßt
sich in den ältesten Zeiten nicht feststellen. Die alten ägyptischen Tische mit leicht-
geschweiften Füßen, die assyrischen mit gedrechselten Stollenfüßen, die griechischen
wiederum leicht geschweift, sind in der Regel vierbeinig, in Griechenland die kleinen
Speisetische, die neben der Kline Aufstellung fanden, dreibeinig. In der frühesten
Zeit schon finden wir die Verbindung der vier Stützen durch Leisten, die die soge-
genannte Zarge bilden, zugleich als Auflage für die Tischplatte. Die Herstellung
der Tische in Ägypten und Assyrien scheint in der Mehrzahl der Fälle aus Holz ge-
schehen zu sein, ebenso für gewöhnliche Stücke in Griechenland, während die künst-
lerisch ausgeführten Tische wenigstens Bronze- Untergestelle gehabt haben. In Grie-
chenland und später in Rom ist charakteristisch, daß der Tischfuß in der weiteren
Entwicklung seiner Bestimmung als Fuß in seinem Äußeren auch dadurch entspricht,
daß zu seiner Bildung der Tierfuß herangezogen wird. Wir finden Hunde-
und Löwenfüße verwendet. In der späteren Entwicklung, insbesondere in Rom
tritt mittels eines dekorativen, meist aus Akanthus gebildeten Zwischengliedes auch
der Kopf des entsprechenden Tieres noch als Oberabschluß hinzu. Der römischen
Kaiserzeit war es vorbehalten, den Tischtypus um eine stabilere, man könnte sagen
monumentalere Art zu bereichern. Es handelt sich hier allerdings im wesentlichen
ausschließlich um Steintische, die nicht als bewegliche, sondern am Aufstellungsort
feststehende Tische gedacht waren. Diese steinernen Tische der römischen Zeit,
die sich zahlreich erhalten haben, haben naturgemäß große Dimensionen und sind
nicht mehr speziell für den Speisegebrauch, sondern mehr wohl im Sinne eines be-
quemen Aufstellungsplatzes, etwa im Sinne einer Kredenz aufzufassen. Die Ver-
wendung des anderen Materials brachte andere Konstruktionsbedingungen mit
sich, die schwere Platte erforderte starke, gectrungene Füße, deren Zahl sich bei
der einen Art, den runden Tischen, auf einen, bei den rechteckigen Marnior-
tischen auf zwei beschränkt. Statt der Stollenfüße wurden hier an den Schmal-
seitenwänden Gebilde im Stein geschaffen, wodurch der Typus der sogenannten
Sti rnwandtische entstanden.
VON HANS STEGMANN. 59
Für die l'riihchrisUiclie Zeit kommen liesondere Tisclitypen nicht in Fra,i,^e,
man dürfte sich mit dem aus der römisciien Zeit übernommenen Material beKnü,t,^t
haben, h(')chstens da[3 vielleicht ein Tischtyp, der vielfach auf Abbildungen vor-
kommt, neu entstanden ist, nämlich derjeni.s^e eines ,ii;ro(]en Speisetisches in Halb-
kreisform. Dieser eii,^enartiij;e Tisch ist wahrscheinlich dem kirchlichen Bedürfnis
entsprun,i;'en und infol,i:;edessen der halbrunden Apsis, um die an und für sich eine
Sitz,i;ele,i;enheit herumläuft, an.s^epafU worden. Die Vr)lkerwanderunK^szeit dürfte
auf die Typoloi^ie des Tisches auch nicht von ,i,Tof.km Hinflufi .gewesen sein, nur daß
vielleicht .i^erade der Komfort der hohen Stände stärker als früher auf einen leicht-
transportablen Tisch aus Holz oder eventuell aus einem Metallunter,s;estell mit
Holzplatte wieder zurückKe.iiriffen hat.
im hohen Mittelalter hat der Tisch als Möbel und insbesondere als Kunstmöbel
eine noch s^eringere Rolle gespielt als die übrigen Möbeltypen. Der Umstand, daß
für den Speisetisch des vornehmen Hauses die Bedeckung der Tischplatte mit Leinen-
tüchern, die auch an den Seiten weit herabhingen, üblicli war, war für eine künst-
lerische Gestaltung des Tisches hinderlich. Für den Speisegebrauch von mehreren
Personen wurden fast ausschließlich Bockgestelle mit darüber gelagerten Brett afein
verwendet. Diese Sitte hat sich bis ins späte Mittelalter, wie sich aus vielen Ge-
mälden und Miniaturen ergibt, erhalten. Eine reichere Gestaltung des Tisches ist
bloß dann eingetreten, wenn er Spezialzwecken zu dienen hatte, wenn er als Schreib-
tisch des Gelehrten, als Tisch in Sakristeien, als Zahl- und Rechentisch in Kanz-
leien und Geschäftsräumen verwendet wurde.
Während wir auf romanischen Abbildungen den Tisch rund und viereckig mit
senkrechten Stollen, die oft in verschiedenen Absetzungen gedrechselt sind, vor-
finden, hat für den reicheren, gotischen Tisch der Bocktisch den Ausgang gebildet.
Das einfache Bockgestell, der Schrägen, welcher Ausdruck sich oft auch auf den
ganzen Tisch übertrug, bestand wie bis heute aus drei oder vier Füßen, die, schräg
gestellt, in ein vierseitiges Balkenstück eingelassen wurden. Mit der in der Spätgotik
einsetzenden reichen künstlerischen Gestaltung wurden die Tische mehr architek-
tonisch und mehr massiv behandelt. Entweder wurde das Bockgestell insoferne
auseinandergezogen, als auf vier schräg gestellten Füßen zwei Leisten auflagen, die
durch zwei weitere Querleisten wieder verbunden wurden, sodaß in gewissem Sinne
der einfache Bock ausgezogen wurde in zwei Teile, oder das Bockgestell wurde durch
senkrecht stellende Stützwände in ähnlicher Weise auseinandergezogen, wodurch
wieder eine Art von Stirnwandtischen erzeugt wurde. Bei der ersteren Art entstehen
vier gegrätschte Beine, die durch eine Zarge untereinander verbunden sind, auf
der dann die Tischplatte aufruht. Eine weitere Leistenverbindung unweit des
Bodens, zugleich als Stütze der Füße gedacht, erhöht noch die Festigkeit des Gestells.
Bei der zweiten Art wurde die Festigkeit des Gestells dadurch erzielt, daß in der Mitte
der beiden Stirnwände eine Querleiste hindurch gezogen wurde, die an der Außen-
seite der Stirnwand durch Zapfen befestigt war. Besonders die letztere Art hat für
den künstlerisch durchgeführten Tisch der Spätgotik als Grundlage gedient, weil
sie, wie wir aus den weiter unten zu besprechenden Beispielen ersehen, der Möglich-
keit einer ausgebildeten Anordnung von Schubläden und Kasten am vorteilhaftesten
entgegenkam.
60
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Für die späteren Stilperioden, insbesondere Renaissance und Barock, hat
dann wieder Italien auf den ganzen Kontinent mit seinen Tischtypen ausschlaggebend
gewirkt. Auch in der Gotik war neben dem vierfüßigen rechteckigen Tisch der runde
Tisch nicht außer Gebrauch gekommen. Insbesondere erfuhr beim runden Tisch
die Tischplatte eine reiche künstlerische Ausgestaltung, häufig wurde bei allen bes-
seren Tischen die Tischplatte mit einer Einlage von Stein (Schiefer) versehen.
Die runden Tische haben in der Regel bloß eine Stütze, die säulenförmig gestaltet
wird, die in mannigfacher Weise Trag- und Fußgestell dann aufnimmt.
Im Germanischen Museum ist die Abteilung der Tische, von einzelnen wichtigen
und sehr schönen Stücken abgesehen, nicht gerade besonders reich zu nennen. Die
wichtigsten Stücke gehören der Spätgotik an, während das 16. und insbesondere
das 17. Jahrhundert vorläufig noch ziemlich schwach vertreten sind.
Abb. 18. Spätgotischer Zahltisch auf Drehgestell, wahrscheinlich aus Tirol;
1. Hüllte des 16. Jahrh.
Unter den Tischen gotischen Charakters, welche den üblichen doppelten Tisch-
kasten aufweisen, ist der interessanteste ein gotischer Drehtisch (Abb. 18; H. 78,
L. 94, B. 84 cm.) Das Fußgestell mit drei Füßen, welche den Führungs-
kreis tragen, ist allerdings neu. Auf der runden Scheibe, welche drehbar im Füh-
rungskreise läuft, sitzt ein kräftiger vierseitiger Pfeiler, dem an den Ecken streben-
artige reichprofilierte Glieder vorgesetzt sind. In den Füllungen ist Maßwerkorna-
ment in Flachrelief geschnitzt. Über diesem Fuß sitzt ziemlich stark sich vorkragend
und quergestellt der doppelgeschossige Tischkasten, dessen Flächen mit ausge-
stochenem, recht originell entworfenem Stabwerkornament verziert ist. Die Tisch-
platte selbst ist moderne Zutat, die größtenteils erneuerte Einrichtung des oberen
VON HANS STEGMANN. 61
Tisclikastens läßt erkennen, daß es sicli um einen S(),i;enannten Zaliltisch ,i^e]iandell
hat. An den umrahmenden Ghedern läuft zum Teil an den oberen, zum Teil an den
unteren Geschoßseiten eine ori,t,nnelle insLlirift in .idiotischen Minuskeln herum, die
auf die Bedeutung des Tisches und die geschäftliche Auffassung der Zeit ganz inter-
essante Streiflichter wirft:
es X ist X ainer x komen x inn x dasd x deer x hailt x schmirb x du x mir / die
X hand x schmirbst x du x mir x die band x nit x so x haut x dein x sach x kain
X ennd nitt x
Die Art des eingestochenen Ornaments, in dem sicIi außerdem noch eine
Reihe von Rosetten und kleinen Flächen mit geometrischen Intarsien finden, läßt
über die Herkunft aus Tirol kaum einen Zweifel. Das Material des Tisches ist zudem
Zirbelholz, das außer in den Alpenländern kaum irgendwo anders zur Verwendung
gekommen ist. Die Ornamentation beweist, daß das Stück der spätesten Zeit der
Gotik d. h. in diesem Falle der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts angehört.
Den eigentlichen Typus der Zahltische veranschaulicht ein zweites Exemplar
mit feststehendem Bockgestell noch besser. (H. 80, L. 106, B. 99 cm). Das Bockgestell,
die Stirne besteht aus zwei vertikal und zwei horizontal laufenden und geschweift
ausgesägten Brettern, in deren Mitte sich je eine kleine geschnitzte Füllung
mit geschnitztem Maßwerk befindet. Die Verbindung wird durch den ver-
zapften, wiegenförmig gebildeten Unterkasten des Tisches hergestellt. Auf dem
so gebildeten Gestell ruht dann der eigentliche Tischkasten, der ähnlich wie bei
oberdeutschen Truhen an drei Seiten mit kleineren und größeren Gefachen versehen
ist. Die Tischplatte ruht verschließbar und mittelst Scharnieren an der einen Seite
zu öffnen auf dem Tischkasten auf. Die Dekoration der Seiten des Tischfaches
bilden geschnitzte Füllungen mit laufendem Weinlaubornament, während das nach
unten abschließende Gesims ausgestochenes Ornament (ebenfalls Weinblätter)
enthält. Auch die Gliederungen des Innengefaches zeigen ausgestochenes Orna-
ment und zwar ist der Grund der Reliefschnitzereien durchweg grün, während das
stehen gebliebene Holz naturfarbig belassen ist. Die obere Platte, die allerdings im
wesentlichen offenbar nach der alten mehr oder minder zerstörten mehr neuher-
gestellt als restauriert ist, zeigt, umrahmt von fournierten (Eiche, Ahorn) Bändern,
die durch feine Intarsienleisten getrennt sind, eine große Mittelfüllung mit einer
stilisierten Komposition von Weinranken, etwa im Geschmacke der Kompositionen
Albrecht Dürers. Das Material des Tisches ist teils Fichten-, teils Zirbel-, teils
Buchenholz, die Schreinerarbeit außerordentlich sorgfältig, sodaß das Stück in
seinem ursprünglichen Zustand als vorzügliche oberdeutsche Schreinerarbeit der
1. Hälfte des 16. Jahrhunderts zu gelten hätte. (Abb. 19).
Ein weiterer Tisch desselben Typus ist einfacher, indem das Untergestell
hier die Zweigeschossigkeit bloß verkümmert zeigt. Die Seiten des Bockgestells,
durch das zwei verpflockte Stangen laufen, sind ebenso wie die vier Seiten des
Tischfaches wieder mit ausgeschnittenem Ornament verziert, das Innengefach ist
hier sehr einfach gestaltet und ebenso wie beim vorigen ergibt sich durch eine mitt-
lere Öffnung nach unten noch eine Art Geheimfach. .Auch bei diesem Tisch ist das
Material bei den dekorierten Teilen Zirbelholz so wie bei den vorhergehend beschrie-
62
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
benen, sodaß die Annahme der Herkunft aus Tirol oder einem anderen der Alpen-
länder sehr wahrscheinlich ist. (H. 7(>, L. 103, B. 92 cm).
Ein weiterer Tisch mit gotischer Dekoration gehört dem Typus der ein-
fachen Bocktische ohne Stirnwand an. Das Bockgestell ist hier besonders reich
mit Flachschnitzereien geziert. Zwei profilierte Querstangen, mit Rosetten als Zapfen-
enden, verbinden die beiden Gestellteile, die in mannigfacher Gliederung das ausge-
stochene und in Relief gehaltene Ornament enthalten (Abb. 20). Die Tischplatte
ist mit einer allerdings nur noch schwer erkennbaren Lineatur bedeckt, die im
Verein mit dem darauf gesetzten Kennbuchstaben diesen Tisch als Rechentisch
charakterisiert. Besonders sind die in der einen Schmalseite neben den andeutungs-
weisen Konturen einer Stadtbefestigung zu sehenden Wappen bemerkenswert, die
auf den Kardinal Albrecht von Brandenburg gedeutet werden. Darnach würde
dieser Tisch den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrh. angehören und aus Mittel-
deutschland stammen, was nach dem Material — Zirbelholz — an sich nicht
allzuwahrscheinlich wäre. (H. 7^, L. 130, Br. 94 cm).
Abb. 19- Gotischer Bock- oder Stirnwandtisch, süddeutsch oder tirolerisch; Anf. d. 16. Jahrh.
Den mittelalterlichen Typus eines Bocktisches, allerdings in ganz einlacher
Form, repräsentiert noch ein weiterer Tisch mit erneuerter Platte. Hier ist das Bock-
gestell durch vier gegrätschte, durch zwei starke horizontale Bretter an den Schmal-
seiten oben verbundene Zargen gebildet. Die sehr kräftigen Beine sind abgefast
und unten durch rahmenartige Fußleisten nochmals in Verbindung (H. 75,5,
L. 117,5, Br. 107 cm).
Derselben Gruppe, vielleicht ebenfalls noch im \(). Jahrhundert ent-
standen, gehört ein weit größerer quadratischer Tisch an, gleichfalls mit gegrätschten
Beinen und genau demselben Aufbau ohne Tischkasten, wie der vorhergehende,
VON HANS STEGMANN.
63
nur daß die Beine in ihrem mittleren Teil aus strickarti.i;" ,i,'edreliten Biindelsäulen
bestehen (Abb. 21, H. 75, I^. 125, Br. 110,5 nn).
Ein weiterer Tisch, dem späteren 16. oder dem Anfan.i!: des 17. Jahrhunderts
angeh()ri,i;:, verdankt seine Bedeuluni,^ der reich, wenn auch nicht sehr fein in Ein-
legearbeit .gezierten Platte, die in der Mitte eine nicht selten vorkommende
schwarze rechteckii;e, an den Ecken abgefaste Schieferplatte eingesetzt enthält.
Das Gestell ist zimmermannsmäßig einfach, aber ganz originell gebildet. Der auf
flachen Kugelfüßen ruhende Fußrahmen nimmt das eigentliche Fußgestell auf, das
aus vier sich diagonal überschneidenden, geschweiften Brettern besteht, die im
Schnittpunkt durch ein vierseitiges Verstärkungsglied zusammengehalten werden
(H. 77, L. 131, Br. 117 cm).
Von den Renaissance-Tischen des Germanischen Museums ist der wertvollste,
ein aus der Versteigerung August Riedinger in Augsburg im Spätherbste 1894 er-
worbener runder Tisch. Derselbe wurde in den Mitteilungen aus dem Germanischen
Museum von Herrn Direktor v. Bezold im Jahre 1895 Seite 15 ff. publiziert.
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Abb. 20. Gotischer Stirnwandtisch mit dem Wappen des Kardinals Aibrecht
von Brandenbur.fi; (?); Auf. des 16. Jaliih.
Aus dem lehrreichen Aufsatz, der insbesondere auch die Entstehungsgeschichte
und die Familienverhältnisse der ursprünglichen Besitzer behandelt, sei hier das-
jenige wiederholt, was den Tisch als Möbelstück erläutert. Zuvor sei noch darauf hin-
gewiesen, daß nach den Feststellungen v. Bezolds der Tisch aus dem Besitz der
Ulmer Familie Sigmund Schleicher, bezw. des Ehepaars Sigmund Schleicher und
Regina Rehlingen stammt, die beide ulmischen, adeligen Geschlechtern angehörten,
und daß er wahrscheinlich im Jahre 1611 in Ulm gefertigt worden ist.
64
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
„Der Tisch ruht auf vier durch eine kreisfürniige Fußbank verbundenen Füßen,
welche über einem mit Blättern gezierten Sockelgliede als gewundene Baumäste
gestaltet sind. An den Leisten, welche die Füße oben zusammenhalten, ist einiges
erneuert.
Die Platte ist rund und hat einen Durchmesser von 1,615 m. Sie ist aus radial
gerichteten, keilförmig zugeschnittenen Fichtenbrettern zusammengesetzt, welche
durch sechs untergelegte Randbretter und zwischen diesen durch einen Rost von
w'*Sff
Abb. 21. Quadratischer Tisch mit gegrätschten Säulenfüßen, süddeutsch; 16. J:ihrh.
Abb. 22. Tischplatte eines eingelegten Ulmer Tisches von 1611.
VON HANS STEGMANN.
65
senkrecht sicli kreuzenden Latten ziLsaninien.s^ehaUen werden. Die Platte ist oben
mit radial angeordneten Birnbaumfournieren belegt und mit Intarsien geschmückt.
Den Inhalt der Intarsien bilden Wappen, welche von Ornamenten umgeben und
durch solche verbunden sind. Die Wappen sind in Bein graviert. In der Mitte
steht das Allianzwappen der Familie Schleicher und Rehlingen, dabei auf einem
Spruchband die Namen Sigmund Schleicher und Regina Rehlingerin. Der letztere
Namen ist sehr inkorrekt geschrieben REGLINIG REIINEREN. Das Wappen
steht auf einem Grunde von dunklem Holze und ist mit einem Lorbeerkranze aus
Bein umgeben. In der Mitte zwischen diesem Kranze und dem ornamentierten
Rande sind die Wappen der Familien Schleicher, Baidinger, Rehlingen und Roth
angeordnet. Sie stehen auf Kartuschen von dunkelgebeiztem Holz, welche durch
Zweige unter sicIi und mit den Wappen des Randes verbunden sind. Der Rand ent-
hält acht Wappen, die gleichfalls auf Kartuschen stehen. Von den Kartuschen
laufen Pflanzenornamente aus. Zwischen je zwei Ornamentgruppen sind ovale
Abb.
Mittelteil der Tischplatte Abb. 22,
und rautenförmige Stücke bunten Marmors eingelegt. Der Grund des Randes ist
Eschenholz. Die Einlagen sind gemessert, d. h. die einzelnen Holzstücke sind nicht
mit der Säge aus zwei übereinandergelegten Hölzern ausgesägt, sondern durch Zu-
schneiden mit dem Messer in die aus dem Grunde ausgeschnittene Zeichnung ein-
gepaßt. Das Verfahren hat den Vorzug, daf3 die Richtung der Holzfasern mehr
der Zeichnung angepaßt werden kann, welch letztere dadurch lebendiger wird,
und es gewährt überdies der Individualität des ausfülirenden Künstlers freieren
Spielraum als die mechanische Arbeit mit der Säge.
Die Ausführung der Einlagen ist gut, doch nicht hervorragend, dagegen ist
die Gesamtwirkung der Platte in Zeichnung und Farbe eine sehr schöne. Die Er-
haltung ist eine ziemlich gute."
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum 1910. 5
66
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Im Übrigen sei auf die ausführlichen Ausführungen des angeführten Artikels,
dem auch die beistehenden 2 Abbildungen 22 und 23, der ganzen Platte und des
mittleren Teils, entnommen sind (H. 80, Durchm. I6l,5 cm), verwiesen.
Von Tischen vornehmen bürgerlichen Charakters aus der Zeit der späteren
Renaissance besitzt das Germanische Museum bloß ein allerdings sehr schönes
Stück, das möglicherweise holländische Arbeit ist, aber auch ganz gut noch
in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Norddeutschland gefertigt worden sein
kann. Der Tisch, ein Auszugtisch, dessen eigentliche Tischplatte sich auf die dop-
pelte Länge in einfacher und praktischer Konstruktion herausziehen läßt, ruht auf
einem sehr massiv gebauten Untergestell. Die vier durch riesige gedrehte Mittel-
kugeln ausgezeichneten Füße haben unten eine durch mehrere reichprofilierte Fül-
lungen gegliederte Unterplatte. Der hohe Tischkasten enthält zwei Schubladen;
die Flächen des Tischkastens sind mit hohen reliefgeschnitzten Füllungen geziert,
die durch Löwenköpfe gegliedert werden und in einer Kartusche einen geflügelten
Engelskopf enthalten (H. 83, L. 184,5, Br. 84 cm).
SBSjSö-üü:.
Abb. 24. Holländischer oder niederdeutscher Auszugtisch; 17- — 1S. Jahrh.
Der gedachte Tisch wurde Ende der 70er Jahre des 19- Jahrhunderts aus der
Sammlung des prakt. Arztes Dr. Freiherr von Eelking in Bremen von Geheimrat von
Essenwein erworben und in den Mitteilungen des Museums Band 2 Seite 217 ff. pu-
bliziert (Abb. 24).
Einen mehr zufälligen Besitz des Museums bildet ein kleines Bocktischchen
mit geschweiften Füßen in schwarzpoliertem Holz, mit feinen eingerieften weißen
Linien aus Bein ornamental verziert. Kleine Tische dieser Art waren in Mittel- und
Oberitalien im 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts in häufigem Gebrauch, kommen
aber auch in Süddeutschland mitunter nachgebildet vor (H. 77, L. 86, Br. 57 cm).
Einfachste äußere Formen des eben geschilderten Typus zeigt auch der in dem
Südtiroler Zimmer des Museums aufgestellte Bocktisch.
VON HANS STEGMANN. 67
Von den bisher geschilderten oberdeutschen bezw. Tirolertischen des gotischen
Typs unterscheidet sich auch der aus der Schweiz stammende Tisch des Zimmers aus
dem Kanton Chur nur wenig. Er hat in einfachen Formen ähnliches Bockgestell wie
die zuerst beschriebenen sogenannten Zahltische aus Tirol. Sein Aufbau enthält
ebenfalls unter dem rechteckigen oberen Tischfach noch ein unteres, als Geheim-
fach auftretendes schräges Gefach, welches der Linie des Bockgestells ungefähr
folgt. Der Tisch dürfte nach seiner Profilierung erst aus dem Anfang des \7. Jahr-
hunderts stammen, hat aber trotz seiner einfachen Formbehandlung wenigstens den
Vorzug, daß er bis auf den kleinsten Teil in ursprünglicher Erhaltung auf unsere
Zeit gekommen ist (H. 69, L. 110, Br. 94,5 cm).
Bei einem zweiten schweizerischen Tisch des Churer Zimmers sind Tischplatte
(umrahmte Schieferplatte) und Gestell nicht zusammengehörig. Das Gestell besteht
aus vier gegrätschten Stollen mit gedrehten Säulen und einen darüberliegenden
Schubkasten.
Das Südtiroler Zimmer aus dem 17. Jahrliundert liat zwei gute Tische auf-
zuweisen. Der eine große Tisch gehurt zu der Klasse der durch ganz Italien ver-
Abb. 25. Italienischer oder Welschtiroler Tisch; 17- Jahrh.
breiteten, wohl nicht ganz mit Recht sogenannten Refektoriumstische mit sehr
großer, insbesondere sehr langer Tischplatte. Der Typus, der aus dem Bocktisch
entstanden ist, ist dadurch charakteristisch, daß er verschieden gestaltete senkrecht
stehende massive Gestellteile, die stets reich dekoriert sind, aufweist, die durch
eine Querverbindung, in unserem Falle ein unter der Tischplatte laufendes ge-
schweift ausgesägtes Brett, zusammengehalten werden (Abb. 25). Der große, ganz
in Nußbaumholz gearbeitete Tisch weist eine Dekoration, die dem späteren 17. Jahr-
hundert angehört, ausschließlich an den Außenseiten der beiden Gestelle auf (H. 80,
L. 261, Br. 102 cm).
Auch der zweite Tisch des Raumes ist in italienischen Formen gehalten, aber
wesentlich kleiner. Das Gestell ist ein Mittelding zwischen dem eben beschriebenen
und einem gewöhnlichen Bockgestell, unten durch Querstreifen versteift. Auch hier
5*
tis
TDrE HOLZMÖBEL D^S GERMANISCHEN MUSEUMS.
bildet ornamentale Schnitzerei des Gestelles und des als Schublade ausgebildeten
Tischkastens die Verzierung (H. 76, L. 188, Br. 82 cm).
Einen anderen Typus gibt der im Nürnberger Prunkzimmer stehende, große
Eichenholztisch wieder, bei dem die senkrechten in mehrfachen Aufsätzen gedrech-
selten vier Füße unten durch Querfußleisten, oben durch mit Schubladen versehene
einfache Zargen verbunden sind (H. 80, L. l64,5, Br. 119,5 cm).
Dasselbe Schema kommt bei einem kleineren Exemplar, auch mit gegrätschten
Beinen, vor (Abb. 26, H. 17, Br. 118, T. 73 cm).
Durch seine Fußgestaltung ist ein vermutlich norddeutscher Tisch des 16. oder
17. Jahrhunderts, bei dem aber die Ursprünglichkeit aller Teile nicht unzweifelhaft fest-
steht, von Interesse. Die viereckige Platte ruht auf einem sechseckigen Fuß mittelst
eines Kreuzes, unten ist die Säule auf drei eigenartig verschrägt auslaufende Füße
gesetzt (H. 75, L. 70, Br. 69,5 cm).
Von Tischen des 18. Jahrhunderts, die besonders in den späteren Jahrzehnten
die schweren Barockformen zugunsten einer möglichst leichten zierlichen Gestalt
Abb. 26. Nürnberger Tisch mit gegrätschten Kugelfüßen; 17. Jahih.
aufgaben, sind nur einige wenige Exmplare vorhanden; aus der Frühzeit des
18. Jalirhunderts nur ein aus Nürnberg stammender halbrunder Wandtisch mit
dreieckigem Tischkasten auf drei gewundenen Säulen, die durch einen Halbkreis
bildende Fußbretter verbunden sind (Abb. 27). Der Tisch ist in poliertem
Nußbaumholz gearbeitet (H 81,5, Br. 63, L. 121,5 cm).
Ein ähnlicher Tisch in Eichenholz, ebenfalls mit gewundenen Füßen und neuer
Platte, soll aus der Danziger Gegend stammen.
Zwei weitere Tische gehören der Gruppe der Marketeriemöbel an. Die Tisch-
platte des einen ist reich und geschmackvoll eingelegt, die Füße sind hübsch ge-
schnitzt und geschweift (Abb. 28). Die Form der Tischplatte mit kreisförmig
ausgebildeten Ecken weist deutlich auf die Bestimmung als Spieltisch hin (H. 74,
Br. 74, L. 102 cm).
VON HANS STEGMANN. 6Q
Der zweite Tisch dieser Art ist ein eigentlicher Spieltisch mit leicht geschweiften
Beinen. Die aufklappbare Platte enthält außen ein Schachbrett, innen Tuchüber-
zug zum Trick-Track- Spiel (H. 77, L. 54,5, Br. 53,5 cm).
Dieselben Formen zeigen zwei bemalte Tische mit geschweifter Platte, die
in Öl gemalt auf der Oberseite der Platte Jagdszenen tragen (H. 76, L. 99 bezw.
100, Br. 75,5 cm). Sie dürften in Nürnberg (xler Augsburg entstanden sein.
Dem Zopfstil und damit den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts gehört
ein in seinem Aufbau einfaches Tischchen mit vier geschweiften, sich verjüngenden
Füßen an, bei dem eigentlich bloß die Tischplatte durch ihre hübsch gezeichnete
und sorgfältig gearbeitete Stroheinlagenverzierung bemerkenswert ist, wenn diese
Art der Dekoration auch sich als wenig praktisch für Tischzwecke erwiesen haben
dürfte (H. 79,5, L. 84,5, Br. 64 cm).
Die Reihe der eigentlichen Tische der bürgerlichen Möbelabteilung beschließt
ein elegantes Nähtischchen in feiner Marketeriearbeit vom Niederrhein. Der Tisch
von schmaler rechteckiger Form zeigt auf der Platte und an seinem Vorderteil sehr
Abb. 27. Halbrunder Nürnberger Konsoltisch; frühes is. Jaluh.
schön gezeichnete reiche Marketeriearbeit im Stile Ludwig XVI. (II 79,5, L. 89-
Br. 45 cm).
Unter die Tische wären schließlich noch eine Anzahl von den in Süddeutsch-
land besonders beliebten G u 6 r i d o n s zu rechnen, von denen das Museum ver-
schiedene Typen besitzt (Abb. 29, H 92, 91, 93, 88 cm). Das Charakteristische
des Gueridon ist, daß der bald als Spindel, bald als Säule, bald als Pilaster
beliandelte Ständer auf einer von gedrückten Kugelfüßen getragenen Unterplatte und
einer dieser in der Form entsprechenden runden oder viereckigen Oberplatte
besteht, die zur .Aufnahme kleinerer Geräte, Leuchter oder Gefäße bestimmt war.
Häufig findet sich der Säulenfuß so gestellt, daß die Tischplatte mittelst eine
durchlaufenden Zapfens, ähnlich wie unsere Notenpulte, in der Höhe verstellbar ist.
70
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Bei den Tischen der Abteilung der bäuerlichen Altertümer treten uns, wie
bei allen Möbelgattungen, die bisher gemachten Beobachtungen selbstverständlich
auch wieder entgegen, nämlich daß sämtliche vorkommende Typen mit denen
des höfischen und bürgerlichen Lebens aufs innigste zusammenhängen bezw. daraus
entwickelt sind. Der im späten Mittelalter eine wichtige Rolle spielende festgefügte
Bocktisch mit zwei Kastengeschossen, der vielfach, wie schon weiter oben bemerkt,
als sogenannter Zahltisch angesprochen wird, begegnet uns auch unter den bäuer-
lichen Tischen und zwar aus den verschiedensten Gegenden. Bei dieser Möbelform
ist vielleicht wie bei keiner anderen die Tatsache zu konstatieren, daß verhältnis-
mäßig vom Verkehr abgeschlossene Gegenden den Typ, der direkt als mittelalter-
lich angesprochen werden kann, über mehrere aufeinander folgende Stilperioden
hinweg im wesentlichen treu erhalten haben.
Abb. 2S. Platte eines Tisches mit reicher Marl<eteriearbeit; 18. Jahrh.
Eine solche Gegend ist, wie auch in mancher anderen Beziehung, vor allem
die hessische Wetterau und die Schwalm. Das Museum besitzt aus der Schwalm
drei Tische, die mittelalterliehen Aufbau zeigen. Der erste derselben (H. 79.5,
Br. 54, L. 137 cm) stellt einen in der bürgerlichen Sammlung nicht vertretenen Typ
des Bocktisches dar, nämlich die schmale Form, die als Klapptisch gebildet war und
mit der hinteren Längsseite an die Wand angestellt werden sollte (Abb. 30). Dieser
Bestimmung entsprach, daß das Bockgestell nur auf einer Seite geschweift, auf der
VON HANS STEGMANN.
71
anderen als senkrecht abfallendes Brett gebildet ist. Das untere Kastengeschoß
ist ebenso auf der Vorderseite schräg, auf der Rückseite gerade und dem Inhalt nach
verhältnismäßig schmal gebildet. Der vorliegende Tisch zeigt an den Flächen der
beiden Kastengeschosse ausgestochenes Ornament (Arabesken, die noch die gotische
Herkunft deutlich nachklingen lassen). Der Tisch, dessen Untergestell durchaus
in Buchenholz ausgeführt ist, hat heute eine neue aufklappbare Platte. Er dürfte
noch dem 17. Jalirluindert angehören.
Abb. 29 Gueridons, wahrscheinlich aus Nürnberg; i8. Jahrh.
Der nächste hier in Betracht kommende Tisch entspricht im Aufbau den früher
geschilderten gotischen Bocktischen mit Kasten vollkommen. Nur ist die Dekora-
Abb. 30. Wandklappfisch aus der Schwalm (Hessen); 17- Jahrh.
72
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
tion der Kastenfläche entsprechend dem Entstehungsjahr 1781 mit Flachschnitzerei
in Rocailleornament versehen (Abb. 31, H. 75, Br. 88,5, L. 1,10 cm).
Das Gleiche gilt von dem dritten Exemplar, dessen beide Kasten durch Fül-
lungen gegliedert sind, in und um welche sich einfache Einlegearbeit in geome-
trischer Form herumzieht. Der erstere der Tische ist Nußbaumholz, beim zweiten
ist Fußgestell und Platte von Nußbaumholz, die Kästen von Eiche (H. 78, Br. 106,5,
T. 85 cm).
Eine Abwandlung derselben Form zeigt auch ein niederdeutscher Tisch, bei dem
allerdings ebenfalls die Tischplatte moderne Ergänzung ist (Abb. 32). Hier trägt
ein niedriges Bockgestell einen verhältnismäßig hohen rechteckigen Kasten, der als
Abb. 31. Bäuerlicher Tisch aus Oberhessen; 1781.
doppeltüriger Schrank ausgebildet ist. Die Verzierung des fast quadratischen Kastens
bildet eine einfach gestaltete Bogenarchitektur mit verschieden gestalteter Einlege-
arbeit (H. 7S, Br. 114,5, T. 98,5 cm).
Eine größere Reihe von bäuerlichen Tischen folgt dem im 17. Jahrhundert
gebräuchlichen Typ der Tische mit geradem, durch Zargen und untere Querbretter
verbundenem Stollengestell. Diese Art ist wie im bürgerlichen Leben auch im bäuer-
lichen so ziemlich durch ganz Deutschland verbreitet.
Ein gutes bäuerliches Exemplar aus der Diepholzer Gegend ist ein an den
Schmalseiten durch Aufklappen zu verlängernder Tisch, der geschlossen vier und
verlängert sechs Füße aufweist. Die Anordnung der Füße, die in der mittleren
Längsachse zu stehen kommen, ist die, daß der eine geteilte Fuß durch eine Viertel-
drehung nach außen gestellt werden kann. Die Füße des dem 18. Jahrhundert an-
gehörigen Tisches zeigen einfache gedrehte Profile (H. 71, Br. 67 bezw. 150, T. 98 cm).
VON HANS STEGMANN,
73
Ein ebenfalls noch dem IS. Jahrhundert angehüriger Tisch mit kräftigen
profilierten Kugelfüßen in der Mitte und mit der unteren Querverbindung in Doppel-
gabelform stammt ebenfalls aus der Diepholzer Gegend.
Das beste niederdeutsche Exemplar dieser Art hat in einem Auszugtisch das
Zimmer aus der Kremper Marsch aufzuweisen (H. 79, Br. 141, T 78 cm). Wie die
gesamte Möbelkunst der Eibmarschen auf Holland hinweist, so auch dieser in
Eichenholz mit starker Verwendung von schwarz polierten Eournieren gearbeitete
Tisch (Abb. ^^). Die untere Versteifung ist hier diagonal gebildet, die kräftigen
Füße sind in der Mitte durch große Kugeln ausgezeichnet. Aus derselben Gegend,
den Eibmarschen, stammen zwei Wandklapptische. Der eine geschlossen, dreibeinig
und halbrund mit kräftig profilierten Kugel fußen und geöffnet rund, wobei in der
vorbeschriebenen Weise das eine Bein um V^ nacli auswärts gedreht wird (II. 74,
Br. 89, T. 4^ an).
Abb. 32. Niederdeutscher Bauerntisch der Diepholzer Gebend; IS. lainli.
Der andere Tisch ist geschlossen ein schmaler rechteckiger Tisch auf vier ge-
drechselten Füßen (Abb, 34). An beiden Seiten herabhängende, halbkreisförmige
Platten verwandeln ihn durch die vorerwähnte Vorrichtung der geteilten Füße in
einen großen Ovaltisch (H. 76, Br. 44 bezw. 118,5, T. 96 cm).
Als Übergang zu den Tischen mit senkrechtstehenden Stollen kann ein Tisch
in dem Ganterswyler Zimmer betrachtet werden, der durch seine Form besonders
bemerkenswert ist, schon deshalb auch wichtig, weil er augenscheinlich zu der
ursprünglichen Zimmervertäfelung gehört (Abb. 35). Wie die Abbildung zeigt,
ruht die Platte nebst Tischkasten auf einem Gestell, das ganz architektonisch
gegliedert ist. Auf den Langseiten Pilaster, nach unten sich verjüngend, mit einer
Architekturbogenstellung; dazwischen, auf den Schmalseiten ornamentale Zwickel-
74
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
füllungen, die das Untergestell, das aus bogenartigen Brettern mit KhUzen als
Unterlage sich darstellt, hausähnlich erscheinen läßt (H. 76, L. HO, Br. 75 cm).
Demselben Kreise gehört ein Auszugtisch mit großer Schieferplatte im
Ganterswyler Zimmer an, der indessen doch den Weg zu einem anderen Typus weist.
Abb. 33. Auszuglitch aus der Krempermarsch; 18. Jahrh.
Hier sind die gedrechselten Füße mit ovaler großer Mittelkugel schon ein wenig
schräg gestellt, eine Sitte, die sich auch in weitgehenderem Maße bei den
gleichzeitigen Bauerntischen vorfindet und die auch in allen deutschen Gauen eine
A' b. 34. Klapptisch aus der Krempermarsch; i8. Jahrh.
VON HANS STEGMANN.
75
weite Verbreitung gefunden hat (H. 80, L. 131, Br. 86). So finden wir aus Tirol
in dem Unterinntaler Zimmer gleich zwei Vertreter dieser Gattung, der eine mit
rechteckiger Tischplatte (H. 75,5, L. 136, Br. 108 cm), der andere mit achteckiger
Platte, die zugleich noch eine innere Schieferplatte als Einsatz aufweist (H. 71,
Dchm. 111 cm).
In derselben Art, dreibeinig mit rinider Platte, findet sich ein Exemplar in
der Diele des niedersächsischen Bauernhauses.
In der späteren Zeit sind nach dem Süden zu dann rechteckige Tische mit ge-
raden Stollen und verbindenden Zargen, wie sie heute noch im bäuerlichen Ge-
brauche üblich sind, verwendet worden. Beispiele dieser Art finden sich aus dem
Egerlande, hier mit der typischen Buntbemalung auf blauem Grund, und in der
Stube aus Pohlgöns.
Abb. 3'^. Tisch aus dem Ganterswyler Zimmer; 1666.
Eine verwandte Gruppe bilden die westfriesischen und die Tische des Zimmers
der Halligen. Charakteristisch ist in allen Fällen die schlanke Leichtigkeit des Unter-
gestells, das aus dem in verschiedener Weise vertieften, verhältnismäßig dünnen
gedrechselten Stabwerk besteht. Von den Halligen ist ein vierbeiniger Tisch mit
abgerundeter rechteckiger Tischplatte vorhanden, deren Kanten überhöht sind,
vielleicht zum Gebraucli auf einem Schiff (Abb. 36). Der ganze Tisch ist grün
bemalt (H. 71, L. 105, Br. 66 cm).
Ein zweiter rechteckiger Tisch mit vier Fü(3en hat zwei große seitlich herab-
hängende Verlängerungen, die durch Teilung der Füße ihre Stütze bekommen.
Durch die Verlängerung wird der Tisch um das fünffache seines gewöhnlichen
Flächeninhalts vergrößert, was für die durch das dortige Wohnwesen bedingte Eng-
räumigkeit von besonderem Werte war. Der letztere Tisch ist auf hellblauem Grund
mit Blumen und Rokailleornament, sowie mit hübschen Rokokoszenen bemalt.
76
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Im Hindeloopener Zimmer ist ein runder Tisch, grün bemalt mit kreuzförmig
verbundenen, gegrätschten Beinen. Bemerkenswert ist hier ferner ein eigenartiger
zur Aufstellung an der Wand bestimmter Klapptisch. Derselbe ist dadurch beson-
Abb. 36. Tisch von den Halligen; fiülies 19. Jahih.
ders merkwürdig, daß die Dekoration der Platte und der Füße in der Weise ange-
bracht ist — es handelt sich um die bekannte bunte Lackmalerei — , daß dieselbe
nur, solange die Tische ungebraucht an der Wand lehnen, sichtbar wird. Der ein
Abb. 37. Auszugtisch aus den Vierlanden; 1835.
VON HANS STEGMANN. 77
dreibeiniges Klappgestell besitzende Tisch scheint überdies wegen seiner Niedrigkeit
für den Gebrauch der Kinder bestimmt gewesen zu sein.
Ebenso gehört ein Vierländertisch zum geradstülligen Typ mit Zargenbrettern.
Obgleich er durch die an die Zargen- und Zwickelbretter angebrachten Blumen-
einlagen und durch die Jahreszahl sich als ein Erzeugnis von 18} 5 darstellt, ist er
noch ganz im Sinne der holländischen Tische des 17. Jahrhunderts mit gedrehten
Füßen mit großen Mittelkugeln ausgestattet (Abb. }?)■ Als Besitzer sind
J. Heinrich Rose und Wöcke Rose bezeichnet. Der Tisch stammt aus Neuen-
gamme (H. 79, L. 120, Br. 66 cm).
IV. Verschiedene Möbel.
Schließlich erübrigt es sich, diejenigen Möbel kurz zu erwähnen, die in den drei
Hauptklassen der Sitz- und Ruhemöbel, der Kastenmöbel und der Tische, sowie
der Kombinationen der beiden letzteren sich nicht einreihen lassen oder die, über den
speziellen Möbelzweck hinausgehend, bestimmte Gerätfunktion zu vertreten haben.
Alles dasjenige, was als Gerät im engeren Sinne zu dienen hat, kann ebenso
von der Betrachtung ausgeschlossen bleiben, wie einzelne Möbelteile, Truhenvorder-
teile und dergleichen aus späterer Zeit.
Das Mittelalter und die Renaissance hat in dem seit Jahrhunderten festge-
legten Möbelsystem eigentlich nur wenige Änderungen und, wenn man so sagen darf,
überraschende Variationen geschaffen. Möbelkombinationen, deren Bestimmungen
außerhalb des gewöhnlichen Rahmens der Möbel liegen, die sozusagen aus der künst-
lerischen oder persönlichen Initiative des Verfertigers oder Bestellers hervorgegangen
sind, traten erst dann auf, als Luxus und Komfort sich weiterer Kreise der besitzenden
Klassen bemächtigten. Die Hauptzeit oft verblüffender und zugleich zahlloser
Möbelkombinationen der drei Hauptklassen ist das 18. Jahrhundert und der Anfang
des 19- Jahrhunderts. Das Land, wo diese Möbelkombinationen vorzüglich ent-
standen sind, ist Frankreich und in zweiter Linie England. Deutschland hat sich
weniger aus seinen einfachen und soliden Bahnen vertreiben lassen.
Als Möbel, die für diesen Schlußteil noch besonders in Betracht kommen
können, haben zunächst zu gelten die beweglichen Pulte, die Spiegelrahmen.
Holzgehäuse von Standuhren und in gewissem Sinne seit dem 17. Jahrhundert die
Klaviere.
Das Pult für den profanen Gebrauch war seit dem Mittelalter als Schreib- und
Lesepult vielfach in Gebrauch. Mittelalterliche Schreib- und Lesepulte, die als
beweglicher Aufsatz auf die Tische verwendet wurden, haben sich fast nur in fester
Verbindung mit dem Tisch oder als in den Dienst der Kirche übergegangen erhalten.
Aus den gleichzeitigen Schriftquellen (Illustrationen) können wir aus dem Mittel-
alter und bis ins 17. Jahrhundert die fast regelmäßige Verwendung des Schreib-
pultes zu Schrift- und Studienzwecken leicht nachweisen. Aus kirchlichem Ge-
brauch, zum Zweck der Auflage der liturgischen Bücher, besitzt das Germanische
Museum mehrere Pulte, sowohl selbständige Lesepulte mit eigenem Fuß (bei einem
78
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
die beliebte Anordnung der Pultplatte als Adler), als Aufsatzpulte. Hierher gehört
ein sogenanntes Meßbuchpult des 15-— 16. Jahrhunderts mit ausgestochenem Orna-
ment (Rankenwerk) aus dem Ende des 15- oder dem Beginn des 16. Jahrhun-
derts. Die Grundform des Pultes ist immer dieselbe, diejenige eines rechteckigen
Kastens, dessen Oberseite zum Teil abgeschrägt ist. Größe und Dekoration sind
natürlich dem Wechsel der Stilarten, wie jedes andere Gerät, unterworfen.
Dem 17. Jahrhundert gehört ein Pult an aus weichem Holz, also sicher süd-
deutsch, dessen ganze Oberfläche abgeschrägt ist. Die Dekoration des Kastens mit
Ausnahme der begrenzenden Stabprofilierungen beschränkt sich auf einfache Fül-
lungen an den Seiten und kleine Bogenstellungen zwischen Schuppenpilastern an der
niedrigen Vorderwand (H. 29, Br. 55,5 T. 40 cm).
Ebenfalls dem 17. Jahrhundert gehört ein kleines Aufsatzpult in schwarz po-
liertem Holz an, mit flachgeneigtem Deckel (Abb. 38). Die Form bietet nichts be-
merkenswertes, wohl aber die Dekoration, und zwar deshalb, weil das Stück zur
Zeit das einzige Exemplar der im 17. Jahrhundert so beliebten Dekorationsweise
schwarzer polierter Möbel mit gravierten Beineinlagen ist. Den Deckel und die
Seiten schmücken in symmetrischer Anordnung eine Reihe kleiner ornamentaler und
figürlicher Medaillons mit den üblichen aus der gleichzeitigen graphischen Kunst
entnommenen Darstellungen (H. 11, Br. 45, T. 33,5 cm).
Abb. 38. Pult, süddeutsch, mit gravierten Beineinlagen; 17. Jahrh.
Hölzerne Spiegelrahmen von Wichtigkeit besitzt das Germanische Museum ver-
hältnismäßig nur wenige. Der kostbarste ist einer der sehr seltenen gotischen Spiegel-
rahmen, die uns erhalten sind. Er ist als Leihgabe der Freiherrl. von Behaim'-
schen Familie vor wenigen Jahren ins Museum gekommen, nachdem er zuerst
auf der Bayerischen Landesausstellung Nürnberg 1906 in der Nürnberger histo-
rischen Abteilung aufgetaucht war (H. 53, Br. 32,5, T. 13 cm).
Die Spiegel als Möbeibis zum Ausgang des Mittelalters spielen eine verhält-
nismäßig sehr geringe Rolle. Erst mit der dann auftretenden Möglichkeit, größere
gewölbte oder flache Glasstücke entsprechend zu fertigen, gewinnt der Spiegel im
Mobiliar größere Bedeutung. Als Gegenstand künstlerischen Mobiliars wird der
Rahmen, der hier allein in Betracht kommt, erst im \7. Jahrundert behandelt.
VON HANS STEGMANN.
79
Im ,i,^anzen und s;ro(kn hat der Spie,i;elrahnien sich immer in paralleler Hnlwicklimg
zum Bilderrahmen befunden.
Wie die Abb. 39 zeigt, handelt es sich um einen Convexspiegel. Der
eigentliche Spiegel eine abgeflachte Halbkugel ist auf ein hochstehendes Ruhbock
aufgebracht, dessen Holztafel in einem gotisch profiliertem Rahmen steckt.
Unten in den Ecken sind auf dem dunklen Grunde die Pergamentwappen der
Behaim und Volckamer aufgeklebt. Das seitliche und obere Rahmenwerk erfährt
eine Bereicherung durch einen schräg aufsteigenden Baldachin mit geschnitztem
.Maß- und Rankenwerk. Der Rahmen, der 0,53 li- ^"i^^ '^^'^^ cm lireit ist, dürfte
um das Jahr 1500 entstanden sein.
Abb. 39. Gotischer Spiegel, Nürnberg; um 1500.
Die runden und viereckigen, dunkel und hell belegten, flachen und kon-
vexen zahlreichen Spiegel des 17. Jahrhunderts haben durchgängig ziemlich ein-
fache schwarze Profilrahmen. ¥An wirklich kunstgewerblich bedeutendes Stück
besitzt das Museum bloß in einem kleinen Goldrahmenspiegel aus dem 18. Jahrhundert
(Abb. 40, H. S7, Br. 58 cm), vermutlich italienischer Arbeit. Dem eigentliclien
Rahmen ist im oberen Teil und an der Unterseite vortrefflich durchbrocliene
Schnitzerei in einem, klassizistisch angehauchten Stil hinzugefügt.
Als Probe von Nürnberger Rokokomcibeln, die an sich nicht allzu häufig sind,
mag dann noch ein hübscher kleiner Wandspiegel auftreten, der aus dem ehemals
80
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Merkel'schen Gartenhaus an der Sulzbacher Straße in Nürnberg in das Museum
gekommen ist, zusammen mit einer Anzahl von Konsoltischen und Spiegeln. Er
ist durchweg vergoldet (Abb. 41, H. 80, Br. 45 cm).
Abb. 40. Geschnitzter und vergoldeter Spiegelrahnien, Italien; i8. Jahrh.
Weiter ist unter den Spiegeln ein Spiegelrahmen in naturfarlienem Nußbaumholz
zu erwähnen, im Geschmack des Spätbarocks, rechteckig mit verzierter Profilierung
und einer Fruchtguirlande als Hauptfüllglied des Rahmens. Der Rahmen ist ein
VON HANS STECMANN.
81
Südtiroler Orzt'u.miis und gciiörl zur l:inriLiitun,i;' des SiKÜiroLT ZinuikTS (Abb. 42,
H. 94, Br. n cm).
Als Konibin:itionsni()bel darf schließlich das letzte Stück dieser Abteilung", ein
Abb. 41. Spiegelrahmen mit Wandleucliter, Nürnberg; 1. Hälfte d. 18. Jahrh.
großer Toilettenspiegel mit Tischuntersatz gelten, im Geschmack der sogenannten
Wiener Möbel (Abb. 4^). Der Tisch auf vier geraden Säulen mit geschweifter
Unterplatte und marmorner Deckplatte trägt in allen Teilen ausgezeichnete Gold-
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum 1910. 6
82
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
bronze Verzierung, auf der Tischplatte stellen zwei den Füßen eini,i;ermaßen ,c:leiche
Säulen mit Ku.irelbekrönung, zwischen denen der oben halbrund abschließende
Spiegel oben aufgehängt ist (H. 210, Br. 1^2. T. 65,5 cm).
Im Anschluß an die Spiegelrahmen mag wenigstens mit einem Worte einer An-
zahl anderer Rahmen gedacht werden, die allerdings schon kaum mehr eigent-
lichen Möbelcharakter tragen: der Rahmen, die, vom 17. Jahrhundert beginnend,
Abb. 42. Geschnitzter Spiegelrahmen, Südtirol; 18. J:ihrh.
zur Aufnahme der Blattkalender bestimmt waren und die Insbesondere in der Schweiz
und Süddeutschland weitere Verbreitung gefunden haben. Die meisten dieser Rahmen
hat die deutsche Schweiz aufzuweisen und dorther besitzt auch das Museum einige
Stücke, die aber in ihrer Form und Ausführung kein spezielles Interesse bieten. Das-
selbe ist bezüglich einer Anzahl Anschreiberahmen der Fall, wo die Umrahmung der
Holztafel — die im Museum vorhandenen Stücke stammen aus dem 17. und 18. Jahr-
hundert — als bloße Zutat zu gelten hat.
VON HANS STEGMANN.
83
Ein Möbel derselben Periode, wie der oben besprochene Toilettenspiegel, und
in demselben Räume aufgestellt ist ein vermutlich ebenfalls in Wien entstandener
Blumentisch. Auf einem mehrfach profiherten scheibenhu'migen Untersatz rulit
Abb. 43. Toilettespiegel, Wien; Anfang des 19. Jalirli.
auf einem Dreifuß, der durch etwas sonderbare einbeinige Geschöpfe gebildet
wird, der runde Einsatzteil des Blumentisches mit kelchförmiger Profilierung und
sparsamem durchbrochenen Bronzeornament (Abb. 44, H. 92,5, Dchm. 66,5 cm).
6*
84
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
Als wertvoller Repräsentant einer gewissen Stilrichtung im deutschen
Möbelbau sei schließlich noch einer Danziger Waschpresse gedacht, die
allerdings nicht in das engere Gebiet der Möbel, sondern in das der Geräte
gehört. Da aber die Ausführung eine besonders schöne und sorgfältige ist, so
mag sie immerhin hier ihren Platz finden (Abb. 45, H. 22;^, Br. 85, T. 64 cm).
Der Aufbau der Danziger Waschpresse besteht aus einem tischförmigen Untersatz
mit gewundenen Säulenfüßen und gleichartiger, gekreuzter Querverbindung, darauf
Abb. 44. Blumentisch im Gesclimack der Wiener Möbel; Auf. 19. Jahrh.
ein zurückspringender kastenförmiger Aufbau mit Schublade, aus dem heraus sich
der Galgen der Spindelpresse, bestehend aus zwei ebenfalls gespindelten Sockel-
säulen mit reichen Kapitalen und gebrochenem Gebälk, entwickelt. Durch den
Giebel geht die Spindel mit der auf dem Kasten aufruhenden Preßplatte. Das
Stück ist poliert und fourniert und für die Möbeldekorationsrichtung, die in
Niederdeutschland unter flandrischem Einfluß um die Wende des 17. und 18. Jahr-
hunderts blühte, ein schönes und bezeichnendes Stück.
VON HANS STEGMANN,
85
Auch die Standuhren mit 1 lolzgehäuse sind im wesentlichen erst ein Produkt
des 18. Jahrhunderts.
Von Standuhren besitzt das Museum bloß ein besseres Stück, das in
Aufbau und Dekoration gleich vornehm wirkt. Diese Uhr (Abb. 46, H. 242,5,
Abb. 45- Danziger Wäschepresse; 2. Hälfte d. 17. Jahrli.
Br. 47, T. 27Ö cm) hat vollständig geschlossenen Kasten (vorne mit einer ovalen
Öffnung zur Beobachtung des Pendelganges) und baut sich pilasterförmig mit
Sockel, Mittelteil und abschließendem Unterbehälter auf; sie ist in bunten Hölzern in
vorzüglicher Zeichnung durchweg marketiert. Das Wappen der Imhoff auf der
DIE HOLZMÖBEL DES GERMANISCHEN MUSEUMS.
vorderen Füllung kennzeichnet die Uhr als Nürnberger Erzeugnis um die Mitte des
18. Jahrhunderts.
Als zweites Stück wäre höchstens noch eine im Aufbau sehr einfache große Stand-
uhr an dieser Stelle zu erwähnen, deren eigentlicher Uhrkasten in braunem Nuß-
baumholz mit Vergoldung verziert, in klassizistischen Formen aufgebaut ist.
Abb. 46. Standuhr, Nürnberg; 18. Jahrb.
Auf die Entwicklung der Tasteninstrumente als Möbel kann an dieser Stelle
selbstverständlich nicht eingegangen werden. Als selbständiges und insbesondere
als in seiner äußeren Form künstlerisch behandeltes Möbel kommt das Klavier, von
Italien ausgehend, seit dem Ende des l6. Jahrhunderts in Frage. Die Entwicklung
als selbständiges Möbel beginnt aber im wesentlichen erst im 17. und 18. Jahrhundert,
von dem Zeitpunkt an, wo die Clavichorde nicht mehr als transportable, auf jedem
VON HANS STEGMANN.
87
Tisch aufstellbare Kästen ,i;ebaut wurden. Die Gestaltunji,^ der Klaviere ist nicht wie
bei anderen Möbeln von künstlerischen oder kulturellen Rücksichten ,t,^eleitet, son-
dern zunäclist durch den bestinmiten lechnisclien Zweck. Von der künstlerischen
.Abb. 47. Sogenanntes Giraffenklavier, Wiener Fabrikat; Auf. d. 19. Jalirli.
Dekoration hat deswegen die für die gegenwärtige .Abliandiung nicin in Betracht
kommende Bemalung die Hauptrolle gespielt.
88 DIE HOLZMÖBEL DES GERAUNISCHEN MUSEUMS. VON HANS STEGMANN.
Ich brauche dabei bloß auf das Prachtstück des Museums, das in den Nieder-
landen gebaute Klavier des Martinus van der Biest zu verweisen. Wirklichen Möbel-
charakter gewinnen die Klaviere erst im 19- Jahrhundert in dem Moment, wo sie als
Möbel, als Teile einer einheitlichen Zimmerausstattung auftreten.
Von der Reihe hier einschlägiger Klaviere, flach- und hochgestellter Flügel
(sogenannte Giraffenklaviere) und Tafelklaviere, die das Germanische Museum aus
der Zeit von 1800—1850 besitzt, vermag nur eines als Kunstmöbel besonderes Inter-
esse zu erwecken (Abb. 47, H. 21 3, Br. 118, T. 59)- Es gehört zu derjenigen
Gruppe von Möbeln, die wegen des hauptsächlichsten Herstellungsortes kurz als
Wiener Möbel bezeichnet werden und die in der Regel in braun poliertem
Mahagoni, in nüchternen Empireformen aufgebaut, ihren Hauptreiz durch die
reiche Verzierung mit gegossenem oder gepreßtem vergoldeten Bronzeornament
erhalten haben. Das fragliche Klavier ist ein hochgestellter Flügel, also ein
sogenanntes Giraffenklavier und Wiener Fabrikat. Die nüchternen Formen des
Aufbaues verdienen höchstens wegen ihrer guten Verhältnisse Erwähnung. Form
und Art der Verteilung des, wie bei allen besseren Stücken, sehr geschmackvollen
Bronzebeschläges bedingen die Wirkung.
BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Von GUSTAV VON BEZOLD.
. (Mit 6 Tafeln).
Die Zeit des objektiven Bildnisses.
Frankreich, Burgund und die Niederlande.
Die Betraclitungen des vorigen .Abschnittes sind über den nnniitlelbiiren Kreis der
Aufgabe hinausgegangen; sie waren alter notwendig, um zu zeigen, wie im Laufe
des späten 12. und des 13. Jahrhunderts die Fähigkeit individuahsierender Gestaltung
gewonnen wurde. Erst wenn diese Grundlage gegeben ist, kann von einem künst-
lerischen Bildnis die Rede sein. Es kommt nicht zustande durch die Summierung
beliebig vieler Ähnlichkeitsmerkmale, sondern durch die formende Kraft, welche
die Merkmale organisch zusammenfaßt zu einer Erscheinung, die uns eine Persön-
lichkeit als ein einheitlich geschlossenes, nur einmal lebendes Wesen überzeugend
vor Augen führt. Dazu ist gar nicht notwendig, daß die äußere Form ängstHch fest-
gehalten wird. Schiller lebt im Gedächtnis des deutschen Volkes in der Gestalt fort,
die ihm Dannecker gegeben hat, nicht weil er so ausgesehen liat, darum kümmern
wir uns wenig, sondern weil Dannecker ein einheitliches, die äußere Erscheinung
und das innere Wesen des Dichters offenbarendes Kunstwerk geschaffen hat. Die
äußere Form war ihm nur das Motiv für sein Werk.
Nachdem im \]. Jahrhundert die Fähigkeit individuell zu gestalten und l^e-
stimmte Personen nach ihrer äußeren Erscheinung im großen und einfaclien Stil der
Zeit zu charakterisieren gewonnen war, mußte eine Zeit kommen, welche die .■'\lin-
lichkeitsmöglichkeiten, die in den verschiedenen Künsten verschieden sind, im
Bildnis zu erschöpfen suchte. Bis das Ziel erreicht ist, ist das ProlMem der Ähnlich-
keit ein künstlerisches. Seine Läsung hat fast ein Jahrhundert angestrengter künst-
lerischer Tätigkeit erfordert; nachdem es gelöst war, konnte sich die Bildniskunst
anderen Aufgaben zuwenden.
Es läßt sich denken, daß der monumentale Figurenstil des 13. Jahrhunderts,
ohne an seiner Größe Einbuße zu erleiden, die Reste von Archaismus hätte über-
winden und zu voller Freiheit in der Beherrschung des Organismus hätte gelangen
ki'nmen. Allein dieses Ziel war doch weiter entfernt, als es den Anschein hat, und
die Entwicklung ist andere Wege gegangen. Indem die Kunst des 13. Jahrhunderts
den strengen Bann der architektonischen Stilisierung lockerte, war sie zu Formen
gelangt, welche als vollkommen erscheinen mochten und verlocken mußten, in
der Tradition weiter zu arbeiten. Aber die Naturbeobachtung war doch schon so
selbständig geworden, daß sie sich nicht mehr beiseite scliieben ließ. So schwankt
90 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
die Kunst der foli^enden Zeit zwischen zwei Richtun.i^en. [Jie eine fiilirl zum Manie-
rismus, die andere zu einem vertieften Realismus. Beide, in ilirem Wesen ,i;,Tund-
verschieden, laufen nicht immer auseinander, sondern durchkreuzen sich mehrfach.
Man konnte und wollte sich nicht von dem monumentalen Stil abwenden, aber man
stei,i,^erte einzelne Momente des Stils ins Barocke. Und die Naturbeobachtung verlor
sich in Einzelheiten, statt auf vertiefte Erfassung des Körperbaues im Ganzen aus-
zugehen. So konnte die verschobene, schlecht ponderierte Haltung gefallen, die den
Körper nach der Seite ausbiegt, den Oberleib zurückzieht und den Bauch vorschiebt.
Sie findet in der Plastik eine Erklärung im Blockzwang, der Komposition in einen
gegebenen stereometrischen Körper. Aber diese Erklärung ist unvollkommen. Die
Stellung ist auch in der Malerei beliebt, hier aber konnte sie nur aufgenommen werden,
wenn sie für schön galt. Sie ist nichts anderes als ein mißverstandener Kontrapost.
Daneben gewinnt die schwere oder knitterige Drapierung, unter der der Körper ver-
schwindet, eine selbständige Bedeutung, wie niemals sonst, und das nicht vorüber-
gehend, sondern durch zwei volle Jahrhunderte, ja die Bewegung der Gewänder
erfährt gerade gegen das Ende der Epoche eine barocke Steigerung.
Auf der anderen Seite aber tritt im 14. Jahrhundert eine gewaltige Steigerung
und Vertiefung des Wirklichkeitssinnes und damit des Strebens nach umfassender
objektiver Darstellung der sichtbaren Welt ein. Sie macht sich vor allem in der
Malerei geltend. Der überraschende Aufschwung dieser Kunst erweckt den Anschein,
als ob der Realismus im 14. Jahrhundert unvermittelt als eine völlig neue Art der
künstlerischen Naturauffassung eingetreten wäre, in Wahrheit ist er ebensowenig
unvorbereitet aufgetreten, wie andere große geschichtliche Erscheinungen. Wollte
man ihn bis in seine ersten Regungen verfolgen, so müßte man auf die Anfänge selb-
ständiger Kunst bei den nordischen Völkern zurückgehen. Man wird aber selbst-
verständlich, solange das Können gering, die Formgebung an ältere Vorbilder ge-
bunden ist und die Beobachtung sich auf einzelne Bew^egungsmotive beschränkt, wie
bei den Domtüren von Hildesheim oder den Kapitellen aus der Daurade in Toulouse,
nicht von Realismus sprechen, man darf seine Anfänge auch nicht in der statuarischen
Plastik des 1}. Jahrhunderts suchen, die wie die des Altertums ihre eigenen strengen
Formgesetze hat und durch die enge Verbindung mit der Architektur noch mehr
gebunden ist; sie liegen in der Malerei und im Relief, das mit ihr die Gesetze für
die formale Darstellung des Menschen gemein hat. Die Keime des Realismus zeigen
sich an Darstellungen, in welchen das Profane in die Kunst eindringt, an den so-
genannten Monatsbildern, an allegorischen Gestalten und ähnlichem. Solche Dar-
stellungen finden sich allenthalben, die besten an französischen Kathedralen. Köst-
lich frisch und unmittelbar sind die kleinen Reliefgestalten am Gewände des linken
Westportals von Notre Dame in Paris. Bei dem Mann, der seine Sense wetzt, rechts
oben unter dem Türsturz, sind Haltung und Blick ganz auf den Punkt eingestellt,
in dem der Wetzstein die Sense berührt, fest und sicher schreitet der Sämann dahin,
der an dem gleichen Gewände um drei Felder tiefer steht; auch der nackte Mann, der
an einem Baum steht, ist in Form und Bewegung gleich vortrefflich. Eine unend-
liche Fülle reizender Figuren, zum Teil dem Blick ganz entrückt, birgt die Kathe-
drale von Reims. Ich erwähne hier nur von den Jahreszeiten am südlichen Portal
der Fassade die beiden Männer Herbst und Winter, denen der Schlaf die Spannung
VON GUSTAV VON BEZOLD.
91
der Muskeln ,i;el<)st hat. Hier sind Aufgaben aus der Dynamik des mensLiilichen
Körpers in einer Vollkoniuienheit irelöst, wie es erst die Hochrenaissance wieder ver-
mocht hat. Aber reahstiscii sind diese Darstellungen ebensowenit,% wie die t^roßen
Statuen der Kirchenportale, deren starre Gebundenheit im H. Jahrhundert doch
auch durch die eindringendere Naturbeobachtun,^ gelöst wird. Was die statuarische
Plastik dieser Epoche an Naturbeobachtun^' enthält, ist im vorigen Abschnitt berührt
worden. Eine Betrachtun,^,^ der Malerei würde zu dem gleichen Ergebnis führen.
Die Kunst des 1^. Jahrhunderts ist so gesättigt von naturalistischen Elementen,
daß der Übergang zum Realismus, zu einer unmittelbaren Übertragung der Be-
obachtung in der Darstellung, eintreten mußte und daß er sich nicht als Gegensatz
zu der bisherigen Entwicklung einstellt, sondern als deren notwendige Folge.
Und nun weitet sich der Blick mit dem reicheren Krmnen. der Raum und w^as
ihn füllt wird zum Objekt der Kunst. In diesem historivhen Moment erblüht in
Italien eine neue, eigene Kunst.
&Mm^
"V'-a'^
Der Herbst (Reims).
Noch durch das ganze 14. Jahrhundert behauptet l'rankreich seinen alten
Vorrang in den bildenden Künsten. Die Könige und Herzoge aus dem Hause
Valois sind mächtige Schutzherren der Kunst; die Künstler, die ihrem Ruhme dienen,
nehmen an ihm Teil, sie werden an die Höfe gezogen und gewinnen angesehene Stel-
lungen. Zunächst bleibt Paris der lebendige Mittelpunkt, später ziehen die Her-
zoge von Burgund und Berry die besten Kräfte an sich. Die Hauptmeister stammen
aus dem nordöstlichen Frankreich, aus Flandern und Holland. Die Frage, ob nieder-
ländischer Kunstgeist die Entwicklung der französischen Kunst im 14. Jahrhundert
bestimmt und das Aufkommen des Realismus gefördert hat, liegt nahe. Sie ist in
verschiedenem Sinne beantwortet worden, ich möchte sie nicht im voraus verneinen,
denn schon vom 14. Jahrhundert an ersteht in den Niederlanden die unglaubliche
92 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Fülle künstlerischer Kräfte, welche die niederländische Kunst bis nach Südspanien,
bis an den Belt und an die Weichsel getragen haben, welche in Burgund, wie in Bayern
tätig waren und zweimal im eigenen Lande die Malerei zur höchsten Vollendung
gebracht haben. Ich glaube auch in der französischen Kunst ethnische Züge wahr-
zunehmen, welche auf die Niederlande weisen, die Frage kann aber doch nur durch
eine sehr umfassende und tiefgreifende Untersuchung gelöst werden. Sie ist über-
dies nicht ganz richtig gestellt, denn neben der Abstammung der Künstler ist für
die Kunstentwicklung auch der Ort maß,s:ebend, an dem sie arbeiten. Wir sprechen
von römischer Renaissance, und mit Recht, obgleich die größten Meister keine
Römer waren, denn sie sind eben die größten geworden, weil sie in Rom gearbeitet
haben, weil hier die stärksten Kräfte zusammengetroffen sind und weil ihnen hier
die größten Aufgaben gestellt wurden. So müssen wir auch die Kunst, die uns hier
beschäftigt, bis auf Jan van Eyck französisch nennen, denn Frankreich hat ihr die
klimatischen Bedingungen zu Wachstum und Gedeihen geboten und in Frankreich
ist sie erblüht.
Die Kunst des 14. Jahrhunderts, welche von einer festen, hohen Tradition
und dem Suchen nach neuen Zielen beherrscht ist, birgt so manchen inneren Wider-
spruch. Einer der auffallendsten ist der, daß die Plastik trotz gesteigerter Natur-
beobachtung einheitlichere Kopftypen annimmt und festhält, als die klassische
Kunst je gehabt hat.
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Apostel (Musee Cluny).
Im späten \}. und im beginnenden 14. Jahrhundert wird in den besten Werken
der Pariser Schule der zuerst von dem Josephsmeister aufgestellte Typus (1909 S. i6)
weitergebildet, wobei ein Fortschritt in der Richtung genauerer Auffassung des
Organismus, namentlich des Kopfes nicht zu verkennen ist. Die Apostel auf dem Tür-
sturz des Südportals von Amiens, die der Sainte Chapelle in Paris, ein heiliger Jakobus
in Beauvais und ein Apostel (Kopf) im Musee Cluny sind schöne müde Menschen,
VON GUSTAV VON BEZOLD. 93
h()chst zivilisierte Bewoliner einer Weltstadt, sie luiben Kunsterziehun,!!: ,t;:enossen,
die feinsten ästhetischen und sinnlichen Genüsse sind ihnen Lebensbedürfnis. Nerv()se
Abspannun^s;", die Ft)l,i;e passiven GenuBlebens, spricht aus den verschleierten Au,i;en.
Die scharfe Beobachtunt;" des Ori^^anischen im (jesicht steht in Get^ensatz zu der Be-
handlun.ii' der Haare, deren gezierte Aufniachun.c: ja sehr wohl mit dem Charakter
der Männer übereinstimmt, die aber in der Ausführung manieriert ist und stark
an das Ornamentale streift. Trotz dieser manieristischen Züge sind die Kiipfe in ihrem
organischen Bau, dem Knochengerüste und der zarten Muskulatur aus sehr genauer
Beobachtung mit sicherem KTinnen gestaltet. Der Typus muL! dem (}eschmack der
Zeit sehr entsprochen haben, er verbreitet sich rasch, aber er erstarrt und wird
auf eine feststehende Formel gebracht: Breite Stirn, tiefliegende beschattete Augen,
kräftige Backenknochen, schmale Wangen. Haare und Bart verlaufen in regel-
mäßigen Wellenlinien. I:benso gleichtVirmig ist der Typus der Frauenbipfe, vor
allem der zahllosen Madonnen : ein gerundetes Gesicht mit kleinem Mund und knospen-
artig vorspringendem Kinn. Das Festhalten am Typus schließt nicht aus, daß die
Formen im einzelnen auf Grund guter Beobachtung allmählich freier gestaltet werden,
auch schließt die Typik einen starken geistigen Ausdruck keineswegs aus. So sind
die sehr gleichmäßigen Kcjpfe der Apostel auf den letzten Reliefs der Chorschranken
von Notre Dame in Paris (um 13 50) voll tiefster Beseelung. Aber zum Gemeingut
wird diese Freiheit lange nicht. In der statuarischen Plastik überwiegt der Manie-
rismus, und der künstlerische Wert der Figuren liegt oft nur in der starken plastischen
Wirkung der Gewänder. Sell\st in der Porträtplastik, deren wichtigste Gattung
das Grabmal ist, wird das Typische nur langsam zurückgedrängt und spät über-
wunden. Für den Stand der Bildniskunst in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts
ist das Grabmal die einzige ergiebige Quelle, gemalte Bildnisse haben wir erst von
Johann dem Guten (l^SO— 1364). Das Hochgrab mit der Figur des Verstorbenen
kommt allgemein in Aufnahme. Die unbestimmte, zwischen Liegen und Stehen
schwankende Stellung wird beibehalten, doch wiegt in der Haltung, wie im Falten-
wurf der Eindruck des Stehens vor. Da ist es auffallend, daß der KontraposL an
französischen Grabmälern kaum vorkommt. Der monumentale Stil der Hochgotik
wird lange festgehalten und damit ist ein durchgreifender Realismus ausgeschlossen.
Es wird sich kaum entscheiden lassen, wie weit ganze Figuren als porträtmäßig
betrachtet werden dürfen; Figuren, an welchen wir individuelle Proportionen wahr-
zunehmen glauben, werden kaum mehr als ungefähre Andeutungen enthalten.
Selbst in den K()pfen setzt sich die realistische Darstellung langsam durch; auch
im Bildnis herrscht der Typus und in ihn werden individuelle Züge in grr»ßerer oder
geringerer Fülle hineingetragen. Man muß sich hüten, individuelle Charakteristik
und Realismus gleichzusetzen, nur in den höchsten Leistungen der Bildniskunst
sind beide vereint.
Das 13. Jahrhundert konnte charakterisieren, für die Bildniskunst war die
nächste Aufgabe die genaue Wiedergabe der äußeren Formen. Ihre Lösung wird durch
die Macht der stilistischen Tradition erschwert. Das Bild Philipps des Kühnen in
Saint Denis bleibt lange unübertroffen, aber nach der Mitte des 14. Jahrhunderts
tritt doch ein Fortschritt ein, die organische Spannung der Muskeln, die leichten
Schwellungen und Senkungen der Oberfläche werden erfaßt. Immer noch bleibt aber
Q4 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
etwas unausge.^lidienes in den Köpfen, die zarte Muskulatur der Augen bietet un-
überwindliche Schwierigkeiten, sie bleiben scheniatisch und leblos, ja sie machen
oft den Eindruck des Schielens. Erst gegen den Schluß des Jahrhunderts werden
plastische Bildnisse geschaffen, welche eine freie objektive Darstellung mit starker
individueller Charakteristik einheitlich verbinden.
Doch solche Meisterwerke bleiben vereinzelt; die große Menge der Grabmäler
gelangt durch das ganze 15- Jahrhundert nicht über die Stufe hinaus, die schon bald
nach 1300 erreicht war. Es bestanden eigene Werkstätten für die Anfertigung von
Grabmälern. die Meister wurden als Imagiers oder Tombiers (Grabsetzer)
bezeichnet. Der Betrieb muß handwerksmäßig gewesen sein; das Motiv gestattete
keine große Abwechslung und so wurden die gleichen Modelle mit geringen Ver-
änderungen oft wiederholt. Neben den Meistern arbeiteten Gesellen und die Sorg-
falt der Ausführung war nach dem Stande der Besteller und der Höhe des Preises
sehr verschieden.
* *
*
Frankreich hat vor allen Ländern das große Pantheon seiner Könige, die Abtei
Saint Denis voraus. Die Kirche war von ihrer Gründung an die Grabstätte der fran-
zösischen Könige. Der heilige Ludwig hat um 1263 die Denkmäler seiner Vorgänger
erneuert, und die Kirche ist bis zur Revolution die Ruhmeshalle des französischen
Königtums geblieben. Auch sie ist von dem blinden Wüten der Nation gegen die
Denkmäler ihres eigenen Ruhmes betroffen worden. Viollet le Duc hat die Grab-
mäler, so weit sie nicht zerstört waren, wieder in Stand gesetzt und für zerstörte
Ersatz geschaffen, indem er Grabmäler aus anderen Kirchen nach Saint Denis über-
führte. So ist die Kirche heute wieder das großartigste Museum der Porträtplastik.
Die Werke der besten Meister des Mittelalters und der Renaissance sind hier ver-
einigt.
Die Figuren der Carolinger und der frühen Capetinger aus der Zeit Ludwig
des Heiligen unterscheiden sich stilistisch nicht von den gleichzeitigen Portalfiguren.
Die bedeutendste, Constanze von Arles, gleicht in ihrer großartigen Auf-
fassung der Himmelskönigin, ein reines Idealbild von hoher Schönheit. Die Figur
ist vollkommen stehend gedacht, korrekt in den Verhältnissen und reizend in ihrer
leichten Bewegung. Verwandt in der Größe des Stils ist das schöne Denkmal der
heiligen 0 z a n n e in der Kirche zu Jouarre. Wenig später sind die Denkmäler
Philipps, des Bruders, und Ludwigs, des Sohnes des heiligen Ludwig, welche
aus Royaumont nach Saint Denis gebracht worden sind. Auch sie sind Ideal-
gestalten in dem großen Stil der Zeit. Was ihnen unvergänglichen Wert verleiht,
ist die Charakteristik, die in der gesamten Haltung liegt; Philipp ist der gereifte
Mann, der ruhig und sicher im Leben steht, Ludwig der zum Jüngling erwach-
sende Knabe mit unschuldsvoller Miene und linkischer Haltung, der das Leben noch
nicht kennt, „ein reiner Tor".
Das schon im vorigen Abschnitt besprochene Denkmal P h i 1 i p p s 111. des
Kühnen (t 1285) eröffnet die lange Reihe der ikonischen Grabmäler. von der
wir nur noch Reste besitzen. Ich muß hier nochmals auf dasselbe zurückkommen.
Vgl. die Abbildung 1910 S. 17. Die ganze Figur ist sehr bedeutend, der Kopf aber
ist eines der Wunderwerke der Bildniskunst, die sich beim ersten Anblick unaus-
VON GUSTAV VON BEZOLD. Q5
ir)sch!ich einprägen. Die Ausführun.i;,' ist eneixiscli und, olmc sich ins einzelne zu
verlieren, sehr sorgfältiK- Es ist ein geschichtliches Dokument ersten Ranges, das
uns über die Persönlichkeit des Königs mehr sagt als alle schriftlichen Quellen. Und
doch sind die individuellen Formen dem Stil der Zeit untergeordnet; das ist nur
miiglich in einem Stil der schon an sich der Individualisierung Raum läßt.
Die ausgeprochene Porträtmäßigkeit, welche hier erreiclit ist. wird nicht sofort
Gemeingut. Hin vielbeschäftigter 'i'ombier des frühen 14. Jahrhunderts, Jehan
P e p i n a u s H u y bei Lüttich, hat ideale Typen mit geringem individuellen Ein-
schlag gegeben. Er hat viel für die Gräfin Mathilde (Mahaut) von Artois, die Witwe
Otto IV. von Burgund (f 1303) gearbeitet. 1M0 erhielt er den Auftrag zur Aus-
führung des Grabmals Ottos, das 131 S in Charlieu aufgestellt wurde. 1312 arbeitete
er an dem Grabmal Robert II. von Artois, des Vaters Mathildens, an dem die Statue
von dem Pariser Goldschmied Guilleaume le Perrier in Silber ausgeführt war.
Auch Mathildens eigenes Grabmal in Maubuisson war von Jehan Pepin. 1315 führte
er das Grabmal Johanns von Artois, eines Sohnes der Gräfin, aus, das in Poligny stand.
Im September 13 17 starb Robert von Artois, ein anderer Sohn der Gräfin Mathilde,
im Alter von 17 Jahren, auch sein Denkmal war von Jehan Pepin ausgeführt und
\{)n dem Maler Peter von Brüssel gemalt. Es war 13 20 vollendet und wurde in der
Kirche der Franziskaner in Paris aufgestellt. Andere Denkmäler fertigte er für Kloster-
kirchen in Saint Omer, Arras und im Artois.
Von alledem ist nur das Grabmal des jungen Grafen Robe r t erhalten,
das heute in Saint Denis aufgestellt ist. Die Gestalt im ganzen ist wie die des jungen
Ludwig eine verklärte Jünglingsgestalt von großem Reiz, im Kopf sind kaum An-
deutungen einer Individualität gegeben. Das Gewand und die Bewaffnung sind exakt,
aber etwas unfrei behandelt.
Um dieses einzige sichere Werk des großen Meisters gruppiert sich eine Anzahl
verwandter Denkmäler. Es bleibe dahingestellt, ob eines oder das andere von seiner
Hand ist, gewiß aber gehören sie dem Kreise an, in dem er die Führung hatte. Der
Stil dieser Denkmäler ist in den K()pfen wie in der Behandlung der Gewänder sehr
gleichartig. An den K()pfen fällt die eckige Form auf, durch welche die Gesichter
abgeplattet werden und die Backenknochen scharf hervortreten. Die einzelnen
Formen, Mund. Kinn, selbst die Augen sind gut gegeben, hierin ist ein Fortschritt
über die Behandlung des \]. Jahrhunderts nicht zu verkennen. Die Ausführung
ist sorgsam und sehr elegant. Einige Figuren sind formal von hoher Schönheit, aber
die Tiefe der Empfindung fehlt. Ein Kaulbach des 14. Jahrhunderts, mag er Pepin
de H uy oder anders geheißen haben, hat den Ton angegeben. Ihm hat das ge-
fehlt, was den großen Porträtisten macht, aber wir dürfen nicht zweifeln, daß er
uns die Gesamterscheinung seiner Zeitgenossen treu überliefert hat; ein stolzes und
schönes Geschlecht, das mit Glanz und Würde auftrat.
Dem Denkmal Roberts von Artois stehen am nächsten: in Saint
Denis Carl v o n E t a m p e s t 1 326, C a r 1 v o n V a I o i s f 13-5, L. u d w i g
Graf von E v r e u x f H 19. im Louvre ein j u n g e r Ritte r (Nr. 93), in
Saint Epire zu Corbeil H a y m o n . G r a f v (Ui C 0 r b e i 1. Bei dem Denkmal
H a y m 0 n s v 0 n C 0 r b e i I möchte man am ersten an eine porträtmäßige Auf-
fassung denken, aber Haymon hat im 9- Jahrhundert gelebt; man sieht, wie wenig
96
BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
individuelle Züge an den Denknüilern dieses Kreises bedeuten. An dem Denkmal
Ludwigs von E v r e u x weisen Kinn, Wangen und Augenbrauen zum min-
desten auf gute allgemeine Beobachtung. Es ist vortrefflich ausgeführt. Ver-
mutungsweise möchte ich diese sechs Denkmäler als Arbeiten P e p i n s v o n H u y
ansprechen, ihm wäre dann noch das Margaretas von Artois, t '3^''.
in Saint Denis zuzuweisen, wohl das schönste der ganzen Reihe, die feine Schwel-
Haymoii von Corbeil (Saint Denis.)
lung der Lippen und die Tränensäcke an den unteren Augenlidern möchte man gerne
als bildnismäßig ansprechen, aber es ist doch wohl eine reine klealgestalt. Die leichte
Bewegung der Gestalt und der milde Fluß der Gewänder sind vollendet schön. Das
herrliche Idealbild der Katharina von C o u r t e n a i s mr)chte ich auch
für P e p i n in Anspruch nehmen.
Eine zweite, der vorigen nahe verwandte Gruppe sind die Grabmäler P h i-
lipp des Schönen, f 13H, Ludwig X., t 1316, P h i 1 i p p V., t 1321
und K a r 1 IV., -j- 1328. in Saint Denis. Die Steine für die drei ersten wurden 1327
gekauft, ein Rechnungseintrag vom 24. Mai 1328 nennt Nicolans de Poteria
pro scpulturis rcguvi. Es ist ein Name; ob Nicolaus die Figuren gemacht hat,
bleibt zweifelhaft. Die Gestalten sind schi'ni, die Gesichter etwas breit gedrückt, die
Profile scharf und gut gezeichnet.
Ich nenne zum Schluß das Denkmal Karls von Anjou, f 1285, an
dem man bildnismäßige Züge wahrzunehmen glaubt, gleichviel ob mit Recht oder
mit Unrecht. Das Streben der Zeit war nicht auf eine exakte Wiedergabe indivi-
dueller Formen, sondern auf formale Schönheit, auf Eleganz gerichtet, die Natur-
beobachtung, die nicht fehlt, wird in seinen Dienst gestellt.
VON GUSTAV VON BEZOLD. 0?
Die schönen Gestalten P e p i n s müssen etwas Faszinierendes ,i:;ehabt haben,
sein Stil wird von einzelnen Meistern noch festgehalten, als die Bildniskunst schon
eine weit JK'Hiere Hnhvickliin.iisstut'e erreicht halte. Hin unlcr Karl V. (1364—1380)
vielbeschäfti.n'ter Meister H e n n e q u in (Je a n) de L i e ,i;' e darf als Schüler
P e p i n s betrachtet werden. Ihm darf mit s^roüer Wahrscheinlichkeit das Denkmal
der B 1 a n c h e d e F r a n c e , Herzo.i^nn von Orleans, f 1 ^92, zii,t;'eschrie]")en werden.
Es ist etwa 10 Jahre vor ihrem Tode ausgeführt und war noch unvollendet, als Jean
1382 starb. Der Kopf der bekümmerten alten Frau ist recht allgemein gehalten
und zeigt keinen Fortschritt über Pepin hinaus. Zwei kleine Grabfiguren, Karl IV.
und J e a n n e d' E v r e u x , welche 1905 ins Louvre gekommen sind (887, 888),
gelten als sichere Arbeiten J e a n s. Sie sollen 1371 im Auftrag der Königin für die
Abtei Maubuisson gefertigt sein. Aber diese hübschen Marmorfigürchen sind ent-
weder Kopien aus dem späten 16. Jahrhundert oder moderne Fälschungen. Die
Denkmäler der Chorherren J e a n und Renaud de Dormans, t ''380 und
1386, im Louvre (HO, 109) stehen stilistisch noch ganz auf der Stufe P e p i n s v o n
H u y. Die Köpfe sind eckig, die Augen haben noch den gotischen Schnitt mit
fast horizontalem unteren Lid. In das allgemeine Schema sind einzelne persönliche
Züge hineingetragen. Dieselbe allgemeine Haltung haben die Denkmäler von Karl VI,
1 1422, und I s a b e a u von B a i e rn, f 1435, in Saint Denis. Sie sind zwischen
1425 und 1429 von Pierre d e T h u r y ausgeführt. Ebensowenig geht der K(^pf
P h i 1 i p p s V 0 n M o r V i 1 1 i e r s , f 1438, im Louvre (120) über das hinaus, was
schon hundert Jahre früher erreicht war. Beispiele aus noch späterer Zeit ließen
sich leicht beibringen. Hier handelt es sich darum, die fortschreitende Entwicklung
zu verfolgen.
Ausgesprochene Porträtköpfe bleiben bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts Aus-
nahmen. Philipp vonEvreux, t 1H3, im Louvre (104) ist individuell
angelegt, aber mit geringem Können ausgeführt und sagt wenig, dagegen ist das
Denkmal des Bischofs Guilleaume de Chan ac, f 1348, im Louvre (108)
auch künstlerisch bedeutend. Hier wird mit sicherer Charakteristik in großen Zügen
ein vornehmer, wohlwollender Prälat gegeben.
Doch erst unter K a r 1 V. lenkt die Kunst entschieden in die Bahnen des Realis-
mus ein, bewußtes Streben nach Naturwahrheit beseelt alle selbständigen Meister,
die Entwicklung findet ihren Höhepunkt und Abschluß in der Kunst Jans van Eyck.
1364 beauftragte Karl V. seinen lieben Imagier A n d r i e u B i a u n e v e u
(A n d r e B e a u n e V e u) die Grabmäler seines Großvaters Philipps VI., f n50,
seines Vaters J o h a n n II.. f 1364, der Königin J o h a n n a v o n B u r g u n d
und sein eignes zu machen. Die Bezahlung war königlich, auch die Bilder
sind königlich geworden. Erhalten sind nur die der drei Könige, sie sind in Saint
Denis. Dazu kommt noch das Denkmal Philipps VI. aus den Jacobins in Paris,
jetzt im Louvre (224). Vielleicht ist das GralMiial des Kanonikus Jean d e Do r-
m ans im Louvre (HO) von Beauneveu. Auch die Statuen an den Strebepfeilern
des Nordturmes von Amiens möchte ich ihm zuschreiben. Für die Bildnisse P h i-
1 i p p s und wohl auch für das J o h a n n s d e s Cj u t e n standen als Vorlagen
Totenmasken zur Verfügung, das Karls konnte nach dem Leben gemacht werden;
wir würden, auch wenn wir nichts von diesen Hilfsmitteln wüßten, an die Treue
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum 1910. 7
98
BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
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VON GUSTAV VON BEZOLD.
99
dieser Bildnisse glauben. Schön waren die V a 1 o i s alle nicht. Beauneveu hat
die Häßlichkeit gemildert, aber nicht aufgehoben, er wahrt die von seinen Vor-
gängern überkommenen stilistischen Traditionen und arbeitet im Großen, aber
er geht im Anschluß an die Vorbilder weit über sie hinaus, er ist wirklich Imagicr
und weiß Bildnisse zu gestalten. Jeder von diesen Kcinigen ist individuell erfaßt
und soweit individuell durchgeführt, als es innerhalb des Stils möglich war, was
ihnen an Belebung noch fehlt, und es fehlt noch so manches, ist eben durch den
Stil des 14. Jahrhunderts bedingt, von dem sich Beauneveu nicht frei macht. So
bleiben die Augen starr und zu klein, der Schnitt des Mundes Karls V. ist kon-
ventionell, aber der Bau der Köpfe im ganzen wie in ihren Teilen, der Zug und
die Spannung der Muskeln sind sicher und lebendig gestaltet. Beauneveu gab
in vollem Maße, was seine Zeit verlangte, er war der berühmteste Meister am Hofe
Karl V. vom Portal der Coelestiner (Louvre.)
Karls V. und seiner Brüder, und sein Ruhm lebt fort bis auf unsere Tage. Mit Recht,
er hat die Bildniskunst auf die scharfe Beobachtung des Vorbilds gestellt, er hat
den Anstoß zu der Bewegung gegeben, die zur vollen Lösung des Ähnlichkeitspro-
blems führte. Und mehr als das, er konnte große Menschen groß darstellen, daß
wir sie noch heute von Angesicht zu Angesicht sehen, daß sie fortleben für alle Zeiten.
Er hat dies erreicht, indem er in die formalen Typen des 14. Jahrhunderts so viel
an Naturbeobachtung hineintrug, als sie zu fassen vermochten, ein Maler mußte
sie sprengen. Beauneveu schließt die Stilphase ab, w^elche Pierre de
C h e 1 1 e s mit dem Denkmal Philipps des Kühnen glänzend eröffnet hatte.
100 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Man hatte sich der Natur mehr und nielir genähert, im großen und ganzen war
man nicht viel weiter gekommen.
Froissard berichtet, daß im Hennegau und in England zahh'eiche Werke Beau-
neveus seien. Es wäre wichtig zu suchen, was davon erhalten ist. Sein Einfluß
erstreckte sich auch nach Deutschland.
Neben Beauneveu war ein Bildhauer — sei es Raymond du Temple, Jean de
Saint-Romain oder ein anderer — tätig, der ihn an Kraft dor Individualisierung
und Belebung weit übertrifft, der Meister der Statuen Karls V. und seiner Gemahlin
J e a n n e v. B o u r b o n vom Portal der Coelestiner in Paris, jetzt im Louvre
(889, 890). Hier wirkt ein neuer, starker Realismus, die Formbehandlung ist er-
staunlich sicher. Die gesamte Auffassung der Körper ist neu, an Stelle der kon-
ventionellen Biegung ist ein natürliches, ungezwungen durchgehendes Bewegungs-
motiv getreten; vortrefflich ist die leichte Wendung und Neigung der Köpfe. Auch
die Fähigkeit, geistig zu charakterisieren, ist groß, der Meister mag ihr zu Liebe
etwas über die objektive Ähnlichkeit hinausgegangen sein. Er hat damit ein Cha-
rakterbild geschaffen, das alle äußere Ähnlichkeit aufwiegt. Der Mann, der nach
der Katastrophe von Maupertuis neunzehnjährig für seinen gefangenen Vater die
Regierung übernahm, hat in harter Schule die Erfahrungen gesammelt, die ihn
in Stand setzten, als König den Staat neu zu festigen. Klugheit und Verschlagen-
heit sprechen aus dem scharf gezeichneten Gesicht, und der süffisante Zug um den
Mund spricht ein Gefühl der Überlegenheit aus, das erworben ist und dem die feste
Grundlage der inneren Sicherheit fehlt. Die Königin ist eine einfache, fast bür-
gerliche Erscheinung, pleine de vioult bonncs moeiirs. Die Kirche der Coelestiner
war 1365 gegründet, die Figuren sind wenig später. Karl und Johanna waren kaum
30 Jahre alt, die rücksichtslose Charakteristik der Darstellung läßt sie viel älter
erscheinen.
Eine weitere Statue Karl s steht an einem Strebepfeiler des nrM'dlichen Turmes
der Kathedrale von Amiens. Hier stehen auch der junge Karl VI., Jehan
Bureau de 1 a R i v i e r e , der Berater beider Könige, der Herzog L u d w i g
von Orleans und der Kardinal de L a g r a n g e , in dessen Auftrag die Fi-
guren um 1373 gefertigt wurden. Bei der Beurteilung der Figuren ist zu berück-
sichtigen, daß sie am Äußeren der Kirche in beträchtlicher Höhe stehen und seit
fünfhundert Jahren der Witterung ausgesetzt sind. Dem Standort gemäß ist die
Formbehandlung flächenhaft und energisch. Der König, ein kranker Mann, der
schon in jungen Jahren seinen frühen Tod voraussah, erscheint gealtert und ge-
brochen. Die Ähnlichkeit ist in der Gesamtanlage des Kopfes und im Profil durch-
geführt, nicht aber in Einzelheiten verfolgt. Hervorragend sch()n ist der Kopf
Bureaus.
Mit der oben angedeuteten Zuschreibung dieser Figuren an Andre B e a u-
n e V e u will ich die Frage nicht entscheiden, sondern zu weiterer Untersuchung
anregen. Sie gründet sich auf stilistische Beobachtungen, welche nicht völlig zwin-
gend sind, und es stehen ihr äußere Schwierigkeiten im Wege, welche ebensowenig ent-
scheidend sind. Jehan de Lagrange wurde 1373 Bischof von Amiens und Kardinal, 1374
wurde er Erzieher der königlichen Prinzen (Gouverneur des Enfants de France), er
war also nur kurze Zeit in Amiens. Andre Beauneveu war 1374 in Valencieimes
VON GUSTAV VON BEZOLD.
101
tiiti.u: und noch in demselben .hdire im Auftrage \on l.ouis de A\äle in Gent. Hr war
dann wahrsclieinlich mit der Ausfüliruni;' von dessen Gralimal in Sainte Catherine
in Courtray besciiäftiiit. Hs bhebe also zur Ausführuni; der Statuen, zu welchen
noch eine Mutter-Gottes und Johannes der Täufer kommen, nur ein Jahr, was selbst
unter der Annahme, dali Beauneveu mit (jehillen gearbeitet hat, wenii;' ist. Aber
Bureau de la Rivierc (Aniiens.)
bei der ^roLien technischen Sicherheit der Steinmetzen ist es doch wohl nni^lich, daß
in einer Werkstatt in einem Jahre sechs Statuen ausgeführt wurden. Stilistische
Analogien finden sich zunächst in den Köpfen (namentlich die kleinen Augen), ob-
wohl sie bei der verschiedenen Bestimmung, auf der einen Seite Grabmäler in sub-
tiler Ausführung, für die Betrachtung aus der Nähe bestimmt, auf der anderen Figuren,
welche auf die Entfernung wirken muLUen, nicht durchschlagend sind; daim im Fall
der Gewänder, die muldenffirmigen Falten am K()rper und die eingerollten En-
dungen an den freifallenden Teilen. Die größte Ähnlichkeit weist hierin die schÖMie
Statue der heiligen Katharine in Notre Dame zu Courtrai auf, deren Zuweisung
an Beauneveu freilich auch nur Vermutung ist.
Noch eine Königsfigur wird auf K a r 1 V. gedeutet. Sie steht mit drei anderen,
zwei Frauen und einen Mann, im großen Saale des Palastes in Poitiers. Der Mann
soll der Herzog von Berry sein, die eine Frau seine Gemahlin Jeanne
d' A r m a g n a c , die andere die Königin Jeanne de B o u r b o n. Die Deu-
tung ist ungewiß und die ikonographische Bestimmung versagt. Die Königsfiguren
werden jetzt im Trocadero Karl Vi und Isabeau de Ba viere genannt.
Das mag auf sich beruhen, die Figuren mögen darsteilen, wen sie wollen, sie sind
hochbedeutende Denkmäler einer sicher individualisierenden Kunst. Sie machen
den allerpersönlichsten Eindruck und lassen übersehen, daß das Formelhafte der
102
BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Gestaltuni:: doch nicht ganz überwunden ist. Überdies haben sie unter sich die größte
Ähnlichkeit. In der Haltung der Figuren ist der gotische Kontrapost beibehalten,
ja er ist sogar bei den Frauen sehr ausgesprochen. Aber die Bewegung ist ohne
Zwang folgerichtig durchgeführt und sehr lebendig. Stilistisch stehen sie etwa auf
Karl V. vom Portal der Coelestiner.
Jeanne d'Armagnac (Poitiers).
der Stufe der Königsfiguren vom Portale der Coelestiner, ja die Gewandniotive
haben mit diesen die auffallendste Ähnlichkeit. Sowenig sich die Figuren sicher be-
stimmen lassen, sowenig lassen sie sich fest datieren. Andre Michel nimmt an, daß
sie nach 1389 entstanden sind. Sicher gehören sie der letzten Zeit des 14. Jahrhun-
derts an.
Aus dieser Zeit haben wir noch ein Denkmal, welches das Können der fran-
zösischen Imagiers in das hellste Licht stellt, das des Connetable Bertrand
d u G u e s c 1 i n, t 1380 in Saint Denis von Robert Loisel, einem Schüler
des Jehan de Liege. Das Grabmal ist erst nach 1389 , als du Guesclin lange tot war,
begonnen, es entspricht wenig der Vorstellung, die wir uns von dem großen Heer-
führer machen, wohl aber den Nachrichten, die wir über seine Erscheinung haben,
und es ist ohne Zweifel auf Grund einer Totenmaske oder sonst einer guten Vorlage
gefertigt. Der Kopf weicht in seiner Anlage ganz vom Typischen ab. Er ist rund,
mit vollem Kinn und Wangen, die Augen sind groß und hochliegend. Sehr charak-
teristisch ist im Profil das zurücktretende Kinn. In naiver Weise ist im linken Auge
VON GUSTAV VON BEZOLD. 103
eine Wunde ;in,i;edeutel. l:in Liiclieln spielt um den Mund, die Muskeln sind leicht
i;esp:innt, das Gesicht iiu(3erst lebendit;, an realistischer Wahrheit übertrifft es alles
vorhergehende. Weit wenii^er belebt ist der Kopf von du Guesclins Freund und
<(^ ^>>
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4^!
/.
f?
iO
Berfrand du Quesclin (Saint Denis.)
Nachfol,i;er L o u i s d e S a n c e r r e (t 1402) in Saint Denis. Die Anlai,^e ist im
ganzen individuell, die Durchbildun.^' bleibt im allgemeinen stehen.
Mit dem Tode Karls V. (f 138O) hört die lebhafte Kunsttätigkeit am fran-
zösi^schen Königshofe auf. die Brüder des Königs, die Herzoge von B e r r y
und von Burg und, ziehen die besten Kräfte in ihren Dienst. Der Lna^-ier M)-
hanns von Berry, Jean de Ca m b r a y, wurde nach dem Tode des Herzogs
mit der Ausführung des Grabmals beauftragt, das in der Krypta der Kathedrale von
Bourges noch erhalten ist. Der Stil Jeans de Cambray läfit ihn als Schüler Andre
Beauneveus erkennen. Nicht mit voller Sicherheit, aber mit guten Gründen werden
ihm die Figuren Johanns v o n Berry und seiner Gemahlin J e a n n e de
B 0 u 1 0 g n e in der Marienkapelle der Kathedrale von Bourges zugeschrieben,
knieende Gestalten von einfach grol.km Stil, leider beschädigt und stark ergänzt.
Auch die Grabmäler Ludwigs H. von B 0 u r b 0 n (f 1410) und A n n a s v o n
A u V e r g n e (f 1412) in Souvigny dürfen als sein Werk betrachtet werden.
Soweit die beschädigten Köpfe und die Zeichnungen Holbeins von den Stifter-
figuren in Bourges ein Urteil zulassen, hat Jean de Cambray den eckigen
Kopftypus, welchen schon Jehan Pepin de Huy hatte, nicht ganz überwunden.
An seinen Köpfen ist das Gesicht flach und der Übergang zu den Schläfen eckig,
auffallend ist der weite Abstand vom Ohr bis zur Ecke der Backenknochen. Die
Formen sind flächenhaft behandelt mit scharfen Absätzen, aber äußerst charakte-
ristisch. In der Ausführung bleibt etwas Skizzenhaftes, das ^\t\\ Findruck belebt. Die
Bildnisse haben etwas zwingend Glaubwürdiges.
VON GUSTAV VON BEZOLD. 105
Worten auf seinem Spruchband : Vos oiiuics, qui tmiisitis per vi am, attcndite
et vidctc, si est dolor sicut dolor vicus (Lanient. !, 12). Der Greis liest in einem
Buch, die Anstren,i::ung seiner schwachen Augen ist in bewundernswerter Weise
wiedergegeben. Die schöne Figur des Königs D a v i l1 steht an geistiger Grr)Be
den anderen nicht ganz gleich. Dieser ganz große und freie Idealismus, der seine
Mittel genau kennt und beherrscht, ist denn doch etwas Neues, er gewährt eine
Kraft und Fülle der Charakteristik, welche der vorausgegangenen Kunst unerreichbar
war. Diese Errungenschaft kommt der frei geschaffenen Gestalt ebenso zu gute,
wie dem Bildnis, beide Kunstarten sind wieder eins geworden wie im 13. Jahrhun-
dert, doch auf einer fortgeschritteneren Entwicklungsstufe und durch die Kraft eines
grofien Künstlers.
Die französische und die aus ihr hervorgegangene vlämische Plastik des 1 5- Jahr-
hunderts sind reich an bedeutenden Bildnissen, aber sie weisen, so weit ich sehe,
nichts auf, was an objektiver Vollendung die Stifter von Champmol übertrifft. Da
ich keine Geschichte des Bildnisses schreibe, sondern nur Beiträge zu einer solchen
gebe, ist es nicht nötig, hier die große Reihe der Denkmäler im einzelnen zu verfolgen.
Es mag genügen, wenn ich auf einige wenige hinweise.
Philipp der Kühne hatte 1)84 Jean de Marville mit der Ausführung
seines Grabmals beauftragt; der machte den Entwurf, kam aber in der Ausführung
nicht über die Anfänge hinaus und sein Nachfolger Claus Sluter hat es nicht
viel weiter geführt. Es ist im wesentlichen ein Werk von Sinters Neffen, Claus
V a n d e Wer v e. Die Figur Philipps im wallenden Herzogsmantel ist pracht-
voll, der Kopf mit scharfem Profil ist sicher gestaltet, aber weniger lebendig als
von Champmol. Dagegen gibt Claus van de Werve in den berühmten Figürchen
der Plourants eine unendliche Fülle des Ausdrucks.
Noch vor der Vollendung von seines Vaters Grabmal gab Johann der Uner-
schrockene dem Claus van de Werve den Auftrag auf sein und seiner Gemahlin Grab-
mal. Der Entwurf lag 1411 fertig vor, aber die Ausführung verzögerte sich und die
Vollendung erfolgte erst 1461 durch A n t o i n e 1 e M o i t u r i e r. Die Figuren
J 0 h a n n s und M a r g a r e t h a s von B a i e r n sind sein Werk. Wenn sie
der Philipps nicht gleichkommen, so sind sie doch für die späte Zeit merkwürdig
groß aufgefaßt. Die Köpfe wirken, wie es für ein Hochgrab richtig ist, hauptsäch-
lich durch das charakteristische Profil, die Muskulatur ist kräftig und frei von Klein-
lichkeit.
Le Moiturier war der Neffe und wohl auch der Schüler eines großen Meisters,
der in weit zerstreuten Orten, von Avignon bis Angers eine reiche Tätigkeit ent-
faltet hat, Jacques Morel. Erhalten hat sich nur eines seiner Werke, das
Grabmal Karls 1. von Bourbon und seiner Gemahlin Agnes von B u r-
g u n d in Souvigny, auch dieses nur tmvollständig. Die leider sehr verstümmelten
Figuren der Verstorbenen sind virtuos ausgeführt, in dem prachtvollen Fall der
Gewänder lebt die Tradition von Di Jon fort, aber das Interesse an der Person der
Dargestellten ist nicht eben tiefgehend. Der strenge, sachliche Realismus der vorigen
Generation schwindet.
Das zeigen auch die Büsten Karl s VII. (t 1461) und seiner Gemahlin .M a r i e
von Anjou (f 1463) im Louvre (122, 123), Reste der Grabfiguren aus Saint
106 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
DenLs. Hin großer Meister hat hier bewußt ideahsiert, er hat in dem Kopfe des Königs
die Formen vereinfacht und veredelt, in der Cliarakteristik die abstoßenden Züge
gemildert und doch ein Werk geschaffen, das als Bildnis neben dem unerbittlich
wahren Bilde Fouquets (Tafel XXXI) Stand hält. Der Kopf der Königin ist ober-
flächlicher behandelt.
XXVIII. Meisterhaft, in ganz großer Formgebung ist eine Terracottabüste K a r Is VIII.
im Bargello in Florenz aus der Spätzeit des 15- Jahrhunderts. Endlich sei auf die herr-
lichen M e d a i 1 1 0 n b ü s t e n aus M o n t a 1 vom Jahre 1 527 hingewiesen (drei
im Louvre Nr. 159, 924, 925, sechs in Abgüssen im Trocadero), in ihrer schlichten
Wahrheit ein Nachklang der Gotik in die beginnende Renaissance.
Nine de Montal (Louvre.)
In den Niederlanden ist das gewaltige Wand- Grabmal des Grafen E n g e 1 b e r t
von Nassau (f 1442) in der reformierten Kirche zu Breda, das lange nach
seinem Tode vollendet wurde, ein hervorragendes Werk. Die knieenden Figuren
des Grafen und seiner beiden Frauen, wie die Patrone kommen zwar in ihrer Haltung
denen in Dijon und Bourges nicht mehr gleich, aber die Köpfe sind alle lebendig und
sehr individuell.
Diesem Kunstkreise gehören dann einige herrliche Denkmäler in Spanien an.
Wie wir im 14. Jahrhundert viele Niederländer in Frankreich tätig finden, so in 15.
in Spanien. Die spanische Kunst hat zu allen Zeiten Anregungen von außen willig
aufgenommen, aber selbständig und eigenartig weitergebildet. Der größte der unter
niederländischem Einfluß stehenden Bildhauer ist G i 1 d e S i 1 o e. Von ihm ist
das schöne Denkmal des Bischofs Alonso deCartagena (f 1456) in der
Visitationskapelle der Kathedrale zu Burgos, das schon 1447 errichtet wurde, und
die großartigen Grabmäler des Königs Johann II. und seiner Gemahlin I s a b e 1 1 a
von Portugal und des I n f a n t e n A 1 o n s o in der Kartause von Miraflores.
Das Grab des Königs und der Königin ist ein Hochgrab mit reichem Figurenschmuck,
oben die liegenden Figuren der Verstorbenen. Das Denkmal des Infanten ist ein Wand-
grab. Der Verstorbene kniet unter einem Bogen, in Haltung und Ausdruck ganz
den Donatoren auf vlämischen Bildern entsprechend. Alle Figuren voll tiefster
Mitteilungen aus dem German. Nationalnuiseuni. IQIO-
Taf. III.
c
es
CS
1^
VON GUSTAV VON BEZOLD. 107
Enipfinduui;'. Die AiLsfülirun^i;- ist über alles Lob eiiuiluMi. im Museuni zu Bur.i^os
ist das prachtvolle Grabmal des J u a n d e P a d i 1 1 a aus Pres del Val den Denk-
mälern in Miraflores ebenbürti.s::. Ilaltun.s;- und Ausdruck des knieenden Ritters sind
ernst und schlicht. Bedeutende Denkmäler dieser Periode spanischer Kunst sind in
den Kathedralen von Toledo — Grabmäler der Familie L u n a von Pablo O r t i z -,
in Si.i^'üenza, in Sevilla und in der alten Kathedrale, La Seo, in Zara,i;oza.
Die vielen für die Geschichte des Bildnisses wichti.icen Grabmäler in Lnsland
kenne ich nur zum kleinsten Teil und nur oberflächlich; es sei aber nachdrücklich
auf sie hingewiesen. Auch in Deutschland hat ein Niederländer, Nikolaus von
L e y e n, eine reiche Tätigkeit entfaltet.
Die eindringendere Erfassung der Wirklichkeit mußte auch der Malerei zu gute
kommen, ja ihre Wirkung war hier unvergleichlich tiefer, weil der Kreis des Dar-
gestellten viel weiter ist als in der Plastik. Die Malerei wird auf einen wie immer
gestimmten Realismus hingedrängt, sobald der Raum dargestellt wird. Die fran-
zösische Malerei hat sich im 14. Jahrhundert der Aufgabe einer objektiven Darstellung
der Sichtbaren mit großem Erfolg gewidmet und die Wege gebahnt, auf welchem
die großen flandrischen Meister zu ihrem tiefgründigen Realismus gelangt sind, der
selbst heute seine illusionistische Kraft noch nicht verloren hat. Die auf unmittel-
bare Beobachtung gegründete Darstellung des Menschen setzt indes in der franzö-
sischen Malerei schon ein, bevor der Raum wirklich beherrscht wird.
Was an französischen Malereien aus dem 14. Jahrhundert erhalten ist, ist
nur ein geringer Rest der unendlichen Menge dessen, was einst Kirchen, Schlösser
und Wohnhäuser füllte. Alles Monumentale ist bis auf wenige Reste verloren gegangen,
und unsere Kenntnis wird deshalb immer lückenhaft bleiben. Der Kreis der Dar-
stellungen war schon sehr weit und umfaßte außer dem Religiösen die Geschichte
alter und neuer Zeit, wie das gesellige Leben der Gegenwart. Girard von Orleans
malte im Schloß Vaudreuil das Leben Julius Cäsars. In dem Schloß Hesdin ließ
Mahaut von Artois ganze Galerien mit Bildern von Schlachten und anderen Historien
ausstatten, im Schlosse Conflans bei Paris ließ sie die Taten ihres Vaters und seine
Expedition nach Sicilien malen, und ihre anderen Schlösser, Bapaume und Lens
waren ebenso reich geschmückt. Mahaut (t 1329) ist die erste große Schutzherrin
der Künste; ihr folgen Karl V. und seine Brüder, und fast alle bekannten Maler der
Zeit haben für sie große Wandmalereien ausgeführt. Sie haben auch die Entwürfe
für die gewirkten Teppiche geliefert, welche ein Hauptgebiet für die Entfaltung
monumentaler Malerei waren. Die Ausdehnung dieses Kunstzweiges nach Menge
und Größe übersteigt unsere Vorstellung. Einen Einblick gewähren die Inventare
der Schätze Karls V. und seiner Brüder. Über das Einzelne mag man nachsehen,
was Guiffrey bei A. Michel bist, de Tart Hl. 1 S. 348 ff. mitteilt. Für unsere Be-
trachtung ist die Menge der profanen Gegenstände von Bedeutung, es waren dar-
unter die Schlacht von Roosebeke (1382), die Geschichte des Herzogs von Aqui-
tanien, Ivinail und die Königin von Irland. Die Geschichte Bertrand du Guesclins
wurde schon 1386 von Pierre Beaumetz und Nicolas Bataille dargestellt, 1395 lieferte
Jacques Dourdin dem Herzog von Burgund einen Teppich mit der gleichen Darstel-
108 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
luiii;. Selir beliebt wiiren Teppiche mit Darstellun,i;en berüiiniter Turniere und Ge-
steche.
Solche Gegenstände verlangten eine selbständige neue Erfindung und Koni-
pusition. Sie mußten dem Wirklichkeitssinn der Zeit entsprechen und die Anfor-
derungen der kunstliebenden und kunstverständigen Fürsten waren gewiß nicht gering.
Aber wir haben keine klare Vorstellung davon, wie weit die Kompositionen groß und
monumental waren. Und wir werden von Zweifeln befallen, wenn wir erfahren, in
welcher Weise die Bilder der einzigen großen Teppichfolge des 14. Jahrhunderts,
welche sich erhalten hat, der Apokalypse in der Kathedrale zu Angers, zu Stande
gekommen sind. L. Delisle hat nachgewiesen, daß sie Blatt für Blatt den Minia-
turen einer Handschrift des 13. Jahrhunderts folgen, welche jetzt in der Stadtbiblio-
thek zu Cambrai aufbewahrt wird. Die Entwürfe in der Größe der Ausführimg
machte Jean de B r u g e s , gewirkt sind sie von dem berühmten Teppichwirker
Nicolas B a t a i 1 1 e. Die Kompositionen, gleichviel wie weit sie von den Vor-
bildern abhängen, sind mit hohem Sinn ins Große übertragen und die Wirkung der
Teppiche ist sehr bedeutend. Die Formbehandlung im einzelnen entspricht dem
späten 14. Jahrhundert.
Das Beispiel wird nicht vereinzelt gewesen sein. Ein naher Zusammenhang
zwischen der Monumentalmalerei und der Miniaturmalerei muß auch deshalb voraus-
gesetzt werden, weil die besten Meister in beiden Arten tätig waren. Nun ist unter
den Miniaturen gewiß manche, welche so groß gedacht ist, daß sie unmittelbar ins
Große übertragen werden könnte; man vergleiche den Fürsten von Bayern-Hennegau,
der am Meere hinreitet und da eine Vision hat, im Breviarium von Turin mit der
Abreise Enea Silvios von Pinturicchio in der Libreria des Domes zu Sieiia und man
wird geneigt sein, das Bild des nordischen Meisters h(')her zu stellen. Anderes aber
widerstrebt einer solchen Vergrößerung unbedingt. Lehrreiche Versuche darüber
können heute mit dem Skioptikon leicht angestellt werden, nur darf der Beobachter
den festen Maßstab für die relative Größe jeden Bildes noch nicht durch vielen Ge-
brauch des gefährlichen Instruments verloren haben. Eine andere Erwägung führt
uns vielleicht noch einen Schritt weiter. Die ganze nordische Tafelmalerei des
15. Jahrhunderts ist klärlich nicht aus einer im großen Stil gehaltenen monumen-
talen, sondern aus der Miniaturmalerei hervorgegangen. Die Kleinmalerei steckt
selbst den großen vlämischen Meistern in allen Gliedern. Sogar der Genter Altar
birgt im Maßstab der oberen und der unteren Bilder einen Widerspruch, der eine
einheitliche Gesamtwirkung ausschließt.
Die nordische Malerei steht hier im Gegensatz zur italienischen, deren Kom-
positionsprinzipien dem großen Maßstab des Fresko entsprechen. Die französische
Malerei des 14. Jahrhunderts erfährt jedoch in Formgebung und Kolorit starke Ein-
wirkungen von der italienischen. Sie gehen hauptsächlich von dem päpstlichen
Hofe in Avignon (seit 1309) aus, wo Italiener und Franzosen nebeneinander ar-
beiteten, doch kamen schon damals französische Maler nach Italien und am Hofe
Philipps des Schönen waren neben anderen auch Maler aus R')m tätig.
Wir haben hier das Aufsteigen des Realismus in der französischen Malerei nur
so weit zu betrachten, als es mit der Entwicklung des Bildnisses in Zusammenhang
steht. Es fällt zunächst auf, daß der Manierismus in der Malerei weniger zu Tage
VON GUSTAV VON BEZOLD. lOQ
tritt, als in der statuarischen Plastik, diese Erscheinun.t;: erklärt sich aber einfach
dadurch, daß die Malerei Handlun.i^en darstellt, welche einen viel ^nißeren Reichtum
an Bewe.ii'uiiiisinotiven bedingen; in der Form,t;"ebun,t,^ bleibt noch vieles konven-
tionell. Wenn in religiösen Bildern eini,t,"e Fi.t^uren unmittelbar aus dem Leben ,c:e-
n(nnmen werden, so ist das eine analoi::e Erscheinun.i,^ wie die Aufnahme profaner
Darstellungen in die plastische Ausschmückung der Kirchen, auf die ich oben hin-
gewiesen habe. Das Nebeneinanderstehen typischer Heiligengestalten in der alt-
überlieferten Tracht und realistischer Nebenfiguren in der Tracht der Zeit geht durch
die ganze nordische A'lalerei des 14. Jalirhunderts und die äuLierliche Unterscheidung
durch die Tracht besteht auch im IS. Jahrhundert fort, während die typische Form
der K()pfe mehr und mehr schwindet. Unmittelbarer stehen die Maler in profanen
Darstellungen der Natur gegenüber und sind bestrebt, sie genau wiederzugeben.
H a i n c e 1 i n von H a g e n a u gibt (um 1400) in einer Illustration zu Gaston
Phebus das Mahl einer Jagdgesellschaft. Das ergötzliche Bild zeigt bei vieler Un-
beholfenheit eine seltene Fülle des Lebens, vornehme Herren sind in lebhaftem Ge-
spräch, die Knechte und Treiber essen und trinken in derbem Behagen, die Hunde
erwarten ihren Anteil oder haben ihn schon und wenden sich ab. Alle Beteiligten
sind treffend charakterisiert, wenngleich mehr durch Haltung und Bewegung als
durch die Gesichtsformen und die Mienen. Aber das Bestreben, auch die Köpfe
zu individualisieren, ist doch vorhanden. Mit ganz anderem Können geben die Brüder
L i m b u r g in dem Gebetbuch von Chantilly ein Fest des Herzogs von Berry. im
Hintergrund wird ein Turnier ausgefochten, vorne sitzt der Herzog mit einem Geist-
lichen am Tisch, andere Gäste kommen herzu, Diener legen die Speisen vor. Alles
ist vornehm und gemessen. Der giostteske Kopftypus ist noch keinesw^egs ganz über-
wunden, aber der Herzog und sein Tischnachbar sind kräftig individualisierte Per-
S()nlichkeiten. Das Verhältnis des Individuellen zum Typischen ist in diesen Kctpfen
etwa so wie an Beauneveus Grabfiguren. Die Forderung, daß die Hauptgestalten
auf zeitgenössischen Darstellungen kenntlich seien, war gegen das Ende des 14. Jahr-
hunderts in Frankreich selbstverständlich. 1^79 kam Kaiser Karl IV. nach Paris.
Auf einer Miniatur einer Handschrift der Grandes Chroniques de France sehen wir
den Kaiser mit K a r 1 V. und anderen hohen Herren bei Tisch, beide sind kennt-
lich, aber doch nur oberflächlich erfaßt. Die schräge Kopfstellung mochte dem
Maler die Charakteristik erschweren. Sie ist eine Ausnahme, fast alle gemalten
Bildnisse des 14. und des beginnenden 15- Jahrhunderts sind im Profil gegeben. In
Italien wird das Profilporträt auch im 15. Jahrhundert lange bevorzugt; für die
Frühzeit ist das begreiflich, das Profil ist in seinem individuellen Linienzug leicht
wiederzugeben und leicht zu erkennen. Der Sienese S i m o n e M e m m i hat sogar
sein eigenes Bildnis in der spanischen Kapelle mit Hilfe zweier Spiegel im Profil ge-
malt. Aber das Profilbild bietet über die Leichtigkeit des Treffens hinaus den großen
Vorteil, daß es schon in seiner Umrißlinie ein gutes Teil der Gesamtcharakteristik
eines Menschen enthält und daß diese durch Betonung der eigenartigen Teile mit
den einfachsten Mitteln verschärft werden kann. Deshalb ist es noch in Zeiten fest-
gehalten worden, welche auch Frontdarstellungen und schräge Ansichten bewäl-
tigen konnten. Daß das Profil für das Reliefbildnis die günstigste Ansicht gibt, be-
darf kaum der Erwähnung.
110 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
Karl V. und J e a n n e d e B o u r b o n sind auf dem Hungertuch
V 0 n N a r b 0 n n e, das jetzt in der Galerie des Louvre aufbewahrt wird, als Stifter
dargestellt. In sicherer, leicht schattierter Zeichnung sind die Köpfe kenntlich
gegeben, doch nicht eingehend charakterisiert. Dann enthalten die Dedikations-
bilder der für Karl gefertigten illustrierten Handschriften zahlreiche Bildnisse dieses
Königs, ebenso ist der Herzog von Berry in den Handschriften seiner Bibliothek
dargestellt, zuletzt wird er mit einigen Begleitern, unter denen Philipp der Kühne
von Burgund ist, von S. Petrus in den Himmel aufgenommen. Alle diese Bildnisse
zeigen ein Herausstreben aus dem Typischen, das noch nicht zu voller Freiheit geführt
hat, ihre ikonographische Bedeutung ist größer als ihre kunstgeschichtliche. Sie
sind ja auch nicht als Porträts im engeren Sinne zu betrachten.
Neben ihnen haben wir aber einige wirkliche Porträts, die Anspruch auf volle
Ähnlichkeit machen und uns über den Stand der Bildniskunst in der Malerei des
späteren 14. und des beginnenden 15. Jahrhunderts Aufschluß geben. Leider ist
ihre Reihe lückenhaft. Sie wird eröffnet durch das berühmte Bild Johanns H.
-■'■■'■■ l
.■^?
<<ß^\
Johann der Gute (Nationalbibliothek.
im Kupferstichkabinett der Nationalbibliothek. Man braucht nicht in das enthu-
siastische Lob einzustimmen, das Louis Gonse und andere diesem Bildnis erteilen,
man nimmt leicht wahr, daß sich der Maler von einigen Eigenheiten des giottesken
Typus nicht freigemacht hat, aber man muß es unbedingt als ein hochbedeutendes
Denkmal einer Kunst anerkennen, welche sehr scharf beobachtet und charakteri-
siert und über ein sicheres Können verfügt. Die Zeichnung ist fest, die Farben sind
breit und frei aufgetragen, die Modellierung ist sorgfältig, das Kolorit licht. Leider
ist die Erhaltung nicht gut. Das Profil ist sehr individuell vielleicht in der Linien-
führung zu pointiert, es ist weit schärfer als das der Grabfigur in Saint Denis. Auch
der Schnitt des Mundes ist eigenartig, dagegen ist die Modellierung der Lippen und
die Bildung des Auges konventionell, seine Stellung nicht ganz richtig. Trotz dieser
kleinen Schwächen hat der Kopf eine Eigenart, die nur einer ganz bestimmten Person
zukommt; es ist ein Bildnis im vollen Sinne des Wortes. Das Bild gibt den Kopf
und den Oberkrn-per etwa bis zum oberen Drittel der Brust in Lebensgröße. Im
VON GUSTAV VON BEZOLD. 111
Verhiiltnis zu der .lianzen Bildfläclie, 71 :41 cm, niiniiU der Kopf einen ,t.Tüßcn
R:iuni ein und ist ausschließlich betont. Das Gewand ist ganz einfach gehalten und
der Hintergrund Gold. Das Verhältnis des Kopfes zur Bildfläche und zum Hinter-
grund ist später vielfach geändert worden; es ist überwiegend, nicht ausnahmslos,
ein größerer Teil des Körpers mit aufgenommen worden, aber der allgemeine Typus
des Brustbildes ist schon in diesem Bildnis gegeben.
Ein Zeitraum von nahezu finifzig Jahren trennt dieses Bild von den folgenden
französischen Bildnissen, ein Zeitraum, der auf allen Gebieten der Kunst erfüllt
ist von dem mächtigen Zuge zum Naturalismus. So ist denn auch das Vermögen
nach genauer, sachlicher Darstellung im Bildnis gegen das Ende des 14. Jahrhunderts
um vieles gestiegen. Im Louvre ist ein Bildnis, das mit Unrecht als das des Her-
zogs J o h a n n d e s U n e r s c h r o c k e n e n von Burgund bezeichnet wird, und
das ohne Zweifel aus dem Anfang des 15- Jahrhunderts stammt. Es gibt den Fürsten
in halber Figur, der Körper ist in halber Wendung, der Kopf in reinem Profil ge-
geben. Noch ist das Profil überscharf gezeichnet und einige Einzelheiten im Ge-
sicht wie an den Händen sind nicht ganz richtig. Aber im ganzen ist der Organis-
mus des Gesichts sehr gut wiedergegeben, und der Mann fest individualisiert. Auch
das Beiwerk. Gewand und Schmuck, ist mit Sorgfalt dargestellt. Die technische
Behandlung ist indes ziemlich trocken. Vielleicht zwei Jahrzehnte später ist eine
kolorierte Zeichnung in der Sammlung der Nationalbibliothek in Paris, Ludwig H.
von Neapel, Herzog vonAnjou (1417—1434). Der Strich folgt noch
nicht mit Leichtigkeit der organischen Form, das Profil ist hart, die Modellierung
im Innern nur leicht angedeutet, aber die Individualisierung, nicht mehr aus einem
überkommenen Typus heraus, sondern aus unmittelbarer Naturbeobachtung, ist
mit einfachen Mitteln unzweideutig gegeben. Eine solche Vereinfachung war durch
die Art der Darstellung bedingt, aber sie lag nicht im Zuge der Zeit. Die Zeichnung
mag Vorlage zu einem Gemälde gewesen sein; in ein Gemälde aber suchte man an
Einzelheiten aufzunehmen, was es fassen konnte.
In einem Bildnis Johanns des Unerschrockenen in Ant-
werpen (um 1415), das ich nur aus der ungenügenden Abbildung bei Dvorak kenne,
ist die reine Profilstellung des Kopfes aufgegeben. Kopf und Körper stehen im
Dreiviertelsprofil, die Haltung ist ungezwungen. Der Kopf ist nahezu richtig auf
die Fläche projiziert, nur der Ansatz und die Richtung der Nase stimmen nicht ganz,
in der Darstellung des Details waltet eine Sorgfalt, die jeden Zweifel an der Bildnis-
treue ausschließt. Auf der gleichen Stufe steht ein Bildnis Philipps desGuten
im Louvre (100^. um 1430 gemalt). Auch in ihm ist die Ähnlichkeit in hohem Grade
erreicht. Eine Wiederholung dieses Bildes in Antwerpen ist vielleicht malerisch besser,
entspricht aber wahrscheinlich den Forderungen der Ähnlichkeit weniger. Die
Formgebung ist in diesen Bildern bei aller Sorgfalt hart imd dem Leben wenig
entsprechend, auch die Karnation ist noch leblos.
Den letzten Schritt zur Objektivierung des Bildnisses tat der große Jan van
E y c k . er führte die realistische Strömung, die um die Mitte des 14. Jahrhunderts
so kräftig eingesetzt hatte, zum vollen Siege. Wird der Name van E y c k aus-
gesprochen, so denken wir an die Brüder Hubert und Jan, sie sind durch den
Genter Altar unlöslich verbunden. Ob Hubert auch Bildnisse gemalt hat, was ja
112 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
an sich wahrscheinlich ist, und welche Stellung ihm in der Geschichte der Porträt-
nialerei zukommt, wird wohl ewig im Dunkel bleiben. Das einzige Werk, das auf
uns gekommen ist, ist der Genter Altar, und sein Anteil ist umstritten. Auch die
glänzende Untersuchung Dvofaks hat die Frage nicht zur letzten Entscheidung
gebracht. Darüber aber herrscht fast allgemeine Übereinstimmung, daß die großen
Figuren der Deesis, Christus, Maria und Johannes der Täufer von ihm sind. Ich
möchte ihm auch die Engelschöre zuschreiben. Das genügt zur Beurteilung seiner
Stellung zu der realistischen Bewegung seiner Zeit. Wenn irgend, so war in den
großen Hauptfiguren eine Erhebung über die Wirklichkeit geboten. Hubert hat
das auch anerkannt. Das Nächstliegende wäre der Anschluß an die traditionellen
Typen gewesen, die zwar nicht mehr die volle Stilgröße des 13. Jahrhunderts hatten,
aber immer noch zu hohem Ernst gesteigert werden konnten. Aber Hubert gelit
seinen eigenen Weg, wenn er die Formgebung des 14. Jahrhunderts im einzelnen
noch nicht ganz überwunden hat, so ist er doch der Tradition innerlich entwachsen,
die Naturbeobachtung ist die Grundlage seiner Kunst. In den Köpfen ist eine er-
habene Schönheit angestrebt, aber nach unserem Gefühl nicht ganz erreicht, weil
kein vollkommener Ausgleich zwischen dem Überkommenen und dem aus eigener
Beobachtung Gewonnenen gefunden ist. Hubert gibt auf höherer Entwicklungs-
stufe das, was fünfzig Jahre früher Andre Beauneveu gegeben hatte. Aber die Ab-
sicht beider ist entgegengesetzt, Beauneveu strebt aus dem Typischen ins Indivi-
duelle, Hubert will Allgemeingültiges, will neue Typen schaffen. Und das 15- Jahr-
hundert hat sie anerkannt. Sein Christustypus wirkt in der ganzen flandrischen
Malerei nach. Zunächst hat ihn Jan aufgenommen in dem unerfreulichen Bilde der
Berliner Galerie, das dann in mehreren Kopien verbreitet wurde. Unserem Gefühl
entspricht er nicht mehr, weil er trotz seiner Frontalität, trotz seiner regelmäßigen
Anlage und mancher archaistischer Züge realistisch gewollt ist. Das gilt auch von
den beiden anderen. Im Kopf der Maria ist wenigstens eine hohe formale Schön-
heit und was mehr ist eine rein germanische Schönheit erreicht. Mag man aber manches
liemängeln, es war kein kleines, so selbständig drei Gestalten von solcher Gr()ße
zu schaffen. Und nun umfängt sie der Maler mit einem prachtvollen, großen Farben-
akkord, der die ganze Trias zu monumentaler Höhe erhebt und ungeschwächt durch
die Jahrhunderte fortklingt. Was sagen dagegen die stammelnden Versuche der
Maluel, Bellechose, Broederlam und anderer, hier kommt einer, der wirklich malt,
dem die Farbe nicht äußere Zutat, sondern psychisches Ausdrucksmittel ist.
Wir aber, die wir aus der Ferne von fünf Jahrhunderten auf die Brüder van
Eyck zurückblicken, erkennen in Jan doch den größeren. Sein Blick umfaßt die ganze
Welt der sinnlichen Erscheinungen und seine Hand folgt willig dem Auge, er projiziert
das Geschaute richtig auf die Fläche. Jan van Eyck besaß eine außerordentliche
Sehschärfe, er sieht unendlich viel, und die Freude an dem Geschauten macht ihm
die Auswahl schwer. Mit dieser physischen und geistigen Organisation ist er der Mann
des Schicksals für die nordische Kunst geworden. Er kommt in dem Moment, in
dem der Realismus notwendig frei werden mußte und er hat die Kraft, die Befreiung
durchzuführen und das Verhältnis von Kunst und Natur neu zu regeln. Das strenge
Naturstudium wird nun die notwendige Bedingung jeder hohen Künstlerschaft.
Jan l^ringt ein Schulgut mit, und ererbter Besitz geht auch nach ihm von einem
Mitteilungen aus dem Gernian, Nationalnuuseum, 1910.
Taf. IV.
Der Kanonikus Georg van der Paele von Jan van Eyck.
Aussclinitt ;uis einem Geniiikie im AUiseum zu Brüirtre.
Beiträge zur Geschichte des Bildnisses. Tafel XXIX,
VON GUSTAV VON BEZOLD. 113
Geschlecht auf das Folgende über, das wird stets so bleiben und das ist gut; aber
er setzt sich nach seiner Art mit der Natur auseinander und jeder selbständige Künstler
hat von nun an sein Verhältnis zur Natur auf eigene Faust zu bestimmen. Freilich
gelingt eine volle Ij'isung nur dem ganz Großen, die meisten bleiben auf halbem Wege
stehen.
Jans Objektivität gehl an die äußersten Grenzen ilt^s Zulässigen, er kann sich
in der Wiedergabe der Natur bis in die letzten Einzelheiten nicht genug tun. Nur
durch das höchste malerische Können weiß er diese formale Überfüllung so zurück-
zuhalten, daß einheitliche, harmonische Kunstwerke entstehen.
Aber so scharf er den Erscheinungen zu Leibe geht, es bleiben doch einige
Befangenheiten in seiner Kunst, ich meine damit nicht den Zusammenhang seines
Stils mit dem seiner Vorgänger, vor allem seines Bruders; abgesehen vom Stil geht
sein Blick mehr auf die äußere Erscheinung der Dinge als auf ihr inneres Wesen.
Wir haben hier nur eine von den Befangenheiten seiner Kunst ins Auge zu fassen;
der innere Organismus des menschlichen Körpers ist ihm nicht ganz klar geworden,
der Mechanismus der Bewegungen funktioniert nicht vollkommen.
Ini oberen Teil des Genter Altars befinden sich die lebensgroßen Gestalten
der ersten Eltern. Ihre Aufnahme in den Zyklus der apokalyptischen Darstellungen
ist keine Neuerung. Eva ist schon auf der sogenannten Kaiserdalmatika in der Sakristei
von S. Peter in Rom im gleichen Zusammenhang abgebildet. Aber es sind die ersten
Menschen der mittelalterlichen Kunst, welche nach dem lebenden Modell gemalt
sind. Und damit steht gleich eine weitere Neuerung in Zusammenhang, sie sind
perspektivisch gemalt, wie sie von ihrem hohen Standpunkt aus dem unten stehen-
den Beschauer erscheinen. Man muß sich gegenwärtig halten, was es bedeutete,
menschliche Körper, in ihrer Struktur, ihren Proportionen und in ihren einzelnen
Formen nach der Natur darzustellen. Die Dynamik dieser Körper ist ja noch mangel-
haft, in der formalen Darstellung aber lassen sich nur kleine Fehler nachweisen,
welche gegenüber der reichen Fülle schärfster Beobachtung nicht ins Gewicht fallen.
Das Entscheidende ist der unmittelbare und unbedingte Anschluß an die Natur.
Die Errungenschaft war so groß, daß sich die großen Meister, die auf Jan folgten,
mit ihr begnügten. Die nordische Kunst ist bis zur Berührung mit der Renaissance
in der Darstellung des Menschen nicht über diese beiden Gestalten hinausgekommen.
Im Bildnis tritt das Wesen von Jans Kunst am klarsten zu Tage, Wollen und lafei xxi
Vollbringen stehen im reinsten Einklang. Jans Porträts sind Brustbilder, die Form
war schon vor ihm aufgekommen; er verläßt das Profilbild und gibt der Figur eine
leichte Wendung, fast immer nach rechts. Männerbildnisse überwiegen. Zu den
reinen Porträts kommen die Stifterbilder auf Gemälden, eine Stellung für sich
nimmt das Bild des Kaufherrn Arnolfini und seiner Frau ein. Jan gibt die indivi-
duellen Formen mit unbedingter, unerbittlicher Sachlichkeit bis in ihre letzten
Einzelheiten wieder. Es gibt keinen Zweiten, der eine solche Fülle eigenartiger
Formen in ein Bildnis aufnehmen und einheitlich zusammenfassen konnte. Was
für den ganzen Körper nicht voll erreicht ist, der organische Zusammenhang der
Formen, für den Kopf ist er erkannt, der Knochenbau, der die Gesamtform be-
dingt, der Verlauf der Muskeln, ihre Spannung oder Erschlaffung und alle Teile,
Mund und Nase, Augen und Ohren sind in lauter individuellen Formen gegeben
Mitteilungen aus dem Germ-inischen N'ationalmuseum 1910. 8
Il4 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES.
und die Modellierun.c: ist bis ins Kleinste vollendet. Schließlich wird alles durch
höchst vollkommene Beleuchtung und Farbe geadelt. Erstaunlich ist, wie sich Jan
bis zum Abschluß seiner Arbeiten die Unmittelbarkeit und Frische bewahrt, er ist
darin selbst dem jüngeren Holbein überlegen. Die geistige Charakteristik ergibt
sich aus seiiien Bildnissen, soweit, als sie überhaupt in der ruhenden Form des
Gesichts:: Isirh .ausspricht. Eine Steigerung der Charakteristik durch Betonung
einzelnef:Teiie ist dem Mann, dem die schlichte Wahrheit über alles geht, fremd.
Es sind keine großen Persönlichkeiten, die er uns vorführt, aber bürgerlich tüchtig,
bald etwas beschränkt, bald schlau und energisch, treu und wohlwollend, ruhig
und sicher oder eigensinnig. Über die einzelnen Bildnisse ist so viel geschrieben,
daß sie hier nicht nochmals besprochen zu werden brauchen. Einmal gibt Jan
ein ganzes Bild in dem Doppelporträt des Arnolfini und seiner Frau (National-
galerie in London Nr. 186), ein Bild, das stärker zu unserer Phantasie spricht,
als irgend eines seiner Werke. Dabei ist das Porträt der Frau nicht einmal sehr
eindringend. Festlich gekleidet, in neuen Kleidern, er mit einem prächtigen Hut,
stehen sie in einem Zimmer. Er hat ihre rechte Hand ergriffen und seine Rechte
erhoben, um in sie einzuschlagen. Aber er blickt sinnend gerade aus. Wir denken
an eine Verlobung. Der enge Raum mit seiner Ausstattung ist mit der größten Sorg-
falt gegeben. Nun dringt von links ein gedämpftes Licht herein, wunderbar um-
spielt es den Kopf des Mannes und fällt breit auf die Gestalt der Frau. Und dann
spielt es auf der Wand, an der ein gewölbter Spiegel hängt, und auf dem Kronleuchter
— eine Vorahnung Pieter de Hoochs.
Hundert Jahre ernster künstlerischer Arbeit hatten endlich zum Ziele geführt,
die volle Ähnlichkeit des Abbildes mit dem Urbild war erreicht. Jans Bildniskunst
ist einzig und wunderbar. Er sammelt und einigt alle Merkmale der Ähnlichkeit,
wie sie im Leben eben nur das Leben einigt. Diese Aufgabe mußte in der Kunst ein-
mal gelöst werden. Jan hat sie gelöst, die Fülle der Ähnlichkeit ist auch nach ihm
nicht überboten worden. Einer naiven Kunstauffassung war und ist Ähnlichkeit
die wichtigste, ja die einzige Aufgabe des Bildnisses. Nachdem sie gelöst war, ist
Ähnlichkeit zwar ein unabweisbares Erfordernis, aber sie ist eine feste Errungen-
schaft und hat aufgehört, ein künstlerisches Problem zu sein.
Weitere hundert Jahre freute man sich dieses Besitzes und ließ sich an ihm ge-
nügen. Neben und nach Jan van Eyck war eine Reihe großer Maler tätig, der Meister
von Flemalle, Rogier van der Weyden, Hans Memling, Hugo van der Goes und
andere. Sie sind auch im Porträt groß und eine Geschichte des Bildnisses hat ihre
Werke zu betrachten und ihren Stil zu analysieren. In unbeirrbarer Wahrheit und
schlichter Treue haben sie uns die Erscheinung ihrer Zeitgenossen überliefert, aber
sie führen die Entwicklung kaum weiter und können hier übergangen werden. Nur
auf zwei Maler sei noch hingewiesen, auf J e h a n F o u c q u e t und Q u i n t e n M a ß y s.
Fo u c q u e t, geboren in Tours um 1420, kam früh nach Rom und war später Hofmaler
der Könige Karl VII. und Ludwig XI. Die italienische Kunst hat keinen tiefen
Eindruck auf ihn ausgeübt, sein Figurenstil enthält nichts, was ein nordischer Maler
nicht selbst erreichen konnte, die harte Sachlichkeit seiner Bildniskunst ist in seinem
Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum. 1910.
Taf. V.
Bildnis eines Unbekannten (um 1450) im Louvre.
Beiträge zur Geschichte des Bildnisses. Tafel XXX.
Mitteilungen aus dem Gernuui. Nationalnuiscuni. 1910.
Tat. VI.
Karl VII. von Frankreich von Jean Foucquet im Louvre.
Beiträge zur Geschichte des Bildnisses. Tafel XXXI.
Mitteilungen aus dem German. Natir^nalrna-eurn, 1910.
'lai. vii.
Jehan Carondelet von Quinten Maßys in München.
Beiträge znr Gescbicfate des BUdoUtes. Tafel XXXII.
VON GUSTAV VON BEZOLD. 115
bei^Tündet. Foucquet zeichnet fest und sicher und niodelhert schürf. Die wenigen
Tafelbilder, die wir von ihm haben, sind fast lauter Bildnisse. Auf der Ausstellun.t,^
der französischen Primitiven war ihm das Bild eines Mannes, der ein Glas Wein in
der Hand hat, zu.tceschrieben. Es ist jetzt im Louvre ohne Malernamen (Nr. 1000).
Das unschöne Gesicht ist sehr charakteristisch gezeichnet, aber es sitzt nicht alles
ganz richtig. Die Muskulatur ist dünn, die Modellierung hart. Das Bild, mag
es von Foucquet sein oder nicht, ist für die französische Malerei der ersten Hälfte
des 15. Jahrhunderts charakteristisch. Sicher von seiner Hand sind die Bildnisse
Karl VII. und Juvenals des Ursins, beide sehr vortrefflich. Das Bild Karl VII.
(289) gibt die Formen mit redlicher Treue in sicherer Zeichnung und Modellierung.
Sehr bezeichnend ist der matte und unsichere Blick. Noch bedeutender ist das Bild
des Kanzlers Juvenal des Ursins (288), es ist lebendiger, die Formen sind voller
und breiter; es ist das Beste unter Foucquets Bildnissen. Das Museum in Berlin
besitzt einen Flügel eines Diptychons, das ursprünglich in der Kirche zu Melun war.
Es stellt den trcsoricr EstienneChevalier mit seinem Patron, dem heiligen
Stephanus dar. Der zv/eite Flügel, die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde, ist in
der Galerie zu Antwerpen. Der Heilige hat seinen rechten Arm um die Schulter
seines Schützlings gelegt, der anbetend vor der Mutter Gottes kniet, beide Figuren
sind ungezwungen gruppiert. Das Bildnis Chevaliers hat den gleichen Vorzug schlichter
Treue, wie die Pariser Bilder. Aber auch Stephanus ist ganz individuell, ein ernster,
schöner Mann, freier und tiefer aufgefaßt als der Donator. Und dann gilt sogar die
Mutter Gottes als das Porträt der Agnes Sorel. Dieses zweite Bild ist reichlich ma-
nieriert. Ein anderes Bild der Galerie in Antwerpen steht Foucquet nahe und darf
hier noch erwähnt werden. Es stellt einen Mann in mittleren Jahren dar, der einen
Pfeil in der Hand hält. Mut und Entschlossenheit sprechen aus seinen Zügen. Die
Darstellung ist fest und sicher, die harte Formgebung der französischen Schule ist
noch merklich, aber das Ganze ist lebendig und sprechend.
Quinten Maßys ist etwa vierzig Jahre jünger als Foucquet, und zu seiner
Zeit flutet die italienische Kunstanschauung stärker heran, er hat sich ihr nicht ver-
schlossen, aber er ist einer von den Großen, welche durch äußere Eindrücke in ihrem
Wesen nicht alteriert werden. Er ist erfüllt von einem freien Idealismus und tiefer
Empfindung und er erhebt die Kunst in eine weitere und höhere Lebenssphäre, sein
Vortrag ist breiter und größer als der seiner Vorgänger. Die letzten Geheimnisse
des menschlichen Organismus sind auch ihm noch nicht entschleiert, in den Be-
wegungsmotiven bleibt manches hart und unausgeglichen, aber er beherrscht die
Form in sehr hohem Maße und weiß in ihr wahre und starke Gefühle auszusprechen.
So gibt er denn sein Bestes in religiösen Bildern, aber auch im Bildnis ist er groß.
Er gibt hier an Ausdruck, was die ruhende Form offenbart, zuweilen mit einer an
die Karikatur streifenden Schärfe der Charakteristik, wie in dem Bild eines alten
Mannes, das Peter Halm jüngst in einer erstaunlichen Radierung nachgebildet
hat, aber ohne die höchste Steigerung des Ausdrucks, die im Einzelbildnis ohne
Hereinziehung des Momentanen erreichbar ist. Dieses spielt herein in den bildnis-
mäßigen, zu Handlungen vereinigten Halbfiguren, wie dem Wechsler und seiner
Frau im Louvre. Der stilistische Fortschritt in den Bildnissen des Quinten Maßys
8*
116 BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DES BILDNISSES. VON GUSTAV VON BEZOLD.
Wesen und seiner Schule, nicht in der Einwirkung der italienischen Quattrocentisten
liegt in der Vereinfachung der Formen, er erreicht den vollen Eindruck persönlich-
sten Wesens, ohne allen einzelnen Formen ängstlich nachzugehen, er erreicht die
erste Stufe des malerischen Bildnisses, und mancher seiner Zeitgenossen strebt das
Gleiche an; bis es sich aber zu freier Herrschaft durchringt, muß die Kunst einen
langen Umweg machen.
(Ein weiterer Artikel folgt.)
-OO-
ZWEI STICKEREI-RELIQUIEN DES MITTELALTERS.
Von Dr. FRITZ WITTE.
Manches Stück Hausgerät und mancher Gebrauchsgegenstand aus dem privaten
und Famihenleben des Mittelalters wäre uns verloren gegangen, wäre es nicht
infolge der innigen Beziehungen zwischen dem (iffentlichen und religiösen Leben nach-
träglich einem kirchlichen Zwecke geweiht worden. Es mag uns oft auf den ersten Blick
befremden, wenn wir in den Schätzen alter Kirchen Behälter finden, die, ursprüng-
lich für denkbar profane Zwecke geschaffen, später in den Dienst der Liturgie oder
des Heiligenkultus übergingen. Kleine Weinbecher aus Glas als Reliquienbehälter
in den Altären, elfenbeinerne oder silberne Pulverflaschen aus späterer Zeit als Öl-
behälter gehören nicht zu den Seltenheiten, und manches Edelfräulein gab Braut-
kleid und Edelschmuck hin, wenn es infolge irgend eines Ereignisses von stärkeren
religiösen Anwandlungen angefaßt und in ein Stadium gesteigerter religiöser Be-
dürfnisse gedrängt wurde.
So besitzt das Germanische Museum eine aus der Sammlung Forrer stammende
beutelartige Tasche (Abb. 1), die zusammen mit einem Gürtel, den wir ebenfalls zur Be-
sprechung heranziehen werden, ursprünglich in einer rheinischen Kirche aufbewahrt
wurde. Die Höhe beträgt 20, die untere Breite 17 cm. Die Tasche hat die Form eines
oben abgerundeten Trapezes, dessen oberer Teil als Überschlag des unteren, der eigent-
lichen Tasche, dient. Die Aufmachung ist kaum noch die ursprüngliche; es ist
schlecht denkbar, daß eine so reich ausgeführte und, wie wir sehen werden, solch
vornehmen Z\Necken dienende Stickerei eine schlichte Leinwandaufmachung und
nicht vielmehr eine solche in Seide bekommen haben sollte. Daß spätere Zeiten an
dem schönen Stück geändert und ausgebessert haben, erweist auch die augenfällige
Verschiedenheit der Börtchen, welche die Stickerei einfassen. Das ursprüngliche,
alte ist das schmale grüne, mit Gold durchwirkte Börtchen französischer Provenienz,
und nicht, wie es nach den Quasten am unteren Rande scheinen sollte, die violette
Einfassung in einfarbiger Seide.
Die ganze Vorderseite der Tasche ist mit einem rotgelben Faden Flockenseide
in Plattstich auf Leinen bestickt. Kräftige, braunfarbene Äste laufen baumartig
von der Mitte des unteren Randes aus über die Fläche; an den dünneren Zweigen
hängen dreispitzige Blätter mit chromgelben Äderchen und mit einer kräftigen Kon-
turierung in gutem Häutchengold, das aber zum großen Teil vernichtet ist. Auf
der eigentlichen Tasche stehen unten in einiger Entfernung voneinander zwei mensch-
liche Figuren im Zeitkostüm der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, eine Dame mit
langem Schleppenkleide und ein Ritter in langem, enganliegendem Rocke. Der
Mann trägt einen grüngefärbten Reifen um das Haar, der wohl nichts anderes als
einen Laubkranz bezeichenen soll. Das Gewand der Dame ist in einem karmoisin-
118
ZWEI STICKEREI-RELIQUIEN DES MITTELALTERS.
roten warmen Tone .irehalten; je 4 Seidenfäden sind nebeneinander gelegt und durch
rauten- resp. kreuzförmig übergespannte grauweiße Fäden festgehalten. Der Mann
trägt einen graugelben langen Rock aus kordonierter Seide, die ursprünglich zu sein
scheint. Beide Figuren heben eine Hand zueinander auf, die Dame mit einer etwas
koketten Wendung des Köpfchens zur Seite. Leider ist die Partie um Kopf und
Hand durch einen Brand etwas versengt und nicht mehr genau zu erkennen.
Offenbar handelt es sich bei der Darstellung um ein Liebes- resp. Brautpaar,
worauf schon der Kranz im Haar des Ritters hinweist. Die Brautleute schreiten auf-
i.*»-if
Abb. 1. Almoseiitasche aus Leinen mit Seidenstickerei. 1. Hälfte des 14. Jahrb.
einander zu, der Ritter mit lockender, herausfordernder Geste. Eine dritte, recht
sonderlich erscheinende Figur steht im Astwerk des Überschlages: ein mit der Krone
geschmückter geflügelter Engel oder Genius mit zwei Pfeilen in der Rechten
und einem schweren Hammer in der Linken. Die drei Figuren stehen zweifellos
in gedanklichem Zusammenhange mit einander.
Ein interessantes Gegenstück zu unserer Tasche befindet sich im Cluny-Museum
zu Paris (aus der Sammlung Delaherche), wo wir eine verwandte Darstellung vor
VON DR. FRITZ WITTE. HQ
uns liaben. De Linas versucht in seinem „Anciennes velenients" eine Hris.lärun,s^^
und L. de Farcy schließt sich ihm an^). Auf einem greifarti^en Tiere, dem Symbol
der weltlichen Lüste, reitet eine Frau; zu ihren Füßen kauert ein Hase, das Symbol
der Fruchtbarkeit oder des von der Sünde .i^^ehetzten Menschen-). Die Dame faßt
mit der Rechten einen Pfeil, den sie aus ihrem Herzen zieht; das ist die Erklärung,
die ich mit Bestimmtheit gegen de Linas und de Farcy gebe, welche beide unter
dem Eindrucke ähnlicher Bilder standen, wenn sie behaupten, die „Dame schleudere
einen Pfeil auf den Hasen"^). Sie faßt vielmehr den Pfeil unten am Spitzenende
mit der Hand so, daß die innere Fläche derselben dem Beschauer zugewendet ist.
An diese zwei Darstellungen reihen sich noch mehrere andere auf den Elfenbeindeckeln
von Spiegelkapseln des XIV. Jahrhunderts, so in Paris, in den Sammlungen Spitzer
und M. Le Roy*).
Diese Darstellungen, die vornehmlich auf Almosentaschen und Spiegelkap-
seln häufig wiederkehren, verdienen m. E. höchste Beachtung, nicht nur in kunst-
geschichtlicher, sondern auch kulturgeschichtlicher Beziehung. Sie erweisen uns,
wie zäh das Mittelalter an solchen mythologischen Erzählungen u. s. f. gerade in der
Kunst festgehalten, w^nn auch des öfteren, wie im vorliegenden Falle, ohne die
ursprüngliche Bedeutung mehr zu kennen. Eine mythologische Szene der römischen
Periode vermute ich als Kern und Ausgangspunkt der ganz charakteristischen Bilder,
auf denen vornehmlich ein B r a u t p a a r auf e i n e m B a u m e — zumeist
einer Eiche — oder, wie auf unserer Tasche, unter einem Baume, in Ver-
bindung mit dem Hasen vorkommt. Bedeutsam ist auch die vielfache Wiederkehr
der Szene der Bekränzung des Mannes oder das Erscheinen eines Kranzes auf seinem
Haupte. Auf der Tasche im Germanischen Museum tritt noch ein weiteres hinzu:
das Auftauchen des Hammers in der Linken des Genius. W. M. Schmid ver-
öffentlichte 1896 im Korrespondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropo-
logie einige Hämmer, die er als Weihegaben in Kirchen Bayerns gefunden hat. Mit
guter Begründung führt er den Brauch der Hammerweihe auf den altgermanischen
Donarkult zurück. Die von ihm angeführten Stücke reichen aber nicht über das
17. Jahrliundert hinaus, und so dürfte die bildliche Darstellung auf der Almosen-
tasche eine willkommene Ergänzung darbieten und den Anschluß nach rückwärts
vermitteln. In der germanischen Mythologie dient der Hammer zur Brautweihe.
Thrym befiehlt in der Edda bei der Vermählung mit Freya:
„Bringt nun den Hammer,
Die Braut zu weihen.
Den Mjölnir (Name des Hammers!) legt
in des Mädchens Schoß,
in Wars Namen
Weiht unseren Bund."''^)
1) de Farcy, La broderie, Taf. 26, pa?. 124 f.
2) Ritter, Symbolik des Hasen. Arch. f. christl. K. 19<)2, 121.
BcruMier, Handbuch der Kirciil. Kunstaltcrtünier S. 50o.
3) d e F a r c y , a. a. 0. 125.
4) Sammlung Spitzer Bd. I. S. 40. Abb. 68.
Sammlun? Le Roy Bd. II. PI. XVIII. Nr. 34 und 36.
5) S c h m i d , a. a. O.
120 ZWEI STICKEREI-RELIQUIEN DES MITTELALTERS.
Schmid denkt an eine phallische Bedeutun.c: des Hammers, ich weiß nicht
warum; für mich ist er einfach das Symbol der Fruchtbarkeit, ist es ebensowohl
wie der Hase, den ich ursprünglich nur bei der Astarte und der Kybele finde. Eine
Hauptrolle spielt er bei den Kelten. In Irland verwandeln sich die Hexen in Hasen
(statt in Katzen). Immerhin weist der Hase wie der Greif auf den Orient, speziell
nach Ägypten hin, wo beide in der koptischen Kunst des 2.-7. Jahrluinderts ihren
Platz behaupten.
Daß wir diesen Symbolismus beim Hammer anzunehmen berechtigt sind, er-
weist seine mehrfache Nennung in mittelalterlichen Dichtungen, auf die ebenfalls
Schmid schon hinweist, in denen eine ursprüngliche Andeutung von einer unbe-
fleckten Empfängnis der Gottesmutter enthalten ist. So deutet Frauenlob die über-
natürliche Befruchtung derselben an durch einen Hammerwurf: „Der smit von
oberlande (Himmel) warf sinen hamer in minen schöz".
Ähnlich heißt es bei Muskatblüt (ed. Groote S. 72):
„Der schmid warft seinen hammer
Von oben ab ze tal."
Lessing hat gesagt, man müsse auch den Mut haben, einmal zu irren, und
es sei mir verstattet, über den Zusammenhang der uns vorliegenden, verwandten
Szenen auf der Almosentasche und den Elfenbeintafeln mit der Mythologie einige
kurze Andeutungen hinzuwerfen, die vielleicht Anregung geben können zu einer
intensiveren Verarbeitung dieser in der Kunstgeschichte so oft wiederkehrenden
bildlichen Darstellungen.
Ich möchte das Brautpaar mit dem Kranze und dem Baume als Dens- Europa
ansprechen, nicht als den echtgriechischen Dens, sondern den kretischen Ramman,
den Stier- und B 1 i t z g o 1 1 , der schon in mykenischer Zeit mit dem Beile, dem
Symbol des Blitzes, abgebildet ist. Im Blitze fährt er in die Eiche, oder je nach
Landesart in einen anderen Baum, und wählt diesen zu seinem Sitze oder Thron.
Zugleich ist er auch der Gott des Feuers, auch der Schmied („vom Oberlande"),
und so spaltet sich denn bisweilen eine andere Gottheit von ihm ab, wie Hephäst
bei den Griechen, deren Funktionen dann aber doch immer wieder mit denen des
Blitzgottes zusammenlaufen. Der Synkretismus der römischen Kaiserzeit ver-
schmolz alle diese Göttergestalten miteinander und nannte den alten „Kepauvwi;"
,, Serapis", oder nach lein römischer Ausdrucksweise Saturn (Kronos). Serapis
aber war nur ein jüngerer Name für Horus-Osiris, der ja auch ein S t i e r g o 1 1 war
(der bekränzte!), bei dem aber in dem Lande, wo es keine Blitze gab, der Charakter
als Blitzgott verkümmern mußte. Serapis ist auch der Gott der Fruchtbarkeit, zumal
der ehelichen : vor dem Apis hoben die Ägypterinnen die Röcke auf. Doch möchte
ich darum das Beil noch nicht „phallisch" nennen. Der Hammer, ursprimglich ein
Steinbeil, ist wohl als Symbol des Lichtstrahls gedacht, von dem der Blitz ja nur
eine besondere Art ist. Auf die Verwendung des Lichtstrahls in der mittelalter-
lichen Kunst dort, wo es sich um die Empfängnis bedeutsamer Persönlichkeiten
handelt, brauche ich nur hinzuweisen.
Das Nordische und das Deutsche ist in der Entwicklung kaum originell, son-
dern Gallien mit seinem populären Flammengott (Martell!) ist hier die Vermitt-
lerin gewesen bis in die späte Zeit hinein, wie die von uns herangezogenen Stücke
VON DR. FRITZ WITTE. 121
erweisen, die siinüliLii unzweideuli.i;' französisclien Ur.sprun.i^es sind. — Unklar
sind mir die Pfeile in der Ihind des Engels. Weist ihre Zweizahl daraufhin, da(.i
Funktionen des Cupido hineingetragen sind, der die Herzen der Brautleute mit
seinen Pfeilen verwundet, oder ist's wiederum nur eine Version dessen, was der
Hammer sagt, ein Hingreilen des Blitzgottes zur Fruchtbarmachung.^ I)al.> bei
einer solchen Vermischung verschiedenartigster Landesanschauungen gerade durch
die bildende Kunst auch manches Teilchen seine Übertragung in die Heiligenlegende
u. s. f. fand, liegt auf der Hand. Eine sachgemäße Heiligenikonographie, unter
dem weiten Gesichtspunkte der Berücksichtigung von Sage, Mythologie und Ge-
schichte, wäre für die Kunstgeschichte eine Großtat, für einen einzelnen aber eine
Herkulesarbeit.
Ob der Gegenstand der sich öfter wiederholenden Darstellungen uns nicht auch
einen Fingerzeig zu geben vermag über die ursprüngliche Bestimmung der Alinosen-
taschen ? Jedenfalls wurden sie für den Gebrauch vornehmlich der reichen Damen
gefertigt. Sie hingen am Gürtel und wurden von ihren Besitzerinnen dazu benutzt,
die Scheidemünze aufzunehmen, welche diese auf dem Kirchgange an die Armen
verteilten. Anders läßt sich die allgemein übliche alte Bezeichnung „aumöniere"
nicht erklären. Ich möchte glauben, daß solche Taschen vielfach auch zum Sam-
meln milder Gaben in der Kirche und bei Rundgängen (Kollekten) durch die Ge-
meinden benützt worden sind, ähnlich wie die Sammelbretter, die ja auch die Form
einer Tasche mit Überschlag haben. Daß die aumönieren auch von Männern ge-
tragen wurden, scheinen zwei Exemplare zu erweisen, als deren ursprüngliche Be-
sitze'/ Männer direkt genamit werden, eine derartige Tasche in der Kathedrale von
Troyes, „le Liberal" genannt, die dem Grafen Heinrich 1. von der Champagne gehört
haben soll, und eine zweite aus dem Besitze des Königs Heinrich H. von Frankreich ^).
— Die meisten der erhaltenen Almosentaschen scheinen aus kirchlichem Besitze
zu stammen, ohne daß man auch nur von einer einzigen sagen könnte, daß sie von
vornherein für liturgische Zwecke gearbeitet sei; dieser Annahme widersprechen
sogar die Darstellungen auf allen mir bekannt gewordenen Stücken. Schnütgen,
der seinerzeit das Glück hatte, eines der prächtigsten Exemplare im Dome zu Xanten
am Niederrhein als Reliquienbeutel in einer der zahlreichen Gebeinsvitrinen zu finden,
sprach bei Veröffentlichung dieser aumöniere die begründete Vernuitung aus, diese
Taschen seien die Vorläufer der später vielfach gebrauchten, am Halse zu tragenden
Enkolpien aus Metall '). Viele der heute noch erhaltenen Almosentaschen verdanken
ihre Konservierung eben dem Umstände, daß sie später in den liturgischen Gebrauch
übernommen wurden als Reliquienl^ehälter, oder auch als Beutel für die Gefäße
der heiligen Öle. Übrigens ist der Begriff der Reliquientasche ein sehr alter, das
Kunstgewerbemuseum zu Berlin bewahrt das vielleicht berühmteste der aus Metall
auf Holzkern gefertigten Reliquiare in Form einer Tasche, das sog. Reliquiar des Witte-
kind aus dem Schatz von Enger, ein ähnliches die Kirche zu Metelen in Westfalen^).
Im Rechnungsverzeichnis des Königs Rene findet sich bei Aufzählung des Schloß-
inventares die Notiz: Item, una parva pochetta de tella, in quo sunt plures reli-
6) Siehe Didron unter ,,iiumöniere."
7) Zeitschrift f. christl. Kunst. 1902, 220 ff.
8) Ludorff, Bau- u. Kunstdenkm. Westf. Kr. Steinfurt, Taf. 59-
122 ZWEI STICKEREI-RELIQUIEN DES MITTELALTERS.
qiiie^). Eine ,i;roße Anzahl der Tasclien liat al")er einen Schmuck erfahren, der dem
Gedanken einer religiösen Bestimmun,^' von Haus aus widerspricht; so deckt sich
beispielsweise die figürliche Darstellung der Nürnlierger Tasche mit der auf meh-
reren Spiegelkapseln. Das festgehalten, gewinnt eine fernere Notiz der Schatz-
verzeichnisse des Königs Rene Bedeutung, in der von einer Tasche die Rede ist:
„pour mettre ung peigne et ung mirouer d'or" (goldener Spiegel), für die der Sticker,
Meister Peter du Billaut, eine ansehnliche Summe erhält. Diese Bestimmung der
Taschen, Spiegel und sonstige Toilettengegenstände aufzunehmen, würde die Über-
einstimmung des figürlichen Schmucks mit dem auf Spiegelkapseln erklärlich
machen^").
Die Zahl der Taschen ist, vor allem in Deutschland auch, noch verhältnis-
mäßig stattlich; bekannt geworden sind mir außer der Nürnberger solche in Xanten,
in Kloster Wienhausen bei Celle in Hannover, mehrere im Kunstgewerbemuseum
zu Berlin, im Cluny-Museum, in Troyes, zwei in U. L. F. in Maestricht und meh-
rere in Tongern ^^). Wahrscheinlich werden auch sonst noch einige auftauchen.
L. de Farcy macht mich darauf aufmerksam, daß die Besatzstücke einer prächtigen
Mitra in Halberstadt die Vorder- und Rückseite einer Almosentasche darstellen,
mid auch die „Sammlung Schnütgen" in Köln birgt ein ungewöhnlich feines Haute-
lissegewebe mit den Wappen von Frankreich, Flandern, C*^ de Blois und Dreux,
Herzog der Bretagne, das als Rest einer Almosentasche anzusprechen ist. Das
Stück gehört zum Schönsten, was die Hautelisseweberei des Mittelalters überhaupt
hervorgebracht hat. Seine ursprüngliche Verwendung als Taschendeckel steht außer
Zweifel: in der Mitte liegt zwischen den Wappenschildchen noch die Nahtborte mit
einer anhängenden Quaste. Diese schmale Trennungsborte ist übrigens fast identisch
mit dem Einfassungsbändchen an der Nürnberger Tasche und scheint von demselben
Stuhle zu kommen.
Die Benutzung der aumönieren muß ziemlich allgemein gewesen sein, ähn-
lich wie heute noch die der Pompadours unserer Frauen. In Paris bestanden bereits
seit dem 13. Jahrhundert eigene Korporationen von „brodeuses d'aumonieres",
welche sich mit der Anfertigung der auch für den Export bestimmten Taschen be-
faßten. Die Zeichnung aller mir bekannt gewordenen Taschen weist unzweideutig
nach Frankreich, Kostüm und Haltung der Figuren, sowie besonders die den gleich-
zeitigen Miniaturen der französischen. Frühgotik geläufigen Ranken mit den drei-
spitzigen Blättern.
Gleichzeitig mit der besprochenen Almosentasche gelangte ein gestickter
Gürtel mit gewebter Unterlage aus der Sammlung Forrer in den Besitz des Museums.
Er entstammt derselben rheinischen Kirche wie die Almosentasche. Nicht künst-
lerischen Wert hat er, umsomehr aber weckt er das historisch-kulturgeschicht-
liche Interesse, da er zu einer unserer bekanntesten Heiligengestalten des Mittelalters
in Beziehung steht, zur Landgräfin Elisabeth von Thüringen. Er ist 51 cm lang
und 4,5 cm breit. Man ist versucht, für den ersten Augenblick die eine Seite wegen
ihrer absoluten Unscheinbarkeit für die verschlissene Rückseite zu halten und un-
9) Les comptes du Roy Rene, par Arn. d'As^nel, 244.
10) Ebenda. I. 2r)2.
11) Reusens, Elements d'archeologie ehret. 18S6, II. 392 ff.
VON DR. FRITZ WITTE.
123
beachtet zu lassen, da die andere Seite etwas Bestecliendes an sich hat, infol.i^e der
feinen, vornehmen Farbenstimnuin.c: und einfachen, aber dehkaten Zeichnung. Es
handelt sich um eine Stoffreliquie, der man am Auf bewahr un,y;sort ,e:roßen Wert
beimaß, das geht aus der Aufmachung hervor, die spätere Jahrhunderte dem Stück
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Abb. 2. Seidenborte. l6. Jahrhundert.
gegeben haben. Diese .Aufmachung, die jetzige Trägerin der Stoffreliquie, ist eine
farbig abgesetzte, mit Gold durchwirkte gewebte Borte mit schmaler Bändchen-
abfassung, die nach ihren stilistischen Eigenarten dem 16. Jahrhundert zuzuweisen
ist (Abb. 2). Die unscheinbare, stark ruinöse und in Abbildung schwer wieder-
124
ZWEI STICKEREI-RELIQUIEN DES MITTELALTERS. VON DR. FRITZ WITTE.
zii,i;ebende andere Seite besteht aus einem laclisrot gefärbten zarten Seidenstoffe,
der eine Bordüreneinfassung aus meergrüner Seide bekommen hat. Über die
Mitte läuft der Länge nach die in frühgotischen Majuskelbuchstaben gestickte
Inschrift in abwechselnd grimen und weißen Lettern: Gertrudis Filia beate Eli-
zabet nie fecit (vgl. Abbildung 3). Das will auf den ersten Anblick etwas über-
raschend , fast unglaubwürdig erscheinen , obgleich der Schriftcharakter eine
Datierung des Stückes für das 13. Jahrhundert recht wohl zuläßt, unwahrschein-
lich deshalb vor allem, weil die Stickerin sich die Tochter der heiligen Elisabeth von
Thüringen nennt. Und doch, diese so eigenartige Abfassung der Inschrift ist es
gerade, die m. E. den direkten Beweis in sich schließt, daß tatsächlich der Gürtel
aus der Hand der Gertrudis, der jüngsten Tochter der heiligen Elisabeth, hervor-
gegangen ist. Bei den Kindern der Landgräfin machen wir nämlich die Beobach-
tung, daß sie bei Unterzeichnung von Urkunden, Briefen und dergleichen ihren
fürstlichen Ehrentiteln ihre Eigenschaft als Sohn oder Tochter der heiligen Eli-
I
IF
(G) S (C)
Abb. 3. Qeslicktc üürtelinschrift. 13- Jahrhundert.
sabeth vorausschicken. Daß eine fremde Person einer späteren Zeit auf einen solchen
Gedanken, auf eine solche Formel gekommen wäre, klingt durchaus unwahrschein-
lich. Gertrudis, die erst nach dem Tode des in Brindisi auf der Kreuzfahrt ver-
storbenen Vaters geboren wurde, 'war in späterer Zeit Äbtissin des Klosters Alten-
berg bei Wetzlar, und da unser Gürtel aus einer rheinischen Kirche in nicht gar
zu großer Entfernung von Wetzlar stammt, gewinnt die Annahme der Echtheit
noch an Wahrscheinlichkeit. Welchem Zwecke der Gürtel gedient hat, läßt sich
schwer sagen ; verkürzt scheint er mir nicht zu sein, zumal er unmittelbar mit dem
ersten und letzten Buchstaben der Inschrift abschneidet. Möglicherweise war er
ein mit einer längeren Schnur versehenes Cingulum, oder ein Gürtel, der von Mit-
gliedern des dritten Ordens des Franciscus getragen wurde, dem ja die heilige Eli-
sabeth angehörte. Ein von der Hand ilirer leibliclien Tochter angefertigter Gürtel
mußte doppelten Wert besitzen.
-nn-
DER MEISTER DES STABIUS.
Von GUSTAV VON BEZOLD.
Die Medaille auf Johannes Stabius nimmt unter den deutschen Medaillen eine
einsame Stellung ein. Sie ist hervorragend schön. Der Kopf ist im Profil
gegeben, sehr ausdrucksvoll, aber augenscheinlich idealisiert. Die Formen sind breit
und frei behandelt; anscheinend ist die Form von einem Wachsmodell abgenommen.
Der Meister erreicht nicht die einfache Größe der Italiener, aber er hat sich ihre
Art zu eigen gemacht, soweit ein Deutscher es konnte. Wer ist der Mann, der so
sicher im Geist der Renaissance zu bilden vermochte! Ich habe an Albrecht Dürer
gedacht, aber der Stil seiner wenigen Medaillen ist bei einiger Verwandtschaft doch
ein anderer. Daß der Meister des Stabius nur den einen Kopf modelliert habe, ist
völlig ausgeschlossen, und so muß er sich finden lassen.
In dem Bewußtsein, keinen bündigen Beweis zu bringen, stelle ich hier eine
Kombination von Vermutungen zur Diskussion. Es kommt mir gar nicht darauf
an Recht zu haben, ich will nur zu weiterer Prüfung anregen. Fragen wir uns,
welcher deutsche Bildner des frühen 16. Jahrhunderts sich mit solcher Freiheit
in den Formen der Renaissance bewegt hat, so finden wir nur einen : Peter
F 1 (■< 1 n e r.
Ich habe vor einigen Jahren FhUner die ganze Reihe der Porträtmedaillen
abgesprochen, welche ihm von anderer Seite zugeschrieben worden. Meine Aus-
führungen haben Zustimmung und Widerspruch gefunden, die Frage ist also wohl
noch nicht völlig spruchreif. Vorerst aber ist meine Überzeugung, daß der Stil
dieser Medaillen nicht der Fl()tners ist, nicht erschüttert. Ist alter die .Medaille
126 DER MEISTER DES STABIUS. VON GUSTAV VON BEZOLD.
auf Stabius im Stil Flötners gehalten ? Zum Vergleich ist zunächst die sogenannte
Salvatormedaille heranzuziehen, welche mit Recht allgemein als eine Arbeit Flötners
anerkannt ist. Sie trägt auf der Vorderseite ein Bild Christi, auf der Rückseite
ein Spottbild auf den Papst. Das Bild Christi ist keine freie Schöpfung, sondern
die Wiedergabe eines italienischen Bildes, das in Profil gestellt den Typus des Edes-
senums zeigt. Es kommt auf italienischen Medaillen mehrfach vor, ich konnte aber
nicht ermitteln, welche das Original ist. Der Kopf Christi ist weder formal schön, noch
sehr künstlerisch behandelt und spricht eher gegen, als für die Autorschaft Flötners
an der Medaille auf Stabius. Dagegen ist das Bild des Papstes eine zwar keines-
wegs erfreuliche aber tüchtige Arbeit, bei der die schlaffe Muskulatur frei und sicher
mit einer gewissen Größe der Formen dargestellt ist. Die Ausführung ist nicht sehr
sorgfältig und das Herausholen der letzten Einzelheiten, das die Arbeiten charak-
terisiert, welche wir vorläufig unter dem Namen Matthes Gebeis zusammenfassen,
ist vermieden. Eine Verwandtschaft mit der Medaille auf Stabius ist vorhanden.
Sie gestattet die Annahme einer gleichen Autorschaft beider Medaillen, aber sie
zwingt nicht zu ihr.
Ziehen wir weitere Arbeiten Flötners heran, so kommen zunächst die Plaketten
in Betracht, welche seinen Reliefstil in seiner reinsten Ausbildung zeigen. Nur be-
dingt der kleine Maßstab dieser Reliefs, daß sie keine unmittelbaren Analogien zu
der Medaille bieten, wohl aber ist eine allgemeine stilistische Verwandtschaft in
der flüssigen und sicheren Formgebung nicht zu verkennen. Ähnliche Kopftypen
treffen wir in der Reihe des Könige und in der der Planeten, wo namentlich die
kräftigen Augenbögen und die tiefliegenden Augen älinlich gebildet sind. Und dann
vergleiche man den Bart des Königs Heriwon in den Illustrationen zimi Ursprung
und Herkommen der zwölf ersten alten König und Fürsten Deutscher Nation von
Burekart Waldis.
Zugegeben, die Medaille sei von Flötner, so erhebt sich die weitere Frage, wie
kam er dazu, eine Denkmünze auf den gekrönten Dichter zu machen. Daß er ihn
persönlich gekannt und nach dem Leben dargestellt habe, ist nicht wahrscheinlich;
das Bild hat auch gar nicht den Charakter eines realistischen Porträts. Dagegen
ist die Annahme, daß es nach einer Vorlage von Albrecht Dürer gemacht sei,
nicht abzuweisen. Dürer, der vom Jahre 1512 an Beziehungen zu Stabius hatte,
hat dessen schönen Kopf mehrfach in seine Gemälde aufgenommen; wir finden
ihn auf dem Allerheiligenbild, auf dem Bild Karls des Großen, er war auch auf einem
verschollenen Bilde des Tods Mariae, das Dürer 1518 für den Bischof Georg Slat-
konia von Wien gemalt hatte, dargestellt. Zu Anfang des Jahres 1522 war Stabius
gestorben, im Laufe dieses Jahres kam Flötner nach Nürnberg und mag die Me-
daille auf Anregung und nach einer Zeichnung Dürers als Gedächtnismünze auf den
befreundeten Humanisten ausgeführt haben.
Was ich hier vorgebracht habe, ist eine ziemlich unwissenschaftliche Häufung
von Annahmen, denen weder für sich, noch in ihrer Vereinigung volle Beweiskraft
innewohnt. Es ist ein Versuch zur Bestimmung eines bedeutenden Kunstwerkes.
Mögen ihn andere weiter begründen oder widerlegen.
DIE PILGERREISE DES JOHANN VON BODMAN.
Nacli der Karlsruliei' Handschrift vcr(")ffentliclit von Dv. Alfons Scinltr, Karlsnilie
T^zV Pilgerreise des Johann von Bodvian ist zuerst erzvähnt bei Sencken-
berg ijöo Corp. itir. gcrui., Vorrede XXIX. Später macht ivieder Mone
im Anzeiger für Kunde der teiitschen Vorzeit IV Sp. 2'jja aiif dieselbe aiif-
vierksani. Die Karlsruher Hs. scheint ilnn noch unbekannt gezvesen zu sein,
da er sich dabei auf Scnckenberg beruft. Dann führt sie zvieder Tobler in
seiner Bibliographia geograph. Palaest. an. Beide Hss. verzeichnet Röhricht,
Bibl. geograph. Palaest. S. go.
Vorliegende Pilgerreise ist von der Abfalirt von Venedig bis zvieder zur
Rückkehr nach Venedig beschrieben. Sie ging der dalmatischen Küste oitlang
über Candia zunächst nach Alexandria ttnd Kairo (in den Hss. Babilon ge-
nannt), zvo den Pilgern ztierst die Wunder des Orients entgegentraten. Von
Ägypten ging es an das Rote Meer iDid ajif den Berg Si^iai. Endlich kamen
die Pilger nach Palästina. Den Mittelpunkt bildet naturgemäß Jerusalem,
zvo die denkzvürdigen Stätten besucht zverden, ebenso die der Umgegend; atich
Vüird ein Abstecher an den Jordan gemacht. Weiter zogen die Pilger über
Sichem an das galiläische Meer tind nach Damascus. Von Beirut aus zvurde
die Heimfahrt angetreten.
Über die zveiteren Lebensumstände der beiden Pilger gibt uns die Be-
schreibung ihrer Reise keinen Aufschluß. Auch die übrigen Quellen fließen
nur spärlich. Schzvierigkciten bietet schon die Feststellung der Person des
Johann von Bodvian, da in jener Zeit drei Herren von Bodman auftreten,
die diesen Vornamen führen und die Pilgerreise in keiner Urkunde erzvähnt
zvird. Doch handelt es sich hier zvohl tun den, der in mehreren Urkunden,
zuerst ijgi, der Landfahrer oder Landstürzer genannt zvird^). hi den Stamm-
tafeln des Joh. Leop. Preih. von Bodman zvird dieser Landfahrer in l 'ber-
einstimmtuig mit v. d. Becke-Klüchtzner als Sohn eines Johann von Bodman
verzeichnet, der ij^J eine Teihmg des Bodmanschen Grundbesitzes vornalim.
Nach v.d. Becke-Klüchtzner ist unser Johann von Bodman im Jahre ijjö oder
135J geboren; er hätte demnach die Pilgerreise im Alter von 20 Jahren unter-
nommen '^). Im Jahre 1 3"jS, also bald nach der Rückkehr von der Pilgerreise,
verlobte er sich mit Anna von Königsegg. König Wenzel verpfändet ihm
1) Es ist niclit ausijesclilnssen, d;iß er diesen Beinamen eben in Hinsiclit am' seine
Palästinareise erliielt. Eine Ciironik aus derselben Gegend verwendet Landfahrer direkt in der
Bedeutung von Pilger: Oheim, Chronik von Reichenau (ed. Brandi) 35, 14: Disem bild wird
von treffenlichen lütten vi! nachgesagt und von landfarern gesucht (vgl. DWb. VI).
2) Wenn wir der Angabe der Karlsruher Hs. folgen; nach der Gießener Hs. wäre er
25 Jahre alt gewesen (vgl. unten).
128 DIE PILGERREISE DES JOHANN VON BODMAN.
1384 die St. Gallener Reichssteuer und durch Quittungen ist belegt, daß er
sie in den Jahren 13S5 — 13S8 eingenommen hat. Im Jahre 13SC) teilt sein
Vater seine Güter unter ihn und seinen Bruder Johann Conrad, zvobei unser
Johann von Bodman halb Bodman, den Mooshof und halb Wahhvies e^'hält,
in Gemeinschaft mit seinem Bruder das Dorf Wahlwies, Burg Möggingen
mit der Mühle, einen Teil des Mindelsees und die Weiher daselbst^). Im
Jahre i3go kauft der Landfahrer Burg und Stadt Klingnau. Nach einer
Aujzeichnung aus dem Anfang des 18. Jahrliundejis ist er am 13. Oktober
13g 3 gestorben.
Der Begleiter des Johann von Bodman, Diethelm Schilter, entstammt
einem alten Konstanzer Patriziergeschlecht. Nähere Nachrichten über ihn
fehlen. Doch ist er wohl identisch mit einem Diethalm Schilter, der im Jahre
i3go als Mitsiegler einer Urkunde genannt wird {Freiburg. Diözcs. Arch.
II 100).
Die Pilgerreise ist tins, wie schon oben envähnt, in zzvei Hss. über-
liefert. In der Karlsruher Hs. K St. Georgen LXXI, der sog. Bodmanschen
Sainmelhandschrift, ujnfaßt die Beschi'eibung der Reise Bl. loga — ii8b.
Nach einer Angabe a?f Bl. loga ist dieser Teil 146^ geschrieben. Die
beiden vorausgehenden Blätter loj ujid 108 haben kleineres Format; auf
loya sind von einer Hand des 18. Jahrhunderts die Hauptorte von Aurach
nach Jerusalem verzeichnet'^).
Bis auf einige Schreibfehler scheint K dem Original ziemlich nahe zu
stehen, zveshalb auch der Abdruck dieser Hs. folgt. Nach Notizen auf der
Innenseite des Deckels ist sie in Bodman geschrieben zvorden. Oben auf der
vordem Innenseite des Deckels steht: Item her Konrat der Koblar vf vnnser
frowen berg wil dis buch verschank (das weitere unklar). Hinten, rechts
unten: deo gradeust der genant hans fcherer zu Bodmann jergen fcliererf fun
het die gefchrifd gcfchriben zu Bodinann vnd hab ef in iiii wochen gelernet.
Auch die Mundart der Hs. zveist auf dieses Gebiet. Die Diphthongierung
von iu, ü, i ist noch nicht eingetreten. So schreibt K immer lüte (Leute), hnser
(Häuser); mil S. 130. 131, rieh S. 132, fin S. 134. 13g, finer S. 138, wifet (leitet)
S. 1 34, ijfnin (eisenen)S. 134, bij (bei) S. 134. 136, riten S. 134, wib S. 134, witt
S. 134, Hb S. 135, pin S. 13'j. 138. 13g, glich S. 13g uszv. — Das ti liegt z. B.
vor in uffe? (aus der) S. 131, buch (Bauch) S. 133, tuben (Tauben) S. 131, sul
(Säule) S. 131. 140, vermurot (vermauert) S. 131. 141, tufend S. 131. 134, hus
S. 13'J . 13g. 140 usw. — Für ä erscheint au, eine Erscheinung, die heute aller-
dings in dieser Gegend nicht mehr vorkommt (vgl. Fischer, Geogr. d. schwäb.
Ma.) Doch begegnet im 14.I13. Jahrhundert au für d auch in nicht schwä-
bischen Texten (vgl. Kaufmann, Geschichte der schwäb. Mundart 48). Oheims
Chronik von Reiclienau, die demselben Gebiet angehört und nur zvenig später
3) Bodman, Stammtafeln Tafel II.
4) Bl. 85 '^ — 95'' derselben Hs. enthält die Beschreibung einer andern, 1457 unter-
nommenen Pilgerreise, die aber lediglich in einer Aufzählung der hl. Stätten in Jerusalem
besteht.
VON DR. A. SEMLER. 129
entstanden ist, hat häjifig an für dy. — A' scJircibt an z. ß. S. ijy. tj8,
aiis fassj, ablaiis (Äblass) S. ijy. ijS ii. ö., aul (Aal) S. ijj, j^ant (gclit) S. 14.1 ,
kaut {hat) S. 130. 132. 133, claufter S. 135, laut (läßt) S. 140, maul (Mal)
S. 13'j, nauch (nah) S. 138. 140. 143, ftaut (steht) S. 134. 133. 141, zvaiirend
(waren) S. 133. 136. 13'j. u. ö.
Die Giessener Hs., Nr. gg2, hier kurz mit G bezeichnet, stammt aus
der Senckenbergischcn Sammhing. Nach Angabe RöJirichts befand sie sich
früher in Ulm. Die Beschreibung der Pilgerreise umfaßt Bl. ^9* — 5J*. —
Sie stellt sich gegenüber K als Atiszug dar und ist infolge des setz wesentlich
kürzer. Sie weist nirgends einen Abschnitt auf, sondern ist von Anfang bis
zu Ende durchgeschiieben. Persönliche Remineszenzen fehlen in G fast ganz.
Auffallend ist auch, daß die Vergleiche mit Konstanzer Örtlichkeiten bis auf
einen ganz allgemein gehaltetten weggelassen sind. Es läßt dies wohl den
Schluß zu, daß die Hs. an einem Orte entstand, wo man keine genauere
Kenntnis von Konstanz voraussetzen durfte, also jedenfalls nicht in Bodman. —
Auch die Zeit der Pilgerreise gibt G anders als K; nach G pilgerien die
beiden im Jahre 1381.
Die Hs. weist eine Reihe oft sinnentstellender Hör- U7id Flüchtigkeits-
fehler auf. Es seien hier nur einige wenige zusammengestellt :
S. 3 Babilonia G 30^ Babi vmg
S. 6 jettweder 30°- je weder
S. 6 in den fiben hungern järn 30'^ jn dem sibn hundert jaren
S. 13 da das holcz zu ainem steg 31^ da daz zu ainl fteg
S. 16 von marmelftain 32^ marmelfchainij .
Die Hs. 7nuß zwischen 1382 und 1400 geschrieben sein. Denn nach
Angabe dieses Hs. nahm die Pilgerreise erst 1382 ihr Ende, sie kamt des-
halb unmöglich vor diesem Termin geschrieben sein. Im Jahre 1400 zvar sie
nach Ausweis des ersten Blattes bereits im Besitze eines Ulrich Walther.
Dia Eigennamen sind in der Hs. regellos, bald groß, bald klein geschrieben. Der
Herausgeber hat sie einheitlich groß geschrieben.
Vom Herausgeber hinzugefügte, nicht handschriftlich überlieferte Wörter oder einzelne
Buchstaben sind in [ ] Klammern gesetzt.
( ) handschriftlich überlieferte, vom Herausgeber getilgte Worte.
Die Hs. verwendet zahlreiche Abkürzungen, die im Druck durchweg aufgelöst sind. So
wird mm, nn in der Regel durch m, n mit übergesetzten Strich bezeichnet ; auch em, en
wird oft durch e, bezw. m, n mit übergesetztem Strich wiedergegeben. Sehr häufig ist die
Bezeichnung des r, besonders nach r, durch einen Haken. — Orthographische Eigentümlich-
keiten der Hs. wurden in der Regel beseitigt. Das vokalische j wurde durch i ersetzt und der
Gebrauch von u und v in moderner Weise geregelt. — Als einziges Interpunktionszeichen ist
in der Hs. / verwendet. Die andern Zeichen sind vom Herausgeber eingesetzt.
5) Z. B. S. 4 laussen (lassen), S. 6. 16. 21 haut (hat), S. 32. 33- 93- 121. ablaus, S. 1I4
brauchet (Brachmonat), S. 114 schlauffhus (Schlafhaus), S. 131 grauf (Graf).
Mitteiluntren aus dem Germanischen Nationalmuseiini 1910. 9
130 DIE PILGERREISE DES JOHANN VON BODMAN.
Assit beata Maria virgo virginum 1464.
Dis farit zu dem hailigen wirdigen grab unsers lieben herren Jhesii Christi zu Jj-ierusalem
und zu der hailigen junckfrnwen Sant Katherinen berg liaut gtan und vollbraclit der
edel und strengt) her Johanns von Bödmen, ritter und mit im junckher Dietthelm
Schütter und hand diß nachgeschribne lender und geggninen^) da si ennott^) mers
hin komen sind gesehen und erfarn handz verschriben gegeben/der glich uff dem
mer/
Von der geburtt Christi unsers lieben herren als man zaltt tusend drü hundertt und
sehsundsibenczig jär uff unser lieben frowen tag zu mittem ougsten*) als denn scliiedent
wir von Venedic/und kamend von erst in ain land haijsett Ysterrich^) dar inn siezend
winden/
Nu fürbas fürend wir für ain land das haijsett Schlaffemijen^). Daz ist der von
Venedic/dar nach fürend wir für ain insel haijsett Schlifflanij'). Die selb insel ist
der gransen^) von Schliff lanij/
Von Madier land.
Nu fürbas fürend wir zu ainer insel und ainer vast schönen statt haijst Madin ")
und litt ain halb im mer/do wir fürbas fürend de sahend wir ain vast grosse statt
litt euch ain halb im mer haijsett Coreon^°) und litt och in Madiner land. Die selb
statt ist der von Venedic/in dem selben land ist gancz kriegscher geloub^^) über al
und ist ain schon land/
Von Candia land.
Dar nach kament wir gen Candia. Das ist ain vast schon insel und ist wol siben
hundertt mil lang und haijst ouch die recht hopt statt in dem selben land ouch Candia
und ist ouch die recht hab^^) in dem mer und ist ouch Venediger/da selbs ist ouch
kriegscher geloub/doch so sind vil kilchen und clöster da selbs die unsern cristen-
lichen glouben hand und haltend und wonend von Venedic da selbs vil mit hus/
von Venedic uncz gen Candia ist drü hundertt mil/
1) streng eigentl. 'stark, tapfer' ist in dieser Bedeutung zur ehrenden Bezeichnung für vor-
nehme Herren geworden.
2) gegne, alem. gegni, Nebenform zu Gegend. Mhd. gegene.
3) ennot 'jenseits'.
4) Maria Himmelfahrt am 15. August.
5) Istrien.
6) G. Schlomenij 'Slavonien'.
7) Cephalonia.
8) Schiffschnabel. Das Wort kommt nur im Oberdeutschen vor. Heute außer Gebrauch.
9) Modon, das alte Methone. Die Hs. weist hier einen Schreibfehler auf.
10) Corone.
11) Gemeint ist die griechisch-katholische Kirche.
12) hab, zu dem Verb haben gehörig, bezeichnet zunächst einen Ort zum Halten, Bergen.
Bis ins 17- Jahrb., wo das Wort Hafen allgemeiner wird, wird es für den Halteplatz der Schiffe
gebraucht.
VON DR. A. SEMLER. 131
Von dem castel ZitigJ')
Nu füiixis fürend wir zu aiiicMii schinieii castel liaijsott Ziiii;-. Das litt huiklerlt
uiul zwainczii;" mil von Candia und daz selb scIkhi castel ist onch Venediger (von)
[und] ist da selbs ouch kriegscher geloub und da selbs sind ouch Venediger mit uns
und unsers glouben/
Von Alexandrija land/
Nu furo als wir dannen fürend do fürend wir gen Alexandria in das land und kamen t
zu ainer vast mächtigen statt haijsett Alexandria und daz ist die recht hab in Egipten
land/daz selb land und die statt daz ist des küngs Soldanns von Babiloniea/^'')Nü als
wir erst in daz selb land fürend do kamend haijden usser der statt Alexandria zu
uns in ainem clainen schifflin und erfürend von uns was uff unser galee kam/
Süllichs si do schribent an zwaij briefflin und bundent es zwain tuben an under
ir fligel und liessend die an stett fliegen gen Babelonia zu küng Soldans hoff/daz
si kund tättend daz gest an dem land wärend. Von dem selben Alexandria ist gen
Babilonia zwaij hundertt mil so ist von Candia gen Alexandria fünft hundertt und
zwainczig mil/
Von der wirdigen junekfrowen S.Katherina^^).
In der selben statt Alexandria ward die hailig wirdig junckfrow/S. Katherin ge-
martrott und wist man uns die sul dar an si gegaijslott ward und den kercker dar
inn si gefangen lag/und als man ir daz hopt ab schlug do laitt man ir daz hopt in
ain loch des kerchkers und woltend es dar inn vermurot han; do kund daz niemand
geton/do kament die hailigen engel und namend iren hailigen lichnam und daz hopt
und fürtend das alles zu obrost uff den berg Sinaij / Nu ist jecz ain mann closter
undna an dem berg da ist jecz inn ain appt und zwölff münch. Da selb sahent wir
Sant Katherinen libhäfftig in ainem sarchk ligen den man uns von unser gebett
wegen uff schlos/
Es ist ouch da selbs gemartrott worden ainer Sant Johanns, welcher Sant Johanns
aber der sig sait man uns nit kuntlichen/Ouch ist da selbs gemartrott worden
Sant Marcus der haijlig ewangelista /und die hailigen zehen tusend
ritter/
In der selben statt Alexandria ist vast vil volks und ungeschaffen lütt und ist wol
in der selben statt daz vierden tail moren/
Do wir von Alexandria schiedent do sassend wir uff ain wasser haijset Nilus. Daz
ist der vier wasser ains die von dem paradis gand und da wir an fürend (daz) [da]
selbs haijsett es die guldin insel zu tütsche und da selbs wahsett vil zucker und gute
13) Es liegt wohl ein Schreibfehler vor: wahrscheinlich ist Cerigo gemeint. Dann wäre
aber dieser Abschnitt vor den über Candia zu stellen, da nicht anzunehmen ist, daß die Pilger von
Candia nochmals nach Cerigo zurück segelten.
14) Kairo.
15) Die hl. Katherina von Alexandrien. Ihr Fest wird am 25- November begangen. Sie
ist eine der gefeiertsten Heiligen und zählt zur Gruppe der 14 Nothelfer. Im ll. oder 12. Jahrh.
hatte sich ein eigner Ritterorden zum Schutz ihrer Reliquien und der zu ihnen wallfahrenden
Pilger gebildet. Ihr Martyrium fällt in den Beginn des 4. Jahrb., doch lassen sich Spuren ihrer
Verehrung erst vom 9. Jahrh. an nachweisen.
9*
132 DIE PILGERREISE DES JOHANN VON BODMAN.
fruchtt inne/das selb wasser Nikis ist ,e:ar fisch rieh und ligend vil schöner huser
und dörffer dar inne/Von des selben wassers und flusses wegen haut daz .^ancz land
Egipten alle sine gnügsami^''), wann es in dem selben land nit regnott und ist daz
wasser von Alexandria gen Babilonia wol zwaij hundertt mil/
Von den lüsigen ^') lüten/
Es siezend euch an dem selben wasser Nilus vil der lüsigen lütt daz sind die lüt die unser
lieben frowen der wirdigen müter und magtt Maria und irem kind Christo Jhesuherberg
versaitend als Josepp und Maria fluhend den grimen wütrich Herodem in Egipten
land/umb daz selbig versagen band die selben lüt und ir nachkomen den fluch also
daz si nü vier wochen an ainer statt wandlen und sin sollend/und wen si das über
sehend so ässend si die lüß. Dar von ligend si über jar zu veld under bösen hütlin
und ziehend hin und her/uff dem veld und all vier wochen müsend si sich anderswa
mit irn hüttlin nider schlahen/
Von Babilonia.
Uff sontag nach Sant Gallen tag kament wir gen Babilonia. Da selbs sicztt der
küng Soldann/die selben statt schecztt man zwainczig mill lang und braitt/und
ist ain lustbare wol erbuwen statt und sind vast vil lütt dar inne/wir sahend och
nebend der statt Babilonia die casten die küng Phaaron buwtt in den siben hungern
järn von des throms^^) wegen den im Josef fp erschain^^). Der selben casten sind
drij und sind die zwen jettweder zwölff hundertt arm lang so ist der dritt minder
und sind hoch an zu sehend als berg und sind obnan spiczig/
Von dem hus unser lieben frowen.
Als wir in die statt Babilonia kament do wurdent wir gewist in daz hus da unser
lielie frow mit unserm herren Christo Jhesu in siner hailigen kinthait siben jär inn was
als si in Egipten land floh und da ist ain gwelb under der erd da ist jecz ain altar
gemacht. Sust ist es glich als es do was und ist ain kilch obnan dar uff gemachtt.
Der selben kilchen pflegent cristen von Centurio vast loblichen/
Von dem küng von Armenia.
Wir warend da selbs och bij dem küng von Armenia*"); der was küng So[l]dans ge-
fangen. Der selb küng saitt uns von unser lieben frowen und von ainem irm bild.
Daz selb bild ist in ainer kilchen zu ainem frowen closter in der statt Babilonia.
Daz selb bild hett vil grosser zaichen getan und do dät daz sahend wir/sonderlich
16) 'Genüge, Fülle'. Alte Abstraktbildung auf i von Adjektiven.
17) Eigentlich 'mit Läusen besetzt', in übertragener Bedeutung 'schäbig, lumpig', hier
nichtswürdig.
18) Traum. Die Lautform trom auch in der Zimmer. Chron. II 12, 13- Nach Fischer,
Geogr. d. schwäb. Ma. gilt trom vor allem im Bodenseegebiet.
19) G. erschied 'deutete.'
20) Der König von Armenien ist Leo VI. Er wurde auf einem Feldzug des Emirs Aschek-
temur nach Gilizien in einer Feste belagert, mußte sich ergeben und wurde gefangen nach Kairo
gebracht, wo ihn wiederholt Pilger besuchten (vgl. Weil, Geschichte d. Chalifen IV 524).
VON DR. A. SEMLER. 133
SO hett unser liebe frow bij*^) drij monaten ain vast ,c:roß zaichen c^etan an ainer
haideschen frowen diesi in irn nöten an rüfft als uns der selb kün.ij: von Arnienia sailt/
Von dem baisam brunnen.
Wir sahend ouch den bruinien von des selben flusses der baisam wahsett/in dem
selben brunnen wusch unser liebe frow Christum Jhesum und ohsen sind da die ziehend
den selben brunnen uff in den ,c;arten dar inn der baisam wahsett und wenn an dem
samstag zu vesper zitt wirft so ziehend die ohsen nit mcr biß an den sonntag zu vesper
zitt und der si dar umb übel hett ^-). Diß saitend uns cristen und haiden die der
selben ohsen pflagend/
Fürer so waurend wir in dem garten da der baisam inn wahsett. Er wahsett uff
stüdlin sind kom anderthalb ein lang und band ciain sinwel^'"') loub/nach der
gestalt als jung clew blatt/den baisam sahend wir gewinen und gewonnent inn ouch
und brachtend inn mit uns her gen Costencz. Der selb gartt litt von der statt
Babilonia wol ain halb tütsche mill/
Von des Soldans helfant^^).
Der selb küng Soldann von Babilonia der hett ainen helffant den ließ man uns sehen.
Der ist swarcz und haut gar wenig här an dem buch und ist wol anderthalbs gadems
hoch und dunckt uns nit dazer zwaijger claffter lang wer/Sin lib ist wol als groß umb
sich als ain zwaij füdrig -^) win fass als uns dunckt/und haut ainen grossen halss der
ist wol (der ist wol) zwaijer spann lang und haut ain hopt in der maß als ain sömig ^^)
winfass/und ist wol zwaijer schüch braitt zwüschent den ougen und haut zwaij (iren
gefiertt nach der gestaltt als ain fledermuß fligel und die wol ainer langen ein lang
und braitt sind/und träft die örn hinder sich geschlagen und ist dar mit gar gerürig ")
daz er im da mit den fliegen werft. Hr haut ouch claine schwarcze ougen. Er haut
ouch ainen Schnabel der ist wol aines ziligen^s) clauffters lang. Der ist bij dem hopt
in der gröse als aines grossen mannes bain obnen ist und ist je minder je minder
biß hin für und hett vornan an dem schnabel zwaij naßh'icher dar in zühett er wasser
wenn er trincken wil und büt daz uß dem schnabel in den mund und hett zu siner
grosse nit zu vil munds und was er ijsset daz nimpt er in den schnabel und windt
den umb zu dem mund und ist mit dem schnabel als gerürig als ain aul -*). Er haut
bain die sind als gross daz ain lange ein schnür nit mocht dar umb gan. Er hetl fünft
kurcz clauwem an jedem füs und ist im der füss sinwel. Er haut ainen schwancz
wol als ain ohs auch mit kurczem här/Er hett ouch zwen groß zen die waurent im
21) bij bedeutet zeitlich 'während, binnen.'
22) Es fehlen einige Worte. G. schreibt: der sje dar umb töty sye zügen doch nit nie biz
an den mentas;.
23) sinwel 'rund, walzenförmig'.
24) Elephant.
25) füdrig 'ein Fuder fassend'. Fuder bedeutet eigentlich Wagenlast, wird dann auch
als Flüssigkeitsmaß gebraucht (ungefähr lOüu 1).
26) zu Saum 'Last'. Derselbe Bedeutungswandel wie bei Fuder.
27) für rürig 'beweglich, rege'.
28) zilig 'mittelmäßig, klein'. S. Lexer. A\hd. Wb. III 1114 und Schmeller, Bair. Wb.=^!I 1114.
29) Aal.
134 DIE PILGERREISE DES JOHANN VON BODMAN.
ab gesegelt und giengent im dennocht bij dem schnabel uff wol ainer einen
lang her für. Er hett ain lügig groß stimm. Er hett ain gelaich ^°) in dem
bug^^) und ain glaich me denn ain spann ob dem füs und hett niena knüw doch so
lett er sich wenn er wil und ist so wol gezogen: wenn die knecht die sin pflegend
wend^^) so laitt er sich nider und sicztt denn ainer obnan uff inn und staut denn
wider uff so wiset inn der uff im siczett mit ainem spiczigen ijsnen hauglinn^^) wa
er hin wil. Den selben haglin schlechtt er im vorna in daz hoptt/und wenn er mit
dem hopt über sich griffet so langet er wol ainen raisspies^*) lang in die hohe/diß
sahent wir als samet in der statt zu Babilonia da man uns den helfantt sehen Hess.
Von küng Soldans wiben.
Uns saitt der gross tüttschelmann^^) zu Babilonia daz küng Soldan in dem castell
zu Babilonia bij im hab sibenhundertt wib die im alle warten müsend und hab ain
jedliche ainen knecht der ir warttot/und den selben knechten ist allen uß geschniten/
Er saitt uns ouch von gar grosser herschafft die er hab besonder wenn er ritt daz
er denn mit im hab riten fünffczig tusend mann jung und altt/dero rilend vil uff
eseln doch die wähen^") all uff pferden und diß ist nü so er mit falchen uff daz veld
wil riten/
Von küng Soldans cost/
Er saitt uns ouch von siner grossen cost der er alle tag in sinem hoff zu spis bedurft/
An flaisch drijsig tusend rottet ^) flaisch da bij mag man vol verstau was ander
cost dar zu gehörtt/Er saitt uns noch vil mer grosser stuck daz mag war sin oder
nit/Er sait uns ouch daz der küng Soldann alle tag müste haben umb schüsslan/
haben hundertt joisant daz tut anderthalb hundertt guldin=^^)/Er saitt uns ouch
umb daz wir wistend daz grosß volck in der statt sig. Es sigent fünfczig tusend
kemlin^^) in der statt Babilonia die nit anders fügend denn das si wasser in die statt
trägen on ander kemlin die ander ding tragend/
Küng Soldans castell wiben und rätten.
Wir sahend ouch küng Soldans castell da sine wüt und rält uff wonent. Das litt
in der statt Babilonia, das ist wol als witt als die statt zu Costancz on die vorstet
und ist von grossen schönen husern wol erbuwen/
30) Gelenk.
31) Obergelenk des Armes oder Beines; besonders von Tieren gebraucht.
32) wollen.
33) hauglin neben haglin 'Häcklein.'
34) Spieß, der von Reisigen, Reitern getragen wird; verschieden von dem Spieß der Lands-
knechte.
35) Dragoman, türkischer Dolmetscher. Bei Luther kommt Deutelmeister vor.
36) Schmid, Schwab. Wörterb. 513 verzeichnet ein Adj. wäh 'gut, schön, mit schmucken
Kleidern', das am Bodensee und in der Schweiz vorkonmit. Lexer, Mhd. Wb. 111 641 waehe 'glän-
zend, sciiön'. Hier handelt es sich um das entsprechende Substantiv.
37) Ein früher in Italien gebrauchtes Gewicht, doch sehr verschieden je nach der Stadt.
Es schwankt zwischen 450 und 900 gr.
38) Die Stelle ist unklar. G. schreibt hier: Er set uns daz der küng müst hän umb schüslan
anderthalb tusent guldin.
39) Zu Keniel 'Kamel'. Kemel ist mhd., kommt aber im Obd. noch im 16. Jahrh. vor.
VON DR. A. SEMLEK. 135
Kung Soldans tempel/
Ouchsosind in der selben statt Babilonia vil gar groser tempel die in ircr abgött erge-
buwen sind dar an gar vil grosser cost an litt und der ist ettlichs wo! als witt als der
niünster zu Costencz viere sind und noch witer/
Sant Barberen kilch da selbs.
Man wist uns ouch ain kilchen da selbs zu Babilonia haijst Sant Barberen kilch und
zaigtt uns dar inn iren lichnäm als si sprachent. Die selben kilchen hand inn die
cristen von Centurie.
Von dem tier gerraff.
Wir sahend ouch in der statt Babilonia ain tier haijst geraff. Daz ist ouch des Sol-
dans. Daz tier hett ain hopt nach der gestalt als ain hirss und ist im ain hörnlin
zwüschent den ougen und hett zwaij kurcze hörnlin uff dem hopt recht als ain hirss
dem die hörn erst uff schiesend on zingben^V^nd hett ainen hübschen schmalen
hals wol ains clauffters lang und ist im der lib kurcz und wol als gross umb sich als
ain ross und ist vordnan vast höher denn hindnan und sind im die bain wol als hoch
daz ain jeglich man wol under im hin gan mag on biegen/und hett zu siner gröse
ainen kurczen schwancz mit ainem schwarczen wädelin*^)/undsind im die bain wol
als gross als ainem ross und hett gespalten füss nach der gestaltt als ain hirss und
hett ain gestrichen hutt nach der gestalt und varb als ain hirss und ist die hutt von
dem hoptt uncz an die bain gegättratt^^) und doch nit geviertt. Ettlich wend *^)
mit drij orten*'*) ettlich mit vier orten, ettlich mit fünften oder mit sechsen/und hett
niena buch denn je daz gäterloch*^) das ander machot und ist der gätter daz har
als wiß und wol in der braite als ain finger/und sind im die bain von den knüwen
hin ab gancz wiß und hett ain uffrecht brüst under dem hals /und langt mit dem
hopt über ainen langen raißspies hoch und wenn es mit dem hopt an die erd wil
langen so muß es sich vornan gar witt zergritten*^) von der hölien wegen die es hett/
Die recht vartt zu Sant Katherinen.
In der statt Babilonia namend wir unser cost und trincken und was zu uns gehortt
und ritend uff kämlin uff die slrauß gen Sant Katlierinen und sclüedeiit usser der
statt Babilonia an aller hailigen tag und kament in die w^üste die da haist die wüst
Babilonia und da ist weder böm noch gräß, nüt denn ain rechte wüste und vindtt
man dehain wasser denn bij drij oder vier tagwaiden'*') so vindt man denn erst wasser
und daz ist nit vast gut/
Ouch so wünend in der selben wüste ettlich der lüsigen lüt under bösen hüttlin als
vor geschriben staut war umb si müsend also zu veld ligen/
40) Zinken.
41) Verkleinerungsform zu wedel.
42) Mit einem gatter versehen uder gatterartig geformt.
43) wenden 'sicii wenden, aufhören, zurückkehren'. Le.xer, niiid. Wb. 111 760.
44) ort 'Spitze'.
45) Gätter ist Nebenform zu Gatter.
46) Auseinanderspreitzen.
47) tagwaide die an einem Tag zurückgelegte Wegstrecke, Tagreise.
136 DIE PILGERREISE DES JOHANN VON BODMAN.
Das ist ouch die wüste da das Israhels volck mit Moijsi durch zoch als geschriben
staut von dem Israhelschen volck/
Wir saheud ouch in der selben wüste zwen strussen die waurend wild. Die selben
strussen die waurend vil und vil grösser denn ander zam strussen.
Von dem Roten Mer.
Usser der selben wüste kamend wir an daz Rot Mer. Daz ist daz mer da Moijses mit
dem volck von Israhel durch zoch da bij zügend wir piß an den dritten tag e (und)
wir käment zu der hailigen junckfrowen Sant Katherinen.
Von der lieben und hailigen junckfrowen Sant Katherinen.
An dem drijzehenden tag nach dem als wir von Babilonia warend geschaiden do kament
wir gen Sant Katherinen zu dem closter da Sant Katherin jecz libhätftig litt/da
wisett man uns irs hailigen lichnams ain tail und ir hailig hoptt/in der selben kilchen
ist ain cappel, in der cappel ist die statt da Moijses den boschen'*^) sach brinnen
und unser lieber herr zu im sprach hailig ist die statt da du staust und daz selb
closter band kriegsch münch inn und haijsend Colonier und litt unda an dem berg
Sinaij/
Von Moijses berg Sinaij.
An Sant Katherinen tag giengent wir uff bald berg Sinaij die man nempt montes
Sinaij und des ersten giengent wir uff Moijses berg der da haijst mons Sinaij. Da
ist an dem berg ain cappel in Elias ere gemachtt und ain cappel obnan an
dem berg in unser lieben frowen ere gemacht. Da wonnet niemand und zu obrost
uff dem berg da ist die hailig statt da got Moijsi die zehen gebott gab und da
ist ain hübsche cappel gebuwen/und uff dem berg ist ain loch und die statt da
Moijses unsern herren got sach in siner gothaitt und ersc[h]rack Moijses und waich
hinder sich an den velsen. Do waich der vels mit im also braitt als er was das in dem
velsen als er hinder sich waich noch ain loch ist/die stett alle sampt sahend wir mit
unsern ougen^^).
Von S. Katherinen berg Sinaij.
Von dannen kament wir uff den andern berg monten Sinaij genempt. Daz ist der
berg da die hailigen engel Sant Katherinen von Alexandria uff trügend und iren
hailigen Hb tott dar uff laitend und der ist gar ain hoher scharppfer berg und ist kain
buw dar uff/und nit \erv unda an dem berg sichtt man die statt und das tal Elim
da die zwölff brunnen und die zwen und sibenczig balmen sind/von dannen giengend
wir wider zu dem closter/
Von der wüste die man nempt Arabea.
An Sant Andres tag zugend wir von Sant Katherinen und zugend durch die wüste
Arabea bis an den vier zehendesten tag. Da ist ouch nüczit^'') denn ain rühin^^)
48) Obd. Form für Busch.
49) Von späterer Hand an den Rand geschrieben: o Majestas splendidißma. Miserere
Jude Ernesti inquam. Lector. preces funde roganti.
50) nichts.
51) ruehe Nebenfoim zu rüch 'mit Haaren bewachsen, zottig, rauh'.
VON DR. A. SEMLER. 137
wüstin biß uff ain tüttsche iiiil gen Gasarra. Daz ist gar ain schöne statt und sicztt
der küng von Arabea da mit hus/In derselben statt ist daz gemür daz Sanison mit
siner stercke nider brach.
Von Rama da die kindlin gemartrot wurdent/
Dannan ritend wir in zwain tagen uff eseln gen Rama. Daz ist ain gar schöne statt
und ist die statt da die unschuldigen kindelindes ersten gemartrot wurdent von
Herodesen dem wütrichen/
Wir waurend ouch da selbs an der statt da Sant Jögrius ^^) gemartrot und getött
ward und da ist gar ain schön closter und kilch gewesen und ist aber jecz verwiest ^^)
und von der selben statt Rama zugend wir in zwain tagen in die hailigen statt Jhe-
rusalem/
Von der wirdigen und hailigen statt Jherusalem.
An Sant Thomas tag kament wir gen Jherusalem und kament des ersten uff den berg
Sijon und in das hus da unser her Christus Jhesus an dem grassen donstag^*)mit sinen
lieben jungern aus^^) daz nach maul und inen da sinen hailigen zarten fronlichnam
ij:ab. Da ist jecz ain capell und in der selben capell da ist ablaus und Vergebung von
pin und von schuld/
In der selben capell ist ouch die statt da unser herr Christus Jhesus sinen lieben jungem
ir füss wusch und an der selben statt ist och ablass und Vergebung von pin und von
schuld. Die selben capell und daz hus band inn die barfüssen Sant Francisscus orden/
Obnan uff der cappel in dem selben hus da ist die statt da unser herr Christus Jhesus
sine hailige liebe jungern an dem Pfingst tag erlücht mit dem hailigen gaist als do
ouch unser liebe frow bij inn was. Da ist och ablaus und Vergebung von pin und
von schuld/
In dem selben hus ist ouch ain clains cäppelin. Da ist die statt da unser herr Christus
Jhesus nach siner urstendi-^**) sinen lieben jungern erschain und im Sant Thoman
in sin hailigen wunden graiff/da ist och ablaus und Vergebung von pin und von schuld/
Glich vor der selben cappel da ist die statt da unser liebe frow die rain wirdig magt
Maria gewonlich ir gebett volbrachtt/und da selbs ist ablaus siben jär und siben
karinen^^)
Nauch da bij ist die statt da Sant Mathias der hailig zwölfbott zu ainem zwölffboten
erweltt ward. Da ist ablaus siben jär und siben karinen/
Nauch da,bij da ist die statt da die zartt wirdig müter und magtt Maria ir hailig end
nam und starb/da ist ablas siben jar siben karinen und (juch dar zu gancz Vergebung
von pin und von schuld.
Gar nauch da bij da ist die statt da Sanctus Johannes ew^angelista und zwölffbott
unser lieben frowen die ersten mess hett^^)/
52) Der hl. Georg.
53) verwüstet.
54) grüner Donnerstag.
55) ass.
56) Auferstehung. mhJ. urstende, gehört zu dem Zeitwort erstän.
57) Ablaß von sieben Jahren und sieben Quadragenen; eine Quadragene ist ein Zeitraum
von -4 0 Tagen.
58) Von späterer Hand an den Rand geschrieben: En Haeretice obstinate!
138 DIE PILGERREISE DES JOHANN VON BODMAN.
Von Annas hus.
Nauch da bij ist Annas hus da unser lieber herr Christus Jhesus in siner gefangnüss
des ersten in gefürtt ward und da sin Sant Peter verlougnett und da ist ain cappell
gemacht die band inn die cristen von Centurio/
Der alter stain^^) in der selben cappel der ist der stain der unserm herren Christo
Jhesu über sin balliges grab gelaitt ward nach siner begrebtt und da ist ablaus und
Vergebung von pin und von schuld.
Nauch da bij ist die statt da Sant Steffan begraben ward. An der selben statt da
ist ablaus siben jar und siben karinen/
Nauch da bijist die statt da unser herr Christus Jhesus unser lieben frowen und sinen
lieben jungern bredigot, da ist ablaus siben jär und siben karinen/
Dise vorgeschribne stett sind all vor der kilchen vor Annas hus und ist ain jegliche
statt mit guten stainen uß geczaichnott und uß geschaiden/
in der cappel ist die statt da küng David den psaltter macht und sind och die greber
Davidis und Salomonis. Ablaus siben jär und siben karinen.
Nauch da bij ist die statt da die bösen Juden die zarten junckfrowen und magt Maria
mißhandlotend und schultend und umb zugend dar von si lam wurdent. Da ist
a]3laus siben jar und siben karinen/
Glich da bij ist die statt da man daz wasser warmdt da mit unser herr Christus Jhesus
sinen lieben jungern ir füss wusch. Ablaus siben jar siben karinen.
Dar bij gar nach da ist die statt da man daz lämli beraitt daz unser herr Christus
Jhesus mit sinen lieben jungern aus. Ablaus siben jar siben karinen.
Von dem erkoufften acker.
Dar nach wist man uns den acker der umb dreijsig pfening gekouflt ward. Das warend
die dreijsig pfening dar umb Judas unsern lieben herren Christum Jhesum verkoufft
und hin gab und da ist nü ain hühn^") dar in man cristen lüt begrebtt. Da selbs ist
ablaus und Vergebung von pin und von schuld/
Von dem tal Josaffat.
Dar nach do wist man uns an ain rinend wasser in dem tal Josaflat das da glich ist
under der statt. Da selbs hies unser herr Christus Jhesus den blinden sich waschen da
von er gesehend ward/Ablaus siben jär siben karinen/
Ysaijas zur segot ward/
Darnach do wist man uns die statt da Ysaijas der hailig prophelt mit ainer hülczinen
segancz*^^) zu segot ward. Das ist ouch in demselben tal und da ist ablaus siben jar
und siben karinen/
Dar nach wist man uns die statt an dem wasser da die rain junckfrow Maria unserm
heren die windlan wüsch/Ablaus siben jar siben karinen/
59) Altarstein.
60) hülin, Abstraktum zu hohl. Schon Alul. huli 'Huhle'.
6i) Obd. Nebenform zu Sense.
VON DR. A. SEMLER. 139
Von den hölinen am tal Josaffat/
Dar nach wist man uns die hölin an dem tal Josaffat da Sant Jacob der hailig zwölff-
bott die drij tag von das unser her erstarb biß daz er erstund inne was on essen und
on trincken biß daz im unser lieber her erschain. Da ist ain cappel und sind vil
hülinen dar bij dar inn die hailigen nach unsers herren uffart wunotend und in der
cappel Sant Jacobs ist ablaus und Vergebung von pin und schuld/
in dem selben tal Josaffatt ist die statt da der hailig Sant Steffan verstaingot ward/
da ist ablaus und Vergebung von pin und von schuld/
Da bij ist der bach und daz wasser da das holcz zu ainem steg über gelegtt und daz
hailig crücz dar uß gemacht ward. Ablaus siben jar siben karien.
Von der kilchen unser lieben frowen.
Nach da bij ist ain kilch under der erd. In die selben kilchen ward unser liebe frow
die zart jungfrow Maria begraben. Da ist ablaus und Vergebung von pin und von
schuld.
Glich dar bij ist die statt da die zartt junckfrow Maria zu himel für und da selbs
ist ouch ablaus und Vergebung von pin und von schuld/
Ob der selben kilchen ist die statt da die wirdig magt Maria Sant Thoman iren gürtel
ließ Valien an ir hailigen himel fartt und da ist ouch ablaus und Vergebung von pin
und von schuld.
Von dem Ölberg.
Nach bij der kilchen da ist der berg olineti, daz ist der Ölberg. Da ist die statt da
unser herr Christus Jhesus sinen himelschen vatter anbettot mit blüttigem schwais.
Da ist ablaus und Vergebung von pin und von schuld/
Bij sehs schritten da von da ist die statt da unser herr zu dem andern mal bettot
do inn der engel trost und der stain da der engel uff stünnd. Da ist ouch ablaus
und Vergebung von pin und von schuld/
Nach da bij ist die statt da er zu dem driten mal bettott und da ist ouch ablaus und
Vergebung von pin und von schuld und dise drij stett die sind mit ainem gewelb über
Zügen/
Nit verr dar da von da ist die statt da unser lieber herr Christus Jhesus Sant Petern, Sant
Johannsen und Sant Jacoben hies (si) sin baiten*'-) und er do wider an sin gebett
gieng. Da ist ablaus siben jar siben karrinen/und von der statt da unser lieber herr
Christus Jhesus bettot uncz an die statt da sin die junger wartotend ist wol als verr
als ainer mit ainem stain gewerffen mag. Uff dem selben weg ist och ablaus siben
jar und siben karinen/
Glich nach dar bij ist die statt da unser lieber herr Christus Jhesus gevangen ward
und da selbs ist ouch ablaus und Vergebung von pin und von schuld/
Dar bij ist ouch die statt da Sant Peter dem Juden Malcho sin or ab schlug und unser
lieber herr Jhesus Christus im daz in sinergevangnüsste wider an sacztt. Da ist ablaus
siben jär und siben karrinen/
62) warten.
140 DIE PILGERREISE DES JOHANN VON BODMAN.
Als Christus Jhesus gebunden wartt gefürtt.
Dannan fürtend die Juden Christum Jesum den btrg uff gen der statt Jherusalem und
fürtend inn zu ainem thor in an der statt haijst die guldin portt. Die selb portt ist
jecz vermurott. Da ist ablaus und Vergebung von pin und schuld/
Caijfas hus.
Nu dar nach do wist man uns Caijfas hus. Das band haijden inn und da ist] ablaus
siben jär und siben karinen. Das ist ouch das hus da unser liebe frow die junckfrow
Maria inn geborn ward/
Pilautus hus.
Dar nach an der selben straus wist man uns Pilautus hus dar inne unser lieber herr
Christus Jhesus gegaijslott, gekröntt und verurtailt ward. Das band och haijden inn
und ist ablaus und Vergebung von pin und schuld/
Herodes hus.
Dar nach wist man uns Herodes hus; das band ouch die haijden inn. Da ist ablaus
siben jär und siben karinen/man wist uns da selb daz hus da unser liebe frow die
junckfrow Maria zu schul ging und in die hüser laut man nit cristen lütt gan dann
die haijden si besiezend/
An der selben straus trüg unser lieber herr Christus Jhesus daz hailig crücz und wist
man uns die statt da die Juden Simonem den armen mann zwungent daz er unserm
herren hulff daz crücz tragen. Da ist ablaus siben jar und siben karinen.
Nauch da bij da ist die statt da im die junckfrow Maria unser liebe frow unserm herren
engegen kam under ougen do er das hailig crücz trüg und da selbs ist ablaus siben
jär und siben karrinen/
Glich da bij wist man uns die statt da sich unser herr umb kartt under dem crücz
und zu den frowen sprach: ir tochtran von Sijon wainend nit über mich wainend
über uch selben und üwere kind/
Vor dem tempel unverr wist man uns die statt und ainen stain. An der selben statt
viel unser lieber herr Christus Jhesus under dem crücz nider uff sin hailige knüw und
da ist ablaus und Vergebung von pin und von schuld/
Nu als wir den weg den unser lieber herr Christus Jhesus daz hailig crücz hab getragen
sahend/do schacztend wir den selben weg in der verre als zu Costencz von dem nüwen
ärgker an der Rinbrugk si biß für Sant Steffann zu Costencz und ist daz gen dem
berg gewesen.
Von dem münster zu Jerusalem daz Helena niachtt und daz man den Tempel
nämpt.
Diß münster und der tempel ist gefirmiertt und ewigklich bestätt wer cristen und
toufft ist so bald der erst über die swel des tempels tritt so ist da ablaus und Ver-
gebung von pin und von schuld.
Von der sul Christi Jhesu.
In dem tempel do fürtt man uns des ersten in ain cappel. Dar ''in ist ain stuck der
balligen sul da s wol anderthalb ein lang ist und wol vergättrott doch daz man es
VON DR. A. SEMLER. 141
wol mit der band ni:m,' berüren und i>l ,i;lich K^incz und >iiu\cl uLs des {Ags do unser
lieber lierr Cliristus Jbesus dar an se.^aijslolt ward. Abiaus und Vergebung ist von
pin und von scbuld.
Vom versuchen des hailigen erüczes.
En mitten in der selben cappel da ist die statt da man daz liailiu ctücz und der Schacher
crücz uff die totten laitt/do man im zwiffel was welches daz haili.e: crücz was. Als
denn stündent an der selben statt toten uff und wurdent lebendig uff die daz hailis
wär*^^) froncrücz^'*) gelaitt was worden. Da von sich an der selben statt befand
welches daz recht fron crücz wer. Abiaus und Vergebung von pin und von schuld/
Von dannan wist man uns die statt da unser lieber herr Christus Jhesus hin gelaitt
ward biß das daz crücz recht gemachot ward und die selbe statt haist der kärckergotz.
Da ist ablaus siben jar und siben karinen/
Da selbs wist man uns die statt da unsers herren Jhesum Christum claijder verlossend
v/urdent von den rittern. Ablaus siben jar und siben karinen.
Dar nach wist man uns die statt da Sant Helena daz hailig wirdig crücz sucht und
da ir Sessel ist und ir altär und da selbs ist ablaus siben jär und siben karrinen.
Dar nach wist man uns den stain da unser lieber herr Christus Jhesus uff gecröntt ward
und der selb stain ist in ainen altar vermurott mit underschaid daz man inn umb
und umb wol mag sehen und an rüren. Da ist ablaus siben jar und siben karrien/
Die statt da daz hailig crücz funden ward/
Dar nach wist man uns die statt da das hailig fron crücz funden ward. Daz ist under
der erd und ist von dem münster zwo Stegen ab wol drijsig Staffel da fand Sant Helena
daz hailig fron crücz. Die selb Helena die was ain kaijserin von Kriechen. D:i ist
ablaus und Vergebung von pin und von schuld/
Da daz hailig crücz ward gerichtt/
Dar nach wist man uns locum calvarium; daz ist da daz hailig crücz uff gerichtt
ward mit unserm herren und da stund/Das ist so hoch daz ain steg von dem tempel
hin uff gaut wol bij fünffzehen staffeln und die statt ist in die cappelen gefangen
und staut daz loch da daz hailig crücz inn stund noch in dem selben velssen und
in den stain gaut och ain spaltt den man imer sehen mag wann er gar gross lang und
Witt ist/und da der Schacher crücz stündent da stand jecz zwen altär und an der statt
da daz hailig crücz stund da selbs ist ablaus und Vergebung von pin und von schuld/
In der selben cappel wist man uns die stett da unser liebe frow und Sant Johanns
stündent do unser herr Christus Jhesus si baide ainandren bevalch. Daz ist von dem
crücz gewesen wol zehen schritt (w)[v]err. Ablaus siben jar siben karinen.
Dar nach wist man uns ain cappel die staut under calvarium locum. Die selben
cappel band die Kriechen inn und ist da selbs ablaus siben jar und siben karrinen/
Unverr dar von wist man uns den stain da unser herr Christus Jhesus uff gesalbot ward.
Der selb stain ist ain schwarczer marmelstain und ist in daz erttrich der kilchen
gelausen und vermurott daz man inn doch sichtt. Da ist ablaus und Vergebung von
pin und von schuld/
63) 'wahr, wahrhaft'. Vgl. Lexer, Mhd. \Vb. III 6S9.
64) Kreuz des Herrn (vgl. Fronleichnam).
142 DIE PILGERREISE DES JOHANN VON BODMAN.
Von dem hailigen grab/
Dar nach wist man uns da das haili^; grab ist/das selb grab ist in ainer gewelbten
cappelen. Die staut vor dem chor in dem münster und ist gar ain schleclit"-'^) werck
und gaut kain venster dar in und die recht cappel da daz hailig grab inn ist die ist
glich gefiertt als lang und als witt als daz hailig grab. Daz ist wol als lang/als ain
langer man gecläfftron'^*') mag und ist hoch erhaben und so braitt daz es glich die cap-
pelen halben über sich nimpt und ist die cappel so hoch daz ain langer man an die
himelcz''') raigott und ist die cappel und der esterrich*'^) ittel •^^) marmolstaini der glich
der tempel über al. Da ist ablaus und Vergebung von pin und von schuld/
Dar nach wist man uns die statt da die Juden under dem crücz unsern lieben herren
Christum Jhesum fragotend wa er wäre, als do unser herr Christus Jhesus sprach ich stan
en mitten in der weltt. Die statt ist in dem chor und ist von der statt biß zu dem
hailigen grab als verr als von der statt zu dem fron althar. Ablaus siben jär und siben
karrinen/
So ist dem glich vor der cappel von der des ersten in dem tempel geschriben staut/dü
statt da unser herr Christus Jhesus nach siner urstendi Santt Maria Magdalena erschain
in ains garttners wiß und da ist ablaus siben jär und siben karrinen und von der
selben statt uncz zu dem hailigen grab ist wol zwainczig schritt/
Ouch so ist von der statt da das hailig crücz stund uncz in daz hailig grab wol uff
achtzig schritt und des hailigen grabs pflegend die barfüsen und der selben sind all
weg^'^) zwen in dem tempel/
Es ist ouch ain cappell glich hünan an dem hailigen grab. Die cappell die hand inn die
cristen von Centurio. Es ist ouch gewon daz alweg zwen von Indea us priester
Johanns land^^) in dem tempel sond sin daz ir dehainer mag her usser komen die
haijden lausend inn denn herusser die die Schlüssel hand ussnan zu dem tempel.
Wann ouch ir ainer her usser gaut oder erstirbtt so hand si die gewonhait daz der
selben cristen ain ander in gaut/
Von dem Ölberg zu Jerusalem/
An dem Ölberg wist man uns die statt da unser liebe frow die junckfrow Maria ge-
wonlichen rüwot wann si täglich nach unsers herren uffartt uff denberg gieng betten.
Da ist ablaus siben jär und siben karrinen.
Dar nach wist man uns die statt uff dem Ölberg da unser herr Christus Jhesus daz
hailig wirdig pater noster machtt und es sine liebe junger hies betten. Da ist
ablaus siben jär und siben karrinen.
Dar nach wist man uns die statt da die hailigen zwölf f boten die zwölf f stuck des
hailigen gloubens machtend und da ist och ablaus siben jär und siben karrinen/
65) schlecht 'schHclit, einfach.'
66) claftern 'mit ausgespannten Armen messen.' DWb. V 905.
67) himelczgleichbed. mit himel; es bezeichnet hier die Decke einer Kirche. (DWb. IV2, 1341).
68) gepflasterter Fußboden; im Rhein- und Donautal heimisch.
69) rein, unverfälscht.
70) eigentl. 'den ganzen Weg, die ganze Zeit', dann 'immer'. Vgl. engl, always.
71) Priester Johann bezeichnete im Mittelalter den Negus von Abessinien. Priester Johanns
land: Abessinien.
VON DR. A. SEMLER. 143
Nouch da bij ist die statt da unser liebe l'row mit den lieben jun,i;ern iinsers herren
redtt das sie vest an dem i^lnuben wärend nach unsers herren urstendi und da ist
ain cappel in der er unser lieben fnnven der junckfrow Maria und da ist alilaus silien
jar und siben karr inen/
Nauch dar ob da ist ain grosse kilch und staut zu obrost uff dem beri;. in der selben
kilchen en mitten statt ain cappel, ist hoch gewelbtt und en mitten dar inn ist die
statt da unser lierr Christus Jhesus zu himel für und ist unsers herren füsstapfen nocli
nü ainer da/der ander tritt ist mit dem stain sament her uff getragen und litt hinder
der cappel an der murr/und ist ablaus siben jär und siben karrinen/
Dar nach wist man uns die statt da der enge! unser lieben frowen den balmen braclitt
und ir kund tätt daz si sterben sollt. Ablaus siben jar siben karrinen/
Dar nach wist man uns die statt uff dem berg die da heijst Galilea. Daz ist da unser
lieber herr Christus Jhesus sinen hailigen zwölff boten an dem hailigen oustertag er-
schain und da ist ablaus und Vergebung von pin und von schuld/
Man wist uns ouch die statt uff dem berg da unser herr Christus Jhesus an dem hailigen
Balm tag von dem jungen essel uff den alten sass und daz ist nach da die junger den
glouben machtond. Da ist ablaus siben jar und siben karrinen/
Zwüschend Jherusalem und Betthlahem wist man uns die statt da die haiigen drij
küng Caspar, Balthasar und Melchior den Sternen wider sahend wan si inn zu Jherusalem
verlorn bettend und ist von Jherusalem biß gen Betthlahem wol ain tütsche mil/
An dem Ölberg wist man uns die stat da unser lieber herr Christus Jhesus Jherusalem
an sach und wainott und sprach : Jherusalem, Jherusalem und da ist ablaus siben jär
und siben karrinen/
Von Bettlahem.
Zu Bettlahem ist gar ain schön münster und nebent dem chor wist man uns die statt
da der stern von den hailigen drij küngen in den brunnen gieng und glich da bij wist
man uns die statt da ain schlang usser der murr gieng und die mur wol uff vier ein
braitt und zwaijer eleu lang verbrandt daz si schwarcz ward/und beschach daz dar
umb der küng Soldan von Babilonia wolt daz selb münster zu Bettlahem han zer-
brochen wan es ital von marmelstain ist/und wolt die stain gen Babilonia gefürtt
lian do geschach dazzaichen an der kilch mur. Do daz selbig zaichen die wercklüt
sahend die das murwerck brachend/do saitend si es dem küng Soldan; do lies der
küng die selben kilchen (lausen) stan und brach si nit mer/
Da unser herr geborn ward.
Es ist ain gewelb under dem chor in dem selben münster da ist die statt da unser
lieber herr Christus Jhesus geboren ward von der rainen wirdigen junckfrowen Maria.
Ob der selben statt ist ain altar gemacht mit unterschaid daz man die statt wol ge-
sehen mag und suchen als ob der altar nit da wer wann der altar ist offen. Da ist
ablaus und Vergebung von pin und schuld.
Von der kripp Christi.
Bij zehen schritten da von da ist die statt und die kripp da unser herr Christus Jhesus
in gelaitt ward für daz rind und ainen esel und da ist ablaus und Vergebung von pin
und von schuld/
144 DIE PILGERREISE DES JOHANN VON BODMAN.
Zu liindrosi in dein ^ewelb isi die sunt da der bom stund der uff die iiacln als unser
herr (diristus .Ihesus geboren wolt werden diirrwas und ufl die zitt als er geboren ward
du bracht er frucht luid blust"-).
Von der besclinidung Christi.
Nebend dem thor ist ain altar da unser lierr Cdiristus Jhesus an dem ingenden jär uff
besclmiten wird nach der alten e. '^) und da selbs ist ablaus und Vergebung von pin
tmd von schuld/
Nebend der kilchen in dem cri'icz L;ani;' wist man uns die statt da Sanctus Jheroni-
mus lang zitt inn wiMinet und vil L;üier 1er da selb schraib und ander haili^^'en band
ouch da gewonot und sind di selbs uar claini kämerlin under der erd die niena lieclit
band und band türlin die sind als ciain daz aiiier uff allen vieren miil.! hin in schlief fen '^•').
Da ist ablaus siben jar und siben karrinen/
Von den unschuldigen kindelin^
Da bij wist man uns die statt da sehs himderti imd sehs und vlerczig tusend un-
schuldiger kindelin von ki'mg Merodes haijsen '•'') wurden! ertött und zu samen alle
in ain loch begraben und da selb ist ablaus siben jär und siben karrinen/
\on Bettlahem wo] ain halbe tütsche mil wist man uns die statt da der eiigel den hirten
verkunt daz unser herr Christus Jhesus geborn wer und da ist jecz ain kilch imd ist
ablaus siben jiir und ^iben karrinen/
Von dem Jordan.
Von Jerusalem ritend wir an den Jordan. Daz ist von Jherusalem wol fi'mff tütsch
mil und litt uff der rechten straus und an dem rechten weg gen Betania. Da ist das
castell und da erkickt "^) unser herr Lasern do im Saut .Maria .Magdalena und Sant
.Martha vil giitz tattend,/
Uff der fartt kameni wir gen Jerichix Daz ist ain statt da selbs wist man uns in Sant
Eustachius hus dar inn unser herr mit Sant Estachio aus und litt Jericho von dem
rotten mer wol ain lialb mil/
Dannan zugend wir an daz tott mer. Daz ist das mer dar inn Sodoma imd Gomorra
versunckend und dannan zugend wir an den hailigen Jordan luid da ist ablaus und
Vergebung von pin und von schuld/
Von dem hailigen Jordan zugend wir zu dem closter da Sant Johanns des töffers
rechte band ist. Des selben closters pflegent kriegsche mi'mch die haijsend Coloniner
und da ist gar grosser ablaus und ist wo] eine halbe ti'itsche mil von dem Jordan/
Von der wüste unsers herren.
Von dannan zugend wir in die wüste dar inn unser lieber herr Christus Jhesus vierczigtag
und nacht vastott und dar inn inn der tief fei versüchtt/daz ist uff ainem hohen berg.
72) 'Blüten'. Blust ist alemannisch.
73) Gesetz.
74) schlieffen 'schleifen, gleiten.' Das Wort ist heute ausgestorben.
75) Geheiß, Befehl.
76) erkicken ist ebd. Nebenform zu erquicken, das eigentl. 'lebendig machen' bedeutet.
Hier in ursprüngl. Bedeutung 'erwecken'.
VON DR, A. SEMLER. 145
Da ist ain loch dar inn er wonot. Da selbs ist jecz ain cappel und ist doch wüst '')
daz dehain cristen da wonnent mit statte'*^). Da ist ablaiis und ver.i^^ebuni: von pin
und von schuld/
An dem selben ber^ sind ^^ar vil hübscher löcher und clausa da die lieben hailij^en inn
Kewonnot band dar inn jecz haiden wonnenl/
Von der statt Napule.
Von Jherusalem uff der ainen siten zuj(end wir in zwain tasten in aine schöne statt
haijset Napule. Von dannen zu^end wir in drij tajren an das mer da Sant Peter und
Sant Ändras fischotend und nach dar bij entsprinj^tt der Jordan. Von dannen riiend
wir in zwain taji^en gen Damäsco/
Von Damäsco der statt.
Wir kament gen Damäsco und das ist gar ain inächtige schöne gros5:e statt und der
gröste richtum ist da selbs von koffmanschacz und söllichem gewerb der in der haijden-
schafft ist und schäcztt man die statt uff fünff mil lang/und ist an der statt mur ain
loch do floch Sant Pauls hin do man inn gefangen woltt han und als dick man das
selb loch vermurott als dick so veltt es wider dennen/daz schäcztt man für ain groß
zaichen und maindt man daz die statt von den cristen lüten zu dem loch hin in gewunnen
solle werden und da von so band die haijden ainen thurn nebend daz loch gemurott/der
hailig zwölf fbotl Paulus ward vor Damäsco der statt pekerrt/Damasco ist die beste
statt die küng Soldan jenertt hett on allain Babilonia/
Von Damäsco zugend wir zu unser lieben frowen da selbs bij Damäsco und haijset
Sardinale ist ain tagwaid von Damäsco. Da ist ain claine taffei da unser frowenbild
an gewesen ist/do mainent si die taffei wurd zu flaisch. Dit sahend wir. Die ist vast
öllfarb und gaut och sider all weg öl dar uß und tütt unser liebe frow vil zaichen und
gnad da/des Öls gitt man den bilgrin und wer si begerrott. Die kilchen und daz
bild band inn die cristen von Centurio/
Von der statt Pferijtt'«).
Von dannan zugend wir in vier tagen gen Pferijtt. Daz ist ain statt und ist des Soldans
von Babilonia und ist ain rechte hab an dem mer und das ist die statt bij der Sant
Jörius**'') bij ainem ress louff witt den wurm erstach. Da ist nü ain cappel da waurent
wir ouch und da her kament wir wider zu dem rechten mer gen Venedic zwölff tag
vor unser lieben frowentag der liechtmess in dem jar do man zalt von der geburtt
Christi unsers lieben herren tusend drühundertt sibenczig und im sibenden jar.
Deo gratias und sigend gebenedict die die
diß hailig wirdig stett mit ainem guten rüwen
irer sünd willeklich süchent.
Jeronimus
Memorare novissima tua et non peccabis in eternum,
Ambrosius
77) wüst, öde, hier unschön.
78) beständig.
79) Beirut.
80) G. sant Georg.
Mitteilunüen aus dem Germanischen Nationalmuseum 191O. 10
641 DIE PILGERREISE DES JOHANN VON BODMAN.
Nicliil Litilius nee melius est quam recordare memoriam passionis domini nostri Jhesu
Christi.
Dulcius est melle quam sentire carnem puelle
Melius est feile quam intrare jngnem jehenne'^^).
81) gehennae.
Inhaltsverzeichnis zum Jahrgang IQIO
der
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum.
Seite
Die V'erküridigung Maria im Germanischen Nationalmuseum. Ein Werk des Konrad
Witz. Von Dr. Walter Josephi. iMit 1 Tafel) 4
Handwerkssiegel im Germanischen Museum. Von Dr. Walter Stengel 15
Die Holzmöbel im Germanischen Museum (Schluß). Von Dr. Hans Stegmann. . 36
Beiträge zur Geschichte des Bildnisses ("Fortsetzung!. Von Dr. Gustav von Bezold.
(Mit 6 Tafeln 1 89
Zwei Stickerei-Reliquien des Mittelalters. Von Dr. Fritz Witte-Köln 117
Der Meister des Stabius. Von Dr. Gustav von Bezold 125
Die Pilgerreise des Johann von Bodman. Nach der Karlsruher Handschrift veröffent-
licht von Dr. Alfons Sem 1er- Karlsruhe 127
Herausgegeben vom Direktorium des Germanischen Nationalmuscums.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. Theodor Hampe
U. E. SEBALD. Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei, Mürnberg.
läl
AM
101
N84A5
1909-10
Nuremberg. Germanisches
NationaLnuseum
1909-10
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